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Kenna de Vil
Schmied / Schmiedin
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#151

Beitrag: # 53817Beitrag Kenna de Vil »

In einem Zimmer im ersten Stock eines Gästehauses auf dem Anwesen der Gemeinde Artherks in Lichthafen

Gerüchte waren etwas, das wie ein Schwelbrand sein konnte. Niemand wusste genau, wieviel Wahrheit in ihnen steckte und für gewöhnlich erfand ein jeder der sie weitertrug, noch etwas dazu. So dass am Ende nicht mehr viel der ursprünglichen Tatsachen übrigblieb.
Vor langer Zeit hatte Kenna gelernt, sich lieber auf die Fakten zu konzentrieren und etwaiges Gemunkel entweder zu ignorieren oder diesem auf den Grund zu gehen.

„Verkauft mich nicht für dumm, Priester. Ich weiß von Euren heimlichen Treffen mit der Adeptin. Wenn sie nicht hier ist – wo ist sie dann?“

Nur gepresst kamen ihre Worte hervor, dennoch ließ sie sich nicht beirren. Etoh wusste anscheinend wo Freya sich aufhielt oder er tat nur so, um sie hinzuhalten.
Über die manipulativen Handlungen des Götzenpredigers gegenüber dem Nachwuchs der dunklen Kirche, sei es wohl an anderer Stelle zu richten. Sobald Kenna die Gelegenheit hatte, Tanuri davon in Kenntnis zu setzen.

„Solltet Ihr nicht selbst am besten wissen, wo sich Euer Abgesandter aufhält?“

Trotz ihres Zustandes blitzte ein provokantes Funkeln in ihren dunkelblauen Augen auf und Etoh senkte den Blick schnell auf ihre Verletzung. Scheinbar hatte die Bognerin einen wunden Punkt getroffen.
Immerhin war es der Priester selbst gewesen, welcher Samoel zu ihr geschickt hatte, und sicherlich war ihr kleines ‚Geschenk‘ bei Etoh angekommen.
Was allerdings danach mit Samoel geschehen war, darüber schwieg Kenna.

Als ihr Gegenüber ungefragt mit der Reinigung ihrer Wunde begann, sog sie die Luft scharf zwischen den Zähnen ein und biss sich dann auf die Lippe. Einatmen, ausatmen. Sie widerstand dem Drang, die Augen zu schließen und hielt ihren Blick nach wie vor fest auf den Priester gerichtet.

„Ich brauche weder die Gnade Eures Götzengottes, noch die Eure.“

Sollte er es Stolz oder Sturheit nennen, doch sie würde wohl lieber sterben, als sich von ihm zusammenflicken zu lassen. Niemals würde sie ihm die Genugtuung zugestehen, in seiner Schuld zu stehen.
Als er mit dem Tuch über ihre Haut fuhr, begann das Zittern erneut und mit einer ungehaltenen Bewegung, fegte sie seine Hand fort, sodass der feuchte Lappen klatschend auf dem Boden landete. Wild sprangen ein paar Wasserspritzer herum, bevor sie in den Spalten der Bodendielen versickerten.

Abermals tanzten die kleinen schwarzen Partikel vor Kennas Blickfeld. Doch sie konnte sich nicht erlauben, erneut in die Ohnmacht zu sinken. Starr fixierte sie einen festen Punkt im Raum und nach ein paar ruhigen Atemzügen klärte sich ihre Sicht wieder.
Sie hatte den Raum bereits ausgekundschaftet. Jedes spartanische Möbelstück, jeder Zugang, die Bäume vor den Fenstern, welche sie wissen ließen, dass sie sich im Obergeschoss befanden. All die Kleinigkeiten, die ihrem geübten Jägerinnenblick nicht entgingen und die ihr möglicherweise nützlich sein könnten, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Doch machte sie sich gleichzeitig nichts vor. Mit diesem Bein würde sie wohl kaum einfach hinausspazieren. Sie würde einen anderen Weg finden müssen.

„Also, sagt mir endlich, wo Freya ist.“ Drängte Kenna erneut, wobei sie ihrer Stimme noch mehr Nachdruck verlieh. Die kleine Klinge in ihrer linken Hand, umfasste sie fester, verborgen neben ihrem gesunden Bein. Es brauchte nur eine Gelegenheit…
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
Finsternis.
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Etoh
Dorfältester / Dorfälteste
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#152

Beitrag: # 53818Beitrag Etoh »

In einem Zimmer im ersten Stock eines Gästehauses auf dem Anwesen der Gemeinde Artherks in Lichthafen

Es war nicht der Wunde Punkt den Kenna getroffen zu haben scheint, sondern sein Interesse an der Begutachtung ihres Beines, was seinen Blick auf selbiges senken lies. Für ihn zählte in diesen Moment die Versorgung der Wunde.
 
Was Kenna davon hielt zeigte sich auch schon im nächsten Moment als sie ihm das Tuch aus der Hand schlug.
Sie wählte also den weiter anhaltenden Schmerz.
 
Mit einer ruhigen Bewegung beugt sich der Priester um den Stoff wieder aufzuheben. Schweigend legt er ihn über den Rand der Wasserschüssel. Anschließend schiebt er auf dem Stuhl sitzend diesen ein gutes Stück von ihrer Bettstatt zurück. Sein rechtes Bein schlägt er über das linke, seine Hände legt er ganz nach ihren Wünschen in aller Ruhe in seinen Schoß. Zurückgelehnt sieht er sie schweigend an. Seine grünen Augen musterten noch einmal ihre Erscheinung.
 
Es war nicht so das Etoh besonders Rachsüchtig wäre, doch sollte ihn der körperliche Schmerz, sowie ihre Ungewissheit darüber wo die Adeptin abgeblieben ist, eine gewisse Genugtuung für seinen eigenen Schmerz sein, den er selbst und auch alle anderen durch sie erlitten hatten.
Es gab kein Vergessen und auch kein Verzeihen.
Sie wollte keine Gnade. So sollte sie keine Gnade erhalten.
Im Krieg hatte sie die Oberhand. Verletzte ihn und alle die er liebte immer und immer wieder. Vergoss zum Schluss das Blut Samoels und hatte dann noch nicht einmal den Anstand ihn nach Beilegung aller kriegerischen Handlungen frei zu geben.
 
Etoh schob den Stuhl auf dem er saß noch ein paar Zentimeter zurück. Schweigend sah er sie weiterhin nur an. Keine Regung war auf seiner Miene zu erkennen. Weder Abscheu, noch Vergeltung war in seinem Blick. Ebenso wenig Betroffenheit oder Mitgefühl. Ruhig und Neutral verharrte er auf dem Stuhl.
Hier waren sie in seinem Terrain und er würde ihr mit Sicherheit nicht die Führung überlassen. Sie bekam ihre Antworten dann wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war.
Auch er hatte Fragen auf deren Antwort er wohl warten müsste.
Hier ging es um ein Geben und ein Nehmen.
 
Er hatte Zeit.
 
Auch wenn das für Samoel hieß noch länger in den Händen der Legion verharren zu müssen, oder einen eigenen Ausweg finden.
 
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
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Seraja
Kräuterkundiger / Kräuterkundige
Beiträge: 14
Registriert: Sa 12. Mai 2018, 14:50

#153

Beitrag: # 53820Beitrag Seraja »

Im Anwesen der Legion


Auch wenn die Magierin nach außen hin vielleicht nicht den Eindruck erweckte, sich über eine weitere Bekanntschaft Gedanken zu machen, bedeutete dies nicht, dass sie das nicht tat. Dies dem Fuchs jedoch zu offenbaren, wäre sowohl anmaßend als auch unwahrscheinlich dumm.
Jedenfalls erschien es ihr unglaublich töricht zu sein, solche Überlegungen mit jemanden zu teilen, den sie kaum kannte und der sich selbst mit verschlagenen Merkmalen umschrieben hatte.


Seraja war bewusst, dass die charakterlichen Merkmale, die ihr genannt wurden, je nachdem wie man sie auslegte, entweder einer Einladung oder aber eben auch einer eindringlichen Warnung gleichkommen konnten. Oberflächlich betrachtet schien es sicher vorteilhaft eine Verbindung mit dem Fuchs einzugehen, doch war es das auch bei näherer Betrachtung?

Kadir selbst hatte ihr gesagt, dass Füchse listig und gerissen sind, Meister der Tarnung und Täuschung.
Wie konnte man sich da also sicher sein, dass eben jener loyal und verlässlich ist und seine Gefolgschaft nicht wechselte, sobald ihm ein besseres Angebot unterbreitet wurde? Intelligenz, Scharfsinnigkeit und Wachsamkeit waren ebenfalls Eigenschaften die es nicht zu unterschätzen galt. Alles Attribute, die einen vorantreiben konnten, sodass man in einer misslichen Lage möglicherweise einen Trumpf in der Hinterhand hatte. Jedoch hatte alles seine Grenzen, zu viel Erfolg machte übermütig, unvorsichtig und nicht selten handelten solche Menschen absolut waghalsig und irrational.


Es galt also bei dem Fuchs, ebenso wie auch bei jedem anderen Fremden, gut abzuwägen, inwieweit man sein Vertrauen verschenken sollte. Immerhin hatte selbst Kadir ihr diesbezüglich bereits zugestimmt, dass nicht immer alles so war, wie es auf den ersten Blick schien. Allerdings konnte man Füchse auch als mythologisches Symbol interpretieren, Welches dafürstand, dass es Zeit war zu handeln.
Ein Zeichen für Veränderung und Aufbruch.


Nachdenklich blickte sie dem Fuchs hinterher, als er sich anschickte, den Raum zu verlassen. Mit seiner Umschreibung hatte er Seraja Informationen an die Hand gegeben, anhand derer sie entscheiden konnte, ob und wenn ja auf welche Art von Mensch sie sich einlassen würde, kurzentschlossen entschied sie sich, ihm einen ähnlichen Wink mit auf den Weg zu geben.

„Neben den Füchsen sind übrigens auch Eulen recht interessante Geschöpfe der Nacht. Sie sind unabhängig, stark, wissbegierig, besitzen scharfe Sinne und verfügen neben einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ebenso über ein phänomenales Gedächtnis.“
Zwar konnte Seraja nicht sicher wissen, ob und wie er ihre letzten Worte deuten würde, aber da er ihr nicht den Eindruck machte, auf den Kopf gefallen zu sein, traute sie ihm schon zu, zwischen den Zeilen lesen zu können.

Als die Tür hinter Kadir ins Schloss gefallen war, wandte sich die Magierin wieder dem Tisch und dem darauf liegenden Schlüssel, sowie der Karte von Sturmkante zu. Beides verstaute sie in einem verborgenen Fach in ihrem Mantel, bevor sie sich auf den Weg machte, in den anderen Räumen nach weiteren Mitgliedern der Gilde zu suchen. Ein Vorhaben, welches allerdings nicht von sonderlichem Erfolg gekrönt sein sollte. Denn abgesehen von den Angestellten, fand sie jeden Raum verlassen vor.

In letzter Instanz hätte sie noch durch die Stallungen laufen können, um dort ihr Glück zu versuchen, aber da sie jenen Ort seit geraumer Zeit mied, wie der Teufel das Weihwasser, entschied sie sich dagegen.

Stattdessen beschloss sie also den Fuchs, als metaphorische Aufforderung zum Handeln zu deuten und ihre Reise nach Sturmkante anzutreten. Sollte sich der Hinweis mit dem mysteriösen Zungenlosen als Finte herausstellen, konnte sie sich immerhin dem Personalproblem der Legion annehmen.

Um Zeit einzusparen, würde sie den Seeweg bestreiten und mit einem Handelsschiff nach Sturmkante übersetzen. Den kleinen Umweg über Lichthafen zur dortigen Hafenmeisterei sollte sie zügig hinter sich bringen können und so wäre sie noch vor Anbruch der Mittagszeit genau in jenem Viertel, welches der Fuchs ihr auf der Karte eingezeichnet hatte. Denn eines stand für Seraja fest, nach Einbruch der Dunkelheit, wäre jenes lasterhafte Pflaster gewiss kein Ort an dem sie sich aufhalten wollen würde.
 

 

Tochter von Nostrada Miyaka
Mitglied der Legion des Schattens
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~Loyalität ist nicht käuflich, sondern resultiert aus ehrlicher Wertschätzung~
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Der Laurer
Knecht / Magd
Beiträge: 8
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 18:19

#154

Beitrag: # 53821Beitrag Der Laurer »

Irgendwo in Sturmkante



Tavernen hatten nicht nur die Eigenschaft für allerlei Kurzweil zu sorgen. Ob man sich dort einfand, um seinen Frust mit Hilfe von Zwergenschnaps zu ertränken, etwas zu feiern hatte und es bei einigen Humpen Bier ordentlich krachen ließ, oder sich bei einem Glas billigem Wein aufwärmte. Die Gründe waren ebenso vielfältig wie gleich und führten am Ende zu dem gleichen Resultat. Man war meist um einige Goldmünzen ärmer und am nächsten Tag mit einem Kater gesegnet.

Für ihn war es stets sein tägliches Brot, sein Geschäft. Er kam, sah und lauschte. Gespräche, denen man zuhörte, Menschen, die man beobachtete und Kontakte knüpfen. Nichts, bei dem man sich erlauben konnte, wie so manch beneidenswerter Tropf, einen Becher zu viel zu trinken und über die Stränge zu schlagen. Ihm hatte ein Humpen Met ausgereicht. Sein Gewerbe forderte einen klaren Kopf und stets alle Sinne.

Mal war er einer unter ihnen, nur um dann in einer Erinnerung zu verblassen und zu einem Schatten zu werden. Ein namenloser, für die meisten, der kam und ging und zumeist mehr in seinen Taschen bei sich trug, als bei seinem Erscheinen. Ein kleiner Nebenerwerb, der durchaus lukrativ war.

Warum sein Name also tatsächlich kostbar war? Die Eismagierin hatte ihn dafür zwar nur abschätzig belächelt. Es war jedoch Fakt, dass er nur aufgrund dessen, dass niemand weder diesen noch das Gesicht dazu kannte, bisher nur ein Schatten im Verborgenen war. Ein Laurer in der Dunkelheit, den selbst der König der Diebe wenn überhaupt auch nur unter seinem Pseudonym kannte.

Mit einem verschmitzten Lächeln hatte er dem kleinen Schankmädchen ein paar Münzen zugesteckt und die Zeche sowie ein kleines Trinkgeld für den hübschen Anblick abgegolten, ehe er selbst Halams Wirtshaus verlassen hatte. Ein überraschend lohnenswerterer Abend, als er tatsächlich angenommen hatte. Weder hatte er damit gerechnet, dass die eisige Inquisitorin ohne aufständische Widerworte seiner Bitte folgte, noch welch bemerkenswerten Verbindungen und Gesprächskonstellationen er Zeuge werden sollte. Derart prominente Gesellschaft aus den unterschiedlichen Lagern unter nur einem Dach war immer ein lohnenswertes Geschäft.

Das ein oder andere Wort hatte er im Laufe des Abends und der Nacht noch aufschnappen können. Gerüchte und Getratsche, das der ein oder andere unbescholtene Bürger aufgebauscht hatte, um bei einem weiteren Humpen sich wichtig zu machen.

Wortfetzen mancher Gäste, welche zu später Stunde noch eintrafen, die von einem weißen Seraph berichtet hatten, der eine betrunkene Dienerin Ogrimars auf einer Trage mit sich schleppte. Wieder andere behaupteten, dass es ein schwarzer Seraph gewesen wäre, der sich auf einer Sänfte von einem weißen Bückling heimtragen ließ. Und jemand glaubte sogar, es wäre der Priester Artherks, der sich abgemüht hätte.

Solch Geschwätz hatte doch immer wieder etwas Erheiterndes. Auch wenn man vorsichtig damit sein musste, wie viel Wahrheitsgehalt diese hatten. Umso öfter man mit ihnen aus verschiedenen Quellen konfrontiert wurde, desto deutlicher erkannte man dann auch Parallelen. So schien beispielsweise auch dieses Szenario selbst den Leuten das gleiche Bild gezeigt zu haben, doch ein jeder schien etwas Anderes hineininterpretiert zu haben. War es wirklich der Priester gewesen? Vermutlich nicht. Oder doch?

Allerdings würden die Vögel es vielleicht schon bald von den Dächern zwitschern. Möglich war es. Wahrheit und Schein. Es war die Kunst des Unterscheidens, damit man diese für sich nutzen konnte. Bislang hatte er noch nicht viel darüber verlauten hören. Stattdessen fiel seither jedoch immer öfter der Name der kleinen Adeptin der dunklen Kirche und Gerüchte kursierten, dass jene verschwunden sei.

Sein Blick wandte sich auf die Nachricht und den Schädel auf seinem einfachen Tisch. Erhellt vom Kerzenlicht wirkten die Augenhöhlen fast schon lebendig. Doch jener Kopf hatte nur einem einfachen Mann gehört, der scheinbar für seine Verbrechen gerichtet worden war. Ein nichtssagender Schädel, der ihm derzeit als Briefbeschwerer diente.

„Kleine Eismagierin. Du bist ein kluges Kind. Gefahren versprechen oft, dass sich etwas hinter ihnen verbergen mag.“ Seine Stimme war nur ein leises Murmeln. Fast, als würde er mit dem längst verstorbenen sprechen. Seine Worte jedoch galten jemand anderem. Kurz nur strich sein Blick über die Zeilen hinweg. „Doch auch dies kann lediglich eine Illusion sein.“

Jener Ort, den sie aufsuchte, war sicherlich eine heikle Wahl. Zudem war er sich sicher, dass sie auf dem falschen Weg befand. Doch sollte er es ihr offenbaren, zumal er nicht wusste, ob jene tatsächlich dem Relikt nachjagte?

Wirklich sicher konnte er erst sein, wenn sie zurückkehrte. Sofern sie es denn tat. Es wäre schade, würde sie es nicht. Hübsch war sie immerhin und nicht zu vergessen klug. Einzig ihre Zunge war von ausnahmsloser tödlicher Schärfe, die sie nahezu unnahbar machte. Vielleicht war sogar etwas an den Gerüchten zuweilen wahr, dass die Frauen der Legion wie schwarze Witwen waren.

Seine Hand griff nach dem schwarzen Tuch, welches er sich über Mund und Nase band. Sorgsam knotete er den Stoff zusammen, ehe er seine Kapuze über sein dunkelbraunes Haar zog, sodass nur noch das Licht seiner Augen im Schatten darunter dunkel glänzten.

Es gab noch einiges für ihn zu tun. Einiges, wofür er in die Schatten eintauchen musste. Hinein in die Dunkelheit. Gerüchte und Geschäfte.

Sorgfältig zog er das dunkle Leder über seine Finger hinweg, bevor er noch einmal auf die wenigen Worte Lorenas sah. Es war nicht seine Aufgabe, ihr die Dinge auf dem Silbertablett zu servieren. Sie war ein großes Mädchen.

Sie hatte nur für die Informationen bezahlt und früher oder später würde auch sie erkennen, dass man die Fügung der Götter nicht beeinflussen oder sogar herausfordern sollte.

Er hatte sie gewarnt. Das sollte reichen. Hilfe oder Großmut erweichten. Es hatte schließlich gute Gründe, warum er mit seinem Wissen nicht selbst nach den Fäden des Schicksals gegriffen hatte, um es für seine Zwecke zu lenken. Eine kluge Frage, die sie scheinbar immer wieder übersehen hatte und die Antwort selbst sie einholen würde, ob sie wollte oder nicht.

Es gab die Relikte. Gut verborgen und verschleiert. Manche strahlten eine Macht aus, manches war so unscheinbar wie ein Blatt im Wind und andere nicht mehr als eine Illusion. Keines war tatsächlich einfach zu finden.

Bei den ersten beiden mochte sie einen guten Riecher gehabt haben. Glaubte sie tatsächlich, dass so viel Macht so einfach zu finden und zusammenzufügen wäre?

Mit einem Atemhauch ließ er die Kerze erlischen und tauchte den Raum in Dunkelheit. Nur der Glanz seiner Augen und ein leichter Schein aus dem Inneren des Schädels durchschnitten kurzzeitig die Finsternis, ehe er selbst mit den Schatten verschmolz.
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Verlasse dich niemals auf etwas oder vertraue irgendwem,
denn selbst dein eigener Schatten verlässt dich wenn es dunkel wird.
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Samoel
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 21
Registriert: Mo 17. Jul 2023, 18:25

#155

Beitrag: # 53824Beitrag Samoel »

Das Treffen im Haus des Vasallen
 
Der Lord hatte geladen. Was in keinster Weiße auch nur Annähernd einer Verabredung gleich kam. Jeder Vampir der nur einen funken Verstand hatte, ob nun dem Clan zugehörig oder nicht, würde dieser Einladung folge leisten, wollte er nicht, ohne eine faire Chance zu bekommen, von Haus aus als Wilderer und somit als Freiwild für alle Vampire des Clans deklariert werden.
Zum Haus eines Vasallen, einem Schneider, lud man Samoel ein. Dabei lies Landru unmissverständlich durchblicken das er auch die Anwesenheit von Cordula erwarten würde. Es solle genügend 'Speiß' und 'Trank' für alle anwesenden vorhanden sein. An seiner Seite würde ihn seine Schwester folgen.
Er kannte sie...'Seinesgleichen'... und Samoel verstand sehr wohl die Zwischentöne zu hören was Landru ihn unterschwellig zu verstehen geben wollte. Cordula war für ihn ein Häppchen...ein Mitternachtssnak wenn er es wollte... Er hatte schon vorgefühlt in welcher Konstellation Samoel und Cordula zueinander standen. Ob sie sein Kind oder seine Liebste wäre.
Samoel lies die Antwort darauf noch offen. Durchaus hegte er einen gewissen Besitzanspruch an Cordula für sich alleine und er war auch nicht gewillt gewesen Landru, oder seiner Schwester Latoria, Cordula zu überlassen. Aus diesen Grund behagte es Samoel in keinster Weise, das Latoria aus welchen Grund auch immer ein Auge auf Cordula geworfen hatte. Fast schon wie eine Klette versuchte diese die junge Magd mit einschmeichelnder Stimme immer wieder für sich zu gewinnen.
 
Die Suche nach dem beschriebenen Haus sollte sich als ein wenig herausfordernd darstellen. Die Beschreibung Landrus von der Örtlichkeit war sehr ungenau. Ihrer beider Vorstellung was die nähe zum Tempel anging, ging doch erheblich auseinander. Doch nach ein wenig herumfragen fanden sie schließlich das Haus des Schneiders. Es war später geworden als sie es geplant hatten.
Der Lordregent wartete. Samoel war bewusst das er ihn nicht länger warten lassen konnte. Er war ein Eindringling in einem fremden Territorium, das wusste er. Zu lange hatte er es geschafft sich vor dem Clan im Verborgenen zu halten. Doch nun war die Zeit gekommen an dem er sich diesen Stellen musste.
 
Schon beim öffnen der Türe erkannte Samoel das der Vasall nicht freiwillig im Dienste Landrus stand und sein Haus für dieses Treffen zur Verfügung stellte. Er hatte wohl keine andere Wahl, so wie sie selbst auch keine Wahl hatten diesem Treffen zustimmen oder es ablehnen zu können. Er musterte den Schneider, beim Eintreten. Sachte nickte er ihm zu um sich leise bei ihm für seine Gastfreundschaft zu bedanken.
Ärmlich sah der Mann aus. War er das schon immer, oder erst seit dem er im Dienst des Unholds stand? Ein gewisses bedauern überkam Samoel. Wie viel würde Landru sich von dem Mann nehmen? Wie oft ihn zu sich bestellen? Es sollten Samoel noch weitere Fragen durch den Kopf rauschen, doch hatten diese gerade keinen Platz.
 
Das Gespräch mit Landru verlief in ruhigen Ton. Beide verstanden sich darauf diplomatische Worte zu finden. Man gewährte ihn ein Bleiberecht, erwartete aber für die nächste Zeit Rapport von seiner Seite. Der Regend würde über jeden seiner Schritte unterhalten werden wollen. Was in gewisser Weiße durchaus Paradox erscheinen mochte. Auf der einen Seite warf man ihn vor ein Lakai des weißen Priesters gewesen zu sein. Unfrei und unmündig. Auf der anderen Seite wollte man ihm genau diese Freiheit eben wieder beschneiden. Freiheit und freier Wille waren etwas worauf die hiesigen Vampire wohl großen Wert zu legen schienen. Zumindest so lange wie es ihren eigenen Interessen dienlich war. Das waren seine Beobachtungen wenn er Latorias Einflüsterungen Cordula gegenüber sich ansah.
Auch lag man ihn Nahe sich an die Regeln und allgemeinen Gepflogenheiten zu halten.
 
Samoel hatte nie Absicht gehabt irgendwelche Territorien zu beanspruchen. Er zog es vor ungesehen im Hintergrund zu bleiben. Nicht Aufzufallen oder gar als Bedrohung gesehen zu werden. Weder von anderen Vampiren noch bei den Menschen. Für Letztere kam ihn wohl Zugute das er es durchaus verstand auch unterm Tag unter ihnen unter zu gehen.
Er hatte aber auch nicht die Absicht um sein Dasein und Bleiberecht bitten zu wollen. Zu lange war er schon in diesen Landen gewesen. Einerseits mag es durchaus richtig sein das er niemals bei der Vorherrschenden Domäne Vorstellig wurde. Auf der anderen Seite konnte man ihn dies nicht zum Vorwurf machen, wusste er von Ladru wohl von Hörensagen, doch konnte ihn niemand sagen wo er auch nur einen des Clans hätte antreffen können. Manchmal musste man eben einfach dem Zufall seinen Lauf lassen.

Samoel hatte keinerlei Interesse daran die Verantwortung für ein 'Kind' zu übernehmen. Weder würde er sich eines 'schaffen' wollen, noch würde er dem Bitten eines Menschen dahingehend nachgeben. Auch würde er sich weiterhin bedeckt halten wollen.

Sollte es doch Vorkommen dass er einmal jemand Töten musste, dann aus der Not heraus, jedoch niemals um seinen Durst zu stillen. Er hatte es sich zum Dogma gemacht, sich und seine Triebe im Griff zu halten.
 
 
Erst später, nachdem Landru und Latoria das Haus verlassen hatten, sollte er erfahren das es sich bei dem Schneider um Cordulas Bruder handeln sollte. Sie hatten beide einander erkannt. Vielleicht fiel es ihm dadurch auch leichter seine beiden, durch Landru aufgezwungenen, Gäste Willkommen zu heißen.

Es war spät geworden. Doch war für Samoel und Cordula nicht an Schlaf zu denken. Ihr Gastgeber hatte sich zurück gezogen. Lange saßen sie beide noch beieinander. Samoel konnte ihre Verzweiflung nachfühlen. Viele Fragen waren offen, zugleich stellten sie fest das sie zumindest einen Teil ihres Ziels erreicht hatten. Das Haus ihrer Eltern, ihrer Kindheit, welches sie geplant hatten zu suchen und aufzusuchen. Nun waren sie hier um Antworten zu finden. Antworten darüber was seiner zeit geschehen war. Denn deswegen waren sie auch hier. Wenn gleich sie auf einem anderen Weg und durch andere Umstände hier gelandet waren.
Der Schmerz saß tief in Cordula. Ein Schmerz von dem Samoel überzeugt war das sie diesen auf eine andere Art und Weiße hätte bearbeiten und bekämpfen müssen. Doch auf ihre Bitte hin nahm er sich ihrer an und half ihr auf seine Weiße den Schmerz ein wenig erträglicher zu machen. Es war seine Schuld das sich ihre Welt über Nacht verändert hatte. Er hatte sie aus ihrer kleinen Welt welche ihr augenscheinlich Sicherheit bot heraus gerissen. Er hatte ihr Angeboten immer für sie da zu sein wenn sie ihn brauchte. Sie musste nur um seine Hilfe bitten, oder sie einfordern. An diesen Abend tat sie es zum ersten mal.
 
 
 
 
 
 
 
 
Traue der Dunkelheit nicht. Die Wahrheit siehst du nur im Licht.

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geboren aus dem Schoß der Schwester, gezeugt vom gemeinsamen Vater, der erste seiner Art.
Von Familie und Clan verstoßen - seiner Berufung folgend
Faktotum seines Herren ?
Beschützer der Familie und des Hauses Lucis


Nichts ist wie es scheint und liegt der Wahrheit doch so nah.
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Kenna de Vil
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#156

Beitrag: # 53826Beitrag Kenna de Vil »

In einem Zimmer im ersten Stock eines Gästehauses auf dem Anwesen der Gemeinde Artherks in Lichthafen

Abwartend ließ sie einige Augenblicke verstreichen und sah misstrauisch zu, wie der Priester sich bequem zurücklehnte und ein wenig von ihr abrückte. Ihm war wohl nicht ganz bewusst, dass er sich glücklich schätzen konnte, noch alle Finger zu haben, als Kenna ihm lediglich den Lappen aus der Hand geschlagen hatte.
Offenbar entschied er sich zu schweigen, anstatt ihr die geforderten Antworten zu liefern. Kenna sah sich damit in ihrem Verdacht bestätigt. Etoh hatte keinen Schimmer, wo die Adeptin war. In einem perfiden Plan hatte er wohl vorgehabt, sie mit seinem angeblichen Wissen zu ködern.
Mit der Erkenntnis jedoch, verlor die Bognerin jegliches Interesse an dem weißen Prediger. Nun gut, immerhin hatte er ihr einen längeren Ritt erspart.

Der stechende Schmerz der erneut durch ihr Bein fuhr und in ihrem ganzen Körper nachzuhallen schien, erinnerte sie leidvoll daran, dass sie nicht einfach hinausspazieren konnte. Die kleine Klinge wechselte von ihrer linken in die rechte Hand. Sie machte sich nicht die Mühe, den Vorgang zu verstecken.
Geschickt trennte sie einen langen Streifen Leder von ihrem achtlos zerschnittenen Hosenbein ab, ohne weiter auf Etoh zu achten. Er würde sie gewiss nicht aufhalten. Ein wenig wunderlich war es allerdings schon, dass ein Priester der weißen Kirche offenbar keinerlei Verpflichtungen zu haben schien und er sich hier ein Mittagsschläfchen gönnen konnte. Aber was kümmert es sie?
Sie musste zurück zur Legion, einen fähigen Heiler auftreiben und dann… ja wohin als nächstes? Ihre Spur war im Sande verlaufen. Und wenn es nicht die Anhänger Artherks waren, die Freyas habhaft geworden waren, bei Ogrimar – wo war sie dann?

Sie ließ die Klinge wieder in den Ärmel zurückgleiten und führte dann den Lederstreifen unter ihrem Oberschenkel her. Die Zähne fest aufeinandergebissen, da jede Bewegung neue Wellen des Schmerzes ihr Bein hinauf jagten. Dann band sie das Leder zu einem Knoten zusammen und hielt in jeder Hand ein Ende. Kenna senkte die Lider und nahm drei tiefe Atemzüge. Beim dritten Atemzug zog sie mit aller Kraft den Knoten über ihrem Oberschenkel zu.

Bewusstlosigkeit war ein Segen und ein Fluch zugleich. Sie fiel zurück auf die spartanische Bettstatt. Die Anspannung wich umgehend aus ihren Zügen, nur noch die kleinen Schweißperlen auf ihrer Stirn zeugten von der Anstrengung, die es sie eben noch gekostet hatte, aufrecht zu bleiben.

Auch wenn sie keine Zeit zu verlieren hatte, war die Ohnmacht ein dankbares Mittel, um neue Kraft zu schöpfen. Zumindest bis zu dem Augenblick, bis ein Flüstern den Nebel in ihrem Geist durchdrang.
Ein Flüstern welches verlockend nach ihr zu greifen schien. Wie eine unsichtbare Hand, die sich nach ihr ausstreckte, sich mit ihren Fingern verwob und an ihr zerrte.

„Komm zu mir hübsche Elster Ogrimars.“

Ganz anders Klang die Stimme dieses Mal. Nicht wie im Wald auf dem Pferderücken. Die Frau war tadelnd gewesen und wies sie vorwurfsvoll auf ihre Verfehlungen hin. Dass sie von ihrem Weg abgekommen sei, doch ohne einen Hinweis auf eine Richtung, die sie einschlagen sollte und was man von ihr erwartete.

„Ich kann dir helfen…“

Säuselte die Stimme in ihrem Kopf und rührte damit eine Stille Sehnsucht in Kenna, die sie so tief verborgen hielt. Die Dunkelheit in ihrem Inneren reagierte prompt.
„Wie soll ich Euch finden, wo ihr doch nichts weiter seid als eine leise Stimme in der Masse der Unscheinbaren, mit Versprechen, wie sie Viele mir gegeben haben, nur um mich dann zu verhöhnen?“

Latoria tönte fröhlich mit vielen bunten Ketten, Reifen und Ringen geschmückt, während sie umgeben von der Finsternis jedoch ein angenehmeres Plätzchen ihr Eigen nannte. Unbequem, aber wesentlich schattiger als die einbeinige Jägerin.
„Nun die Hoffnung schwindet im Lichte des Pöbels, welches mit seinem Schein Euren Schatten nun trübt. Ungeschicktes Ding in einer wahrlich verzwickten Situation.“

Die Unbekannte musste sie wirklich nicht auf ihre Lage hinweisen, sie war sich dessen nur zu schmerzlich bewusst. Auch wenn sie sich nicht einmal erklären konnte, wie die Fremde sie gefunden hatte. Doch solange sie sich im Zustand jener Leichtigkeit des Unterbewusstseins befand, kam ihr nichts daran seltsam vor. Doch schon sehr bald würde sie schonungslos zurück in die Realität katapultiert werden. Ob ihr das nun gefiel oder nicht.

„So spottet nur über meine Lage, in die ich ohne eigenes Zutun geraten bin. Denn Hoffnung ist nichts wonach ich mein Leben bisher ausrichtete, doch je weiter ich im Lichte stehen mag, desto länger wird mein Schatten sein und desto tiefer die Finsternis in meinem Inneren, wohl wissend wohin ich gehöre und wo mein Platz ist.“

Die Worte sprach sie, ohne ihre Lippen zu bewegen, nur in ihrem Geiste, doch schien jene der die Worte galten, sie zu hören, ohne dass die Gesetze von Raum und Zeit eine Bedeutung dabei hatten. War sie es am Ende, zu der sie ihr Weg führen sollte? Bekam sie dort nicht nur die Hilfe, die sie benötigte, sondern auch die Antworten, die sie brauchte?

„Finsternis. Ich liebe die Finsternis, du wunderschöne schwarzgefiederte Elster. Die wahre unergründliche Schwärze am Ende des Abgrunds. Willst du sie kosten? Du sehnst dich nach ihr? Kein sterbliches Wesen wird dich je so tief hinabführen können, begehrst du es wirklich, so suche nach mir.“

Dieser dunkle samtige Klang, der ihre Sehnsucht beinahe ins Unerträgliche steigerte,… bis sie unvermittelt wieder das Bewusstsein erlangte.
Kenna spürte das Begehren durch ihre Adern rauschen, genährt von dem Pochen ihres dunklen Herzens, welches verdächtig schnell schlug. Eine verheißungsvolle Finsternis, die sie da lockte und von der sie sich wohl besser fernhalten sollte.

Hastig wanderte ihr noch leicht benommener Blick durch den Raum. Wie lange war sie weggetreten?
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
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Landru
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#157

Beitrag: # 53829Beitrag Landru »

Irgendwo im Dunkeln -> Felsendom

Rechte. Vermutlich hätte Samoel seine Rechte erhalten können, wenn er nur offener gewesen wäre. Stattdessen hat er es vor gezogen von Frage zu Frage nur vage bis gar keine Antworten zu geben und da darf er sich nicht wundern, dass das Misstrauen nicht gerade geringer wird. Allen in allen wirkte Samoel zunächst nicht wie ein Lakai auf ihn. Es widersprach den anderen Darstellungen und so beschloss er einfach abzuwarten. Es wird sich zeigen, welche Darstellungen wirklich wahr sind und welche nicht. Islaf wird jeglichen Zwang verneinen, dass Blut macht hörig und er selbst empfindet es nicht als schlimm. Auch wenn Samoel scheinbar irgendwie .. irgendwo was gesehen hatte, was der Schneider sicher nicht mit der Intention gewollt hatte, denn wie erwähnt, nahm er selbst das ganze nicht als Unterdrückung wahr. Er war überrascht, sicher. Nach Jahren sah er nun seine Schwester wieder, die er glaubte verloren zu haben. Hier im Haus ihrer Eltern, dass er übernahm und mit Frau und Kind bewohnte. Diese waren zu dem Zeitpunkt des Treffen bei den Eltern seiner Frau in Sturmkante. Er wollte sie nicht in der Nähe seines Herrn wissen, denn auch wenn er keinen Zwang verspürte, obwohl es in der Tat einer war, dank einer Droge die ihm gegeben wurde, wusste er um das Raubtier das sich nun im Dunstkreis seiner Familie aufhielt. Lauernd und gefährlich. Ein Fehler genügt um den Zorn dieser Kreatur auf sich zu ziehen und wer weiß was ihm einfiele, um ihn zu bestrafen.

Samoel war also durchaus erstmal unter Beobachtung. Man konnte es sicherlich auch Käfig nennen oder Rechtfertigungspflichtig, aber wirklich gekettet war Samoel nicht. Da hätte der Unhold ganz andere Möglichkeiten gehabt. Es war also eine indirekte Chance sich durchaus zu bewähren. Auch wenn und da konnte Samoel sicher sein, er sicher noch das ein oder andere erzählen muss oder sollte. Immerhin hatte der Kains Spross nicht umsonst gesagt: Ich will alles wissen, wer du bist und was du bist. Wenn sich Samoel weiter wie ein Aal um Antwortet windet, wird ihm das sicher nicht unbedingt helfen. Die sterbliche Begleitung an seiner Seite war durchaus ein Hebel der sich ziehen ließe.

Während er so durchs Dunkel strich zeichnete sich das Gebirge ab. Die ersten majestätischen Türme des Felsendomes. Ach, ob sie wissen das ihr Vögelchen entflogen war? Was solls. Mit festen Schritten steuerte der Unhold den Eingang des Domes an. Es könnte ein interessantes Gespräch werden, je nachdem.
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Lorena
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#158

Beitrag: # 53838Beitrag Lorena »

Auf der Suche nach Antworten

Die Höhlen der Illusionen musste jeder Anhänger Ogrimars, in seinem Leben mehrfach, durchqueren. Meist wurde hierzu der
direkte und somit kürzeste Weg gewählt, da es dort heimtückische Illusionsweber und andere Kreaturen der Nacht gab,
die versuchten einen in seinen Bann zu ziehen. Um den mysteriösen Schädel aber finden zu können, würde Lorena sich vermutlich
weitaus länger dort aufhalten müssen. Schließlich galt das Artefakt seit Jahren als vermisst und würde ihr nicht einfach auf
einem Silbertablett serviert werden.


Umso länger der Aufenthalt in diesen Felsgrotten jedoch dauerte, umso tiefer drangen die Illusionsweber in die eigenen Sinne ein
und projizierte auf Grundlage der persönlichen Dämonen, die in einem jedem innewohnten, verstörende Trugbilder, die schon so
manchen in den Wahnsinn getrieben hatten. Es war leicht sich selbst und seine Ziele an diesen Ort zu verlieren.


Außerdem war es lange her, dass die Eismagierin ihrerseits diesen Ort aufgesucht hatte. Seitdem war viel geschehen und sie konnte
nicht sicher wissen, ob sie sich nur ihren eigenen Erinnerungen stellen musste. Immerhin gab es da einen Pakt mit dem Laurer, der
ihrer beider Leben miteinander verwoben hatte und ein Teil eines Jahrhunderte alten Fluchs, der sich ebenfalls einen Platz in ihrer
Seele gesichert hatte.


Zudem beunruhigte die Inquisitorin jenes seltsame Summen, welches sie beim Lesen der alten Schriften verspürt hatte. Immer noch
pulsierte es durch ihren Organismus, versprach Dunkelheit und wurde seither immer stärker, während sie auf Rabenfels die große
Bibliothek nach weiteren Informationen durchforstet hatte. Irgendetwas stimmte nicht. Jedoch widersprach es nicht nur allen
Prinzipien der Eismagierin sich diesbezüglich jemandem anzuvertrauen, es wäre bei alledem, was sie verbarg, auch viel zu riskant.


Die Bibliothekare störten sich jedenfalls nicht weiter daran, dass Lorena, ihre ach so gefürchtete, scharfe Zunge nur äußerst
sparsam einsetzte. Nettigkeiten wären ihr vermutlich ohnehin nicht über die Lippen gekommen, denn je schweigsamer sie selbst
wurde, umso präsenter wurde ihr Dämon wieder. Sie spürte die Finsternis, welche sich von Tag zu Tag weiter in ihr ausbreitete.
Als Kreatur der Verdammnis drängte er die Eismagierin regelrecht dazu, zu den Höhlen aufzubrechen.

~ Du verweigerst mir bereits seit Wochen die Jagd, das Töten. Nicht mal diesen lästigen Schmutzgeier, den Vorsteher der weißen
Schädlinge, durfte ich auslöschen, nun gönn mir wenigstens ein wenig psychische Qualen, an denen ich mich ergötzen kann. ~


Seine Stimme war einnehmend und fordernd, doch da die Inquisitorin auch nach mehreren Tagen Recherche in der Bibliothek nichts
Nennenswertes über die Felsgrotten gefunden hatte, außer einiger verstaubter Karten und wirre handschriftliche Notizen, entschied
sie sich dazu nochmals nach Steinbergen zu reisen, bevor sie den Weg ins Unbekannte antrat.


Bruder Grogul, ein etwas verschrobener Tempeldiener, der sich vor Tageslicht zu fürchten schien und sich daher nur im Kellergewölbe
des Doms aufhielt, hatte ihr neulich von einem Schmuckstück erzählt, welches Seraphen vor fremdartigen magischen Einflüssen
schützen konnte. Wie er darangekommen war, wollte er ihr nicht erzählen, doch da er sich sehr für dessen Wirkweise interessierte,
würde er ihn ihr gewiss überlassen.


~ Zeitverschwendung, du bist eine erfahrene Magierin des einzig Wahren und wirst dich ja wohl nicht von ein paar lächerlichen
Illusionswebern einschüchtern lassen. Der Gott des Chaos hat dich mit genügend mentaler Stärke ausgestattet, dich ihnen auch ohne
irgendwelchen unnützen, billigen Plunder eines Scharlatans, in den Weg zu stellen. ~


Grollte es da auch schon schmerzhaft in ihrem Schädel, kaum das sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte. Ein Gefühl oder besser
gesagt ihr Instinkt bestärkten Lorena allerdings gerade wegen seiner Worte den Tempel nochmal aufzusuchen. Spürte sie
unterschwellig doch bereits seit Tagen, dass seine Macht über sie zuzunehmen schien.


Bevor er nun also noch mehr Kontrolle auf ihre Denk- und Handlungsweise nehmen konnte, sprach sie das Wort der Rückkehr, um in
den Felsendom zurückzukehren. Dort konnte sie sich durch verschiedene Schutzzauber seiner Einflussnahme entziehen und ihr
eigentliches Vorhaben in die Tat umsetzen.


Ohne großartig viele Worte zu wechseln, händigte Bruder Grogul der Inquisitorin den Seraphim Ring aus. Er forderte im Gegenzug
dafür lediglich, dass er ihr bei nächster Gelegenheit berichtete, ob der Ring seine Bestimmung erfüllte oder letztendlich nur unnützer
Tand war. Eine Bedingung, derer die Eismagierin ohne mit der Wimper zu zucken zustimmte, nahm sie bekanntermaßen doch nur selten
ein Blatt vor den Mund, um ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen.


Unbemerkt von neugierigen Blicken, ließ Lorena bereits beim Verlassen des Tempelkellers das kleine aber feine Schmuckstück über
ihren Finger gleiten, hoffte sie mithilfe seiner Resistenzen die Dunkelheit in sich im Zaum halten zu können. Ehrfürchtig sprach sie
nach dem Verlassen des unterirdischen Gemäuers noch ein stilles Gebet und erkundigte sich bei Vargus, ob es neue Erkenntnisse über
Freyas Verbleib gab, bei Letzterem wurde sie jedoch je unterbrochen, als sie im Augenwinkel bemerkte, wie sich die Tür des Doms
öffnete.


Seltsam, wieder einmal traf sie in den späten Abendstunden an diesem Ort auf ihn. Tage zuvor hatte sie schon nicht an eine zufällige
Begegnung geglaubt, aber sie konnte sich nicht vorstellen, was ihn abermals hierherführten sollte. Immerhin hatte sie ihn nicht
kontaktiert, um sich des Wiedergängers aus den Verliesen in den Hallen der Legion, zu entledigen. Argwöhnisch musterte die Inquisitorin
also Landru, als dieser den Dom betrat.

 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
Kevin
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#159

Beitrag: # 53841Beitrag Kevin »

In Lichthafen

Die dunkle Lady war bereits vor Stunden mit dem Rappen aufgebrochen, den er ihr verkauft hatte, doch Kevin war es nach ihrem unerwarteten Auftauchen einfach nicht mehr gelungen, in den Schlaf zu finden. Immer wieder hatte er sich linksherum und rechtsherum gedreht in seinem ungemütlichen Bett aus Stroh. Er hatte sich zwingen wollen, alle Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, doch waren sie erbarmungslos immer wieder zurückgeschlichen.

Als der Morgen graute, hatte er es aufgegeben und früher als sonst mit der Morgenroutine in den Stallungen begonnen.

Soweit es ihm bekannt war, erwartete der Meister an diesem Tag eine Schiffsladung mit seltenen Reittieren aus Übersee, die nach einem Zwischenhalt in Felsriff, heute im Hafen erwartet wurden. Sofern unterwegs kein Sturm die Überfahrt behindert hatte, was gar nicht mal so selten vorkam.
Der Stallmeister hatte Kevin die Überwachung der Lieferung übertragen, da jener selbst anderweitig in geschäftlichen Dingen eingebunden war, die sein Amt mit sich brachten.

Kevin hatte zuvor noch Einiges zu tun und erledigte zunächst gewissenhaft die morgendlichen Pflichten. Seine Priorität galt zwar den Tieren, doch der geschäftliche Erfolg des Meisters, würde sich selbstverständlich auch auf ihn auswirken. Auch wenn die Lady, die ihn des Nachts im Stall hatte liegen sehen, einen anderen Eindruck gewonnen haben mochte, hatte er sich das Vertrauen des Vorgesetzten bereits erarbeitet und von einem Abstieg konnte keine Rede sein. Er hatte lediglich seinen Wirkungskreis verändert.

So arbeitete er eine Weile stumm vor sich hin. Mistete aus, befüllte die Tröge und räumte sein Arbeitsgerät ordentlich weg.
Als dies getan war betrat er das Hauptgebäude. Im Büro des Stallmeisters, zählte er die Einnahmen der vergangenen Nacht noch einmal nach und pfiff leise durch die Lippen, bei der stolzen Summe. Er trug die Einkünfte in einem Buch ein und schloss beides sicher weg. Niemals hätte er sich daran bereichert und etwas für sich abgezweigt, dazu war er einfach zu ehrlich veranlagt und das Gewissen hätte ihn geplagt.

Als er das Büro wieder verließ, klopfte er grob an einige Türen, im Gang weiter hinten.
„Aufstehen, Ihr Nichtsnutze!“ brüllte er so laut, dass auch der letzte Bursche aus dem Bett fallen musste.
Kevins Nachtwache war zu Ende, aber natürlich konnten die Stallungen nicht unbeaufsichtigt bleiben, während er unterwegs war.

Dann betrat er seine eigene Kammer, wo er sich gründlich wusch, sich rasierte und einen dunkelgrünen Gehrock überstreifte, welcher ihn als Vertreter der Stallmeisterey auswies. Er kämmte sein blondes Haar zu einem ordentlichen Seitenscheitel und komplettierte sein Outfit mit einem Hut.

Kevin verließ die Stallungen und streifte durch die Straßen Lichthafens, wobei er sich hier und da zum Gruße an den Hut tippte, wenn er ein bekanntes Gesicht ausmachte. Nachdem er einige Straßen durchquert hatte, blieb er jedoch unvermittelt stehen. Das war doch das Pferd, welches er in der Nacht der Bognerin verkauft hatte! Ungläubig beobachtete er den etwas seltsamen Tross, der dort durch die Gasse zog, beschloss dann aber sich besser um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
Er warf einen Blick zum Stand der Sonne. Langsam musste er sich sputen, wenn er rechtzeitig am Hafen eintreffen wollte.
Zuletzt geändert von Kevin am So 21. Jan 2024, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd.
Ein Reiter ohne Pferd ist nur noch ein Mensch.
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Etoh
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#160

Beitrag: # 53842Beitrag Etoh »

In einem Zimmer im ersten Stock eines Gästehauses auf dem Anwesen der Gemeinde Artherks in Lichthafen

Schweigen. Ein Umstand mit dem die wenigsten Menschen zurecht kamen. Sie hielten es nicht aus angeschwiegen zu werden. Die eigenen Gedanken fingen zum Kreisen an. Rückschlüsse werden gestellt, Mutmaßungen breiten sich zu Gewissheit aus. Um dem bedrückenden Gefühl der Stille auszuweichen fangen die Leute an irgendwelche Dinge zu tun nur um der Stille zu entkommen.
 
Überrascht war er keineswegs als Kenna plötzlich ein kleines Messer in der Hand hatte mit dem sie ihre Hose gänzlich abtrennte. An der Frau war natürlich mehr dran als man auf dem ersten Blick erkennen mochte.
Schweigend wollte Etoh mit ruhigen Blick Kennas Versuch ihr Bein selbst zu richten weiter verfolgen. Was auch immer sie da gerade Tat, er sah sie in der nächsten Zeit ohne seine Hilfe dieses Zimmer keinen Meter verlassen. Einen Starken Willen mochte sie haben, doch ein gebrochener Oberschenkel war ein gebrochener Oberschenkel. Da würde aller Wille und alle Kraftaufwendung nichts dagegen nützen.
 
Beinahe hätte er sich dazu verleiten lassen ihr Handeln zu kommentieren. Doch in dem Moment wo er etwas sagen wollte war sie auch schon wieder weg getreten. Diesen Umstand nutzte er um ihr das Messer abzunehmen und ihren Körper nach weiteren verstecken Waffen abzusuchen. Er hatte ein Einsehen das dieser Frau, egal in welcher misslichen Lage sie sich befand, in keinster Weiße ein Vertrauensvorschuss gewährt werden konnte. Alles was er finden konnte legte er auf den Tisch am anderen Ende des Zimmers.
 
Friedlich lag Kenna nun vor ihm. Die Schweißperlen auf ihrer Stirn zeugen noch von dem inneren Fieber, das den Schmerz den sie erlitt begleitete. Sie hätte es anders haben können, doch wählte sie die Ohnmacht und damit das Ausgeliefert sein. Sie hätte sich nur ihre momentane Situation und dem angewiesen sein auf Hilfe eingestehen müssen und sich dem stellen. Sie hätte Schmerzfrei sein können und bei Bewusstsein.
 
Als Heiler konnte er die notdürftige eigene erste Hilfe die Kenna bei sich angewendet hatte nicht ignorieren. So lange sie noch in Ohnmacht war, würde sie seiner Behandlung nicht weiter widersprechen können.
Er band ihren ihren Oberschenken kurz oberhalb ihres Knies am Bettpfosten fest und zog ihr Bein noch einmal in die Länge. Er löste das Lederband das Kenna sich umgebunden hatte und führte seine Finger in die Wunde. Mit den Fingern schob er den Knochen noch einmal zurecht, so das dieser Bündig aufeinander lag. Dazu sprach er ein paar heilende Worte. Nicht nur um dem Knochen einen ersten Anstoß zur Heilung zu verschaffen, sondern auch um jegliche Blutung zu stoppen.
Abschließend drückte er das Fleisch und die Haut zusammen und verband diesen Bereich. Der Knochen, die gerissenen Muskeln und die Haut sollten nun, so wie es wohl auch ihr Wunsch war auf natürlichen Weg heilen...und sein Zeugnis des Vorfalls mit sich tragen....
 
Etoh setzte sich wieder auf den Stuhl und wartete bis Kenna aus ihrer Ohnmacht wieder aufwachen sollte. Auf seinem Schoß hatte er ihre Tasche. Oben auf liegend eine Pergamentrolle die er in ihrer Tasche gefunden hatte. Ruhig liegt diese in seinen Händen. Er hatte sie noch nicht gelesen.
 
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete Kenna ihre Augen wieder.
 
Was lässt euch glauben das ich wüsste wo sich eure Adeptin aufhält?
Und noch mehr, was sollte mich dazu bewegen es euch dann zu sagen?
 
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
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Seraja
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#161

Beitrag: # 53844Beitrag Seraja »

Lichthafen in den frühen Morgenstunden


Als Seraja das Anwesen der Legion verließ, blickte sie sich suchend nach dem Stand der Sonne um. Als sie wenige Stunden zuvor hier ankam, hatte die Nachtruhe das gesamte
Gelände in ein friedliche Stille versetzt. Lediglich die ersten Bediensteten verrichteten bereits ihr Tageswerk, doch nun, schienen alle auf den Beinen zu sein. Anhand der Natur
war erkennbar, dass der Winter nach und nach Einzug auf Althea hielt. Die Gräser, Sträucher und auch die Wurzeln der Bäume waren mit feinem Raureif bedeckt und der Boden
unter ihren Füßen knirschte bei jedem ihrer Schritte. Erste Sonnenstrahlen trafen zwischen den Schatten der inzwischen recht kahlen Bäume auf den Boden.

Die Magierin genoss die Ruhe solange es möglich war. Spätestens wenn sie das Stadttor zu Lichthafen passierte, würden die Rufe der Marktschreier, die ihre Waren feilboten,
jene Idylle zerstören. Gerade die frühen Morgenstunden trieben viele vor die Türen, es galt Einkäufe zu erledigen und nur wer zeitig genug da war, hatte eine große Auswahl und
konnte die frischesten Waren ergattern. Beim Ortsansässigen Obsthändler deckte sich Seraja noch schnell mit etwas Proviant ein, bevor sie sich sputete, um zum Hafen zu
gelangen.

Ihr Schiff wollte sie nicht verpassen, daher durchquerte sie unscheinbare Gassen und Nebenpfade, um sich nicht durch das Gedränge der kaufwütigen Meute drängeln zu müssen.
Sobald sie am Hafen ankam, stellte sie erleichtert fest, dass ihr Schiff noch nicht abgelegt hatte. Eines der größeren Handelsschiffe aus Felsriffe ankerte in der Bucht und versperrte
durch seine imposante Größe anderen Schiffen den Weg hinaus aufs offene Meer.

Mehrere Matrosen beförderten Fässer, trugen schwere Kisten oder andere Handelsgüter über die Planken von Board. Ein reges Treiben sowie ein rauer Ton herrschte auf dem Steg.
Bis alles entladen wäre, würde es wohl noch einige Zeit dauern. Der Seeweg von Felsriff nach Lichthafen war so weit, dass die größeren Handelsschiffe, diese Route nur alle paar
Wochen voll beladen auf sich nahmen.

Alle Hafenmitarbeiter beteiligten sich am Entladeprozess, sodass es Seraja nichts bringen würde, schon jetzt an Board ihres Schiffes zu gehen. Vielmehr würde sie wohl eher andere
bei ihrer Arbeit behindern und somit den gesamten Verkehr aufhalten. Also wartete sie geduldig, ein wenig abseits des Geschehens. Zumindest war dies ihr Vorhaben gewesen, bis
sie beobachtete, wie zwei Pferde über die Planken getrieben wurden. Die lange Reise war den Tieren nicht gut bekommen. Sie wirkten apathisch und dehydriert, was die Matrosen
jedoch nicht weiter kümmerte. Sie banden die Reittiere lediglich am Steg an, sodass sie nicht weiter die Arbeit der Entlader stören konnten und überließen sie mehr oder weniger
ihrem Schicksal.

Ruhig und bedacht ging die Magierin wenige Augenblicke später auf eine der Stuten zu, damit sie herausfinden konnte, was ihr, abgesehen von etwas Wasser, noch fehlte.
In den Augen der Pferde konnte sie lesen, dass sie bislang kein gutes Leben gehabt hatten, sie waren scheu, verängstigt und wirkten so, als hätte jemand ihren Willen gebrochen.
Die Maserung ihres Fells war zwar außergewöhnlich hübsch, dennoch hatte man ihnen nicht gut mitgespielt, ihr Besitzer schien ziemlich rücksichtslos und einzig und allein auf
Profit aus zu sein.

Unter katastrophalen Bedingungen hatte er sie über die Weltmeere verschiffen lassen, sodass sie nun fast verhungert und verdurstet waren. Um den Stuten helfen zu können, musste
sie ihr Vertrauen gewinnen. Mit ruhiger Stimme redete sie daher auf sie ein und bot ihnen die Äpfel, welche sie zuvor auf dem Markt erstanden hatte, an. Es würde ihren Hunger
zwar nicht komplett stillen können, doch so konnte sie die Tiere wenigstens losbinden, um sie zu den dafür vorgesehenen Tränken zu führen. Hier ginge es ihnen zumindest solange
gut, bis ihr neuer Besitzer sie in Empfang nehmen würde. Für die Pferde konnte man nur hoffen, dass dieser sich nun besser kümmern und sie nicht ebenfalls so sträflich
vernachlässigen und vergessen würde.


 

Tochter von Nostrada Miyaka
Mitglied der Legion des Schattens
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~Loyalität ist nicht käuflich, sondern resultiert aus ehrlicher Wertschätzung~
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Kenna de Vil
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#162

Beitrag: # 53847Beitrag Kenna de Vil »

In einem Zimmer im ersten Stock eines Gästehauses auf dem Anwesen der Gemeinde Artherks in Lichthafen

Kaum hatte sie den Blick schweifen lassen, war dieser an dem Pfaffen hängen geblieben. Er war ja noch immer hier, dachte sie genervt und beherrschte sich gerade noch, um nicht mit den Augen zu rollen. Der Schwindel war noch immer spürbar und sie musste bei Sinnen bleiben.
Ein starkes Pochen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, als ihr erst jetzt der Verband auffiel, der um ihren Oberschenkel gewickelt war. Hatte dieser Kurpfuscher es also tatsächlich gewagt Hand an sie zu legen.
Stellte sie trocken, aber nicht ohne einen gewissen Groll fest. Welche primitiven Methoden er auch angewandt haben mochte, ein Besuch bei einem richtigen Heiler würde ihr wohl nicht erspart bleiben. Nicht bei dieser Art Verletzung.
Wenn man wie sie, jahrelang allein durch den Wald gestreift war und das schon als Kind, dann lernte man nicht nur Fallen zu bauen, zu jagen und Tiere auszuweiden, sondern auch kleine Brüche selbst zu richten und die ein oder andere Wunde selbst zu versorgen. Mit dem, was einem die Natur zur Verfügung stellte. Alles andere hatten dann üblicherweise zu Hause ihr Vater oder ihre Cousine mit ihren Heilzaubern ungeschehen werden lassen. So zierte bis vor Kurzem noch kaum eine Narbe Kennas makellose Haut. Genauer gesagt, bis zu dem Zeitpunkt, als ihre Familie sich in alle Winde zerstreute und sie Teil der Gildengemeinschaft wurde. Seitdem hatte sie schon viele Narben gesammelt, die niemand mehr hatte verschwinden lassen. Ihr Blick fiel auf das schwarze Aderngeflecht ihrer rechten Hand, die sich instinktiv zur Faust ballte. Dann sah sie wieder zu Etoh auf, als dieser beschloss sein kryptisches Schweigen zu brechen und das Wort an sie richtete.

Latorias süßes Flüstern noch immer wie ein leises Säuseln im Ohr, welches sie zum sofortigen Aufbrechen verleiten wollte, lehnte sie sich der Verlockung zum Trotz bequem zurück in die weichen Kissen. Unlängst hatte sie einen Plan gefasst, doch wollte dieser mit Bedacht in die Tat umgesetzt werden. Schließlich war Kenna es gewesen, welche die anderen ständig zur Besonnenheit ermahnt hatte, auch wenn niemand auf sie hören wollte. Nun musste sie sich selbst dazu zwingen, sich an ihre eigenen Ratschläge zu halten. Denn irgendwie wurde die Bognerin das Gefühl nicht los, dass es dringender denn je war, Freya zu finden.

„Nun Priester. Ich weiß, dass Ihr die Adeptin aufgesucht habt. Streitet es gar nicht erst ab. Und was wäre für Euch wertvoller als der Nachwuchs der Schattenkirche, mit der Möglichkeit Zweifel zu säen in einem noch jungen Geist?“
Äußerlich unaufgeregt und ruhig fixierte ihr Blick den Etohs. Sie musste ihren Hass wahrlich unter Kontrolle halten. Nichts würde ihr mehr Vergnügen bereiten, als zuzusehen, wie das Leben aus seinen Augen schied. Wenn der letzte Atemhauch seinen Lungen entwich und sich die Iris trübte. Jener Moment, wenn die Seele den Körper verließ und das Gefühl von Macht über Leben und Tod einen durchströmte wie warmer Honigmet im Winter. Die feinen Härchen an Kennas Unterarmen richteten sich voller Vorfreude auf.

„Ihr müsst mir keine Antwort auf die Frage nach Freyas Verbleib liefern. Ich kenne sie bereits. Ihr seid ein schlechter Pokerspieler. Man kann in Euch lesen wie in einem offenen Buch.“

Kurz nur entließ sie ihn aus ihrem Blick, um mit einem einfachen Blinzeln ihre Messersammlung zu begutachten, die so hübsch auf einem Tischchen drapiert dalag.
Es war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie viele versteckte Waffen sie tatsächlich bei sich trug und Etoh musste wirklich gründlich gefummelt haben. Dafür würde sie ihm mindestens einen Finger abschneiden. Vielleicht auch zwei.
Mit einem Wimpernschlag sah sie wieder zu ihm.

„Ist Euch Weißlingen das Besteck ausgegangen oder warum habt Ihr Euch an meinem Hab und Gut vergriffen?“

Tönte sie ein wenig amüsiert, war es doch offensichtlich mehr die Angst, dass sie jene Klingen gegen ihn richten könnte, anstatt Bedürftigkeit. Fragend hob sie ihre Augenbrauen in die Stirn und legte den Kopf schief.
Die Jägerin hatte unlängst bemerkt, dass er nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Taschen durchsucht haben mochte. Vermutlich hätte sie es ihm gleichgetan, wären ihre Rollen andersherum besetzt.
Der Pergamentrolle, die der Götzenpriester so sittlich auf seinem Schoß balancierte, als hätte er einen kleinen Schatz geborgen, schenkte sie keine unnötige Aufmerksamkeit.
Sie kannte zwar die Inschrift auf jener, doch die Bedeutung der Worte entzogen sich ihrer Kenntnis. Dennoch waren sie ihr irgendwie wichtig erschienen, als sie Freyas Tagebuch las. Selbstredend würde sie keine Seiten herausreißen, demzufolge hatte sie kurzerhand und in aller Eile eine Abschrift angefertigt.
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Nach wie vor ruhte ihr Blick auf Etoh. Ein verschlagener Glanz legte sich über das dunkle Blau ihrer Augen, als sie warnenden Untertons die Stimme senkte und sich ihr eben noch erheiterter Gesichtsausdruck ins Gegenteil wandelte.
„Bestiehl niemals einen Dieb.“


Sie hatte genug Zeit in dieser Gesellschaft verschwendet. Er hatte ihr keine Informationen zu bieten, die sie weiterbrachten.
Mit Bedacht richtete sich Kenna auf der Bettstatt auf und löste zunächst die einfache Schlinge, die ihr Bein hielt. Dann schob sie das gesunde Bein über die Kante, bis ihr nackter Fuß den kühlen Boden berührte, um direkt danach unter zu Hilfenahme ihrer Hände das verbundene Bein folgen zu lassen. Sie presste dabei die Lippen fest aufeinander und ertrug den Schmerz stoisch.
Als sie gewiss war, nicht wieder in ohnmächtige Dunkelheit zu versinken, ergriff sie ihren Bogen, der neben dem Kopfende gelehnt hatte. Kenna zweckentfremdete die Waffe zu einer Stütze, zog sich daran hoch und verlagerte ihr Gewicht auf den gesunden Fuß.
Triumphierend stieß sie die angehaltene Luft durch den Mund aus. So weit so gut.
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
Finsternis.
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Cordula
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#163

Beitrag: # 53849Beitrag Cordula »

Im Land der Träume

In den letzten Tagen hatte Cordula kaum geschlafen. Aber irgendwann holte sich der Körper nun einmal, was er brauchte und entriss die junge Magd in einen wirren Traum…

Desorientiert irrte sie durch ein Gemäuer ohne Tageslicht oder Fenster. Nur vereinzelt fanden sich Fackeln an den Wänden, die ein diffuses Licht spendeten. Am Ende des Ganges gelangte sie in einen großen offenen Raum, in dem ein Dämon herumstolzierte. Cordula erkannte diesen Dämon. Samoel und Latoria hatten ihn Balork genannt. Nun kam dieser auf sie zu und sah sie missbilligend an.

„Du schon wieder, hast du dich nun endlich entschieden und weist was du tun willst?“


Eine Frage, über die viele sicher nicht lange nachdenken mussten, sie hingegen fühlte sich zwischen Licht und Schatten hin und hergerissen. Wie aufs Stichwort hatte sie auch jetzt wieder die Stimmen von Samoel und Latoria im Ohr. Geradezu als würden Engelchen und Teufelchen auf ihren Schultern sitzen.

„Schau in dich hinein. In die Tiefe deines Seins, du hübsches Küken.  Du kennst die Antwort und auch er kennt sie. Zweifel ruinieren den Moment. Ist es nicht dein Wille sein zu dürfen, wer du bist? Deinen Weg aus freien Stücken zu wählen. Ohne Hemmung oder Skrupel?  Dann sprich mit ihm. Er kennt den Weg, den du suchst.“


Cordula wusste, dass sie selbst am Ende eine Wahl treffen musste. Aber was war richtig und was falsch? Blickte sie in sich hinein, übermannte sie eine ganze Palette an Gefühlen. Zum einen war da Rachsucht, Wut, Hass, Hoffnungslosigkeit aber eben auch Angst, Verzweiflung und ein kleiner Funke Optimismus. Gerade seitdem sie mit Samoel zusammen losgezogen war und ihren Bruder wiedergesehen hatte, wollte sie auf eine bessere Zukunft hoffen. Einen klitzekleinen Teil ihrer Familie gab es noch. Aber konnte sie sich wirklich daran festhalten oder würde sie wieder einfach alles verlieren?

„Wieviel weißt du über die Götter, Cordula? Glaubst du, dass ein Gott des Chaos, den man einen chaotischen wirren Geist nachsagt wirklich in der Lage ist, dir den richtigen Pfad zu zeigen? Ist es dein Wesen, Gelder einzutreiben, wenn es sein muss mit Gewalt? Kannst du die Händler und den König verraten indem du die Handelsroute an die Diebe weiterverkaufst? Oder ist es doch einfacher einen Dämon in seiner Unsterblichkeit wieder in die Schranken zu weisen. Ihn daran zu erinnern, dass es einen anderen Weg hätte geben können?“

Samoels Worte brachten sie ins Grübeln. Nicht lange war es her, da hatte sie ihn eigennützig befreit, weil sie sich durch ihn frei fühlte. Der Stallbursche musste ihretwegen sein Leben lassen, ebenso wie die Schurken in Sturmkante, die sie überfallen hatten. Wandelte sie somit nicht schon längst auf den Pfaden der Dunkelheit? Anderseits war Samoel diesen Weg mit ihr zusammen gegangen. Und auch Latoria hatte sich barmherzig gezeigt, als sich Cordula im Kampf verletzt hatte. Also gab es anscheinend auf beiden Seiten der Medaille sowohl Licht, als auch Schatten.

„Zweifel um Zweifel. Richtig, falsch. Spürst du nicht, wie es dich zerfrisst, kleine süße Cordula? Also höre in dich und treffe eine Entscheidung für dich. Schließe Deine Augen. Tauch mit mir in die Dunkelheit ein, verbrenne die Zweifel. Folg mir nach, vertrau der Nacht, sie kann deine Seele retten. Fluch dem Licht und seiner Macht. Lös die Sehnsucht von allen Ketten...“

„Ich kann dir nur einen Gedanken mitgeben, den ich dich bitte zu überdenken. Frage dich, ob du das bist, ob du diese Dinge für dich tragen kannst. Bist das 'du' Cordula, oder wird es dich irgendwann im inneren Zerreisen? Du handelst nicht eigennützig, du bist nicht selbstverliebt und nur auf deinen eigenen Vorteil aus. Du bist großmütig, hast zuerst an mich gedacht, als an dich. Dir tun Dinge leid, für die jene, die Ogrimar folgen nicht mal mit der Wimper zucken. Glaubst du wirklich das du dich in diesen Umfeld wohl fühlen würdest?“

Cordula wälzte sich unruhig im Bett umher. Samoels und Latorias Worte hielten ihren Geist beschäftigt, aber am Ende war es eine Erinnerung an etwas, was ihre Mutter einst gesagt hatte, die sie schweißgebadet aus dem Bett aufschrecken ließ.  

„Folge deinem Herzen, es kennt den Weg, aber habe immer auch deinen Verstand dabei. Die Lektionen aus der Vergangenheit werden deinen Weg prägen, aber du alleine entscheidest, ob du ihm auch gehen wirst oder nicht doch lieber unentdeckte, vielleicht unebene Pfade beschreiten willst.“

Schwer ging ihr Atem, als sie versuchte wieder im Hier und jetzt anzukommen. Es kostete sie einige tiefe Atemzüge, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Niemals zuvor hatte sie sich selbst und ihr Leben so stark in Frage gestellt. Um herauszufinden, ob sie wirklich ein Kind des Lichts oder der Dunkelheit war, würde sie wohl zuerst ihre Vergangenheit aufräumen müssen. Noch konnte sie keine klare Entscheidung treffen. Erst musste sie sich ihren Ängsten stellen. Dem auf den Grund gehen, was damals wirklich passiert war, damit sie in sich selbst gefestigt nach vorne blicken und ihre Zukunft gestalten konnte. Vielleicht würde diese Reise sie und alles woran sie bislang geglaubt hatte zerstören, aber ohne andernfalls würde sie möglicherweise niemals herausfinden, wer sie wirklich war.
 



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 Es ist nicht jeder Mensch dazu bestimmt frei zu sein, doch wenn es bestimmt ist, wird es geschehen.
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Etoh
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#164

Beitrag: # 53864Beitrag Etoh »

In einem Zimmer im ersten Stock eines Gästehauses auf dem Anwesen der Gemeinde Artherks in Lichthafen

Ruhig hatte Etoh sich Kennas Worte angehört. Verfolgte ihr Mienenspiel das ihm sagte mit welcher Geringschätzung ihn diese Frau betrachtete. Fühlte sie sich trotz ihres Zustandes noch immer in einer höhergestellten Position.
Doch mit welchen Recht? Wer war sie schon? Eine beliebige Jägerin, austauschbar, für ihren Gott wie auch für ihre Gilde, die seit ihrer Kindheit an nichts anderes als Verderbtheit kennen gelernt und gelebt hat. Genau betrachtet war sie niemand. Dementsprechend sah Etoh auch keinen Grund darin ausgerechnet mit 'ihr' über seine Treffen mit Freya und deren Inhalt zu sprechen. Hinzu kam das auch sie Ihm augenscheinlich nichts weiter bieten konnte. Sein 'Geschenk' an sie, hatte sie achtlos 'weg geworfen'. Weiter gereicht an ihre Gilde. Wo nun Lorena die Machtgewalt über Samoel hatte.
 
Der Spott in ihren Worten und in ihrer Stimme ließ Etoh erst einmal weiterhin ruhig von sich abprallen. Sagte dies doch eine Menge auch über die Person ihm gegenüber aus. Um jeden Preis der Welt wollte sie Stärke demonstrieren. Ihm, dem Priester, demonstrieren was einen starken Willen ausmacht und wozu dieser sie befähigte.
 
Kurz folgt er ihren Blick zu ihren Waffen auf dem Tisch. Etoh war sich nicht sicher ob er wirklich alle Waffen gefunden hatte. Wie viel Zweifel, Angst und Misstrauen in die Fähigkeiten des eigenen Gottes musste die Jägerin Orgimars haben, um sich gezwungen zu fühlen sich mit derart vielen Waffen selbst schützen zu müssen. Sein Blick kehrt zurück zu Kenna, die weiter nicht mehr als Spott mit ihren Worten fand.
 
Erst als sie betont gelassen auf das Pergament in seinen Händen sah und somit registrierte das er ihre Tasche durchsucht hatte, fiel auch sein Blick wieder auf das Pergament in seinen Händen. Erst als Kennas Blick sich verfinsterte und sie ihn mit mahnender Stimme darauf ansprach niemals einen Dieb zu bestehlen, entrollte er das Pergament und sah auf die Zeilen. Was sollte sie in diesen Moment schon machen? Aufspringen und ihm das Pergament entreißen?
 
Ungläubig geht sein Blick über die geschriebenen Worte. Hier und da etwas unleserlich, da sie wohl in Eile abgeschrieben wurden, dennoch erkannte der Priester die Worte wieder. Lange war es her das er selbige schon einmal gelesen hatte. Einst als Belinda das Loch in Wand des Kellers der Gemeindehalle sprengte und sich dahinter ein Gang auftat. In ihrem Forscherdrang erkundeten sie diesen Gang und fanden in einer Nische diese eine Schatulle. Von Zwergen verarbeitet konnte diese Schatulle nur durch das zusammenfügen der richtigen 7 Runen geöffnet werden. Es vergingen Jahre bis Etoh einen Zwerg fand der diese Schatulle öffnen konnte, um anschließend mit dem darin enthaltenen Pergament vor einem neuen Rätsel zu stehen. Lange Zeit versuchte er darüber zu Forschen, deren Bedeutung zu erfahren. Doch konnte er seinerzeit niemanden finden der ihn dabei helfen konnte. So geriet das Pergament das er einst gefunden hatte in Vergessenheit. Doch nun wo er die Worte wieder vor sich hat, wollte ihn alles wieder in Erinnerung kommen.
 
Kenna war währenddessen aus dem Bett aufgestanden und versuchte sich auf ihren Bogen gestützt aufrecht zu halten. Was auch immer die Bognerin somit vor hatte. Etoh verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr damit.
Von der Kenntnis der Worte sprang er mit dem Pergament in der Hand von dem Stuhl auf und hielt es Kenna direkt vor das Gesicht. Mit seiner Beherrschung war es in diesen Moment auch wieder vorbei. Mit scharfen Ton herrscht er sie an.
 

Wo habt ihr das her?
 
Mit dem Fuß trat er ihr den Bogen auf dem sie sich stütze aus der Hand, so dass dieser mit voller Wucht gegen die Wand knallte. Gleichzeitig packte er Kenna am Kragen und bugsierte sie mit einer Drehung auf den Stuhl. Mit der rechten Hand drückte er sie an ihrer linken Schulter nach hinten gegen die Lehne während er seine linke Hand auf ihren rechten Oberschenkel legte und mit dem Daumen auf den Punkt der verbundenen Wunde drückte. Scharf blickt er Kenna mit seinen stechend grünen Augen in die ihren. Bedrohlich zischt er sie an.
 

Ihr seid hier auf dem Grund und Boden der Kirche Artherks. Ihr werdet dieses Anwesen nicht so einfach verlassen können. Ganz gleich ob die Türen offen oder verschlossen sind. Seine Worte sollten unmissverständlich sein Ihr werdet jetzt mir Antworten.
Etoh hatte genug von den Spielchen die immer wieder versucht wurden auf seine Kosten zu spielen. Die Gegenseite sollte endlich erkennen das auch die Kirche Artherks ihren Glauben durchaus ernst nahm und verstand diesen einzusetzen. Artherk war nicht nur Gütig und Liebend, nein sein Jähzorn und seine Unbarmherzigkeit gegenüber seinen Feinden, sollten eine Eigenschaft sein die genauso seine Vertreter auf Erden auszuführen im Stande waren.
 

Ich frage euch noch einmal. Sein Finger bohrte sich dabei noch fester in Kennas Oberschenkel. Wo habt ihr das her? Wisst ihr um die Bedeutung dieser Worte? ...Und wenn nicht ihr, dann sagt mir wer!
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
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Landru
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#165

Beitrag: # 53868Beitrag Landru »

Felsendom

Die Wachen können ihm den Zutritt nicht verwehren. Er trägt die Insigien des Hausherrn. Das ist schon immer manchem Fanatiker ein Dorn im Auge gewesen, aber wer waren sie denn, die Entscheidung ihres Herrn anzuzweifeln? Er wird seine Gründe haben. Vielleicht war sein Verhalten nicht so fern dem was der dunkle Gott wünscht. Vielleicht genügte das. Verlangte er denn Demut? Verlangte er Schwäche und das Knie beugend? Landru weiß es nicht. Er hatte sich ewig nicht mit dem Willen der Götter beschäftigt.

"Guten Abend Inquisitorin."

Grüßte er sie neutral. Keine Aggression, aber auch nicht übermässig freundlich. Eher sachlich. Die Finger tänzeln über die Bänke des Kirchenschiffes. Er mochte den Dom. Egal ob von der Architektur oder Stimmung. Es gab Zeiten da hatte er sich lange mit Vargus unterhalten. Über dies und das. Zugesehen wie das Gesicht des Doms altert. Langsam aber stetig. Bis hin .. als er seine Segnung bekam und nun beschwingt durchs Leben schreiten durfte. Oh, er erinnerte sich an eine Zeit wo kein Mensch akzeptiert wurde als 'wahrer Gläubiger' der nicht die Schwingen trug. Vargus musste oft als Beispiel für bedingslose Treue herhalten. Es änderte nichts an den endlosen Diskussionen über wahrer Glauben, die einen Reinen und wie die Parolen alle im Laufe der Zeit hießen.

"Ich weiß noch, wie das erste Mal in diesen Hallen stand. Es war .. beeindruckend. Damals war ich schon nicht mehr sterblich in dem Sinne. Mh.. ich habe Vargus kennen gelernt. Ein respektabler Mann."

Er konnte Vargus gut leiden, aber auch weil dieser sich meistens nicht um die Streitereien der anderen kümmerte. Er strich sich über die bleichen Lippen.

"Ich habe Samoel kennen gelernt. Das hat mich überrascht."

Fuhr der schließlich fort. Das alleine war schon eine Wendung. So ging er davon aus der Mann würde so schnell nicht das Verlies verlassen. Scheinbar aber doch. Das gibt zu denken. War er freigelassen worden? Oder entkommen? Wenn letzteres wie? Fragen über Fragen und eigentlich total irrelevant, doch die Neugierde und er hatte Zeit.

"Er wirkte nicht so als würde er.. zurück zu dem Prediger wollen. Vielleicht liegt es.. an der jungen Dame, die ihn begleitet."

Lassen wir etwas Information durchsickern. Natürlich wenn sie es nicht schon wissen, wird dieses Leck nun offenbart oder? Auf der anderen Seite, wenn er dafür sorgte, dass Cordula nicht zurück kann, trieb er die beiden vielleicht mehr in seine Abhängigkeit. Wer weiß wozu es gut war. Und wenn Samoel nicht zurück will, wegen einer sterblichen Frau, müssen tiefe Emotionen im Spiel sein. Oder Etoh hatte ein total verdrehtes Bild von seinem Lakaien.
Er bezweifelte das es sowas wie 'wahre Liebe' wirklich gibt. Etliche Jahre und einige Ehen die er durchlebt hatte zeigten ihm am Ende endet es mit einer Enttäuschung und womöglich sogar mit Mord. Zumindest sein Glaube an sowas wie tiefgründige Liebe ist erloschen. Unter den richtigen Bedingungen, zerbrich sie einfach, jene noch so starke Bindung. Davon war er überzeugt.

"Nun ja, es scheint als wäre nicht länger eurer Problem. Vielleicht.. komme ich auf ein anderes Thema zu sprechen."

Etoh hatte versagt in seinen Augen. Es war also mehr oder weniger an ihm seine eigenen Wege zu gehen und es selbst in die Hand zu nehmen.

"Ich bin neugierig Inquisitorin. Es ranken sich Gerüchte um die.. kleine Freya. Sie wäre was besonderes, ein besonderes Kind. Das zeichnet ihr eine ziemlich große Zielscheibe auf die Stirn. Und dann.. soll sie verschwunden sein? Stimmt das? Das Gassengequatsche ist recht zuverlässig, die Leute haben nichts zu verlieren."

Er rechnete mit Ablehnung, aber vielleicht waren sie ja doch verzweifelt genug.. ein wenig über den Tellerrand heraus zu schauen. Wer weiß, vielleicht hatte er Möglichkeiten?

 
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Lorena
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#166

Beitrag: # 54076Beitrag Lorena »

Im Felsendom

Bereits bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatte die Inquisitorin registriert, dass Landru offenbar keinen gesteigerten
Wert auf glaubensbekundende Begrüßungen legte. Auch dieses Mal hielt er seine Begrüßungsfloskel eher neutral, während
seine Finger über die blanken und kühlen Kirchenbänke des eindrucksvollen Doms strichen. Um nicht übermäßig unfreundlich
zu sein, erwiderte die Eismagierin diese Plattitüde mit neutraler aber dennoch unleserlicher Miene.


„Guten Abend Landru.“

Wie beiläufig gewährte der Widergänger Lorena daraufhin einen kleinen, man könnte meinen unbedeutenden Einblick in dessen
Vergangenheit. Die Magierin war jedoch nicht so naiv, diesen Wink einfach so abzutun. Letztendlich konnte jede Information,
so belanglos sie auf den ersten Blick auch erschien, am Ende das berüchtigte Zünglein an der Waage sein, welches einem in
einer Pattsituation einen Vorteil sichern könnte.


Ein Umstand den viele gerne außer Acht ließen und sich dann wunderten, warum sie von ihrem Gegenüber übertölpelt wurden,
sobald ihnen die offensichtlichen Argumente ausgingen. Zwar ließ sich daraus nicht ableiten, wie genau Landru inzwischen zu
Ogrimar oder generell zu der dunklen Gemeinde stand, dennoch waren seine verschlissenen Insignien und die Bekanntschaft zu
Vargus ein deutliches Indiz dessen, wem seine Loyalität einst galt. Unauffällig betrachtete sie für einige Lidschläge Vargus und
dessen Körpersprache, bevor sie ihr Augenmerk wieder auf Landru richtete.


„Gute Kontakte können sehr nützlich sein.“ Setzte sie gerade zum Sprechen an, als Landru ihr offenbarte, wessen Bekanntschaft
er kürzlich gemacht hatte. Unter normalen Umständen hätte es ihm nicht möglich sein sollen, diesen kennenzulernen. Die Legion
war in der Regel gut geschützt und ohne Hilfe von außen, wäre es Samoel sicher nicht geglückt, diese unbehelligt zu verlassen.
Sollten Landrus Worte also der Wahrheit entsprechen, bestätigte sich somit ihr Verdacht, dass sie einen Verräter unter sich
hatten.


„Erlaubt mir die Frage, doch unter welchen Bedingungen hat dieses Treffen mit Samoel und jener jungen Frau stattgefunden?“

Vielleicht würde sich anhand von Landrus Beobachtungen ermitteln lassen, welche verachtungswürdige Kakerlake sie alle
hintergangen hatte. Bislang hatte sie keinen Grund die Worte des Widergängers anzuzweifeln. Immerhin war sie vor Samoel
oder Landru bisher keinem Anhänger dieser Spezies begegnet oder hatte sich diese wissentlich zum Feind gemacht. Jedenfalls
nicht soweit sie sich erinnern konnte. Was bei ihrem Naturell aber nicht viel heißen musste, sagte man ihr immerhin ein gewisses
Talent nach, mit dem sie ihre Mitmenschen zielsicher gegen sich aufbringen konnte.


„Nun auch wenn Samoel scheinbar kein Problem der Legion mehr ist, kennt ihr doch sicher das alte Sprichwort ‘Sei deinem Freund
nah, aber deinen Feinden noch näher‘. Möglicherweise seid Ihr auch einer Täuschung zum Opfer gefallen, wäre dies nicht äußerst
ärgerlich? Der Name Samoel ist jedenfalls kein besonderes Alleinstellungsmerkmal, welches ihn eindeutig identifizieren könnte.“


Ihren Tonfall hielt sie ruhig, gerade zu gelassen ohne sich in ihrer Mimik anmerken zu lassen, welche Gedanken ihr durch den Sinn
gingen. Und auch, wenn es ihr eigentlich vollkommen gleichgültig war, was Samoel nun mit seiner kümmerlichen Existenz anstellte,
interessierte es die Eismagierin, wie jener entkommen war.


Allerdings schien Landru nicht vorzuhaben weiter auf dieses Thema einzugehen. Der Themenwechsel den er stattdessen anstrebte,
sorgte hingegen dafür, dass die Inquisitorin ihren Gegenüber nun ganz genau inspizierte. War es möglich, dass die Widergänger
hinter Freyas Verschwinden steckten, hatte Samoel vielleicht doch einen Clan hinter sich stehen, der sich nun zusammengerottet
hatte, um sich Freyas Körper habhaft zu machen? Möglich wäre es. Dann aber wäre fraglich, was sie von dem Kind wollen könnten,
schließlich konnte niemand wissen, welches schwere Erbe das Gör würde antreten müssen.


„Alle Geschöpfe Ogrimars sind doch auf ihre Art etwas Besonderes. Gewöhnlicher Pöbel rankt sich doch eher um die Gemeinschaft
der Götzen, wenn Ihr mich fragt. Aber ja ihr habt Recht, aktuell ist uns wohl abhandengekommen.
Ihr habt sie nicht rein zufällig kürzlich gesehen?“


In den Augen der Magierin wäre es vollkommene Zeitverschwendung zu versuchen, die offensichtlichen Tatsachen, welche bereits
mit der Gemeindeglocke durchs Dorf getragen wurden, zu vertuschen. Lieber legte sie das Unbestreitbare offen, um im Gegenzug
dafür vielleicht weitere möglicherweise nützliche Hinweise zu erhalten.

 

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Landru
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#167

Beitrag: # 54139Beitrag Landru »

Im Felsendom

Wie wahr sie doch sprach. Was brachte es sich im Namen eines Gottes zu begrüssen? Legte dieser wert darauf? Wenn ja wieso? Ehre dem Herren? Ein Wesen mit so großer Macht wird vermutlich darüber müde lächeln, wenn ihm ein Untertan ehre wünscht. Sie unterwerfen sich im Grunde mit jedem Gruss einer ihnen so undefiniert Macht. Sicher gab es die Zeichen das er existierte, aber hatte er sich je darum gekümmert? Er kannte noch die alten Diskussionen mit den Fanatikern, manche besser im Argumentieren als andere. Ogrimar ist Stärke, Selbsthilfe.. und natürliche Selektion der Schwachen. War dem so? Wie viele Familien doch daran zerbrochen sind, weil sie nett zu einander waren und das nicht so ganz in dieses Konzept passte. Andere wiederrum wandten sich ab, weil sie zur Familie standen mit ihren.. Sünden und Liebe, ein so flüchtiger Moment von Sympathien zweiter konnten Kriege auslösen. Er fand es immer wieder faszinierend. Nur grüßen Tat er in keinem Namen eines Gottes. Die waren nicht verantwortlich für einen guten Tag, oder ebenen Weg sondern seine Entscheidungen. Er registrierte daher auch, dass sie es verstanden hat. Sie hat begriffen, dass die Phrasen ihm nichts bedeuteten und sie war zumindest bereit darauf zu verzichten. Sehr schön.

Ein Wink durch die Zeit. Er hatte so viele Geschichten zu erzählen und manche davon könnten durchaus ein unschöner Hebel sein oder das Zünglein an der Waage in der passenden Situation. Emotionen waren auch ihm nicht fremd und wenn man wusste wo man einen Trigger eventuell auslösen konnte, dann könnte man durchaus Emotionen zu seinem Vorteil nutzen. Den Zorn eines Raubtieres, den Sadistmus einer dunklen Kreatur oder auch sein Wohlwollen? Wer weiß schon wofür es nützlich war, zumindest jemanden zu kennen. Es war ja nicht nötig das man befreundet war. Viel zu viele denken in einem schwarz-weißen Muster wie ihre Flügelfarbe vorgibt und vergessen, die vielen Nuancen dazwischen. Auch zwischen Feind und Freund.

Vargus war ruhig, schien von der Anwesenheit des Vampir nicht sonderlich überrascht oder beunruhigt, wohl aber merkte sie das er durchaus achtsam war. Vargus traute Landru nicht über den Weg mit Vorsicht. Aber er duldete ihn und weiß das der Untote den Tempel in Ruhe ließ und keine blasphemischen entweihenden Handlungen vornehmen würde. Alles andere war für ihn eher zweitrangig. Wer wie weit und tief glaubte, nun solange der Herr einen für würdig empfand die Insigien zu tragen, so lange war er in dem Haus willkommen. Natürlich war der Grat schmal und sicher könnte er seine Zutrittsrechte auch verlieren, wenn die richtige Stelle dafür sorgte. Aber noch hat es niemand getan und ob er sich dem beugte, war eine andere Frage.

Sie kam zu dem Thema zu sprechen. Er schlug die Augen nieder. Ja wie kam es dazu. Ein Wink von Zufällen könnte man meinen.
"Ich habe Informanten. Vor unserem Gespräch habe ich ihn gesucht und während wir sprachen lief diese Suche noch. Es war dann wohl Zufall .. das ich auf der Jagd über ihn stolperte wie über einen.. zufällig platzieren Stein. Ich war natürlich sehr überrascht, er wirkte wohl auf und von keiner Kette gehalten. Ihn begleitete eine junge Frau. Er wirkte besorgt um sie, ich konnte ihren Herzschlag hören, was mich vermuten lässt sie ist äußert lebendig."
Er stoppte für den Moment. Ließ Lorena den Raum darüber nachzudenken wer Zugang zum Kerker hatte und Lebendig war. Nun ja vermutlich viele, aber wer davon war eine junge Frau und bedarf den Schutz eines anderen oder die Sorge? Sie kannte sicherlich den Hofstaat der Legion besser als er es je würde.

"Eine Täuschung. Nein. Dafür wusste er zu viele Details. Sicherlich Samoel können viele heißen, aber ich erkenne meinesgleichen, auch wenn er ein sehr ungewöhnliches und.. scheinbar verdrehtes Geschöpf ist,  ich bin nicht mal geneigt zu sagen er wäre einer von meinesgleichen, zu viele Unterschiede. Vermutlich.. ist er irgendwas anderes, es wäre interessant es vielleicht zu untersuchen. Doch getäuscht hat er mich nicht. Ich habe eher den Eindruck das ihr davon noch nichts wusstet. Dass er entkommen ist? Nun ja.. vielleicht sagt euch der Name Cordula was? So heißt junge Frau die ihn begleitet? Gern geschehen."

Letzteres war fast wie ein kostloses Präsent formuliert. Die Frage war vermutlich wieso er das tut und was er sich erhofft. Wer weiß das schon. Vielleicht ist er auch einfach .. gerne Zuschauer und will wissen was passiert, wenn er hier und da ein paar Informationen streut. Vielleicht aber verfolgt er einen weit aus komplexeren Plan. Sie kann es vermutlich nicht ausschließen.

Der Themenwechsel ist nicht ganz überraschend, wenn man bedachte das alles irgendwie mit Freya begonnen hatte. Er nickte also entsprechend.

"Was wenn ich wüsste wo sie ist? Ihr habt.. Interesse daran sie unbeschadet wieder zu bekommen, nicht wahr?"

Jetzt lag es an ihr zu überlegen ob es wirklich sein kann. Konnte er wissen wo sie ist? Hat er Zugang zu ihr bekommen. Hat er vielleicht sogar was damit zu tun? Zumindest schien er sicher zu sein, dass er hier war und mit ihr darüber sprach. Er trat näher auf sie zu. Nicht bedrohlich, eher forschend. Die Lippen verzogen sich zu einem animalischen Lächeln als er erneut sprach. Wird sie darauf eingehen oder nicht? Möglicherweise eine Chance verrinnen lassen, die sich bietet. Ungewöhnliche Wege ungewöhnlich wie ihr Gott selbst. Sie hatten Samoel verloren, eine Angestellte hat sie verraten und die Gemeinde suchte ein Kind. Was für ein wundervolles Chaos.

"Ich wünsche eine Audienz bei der Priesterin, dass könnt ihr sicher einrichten? Alleine.. unter vier Augen."


 
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Kenna de Vil
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#168

Beitrag: # 54141Beitrag Kenna de Vil »

In einem Zimmer im ersten Stock eines Gästehauses auf dem Anwesen der Gemeinde Artherks in Lichthafen

Der Moment, als der Priester die Beherrschung verlor kam für Kenna überraschend, hätte sie ihm so viel Temperament gar nicht zugetraut.
Kaum das ihr Bogen über den glatten Boden hinweg in die andere Zimmerecke schlitterte und dort in zwei Hälften barst, fand sie sich auch
schon auf einem Stuhl wieder. Die ruckartige Drehung war nicht gerade vorteilhaft für ihre Genesung, so durchfuhr sie ein Stechen, annähernd
dem Hieb eines Dolches ebenbürtig. Welches ihr kurzzeitig den Atem raubte.


Bittersüße Genugtuung folgte auf das Pochen in ihrem Oberschenkel, als Kenna Zeuge von Etohs Wandlung wurde. Mit anzusehen, wie der
weiße Prediger die Maske der Freundlichkeit abstreifte und etwas Düsteres über sein Antlitz hinwegstrich.


Eine Bestätigung dafür, dass schlussendlich in jedem die Dunkelheit innewohnte, egal wie sehr man nach außen eine weiße Weste zur Schau
tragen mochte oder sich dahingehend gar selbst belog.

Zornig und fordernd sah er mit drohenden grünen Augen zu Kenna hinab. Sie konnte dabei seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren, so nah
war er ihr. Eine Nähe, die sie üblicherweise niemandem zugestand. Eine persönliche Grenze, die Etoh in seiner Überheblichkeit nun überschritten
hatte. 
Für den Augenblick überwog jedoch Kennas Neugier, wie weit der Götzenprediger tatsächlich bereit war zu gehen.

„Glaubt Ihr wirklich ich lasse Euch einfach so an meinem Wissen teilhaben?“
Mit gespielter Entrüstung blinzelte sie durch ihren dichten schwarzen Wimpernkranz zu ihm auf.

„Nur zu.“
Ermunterte sie ihn, sein Spielchen weiterzutreiben, während die Bognerin spürte, wie der Druck seiner Finger an ihrer Wunde sich verstärkte. Oh süße Qual…
Sie betrachtete Etoh nicht als niedriger gestellt im Rang, sondern verachtete schlichtweg alles wofür dieser Mann und seine Person selbst stand.
Ob er ein Lord war oder von niedriger Geburt, war demnach völlig ohne Belang. Gewalt war jedoch in Ihren Augen ein adäquates Mittel, um sich
das zu nehmen, was man wollte. Sie schienen also endlich dieselbe Sprache zu sprechen. Zumindest in dieser Hinsicht.


„Sehe ich das also richtig, dass ich Eure Gefangene bin?“ Ein wenig missverständlich waren seine Worte nämlich durchaus. Freiwillig war die Jägerin eben
nicht auf den Grund und Boden der Kirche Artherks gelangt und entfernen durfte sie sich offensichtlich auch nicht.

 
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
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Lorena
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Registriert: Do 16. Dez 2021, 17:03

#169

Beitrag: # 54146Beitrag Lorena »

Im Felsendom

Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Inquisitorin hatte Lorena innerhalb der letzten Jahre selbst miterlebt, wie breit das Spektrum
zwischen Schwarz und Weiß war.  Fragte man die Glaubensanhänger nach Kriterien, die ein reingläubiger Seraph zu erfüllen hatte,
war das Ergebnis ein einziger Tumult. Sicher, die Treue zu Ogrimar und dessen Doktrin einte sie, aber das eigentlich interessante
hierbei war, dass alle weiteren Merkmale die im Anschluss genannt wurden, stark variierten. Ganz so wie es sich für den Gott des
Chaos ziemte, gab es im Grunde genommen also eine ganze Farbpalette mit diversen Grautönen und Schattierungen zwischen denen
sich die Gläubigen bewegten. Es gab zwar eine Art moralisch anerkannten Kodex, an den sich gehalten wurde, darüber hinaus,
musste jeder Anhänger der dunklen Kirche jedoch selbst einen Weg finden, wie er den Glauben an Ogrimar mit dem eigenen Leben
verbinden konnte.


Der Umgang mit Widergängern war sicherlich ebenso ein Thema, über welches etliche Glaubensgenossen die Nase rümpfen würden.
Natürlich stand nicht jedem Wesen dieser Gattung auf die Stirn geschrieben, welchen Ursprungs es war, aber im Falle von Landru
waren die äußerlichen Anzeichen schon recht eindeutig, dass jener nicht mehr unbedingt unter den ‘Lebenden‘ verweilte. Auch
anhand von Vargus Körperhaltung konnte sie erkennen, dass er ihm gegenüber eine gewisse Vorsicht walten ließ.

 
Nichts von alledem hielt die Inquisitorin jedoch für einen Zufall. Umso aufmerksamer lauschte sie nun Landrus Worten. Es galt
herauszufinden, was seine wahren Absichten waren. War sein ursprüngliches Anliegen, Informationen über einen vermeintlichen
Wilderer in seinem Revier einzuholen, nur eine Finte? Viel zu bereitwillig informierte er Lorena darüber, wer sie verraten hatte.
Zwar stritt Landru jegliche Verbindung zu Samoel ab, aber möglicherweise war auch das nur ein listiger Trick. Nicht einmal ihre
engsten Vertrauten innerhalb der Gilde, waren über jede Verbindungen informiert, welche die Inquisitorin zu Personen außerhalb
des Gefüges pflegte. Warum also sollte also Landru ihr offenlegen, mit wem er verkehrte und über welche Ecken er mit wem
verbunden war?



Was wäre, wenn sie alle zusammenarbeiten? Samoels Charakter vermochte sie nicht recht einzuschätzen, doch bei den kurzen
Begegnungen zwischen ihnen, hatte er bei ihr einen eher unterwürfigen Eindruck erweckt. Vermutlich würde er also alles für
einen Gebieter tun, um in dessen Gunst zu stehen. Fraglich war nur, wie Etoh in dieses Bild passen würde. Zugegeben es wäre ein
genialer Schachzug, wenn sie Samoel bei der Legion eingeschleust hätten, um ein Ablenkungsmanöver zu starten, sodass niemand
etwas von Freyas Verschwinden bemerkte. Aber weder Samoel noch Etoh traute sie so viel Berechnung oder Kalkül zu, Landru
hingegen war da schon ein anderes Kaliber. Skeptisch betrachtete sie sein Antlitz, während sie ihre Gedanken hinter einer eisigen
Maske der Gleichgültigkeit verbarg.


„Ihr sagt, der Name seiner Begleitung war also Cordula?“ Gerade zu als wäre diese Information absolut bedeutungslos zog sie
betont unbekümmert ihre Schultern hoch. „Der Name ist mir vollkommen unbekannt.“


Immerhin musste er nicht wissen, in welcher Verbindung dieses einfältige Hohlbrot mit der Legion stand. Informationen solcher
Natur waren ein kostbares Gut. Wenn Landru irgendwie mit den beiden Götzenanhängern unter einer Decke steckte, könnten
derartige Gildeninterner ihnen in die Hände spielen und der Legion letztendlich gefährlich werden.


„Ist also davon auszugehen, dass Ihr Euch um den freilaufenden Jagdfrevler und dessen anhängliche Begleitung gekümmert habt,
sodass sie ihrem Schöpfer gegenübertreten mussten? Schließlich hattet ihr Bedenken, dass er Euch mit seinem Verhalten ich
Verruf bringen könnte.“


Insofern Landru sich nicht um diese lästige Angelegenheit gekümmert hatte, würde Lorena dafür sorgen müssen, dass Cordula für
ihren Verrat bezahlen würde. Jedem Angestellten wurde bei seiner Einstellung eindeutig eingebläut, dass Loyalität das oberste
Gebot innerhalb ihrer Reihen war. Dafür behandelten sie die Bediensteten anständig und die Arbeitsbedingungen waren akzeptabel.
Aber wenn man sich gegen sie stellte, aus welchen Gründen auch immer, würde das Konsequenzen haben. Karma war etwas, dass
noch jeden eingeholt hatte. Aber alles zu seiner Zeit. Freyas Verbleib hatte eindeutig Priorität.


„Andererseits könnte ich es natürlich auch verstehen, wenn Euch die Zeit dazu gefehlt hat, weil ihr ein lästiges Kind hattet hüten
müssen. Diese nervigen Halbwüchsigen sind schon anstrengende Biester, nicht wahr? Mal verschwinden sie spurlos oder handeln sich
anderweitig Ärger ein, deren Auswirkungen andere begradigen müssen.“


Keines Falls wollte die Eismagierin durchblicken lassen, welche Bedeutung Freya für das Schicksal Altheas hatte. Je größer der Kreis
der eingeweihten Personen war, umso mehr würde das Kind verfolgt werden. Gier und Machtdurst hatte immerhin schon diverse
Menschen unberechenbar und gefährlich gemacht.


„Ich verstehe ja durchaus, dass sie zur Erhaltung der eigenen Art unabdinglich sind, doch würde es nach mir gehen, könnten sie die
ersten Jahre ihrer Seins eingesperrt in Verliesen verbringen, bis sie sich eigenständig in der Welt zurechtfinden. Daher würde ich es
unter normalen Umständen durchaus begrüßen, wenn eines dieser lästigen Bälger verschwindet.“


Die Inquisitorin war weder ein Kindermädchen noch eine Zofe, welche sich aufopfernd um das Wohl der Bälger scherrte. Sie zog eisige
Stille jedem Kinderquäken vor. Der Verlust von Nymeria, der Tochter der Priesterin, die ständig entwischte oder irgendwas lichterloh
in Brand setzte, wäre tatsächlich eine Wohltat für das Gemeinwohl der Legion, aber stattdessen musste natürlich das einzige Kind
verschwinden, welches tatsächlich einen Nutzen stiften konnte.


„Im Falle von Freya wäre dies nur lästig, da die Priesterin so viel Arbeit und Mühe in die Ausbildung des Blags gesteckt hat und sie erst
kürzlich zur Adeptin ernannt hat.“


Auch dies waren öffentlich zugängliche Informationen, die dem Fremden vermutlich nicht neu waren. Allerdings schürte Landru das
Misstrauen der Inquisitorin, indem er um einer Audienz im privaten Rahmen mit Tanuri bat. Die Priesterin war trotz der Suche nach
Freya regelmäßig im Felsendom zugegen und kam ihren Pflichten nach. Es wäre also ein leichtes für ihn sie dort aufzusuchen. Alleine
wären sie dabei jedoch vermutlich nicht. Im Tempel waren immer einige Messdiener vertreten, die ihren Pflichten nachkamen.
Dennoch war sie sich sicher, dass Tanuri einiges in Kauf nehmen würde, um Freya wiederzufinden, auch wenn das ein Gespräch mit
einer Kreatur seiner Gattung bedeutete.


„Ihr versteht also sicher, dass die Priesterin derzeit sehr beschäftigt ist und ihr Terminkalender kaum Raum für derartige
persönliche Treffen bietet. Um ein solches zu ermöglichen, müsstet Ihr mir schon mehr entgegenkommen. Sagt mir, was ihr wisst
und ich werde sehen, was ich für euch tun kann.  



 

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Samoel
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#170

Beitrag: # 54147Beitrag Samoel »

Zu Gast in der Hütte des Vasallen Islaf

 
Lange war die Zeit überfällig das Cordula endlich den Schlaf bekam den sie und ihr Körper so dringend brauchte. Schweigend saß Samoel im Sessel und wachte über ihren Schlaf. Zeitweise war auch er selbst eingeschlafen. Doch letzten Endes waren es nur wenige Minuten. Den Rest der Zeit hielten ihn seine eigenen Gedanken wach.
 
So viele Fragen standen im Raum. Sie waren gekommen um über den Tod ihrer Eltern mehr heraus zu finden. Doch jeh länger sie sich in dem Haus aufhielten um so mehr fragen sollten sich ihnen auftun. Ihren Bruder hatten sie bis dato noch nicht gesprochen.... Ihr Bruder, ein Vasall des Tzimisken Landrus....Würde der Lord an Cordula womöglich auch noch Interesse haben, oder gar Ansprüche an sie stellen? Er würde auf jeden Fall mit Landru darüber sprechen müssen...
 
Immer wieder liefen sie auch dieser neuen 'Freundin' Cordulas über den weg. Eine Vampirin mit dem Namen Latoria die augenscheinlich einen Narren an Cordula gefressen hatte und immer wieder versuchte sie mit ihrer einschmeichelnden Stimme für sich zu gewinnen. Schien selber aber wohl auch durch ein seltsames Band an Landru gebunden zu sein. Unfrei wie sie selbst war, wollte sie Cordula immer wieder genau diese Freiheit suggerieren, ihr zuflüstern was sie selbst, genau genommen, gar nicht leben konnte. Die Aufeinandertreffen mit ihr waren stets von Spannung geladen.
 
Noch vor Latoria hatte er selbst Cordula gefunden. Oder vielmehr sie ihn. Es sollte mehr Zufall gewesen sein, als gezieltes Lenken. -Wobei... was wusste womöglich Lorena noch über diese junge Frau, dass sie ausgerechnet sie geschickt hatte um die Luke zu schließen und somit auf den Vampir Samoel zu treffen?
 
Waren die weiß geflügelten Seraphen welche die Familie überfielen, womöglich keine folger des Lichts mehr, sondern selbst vampirischen Ursprungs gewesen?
Irgendwie schien diese Familie Vampire anzuziehen wie das Mondlicht die Motten.
Was gegen diese Vermutung sprach, war die Tatsache das Cordula sich daran erinnerte das der ganze Raum voll Blut gewesen sein sollte.
Samoel schüttelte bei seinen Gedanken sachte den Kopf. Nein Vampire würden niemals das Blut verschwenden. Kein Tropfen würde verschwendet werden. Würden diese ihre Opfer verschleppen? Vielleicht.
Für Samoel stellte es sich immer mehr wie ein gezielter Überfall dar und nicht wie ein Angriff der Willkürlich gewesen war.
Nein, Lorena würde auf keinen Fall über ein Zusammenspiel mit Vampiren in Kenntnis gewesen sein dürfen. Auf ihn machte sie seiner Zeit nicht den Eindruck, als ob sie bereits viel über seinesgleichen wusste.
 
Das Blut...ihr Blut. Eine Weile blieb sein Blick wieder auf Cordula hängen. Er spürte sie wieder, wie sie auf seinem Schoß saß und er schützend seine Arme um sie legte. Wie sie sich an ihm anlehnte und ihm die Erlaubnis gab sich seinen Teil zu nehmen. Eng hatte er sie umschlungen, gespürt wie sie selbst immer ruhiger wurde. Wie sie beide immer Ruhiger wurden.
Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen.
 
So viele Fragen. Es gab so viele Wege um eine Frage nach der anderen beantwortet zu bekommen. Dabei musste er immer wieder an zwei Fronten zugleich kämpfen. Auf der einen Seite wollte Cordula ihm ihr Vertrauen schenken, auf der anderen Seite, spürte er das sie immer wieder Zweifel plagten. Sie wurde es nicht müde ihn immer wieder in Frage zu stellen. Seine Aufrichtigkeit ihr gegenüber. In manchen Momenten hatte er das Gefühl das sie ihn sogar wieder los werden wollte.
 
Er war kein Priester, hatte keine Ausbildung dort hin. Für sich hatte er die Dunkelheit, die düsteren Gedanken hinter sich gelassen. Wenn gleich ihn auch immer wieder die Angst begleitete in selbige abdriften zu können. In gewisser weise gehörten die düsteren Gedanken auch dazu, jeder hatte diese einmal. Man musste sich nur Bewusst derer werden und sich aktiv dafür Entscheiden sich von ihnen nicht auffressen zu lassen. Doch Cordula schien sich gerne und immer wieder in ihrer Hoffnungslosigkeit festhalten. Es war wie ein dunkler Sog der immer wieder an ihr ziehen wollte. Und er, Samoel, wusste nicht wie er noch dagegen ankämpfen sollte.
Er würde die Unterstützung der lichten Gemeinde brauchen um Cordula die guten Seiten des Lebens zeigen zu können. Er brauchte positive Erlebnisse für diese junge Frau um ihr die Angst vorm Leben an sich nehmen zu können.
 
Am nächsten Morgen trafen sie Islaf am Küchentisch an. Er war nicht nur Schneider, sondern bewirtschaftete auch noch einen kleinen Hof. Noch ehe er die Tiere versorgen musste, nahm er sich die Zeit um sich mit seiner Schwester und Samoel zu unterhalten.
Anfangs wollte Samoel sich eher Wortkarg im Hintergrund halten. Es sollten die Geschwister ihre Vergangenheit austauschen. Samoel fühlte sich in Islafs Gegenwart nicht sonderlich Wohl. Selbst wenn der Mann ihm nichts getan hatte. Er stand unter Landrus Kontrolle. Allein dadurch ließ der Eindringling in die fremde Domäne Vorsichtig walten.
 
Aus dem Gespräch zwischen ihnen kam heraus das Islaf selbst schon als Lehrjunge das Haus bereits verlassen hatte. Er hatte selber von dem Überfall nicht viel mitbekommen und glaubte seine Schwester ebenfalls des Todes.
Während dem Gespräch der Geschwister hatte Samoel das Gefühl das sich die Geschwister im laufe der Jahre einfach Entfremdet hatten. Erst als Islaf sein Interesse am Status der Beziehung von Samoel und Cordula bekundete verschluckte sich Samoel etwas und fing dabei auch den hilfesuchenden Blick Cordulas auf. Ja, diese Definition hatte tatsächlich auch für beide noch keinen eindeutigen Namen. Sie würden füreinander einstehen, erklärte ihm Samoel mit recht Diplomatischen Worten. Was Islaf dazu bewog noch mehr Fragen zu stellen. Genau diese Situationen waren es die Samoel wieder vorsichtiger werden lies. Cordula jedoch gab ihren Bruder freimütiger Auskunft über ihr kennen lernen, so dass auch er versuchen wollte Islaf etwas mehr Vertrauen entgegen zu bringen. Bis zu einem gewissen Punkt sollte das Gespräch ungezwungener verlaufen. Bis Islaf wieder tiefer gehende Fragen zu stellen begann. Er realisierte das er noch immer einem Gefolgsmann Landrus gegenüber saß, dem er selber auch nur eher wage Antworten auf seine Fragen gegeben hatte.
 
Das Gespräch sollte sich wieder auf ihre Vergangenheit konzentrieren. Wobei heraus kam das Islafs nicht mehr dazu sagen konnte als das seinerzeit wohl wieder einer der Kriege herrschte, wie sie sich alle paar Jahre mal mehr mal weniger ausdehnten. Warum ausgerechnet ihre Eltern ins Kreuzfeuer hätten geraten sollen konnte er auch nicht weiter erklären. Er meinte sich erinnern zu können das ihr Vater wohl irgendwie in politischen Angelegenheiten mit verstrickt war.
 
Fragen... neue Fragen kamen auf und es wollten nicht weniger werden. Doch mit den Fragen kamen auch neue Anhaltspunkte denen sie nachgehen konnten. Samoel war einen Moment in seine eigenen Gedanken abgedriftet gewesen als er mit dem halben Ohr mitbekam das Cordula ihren Bruder nach seiner Verbindung zu Landru fragte. Freimütig erzählte er dass der Lord auf der Suche nach ihm -Samoel- war und dass wiederum weil ein Priester nach ihm suchte. In dem Moment wurde Samoel erst recht hellhörig. Wie gebannt sah er den Schneider an und konnte seine Worte kaum glauben schenken. Doch warum sollte der Schneider sich solch eine Geschichte aus den Fingern saugen?
Samoels Magen verkrampfte sich. Etoh, sein Herr suchte nach ihm. Freude mochte das in seinem Herzen auslösen. Zugleich auch Kummer. Hatte er eben diesen seinen Herrn bereitet. Auf der anderen Seite stieg ein gewisser Gram in ihm auf. Vertraute ihm Etoh nicht mehr, das er seine Sache gut machen würde? Kam er nicht immer nach jeder Mission zu ihm zurück? Was war diesmal anders?
 
Noch mehr Fragen...
 
Wieder stand auch die Frage im Raum was nun als nächstes zu tun sei. Was die weiteren Pläne wären. Nach der Information das Etoh nach ihm suchte, wuchs in Samoel die Gewissheit das sie in der lichten Gemeinde mit offenen Armen empfangen werden würden. Sie sollten an ihrem bisherigen Plan festhalten dort ihre weitere Suche fort zu setzen.
 
Islaf bedauerte es sehr das er nicht mehr helfen konnte. Doch dann erhob er sich und kam mit einer Schatulle zurück. Aus dieser zog er zwei Pergamente die er Cordula und Samoel rüber schob.
Samoel überflog die beiden Schreiben.

Es waren Totenscheine, mit Namen und Liegenummern vom Städtischen Friedhof versehen.....
 
 
Traue der Dunkelheit nicht. Die Wahrheit siehst du nur im Licht.

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geboren aus dem Schoß der Schwester, gezeugt vom gemeinsamen Vater, der erste seiner Art.
Von Familie und Clan verstoßen - seiner Berufung folgend
Faktotum seines Herren ?
Beschützer der Familie und des Hauses Lucis


Nichts ist wie es scheint und liegt der Wahrheit doch so nah.
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Etoh
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#171

Beitrag: # 54149Beitrag Etoh »

Mit einem Hauch Genugtuung vernahm er Kennas weiteren Starrsinn.
In gewisser Weiße hatte er genau diesen nicht nur erwartet sondern sogar erhofft.
Ja, er kannte sie alle die negativen Gefühle die einen lockend in den Abgrund ziehen wollten. Jene Gefühle die das Tor zur Dunkelheit so leicht öffnen konnten. Doch wer glaubte das Gefühle wie Zorn, Vergeltung, Trauer oder Wut allein der Schlüssel zum Chaos waren, der sollte sich schnellstens von diesem hohen Ross stürzen. Auch ein Folger Artherks war in der Lage und im Stande dazu seine Interessen zur Not mit Gewalt durch zu setzen. Jedoch stets nur als Reaktion und niemals aus reiner Willkür.
 
Auch war es in seinem Fall so, dass er Kenna Vorschusslorbeeren gegeben hatte. Doch hatte sie ihm diese aus der Hand geschlagen. Irgendwann war aber auch seine Geduld zu ende.
Das er dabei Kennas Komfortzone überschritt war nur der Anfang.
 
Um genau zu sein hatte ich die Hoffnung das du genau das sagen würdet. Lasst mich dir eine Lehrstunde zum wahren Glauben Artherks geben. Du glaubst Artherk ist Liebe und Güte allein?
 
Jegliche Höflichkeit lies er nun fallen und sprach Kenna an, wie er ein Gossenkind ansprechen würde. Als etwas anderes wollte er die Jägerin auch nicht mehr ansehen.
Er nimmt eines ihrer Messer in die Hand und stellt sich mit diesem hinter sie. Dabei greift er ihr in die Haare und zieht diese an ihrem Pferdeschwanz oben, so das sie ihren Hals strecken musste. Dabei legt er ihr die Klinge an die Kehle. So wie es sich für die Klingen der Jägerin gehörte war auch diese, nun zu ihrem Leidwesen, gut und sauber geschliffen. Der Druck an ihrer Kehle sollte ihr dort die Haut einritzen, so das die ersten Blutstropfen die Schneide benetzten.
 
Jede Handlung gegen Artherk wird mit einer angemessenen Reaktion beantwortet. Und dies, Kenna, ist nun meine Reaktion. Blut für Blut so heißt es. Vielleicht würde irgend ein Gott dir gnädig sein und dich zu sich holen. Doch so weit werde ich es hier nicht kommen lassen.
 
Er setzt die Klinge an ihren Zopf an den er hoch gezogen hatte und schneidet ihr die Haare fast nahe der Kopfhaut ab. Die abgeschnittenen Haare wirft er ihr auf ihren Schoß. Derart verunstaltet würde sie mit Sicherheit für die nächste Zeit den Spott auf der Straße hinter sich her ziehen.
 
Du hast keine Ahnung von dem was du mit dir führst. Du bist absolut Nutzlos. Mehr als das Bedienen eines Bogens aus dem Hinterhalt bist du nicht fähig. Es wundert mich das du überhaupt lesen und schreiben kannst. Wobei für mich dieses Gekritzel eher wie das abmalen von Buchstaben aussieht. Ich werde mich nicht weiter auf deine dummen Spielchen einlassen. Geh nach Hause wenn du gehen kannst. Oder verrecke in diesem Zimmer.
 
Damit wendet sich der Priester von Kenna ab und geht zum Tisch um ihre Waffen in ihre Tasche zu werfen. Diese klemmt er sich unter den Arm und verlässt das Zimmer ohne sich weiter um das Befinden der Jägerin zu kümmern. Bestahl er eben eine Diebin damit? Er würde es eher  'Sicherstellen' nennen. Ihren zerbrochenen Bogen hatte er achtlos liegen lassen. Reparieren würde man ihn wohl nicht mehr können. Zumindest hätte er dann die Durchschlagkraft nicht mehr, was vielleicht auch shcon ein Gewinn sein konnte.
 
 
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
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Landru
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#172

Beitrag: # 54150Beitrag Landru »

Im Felsendom

Er hörte ihr zu. Ziemlich genau sogar. Versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, ihre Gedanken zu erraten, denn lesen kann er sie nicht. Somit auch nicht ihre Gedankengänge. Ihre Ideen, ihre Auslotungen der Möglichkeiten. Sie spricht 'drum kümmern' an. Er schweigt. Das tut er sogar ziemlich beharrlich. Er hatte ihr sehr viel gegeben, also wieso noch mehr geben. Seine Forderung war klar definiert. Sie erklärte was von Kindern, Plagen, Bälgern und Kosten und Nutzen. Er kannte diese Art von Erziehung, der Förderung durchaus, aber konnte man das glauben? Bei all dem Wirbel und den Gerüchten? Nun Gerüchte hatten einen Nachteil, sie waren eben nur Gerüchte und es hätte genauso gut heißen können die junge Nachwuchspriesterin hat einen fetten Pickel am Po, es wäre nicht bewiesen. Es war nur ein Indiz warum sie eventuell schlecht sitzt und genau das gleiche war mit diesen Gerüchten. Sie waren wertlos.. bis das Gegenteil bewiesen war.

"Mh... "

Machte er gedehnt und wiegte den Kopf. Er ließ das Schweigen sehr lange und sehr intensiv wirken, als er sich dann einfach umdrehte und ging. Ohne einen Kommentar. Es war nicht das Ende, aber ein Zug, den Lorena interpretieren musste. Sie musste für sich entscheiden wie sie das auffassen will. Stehen gelassen in einer Unterhaltung mit einer Forderung, einer Aufforderung. Ohne nur ein Wort auf ihre mühevoll gesprochenen Argumente einzugehen. Es bleibt also unklar warum, was er will, wieso er dieses Spielchen spielt und ob ihre Vermutungen .. die bis zu der Verschwörung mit dem weißen Priester und seines ehemaligen Sklaven reichte stimmen, blieb alles.. offen und ungeklärt. Unwissenheit und diese nagende Neugierde.. könnte schon helfen, dass sie nächstes mal, gesprächiger war im Sinne wie er sich das vorstellte.
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
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Lorena
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#173

Beitrag: # 54158Beitrag Lorena »

Im Felsendom

Die jüngste Begegnung mit Landru wollte Lorena lange nicht aus dem Kopf gehen. Er hatte angedeutet, Wissen für sich zu pachten,
welches zur Auffindung von Freya nützlich sein könnte, ihr Informationen auf den Silbertablett geliefert, die sich möglicherweise in
anderen Angelegenheiten als sachdienlich erweisen würden und ihr Optionen dargeboten, die sie nicht unbeachtet lassen sollte.


Ohne Zweifel spielten sie eine Art ein Machtspiel miteinander. Beide Parteien konnten einander bislang nur schlecht einschätzen,
wodurch die Angelegenheit jedoch nur umso reizvoller wurde. Lorena wollte herausfinden, was sich hinter dem merkwürdigen Verhalten
dieses Wiedergängers verbarg. Es war schwierig vorrausahnen, wie der andere reagieren würde und was dessen Beweggründe waren.
Daher konnte Lorena auch nur vermuten, dass Landrus wiederkehrende, aber dennoch strategisch wirksame Rückzüge, aus dem Dom,
ein bestimmtes Ziel verfolgten.


War es Trotz, Berechnung oder lediglich eine Eigenart des Charakters, dass er immer wieder mehr oder minder wortlos verschwand
oder trieben ihn letztendlich doch ganz andere Motive an? Generell war sich die Eismagierin bislang nicht sicher, was sie von der
ganzen Angelegenheit halten sollte. Sicher seine Wurzeln vermochten weit in der Zeit zurück verankert liegen und er könnte ohne
Frage vermutlich auch ein nützlicher Verbündeter sein, insofern er nicht der Gegenseite bereits treu ergeben war. Dennoch blieben
an dieser Stelle einige Fragen offen. Warum sollte er das tun? Was bringt es ihm diese Allianz einzugehen? Und was würde es sie
letztendlich kosten? Egal welche Entscheidung Lorena treffen würde, sie hätte definitiv Konsequenzen.


Vielleicht sollte sie auch einfach der Priesterin davon Bericht erstatten, wessen Bekanntschaft sie hier im Dom gemacht hatte. Es wäre
denkbar, dass sich Tanuri einen Reim darauf machen könnte. Gemeinsam würden sie möglicherweise hinter des Rätzels Lösung kommen,
wenn sie Landru bei seinem nächsten Abstecher im Dom zu zweit gegenüberstehen würden. Es wäre zwar vermutlich nicht ganz so intim,
wie er es sich wünschen würde, aber auch das war nur eine Vermutung war. Wissen konnte das nur Landru selbst. Immerhin hatte er
auch Lorena mehrere Optionen aufgezeigt, denen sie folgen konnte oder eben auch nicht.


Fraglich wäre jedoch auch wie Tanuri diese Entwicklungen einstufen würde. Entweder sie würde es als eine absolute Verschwendung
ihrer Zeit ansehen, da Landru sein Wissen Lorena schließlich auch alleine preisgeben könnte. Immerhin war sie ein Mitglied der
Gildenleitung und bekleidete als Inquisitorin auch innerhalb der schwarzen Gemeinde ein entsprechenden Amt, welches ihr eine gewisse
Entscheidungsbefugnis einräumte.


Auf der anderen Seite könnte es natürlich ebenso gut sein, dass sich hinter dem Ganzen viel mehr verbarg, als Lorena zum jetzigen
Zeitpunkt abschätzen konnte. Ein Hintergrund aufgrund dessen die Priesterin durchaus ein gesteigertes Interesse an einem Treffen
mit besagtem Widergänger hätte.


Die Inquisitorin war eigentlich niemand, der sich davor scheute Entscheidungen zu treffen oder sich hinter dem Rockzipfel von anderen
verbarg, doch wenn sie all die Vorkommnisse der letzten Wochen im Geiste überschlug, kam sie zu dem Schluss, dass es an der Zeit war,
zumindest den Rat eben jener einzuholen. Wie sich alles weitere dann im Nachgang fügen sollte, würde sich dann früher oder später
schon zeigen.


 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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Cordula
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#174

Beitrag: # 54222Beitrag Cordula »

Auf den Spuren der Vergangenheit

Freude und Leid lagen schon immer nah beieinander. Es schön wieder zu Hause zu sein. Zu wissen, dass es da noch jemanden gab, der zu einem gehörte. Ebenso war es aber auch schmerzlich wieder hier zu sein, ohne den Rest der Familie jemals wiederzusehen. Viele Jahre hatten Cordula und Islaf gewissermaßen nebeneinander her gelebt, nichts davon ahnend, wie es dem anderen ergangen war. Nun, wo das Schicksal sie wieder vereint hatte, hegte sie allerdings keinerlei Zweifel daran, dass ihr Bruder auf ihrer Seite stehen würde. Blut war schließlich dicker als Wasser. Deshalb vertraute sie ihm auch ohne Bedenken an, was ihr in den letzten Jahren widerfahren war. Sie hoffte, dass auch wenn sie sich entfremdet hatten, es einen Weg geben würde, wieder zu einer Familie zu werden.

Aber damit dieser Wunsch in Erfüllung gehen konnte, musste Cordula endlich mit der Vergangenheit abschließen können. Verstehen, was damals wirklich passiert war und warum jemand ihre Eltern verfolgt und ihrer Familie all das angetan hatte.

Sie hatte Angst, sich dem zu stellen, was vor ihr lag.  Weiter weglaufen und die Augen verschließen, wollte sie aber auch nicht länger. Seit ihrer ersten Begegnung mit Samoel, fand sie sich häufig in Situationen wieder, die sie das Fürchten lehrten und all ihre Selbstzweifel befeuerten. Sie konnte nicht aus ihrer Haut. Von jetzt auf gleich wurde ihr alles zu viel und sie nahm die Beine in die Hand, um wegzulaufen. Alternativ reagierte völlig panisch, wenn nicht sogar hysterisch. Für Außenstehende wie Samoel, war das vermutlich nur schwerlich nachvollziehbar, aber für sie war das alles sehr real. Sie versuchte sich ihren Ängsten zu stellen, aber das ging nun mal nicht von heute auf morgen. Zumal sie auf ihrer Suche nach Antworten immer wieder schmerzhafte Rückschläge verdauen musste.

So schön es auch war, dass ihr Bruder noch lebte und er das Elternhaus über die letzten Jahre hinweg in schussgehalten hatte, umso mehr entmutigte es sie, dass sie an diesem Ort wohl keine Hinweise mehr finden würden. Alles hatte sich irgendwie verändert. Islaf hatte dieses Haus in ein Heim für sich und seine Familie verwandelt und damit unwissentlich die Spuren der Vergangenheit vernichtet. Selbst die Totenscheine, welche Islaf ihnen ausgehändigt hatte und von denen Cordula hoffte, dass sie ihnen weiterhelfen würden, sollten nicht ihren Zweck erfüllen.

Hoffnungsvoll war sie mit Samoel zum Friedhof gegangen, um die Gräber ihrer Eltern aufzusuchen. Ihr Begleiter hatte sie ermutigt diesen Schritt zu gehen, um ihnen dort nahe zu sein oder sich zumindest verabschieden zu können. Mit etwas Glück hätten sie dort vielleicht sogar einen Geistlichen angetroffen, der weitere Hinweise für sie gehabt hätte. Aber auch hier schien Cordula das Glück nicht hold zu sein. Ganz im Gegenteil. Nachdem sie lange Zeit über den Friedhof geirrt waren, um die auf dem Totenschein notierten Grabmäler zu finden, endete auch diese Spur, in einer für Cordula fast unerträglichen, Sackgasse.
Gerade als die junge Frau glaubte, an ihrem Ziel angekommen zu sein und ehrfürchtig mit den Fingern über die Inschriften des Grabsteins fuhr, riss Samoel ihr den Boden unter den Füßen weg. Die Namen auf dem Totenschein stimmten nicht mit denen auf den Grabmälern überein. Und wieder einmal überwältigte Cordula ihre tiefsitzende Verzweiflung. Sie wollte weinen, schreien und alles um sich herum den Erdboden gleich machen.

Es schien aussichtslos zu sein. Jeden Schritt den die junge Frau ging, ließ sie nicht vorankommen, sondern zog stattdessen sie immer tiefer in einen alles verschlingenden Treibsand. Im Gegensatz zu Cordula, wollte Samoel jedoch noch nicht so schnell aufgeben. Er war guter Dinge, dass sie im Kreise der lichten Gemeinde Antworten finden würden. Seitdem Islaf ihnen verraten hatte, dass Etoh, nach ihn suchte, schien in ihm der Entschluss gereift zu sein, dass es an der Zeit war nach Hause zu gehen. Überzeugt davon, dort mit offenen Armen empfangen zu werden, führte er Cordula ohne Umschweife zur örtlichen Gemeindehalle. Auf dem Weg dorthin, sprach Samoel ihr immer wieder gut zu, versicherte ihr, dass sie keine Angst haben musste, er sie beschützen würde und ihr dort niemand etwas Bösen wollen würde. Worte, die sie klanglich zwar verstand, aber nicht wirklich zu ihr durchdrangen. Tief saß ihr moralischer Konflikt. Sie wusste, dass sie nicht alle Gläubigen Artherks über einen Kamm scheren sollte, der Mörder ihrer Eltern vielleicht überhaupt nicht in der Gemeindehalle auf sie warten würde, aber wer konnte ihr das wirklich versprechen? Konnte sie den Menschen dort vertrauen, nur weil sie nicht umgehend Schöpfer zugeführt wurde? Und wie stand es wirklich um Samoel und seine Gefühle? Wem galt seine Treue, wenn es hart auf hart kam? Etoh war über Jahre hinweg seine einzige Konstante gewesen, sie aber kannten sich nur wenige Tage.

Das Einzige, was sie Samoel versprechen konnte, war es zu versuchen. Er musste ihr aber Zeit und Raum geben, dass auf ihre Art zu tun. Verhaltensmuster und Vorurteile, die sie seit Jahren begleiteten, konnte sie nicht ablegen, nur weil er sich mehr Offenheit von ihr wünschte. Für sie war dieser Ausflug eine Reise in die Höhle des Löwen, in der sie sich all ihren Ängsten stellen musste. Er war dort zu Hause, kannte die Seraphen und ihre Gepflogenheiten, sie hingegen war nur eine heimatlose Bürgerliche mit denkbar schlechter Ausgangslage.

 



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 Es ist nicht jeder Mensch dazu bestimmt frei zu sein, doch wenn es bestimmt ist, wird es geschehen.
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Etoh
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#175

Beitrag: # 54240Beitrag Etoh »

Abgekämpft, übermüdet und den Kopf voller Gedanken führte es Etoh zurück in die Gemeindehalle. Er wollte zu seinem Arbeitszimmer. Er musste die Schrift die er Kenna abgenommen hatte noch einmal mit jener Vergleichen die er vor Jahren aus der Zwergenschatulle geborgen hatte. Ihm kamen die Worte so bekannt vor, wenn gleich er sie seit Jahren nicht zu Übersetzen wusste. Kenna wollte ihm dazu weiter nichts sagen. Also würde er selbst weiter auf die Suche gehen müssen.
 
Zu einem Rätsel sollte sich also das nächste gesellen. Irgendwo musste doch eine Schnittstelle zu finden sein. Lorenas Auftrag ihr dieses Tigerauge zu besorgen um seinen Freund Freikaufen zu können. Der Hinweis von Paladin Sir Beltigan das just von diesem Exemplar eine besondere Macht ausgehen sollte. Die Bestätigung der Gerüchte das die Adeptin der dunklen Kirche verschwunden war. Weiterhin noch seine Sorge um Samoel.
War es ein Fehler gewesen die Jägerin auf das Gelände der Gemeinde zu bringen um auf seinem Weg Informationen aus ihr heraus zu bekommen? Das nächste mal würde er sie wohl einfach im Graben liegen lassen. Auf der anderen Seite hatte sie ihm wertvollere Informationen zukommen lassen als es für sie wohl ersichtlich gewesen sein mochte.
 
Auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer kam er an dem von Sajin vorbei. Der ältere Priester rief Etoh sogleich auch zu sich ins Zimmer um ihn über seine Erkenntnisse ins Bild zu setzen.
Die Pergamente die Samoel und Cordula ihm Überlassen hatten, sollten sich als Fälschungen heraus stellen. Auf diesem Weg erfuhr der Priester das Samoel wieder zurück gekommen ist. Nur mit einem halben Ohr bekam Etoh noch mit um was es sich bei dem Ersuchen von Samoel und Cordula handeln sollte. Im Verlauf des Gesprächs konnte Etoh nicht ausmachen, ob Sajin ihr Gespräch über das Wesen Samoels und seine Bindung zu ihm vergessen hatte, verdrängt oder einfach nur als nicht weiter Erwähnens oder beachtenswert erachtete. Doch auf die Information hin das Samoel wieder im Hause war, nahm Etoh diese mit ruhiger Selbstverständlichkeit hin. Sein Freund war zurück, das war alles was zählte. Es gab keine Aufregung zur Schau zu stellen.
Die Information das die Totenscheine nicht auf offiziellen Papier ausgeschrieben wurden, ebenso das fehlen eines Siegel und die Unterschrift des zu dieser Zeit innehabenden Verwalters, vernahm der jüngere Priester nur noch gedämpft. Worum es genau ging konnte er in diesen Moment nicht richtig nachvollziehen. Die Anspannung, der mentale Stress, alles wollte auf einmal von ihm abfallen. Samoel hatte ihn nicht Enttäuscht. Das war alles was für Etoh zählte...
 
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
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