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Die dunkle Prophezeiung

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-Freya-
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#901

Beitrag: # 54242Beitrag -Freya- »

Aufmerksam folgte Freyas Blick Hafruns Handeln, als diese die Knochen in den Topf warf. Doch als die alte Frau die Vielzahl von Fragen ansprach, die in den Gedanken des Mädchens herumschwirrten, wurde der Adeptin tatsächlich erst bewusst, wie wenig sie über sich selbst erzählt hatte und fühlte sie sich plötzlich verlegen. Dabei hatte sie noch lange nicht alle Fragen gestellt.

Ja, sie hatte tatsächlich viele davon, aber sie brauchte Antworten, um einen Weg zurück in ihre Welt zu finden. Erst recht, weil dieser Ausweg sicher nicht einfach vor ihr auftun würde, weshalb sie sich in dieser fremden und teils feindseligen Umgebung zurechtfinden und mit ihr arrangieren musste. Kaum würde sich hinter ein paar Pelzmänteln im nächsten Kleiderschrank ein Portal verbergen, das sie nach Hause brachte.

„Die Prinzessin sucht nach mir und vielleicht weiß sie, wie ich nach Hause finde...“ Bemerkte sie, als auch das Mädchen ein leises Knarren hörte. Weiter kam sie nicht, um ihr Versäumnis aufzuholen und von dem, was in ihrem Zimmer geschehen war zu erzählen, um die erwähnte Magie daraufhin abermals zu hinterfragen.

Stattdessen stockte sie mit ihren eigenen Worten und sah Hafrun mit großen erwartungsvollen Augen an, als diese ihren Satz mittendrin abbrach. Verbotene Magie versteckte sich überall? Aber wo überall hinter wem oder was genau verbarg sie sich?

Eine Frage, die im Raum weiterhin offenblieb, denn die Kräuterfrau schien den Satz offenbar nicht beenden zu wollen, sondern legte anstelle dessen ihre Schürze ab, um noch etwas zu erledigen. Hatte sie das Großmütterchen etwa verärgert? Oder folgte jene vielmehr dem Geräusch? War ein Gast gekommen?

Zaghaft biss Freya von dem Brot ab, um das flaue Gefühl in ihrem Bauch zu besänftigen. Eine leichte Übelkeit, die nicht nur vom Hunger herrührte, sondern auch den Gedanken. War sie vielleicht mit all ihren Fragen zu unhöflich gewesen? Oder hatte Hafrun sie vielleicht an den Bischof verraten?

Nachdenklich kaute sie auf ihrem Bissen herum, während sie versuchte irgendwelche Geräusche oder Stimmen aufzuschnappen, ohne selbst einen Laut von sich zu geben. Eigentlich konnte sie es sich nicht vorstellen. Es konnte auch sein, dass es nur ein Dorfbewohner war, der vielleicht ihre Heilkünste brauchte oder eventuell hatte sie auch eine Katze, die sich Zutritt zum Haus verschafft hatte.

Wie oft hatte Tanuri sie allein dafür getadelt, dass sie ihr Löcher in den Bauch gefragt hatte? Oft genug, musste das Mädchen zugeben. Erinnernd wanderte Freyas Blick auf den kleinen schimmernden Ring an ihrem Finger. Vorsichtig drehte sie den glänzenden zierlichen Reif, um die filigran gearbeitete Gravur auf dessen Außenseite zu betrachten. Demut – Entschlossenheit – Hingabe. Für einige mochte der Ring ein Statussymbol darstellen, doch für Freya hatte er eine weit tiefere Bedeutung.

Was würde sie dafür tun, um wieder an der Seite ihrer Mentorin zu sein. Seufzend senkte Freya ihre Wimpern. Es waren nur wenige Worte, die sie leise bei der Zeremonie getauscht hatten, doch das Mädchen hatte jedes genauso gemeint, wie sie es gesagt hatte. Alles, was sie nun tun konnte, war zu hoffen, dass Tanuri sich dessen bewusst war und sie nicht aufgeben würde.

Wie lang sie darüber in Gedanken schwelgte und der Topf mittlerweile köchelte, wusste Freya nicht. Aber der würzige Duft erfüllte mittlerweile den ganzen Raum.

Seufzend stand Freya wieder auf. Zu schnell und unbedacht, wie sie sogleich feststellte. Ihre Hand fuhr auf die Wunde, die bei jeder Bewegung zwar immer wieder zwickte, aber bei jeder unüberlegten Bewegung wie ein Blitzschlag durch ihre Eingeweide zog. Es war besser auf Hafrun zu hören. Ein wenig essen und sich schonen war vorerst das Einzige, was sie tun konnte, denn es war spürbar kein einfacher Kratzer, der sich unter dem dicken Verband verbarg.

Vorsichtig nahm sie ihre Schüssel und füllte sie, nur um sich ein wenig zu stärken. Aufzugeben stand außer Frage. Ein kurzer Glanz huschte über die Augen des Mädchens, als sie auf den dampfenden Eintopf blickte. Ihre Hand griff nach der großen Kelle, um diese mit der sämigen Suppe zu füllen, deren Duft ihr ein kleines Lächeln abringen sollte, um sich an den Tisch zu setzen und zu essen. Scheinbar allein. Kurz nur sah sie zur Tür, doch Hafrun kam nicht zurück.

Ruhig aß sie und ließ dabei ihren Blick neugierig über die Regale und Schränke schweifen. Sie musste zugeben, es schmeckte fantastisch. So einfach wie es aussah, war es wie ein Festmahl. Auch wenn das Fleisch ein kleines bisschen zäh war. Aber niemals würde Freya sich darüber beschweren.

Stattdessen fuhren ihre Augen über alte staubige Bücher und Phiolen hinweg ein. Es war fast als würde ein wenig Leben in das Mädchen zurückkehren. Sollte sie vielleicht einen Blick riskieren, um vielleicht irgendwo Informationen oder Hinweise auf die verbotene Magie zu finden. Wenn diese verbotene Magie, sie hergebracht hatte, sollte diese sie auch wieder zurückbringen können. Hafrun hatte gesagt, sie wäre überall. Überall verborgen hinter. Wohinter nur?

Sorgfältig kratzte sie die letzten Reste der Suppe auf dem Teller zusammen und steckte sich den Löffel in den Mund. Es war falsch, das Großmütterchen zu hintergehen. Vielleicht, wenn sie sich bei ihr für ihre Art und Weise entschuldigte und ihr die Umstände erklärte, könnte sie Hafrun noch einmal fragen. Bestimmt würde die Kräuterfrau sie verstehen und vielleicht ihr dann von sich aus mehr darüber erzählen.

Beim Lord, wie lange hatte sie sich nicht mehr so satt gefühlt. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, auch wenn es vielleicht nur ein paar Tage sein mochten oder eine Woche? Wie lang, sie konnte es nicht einmal mehr sagen, denn allein im Kerker des Bischofs hatte sie das Zeitgefühl selbst verloren, geschweige denn, dass sie wusste, wie lange sie bei Hafrun auf dem Dachboden geruht hatte.

Wie selbstverständlich nahm Freya ihre Schüssel und wusch diese in dem kleinen Bottich aus. Es war das Mindeste, um nicht vollkommen undankbar zu wirken, auch wenn sie sich ehrlich gesagt träge fühlte, nachdem sie sich den Bauch so vollgeschlagen hatte.

Kurz nur wanderte Freyas Blick herum, doch nirgendwo schien ein Tuch herumzuliegen, weshalb sie sich die Hände an dem Hemd notdürftig abtrocknete, um dann den Anweisungen Hafruns zu folgen und sich hinzulegen, um sich zu schonen.

Immerhin wollte sie ihr noch Medizin bringen. Mit ein wenig Glück konnte sie bei der Gelegenheit die Hintergründe zu ihren vielen Fragen erklären und vielleicht sogar noch etwas über die verbotene Magie  von ihr erfahren.

Langsam ging Freya den Dachboden hinauf, welcher nur in schummriges Licht gehüllt war. Sicherlich könnte sie die Kerze anzünden, aber das war unnötig. Vorsichtig kniete sich das Mädchen im Angesicht der sie immer mehr umgebenden Dunkelheit auf den Boden und senkte demütig ihren Blick.

„Ogrimar, dunkler Lord. Einzig wahrer Herrscher der Welten und mein Gebieter. Welche Prüfung du mir auch immer auferlegt hast, ich bin bereit mich im Angesicht meiner Zweifel dieser zu stellen. Wo immer dein Wille mich hingeführt hat, ich werde deinem Pfad folgen. Führe und leite mich, damit ich deinem Willen diene und der Bestimmung folgen kann, die du für mich auserkoren hast.“ Sprach sie leise, ehe sie ihre Lider senkte und ihre Gedanken für ihn öffnete, um ihre Gebete ihm allein zu widmen.

Für einige Momente blieb das Mädchen schweigend auf den Knien und lauschte ehrfürchtig der Finsternis, bevor sie sich unter einer bedachten und weit vorsichtigeren Bewegung erhob und auf die Matratze aus Stroh kroch. Sollte sie auf die Kräuterfrau warten? Nachdenklich wickelte Freya sich in die warme Decke ein. Hafrun hatte gesagt, sie solle sich hinlegen.

Ihre Augen fühlten sich tatsächlich schwer an und es konnte ja nicht schaden sie schon mal zu schließen, bis sie kommen würde. Nur kurz und ein kleines bisschen. Immerhin wollte sie sich noch entschuldigen, falls ihre Neugier respektlos gewesen war. 

Für alles andere war morgen auch noch Zeit. Verbotene Magie, die verschollene Prinzessin, Gnome und ihre eigene Geschichte. Schlaf war die beste Medizin und je schneller ihre Wunde heilte, desto eher konnte sie in die nächste Stadt weiterreisen.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
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#902

Beitrag: # 54243Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Die Gräfin

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Oh Kind. So viele Fragen die offen stehen bleiben. So viele Antworten die gegeben werden wollen. Manchmal war der selige Schaf unerbittlich. Feine Bande die langsam geknüpft wurden über Minute zu Minute in einem Schlag hinfällig. Das Kind braucht den Schlaf. Es schläft tief und fest. Der Körper holt sich was er braucht. Es könnten Stürme wüten, sie würde nicht erwachen. Die Ankunft der hohen Dame blieb unbemerkt von ihrem kindlichen Blick. Auch die Münzen die sie dem Mütterchen auf den Tisch legt. Münzen die dem alten Weib ein wenig Lebenszeit erkaufen in ihrer erbärmlichen kleinen Hütte. Die Gräfin hatte nie einen Blick für die alte Vettel. Ihr war nur an dem Kleinod gelegen, an der Ware und damit ihrem Wohlstand. Dieses mal kommt die Vettel damit durch, weil die Kleine schläft sieht die Gräfin davon ab, sie genauer zu betrachten. Sonst wären ihr die Wunden nicht entgangen und das hätte Abzüge gegeben, so aber wird das Kind leis und vorsichtig in die Kutsche gebracht.

Die Kuschenkabine hatte zwei Abteilungen, eine für die Passagiere und eine für die Ware, ähnlich einem großen Kastenwagen mit einer Trennwand in Form von massiven Stangen. Damit die Gräfin auf ihrem weichen Sitz ihre neue Wahl betrachten kann, beobachten kann und gleich vorbereiten kann. Massive Stangen, fast schon übertrieben für die Ware. Es steigerte aber die Erkenntnis und die Hilflosigkeit jener Insassen zu begreifen, dass ihr Entkommen ein schlechter Witz war. Wenn die kleinen Hände sich an die Stangen klammern. Das Innere der Gefängniskabine war aber nicht ganz so mies. Weiche Decken als Untergrund sorgten dafür das Freya weiter ihrem Schlaf fröhnen konnte während sie fuhren.

Die Gräfin hatte Platz genommen. Den Gehstock vor ihr aufrecht auf den Boden, die Hände mit den schlanken Fingern und Geschmeide lagen aufeinander gelegt auf dem Knauf. Die Nägel waren bemalt und aufwendig verziert. Eine Kunst schon an sich und sie wird es kaum selbst getan haben. Der Blick wurde erneut von einer Maske verdeckt. Die Augen bleiben also erneut im Unbekannten. Die Haare waren zu einer eleganten Hochsteckfrisur geflochten und gedreht auf dem schließlich ein Hut steckte, er mit frischen Blumen und Perlen besetzt war. Ihr Geruch war blumig, aber hatte eine Nuance die an Moos erinnerte. Etwas dunkles, als würde sie versuchen ihre eigene Verkommenheit mit Frische zu überdecken.

Neben der Gräfin saß ein Hund. Er trug ein Halsband auf dem Sir Absolom stand. Er war groß. Kam vermutlich der Rasse der Great Dane am Nächsten. Ein erhabener Hund der stolz den Kopf reckte. Er wirkte gepflegt und das Fell glänzend, ihm schien es an nichts zu fehlen. "Nun, was sagt ihr zu diesem rauen Bergkristall? Er ist noch sehr trüb und ungeschliffen, ein grober Klotz aus dem mit dem perfekten Schliff ein Diamant werden kann." Der Hund sagte wie zu erwarten nichts, sondern schmatzte einfach nur mal. Scheinbar stellte er sich lieber gerade Freya als großes Steak vor. So wie sie da in der Kabine lag. Das Ruckeln der Kutsche wird sie sicher bald wecken. Selbst ihr Tiefschaf findet ein Ende. Vermutlich wird sie es noch bereuen erwacht zu sein. Die Gräfin lächelt versonnen.

Es geschehen schlimme Dinge, wenn sie lächelt.
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-Freya-
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#903

Beitrag: # 54244Beitrag -Freya- »

Schlaf war ein Segen, insbesondere wenn die Dunkelheit selbst den Geist umfing und ihn für eine kurze Zeit von allen Gedanken und Ängsten befreite. Weder Schmerz noch Sorgen folgten in die undurchdringliche Finsternis eines traumlosen Schlafes.

Doch selbst in dieser scheinbaren Ruhe lauerte etwas Unheimliches, wie ein sanftes Wiegen in der Nacht. Ein Zittern, ein Flüstern, das die Friedlichkeit durchdrang, während eine unheilvolle Präsenz sich unaufhaltsam ausbreitete, um keine Flucht vor der gnadenlosen Realität des Erwachens zu erlauben.

Ein leises Brummen entwich Freyas Lippen, als ein süßlicher Duft von Blumen, vermischt mit dem erdigen Aroma von frischem Moos, ihre Nase kitzelte. Schläfrig und noch nicht ganz bei Sinnen, zog sie die Decke fester um sich, während ihr erneut bewusstwurde, dass sie nicht in ihrem eigenen Bett lag. Der Duft musste von den Kräutern an Hafruns Decke stammen. Dem Wald, dem Moos und all den gutriechenden Dingen, die sie hier umgaben.

Benommen blinzelte das Mädchen durch ihre langen, wirren Strähnen hindurch, während das Ruckeln unerbittlich weiterging. Nur vage konnte sie ihre Umgebung wahrnehmen – ein wirres Geflecht aus Formen und Farben, gehüllt in einen trüben Schein von Licht.

„Guten Morgen.“ Murmelte sie, noch immer fernab der Realität. Doch spürte sie nahezu einen Blick auf sich ruhen. Dieses feine Kribbeln im Nacken, wenn man ohne Hinzusehen wusste, dass jemand einen ansah. Hatte Hafrun die Nacht über etwa an ihrer Seite gewacht?

Müde rieb das Mädchen sich den Schlaf aus den Augen, um ihre Sicht zu klären. Langsam aber sicher nahm alles Gestalt an, doch Freya traf sogleich das Gefühl, in einem Traum gefangen zu sein, als sie feststellte, dass es nicht der Ort war, an dem sie eingeschlafen war.

Weder sah sie den Dachboden noch blickte sie in das hagere Antlitz des Großmütterchens. Stattdessen starrten sie große, schwarze Pupillen kalt und glänzend durch massive Gitterstäbe an.


Abrupt richtete Freya ihren Oberkörper auf, als sogleich ein beißender Schmerz ihren Körper mahnend durchfuhr. Unmittelbar biss das Mädchen sich auf die Lippen, um keinen Laut über ihre Lippen kommen zu lassen.  Ihre Hand legte sich jedoch instinktiv an ihren Bauch, als sie anstatt auch nur einen Mucks von sich zu geben, scharf die Luft einsog. Von einem Moment auf den anderen war Freya hellwach, als hätte jemand einen Eimer kaltes Wasser über ihren Kopf geschüttet.

Trotz der Barriere erstarrte sie in ihrer Bewegung und blickte für einige Herzschläge auf das Tier. Nicht etwa, weil sie Angst vor Hunden hatte, sondern vielmehr war sie vollkommen desorientiert. Das Mädchen spürte wie ihr Herz pulsierte. Ein pochender Schmerz, welcher sich ebenso im selben Takt unter dem Verband bemerkbar machte.

Was zum Grott war das? Träumte sie? Und wo war sie? Ihre klaren blauen Augen weiteten sich, als ihr Blick von dem Tier auf die Frau wanderte, deren Blick, auch wenn er verhüllt war, spürbar auf ihr ruhte. Deutlich konnte das Mädchen fühlen, wie sich ihre feinen Härchen aufstellten, warnend und zugleich von innerer Panik erfüllt, als sie das groteske Lächeln auf den Lippen vor sich sah.

Die plötzliche Erkenntnis traf sie wie ein Schlag – sie war weder im Kerker noch auf dem Dachboden, sondern in einer Art Kutsche gefangen. Das Rollen der Räder unter ihr war nun deutlich spürbar, und die Realität dieser unheimlichen Situation erwachte mit einem kalten Schauer in ihrem Rücken.

„Was hat das zu bedeuten?“ Flüsterte Freya leise, bevor sie schluckte und durch die Stäbe hindurch den verborgenen Blick der Frau suchte.

„Wo bin ich?“ Was war passiert? Hatte der Bischof sie entdeckt? Wo war Hafrun? Blinzelnd sah sie einen Moment auf den Hund, ehe ihre Augen wieder zurückwanderten. Was war nur geschehen, als sie geschlafen hatte? Mit einer Hand die Decke festhaltend, strich sie sich mit den zierlichen Fingern der anderen die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht hinter das Ohr, so dass diese ihre blassen Züge wie Schatten umrahmen sollten.

„Wer … wer seid Ihr und wo bringt Ihr mich hin?“
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Landru
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#904

Beitrag: # 54245Beitrag Landru »

Die Brutstätte

Erstaunlich wie Zeit verrinnen kann und rein gar nichts passiert. Nach dem letzten Mal hatte er den Rückzug antreten müssen. Wie ein verwundetes Tier hatte er sich zurück gezogen und die Wunden von den Verbrennungen des Lichts geheilt. Eine Niederlage durchaus, aber kein Rückschlag. Denn die Priesterin hat überlebt. All seine Bemühungen über Dritte sind glorreich gescheitert. Er war noch nicht ganz Kräften nach der letzten Starre. Für seines gleichen nicht unüblich sich länger zu Ruhe zu betten. Zeit war somit ein sehr flexibler Zeitgenosse. Nach der Starre dauerte es immer einige Zeit bis die alte Stärke zurück kehrte. Bis die alte Kraft wieder in den unseligen Leib zurückkehrte. Daher hatte er es nicht gleich gemerkt.

Die Brutstätte war sein Herz. Etwas was niemand kannte. Niemand nicht mal der Clan kannte diesen Ort. Er war für Sterbliche kaum zu ertragen. Die Luft war viel zu stickig um geatmet zu werden. Es war feucht und gleichzeitig fürchterlich trocken. Der Boden und die Wände lebten ihr eigenes Leben. Fleischliche Massen, die sich wie Tapete und Teppich verhielten nur mit der Bewegung von Atem. Diese Stätte funktionierte wie ein Kollektiv in dem er der König war. Es lebte von seinem Blut, dem Gift in seinen Venen. Jede Kreatur die er schuf entspang diesem Alptraum. Ein Ort voller Schmerz und unzähligen Seelen die ihr Leben hier fristen. Ja, sie lebten. Niemand hier war tot. Aber ihre Existenz war an eine neue Daseinsform geknüpft. Eine abwärtige Verzerrung ihrer alten Leben, zu etwas was er für nützlich erachtete. Ob der Leib deformtiert zu einem Sofa oder einem Regal wurde oder ob die Gesichter die Türen zieren damit sie 'sehen' können. Dieser Ort war Leben und er war der Gott der es erschuf aus den Leben die er entriss. Eine Perversion könnte man meinen, aber für ihn reiner Instinkt genau das zu tun.

Das Herzstück der Brutstätte war ein großer Klumpen pulsierenden Fleisches, durchzogen mit schwarzen Venen, den er SOHN nannte. Es versorgte das Leben wie ein Herz mit dem wichtigen Nährstoffen und musste gefüttert werden wie ein Kind. Um das Herzstück brüteten die Eier der Szlachta, kleine wuselnde Kreaturen mit Krallen und Schweif, die durch den Nebel im Sumpf streifen. Hier wurden sie geboren, hier schuf der Unhold seine Kinder. Allerdings konnte er keine Masse erschaffen, er musste Rohstoffe dazu füttern und formen, sie hinzufügen. Seine Jagd war also nicht nur auf Blut beschränkt, aber wer hier in der Brutstätte landete, den erwartete schlimmeres als der Tod. Mit absoluter Gnadenlosigkeit wurden Körper deformiert und dem Kollektiv hier unten angepasst. Teile verändert, Teile entfernt, hinzugefügt je nach Nutzen für den Brutkönig.

<<Wir sind schwach... >>

Die Gestalt drehte sich überrascht zu SOHN um. Sollte es möglich sein, dass nach all der Zeit, doch noch ein Abkömmling da draußen überlebt hatte? Schlafend? Er ist verbunden mit dem kleinem Wesen. Es hatte vermutlich geschafen wie er. Niemand hat es gefunden. Es war noch da. Das änderte alles. "Oh.. schau an. Du bist meinem Griff doch nicht entkommen. Wir reizend." Raunte es fast schon erfreut über diesen Umstand und die Finger strichen über die fleischige Hülle SOHNs.

Es hatte überlebt, war aber sehr schwach. Es brauchte Nahrung und es wird welche finden. Fast flüsternd schleichen sich in Gedanken, die Gedanken an ein gutes saftiges Steak und an eine üppige Mahlzeit. Das kleine Ding will genährt werden und es sehnt sich nach dem 'Vater'.
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Haedinn
Bauer / Bäuerin
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#905

Beitrag: # 54246Beitrag Haedinn »

 "Auf der Mauer auf der Lauer sitzt eine kleine Katze. Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ne kleine Katze. Seht euch mal die Katze an, wie die Katze tanzen kann. Auf der Mauer auf der Lauer sitzt eine kleine Katze."

Haedinns Schwanz schwang im Takt seines leisen Gesangs hin und her. Es war nicht besonders schwer gewesen, die Spur Freyas aufzunehmen. Sie war ein Mensch und als dieser roch sie auf ganz spezielle Weise. Ihren Geruch hatte er sich schon bei ihrer ersten Begegnung eingeprägt. Mochte er auch sonst Lücken in seinem Verstand aufweisen, Düfte vergaß er nicht.

Trotz seines leisen und fröhlichen Gesangs war er sich überaus bewusst darüber, in welch einer verzwickten Lage er sich befand. Er bereute es zutiefst, dass er sich auf die Abmachung mit Naheniel eingelassen hatte. Aber die Chance seinen Schulden und wahrscheinlich auch seinem sicheren endgültigen Ableben, da er diese von sich aus nicht begleichen konnte, zu entgehen, war einfach zu verführerisch.

Man konnte sich fragen, warum er nicht einfach davon lief, sich versteckte und ewig in der Unsichtbarkeit blieb. Das wäre eine logische Schlussfolgerung zur Lösung seiner Probleme. Aber so funktionierte es leider nicht. Nicht hier in dieser Welt. Schulden mussten beglichen werden, egal in welcher Form. Und da Haedinn noch an seinen verbliebenen Leben hing, war Naheniels Angebot gerade recht gekommen. Wie schwierig sich die Aufgabe allerdings erweisen würde, war dem Kater nicht bewusst gewesen. Aber eigentlich war sowieso alles Naheniels Schuld. Hätte dieser sich nur etwas deutlicher ausgedrückt. Nun musste Haedinn dafür büßen und zusehen, dass er das Mädchen wieder einfing. 


Gefunden hatte er sie ja zumindest schon einmal. Aber wie sie aus dem Haus der alten Kräuterhexe herausbekommen? Schließlich konnte er wohl kaum einfach hineinspazieren. Unsichtbarkeit war das Eine, durch Wände laufen etwas völlig anderes. Deshalb war er geduldig auf der Mauer gesessen, bis die Nacht hereinbrach. Wenn alle in dem Haus schliefen, war es einfacher, ein Schlupfloch zu finden. Ob durch ein offenes Fenster oder über die Mauer hinweg auf das Dach. Dann würde er Freya suchen und sie herausholen. Das war sein Plan. Und so vertrieb er sich die Zeit mit einem fürchterlich klingenden, miauenden Gesang.

Irgendwann aber fielen ihm die Augen zu und er fiel in einen Dämmerschlaf aus dem er gerissen wurde, als er das Getrappel von Hufen hörte. Verflixt noch eins, was war das? Ein Gast? Hoffentlich blieb dieser nicht zu lange, sonst würde er noch länger ausharren müssen. 


Als Haedinn jedoch sah, warum der Gast gekommen war, verschwand er eilig in der Unsichtbarkeit und versteckte sich zusätzlich hinter dichtem Gebüsch. Nachdem das Mädchen in die Kutsche verfrachtet war, fluchte Haedinn leise und sein Herz pochte so laut, dass er schon befürchtete, entdeckt zu werden. Wie schnell das Blatt sich doch wieder wenden konnte und aus Zuversicht Verzweiflung wurde.

Er spähte hinter seinem Versteck hervor, in der Hoffnung, mehr von dem Gast erkennen zu können. Aber in diesem Moment setzte die Kutsche sich bereits in Bewegung. Fieberhaft dachte der Kater darüber nach, was er tun sollte. Er war seinem Ziel schon so nah gewesen und nun konnte er von vorn beginnen. 


Aber so leicht würde er sich nicht abschütteln lassen, nicht nach alledem was er bereits riskiert hatte. Eilig sprang er nochmal zurück auf die Mauer, auf der er sein Ohr abgelegt hatte und lief dann der Kutsche hinterher. Als er sie erreichte, hüpfte er lautlos auf das Dach und legte sich so flach er konnte darauf. Wohin sie wohl fuhr?

In aller Vorsicht und sich mit seinen Krallen an einer Kante festhaltend beugte er sich so weit hinab, dass er durch eines der Fenster spähen konnte. Fast schon wäre ihm ein verräterisch lauter Fluch über sein Maul entkommen, als er sah, wer da in aller Erhabenheit und mit Schmuck und Hut auf der weichen Bank saß. 


Lautlos zog er sich zurück, legte sich wieder auf das Dach und überlegte nun doch angestrengt, wie viele Leben er noch übrig hatte, denn Freya jetzt noch zurückzubekommen, war nahezu unmöglich. Trotzdem entschied er sich, nicht von der Kutsche zu springen, sondern vorerst als blinder Passagier mitzufahren. Schlimmer konnte es ohnehin nicht mehr werden. 
Der Gedanke allerdings, dass sterben vielleicht doch gar nicht so eine üble Option war, wenn er bedachte, in welchen Fängen sich das Menschenkind nun befand, schien ihm plötzlich dann doch sehr einladend. 

 
Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
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Gesichtsloser Erzaehler
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#906

Beitrag: # 54247Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Die Gräfin
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Die kleine Dame erwachte. Wie schön. Natürlich hatte sie sofort viele Fragen. Aber sie war nicht hier um Antworten zu erhalten. Sie war nicht in dieser Kutsche um irgendwas zu erhalten. Sie ist nur eine Ware. Ein wunderhübscher Gegenstand für der noch ein wenig aufbearbeitet werden musste, damit sein volles Potenial und Wert entfaltet wird. Ein Plappermäulchen voller Fragen und Gedanken, die alle nur störend und hinderlich war. Faszinierend wie sie in den Köpfen der kleinen Dinger wachsen. Diese unsteten Fragen und Gedanken. Es ist manchmal recht mühsam sie zu entfernen, diese Eigenschaften auszumerzen, damit kein Widerstand geboren wird. Es war schwierig, denn oft reichte eine Idee, ein Gedanke, der zur Saat wird, wächst wie ein Tumor und sich zu Plänen und Träumen entwickelt und damit zum Drang der Freiheit und des Individualismuses. Gift und unnötiger Tand, den die Perlen nicht brauchen.

Das Lächeln starb auf den Lippen. Verdeckte wieder die wölfischen Züge der Gräfin. "Du glaubst wirklich, dass du eine Antwort bekommst, was es zu bedeuten hat? Du glaubst, du bist im Recht dazu? Die Vettel hat dir nichts gesagt, nicht wahr?" Ihre Stimme wieder ruhig, bedacht und sanft. Sehr angenehm sogar. Es klang nicht so wie das Äußere schließen lässt. Der Unterton schien ein wenig amüsiert darüber das Hafrun sie im Unklaren gelassen hatte. Trickreiche Alte Frau. "Zeig mir deine Finger, komm, steck sie durch die Stäbe. Handfläche nach unten. Das Leben eines Menschen liest man an den Händen. Zeig ... mir .. deine." Sie ignorierte die Fragen einfach. Es gab keine Antwort. Keine Reaktion bis auf diese, dass sie wohl der Meinung war, es stünde Freya nicht zu. Hier im ruckelnden Kutschenkasten. Die Finger umfassten den Gehstock, während am den Fenstern mit den schweren Brokatvorhängen die Landschaft vorbei zog. Die Wege waren frei, sie passierten gerade Felder und Ebenen.

Absolom ist von dem Sitz gesprungen und saß nun aufrecht vor der Türe. Der Blick des Hundes schien weise. Es lag etwas darin, dass sie mahnte. Dann glitt der Blick einen Moment vom Kind hinfort und zum Fenster. Ein Geruch, eine Nuance der Veränderung in der Nähe. Der Hund kann nicht ausmachen woher es kommt, aber er nimmt die Katze wahr. Sie die sich auf das Dach gekrallt hatte. Unsichtbar und listig. Aber der Geruch, ja der bleibt. Der ist noch da. Hier drin in der Kabine war sie nicht. Also blieb seine Mühe umsonst, die Nase noch mehr anzustrengen. "Absolom lass das Geschnüffel, dass ist widerlich. Das Mädchen braucht vermutlich ein Bad. Wir müssen den ganzen Gesindeldreck abschrubben. Am Besten mit einer Bürste." Meinte sie zu dem Tier und löste die Hand, die neben sich auf den Platz patschte. Einen Moment wirkte es fast als will der Hund wiedersprechen. Als wollte er ansetzen was zu sagen, aber nein, es kam kein Ton oder Wuff von den Lefzen. Stattdessen schnuppert er nochmal umher, aber er kann den Geruch nicht lokalisieren, denn dadurch das die Katze auf dem Dach saß, wirkte es als wäre sie überall. Er sprang zurück auf den Sitz, wie die Gräfin es verlangte, und machte Platz.

"Nun, ich erkläre dir deine Stellung in meinem Haus. Ich bringe dir bei zu tanzen, dich zu bewegen, zu dienen, zu unterhalten und Gehorsam. Wenn du bereit bist, wirst du die große Auktion miterleben, wo nur die wertvollsten meiner Perlen versteigert werden. Hohes Volk aus allen Winkeln kommen zu diesen Anlass. Sie alle haben eines gemeinsam. Sie bringen Geld. Viel Geld. Und jetzt höre gut zu, Kind. Denn ich sage es nur ein einziges Mal." Sie machte eine Pause und sie kann förmlich sehen wie sich hinter der Maske die Augen schmälern. "Was ich für dich bezahlt habe ist ein Witz für meine Verhältnisse, aber wirst du zu teuer und übersteigst den Nutzen meiner Kosten die ich investieren werde, endest du schnell als B Ware, bei dem ersten der genug für eine kleine zarte Blume zahlt und das willst du sicher nicht. Eine gute Ausbildung aber erhöht deinen Wert und auch später deinen Preis. Je mehr du bringst um so lieber habe ich dich. Also.. wie wertvoll willst du sein für mich?" Die meisten Blagen waren nicht klug. Sie verstanden die Zusammenhänge nicht, auch nicht die Drohung die in den Worten lag. Die Warnung, die Gefahr. Vielleicht aber konnte Freya das schon eher erkennen.

"Die Hände Kind?"

Sie wartete.
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-Freya-
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#907

Beitrag: # 54249Beitrag -Freya- »

Freya verfolgte, wie das Lächeln auf den Zügen der Fremden abrupt erstarb. Die feinen Linien um ihre Lippen und Wangenknochen herum, glätteten sich zu einem kalten Ausdruck, den das Mädchen trotz ihrer Bemühungen, die Fremde zu verstehen, nicht entziffern konnte, da die Augen der Unbekannten hinter der Maske verborgen lagen. Nichtsdestotrotz war sich die Adeptin bewusst, dass sie kaum zu einem Teekränzchen gefahren wurde, geschweige denn, dass es klug war, aufzubegehren.

Hoffte sie auf Antworten? Ja, doch glaubte Freya daran, welche zu erhalten? Es wäre eine Abwechslung gewesen, doch die Unbekannte schien diese hinter ihrer undurchdringlichen Maske ebenso zu ignorieren, wie so viele Erwachsene es taten. Fast schon schob jene Fremde ihre Fragen mit einer unerwartet ruhigen, beinahe einnehmenden Stimme beiseite, als jene sie dazu aufforderte, ihre Hände auszustrecken. Der Blick des Kindes glitt zu dem Gehstock, den die Unbekannte fest umschlossen hielt, wie einen Schatz. Warum wollte sie ihre Hände sehen?

Eine weitere Frage, die sich auf Freyas Lippen drängte, als plötzlich der große Hund aufsprang. Umgehend erstarb der Gedanke, als das Mädchen zwar nicht zurückwich, aber für einen Augenblick erstarrte. Instinktiv klammerte Freya sich an die Decke. Beinahe hatte sie befürchtet, dass er sich knurrend vor ihr aufbauen würde und er sie mit gebleckten Zähnen aus nächster Nähe wie Beute ansehen würde. Ein Moment, da sie fast froh gewesen wäre, Gitterstäbe zwischen sich und ihm zu wissen.

Die Unruhe des Hundes schien jedoch nicht von ihr hervorgerufen worden zu sein. Offenbar hatte er vielmehr nur etwas durch das Fenster erspäht, vor dem er sich in voller Größe gesetzt hatte. Etwas, worauf sein Instinkt unmittelbar zu reagieren schien, denn seine Nase hielt er suchend in die Höhe.

Ob ihre Anspannung bemerkbar war, darüber dachte Freya nicht nach, doch spürte sie, wie diese sie langsam abfiel, als sein Interesse nicht ihr gehörte. Für einige Momente ruhten ihre großen Augen dennoch auf dem eleganten und durchaus imposanten Tier, dessen Fell im Licht glänzte.

Endete dieser Alptraum nie? Konnte sie nicht einfach aufwachen? Oder war dies nun ihre von Ogrimar geschaffene Hölle?

Das Klatschen der Hand auf den Bezug der Sitzbank holte Freya aus ihren Gedanken heraus. Auch wenn Absolom für einen Augenblick mit sich zu hadern schien, hörte er auf seine Herrin, und kehrte folgsam auf seinen Platz zurück. Das Schnuppern jedoch entging auch der Adeptin nicht, doch schien das Tier nicht unmittelbar weiter seinen Instinkten zu folgen, geschweige denn sich auflehnen zu wollen.

Ruhig atmete Freya ein. Ein hörbarer Atemzug, der ihre Lungen füllte. Es war nur ein Wimpernschlag, mit dem das Mädchen ihre Augen auf die Unbekannte richtete und dabei versuchte, den Blick hinter der Maske aufzugreifen. Unerkennbar, aber dennoch war er spürbar vorhanden.

Was hatte das Großmütterchen getan? Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Hafrun hatte sie verkauft? Es war wie eine düstere Erinnerung, unter der das Mädchen kurz nur ihre Lider senkte. Ihr Blick wandte sich auf ihre eigenen Finger, welche sich in den warmen, weichen Stoff der Decke gekrallt hatten.

Alles in ihr wollte unmittelbar aufbegehren. Sie spürte den Drang, der Fremden einfach ins Gesicht zu schreien, dass sie da nicht mitspielen würde. Fast schon konnte sie das Weiß ihrer Fingerknöchel erkennen, während sie versuchte ihren Impuls zu zügeln. Wut und Tränen, die aus ihr ausbrechen wollten. Doch welches Resultat hätte das zur Folge?

Zittrig holte sie erneut Luft, um ihren eigenen Widerstand, der sich in ihr nahezu aufbäumte, einzudämmen.

Offenbar war sie für alle nicht mehr als ein Objekt. Sei es ein Schlüssel, ein Juwel, eine Perle oder eine Blume. Ein mehr oder weniger kostbarer Gegenstand, den man entweder wegschloss oder aber gewinnbringend weiterverkaufte. Zwei Millionen und eine heiße Schokolade. Vorerst war sie allerdings wohl oder übel gezwungen sich zu fügen, bis sich ihr ein Ausweg oder die Gelegenheit zur Flucht bot.

Langsam lockerte Freya ihren Griff um die Decke. Der Stoff glitt langsam auf den Boden, als sie gezwungenermaßen ihre Hände davon löste. Widerstrebend streckte das Mädchen ihre Finger aus. Sie hatte aber für den Moment keine andere Wahl, als sich anzupassen.

Teilweise blieb der Handrücken jedoch von dem zu großen einfachen Hemd bedeckt, das sie trug. Freyas Handflächen zeigten jedoch gehorsam nach unten, als sie diese der Fremden entgegenhielt. Schweigsam suchte ihr Blick dabei unmittelbar das teils verborgene Gesicht hinter der Maske.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Tanuri
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Beitrag: # 54250Beitrag Tanuri »

 Was die nächsten Tage geschah...  


Welch süße Verführung, welch vielversprechende Leichtigkeit es doch wäre, einfach in der Abgeschiedenheit ihres Hauses zu bleiben. Sollten die Welten im Chaos versinken, ewige Verdammnis herrschen oder das Licht die Finsternis des Lords bekämpfen. Wenn ihre Tür nur fest genug verschlossen war, musste sie nichts davon hören oder sehen. Hier war ihr persönliches Reich, in welchem sie eine Erfüllung finden könnte, nach der sie stets voller Sehnsucht suchte. Es war der einzige Ort an dem nur sie darüber entschied, wer sie war und an dem sie die Verantwortung aussperren konnte, um eine einfache Frau zu sein. Die Last der Erwartungen, die Sorgen und all die Pflichten, erreichten sie hier nicht. Das, was zählte, war einzig, sich in der Leichtigkeit und der Vollkommenheit des Moments zu verlieren. 

Es war eine Gedanke, eine Vorstellung, eine Phantasie, die nur ihr allein gehörte. Von der sie aber dennoch wusste, dass sie keine Realität war und niemals werden würde. Ein solches Leben war für sie nicht bestimmt, ganz gleich, wie intensiv ihr Wunsch danach war. Ob Glück oder Schmerz, sie musste annehmen und tragen, was der Lord ihr gab. 

Trotzdem verließ sie erst zu später Stunde am nächsten Tag ihre geheime Zuflucht, da sie diese kostbaren Stunden der inneren Freiheit in allen Zügen auskosten wollte. Verdrängen und Vergessen und irgendwie doch darauf hoffen, dass es ewig so blieb. Doch ihre Ewigkeit waren eben nur Stunden. 

Einfach war es nicht, zu akzeptieren, dass trotz aller genau durchdachten und besprochenen Pläne und möglichen Varianten dieser, Freya nicht mit einem einzigen Schlag gegen Naheniel zurückzuholen war. Und auch wenn Tanuri am liebsten alles in Bewegung gesetzt hätte, um ihren Bruder dazu zu zwingen, das Mädchen freizugeben und dafür zu sorgen, dass er nie wieder in ihre Nähe kam, war ihre Aufgabe vorerst eine andere.

Sie musste nach außen hin die ungebrochene Stärke und den Zusammenhalt der Legion, sowie auch der schwarzen Kirche präsentieren und für diese vor allen Zweiflern einstehen. Denn es war abzusehen, dass das Verschwinden der Adeptin, ihrer Nachfolgerin, früher oder später die Ratten aus ihren Löchern locken würde. 
Viele warteten nur darauf, eine Schwachstelle zu wittern, die sie sich für ihre eigenen Zwecke zu Nutze machen konnten. 

Die derzeitige Situation bot eine, ob nun für den weißen Pöbel, das neutrale Pack oder die Feinde, die sie sich mit den Jahren gemacht hatten, eine nicht zu unterschätzende Angriffsfläche. Wem man noch vertrauen konnte und wem nicht, war von nun an noch schwieriger einzuschätzen. Zusätzlich verstreuen sich die Jünger seiner Lordschaft immer mehr und schienen zu vergessen, wer sie waren und was sie einst schworen. Umso wichtiger war es, zu zeigen, dass die Kirche und der Glaube an den dunklen Meister unverändert stark und unumwerflich war. 

Jeder musste seinen Teil dazu beitragen, Freya aus den Fängen Naheniels zurückzuholen. So sehr Tanuri sich auch wünschte, ihre Adeptin auf der Stelle wieder an ihrer Seite zu haben und dafür bereit war, ihr Leben und das Leben vieler anderer zu opfern, war dies nicht der Weg, der in Betracht kam, denn Naheniel wollte keinen Tausch von Leben oder Seelen. Er wollte nur die Eine. 

Bisher hatte Tanuri ihren Bruder maßlos unterschätzt. Ein Fehler, der sich nun in aller brachialen Wirklichkeit zeigte. Für sie glich es einem barfüßigen Gang durch die Hölle, wenn sie daran dachte, wo das Kind war und was er womöglich mit ihr tat. Wie sehr er sie verdarb und seinen Einfluss auf sie mit völlig freier Hand nutzte.

Aber trotz aller Angst um das Kind, durften sie das eine nicht vergessen: Selbst wenn so mancher Zug ihn deutlich schwächen mochte, konnte das Freya noch viel mehr schaden. Das durfte nicht passieren, denn sie war die Zukunft, sie war das Schicksal, sie war die Prophezeiung.

Und für Tanuri war sie schon längst nicht mehr nur das. Freya war ihre Adeptin, ihre Schülerin. Auch wenn sie nicht von ihrem eigenen Fleisch und Blut war, war sie ihr Nachkomme, im Glauben sowie auch im Geist. 


So schwer es der Priesterin auch fiel sich in Zurückhaltung zu üben, musste sie nach außen hin Beherrschung und Stärke zeigen. Die Stärke der schwarzen Kirche, die Stärke des Glaubens und der absolute Zusammenhalt der Gilde und der Inquisition. Von keiner Seite her durften Zweifel laut werden, ganz gleich von welcher Seite. Natürlich wusste Tanuri, dass es kein Geheimnis blieb, dass Freya fort war. Dafür war sie zu präsent für alle und nur selten sah man die Priesterin ohne ihre Adeptin. Umso mehr zählte die Repräsentation nach außen, um einen jeden Verdacht an der Beständigkeit der dunklen Gemeinschaft gar nicht erst zuzulassen. 

Und so tat sie das, was ihre Aufgabe als Priesterin war. Nicht nur Anwesenheit zeigen, sondern sich auch den Tätigkeiten widmen, die durch ihre Position notwendig waren.

Entgegen ihrer sonstigen Routine war es nicht der Felsendom oder der Hörsaal, die ihr erstes Ziel war, genauso wenig wie das Haus der Gilde. 
Ihre Verantwortung lag auch in den Kirchenhäusern der anderen Inseln und so suchte Tanuri diese zuerst auf, um sich über Begebenheiten zu informieren und auch den dortigen Kirchendienern auf die Finger zu schauen. Der Felsendom mochte die zentrale Anlaufstelle sein für alle, die die Nähe zu Ogrimar suchten, doch nicht ein jeder konnte sich regelmäßig auf die Reise dorthin machen.

Es kostete wertvolle Zeit, doch sie musste Präsenz zeigen. Auf den Inseln, in den Kirchen, vor den Gläubigen und allem voran vor der Anhängerschaft der weißen Kirche. 
Auch wenn sie wesentlich lieber direkt handeln würde, eine Armee aufstellen, einen Trupp von gnadenlosen Kämpfern, die wie auch immer in die Welt ihres Bruders eindrangen, um ihn zu suchen und ihm endlose Qualen zu bereiten. Aber sie wusste, dass dies der falsche Weg war. Nicht nur, weil sie in seiner Welt, wenn er sich selbst dort überhaupt befand, keinerlei Macht und Kenntnis über diese besaß, sondern weil sie nicht einschätzen konnte, was es bewirken würde, wenn sie ihn vor Freya denunzierte und ihn direkt angriff. 

Ganz gleich, ob Freya ihm freiwillig folgte oder er sie mit einer List zu sich geholt hatte, sie vertraute ihm und glaubte alles, was er mit seiner falschen Zunge in ihr Ohr flüsterte. Ein Umstand, den Tanuri immer noch nicht ganz begreifen und wahrhaben wollte. Schließlich hatte sie Freya nicht aus einer Lust und Laune heraus zu ihrer Nachfolgerin erklärt. Das Mädchen hatte sich nicht nur einmal als tiefgläubig und klug bewiesen. Manches Mal zwar immer noch hitzköpfig und unbedacht, aber mit einem jeden Jahr, das vergangen war, seitdem sie sich vor dem Mausoleum durch den Willen Ogrimars begegnet waren, reifte das Mädchen. Sie war wesentlich gefestigter und im Einklang mit ihrem Glauben und ihrer Treue, und allem, was damit verbunden war, als so mancher dachte und ihr zutraute.

Ein kindlicher Körper hieß eben nicht, dass dieser auch einen kindlichen Geist beherbergte. Freyas ewiger Durst nach Wissen und ihre endlose Hingabe, hatte Tanuri schon längst bewiesen, dass es nicht nur eine Entscheidung war, dass das Mädchen eines Tages ihren Platz einnahm, um als Priesterin zu dienen, sondern eine Bestimmung, die der dunkle Lord für sie auserkoren hatte. 


Freya war nicht nur das Schlüsselelement einer Prophezeiung, sie würde eine Anführerin sein. Die Einzige, die bereits jetzt würdig genug war, die schwarze Kirche zu leiten. Umso bitterer war deshalb die Erkenntnis, dass das Mädchen Naheniel so sehr verfallen war und unter seiner Macht stand.

Trotzdem galt es für jetzt, die Kirche nicht in Unsicherheit zu lassen und dadurch Gerüchte und Zweifel zu schüren. Zusammenhalt und Stärke war das, was präsentiert werden musste und ihre Aufgabe als Priesterin war es, ganz vorne dafür einzustehen. 

Zunächst führte ihre Reise sie somit nach Silberstreif. Die Diener dort waren noch nicht lange im Dienste der Kirche und so fand sie die Sakristei in einem fürchterlichen Zustand vor. Pergamente und Briefe waren wild aufeinander gestapelt, die Bücher voller Staub und Spinnweben. Auf den Bänken lagen aufgeschlagene Gebetsbücher und der Altar war weder zurecht gemacht, noch waren die Kerzen erneuert worden.

Unordnung brachte sie ein jedesmal in Rage, gerade wenn es sich um die Räume der Kirche handelte und auch wenn wenn sie sich geschworen hatte, ihr Temperament zu zügeln, war es ihr in diesem Fall nicht möglich, ihre Wut über den Zustand des Gotteshauses zurückzuhalten. Streng und ohne den Dienern und Ministranten eine Pause zu gönnen, wies sie in aller Schärfe an, was zu tun war und beobachtete jeden Schritt mit kalten und kritischen Blicken. Um die Pergamente und Briefe, die die Kirche erreicht hatten, kümmerte sie sich allerdings selbst, da es nicht selten Fragen nach dem Glauben, der Bitte nach einer letzten Salbung vor dem Tod oder eine Anfrage für eine Beichte war. 


So verbrachte sie längere Zeit in Silberstreif, als sie eigentlich vorgehabt hatte, schlief in einem kleinen Haus, das der Kirche gehörte und vermied tunlichst, in die Nähe des Schmetterlingsgartens zu kommen. Es war keine Angst, die sie davon abhielt, sich dem Etablissement zu nähern, nur eine Art von Schutz, den sie sich selbst gewährte. Auch wenn vieles von dem, was sie über den Garten gehört hatte vielleicht nur Gerüchte und aufgeplusterte Tratschereien waren, steckte doch nur zu häufig ein Fünkchen Wahrheit in allem.

Und die Erinnerung an die Nacht, in der sie so unvorsichtig gewesen war und sich dazu hinreißen hatte lassen, dass jemand hinter ihre Mauern blicken durfte und sie ohne nachzudenken ihr Vertrauen schenkte, war tief in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Genauso wie der Geruch, der an ihrer Nase gekitzelt hatte und sie im nächsten Moment stürzen ließ. Und somit hielt sie es für klüger, sich von dem fernzuhalten, was etwas wachrüttelte, was sie mit aller Macht verdrängte. 


Da die Amtsgeschäfte andauerten, verging Tag um Tag, gerade dann, wenn man mit Sorgsamkeit und der nötigen Aufmerksamkeit seinen Dienst verfolgte und erledigte. Tanuri war niemals nachlässig in ihrem Amt und dessen Ausführung, auch jetzt nicht, selbst wenn sie mit ihren Gedanken zeitweise weit fort war. 

Nachdem sie alle Aufgaben abgearbeitet und die Diener der Kirche aufs Schärfste hingewiesen hatte, was ihnen bevorstand, wenn sie nochmal derart nachlässig mit dem Gotteshaus und ihrem Amt umgingen, betrat sie das Schiff und trat ihre Reise nach Lichthafen an, um in das Haus der Legion zurückzukehren.  

Seltsam verlassen fand sie das  Gebäude vor. Nichts, was sie unbedingt verwundern sollte, waren doch alle frei und gingen ihren eigenen Dingen nach oder entdeckten neue Ländereien. Die Stimmung allerdings, auf die sie traf, als sie die Hallen betrat, versprach nichts Gutes. Mit eiligen Schritten und erhitztem Gemüt kam Mila auf sie zu. Es war ihr anzusehen, dass sie nicht wirklich darauf erpicht war, Tanuri über den Stand der Dinge aufzuklären.

Eine abtrünnige Magd, die den "Gast" aus seiner Zelle befreit hatte und seitdem verschwunden war. Ein rothaariger Besucher, den Mila natürlich mit ihrer steten Aufmerksamkeit schon öfter gesehen hatte, darüber aber niemals ein Wort verlor. Seraja, die kurz darauf ohne eine Nachricht zu hinterlassen das Haus verließ und der Bericht darüber, dass die Inquisitorin und die Jägerin seit Tagen nicht zu sehen gewesen waren.  


Es war nicht einfach, das, was Tanuri in knapper Zusammenfassung erfuhr, zu sortieren und alles in Einklang zu bringen. Doch war sie sichtlich unzufrieden über das, was Mila ihr erzählte. 
Fast schon war sie versucht, sofort wieder ihr Pferd satteln zu lassen und Kadir in Sturmkante aufzusuchen. Womöglich hatte er Informationen für sie, die von äußerster Dringlichkeit waren.

Doch sie durfte sich diesem Drang nicht hingeben, denn sie hatte das Versprechen gegeben, ihre Funktion zu erfüllen und ihre Rolle in der Öffentlichkeit weiter einzunehmen. Und da nicht nur auf der Insel Rabenfels die Jünger seiner Majestät nach der Priesterin verlangt hatten, sondern auch auf Arakas genügend von ihnen Klagen gegen Abtrünnige vorbringen wollten und anderweitige Unterredungen forderten, musste sie sich zurückhalten. Dennoch war es äußerst ärgerlich, dass nichts von Kadir zurückgeblieben war, was ihr einen Hinweis gab, weshalb er hier war gewesen war. 


Einzig ihre Krähe Asche hatte an einem der vergangenen Tage ein Pergament von Lorena überbracht, mit einer kurzen Information über den Stand der Dinge. Allerdings war es für die Priesterin überaus unzufriedenstellend, dass die Gildenhallen seit Tagen verlassen waren und niemand es für nötig hielt, sie ausführlicher in Kenntnis zu setzen, welche Schritte zur Findung Freyas eingeleitet worden waren.

Anscheinend war es wieder an der Zeit, ihnen demnächst ihre Position deutlich zu machen. Auch wenn innerhalb der Legion ein demokratisches Gefüge vorherrschte, ob es nun Entscheidungen über Bündnisse, die Aufnahme von Anwärtern oder der Beginn von Kampfhandlungen war, stand sie immer noch an der Spitze der Gilde.

Als die Anführerin bezog Tanuri die Meinungen eines jeden ein, der sich äußern wollte. Am Ende war es aber ihr Wort, das den Ausschlag gab. Denn sie war es, die die Verantwortung zu übernehmen hatte, wenn ein Leben in Gefahr war.

Ebenso war sie es, die dafür in der Öffentlichkeit einstand, wenn Zweifel an der Legion laut wurden oder man versuchte, diese zu entzweien. Deshalb war es ein ungeschriebenes Gesetz, das selbstverständlich jeder seinen eigenen Willen und Persönlichkeit hatte und seine Meinung jederzeit kundtun durfte, aber man sich immer darüber bewusst sein musste, dass man einer gewissen Rangfolge unterlag, wenn man das Wappen der Gilde entgegennahm. 


Mit Unmut musste sie wohl vorerst akzeptieren, dass sie nichts weiter über den Verbleib ihrer Mitglieder erfuhr und nicht selbst den Weg nach Sturmkante nehmen konnte und ihr deshalb nur die Möglichkeit blieb, diese Sache jemand anderem zu übertragen. Der Bau des Fuchses war nicht jedem einfach so zugänglich und selbst wenn sie verraten würde, wie man die Tür fand und öffnete, blieb diese verschlossen, denn es brauchte die Einladung Kadirs, um sein Gewölbe zu betreten. 

Vertrauen. Das war es, worum sie gebeten worden war. Nun, so gab sie dieses. 


Der Fuchs war hier.
Das Warum kann ich nur vermuten.Wenn er die Legion allerdings durch die Vordertür betritt, hat dies aber einen offiziellen Grund. 
Du weißt, wie er zu finden ist. 
Suche ihn auf und finde heraus, was ihn herführte. Vielleicht war er erfolgreich mit der Sache, um die ich ihn bat.  

Alles kann wichtig sein.
Auch wenn die Spur ins Nichts zu führen scheint, kann selbst dort etwas verborgen sein.
 


Es war unnötig, das Pergament zu unterschreiben. Ihre Krähe würde verraten, von wem es stammte. Nachdem sie diese auf den Weg geschickt hatte, hielt Tanuri sich nicht länger als nötig in den Hallen der Legion auf. Asche würde wissen, wohin sie fliegen musste. 

Mit erhabenen Schritten und wieder gekleidet in ihrem priesterlichen Gewand, ging sie somit kurz darauf durch die Straßen Lichthafens. Würde sie wissen, dass der weiße Schreier, der sich Priester nannte, Kenna in seinem Haus festhielt und es wagte, ihr nicht nur seine verdorbene Heilung aufzuzwingen, sondern sie noch dazu auf niederträchtigste Art berührte und sich ihr gegenüber derart hinterhältig verhielt, Tanuri hätte sofort nach ihren Verbündeten geschickt und sein Haus ohne Gnade und Rücksicht überfallen, um ihre Gildenschwester aus seinen Händen zu befreien, die sich erlaubten, solche Handlungen zu vollziehen die fern jeglichem gesunden Verstandes und irgendeiner nachvollziehbaren Angemessenheit waren. 

Zu gerne würde die Priesterin den weißen Götzendiener in ihr eigenes Verlies verfrachten und ihm zeigen, wie ein Gefangener zu behandeln war. Niemals aber würde sie diesen Abschaum berühren und sich dadurch an ihm beschmutzen.

Nein, denn das war nicht nur armselig, sondern noch dazu zeigte es, dass man kleingeistig und schwach war. Es gab so viele Wege, den Feind zu diskriminieren und zu zermürben. Und alles, was ohne Blut, ohne körperliche Qual und Folter geschah, konnte umso entwürdigender sein. Nichts anderes wäre für seine Tat gegenüber einem Mitglied ihrer Gilde angemessen. 


Doch die Priesterin wusste nichts davon. Sie konnte weder durch Wände sehen noch wusste sie, wohin es die Bognerin verschlagen hatte. Sollte Kenna aber entscheiden, nach ihrer Freilassung oder Flucht die Hallen der Gilde aufzusuchen und sich nicht irgendwo in einem Wald zurückzuziehen oder in dem verlassenen Haus ihrer Familie unterzutauchen, um dort alleine und schweigend verborgen zu bleiben, würde dafür gesorgt werden, dass dieser Scharlatan erfuhr, was es bedeutete, sich auf derartige Weise an einer Anhängerin des Lords zu vergreifen.

Denn ja, für Tanuri war er nicht mehr als ein Scharlatan, der zwar gerne herum posaunte, das Amt des Priesters zu bekleiden, aber nichts dergleichen zeigte oder bewies, außer einiger fadenscheinigen und blassen Reden und sich noch dazu einen Untoten als Haustier hielt. 
Unglaubwürdig und selbst als Diener des Gottes des Friedens und ewig währenden Freude eine Schmach.

Beeinflussen konnte die Priesterin die Wahl der Bognerin nicht, doch wäre es eine mehr als willkommene Anklage und äußerste Wohltat, dieser Personifikation der feigen Handlungen eine Lehre zu erteilen. Gewalt war noch nie ihre Art gewesen. Sie besaß hingegen ihre ganz eigenen Methoden, um aufzuzeigen, dass man sich, soweit man noch einen klaren Geist besaß, niemals mit jemandem des reinen Glaubens und einem Mitglied ihrer Gilde anlegte. 


Da es aber derzeit keinerlei Hinweise dafür gab, dass Kenna sich in den Räumlichkeiten der weißen Anhängerschaft befand, führte Tanuris Weg in die unterirdisch gelegene kleine Kirche, die zwar schmucklos war, aber der erste Ort, den man in dieser Welt wieder betrat, nachdem der Schwur gesprochen worden war und Ogrimar über die Treue und das Schicksal entschieden hatte. Leider war es selten geworden, dass Gläubige hierher kamen und nach innerer Einkehr suchten.

Ab und an traf man noch auf Betende, die vereinzelt auf den Bänken saßen und ihr Wort schweigend an den Herrn richteten. Zumeist aber war der dunkle Abt für sich allein.

Anders als die noch unerfahrenen Amtsinhaber von Silberstreif, bekleidete er sein Amt schon seit vielen Generationen und wusste, was Ordnung und Aufopferung für seine Berufung bedeutete. Er sprach nicht viel, auch nicht zu denen, die Einkehr suchten. Was er hier erfuhr, behielt er für sich. Er kannte so manche Geschichten, doch niemals sprach er über diese. Immer war er präsent und achtete darauf, dass jeder, der die Nähe des einzig wahren Herrschers suchte, die Ruhe erhielt, die dafür benötigt wurde.


Dieses Mal war es Tanuri selbst, die genau nach dieser Stille, aber auch nach Antworten suchte. So vieles war geschehen, was ihre Gedanken in tausend Stücke zerrissen hatte. So vieles musste neu sortiert und zusammengefügt werden, nichts war an seinem Platz und ein jeder Schritt führte zu einer Ungewissheit, die in den Schatten und einer nicht einsehbaren Dunkelheit lag.

Einst da war sie sicher und vollkommen überzeugt davon gewesen, dass sie einzig für den Glauben und für den Dienst an der Kirche lebte. Dass ihre Seele nur der Majestät der Finsternis gehörte und es nichts gab, was jemals ihren Weg und ihre tiefe Überzeugung, nur für ihren Gott zu existieren, ins Wanken brachte. Ihr unerschütterlicher Glaube an den Einen und an seine Allmächtigkeit war immer noch der Gleiche, doch sie war es nicht mehr. 


Als wäre er nur ein lautloser Schatten, entzündete der Abt die Kerzen auf dem Altar und den Kerzenständern. Immer wieder richtete er aber seine Augen auf die Priesterin, die für ihn seltsam entrückt von dieser Welt wirkte. Nachdem er seine Arbeit verrichtet hatte, trat er langsam auf sie zu und setzte sich neben sie auf die Bank. Vorerst aber schwieg er und wartete ab, ob Tanuri selbst das Gespräch suchte. 

"Bin ich noch eine Priesterin, wenn meine Leidenschaft, mein Wille zu dienen, mein Sein und meine Seele, nicht mehr nur auf den Einen und die Bestimmung, die er mir zugedacht hat, gerichtet sind? Bin ich ihm untreu geworden, habe ich den Blick, der als die Verkünderin seines Wortes, nur ihm gelten sollte, verloren? Habe ich am Ende sogar mich selbst verloren?"

Der dunkle Abt sah sie forschend an, wusste er doch nichts davon, was oberhalb der kleinen Kirche so passierte. "Gibt es etwas, dass Ihr vor dem Meister des Chaos beichten müsst, Priesterin? Seid Ihr auf Pfaden gewandelt, die Euch abtrünnig werden ließen und habt Ihr eine Schuld auf Euch geladen, für die der Lord über Euch richten würde?" 

Mit dem Blick auf ihre Hände gerichtet, sah sie auf den Priesterring, der ihren Finger zierte. Mit leiser Stimme, die einen Ton annahm, der ängstlich wirkte, als würde sie sich vor der Antwort fürchten, richtete sie sich an den Abt. "Was zählt als Schuld?" Es war eine Frage, die sie einem jeden Jünger beantworten hätte können, für sich selbst aber nicht die Worte fand. "Nun, schuldig wärt Ihr, wenn Ihr vom Weg des Glaubens abgekommen seid. An seiner dunklen Lordschaft zweifelt und nicht mehr auf sein Wort und sein Sein vertraut." 

Leicht nur schüttelte Tanuri ihren Kopf. "Nein, der Zweifel gebührt nur mir. Meinen Entscheidungen, meinem Handeln und meinen Fehlern, die entstehen, weil mein Innerstes sich über die Logik in meinem Kopf stellt und mich unvorsichtig und leichtsinnig macht. Ich kenne die Konsequenzen und doch ignoriere ich sie. Derartiges ist mir völlig neu. Das ist meine Schuld, die ich mit mir trage und die ein starkes Gefüge womöglich unaufhaltsam und unrettbar löst." 

Nachdenklich dachte der Abt über die Worte der Priesterin nach und sprach dann mit fester und ruhiger Stimme. "Ogrimar hat uns auf diese Welt mit Fehlern und Mängeln geschickt. Wir sind unvollkommen. Warum er das tat? Um sich an unseren Makeln zu erfreuen und uns dafür zu strafen, wenn wir scheitern? Nein, er tat es, damit wir niemals aufhören zu lernen und erstarken und damit wir uns durch die Erkenntnis, die wir daraus ziehen, aufrichten.

Erst wenn wir begreifen, niemals die Perfektion zu erreichen und uns selbst, unsere Entscheidungen und Taten ständig hinterfragen und nicht aufhören danach zu suchen und zu fragen, wer wir sind und erkennen, dass wir bis zu unserem Tod unvollkommen bleiben, können wir wachsen. 


Würden wir das nicht sehen, uns selbst als makellos und fehlerfrei erachten, als Menschen, die über jeden Zweifel erhaben sind, wären wir tatsächlich schuldig. Denn dann stellen wir uns mit der dunklen Majestät gleich. 

Solange wir aber niemals damit aufhören, unsere Schwächen zu sehen und wir uns unseren Irrtümern stellen, die Verantwortung für Fehler tragen und bereit sind, für unsere Sünden zu büßen, sind wir das, was der Meister als wahre Krieger für seinen Glauben akzeptiert und annimmt. 

Weigern wir uns, das zu tun, sind wir für ihn wertlos und ohne Nutzen. Er führt einen Krieg um die ewige Herrschaft aller Welten. Diesen kann er nur gewinnen, wenn er Kämpfer an seiner Seite hat, die bereit sind, sich niemals als fehlerfrei zu erachten. Eine erfolgreiche Armee kann nur bestehen, wenn sie nicht von ihrer Perfektion überzeugt ist, sondern zu jeder Zeit ihre Unvollkommenheit zu erkennen und sich dieser offen zu stellen. Dadurch erstarken wir. 

Schlachten werden nicht nur durch Kraft und scharfe Schwerter gewonnen, sondern durch die Stärke unseres Geistes." Mehr war nicht zu sagen. Seine Aufgabe war es nicht zu belehren oder jemanden zu korrigieren. Was man aus den Worten machte und welche Lehren man daraus zog, konnte er nicht beeinflussen. Ohne einen bestimmten Ausdruck auf seinem Gesicht, erhob er sich wieder so lautlos, wie er sich kurz zuvor gesetzt hatte.

Jedoch hielt er noch einmal inne und sah zu der Priesterin hinunter.
"Eine Schlacht muss nicht nur auf einem offenen Feld geführt werden. Viel häufiger trägt man diese mit sich selbst aus. Die Grundsätze bleiben aber die gleichen." Und mit diesen Worten entfernte er sich von Tanuri, ging wieder seinen Aufgaben nach und ließ sie mit ihren Gedanken allein. 

Wie lange sie dort saß, wie viele Stunden vergingen, in welchen sie ihre Schritte hinterfragte und die Konsequenzen, die sich aus diesen ergeben hatten, wusste sie nicht einzuschätzen. In einem Raum des Glaubens und der Einkehr zählten weder Minuten noch Stunden. Sie war völlig vertieft in den Geschehnissen, Erinnerungen und Geheimnissen, der letzten Monate und Tage die sie in sich trug. Eine Frage blieb aber immer noch bestehen: Wann waren es zu viele Fehler und Schwächen, die Ogrimar nicht mehr akzeptierte? Wann würde er richten und mit seinem Schwert den Lebensfaden durchtrennen, ohne ihr den Platz an seiner Seite zu gewähren?

Wahrscheinlich war aber genau das die Frage, die ihr niemand, außer sie selbst, beantworten konnte. 


Plötzlich und vollkommen überraschend wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als das Gefühl nach ihr griff, beobachtet zu werden. Etwas kribbelte in ihrem Nacken und richtete dort die feinen Härchen auf. Sie sah nach hinten, doch niemand saß dort. Auch sonst war die kleine, unterirdische Kirche verlassen, selbst der Abt war mittlerweile in seinem Arbeitsraum verschwunden.

Tanuri war allein und doch spürte sie eine Anwesenheit, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Es fühlte sich nicht nur so an, als wäre jemand direkt hinter ihr, um sie zu beobachten, sondern als könnte derjenige einen jeden ihrer Gedanken sehen und diesen verfolgen. Schützend hob sie ihre Kapuze an und zog diese über ihren Kopf und ermahnte sich aber dennoch lautlos für so eine derart dumme Annahme.

Trotzdem ließ sie das Frösteln und das Gefühl, nicht allein zu sein, nicht los. 


 
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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Gesichtsloser Erzaehler
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Beitrag: # 54251Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Die Gräfin

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Es war erstaunlich wie die wach der Geist des Mädchens war. Kurz um, ein wenig musste die Gräfin gestehen beeindruckt zu sein. Von der Erkenntnis von Hafruns Verrat hätte sie mehr Emotion erwartet, aber sie blieb ruhig. Nein, falsch. Sie blieb nicht ruhig. Aber sie hatte sich im Griff und das war gut. Das war sehr gut. Jemand der seine eigene Emotion unterdrücken konnte um sein Ziel zu erreichen war selten. Ihre Augen haben mehr gesehen als andere die sie in der Residenz der Tränen ausgebildet hatte. Sie hatte so viel Aufbegehren und Rebellion gesehen, dass es manchmal schon erschreckte wenn diese Reaktion ausblieb. Egal wie närrisch und sinnlos das ganze erschien, war 'dagegen sein' bei vielen die erste Wahl.

Absolom war immer noch nicht zufrieden. Er sah sich genau die Kabine an, aber er konnte nichts entdecken. Es blieb für ihn nur ein Geruch. Nur eine Ahnung. Er schnaufte unzufrieden und legte sich dann aber hin. Die Augen wirkten gütig und sanft, als er Freyas Blick streifte. Er schien am wenigsten gefährlich im Moment. Vielleicht war er selbst nur ein Gefangener in seiner Rolle?

Die Dauer wirkte ewig, die Freya benötigte um abzuschätzen, einzuschätzen, zu begreifen und zu entscheiden was sie tun will. Aber in Wahrheit waren es nur wenige Sekunden, die darum entschieden wie sie reagieren will. Doch auch das wirkte surreal. Es hätten Minuten sein können und doch nur ein Wimpernschlag.

"Die Hände zeigen nach unten und sind stets gepflegt und sauber zu halten. Die Hände drehen sich nach oben." Sie machte eine halbkreisförmige Bewegung. "Zeigen die leere Fläche wie eine Darbietung gen Herrschaft." Es war ein Ritual und Rituale waren wichtig für Sklaven und da sprachen wir nicht von der Dienerschaft einer Angestellten die Geld dafür bekam, sondern wirklich von Ware. Sie hatte Recht, sie war Ware. Sie war vieles und die Gräfin wusste nicht mal was sie für ein besonderes Kind vor sich hatte, sonst wäre Freyas Preis vermutlich ins Unermessliche gestiegen. Doch davon war sie weit entfernt.

"Das wirst du jedes mal tun, wenn wir uns sehen. Es ist ganz einfach sich Ärger zu ersparen." Sie hatte kein wirkliches Ohr für die Belange eines Kindes, von dem sie ausging das es ein einfaches Kind war. "Reden wir über dich. Wie ist dein Name? Wenn er gut ist behalten wir ihn sogar." Einen Moment pausierte sie. "Dann erzähle wie du zu der Vettel gekommen bist. Wir müssen deinen Lebenslauf aufhübschen vermutlich, vielleicht auch nicht. Du bist so ein wundervolles Ding. So viele werden sich reißen darum eine aufblühende Blume zu erwerben. Merke dir Mädchen, Männer sind primitive Wesen und so leicht zufrieden zu stellen. Sofern man sie gut unterhält, dass werden wir dir beibringen." Flüsterte sie leise. Das waren Dinge von denen ein Kind nichts wissen sollte. Aber sie entwickelt sich und ihre 'Reinheit' war ebenso ein Verkaufsargument wie ihre Talente, die sie vielleicht noch zeigte. 

Dabei schien der Blick an ihr zu haften, sie zu studieren. "Du hast tiefe bedeutsame Augen. Du hast mehr gesehen als manches Mädchen in deinem Alter gesehen haben sollte. Es liegt was dunkles in ihnen. Du wirst sie wahrlich locken, mit dem tiefen schwarzen Versprechen - ja. Das wird großartig, Darling." Sie seufzte zufrieden. Der Fang war gut.

Die Ebenen wandelten sich zu Wald. Dichte Bäume in deren schwarzem Dickicht sich ängstliche die Beutetiere verkriechen. Der Wald wirkt falsch. Die Bäume erinneren an langzogene Gesichter, verzweiflte schreiende die hier einfach zur Regungslosigkeit verdammt zum Wald wurden. Es ist als könnte man sie unter der holzigen Rinde schreien hören, aufbegehren und in stiller Hoffnung wartend das sie jemand irgendwann befreit. Eine Dunkelheit lag über dem Ort, diesig und neblig, der sich durch den Wald zieht.

"Siehst du? Das Gehölz der Verzweifelten gedeiht mit ihrem stummen Lied." Freya hatte eine kleines vergitteres Fenster auf ihrer Seite der Kabine. Vielleicht wagt sie einen Blick hinaus. Die Gräfin sagte nichts weiter dazu. Aber viel interessanter war möglicherweise was sie gesagt hat und was sie dann nicht mehr gesagt hat. Sie waren nun in ihrem Reich. Bald würden sie die Residenz erreicht haben.

 
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-Freya-
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#910

Beitrag: # 54253Beitrag -Freya- »

In der düsteren Stille des vergitterten Kutschabteils wandte Freya ihren Blick hinaus auf das vorbeiziehende Dunkel. Es war nur ein schmaler Blickwinkel, doch weckte jener Anblick der verzerrten Bäume in den Schatten unmittelbar deutliche Erinnerungen.

Wurzeln und dornige Schlingen. Eine ihr vertraute Szenerie, welche die verborgene Drohung für sie umso greifbarer machte. Es war ein schmales Lächeln auf ihren Lippen. Freudlos und kaum wahrnehmbar.

Der Schmerz war ihr im Gedächtnis geblieben, als die Ranken des ewigen Waldes sich nach ihr ausgestreckt hatten, um sich tief in ihre Haut zu schneiden und unaufhaltsam in ihr Fleisch zu bohren. Qual, Angst und Verzweiflung.

Es war als würde sich alles auf eine groteske Art und Weise wiederholen. Ein albtraumhaftes Dejavue, welches jedoch die Stimme in ihrem Geist umso deutlicher widerhallen ließ. Eine Mahnung, die sich immer klarer herauskristallisierte, auch wenn sie auf sich allein gestellt war.

~Ich weiß, dass Du nicht hier sein willst. Aber für jetzt musst Du das akzeptieren. Deine Rolle hier einnehmen und sie annehmen.~

Blinzelnd senkte das Mädchen ihre Wimpern. Sie wollte ihn nicht hören und doch wusste Freya, dass seine Worte ihr bereits einmal das Leben gerettet hatten. Es gab Momente, da war Furcht oder Revolte der falsche Weg.

Freya war jung, ein Kind. Durchaus. Ihre zierliche Gestalt und ihre teils noch von naiver Unschuld gezeichneten Züge spiegelten genau das wider, was sie eigentlich hätte sein sollen. Ein Kind. Aber es brauchte weder ein abgebrühtes Kalkül noch die tiefgehende Weisheit des Alters, um zu erkennen, dass Rebellion und Aufstand in diesem Moment ihre Situation nicht verbessern würden. Dafür genügten ein wenig Intelligenz,  geistige Gesundheit und Vernunft. Nein, weder würden Tränen noch Geschrei ihr die Freiheit bringen.

Vielmehr würde das Mädchen sich nur weitere blaue Flecke zuziehen, wenn sie sich gegen die Gitterstäbe, das Fenster oder die Wände werfen würde und es blieb nur eine schwindend geringe Chance, dass der Widerstand, dem sie sich mit vollem Körpereinsatz widmen würde, nachgab.

Welche Wahl hatte die Adeptin letzten Endes? Egal, was sie tat, sie marschierte geradewegs in das nächste Wespennest hinein.

Was konnte sie also in diesem Moment tun? Fliehen war unmöglich. Es war eine Kutsche und sie war hinter Gitterstäben eingepfercht wie ein Tier. Aufwachen und hoffen, dass es ein Traum war? Mittlerweile verließ sie die Hoffnung, dass es nur annähernd etwas mit einem Traum zu tun hatte. Dafür spürte das Mädchen zu deutlich jeden Knochen in ihrem Körper.

Nein. Sie würde nichts von alledem tun. Sie ahnte sehr genau, was die Gräfin mit ihr vorhatte. Es brauchte keine näheren Erklärungen, denn ihre Fantasie übernahm dies bereits und malte sich das Szenario dessen aus, womit dieses Weib ihre Lebensweise finanzierte.  Etwas, dass sie zutiefst verabscheute und anwiderte. Doch Freya hatte keine Wahl, als vorerst ihre Rolle zu akzeptieren.

Das kindliche Antlitz blickte auf ihre Hände hinab, bevor sie hörbar mit einem tiefen Atemzug ihre Lungen füllte. Es war nur ein Wimpernschlag, mit dem sie zu Absolom sah. Ihre Stimme erhob sich nur in einem gemäßigten Flüstern, um nicht nur ihre Furcht, sondern auch ihre Abscheu und Auflehnung gegenüber den Worten der Gräfin zu unterdrücken. Ihre Gedanken würden ihr nicht annähernd hilfreich sein, sondern nur zur Belustigung der unbekannten an ihren Kräften zehren.

„Mein Name ist Freya Chakai“ sprach sie leise, während ihre Augen für einen Atemzug auf dem majestätischen Tier ruhten und es in das Dunkel dessen Augen hineinsah.

Es war nur ein weiteres Senken ihrer Lider, unter dem das glänzende Blau ihrer Augen zurück zu der finsteren Gestalt der Gräfin wanderten, deren Blick sie versuchte auf ihre Weise zu trotzen. Freya spielte ihr verdrehtes Spiel mit, so wie sie es bei Fungus getan hatte, auch wenn sie es tunlichst vermied hierbei ihren Mageninhalt auszuwürgen.

~Erinnere dich stets daran, wer du bist. Was du bist, Freya!~ Der finstere Lord hatte sie als würdig erkoren in seinen inneren Kreis vorzutreten, um nicht nur seinem Willen und Wort zu folgen, sondern eines Tages in seinem Namen zu sprechen. Glaube und vertraue, seinem Willen. 

Was immer dieses Weib vorhatte, würde jene es wagen, würde das Urteil des Lords sie büßen lassen. So wie es den ketzerischen Bischof hoffentlich unter einem Berg von Steinen zerquetscht hatte, so würde sie eines Tages brennen.

Freya hatte einiges gesehen und noch mehr in ihrem Leben gefühlt. Auch wenn sie noch ein Kind war, es war genug, um ihre eigene Angst zurückzuhalten und dem Drang sich zu widersetzen aus der Erfahrung heraus zu ersticken. Zumindest, wenn sie nicht noch tiefer fallen und härter aufprallen wollte. Allerdings konnte sie das aufbegehrende Feuer, welches sich wie ein schillerndes Licht in ihren Augen abzeichnete, nicht beherrschen. Doch interessierte es die Fremde vermutlich nicht einmal annähernd in wessen Dienst und somit unter wessen Schutz Freya stand.

„Adeptin der Kirche seiner dunklen Majestät.“ Es war nur ein Atemzug, ehe sie ihre Hände in einer leichten Drehung herumwandte, sodass ihre Handflächen nach oben wiesen. Leicht nur erhob sich ihre zarte Braue, als sie bemüht ihre Unsicherheit zu verdrängen versuchte und stattdessen mit klarer Stimme die Frage zurückgab, als wären die Gitterstäbe nicht vorhanden.
„Und Ihr seid?
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Der Reiter
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#911

Beitrag: # 54256Beitrag Der Reiter »

Mit stolz erhobenem Kopf blickte das Ross den Hügel hinab. Seine Sehnen und Muskeln waren unter dem dunklen Fell gespannt, abwartend auf den Befehl seines Meisters. Ungeduldig schlug es abwechselnd mit seinen schweren, eingerissenen Vorderhufen auf den weichen Boden, der unter diesen leise dröhnte. Weit gebläht waren die Nüstern und der Sattelgurt spannte sich sichtbar, als es die Luft in seine Lungen saugte. Die Knochen seines Brustkorbs drückten gegen die Haut und zogen sich wieder zurück, als es den heißen Atem entließ.

Der Reiter auf seinem Rücken, der stumm und reglos in dem Sattel saß, überblickte in aller Ruhe und ohne jegliche Eile das kleine Dorf am Fuße des Hügels. Er wusste, dass das, nach was er suchte, nicht mehr in der Nähe war. Trotzdem riefen die Spuren, die es hinterlassen hatte, förmlich nach ihm. 


Die scharfe Trense schnitt in das weiche Maul des Rosses, als der Reiter an dem Zügel zog und sein Tier mit nur einer Berührung seiner Ferse gegen seine Flanke den Hügel hinab trieb. Es mochte für andere grausam wirken, welchen Anblick sein Ross machte. Aber sie waren seit etlichen Jahrzehnten, wenn nicht sogar länger, eine Einheit. Sie kamen miteinander, sie gingen miteinander. Nur gemeinsam brachten sie den Tod und das Verderben über jene, die ihnen begegneten. Er war an sein Pferd gebunden, so wie es an ihn. Und niemals gingen sie allein. 

Als der Reiter die letzten Trümmer dessen erreichte, was wohl einst eine Scheune gewesen war, glitt er aus dem Sattel und seine eisernen Stiefel landeten in den letzten Überresten von verbranntem Holz. Staub und Schmutz stoben auf und legten sich auf die Enden seines Mantels, der bis zum Boden reichte und diesen gräulich einfärbten. 

Überall roch es nach verbranntem Fleisch und an einigen Stellen stieg immer noch kratzender Qualm von dem Feuer auf, das gelegt worden war um etwas zu vertuschen. Die Kapuze des Reiters war weit und saß nur locker über seinem Kopf, trotzdem gab sie nichts von seinem Aussehen preis, außer zwei Augen, die wie Kohle glühten. Vielleicht waren sie aber genug, um seine Belustigung über diese lächerlich schlechte Arbeit zu verdeutlichen.  

Ohne auf den teilweise noch brennenden Untergrund zu seinen Füßen oder die letzten kleinen Flammen, die vielleicht die ausgefransten Enden seines langen Mantels entzünden könnten, zu achten, ging er bedächtig auf die Mitte des einstigen Brandherdes zu.  

Genau dort rief es am lautesten. Genau dort waren die Schwingungen am deutlichsten. Je näher er dem kam, desto stärker pulsierte und surrte die Luft. Sein Fokus richtete sich einzig und allein auf das, was nur er sah, was nur er hörte, was nur er spürte, während die Umrisse seine Umgebung immer unschärfer wurden. 

Feuer konnte vieles. Es konnte Städte in Schutt und Asche legen, Existenzen auslöschen, Körper verbrennen, Besitztümer verkohlen. Deshalb erlagen nicht Wenige dem dummen Irrglauben, dass stets alle verräterischen Beweise durch seine Hitze und seine Unkontrollierbarkeit, wenn es denn erstmal genug Nahrung für sich fand, vernichtet werden konnten. So waren sie eben die Menschen. Einfältig.

Unter dem Schritt seines schweren Stiefels brach ein verkohlter Balken und Glut flirrte auf. Eine wirklich dumme Annahme, noch dazu, wenn derart stümperhaft gearbeitet wurde. Wer auch immer versucht hatte, diese Scheune zu verbrennen, war nicht besonders umsichtig und bemüht gewesen. 

Dem Reiter konnte es gleich sein, er hätte das, nach was er suchte, auch dann noch gefunden, wenn die Glut ähnlich jener eines Vulkans gewesen wäre. Denn er beherrschte sein Handwerk. 

Im Zentrum der Schwingungen ließ er sich auf sein Knie nieder und sein Mantel, der trotz vollkommener Windstille um ihn schwebte, folgte seiner Bewegung, als hätte er dieser ein gespenstisches, eigenwilliges Leben in sich.

Mit seiner behandschuhten Hand griff der Reiter nach einem kleinen Berg aus Kohle und Asche, schob die Reste zur Seite und legte daraufhin seinen Kopf leicht in die Schräge. Er wischte noch die letzten Flocken Staub hinfort und strich mit seinem Zeigefinger über etwas, das nur er als das wahrnahm, was es vor dem Brand gewesen war. Blut. Nur noch wenige Tropfen davon, aber sie waren da.

Weiterhin auf seinem Knie verweilend, hob er seine Hand auf die Höhe seines Gesichts und rieb mit seinem Daumen über den Zeigefinger. Unschuldig, unverdorben, unberührt. Aber leider nicht frisch. 
Auch wenn er mit nichts anderem gerechnet hatte, war er trotzdem unzufrieden über sein Ergebnis. Es bedeutete, dass das was er suchen musste, bereits wesentlich weiter entfernt war, als zunächst angenommen hatte. Aber zumindest war er auf der richtigen Spur. Und er war sich sicher, dass es in diesem kleinen hübschen Dorf mit seinen ahnungslosen Bewohnern irgendjemanden gab, der ihm sagen konnte, wohin sein Weg als nächstes führte. 

Seine Füße berührten kaum den Boden und sein Mantel flatterte im Takt seiner Schritte hinter ihm her, umspielte seinen muskulösen Körper, als er sich den ärmlichen Häusern näherte. Nur wenige Menschen waren auf den ungepflegten Straßen unterwegs und jene, die er sah, zeugten nicht gerade davon, dass sie gerne hier lebten. Sie alle wirkten trostlos, grau und ohne Hoffnung. Einige Zeit beobachtete er sie, die, die dort eilig liefen, um ihre Geschäfte zu erledigen oder nur langsam vor sich hintrotteten, da der Tag sowieso nichts für sie bereit hielt. Es waren Kinder, Erwachsene und auch Alte.

Er sah sie alle, sie aber bemerkten ihn nicht. Noch nicht. 


Nach einiger Zeit zog er den Dolch aus seinem Gürtel und hob ihn gegen das Licht des Tages. Das darauf befindliche Blut war nicht eingetrocknet, obwohl es das längst hätte sein sollen. Rötlich brachen sich die wenigen Strahlen der Sonne, die durch die Wolken schien und verzerrt zeigte sich ein Teil seines Gesichts auf der Klinge.

Ein gierig ungeduldiger Schatten legte sich auf seine glühenden Augen und trieb ihn dazu an, endlich sein Spiel zu beginnen. Mit innerer Vorfreude sah der Reiter auf und richtete seine Aufmerksamkeit auf nichts Bestimmtes in dem Dorf. Ungeschützt und unwissend über das Schicksal, welches ihm bevorstand, wurde plötzlich alles still. 


Leise erhob somit der Reiter seine rauchige Stimme, die eigentlich nur ein Flüstern war, aber sogleich alles durchdrang, was zu hören vermochte:

"Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" 
Fühlst du die Angst vorm schwarzen Mann?
Dann schließ einfach deine Augen und verbirg dein Gesicht, denn entkommen, nein, das kannst du mir nicht. 
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Stellan
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#912

Beitrag: # 54257Beitrag Stellan »

Unruhig humpelte Stellan in dem kleinen Raum auf und wieder ab. Sein Stock klopfte dabei hörbar auf die Holzdielen, während sein Schritt verriet, wie unzufrieden er war.

Viele Details hatte er nicht erfahren, weder von seiner Tochter, noch von dem schweigsamen, düsteren Kerl an ihrer Seite. Wenn das die Art und Weise war, wie Dinge angegangen wurden, musste er sich nicht länger darüber wundern, warum es durch und durch nur undurchschaubares Chaos war, das er präsentiert bekam.

Was für eine Schande, gleich in vielerlei Belangen. Für ihn war alles einfach nur undurchdacht und ohne irgendeinen erkennbaren Plan. Solange er aber miteinbezogen wurde und zumindest einige, für ihn wichtige, Brocken erfuhr, musste er sich zusammennehmen.

Sie vertrauten ihm nicht, das war nicht schwer zu durchschauen gewesen. Da dies aber auf Gegenseitigkeit beruhte, konnte er selbst wohl kaum mehr verlangen. 


Viel konnte er nicht mit dem anfangen, was er nun wusste. Im Gegenteil, für ihn warf es mehr Fragen auf, als dass er Antworten erhielt. Allerdings musste er sich vorerst damit abfinden. Wäre er hartnäckiger gewesen, konnte das sehr schnell in die falsche Richtung führen und das Misstrauen noch stärker schüren. 

Auch wenn es anstrengend war, erneut nicht mehr tun zu können, als abzuwarten und daran zu arbeiten, tiefer in den Kreis der Legion zu vorzudringen und somit von Plänen zu erfahren, die ihm jetzt noch verborgen blieben, musste er sich in Zurückhaltung üben.

Worauf er diesmal hingegen wesentlich bedachter zu achten musste, war, wie lange er als unscheinbarer Schatten eine wartende Position einnahm.

Bei Freya hatte er den passenden Moment verpasst. Wobei die Möglichkeit bestand, dass sein Rückzug und Fortbleiben genau richtig gewählt gewesen war. Um das aber genauer herauszufinden, war er nun hier. 


Stellan hielt in seinen Schritten inne und sah in den Raum hinein, der nicht viel bot, was es wert gewesen wäre, anzusehen. Ein Bett, das mit keiner sonderlich erkennbaren Mühe gemacht war, ein Tisch, eine Kommode und ein Schrank.

Nichts verriet, wer hier lebte. Einzig das Bett und ein Hemd, das wohl achtlos auf den Boden geworfen worden war, zeugten davon, dass jemand dieses Zimmer als Unterschlupf nutzte. Nicht als Lebensmittelpunkt, nicht als zu Hause, einzig als Bereich, in dem man sicher genug war und doch gefunden werden konnte, wenn nötig. 


Wieder humpelnd setzte er sein ewiges Hin und Her durch den Raum fort, blieb dann an dem Tisch stehen, als ein stechender Schmerz durch sein Bein fuhr und ihn dazu zwang, stehen zu bleiben und sich festzuhalten. Sein Gesicht war verzerrt und seine Augen verrieten, dass er bereits die Grenzen seiner Reizbarkeit überschritten hatte. 

"Wie kommt es, dass wir immer dann aufeinander treffen, wenn du verletzt bist?" Stellan lehnte sich gegen die Tischkante, lehnte seinen Stock neben sich und strich sich mit der Handfläche über seinen Oberschenkel. Der Schmerz brannte und weitete sich aus, wurde jedoch durch die massierende Bewegung etwas erträglicher.

Es bedurfte keiner Antwort auf seine Frage, war es für ihn selbst vielmehr eine Feststellung eines unübersehbaren Fakts.


"Hattest du vor, mich irgendwann in deine wahren Pläne einzuweihen oder gibt es einen nachvollziehbaren Grund für den Wandel der Vorgangsweise?"

Seine Mundwinkel zuckten grimmig auf, während sein stechender Blick weiterhin auf den Sessel in der Mitte des unscheinbaren Zimmers, das sich in einem unscheinbaren Haus in einer noch unscheinbareren Gasse befand. Leicht schüttelte er den Kopf, als er nochmals auf die unverkennbar schwere Wunde am Bauchbereich seines Sohns hängen blieb.

Trotz all der Umstände saß jener immer noch mit einer Selbstsicherheit vor ihm, dass Stellan sich fragen musste, was er übersah. 


Seine Kiefer rieben sichtbar aufeinander, dennoch entspannte er seinen Stand dafür etwas, da der Schmerz langsam nachließ.
Was er aber unbestritten nicht übersah, war die Tatsache, dass das Zimmer nicht nur unscheinbar, sondern noch dazu frei von jeglichen betäubenden Getränken war. 


 
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Das Chaos wird entbrennnen und aus diesem die ewige Dunkelheit geboren.
Und dann, wenn das Heer des Meisteres sich erhebt, wird niemand ihm noch widerstehen können.
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Der Waechter
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#913

Beitrag: # 54258Beitrag Der Waechter »

„Dafür haben wir keine Zeit!" Ob seine Stimme körperlos in der verlassenen Grabstätte widerhallte oder sich harsch und entschlossen in die Tiefen ihrer Gedanken drängte, spielte keine Rolle. Es war einzig und allein die Forderung darin, die zählte. Maryam durfte nun keine Schwäche zeigen. Sie musste es vollenden und er duldete keinen Ungehorsam.

Eine tiefe, gespenstische Stille senkte sich über die vergessene Kammer der Gruft, durchdrungen von einem frostigen Schweigen, das sich in seiner Schwere über dem Raum lag. Selbst die Flammen der Kerzen schienen, gefangen im Bann der Härte seines Willens, in ihrer züngelnden Bewegung erstarrt zu sein.

Sein Herz sehnte sich danach, an der Seite seiner Schülerin zu stehen, um das düstere Chaos und die Geißel der Finsternis zurück in die Schatten zu verbannen. Erst recht, da nach all der langen Zeit des Suchens endlich durch Maryam ein Hoffnungsschimmer am Horizont erstrahlte.

Sein Herz sehnte sich danach, an der Seite seiner Schülerin zu stehen, um das düstere Chaos und die Geißel der Finsternis zurück in die Schatten zu verbannen. Der Schlüssel, endlich gefunden nach einer langen, beschwerlichen Suche, die endlich von einer Gunst des Schicksals berührt wurde.

Wie lange hatten sie schon nach einem Zeichen oder Hinweisen gesucht? Wie lange folgten sie bereits den sogenannten Hütern, um die Prophezeiung abzuwenden? Jene dunklen Schatten der Geschichte, die laut den Überlieferungen als einziges Geschlecht das Wissen in ihren Adern trug und deren einziger Lebensinhalt darin bestand, den Schlüssel zu finden, um das Chaos zu entfesseln und die Welt in Dunkelheit zu stürzen.

Generationen von Wächter, die bereits ihr Leben gelassen, um den Schlüssel aufzuspüren. Es war ihre Bestimmung, Licht in das dunkle Geheimnis zu bringen, um das Schicksal abzuwenden oder gar umzukehren. Doch bislang hatten sie nichts als den Tod selbst gefunden. Bis jetzt.

Und nun stand sie hier. Seine Schülerin. Das strahlende Licht der Morgenröte. Maryam.

Sie allein hatte das geschafft, wofür viele von ihnen alles gegeben hatten und dennoch gescheitert waren. Nie hatte er an ihrer Entschlossenheit, ihrem reinen Glauben und ihrem Ehrgeiz gezweifelt und nun hatte sie ihn tatsächlich gefunden.

Maryam wusste, wer der Schlüssel war. Wer, und nicht was. Es war kein Objekt oder Ding, sondern ein lebendiges Wesen. Er hatte es immer geahnt - der Schlüssel war aus Fleisch und Blut, ein Spiegelbild der Götter, verletzlich, unvollkommen und sterblich.

Was würde er dafür geben, den Schlüssel mit eigenen Augen zu sehen, ihn zusammen mit seiner Schülerin aus den Klauen des Chaos zu reißen und die Tore der Dunkelheit für immer zu versiegeln.

Er erinnerte sich an die Schergen des Chaos, die seine Seele in den eisigen Stein gebannt hatten und ihn dadurch dazu verdammt, untätig dem Lauf des Schicksals zuzusehen. Es blieb keine Zeit, die Scherben seiner Seele zu finden. Einst gefangen und eingesperrt in einem Seelenstein, hatten sie jenen in mehrere Teile zersplittert, damit jene nie wieder zusammenfinden würde und das Geschlecht der Wächter endete.

Maryam trug einen davon. Wie sie ihn gefunden hatte oder er sie wusste nur sie. Aber es war ein Hoffnungsschimmer und der Grund, warum sie seine Stimme hören konnte. Ein Wunder, von dem er sich versprochen hatte, dass sie zusammen die übrigen Fragmente finden würden, um seine Seele zu vereinen und die Prophezeiung gemeinsam abzuwenden.

Auch wenn er gehofft hatte, an ihrer Seite zu stehen, musste Maryam nun die Bürde dieser Aufgabe allein tragen. Es würde all ihre Hingabe und Stärke erfordern .

Die Zeit drängte, und jene Ordensschwestern und –brüder aufzuspüren und sich die Fragmente zu suchen, würde seine Schülerin einzig und allein ablenken. Sie musste jetzt ihre Stärke beweisen und das Wissen, das sie hatte, umgehend nutzen. Je eher, desto besser.

Aber auch wenn er nicht an ihrer Seite stehen konnte, konnte er sie führen, leiten und ihr beistehen. 

„Du hast geschafft, was niemand vor dir vollbracht hat. Du bist die Hoffnung. Ich werde dennoch bei dir sein und das Licht wird dich leiten." Es blieb keine Zeit ihn aus seinem kalten Gefängnis zu befreien, auch wenn er wusste, dass diese Entscheidung seiner Schülerin widerstreben würde. Doch die Entschlossenheit in seiner Stimme duldete keinen Einspruch und er würde auch nicht darüber diskutieren. „Es ist der Wille Artherks."

Eine Wärme schien den kalten Stein, auf dem die Hand der jungen Schülerin ruhte, zu durchdringen. Sanft und beruhigend sollte jene sie spüren, als ob seine Finger sich an ihre zierliche Hand legten, um sie seine Nähe und Beistand fühlen zu lassen.  „Sage mir, Maryam, wer ist der Schlüssel?"
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Naheniel
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#914

Beitrag: # 54259Beitrag Naheniel »

Lächerlich. Lächerlich anzunehmen, er würde sich irgendwem zur Gänze offenbaren.
Niemals würde er sich zu so einem Fehler verleiten lassen. Dabei war es ganz gleich, wer vor ihm stand, selbst wenn derjenige ihm noch so viele Vorteile versprach und einbrachte. Seit jeher hielt er sich an seinen eigenen Grundsatz, dass keiner in seinem näheren Umfeld, in welches er sowieso nur durchdacht gewählte Personen einließ, mehr über sein Tun, sein Vorhaben oder gar seine Beweggründe erfuhr, als wie es ihm selbst als praktisch und zweckdienlich erschien. 

Und bisher gab es keinen Grund für Naheniel, das auch nur in irgendeiner Form zu ändern. 
 
Mochte sein Vater angenommen haben, er könne ihn aufgrund des Wissens eines Hüters lenken, musste sich dieser anscheinend nun mit der Realität auseinandersetzen.
Stellan war nützlich, keine Frage. Insbesondere wenn man einbezog, welchen neuen Blickwinkel er durch seine einstige Aufgabe auf die Prophezeiung gegeben hatte.

War er aber mehr? Nein.
Sie waren nicht Vater und Sohn. Es gab keine Bindung und hätte es auch nicht gegeben, wenn Stellan sich seit der Geburt aufopfernd um seine Kinder gekümmert hätte. Naheniel kannte bereits lange Zeit vor ihm seinen Weg. Das Ziel war zwar bis vor Kurzem hinter einem Nebel gelegen gewesen, aber trotzdem wusste er schon immer, dass er mehr war, als nur einer dieser simplen und verblendeten, sich in ihrer Bequemlichkeit ausruhenden Mitläufer, die mehr wollten, aber nichts davon zustande brachten.


"So fürsorglich, Vater?" Zynisch verzogen sich seine Lippen, während seine Augen er seine Augen künstlich überrascht weitete und sich dadurch seine Stirn in leichte Falten legte.
Offenbarte sein Vater sich nun letztendlich auch zu diesen traurigen Gestalten, die so simpel wie monoton in ihrem Charakter waren? Verwunderlich wäre es nicht, wenn man bedachte, wer noch in den elitären Kreis der Familie gehörte. Viel eher würde es sich als äußerst amüsant für Naheniel herausstellen. 

 
Leise lachte er, schob sich auf dem Sessel etwas zurecht, spannte seinen Körper an und legte den Unterschenkel des einen Beins leger auf den Oberschenkel des anderen. "Woher kommt dies so plötzlich? Fürchtest Du etwa um Deinen Platz im Ganzen?"

Eine seiner Hände ruhte auf dem fein säuberlich gewickelten Verband und übte im Bereich der Wunde einen sachten Druck aus, als könnte er damit die geschaffene Naht festigen. Mit dem Ellenbogen des anderen Arms stützte er sich hingegen auf der Lehne des Sessels ab und strich sich nachdenklich über sein Kinn.  
"Bist Du tatsächlich genauso durchschaubar wie die meisten anderen, deren größte Sorge das eigene Wohl und die Stellung ihres Lebens ist?" Naheniel zog seine Brauen zusammen, während er seinen Vater mit einem abfälligen und verspottenden Lächeln bedachte. 
 
Auf seiner Handfläche spürte er warmes Blut, welches trotz aller Bemühungen der Druiden immer noch durch den Stoff sickerte. Wahrscheinlich war es nicht unbedingt einer Freiwilligkeit entsprungen, dass die Druiden sich um die Versorgung der Verletzung gekümmert hatten. Eine andere Wahl war ihnen aber kaum geblieben. Denn auch Neutralität verpflichtet, genauso wie der Schwur auf die Erhaltung des Lebens, ganz gleich, welcher Form es war.

Naheniel war sich darüber durchaus bewusst, dass sie bestimmt anders gehandelt hätten, wenn es ihre freie Entscheidung gewesen wäre. War es aber nicht und so machte er sich das, genauso wie die Menschen um ihn herum, für seinen Vorteil zum Nutzen.

Mehr als eine erste Versorgung hatte er ohnehin nicht gewollt. Die Erleichterung in den Gesichtern der Druiden darüber, als er die Hütte wieder verließ, war mehr als offensichtlich gewesen. Aber was sollte es ihn kümmern? Er hatte bekommen was er wollte.
Wie schon so oft und wie es auch in Zukunft sein würde. 

Manchmal war es fast schon zu einfach, wie ihm nicht nur der Zufall, sondern auch das Schicksal in die Hände spielte. 

 
"Hm, Pläne." Für einen kurzen Moment zogen sich sachte Falten über seine Augenwinkel, die ein sicheres Anzeichen dafür waren, dass er bis zu einem gewissen Grad tatsächlich über Stellan erheitert war. Was für ein alter und armseliger Mann er doch war.

"Ich könnte mich nicht daran erinnern, Dir jemals zugesichert zu haben, Dich an meinen Plänen und Gedanken teilhaben zu lassen." Das Lächeln auf seinen Lippen war immer noch zu sehen und zeichnete unter seinem dichter gewordenen Bart ein tiefes Grübchen, was sein Gesicht wesentlich weicher machte, als seine eigentliche Person es war.
"Aber vielleicht gibst Du mir ja einen Grund dafür, meine Einstellung zu überdenken?"

 
 

 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Stellan
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#915

Beitrag: # 54260Beitrag Stellan »

Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und blieb weiterhin gegen die Tischkante gelehnt stehen. Forschend, jedoch auch eindringlich mahnend, klang seine Stimme, als er Naheniel unbeirrt antwortete. "Wenn du schon denkst, dass du meine Einschätzung nicht benötigst,, vielleicht willst du mir dann wenigstens mitteilen, woher deine gehobene Stimmung rührt?"

Stellan verlagerte sein Gewicht auf das gesunde Bein und ließ seinen Blick erneut durch das karge Zimmer schweifen. "Was wirst du machen, wenn nicht mehr ich es bin, der gegen deine Türe klopft?"

Argwöhnisch hob der gealterte Mann eine seiner Brauen, wartete aber zunächst ab. Er wusste, dass er darauf wahrscheinlich keine zufriedenstellende Antwort erhielt, dennoch interessierte es ihn, ob Naheniel auf seine Frage irgendeine Reaktion zeigte. 

Es war nicht seine Tochter, die Stellan fürchtete. Sie besaß keine Macht und schon gleich gar keinen starken und ernstzunehmenden Willen. Was er aber durchaus nicht unterschätzte, vor allem nicht nach dem Gespräch in ihrem Haus, waren jene, die bereit waren, für Freya jeden noch so unwegsamen Weg auf sich zu nehmen. 


Unbedacht wäre es also, wenn er darauf baute, dass die Unbeliebtheit und die vorherrscheinde Abneigung gegen Tanuri ausreichte, damit sie alleine gegen ihren Bruder und mit der Suche nach Freya dastand. Dafür war das Mädchen einfach zu beliebt, auch ganz und gar ohne das Wissen darüber, was sie eigentlich war.

Über eine längere lange Zeit vorher hatte Stellan bereits beobachtet, wie die Menschen auf Freya reagierten.

Ob es die Anziehung ihres Daseins als Schlüssel war, ihr Wesen oder die Mischung aus beidem, es war nicht zu übersehen, dass ein besonderer Zauber sie umgab und sie eine schwer zu beschreibende Anziehung auf ihre Umgebung ausübte.

Es wäre nachlässig, die Möglichkeit einfach zu ignorieren, dass es bald weitere Anhänger gab, die sich dem Vorhaben anschlossen, sie zurückzuholen. Eine Gefolgschaft, die zwar auf den Ruf der Priesterin reagierte, aber nur für Freya handelte. 


"Interessiert es dich überhaupt, dass bereits erste Schritte unternommen werden, um dich aufzuspüren?"

Stellan löste seine ineinander verschränkten Arme und strich sich mit seiner Hand über sein erschöpftes, eingefallenes Gesicht. Dann griff er nach seinem Stock und führte seine Wanderung durch das unscheinbare Zimmer fort. 


An einem kleinen Fenster hielt er ein und sah nachdenklich hinaus. Noch war es taghell, das Treiben in der unscheinbaren Gasse, in welcher sich das unscheinbare Haus befand, war aber übersichtlich. Einzig in dem kleinen Stall gegenüber, in dem er sein Pferd untergebracht hatte, sah man ein paar Burschen bei ihrer Arbeit.

Was wohl deren Schicksal sein würde, wenn die Prophezeiung sich erfüllte? Verärgert biss Stellan sich auf seine Unterlippe. Wenn es denn jemals soweit kam, bei den ganzen für ihn unüberlegten Handlungen und kopflosen Verhaltensweisen aller, die damit zu tun hatten. 


"Womöglich überrascht es dich gar nicht, weil es dir bereits deine hübsche Freundin aus den Nordlanden geflüstert hat?"

Ein seichtes, mürrisches Lächeln legte das Gesicht des Mannes in Falten, als er über seine Schulter hinweg in die Richtung Naheniels sah, der immer noch mit der gleichen überheblichen und stolzen Position dort saß.  


"Du wirst verstehen, dass ich es mir erlaubt habe, ein paar Details in Erfahrung zu bringen. Hast du für die van Darc Frau etwa eine Schwäche entwickelt oder warum suchst du ihre Nähe in aller Regelmäßigkeit auf?"

Stellan drehte sich wieder in die Richtung des Sessels, blieb aber bei dem Fenster stehen.
"Sei nicht auch du eine Enttäuschung, indem du dich an ihren Reizen verlierst." Ernüchtert über schnalzte leise mit seiner Zunge und atmete hörbar angespannt aus.

"Oder bist du durch sie bereits befangen und macht sie dich leichtsinnig?"


Der Mann löste seinen musternden Blick von Naheniel und sah zu Boden, während er versuchte, das Muster zu erkennen, nach welchem sein Sohn handelte. Gerade weil Stellan anscheinend wesentliche Details fehlten, fiel es ihm schwer, Naheniels Taten zu durchschauen.

Warum dieser Zug? Warum dieses Wagnis mit Freya?

Sein Sohn baute damit eine unberechenbare Bedrohung auf, die ihm tatsächlich gefährlich werden konnte. 
Missgestimmt über diese, auf der Hand liegende Tatsache, zuckten seine Nasenflügel nach oben.

"Also, was hat du vor, wenn die Jagd auf dich beginnt?"


Fest und kalt war sein Blick, mit dem er jenen Naheniels für einen kurzen Moment an sich band und nun sehr deutlich eine Antwort forderte. "Was ist mir entgangen?"
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....
Das Chaos wird entbrennnen und aus diesem die ewige Dunkelheit geboren.
Und dann, wenn das Heer des Meisteres sich erhebt, wird niemand ihm noch widerstehen können.
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Adrian
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#916

Beitrag: # 54261Beitrag Adrian »

Die Hallen der Legion waren still und leer, als der Dunkelmagier in jene zurückgekehrt war. Auch wenn Adrian nichts gegen Ruhe hatte, so war die derzeitige Stille in den Hallen tatsächlich befremdlich. Fackeln und Kerzen erleuchteten zwar die Gänge und Zimmer, ebenso wie Soldaten die Mauern bewachten und die Mägde im Inneren schweigend ihren Dienst vollzogen, doch das Schweigen selbst war wie die Ruhe vor dem Sturm.

Als der Magier die Schublade seines Schreibtisches geöffnet hatte, war ihm ein kleines Pergament vor die Füße gefallen. Unscheinbar und gut versteckt war die Nachricht, mit welcher Kenna ihn darüber informiert hatte, dass sie den weißen Prediger aufsuchen wollte. Wann sie aufgebrochen war, blieb im Dunkeln. Doch er zweifelte nicht daran, dass die Jägerin keine Gnade walten lassen würde, erst recht, sollte sie Freya nicht finden.

Dass es einen vollkommen anderen Verlauf genommen hatte, konnte Adrian nicht erahnen. Hätte er im Entferntesten nur Kenntnis davon, so würde der armselige Prediger mit seiner von Reinheit heuchelnden Zunge für jedes Haar, dass er Kenna gekrümmt hatte, umgehend mit Blut bezahlen, während er in seinen erbärmlichen dahinsiechenden Atemzügen dabei zusehen durfte, wie man seine Brut dem Feuer der Hölle opferte.

Doch da bislang nicht einmal Gerüchte darum zu ihm vorgedrungen waren, hatte Adrian dieses vorerst beiseitegelegt und widmete sich voll und ganz seinen nächsten Schritten.

Die dunkle Feder, dessen Kiel noch von frischer Tinte benetzt war, hatte er abgelegt. Es waren nicht viele Worte, die er brauchte. Nicht mehr als notwendig, doch ausreichend, um seine Botschaft zu verdeutlichen.

Bedacht streute der Magier ein wenig Sand über die glänzende Tinte auf dem Pergament vor sich, während seine Augen ohne eine Regung von Emotion die Worte noch einmal auffingen. Er musste zugeben, dass Stellan trotz seiner provokanten Sturheit in vielerlei Dingen recht hatte.

Auch wenn die Informationen, um welche es vorrangig gehen sollte, größtenteils dürftig waren, so hatte es ihm dennoch etwas vor Augen geführt. Untätigkeit, Schweigen und Ignoranz ließ die Welt nachlässig werden und hatten sie im Zuge von Misstrauen und Überheblichkeit an diesen Punkt gebracht.

Wie sonst war zu erklären, dass selbst ein halbverrotteter Vampir aus dem Kerker und der Obhut der Inquisition hatte entkommen können? Er selbst musste sich hierbei seine blinde Arroganz dahingehend zuschreiben. Anstatt diese unnütze Missgeburt schlichtweg zu töten und zu verbrennen, hatte er über einen möglichen Vorteil nachgedacht. Er hätte seinen untoten Kadaver an die Tore der blumigen Gemeindehalle nageln und dem Prediger seine kleine Schmutzweste in Form seines winselnden, zahnlosen Blutsaugers für jeden sichtbar einfach vor die Füße werfen sollen.

Er selbst hatte sich dazu verleiten lassen, sich derart unnützem Geplänkel zu zuwenden anstatt seinen Fokus weiterhin auf Freya zu bewahren. Was auch immer es war, das ihn dazu gebracht hatte, sich von seiner Aufgabe ablenken zu lassen, noch einmal durfte ihm dieser Fehler nicht unterlaufen, denn bereits jetzt zahlte er einen hohen Preis dafür.

Seine Augen legten sich auf die züngelnde Flamme der Kerze, welche den Schreibtisch mit ihrem Licht erhellte. Ein warmer Schein, der ihn erbarmungslos gefangen nahm.

Vielleicht war es alles Bestimmung. Auch Freyas Verschwinden. Ein Weg, den sie gehen musste, um das zu vollenden, wofür sie geschaffen war.

Nein es konnte nicht sein. Es war viel zu früh, war sie nicht annähernd auf das vorbereitet, was sie dort erwarten sollte und dem sie sich stellen musste.

Doch die Scherben in ihrem Zimmer. Auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie, so war Adrian sich dennoch sicher, dass das Mädchen sich in Naheniels Schattenreich befand. Ganz gleich, was alle anderen sehen wollten.

Ohne sich darüber bewusst zu sein, presste er seinen Kiefer fest zusammen. Der Wille und die Wege des dunklen Lords waren undurchschaubar und es war ihre Pflicht bedingungslos zu folgen. Es spielte keine Rolle, ob sie es verstanden, es ihnen gefiel oder ob sie es wollten. Er allein bestimmte über ihr Dasein und den Zeitpunkt, an dem sie sich ihren Prüfungen stellen mussten.

Wenn dem aber so war, blieben nur zwei Optionen.

Adrian war sich bewusst darüber, dass es dem Mädchen vorbestimmt war. Jeder Tag ihres Lebens schwächte Naheniel und beraubte ihn schleichend seiner Macht. Ein Ultimatum in dessen Zenit Freya seinen Platz vollständig einnehmen würde und die Tore der Finsternis und des Chaos zu durchbrechen.

Angespannt lehnte Adrian sich zurück und fuhr sich über das Kinn. Es blieb ihm eigentlich keine andere Wahl, als darauf zu vertrauen, dass all dies der Wille Ogrimars war. Ob Naheniel sie dorthin gebracht hatte oder es andere Umstände gewesen waren, war dabei gleich. Wenn Freya dort war und Tanuri recht hatte, dass er nicht bei ihr war, nahm das Schicksal unter Umständen bereits seinen eigenen Lauf.

Nein. Naheniel war überheblich, selbstgefällig, aber er war weder blind noch ein Idiot, sie dort zu verbergen, um seine Drohungen in die Tat umzusetzen. Auch wenn seine Macht dort am stärksten war, so war er dort am verletzlichsten, wenn sie es erst verstand und ihre Hand danach ausstreckte.

Sein alter Freund hatte Freya beim letzten Mal schon nicht ohne Grund freigegeben. Sicherlich hatte er es damals bereits gespürt, dass sie seine Macht erschütterte. Das Moor hatte sich selbst verschlungen und der Himmel hatte sich in Flammen aufgelöst. Die Berge waren gefallen und sie zurückzuschicken war der einzige Weg, damit seine Schöpfung sich nicht selbst vernichtete.

So überheblich er war, aber solange er nicht an ihrer Seite war, geschweige denn um ihren Aufenthaltsort wusste, konnte Naheniel es nicht kontrollieren. Niemals würde sein alter Freund einen solchen Fehler zweimal begehen. Er konnte sie nicht beherrschen und machte sich unter Umständen verwundbar, wenn er selbst nach ihr suchen würde.

Vielleicht wäre es daher ein Fehler, dem Impuls zu folgen, um Freya aus der pervertierten Schöpfung zu retten. Ein Wettlauf mit der Zeit bei dem er sich mitten in feindliches Territorium begab und es absehbar war, dass Naheniel diesen Vorteil auf andere Weise gnadenlos ausnutzen würde.

War es am Ende nicht mehr eine Chance, ihn nun an zwei Fronten gleichzeitig zu bekämpfen? Freya war unvorbereitet, aber der Wille des Lords war unumstößlich. Liadan würde sie finden und er würde der Adeptin den Weg ebnen, damit sie Naheniel seiner Macht berauben und ihren vorherbestimmten Platz einnehmen konnte.

Sorgsam rollte er das kurz gehaltene Schriftstück zusammen und schob es in die kleine metallene Öse hinein, welche am Bein der Krähe befestigt war. Jene würde ihren Weg kennen, so wie er den seinen kannte. Sein Ziel.

Langsam erhob sich Adrian von seinem Stuhl, während sein Schatten sich über den Tisch hinweglegte, bevor er den Raum durchschritt. Er mochte sich verändert haben, doch auch wenn Naheniel es noch als Vorteil ansehen mochte, würde jener sich noch wünschen, dass er ihn niemals auf diese Weise herausgefordert hätte.

Keine Gnade – kein Zurück. Kein Preis und kein Opfer waren zu groß im Vergleich zu einem Versagen. 

Beiläufig griff Adrian nach seinem Mantel und versicherte sich, dass das Pergament aus dem Hörsaal noch immer in dessen Tasche war, bevor er sein Zimmer verließ, um nach Sturmkante aufzubrechen.
 
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
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Naheniel
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#917

Beitrag: # 54262Beitrag Naheniel »

Geduldig wartete er ab, bis sein Vater mit der Darlegung seines Missmuts fertig war. Es war offensichtlich, dass dieser sich nicht ganz wohl fühlte, mit der Rolle, die Naheniel ihm zugedacht hatte. Wie schade, hätte ihm diese doch gut gestanden.

Mit einem nur winzigen Deut seines Zeigefingers, gegen den er seine Wange gelehnt hielt, löste sich plötzlich Düsternis aus den Holzdielen. Wie ein fließender Teppich legte sie sich über den gesamten Boden, dunkelte und kühlte den Raum merklich ab. Ganz langsam zogen sich dünne Schlieren wie Schlangen an den Wänden hoch und verschluckten die Möbel, während sie sich unaufhaltsam weiter nach oben arbeiteten, um dann auch die Decke für sich einzunehmen. Alles, was sichtbar blieb, war nur Naheniel in seinem Sessel und sein Besucher. 

Auf den Mundwinkeln des Dunkelmagiers zeigte sich erneut eine Selbstüberzeugung, die nach wie vor unerschütterlich war. "Wer sagt, dass ich nicht genau das will? Die Aufmerksamkeit auf mich lenken und dabei zuzuhören, wie sie die Jagd auf mich eröffnen?" Rau und zugleich mild nahm seine Stimme den Raum ein, vermischte sich mit den heraufbeschworenen Schatten und wurde eins mit ihnen, bis das Zimmer von beidem vollends eingenommen war.

"Eigentlich habe ich mir erwartet, dass Du mich als Deinen Sohn besser kennst, Vater." Das letzte Wort sprach mit einer Verachtung aus, die nicht daher rührte, weil Stellan genau dies nie gewesen war. Sondern sie entsprang der für ihn offenkundigen Tatsache, dass sein Vater strauchelte.

"Ich mag keine Zweifel an meiner Person. Und schon gleich gar nicht mag ich es, wenn man versucht, meine Ziele unterschwellig in Frage zu stellen und mich korrigieren zu wollen."

Mit einer nahezu fließenden Bewegung erhob er sich von dem Sessel und trat mit weiten Schritten an Stellan heran. Da sie gleich groß waren, konnte er zumindest physisch nicht auf ihn herabsehen. Der Ausdruck in seinen Augen aber reichte vollkommen aus, um seine Meinung über ihn zu unterstreichen. 

Schnell fasste die blutige Hand Naheniels den Hals seines Vaters und drückte diesen, auf der einen Seite sacht, so dass er Luft bekam aber gleichzeitig doch stark genug, damit es unangenehm war, zu.
"Details hast Du also in Erfahrung gebracht, ja? Wie interessant." Seine Brauen wanderten nach oben und seine blauen Augen schimmerten amüsiert.
"Keine Sorge, über eine bevorstehende Hochzeit wärst Du früh genug informiert worden."


Die Finsternis in dem Raum sorgte dafür, dass er den Schmerz in seiner Wunde nicht mehr spürte, als er die Muskeln seines Arms sichtbar anspannte und dadurch den Griff um den Hals seines Vaters verfestigte. 
Naheniels Lächeln wurde zunehmend heimtückischer, während er mithilfe seiner dunklen Magie Leben von seinem Vater raubte. "Gräme Dich nicht, früher oder später hättest Du sowieso sterben müssen. Betrüblich sollte es für Dich nur sein, dass Du das Beste nun leider verpassen wirst.“ Kehlig lachte er auf und zog Stellan dabei näher an sich heran.

Ein Atemzug, ein weiterer Atemzug. Das Leben seines Vaters war nicht stark, aber sollte Naheniel doch genug Kraft geben, um die Magie des Dolchs vorerst zurückzudrängen und die Nähte der Druiden zu stützen und zu sichern. 

"Dachtest Du wirklich, Du könntest Dich mit mir auf eine Stufe stellen und mich kritisieren, Stellan?"
Langsam und genüsslich schloss er für einen Moment seine Augenlider und sein Gesicht zeigte einen zufriedenen Ausdruck. Dann mit einem Schlag, verschwand das Lächeln, welches kurz zuvor noch trügerisch gewesen war und sein ganzer Körper spannte sich an.

Die Sehnen und Muskeln traten deutlich unter seiner Haut hervor und das intensive Blau seiner Augen strahlte bedrohlich, als er sie wieder öffnete.
"Wohl kaum." Mit dem donnernden Klang seiner Stimme warf er seinen Vater achtlos gegen die Wand. Ohne jegliches Gefühl zu zeigen, drehte er sich in Richtung Bett und hob dort sein Hemd auf, während die Schatten langsam wieder im Boden versickerten. 


 
***


Naheniel hatte das unscheinbare Zimmer verlassen und war von der unscheinbaren Gasse auf einen längeren Fußmarsch losgezogen, um Lichthafen einen kurzen Besuch abzustatten. Da eine Reise aber seine Zeit braucht, kam es, dass Adrian und er, sei es Zufall oder gewolltes Schicksal, sich nicht über den Weg liefen.

Das Pferd, das den reglosen Körper Stellans auf seinem Rücken trug, war nicht mehr als eine Mähre. Eine Gemeinsamkeit zu seinem Vater, die Naheniel mit einer gewissen Belustigung festgestellt hatte, als er dieses aus dem gegenüberliegenden Stall des Hauses für seine Dienste in Anspruch nahm.

Aber trotz des geschundenen Zustands war es noch gut genug, um ihn dorthin zu bringen, wo er sein Leben endgültig lassen konnte. Mit Absicht hatte Naheniel Stellan nicht auch noch den letzten Funken davon genommen, denn er wollte die Vorstellung genießen, wo und womöglich wie sein Vater starb.

Viel mochten sie, so wie es sich gezeigt hatte, nicht gleich haben. Zumindest aber konnte er mit Sicherheit sagen, dass auch der alte Mann eine gewisse Form der Abneigung gegenüber Tanuri verspürte. Zumindest war ihnen das als Vater und Sohn gemein.
War es da nicht ein Geschenk, wenn er in den Armen seiner geliebten Tochter sterben durfte? Und außerdem war es gleichzeitig sogar noch eine familiäre Aufmerksamkeit ihr gegenüber. Was konnte man sich da noch mehr wünschen?

Die Hufe des Pferds berührten mit einem Klappern das Kopfsteinpflaster der Straße und die Zügel lagen locker in der Hand Naheniels, der einige Schritte vor ihm lief. Ein berechnend kaltblütiges Lächeln zog über seine Miene bei dem Gedanken an diese doch ganz besondere Art der Zusammenführung seiner Familie.

Mittlerweile war es ihm vollkommen gleich, ob und wer ihn in der Stadt bemerkte.
Die Zeit des Versteckens war vorbei. Es war nicht länger nötig, sich hinter Lügen zu verbergen und sein Schauspiel aufrecht halten, um Freya für seine Zwecke zu manipulieren.
Sie alle sollten es sehen. Sehen wer er war und vor allem was er war.


Selbstsicher schritt er mit dem Gaul und dem leblosen Mann schon kurz darauf durch das Tor der Legion und führte beide durch den Innenhof.
Ein Stallknecht kam, mit vor Eifer geröteten Wangen, herbei, als er das Getrappel der Hufe auf dem Hof hörte, um den Gast und sein Pferd in Empfang zu nehmen. Verwundert über das seltsame Gespann das sich vor seinen Augen bot, bremste er sich und seinen Tatendrang wieder ein und blieb steif und mit der Situation überfordert stehen.

Naheniel betrachtete den Burschen nur in der Länge eines Atemzugs aus seinen Augenwinkeln, setzte seinen Weg bis zur Türe der Gildenhalle aber gleich darauf unbeirrt fort.

Mit einer Vorsicht, die nicht wirklich zu der Situation passen wollte, hob Naheniel Stellan von der Mähre und setzte ihn, an die kühle Mauer gelehnt, auf der letzten Stufe ab und drückte ihm in seine schlaffe Hand die Zügel des Tiers. Immer noch ohne jegliche Eile zu zeigen, ließ er sich dann neben seinem Vater auf sein Knie herab, wodurch sein dichter, lederner Mantel, der im Inneren gefüttert war mit dichter, heller Wolle, den Boden berührte.

Für seine Gewissheit, war er dem Stallburschen einen prüfenden Blick zu. Jener stand immer noch wie festgewachsen im Hof. Warnend zog Naheniel eine seiner Brauen nach oben, während der Ausdruck auf seinem Gesicht davon zeugte, das er es nicht dulden würde, wenn der Junge auch nur einen falschen Schritt wagte. Vorerst aber schien dieser auch ohne Worte zu wissen, wo sein Platz war.

Mit einem Lidschlag wendete er somit seine Aufmerksamkeit wieder Stellan zu und griff nach dessen Unterkiefer, um seinen Kopf anzuheben. Sichtlich genoss er diesen letzten Moment der Macht über den Mann, der nichts weiter für ihn war, außer einer wertlosen, austauschbaren Hülle.

Ein leichtes Flattern der Lider seines Vaters verriet, dass dieser zwar kurz davor stand zu gehen, aber immer noch hier war. Etwas näher neigte Naheniel sich zu ihm herab und flüsterte mit leiser, warmer und doch gnadenloser Stimme in dessen Ohr: „Toter Mann, sag mir, wie fängt das Sterben an?“ Fester packte er den Unterkiefer zwischen seinen Fingern und senkte seine Tonlage zu einem nahezu unhörbaren Flüstern. „Tut es weh, oder ist es angenehm?“

Gleichgültig drehte er den schlaffen Kopf von sich und richtete sich wieder auf. Er warf einen letzten herablassenden Blick auf den alten Mann, drehte sich dann aber emotionslos von ihm weg und schritt gelassen durch den Hof, hinaus auf die Straßen.

Nun war es an der Zeit, andere Schulden einzulösen.

 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Gesichtsloser Erzaehler
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#918

Beitrag: # 54263Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Die Gräfin

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Die Residenz der Tränen

Freya.

Sie nickte langsam. "Freya ist ein guter Name. Er klingt so.. frisch und lebendig. Aber auch verrucht. Sehr gut. Er wird erhalten bleiben." Sie ging nicht auf den Nachnamen ein. Der war für sie unwichtig. Aber der liebliche Vorname war süss und wohlklingend. Gewiss wird es dienlich sein. Bei dem Titel allerdings zuckte der Mundwinkel einen Moment. Es schien als überlegte sie. Als wägte sie ab, ob sie davon Kenntnis hatte.

"Seiner dunklen Majestät also? Interessant." Sie schien zumindest nicht sofort abzublocken. Als hätte die kleine Dame ihr Interesse noch mehr geweckt. Es zeugte von Kreatität und genau das wäre ja die Aufgabe. Unterhaltsam sein. "Ich bin Herrin der Tränen und die Gräfin der zerschlagenen Träume." Wenn sie den Wald betrachtet und alles was sie bisher erlebt hatte in dieser Welt, dann waren Namen wie sie sie kannte vielleicht nicht immer wirklich bekannt. Oder die Gräfin hatte ihren einfach vergessen. Wer weiß wie sie einst gewesen ist bevor diese Welt sie verdorben hatte. Bevor sie ihrem Schicksal zugedacht wurde die Herrin der Tränen zu werden. Alles hatte bis einen Grund. Jede Etappe, jeder Schritt und auch wenn die momentane Logik sich weigerte zu verstehen warum es so passierte, war es unweigerlich festgelegt, dass sie hier landen würde. Hier bei ihr. Freya hatte einen wachen Geist. Auch wenn die Gräfin es nicht verstand, dass dieses Kind anders war als viele davor. 

"Adeptin der Kirche seiner dunklen Majestät also." Sie schürzte die Lippen leicht. "Oh.. Ich möchte das du von ihm erzählst, Adeptin. Es scheint - oh - deine Geschichte muss warten. Wir sind da." Das quietschen des Tores kündigte die Auffahrt an, welches geschlängelt zum Anwesen hochführte. Sie passierten den Hof. Dort hielt die Kutsche an. Mit dem blinden Fahrgast auf dem Dach. Absolom hob den Kopf und als die Kabine geöffnet wurde, war er mit einem Satz heraus. Er umrundete die Kutsche fand aber nichts. Außer den Geruch.

Die Tür Seitens der Gräfin wurde geöffnet. "Bringe sie in den Salon." Forderte sie den Knaben vor sich auf. Das Tor schließt sich und sperrt den Wald aus.

Freya hatte kaum eine Möglichkeit noch zu reagieren. Die Gräfin hatte sich auch nicht Zeit genommen abzuwarten was sie sagen wollen würde. Sie war einfach bereits hinein gegangen. Dafür wurde die Tür geöffnet und sie sieht einen jungen Burschen. Das braune franzige Haar fiel ihm ins Gesicht und als er den Kopf hebt, sieht sie ein Gesicht. Es war nicht verletzt, aber irgendwie zerbrochen. Er sprach sie nicht an, aber wartete das sie aussteigen würde, um ihm zu folgen.

Freya konnte als sie die kleine Zelle der Kutsche verließ, sich umsehen. Es wirkte nicht so als wären groß Wachen vor Ort. Keine Männer mit Schwertern oder Bögen. Nichts wirkte als würde es sie groß abhalten davon weg zu laufen. Sofern sie die große steinernde Fassade des Anwesen oder das große schmiedeeisernde Tor überwinden konnte. Sollte sie daran denken Magie einzusetzen, durchschießt ein höllischer Kopfschmerz ihre Schläfen. Scheinbar gab es eine Blockade, die Magie unterband. Teleportation hinein oder hinaus waren also nicht möglich. Einzig der Kater der unsichtbar auf der Kutsche hockte schien zumindest in seiner Unsichtbarkeit nicht gestört. Woran das liegen mochte? Vielleicht weil es ein Teil seiner Natur war und keine direkte Magie? Wer weiß.

Der Bursche nickte ihr zu. Drehte sich ein und schickte sich an voraus zu gehen. Das Anwesen war gepflegt und gar nicht so hässlich. Groß und voller Handwerkskunst. Einzig die Düsternis die über dem Haus lag war erdrückend. Bei schönen Wetter war es sicher ein hübsches Anwesen, aber es schien keine Sonne. Es schien viel mehr so, als hätte die Sonne hier schon lange nicht mehr geschien. Er näherte sich der Tür vom Vorhaus und wartete dort auf Freya, die bandagierte Hand an der Klinke.

Absolom trottete langsam auf Freya zu, sobald sie ausgestiegen ist. "Bist du's? Bist du es nicht - mh, wer weiß. Wir werden das herausfinden."

Hatte der Hund gerade mit ihr geredet? Oder wurde sie verrückt. Aber auf der anderen Seite, es gab auch eine sprechende Katze. Die Stimme klang tief, raunend irgendwie passend zu ihm. Weise, fast wie ein treuer alter Butler. Er saß dort und sah sie mit den treuen Hundeaugen an. Sie wirkten nicht gefährlich, aber tief und in sich verbarg sich eine Traurigkeit.
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Landru
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#919

Beitrag: # 54266Beitrag Landru »

Das Gefühl nicht alleine zu sein. War es nicht manchmal sehr angenehm. War es nicht beruhigend zu wissen, dass man nicht alleine war? Manchmal kann es sicher aber auch beängstigend sein, sich immer zu unter Beobachtung zu fühlen. Die Zeit die sie eine Unterhaltung führte und dann schließlich allein gelassen wurde mit ihren Gedanken wurde genutzt. Welche höheren Ziele es hatte blieb im Schatten, wie so vieles. Das warum, wieso, die Zweifel. Nicht nur Priester und Priesterinnen haben Zweifel. Wie oft hatte er gezweifelt das seine Ambitionen nicht genug waren für die Aufmerksamkeit und den Stolz seines Vaters. Ja, er wollte das dieser stolz war. Die Zeit formte sie alle. Mal zum Guten, mal zum schlechten, mal zur Verbitterung mal zum Gefühl von Glück. Das Gefühl nicht alleine zu sein. Wer war das im Schatten, Priesterin. Was ist es was die Nackenhaare aufstellen lässt? Ist es die eigene Angst vor Versagen oder ist es am Ende doch etwas greifbares.

Der Tempel war im Gegensatz zum Dom klein und nicht sonderlich gut bewacht. Davon ab würde sich auch hier niemand in den Weg stellen. Dank des kleinen schwachen Helferleins wusste er genau das sie hier war. Es war teilweise schwerer an sie heran zu kommen, als an den König. Schon erstaunlich. Der Schatten den erwarf war löchrig. Die Schwingen hatten einst bessere Zeiten gesehen, aber vielleicht hatte er alle oberflächliche Schönheit einfach abgestriffen. Unverfälsche Existenz. Fleischgeboren, ohne Schnörkel und Blendungen. Sie merkte ihn bevor er im Kirchenschiff stand. Wie eine unheilvolle Gestalt. Erhaben aufrecht. Er könnte von der Gestalt fast selbst ein Dämon sein, eine Ausgeburt von Ogrimars Schergen, aber das wäre anmaßend.

Sein Blick schweift über die Bänke über die Symbolik und den Kerzen, wie auch den Altar. Eigentlich fühlte er sich sogar sehr wohl in diesen Gebäuden. "Habt ihr über mein Angebot nachgedacht?" Die Stimme, sie kennt sie doch noch. Im Grunde war es ihm egal ob die Inquisitorin irgendwas getan hat oder auch nicht. Sie hatte genug Zeit mit der Priesterin zu reden und über sein Angebot. Oder sollte es etwa so sein, dass die Inquisitorin es nicht weiter gegeben hat. Dann bliebe die Frage nach dem warum wurde es nicht weitergegeben? Oder doch? Er hatte so viele Wege beschritten. Die alle irgendwann zusammen führen würden.

Er hatte gewartet. Er hatter ja Zeit und nun wo ihm klar wurde, dass er immer noch eine Verbindung hatte, konnte er auf Umwege verzichten. Die scheinen ja nun auch nicht zu funktionieren. Es war sehr frustrierend festzustellen, dass manche Wege im Sand verliefen.

Die fahlen Hände vor dem Bauch gebettet, fast selbst wie ein Gläubiger der zum Gebet schreitet bleibt er im Kirchenschiff stehen. "Ihr habt es doch erhalten oder nicht?" Folgte ein zweifelhaftes Fragen. Ein unterschwelliger Tonfall der eindeutig einen kleinen Vorwurf der internen Kommunikation beanstandet. Oder hatte sie doch erfahren davon und beschlossen es schlicht zu ignorieren? Sie versuchte ihn schon immer so gut es geht zu ignorieren. Sie versuchte sich zu verstecken hinter ihrer Sicherheit und kalten Maske, so glaubt er. Sie erinnerte ihn irgendwie. An was genau konnte er nicht benennen, aber sie erinnerte ihn. Mehr noch sie reizte. Auf eine Art die ihr nicht gut tat, denn seine ständige Einmischung konnte sicher problematisch werden. In ihrer Position war es sicher schlimmer als in seiner. Er war frei zu tun was er möchte ohne das skeptische Augen ihn verfolgten. Sie jedoch hatte ein Amt, eine Position, eine Bürde. War er nun Segen oder Fluch für sie? Egal wie sie es sah er wird damit nicht aufhören.

"Allen Unterschieden zum Trotz ähneln wir uns doch sehr, Exellenz. So sehr man sich auch weigert das zu sehen. Vielleicht bin ich der Dämon in eurem Schatten, dem ihr euch immer wieder stellen müsst, vielleicht bin ich aber auch die Lösung. Zweck heiligt die Mittel oder sollte das sich geändert haben? Wie dem auch sei. Meine Eingangsfrage..." Erinnerte er noch mal an die Frage nach dem Angebot. Mittlerweile war er ungefähr auf ihrer Höhe, mit dem Unterschied das er im Gang stand. Zu ihr blickend. "Ihr habt nicht wirklich geglaubt mich nie wieder zu sehen oder?" Die Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, wölfisch, animalisch, dämonisch.

Will er sie verlocken? Gerade in den Momenten wo sie so sehr damit beschäftigt ist, vor sich und Ogrimar Rechtfertigung zu betreiben. Zu analysieren ob es 'gut' genug war, was sie tun. Ausgerechnet dann kommt er. War die Frage als was sie das deuten will. War es am Ende eine Fügung? Oder war es eine Prüfung? Welche Pläne hatte ihr Gott mit ihr, dass er sie immer wieder in den Fokus des Unholds stellte.
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Maryam
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#920

Beitrag: # 54267Beitrag Maryam »

 Erschrocken zog Maryam ihre Hand von dem Sarg zurück und presste diese gegen ihren Mund. Hatte sie zu viel gefordert und gewollt? Ihr Herz pochte laut und das rasende Blut in ihren Adern war vorerst alles, was sie noch hörte. Was für ein naiver Fehler von ihr. Eigentlich sollte sie es doch besser wissen und die Geduld, eine der wichtigsten Tugenden die für Artherk standen, über ihre eigenen Interessen stellen. 
 
 Demütig senkte sie ihren Kopf und legte ihre beiden Hände in den Schoß. "Verzeiht mein Meister. Meine Gefühle haben mich überrannt." Es war keine Entschuldigung, das wusste Maryam natürlich. Aber zumindest ein Versuch und zaghafte Bitte darum, dass er Milde zeigte. 

 So lange wartete sie schon und die Hoffnung, ihn endlich zu sehen und nicht nur im Geist, sondern Körper an Körper neben ihm zu stehen, war für einen Moment stärker gewesen als die Vernunft. Sie waren bereits soweit gekommen, für Fehltritte und Eigennutz war kein Platz. Schließlich galt es, einer Richtung zu folgen und dafür zu sorgen, dass Artherk nicht unterlag. Es war ihre Aufgabe, alles dafür zu tun. Die Entscheidung des Wächters, sie dafür zu auszusuchen, durfte sich nicht als falsch herausstellen. Maryam hatte es sich geschworen, ihn niemals zu enttäuschen und zu beweisen dass seine Wahl richtig war.

Umso mehr bemühte sie sich, wieder zu sich zu finden und zur Ruhe zu kommen, ihren Puls zu senken und wieder mit klarem Geist zu handeln. Sie senkte ihre Lider, während sie auch bei Artherk stumm um Verzeihung bat. 
 
"Der Name des Schlüssels lautet Freya." Mit neuer Zuversicht sah sie wieder in die Richtung des Sargs. Die Stimme ihres Meisters kam von überall und nirgendwo, seine Ruhestätte nahm sie aber stets als Fixpunkt um hier im Mausoleum Zwiesprache mit ihm zu halten. "Freya Chakai, die Adeptin der schwarzen Kirche." 

 Nachdenklich und konzentriert biss Maryam sich auf ihre Unterlippe bevor sich ein wacher Glanz auf ihren Augen zeigte und sie ungebremst und eigentlich ohne nach ihrer Meinung gebeten zu werden, weitersprach. 
"Eine gut durchdachte Strategie, den Schlüssel so öffentlich zu platzieren. Wenn mir diese Feststellung erlaubt ist." Fügte sie etwas leiser hinzu, es sollte schließlich nicht so klingen, als wäre sie davon beeindruckt. "Bisher war Freya immer im Rampenlicht der Öffentlichkeit und ein Rankommen somit fast unmöglich. Deshalb waren sie sich alle so sicher und dachten, der Verlauf der Prophezeiung wäre bereits beschlossen. Es erklärt so vieles… " Maryam hielt es nun nicht mehr auf ihren Knien. Aufgeregt erhob sie sich und unruhig wanderten ihre Augen in der Grabkammer hin und wieder her, während die Gedanken sich in ihrem Kopf fast schon überschlugen. 

 "Jetzt aber hat sich alles geändert… Durch den Verlust des Schlüssels, ist diese schwarze Niedertracht angreifbar. Sie haben ihre mächtigste Waffe verloren …" Ihren Satz führte sie stumm zu Ende. Gezweifelt hatte sie daran nie, dass eines Tages die Wende zu Gunsten Artherks kam.  Dennoch war die Bedeutung dieses Wandels, der nun zum Greifen nah war, schier überwältigend. Es dauerte ein wenig bis sie über ihre Aufregung wieder Kontrolle erlangte. Erfüllt von Tatendrang, gewachsenem Mut und Zuversicht, stellte sie sich nah an den Sarg heran und wendete sich wieder mit hörbarer Gefasstheit an ihren Mentor.  "Mein Meister, wie kann ich dienen? Was darf ich für Euch tun?"



 
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Tanuri
Geschichtenschreiber / Geschichtenschreiberin
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Registriert: Sa 30. Dez 2017, 09:57
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#921

Beitrag: # 54268Beitrag Tanuri »

Als die Stimme Landrus die Stille des kleinen Tempels durchbrach, zuckte Tanuri sichtlich zusammen. Beim Namen des finstren Lords, wie konnte das sein? WAs tat er? Für einen Moment blieb sie, ob der unwirklichen Situation, in der sie sich plötzlich befand, starr sitzen. 

Es war lange her, doch fühlte es sich in diesem Augenblick an, als wäre es gestern gewesen. Denn vergessen hatte sie nicht. Im Gegenteil. Tanuri konnte sich sehr genau an seinen einstigen Besuch erinnern. Seltsamerweise aber verhielt es sich so, dass etwas von diesem Abend, ein kleines Bruchstück, in den Schatten lag. Nicht nur einmal hatte sie versucht, es zu packen, doch ihre Hand griff jedes Mal ins Leere. Verunsicherung über sein plötzliches Auftauchen zeigte sie aber nicht, ganz gleich, wie fragwürdig dieses war.

Auch wenn die Anwesenheit Landrus wie ein Fremdkörper war, eine Beschmutzung der heiligen Stätte, vermied Tanuri es tunlichst, ihm ihr Missfallen offenkundig zu zeigen. So löste sie sich aus ihrer Starre, ihr Gesicht aber blieb in harten Konturen gelegt und ihr Blick kalt und gleichgültig.

"Seid Ihr hier um Buße zu tun?" Wohl kaum. Die Priesterin wusste um die Selbstverliebtheit der dem Tode Trotzenden und dass jene, zumindest die, die einen Funken Treue zu ihrem eigenen gottlosen Dasein verspürten, nur selten wankten. Was letztendlich ohnehin besser war, denn was sollte eine Gemeinschaft, wie die des schwarzen Lords, auch mit den Blutsaugern tun, außer sie dem Tode zuzuführen, wenn sie ihrer abstoßenden Existenz überdrüssig wurden? Körper und Seele konnten nur bis zu einem gewissen Maß gereinigt werden und ein Hintergehen und Ausnutzen des einzig annehmbaren Gottes Ogrimar war in keinster Weise zu entschädigen, ganz gleich, wie laut und herzzerreißend die winselnde und schluchzende Bitte um Erlösung klingen mochte. 

Ein schmales Lächeln huschte über Tanuris zart gezeichneten Lippen hinweg, als sie sich von der Bank erhob, um den Besucher einer eingehenderen Betrachtung zu unterziehen. "Zumindest bekleidet seid Ihr diesmal. Ich verbuche das zu Euren Gunsten."

Es war nur eine kleine Bemerkung, die nicht weiter von Bedeutung war, weshalb sie auf einen Kommentar seinerseits nicht überflüssiger Weise wartete. Ohne Furcht oder Zurückhaltung zu zeigen, trat sie stattdessen aus der Reihe der Bänke hervor und blieb neben Landru stehen, wobei sie allerdings ein gewisses Maß an Abstand einhielt. Angst mochte sie keine verspüren, denn er war hier auf ihrem Territorium. Trotzdem unterschätzte sie nicht, was er war. Auch wenn jene, die so wie er sich für diese Lebensform entschieden, die Götter betrogen, besaßen sie Eigenschaften, die Tanuri nicht aus unangebrachter Ignoranz übergehen konnte. 

"Vielleicht war es kein gutes Angebot?" Welch` ein Ärgernis es doch war, dass sie nichts über das wusste, worüber er sprach und worauf er abzielte. Ein Versehen oder gar ein gewolltes Versäumnis? Nur leicht zog sie bei dieser Überlegung ihre Braue in die Höhe. Mehr aber gab sie nicht darüber preis, dass sein "Angebot" - welcher Natur es auch immer sein mochte - bisher nicht bis zu ihr vorgedrungen war. "Seid Ihr womöglich hier, um es angepasst nochmals darzulegen und eine direkte Bewertung einzufordern?" 

Über die Plumpheit ihrer Bemühung nach Aufklärung war sie sich durchaus bewusst. Es war durchschaubar und noch dazu für sie nicht sonderlich gekonnt. Aufgrund seines überraschenden und nicht vorhersehbaren Auftritts aber die einzig mögliche Antwort auf seine Frage, ohne dabei unmittelbar das Zugeständnis machen zu müssen, dass ihr jegliche Informationen fehlten. 

Distanziert und zugleich prüfend strich ihr Blick über das Gesicht, das für sie kaum etwas mit einem Menschen, sondern vielmehr mit einem wilden, listigen Raubtier gemein hatte, hinweg, als sie sich wieder in Bewegung setzte und mit langsamen Schritten und stolz erhobenem Kopf in Richtung des Altars ging. 

Landru den Rücken zugewandt blieb Tanuri dort stehen und versuchte sich und die Situation zu sortieren. Eigentlich hatte sie darauf gehofft, in der Abgeschiedenheit des alten Tempels Ruhe und Klarheit zu finden. So vieles war geschehen und alles überschlug sich immer wieder aufs neue, nur um daraufhin eine Wendung zu nehmen, die nicht in ihren Berechnungen von Möglichkeiten einkalkuliert gewesen war. 

Doch wie es schien, war ihr auch das nicht vergönnt. Wobei sie viel weniger dieses unerwartete Aufeinandertreffen störte, als die neuerliche Feststellung, dass innerhalb ihrer Gilde anscheinend ein undiszipliniertes Eigenleben vonstattenging. Ein dürftig bewachter, halbseidener Vampir, eine ehrlose Magd, der Besuch Kadirs, der vollkommen unerwähnt blieb und oben drauf setzte sich nun anscheinend die Anbahnung eines Geschäfts, von welchem es nicht für nötig empfunden war, sie in Kenntnis zu setzen.

Konnte nur sie sehen, was diese Ansammlung an recht nachlässig zugelassenen Vorkommnissen, für das Gefüge der Gilde bedeuten konnte? Erbost ballte Tanuri ihre Hände zu Fäusten, wobei ihre Nägel sich in die weiche Haut drückten. Nein, man konnte nicht sagen, dass sie auch nur in irgendeiner Form zufrieden war. Trotzdem rief sie sich selbst innerlich zur Ordnung, löste ihre angespannte Körperhaltung und drehte sich mit einem reservierten Ausdruck wieder zu Landru.
"Also? Welches Angebot habt Ihr vorzuweisen?"Auffordernd nickte sie ihm knapp zu, bevor sie fortfuhr. 

"Ob Ihr dabei Dämon oder Lösung seid, wird sich zeigen. Wenn Ihr aber schon dabei seid zu sprechen, legt mir doch dar, welche Ähnlichkeiten Euch ins Auge gefallen sind."
Ihren Kopf legte Tanuri leicht zur Seite, während ihr Blick eisern auf ihn gerichtet blieb. Ihre Stimme hingegen war begleitet von zynischer Verachtung. "Vor der Neugier ist auch eine Priesterin nicht gefeit." 






 



 

 
Während die Szene voranschritt, verbarg Asche sich in dem nur spärlich beleuchteten Gang, der in die kleine unterirdisch gelegene Kirche führte.
Die Krähe wusste, welche Zugänge es für sie gab, die dem menschlichen Auge verborgen waren. Unruhig hüpfte sie von einem Bein auf das andere, war es doch ihre eigentliche Aufgabe gewesen, ein Pergament zu überbringen. Sie wusste aber auch um Freund oder Feind, weshalb sie sich versteckt hielt, auch wenn ihr nicht gefiel, was sie sah. Ihr Auftrag war aber klar definiert und diesem folgte sie treu.
Nicht ein jeder Vogel ist gleich ein einfacher Vogel und gerade den Krähen wird nachgesagt, sie wären äußerst klug. Und so wartete Asche wachsam und das kleine Papier an seinem Bein beschützend, ab. 

  
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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-Freya-
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#922

Beitrag: # 54269Beitrag -Freya- »

All die Stärke, die Freya versuchte aufrechtzuerhalten, konnte sie in Wirklichkeit nicht einmal annähernd spüren. Vergeblich kämpfte sie darum, die Willenskraft und die Hoffnung zu bewahren, die sie so dringend benötigte. Doch der unheilvolle Wandel schien sie mit jedem Atemzug tiefer in die bodenlose Dunkelheit zu treiben. Alles erschien surreal, so dass sie innerlich das Gefühl hatte zu beben. Ein Chaos, welches aus ihr ausbrechen wollte. Es war so unwirklich, als würde sie in einem Albtraum gefangen sein, aus dem es kein Entkommen gab.

Unbewusst presste Freya die Furcht hinunter, während die wölfischen Züge der Gräfin vor ihr aufragten wie ein verzehrtes Echo der Vergangenheit. Vielleicht war es für ein Mädchen ihres Alters zu viel, zu verstehen, wovon die Herrin der Tränen sprach, doch Freya war sich der düsteren Bedeutung der Worte mehr als bewusst, als dass ihre Gedanken selbst sich unausgesprochen den Rest ausmalen konnte.

Sie spürte nur, wie ihr Herz gegen ihre Brust hämmerte und sich ihr Magen schmerzhaft zusammenkrümmte, während die widerwärtigen Absichten in ihrem Geist nachhallten. Doch sie zwang sich, keine Schwäche zu zeigen, koste es, was es wolle.

Wie konnte sie nur immer wieder so leichtgläubig sein? Wahrscheinlich hätte das Mädchen die Umstände nicht einmal wahrgenommen, wenn die Gräfin sie nicht hinter Gitterstäbe gesperrt und mit ihren Plänen konfrontiert hätte. In ihrer Naivität hätte sie ihr vermutlich blind vertraut, als wäre es ihr Schicksal, und weder der Titel der Gräfin noch die Finsternis selbst hätten sie abschrecken können.

Unter dem Geräusch des Tors spannte sich ihr Körper jedoch unmerklich an. Flach ging ihr Atem, während das Mädchen sich nicht regte. Es kostete Freya Kraft, damit das innere Beben ihre ausgestreckten Hände nicht zittern ließ, als die Kutsche zum Halten kam.

Verunsichert sah sie zu, wie die Tür sich von außen auf der einen Seite öffnete und der gewaltige majestätische Hund umgehend ihr Sichtfeld verließ, bevor die Gräfin selbst zur anderen Seite aus dem Gefährt stieg.

Resignierend senkte Freya ihre Lider, unter denen sie das Brennen von salzigen Tränen spürte. Egal, wie sehr sie auf den Lord vertraute, sie musste sich nichts vormachen. Niemand würde sie finden und niemand würde kommen, um ihr helfen. Sie war auf sich gestellt. Eine eisige Gewissheit kroch über ihren Rücken, als würde der kalte Hauch des Schicksals sie bereits umfangen.

Unbewusst zog Freya ihre Hände zurück, als man sie alleine zurückließ und griff nach der Decke. Als würde der wärmende Stoff Schutz bieten, wickelte sie sich wieder in diesen ein. Doch wollte das Zittern nicht wirklich weichen.
Kein Traum, keine Rettung, kein wirklich klarer Gedanke, was sie nun tun sollte. Die fordernde Stimme der Gräfin drang leise, aber bestimmend an ihr Ohr, als sich im nächsten Augenblick der Verschlag von außen öffnete.

Tief atmete Freya ein und kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals an, der ihr das Gefühl gab, jeden Moment daran zu ersticken. Es blieb ihr keine andere Wahl, als auszusteigen und der Gräfin zu folgen, oder all ihren Mut zusammenzunehmen und zu fliehen.

Langsam hob sie ihre Wimpern, als die Luft zittrig ihre Lungen wieder verließ und sie sich bedacht dem Geräusch zuwandte. Auch wenn Freya sich bemühte ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, spürte sie noch immer, wie die Feuchtigkeit in ihren Augen ihr nicht gehorchen und zurückweichen wollte. Ihr leicht glasiger Blick strich kurz über den Burschen, als sie sich erhob. Zu schnell vielleicht, wie die Adeptin im nächsten Moment schmerzhaft erinnernd an ihrem Bauch merkte.

Unsichtbar mahnend zeigte die Wunde unter dem Verband dem Mädchen ihre Grenzen auf, so dass der Gedanke, aus der Kutsche zu steigen und durch das Tor hinaus zu fliehen, im Keim erstickt wurden, was sowieso zum Scheitern verurteilt wäre, wie Freya nur einige Momente später feststellen sollte.

Langsam nur setzte sie einen nackten Fuß hinaus auf den klammen Boden. Eine unnatürliche Kälte drängte sich unmittelbar bei der ersten Berührung ihrer Zehen durch ihren Körper. Als würde von ihr Besitz ergreifen, kroch die direkt über Haut des Mädchens hinweg, so dass Freya nur zögernd ihren zweiten Fuß folgen ließ. Es schien, als wäre es der Ort selbst zu sein, der sie in die Knie zwingen wollte.

Instinktiv überkam der Gedanke von Flucht sie erneut, als würden die Glocken des Felsendoms mahnend hallen. Allen Zweifeln zum Trotz und wider jedweder Vernunft blickte die Adeptin an dem Burschen vorbei. Bereit, mit einem tiefen Atemzug all ihre Kraft zusammenzunehmen und auf das Tor zuzulaufen. Es war egal, wohin. Hinein in den Wald, solange und soweit sie kommen würde. Auch wenn sie nichts außer dem viel zu großen Hemd und der Decke an ihrem Leib trug und keine Ahnung hatte wohin. Doch würde sie sich weder an einen widerwärtigen Bastard noch an ein grausames Wesen wie Fungus verkaufen lassen, um in seiner Menagerie zu enden. Alleine der Gedanke trieb sie an, einfach loszurennen.

Doch zerschlug sich die Überlegung jäh, als sie auf das geschlossene Tor sah, hinter welchem die Silhouetten der Bäume sich wie dunkle Schatten hinter den Mauern erhoben. Eine Hoffnung, welche von einer Sekunde auf die andere erstarb und sie die Ausweglosigkeit spüren ließ.

Warum? Niedergeschlagen senkte das Mädchen ihre Lider. Was für eine Prüfung war es, mit der Ogrimar sie hier auf die Probe stellte? Was wollte er sie lehren? Wofür wollte er sie strafen?

Beim Lord, sie musste sich zusammenreißen. Vielleicht konnte sie die Gräfin auch irgendwie überzeugen, von ihren Plänen abzusehen. Sie zweifelte mit keiner Faser, dass ihre Familie oder Tanuri jeden Preis bezahlen würden. Und darum schien es der Gräfin zu gehen. Reichtum und Macht. Sie müsste ihr nur zuhören und bis dahin blieb dem Mädchen vorerst nur die Möglichkeit zu folgen und zu erdulden.

Instinktiv zog Freya die Decke fester um sich und setzte vorsichtig und zaghaft einen Fuß vor den anderen. Nur ein paar Schritte, bis der Hund an ihre Seite trat. Fast wäre sie zurückgeschreckt, als Absoloms Schatten sich über sie legte, doch sah sie direkt in die Dunkelheit seiner Augen, in deren Tiefe sie meinte etwas Trauriges erkennen zu können, als würde der Ort selbst auch von ihm Besitz ergreifen. Ein bedrückender Anblick, der das Gefühl, das ihren Magen zusammenzog, verstärkte.

„Du kannst sprechen.“ Unbewusst nur schob sich ihre Hand unter der Decke hervor und es schien, als wollte sie ihre Finger nach ihm ausstrecken, um ihn zu berühren. Es sollte sie vielleicht nicht wundern, aber nichtsdestotrotz war es unerwartet. Oder waren es eher seine Worte?

„Wer soll ich sein?“ Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern, hatte sie es sich vielleicht eingebildet? Blinzelnd sah das Mädchen ihn an, bevor ihre Hand jedoch zurückschreckte sie diese im nächsten Moment unsicher wieder unter den wärmenden Schutz der Decke schob. Vielleicht fantasierte sie auch.

Für einen Atemzug sah sie in seine dunklen Augen, bevor sie sich dem Burschen mit dem fransigen Haar zuwandte, der sie an der Tür erwartete.

War es Mut oder Resignation, mit der Freya einen tiefen Atemzug nahm? Sie wusste es selbst nicht, als ihr Blick über das stilvolle Anwesen hinweg wanderte, dessen eindrucksvollen Mauern sich kunstvoll erhoben und gesäumt waren von gepflegten Beeten. Licht drang aus dem Inneren, doch auch wenn es im ersten Augenblick in all der Düsternis fast schon einladend wirkte, so trug es auf unbeschreibliche Weise keine Wärme mit sich.

In all seiner Perfektion hatte alles um sie herum Entmutigendes an sich, das sich wie ein Flüstern in ihren Geist drängte. Aufgewühlt wandte Freya ihren Blick ab, so dass das Blau ihrer Augen auf den Jungen sah, als sie barfuß ihren Weg fortsetzte und auf die Tür zuging.

Ob Absolom ihr folgte, konnte sie nicht sagen. Doch sie spürte eine Präsenz in ihrem Rücken, bis sie ins Innere trat und ihre Aufmerksamkeit sich dem Anwesen zuwandte. Zögerlich musterte sie den eindrucksvollen Eingangsbereich, von dem aus sich Treppen in ein weiteres Stockwerk zogen.

Vielleicht wäre es tatsächlich hübsch, ohne das Wissen, um den Grund ihrer Anwesenheit und die Absichten der Gräfin. Doch das Kalkül, das hinter all dem stand und welches sie zu diesem Wohlstand brachte, hinterließ einfach nur Übelkeit in dem Mädchen.

Für einen Wimpernschlag nur sah das Mädchen dabei auf seine Verbände, bevor ihr angespannter Blick sich auf seine zerbrochenen Augen legte. Die Leere darin war ihr bekannt. Sie hatte diese schon einmal gesehen. Eine gebrochene Seele, die sich dem Schicksal ergeben.

So wollte Freya nicht enden. Hörbar atmete sie ein, blieb ihr nur die Wahl zunächst nach ihren Regeln mitspielen. So schwer und bedrückend es sich anfühlte und sie schlucken ließ. Sie musste ihren eigenen Gefühlen trotzen und durfte sich ihrer Schwäche nicht hingeben. Weder Schwermut noch Mitleid, die sie beide gleichermaßen von ihrem Weg abbringen würden, so dass sie ebenfalls zu Fall kommen würde und ihre Seele in tausend Teile zerbrach.

Kraft und Glaube. Freya wusste, sie musste weitergehen. Egal, was es von ihr verlangte, ganz gleich wie niederschmetternd und aussichtslos es es sein mochte, war ihr eigener Wille vielleicht ihre einzige Hoffnung. So kam Freyas Stimme wie ein Flüstern über ihre Lippen. Leise und sanft, damit das Zittern darin verborgen blieb, als sie die Forderung der Gräfin wiederholte. „Zeigst du mir, wo ich den Salon finde?“

 
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Lorena
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#923

Beitrag: # 54271Beitrag Lorena »

Zurück in den Hallen der Legion des Schattens


Bei ihrer Rückkehr in den Abendstunden des vergangenen Tages hatte die Inquisitorin zufrieden festgestellt, dass
ihrer Aufforderung entsprochen und die Schutzmaßnahmen rund um das Anwesen der Legion aufgestockt wurden.
Ungesehen sollte niemand mehr dazu im Stande sein, das Anwesen zu betreten oder jenes wieder zu verlassen.


Nach wie vor war es der Magierin schleierhaft, wie es eine einfältige Magd ohne magische Fertigkeiten zustande
gebracht haben sollte, Adrians Schutzsiegel zu überlisten, um den Gefangenen anschließend unter den Augen der
wachhabenden Soldaten aus dem Gebäude zu schleusen. Ob der tote Stallbursche, welcher inzwischen in den
Katakomben gefunden wurde, ebenfalls in die Angelegenheit verwickelt war, ließ sich im Nachgang leider nicht mehr
aufklären. Aber eines stand fest, es waren zu viele Ereignisse, auf einmal eingetreten, als dass sie als Zufall abgetan
werden konnten.


Zwar hatte Lorena gehofft, die Priesterin in der Legion anzutreffen, aber wie es aussah hatten sie sich abermals
verpasst. Die Suche um Freya schien immer noch alle auf den Beinen zu halten. Erfahrungsgemäß jagten ihre
Gildenschwestern und -brüder jedem noch so kleinen Hinweis nach, damit die Adeptin wieder sicher und wohlbehalten
nach Hause gebracht werden konnte. Sie würden nicht ruhen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.


Aus diesem Grund wäre es möglicherweise sogar ratsam, wenn so viele Gildenmitglieder wie möglich mal wieder
zusammenkommen würden, um zu besprechen, wer bereits welche Schritte eingeleitet hatte. Sicher wäre es nicht
machbar alle zusammenzutrommeln, aber zwischendurch waren sich bestimmt einige von ihnen über den Weg gelaufen
oder hatten sich anderweitig zumindest grob über den aktuellen Stand ihrer Nachforschungen auf dem Laufenden
gehalten. Lorena selbst war zwischenzeitig jedenfalls kurzzeitig Syndra und Adrian begegnet und hatte immerhin ihre
Kenntnisse, auch wenn diese längst überholt waren, der Priesterin mit einer Krähe zukommen lassen und ebenfalls über
den Luftweg ein solches Pergament von einer anderen Gildenschwester erhalten.


Zwar konnte die Inquisitorin nicht sicher wissen, was seit jenen Begebenheiten vorgefallen war, aber so ließe sich
wenigstens vermeiden, dass wertvoll Ressourcen verschwendet wurden, um Hinweise doppelt und dreifach zu überprüfen.
Mit dem Wissen welches Lorena hatte, müsste zum Beispiel niemand mehr nach Sturmkante reisen, um den kryptischen
Hinweisen des Besuchers nachzugehen, den die Priesterin offenbar ebenfalls mit der Suche nach Freya beauftragt hatte,
da sie wusste, dass dem schon jemand von ihnen nachging.


Sie alle waren in dieser Angelegenheit aufeinander angewiesen. Nicht nur Tanuri als Wächterin der Prophezeiung oder
Oberhaupt der Gilde benötigte für ihr Vorankommen in dieser Angelegenheit das Wissen der Gilde, gleiches galt auch
anders herum. Außerdem durfte man auch nicht außer Acht lassen, dass neben der Suche nach Freya möglicherweise noch
andere Gefahren die Gilde bedrohten. Lorena wusste nicht, wie viel Zeit ihr bleiben würde, sich mit der Priesterin darüber
auszutauschen, dass ein anderer Wiedergänger als jener, den sie ursprünglich im Kellergemäuer festgehalten hatten,
ein reges Interesse an den derzeitigen Ereignissen hatte.


Sein Auftreten warf viele Fragen bei der Eismagierin auf, aber letztendlich hatte er der Inquisitorin ein Ultimatum
gestellt. Entweder sie würden einen Preis bezahlen und somit einen Verbündeten gewinnen oder aber er würde sich gegen
sie stellen und es sie alle bereuen lassen. Für sich betrachtet kein ungewöhnliches Angebot, aber ein unbestimmtes Gefühl,
welches sie seit dem Gespräch mit Landru begleitete, ließ sie nach wie vor mit sich hadern, wie sie sich entscheiden sollte.
Aber solch eine heikle Angelegenheit wollte sie mit Priesterin wenn auch persönlich besprechen, auf den letzten Brief,
den sie Tanuris Krähe übergab, hatte sie keine Reaktion erhalten und den Vogel seither auch nirgends mehr gesichtet.
Es war also viel zu gefährlich jenen Weg der Kommunikation erneut zu wählen.


So blieb Lorena wohl vorerst nichts anderes übrig, als auf die Rückkehr Tanuris zu warten, da sie nicht wusste, wo jene zu
finden war. Ebenso wie auch der Rest der Gilde legte nämlich auch die Priesterin niemandem über ihren Verbleib
Rechenschaft ab.

 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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Adrian
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#924

Beitrag: # 54272Beitrag Adrian »

Ogrimars Pläne waren undurchschaubar. Obwohl sein Wille sich nicht in seiner ganzen Pracht offenbarte, gab es keinen Raum für Zweifel. Alles geschah in seinem Namen, und für den Dunkelmagier waren die Ereignisse unmissverständliche Zeichen.

Jede Figur auf dem Spielfeld hatte seine eigene Bestimmung und es war vollkommen gleich, ob sie nun bewusst dem einzig Wahren dienten oder unwissentlich ihrem unvermeidlichen Schicksal folgten. Selbst dem treuesten seiner Krieger blieben die Wege und Prüfung oft genug verborgen, sodass sich die Absichten erst zeigten, wenn man sich ihnen ihrer brutalen und gnadenlosen Konsequenz stellen musste.

Versagen war etwas, das Adrian dabei in keiner Weise für sich duldete. Umso mehr zwangen ihn nun die Rückschläge selbst sein Handeln und seine bisherigen Bemühungen zu überdenken, seit er vor langer Zeit in den Felsendom betreten hatte. Eine simple Aufgabe, die einen für ihn unvorhersehbaren Verlauf mit einer Vielzahl von Konsequenzen genommen hatte.

Lautlos fiel hinter Adrian die Tür ins Schloss und verschwand zusammen mit dem schwachen Lichtkegel in den Schatten. Als er die Katakomben Kadirs verließ, empfing ihn bereits eine kühle Abendluft. Auch wenn der Fuchs ihn noch auf einen Umtrunk eingeladen hatte, so hatte Adrian diesen abgelehnt.

Die Informationen, die er von dem König der Diebe erhalten hatte waren vielschichtig und einige Details sorgten dafür, dass der Magier sich konzentriert mit ihnen auseinandersetzen musste. Nichts Anderes hatte Adrian tatsächlich erwartet. Denn ganz gleich, wie einfach und umgänglich der Fuchs wirken mochte, er war ein Geschäftsmann durch und durch und beherrschte die Unterwelt Sturmkantes ganz sicher nicht allein durch sein Charisma.

Manche Anmerkungen Kadirs waren allerdings nicht gerade das, was Adrian hatte hören wollen. Freundschaftlich gemeint oder nicht. Einige seiner persönlichen Randnotizen waren sehr direkt. Jedoch schätzte Adrian am Ende die unangenehme Wahrheit deutlich mehr als eine schön verpackte Lüge. Eine solche ließ manches zwar so viel einfacher erscheinen und man konnte sogar seine Schwächen vor sich selbst verborgen halten, doch war es am Ende nicht mehr als eine Illusion, welche schnell von der Realität eingeholt werden konnte.

Für einen Moment strich das Dunkel seiner Augen über die gegenüberliegende Mauer hinweg, bevor der Magier sich ohne Umschweife beherrscht davon abwandte.

Seine Hände in den Manteltaschen verborgen, trat er gelassen aus der Gasse hervor und betrachtete distanziert die vereinzelten Menschen, die sich in ihrer Bedeutungslosigkeit auf den Straßen herumtrieben, um entweder den Weg in ihr Heim oder in die örtliche Taverne zu suchen.

Die banalen Wege, die ihre simplen Gemüter suchten waren in keiner Weise für ihn von Interesse. Sie erfüllten ihren Zweck im Namen des Lords und er den seinen. Sein Blick wanderte konzentriert über die einzelnen Schatten hinweg, die an ihm vorbeizogen. Nicht, dass er jetzt noch Gesellschaft erwartete. Doch die jüngste Vergangenheit hatte ihnen ungeschönt offenbart, stets mit dem Unmöglichen rechnen zu müssen.

Adrian war sich bewusst darüber, dass auch wenn noch kein Pergament es an den Mauern proklamierte, der Krieg hatte längst begonnen. Ein Krieg in dem Naheniel bereits einige Schlachten gewonnen hatte. Doch bisher hatte der Dunkelmagier sich aus guten Gründen zurückgehalten. Bis jetzt.

Schweigend betrat Adrian die Taverne. Nicht mehr als ein Schatten, welcher umgeben von der einkehrenden Kälte der Nacht den Schankraum betrat. Entschlossen durchkreuzte er den Schankraum, und ging auf die Theke zu.

„Whiskey.“ Kam es nur knapp über seine Lippen, bevor er mit einem knappen Blinzeln seinen Blick über die einfachen und unbekannten Gesichter streifen ließ. „Das macht drei Silberlinge.“ Ein kühler Glanz lag in seinen Augen, als er das schon leicht faltige Gesicht des Mannes vor sich betrachtete, der offenbar hart für sein Auskommen arbeiten musste.

Für einen Atemzug musterte er den Wirt, bevor Adrian ihm drei Münzen auf den Tisch legte und mit seinem Glas an einen der hinteren Tische ging. Ein Platz, der selbst nur spärlich beleuchtet ihm jedoch uneingeschränkt den Schankraum überblicken ließ.
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
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Landru
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#925

Beitrag: # 54273Beitrag Landru »

Buße tun. Das wäre interessant. Er spielte es in Gedanken durch was er beichten könnte. "Vergebt mir Lord, ich habe .. getötet, leiden lassen, habe Seelen ihrer Bestimmung entrissen und ihnen eine neue gegeben? Ich labe mich am Leben.. ich nehme was mir gebührt und erhebe mich.. gegenüber jene die sich nicht behaupten können. Sagt mir Priesterin, was davon.. ist in den Augen eures Herrn wirklich eine Sünde?" Die Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Er wiegte den Kopf während der rötliche Blick ihrem Rücken folgte. "Das ist was die meisten der euren nicht verstehen, die Stärke sich zu nehmen und es zu behalten. Wie verfahrt ihr mit den Schwachen, werden sie nicht aussortiert. Ogrimar ist kein Samariter, er hält nicht die Hand hin um einem gefallenen aufzuhelfen. Oder irre ich mich? Vielleicht.. habe ich mehr verdient den Segen zu bekommen als mancher in euren Reihen." Er lachte fast ein .. höhnisch. Ja durchaus. Er kannte manche dieser Seelen die sich verlocken ließen, die doch nicht so fanatisch waren wie sie vorgaben. Vielleicht gibt es Abstufungen, aber.. dann hätte er ja.. recht. Ups.

Die Finger strichen über seine Flanken. "Nur für euch." Das war eine Lüge, dass weiß sie. Aber es suggeriert zumindest ein wenig Anstand oder Scham. Etwas was ihm völlig gleich war, aber was tat man nicht alles um sich zu erfreuen.

Er nickte langsam. "Es war in der Tat kein gutes. Es war für mich außerordentlich ... entgegen kommend. Ich schätze es aber nicht mich .. wie einen Bittsteller zu behandeln. Was bedeutet, der Preis ist gestiegen. Ihr sucht etwas.. ich weiß wo es ist. Je länger ich darüber nachdenken konnte.. um so mehr wird mir bewusst, wie verflucht billig ich es euch verkaufen wollte. Also.. ist es sogar gut, dass die Reaktion ausblieb, denn so kann ich mein Angebot verfeinern." Er schnalzte mit der Zunge. "Dazu gibt es .. wenn nicht euch, auch andere Interessenten die.. gewiss .. williger sind mit mir zu handeln. So.. hat die weiße Kirche Interesse gezeigt und ich denke es gibt auch neben dem offensichtlichen Erzfeind genug die dafür zahlen werden." Er schnipste mit den Fingern. "Wissen ist.. kostbar. Leben ist kostbar. Ihr ward schon immer sehr widerstandsfähig.. und trickreich." Sonst hätte sie damals niemals entkommen können als sie noch klein und schwach war. Er hatte sie tatsächlich übersehen. Doch es war gut so.

Sie bekam keine Ruhe, nicht vor ihm. Schlimmer noch, er würde sie noch viel mehr fordern. "Der Preis ist simpel Priesterin. Nicht länger eurer Blut.. sicher könnte ich und meines gleichen viel damit anstellen. Wir könnten .. die Bedenken hatte eure Inquisitorin auch. Also.. das was ich fordere ist viel weniger relevant für Magie. Mein Wissen und meine Hilfe für eure Gebärmutter." Nie wieder schwanger klang doch toll, aber gleichzeitig was zum Henker. Ja diese Frage dürfte sie sich stellen. Vor allem das wie und warum. Dinge die viel Stoff für die Träume in der Nacht bargen. Er kam auf den Punkt ohne es schön zu reden. "Ein simpler Eingriff,wahlweise könnt ihr natürlich auch Mutter spielen, aber ich denke das wollt ihr nicht."

"Ihr versucht eurer Position gerecht zu werden. Ihr zweifelt. Selbst im hohen.. Anspruch eurer Position behaltet ihr eure .. Fassung. Wir wissen das nötig ist. Das Schwäche sich sofort rächt. Aber was wenn ihr diesen Krieg nicht alleine gewinnen könnt. Dieses Mädchen.. zerbricht langsam." Er will Druck machen. Das konnte sie merken. Was davon, wahr ist und was er wirklich vorzuweisen hat bliebt unklar. Die schleichende nagende Frage die sich aber stellen wird, ganz unweigerlich, ist die Frage was.. was wenn er es weiß. Was wenn er es doch sagen kann, die Suche beenden.. was wenn die Möglichkeit besteht, dass diese Kreatur wirklich die Adeptin zurück bringen kann. Wenn sie ablehnt, besteht die Gefahr das er die Information woanders hinbringt. Wenn sie zustimmt besteht die Gefahr, das er sie betrügt und belogen hat. Wie sie es dreht oder wendet, es gibt keine Sicherheit für die Wahrheit.

"Ich würde ja euren Bruder fragen, er hat nur keine.. " Meinte er dann ein wenig trocken. "Das ist ein Problem." Womit die dritte Figur im Bunde wäre, die möglicherweise für seine Information zahlen würde. Wieviel Druck kann sie ertragen. Landru verfolgte seine eigenen Ziele, egal was es kostet und wenn sie darunter zusammenbricht und er beide Kirchen anzünden muss, die Welt in zwei reißen müsste, er würde seine Ziele verfolgen. Was also wusste der Unhold wirklich, wieviel war Halbwissen, wie viel war Bluff und war er wirklich mit anderen im Bunde oder hatte Möglichkeiten von denen sie nichts wusste. Vielleicht war er auch nur darin gut sie zu belügen. Wer weiß.

 
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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