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Fenja
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 36
Registriert: Fr 16. Feb 2018, 23:28

#26

Beitrag: # 54252Beitrag Fenja »

Noch bevor sie ihrem Bruder aus dem kuscheligen Verließ Latorias hinaus folgte, sah Fenja an der Schwelle über ihre Schulter hinweg nochmals zurück. "Sei nicht zu traurig, meine kleines Blümchen. Vielleicht haben wir ja ein bisschen später Zeit, um miteinander zu spielen." Frech zwinkerte sie Latoria zu, die eindeutig schon bessere Tage bezüglich ihres Aussehens gehabt hatte. Doch mit einem netten Kleidchen, einigen Bürstenstrichen und einem Waschlappen würde sich selbst aus ihr wieder etwas machen lassen. Gut möglich war es trotzdem aber auch, dass sich der Aufwand für das aufständische Biest gar nicht lohnte. Früher oder später würde es sich gewiss zeigen, was man mit ihr noch anfangen konnte, oder ob sie für nichts zu gebrauchen war und ihr Verstand sich als ähnlich nutzlos ergab, wie ihre für sie derzeitige Situation. 

Erst einmal ging Fenja mit federten Schritten Landru hinterher und hörte seinen Ausführungen mit einem verborgenen Grinsen zu. Es hörte sich in einer nicht unbeträchtlichen Art ziemlich hinterhältig an, weshalb er nach der Anwesenheit Corylas verlangte. Den einen verworrenen Geist gegen einen anderen einsetzen. Wie erfrischend abwechslungsreich es sein könnte, einen Verstand nicht zu brechen, sondern ihn derart in Mitleidenschaft zu ziehen, dass er nicht mehr wusste, was wahr und falsch war.

Noch viel mehr aber gefiel Fenja die Vorstellung, wenn es gelang, Latoria zu einem willenlosen Spielzeug und einer Waffe zu machen, die sich dem Willen und den Launen des Clans unterwerfen musste. Und ihr dann nicht einmal mehr ihre eigene Gedankenwelt gehörte und sie vergaß, wer sie war. Dann blieb ihr tatsächlich nichts weiter übrig, als sich selbst freiwillig aufzugeben. Wie gerne würde sie jetzt schon begeistert in die Hände klatschen. Wenn das Zitronentörtchen erst ohne Widerstand eine Marionette wurde, die noch dazu darum bat, dass man sich ihrer annahm, wäre dies eine Freude, die einem Festmahl an an frischen Körpern und warmen Blut gleichkam. Lagoria als eine willenlose Kreatur, ein geistloses Püppchen, das ihr ewiges Dasein in einer Gesellschaft fristen und ertragen musste, die sie sich gewiss niemals gewünscht hatte. Und das alles noch ohne eine Chance des Entrinnens. 


Erst als Landru seine Erklärungen beendete, zeigte Fenja ihm das breite Lächeln für ihn sichtbar auf ihrem Gesicht, verschränkte ihre Hände hinter ihrem Rücken und stellte sich auf ihre schuhlosen Zehenspitzen, um etwas näher an ihn heranzureichen, da er, im Gegensatz zu ihr, eine wesentlich imposantere Statur aufwies. "Hach mein geliebtes Brüderchen, Du hattest mich schon, als Du Coryla erwähntest." Sich kicherte leise und wippte ausgelassen einige Male auf ihren Füßen hin und her.

"Aber es ist wirklich sehr erhebend für mich, dass Du darauf baust, ich könnte die Irrsinnige davon überzeugen, mitzukommen. Kann ich das als offenes Lob an mich verbuchen?" Das zunächst noch heitere Lächeln wandelte sich zu einem wirren und selbstvergessenen Ausdruck, bevor sie, ohne zu zögern oder auf weitere Erklärungen zu warten, an das Portal herantrat.

"Verirrte Geister finden immer zueinander. Ihnen offenbaren sich nicht selten Dinge, die anderen verborgen bleiben." Murmelte Fenja leise und legte ihren Kopf ganz sacht auf die Oberfläche. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bevor sie zufrieden ihre Nase kraus zog und nun doch endlich aufgeregt in ihre Hände klatschte. "Ich kann sie hören." Sprach sie mehr zu sich selbst als zu Landru. "Könnt ihr sie auch hören?" Auch diese Frage war gewiss nicht an ihren Bruder gerichtet, sondern den zahlreichen Stimmen gewidmet, die in ihrem Kopf lebten und nun umso mehr tobten und laut wurden, da sie auf ein Abenteuer hofften und auf eine Gesellschaft, die mehr ihrer eigenen Weise entsprach.

Ohne abzuwarten, ob Landru noch etwas zu sagen hatte, lauschte Fenja auf die ständigen Begleiter, die sie plötzlich alle gemeinsam und im donnernden Gleichklang aufforderten:
"Lass Dich fallen." 


Sie musste nicht hinterfragen, ob dies eine kluge Idee war, schließlich waren die Stimmen immer treu und ehrlich zu ihr gewesen. Selbst dann, wenn sie es als spaßig empfanden, ihren Geist durch Tricksereien, Seltsamkeiten und immer wieder dazugekommene fremden Klängen weiter zu verwirren und von der Welt der Normalität fortzuführen. 

Mit einem Schlag und ohne große Umschweife stand sie also bereits im nächsten Moment in einem der unverkennbaren Räume, die zu Madrigans spezieller Einrichtung gehörte. Fenja schmeckte den metallischen Geschmack von Blut auf ihren Lippen und fühlte den Wahnsinn, der jeden Ziegelstein förmlich durchdrang. Mit vollkommener Begeisterung auf ihrem Gesicht und angenehmer Spannung, die ihren Körper erfüllte, sah sie sich um. "Entzückend!"
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Doch über den Wolken
und unter dem Meer, 
hinter all Deinen Sünden, 
werd ich Dich finden!
 

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Coryla Vykos
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 20
Registriert: Fr 13. Mai 2011, 10:08

#27

Beitrag: # 54264Beitrag Coryla Vykos »

Madrigans Irrenhaus

Der Spiegel war offen für jene die wussten um die Wahrheiten. Natürlich waren Wahrheiten nicht immer gleich Wahrheiten. Am schlimmsten wenn die Wahrheit sich als Lüge tarnt. Oh weh dir. Manchen hat es die Windungen gesprengt, wenn sie versuchten den Spiegel zu durchblicken. Es hat sie entrückt, verrückt, verschoben könnte man sagen. Sie mussten nicht alle vom malkavianischen Blut sein, um von der Gabe zu kosten. Der einzigen Gabe die Lüge und Wahrheit zu gleich war. Die Fragen wurden Antworten, Antworten zu Fragen und zwischen durch verschob sich einfach nur das Komma. Der Sinn erbricht sich schließlich in den Zeilen und vergisst sich völlig. "Willkommen, Königin. Seid unser Gast."

Es war ein Moment nachdem sich der Durchgang des Spiegels hinter ihr schloss. Aber sie wusste es. Sie wusste das sie da war. Das Haus war voller Leute. Es war nie leer. Schwester, Pfleger und Doktoren. Sie alle hatten schon lange vor ihrer Zeit ihren Verstand verloren. Es war also die perfekte Unterkunft und fiel nicht auf, wenn sie hier und da ein wenig an den Schrauben drehte. Ein wenig an den Gedanken webte.

"Der Brutkönig schickt euch. Der flüchtige Duft von Fleisch hängt noch an euch. Materieller Unrat, verrottend und alternd. Sie wird seinen Namen nicht erwähnen. Noch nicht. Erst.. erst müsst ihr heilen. Nicht euch. Keine Sorge.. wir zeigen euch." Das Wispern erstarb einen Moment. Die Tür an der Wand öffnete sich und eine Schwester trat ein. Sie trug eine Schwesterntracht also war sie vermutlich eine. Sie wirkte recht unbeschadet. Bis auf das nervöse Zucken des unteren Augenlides. Sie trat bei Seite und gestete Fenja den nächsten Raum zu betreten. Ein Raum wie jeder andere oder auch nicht. Einmal hindurch.. einmal betreten und herum gedreht, war die Schwester und auch die Tür fort. Einfach ein viereckiges leeres Zimmer. Ohne Fenstern und Türen. Nur sie alleine. Bereits in der Realität einer Anderen.

"Sie ist vom königlichen Blut und doch keine Königin.. sie ist vom Adelsgeblüt und doch kein Adler. Hochfliegen, tief fallend.. und doch nicht scheiternd. Wenn sie .. bereits ist uns zu helfen, werden wir hören was der Brutkönig will. Oh wir erinnern uns an den Vater.. so ein edler Mann. Wilde Augen voller Wahrheit und Weisheit.. sie hätten die Lilie auf erwägen sollen, aber wir werden nicht zweifeln an des Blutgottes Entscheidungen.. sein Wille.. sei unserer." Ein tiefes Seufzen folgte. So ganz war sie wohl nicht einverstanden. Landru hatte nicht untertrieben, Coryla konnte ihn nicht leiden. Doch sie zweifelte nicht an Kains Entscheidung und war auch nicht unloyal. Sie folgte wenn es nötig war. Aber sie verriet deswegen nicht gleich den Clan nur weil ihr der Regent nicht schmeckte. Für sie existierte mehr als eine Wirklichkeit, wieso sollte sie sich um diese eine scheren. So viele andere.. waren frei von dem ungewolltem Geschöpf.

In den Ecken flimmerte es einen Moment als sich die schmale Gestalt der Malkavianerin aus den Schatten schälte. Wie ein Chamäleon das sich tarnend an die Wand gestellt hatte. Jetzt wurde es klarer. Die roten Haare, die Züge des Gesichtes, leicht entrückt und als wäre Kajal die Wangen runter gelaufen, aber dem war nicht so. Es war einfach das Bild des inneren, wenn es nach außen scheint. Wunderschön und zu gleich so zerstört. Wie die zerrissene Robe die sie trug. Es war nicht relevant ob sie heile war. In ihrer Welt oder in den vielen, war sie oft heile und genauso oft kaputt. Es machte aber keinen Unterschied. Das Whispern in diesen Räumen nahm zu mit ihrer Präsenz. Die vielen Stimmen, die sich erhoben, waren größtenteils nicht zu verstehen. Nicht für Fenja, nicht für sie selbst. Nur wenige ihres Blutes konnte sie filtern, daraus logische Sätze bilden und verstehen. Die nicht in Worten sprechen sondern in den Visionen oder Bildern, kryptisch und abstrakt das manchmal die Bedeutung einfach nur Kuchen war und manchmal die Formel für den Stein der Weisen wenn man so will. Doch zu verstehen was .. was war, es zu erkennen war eine Aufgabe der Unmöglichkeit. Die Wahrheiten des Universiums bleiben also weiterhin .. ein Rätsel und doch hin und wieder sickerte was durch. Ein kleiner.. winziger Schnipsel Wahrheit.

Oder war es eine Lüge? "Sag uns. Was wenn die Welt die ihr kennt, nicht die Wahrheit ist? Was.. wenn sie .. eine Illusion ist. Mächtige Schattenweber. Große Illusionisten. So viele könnten es glauben machen. Wer sagt, dass diese Welt jetzt.. die Rechte ist? Vielleicht ist sie.. nur ein Gedankensprung.. mh? Ein.. eine Idee. Eine großartige Idee." Sie lächelte versonnen. "Wenn sie aber wahr ist, dann wäre es töricht an eine .. Illusion zu glauben. Aber wäre sie wahr.. gäbe es Türen und Fenster.. oder? Es kann nur eine Illusion sein, denn wir sind ja hier. Wie aber sind wir reingekommen.. durch eine Idee. Ideen öffnen Türen. Also ist es doch wahr, nicht wahr?"
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Clan der Vampire - Erstgeborene der Malkavianer
Sie sieht im Spiegel, der zerbricht - die Wahrheit in ganz and'rem Licht.
Sie ist die EINE, die doch Viele sind

Tochter des Orm Rothaar und Donna Rothaar - verheiratet mit Tristan Vykos
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Islaf
Knecht / Magd
Beiträge: 5
Registriert: So 29. Okt 2023, 19:29

#28

Beitrag: # 54265Beitrag Islaf »

Der Schneider war nicht besonders angetan ins Moor zu gehen. Es war dunkel und unheimlich und so mancher war im Nebel verschwunden, der sich dort unnatürlich verbreitet hatte. Allerdings lange vor seiner Geburt schon und vor der seines Vaters. Es war einfach als wäre es immer schon da gewesen und die Schauergeschichten über das Moor wurden von Familie zu Familie weiter gegeben. Er dachte eine Weile an seine Schwester. Wo sie sein würde? Ob es ihr gut ging. Mit seinem Handwerkskorb folgte er dem Pfad. Es war faszinierend wie der Nebel sich vor ihm öffnete und den festen Boden zeigte. Als wüsste das Moor wer ihn gerufen hatte. Vielleicht lag es an dem Band? Er kann es unmenschlich Knurren hören im Nebel, manchmal glaubt er auch Augen zu sehen, die ihn beobachten. Eigentlich sich vorstellen sich auf ihn zu stützen, es aber dann nicht tun. Er atemte tief durch und beschleundigte seine Schritte. Bis sich tief im majestätischen Nebel die schwarzen Steine der Schlossauffahrt zeigten. Das Tor sich schwer aus dem Nebel schält und das Gemäuer preisgab. Ihm schauerte es.

Er war noch nie in einem Schloss gewesen. Selbst nicht in dem von Silberstreif nicht. Sein Klientel war eher einfacher Natur und der König und seine Familie hatten eigene Schneider. Als er so den Gang entlang schritt war er durchaus beeindruckt von der Größe. Die alten Gemälde erzählten eine Geschichte. Die Personen darauf kennt er nicht. Manche wirkten bedrohlich, andere wunderschön und lieblich. Er traf niemanden. Es ist als wäre er eine Maus in einem Labyrinth und die Bewohner warteten nur darauf das jemand die Glocke zum Speisen schlug. Er eilte weiter. Wo musste er hin? Tatsächlich wusste er es nicht direkt.

Er eilte immer hektische durch die Gänge, bis er von einer großen Gestalt gestoppt wurde. Er senkte den Blick. "Zum Keller geht es dort entlang. Sie ist sehr tückisch, du solltest vorsichtig sein. Aber wenn du deine Sache gut machst.. wird es dein Schaden nicht sein. Versuch nicht zu sterben." Der Schneider nickte langsam und die Finger klammerten sich fest um den Tragegriff seines Handwerkskoffers. Die Knöchel traten weiß hervor. Er versuchte keine Angst zu zeigen, aber er kann es nicht ganz unterdrücken. Er wäre so gerne viel mutiger, aber er war es nicht. "Ja, Mylord." Eine fahle Hand griff nach seinem Kinn und zwang seinen Blick hoch. Ihn ansehend. Diese Kreatur die in sein Leben getreten war, dieses Wesen das er nicht begreifen kann. "Sie wird deine Angst riechen und sich daran laben. Weiche nicht ab vom Weg. Nun geh.. folge dem Flur und dann die Tür zu linken." Er ließ ihn wieder los und er fühlte wie auch die Kälte wieder etwas wich. "Ja Mylord." Sein Kiefer schmerzte von der angestrengten Haltung. Von dem zusammenbeißen der Zähne um sich unter Kontrolle zu behalten und die Furcht nicht siegen zu lassen. Wie konnte es sein, dass er entgegen aller Stimmen in ihm tut was ihm aufgetragen wurde? Wie konnte es sein, dass er dieses Wesen trotzdem als faszinierend empfand. Das war wider jeglichem Selbsterhalt und doch konnte er nicht anders als folgen, als er gerufen wurde.

Es war als stieg er in sein eigenes Verderben herab. Die kargen Wände, die Treppe hinunter ins Verlies. Er war nicht sicher ob er was sagen sollte oder ob es normal war, dass man Gefangenen einen Schneider zu teil werden lässt, aber er würde es nicht in Frage stellen. Er wünschte sich nur, es wären normale Bewohner Lichthafens. Dann würde er sich nicht fühlen wie der letzte Angsthase. "Hallo?" Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Es war nicht sonderlich hell, aber auch wenn seine Augen nicht gut waren, so konnte er nach einer Weile wie jeder Mensch Konturen und Schatten erkennen. Er suchte in dem Raum nach einer Lampe und hatte wohl auch Glück eine zu finden. Er kramte nach seinem Zunderstein um die Lampe zu erhellen. Warmes Licht in diesen kalten Wänden. "Hallo? Ich wurde geschickt um .. ich bin der Schneider." Wo war die Frau für die er schneidern sollte? Er erreichte die Kammer mit dem Tisch und den Ketten, aber niemand war auf diesem Tisch festgebunden.

Lorrens Schicksal war bedauerlich, aber am Ende war genau das sein Sinn gewesen. Ob es reichte um ihn zu schützen? Er stellte den Korb auf den Tisch. "Mein.. mein Name ist Islaf. Ich bin Schneider.. sagte ich schon oder? Verzeihung." Er legte die Hände auf die Tasche und wartete. Hier am Tisch fühlte er sich sicherer. Er weiß es ist eine Lüge, ein Betrug sich sicher zu fühlen. Er war wie eine Maus die der Katze ein Kleid nähen sollte.
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Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider.
Er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie paßten auch heute noch.

George Bernard Shaw
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Fenja
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 36
Registriert: Fr 16. Feb 2018, 23:28

#29

Beitrag: # 54270Beitrag Fenja »

Der Wahnsinn trug seinen ganz eigenen Geruch. Nicht unangenehm, wie man vielleicht meinen mochte. Zumindest empfand Fenja diesen nicht als solchen. Wenn es andere taten, konnte sie nur empfehlen, sich nicht von Vorurteilen bezüglich geistiger Gesundheit beeinflussen zu lassen, sondern einfach die Augen zu schließen und alles von sich zu schieben. So manch einer wäre bestimmt überrascht, welche Welten sich eröffneten, wenn man bereit war, sich von der Leichtigkeit eines losgelösten Geistes an der Hand nehmen zu lassen und gemeinsam mit ihm eine ganz eigene Reise zu unternehmen. Eigentlich hätte sie selbst gerade gar nichts dagegen gehabt, sich einfach im Schneidersitz auf den Boden zu setzen, den Stimmen zu lauschen und versonnen mit einer ihrer filzigen Strähnen zu spielen, während sie freudig mit den Absurditäten, die ein Verstand schaffen konnte, einen Spaziergang unternahm. 

Aber dafür war sie ja leider nicht hier. Landru erwartete Ergebnisse, auch wenn er sie noch so freundlich um ihre Mitarbeit gebeten hatte. Sie mochten keine innige geschwisterliche Liebe und familiäre Verpflichtung füreinander verspüren, derartiges wäre für einen Vampir nach ihrer Meinung als äußerst tragisch und bedenklich einzustufen, trotzdem gab es nun einmal die von ihrem Dasein bestimmte Hierarchie. Selbstverständlich erlaubte es diese sich zu widersetzen und sich nicht unterzuordnen. Weder brannte man lichterloh oder zerplatzte in einen ekligen Klumpen aus Schleim, wenn man Aufgaben, Wünsche oder Befehle einfach ignorierte oder ihnen ganz offen keine Folge leistete. Und doch gab es Gesetze, ob niedergeschrieben oder nicht machte keinen Unterschied. Landru war als Lordregent das Sprachrohr Kains. Und Kain verweigerte man sich nicht.

Mit beschwingten Schritten und neugierig leuchtenden Augen, folgte Fenja der Schwester in den nächsten Raum hinein. Begeistert darüber, wie im nächsten Moment die Schwester mitsamt der Türe verschwand und nur noch Mauern um sie herum waren, klatschte sie aufgeregt in ihre Hände. "Es ist so nett hier!" Sie strich mit ihren Fingern über eine der Wände. Nicht deshalb, um das Zauberwerk zu durchschauen, sondern vielmehr um sich noch weiter daran zu erfreuen. Genauso wie an dem Raum, der klein und zugleich groß war, der Gefängnis und Freiheit bedeuten konnte. Irgendwie, so musste sie einräumen, glich es schon einer äußerst bemerkenswerten Aufmerksamkeit Landrus, sie hierherzuschicken. Sie kannte einige Stockwerke aus Madrigans Haus, dieses Zimmer war ihr aber völlig unbekannt und aus allen Ecken flüsterten ihr Stimmen entgegen, die sie einluden, recht lange zu bleiben. 

"Was für ein überaus ansprechendes Gemach Ihr Euch gesucht habt. Madrigan muss einen Narren an Euch gefressen haben, Euch dies als Behausung zu überlassen." Keine Tür hinein, keine Tür hinaus. Alles war so einfach und zugleich doch so reich an Komplexität. Andere würden diesen Raum bestimmt als einengend empfinden und sich vor den wirren Auren, die hin- und wieder hersprangen, fürchten. Für Fenja hingegen fühlte es sich an, als wäre sie ein Kind auf einem Jahrmarkt, welches mit großen, begeisterten Augen die bunten Waren der Händler betrachtet und aufgeregt auf die Vorstellung des Zauberkünstlers wartet. 

Es fiel ihr schwer, sich von der Magie des Wahnsinns, die aus allen Ritzen der kühlen Mauer und des Bodens auf sie einwirkten, nicht hinfort tragen zu lassen. Bemüht konzentrierte sie sich auf die Stimme Corylas und lehnte sich gegen die Wand, die ihr ganz eigenes Leben inne zu haben schien. 

"Was für ein faszinierendes Gedankenspiel." Sie klopfte mit ihren Fingerspitzen gegen den Stein, als könnte sie die Stimmen, die sie aus diesem hörte, damit hervorlocken und einladen, sich an dem Gespräch zu beteiligen. "Ist die Welt wirklich, oder ist sie es nicht? Es wäre vermessen zu glauben, diese Frage beantworten zu können." Verzückt begann sie zu lächeln und sah Coryla nun etwas genauer an. Fenja kannte nur die Mythen, vielleicht auch Aufzeichnungen und weiter erzählte Geschichten. Diese kamen aber nicht annähernd an das heran, was sie sah und ihr geboten wurde. Wobei, nein, sehen war nicht korrekt. Es war viel eher das, was dem Verstand verborgen blieb und deshalb umso faszinierender war, wenn man sich traute, dahinter oder in den Abgrund zu blicken - je nachdem, wo man gerade stand. 

"Hm." Nachdenklich schloss Fenja nur eines ihrer Augen und ließ sich langsam auf den Boden sinken. "Vielleicht besteht der Wahnsinn darin, sich die Frage nach der Wahrhaftigkeit der Welt zu stellen und zu erkennen, dass es keine Antwort gibt. Während jene dort draußen," sie hob eine ihrer Hände und zeigte gegen ein Fenster in der Mauer, welches es nicht gab, "daran festhalten, ihre Realität, ihr ganz eigenes Konstrukt, geformt aus ihren Vorstellungen einer für sie ansprechenden Wahrheit, in welcher sie die Wirklichkeit ausblenden können und sie nicht sehen müssen, wenn sie nicht wollen - da wagen solche wie wir es, genau diese Welt zu hinterfragen und finden genau darin die Erfüllung, zu akzeptieren, niemals sicher wissen zu können. Ist es möglich, dass gar nicht wir die Verrückten sind, sondern vielmehr die anderen?"

Leise kicherte sie bei der Vorstellung, dass die Welt besiedelt war von Wahnsinnigen, während sich nur eine handvoll derer, die sich der Wahrheit über Realität und Illusion bewusst waren, im Irrenhaus befanden. Ganz angetan von der Fragestellung und der vorhergehenden Bewertung Corylas, hob Fenja nun ihren Kopf und ihr Kinn etwas höher, ganz so, als säße eine prunkvolle Krone auf ihrem Kopf. Ob Königin, Lumpenprinzessin oder nichts von alledem. Das Blut war es, was einen krönte und zu dem machte, was man war. "Helfen soll ich?" Sie spannte ihren Körper und richtete mit monarchisch anmutender Haltung ihre Stimme fest und bestimmt in die Richtung der Malkavianerin, während sich ein verschlagener Ausdruck, der so gar nicht zu königlicher Disziplin passen wollte, auf ihrem Gesicht zeigte. "Nennt mir Euer Begehr."

 
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Latoria
Schmied / Schmiedin
Beiträge: 59
Registriert: Sa 11. Okt 2014, 23:15

#30

Beitrag: # 54275Beitrag Latoria »

Wie fühlte es sich an? Das Lösen der Fesseln und Ketten, der Menschlichkeit und die Entfesselung der Gier. Schmerzhaft und befreiend zugleich. Der endlose Drang, die fehlende Moral, die der Durst mit sich brachte. Die Kraft und die Gewalt, mit der schlichtweg nach dem Leben griff und es den schwächlichen Menschen aushauchte. Ein Schicksal, welches ihre vergängliche Lebensspanne nur geringfügig verkürzte, da der Tod sie früher oder später sowieso ereilen würde.

So dienten sie wenigstens einen höheren Zweck, auch wenn sich nicht einmal ein Wolf an die Schafe zurückerinnert, die er gerissen hat. Es war so unbedeutend, wie banal. Wie ein brennendes Verlangen spürte sie die Lust am Töten in sich. Den Hunger und zugleich die Gier nach Rache, die sich in ihrem Inneren zu einem impulsiven Gedanken formte.

Latoria hatte die Bürste liegen lassen und war durch die Gänge geschlichen. Durst und Befreiung. Wie heldenhaft sich der Drache darstellte, nur damit man ihr die nächste Kette um ihren Hals legte.

Unsichtbar und doch um vieles haltbarer als jede materielle Fessel es vermochte. Zärtlich strichen ihr Finger über den kalten Stein, während sie durch die Gänge schlich und dem unbarmherzigen Flüstern der kleinen Rattenherzen lauschte, hinter welchem sich das eiskalte Wispern des Rufs des ruhenden Königs hörbar war. Er, der erste, der irgendwo in den Tiefen zu ruhen schien.

Schwach, aber dennoch deutlich genug, konnte sie seine Präsenz spüren. Eine tiefdunkle Aura von Macht, welche jeden Sterblichen erbarmungslos erstarren ließ und die Geschöpfe ihres Blutes demütig in die Knie zwang. Jedoch nicht, in ihrem Zustand. Zumindest nahm sie es an oder vielmehr dachte sie nicht darüber nach. Oh wie verlockend war doch der Gedanke, das Labyrinth zu überwinden und ihm persönlich ihre Aufwartung zuteilwerden zu lassen. Die Stimmen in ihrem Geist schienen ihr dahingehend schließlich nicht zu widersprechen, während sie sich mit katzengleicher Eleganz durch die Gänge bewegte und dem Gesang von Tod wie einer Sinfonie lauschte.

Einem Lied, das unterbrochen wurde. Was war das? Ruckartig blickte Latoria unwirsch über ihre Schulter zurück ins Dunkel. Ein Hallo? Hatte sie einen Leckerbissen etwa übersehen? Ein unheilvoller Glanz ließ ihre Augen gefährlich aufschimmern, als sie in die Stille hineinhorchte. Der Sklave des Drachen. Sie hatte ihn beinahe vergessen…

Ketten und Bande. Aber alles hatte eine stets eine Schwachstelle. Ein grausames Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie sich lautlos herumdrehte und sich dem Klang zarter Trommeln im Dunkel hinter sich zuwandte.

„Islaf.“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern, in den Gängen. Als würde der Wind seinen Namen wispern. Ein raues Echo, welches unwirklich an den groben Steinwänden widerhallte und von allen Seiten zu kommen. Unheilvoll, wie sündig. Verlockend und ebenso gefährlich strich der Name an seinem Ohr vorbei. Ein kühler eisiger Hauch.

„Islaf.“ Ihre Stimme drängte sich nahe an sein Ohr und doch war es vorerst nicht mehr als eine Täuschung, eine Illusion der Sinne, die einem schnell einen Streich spielten.

„Der kleine Vasall des Drachen.“ Etwas Düsteres lag in ihrer Stimme. Verrucht und zugleich einnehmend. Ein Schneider, wie entzückend, welch Sklaven sich ihr Bruder zulegte. Aber das Timbre seiner unterdrückten Angst war fast schon reizvoll.

„Euch gefällt es nicht hier zu sein, nicht wahr?“ Langsam schritt Latoria auf ihren nackten Füssen über den sandigen Boden hinweg auf das Licht zu. Nur eine Silhouette, die sich vorerst in ihren Konturen abzeichnete. Anmutig wie eine Schlange bewegte sie sich. Einer Raubkatze ebenbürtig, die ihre Beute im Blick hielt, während sie mit kokettierenden Schritten gemächlich auf ihn zukam.

Ihre Stimmbänder waren noch immer gereizt, so dass der Klang ihrer Worte rauchig und rau wirkten. Auch wenn eine Regeneration schneller voranschritt, als das Ausdursten, das Vertrocknen, das Dahinsiechen, so schnippten auch die ihren nicht mit dem Finger.

Es brauchte Zeit und ein wenig Hingabe, so wie die von Lorren, um ein altes Wesen selbst zu erwecken. Aber das waren nur kleine lächerliche Belanglosigkeiten und Makel, welche sich bald fügen würden, sobald der erste Hunger gestillt war.

Ihre Augen wanderten erheitert über den warmen Lichtkegel hinweg zu dem Mann, der die Lampe entzündet hatte. Hatte der kleine Weberknecht etwa Angst im Dunkeln? Wie zauberhaft. Ebenso, dass sie glaubten, dass mit einem Lichtfunken die Finsternis und das Grauen schwinden würden. Ein Irrglaube, dem sie ins Angesicht sahen, wenn der Lichtschein ihnen das Ausmaß von Dunkelheit und Tod in all seiner Pracht offenbarte.

„Vielleicht tröstet es Euch, dass es mir nicht anders geht. Eine entzückende Ironie und doch ist es so.“ Bemerkte sie erheitert, als der warme Schein ihr Gesicht sanft umspielte, ohne, dass jener sie tatsächlich erreichte.

Blass und kalt formten sich ihre engelsgleichen Züge ab. Fremd und auf eine Weise grotesk gezeichnet, umrahmte ein dunkles Geflecht von Adern ihre blutunterlaufenen Augen. Venen, die sich wie ein Kunstwerk unter der dünnen Haut abzeichneten und deren gefährlich schimmerndes Zentrum den Schneider erbarmungslos fixierte.

„Ihm gefällt es nicht, wie ich aussehe, tapferes Schneiderlein. Er sagt, ich sehe schlimm aus?“ Langsam bewegte sie sich auf Islaf zu, der ihren fixierenden Blick nicht länger nur auf sich spüren, sondern deutlich sehen konnte. Allein für diese Frechheit lag es fast nahe, dem kleinen Sklaven ihres Bruders zu häuten und dem Drachen als Geschenk vor die Füße zu werfen. Aber Latoria musste sich eingestehen, ihr gefiel vorerst das Spiel mit der Beute.

„Er scheint auf Äußerlichkeiten neuerdings Wert zu legen.“ Ein feines Lächeln säumte ihre Lippen, als zu ihm an den Tisch herantrat. Es war mehr ein Gedanke, als eine Frage. Doch umspielte eine künstliche Kränkung ihre Worte. Immerhin waren die Vorstellungen von Perfektion und Schönheit in seinen Augen eher ein bizarres Werk.

„Sagt mir Weberknecht, findet Ihr auch, dass ich schlimm aussehe?“ Ihre noch knochig wirkende Hand hob sich Islaf langsam entgegen und legte sich an sein Kinn. Kalt und fest jedoch legten sich ihre Finger um seinen Kiefer, um seinen Blick anzuheben und an sich zu binden. Unsicherheit und Verzweiflung waren so ein hübscher Anblick. Das war Schönheit, wenn auch vergänglicher Natur.

Er hatte Angst, daran zweifelte sie nicht. Latoria hatte seine Hände gesehen, aber viel verräterischer war die leise Sinfonie des Trommelns und Rauschens in seinem Inneren. Das trommelnde Pulsieren in seiner Brust, welches sie abgelenkt hatte. Oh, hätte sie ihm die Kehle herausreißen wollen, hätte sie es soch unlängst schon getan. Oder etwa nicht?

Ein gnadenloses Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, während ihre dunklen Augen intensiv und unberechenbar nach seinem Blick griffen. So gegensätzlich zärtlich untermalte sie ihre Forderung. Ein sanftes, verlockendes Flüstern, das den Mut zur Wahrheit aus ihm herauskitzeln sollte.

„Nur keine Scheu, Islaf“
 
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Würdest du für mich sterben? ... Nein, das wäre zu einfach. Würdest du für mich leben?
Du solltest diesen Eid auf keinen Fall unbedacht leisten... ~ Seine Worte an ihrem Ohr - Ja, sie wollte es - für ihn allein ~

Verlangen wird zu Hingabe, Hingabe wird zu Macht... und sie gab sich ihm - dem Wahnsinn- hin
Castiel & Latoria
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Coryla Vykos
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 20
Registriert: Fr 13. Mai 2011, 10:08

#31

Beitrag: # 54300Beitrag Coryla Vykos »

Sie lächelte verzückt. "Wir hatten noch ein schlagendes Herz, einen warmen Atem als wir das erste Mal von dem Ort gekostet haben. Madrigan kennt Wahrheiten die anderen verschlossen bleiben. Er weiß wie es ist den Tod zu überlisten. Sich zu weigern einfach zu sterben, weil man nicht an das Sterben glaubt. Wir haben ihn belächelt und wurden dank der dunklen Mutter und den blutigen Vater eines besseren belehrt." Sie sprach nicht von Ogrimar. Sie sprach von Enoia und Kain. Jene die um die Geheimnisse wussten. Der Tod konnte verleugnet werden. Ignoriert, einfach ignoriert. "Ja. Wir kosteten von der Probe. Ließen uns darauf ein und den Schleier reißen." Sie strich sich über die Halsflanke, eine so intensive schöne Erinnerung und gleichsam so gewaltsam und brutal schön. Es hat ihren Verstand zerstört, jede Synapse ihres Denkens verfälscht oder erleuchtet, je nachdem wen man fragte. Die Wahnsinnigen würden nicht sagen das sie verrückt sind. Coryla würde das auch nicht tun. Viel eher bemitleidet sie jene die gefangen in ihren starren Rahmen sind und nicht in der Lage die Wahrheit zu versteht. Die Realität war nicht realistisch.

"Jetzt dient Madrian uns und unserem Ziel. Es ist eine Zusammenkunft. So viele herrliche Gedanken und Träume in diesen Hallen. Teils wunderschön, wie sie seziert werden und sich als töricht rausstellen. Jedes Kind des Blutes hat die Gabe in sich.. aber nicht alle erkennen sie. Sag Königskind.. erkennen die Könige die Wahrheit?" Sie sprach vom Clan der Ventrue, dass war nicht schwer zu erkennen. Immerhin galten sie als so unsagbar organisiert und mit dem Privileg der Herrschaft beschenkt. Manche aber sind zu engstirning in ihren Ansichten nach. Verlassen die alten Pfade nur ungerne und erkennen nicht die weitläufigen Möglichkeiten, die sich lauernd im Dunkeln verbergen im Schatten und in den Ecken des Denkens. "Ja. Realität ist ein Konstrukt das sich erweitern und abreißen lässt. Sie hat Recht damit. Jede Begegnung verändert unsere eigene Realität. Bereichert sie oder erweckt neue Wege. Eine Idee, eine Inspiration, vielleicht nur ein Moment von einem Impuls. Schon kann eine neue Welt entstehen. Sie hat es verstanden mehr als andere." Sie wirkte deutlich zufrieden. Deutlich beruhigt. Der Unhold hatte ihr wenigsten jemanden geschickt mit dem sie reden kann ohne das es in Verzweiflung enden würde.

"Gewiss, der Regent will was von uns.. schickt sie um uns zu holen, also.. ja, wir sind ja loyal, aber vorher muss für uns was getan werden. Wir können es nicht alleine." Nun wenn sie das schon nicht kann, dann wird das sicher nicht so simpel werden. Ein einfaches hol dies oder hole das. Wird es vermutlich nicht werden können. Wie auch. "Wir haben einen Patienten, der darf nicht zerbrechen, aber in seinem Kopf gibt es eine Idee. Diese Idee wollen wir fangen und für uns behalten. Aber er.. will sie uns nicht geben." Sie schnalzte mit der Zunge. War die Frage, wie raubt man eine Idee? Wie stiehlt man einen Gedanken. "Sie wird in seine Welt geschickt, wir helfen dabei und dann sucht sie danach. Ja? Ich bin mir sicher sie kann das lösen, die Mauern überwinden, die uns blockieren. Wir sind nicht schwach, aber .. er ist eigenartig.. gut darin sich zu schützen." Nein, dass gefällt ihr nicht. Die wenigsten Köpfe können verhindern, dass sie eindringen kann. Nur wenig vermögen das. 

"Es ist für uns wie ein Sammlerstück.. wir brauchen dieses Fragment.. um eine neue Realität zu schaffen. Holt sie es für uns.. und heilt ihn von der Idee, die für ihn gar nicht so nützlich ist. Ja, dann werden wir mitgehen und hören was der Regent wünscht." Damit hatte sie noch nicht gesagt das sie ihm auch helfen wird, nur das sie zumindest in Erwägung zog seinen Wunsch anzuhören. Man darf es nicht falsch verstehen, sie steht immer hinter dem Lord, seinem gewählten Regenten und der dunklen Mutter, aber sie versucht schon ein wenig zu vermeiden ihn zu treffen. Er war Fleisch.. und sie war Geist.. beide sprengen sie die herkömmlichen Grenzen des jeweiligen und konnte zu explosiven Konflikten führen. Sie waren immer noch Raubtiere. Der Clan zügelt einander ein wenig, aber er .. zähmt nicht.
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Clan der Vampire - Erstgeborene der Malkavianer
Sie sieht im Spiegel, der zerbricht - die Wahrheit in ganz and'rem Licht.
Sie ist die EINE, die doch Viele sind

Tochter des Orm Rothaar und Donna Rothaar - verheiratet mit Tristan Vykos
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Islaf
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#32

Beitrag: # 54310Beitrag Islaf »

Herrje, wie konnte das nur passieren. Wirklich! Wie ist er überhaupt in diese Situation gekommen? Wieso war er hier? Wieso gehorchte er? Fragen die ihm in dem Moment einfach in vielerlei Ausführungen durch den Kopf rasten. Sein ganzer Körper schreit danach, dass es gefährlich ist und dann war da diese süsse Stimme: Du willst doch gefallen, du musst gehorchen, habt keine Angst, es ist nicht richtig dich zu widersetzen. Erstaunlicherweise war diese Stimme stärker als die Angst, als das er sich einfach umdrehen und gehen könnte. "J..ja so heiße ..ich." Er könnte sich ohrfeigen für das Gestammel, aber er sollte nicht hier sein, wirklich nicht. Aber der Herr hats befohlen und wir wollen das er zufrieden ist. Er schloss die Augen einen Moment als könnte er diese lästigen fast schon fremden Stimmen wegdrängen. Es ist schon ein halber Krieg in seinem Kopf und entsprechend fühlte er aufkeimende Kopfschmerzen.

Mit einem erstickten Schrei wandte er sich herum als er glaubte direkt hinter ihm erklang sein Name. Aber da war nichts nur der Zug des Windes das durch die Kerker wanderte. Die Augen weit offen und das Herz pocht hektisch in Schrecken versetzt bis zum Halse. Er atmet betont tief durch. Spricht sich selbst gut zu. Gut so, dann wird der Herr stolz sein, dass du nicht feige warst. Er wird sich erkenntlich zeigen. Er atmete langsam wieder aus, um sich etwas zu beruhigen. Regte sich dort ein Schatten. Die Sinne spielen Streiche. Er sieht Dinge die grotesk verzerrt an den Wänden zucken. Die Schatten tanzen und dann tanzt einer auf ihn zu. Das war kein Schatten, dass war eine Gestalt.

"Ich glaube niemanden ist gerne an einem Ort wo man auf der Speisekarte steht." Kam es dann erschreckend ehrlich. So fühlte es sich also an. Wenn man hilflos irgendwo war wo man damit rechnen konnte das die Bewohner einen sehr gerne fressen. Er schwitzte und es war ihm ein wenig unangenehm, dass er das tat, aber immerhin roch frischer Schweiß nicht. Obwohl sie hier im Kerker waren und alles kalt wirkte, so fühlte er sich als hätte er Fieber, vor Aufregung und Adrenalin.

"Das bedaure ich Mylady." Er wusste nichts besseres zu antworten auf ihre Feststellung, dass sie nicht gerne hier war. Er betrachtete sie mit den Augen eines Menschen. Sie wirkte so unmenschlich. Sie hatte durchaus menschliche Züge an sich aber ihr Gesicht wirkte eher wie das grausig hungrige Gesicht eines Wolfes, mit verzogenen Linien und Venen die .. "Ich weiß nicht ob das für eure Art schlimm ist. Ihr wirkt .. etwas.. blass?" Nun ja, dass war sehr diplomatisch ausgedrückt. Er hätte ja auch krank gesagt, aber er glaubte über das Stadium Krank sein, ist die gute hinaus. Als sie näher kam merkte er durchaus das er die Finger verkrampfte. Sie zog eine kühle mit sich, die ihm einen Schauer über den Rücken jagt und doch war es eine groteske Schönheit, nicht weg sehen zu können. Nicht ausweichen zu können, sondern mit der Faszination eines Kleinkindes ihre Gestalt zu beobachten. Nur das er sie nicht berührte wie ein Kind das eine Eidechse dann antippte.

"Ich beurteile das nicht, für eure .. äh.. Art.. ist es möglicherweise.. normal? Ich bin wegen eurer.. Kleidung hier, nicht .. wegen anderen Äußerlichkeiten." Er leckte sich nervös über die Lippen. Sie waren trocken geworden. Wie kann sowas groteskes in seinen Augen, trotzdem so berauschend wirken. Du hast eine Verbindung. Sie schützt, aber sie kann auch ungewollte Aufmerksamkeit auf dich lenken. Das Blut flüstert süss in seinen Venen. Schutz? Wie kann das Schutz sein?  Körperlich schützt das Band gar nichts, aber .. es setzte einen Stempel auf einen Vasallen. Wie ein Knopfettikett im Ohr. Ich bin gebrandmarktes Vieh. Schoss ihm durch den Kopf.  Ich bin eine verdammte Kuh für diese Kreaturen. Aber die Kuh wird geliebt. Du dienst doch gerne. Aufkommende Wut verflog wieder im säuseln des Blutsbandes.

"Wollen wir anfangen?" Er nickte gen Handwerkstasche die er bei der Suche nach ein wenig Licht am Tisch abgestellt hatte. "Wenn.. ihr.. erlaubt?"

 
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Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider.
Er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie paßten auch heute noch.

George Bernard Shaw
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Latoria
Schmied / Schmiedin
Beiträge: 59
Registriert: Sa 11. Okt 2014, 23:15

#33

Beitrag: # 54318Beitrag Latoria »

Furcht und Unsicherheit waren wundervolle Instrumente, besonders wenn die Beute versuchte, ihre Tapferkeit und Heldentum zu zeigen, während sie sich an den erbärmlichen Trugschluss von Hoffnung klammerten, obwohl sie bereits wussten, dass ihr Schicksal unvermeidbar war.

Latoria konnte dem süßen Ruf des Blutes nicht widerstehen. Nach all der Zeit des Hungers war ihre Gier unermesslich, ebenso wie ihr Durst nach Rache. Mit ihren Augen, so scharf und gefährlich wie die Klauen eines Raubtiers, verfolgte sie jede Bewegung des von ihr herbeigerufenen Weberknechts. Jedes winzige Detail lockte sie förmlich an wie ein verführerischer Gesang: das schnelle Pulsieren seiner Ader, seine trockenen Lippen, die er befeuchtete, und seine verkrampften Hände. Ein beklemmender Angstzustand unter dem die Beute erstarrte. Warum? Vielleicht, in dem Glauben, der Jäger würde sie für Tod halten. Wer wusste es schon.

Umso ernüchternder würde die Erkenntnis werden, was ein Raubtier mit der Beute anstellte, wenn ihm langweilig wurde.

Es war beinahe verlockend, ein Beispiel zu statuieren und dem Königssohn selbst zu zeigen, wie wenig sie auf seine scheinbare Gnade gab. Ein verführerischer Gedanke, ihre Klauen in seinen bebenden Hals zu stoßen und Landru seinen jämmerlichen Diener leblos vor die Füße zu werfen.  Oder aber…  - noch teuflischere Dinge zu tun.

„Blass also.“ Erheiternd, wie man ihr lädiertes Aussehen umschrieb, in dem Glauben, dass unverfängliche Worte tatsächlich etwas bewirken oder abmildern würden.

Es war so verführerisch, ein simples Exempel zu statuieren und dem Königssohn selbst zu demonstrieren, wie viel sie auf seine fadenscheinige Gnade gab. Ihre Fänge in den bebenden Hals zu rammen und ihm seinen mickrigen Diener leblos vor die Füße zu werfen oder gar noch teuflischere Dinge zu tun.

Obwohl Latoria den Griff um des Schneiderleins Kiefer lockerte, blieben ihre dunklen Augen auf seinem Blick ruhen. Fesselnd und zugleich von grausamer Kälte erfüllt hielt sie ihn weiter in ihrem Bann, während ihre scharfen Fingernägel langsam über seinen Hals langsam. Beinahe zärtlich stände die Bedeutungslosigkeit des Wesens und die abgebrühte Kälte nicht in ihren Augen geschrieben. Ein verführerisches Spiel unter dem ihre scharfkantigen gebrochenen Nägel eine zarte rote Spur auf seiner Haut hinterließen.

Angewidert, aber auch mit einer leichten Faszination krauste sie ihre Nase bei dem Duft, der ihm nur zu deutlich entstieg. Dem lockenden roten Rinnsal.

„Er gehört ihm.“ Hörte sie ein Wispern in ihrem Kopf. Natürlich gehörte der Weberknecht dem Drachen. Er hatte ihn geschickt. Das musste man ihr nicht noch flüstern. Dennoch fühlte es sich gleichzeitig an, als wenn jemand einem eine Keksdose vor sie Nase stellen würde und ein Blick darauf allein genügte schon, um eins auf die Finger geschlagen zu bekommen.

„Entzückend. Offensichtlich will er mich demütigen“, flüsterte sie, wobei dem leisen Klang ihrer Stimme die volle Verachtung für Landru innewohnen sollte. Abschätzig fuhr ihr Blick dabei über die feinen Blutstropfen, welche sie mit ihrer Fingerkuppe von seiner rauen Haut fischte. Mit einem abfälligen Blitzen in ihrem Blick zog sie ihre Hand zurück und führte den mit Blut benetzten Finger vor seinen Augen an ihre Lippen heran, damit sein kleiner Knecht ihm berichten könnte, dass sie sich nicht erniedrigen ließ.

„Ich erlaube es Euch, Islaf“ Erwiderte sie dem kleinen Vasallen mit einer verspielten Überlegenheit, die keineswegs etwas mit Gnade zu tun hatte.

Der Drache wollte sie brechen. Wie bezaubernd der Gedanke doch war, nur, weil ihr Bruder ihr in einem desolaten Zustand eine Schlinge um den Hals hatte legen können. Doch glaubte er nicht wirklich, dass sie so selten dumm wäre, ihm zu erlauben, diese enger zu ziehen? Wenn sie je wieder sein Blut trinken würde, dann bis zum letzten Tropfen.

„Er ist dein Bruder.“  Gott, konnte dieses Flüstern in ihrem Blut nicht einfach die Klappe halten und ihr wenigstens diesen Gedanken gönnen?  „Aber Du willst ihm nicht schaden.“ Doch sie wollte es. Nichts mehr als das. Und sie würde es tun, wenn  ihr nicht ständig etwas einreden würde,  es wäre falsch. Doch je mehr sie sich gegen das Wispern auflehnte, desto lauter vibrierte es in ihren Adern.

Mit einem abfälligen Schnaufen versuchte Latoria die Stimme zu ignorieren. Vielleicht musste sie sich tatsächlich fügen, was ihr eine Möglichkeit gab, das Konstrukt von innen niederzureißen. Nachdenklich fischte sie mit ihrer Zunge den schimmernden roten Tropfen von ihrer Fingerspitze ab.

Was immer er vorhatte, glaubte er, dass Coryla seinem Ruf folgen würde, nachdem sie ihn bereits das letzte Mal ignoriert hatte. Erheitert blitzten ihre Augen auf, war es doch bestimmt erniedrigend, wenn die Gefolgschaft dem Befehl ihres Regenten nicht folgte. Der Hochlord wäre sicherlich amüsiert, wüsste er davon. Mit einem einzigen Wimpernschlag sah sie zu dem Weberknecht, der sich deutlich weniger gegen die Verpflichtungen gegenüber seinem Herrn auflehnen konnte. Allerdings blieb zu erwarten, dass jener ihre Wünsche bei der Wahl der Kleider berücksichtigen würde.

„Sagt, was denkt Ihr, könnt Ihr mir etwas aus echtem Drachenleder fertigen? Eine Robe aus feinster Drachenhaut?“
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Würdest du für mich sterben? ... Nein, das wäre zu einfach. Würdest du für mich leben?
Du solltest diesen Eid auf keinen Fall unbedacht leisten... ~ Seine Worte an ihrem Ohr - Ja, sie wollte es - für ihn allein ~

Verlangen wird zu Hingabe, Hingabe wird zu Macht... und sie gab sich ihm - dem Wahnsinn- hin
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Fenja
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#34

Beitrag: # 54319Beitrag Fenja »

Fenja's Reaktion war ein entrücktes Lächeln, das die schon längst in wirren Bahnen verlorenen Gedanken widerspiegelte. "Die Wahrheit, die wie ein Fluch auf den Lippen der Auserwählten ruht, ist doch für alle nichts mehr, als eine Puppe, deren Fäden von den Göttern selbst gezogen wird." Säuselte sie mit einem glasigen Blick, der von einem Hauch dessen umgeben war, was zwischen den Mauern dieser Einrichtung lebte.

Es war herrlich, sich von den Worten Corylas forttragen zu lassen und ihre eigenen Überlegungen nicht krampfhaft zusammenhalten zu müssen, damit man sie nicht immer be- und verurteilte. 
Heiter wackelte sie mit ihren Füßen und lehnte ihren Kopf gegen die kalte Mauer. Die Stimmen, die aus dieser zu ihr sprachen, Stimmen von den Toten und auch von den Lebenden, denen Madrigan ein Zuhause gegeben hatte, begannen wilde Purzelbäume zu schlagen und sich zu drehen. Schneller und immer schneller, bis ihr selbst schon fast schwindelig davon wurde. Was für ein berauschendes Gefühl es doch war, sich diesen hinzugeben und dem zu folgen, was Coryla in ihrem eigenen Kopf hatte. 
 
"Was ist die Realität und die Wahrheiten schon wert? Beides ist starr und langweilig, dulden keine Abkehr und folgen einem strikten Weg, der zu gerne als der einzig richtige angesehen wird." Ihre grünen Augen leuchteten hell auf und huschten unstet umher, während sie ihre Hände hob und ihre Finger zu tanzen begannen, als würde sie selbst mit diesen unsichtbaren Fäden zu etwas weben, was ihrer eigenen, gewünschten Realität gleichkam. 

"Alle wollen in der Wahrheit baden und ihre Erkenntnisse als die einzig annehmbaren einem jeden aufdrücken, selbst jenen, die nicht danach fragen. Wie bedrückend es doch sein muss, wenn sie am Ende selbst in dem reißenden Strom ihrer eigenen Dummheit und Kurzsichtigkeit winden und ertrinken müssen."

Fenja schwankte leicht umher, die Mauer immer noch in ihrem Rücken. Strähnen fielen in ihr Gesicht und warfen geisterhafte Schatten auf dieses, sodass ihr Anblick noch wirrer und ferner dieser Welt aussah. "Auch die Könige kennen die Wahrheit nicht. Bin ich also noch eine Ventrue, wenn ich dieses Urteil über die Meinigen vollstrecke oder macht es mich erst zur wirklichen Königin?" Ein durchdringendes Lachen erfüllte den Raum, als sie plötzlich in ihren Bewegungen innehielt und Coryla nun wieder mit einem wesentlich gegenwärtigeren Blick ansah. 

"Seien wir ehrlich: Die Realität ist nichts mehr als eine bequeme Lüge, die von den Göttern gewoben wird, um die Schwachen zu beherrschen und die Starken zu ihren Sklaven zu machen." Sie lehnte sich nach vorn, zog ihre Beine an, umschlang diese mit ihren Armen und setzte ihr Kinn auf ihre Knie. Mit vor Aufregung flackernden Augen betrachtete sie Coryla und zeigte ihr ein geheimnisvolles Lächeln. 

"Götter sind die Unsrigen wahrlich keine, trotzdem verfügen wir, mal besser mal schlechter, über die Macht, durch Wünsche und Sehnsüchte in die Realität der Sterblichen einzudringen und sie neu zu formen."  Es war ein Trauerspiel, wie häufig die Menschen vergaßen, was sie zu sein haben, wenn sie einem von ihnen begegneten. Süße Worte hier, verführerische Versprechungen dort und schon waren sie bereit, ein Leben hinter sich zu lassen. Ihre Realität zu vergessen und sich hinzugeben, um etwas geschenkt zu bekommen, das keiner der Götter geben konnte. Fenja seufzte tief und ergeben. Der Ruf des Blutes, das Verlangen nach Unsterblichkeit und unbändige Zwang, mehr zu sein, als nur eine kleine Spielfigur auf dem Spielbrett der Welten, konnte jede Kette des Gehorsams zu den Göttern und zu den Grundregeln, denen man sich als Mensch nun einmal unterwarf und denen man folgen musste, um einen Platz in der Gesellschaft zu erlangen, sprengen. 

Sie strich sich eine der dickeren, verfilzten roten Strähnen aus ihrem Gesicht, rollte diese um ihren Zeigefinger und zog nachdenklich daran, so dass einige Haare rissen. "Ein Patient also, der nicht zerbrechen darf und eine Idee, die in seinem Kopf feststeckt?" Wiederholte sie langsam, ganz so, als würde sie ein jedes Wort auf ihrer Zunge nach ihrem Geschmack kosten wollen. "Das klingt nach einer willkommenen Abwechslung." 

Während sie ihren Kopf hin und her wog und ihre Hände bereits wieder damit beschäftigt waren, ihre Zehen einzufangen, die ungeduldig auf den Boden klopften, dachte sie über die unterschiedlichen Möglichkeiten auf. "Warum holt Ihr die Idee nicht einfach aus seinem Kopf? Was ist das für eine Mauer, die nicht überwunden werden kann? Womöglich benutzt Ihr nur das falsche Seil und den falschen Haken, um euch daran hochzuziehen und sie zu überwinden?" 

Natürlich würde Fenja Coryla helfen. Nicht um Landrus Willen und damit sie seinen Auftrag erfüllte, das war mittlerweile tatsächlich zu einer Nebensächlichkeit geschrumpft. Coryla aber gefiel ihr. Zum ersten Mal seit einer langen Zeit, die sich anfühlte, als wäre sie länger wie die Ewigkeit, war sie nicht mehr allein. Und vielleicht, vielleicht durfte sich auch in den Kopf sehen? Derartige Kunststücke beherrschte sie nicht, die Künste der Ventrue waren andere. Dennoch war sie schon immer neugierig gewesen, was in den Köpfen noch zu finden war außer einer zähen, schlabberigen Masse, einer dieser umgebenden Flüssigkeit und dem Nichts, sobald die Menschen erst tot waren. 

Wild, wie von einem Sturm getragen, wirbelten ihre Gedanken, bei der Aussicht auf neue Einsichten in den menschlichen Verstand, umher. Wer wusste schon, ob sie so auch ihren eigenen wiederfinden konnte. "Sehe ich es also richtig, dass er kein normaler geistloser und leicht zu beeinflussender Lebender ist, dem man mit einem Fingerschnippen eine Realität erschaffen kann, durch die er dann die Idee freiwillig gibt?" 

Sie löste ihren Blick von der Vampirin und lenkte diesen nun hinab zu ihren Zehen und Fingern, als würden diese einen Kampf ausfechten, dem man einfach unbedingt folgen musste. "Euer Patient scheint ziemlich besonders zu sein. Wie interessant." Schloß sie sachlich aus den Worten Corylas. Ein zufriedenes Glitzern flog über ihre Augen, als sie wieder zu ihrem Gegenüber auf sah. "Wo finde ich das Fragment und wie erkenne ich es?" Flüsterte sie leise, mit einer Stimme, die von unheilvoller Euphorie erfüllt war.
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Doch über den Wolken
und unter dem Meer, 
hinter all Deinen Sünden, 
werd ich Dich finden!
 

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Fenja
Bauer / Bäuerin
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#35

Beitrag: # 54320Beitrag Fenja »

Fenja's Reaktion war ein entrücktes Lächeln, das die schon längst in wirren Bahnen verlorenen Gedanken widerspiegelte. "Die Wahrheit, die wie ein Fluch auf den Lippen der Auserwählten ruht, ist doch für alle nichts mehr, als eine Puppe, deren Fäden von den Göttern selbst gezogen wird." Säuselte sie mit einem glasigen Blick, der von einem Hauch dessen umgeben war, was zwischen den Mauern dieser Einrichtung lebte.

Es war herrlich, sich von den Worten Corylas forttragen zu lassen und ihre eigenen Überlegungen nicht krampfhaft zusammenhalten zu müssen, damit man sie nicht immer be- und verurteilte. 
Heiter wackelte sie mit ihren Füßen und lehnte ihren Kopf gegen die kalte Mauer. Die Stimmen, die aus dieser zu ihr sprachen, Stimmen von den Toten und auch von den Lebenden, denen Madrigan ein Zuhause gegeben hatte, begannen wilde Purzelbäume zu schlagen und sich zu drehen. Schneller und immer schneller, bis ihr selbst schon fast schwindelig davon wurde. Was für ein berauschendes Gefühl es doch war, sich diesen hinzugeben und dem zu folgen, was Coryla in ihrem eigenen Kopf hatte. 
 
"Was ist die Realität und die Wahrheiten schon wert? Beides ist starr und langweilig, dulden keine Abkehr und folgen einem strikten Weg, der zu gerne als der einzig richtige angesehen wird." Ihre grünen Augen leuchteten hell auf und huschten unstet umher, während sie ihre Hände hob und ihre Finger zu tanzen begannen, als würde sie selbst mit diesen unsichtbaren Fäden zu etwas weben, was ihrer eigenen, gewünschten Realität gleichkam. 

"Alle wollen in der Wahrheit baden und ihre Erkenntnisse als die einzig annehmbaren einem jeden aufdrücken, selbst jenen, die nicht danach fragen. Wie bedrückend es doch sein muss, wenn sie am Ende selbst in dem reißenden Strom ihrer eigenen Dummheit und Kurzsichtigkeit winden und ertrinken müssen."

Fenja schwankte leicht umher, die Mauer immer noch in ihrem Rücken. Strähnen fielen in ihr Gesicht und warfen geisterhafte Schatten auf dieses, sodass ihr Anblick noch wirrer und ferner dieser Welt aussah. "Auch die Könige kennen die Wahrheit nicht. Bin ich also noch eine Ventrue, wenn ich dieses Urteil über die Meinigen vollstrecke oder macht es mich erst zur wirklichen Königin?" Ein durchdringendes Lachen erfüllte den Raum, als sie plötzlich in ihren Bewegungen innehielt und Coryla nun wieder mit einem wesentlich gegenwärtigeren Blick ansah. 

"Seien wir ehrlich: Die Realität ist nichts mehr als eine bequeme Lüge, die von den Göttern gewoben wird, um die Schwachen zu beherrschen und die Starken zu ihren Sklaven zu machen." Sie lehnte sich nach vorn, zog ihre Beine an, umschlang diese mit ihren Armen und setzte ihr Kinn auf ihre Knie. Mit vor Aufregung flackernden Augen betrachtete sie Coryla und zeigte ihr ein geheimnisvolles Lächeln. 

"Götter sind die Unsrigen wahrlich keine, trotzdem verfügen wir, mal besser mal schlechter, über die Macht, durch Wünsche und Sehnsüchte in die Realität der Sterblichen einzudringen und sie neu zu formen."  Es war ein Trauerspiel, wie häufig die Menschen vergaßen, was sie zu sein haben, wenn sie einem von ihnen begegneten. Süße Worte hier, verführerische Versprechungen dort und schon waren sie bereit, ein Leben hinter sich zu lassen. Ihre Realität zu vergessen und sich hinzugeben, um etwas geschenkt zu bekommen, das keiner der Götter geben konnte. Fenja seufzte tief und ergeben. Der Ruf des Blutes, das Verlangen nach Unsterblichkeit und unbändige Zwang, mehr zu sein, als nur eine kleine Spielfigur auf dem Spielbrett der Welten, konnte jede Kette des Gehorsams zu den Göttern und zu den Grundregeln, denen man sich als Mensch nun einmal unterwarf und denen man folgen musste, um einen Platz in der Gesellschaft zu erlangen, sprengen. 

Sie strich sich eine der dickeren, verfilzten roten Strähnen aus ihrem Gesicht, rollte diese um ihren Zeigefinger und zog nachdenklich daran, so dass einige Haare rissen. "Ein Patient also, der nicht zerbrechen darf und eine Idee, die in seinem Kopf feststeckt?" Wiederholte sie langsam, ganz so, als würde sie ein jedes Wort auf ihrer Zunge nach ihrem Geschmack kosten wollen. "Das klingt nach einer willkommenen Abwechslung." 

Während sie ihren Kopf hin und her wog und ihre Hände bereits wieder damit beschäftigt waren, ihre Zehen einzufangen, die ungeduldig auf den Boden klopften, dachte sie über die unterschiedlichen Möglichkeiten auf. "Warum holt Ihr die Idee nicht einfach aus seinem Kopf? Was ist das für eine Mauer, die nicht überwunden werden kann? Womöglich benutzt Ihr nur das falsche Seil und den falschen Haken, um euch daran hochzuziehen und sie zu überwinden?" 

Natürlich würde Fenja Coryla helfen. Nicht um Landrus Willen und damit sie seinen Auftrag erfüllte, das war mittlerweile tatsächlich zu einer Nebensächlichkeit geschrumpft. Coryla aber gefiel ihr. Zum ersten Mal seit einer langen Zeit, die sich anfühlte, als wäre sie länger wie die Ewigkeit, war sie nicht mehr allein. Und vielleicht, vielleicht durfte sich auch in den Kopf sehen? Derartige Kunststücke beherrschte sie nicht, die Künste der Ventrue waren andere. Dennoch war sie schon immer neugierig gewesen, was in den Köpfen noch zu finden war außer einer zähen, schlabberigen Masse, einer dieser umgebenden Flüssigkeit und dem Nichts, sobald die Menschen erst tot waren. 

Wild, wie von einem Sturm getragen, wirbelten ihre Gedanken, bei der Aussicht auf neue Einsichten in den menschlichen Verstand, umher. Wer wusste schon, ob sie so auch ihren eigenen wiederfinden konnte. "Sehe ich es also richtig, dass er kein normaler geistloser und leicht zu beeinflussender Lebender ist, dem man mit einem Fingerschnippen eine Realität erschaffen kann, durch die er dann die Idee freiwillig gibt?" 

Sie löste ihren Blick von der Vampirin und lenkte diesen nun hinab zu ihren Zehen und Fingern, als würden diese einen Kampf ausfechten, dem man einfach unbedingt folgen musste. "Euer Patient scheint ziemlich besonders zu sein. Wie interessant." Schloß sie sachlich aus den Worten Corylas. Ein zufriedenes Glitzern flog über ihre Augen, als sie wieder zu ihrem Gegenüber auf sah. "Wo finde ich das Fragment und wie erkenne ich es?" Flüsterte sie leise, mit einer Stimme, die von unheilvoller Euphorie erfüllt war.
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Doch über den Wolken
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hinter all Deinen Sünden, 
werd ich Dich finden!
 

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