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Landru
Gelehrter / Gelehrte
Beiträge: 402
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 02:16

#126

Beitrag: # 53753Beitrag Landru »

Im Nebelmoor - Schloss des Clans

Der Schneider hatte berichtet und Landru beschloss sich selbst um gewisse Dinge zu kümmern. Dem Kind ging es gut und erhielt sein Wort als er Islaf seine Tochter gab. Unter einer letzten Bedingung, er musste von ihm trinken. "Du wirst fort an mir gehören Schneider. Du wirst dem Clan dienen. Du wirst Auge und Ohr sein. Niemand nimmt dich wahr. Niemand schert sich um dich und das ist gut. Ich werde dich morgen und übermorgen noch mal aufsuchen. Du wirst nochmal trinken. Dafür steht deine Familie unter meinem Schutz. Ich werde für euch sorgen." Der Schneider hat es hingenommen. Der Schutz seiner Familie war ihm wichtig. Also trank er, auch wenn es etwas Überwindung kostete. Er entließ den Schneider wieder mit seinem Kind. Danach überlegte er und machte sich auf zum Felsendom wo er mit Lorena sprach.

Es wäre ein Unding, wenn ein Kind seiner Spezies ohne Wissen des Clans existierte und noch dazu 'wildert'. Man kann sagen was man will über Samoel, ob er Etohs Schosshund, Sklave oder Liebesdiener war, war ihm völlig egal. Fakt ist, er ist einer seiner Spezies. In welchem Rahmen genau und in was für eine 'Untergruppe' war ihm nicht wirklich klar. Aber egal was -, so waren seine Ziele völlig fern jeglicher Glaubenskriege. Ob weiß oder schwarz, in seinem Fall bluten alle beide gleich. Das Gespräch mit Lorena hatte ihm allerdings ein wenig nachdenklich gemacht. Die Gespräche mit Etoh lassen ihn von Samoel als Person im Moment nicht viel halten. Er wirkte wie ein Sklave und anbiedernd sich seinem Herrn unterwerfend, unwürdig den Kuss der Unsterblichkeit würdig zu tragen. Sowas hätte in den Reihen des Clans zur Vernichtung geführt, waren sie stolz und erhaben, wohl wissend um den Segen der ihnen geschenkt wurde. Natürlich kennt er Samoel nicht persönlich, dieser hatte sich ja auch gedrückt bei den vampirischen Herrschern des Landes vorstellig zu werden. Was also war Landrus Ziel? Man konnte spekulieren. War es das Image des Clans wahren, welches in seinen Augen durch Samoels devote Haltung gefährdet erschien? War es eine Position zu beziehen? War es Kurzweil? Man weiß es nicht. Wer weiß schon wie sich das entwickeln würde, würde dieses Kind des Blutes vor ihm stehen und mit ihm sprechen.

Ebenso weiß er nicht davon das Lorena im Grunde den weißen Priester, der durchaus zu Gast gewesen war, nun ins Moor geschickt hat. Es wird kein einfacher Weg, denn ihr Bündnis war nicht zu stande gekommen in dem Sinne. Etoh hätte viel Nutzen können, hätte Profitieren können, aber er war der Meinung andere Wege oder Möglichkeiten nutzen zu können. Nun ja, gut ist seine Entscheidung. Etoh hatte also keinen Freifahrtsschein das Moor einfach zu bereisen. Natürlich kann er das tun, er wird vermutlich Feststellen das dieses Moor seinen Namen aus guten Grund hatte. Es war nicht nur sehr neblig,ebenso war es hier stets Nacht, was wohl schlicht den Grund hatte, dass dieses Land von Wesen beansprucht wurde, die hauptsächlich Nachts unterwegs waren. Lichtzauber oder Bannungszauber kollidieren dann mit kombinierter Magie vom Clan Lasombra,Tremere und der Tzimisce des alten Landes, um dieses Land und ihre Bewohner zu schützen. Das dies nicht einfach so zu brechen war sollte auf der Hand liegen.

Möchte man mehr vom Moor erfahren, wird man von verschiedenen Leuten verschiedene Gerüchte hören. Durch den Nebel war es schwer einen sicheren Weg durch das Moor zu finden. Man sah den Boden kaum und wo der feste Pfad entlang führte. Dazu kommt das irgendwelche Wesen durch den Nebel schleichen, die wie Wächter fungierten. Irgendwo darin war das Schloss. Eine gewaltige Festung die über Jahre gewachsen war. Die wenigen die sich durch pures Glück dorthin verlaufen haben und unbeschadet am Burghof angekommen waren, waren abzählbar an einer Hand. Alles in allen hatte Lorena Etoh in eine sehr unbequeme Gegend geschickt und selbst seine Lichtmagie würde dort nur bedingt funktionieren, weil dort eben schon viel gegensätzliche Magie wirkte. Es war also spannend abzuwarten welche Vorbereitungen Etoh traf, wenn überhaupt und wie er diese Reise begehen will.

Landru selbst hatte vorerst keine weiteren Pläne. Noch nicht. Samoel war nach seinem Wissenstand noch immer im Kerker und damit außerhalb seiner Reichweite und sollte er je frei kommen, wird er sicher irgendwann davon erfahren - seis über den Schneider der was aufschnappt oder andere Kanäle. Dann konnte er sich immer noch darum kümmern und sich ein Bild von dem Sklaven des Priesters machen.
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Etoh
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#127

Beitrag: # 53759Beitrag Etoh »


Manchmal muss man Abbiegen um auf den richtigen Weg zu kommen


Chayna war mit Pi, in Begleitung von Sajin und Sharlyn auf dem Weg zum Berg der Lilie.
Themis und Sordica waren in eigenen Missionen unterwegs.
Samoel war in Gefangenschaft und Octavia hatte ebenfalls das Haus verlassen.
 
Das Haus war leer, die Gemeindehalle so gut wie verwaist.
Etoh packte ein paar Dinge zusammen von denen er dachte das sie ihm früher oder später nützlich sein konnten. Er wollte dem ersten Hinweis folgen, der ihn dem Gegenstand ein Stück näher bringen sollte, den er benötigte um Samoel freikaufen zu können.
 
Früh morgens verließ er sein Anwesen. Sein Weg führte ihn zum Tempel von Sturmkante, von dort aus über ein Portal direkt in den Portalraum der Gemeindehalle. Ohne noch einmal in die große Halle zu sehen, trat er durch ein anderes Portal, welches ihn zum Tempel nach Felsriff brachte. Die Portale ermöglichte es den Gläubigen, von jeden Tempel auf jeder Insel aus, die zum Königreich Goldmond gehörten, die Gemeindehalle zu erreichen; ohne eine lange Schiffsreise antreten zu müssen. Es mag wohl keinen geben der glücklicher über diese Art des Reisens war wie Etoh selbst. Er hasste es mit dem Schiff reisen zu müssen. Trotz dessen das er selbst die Heilkünste beherrschte, gegen seine Seekrankheit die ihn immer wieder überkam, konnte er nichts machen.
 
In Felsriff angekommen wechselte er noch ein paar Worte mit Kleriker Halosucher, ehe er seinen Weg zum Paladin im ersten Tempel der Kirche Artherks fort setzte. Noch auf dem Weg beschloss Etoh das es wohl an der Zeit wäre auch beim Paladin im Tempel ein Portal dauerhaft zu errichten.
 
Sir Beltigan begrüßte den Prediger herzlichst und konnte Etoh tatsächlich weiter helfen. Er erklärte dem Priester das ein solches Tigerauge ein durchaus mächtiger Fokus sein konnte. Doch würde ihn nur derjenige der im Einklang sowohl Intelligent wie auch Weise genug war, einsetzen können. Er selbst hatte die Möglichkeit einen solchen Fokus her zu stellen und zugleich auch die Möglichkeit ein jeden Fokus den er jeh geschaffen hatte genauestens zu Lokalisieren.
 
Mit Sicherheit wäre es ein einfacheres gewesen den gewünschten Gegenstand erneut zu produzieren. Jedoch existierte bereits ein sehr mächtiger Fokus der eben wissentlich oder unwissentlich derer Bewohner, sich in einem Schloss im Nebelmoor befinden würde.
 
In Anbetracht dessen welche Geschöpfe dort lebten und derzeit wissentlich oder unwissentlich im Besitz dieses einmaligen Fokus waren, war es für den Paladin verwunderlich das eine Dame die im Glauben an ''den Chaotischen'' war, davon wusste.
Vampire waren der Kirche Artherk nicht fremd. Jedoch unterhielt man, wie die Folger des Chaotischen Gottes, in der Regel wenig bis keine Verbindungen zu ihnen. Bisweilen trat man diesen Geschöpfen auch mit einer gewissen Verachtung entgegen.
Zu wenig war dementsprechend von ihrem Landstrich welchen sie selbst beanspruchten bekannt, mit der Ausnahme das die Sonne dort niemals scheinen würde.
 
Eine gewisse Erleichterung wollte sich in Etoh breit machen, als er diese Informationen bekam. Er Unterhielt bereits einen gewissen Kontakt zu Landru, wenn gleich er die Hilfe des Tzimiscen bei der Suche nach Samoel ausgeschlagen hatte. Er wollte dem Vampir nichts Schuldig sein. Zudem wollte er es vermeiden das Landru vor ihm selbst den Kontakt zu Samoel hatte. Einst waren er und Samoel sich einig das es wohl besser wäre keine zu große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Doch die Zeiten hatten sich gewandelt. Erforderten neue Wege. Seine Offenbarung Landrus gegenüber glich einem Verrat an dem Freund. Darum war es Etoh auch so wichtig eben diesen noch vor den Vampiren selbst zu finden.
Zugleich bestand auch schon ein gewisser Handel zwischen ihnen, welchen Etoh derzeit auch noch immer säumig war. Er hatte ihn nicht vergessen und würde sich an die Vereinbarungen auch halten. Zu gegebener Zeit. Wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Wenn die ebenfalls Verschwundene wieder greifbar war.
 
Etoh stand vor einer erneuten Entscheidung. Würde er sich nun doch an Landru wenden wollen, dürfte er nicht mit leeren Händen da stehen.
Es gab für ihn durchaus noch einen anderen Weg ins Moor, außer blindlings verschlungenen Pfaden zu folgen. Mit Sicherheit mochte auch dieser nicht einfacher sein. Doch wo Verzweiflung und Hoffnung aufeinander treffen, mögen manche Wege so unorthodox sie auch sein mögen, jene sein die einen den meisten Erfolg versprachen.
 
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
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Der Fuchs
Bauer / Bäuerin
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Registriert: Sa 14. Mai 2022, 21:11

#128

Beitrag: # 53762Beitrag Der Fuchs »

Ebenfalls in Lichthafen

Menschen trieben sich alleweil in der Stadt herum. Ob nun bei Tag oder Nacht. Auch die Geschäfte Kadirs ruhten nie. Aufträge, Wünsche und auch Zufälle richteten sich nach keiner Tageszeit. 

Viel war es nicht, was er bereits über das Verschwinden Freyas wusste. Dass aber die weiße Kirche oder deren Anhänger nichts damit zu tun hatten, das konnte er mittlerweile garantieren. Nirgendwo war nur ein Wort darüber gefallen, kein Brüsten mit dieser Tat oder ein Pergament, mit einer Einforderung von Gold für ihre sichere Rückkehr. Selbst in den Tavernen der Inseln sprach keiner davon, nicht einmal jene, die zu tief in ihr Bierglas geschaut hatten. Natürlich musste er trotzdem aufmerksam bleiben, dass aber plötzlich dahingehend neue Informationen aufkamen, das glaubte er nicht.

Aber es war nicht diese Feststellung allein, weshalb er nach Lichthafen gekommen war. Das wären schließlich nahezu leere Hände und diese zeigte er niemals vor. Der Zungenlose, von dem er der Priesterin schon wesentlich früher berichtet hatte, war einem seiner Diebe über den Weg gelaufen. Jener war so geistesgegenwärtig gewesen, sich ihn zu schnappen und in eines der Häuser Kadirs zu bringen. Das Gewölbe war schließlich nur geladenen Gästen vorbehalten. Für Verdächtige, Gesuchte oder zur Erfüllung seiner Aufträge dienliche hatte er andere Räumlichkeiten. Der Zungenlose war mochte zwar stumm, aber eben nicht aber eben nicht schweigend sein. 
Was Kadir somit 
von diesem erfahren hatte? Das war es, weshalb er sich selbst von Sturmkante nach Lichthafen begab. Er mochte nicht mehr der Jüngste der Diebesgilde sein, doch genoss er es, dem alten Handwerk hier und da selbst nachzugehen und eben nicht nur die Pergamente auf seinem Tisch zu wälzen, das Gold zu zählen und an den richtigen Fäden zu ziehen, um seine Aufträge zu erfüllen. 

Aufmerksam sah er sich um und blickte kurz in ein jedes Gesicht, das an ihm vorüberging. Einige drehten verschämt den Kopf weg. Amüsiert lächelte Kadir über die Scham von Frauen und auch Männern. Dachten sie denn wirklich, er würde auf offener Straße einen jeden, den er kannte, einfach grüßen? Sie alle betraten seine Gewölbe als Fremde. Während sie seine Gäste waren oder in der Gilde einen Auftrag hinterließen, waren sie seine Geschäftspartner. Sobald sich aber die Tür hinter ihnen wieder schloss, wurden sie wieder zu Fremden für ihn. Alles andere wäre äußerst unprofessionell. 

Nicht alle Personen, die seinen Weg kreuzten, sagten ihm was. Auch nicht die junge Frau, die in der Begleitung eines ziemlich hübschen und äußerst gut gepflegten Pferdes war, das jedoch weder Sattel noch Zaumzeug trug. War er ehrlich mit sich selbst, so waren ihm all jene, die wirklich fremd für ihn waren, immer noch die Liebsten. Er mochte die Geheimnisse und verborgenen Gedanken der Menschen, denn das war ein Reiz, der ihm leider nicht mehr von vielen geboten wurde. 

Irgendwann erreichte er dann doch die Tore der Legion. Wenn er ein munteres Treiben auf dem Hof erwartet hatte, musste er an dieser Stelle enttäuscht werden. Ohne es aber zu bewerten, schritt er suchend über den Hof und wollte gerade seine Hand zum Klopfen an der Gildentür erheben, als diese aufgerissen wurde und ein junger Kerl herausstolperte und ihn fast umriss. "Tschuldigung." Murmelte dieser und sah zu dem Fuchs auf. 

Kadir betrachtete den Jüngling mit einem gewissen Maß an Erheiterung. Ziemlich ungestüm, was für ihn gar nicht so in das Bild der Gilde passen wollte. "Zunächst einmal, sei mir gegrüßt. Da du ja schon mal auf meinen Füßen stehst: Ich bin auf der Suche nach Tanuri." 

"Die is nicht da." Murmelte der Bursche ähnlich undeutlich wie bereits seine Entschuldigung. Belustigt zog der Fuchs seine rötliche Braue nach oben und war versucht, als Antwort "Nun, bei mir ist sie auch nicht." zu geben, als hinter ihm eine wesentlich ältere Dame erschien, die erbost nach dem Ohr des Burschen griff und ihn an diesem von Kadir wegzog. "Du Flegel! Schämst du dich nicht, so frech an der Tür zu sein?" Grob schubste Mila den Jungen die wenigen Stufen, die von der Türe in den Hof führten, hinab und funkelte ihm nach. "Sieh zu, dass du dich endlich ordentlich um die Tiere kümmerst! In der Küche will ich dich nicht mehr erwischen!" Dann schloss sie kurz ihre Augen, seufzte tief und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Besucher.

Es war nicht das erste Mal, dass sie Kadir sah. Häufiger war er bereits Gast in den Hallen gewesen, wenn auch immer nur, um Tanuri aufzusuchen. Und nie erregte er dabei großes Aufsehen. Warum er zu ihr kam?  Die Wenigen aus dem Gesinde, die ihn hin und wieder sahen, munkelten nur darüber. 


"Ich bitte vielmals um Verzeihung. Unser Personal ist in so einigen Bereichen nicht mehr das, was es einst war…." Sie versuchte ihren Missmut über die derzeitige Lage im Stall und innerhalb der Hausdiener mit einem Lächeln zu überspielen. "Allerdings hat er Recht: Die Priesterin ist nicht zugegen. Wenns wichtig ist, kommt herein. Ich bringe Euch in den warmen Aufenthaltsraum und sehe mich in der Gilde um, ob ich jemanden finden kann, der Euch vorerst weiterhilft." Mila trat einen Schritt zur Seite, deutete Kadir hereinzutreten und ihr zu folgen. 

Der Fuchs kannte die Gildenhallen. Unzählig waren seine Besuche hier gewesen und nicht über einen jeden war das Gesinde informiert. Er kannte sie, die versteckten Wege, die hinein- und auch wieder hinausführten. Heute aber war es ein offizieller Besuch mit wichtigen Informationen, weshalb es keine Notwendigkeit für ihn gab, sich in der Verborgenheit zu bewegen. 
Begleitet von Mila betrat er den Aufenthaltsraum, nickte ihr dankend zu, als sie ihm einen Krug aufgewärmten Wein und einen Becher zurecht stellte und eilig wieder verschwand, um vielleicht jemanden in der Legion zu finden, der nicht gerade ein Arbeiter aus dem Stall war und sich dem Gast angemessen annahm.

Kadir ließ währenddessen den Wein unberührt und trat stattdessen an eines der Fenster heran. Bequem lehnte er sich gegen das Fensterbrett und wartete geduldig ab, während er sich neugierig in dem Raum umsah. 

 
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Es ist nicht wichtig, wer das Spiel beginnt, sondern wer es beendet.
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Samoel
Bauer / Bäuerin
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Registriert: Mo 17. Jul 2023, 18:25

#129

Beitrag: # 53767Beitrag Samoel »

Unsanft war der Tritt den Lucy Samoel unter dem Tisch in die Seite versetzte, nur um ihn im nächsten Moment unter diesem an den Haaren hervor zu ziehen und vor die Türe des Gesellschaftsraumes. Noch im Flur herrschte sie ihn an das er sich gefälligst um seine Lady zu kümmern hatte. Nur mit einem einfachen bodenlangen Umhang gekleidet schickte sie ihn auf die Straße.
 
Halbnackt, eben nur mit diesem Umhang gekleidet fand sich Samoel kurz darauf auf der Straße wieder. Kurz überlegte er wo Cordula wohl hingelaufen sein konnte. Instinktiv lief er durch eben jene Gassen durch die sie zum Anwesen Eugenies gekommen waren. Vielleicht würde sich Cordula an diesen Weg erinnern und aus dem Vertrauten heraus folgen.
 
Es war selbst für ihn schon auf eine gewisse Art Unheimlich welche Gestalten sich des Nachts noch immer auf den Straßen herum drückten. Wie mochte es Cordula in dieser für sie fremden Stadt ergehen? Er hatte es versäumt sie darüber zu unterrichten was genau seine Tätigkeit in diesem Haus war. Er glaubte zu verstehen warum sie weg gelaufen war. Doch konnte er sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Er hatte sich bewusst dazu entschlossen sie mit auf seine Reise mit zu nehmen. Hatte sich dazu entschlossen ihr zu folgen.
 
Noch während sein suchender Blick jede noch so kleinste Ecke beobachtete, hörte er plötzlich einen spitzen Schrei und ihre angsterfüllte Stimme. Es sollte auch keinen Augenblick zu spät sein als Samoel die Scheune erreichte und auch schon in der Türe stand. Er konnte die beiden Kerle ausmachen welche dabei waren Cordula zu bedrängen.
Samoel sah rot und stürzte sich sogleich auf den ersten der beiden. Dabei nutze er den Überraschungsmoment, riss ihn den Kopf in den Nacken und riss ihn mit einem Biss die Kehle aus dem Hals. Der zweite wollte seinen Kumpel zu Hilfe eilen und schlug Samoel mit einem herumliegenden Brett über das Kreuz. Samoel ließ von seinem ersten Opfer ab um sich den zweiten Angreifer zu stellen. Nachdem sie eine Weile ringend über den Boden rollten, erhielt er irgendwann doch die Oberhand und verabschiedete auch den zweiten aus dem Leben.
 
Samoel hasste es jedes mal wenn er Leichen zurück lassen musste. War dies doch der Grund warum seines Gleichen bei der Bevölkerung nicht nur gefürchtet sondern auch gehasst war. Zu viele Opfer gab es in diesen Zusammenhängen immer wieder auf beiden Seiten. Es war 'Eine' Sache sich an den Lebenden zu bedienen, im besten Fall in beidseitigen Einvernehmen. Eine andere war es wenn diese ihr Leben dabei ließen. Auch wenn es in diesem Fall so etwas wie Notwehr gewesen ist. In Ermangelung einer Waffe blieb ihn jedoch nichts anderes übrig als seine Zähne als Waffe einzusetzen. Diese Spuren allein würden nicht nur die Legion auf ihre Spur bringen, sollten sie irgendwann ihr Verschwinden bemerken, nein, es würde auch andere Vampire auf ihn Aufmerksam machen. Samoel wusste das er nicht der einzige in diesen Landen war. Um genau zu sein wusste er sehr genau, dass er nicht einmal der Einzige in dieser Stadt war. Im Gegenteil er wusste ganz genau wer noch in dieser Stadt lebte. Dessen Schöpfungen würden ihn wohl eine Hilfe sein können, wenn es darum ging die Leichen verschwinden zu lassen.
 
Fürsorglich wendete er sich Cordula wieder zu. Versuchte mit beruhigenden Worten auf sie einzuwirken. Bat sie nicht wieder weg zu laufen, während er die Leichen entsorgen würde. Die junge Frau versprach es ihn und harrte geistesabwesend in der Scheune aus, während Samoel sich um die Beseitigung der Leichen kümmerte. Einen nach den anderen Schulterte er um ihn aus der Stadt raus zu schaffen.
Sturmkante war die Stadt die Etoh als sein Domizil gewählt hatte. Somit war es auch seine Stadt. Samoel kannte jede Gasse, jeden Winkel. Er wusste wie er ungesehen durch die Stadt und auch heraus oder rein kam.
Die Leichen lud er etwas außerhalb der Stadtmauer an einer bestimmten Stelle ab von der er wusste das sie ein versteckter Zugang zur Behausung jener Wesen war, die er selbst als die Wächter bezeichnete. Geschöpfe, gehauen aus Stein, durch tief wirkende Magie, wie ihr Schöpfer des Nachts zum Leben erweckt, würden ein solches Geschenk vor ihrer Türe mit Sicherheit nicht ablehnen.
 
Zurück zu Cordula galt es sich nun der Stunde der Wahrheiten zu stellen.
Es war an der Zeit neue Wege zu gehen. Noch in der Zelle in der Legion überkam ihn die Gewissheit das seine Tage bei dem weißen Priester gezählt waren. Viele Jahre waren die beiden Männern nun miteinander Verbunden gewesen. Hatten von einander Profitiert. Ein jeder auf seine Art und Weiße. Die Regeln waren stets klar definiert. Auch wenn er sich Etoh untergeordnet hatte, so tat er dies aus freien Willen. Er folgte ihn, in der Hoffnung seine eigene Menschlichkeit zurück gewinnen zu können. Er hatte auch das Gefühl auf einem guten Weg zu sein. Dafür hatte er sich sogar auf den Lichten Gott Artherk eingelassen. Das dieser ihn bei seinem eignen Opfer nicht errettet hatte, erkannte er als sein eigenes Versäumnis.
Auch wen sie beide in einer gewissen Abhängigkeit zueinander standen. Doch jeh länger Samoel von Etoh getrennt war und jeh länger er nicht von dessen Blut abhängig war, um so mehr festigt sich in ihm der Wunsch und der Wille einen neuen Abschnitt in seinem Leben zu beschreiten.
An und für sich wussten beide Männer das irgendwann dieser Tag kommen konnte.
 
Madame Eugenie, ihr Haus, die Damen dort. Sie waren eine gute Zuflucht - ein Versteck. Für ihn war es weniger Lustgewinn als ein notwendiges Übel um den aufkommenden Durst ungehindert stillen zu können. Niemand in diesem Haus wusste wer er war, wo er her kam und am allerwenigsten wussten sie von seiner Art. Im Allgemeinen wollte es dort auch niemand so genau wissen.
 
Cordula war in keinster Weiße eingeplant gewesen. Dennoch war sie es die Samoel einen neuen und vor allem interessanten Lebensabschnitt versprach.
Sie war eine Unbekannte. Ein einfaches Mädchen mit einem großen Herzen. Er glaubte nicht daran das sie allein aus Pflichtbewusstsein oder Einfältigkeit zu ihm gekommen war. Sie hatte keine Angst vor ihm, wie sie ihm versicherte. Sie nahm ihn an wie er war, hatte keine Vorurteile, keine Abscheu in den Augen wenn sie ihn ansah. Sie musste einen höheren Wert haben als sie es sich beide derzeit noch ausmalen konnten. Davon war Samoel überzeugt. Es würde für sie beide noch ein anderes Leben geben können als jenes das sie beide bisher kannten.
 
Mit ihr zusammen wollte er sein Leben der letzten Jahre hinter sich lassen - den weißen Priester, Madame Eugenie, die Stadt....den letzten Zugriff seiner Familie auf ihn. Weiter auf der Suche nach dem Geheimnis des Menschseins, dem Geheimnis des Glaubens und auf der Suche nach einem Weg für seine Art einen Zugang zu den Göttern zu erhalten. In dieser Sache waren Etohs Lehren doch sehr tief in Samoel verwurzelt.
 
Fürs erste jedoch würden sie in das Haus der Madame zurück kehren müssen. Es wurden 3 Tage ausgehandelt. Danach sollte er seine Habe bekommen können.
 
 
Traue der Dunkelheit nicht. Die Wahrheit siehst du nur im Licht.

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geboren aus dem Schoß der Schwester, gezeugt vom gemeinsamen Vater, der erste seiner Art.
Von Familie und Clan verstoßen - seiner Berufung folgend
Faktotum seines Herren ?
Beschützer der Familie und des Hauses Lucis


Nichts ist wie es scheint und liegt der Wahrheit doch so nah.
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Kharif
Landstreicher / Landstreicherin
Beiträge: 1
Registriert: Fr 22. Dez 2023, 18:18

#130

Beitrag: # 53771Beitrag Kharif »


 
„Der Meister hatte gerufen.
Lange hat man den Meister nicht mehr gesehen.
Er ist im Keller.
Erschafft neue Brüder und Schwestern.
Kharif freut sich schon die neuen Freunde zu treffen.
Nur Ruto und Kharif haben einen Namen.
 
Kharif ist der Name den der Meister Kharif gegeben hat.
Kahrif ist ein Wächter, hoch oben über Lichthafen.
Der Meister hat gesagt Kahrif muss immer die Augen offen halten.
Aber jetzt hat der Meister gerufen.
Kharif muss nach Sturmkante kommen.
Die neuen Brüder und Schwestern sollen zum Leben erweckt werden.
 
Nur Kharif kann auch am Tag wach sein.
Der Meister hat dafür einen Lebensstein in Kharifs Bauch gesetzt.
Aber jetzt ist Nacht.
Wir sollen bei Nacht reisen, dann sieht man uns nicht so leicht.
Von Lichthafen nach Sturmkante ist es nicht so weit.
Nicht wenn man sich vom Turm fallen lässt und dann die Schwingen weit ausstreckt.
Fast geräuschlos wie Schatten gleiten wir durch die Nacht.
Hoch bis zu den Wolken oder tief zwischen Felsen und Bäumen.
 
Keiner darf wissen wo die Casa vom Meister genau ist.
Die Freunde und Kahrif nutzen einen geheimen Eingang draußen vor der Stadt.
Ruto ist die Älteste.
Sie hat den Gang gegraben damit die Freunde ungesehen rein und raus kommen.
Von den alten Freunden ist aber keiner mehr da.
Darum hat der Meister die neuen geschaffen.
...

Da liegen Menschen!
Tote Menschen!

Futter!!!
Futter für die Neuen!
 
Kharif muss aufpassen.
Wer legt tote Menschen vor den Eingang?
Erst muss Kharif beobachten, darf nicht gleich in den Gang.
…..
 
Kharif hat lange genug gewartet!
Jemand hat euch schon gebissen.
Das wird dem Meister nicht gefallen.
Das Futter ist noch ganz warm.
Nein das wird dem Meister nicht gefallen.

Erst noch den Stein auf Seite schieben, dann die toten Menschen rein holen.
Die liegen da nicht gut.

Den Stein wieder zurück schieben, hat der Meister gesagt.
Immer zurück schieben!
Keiner darf den Eingang sehen!“
 

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Der Meister hat das letzte Wort
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Seraja
Kräuterkundiger / Kräuterkundige
Beiträge: 14
Registriert: Sa 12. Mai 2018, 14:50

#131

Beitrag: # 53773Beitrag Seraja »

Im Anwesen der Legion

Das verlassene Kellergewölbe bot eine Ruhe, die sofort verflogen war, als Seraja die ersten Schritte in den großen Flur des Anwesens setzte. Überall herrschte emsiges Treiben.

Es gab immerhin viele Zimmer, die in Schuss gehalten werden mussten, was wiederum viele tatkräftige Hände benötigte. Das Arbeitspensum der Angestellten war entsprechend hoch. Jede Kraft, die nicht mit vollem Einsatz am Werke war, erhöhte den Druck auf den Rest der Belegschaft.

Dennoch nahmen sich hier und da Einzelne die Freiheit heraus, ihre übertragenen Aufträge zu vernachlässigen, um sich Vergnüglicherem zu widmen. Ein Vergehen, dass empfindlich bestraft wurde, sollte es entdeckt werden. Auch Seraja hatte eine solche Begebenheit bereits einmal mitbekommen.

Das Personal wagte es jedoch nicht, in solchen Fällen, die Legion zu behelligen, sondern klärte dies in Eigenregie. Ein System, welches durchaus ebenfalls Früchte trug und gerne einmal die Spreu vom Weizen trennte. Wusste das Gesinde doch ganz genau, dass empfindliche Konsequenzen warten würden, wenn am Ende des Tages nicht alle anstehenden Aufträge erledigt waren.

Nichtsdestotrotz schien eine ungewöhnliche Angespanntheit in der Luft zu liegen, mehrere Türen wurden in kurzen Abständen hintereinander zugeschlagen, ganz so, als wäre man auf der Suche nach jemanden.

Nymeria, die Tochter der Priesterin, die dafür bekannt war, häufiger mal zu entschwinden, konnte es nicht sein. Dieses kleine Biest neigte nämlich dazu, sich in die entlegensten Winkel zu verkriechen, sodass es mehr als eines flüchtigen Blicks in einen Raum bedurfte, um diese wiederzufinden.

Hingegen war es viel wahrscheinlicher, dass jemand das Personal angewiesen hatte, nach jemand speziellen schicken zu lassen. Die Gründe dafür konnten mannigfaltig sein. Ein simpler Gesprächswunsch, ein Hilfegesuch, ein zu erledigender Auftrag oder aber eben auch ein bedeutend unangenehmerer Grund. Was sich hinter einem solchen Gesuch verbarg, erfuhr der oder die Betroffene allerdings meistens erst, wenn er oder sie der Aufforderung folgeleistete und den Angestellten zu ihren Auftraggeber folgte. Nicht so in diesem Fall.

Noch bevor Seraja das Ende des Ganges erreicht hatte, erblickte sie Mila, eine alteingesessene Angestellte des Hauses, die ziemlich erleichtert zu sein schien, als sie Notiz von der Anwesenheit der Magierin nahm.

„Dem Lord sei es gedankt, dass Ihr zu gegen seid. Würdet Ihr mir bitte in den Aufenthaltsraum folgen? Dort wartet ein Besucher, der die Priesterin zu sehen wünscht. Jene ist gegenwärtig aber leider nicht verfügbar. Es scheint allerdings dringend zu sein.“

Eine Bitte, die eher selten an sie herangetragen wurde. Zumeist nahmen nämlich eher andere Mitglieder der Gilde in solchen Fällen den Besuch der Priesterin in Empfang.

Aber da Mila schon recht verzweifelt und abgehetzt wirkte, schien tatsächlich gegenwärtig kaum ein Mitglied der Gilde im Anwesen zu verweilen. Also konnte sie die Zeit des Wartens auch sinnvoll überbrücken und stimmte dem Gesuch der Magd zu. Einen Geleitschutz in den Hallen benötigte sie jedoch nicht, daher wies sie die Magd an,  direkt wieder an die Arbeit zu gehen „Kümmert Euch ruhig wieder, um Eure üblichen Erledigungen. Ich nehme mich dem Gast an.“ 

„Habt vielen Dank“ Sichtlich erleichtert über ihre Zustimmung, atmete Mila hörbar auf, bevor sie sich empfahl, um wieder ihrem Tagesgeschäft nachzukommen. Wohingegen Seraja auf direktem Weg den Aufenthaltsraum ansteuerte, um herauszufinden, wer dort wohl auf sie warten würde.

Die nur angelehnte Tür öffnete sie ohne zuvor auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen. Neugierig ließ sie ihre Blicke für wenige Wimpernschläge über die Statur des Fremden gleiten, ohne ihn jedoch zuordnen zu können.

Da die leicht knarzende Tür sie aber dennoch angekündigt hatte, verschloss sie eben jene selbstbewusst hinter sich, bevor sie den Fremden willkommen hieß. „Der Eine mit dem Würdigen.“ In Ermangelung eines Namens, mit dem sie den Fremden hätte ansprechen können, fiel ihre Begrüßung entsprechend knapp aus.

 „Das Hausmädchen teilte mir mit, dass Ihr in einer dringenden Angelegenheit hier seid, die keinen Aufschub duldet.“ Auch wenn sie es nicht sicher wissen konnte, ging sie davon aus, dass Mila dem Fremden bereits mitgeteilt hatte, dass Tanuri nicht anzutreffen war.

Mit einer einladenden Geste, deutete sie auf die vor dem Kamin bereitgestellten Sessel. „Wollte Ihr Euch setzen und mir verraten, was Euch herführt?“


 

Tochter von Nostrada Miyaka
Mitglied der Legion des Schattens
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~Loyalität ist nicht käuflich, sondern resultiert aus ehrlicher Wertschätzung~
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Kenna de Vil
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#132

Beitrag: # 53778Beitrag Kenna de Vil »

In den Straßen Lichthafens

Als Kenna sich gekonnt auf den nackten Rücken ihres Rosses schwang, spürte sie im selben Moment ein verdächtiges Prickeln im Nacken. Jenes Gefühl, welches einem durch die Fasern der Haut fuhr, wenn man beobachtet wurde. Doch als sie den Blick über die Schulter wandte, hoch oben auf dem Pferderücken, so konnte sie außer den verzerrten Schatten niemanden ausmachen. Noch einige Herzschläge ließ sie den Blick und ihre geschärften Sinne über die Umgebung streifen, bevor sie mit einem schnalzen ihrer Zunge, einem kurzen, aber festen Druck ihrer Schenkel am Körper des warmen Tieres, den Blick wieder nach vorne richtete.
Sicher, sie war eine Diebin, doch ihre Heimat war Steinbergen und was sie stahl, konnte zumeist nicht zurückgegeben werden. So war es nicht verwunderlich, wenn man sie bei der hiesigen Diebesgilde nicht kannte. War doch ein gewisser Ruf in jenen Kreisen Fluch und Segen zugleich und Verschwiegenheit der eigenen Kehle Retter.
Doch wer wusste schon, wann sich die Wege tatsächlich einmal kreuzen und Insel übergreifende Verbindungen von Vorteil sein würden.


Kaum hatte sie die Stadtgrenze erreicht, war der Wallach kaum noch zu halten. Mit einer Hand fest in der gewellten schwarzen Mähne festgekrallt, ließ sie ihm seine Freiheit. Ohnehin wäre es schwierig gewesen ihn ab hier zu kontrollieren. Wenigstens ließ er es zu, dass sie auf seinem Rücken saß.
Vielleicht verführte ihn auch der Ruf der Wälder und die Aussicht auf unbekannte Abenteuer. Die Jägerin war jedenfalls fest entschlossen ihren Weg fortzusetzen, auch wenn sie zunächst dem Namenlosen die Richtung überließ, so sollte er sich nicht zu sehr daran gewöhnen, die Führung zu übernehmen.
Für den Moment genoss auch die Jägerin den kühlen Wind auf ihrem Gesicht, der gnadenlos an ihrem geflochtenen Haar zerrte, einzelne Strähnen herauslöse und peitschend um ihr Züge flattern ließ. Ihre Sicht nach vorn war jedoch ungetrübt.

Das rhythmische Schlagen der Hufe auf dem erdigen Boden, klang dumpf und fuhr ihr jedes Mal durch den Körper. Es lullte sie ein, wiegte sie und ihre Gedanken machten sich auf eine Reise. Zurück zu den Seiten des Tagebuchs, welche sie im Zimmer von Freya verbotenerweise gelesen hatte. Doch hatte sie sich je um Verbote und Regeln geschert? Nein. Für Kenna galt, der Zweck heiligte die Mittel, egal was die Konsequenzen sein mochten. Sie hatte etwas versprochen und sie war fest entschlossen, sich daran zu halten.

Und die Erkenntnisse, die sie durch die Aufzeichnungen gewonnen hatte, gaben ihr doch auch irgendwie recht. Freya hatte sich nicht nur mit dem Prediger Artherks getroffen. Heimlich.
Nein – sie war bei jenen im Tempel gewesen!
Wie hatten sie alle dies nicht bemerken können?

Worum war es in ihren Gesprächen am Küchentisch wirklich gegangen? Versuchte Kenna sich die Situationen und Worte erneut ins Gedächtnis zu rufen. Hatte dies alles mit Naheniel oder doch mit Etoh zu tun gehabt? Eine Gänsehaut ließ sie erschauern bei den möglichen Verzweigungen, die sich daraus ergaben.
Immerhin hatte sie geschrieben ihm nicht zu vertrauen. Das war ein Anfang.

Weitere Zeilen streiften durch Kennas Gedächtnis und ließen sie ihre Augenbrauen verärgert und besorgt zugleich zusammenziehen.

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Der Priester hatte sich von ihnen allen unbemerkt dem Schlüssel genähert und offenbar hatten die Anhänger Artherks Kenntnisse über die Prophezeiung, wo doch nicht einmal die ihr Nahestehenden alles darüber wussten. Interpretierte Kenna die Zeilen des Mädchens. Doch woher nahm die Gegenseite dieses Wissen? Wie hatte es der Götzenprediger geschafft, Freya einzuwickeln, vielleicht sogar Zweifel in ihr zu säen? Hatten sie am Ende alle völlig versagt und ihren Feinden in die Hände gespielt?

Sie hatte Adrian in seinen Gemächern noch eine kurze Nachricht über ihren Aufbruch hinterlassen. So dass nur er diese finden würde und keine neugierige Haushälterin. Zumindest er sollte wissen, dass sie dem weißen Priester einen Besuch abstatten würde. Wie dieser auch ausgehen mochte. Sollte Freya dort sein, war es nur verwunderlich, dass Etoh dies noch nicht lauthals kundgetan hatte. Dennoch brauchte sie Gewissheit. Der letzte Teil im Tagebuch hatte sie aufhorchen lassen.

Ich werde es noch herausfinden. Nach der Zeremonie.

Hatte sich das Kind also aus ihrem Zimmer heraus aufgemacht, um auf eigene Faust nachzuforschen? Zu viele unbeantwortete Fragen, auf die es keine Antworten gab und die Kennas Stirn schmerzhaft pochen ließen. Immer weiter gingen ihre Grübeleien und die Suche nach Lösungen, nach Hinweisen, die sie eventuell übersehen haben könnte…


Und dann fiel sie.

Sie spürte noch, wie ihre Muskeln schwach wurden, ihre Augenlider schwer und dann verlor sie den Halt vollständig. Ihre sonst so geschickten Diebesfinger griffen ins Leere. Sie strauchelte und wartete auf den unweigerlichen Aufprall auf der Erde. Auf schmerzhaft donnernde Hufe, die sie unter sich begraben würden.
Doch statt alledem fiel sie einfach weiter. Hatte sie die Augen offen oder geschlossen? Ihre Magengrube sandte ein Flattern in ihr Bewusstsein. Um sie herum war einfach nur Schwärze.
Beinahe eine vertraute Finsternis. Ebenso wie ihre Hände, suchte auch ihr Geist irgendeinen Halt, doch da war einfach nichts.

Eine grausige und zugleich melodische Stimme war unvermittelt zu hören.
„Kind des ewigen Konflikts.“ Donnerte die Stimme und augenblicklich spürte Kenna unnachgiebigen Stein unter ihren Knien. Sie hob ihre Lider, galten die Worte doch offensichtlich ihr!

Was sie sah, ließ sie einmal tief Atem schöpfen. Sie befand sich im Tempel Ogrimars, der tief unter Lichthafen verborgen lag, doch zugleich war er irgendwie… verändert. Vor dem Altar ragte eine große Gestalt auf und warf einen Schatten über die Bognerin am Boden. Das Licht der Feuerschalen im Rücken, konnte sie das Gesicht ihres Gegenübers nicht ausmachen. Verschwammen die Züge immer wieder vor ihren Augen und ihre Wahrnehmung entglitt ihr, just in dem Moment, wenn sie dachte etwas zu erkennen.

„Du kamst auf diese Welt als eine von zwei.“

Kenna kniete noch immer im Schatten. Ihre Kehle war trocken und sie versuchte zu schlucken, was ihr nicht gelang. Wer war die Gestalt und was wollte sie von ihr?

„Du wurdest aus einem bestimmten Grund hier her geschickt. Doch Du meine Tochter, hast mich enttäuscht. Du bist von Deinem Weg abgekommen. Deshalb sah ich mich gezwungen, Dir den Namenlosen zu schicken.“

Bitteres Schweigen folgte auf die Worte. Der Vorwurf legte sich schwer auf Kennas Gemüt, obgleich sie noch immer nicht wusste, wen sie vor sich hatte. Doch sie war sicher, dass sie es wissen sollte. Genauso wenig wie sie die Gesichtszüge festhalten konnte, wollte es ihr mit der Stimme gelingen.

„Du scheinst Vieles vergessen zu haben. Hast Du Dich nie gefragt, warum Du anders bist als alle aus der Familie, in die Du hineingeboren wurdest?“

Kenna wollte aufbegehren. Der Fremden entgegenschreien, dass sie schweigen sollte. Doch nicht einmal ein Krächzen wollte ihre Kehle verlassen. Je mehr sie sich bemühte ihre Stimme zu erheben, desto fester zog sich ihr Hals zusammen. Es raubte ihr beinahe den Atem und sie hatte das Gefühl zu ersticken.

Gerade als sie im Begriff war, die Besinnung zu verlieren, kam der Aufprall. Hart, unsanft und unerbittlich vom Schmerz zurückgerissen in die Realität. Woher wusste diese Frau das alles? Wer war sie?
Schmerz, eine Empfindung die sie dankbar umarmte. Die ihr so willkommen war, wie eine alte Freundin. Die sie daran erinnerte, dass sie noch immer da war, dass sie lebte und atmete, selbst wenn ihr Inneres sich wie betäubt anfühlte.
 
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
Finsternis.
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Der Fuchs
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#133

Beitrag: # 53779Beitrag Der Fuchs »

"Sind wir nicht alle auf die ein oder andere Weise würdig?" kommentierte er zunächst die Begrüßung Serajas und stieß sich dann von dem Fensterbrett ab, um eine einfache Verbeugung anzudeuten. "Seid mir gegrüßt, My Lady. Und verzeiht, wenn Ihr durch meinen Besuch bei etwas unterbrochen wurdet." Ohne auf ihre Einladung einzugehen, blieb er bei dem Fenster stehen und betrachtete von dort aus die für ihn fremde Frau neugierig und zugleich äußerst eingehend. Das Wappen der Gilde trug sie sichtbar an sich, was zumindest bedeutete, dass sie nicht nur eine Botin, sondern tatsächlich ein Teil dieser war. Noch dazu war sie recht hübsch anzusehen. Ein kleines Detail, was den Fuchs zwar nicht von seiner eigentlichen Mission abbrachte, ihm aber zumindest die etwas ungünstige Tatsache, dass er Tanuri nicht antraf, versüßte. 

"Bitte, bewertet mich nicht als ungezogen." Entschuldigend senkte er etwas seinen Kopf, nur um sogleich wieder aus seinen grünlich schimmernden Augen zu Seraja aufzusehen. "Da aber Ihr zu mir geschickt wurdet, muss ich wohl davon ausgehen, dass die Priesterin noch länger unabkömmlich sein wird, nicht?" Kurz wartete er ab, als würde er sich die Zeit nehmen, um seine weiteren Optionen abzuwägen, nur um dann bedauernd einmal leise mit seiner Zunge zu schnalzen und seinen rechten Mundwinkel dabei unzufrieden zu verziehen. "Das ist äußerst betrüblich, werde ich von meinem Meister wahrscheinlich Ärger bekommen, wenn ich das, was ich ihr überbringen sollte, wieder zu ihm zurückbringe." 

An dieser kleinen Lüge bezüglich eines Meisters bediente er sich mit Absicht. Wobei es nach seinem Empfinden nicht einmal eine richtige Lüge war. Gäbe es das alte Oberhaupt der Diebesgilde noch, wäre ihm dessen Ärger sicher gewesen. Genauso, wie er es nicht besonders mochte, wenn die Aufträge, die er an seine Diebe übergab, nicht erfüllt wurden. Es war somit allerhöchstens eine Auslegung der gegebenen Tatsachen, als eine wirkliche Lüge. 

Allerdings, und das war der eigentliche Grund für seinen Einwurf, war die Frau in diesem Raum für ihn eine Unbekannte. Nicht ein jeder musste wissen, welche Stellung er bekleidete oder gar, wer er war. Wem er aber hingegen etwas überreichte, das für jemand anderen bestimmt war, das wählte er sehr gezielt und mit Vorsicht aus. Selbstverständlich gab es in bestimmten Angelegenheiten, so wie eben diese eine war, einen gewissen Spielraum. Wie weit er diesen aber in Anspruch nahm, lotete Kadir zuvor genauestens aus. 

Das Verschwinden Freyas hatte sich in den vergangenen Tagen herumgesprochen. Auf den Straßen, in den Städten, in den Tavernen und in den Häfen wurde bereits darüber gerätselt und spekuliert. Abenteuerliche Annahmen waren ihm zu Ohren gekommen, die ihm nicht selten ein amüsiertes Lachen, aufgrund ihrer Abwegigkeit, schenkten. Zusätzlich wurden nach seinen Informationen nach die ersten Wetten abgeschlossen, was es genauer mit diesem nicht zu verbergenden Vorkommnis rund um die Adeptin auf sich hatte. 

Was auch immer in den Gassen gemunkelt wurde, Kadir musste nicht nur davon ausgehen, sondern war sich ziemlich sicher darüber, dass innerhalb der Legion die bereits bekannten Fakten und das Wissen, wer oder was etwas damit zu tun haben könnte, miteinander geteilt und besprochen wurden. 

Trotzdem war er vorsichtig. Die Frau mochte das Wappen an sich tragen, wie lange sie aber schon ein Mitglied von Tanuris Gilde war und welches Amt sie bekleidete, konnte er daran nicht ablesen. "Ich darf Euch doch aber bevor wir uns weiter unterhalten nach Eurem Namen fragen?" Da er sich denken konnte, welche Gegenfrage mit großer Wahrscheinlichkeit folgte, denn wer stellte sie verständlicherweise nicht, winkerte er der schönen Unbekannten frech zu. "Fragt gar nicht erst nach dem Meinen, denn ich müsste Euch so oder so darüber belügen."
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Es ist nicht wichtig, wer das Spiel beginnt, sondern wer es beendet.
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Etoh
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#134

Beitrag: # 53780Beitrag Etoh »


Der Weg ist nie Gerade...

Erneut musste der Prediger zurück nach Lichthafen. Nun da er wusste das er nicht drum herum kam in dieses Schattenmoor zu gelangen, wollte er er noch einmal in die Gemeindehalle zurück kehren um dort eine Nachricht zu hinterlassen.
 
Ob er nun nach Felsriff zurück laufen würde um von dortigen Tempel das Portal in die Gemeindehalle zu nutzen, oder die Kraft der Runenstein-Tafel um nach Arakas zu gelangen, von dort aus den Weg in die Stadt antreten würde, blieb vom Weg her gleich.
 
Jeder Weg den man ging, den man einschlug, hinterließ Spuren, brachte Erkenntnisse oder neue Erfahrungen. Es lag an einem Selbst diese zu beleuchten, abzuwägen, zu bewerten und gegebenenfalls neu Einzuordnen. Manchmal hatte man ein festes Ziel vor Augen glaubte es gäbe nur einen Weg und dieser sei unabrückbar auch nur der einzige. In diesen Momenten kommt es einen oft gar nicht in den Sinn auch mal um eine andere Ecke herum denken zu können.
 
Egal wo deine Gedanken gerade waren, mit einem mal erblickst du auf deinem Weg den du gerade gehst ein Pferd im Schatten der Bäume. Ohne Zaumzeug mit warmen dampfenden Körper steht es da. Seine ungezügelte Wildheit kann man an seinem Blick erkennen und dennoch war es zu gepflegt um eines der Wildpferde des Landes zu sein.
 
Genau dieses Pferd sollte Etoh über den Weg laufen. Unruhig tänzelte es etwas abseits vom Weg von einem Bein auf das andere. Mit ruhigen Schritten ging Etoh mit einigen Abstand an dem Pferd vorbei. Er tat so als ob er es nicht beachten wollte, beobachtete den Wallach aber aus den Augenwinkeln. Das Tier tat es dem Priester gleich, blieb mit einem mal ruhig stehen und beobachtete jede seiner Bewegungen. Gerade als er an dem Rappen fast schon vorbei war, hörte er ein tiefes Brummeln als ob das Tier ihn ansprechen würde. Erst jetzt dreht Etoh seinen Kopf, so dass er dem Tier in die Augen sehen kann. Der Priester bleibt stehen, er verneigt sich leicht vor dem Geschöpf ehe er es anspricht. Du siehst nicht so aus als ob dich jemand freiwillig her geben würde. Da ist mit dir der Übermut wohl durch gegangen, oder hat man dich zu sehr gescheucht? Wieder bekam Etoh nur ein Brummeln als Antwort. Das Tier ging in einem weiten Bogen um den Priester herum, als ob es ihn erst einmal von allen Seiten begutachten wollte. Kurz bäumte sich das Pferd auf, schüttelte seine eigenen Zweifel mit einem erneuten tiefen Wiehern und heftigen Kopfschütteln ab. In Etohs Rücken kam das Tier nun näher auf ihn zu und stupste ihn mit seiner Nase an die Schulter. Dabei schob es den Seraphen vor sich her.
 
Etoh drehte den Kopf zu dem Tier und schaute es fragend an Willst du das ich dir folge? Willst du mir etwas zeigen? Das Pferd riss den Kopf etwas nach oben und wieherte kurz auf, nur um Etoh vom Weg abzudrängen und ihn weiter vor sich her schiebend ein Stück in das Unterholz zu drängen.
 
Ein Stück ab vom Weg lag eine Gestalt am Boden. Eine Frau mit schwarzen Schwingen. Natürlich musste sie schwarze Schwingen haben. Herr, Artherk, lass es nur eine Prüfung sein murmelt er für sich. An der Bewegung ihres Brustkorbes durch ihr schweres Atmen konnte er sehen das sie noch lebte. Glaube hin oder her. Er glaubte fest daran das ein jedem der Hilfe bedarf diese auch zukommen sollte. Diese Frau brauchte wohl mehr als nur Hilfe. Wenn es ihr Pferd war das ihn zu ihr brachte und sie von diesem stürzte, dann würde sie wohl nicht nur beim aufstehen Hilfe brauchen, sondern wohl gleich einen Heiler.
 
Erst als Etoh sich zu der ehemaligen Reiterin herunter beugte erkannte er die Frau. Kenna de Vil! Die Frau mit der er zuletzt noch eine kriegerische Auseinandersetzung hatte. Die Frau zu der er seinen Boten schickte, die Frau von dem sein Bote nicht wieder zurück kam. Etoh sah anklagend in den Himmel und raunte. Du hast einen wirklich schrägen Sinn für Humor Dann sah er zu Kenna herunter. Euer Gott im übrigen auch raunte er ihr zu, nicht wissend ob sie ihn hören oder verstehen konnte.
 
Tief atmete der Priester und Heiler durch. Der Krieg wurde für beendet erklärt. Er musste Größe zeigen, vergangenes hinter sich lassen, selbst wenn diese bis in die Gegenwart weiteren Einfluss hatte. Vielleicht war es tatsächlich auch eine Fügung der Götter, vielleicht war es vorbestimmt das sie sich noch einmal begegneten.
 
Etohs Blick ging noch einmal über den verdrehten Körper der Jägerin. Er würde sie in die Stadt schaffen müssen um sich um sie kümmern zu können. In diesen Moment war Etoh klar, Samoel würde weiter warten müssen. So sehr es ihn selbst schmerzte. Doch Etoh kam einfach nicht aus seiner Haut heraus. Egal wie viel Abneigung er gegenüber einer Person auch hatte, in diesen Moment war sie Hilflos und er konnte diesen Umstand nicht einfach ignorieren. Zu heilig schien ihn dafür das Leben an und für sich zu sein. Hilflosigkeit würde er niemals ausnutzen. Kenna erschien ihn in diesen Moment mehr als Hilflos.
 
Bissig, das konnte er sein. Provokant in Worten, vielleicht griff er auch mal zu dem einen oder anderen Mittel das in den eigenen Reihen nicht immer Befürwortet wurden. Böse Zungen würden sogar behaupten er handle nach den unlauteren Vorsatz 'Der Zweck heilige die Mittel'. Was Grundsätzlich auch gar nicht so abwegig wäre, würde sich die Dunkle Glaubensgemeinschaft diesen Umstand nicht für sich selbst als alleiniges Recht zuschreiben. Letzten Endes war alles immer nur eine Sache der Definition, wenn gleich das Ergebnis das Gleiche sein würde.
 
Glaubt mir, es gefällt mir genau so wenig wie euch, aber ich werde euch hier nicht liegen lassen Kenna. Ihr mögt viel aushalten und ertragen. Doch wenn ich euch zurück lasse, könnte es euer Tod sein.... Wir haben aber noch zu reden...
 
Aus dem Unterholz zog Etoh ein paar Äste hervor. Mit ein paar Schnüren aus seinem Beutel band er zwei lange und zwei etwas kürzere Stangen zu einer Art Trage zusammen.
 
Notdürftig schiente er nicht ganz so sanft noch Kennas verdrehtes Bein um sie anschließend auf seinen ausgelegten Umhang zu heben. Ob sie noch weitere innere Verletzungen haben würde, konnte er in diesen Moment noch nicht sagen. Mit dem Umhang zog er sie auf die Trage, schlug die beiden Seiten über sie ein, so dass sie fürs erste vor neugierigen Blicken verborgen sein sollte. Ihre Habe verstaute er in seiner eigenen Tasche oder band sie an der Seite der Trage fest.
Mit seinen eigenen Händen zog der Priester nun die verletzte Jägerin durch das Unterholz auf den Weg bis in die Stadt. Der tiefschwarze Wallach folgte ihnen mit gesenkten Kopf. Es hatte den Anschein als ob das Tier sich um das Befinden seiner Besitzerin sorgen würde.
 
 
 
 
 
 
 
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
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Lorena
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#135

Beitrag: # 53782Beitrag Lorena »

Im Felsendom zu Steinbergen


Durch übereiltes und kopfloses Betragen hatten in der Vergangenheit bereits viele törichte Hitzköpfe ihr Leben gelassen.
Es war jedoch wichtig nicht jedem Impuls nachzujagen, der einen durch den Sinn ging. Vielmehr ging es darum strategisch
kluge Entscheidungen zu treffen, immer in dem Bewusstsein, dass jede noch so banale Entscheidung, die getroffen wurde,
weite Kreise ziehen konnte. Selbstredend hätte Lorena direkt nach Landrus Verschwinden die Heimreise antreten können,
um dort angekommen, mit bloßen Vermutungen, Spekulationen oder wagen Annahmen ihre Gildenmitglieder verrückt zu
machen, doch zu welchem Preis? Sollte sich ihr Verdacht als Trugschluss oder Täuschung herausstellen, würde sie ihrer
eigenen Integrität und ihrer Glaubwürdigkeit einen immensen Schaden zufügen.


In dem Fall, dass sich ihre Befürchtungen bewahrheiten würden, müsste die Inquisitorin eine ganze Menge erklären.
Auch wenn Lorena den Rückhalt ihrer Gilde niemals anzweifeln würde, wusste sie, dass die Anderen Fragen stellen würden.
Sowohl in den letzten Monaten als auch in den letzten Nacht, hatte sie einige Entscheidungen getroffen, die ihr zwar sehr
viel Wissen verschafften, aber ebenso auch ihren Preis hatten. Würde sie nun also die Anderen mit eben jenem Wissen,
welches ihre Annahmen untermauerte, konfrontieren, müsste sie sich ebenso der Schattenseite dieses Wissens stellen.

Im Nachgang betrachtet und mit dem Wissen von heute, bereute die Eismagierin so manches, was ihr in der Vergangenheit
als richtig erschien, aber dennoch stand sie zu ihrem Handeln. Ganz egal für welche der beiden Optionen sie sich
entscheiden würde, sobald sie ihr Wissen teilte, in welcher Form auch immer, waren die Würfel gefallen und es gab
kein Zurück mehr.


Um das Für und Wider abzuwägen und alle ihr vorliegenden Informationen noch einmal eingehend zu analysieren, zog sich
die Magierin bis in die frühen Morgenstunden des heranbrechenden Tages in die Bibliothek, unter dem Dom zurück.
Auch die alten Schriften, die ihr von den Tempeldienern ausgehändigt wurden, studierte sie hierbei sorgfältig. Nichts wollte
sie außer Acht lassen, bevor sie entschied, wie sie weiter verfahren würde. Letztendlich kam Lorena jedoch zu dem Schluss,
dass noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen war, um alle Karten auf den Tisch zu legen. Die gegenwärtige Situation
rund um die junge Adeptin hielt nach wie vor alle in Atem und sie konnte andere Pfade bestreiten, um für den Schutz der
Legion zu sorgen.


Bestrebt entsprechende Vorkehrungen zu treffen, erklomm sie die Stufen zurück in den Dom. Allerdings war sie dort nicht,
wie angenommen, allein, mit den Äbten, die ihren Dienst verrichteten. In einer der vorderen Kirchenbänke entdeckte sie ein
wage bekanntes Gesicht. Einen Anhänger Ogrimars, der zwar einer anderes Gildenwappen trug als die Inquisitorin selbst,
aber dennoch möglicherweise ein weiterer Helfer in der Suche nach Freya sein könnte. Auch wenn die Eismagierin es für sehr
unwahrscheinlich hielt, dass Freya Zuflucht im Schoße ihrer Familie gesucht hatte, musste sie dieser Möglichkeit dennoch
nachgehen. Es war eine der letzten Optionen, die ihr in den Sinn kamen, nachdem das Gespräch mit dem Götzenprediger
keinerlei Anhaltspunkte geliefert hatte, dass jener Information über Freyas Verbleib haben könnte. Andernfalls hätte dieser
sicher einen eins zu eins Austausch vorgeschlagen, anstatt sein Leben im Nebelmoor zu riskieren.


Festen Schrittes ging sie also zu Freyas großen Bruder Liam, um jenen zu fragen, ob er etwas über den gegenwärtigen
Aufenthaltsort seiner Schwester wissen würde, doch wie befürchtet, wusste jener bis zu diesem Moment nicht einmal etwas
von Freyas Verschwinden. Stattdessen hatte er angenommen, dass sie wie üblich, unter dem Schutz der Legion, ihren Dienst
im Namen der dunklen Kirche Ogrimars leistete und kein Grund zur Sorge bestand. Ein Irrglaube, den Lorena ihm nehmen
musste, damit auch der Kleriker nun mit wachen Augen seiner Wege ging, um mögliche Hinweise auf Freyas Verbleib zu finden.
Je mehr Leute nach ihr suchten, umso größer war die Chance, dass sie vielleicht gefunden wurde.


Recht frustriert über die derzeitige Ausgangslage trat sie an den Altar heran, um dort einige Zeilen zu verfassen, in knappen
Worten schrieb sie nieder, dass weder das Haus Chakai, noch Etoh zu wissen schienen, wo Freya geblieben war und dass sie
den Götzenprediger in Aussicht gestellt hatte, dass er seinen Lakaien wiederhaben durfte, wenn er davor bestimmte
Bedingungen erfüllte. Jenes Pergament faltete sie sorgsam zusammen um es anschließend Asche, dem treuen Gefährten der
Priesterin, in die Krallen zu legen. Er schien immer zu wissen, wo sich seine Gebieterin aufhielt und hatte sicher auch in den
letzten Stunden mit wachsamen Augen das Geschehen im Dom für Tanuri beobachtet, immerhin waren Raben ziemlich kluge
Geschöpfe.


Nachdem dies erledigt war, trat sie an einen der Tempeldiener heran. Mit unerbittlicher Stimme, die keinerlei Widerrede
erlaubte, trug sie ihm auf, das Anwesen der Legion nahe Lichthafens aufzusuchen. Dort sollte er eindringlich fordern, dass die
Sicherheitsvorkehrungen erhöht werden, konnte man immerhin weder der Weißen Brut noch den Widergängern trauen.
Zudem war dies auch keine sonderlich ungewöhnliche Maßnahme, hatte das Temperament des ein oder anderen Gildenmitglieds
doch bereits schon des Öfteren dafür gesorgt, dass solche Vorkehrungen von Nöten waren. Damit man den Burschen auch
ernstnahm, gab sie ihm ihren Siegelring mit, der mit dem Wappen der Legion verziert war.


Doch das war längst nicht alles was sie von ihm forderte. Im Anschluss daran sollte er seinen Weg nach Sturmkante fortsetzen,
um dort einen ganz speziellen Mann aufzusuchen. Diesem sollte er einen Schädel überreichen, selbstredend war es nicht jener
Schädel, den dieser suchte, sondern ein gewöhnlicher Schädel eines Verbrechers, welcher zuvor in der Bibliothek unten im
Keller als Buchstütze gedient hatte. Würde dieser ihn jedoch genauer inspizieren, fände er im inneren eine verborgene
Nachricht.

 
~Nichts ist wie es scheint, trenne deinen Geist von der Illusion. Wenn sie verschwunden ist,
entscheidet sich, ob du weiter existieren
wirst oder du für immer verloren bist. L.~

Zugegebenermaßen war dies eine recht kryptische Nachricht, doch sie wollte sicherstellen, dass nur er, der eigentliche
Empfänger sie verstand. In der Suche nach Freya könnte sie derzeit nichts weiter ausrichten, ebenso wussten in der Legion
alle was zu tun war, wenn die Sicherheitsvorkehrungen erhöht werden sollten, also war es wohl doch das Klügste, die Suche nach
den Relikten voranzutreiben, wenn sie der Bedrohung, welche wie ein Damoklesschwert über ihnen hing, jemals endgültig Einheit
gebieten wollten.


Der Schädel würde dem Laurer offenbaren, wo Lorena mit ihrer Suche beginnen würde. Sie war ihm zwar keine Rechenschaft
schuldig, doch da der Hinweis, dem sie zuerst folgen würde, sie an einen verheißungsvollen Ort der Illusionen und Trugbilder,
die ihr durchaus zum Verhängnis werden könnten, führen würde, war es wohl besser, wenn zumindest einer über ihr Vorhaben
bescheid wusste. Natürlich gab in den alten Schriften noch weitere bedeutend ungefährlichere Hinweise, denen sie hätte
nachgehen können. Aber auch wenn sie es nicht recht greifen konnte, hatte sich ein seltsames Summen in ihrem Körper
ausgebreitet, welches sie drängte eben jener Spur zu folgen. Und so verließ sie den Dom, ihr nächstes Ziel fest vor Augen
zusammen mit dem Raben, welcher sich flügelschlagend in die Lüfte erhob.

 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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Seraja
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Registriert: Sa 12. Mai 2018, 14:50

#136

Beitrag: # 53784Beitrag Seraja »

Im Anwesen der Legion

Galant nahm der Fremde, den sie definitiv noch nie zuvor gesehen hatte, die Anwesenheit der Magierin zur Kenntnis. Seraja zog es normalerweise vor ein wenig zurückgezogener zu leben, weshalb sie nicht überrascht war, nun einem Unbekannten gegenüberzustehen. Damit sie sich nicht quer durch den ganzen Raum unterhalten mussten, trat sie einige Schritte weiter in diesen hinein, sodass eine Unterredung in normaler Zimmerlautstärke möglich war.

Auch wenn sie bereits seit vielen Jahren ein Mitglied der Legion war, hatte sie innerhalb dieses Konstrukts nie irgendwelchen Ämtern oder Titeln hinterhergeeifert. Solche Positionen brachten Verantwortung mit sich. Sie hingegen, liebte aber ihre Freiheit viel zu sehr, als dass sie sich derart verpflichten würde.

Ihre Gildenbrüder und -schwestern konnten sich zu jeder Zeit darauf verlassen, dass sie in brenzlichen Situation, an deren Seite kämpfen würde, aber sie wollte keine Entscheidungsgewalt in Gildenangelegenheiten treffen müssen. Das war ihr einfach viel zu nervenaufreibend.
Nur selten waren sich die ungezügelten Gemüter der Gilde über das weitere Vorgehen einig, sodass es viel Konfliktpotential gab, welches nur mit starken Nerven im Zaun gehalten werden konnte.

„Würdig sind jene, die durch die Gunst und Gnade der Götter als solche auserkoren wurden. Was sagt dies nun über uns aus, da wir dem Gott des Chaos und der Willkür folgen?“

Über die Dauer der Abkömmlichkeit der Priesterin würde Seraja, auch wenn sie mehr wüsste, keine Auskunft erteilen. Unabhängig davon, wie vertraut Tanuri mit ihrem Gesprächspartner auch war, hätte sie gewollt, dass er mehr weiß, hätte sie dafür Sorge getragen. „Ihr wisst sicher selbst nur zu gut, dass die Wege des Einen unergründlich sind. Demnach muss ich Euch leider enttäuschen, die Priesterin ist nicht zu sprechen.“

Ihre Mimik sollte ein gewisses Bedauern ausdrücken, dass sein Gesuch in der Form wohl unerfüllt bleiben würde, jedoch wollte sie ihrerseits nicht unhöflich sein und ihm zumindest eine Alternative anbieten.

„Mir scheint Ihr seid in einer dringlichen Angelegenheit unterwegs, ich kann euch zwar die Priesterin nicht herbeizaubern, aber stattdessen Euch mein Gehör schenken und den Gegenstand den ihr überbringen solltet, vorerst in Gewahrsam nehmen.“

Jenes Angebot offerierte sie ihm ohne jegliche Hintergedanken oder bösen Absichten, was sich auch in ihren auffallend blauen Augen widerspiegeln sollte. Ihre Wesenszüge entsprachen weder der einer Diebestochter, noch einer skrupellosen und hinterhältigen Halsabschneiderin. Die Eigenschaften die ihren Charakter beschreiben sollten waren ruhig, bedacht und aufgeschlossen. Was jedoch nicht bedeuten sollte, dass sie ein einfältiges Schäfchen war. Sie hatte einen wachen Geist und die Gabe Zusammenhänge schnell zu erfassen.

Ein nicht zu unterschätzendes Attribut wie sie fand. Daher schüttelte sie nur entschuldigend den Kopf, bei der Frage nach ihrem Namen. „Ein Name ist nichts anderes als eine spezielle Benennung eines Wesens oder eines Dings, nur um ihn von anderen zu Unterscheiden. So ist ein Buschwindröschen letztlich nichts anderes als eine Anemone.“

Erwiderte sie mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen. „Sagt mir also selbst, erfordert es für ein Gespräch, wie dieses, den Austausch solcher Benennungen, wo wir nur zu zweit sind und demnach wohl kaum eine Verwechslungsgefahr bestehen dürfte?“

Den Blicken des Fremden, dessen intensiver Musterung, sie sich überaus bewusst war, sollte sich eine aufgeschlossene junge Frau zeigen, die ihn keinesfalls dazu nötigen würde, irgendwelche Informationen preiszugeben, die er nicht gewillt war offenzulegen.
Es oblag ihm allein, was er bereit war ihr mitzuteilen. Sie wollte diesbezüglich auch keine Mutmaßungen anstellen. Jeder der Tanuri kannte, wusste nämlich, dass sie alleine schon durch ihre Arbeit in der dunklen Kirche in viele Angelegenheiten verwickelt war, die niemanden sonst etwas angingen.

 

Tochter von Nostrada Miyaka
Mitglied der Legion des Schattens
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~Loyalität ist nicht käuflich, sondern resultiert aus ehrlicher Wertschätzung~
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Der Fuchs
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#137

Beitrag: # 53791Beitrag Der Fuchs »

"Nicht nur hübsch, sondern schlagfertig obendrein." Amüsiert tat er es ihr gleich, trat einige Schritte näher heran und zeigte ihr ein angedeutetes Zwinkern in einem seiner Augenwinkel. "Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr ihr gefallen könntet. Wenn Euch die Tage in der Gilde mal zu gleichtönig werden, kann ich euch einander vorstellen." Ohne weiter darauf einzugehen schenkte er der Frau ein freches Lächeln, als er seitlich an ihr vorüber schritt und sich dem Tisch näherte. Nach wie vor hatte er nicht vor, sich an dem Alkohol zu bedienen, aber er wägte ab, ob die Unbekannte, die, so wie er, lieber namenlos blieb, genug Vertrauenswürdigkeit auf ihn ausstrahlte. 

Mit einer Hand fuhr er sich durch den Bart und kratzte sich dabei nachdenklich an seiner Wange, bevor er ihr deutete, ihm an dem Tisch Gesellschaft zu leisten. "'Wisst Ihr, womöglich hätte mich Euer Name ja aus ganz anderen Gründen interessiert? So alt bin ich nämlich tatsächlich nicht, dass meine Augen bereits derart trübe wären, Euch mit mir zu verwechseln." Ein weiteres Schmunzeln konnte und wollte er auch gar nicht unterdrücken. Es gab viele Gründe, nach einem Namen zu fragen, rene Höflichkeit war es in diesem Fall aber nicht. Aus einem Beutel, der an seinem einfachen ledernen Gurt befestigt war, zog er einen eisernen Schlüssel heraus, den er vor Seraja zunächst nur in nach oben hob.

Jegliche freche Untermalung in seiner Stimme verschwand, als er der Fremden knapp jedoch auffordernd zunickte. "Mein Besuch ist tatsächlich einer gewissen Dringlichkeit geschuldet, weshalb ich weder Euch noch mich zu lange aufhalten will. Da ich mich selbst aber als durchaus gut erzogen ansehe und immer versuche, einem guten Ton zu folgen, wäre es mir sehr unangenehm, Euch einfach nur als Unbekannte zu betiteln. Eine Anemone ist ein ziemlich ansehnliches Gewächs, weshalb ich für Euch, zumindest für dieses Gespräch, diesen Namen wähle."

Der Fuchs platzierte den Schlüssel auf der Tischplatte und zeigte wieder einen schelmischen Ausdruck auf seinem Gesicht, von dem man nie so recht sagen konnte, was genau er von seinen Worten ernst meinte und was nicht. "Schließlich weiß ich ganz gerne, wem ich eins meiner Häuser anvertraue." Kadir legte seinen Zeigefinger auf den Schlüssel und schob ihn ein kleines Stück näher in die Richtung Serajas. Vorerst hatte er sich dazu entschlossen, dass die Anemone kein sonderlich großes Risiko darstellte. Ob sie sich nun selbst auf den Weg machte, auf Tanuri wartete oder den Schlüssel einem anderen aus der Legion anvertraute, letztendlich kam es auf das Gleiche hinaus. Soweit musste er sein Vertrauen in die Mitglieder der Gilde der Priesterin setzen können. 

Trotzdem blieb es nur der Schlüssel zu einem seiner weniger prunkvollen Häuser. Ganz so, wie es sich für einen wie ihn gehörte, besaß er in einer jeden Stadt den ein oder anderen kleinen Unterschlupf. Manchmal war es nicht mehr als eine einfache Unterkunft, in welcher seine Diebe nächtigen konnten, wenn eine Weiterreise verhindert wurde oder ihre Geschäfte länger andauerten. Hier und dort nannte er aber auch wesentlich komfortablere Häuser sein Eigentum. Diese waren zumeist Gästen vorbehalten, die aus fernen Inseln und Ländern daherkamen, um ihre Geschäfte mit ihm abzuwickeln. 

In Sturmkante gehörte ihm, nebst seinem Gewölbe in der Tiefe, das nicht nur weit verzweigt, sondern für Fremde  unübersichtlich groß war, ein schlicht gehaltenes Haus. Es war von keinem besonderen Wert für ihn und erfüllte seinen Zweck vor allem als Zwischenstation für Diebesgut oder Personen, die er für seine Auftraggeber auffinden sollte. Was danach mit ihnen geschah? Nun, das kam ganz auf das Gold und den Vertrag an, den Kadir zuvor mit seinen Kunden abschloss. 

Derzeit diente es als nicht besonders bequemes Quartier für den, den sie alle mittlerweile nur den Zungenlosen nannten. Bisher war es nie in Kadirs Ermessen gewesen, ihn gefangen zu nehmen. Seine Diebe hatten ihn seit seinem ersten auffälligen Auftreten stets im Auge behalten, sich ihm aber nie genähert. Bisher war das auch nicht von Nöten gewesen. Jetzt aber, da die Lage sich verändert und der Auftrag angepasst worden war, gab der Fuchs ihm gerne eine Schlafstätte. Auch wenn der Zungenlose wohl eher unfreiwillig dort nächtigen musste und es ihm nicht freistand, das Haus einfach so zu verlassen. 

"Ob nun Tanuri, Ihr selbst, Anemone, oder jemand anderes aus der Legion das Haus zu dem dieser Schlüssel passt aufsucht: Ich gehe nicht davon aus, dass dort die Antworten sind, die gesucht werden. Die Priesterin gab meinem Meister den Auftrag, mehr über das Verschwinden der Adeptin der dunklen Kirche herauszufinden. Aber nur weil man nach etwas sucht, heißt es nicht, dass man es direkt findet." 

Während er sprach, ließ er Seraja nicht aus den Augen und ergründete auf ihrem Gesicht, ob sie soweit aufgeklärt war, seinen Ausführungen folgen zu können. Kurz darauf  zog er mit seiner anderen Hand ein kleines Stück Papier aus seiner Manteltasche. Jenes hatte definitiv schon bessere Tage gesehen, war zerknüllt und löchrig mit dazu. Da es aber nur dafür gebraucht wurde, um einen ungefähren Plan Sturmkantes darauf zu kritzeln und die Position seines Hauses, war es immer noch gut genug. 

Früher war das kleine Häuschen wesentlich netter anzusehen gewesen. Seitdem sich aber gewisse Etablissements in der Straße angesiedelt hatten, war nicht nur sein Wert, sondern auch der Charme in Mitleidenschaft gezogen worden. 

Traurig mitanzusehen, was mit den Jahren aus dem guten alten Sturmkante geworden war. Rosalind wusste zumindest mit ihrem Geschäft Silberstreif aufzuwerten und ihm einen völlig neuen Anstrich zu geben. Auch wenn nicht nur die gehobene Gesellschaft zu ihren Kunden zählte, wusste sie als Königin der Schmetterlinge sehr wohl, wie sie ihren Schmetterlingsgarten für sich und die Stadt nutzen konnte.

Das, was sich allerdings in jener Straße von Sturmkante selbst anbot, war nichts, wofür er empfehlen würde, egal welchen Geschlechts man war, sein Gold zu zücken. Aber nun gut, das war auch gar nicht sein Bereich und er verspürte keinerlei Bedürfnis, deisen Örtlichkeiten einen Besuch abzustatten. Es wäre deshalb wahrscheinlich äußerst unpassend, eine Bewertung dafür abzugeben. 

Was allerdings trotzdem sein Interesse auf sich gezogen hatte, war das junge Ding, das in Begleitung eines Herrn eben eine jener Einrichtungen betrat, gerade als er den Zungenlosen aufsuchte. Normalerweise schenkte er den Besuchern dort keinee Beachtung. Dieses Fräulein aber trug bei seinem Weg dorthin die Dienstgewandung der Legion. Aber auch das ging ihn im Grunde genommen nichts an. Stand es schließlich auch dem Gesinde einer Gilde oder Familie frei, seine Freizeit und seine hart verdienten Silberstücke anzubringen, wo auch immer man wollte. 

Er zog mit dem Schlüssel einige Kreise, während er über den Vorfall nachdachte, der sich in der Straße vor seinen Augen zutrug. Denn als er sein eigenes Haus wieder verließ, stolperte dieselbe Magd an ihm vorbei, diesmal jedoch in panischeer Flucht. Bereits einige Zeit später folgte ihr hinten nach der junge, nahezu unbekleidete Mann, dem ganz offensichtlich sehr viel daran lag, sie wieder einzuholen. Eine eigentlich sehr eindeutige Situation, wie man meinen konnte, denn so hinterließ es verständlicherweise den Eindruck, als flüchtete die Magd vor den körperlichen Begierden des Mannes. Eventuell sogar erfolgreich, so flink wie sie in die nächste Gasse abbog und entkam. 

Man möge nun denken, dass es sich von Kadirs Seite gehört hätte, ihr nachzugehen und dafür zu sorgen, dass ihr von dem ihr folgenden Mann kein Leid zugefügt wurde. Aber er war ein Dieb und nicht für das Recht und die Ordnung in Sturmkante zuständig. Auch dann nicht, wenn es sich um eine Frau handelte, die sich zunächst freiwillig und ohne jegliche Vorsicht von einem Mann in diese Gegend der Stadt begleiten ließ. Am Ende ist ein jeder seines Schicksals Schmied, ganz gleich, ob es nun der hohe Adel oder das Mädchen aus einfachem Haus war. 

Den Vorfall hatte er trotzdem nicht vergessen und als er den Schlüssel endgültig von sich schob und seinen Finger davon löste, neigte er seinen Kopf zur etwas zur Seite und ließ seinen Blick auf der Anemone ruhen. "Vielleicht solltet Ihr, oder wer auch immer nach Sturmkante reist, die Gelegenheit nutzen und eine ziemlich verwirrt wirkende Magd aus dem Haus Eurer Gilde dort auflesen." Fast schon hörte man das innere Lächeln an seiner Stimme, als er auch den Fetzen Papier daneben legte und mit einem knappen Nicken auf das Kreuz deutete, das sein Haus markierte, das gleich in der Nähe des seltsamen Etablissements war.

"Nicht, dass es meine Sorge sein sollte, aber würde die Leitung meiner Gilde davon erfahren, dass sich einer unserer Diener in Kleidung, die ihn als zu uns gehörend ausweist, in derartigen Bereichen einer Stadt herumtreibt und noch dazu wenig darauf gibt, diskret zu sein, wären die Maßnahmen äußerst unangenehm für diesen." Erneut strich er sich durch seinen Bart, zuckte amüsiert mit einer seiner Augenbrauen auf und sah eingehend der Anemone in die Augen. "Man weiß doch, wie gerne hinter vorgehaltener Hand oder auch ganz offen getrascht wird." 
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Es ist nicht wichtig, wer das Spiel beginnt, sondern wer es beendet.
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Kenna de Vil
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#138

Beitrag: # 53793Beitrag Kenna de Vil »

Auf einer provisorischen Trage außerhalb Lichthafens

Sie trieb dahin, in einem Meer aus Vergessen. Alles war plötzlich so leicht. Der körperliche Schmerz, die Sorge um Freya, die schier ausweglose Suche nach ihr, die mysteriöse Frau, die zu ihr gesprochen hatte. Es war mit einem Mal bedeutungslos geworden. Weit fort von allem, was sie eben noch umgetrieben hatte.

Doch es war nicht die Ebene des Nichts auf der sich Kenna befand. Denn in jenem Nichts war sie einst beinahe ihren inneren Wünschen erlegen, in einer Trugwelt, die jenes Nichts eigens für sie erschaffen hatte. Welches sich der geheimen Sehnsüchte der Person bediente, die in seine Fänge geriet. Sie hatte mit jeder Faser ihres Seins dortbleiben wollen, um das Leben zu leben, welches sie vielleicht hätte haben können.
Damals war es Adrian gelungen, sie beide dieser Verführung zu entreißen und sie war ihm zurück in die unbarmherzige Realität gefolgt, denn er hatte sie daran erinnert, dass sie nicht allein war, dass solche Entscheidungen nicht ihr allein oblagen und sie ein Versprechen gegeben hatte.

Nun aber befand sie sich an einem anderen Ort. Hier gab es keine schöngezeichneten Träume, keine heimlichen Sehnsüchte, die erfüllt wurden, wenn auch nur zum Schein.
Sie fühlte gar nichts und es machte ihr nicht einmal etwas aus. Keine Gedanken, die durch ihren Kopf zogen, keine Gefühle und kein Antrieb, etwas an diesem Zustand zu ändern.


Wie lange die Bewusstlosigkeit schon anhielt, konnte man schwer abschätzen, als unvermittelt Wortfetzen von weit her zu ihr durchdrangen und ihren gerade erlangten inneren Frieden unsanft störten.

„Glaubt mir, es gefällt mir genau so wenig wie euch, aber ich werde euch hier nicht liegen lassen Kenna. Ihr mögt viel aushalten und ertragen. Doch wenn ich euch zurücklasse, könnte es euer Tod sein.... Wir haben aber noch zu reden...“

Die Bognerin erkannte die Stimme nicht, war sie doch zu dumpf, als wäre sie selbst unter Wasser, umgeben von schwarzen Wassermassen, die sie einschlossen und von allem Äußeren abschnitten. Auch war deren Bedeutung für sie nicht greifbar.

Als man ihr stümperhaft das Bein richtete, bei dem der Knochen nicht nur einen seltsamen Winkel eingenommen, sondern auch ihr Fleisch und das Leder ihrer Hose durchbohrt hatte und provisorisch schiente, war ihr Körper gnädig und ließ sie noch tiefer zurücksinken. Lediglich ein leises qualvolles Stöhnen kam ihr über die leicht geöffneten Lippen. Ein wenig Erbrochenes klebte noch an ihrem Mundwinkel. Die Augen fest geschlossen, das Gesicht kreidebleich.

Kenna spürte daher nicht, wie man an ihr herumzerrte. Schlaff wie eine Puppe, die ein Kind beim Spielen im Wald verloren haben mochte, hatte Etoh mit ihr leichtes Spiel. Sie war unfähig sich zu wehren und sich nicht einmal seiner Gegenwart bewusst.
Schon allein von jemandem Hilfe anzunehmen, fiel ihr üblicherweise schwer. Selbst dann, wenn dieser jemand aus den eigenen Reihen stammte. Das sich nun ausgerechnet der Götzenprediger an ihr zu schaffen machte, war wohl wahrlich ein schlechter Scherz der Götter und sicherlich wäre sie lieber im Wald verendet, ohne jemals gefunden zu werden, als sich von einem Weißling verarzten zu lassen. Ob es nun wirklich Edelmut war, der den Priester dazu veranlasste, die Bognerin zu verschleppen oder doch eher das Ausnutzen ihrer offensichtlichen Wehrlosigkeit?
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
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Seraja
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#139

Beitrag: # 53795Beitrag Seraja »

Im Anwesen der Legion

Geschmeichelt aber dennoch nicht minder aufmerksam folgte sie mit wachem Verstand seinen Worten. Wem oder was er sie vorstellen wollte, falls sie ihrem Leben hier überdrüssig war, hinterfragte sie jedoch nicht.
Im Gefilde der Legion hatte sie ihr zu Hause gefunden, welches sie überaus schätzte und darüber hinaus kannte sie den, ihr nach wie vor Fremden, Mann nicht ansatzweise gut genug, als dass sie ihm ihr blindes Vertrauen schenken würde.

Die letzten Jahre hatten Seraja gelehrt, eben jenes nur nach ausgiebiger Prüfung und mit gewisser Vorsicht anderen zu Teil werden zu lassen. Dennoch kam sie seiner Einladung nach und gesellte sich zu ihm an den Tisch.

„Ich würde mir nicht anmaßen, über Eure Sehkraft zu urteilen. Aber ich schätze uns ist vermutlich beiden geläufig, dass ein Name gleichgültig, wie lieblich er auch klingen mag, unter Umständen das eigene Schicksal besiegeln kann.“

Während ihre Finger über die Maserung des Holzes strichen, versuchte sie durch das Senken ihres Kopfes und den damit einhergehenden Haaren, die ihr ins Gesicht fielen, ein Lächeln zu verbergen. Ihre nächsten Worte wägte sie jedoch genaustens ab. „Anemone also? Gut damit kann ich leben. Wie darf ich euch dann nennen, immerhin wäre es doch meinerseits umso unhöflicher nun von einem Fremden zu sprechen.“

Sobald sie ihre Mimik wieder vollends unter Kontrolle hatte, hob sie ihren Blick und betrachtete den Schlüssel, der ihr zusammen mit einer zurechtgelegten Erklärung präsentiert wurde.
Der Fuchs, so findig er auch war, schien jedoch zu sehr darauf bedacht zu sein, die Rolle des charmanten Untergebenen zu spielen, sodass ihm in seiner Wortwahl ein Fehler unterlief. Er sprach von ‘seinem Haus‘ zu dem der Schlüssel passte.

Ein vielleicht unbedeutender Versprecher, doch in Zusammenhang damit, dass er zuvor davon sprach, dass sein Meister ihn aufgetragen hatte etwas zu überbringen, schienen dies Seraja zu viele Zufälle auf einmal zu sein.  Bedacht darauf sich nichts anmerken zu lassen, lauschte sie weiter seinen Ausführungen und versuchte derweil so unbeteiligt wie möglich auszusehen als sie den Mann musterte.
Jedes Detail könnte später von nicht unerheblicher Bedeutung sein. Da wäre es sicher hilfreich, wenn sie einige signifikante Merkmale, wie zum Beispiel seine auffällig grünen Augen oder die roten Haare benennen könnte.


„Entschuldigt die Nachfrage, aber warum empfehlt ihr uns oder besser gesagt der Priesterin eine Reise nach Sturmkante in jenes Haus, wenn wir dort nicht finden werden, wonach wir suchen?“

Freyas Verschwinden war ein Thema, welches inzwischen nicht nur auf ganz Althea für Gesprächsstoff sorgte, es hielt auch einen Großteil der Gilde permanent beschäftigt. Jedem noch so geringen Hinweis wurde nachgegangen. Was also gab es dort möglicherweise zu entdecken, um ihre Suche voranzutreiben und wieso nutze der Fremde dieses dort erlangte Wissen nicht für seine eigenen Zwecke? Lauerte hier womöglich eine Falle oder war der Fremde tatsächlich im Auftrag von Tanuri unterwegs, dies galt es wohl nun herauszufinden.

Sie selbst war bislang zwar keinen direkten Spuren nachgegangen, sondern hatte stattdessen aus den Wäldern alle möglichen Zutaten für Aufspürzauber zusammengetragen, doch anscheinend war es nun an ihr, sich ebenfalls aktiv an der Suche nach der Adeptin zu beteiligen.
Das Pergament, auf dem ihr der Fuchs eine ungefähre Skizze des mysteriösen Häuschen anfertigte, studierte die Magierin gründlich. Es schien in einem ziemlich verrufenem Viertel Sturmkantes zu liegen, was für ein Diebesversteck vermutlich aber nicht weiter verwunderlich war.

Hellhörig wurde Seraja hingegen, als der Fremde ihre Aufmerksamkeit erneut erregte, indem er ihr von den aktuellen Begebenheiten in Sturmkante berichtete. In Zusammenhang mit jener Karte und dem Standort seines Hauses, konnte er eigentlich nur auf ein Gewerbe anspielen.
Zwar würde die Magierin niemanden verzagen solch ein Terrain zu betreten oder ihn deswegen kritisieren, aber wenn darunter das Ansehen der Gilde leiden würde, blieb ihnen, in diesem Fall ihr, wohl nichts anderes übrig als einzugreifen.

Eines hingegen verstand sie jedoch nicht. Selbst wenn es eines der Mägde an diesen Ort zog, warum dann so, dass sie für jeden offensichtlich erkennbar war. Das Wappen der Legion war vielen Bürgen Alteas geläufig. Ein jeder würde wissen, wo sie zugehörig war. Und auch die weniger klugen unter ihren Angestellten sollten sich dessen bewusst sein, dass die Gilde es nicht dulden würde, wenn ihr Ruf auf solche Art und Weise in Verruf gebracht wurde.

„Eine Magd unseres Hauses sagt ihr, könntet ihr sie mir womöglich näher beschreiben?“ Wäre es immerhin deutlich einfacher zu identifizieren, wer sich so dermaßen Flegelhaft verhält, anstatt erst das gesamte Personal auf Vollständigkeit zu überprüfen um anschließend die Schuldige zu ermitteln.
„Wie ihr schon sagt, solchem Getratsche sollte man von vorneherein den Gar ausmachen, es ist heutzutage aber auch nicht leicht gutes Personal zu finden, aber das kennt ihr ja sicher, nicht wahr?“  

 

Tochter von Nostrada Miyaka
Mitglied der Legion des Schattens
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~Loyalität ist nicht käuflich, sondern resultiert aus ehrlicher Wertschätzung~
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Cordula
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#140

Beitrag: # 53796Beitrag Cordula »

Im Haus der Madame Eugenie

Schreckhaft zuckte Cordula zusammen, als Samoel sich ihr wieder näherte. Ihr Körper war, abgesehen von ein paar Kratzern, unversehrt. Gleiches galt aber nicht für ihre empfindsame Seele.
Zu viel musste sie in kurzer Zeit verarbeiten. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, überlagerten sich die Bildern ihrer Vergangenheit mit denen des unkontrollierten Blutbades. Ein Zustand, der für sie nur schwer zu verarbeiten war. 
Behutsam versuchte ihr Begleiter, ihre persönlichen Grenzen zu wahren und ihr nach und nach alles zu erklären. Er hatte die Kadaver fortgeschafft, als hätte er nur mal eben den Müll vor die Tür gebracht. Sie wollte lieber nicht so genau wissen, was mit ihnen geschehen war. Hatten die letzten Tage ihr Leben schon genug auf den Kopf gestellt.

Nach viel gutem Zureden, hatte sie sich von Samoel überreden lassen, noch einmal in das Haus der Madame Eugenie zu gehen. Er wollte dort seiner Vereinbarung nachkommen, sodass sie anschließend ein neues Leben beginnen konnten. Eine Entscheidung, die Cordula jedoch schon innerhalb der darauffolgenden vierundzwanzig Stunden bereuen sollte. Auch wenn sich alles in der jungen Magd dagegen sträubte, versuchte sie dem ganzen noch eine Chance zu geben. Samoel bemühte sich sichtlich, ihr seine Welt näherzubringen und ihr begreiflich zu machen, nach welchen Regeln er lebte.

Vieles davon war ihr fremd, einiges unbegreiflich, aber sie bewunderte, mit welcher Entschlossenheit er sein Schicksal in die Hand nehmen wollte, um ein Heilmittel gegen seinen persönlichen Fluch zu finden. Das Vampirismus ein Zustand entsprungen aus einer Seuche war, hörte sich in ihren Ohren kurios an, aber wer sollte es besser wissen, als ein Wesen, welches mit diesem Fluch leben musste.
In der Zeit bis zum erneuten Anbruch der Dunkelheit, lernte Cordula wieder eine neue Seite an Samoel kennen. Er umsorgte sie, umhüllte sie mit Worten der Zuneigung und suchte immer wieder ihre Nähe, allerdings ohne sie ihres Blutes zu berauben. Das Verlangen nach jenem stand ihm ins Gesicht geschrieben. Aber er hatte ihr versprochen, nicht erneut von ihr zu kosten, solange sie dies nicht wünschte.
Möglicherweise hätte sie seinem Verlangen sogar nachgegeben, sich wieder über ihr Blut mit ihm zu verbinden, aber in ihrem Kopf rumorten immer noch die Bilder der vergangenen Nacht. Was waren seine Worte Wert, wenn er auf diese Art mit anderen Frauen umging?

Solange sie in diesem Haus verweilen würden, schien es ihr unmöglich zu sein sich darauf einzulassen. Ihn mit immer anderen Frauen sehen zu müssen, konnte sie nicht mit dem in Einklang bringen, was eine Partnerschaft ausmachen sollte. Samoel hatte ihr gesagt, dass sie jederzeit über ihn verfügen durfte, aber das kam ihr nicht richtig vor. Wer gab ihr das Recht über ihn zu verfügen? Jeder in diesem Haus hatte Cordula sehr eindringlich erklärt, dass hier alles freiwillig und im gegenseitigem Einvernehmen geschah. Würde sie sich nun also quer stellen, würde sie Samoel nicht nur um seine Einnahmen bringen, sondern ihm auch seiner persönlichen Freiheit berauben.

Das sie dies nicht konnte, stellte sich auch bald heraus. Nach einem erneuten Gespräch mit der Madame, welches sie ein wenig beunruhigt hatte, folgte sie deren Ratschlag und ging in die unteren Räumlichkeiten. Dort angekommen, setzte sie sich an einen der Spieltische. Immerhin war Eugenie sehr bestimmt gewesen, als sie ihr auftrug es mit dem Glücksspiel zu versuchen. Erstaunlicherweise, war ihr das Glück im Spiel hold. Binnen kürzester Zeit, hatten sich immer mehr Goldstücke an ihrem Platz angesammelt. Allerdings konnten die nicht das Gefühl aufwiegen, welches Cordula ereilte, wenn sie Samoel bei der Arbeit sah.

Er selbst wirkte dabei ein wenig gequält und sie meinte in seinen Augen etwas lesen zu können, dass dem Wunsch nach Erlösung aus der Situation gleichkam. Allerdings konnte sie sich auch täuschen. Vielleicht war es ihm einfach nur unangenehm, dass Cordula ihm dabei zusah. Immerhin bat er kurz darauf eine Frau, wegen ihrer Anwesenheit eine andere Örtlichkeit aufzusuchen. Frustriert über sein Verhalten und die Gesamtsituation verlor sie ihr sanftes Gemüt, als sich am Ende auch noch einer von Samoels “Arbeitskollegen“ ihr anbot. Sicher war er nur an ihrem ertragreichem Gewinn interessiert, aber das spielte für sie keine Rolle.

Samoel wusste, wie sie zu diesem Haus und dem wofür es stand, hielt. Das er ihr in dieser Lage nicht zur Hilfe kam, sondern stattdessen bei seiner derzeitigen Kundin verweilte, war der Punkt, an dem es ihr zu bunt wurde.

So könnte und würde eine Beziehung für sie niemals funktionieren können. Für alle hörbar gab sie Samoel daher frei. Alle predigten ständig von freien Entscheidungen, aber wirklich frei war hier niemand. Solange alles lief, wie in den Hausregeln vorgegeben, war jeder “frei“, doch der Schein trog.  Hinter alledem steckten gefährliche Abhängigkeiten. Eine ähnliche Abhängigkeit stand aber ebenso auch zwischen ihr und Samoel. Er fühlte sich ihr verpflichtet, weil sie ihn aus dem Kellerverlies gelassen hatte. Sie wusste nicht, wo die Grenzen zwischen Dankbarkeit und ehrlicher Zuneigung zu ihr lagen.

Daher musste sie diesen Teufelskreis durchbrechen. Samoel würde möglicherweise erstmal in ein tiefes Loch fallen, immerhin hatte er sein bisheriges Leben immer in irgendwelchen Abhängigkeiten gelebt. Aber wenn er wirklich, ein neues Leben beginnen wollte, funktionierte das nur, wenn er wirklich frei war. Eigenständige Entscheidungen treffen, herausfinden, was er vom Leben will und dafür dann kämpfen.
Noch während im Gemeinschaftsraum alle in Aufruhr waren, suchte Cordula nochmals die Madame auf. In der vergangenen Stunde hatte sie viel Gold gewonnen. Den Großteil davon händigte sie jedoch der Madame aus.

Sie behielt nur so viel, dass es für das Nötigste reichen würde. Die durch sie verursachten Schulden waren so mehr als gedeckt und auch wenn es naiv erscheinen mochte, hoffte Cordula, dass die Madame Samoel durch das zusätzliche Gold ebenfalls freilassen würde. Er sollte seinen Weg frei wählen können. Gekleidet in einer schlichten Gewandung, die sie vor der Witterung schützen würde, brach sie in den frühen Morgenstunden auf. Vielleicht war nun auch für sie die Zeit gekommen, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Also machte sie sich auf den Weg, der sie zu ihrem Elternhaus führen sollte.
 



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 Es ist nicht jeder Mensch dazu bestimmt frei zu sein, doch wenn es bestimmt ist, wird es geschehen.
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Der Fuchs
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#141

Beitrag: # 53798Beitrag Der Fuchs »

Ein Haus ist ein Haus und so kann selbst einer, der nur einer Gilde angehört über die Jahre ein kleines Sümmchen anhäufen, um sich davon eines oder mehrere zuzulegen. Das Gold lag zwar nach wie vor nicht auf der Straße, aber er selbst entlohnte seine Diebe sehr gut. Besonders jene, die ihre Aufträge über seine Zufriedenheit hinaus erfüllten. Das war auch nötig, denn ein gemeinsames Gildenhaus besaßen sie nicht. Nicht deshalb, weil Kadir oder seine Vorgänger dafür zu geizig gewesen wären. Er wusste sehr wohl, dass die Obrigkeit die Diebe nur duldete, weil sie selbst genug in diverse Geschäfte verstrickt war. Einen Verlass darauf, dass das für immer so blieb, gab es allerdings nicht. Weshalb also das unnötige Risiko eingehen und seine Diebe gemeinsam in einem Haus unterbringen, wenn sie doch alle ihre eigenen besitzen konnten? Da Seraja ihre Gedanken aber für sich behielt, konnte und musste er sie darauf nicht hinweisen. 

"Na, na, na, Ihr wollt mich doch nicht etwa prüfen?" Sichtlich amüsiert über ihren kleinen, verborgenen, sprachlichen Zug, hob er eine Hand, schüttelte seinen Kopf und zeigte Seraja mit seinem Zeigefinger eine mahnende Geste. Begleitet wurde die Stimme des Fuchses dabei aber von einem hörbaren Schmunzeln. "Woher sollte ich denn etwas über passendes Personal wissen? Zähle ich mich doch selber auch dazu." 

Eigentlich war er schon bereit gewesen, den Empfangsraum zu verlassen und seinen anderen Aufgaben nachzugehen. Lichthafen war groß und wenn er schon einmal hier war, wollte er direkt ein paar Besuche miteinander verbinden und bei einigen seiner Geschäftspartner vorbeischauen. Nach seinem Empfinden war hier alles gesagt und besprochen. Da die Fremde aber scheinbar seine Einschätzung nicht teilte, entschied er sich dazu ihretwegen noch kurz zu verweilen. Dafür nahm er jedoch eine für ihn entspanntere Position ein, drehte sich herum und lehnte sich gegen den Tisch. Alt war er zwar nicht, der Jüngste aber auch nicht mehr und so streng er auch erzogen worden war und gute Manieren sehr schätzte, war er oft genug in den Hallen dieser Gilde unterwegs gewesen, sodass er sich diese Bequemlichkeit nach seiner einschätzung leisten durfte. 

"Gleich so viele Fragen auf einmal, Anemone?" Verschmitzt war das Lächeln, als er sie abwägend aus den Augenwinkeln betrachtete. "Eigentlich kostet eine jede Antwort von dort, wo ich geschickt wurde, einige Taler." Überlegend strich er sich über sein Kinn, bevor er seine Arme vor der Brust verschränkte. "Meines bescheidenen Wissens nach, ist die Rechnung Eures Gildenoberhaupts schon ziemlich lang, ich denke es wird nicht auffallen, wenn noch ein paar Goldstücke hinzukommen." Sein Lachen war warm und kehlig, dennoch leise, als er Seraja akzeptierend zunickte.

"Nun gut, fangen wir mit der einfachsten Eurer Fragen an: Ich sagte, dass Ihr nicht die Antworten findet, nach denen gesucht werden. Was ich aber nicht sagte, war, dass Ihr dort gar keine Antworten findet." Kadir klopfte sich mit seinem Zeigefinger gegen den Oberarm und verblieb weiterhin in seiner legeren Position. "Da müssen wir es schon etwas genauer nehmen."  
Immer noch war sie eine Fremde für ihn und blieb es auch. Natürlich gab es so einiges, was der Zungenlose verbarg und zeitgleich offenbarte. Was es aber genau war? Es wäre nicht nur äußerst töricht, sondern noch dazu gegen seine Geschäftspraxis, wenn er ihr, die er nicht kannte, einfach so nach ihrem Dafürhalten antwortete. 

"Was die Magd betrifft," seine Augen wanderten nun in die Leere des Raums hinein und er versuchte in seinen Erinnerungen ein schärferes Bild von dieser zu zeichnen, "hätte ich von Anfang an gewusst, dass es wichtig sein könnte, sie zu beschreiben, wäre ich weitaus achtsamer gewesen, als sie die Flucht ergriff." Mit übertrieben wirkender Selbsterkenntnis, schob er seine Brauen nach oben und drehte seinen Kopf zurück in die Richtung Serajas. "Ah seht, Anemone, das habe ich anscheinend vergessen zu erwähnen." 

Natürlich hatte Kadir es nicht vergessen, sondern dieses Detail der seltsamen Begegnung mit Absicht für sich behalten, denn er wollte abwarten, ob die Erwähnung der Magd irgendein Interesse weckte oder es ohnehin vollkommen gleichgültig war. Niemals verriet er mehr, als notwendig war, solange er nicht danach gefragt wurde. Und wenn er gefragt wurde, nun, dann musste er zunächst überlegen, was die Weitergabe von seinem Wissen an Vorteilen brachte, gleich welcher Natur diese waren. 

"Sie war nicht allein, sondern in Begleitung. Bei ihrer Ankunft in der Gasse wirkten beide wesentlich vertrauter miteinander als in dem Moment, als die Magd die Beine in die Hand nahm und davonrannte. Ob sie vor ihm davonlief oder vor etwas anderem," Kadir deutete ein Zwinkern an und hob dann bedauernd seine Schultern, "das konnte ich sie im Eifer ihrer Flucht nicht fragen."
 

Mit einem Ruck schob er sich selbst wieder von dem Tisch weg und überdachte nochmals die Fragen der Unbekannten. "Wollt Ihr mehr von allem erfahren, dann müsst Ihr wahrscheinlich doch zuerst über einen Preis verhandeln." Sein Blick wanderte hinüber zu dem Schlüssel und mit einem knappen Deut zeigte er darauf. "Aber wer wäre ich denn, wenn ich einer schönen Frau einfach so die Goldstücke abnähme?" Es war wieder dasselbe, spitzbübische Schmunzeln, das er schon kurz zuvor gezeigt hatte. Jenes zog sich bis zu seinen grün schimmernden Augen hinauf und legte dünne Fältchen um diese. 

In jenem Moment, als er sich der höflichkeithalber schon vor der Fremden verbeugen wollte, nur um sich kurz darauf zu verabschieden, hielt er nochmals inne und neigte sich ihr ein kleines Stück entgegen. "Ah, stimmt, da war ja noch etwas. Wer bin ich denn?" Der Fuchs drosselte seine Stimme, die flüsternd nun etwas rauer klang als zuvor. "Sucht Euch ruhig einen Namen für mich aus. Ich besitze bereits viele, auf einen mehr oder weniger kommt es nicht mehr an."
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Es ist nicht wichtig, wer das Spiel beginnt, sondern wer es beendet.
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Etoh
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#142

Beitrag: # 53799Beitrag Etoh »

In einem Zimmer im ersten Stock eines Gästehauses auf dem Anwesen der lichten Gemeinde
 
Das eine sollte das andere nicht Ausschließen. Wäre er selbst in in gleicher Situation, würde wohl auch er lieber sterben als von einem Chaosprediger aufgelesen zu werden.
Nein, würde er natürlich nicht.
Doch im Gegensatz zu jenen lag es in seiner Natur als erstes dem Leben und der Heilung zu dienen. Auch wenn der Codex Artherks besagt nur jenen Hilfe zukommen zu lassen, welche sich nicht gegenüber Artherk und seinen Gläubigen schuldig gemacht hatten. Und Kenna hatte sich schuldig gemacht. Wiederholt, zu allen erdenklichen und unerdenklichen Möglichkeiten.
 
Andererseits sprach auch nichts dagegen jede Situation die sich einem bot für eigene Interessen zu nutzen. Zumal auch er ein berechtigtes Interesse an Informationen hatte. Zugleich würde es für die dunkle Seele Kennas eine überaus empfindliche Demütigung darstellen, wenn sie ihr Überleben und ihre Genesung der gehassten Gegenseite zu verdanken hatte.
Irgendwie hing dann ja doch wieder jeder an seinem Leben.
 
Stünde für ihn die Situation um Samoel nicht derart im Raum, wäre ihre Hilflosigkeit in die sie sich selbst brachte, wohl der einzige Beweggrund für Etoh ihr ungefragt seine Hilfe zukommen zu lassen. Es gab für ihn keinen Grund und er hatte auch kein Interesse daran sich an schwachen oder hilflosen Geschöpfen zu vergreifen. Selbstverständlich würde sich das Blatt auch schlagartig wieder wenden können, sobald Kenna wieder bei Bewusstsein war. Auch wenn Etoh nicht abgeneigt war auch zu den Waffen greifen zu lassen, war seine spitze Zunge stets die Waffe seiner ersten Wahl.
 
Es war mitten unterm Tag, das eine oder andere interessierte Paar Augen sollte den Priester auf dem Weg zur Gemeindehalle wohl folgen. War es doch nicht alltäglich das dieser eine verletzte Person, in seinen Mantel eingeschlagen, auf einer Trage hinter sich her zog. Noch weniger das ihn dabei ein Pferd mit glänzenden tiefschwarzen Fell, ohne Zaumzeug und Sattel, folgte.
 
Etoh umrundete die Gemeindehalle und steuerte auf ein einstöckiges Nebengebäude im Garten der Kirchengemeinde zu. Auf halben Weg kamen ihm zwei Tempeldiener entgegen. Kurz nur war ihr entsetzter Blick als sie den Umhang lupften und darunter das schwarze Flügelpaar der Verletzten sahen. Doch halfen sie ohne lange Diskussionen den schlaffen Körper Kennas in das kleine Gästehaus zu bringen.
 
Das Gästehaus, für durchreisende Familien gedacht, verfügte auf 2 Stockwerken über 6 Schlafzimmer, einer kleinen Küche und zwei Bäder. Das Zimmer, in welches Etoh Kenna bringen lies, wies zur Rückseite des Gemeindegartens, abgewendet vom Tempel, mit Blick auf die Ländereien der Kirche Artherks. Das Bett stand zwischen zwei Fenstern, in die Mitte des Raumes weisend, der Türe gegenüber. Während die Tempeldiener Kenna auf das Bett legten nahm Etoh eine Waschschüssel mit warmen Wasser und ein paar Tücher mit.
 
Ihre Bewusstlosigkeit schien noch immer gnädig zu ihr zu sein. Etoh setze sich zu Kenna an die Bettkante und wusch ihr als erstes das Erbrochene aus ihren Gesicht und Notdürftig aus ihre Haare. Wärt ihr nur ein kleines bisschen wie eure Schwester, es hätte uns allen wohl einiges an Leid ersparen können Leise sprach Etoh wohl mehr mit sich selber als mit seiner Gegenüber. Dabei dachte er an eine längst vergangene Zeit in der Liora, die Kenna zum verwechseln ähnlich sah, als Kind mit ehrlichen Interesse immer wieder das Gespräch mit dem weißen Priester suchte. Ganz so wie es zuletzt auch die Adeptin getan hatte. Es musste wohl am Alter liegen. Das Alter der Bewusstwerdung, der Neugierde, des Hinterfragens und Festigung des eigenen Glaubens.
 
Im Wald hatte er ihr Bein nur Notdürftig Schienen können, doch nun hatte er die Zeit und die Möglichkeiten sich den offenen Bruch genauer anzusehen. Er zog ihr die Schuhe und Strümpfe aus und stellte diese unter das Bett. Aus seinem Gürtel zog er einen Dolch um ihre Lederhose vom Knöchel an über die ganze Länge aufzuschneiden. Gerade wollte er die Schnürung der Schiene lösen, als sich Kenna plötzlich zum bewegen begann.
 
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
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Seraja
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#143

Beitrag: # 53800Beitrag Seraja »

Im Anwesen der Legion


Gespielt empört legte sie eine Hand auf ihre Brust. „Aber nein sowas würde ich mich niemals wagen, wo kämen wir denn da hin?“
Sichtlich amüsiert hielt sie dem mahnenden Gesten des Fuchs stand, während sie unbekümmert, fast fragend eine ihrer Schultern hob.
„Wer weiß das schon, nicht immer ist alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Außerdem wer könnte die Arbeit eines Bediensteten
selbst beurteilen, als jemand, der auf denselben Weg beschreitet. Heißt es nicht immer Schuster bleib bei deinen Leisten?“


Die Magierin war zwar weit davon entfernt eine Bedienstete zu sein, doch hatte sie jüngst gesehen, wie jene miteinander umgingen.
Es gab keine schärferen Kritiker, als solche, die einen gleichgestellt waren. Wurde doch nur selten mit Spott und Häme gegeizt,
wenn hier und da ein Missgeschick geschah. Die Nase über andere zu rümpfen, war bekanntlich leichter, als vor der eigenen Tür zu kehren.


Noch immer amüsiert über diesen albernen Spitznamen, beobachtete sie, wie es sich der Fremde bequem machte. „Ich scheine keine sonderlich gute Gesellschaft zu sein, wenn Ihr mir dieses unverfängliche Gespräch in Rechnung stellen wollt. Sicher würdet Ihr es mir gleichtun, wenn die Ausgangslage vertauscht wäre.“

Hatte sie doch keinen Zweifel daran, dass auch er nicht blindes Vertrauen in eine Fremde setzten würde, die sein Haus aufsuchte
und nur wage Informationen von sich preisgab. Zumal sie zu den Antworten, die er lieferte, erstmal die passenden Fragen finden musste.


„Gewissenhaft kann ich Euch sagen, dass Genauigkeit eine Tugend ist, die in diesem Haus sehr geschätzt wird, aber das muss ich Euch
nicht erklären, immerhin hegt Ihr eine geschäftliche Beziehung zur Herrin dieser Behausung.“


Interessanterweise sprach der Fremde jedoch weiter, auch ohne, dass es von Nöten war, ihm zuvor einen Schuldschein auszustellen.
Seraja kam nicht umhin festzustellen, dass ihr Gegenüber ebenfalls in der Lage war mit Worten zu spielen. Ein Fakt, der sie zusätzlich
in ihrer Annahme bestätigte, keinem gewöhnlichen Taschendieb gegenüber zu stehen.


Noch während der Fuchs sprach, glich die Magierin seine Worte mit ihren Entdeckungen ab. Unter normalen Umständen würde vermutlich niemand, der Angestellten, gerne in trauter Zweisamkeit mit einem Vertreter jenes Glaubens gesehen werden. War er vielleicht der Gefangene aus den Verliesen und wenn ja, wie hatte er das Personal manipuliert, dass es ihm verzückt folgte?

Was passierte hier nur momentan in diesem Anwesen, von Tag zu Tag geschahen immer mehr verrückte Dinge, die es zu ergründen galt.
War die Magd dem Flüchtigen also wirklich aus freien Stücken gefolgt, oder hatte er sie einfach nur mit einem Mittelchen, einer Art Halluzinogen, gefügig gemacht? Immerhin würde dies schon mal die Panik erklären, von der ihr der Fremde gerade erzählt hatte. Vielleicht war sie zwischendurch wieder zur Besinnung gekommen und wollte fliehen, jedoch war es fraglich, ob ihr das geglückt war. Womöglich hatte er sie irgendwohin verschleppt, wer konnte schon wissen, welchen Zweck er damit verfolgte.


In der Hoffnung vielleicht mehr herauszufinden neigte sie ihren Kopf leicht zur Seite, wobei etwas herausforderndes in ihren Augen aufglomm. „Ich schätze, dann würde ich Euch als emsigen Geschäftsmann titulieren, eifrig wie ein findiges Trüffelschwein oder doch eher wie ein putziges Rüsselhündchen mit erstaunlich gutem Riecher?“

Unterbreitete sie ihm somit doch im selben Atemzug, wie sie fand sehr geschickt, zwei Vorschläge für Spitznamen, mit denen sie ebenso
viel anfangen könnte, wie er, mit der Anemone. Wobei sie sagen musste, dass gerade die rote Gattung der kleinen Rüsselhündchen, sie tatsächlich an sein auffälliges rotes Haar erinnerte.


Interessiert und erheitert über den kleinen Schlagabtausch, den sie sich gerade mit dem Fremden leistete, wartete sie ab, ob er ihre Neugier befriedigen würde, wobei sie jedoch davon ausging, dass eine Reise nach Sturmkante unvermeidlich war.
 

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Kenna de Vil
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#144

Beitrag: # 53802Beitrag Kenna de Vil »

In einem Zimmer im ersten Stock eines Gästehauses auf dem Anwesen der Gemeinde Artherks in Lichthafen

Es entzog sich ihrer Entscheidung, noch länger in der Bewusstlosigkeit zu verweilen. Sie spürte, dass irgendetwas mit ihr geschah, auch wenn es ihr so vorkam, als passierte all dies einer fremden Person. Als sähe sie sich selbst aus der Perspektive eines Raben.
Belanglos hatte sie beobachtet, wie der Priester sie fortschaffte. Wie er sie durch die Gassen Lichthafens schleifte und die Blicke der gemeinen Leute auf sich zog. Wie jene die Köpfe tuschelnd zusammen steckten und der Tratsch ihre einfachen Gemüter erhellte. Doch sollten es wohl nur Gerüchte bleiben, wer dort liegen mochte. Denn erkennen konnte man sie nicht. Einzig ihr Bogen, der am Rand baumelte, mit den 38 Kerben, hätte einen Hinweis bieten können. Niemand schien sich jedenfalls in die Machenschaften der Kirche einmischen zu wollen.
Dem Raben war es einerlei. Er urteilte nicht, er beobachtete lediglich.

Nur ein paar Flügelschläge waren nötig und das gefiederte Tier folgte ihnen weiter, zu den Gebäuden der Anhängerschaft Artherks. Für einige Zeit verschwanden sie aus seinem Blickfeld und er setzte sich auf ein Fensterbrett. Nur ein unscheinbarer Schatten, unbemerkt von den Menschen im Raum, doch stets wachsam. Schon kurz darauf sah Kenna, wie man sie bettete. Wie man sie wusch und wie man ihre Hose aufschnitt. Gleichzeitig schien das Bild langsam zu verblassen und das Ruckeln an ihrem schlaffen Körper sie Stück für Stück zurückzuholen, in ihre menschliche Hülle.

„Meine Schwester ist… war eine Närrin, die ihre Zeit mit Zweifeln verschwendet hat. Lucis.“

Knurrte Kenna zwischen aufeinander gebissenen Zähnen hindurch, während sie den schmerzhaften Versuch wagte, sich aufzusetzen. Die zuvor noch verspürte Leichtigkeit, die Gleichgültigkeit, mit der sie auf alles geblickt hatte, war dahin. Der Rabe war nichts weiter als eine flüchtige Erinnerung, ein Schatten, den es nie wirklich gegeben hatte.

Als sie die Augen aufschlug, tanzten dunkle Partikel vor ihrem Sichtfeld und zwangen sie ruhig auf der Bettstatt liegen zu bleiben. Ein paar Mal atmete sie tief durch die Nase ein und dann langsam durch den Mund wieder aus. Bis sich ihr Blick wieder klärte. Unterdessen hatte sie einen ihrer vielen am Körper versteckten Dolche unauffällig aus ihrem Ärmel in die Handfläche gleiten lassen. Kalt und beruhigend fühlte sie den Stahl auf ihrer Haut, als könnte sie daraus neue Stärke ziehen oder schlichtweg das Gefühl, die Oberhand nicht vollends abgetreten zu haben.
Wie und warum sie in die Hände des weißen Predigers geraten war, darüber konnte sie nach derzeitigem Kenntnisstand nur mutmaßen und es änderte an der Situation nicht das Geringste.

Auch wenn die Gesichtsfarbe der Bognerin einem weißen Laken glich, so war der Blick ihrer kalten dunkelblauen Augen, den sie dem Priester angedeihen ließ, umso finsterer.
Möglicherweise war es auch der Konzentration geschuldet, den Anblick ihres offensichtlich lädierten Beines zu meiden. Damit würde sie sich später auseinandersetzen. Denn irgendwie schien es doch eine Art Fügung zu sein, dass sie nun ebenjenen, den sie für das Verschwinden der Adeptin verantwortlich machte, genau zu ihren Füßen wiederfand.

Es kostete sie enorme Anstrengung, sich nicht von den Schmerzen, überwältigen zu lassen. Ein verräterisches Glitzern zeichnete sich auf ihrer Stirn ab und kleine durchsichtige Perlen von Schweiß bildeten sich dort. Doch sie war zu starrsinnig, sich der Schwäche zu ergeben. Nicht so lange der Lucis dieselbe Luft atmete wie sie.

„Wo ist die Adeptin?“

Ohne Umschweife kam sie auf den Punkt. Kein Geplänkel, keine unnötigen Floskeln. Sie wusste nicht, wie viel Zeit ihr bliebe, bevor ihr Körper erneut nachgeben würde. Und sie brauchte Antworten. Für den Moment war dies das Einzige, was sie interessierte. Sie hielt ihren Blick starr auf Etoh fixiert. Ein unkontrolliertes Zittern durchzog kurz ihre Muskeln. Ein Schweißtropfen löste sich von ihrer Stirn und rollte über die Schläfe hinab. Kenna machte sich jedoch nicht die Mühe, ihn fortzuwischen. Sie musste jedes Quäntchen Energie sparen.
 
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
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Samoel
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#145

Beitrag: # 53804Beitrag Samoel »

Der Aufbruch

In dem Moment in dem Cordula lauthals verkünden lies das sie nicht gewillt war über ihn zu bestimmen, veränderte sich die Situation für Samoel schlagartig. Eben noch hatte Lucy, die rechte Hand der Hausdame, ihm für alle erkennbar ein Band um den Hals gelegt das signalisierte das an diesem Abend eine 'feste' Dame für ihn anwesend war. Doch schon Augenblicke später gab ihn diese 'feste' Dame frei.

 
Den ganzen Tag hatten sie beide Zeit gehabt zum reden. Wieder und wieder hatte er versucht ihr zu erklären das er stets als freier Mann kommen und gehen würde. Nur in der Zeit in der er seine Dienste anbot, bestimmte die Frau die ihn dafür bezahlte was er zu tun hatte. Eindringlich hatte er versucht ihr zu erklären das sie, als seine 'feste' Lady jederzeit das Recht hätte ihn zu sich zu rufen. Egal wann, egal was er in diesen Moment auch tat. Würde sie offen nach ihm verlangen, würde er folgen können und wäre nur für sie alleine da.
 
Für ihn selbst war es mehr als unangenehm das ausgerechnet an dem Tisch an dem auch Cordula saß, seine Dienste verlangt wurden. Er warf Cordula verstohlen einen Entschuldigenden Blick zu. Doch sie wollte davon nichts sehen. Cordula konzentrierte sich voll und ganz auf das Würfelspiel und er hatte das Gefühl als versuchte sie ihn angestrengt zu ignorieren.
Um ihnen beiden die Schmach zu ersparen bat Samoel seine Kundin doch in einen Nebenraum zu gehen, da seine Lady mit am Tisch saß. Freudig wollte die Dame schon zusagen, bis sie merkte das es wohl keine Möglichkeit gab Samoel für weitere Gefälligkeiten noch mehr Gold zukommen lassen zu können. In diesen Moment verlor sie jegliches Interesse. Diesen Umstand Nutze sogleich eine andere Dame um Samoel an dem eben angelegten Band der Zugehörigkeit mit sich zu ziehen. Samoel suchte mit flehenden Blick nach Cordulas Blick, sendete ihr seine Gedanken zu das sie ihn doch bitte 'jetzt' zu sich rufen sollte. Doch entweder hörte sie ihn nicht, oder wollte ihn nicht hören.
Er wusste das Cordula keinen gefallen daran hatte was er hier tat. Doch warum sie nicht diesen Weg wählte um sie beide zu 'befreien' verstand er nicht. Auf der einen Seite wollte sie nicht das er tut was er tat, auf der anderen Seite wollte sie ihn aber auch nicht dabei helfen da raus zu kommen. So musste er jener Folgen die ihn mit sich zog.
 
Kurz darauf hörte er Cordulas laute Stimme, das sie dies alles nicht wollte und 'Marco' frei sei und tun und lassen könne was er wolle.... Sie hatte ihn nicht verstanden. Hatte noch immer nicht verstanden das er an diesen Abend sehr gerne nur für sie da gewesen wäre. Für sie alleine. Jeden anderen Weg hätte sie Wählen können, doch in diesen Moment brach für Samoel eine Welt zusammen. Viele Augen wanderten von Cordula die eben so Aufbrausend durch den Raum ihren Unmut kund getan hatte, zu ihn.
 
Während Cordula den Raum verlassen hatte, eilte Lucy ihr nach. Beide jungen Damen verschwanden aus dem Raum, in dem Samoel noch immer betroffen auf dem Boden kauerte. Das Lucy mit Cordula vor der Türe gesprochen hatte und Cordula daraufhin zu Eugenie ging wusste Samoel nicht. Das einzige was in ihm hängen blieb war die Frist bis zum Anbruch des Tages. So lange würde er den Hyänen hier noch ausgesetzt sein.
 
Noch während seine Gedanken kreisten, die eine und andere Dame ihn unverhohlen musterte, donnerte erneut eine Stimme durch den Raum, die nach 'Marco' verlangte und ihn zur Madame zitierte. Eine gewisse Erleichterung machte sich in ihm breit. Auch wenn es nie etwas gutes hieß wenn die Madame einen mitten am Abend zu sich rief. In diesen Moment war es Samoel mehr als Willkommen.
In den Räumen der Madame nahm Samoel eine demütige Haltung ein, welche von Eugenie jedoch bestimmt unterbrochen wurde, indem sie ihn das Kinn anhob und ihn damit zwang ihr in die Augen zu sehen. Eugenie erklärte Samoel das es noch immer die Regel war, das ein jeder Mann ihr Haus als freier Mann betreten und auch wieder verlassen würde. Eine Knechtschaft gab es nur für jene die diese ebenfalls aus freien Stücken erbeten haben. Samoel solle sich nun entscheiden ob er weiterhin das Haus als freier Mann verlassen wollen würde, oder ob er bleiben wolle. Doch dann würde er alle Rechte abtreten und nur noch dem Hause dienen.
 
Für Samoel stand es nie im Raum sich dem Haus mit allem zu verpflichten. Er straffte sich noch einmal und erklärte der Herrin des Hauses das er gewillt war das Haus wie eh und je als freier Mann zu verlassen. Sollte Cordula hinter ihrer Forderung an ihn stehen können, das er seine freien Entscheidungen treffen konnte, so würde er sich freuen eines Tages vielleicht wieder dem Haus zur Verfügung zu stehen. Für die nächste Zeit jedoch würde er nicht mehr zur Verfügung stehen.
 
Eugenie nahm sein Angebot an, trat näher an Samoel heran und gab ihn einen Kuss auf die Wange. Dabei gab sie ihn zu verstehen das sie nicht nur seinen wahren Namen wusste, sondern auch in welchen Haushalt er bis zu Letzt diente. Sein kurz aufflackerndes Entsetzen strich sie mit einem streicheln über seine Wange weg. Selbstverständlich wusste sie genau wer in ihrem Haus ein und aus ging. Über die ganze Zeit sollte ihr Haus sein sicherer Zufluchtsort gewesen sein und wäre dies auch in der Zukunft. Nachdem Samoel sich entschieden hatte Cordula auch weiterhin zu folgen und zu begleiten, hob Eugenie den verpflichteten 3. Tag auf. Das geschehen des Vorabends sei wohl nicht unbeobachtet geblieben. Es wäre wohl sicherer für alle, wenn sie beide das Haus so schnell wie möglich verlassen würden. Cordula solle ihr Kleidung zurück lassen. Man würde sich um die Entsorgung selbiger kümmern.
 
Minuten später hatte Samoel seine gesamte Habe die er im Haus der Madame noch hatte zusammen getragen. Ordentlich gekleidet, in einem beige-grünen Anzug, schwarzen Lederschuhen. Schwarze Lederhandschuhen an seinem Gürtel und einem schwarzen Hut mit weiter Krempe fand er sich vor Cordulas Zimmertüre wieder. Dem Gepflogenheiten des Hauses weiter folgend hat er die Maske über seinen Augen anbehalten.
 
Ehe er an ihrer Türe Klopfte sah er noch einmal den Gang hinab. Leicht nickt er für sich. Ja er hatte sich entschieden. Um genau zu sein hatte er sich bereits im Keller der Legion entschieden.
Er hörte Cordulas stimme als sie ihn herein bat. Im ersten Moment wusste Samoel nicht was er sagen sollte, außer das er nun hier sei. Doch kurz darauf rang er das erste mal mit seiner Fassung. Wieder stellte Cordula seine Entscheidung in Frage ob er sicher sei ob es wirklich das war was er wolle. Sollte es ewig so gehen? Er sprach seine Wünsche aus, sie stellte diese in Frage. Er tut was sie sich wünscht und trifft eine Entscheidung und sie stellt diese in Frage? Er war frei in seinen Handlungen, seinem Denken und auch in seinem Glauben. Nur wollte Cordula noch immer nicht verstehen das es seine freie Entscheidung war sich für sie und gegen sein altes Leben zu entscheiden.
Beruhigend legte Cordula ihre Hand auf seine Wange. Wohlige wärme durchströmt Samoel und sein Gemüt beruhigt sich zunehmend. Kurz schließt er die Augen und schmiegt seine Wange etwas mehr in ihre Hand. Küsste ihre Handfläche. Er wusste das sie beide in eine andere Art der Abhängigkeit geraten würden. Eine Abhängigkeit wie sie nur Liebende kennen und er wollte diese wieder spüren und Leben dürfen.
 
Ihre Fürsorge und Beharrlichkeit der freien Entscheidung ein freies Leben führen zu können, sowie die ersten Züge ihres starken Willens ließen in Samoel die Hoffnung erblühen mit ihr gemeinsam genau das Vertiefen zu können. Schenkte sie sich beiden damit nicht auch einen Funken Hoffnung? Ja, es war ein Licht in ihr das sie selbst noch verleugnen wollte indem sie sich anstrengte den Schatten auf ihrer Stimme zu wahren. Aber Samoel hörte nicht ihre Worte allein, sondern sah auch die kleinen Opfer die sie erbrachte. Uneigennütz half sie ihm. Ohne Vorurteile oder Ablehnung stand sie ihm offen gegenüber. Obwohl er ihr gebeichtet hatte sie Anfangs nur für seinen eigenen Vorteil missbraucht zu haben, blieb sie bei ihm. Nicht weil er sie weiter durch seinen Biss in seiner Abhängigkeit behielt, sondern aus freien Stücken.
 
Für beide Endete der Abend früher als es im Haus üblich war.
Ob Cordula in dieser Nacht schlafen konnte wusste er nicht. Selber wählte er wieder den Boden neben ihren Bett als Nachtlager. Mit dem Rücken an der Wand und den Kopf gegen den Bettpfosten gelehnt fand er die Ruhe und die Kraft die er für den nächsten Tag brauchen würde.
 
Gekleidet in einer schlichten Gewandung, die sie vor der Witterung schützen würde, brachen sie in den frühen Morgenstunden auf. Es war für sie beide die Zeit gekommen, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Also machten sie sich auf den Weg, der sie zu Cordulas Elternhaus führen sollte.
 
 
 
 
 
Traue der Dunkelheit nicht. Die Wahrheit siehst du nur im Licht.

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geboren aus dem Schoß der Schwester, gezeugt vom gemeinsamen Vater, der erste seiner Art.
Von Familie und Clan verstoßen - seiner Berufung folgend
Faktotum seines Herren ?
Beschützer der Familie und des Hauses Lucis


Nichts ist wie es scheint und liegt der Wahrheit doch so nah.
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Der Fuchs
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#146

Beitrag: # 53806Beitrag Der Fuchs »

Abschätzig und verwundert über die mögliche Titulierung seiner Person sah er der Fremden in die Augen. "Putzig? Wirke ich auf Euch tatsächlich putzig?" Er strich sich durch sein rotes Haar und kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Anscheinend muss ich mein Auftreten unbedingt überdenken. Denn putzig ist nichts, was ich mir gerne zuschreiben lassen möchte. Findig und emsig, diese Komplimente nehme ich gerne entgegen. Das Trüffelschwein und das Rüsselhündchen dürft Ihr als süße Kosenamen für einen Geliebten oder ein Kind behalten."

Sein Geschäft in den Hallen der Legion war für ihn getan und weder dem Schlüssel noch dem Pergament widmete er nochmals Aufmerksamkeit. Es war die Priesterin selbst, die für beide Dinge zahlen musste und zwar nicht gering. Trotzdem wusste Kadir, dass er den Umfang ihres Auftrags noch lange nicht vollständig nachgekommen war. Das war aber nichts, was er vor der Anemone genauer definieren wollte oder wozu er sich verpflichtet fühlte. Auch wenn er zugeben musste, dass das nette Gespräch mit ihr ihn durchaus erheiterte.

"Niemals sprach ich davon, dass ich für eine einfache Unterredung, die nicht mehr verrät, als sie muss, Gold verlange. Das wäre etwas, was man dann in meiner Branche als Wucher bezeichnet. Ausbeuterei wird nur von denen betrieben, die es nötig haben."  
Mit beiden Händen deute er auf seine Brust und sah an sich herab. "Ich hoffe doch vor Euch nicht den Eindruck erweckt zu haben, dass ich zu dieser Kategorie gehöre."

Sein Auftreten und sein Äußeres war ein Teil seines Geschäfts. Zu viele kleine verlauste Diebe tummelten sich auf den Straßen herum, die verwahrlost und verlottert waren und mit aller Anstrengung versuchten, den Menschen einen Groschen aus der Tasche zu ziehen. Weder sich noch den Mitgliedern seiner Gilde gestattete er dieses Verhalten. Darauf legte er großen Wert und sobald er hörte, dass es jemanden in seinen Reihen gab, der dem nicht entsprach, entließ er ihn aus dem Dienst. Was leider meistens das vorzeitige Ableben desjenigen mit sich brachte. 

"Falls aber doch," sein Lächeln ihr gegenüber war immer noch freundlich, doch schwer für sein Gegenüber einzuschätzen, was tatsächlich dahinter verborgen lag, "dann ruft Euch Eure eigenen Worte in Erinnerung: Nicht immer ist alles so, wie es auf den ersten Blick scheint." Für einen Moment blieb er schweigsam, während er versuchte Serajas Haltung und Gedanken zu beurteilen. 

"Ich stehle gerne, will aber kein Dieb Eurer kostbaren Zeit sein. Sonst bins am Ende noch ich, der sein Gold auf den Tisch legen muss." Erneut stahl sich ein sachtes Schmunzeln unter seinen dichten Bart und frech leuchteten seine Augen auf. Kadir bezahlte seine Rechnungen, genauso wie er verlangte, dass eine jede bei ihm rechtzeitig beglichen wurde. Ungern wollte er bei einer Fremden in der Schuld stehen, war sie auch noch so hübsch anzusehen. Denn Schulden machte er nicht einmal bei Rosalind, obwohl sie es ihm bestimmt gewähren würde. Natürlich war er in einem gewissen Maß neugierig, was es mit der Magd der Legion auf sich hatte, denn dass die Erwähnung die Aufmerksamkeit der Anemone weckte, war nicht zu übersehen. Dahingehen sprach ihr Gesicht Bände. Er könnte das Blatt nun herumdrehen und sie dazu befragen, aber es war schwer einzuschätzen, was Seraja dann aus seiner Neugier herausinterpretierte. 


Seine Möglichkeiten abwägend resümierte er nochmals das Geschehen, das er in der Gasse beobachtet hatte. War es die Magd oder der Begleiter, für die sich Seraja tatsächlich interessierte? Vielleicht steckte doch wesentlich mehr dahinter, als er bisher dachte und er verpasste etwas, das ihm womöglich früher oder später zuträglich war?

Sobald er zurück in Sturmkante war, würde er einen seiner Diebe ausschicken, um mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Nicht nur über die Vorkommnisse des Abends, sondern auch über das Etablissement, in welches die beiden zunächst verschwunden waren. Kadir wusste zwar grob, was dort angeboten wurde, wenn aber mehr dahinter verborgen lag, schadete es nicht, darüber Bescheid zu wissen.


"Ist es Euch recht, wenn ich ohne Geleit die Gildenhallen verlasse oder muss ich mich begleiten lassen?" Fragend zog er die Brauen nach oben, als er seine Hand in Richtung der Türe deutete. "Keine Sorge, ich lasse alles an seinem Platz. Alles andere würde nur einer sehr einträglichen geschäftlichen Beziehung zu Eurer Gildenleitung schaden."  
Leise lachte er in sich hinein und trat einen Schritt von Seraja weg, ließ sie dabei jedoch nicht aus seinem forschenden Blick. Das hatte nicht nur den Ursprung, dass er sie als durchaus ansehnlich betrachtete, sondern vielmehr, weil er für sich abschließend darüber entscheiden musste, ob sie sich als eventuelle weitere nützliche Verbindung in der Legion eigenete oder nicht. 

"Solltet Ihr, Anemone, mehr brauchen als das, was Ihr bereits habt, dann fragt in Sturmkante nach dem Fuchs. Wenn er guter Laune ist, wird er Euch behilflich sein."

 
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Seraja
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#147

Beitrag: # 53810Beitrag Seraja »

Im Anwesen der Legion


Anscheinend hatte sie ihren Gesprächspartner, mit ihren albernen Namensvorschlägen, in seinem Stolz gekränkt. Die schmeichelhaften Eigenschaften jener Tiere schrieb er sich gerne auf die Fahne, wo hingegen der vermeintlich unmännliche Teil aufs Äußerste verpönt wurde.
Stattdessen nannte er ihr einen anderen Namen, nach dem sie fragen könne, wenn sie weitere Informationen benötigte. Somit konnte sie ihre kleine Provokation wohl als Erfolg für sich verbuchen. Denn sie war überzeugt davon, dass in Sturmkante „der Fuchs“ bestimmt vielen ein geläufiger Name war. Außerdem verriet ihr dieser Name auch, dass andere ihren Gegenüber ebenfalls für schlau und gewitzt hielten. Andernfalls hätte sich vermutlich eher etwas weniger Schmeichelhaftes durchgesetzt.

„Verzeiht, wenn ich Euch mit meinen törichten Gedanken zu nahegetreten bin, konnte ich immerhin nicht ahnen, was sie in Euch auslösen würden.“ Ihre Belustigung über seine Echauffiertheit, konnte sie jedoch nicht ganz aus ihrer Stimme und ihrem Mienenspiel verbannen. „Nun wo ihr mir jedoch einen anderen Namen genannt habt, werde ich mich selbstverständlich an jenen halten, scheint er bei näherer Betrachtung sogar noch besser zu Eurem Wesen zu passen.“

Auf seine Einladung hin musterte Seraja den Fuchs ohne jegliche Scheu oder Zurückhaltung ganz unverhohlen. Ihr gegenüber stand ein Mann, der sehr viel Wert auf seine äußere Erscheinung zu geben schien. Zwar kannte sie ihn bislang nicht sonderlich gut, doch sein Auftreten deutete darauf hin, dass ihm daran gelegen war, einen gewissen Ruf aufrechtzuerhalten. Das Image, welches er nach außen hin verkörperte, war in seiner Welt sicher mit einer Art Aushängeschild gleichzusetzen.

Daher verstand er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch, dass es der Legion mit ihrem Ruf ähnlich ging und sie nicht dulden konnten, dass eine entlaufene Magd, aus welchen Gründen auch immer, ihr Ansehen beschmutze.

„Ich kann euch versichern, dass ich niemanden aufgrund seiner äußeren Hülle bewerte, sondern einen jeden allein anhand seiner Taten messe. Die Verpackung kann noch so ansehnlich und liebreizend sein, aber was nützt eine hübsche Fassade, wenn sich dahinter nur Lug, Trug und heimtückischer Schimmel verbürgt?“ Wusste sie selbst doch nur zu gut, was es hieß, sein Vertrauen in die falsche Person gesetzt zu haben.
Inzwischen waren zwar bereits einige Monde vergangen, dennoch tat sie sich schwer damit, den an ihr begangenen Verrat, zu verzeihen. Um mit ihren Gedanken jedoch nicht wieder in die Vergangenheit abzudriften, konzentrierte sie sich stattdessen lieber wieder auf ihren Gast und die vor ihr liegenden Aufgaben.

„Natürlich könnt ihr die Hallen ohne Geleit verlassen. Ihr habt sie aus freien Stücken betreten und ebenso steht es auch zu, jene wieder zu verlassen.“ Schließlich hatte Seraja keinen Grund ihn oder seine Worte anzuzweifeln. Mit Hilfe seines Namens könnte sie ihn im Zweifelsfall nun auch ohne Schwierigkeiten der Priesterin melden, wenn er entgegen seiner Worte handeln sollte. „Ich habe Euch vermutlich ohnehin schon viel zu lange von Euren Verpflichtungen abgehalten. Es war nett Eure Bekanntschaft zu machen Fuchs, vielleicht kreuzen sich unsere Wege eines Tages wieder.“

Er hatte zwar mit keinem Wort erwähnt, dass es sich bei dem Fuchs tatsächlich um ihn persönlich handelte, aber ein Gefühl sagte Seraja, dass sie mit dieser Annahme nicht falsch lag. Ein Untergebener Dieb in einem Gefüge aus vielen Dieben würde eine vermeintlich Fremde vermutlich nicht in der Form an seinen Meister verweisen ohne dessen ausdrückliche Erlaubnis. Im Kreise der Diebe käme solch ein Fauxpas aller Wahrscheinlichkeit nach dem Unterschreiben des eigenen Todesurteils gleich.

Sobald ihr Besuch das Anwesen verlassen hätte, würde sie sich nochmals in den Hallen umsehen, ob inzwischen jemand zurückgekehrt war, den sie zu den merkwürdigen Gegebenheiten in den Verliesen befragen könnte. Sollte sie jedoch nicht fündig werden, würde sie es vorziehen erst einmal den kryptischen Hinweisen des Fuchses nachgehen. Vielleicht hing letzten Endes alles irgendwie miteinander zusammen. Aber selbst wenn dem nicht so wäre und es sich wirklich nur um eine einfältige Magd handelte, die ihr eigenes Vergnügen über das Wohl der Gilde gestellt hatte, musste jemand eingreifen und sie zur Verantwortung ziehen.

 

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Etoh
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#148

Beitrag: # 53813Beitrag Etoh »

So viel Kraft, so viel Stärke, doch in seinen Augen bedauerlicherweise so sehr vergeudet. Trotz ihrer misslichen Lage blieb Kenna noch immer die starke Jägerin die sich keinen Moment der Schwäche erlaubte. Sie schien derzeit einer ähnliche Suche nachzugehen wie er selbst. Nur das von ihrer Gesuchten so viel mehr abhing als von seinem Hausobmann.
Allein die Tatsache das Kenna ihn ohne Umschweife nach dem Mädchen fragte, sagte ihm das an den Gerüchten um das Verschwinden Freyas etwas dran war. Sie war das goldene Kind der dunklen Gemeinde. Beschützt ... behütet ...eingesperrt von ihren eigenen Leuten, aus Angst ihre kleine Prophezeiung zu verlieren. Und nun ist genau das geschehen. Sie haben sie verloren.
 
Etoh glaubte nicht daran das sie einfach Weg gelaufen wäre. Nicht nach den Gesprächen die er selbst mit dem Mädchen führen konnte. Bemerkenswert war jedoch, sollte man den Gerüchten glauben schenken, das sie bereits noch in der Nacht nach ihrer Weihe verschwunden sein soll.
War diese Macht die er bis vor die Türen den schwarzen Doms spürte wohl doch weniger Wohlgesonnen seinen Anhängern gegenüber gewesen als diese sich es einbildeten oder sich wünschten? Voller Inbrunst war das Mädchen gewesen als sie von Dingen sprach die sie in ihrem jungen Alter noch gar nicht selbst reflektiert erleben konnte...oder vielleicht doch?
 
All diese Fragen, Vermutungen und Gedanken durften in diesen Moment keinen weiteren Platz für sich beanspruchen. In diesen Moment zählte für Etoh allein die Versorgung der Jägerin. Für alle anderen Fragen und Belange würden sie beide wohl noch einige Tage Zeit haben um darüber zu diskutieren.
 
Die Adeptin? Sie ist nicht hier.
 
Ein Satz in dem genau so viel Wahrheit stand, wie Möglichkeiten um dessen Bedeutung. Etoh lies sich nicht weiter aus darüber ob er mehr über den Verbleib der Gesuchten wusste.
 
Wo ist Samoel?
 
Kontert er ihre Frage, ohne wirklich eine Antwort darauf zu erwarten. Selbstredend wusste der Priester bereits das sich sein Freund nicht mehr in den Händen der Jägerin allein befand. Während er in ruhigen konzentrierten Ton mit ihr sprach legte er sein Augenmerk auf den offenen Bruch ihres Beines. Er zog sich einen Stuhl heran um sich auf Höhe ihres gebrochenen Beines neben sie zu setzen. Mit ruhigen Bewegungen griff er nach einem der Tücher, tauchte es in die Wasserschüssel. Ein paar Zentimeter über der Verletzung drückte er das Tuch aus und lies das klare Wasser über die Wunde laufen um das Blut aufzuweichen. Mit sanften vorsichtigen tupfen entfernte er das bereits angetrocknete Blut von ihrer Haut.
 
Langsam drehte er den Kopf um Kenna nun das erste mal seit dem ersten Wortwechsel direkt anzusehen. Ihr fahles Gesicht, die Schweißperlen auf ihrer Stirn, sagten ihn das sie beide wohl nicht mehr viel Zeit hatten, bis der Schmerz ihren Körper sie wieder in die Knie zwingen würde.
 
Soll ich die Macht und die Gnade meines Herren Artherk anrufen um eure Verletzung zu heilen, oder soll ich euren Bruch auf dem konventionellen Weg richten?
 
Welchen Weg würde Kenna wählen?
Wäre es ihre Sturheit und Stolz der sie entscheiden lies, oder doch die legitime Möglichkeit jede Art von Hilfe anzunehmen so wie es einen Vorteil für sie ergab?
Beides forderte für sich seinen eigenen Tribut...
 
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
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Cordula
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Registriert: Do 26. Okt 2023, 20:12

#149

Beitrag: # 53814Beitrag Cordula »

Der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Sie konnte nicht einschlafen. Stundenlang sah sie nur ins Dunkel, während ihr immer wieder die Geschehnisse durch den Kopf gingen. Gedanken, die sie ordnen musste, bevor sie überhaupt darüber reden konnte. Auch wenn sie daher vor dem Morgengrauen die Müdigkeit in ihren Knochen spürte, war sie nicht traurig drum, als sie das Haus der Madame mit Samo-el zusammen verlassen konnte.

Der Fußmarsch Richtung Lichthafen kostetet sie jedoch einiges an Zeit, sodass sie das Haus ihrer Eltern nicht sofort aufsuchen konnten. Es war zu gefährlich nach Tagesanbruch durch die Straßen Lichthafens zu laufen. Zu groß war das Risiko entdeckt zu werden.

Also beschlossen sie den Tag in der Pilgerhütte zu verweilen, in der sie bereits vor einigen Tagen Zuflucht gesucht hatten. Leider war jedoch in der Zwischenzeit jemand anderes in der Hütte gewesen und hatte nach dessen Nutzung das Brennholz nicht wieder aufgestockt.

Getrennt voneinander waren beide durch die Wälder gestreift, um möglichst schnell ausreichend davon zu finden. Allerdings war es kein Holz, welches Cordula in den Wäldern finden sollte, sondern Latoria. Im Gegensatz zu ihr, die mit allem haderte, sich selbst ständig klein, dumm und unzulänglich fand, war jene selbstbewusst und hatte einen einnehmenden Charakter.
Im Nachgang konnte Cordula gar nicht mehr sagen, wie die beiden ins Gespräch gefunden hatten, doch ohne es wirklich zu merken oder auf den Weg zu achten, war sie der Fremden in ein Kellergewölbe gefolgt und fand sich einem Dämon gegenüberstehend wieder.

Laut den Worten der Fremden, die sich ihr als Latoria vorgestellt hatte, sollte jener ihr helfen ihre Zweifel abzulegen, damit sie ihre innere Stärke finden könne. Aus ihrem Munde klang das alles auch plausibel und sinnvoll, dennoch hatte sie irgendetwas davon abgehalten mit dem Dämon zu sprechen. Sie fühlte sich verloren und unsicher.

Um jene Zweifel loszuwerden, überhäufte sie Latoria mit vielen Fragen und schien diese somit regelrecht in den Wahnsinn zu treiben. Cordulas Fragen wurden allerdings nicht wie erhofft durch klare Aussagen, sondern mit Gegenfragen beantwortet. Latoria zwang sie indirekt sich selbst und alles, was sie glaubte zu wissen, in Frage zu stellen. Sie verwendete dafür aber keinerlei Gewalt oder andere Mittel als die Kraft ihrer Worte.

Gerade als sie dem Dämon gegenübertreten wollte, um sich seine Geschichte anzuhören, eilte Samoel zu ihnen in den Keller. Er wirkte abgehetzt, geradezu erschöpft und in seinen Augen meinte sie etwas lesen zu können, was Angst widerspiegelte. Trotzdem war er in nur wenigen Schritten bei Cordula, um sie in ihrem Vorhaben zu stoppen.

Binnen Minuten entstand eine angespannte und gereizte Stimmung zwischen Samoel und Latoria. Beide maßen einander mit Misstrauen und Abscheu, obwohl sie das gleiche Schicksal zu teilen schienen.
Zwischen den Fronten stehend, wollte Cordula trotz oder eben durch ihre Zerrissenheit keine Entscheidung treffen. Alles war ihr in diesem Moment zu viel, sodass ihre Zweifel erneut die Oberhand gewannen und sie wie ein Häufchen Elend in sich zusammenfiel.

Am Ende war es Latoria, die offenbar erkannte, dass es zu nichts führte, wenn beide weiter an ihr rumzerrten. Sie ließ die beiden mit dem Versprechen allein, dass sie sich schon bald wiedersehen würden. Dass jenes Versprechen jedoch bereits wenige Stunden später eingelöst werden sollte, überraschte selbst Cordula, die in ihrer Naivität gerne an Zufälle glaubte.

Samoel hatte es nach Latorias Verschwinden sehr eilig gehabt, sie von diesem Ort fortzuschaffen. Er vertraute der Vampirin keineswegs und legte auch Cordula nahe, um ihrer selbst willen, dies zu unterlassen.
Gemeinsam nutzen sie die Runensteintafel, welche es ihnen ersparte, erneut durch die Stadt zu laufen, um anschließend in einem alten Tempel Unterschlupf zu suchen. Jener Tempel sollte aber nicht so einsam und verlassen sein, wie sie annahmen.  

Neben unzähligen Untoten Gestalten, unter denen Samoel offenbar vergeblich ihre Spur verschleiern wollte, fanden auch Latoria und Landru den Weg in die verfluchte Ruine.
Dennoch freute sie sich, ihre neue Freundin wiederzusehen. Jedenfalls so lange, bis sie Samoels missbilligende Blicke entdeckte und feststellte, dass Latoria nicht allein gekommen war. Noch ehe sie wirklich wusste, was ihr geschah, hatte Samoel Cordula hinter seinen Rücken gezogen, um sie sowohl vor Latoria als auch vor Landru zu beschützen.

Die Magd verstand nicht, was sich plötzlich verändert hatte, aber sie erkannte, dass sie sich besser ruhig verhalten sollte. Auch Samoels Auftreten wandelte sich erneut. Lord Landru, dem Drachen oder wie zum Grolltroll auch immer dieser Fremde nun hieß, zollte er demütig und ergeben Respekt.

Verwirrt darüber, dass alle beteuerten sich nicht zu kennen, aber dennoch eine Menge voneinander wussten, versuchte sie dem Gespräch zu folgen. Wussten sie etwa auch über Cordula Bescheid und dass sie es gewesen war, die Samoel seine Freiheit geschenkt hatte? Grott noch eins, war das unfair. Keiner der Männer schenkte ihr oder ihren Worten wirklich Beachtung.

Als sie sich mit Latoria einige Schritte hatte entfernen wollen, um deren Unterhaltung nicht zu stören, hatte Samoel sie mit seinen Blicken gebeten, es nicht zu tun. Er hingegen durfte sich mit Landru unterhalten und verabredete sie alle sogar erneut für den Folgetag.

Zugegeben Landru hatte Samoel nicht viel Verhandlungsspielraum für das Treffen am nächsten Tag gegeben, aber das er einfach zugesagt hatte, ohne zu Fragen kränkte Cordula. Sie wollten doch eigentlich in ihr Elternhaus, doch dieser Plan wurde ohne ihre Zustimmung kurzerhand geändert.

Stattdessen wurde nun wieder einmal über ihren Kopf hinweg entschieden, wie über ein unmündiges Kind. Genau das sagte sie Samoel auch nur wenige Augenblicke später, nachdem Landru und Latoria sie alleine gelassen hatten.

Bemüht versuchte Samoel Cordula darauf hin zu erklären, warum er so gehandelt hatte.  Welchen Regeln er sich unterwerfen musste und was die Folge wäre, wenn sie sich widersetzen würden.
Ihre Unversehrtheit schien ihm wichtig zu sein. Dafür hätte er sich sogar gegen Landrus Vorgaben aufgelehnt, aber vermutlich wäre es nicht sinnvoll einen ganzen Clan Vampire gegen sich aufzubringen, wenn man ohnehin schon womöglich schon verfolgt wurde.

Also würden sie sich ihrem Schicksal fügen und am nächsten Tag das Haus des Schneiders, dem Vasallen Landrus aufsuchen. Wieder einmal brachen sie gemeinsam ins Ungewisse auf ohne auch nur zu ahnen, was auf sie zukommen würde.
 



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 Es ist nicht jeder Mensch dazu bestimmt frei zu sein, doch wenn es bestimmt ist, wird es geschehen.
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Der Fuchs
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Beitrag: # 53815Beitrag Der Fuchs »

Ganz so wie Seraja seine Bemerkung bezüglich der von ihr gegebenen Namen aufgefasst hatte, war seine Einschätzung nicht gewesen. Trotzdem verzichtete Kadir darauf, eine Korrektur vorzunehmen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass solche Vorhaben zumeist nicht den gewünschten Erfolg brachten. Und da die Unbekannte ihm nicht den Anschein machte, ähnlich wie er darüber abzuwägen, ob eine weitere Bekanntschaft zu einem gegenseitigen Vorteil sein konnte, wäre zumindest dies dann tatsächlich eine Verschwendung ihrer beider Zeit. 

Womöglich sollte er aber seinen Spiegel bei Gelegenheit ordentlicher putzen oder Rosalind dazu befragen, wie sie ihn kategorisierte, wenn er darum bat. Wären derartig herzige Tiere, wie die von Seraja genannten, auch ihre erste Wahl, musste er sich wohl oder übel langsam doch an den Gedanken gewöhnen, in die Jahre gekommen zu sein. An Ähnliches hatte er schließlich erst vor Kurzem gedacht, als er einen seiner Diebe durch den Tod aus seinem Dienst entlassen musste. 

Vorerst aber war er zufrieden, den Schlüssel, wie auch die Karte, in der Legion abgeliefert zu haben. Das war es ja eigentlich gewesen, weshalb er ursprünglich das derzeit mehr oder weniger beschauliche Sturmkante verlassen hatte und nicht, um über zoologische oder botanische Ausdrücke abzuwägen und füreinander zu wählen.

"
Nun denn, die Freude über die Bekanntschaft ist ganz meinerseits." Mit einem letzten frechen Leuchten seiner Augen, glitt sein Blick über das fein gezeichnete Gesicht der Fremden, bevor er seine Hand auf seine Brust legte und eine leichte, dennoch aber respektvolle Verbeugung andeutete.

Als er sich wieder aufrichtete, war zwar der schelmisch anmutende Ausdruck gewichen, trotzdem blieb der Klang seiner Stimme dahingehend schwer zu deuten. Einen kleinen Schritt wagte dann doch nochmal auf die Anemone zu, verblieb aber selbstverständlich in respektvollem Abstand.  
Mochte sie in seine Bemerkung über die von ihr gewählten Namen interpretieren, was ihr beliebte, sich unangemessenes Verhalten nachsagen lassen, das würde er nicht. 

"Ein Fuchs ist listig und lernt sehr schnell. Wachsamkeit und Schläue zählt er ebenso zu seinen Eigenschaften, genauso wie ein nicht zu verkennendes Maß an Gerissenheit. Es wäre töricht, all das nicht zur rechten Zeit für sich zu nutzen." Mit spielerischer Herausforderung lächelte Kadir Seraja ein letztes Mal an.

Bereits im nächsten Atemzug war er dabei, sich abzuwenden, hielt dann aber noch einmal inne und fügte mit dem deutlich spürbaren Hauch von Amüsiertheit hinzu:
"Wenn ich mir so ansehe, was die Mitglieder Eurer Gilde alles einzufangen hat, benötigt es wohl eher ein ganzes Rudel, als nur einem davon." Warm war sein Lachen, als er ihr eine letzte verabschiedende Geste zukommen ließ und dann mit festen Schritten aus dem Gastraum trat. 

 
Vielleicht ließ er doch den ein oder anderen Kunden aus, der auf seiner imaginären Liste stand und entschied sich für einen Abstecher zu Rosalind. Rüsselhündchen und Trüffelschwein. Seine Neugier war geweckt, was ein Schmetterling zu diesen nicht besonders angsteinflößenden und wahrscheinlich handzahmen Tierchen sagen würde. War er am Ende in einem völlig falschen Gewerbe tätig? 

So verließ Kadir, etwas nachdenklicher aber durchaus erheitert, das Gildenhaus der Legion. Diesmal dafür ganz ohne Begleitung. Und selbstverständlich ohne irgendetwas zu stibitzen. Oder? 
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Es ist nicht wichtig, wer das Spiel beginnt, sondern wer es beendet.
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