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Die dunkle Prophezeiung

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Naheniel
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#801

Beitrag: # 53707Beitrag Naheniel »

„Viele Fragen und wiederum nur wenige, noch dazu sehr knappe Antworten, findest Du nicht?“ Tadelnd fing sein Blick das eisige Blau ihrer Augen ein.
Syndra wählte wesentlich genauer als gedacht, wie viel sie von ihren eigenen Plänen preisgeben wollte und wie viel nicht.
Diese Nacht in einem unscheinbaren Zimmer, in einer noch unscheinbareren Gasse – ganz ohne Wein – würde nicht ewig währen und er zweifelte nicht daran, dass die Magierin sich darüber genauso bewusst wie auch er. Machte es für sie ihren gegenseitigen Kampf nur noch umso spannender, diesen bis zum Ende hin auszureizen?
 
Oder entzog sie sich eindeutigen Aussagen, weil sie sie selbst nicht kannte?
Gut möglich, dass sie sich auch einfach so lange wie möglich in Sicherheit wiegen wollte, ihren eigenen Stand bei ihm ausloten. Aber gut, es war ein Geben und Nehmen.
Und da er vorhatte, sich in baldiger Zukunft eine ganze Welt zu nehmen, konnte er mit dem Geben vorerst etwas großzügiger sein.  

"Muss ich Dich erst auf den Geschmack bringen, damit Du Deine eigenen Möglichkeiten erkennst?"
 
Er verstummte für einen Moment, bevor er mit seinen Lippen vielversprechend über die ihrigen strich, das fordernde Spiel ihrer Zungen wieder aufnahm, nur um sich sogleich davon wieder zurückzuziehen.
„Dir ist selbst klar, dass das Kind allein Dich nicht ans Ziel führen wird."

Naheniel legte seinen Kopf leicht in die Schräge, entließ Syndra dabei aber nicht aus seinem Blick, der unverhohlen die gnadenlosen Schatten zeigte, die in ihm lebten. Er empfand es nicht als nötig, vor ihr irgendetwas zu verstecken.
Noch dazu war es äußerst angenehm, sich nicht auf ein Schauspiel einlassen zu müssen, wie es bei Freya bei einer jeden Begegnung der Fall war.

"Lass es mich anders formulieren: Allein mit dem Bastard an der Hand, wirst Du nicht einmal die Nähe Deines eigentlichen Ziels kommen."
Seine Stimme mochte rau und warm sein, trotzdem striff die ungeschönte Ehrlichkeit seiner Feststellung kühl über den Mund Syndras.


Eigentlich lag es nicht in seiner Absicht, bereits jetzt derart konkret zu werden.
Die Zeiten hatten sich aber geändert, spätestens seit seiner Begegnung mit Adrian und der Inquisitorin. Er musste vorsichtiger agieren. Umso gnadenloser und brutaler würde das Ergebnis jedoch auf sie alle einschlagen.

Deshalb aber war es nicht abzusehen, wie oft Syndra und Naheniel einander in Zukunft gefahrlos sehen konnten und da sie sich mit ihren Antworten gekonnt bedeckt hielt, musste er sich etwas daran anpassen.

Eng schmiegte er seinen schweren Körper an sie, während sein Bein für sie immer noch spürbar zwischen ihren Schenkeln ruhte.

"Eine Streitmacht an Deiner Seite wird das Mindeste sein. Hat nicht einst Dein Vater sogar darum bei der Priesterin angesucht?“
Amüsiert schob er seine Brauen nach oben und beobachtete neugierig eine jede Regung, die von dem Gesicht der Magierin ausging. Jene Hand, die ihren Körper nicht sich drückte, umschloss ihren Kiefer fest, sodass sich Spuren seiner Finger auf ihrer Haut abzeichneten.


„Stell Dir deshalb selbst die Frage: Kannst DU Dir ihrer Versprechen überhaupt sicher sein?“
Langsam wanderte an der Seite ihres Gesichts entlang und die weichen Haare seines Bartes liebkosten dabei zart ihre Wange, bis er ihr Ohr erreichte und warnend in jenes hauchte: „An Deiner Stelle würde ich diesen Fehler nicht begehen.“


Er hatte nicht vor, Syndra zu offenbaren, in welcher Beziehung er zu Tanuri stand.
Wozu auch? Es hätte nur noch weitere Fragen und eventuelle Zweifel aufgeworfen.
Zusätzlich war es für ihn von keinerlei Relevanz. In ihnen floss das gleiche Blut, die gleiche Geschichte und die daraus resultierende Verbindung durch die Prophezeiung.
Nicht weniger und ganz gewiss nicht mehr.


„Denk genau nach oder muss ich Dich tatsächlich auf das hinweisen, was direkt vor Dir liegt?“ Süß lockend streichelte sein warmer Atem über ihre Haut, während seine Lippen sacht ihr Ohrläppchen berührten, während er sprach.

„Warum sich nicht einfach nehmen was man braucht," er nutzte seine Hand in ihrem Rücken, um sie ohne große Mühe ihm noch näher entgegen zu heben, so dass ihr zarter Körper sich eng an ihn drücken musste, ohne die Chance, sich ihm zu entwinden, "anstatt sich auf Versprechen zu verlassen, die sich jederzeit in Rauch auflösen können?"

Einst da wollte er seiner Schwester mit allen Mitteln das Leben nehmen, sie auslöschen, damit sie nicht weiter seine Pläne durchkreuzte.
Jetzt aber hatte er Gefallen daran gefunden, sie auf ganz andere Weise zu zerstören.
Stück für Stück nehme ich Dir alles.
Nur ein unausgesprochener Gedanke war es für ihn, dennoch stellte dieser eine gewisse Befriedigung dar.


 
"Somit nein, gleich in zweifacher Hinsicht bist Du noch nicht dort, wo ich Dich haben will." Seine Antwort bezog sich sowohl auf den Umstand, dass sie immer noch bekleidet war, sowie auch darauf, welche Türen sich für sie innerhalb der Gilde und der Inquisition öffnen konnten.
Der Thron seiner Schwester stand dank ihrer zahlreichen Fehltritte und Fehlentscheidungen schon länger auf wackeligen Beinen.
Syndra musste nun nur klug genug sein, das für sich und ihre eigenen Zwecke zu nutzen.


Erst jetzt wurde seine Hand auf ihrem Rücken wurde weniger fordernd, legte sie sogar vorsichtig zurück auf den weichen Untergrund und löste somit auch die Nähe zu seinem eigenen Körper.
Im gleichen Augenblick entließ er auch ihr Kinn, wanderte mit seinem Zeigefinger stattdessen erneut zu ihrer Brust hinab und hielt erst in jenem Bereich des Ausschnitts inne, der völlig gelockert war und für den es nur noch ein kurzes Ziehen benötigt hätte, um Syndras Oberkörper von ihrer seidenen Robe zu befreien.

"Es ist an Dir, ob Du Dich auf das einlässt, was sich Dir bietet...,“ obwohl die Magiern zurück auf die Matratze gefallen war, ruhten seine Lippen weiterhin in der Nähe ihres Ohres. Einfordernd, provozierend und erfüllt von erotischer Begierde, vollendete er sein Angebot.
Mehr hatte er nicht mehr zu sagen, sondern nur noch sich zu nehmen.

Natürlich war er sich über die sich wiederholende Zweideutigkeit seiner Worte bewusst. Dieses Mal jedoch war es wesentlich offensichtlicher, dass er sie dazu aufforderte, klare Entscheidungen zu treffen, „....oder nicht.“

 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Der Fuchs
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#802

Beitrag: # 53711Beitrag Der Fuchs »

Lange hatte er nichts gesagt, vielleicht noch auf eine weitere Ausführung oder Reaktion gewartet, mit der er etwas anfangen konnte. Die Anwesenheit seines Gastes aber vergessen, das hatte er selbstverständlich nicht. Es war kein Schweigen, dass sie unnötig hinhalten und warten lassen sollte. Das wäre nicht nur sonderlich unhöflich, sondern noch dazu kostspielig. Für diese Form der Verzögerung war ihm seine Zeit zu schade, war diese ohnehin äußerst knapp bemessen. 
Was er allerdings tat, war abzuwägen, ob er mit den spärlichen Informationen arbeiten konnte, oder nicht. Wie Kadir Tanuri bereits mitgeteilt hatte, je mehr er wusste, desto höher war die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs. Es gab einiges, was er nicht besonders gut leiden konnte und zu scheitern gehörte definitiv dazu. Nicht nur, dass man damit gute und zahlende Kundschaft enttäuschte, nein, es war auch unzufriedenstellend für einen selbst. Erfolgreich konnte man über eine lange Dauer hinweg nur sein, wenn Projekte gelangen und die Strategie, die man sich zurecht legte, sich als richtig herausstellte. 

"Lass mich resümieren, Tanuri. Ich soll etwas für dich finden, von dem du entweder tatsächlich nicht wirklich weißt, wo genau es ist oder es weißt, mir aber aus Gründen, die du nicht nennen willst, es nicht sagst? Korrekt?" Auf eine Antwort der Priesterin musste er nicht warten, schließlich war es mehr ein durchdenken der Gegebenheiten für ihn. Außerdem wollte er sich von seiner Arbeit auch nichts schenken lassen, nicht dass er noch in den Verruf geriet, faul zu werden. Natürlich würde er, soweit er sich überhaupt auf den Handel einließ, auch dem Hinweis auf die weiße Gemeinde nachgehen, schließlich war er nicht schlampig und zog alles in Betracht.

Trotzdem konnte er sich dem Gedanken nicht verwehren, das wesentlich mehr dahintersteckte. Ein amüsiertes Aufzucken seiner Mundwinkel ließ sich aufgrund der sorgsamen Zurückhaltung der Priesterin an dieser Stelle nicht vermeiden

Jedoch wurde er gleich darauf wieder ernst und strich sich über sein Kinn. Seine Finger vergruben sich ein wenig in seinen rötlich schimmernden Bart, auf dessen akkuraten Schnitt er noch nie etwas gegeben hatte und murmelnd und etwas undeutlich sprach er mehr zu sich selbst.
"Ihr Wert geht über den eines normalen Menschen hinaus…" Für einige Atemzüge verstummte Kadir, ließ seinen Blick auf das tänzelnde Feuer gleiten, bevor er seine Aufmerksamkeit mit einem leisen Raunen zurück auf sein Gegenüber richtete und mit etwas lauterer und sachlicher Stimme anschloss: "Nicht wahr?" 

Kurz hintereinander paffte er daraufhin an seiner Zigarre, entließ den dicken wabernden Nebel wieder hinaus in den Raum und verhüllte sich selbst für einige Augenblicke hinter einer undurchdringlichen Wand aus Rauch. "Es wäre für dich sonst, du wirst mir diese Einschätzung verzeihen, äußerst untypisch, einen derart hohen Einsatz für einen Menschen zu setzen.. sei er noch so ein frommer Diener." 

Zunächst schob er sich selbst auf dem Stuhl etwas zurecht und überlegte, während er sich mit seinem Zeigefinger auf seine Lippen tippte. Dann warf er die Zigarre, ohne sie zu Ende geraucht zu haben, in das Feuer des Kamins und erhob sich entschlossen. Das Holz des Stuhls knackte leise unter seiner Bewegung, der Schritt, den er Richtung Priesterin ging, blieb allerdings lautlos. Das weiche Leder und der raue Stoff seiner Diebeskluft war durchzogen von den Gerüchen seines Gewölbes und mochte bei seinem Gast vielleicht die ein oder andere Erinnerung wecken, als er sich dicht vor sie stellte und zu ihr hinunter sah.

"Du weißt, dass genau das der Punkt sein wird, weshalb sich schon bald das Interesse vieler auf deine Adeptin richten wird?" War es eine eigene Neugier, die ihm hier und da zum Verhängnis wurde und ihn zu seiner Entscheidung bewog? Denn war man ehrlich, erfolgsversprechend schien all das nun wirklich nicht zu sein. Wer weiß… Man müsste ihn wohl danach befragen, ob man aber eine ehrliche Antwort von einem listigen Fuchs bekommen würde, der auch nie seinen eigenen Vorteil aus den Augen verlor? Wahrscheinlich eher nicht. 

"Wir sind im Geschäft." Kadir nannte den Preis, den er für seine Leistung forderte, nicht. Bewegte man sich in derartigen Kategorien, was seine Dienste betraf, sprach man nicht mehr über die Bezahlung. Aber ganz egal, ob es ihm gelingen würde oder nicht, das Mädchen aufzufinden, das, was Tanuri ihm von nun an schuldete, war zweifellos hoch. Nicht unbezahlbar. Aber weit entfernt von geschenkt oder einem Dienst unter alten Freunden. 

Der Adamsapfel zeichnete sich deutlich unter seinem Bart ab, als er sie mit einem ehrlichen und bedauernden Lächeln bedachte und ihr seine Hand entgegen darbot. Es sollte ein höfliches Signal für sie sein, dass seine spärliche Zeit an diesem Punkt zu Ende war und nach seinem Empfinden vorerst alles geregelt war, was es zu regeln gab. Er hatte noch zu Tun und leider konnte er es ihr nicht gestatten, weiterhin in seinen privaten Gemächern zu verweilen. "Du musst mich entschuldigen, aber andere Kundschaft erwartet mich. Hättest du dich zuvor angemeldet, hätte ich mir natürlich mehr Zeit für dich genommen." Verschmitzt zwinkerte er ihr zu und deutete dann mit einer einladenden Geste seiner anderen Hand in Richtung der Türe, die Tanuri zuvor durchschritten hatte. 

Neben dieser wartete bereits ein verhülltes Mitglied seiner Gilde und nickte Kadir knapp aber verstehend zu. "Ohne Hilfe wirst du dich verlaufen, egal wie sehr du dich dabei angestrengt hast, dir den Weg zu merken." Erheitert über die Erinnerung an ein anderes Legionsmitglied, den er einst selbst hierhergeführt hatte und der dem gleichen Irrglauben erlegen gewesen war, es wäre simpel, zu Kadir zu finden, blitzten seine Augen auf. Er wusste genau, dass sie es auch versucht hatte, dazu musste er ihr bei seiner Belehrung nicht einmal in die Augen sehen, um ihre darauffolgende Reaktion zu bewerten. 

"Mein Freund hier wird dich in das Hauptgewölbe zurückbringen." Niemals erwähnte der Fuchs Namen, wenn er es nicht als zwingend erforderlich erachtete. Selbst darüber, ob sein eigener der richtige war, stritt man sich hin und wieder. 

Eigentlich war er schon dabei, Tanuri an seinen Diebesfreund zu übergeben, da hielt er nochmal inne und ließ seinen Blick über ihre Aufmachung und ihr Gesicht gleiten. "Wenn du dort aber noch bleiben willst, ist es selbstverständlich, dass du heute von mir eingeladen bist."
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Es ist nicht wichtig, wer das Spiel beginnt, sondern wer es beendet.
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Syndra
Dorfältester / Dorfälteste
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Registriert: Fr 27. Mär 2020, 20:37

#803

Beitrag: # 53714Beitrag Syndra »

Gab er mehr preis als sie? Es war ein zartes Lächeln, das sich in vollkommener Ehrlichkeit über Syndras Züge schlich und dem tiefen Blau ihrer Augen einen vielsagenden Schimmer verlieh.

Er hatte ihr zwar von der Prophezeiung erzählt. Jedoch waren es nur Bruchstücke, die sich nach und nach mit den kleinen Teilen, die sie von ihm oder ihren Gildenbrüdern und -schwestern erfuhr, ergänzen sollten. Ein Puzzle, ein Rätsel, welches sich zusammenfügte und erst mit dem letzten Teil das Gesamtbild zu offenbaren schien.

Am Ende war es schnell zu durchschauen, dass es ihm um das Mädchen ging, welches Tanuri wie in einem goldenen Käfig unter Verschluss hielt. Der wundersame Schlüssel. Doch was genau jener öffnen sollte oder welche Macht er tatsächlich zu entfesseln wusste, nun das meiste war bislang ebenso verborgen für sie wie der Zugang zu ihrem eigenen Erbe.

Leicht nur befeuchtete Syndra sich ihre Lippen, als sie seinen Atem an ihrem Hals spüren konnte. Seine raue Stimme, deren Worte durchaus mehr als verlockend über ihr Ohr hinweg streiften, aber ihr trotz der unmittelbaren Nähe das vorenthielten, was sie in diesem Moment begehrte.

Ein kokettierender Blick schlich sich auf ihre Züge. Forderte Naheniel sie tatsächlich heraus? Verhandelten sie hier gerade auf mehreren Ebenen? Ein gefährliches Spiel.

„Wenn Du es willst, dann nimm es Dir?“ Mit jenen Worten schlang sie ihr Bein um ihn, schob ihn provokant näher an sich heran, nur um im nächsten Moment ein wenig seiner Führung zu nehmen. Eisig flammte das Blau ihrer Augen auf. „Was wäre denn, wenn ich bereits genau das tue?“

Sie griffen bereits nach Mächten, die durch die Ironie des Schicksals sowohl in den Händen der Legion als auch der Priesterin gelangt waren. Geduld würden sie beide benötigen, insbesondere da die Adeptin sich als schwieriger zu behüten erwies als ein Sack Flöhe. Durchaus konnte ihm jedoch stetig sein Schlüssel wie Wasser durch die Finger rinnen. Zeit und freier Wille waren unfaire Gegenspieler, wenn man sie nicht lenken konnte und sein Ziel lag zudem außerhalb seiner Kontrolle. Der Bastard war hingegen ihr eigen Fleisch und Blut.

Sobald Tanuri ihr Wissen offenbaren würde, könnte sie entsprechend darauf einwirken, um das Halbblut früher oder später an den Punkt zu führen, den es brauchte. Allerdings würde keine Streitmacht Tanuri zu einem unbedachten Schritt verleiten. Das einzige, was für jene zählte, war ihre Bestimmung als Hüterin und nur indem Syndra in Erfahrung brachte, welchen Faden sie ziehen musste, konnte sie die Priesterin unter Druck setzen oder ihr Vertrauen vorzeitig gewinnen. Je nachdem, was sich effizienter und weitsichtiger erweisen würde.

Provozierend war ihr erhitzter Atem, der über seine Lippen hinwegstrich, ihn herausforderte, so wie es auch ihre Becken es an seinen Lenden taten.

„Verrate mir, Naheniel, wo genau willst du mich sehen?“ Syndra selbst lehnte sich zurück, während sie seine Berührungen genoss. Jene, die wahrhaft nur mit ihr spielten. Er wusste, was er wollte und er wusste sehr genau, wie er es sich nehmen konnte. Doch durfte die Magierin bei allem Verlangen nach ihm nicht vergessen, wer er war. Wozu wollte Naheniel sie daher genau verleiten?

Naheniel hatte schon einmal seine Ziele vor sein Wort gestellt. Hätte sie in der Taverne ihr Leben nicht für die Priesterin riskiert, wäre das Halbblut zusammen mit jener wahrscheinlich verloren gewesen.

Allerdings gab es immer mehrere Wege und wenn sie eines gelernt hatte, dann, dass sie sich stets die möglichen Optionen offenhielt. Versprechen und Enttäuschungen konnten einen jederzeit willkürlich durch jedermann heimsuchen und für einen solchen Rückschlag benötigte man eine Alternative, weshalb das Goldkind und die Prophezeiung durchaus immer weiter in ihren Fokus rückten.

„Deine Versprechen sind bisher auch nur zärtliche Worte an meinem Ohr. Verlockend und verführerisch…“ Es war nur eine warme Liebkosung ihres Atems auf seiner Haut, welche die gleiche Mehrdeutigkeit mit sich trug, wie seine Stimme. Ohne ihn ein weiteres Mal mit ihren Fingern zu berühren, ließ sie sich stattdessen von ihm führen und fallen.

„…doch niemals konkret. Was ist, wenn ich mich darauf einlasse? Kann ich dir vertrauen, selbst nachdem du mich davor gewarnt hast es zu tun?“

Sie ließ ihre Hand auf ihr Schlüsselbein gleiten und sah ihn mit einem herausfordernden Schweigen an, welches sich über das Zimmer legen sollte, sodass nur das Knistern im Ofen zu hören war.

Naheniel forderte es, wenn auch subtil ein, ohne seine Motive oder Pläne zu enthüllen. Ein Risiko, welches sie vielleicht einging, wenn sie seinem Willen folgte. Ein Tanz auf dünnem Eis.

Langsam wanderten ihre Fingerspitzen an den Ausschnitt ihrer Robe, ohne ihn jedoch zu berühren. Hauchzart strichen sie zwischen ihm und ihr entlang, bis sie die feine kühle Seide unter ihren Kuppen spüren konnte. „Nun, auch wenn du selbst vieles verborgen hältst…“

Bedeutsam strich sie über den Stoff hinweg und ließ ihren Kopf in die Laken sinken, während das Blau ihrer Augen entschlossen nach seinem Blick griff. „… lassen wir die Hüllen fallen.“
 
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Gesichtsloser Erzaehler
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Registriert: Do 22. Jul 2021, 21:49

#804

Beitrag: # 53715Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

~~Lumiel die Schattentochter~~


Freyas Köpfchen war angeschlagen,
aber dennoch voller Fragen.
Die Frage nach dem warum, war gar nicht dumm
und führte letztendlich zum Drumherum.



„Es könnte da jemanden geben,
der hat Interesse an deinem Leben.
Der Weg ist nicht vorgegeben, du musst ihn erleben.
Im Gemäuer ist es sicherlich nicht geheuer,
aber vielleicht entfachst du dort dein inneres Feuer.“



Ein Pfad in Stein gehauen wer würde wohl sowas bauen?
Es waren die alten Mächte der finstersten Nächte.
Von der Prinzessin selbst entsandt,
wurde sie in die entlegensten Winkel verbannt.
Es galt den Schlüssel zu finden ohne sich zu winden.


Gesucht wurde unter Stock und Stein, wo sollte er nur sein?
Wo und was der Schlüssel war, nein das war nicht klar.
Das Einzige, was sie wusste, dass er das Mal tragen musste.
Tagelang hatte sie die eisige Tundra durchsucht,
ach was hatte sie doch geflucht.



„Die Prinzessin sie will dich sehen, das ist wohl kein vergehen.
Die ganze Schattenwelt steht deinetwegen Kopf, du kleiner schlauer
Sauertopf. Gestatten ich bin Lumiel aus dem Volk der Schattengnome,
aber keine Sorge ich trachte nicht nach dem Throne.
Dem Königreich treu ergeben, würde mich niemals
über die Wünsche der Königsfamilie erheben.“



Warum nur zögerte das Kind?
Hier stank es bereits drei Meilen gegen den Wind.
Nicht mal zur Notdurft konnte sie austreten,
stattdessen galt es die Fangkraft des Nachtopfs anzubeten.
Müsste sie hier auf Dauer hausen,
würde es sie sicher bald Lausen.



„In dieser Welt sind Gut und Böse gut getarnt, sei also gewarnt.
Du wirst hier vor viele Prüfungen gestellt,
aber dabei wird dein Köpfchen sicher auch erhellt.
Das gesamte Reich sucht nach dir, sicher finden auch andere dich hier.
Es liegt also an dir, ob du gehst mit mir!“



Lange konnte sie den Durchgang nicht mehr offenhalten,
bald schon würden die groben Steine wieder ihres Amtes walten.
Das Klostergut war früher eine Festung der dunklen Mächte
und bot viele verborgene Schächte. 
Wollten Feinde die Festung einnehmen, konnte so,
manch einer seinem Schicksal entgehen ohne sich zu grämen.



Im Dunkeln war gut munkeln,
doch wenn das Kind sich scheute, wäre es leichte Beute.
Daher würde Lumiel mit einem Schnipsen ihr eigenes Licht anknipsen.
Ihr Licht war weder hell noch grell, aber dennoch visuell.
Es glich mehr einem glitzernden funkeln
und würde ihr nehmen die Angst im Dunkeln.

  
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Naheniel
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#805

Beitrag: # 53716Beitrag Naheniel »

Mit welcher Leichtigkeit sie es doch zu beherrschen schien, das Spiel weiterhin bis an seine Grenzen zu treiben. Fraglich aber, wie lange sie selbst noch bereit war, sich zurückzuhalten. In vielerlei Hinsicht. 
Beweisen würde Syndra ihnen beiden damit nichts, nur, dass mehr und mehr wertvolle Zeit verloren ging. Ihm war schon mehr als genug davon durch die Finger geronnen, weitere Verzögerungen würde er nicht zulassen. Ein jede Stunde, ein jeder Tag musste genutzt werden. Mochte zwar das Blatt in seinen Händen derzeit zwar nahezu perfekt sein, um alles für sich zu entscheiden, war er im Gegensatz zu bestimmt vielerlei Meinungen über ihn, nicht so überheblich, bequem zu werden.
Stets konnten die Tage unvorhersehbare Wendungen mit sich bringen und es wäre äußerst dumm, sich davon überraschen zu lassen. 

 
Wie viele gemeinsame Stunden blieben Syndra und ihm also noch, bis der Morgen graute?
Zwischen all ihren verhängnisvollen Reizen und dem Wechsel zwischen unterschwelligen Forderungen und offenen Verhandlungen hatte selbst Naheniel ein wenig das Gefühl dafür verloren, wie spät es bereits war. 

 
Doch trotz alledem, was sie ihm darbot und wie erregend er nicht nur ihre Geste, sondern auch ihre geschickt gewählten Worte empfand, sollte die Magierin nicht vergessen, wen sie vor sich, oder exakter gesagt über sich, hatte.  
Natürlich war Naheniel bereit dazu, ihr einen gewissen Spielraum zu geben, in dem sie sich bewegen durfte und um sowohl die seinen als auch ihre eigenen Grenzen auszuloten.
Wenn sie aber dachte, er würde ihr noch mehr geben, als sie bereits erhielt, musste er sie eines besseren belehren. 

 
"Syndra, ich gewähre Dir bereits eine Nähe zu mir und die Auswahl von Möglichkeiten für Deine Zukunft, die ich, zumindest darüber kannst Du Dir sicher sein, in dieser Form niemandem gebe." Unbeirrt blieb sein Blick mit dem ihrigen verhaftet. Es war nichts Bedrohliches in seiner Stimme, dennoch fehlte plötzlich jede Wärme und Verführung, durch die sie zuvor noch so prägnant an Syndras Ohr erklungen war.
"Zusätzlich dazu gebe ich Dir einen guten Ratschlag: Teste mich nicht aus oder stelle mich in Frage. Beides ist unangebracht."
Er zog die Hand unter ihrem Rücken weg und legte diese eisern um ihr Handgelenk. Mit einem festen Ruck zog er sie weg von dem Stoff ihrer Robe und hin zu seinem Gesicht. Noch fester wurde sein klammernder Griff, als er genüsslich seine Augen schloss und seinen Mund an der Innenseite ihres Arms entlangwandern ließ, um dort eine sachte Berührung zu hinterlassen. Der Geruch ihrer Haut wirkte betörend, doch beirren lassen in seinem harschen Tun, würde er sich nicht. 

 
"Ein Angebot mache ich nur einmal. Man nimmt es an, oder man lässt es sein." Gefährlich flammten seine Augen auf, als er jene wieder öffnete, um sie direkt und mit völlig offener Kälte und Dunkelheit anzusehen.
 
"Ich habe lange genug gewartet und bin viele Umwege gegangen, um an den Punkt zu kommen an dem ich heute bin." Naheniel dachte gar nicht daran, seine Hand zu lockern und ihr damit vielleicht den süßen und doch sehr bestimmten Schmerz zu nehmen, den er gewollt verursachte. 
 
"Wenn Du meine Versprechen nur als zärtliche Worte an Deinem Ohr deutest, dann ist wohl jetzt der richtige Augenblick gekommen, um aufzustehen, hinauszugehen und darauf zu warten, dass Dir ein besseres Angebot unterbreitet wird." Woran er aber auch nicht dachte war, ihren Körper unter sich zu entlassen. Das Gegenteil war viel eher der Fall, als er seine Hüfte mit fordernder Härte auf ihre drückte, ihr Handgelenk nun von sich schob und auf die Unterlage fixierte.
Sein Atem war schwer, geprägt von Erregung und doch auch von der tiefdunklen Macht, die sich in ihm zusammenformte und bereit war, tödlich eisige Schatten über die Frau unter sich zu legen und sich an ihr und ihrem Leben, ohne ihr noch länger irgendwelche Freiheiten zu geben, zu bedienen und Befriedigung zu verschaffen. 

 
"Merke Dir eins: Ich verteile meine Versprechen nicht an jeden.
Aber ich habe nicht alle Zeit der Welt. Die Geschichte dreht sich weiter und die Figuren auf dem Spielbrett sind in steter Bewegung. Ich kann es mir, genauso wenig wie Du, leisten, ewig zu warten, bis der scheinbar richtige Moment gekommen ist."
Naheniel hielt inne, labte sich an dem hübschen Gesicht Syndras und an der Vorstellung, was ihr Einverständnis ihm an Möglichkeiten eröffnen würde.  

 Langsam zog sich dabei die Finsternis in seinen Augen zurück, während ein listiges Lächeln sich über seine Lippen stahl. Der feste Griff um ihr Handgelenk, welches er fest auf die Matratze presste, blieb allerdings bestehen.
"Nein, vertrauen solltest Du mir nicht. Aber vielleicht reicht es Dir ja, wenn ich Dir sage, dass ich bisher ein jedes Versprechen einlöste und nicht vorhabe, daran etwas zu ändern."

 
Ohne ein Anzeichen dafür, dass er ein magisches Wort oder einen Befehl ausgesprochen hatte, bildeten sich zahlreiche Hände aus Schatten, die sich auf die Körper der beiden legten. Zunächst streichelten sie an Syndra entlang, an ihren Schultern, Armen, ihrem Becken und ihren Beinen. Es glich einer nahezu unfühlbaren Berührung und trotzdem war sie allgegenwärtig.
Und dann, als würden die Hände keinen physikalischen Gesetzen gehorchen, ergriffen sie das Kleid der Magierin, lösten die Seide und feinen Stickereien in ihre einzelnen Fäden auf und nahmen diese vorerst mit sich in die Dunkelheit. 

 
Gleiches geschah nur kurz darauf mit der Bekleidung Naheniels, wenn auch die Schattenhände hier keinerlei Bemühungen zeigten, auf der Haut des Trägers ein zartes Kribbeln und eine Gänsehaut zu hinterlassen, wie sie es zuvor bei Syndra taten. Schließlich waren es seine eigenen Schatten und einzig daran interessiert, die Frau unter sich, angetrieben von Lust und Gier, zu berühren und gleichartige Regungen bei ihr zu hinterlassen.
 
"Die Hüllen sind gefallen, meine Frage zur Gänze beantwortet hast Du allerdings nicht.
Deshalb, nochmals, diesmal aber etwas konkreter, wenn Du es schon forderst: Lässt Du Dich auf mich und etwaige, damit einhergehende Risiken und unter anderem dem Zugeständnis ein, nicht sofort alles zu erfahren nach was Du zu Wissen verlangst, oder tust Du es nicht?"
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
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-Freya-
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#806

Beitrag: # 53723Beitrag -Freya- »

Behutsam legte Freya eine Hand an die Wand des schmalen Ganges, der sich vor ihnen öffnete und nichts als finstere Schwärze dahinter offenbarte. Der grobe Stein fühlte sich kalt und feucht unter ihren Fingern an, während ein modriger Geruch von Vergessenheit den Tunnel erfüllte, als wäre er ein aus der Erinnerung verlorenes Grab.

Vorsichtig schritt das Mädchen ins Dunkel, während das gedämpfte Licht des kleinen Wesens auf ihrer Schulter die Stufen undeutlich erkennen ließ. Kleine Lichtfunken, die Freya kaum weiter als ihren nächsten Schritt sehen ließen.

War es wirklich klug der kleinen fremden Stimme zu folgen? Wer wusste schon in was für einem Grab voller Trolle oder widerwärtiger Untoten sie vielleicht geführt wurde?

Leicht nur senkte Freya ihre Wimpern, als im nächsten Moment erneut ein grausames Schleifen hinter ihr zu vernehmen war und Stein auf Stein krachte. Der Durchgang hatte sich geschlossen und sich über sie gelegt, wie der Deckel eines Sargs. Freya eine Entscheidung getroffen und nun gab es nur den Weg, der sie nach vorne führte. Tief holte sie Luft, wobei der Geruch von feuchter Erde und Tod erneut nach ihren Sinnen griff.

Langsam hob das Mädchen ihre Lider, während ihre Fingerspitzen über die scharfen Steine strichen. Das Blau ihrer Augen folgte ihrer Hand. Kurz nur wanderte es über die kargen, spitzkantigen Wände, an denen sie Halt suchte, um bedacht den uralten, teils rutschigen oder zerbrochenen Stufen zu folgen, die weiter in die Finsternis führten. Ein falscher Schritt könnte ihr den Boden unter den Füßen wegziehen und wie tief der Fall wäre, darüber wollte sie nicht nachdenken.

„Lumiel“, flüsterte sie leise den Namen. Sie hatte unendlich viele Fragen. Fragen, zu dem Schattenreich, dem König. Warum waren sie im Aufruhr? Niemand, nicht einmal sie selbst wusste, wo sie war? Wie war sie zu ihr gekommen und woher und warum? Weshalb hatte ihr Mal den Bischof so aufbrausend reagieren lassen? Doch der Zeitpunkt war im Moment nicht dafür geschaffen. Freya musste sich auf den Weg konzentrieren.

Immer wieder musste sie blinzeln. Die Decke nah an ihren Körper gelegt, versuchte sie gegen den Schwindel anzukämpfen, der ihr das Gefühl gab der Weg selbst würde sich unter ihren Füßen bewegen. Immer wieder suchte sie Halt an dem kalten, scharfen Gestein. Spitze Kanten, denen ihre Fingerspitzen versuchten auszuweichen, indem sie ihre Hand vorsichtig an ihnen vorbeiführte.

Ohne zu wissen, welchen Gängen sie folgten und wohin sie führen mochten, setzte Freya behutsam einen Fuß vor den anderen. In dem spärlichen Licht konnte man schnell etwas übersehen, und die Treppe, die in die tiefe Schwärze führte, war ziemlich steil.

„Wohin führt der Tunnel, Lumiel?“, fragte sie, als sie kurz innehielt, um für einen Augenblick ihr Gleichgewicht zu suchen und das schmerzhafte Pochen in ihrer Brust und ihrem Kopf zu kontrollieren. Was würde sie nur geben, um wirklich einfach aufzuwachen. Aber die Hoffnung, dass dies geschehen würde, war bereits verloren. Auch wenn ihre Träume immer wieder von grausamen Bildern und Illusionen getränkt waren, die sie auch bei Tage quälten, indem sie vieles infrage stellten, so hatte dies nichts mehr mit ihnen gemein. Es war real. Egal, wie sehr Freya sich wünschte es wäre nur ein vom Fieber hervorgerufener Alptraum.

Ihre Glieder schmerzten noch immer, und ihr Kopf war benebelt, sodass das beklemmende Gefühl, die Wände würden auf sie zukommen, nach dem Mädchen zu greifen versuchte. Andererseits könnte jederzeit der Kerkermeister ihre Flucht entdecken. Nein, sie durfte sich keine Müdigkeit erlauben. Sie mussten hier raus. Freya brauchte frische Luft.

Grott, sie konnte nur hoffen, dass die Königsfamilie nicht auch nach ihrem Leben trachtete. Der Bischof war der Erste, auf den sie getroffen waren, und er war schon grausam. Das Reich war im Aufruhr? Wenn das stimmte, dann waren sicherlich noch unbarmherzigere Gestalten auf der Suche nach ihr.

Was würden dann erst jene mit ihr tun, die nicht dem einzig wahren dienten? Jene, die nicht an die Dogmen des Lords gebunden waren.


„Was ist das Schattenreich, und warum stehen sie Kopf?“ Kurz verzog sie ihre Mundwinkel, spürte, wie jedes Wort das Kratzen in ihrem Hals erneut zu schüren begann und ein Husten ihr für einen Moment die Luft abschnürte. Instinktiv hielt sie sich die Hand vor dem Mund, um das widerhallende Geräusch zu dämmen.

Ein kurzer bedachter Moment, wie sie dachte, doch der Schwindel griff im selben Moment erneut nach ihr und erkannte die Schwäche in dem Körper. Taumelnd suchte sie umgehend mit beiden Händen Halt an der steinernen Wand, nur um nicht in die Tiefe zu fallen. Der kurze Schmerz der scharfkantigen Felsen, die sich in ihre Handflächen schnitt, war etwas, das sie dabei schon kaum wahrnehmen sollte.

Vielmehr hatte sie keine Gelegenheit dazu. Grausam grollte der Berg, ehe der Boden und die Wände unter ihr erzitterten. Als würde die Wut des Bischofs ihn zum Beben bringen. Ein Donnern, dass den Tunnel erschütterte, während sich krachend und hallend Felsbrocken lösten und Sand herabrieselte.

Gestein regnete von der Decke, während der Boden unter ihren Füßen erzitterte. Verflixt. Hämmernd klopfte Freyas Herz bis in ihren Hals hinauf. Sie konnte die Furcht tief in sich fühlen. Eine Angst, die das Mädchen deutlich spürte, aber nicht länger leisten konnte.

Ogrimar, sollte es wirklich ihr Grab werden? Nicht heute und wenn, dann sicherlich nicht so. Fest zog das Mädchen die Decke um sich und rannte los. Ohne Wenn und Aber. Ohne einen Zweifel, ob die Stufen unter ihr zerbrechen würden oder sie ins Leere treten sollte. Ohne auch nur einen Gedanken an den Schwindel oder die Schwäche zu vergeuden.

Sie erlaubte es sich nicht für einen Atemzug an etwas Anderes zu denken, als einen Weg hinauszufinden, ehe die Tunnel um sie herum einstürzten und sie für immer hier drinnen tot oder lebendig begraben würden. Das Blau ihrer Augen sah nur nach vorne. Stufe für Stufe, über die ihre Füße hinwegschnellten, während sie nicht länger darüber nachdachte, was vielleicht am Ende des Gangs warten mochte.

Sie durfte sich nicht ihrer Schwäche hingeben, ganz gleich, wie einfach es war. Ihre Bestimmung war eine andere. Darauf musste Freya einfach vertrauen.

 
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Syndra
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#807

Beitrag: # 53726Beitrag Syndra »

Wie sehr Syndra Naheniels Geduld und seine selbstgezügelte Zurückhaltung an ihre Grenzen trieb, konnte sie sehr deutlich spüren. Sein Blick und seine Berührungen gewannen mit jedem Atemzug spürbar an Dominanz und griffen immer entschlossener nach dem, wonach Naheniel verlangte.

Syndra leugnete nicht, dass sie dieses Gefühl selbst in sich spürte. Doch konnte sie ebenso wenig bestreiten, dass es ihr gefiel, wie offen er sein Verlangen und seine Bedürfnisse zeigte. Ihm allerdings ein solch offenes Zugeständnis machen? Sich ihm vollkommen hingeben und vertrauen? „Du zweifelst doch nicht etwa an mir?“

Ein eisiges Aufflammen ließ ihre Augen provokant aufschimmern. Ein Ausdruck tiefer, brennender Kälte, als er ihre Hand harsch griff und sie fordernd an seine Lippen zog. Die Magierin konnte spüren, wie eisern und fest seine Finger ihr Handgelenk umschlossen. Ein feiner, kribbelnder Schmerz, der seinen Willen umso deutlicher unterstrich und ein feines, laszives Lächeln auf ihren Lippen hinterließ.

„Wo ist die Überzeugung, die Selbstsicherheit des selbstverliebten Mistkerls aus der Taverne?“ Syndra konnte der Verlockung nicht widerstehen, ihn weiter herauszufordern. Jedoch nicht, weil sie auf eine alberne weibliche Weise versuchte, ihn zu süßlich säuselnden Worten zu drängen, die ihrem Ego schmeicheln sollten. So etwas hatte sie in der Hinsicht nicht nötig. Es galt eher dem Ausloten seines Charakters. Einen weiteren Verrat konnte und wollte die junge Magierin sich nicht erlauben.

Aufstehen und gehen? Erheiternd, denn auch wenn seine Worte ihr die Wahl ließen, ließ er auf andere Weise mehr als deutlich seine Erwartungen spüren. Naheniel folgte konsequent seinen Zielen und nahm sich, was er wollte. Im Gegensatz zu Tanuri war er ebenso dazu bereit mit allen Mitteln auch Risiken einzugehen. So wie sie.

Sanft senkte sie ihre Wimpern, als sein warmer Atem ihre Haut streifte. Berührungslos wusste er ihre Sinne zu betören, um ihren Verstand zum Schweigen zu bringen.

Sie hatte keinen Zweifel, dass, auch wenn sie rebellieren würde, er in jeder Hinsicht dennoch seine Absichten weiter schonungslos verfolgen würde.

„Du willst also eine Entscheidung. Würdest du mich denn einfach gehen lassen?“

Leicht nur biss sie sich auf ihre Unterlippe, während sie ihre Wimpern anhob. Eine verstohlene Mimik, um jenes Verlangen, welches er schürte, auf irgendeine Weise zu kontrollieren.
Wie ein Federstrich spürte sie die Schatten auf ihrer Haut. Langsam, aber sicher zogen sie die Fäden ihrer Robe über ihren Körper hinweg in die Dunkelheit. Eine Finsternis, welche die letzten Hüllen von ihr abstreifte, nur um die Wahl, die er ihr ließ mit einem eisigen Kitzeln auf der Haut vielsagend zu untermalen.

„Ich werde nicht bloß ein Bauer auf deinem Spielbrett sein.“

Etwas Besseres würde sich ihr kaum bieten. Immerhin kannte sie das Feuer in seinen Augen. Jenes, das ebenso tief in ihr loderte.  Nein, niemand könnte ihr vielleicht das geben, was er ihr bot. Doch hatte Syndra auch nicht vor, sich benutzen zu lassen.

„Merke dir eines: Drohungen fordern mich heraus.“ Ihre andere Hand streckte sich nach ihm aus und sie legte nur einen Finger auf seine Lippen. Eine zarte Geste, die ihm gebot zu schweigen, während das tiefdunkle Blau ihrer Augen das Begehren in aller Deutlichkeit widerspiegelte. Verspielt zeichnete sie seine Konturen nach, nur um eine feine Spur aus zart glitzernden Eiskristallen zu hinterlassen.

Drohungen offenbarten viel über das Gegenüber, oder in diesem Fall über den derzeit Überlegenen. Obwohl seine Worte vage gewählt waren und es vermutlich viele Wege gab, diese zu deuten, sprach die Art und Weise eben jener für Syndra tatsächlich vielmehr eine Rolle.

„Ich lasse mich auf dich ein, mit denselben Forderungen, Zugeständnissen und Risiken, die du von mir verlangst.“

Syndras Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Nein, sie wusste selbst sehr genau, was sie wollte. Insbesondere in diesem Augenblick. Ihr Körper verzehrte sich nach ihm. Seine warme Haut schmiegte sich weich und gleichzeitig unerbittlich an sie, während Naheniel ihre andere Hand weiterhin erbarmungslos fixierte. Sie war ihm auf eine Weise ausgeliefert und zugleich konnte Syndra sich durchaus schlechtere Verhandlungspositionen vorstellen, als jene, die sie derzeit innehielt.

Allerdings forderte jeder weitere Schritt einen Preis. Nicht Gold oder dergleichen, sondern etwas mit dem die Magierin keineswegs leichtfertig umging. Vertrauen. - Konnte er ihr all das bieten, was er versprach? Sie konnte es sich durchaus vorstellen. Doch konnte sie sicher sein?

Schwebend löste sich ihr Finger von seinen Lippen. Nur mit ihren Fingerspitzen strich sie dabei über seine raue Wange hinab, bis sie seine Schultern erreichte. Ohne dass sich das Blau ihrer Augen von ihm löste, hielt ihr sündiger Blick begehrend, aber nicht weniger stolz oder entschlossen, an seinem fest. 

„Auf Augenhöhe… Stimmst du zu, bin ich bereit."
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Gesichtsloser Erzaehler
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#808

Beitrag: # 53727Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

~~Lumiel die Schattentochter~~


Schritt für Schritt, begann der gefährliche Ritt.
Kaum hatten sie das Tor passiert, war ihr Weg vorprogrammiert.
Ins finstere Dunkel führten die Stufen, als würden sie nach ihnen rufen.
Je nachdem welchen Pfad das Kind wählte, entschied es, ob es sich quälte.
Sollte sie sich verrennen, würden sie im Fegefeuer verbrennen.
Der Durchgang hatte sich hinter ihnen geschlossen,
nun gab es nur noch unendliche Gossen.



„Ich kann dir nicht sagen, wohin der Gang uns wird tragen,
aber dennoch solltest du nicht verzagen.
Entscheidest du gescheit, bist du nämlich befreit.
Gelangen wir in die Stadt am Fuße des Berges,
erstreckt sich dort das Land des Zwerges.“



Dort war sie selbst noch nie gewesen, aber die Alternative war hier zu verwesen.
Es galt den Schlüssel zu schützen, denn nur so würde er nützen.



„Stell dich nicht dumm, das Reich der Schatten ist alles ringsum.
Der Herr der Welten, lässt uns hier unsere Schuld vergelten.
In seinen Augen sind wir es nicht Wert, dass sich jemand um uns schert.
Wollen wir gedeihen, musst du uns befreien.
Nur du hast die Kraft, die all das schafft.“



Der Gang durch das Portal, aktivierte das Mal.
Ein jeder im Schattenreich weiß es genau,
sie nicht zu finden, wäre der Supergau.



„Mit dir zusammen, können wir das Reich entflammen.
Du musst es endgültig zerstören, und uns in deiner Welt beschwören.
Wir werden dir dienen treu, hab keine Scheu.“



Warum nur war das Kind so ungeschickt,
war sie in ihrer Tollpatschigkeit gar umgeknickt?
 Ein wenig nur hatte es sich verschätzt und gleich war es verletzt.
Oh nein, so durfte das nicht sein.



„Hör auf hier dein Blut zu vergießen, es lässt nur Unglück sprießen.
Mit jedem Tropfen, bringst du das kalte Herz zum Klopfen.“



Mit Müh und Not entrannen sie ihrem grausamen tot.
Freya rannte, als ob sie den Weg kannte.
Gezogen von einer unsichtbaren Schnur, meisterte sie den Parkour.
Am Ausgang angekommen, war ihre Sicht verschwommen.
Auf einmal war es so hell, für die müden Äuglein viel zu grell.
Um nicht ins nächste Unglück zu geraten,
sollten sie erstmal ein paar Herzschläge abwarten.



„Ab hier sollten wir Vorsicht walten lassen, es gibt genug die dich hassen.
Mit dir gesehen zu werden ist gefährlich, hach ist das nicht herrlich?
Dennoch muss ich mich verbergen, vor den elendigen Zwergen
.
Zusammen darf man uns nicht sehen,
denn dann würde Schreckliches geschehen.“



Und so war im Nu ihre kleine Gestalt, in der Unkenntlichkeit verhalt.
Das Kind war ab jetzt auf sich alleingestellt,
in der Hoffnung, dass sie so niemand aufhält.

 
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Naheniel
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#809

Beitrag: # 53730Beitrag Naheniel »

"Mhm. Du weißt wie sehr ich es genieße, wenn Du Dich mir so zeigst?" Mit einer seiner Hände fuhr er über ihr Gesicht hinweg und fasste mit gewisser Vorsicht, zeitgleich aber besitzergreifend in ihr Haar.
"Merke Dir aber trotzdem, niemals die Figur des Bauern zu unterschätzen. Auch dieser kann mit einem geschickten Zug einen König zu Fall bringen." Selbstsicher zeigte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht und kleine Fältchen legten sich um die äußeren Winkel seiner Augen. 

 
"Du lässt Dich nicht einfach durchschauen, einer Deiner Eigenschaften, die Dich so verführerisch, aber gleichzeitig auch gefährlich machen." Mit seiner Zungenspitze strich er über seine Lippen, während sein Blick sie nahezu verschlang.
"Und genau das ist es, weshalb ich Dich an meiner Seite wissen will." Sein Körper suchte immer mehr nach ihrer Nähe, bewegte sich sinnlich an ihr entlang, so dass sie gegenseitig die Wärme des anderen mit einer jeden Faser erspüren konnten.
Das Verlangen, sie endlich für sich zu vereinnahmen und die Intimität zwischen ihnen bis zum Höhepunkt zu steigern, musste er vor ihr nicht verstecken. Schon allein ihre erhitzte Haut auf der seinen zu spüren, verursachte ein wohliges Kribbeln, das ihn nur noch mehr dazu antrieb, keine kostbare Zeit mehr zu vergeuden und sich ganz und gar allem was sie ihm zu bieten hatte, hinzugeben. 

  
Vorerst waren die Fronten und gegenseitigen Forderungen schließlich geklärt, weshalb es für Naheniel keinen weiteren Grund gab, das gegenseitige Spiel von Macht und Zurückhaltung, fortzuführen. Wozu noch länger den Drang, sie in Besitz zu nehmen und ihr offen seine Lust zu präsentieren, zügeln? Etwas von dem, was er wollte, hatte sie ihm bereits zugestanden.
Natürlich war er sich der Tücken und Fallen bewusst, die sie geschickt in ihre Worte verpackt hatte. Aber sie tat damit nichts anderes, als er auch. So wenig wie er ihr alle Wahrheiten und Details seiner Gedanken und Vorhaben offenlegte, tat auch Syndra es.
Eine Strategie, die er ihr zugestand, da er nur so einen Teil von dem erhielt, was er forderte. Und jetzt war es an der Zeit, sich auch den Rest von ihr zu nehmen, das, nach was sein Körper verlangte, seitdem Syndra durch die Tür getreten war. 


Für einen Moment jedoch hielt er in seiner Bewegung inne und steigerte dadurch nur noch mehr die Spannung, die sich zwischen ihnen spätestens jetzt in einer nahezu kaum aushaltbaren Intensität aufgebaut hatte. Irgendeine Form von Gefühlen würde er ihr niemals geben, das wäre dumm, nachlässig und noch dazu vollkommen unnötig. Oft genug hatte er gesehen, dass derartiges nicht nur blind machte, sondern jene, die sich auf Zuneigungen einließen, schwach wurden und sich zu Unvorsichtigkeiten verleiten ließen.  
Natürlich verbarg er es nicht, dass er Syndra wollte. Aber eben auf eine vollkommen andere Weise und das gleich auf mehreren Wegen. 
 
Deshalb hatte er auch keine Scheu, ihr sein Begehren zu zeigen, sondern ließ sie genau das sehr deutlich spüren. Naheniel löste seine Hand von ihrem Handgelenk und strich mit seinen Fingerkuppen an ihrem Arm entlang, wanderte hinab an ihrem Oberkörper, fasste nach ihrem Oberschenkel und zog diesen fest an sich heran nur um kurz darauf an diesem hinabzustreichen, ihr Becken zu greifen und es kräftig an das seine zu pressen. Tief atmete er ein und schloss für einen Moment seine Augen.
Für jetzt und für heute gehörte sie einzig ihm allein und er wusste, dass sie ihm mit all ihrer Sinnlichkeit, jene Erfüllung geben würde, die er so vehement einforderte. Die Wärme seiner Stimme legte sich auf ihren Mund, während er für einen letzten ruhigen Augenblick unbeweglich auf ihr verharrte und sie spüren ließ, dass die Zurückhaltung nur noch von kurzer Dauer sein würde.


Frech und herausfordernd leuchteten seine Augen auf und leicht zog er seine Nase kraus, als ein weiteres Lächeln seine Züge weich und fast schon jungenhaft erschienen ließ. 
"Ich denke, diesem Kompromiss kann ich zustimmen." Unvermittelt griff die Hand in ihrem Haar nun in ihren Nacken, hielt sich an ihr fest und mit zunächst langsamen, sachten Bewegungen begann er das Spiel um Befriedigung und Verlangen, ohne ihr die Gelegenheit zu geben, sich ihm zu entwinden. Für einige Atemzüge schenkte er ihr eine Sanftheit, die so gar nicht zu seiner Persönlichkeit passen wollte, nur um kurz darauf fast schon roh und forsch, die Erfüllung seiner Bedürfnisse von ihr einzufordern.

Fest packten sie seine Hände, um sie, getrieben von unaufhaltsamer Begierde, an sich zu ziehen und dadurch eine jede ihrer Regungen umso intensiver spüren zu können. Nur um sie kurz darauf aus seinem dominanten Griff zu entlassen, sich von ihr zurückzuziehen und darauf zu warten, ob sie ähnlich wie er ihrer Leidenschaft freien Lauf gab und sich nahm, nach was sie dürstete. Nach und nach erforschte er eine jede Stelle ihres Körpers und bedeckte diesen mit Küssen und Berührungen, nur um gleich darauf wieder von vorn zu beginnen. 

 
Es war schwer einzuschätzen, wie lange sie sich einander hingaben, dem Rausch der Erregung freien Lauf ließen und ihre Körper in lustvollen Bewegungen ineinander verschlangen. Zu lange, waren sie einander fern geblieben, als dass er nun zulassen würde, dass sie beide bereits nach kurzer Zeit Befriedigung erlangten. 
 
Irgendwann, mochten es Stunden sein, lag er aber neben ihr, mit seiner Hand auf ihrem Herzen ruhend und das leise aber gleichmäßige Pochen auf seiner Handfläche spürend. Ob sie schlief, das konnte Naheniel nicht sagen, ihre Augen waren geschlossen aber sie verriet selbst nichts darüber, ob sie sich seiner Nähe noch gewahr war, oder ihr Geist sich längst in einem Traum verfangen hatte. Müde, nein, das war er selbst nicht. Aber zum ersten Mal seit langer Zeit, spürte er eine tiefe Ruhe in sich. Naheniel legte seinen Kopf an ihre Schulter, schmiegte sein bärtiges Kinn an ihre weiche Haut, sog tief ihren Geruch ein und schloss dann seine Augen. 
 
War es der Schlaf, der ihn übermannte oder einfach nur die Dunkelheit, die sich um ihn legte? Er wusste es nicht. Denn so sanft und zufrieden er hinfort geglitten war, riss mit einer atemraubenden Heftigkeit ein heftiger Schmerz wieder in das hier und jetzt. Es fühlte sich an, als würden seine Innereien zerreißen und tausende von Splitter tief in seine Haut einschneiden.
Sein Kopf dröhnte und seine Lungen brannten. Erschrocken und überfordert, ob dieser plötzlichen Wandlung stolperte er aus dem Bett, fiel zu Boden und krümmte sich zunächst zusammen, nur um sich dann an einem der Bettpfosten wieder hochzuziehen und in Richtung des Sessels zu schwanken.

Ein jeder Schritt schmerzte und stach wie tausende von Dornen tief in ihn hinein. Aber egal wohin er sah, wohin seine vor überraschter Panik geweiteten Augen blickten, er konnte nichts in dem Raum erkennen, was für das, was er fühlte, was ihn so sehr schwächte und kaum noch einen klaren Gedanken zuließ, verantwortlich war. Weder spürte er eine unsichtbare Magie, noch greifbare Gegner, die sich in das Zimmer geschlichen hatten.
Eine tiefsitzende Angst kroch an seinem Nacken hinauf, verhöhnte ihn schon nahezu und zwang ihn gemeinsam mit der Pein, die seinen ganzen Körper vereinnahmte, sich auf seine Knie fallen zu lassen. Die Erkenntnis, über die einzige Möglichkeit, die dafür verantwortlich sein konnte, traf ihn wie der heimtückische Schlag eines grobschlächtigen Riesen. 

 
Nein, das konnte nicht sein! Wie? Seine Anweisungen waren klar und deutlich gewesen! 
 
Mit geweiteten Augen hob er seine Hände und sah darauf zarte Rinnsale von Blut, die sich dort abzeichneten. 
 
"Haedinn!" 

 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Haedinn
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#810

Beitrag: # 53731Beitrag Haedinn »

Oh, was für ein hübscher kleiner Schmetterling, der sich da auf seine Nase gesetzt hatte. So farbenprächtig! Fast schon als wäre er über seine Erscheinung stolz, flatterte er einige Male mit seinen breiten Flügeln, stolzierte auf der Nase des Katers hin und her und kitzelte ihn mit seinen dünnen Füsslein. Ach, wie gerne würde Haedinn mit ihm eine Runde spielen. Vielleicht fangen? Oder verstecken? Im tiefen, prächtig grünen Gras wäre das bestimmt eine große Freude. Und die vielen Blumen erst, durch die er gemeinsam mit seinem neuen Freund springen konnte! Gelb, rot und lila.

Es war einfach so schön, wie sich die Natur im Wind bewegte und ihn aufforderte, gemeinsam mit ihm durch den Wind zu tanzen. Plötzlich erhob sich der kleine Schmetterling von seiner Nase, umkreiste seinen Kopf, kitzelte ihn mit sanften Berührungen seiner Flügel an den Ohren und flog dann in einem huschenden hin und her über die saftige Wiese hinweg. 


Entzückt leuchteten Haedinns Augen auf und in weiten Sprüngen folgte er dem Schmetterling, der mal schneller, mal langsamer über die Landschaft flog. Seine Pfoten berührten kaum den weichen Boden. Die Schnelligkeit, mit der er sich fortbewegte und immer weiter über die Endlosigkeit der weiten Wiese fliegen ließ, gab ihm ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Und wie wunderbar der Duft der tausenden von blühenden Blumen seine Sinne streichelte! Zu gerne würde er sich der Verführung hingeben, sich in das Gras zu legen, sich darin wälzen und strecken. Aber seine Beine wollten einfach nicht aufhören zu laufen, obwohl sie den Horizont niemals erreichen würden.

Zu dem ersten Schmetterling hatten sich mittlerweile hunderte, nein, tausende andere gesellt. Sie alle übertrumpften sich in ihren Mustern und ihrer Farbenpracht. Angespornt von seinem Spieltrieb, versuchte Haedinn den ein oder anderen zu fangen, schnappte nach ihnen und hob ihnen seine große Pfote entgegen. Aber die kleinen Flatterwesen waren viel zu schnell und zu wendig. Und dann, mit einem Mal, flogen sie nicht mehr in alle Richtungen vor ihm davon, sondern geradewegs auf ihn zu.

Sie belagerten seinen hageren Körper und ein jeder Flügelstrich, der ihn berührte, fühlte sich an, als würde ein scharf gewetztes Messer durch seine Haut ziehen. Jämmerlich miauend drehte er sich immer wieder um sich selbst und schmiss sich kurz darauf verzweifelt auf den Boden. Vielleicht konnte er diese Tiere auf diese Weise verjagen oder gleich ganz zerquetschen. Je mehr er sich aber gegen sie wehrte, desto aggressiver wurden sie. Die bunten Farben, die noch kurz zuvor so wunderbar geleuchtet hatten, wandelten sich zu einem schlammigen grün und dunkles, nach Gift riechendes Pech tropfte von ihnen herab, direkt auf die frischen Schnittwunden.

Es war kein Miauen mehr, das Haedinn noch zu Stande brachte, sondern schon vielmehr ein lautes Kreischen. Der Boden unter seinen Füßen begann zu beben und das heiße Pech entzündete sofort ein vernichtendes Feuer auf der blühenden Wiese. Innerhalb des Bruchteils eines Augenblicks stand alles in lodernden Flammen und keine einzige der bunten Blumen war geblieben. Seine Pfoten schmerzten unter der Hitze des Bodens, während die Schmetterlinge immer weitere Spuren ihrer Flügel auf ihm hinterließen. Aus ihren Beinen wuchsen stachelige Dornen, mit denen sie sich am Körper des Katers verhakten und ihm dadurch nur noch mehr Leid zufügten.
 

Die Umgebung wurde von Sekunde zu Sekunde finsterer und die Fläche unter ihm begann mit einem ohrenbetäubenden Knall auseinanderzureißen und einen tiefen Graben zu bilden. Haedinn hatte Mühe, noch irgendwie Halt zu finden und nicht sofort in die Schlucht zu fallen, die mit großer Sicherheit seinen Tod bedeutet hätte. Was war hier nur los? Erst jetzt stellte er sich die grundlegende Frage, wie er überhaupt hierhergekommen war.  

Allerdings war es ihm unmöglich, irgendwelche zusammenfassenden und logischen Gedanken zu formen, da seine ganze Konzentration darauf lag, den Schmetterlingen so wenig Gelegenheit wie nur irgendwie möglich zu geben, ihn weiter zu malträtieren. Noch dazu musste er versuchen, sich mit seinen Krallen auf dem glutheißen Boden zu halten, um von den sich lösenden Steinen nicht mit in die Schlucht gerissen zu werden. Aber all seine Bemühungen waren umsonst. Die Erde unter ihm zerbröckelte wie ein morsches Stück Holz und egal wohin er panisch seine Pfoten versuchte zu verkrallte, alles gab sofort unter ihm nach.

Wie viele Leben waren ihm gleich noch geblieben? Er schloss seine Augen und versuchte, sie zu zählen. Doch noch bevor er auf die korrekte Zahl kam, spürte er, wie er rettungslos fiel. Er riss seine nun rot leuchtenden Augen wieder auf und wagte einen Blick nach unten. Was er sah, war ein vor Wut und Zorn entzündetes Feuer, das nur darauf wartete, ihn zu verschlingen. 


"Haedinn!"

Schnell atmend wachte der Kater auf und stellte erschrocken fest, dass er nicht von Feuer gebraten wurde, sondern auf einem feuchten, steinernen Boden lag. Um ihn herum war nichts zu sehen, außer Mauern und eine im Schatten liegende Kerkertür. Sein kleines Herz wummerte in seiner Brust und noch war er sich nicht sicher, ob alle seine Körperteile nach wie vor an ihrem passenden Platz waren. Zumindest konnte er noch sehen. Und da er dafür seinen Kopf bewegen musste, war ihm das vorerst Bestätigung genug, dass wenigstens seine Augen weiterhin dort waren, wo sie hingehörten. Über Beine, Pfoten, Schwanz und Oberkörper konnte er sich etwas später Gedanken machen.

Erst einmal galt es, sich einen Überblick zu verschaffen, wo er überhaupt war und was geschehen sein mochte. War alles nur ein Albtraum gewesen? Ein kleiner, gemeiner Streich, seines mehr oder minder angeschlagenen Geistes? Aber dafür war der bohrende Zorn zu real gewesen und der schneidende Schmerz zu intensiv. 

Seine Erinnerungen wollten sich einfach nicht sortieren lassen. Was waren die vorherigen Schritte gewesen? Eine Wiese? Nein. Schnee! Ja, da war Schnee gewesen. Der modrige Duft des Kellers kroch in seine Nase und angewidert verzog er diese. Dann sprang er mit einer plötzlichen Bewegung auf - ob es allerdings seine Beine waren, die ihn hielten oder er tatsächlich in der Luft schwebte, musste erst noch festgestellt werden. Der Gedanke allerdings, der ihn aufspringen ließ, war dafür klar und deutlich und fühlte sich auf sehr unangenehme Weise sehr echt an.


"Freya.
Verdammt."
Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
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Tanuri
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#811

Beitrag: # 53732Beitrag Tanuri »

Es war eine Stimme, die fern und gleichzeitig so nah war. Sie am Ohr berührte und der Tiefe ihres Bewusstseins nach ihr suchte.
"Komm heraus aus der Dunkelheit. Höre meine Stimme, die Dir sagt, dass Du gemeinsam mit mir in das Licht gehen sollst, dass ich Dir einst zeigte und das Du gesehen hast." 


Fest geschlossen hielt die Priesterin ihre Augen, während sie in sich zusammengerollt in einer Ecke lag. Stimmen, Stimmen hörte sie ständig. Stimmen des Vorwurfs, des Versprechens, sie waren laut und leise, manchmal sogar schrill und kaum auszuhalten. Aber niemals blieben sie stumm. 
Immer hatten sie ihr was zu sagen und wenn sie den Fehler beging, ihnen zu folgen, strauchelte und stolperte sie, fiel hinein in eine Tiefe, die kein menschliches Wort beschreiben konnte. "Hör auf, sei still. Schon längst gab ich auf, also werde ich meine Augen geschlossen halten. Lass mich doch einfach hier und lass mich gehen. Was willst Du denn noch von mir? Gefällt es Dir etwa so sehr, dabei zuzusehen, wie mich die Sehnsucht quält?" 

Warme Hände legten sich auf das Gesicht Tanuris, strichen mit ihren Fingern tröstend und sie dazu auffordernd, weiterhin zuzuhören und sich den Worten nicht zu verschließen über ihre Lider. Zumindest war es ein Versuch, ihr Nähe zu spenden und ihr das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein. 

Einige Atemzüge lang legte sich Stille in den kleinen Gewölbebereich, der erfüllt war von dem flackernden Licht vieler Kerzen und zahlreichen Gerüchen. Ein Geruch jedoch überlagerte alles, einer, den Tanuri nur zu gut kannte, an den sie sich geschmiegt und an den sie sich verloren hatte. Nochmals, in aller Ruhe und mit aller Geduld erhob sich die Stimme, war nun ganz dicht bei ihr, während die Hände immer noch ihr fahles Gesicht festhielten und eine verlockende Wärme ausstrahlten.

"Verlasse die Dunkelheit, folge meiner Stimme, die Dir sagt, dass dahinter etwas auf Dich wartet. Gib nicht auf und verschwende nicht Deine Tränen. Greife nach dem Licht in Dir. Wenn Du es zulässt, dann wirst Du es spüren, wie es immer näher kommt." 


Hörbar schluckte Tanuri, öffnete jedoch weiterhin nicht ihre Augen. Tränen? Welche Tränen? Niemals würde sie sich erlauben zu weinen. Niemals. Derartige Ausbrüche waren nicht nur ein Zeichen der Schwäche, sondern gehörten sich nicht. Und doch fühlte sich ihr ganzes Gesicht an, als wäre es von einer feuchten Schicht benetzt. Trotz der Hände, die es umschlossen hielten, spürte sie die kühlende Nässe, die an ihren Wangen und ihren Lippen klebte ein salziger Geschmack. 

Als sie tief einatmete, erzitterte ihr ganzer Körper. Sie wollte sich befreien von den Händen, die sie festhielten und versuchten sie zu beruhigen. Aber sie war so müde, so erschöpft und ohnehin hatte sie schon fast vergessen, wer sie war. Trotz all ihrer Mühen, aller Bestrebungen, nichts von dem, was sie versucht hatte zu halten, war ihr geblieben. Alle Kraft hatte sie eingesetzt, um Freyas Weg in der Kirche zu ebnen. Die Mauern des Glaubens hätten das Mädchen schützen sollen. Aber was war stattdessen passiert? Erneut hatte die Priesterin versagt, das Ziel aus den Augen verloren, während sie ihrem eigenen Egoismus Raum gegeben hatte. Niemals hätte sie Freya alleine lassen dürfen, zu nah war ihr Bruder ihr bereits gekommen. Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, hatte Tanuri ihm ihre Adeptin eigentlich zum Geschenk gemacht. 

Wäre sie doch einfach dort geblieben, in seiner von ihm geschaffenen abartigen Welt. Alle anderen, sie hätten gewusst, Freya vor Naheniel zu schützen und sie fernzuhalten von seinem Einfluss. Sie ganz allein trug die Schuld dafür, dass Freya nun fort war und die Strafe, die sie dafür bereits jetzt erhielt, war in all ihrer Heftigkeit grenzenlos.  

Tanuri wollte sich wegdrehen, sich von den Händen lösen. Nur noch ein wenig in der Dunkelheit bleiben, die kreisenden Gedanken verstummen lassen und alle Bilder und gefallenen Worte aus ihrem Gedächtnis löschen. Aber die Hände ließen sie nicht los, viel eher fühlte es sich für sie so an, als würde jemand neben ihr liegen und ihr ermutigend und zugleich beschwichtigend durch seine bloße Anwesenheit zu zeigen, dass sie nicht alleine zurückgeblieben war. 

"Tanuri?"

Vorsichtig fragend und sanft, wurde sie wieder von der Stimme berührt, zurück in das Hier und Jetzt gezogen, heraus aus den kreisenden, finsteren und so schmerzhaften Erinnerungen, die sie immer tiefer an den Abgrund führten, auf dessen Schwelle sie schon einmal tanzte.

"Ich bin da, ganz nah. Du musst mir nur folgen. Ich weiß, wer Du bist. Denn ich, ich sehe Dich!"

Wieder strichen Finger über ihre geschlossenen Augenlider hinweg, versuchten sie zu wecken und mit dieser vertrauten Berührung aus der Finsternis zu führen. 
Was sprach diese Stimme da, die ihr auf seltsame Weise bekannt und gleichzeitig vollkommen fremd war? Was wusste sie schon? Nichts. Nichts über Scheitern, nichts über Verlust, nichts über die Qual, die sich unaufhaltsam und ohne Gnade durch sie hindurch fraß. 

"Es gibt keinen Weg zurück. Meine Hölle, lichterloh brennt sie in mir. Verzweifelt habe ich nach etwas gesucht, das mich überleben lässt. Von meiner eigenen Blindheit und diesem unbedingten Wunsch, jemand anderes zu sein, ließ ich mich verführen und in die Dunkelheit entführen. Ich ergab mich einer Macht, die mir verboten war. Und nun? Nun bin ich zerrissen."
 

Sprach sie wirklich, oder waren es nur ihre eigenen Gedanken, die wie wild in ihrem Geist aufstoben und alles, was geschehen war, sich in der rücksichtslosen Wahrheit erneut vor ihr präsentierten? Alles hatte sie daran gesetzt, einem Scheitern zu entgehen, niemals wieder Schwäche zu zeigen und sich fehlleiten zu lassen. Sie musste eine Hüterin sein, wie die Prophezeiung und das Schicksal ihrer Familie es ihr vorgaben. Nicht weniger, nicht mehr. Aber selbst das war ihr nicht gelungen. 

Die Hände lösten sich von ihrem Gesicht, schlangen sich fest um ihren Körper und schenkten ihr eine Wärme und Zuneigung, die sich drastisch von der Kälte unterschied, die von ihrem Geist und ihrer inneren Leere ausging. 

"Vergiss ihn nicht, den Pakt, den Du für Ogrimar über die Ewigkeit geschlossen hast. Bleib also noch hier, für heute und für morgen. Ich kann Dich spüren, denn noch, da bist Du da. Reich mir einfach nur Deine Hand! Du musst nicht erst sterben, um zu leben."

Für einen Atemzug blieb nichts außer Schweigen. Die Umarmung löste sich von ihr und obwohl sie weiterhin ihre Augen fest geschlossen hielt, wusste sie mit völliger Gewissheit, dass ihr eine Hand dargeboten wurde. Eine Hand, in der sie nur ihre eigene legen musste, um einen Weg zurückzufinden. Eine Erinnerung an Worte, die sie einst gesprochen hatte drangen in ihren Geist, breiteten sich aus und schnürten ihre Kehle zu.
~~ Ein Licht wie das Deine, habe ich noch nie gesehen. ~~


Ihr Herz, es schlug immer schneller und schneller, raste in ihrem Brustkorb und ließ diesen fast zerspringen. Die Stimme, Tanuri erkannte sie. Aber das war unmöglich. Es konnte nicht sein. Wie auch? Und selbst wenn, konnte sie ihr denn vertrauen? Erneut den Schritt wagen, nur um danach zu fallen? Aber was waren ihre Optionen? Sie hatte keine mehr. Ihre Fehler hatten sie eingeholt, waren wie tausende Hufe über sie hinweg galoppiert und sie zu Boden geworfen.

Jetzt, da sich die Finsternis langsam lichtete, spürte sie den Schmerz, die stechenden Wunden, die niemals heilen würden. Aber es war ein Versprechen gewesen, eine Pflicht, die sie angenommen hatte. Es war Freya, die sie retten musste, nicht sich selbst. Zumindest noch für jetzt musste sie dem ihr auferlegten Schicksal folgen. 


Also erhob sie ihre Hand und legte sie in jene der Stimme, deren Nähe sie immer noch sehr deutlich spürte. Dann öffnete sie ihre Augen. Sie musste sich Gewissheit darüber verschaffen, ob ihr Geist sie nicht getrügt und das, was sie sich erhoffte, wirklich zu ihr gefunden hatte. Es dauerte einige Momente, bis der Schleier, der über ihren Augen lag, sich lüftete. Sie blinzelte, versuchte den dichten Nebel zu verscheuchen. Aber trotz aller Bemühungen, etwas zu sehen - jemanden zu sehen - blieb ihr nichts als die bittere Gewissheit, dass sie alleine war. 

Sie aber, war immer noch hier. Ihr Blick fiel auf ihre Hände, die blass und zittrig waren. Weder der Abgrund, in den sie nur zu gerne gefallen wäre, noch die Dunkelheit, nach der sie sich so sehr sehnte, wollten sie behalten. Ja, sie musste sich endgültig eingestehen, dass ihr Leben nur eines für sie bereit hielt. 

Langsam stand sie auf und gab sich Mühe, Halt zu finden. Eigentlich hatte sie nach dem Treffen mit Kadir nicht bleiben wollen. Doch es gab für sie keinen Ort mehr, der ihr in irgendeiner Form eine Sicherheit gab. In den Hallen der Legion wusste sie nicht, wer ihr begegnete und was sie mitansehen musste. Auch den Fragen und ständigen Vorwürfen war sie überdrüssig. Die Maske, die sie trug, um sich selbst zu schützen, war an manchen Tagen schwer auf ihrem Gesicht zu halten. Und je länger sie dem allen entgehen konnte, desto leichter waren die eigenen Zweifel zu ertragen. 

Sie war immer noch gehüllt in das einfache Gewand und der schlicht gewebte Mantel lag achtlos auf einem der großen Polster. Es fiel ihr sichtlich schwer, einen Schritt vor den anderen zu setzen. In ihrem Kopf drehte sich der Raum und es surrte in ihren Ohren. Und so leicht es auch wäre, sich einfach wieder hinzulegen, sich ganz, ganz klein zu machen, um von niemandem gesehen und gefunden zu werden, einfach zu verschwinden, musste sie gehen.

Es war der Schwur ihrer Familie, der vor Ogrimar geleistet worden war. Freyas Leben zählte mehr als das eines jeden einzelnen. Zählte mehr als persönlicher Schmerz und Verlust und musste das quälende Brennen ihrer eigenen Hölle, durch die sie in einem jeden wachen Moment barfuß schritt, dämpfen. 


Tief zog sie sich die Kapuze über ihr Gesicht. Aber es waren ohnehin nahezu keine Gäste mehr in den Gewölben Kadirs. Wie lange war sie wohl hier gewesen? Die Gewissheit darüber sollten ihr die hellen Sonnenstrahlen geben, die sich bereits über den Horizont schoben, als sie aus der Türe trat. Einige Male blinzelte sie, da sich ihre Augen erst an die ungewohnte Helligkeit gewöhnen mussten. Die Nacht war also dem Tag gewichen und die Frische des Morgens schenkte ihr eine zarte Gänsehaut, die sich über ihren ganzen Körper ausbreitete. 

Ihre Stute stand immer noch angebunden vor der Taverne. Sie schlief mit halb geschlossenen Augen und einem entspannt angewinkelten Hinterbein. Ganz vorsichtig strich Tanuri an ihrem Hals entlang und flüsterte mit heiserer, trockener Stimme: "Entschuldige, dass Du so lange auf mich warten musstest." Eigentlich wollte sie sich direkt in den Sattel schwingen, hielt dann aber nochmals inne. Die Mitglieder der Legion wussten von dem Verschwinden Freyas und taten mittlerweile bestimmt das ihrige, um sie zu finden.

Auch die Diebesgilde war mit Sicherheit bereits dabei, ihre Möglichkeiten zu sondieren, damit das Kind aufgefunden wurde. Tanuri biss sich auf ihre Unterlippe und schloss ergeben ihre Augen. Es gab nur noch einen, der nicht eingeweiht war, aber mit großer Wahrscheinlichkeit eine der größten Hilfen sein konnte. Ein jeder Hüter war auf besondere Weise verbunden mit dem Schlüssel. Nur deshalb war Freya dereinst in ihr Leben getreten. Auch wenn es ihr widerstrebte und sie nichts lieber täte, als ihn zu umgehen, sie konnte diese Möglichkeit nicht einfach ignorieren. Aus ihrer Satteltasche holte sie deshalb ein Stück Pergament und eine kleine, recht einfache Schreibfeder und schrieb in knappen, wenigen Worten: 



 
Vater,
wir müssen sprechen.
Lass keine unnötige Zeit verstreichen und triff mich sobald wie möglich im dunklen Hörsaal.
Tanuri



Ihr Blick richtete sich gen Himmel und nur mit einem stummen Gedanken rief sie ihre Krähe Asche herbei, die sich innerhalb eines einzigen Atemzugs aus den Schatten löste, sich aus diesen zu einem Körper formte und sich geduldig auf dem Sattel des Pferdes niederließ. Tanuri übergab ihr das kleine Stück Pergament und flüsterte ihr leise zu, während sie über das weiche, pechschwarze Gefieder strich.
"Finde ihn, meinen Vater. Lass Dich von den Winden tragen und verirre Dich nicht. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass er diesen Brief so schnell wie nur irgendwie möglich erhält." 


Als Asche sich mit weiten Flügelschlägen in den Himmel erhob, setzte Tanuri einen Fuß in den Steigbügel, schwang sich auf den Rücken ihrer Stute und lenkte sie in Richtung der Tore Sturmkantes. 
Sie wusste nicht, wo Stellan sich aufhielt. Würde es nur wenige Stunden oder vielleicht sogar Tage dauern, bis Asche ihn fand?

Es war ganz gleich, denn ohnehin war ihr nichts anderes mehr geblieben, als auf ihn zu warten.


 
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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Gesichtsloser Erzaehler
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#812

Beitrag: # 53734Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

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Der Kerkermeister saß auf einem Holzschemel in einer der von Fackeln beleuchteten Ecken. Er hätte der Messe des Bischofs lauschen können, doch mit all den Jahren, in denen er unter ihm diente, kannte er die Worte bereits auswendig. Es waren Stunden um Stunden, in welchen der rote Bischof seine Abscheu gegenüber dem Erschaffer zum Ausdruck brachte und seine Jünger daran erinnerte, wer der wahre Gott war, dem sie zu folgen hatten.

Letztendlich war es ihm egal, er folgte dem, dem er verpflichtet war. Er war in Ketten gelegt, nicht nur in die sichtbaren, die aus schweren Eisengliedern um seinen Körper gelegt waren, sondern auch in jene die man nicht sehen konnte. Sein Leben war gebunden an diese Kirche und an den Bischof.
Mehr als das zu akzeptieren, blieb ihm nicht. Es gab niemanden dort draußen, der sich für ihn interessieren würde und dem Bischof einen Tausch für ihn anbot. Wozu auch? Er war nur das, was er war, hatte seine Aufgaben zu erfüllen und in den Verliesen, die tief in den Berg eingegraben waren, dafür zu sorgen, dass die Gefangenen ruhig blieben und sich dem Bischof nicht entgegenstellten.

Wobei er sich ab und an die Frage nach dem "Warum" stellte. Denn keiner, den der Bischof hierher brachte, wurde jemals wieder zurück in die Freiheit geschickt. Alle jene, die sich hinter den schweren Türen verbargen, fristeten ein trauriges, einsames Leben bis zu jenem Tag, an dem - welcher Gott auch immer - gnädig genug war, sie zu erlösen. 


Auch er hatte schon so manches Leben beendet. Nicht aus eigenem Antrieb hin, sondern nur auf Befehl des roten Bischofs. Seinen Weisungen widersetzte er sich nicht, obwohl er wesentlich größer und stärker war. Aber es ergab für ihn keinen Sinn, den Willen des Bischofs zu hinterfragen. War jemand zum Sterben verurteilt, dann war er der Henker. Trauer oder Mitgefühl verspürte er dabei nicht. Sie alle waren für ihn nur namenlose Gestalten, denen er, solange es ihm gestattet war, Essen und frisches Wasser brachte. 

Sein muskulöser Körper lehnte gegen die kühle Mauer, während er sich damit beschäftigte, eine kleine Schnitzerei anzufertigen. Es war nur eine Spielerei, der er hier und da nachging. Vorsichtig bearbeitete er das weiche, helle Holz mit einem scharfen Schnitzmesser. Zumeist fertigte er Tiere an. Mal waren es Vögel, mal Füchse oder Bären. Mit den Jahren war er darin immer besser geworden und trotz seiner schwieligen Hände schaffte er es, den Figuren durch feine Details Leben einzuhauchen.

Heute aber schnitzte er kein Tier an, das sich zu den anderen in seinem schmalen Zimmer gesellen würde. Sondern er versuchte ein Abbild des Mädchens zu schaffen, welches der Bischof in einem der Verliese festhielt. Es war gar nicht so einfach, ihre zarten Züge in dem Holz wiederzugeben. Aber er hatte Zeit, sehr viel Zeit sogar. Es eilte nicht, sie fertigzustellen, denn der Kerkermeister wusste, dass das Mädchen nie wieder die Freiheit sehen würde. 


Er hatte nicht gewollt, dass der Bischof auf das wehrlose Ding einschlug. Sie war doch so zart und zerbrechlich, ganz ähnlich den Figuren, die er mit solch einer Geduld anfertigte. Aber ewig beschützen würde er sie nicht können. Er unterlag den Gesetzen, die der Bischof bestimmt hatte und dazu gehörte es, seine Entscheidungen und Taten niemals in Frage zu stellen.

Das Gesicht der Schnitzerei war schon fast vollendet. Trauer und Verzweiflung blickten dem Kerkermeister aus diesem entgegen. Vielleicht würde er sie einmal lachen sehen. Dann würde er eine neue Schnitzerei anfertigen und sie ihr  schenken, damit sie nicht vergaß, wer sie war und wie hübsch ihr Gesicht sein konnte. 


Denn in den Verliesen, die nur aus Dunkelheit bestanden und noch nie vom Sonnenlicht berührt worden waren, da gab es keinen Frohsinn und auch keine Heiterkeit. Wer hierherkam, war dazu verdammt, die Freude zu vergessen, das Lachen zu verlernen und gebrochen zu werden. 

Es war wirklich schade, dass auf das Mädchen nichts anderes warten würde. Aber er war nur der Kerkermeister, gelegt in Ketten, die verhinderten, das Schicksal Freyas zu wenden.

Gerade wollte er seine Schnitzerei vorerst zur Seite legen, als aus einem der Verliese ein gellender Schrei zu hören war. Oder war es eher ein Kreischen? Menschlich war es nicht, viel mehr tierischen Ursprungs. War das seltsame Katertier etwa erwacht? Hatte es sich bereits vor Verzweiflung in den Schwanz gebissen? Zumindest klang es für den Kerkermeister so. Kurz noch blieb er sitzen und wartete ab. Aber der Kater wollte nicht verstummen. Nun kratzte er auch noch mit seinen scharfen Krallen an den Steinen, was ein fürchterliches Geräusch in den Ohren hinterließ. 

Mit einem Scheppern seiner Ketten, erhob er sich von dem Schemel und trat auf die schwere Kerkertüre zu. Er öffnete sie allerdings nicht, sondern blickte nur stumm in das nahezu düstere Verlies hinein, indem er vor allem die leuchtend roten Augen des Katers erkennen konnte, die wie wirr suchend umherblickten, während er ganz offensichtlich versuchte, sich mit seinen Krallen durch den Stein zu graben. 

Armes Tier, war es etwa bereits nach so kurzer Zeit dem Wahnsinn erlegen? 


 
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Haedinn
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#813

Beitrag: # 53736Beitrag Haedinn »

Seine langen Krallen hinterließen auf dem Stein sichtbare Spuren, aber dass sie die Möglichkeit eines Weges hinaus für ihn eröffneten, lag mehr als fern. Davon abbringen, den Stein weiter zu bearbeiten, ließ er sich allerdings nicht. Irgendwo musste es doch einen Ausgang geben? Er war gerufen worden und dem Ruf Naheniels durfte man nicht ignorieren. Die Konsequenzen dessen würden mehr als grausam sein und ziemlicher Gewissheit mit einer sehr schmerzhaften, wenn nicht sogar tödlichen Strafe enden. 

Wenn er nach seinen Geschöpfen rief, war es nicht nur so, dass sie die Stimme von in ihren Köpfen hörten. Für Haedinn war es sowieso schon genug, mit den gefühlt tausenden Stimmen, die ständig in seinem Kopf fröhlich vor sich hinschwatzten zurecht zu kommen. Diesen musste er aber nicht immer zuhören, darin war er mittlerweile gut geübt. Allerdings, und das musste er leider zugeben, richtig sicher darüber sein, ob es seine eigenen Gedanken waren, die er von sich gab, oder jemand anderes, der sich in seinem Geist ein zu Hause gesucht hatte gerade sprach, konnte er nie so wirklich. 

In diesem Falle aber war das nun aber völlig egal. Der Befehl nach seiner Anwesenheit war klar und deutlich gewesen. Er fraß sich durch seine Gehirnwindungen und floss durch diese wie heißes Magme. Sein dürrer Körper schrie geradezu danach, zu gehorchen und sich sofort zu seinem Erschaffer zu begeben.

Aber was er auch versuchte, es gelang ihm nicht, in die Unsichtbarkeit zu verschwinden. Diese hätte es ihm erlaubt, mit Leichtigkeit aus seinem Gefängnis zu entkommen. Jeder Versuch, sich aufzulösen, endete in einem fürchterlichen Desaster. Plötzlich lag sein ledernes Ohr auf dem Boden oder seine scharfkantigen Zähne fielen ihm aus dem Maul und purzelten an ihm herunter. Auch sein Schwanz war schon von seinem restlichen Körper abgerissen und durch das Verlies davongeflogen.

Nach einigen fruchtlosen Versuchen hatte Haedinn sich dazu entschieden, es sein zu lassen. Die Gefahr war einfach zu groß, dass er sich womöglich ganz zersetzte und nicht mehr zu dem wurde, was er war. Allerdings konnte er diesen tiefsitzenden Drang danach, der Anweisung Naheniels Folge zu leisten auch nicht einfach so entkommen. Wenn man es nicht kannte, war es schwer die passenden Worte zu finden. Wie die Sucht nach einer Droge, gierte sein Geist danach, auszubrechen und auf schnellstmöglichen Wege seinen Schöpfer zu finden.

Haedinn konnte sich dem nicht einfach so verwehren oder der Logik folgen, dass er hier eingesperrt war. Es war ein Naturgesetz, dass für diese Welt galt. Wurden sie gerufen, mussten sie gehorchen. Und der Ruf nach ihm war sehr laut gewesen.
 

Nun war er doch schon in einem gewissen Maße verrückt, sich jetzt in diesem Verlies zu befinden, welches ihn auf magische Weise festhielt, steigerte in Kombination mit diesem nicht aufzuhaltenden Trieb den Wahnsinn nur noch viel mehr.

Ob es wohl eine Lösung war, sich selbst zu beißen? Solange seine langen Zähne in seinen Körper schlagen, bis er verblutete, damit die Qual in seinem Kopf endlich aufhörte und wieder Ruhe einkehrte. Wenn er aber genauer über diese Option nachdachte, war das ziemlich dumm. Denn immer noch war er sich nicht sicher, wie viele Leben er nun genau übrig hatte. Wenn es ganz schlecht für ihn lief, würde er schon kurze Zeit später wieder erwachen und alles begann von vorn. 


Ohne eine Kontrolle darüber zu haben, warf er sich mit voller Wucht gegen die Türe. Natürlich bewirkte das bei seinem ausgemergelten Körper rein gar nichts, außer dass es höllisch wehtat. Als er auf den Boden zurückgeworfen wurde, blieb er für kurze Zeit reglos liegen. Haedinn war zu geschwächt und er hatte riesigen Hunger. Seine erfolglosen Versuche sich in Unsichtbarkeit aufzulösen hatten ihn einfach vollkommen ausgelaugt. Sein Maul fühlte sich fürchterlich trocken an und sein Magen war bis zur Gänze leer. Aber all das war im Gegensatz zu dem, was nach ihm schrie und an ihm zerrte, mit der zärtlichen Massage einer der kunstfertigen Damen aus jenen Häusern zu vergleichen, die in der Stadt der hängenden Berge ihre Dienste anboten. 


Schwer atmend lag er nun auf dem feuchten Kellerboden, der sich anfühlte, als würde bereits eine dünne Schicht Moos darauf wuchern. Eklig, wirklich furchtbar eklig. Haedinn war sehr auf seine Körperpflege bedacht und er mochte sich gar nicht vorstellen, welche Sporen sich da womöglich bei ihm einnisten würden. Fungus könnte das bestimmt gefallen, ihm aber so überhaupt nicht. 

Mit seiner rauen Zunge schleckte er sich über seine Lefzen. Der metallische Geschmack von Blut breitete sich rasant in seinem Mund aus. Wunderbar, wo auch immer das Blut herkam, es würde mit Sicherheit eine weitere Narbe auf seinem Gesicht hinterlassen. Dabei war er doch so stolz, auf seine wilden, in sich verschlungenen und sich ständig verändernden Zeichnungen. Helle Narben störten dabei nur das Gesamtwerk. Welch Schande für einen Kater wie ihn.

Bevor er sich aber weiter in seinen Gedanken über sein Aussehen vertiefen konnte, erklang erneut die herrische Stimme in seinem Kopf, die ihn wie ein Peitschenschlag traf. 


"Haedinn!"

Es war schwer für den Kater, noch irgendwie Luft zu bekommen, so hart traf ihn der Ruf. Eisige Klauen legten sich mit der Stimme des Erschaffers um seinen ohnehin schon zerbrechlichen Körper und drückten fest zu. Das Kreischen, was ihm der Griff entlockte, war laut und schrill.

Was sollte er denn machen, verflixt noch eins? Ein Ausweg war nirgends zu sehen. Rundherum waren nur Felsen, nicht einmal einen Schlafstätte wurde ihm zugestanden. Wieder strampelte er sich hoch, rückte seinen Kopf zurecht, fand dabei noch einen verlorenen Zahn auf dem Boden und sah dann, eher zufällig als gewollt, zu dem kleinen Fenster in der Kerkertür. Ein ihm fremdes Gesicht blickte ihm mit völliger Ruhe entgegen. Wie lange beobachte ihn jenes wohl schon? Haedinn verzog seine Schnauze und sah mit glühend roten Augen zu dem vergitterten Fenster auf. 

 
"Wenn du da schon rumstehst, würde es dir Umstände bereiten, mich hier herauszulassen? Darüber wäre ich wirklich überaus dankbar."

Haedinn gelang es kaum, mit fester Stimme zu sprechen, da der Druck auf seinen Brustkorb immer stärker wurde und er bereits spürte, wie die ersten Knochen unter der Belastung ein Knacken von sich gaben. Sie brachen zwar nicht, nahmen aber bereits erste Risse. Das Gesicht jedoch antwortete nicht, sondern starrte ihn weiterhin einfach nur stumm an. 

"Ich will nicht unhöflich sein, aber ich bin etwas in Eile. Du siehst mir wie ein sehr kluges Kerlchen aus. Egal, was du also dafür willst, du sollst es bekommen. Meinen Versprechen kann man glauben! Das garantiere ich dir." Alles, wirklich alles würde der Kater dafür geben, dass er verschwand, dieser fürchterliche Zwang, der Stimme zu gehorchen und sich sofort zu ihr zu begeben.

Aber er entkam dem nicht. Stattdessen drückten ihn die unsichtbaren Klauen nur noch energischer zu Boden, während sein gesamter Kopf von Naheniels Stimme vereinnahmt wurde, die immer und immer wieder in sein Gehirn drang und kurz davor war es mit Leichtigkeit zu zerquetschen.
"Komm zu mir!" 

 
"Lass mich raus! Sofort!" Haedinns befehlender Ton wandelte sich in pure Verzweiflung, als er nochmals flehentlich zu dem Kerkermeister auf der anderen Seite der Türe aufsah und nur noch ein leises Wimmern zustande brachte. "Bitte."


 
Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
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Adrian
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#814

Beitrag: # 53737Beitrag Adrian »

Fahl krochen die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster des Hörsaals und erweckten im Licht die winzigen Staubfetzen, die in der Luft schwebten, zum Leben. Stille lag über dem Raum. Eine gespenstische Ruhe, in der nur das leise Knistern des erlöschenden Feuers im Kamin zu hören war.

Ein Fässchen Tinte und eine Feder lagen neben einer leeren Whiskeyflasche auf dem Tisch, von dem der dunkle Magier sich abgewandt hatte.

So viele Stunden ohne einen konkreten Anhaltspunkt, so viele Tage, in denen man es hätte kommen sehen müssen, und so viele Wochen, in denen er blind gewesen war.

Nachdenklich führte Adrian das fast leere Glas an seine Lippen. Das helle Blau seiner Augen ruhte auf dem Wolf, der am Rand des Waldes stand. Er folgte keiner Rangordnung, sondern nur seinen Instinkten. Einsam und allein. Jedoch mit keiner Faser seines Seins gebrochen, sondern stolz und vielleicht sogar allein gefährlicher als ein Rudel. Was jenen an diesen Punkt geführt hatte, konnte vieles sein. Das eigene Wesen, der Feind. Wer wusste es schon.

Schweigend nippte der Dunkelmagier an seinem Glas, während sein Blick für einen Moment ins Leere schweifte. Hatte jener Wolf doch etwas mit ihm gemein. Sie beide folgten ihrer Bestimmung bis in den Tod.

Adrian jedoch kannte den Grund. Er trug die Schuld, auch wenn niemand sonst es sehen sollte. Sein eigener Stolz war es, der ihn an den Punkt geführt, an dem alles zerbrochen war.

Nur weil er sich selbst keine Schwäche hatte eingestehen wollen und sich dem verschlossen hatte, was er inmitten der Dunkelheit gesehen hatte. Etwas Reines. Etwas Vollkommenes, das er mit aller Macht schützen wollte. Nicht nur vor seinen Feinden, sondern auch vor sich selbst.

Womöglich hatte Rosalind recht. Er war ein starrköpfiger, stolzer Idiot gewesen. Doch wie hätte er es zulassen können?

In jeder Hinsicht hatte er damit jedoch offensichtlich Naheniel in die Karten gespielt, nur um sich am Ende selbst keine Schwäche einzugestehen. Er war ein Narr gewesen, als er sich selbst hatte beweisen wollen, dass es bedeutungslos gewesen war.

Verführt und geblendet von der Finsternis selbst, hatte er sich von dieser umgarnen lassen und sich ihr am Ende sogar zugewandt. Ihren Versprechen lauschend, im Glauben, auch sie würde an seiner Seite kämpfen. Es hätte funktionieren können, wirkte es am Anfang sogar fast perfekt. Doch selbst wenn sie wie ein Schatten an seiner Seite gestanden hatte, war sie stets ihren eigenen Wegen gefolgt.

Das war die Natur der Finsternis. Sie nahm sich, was sie wollte, wann sie wollte. Der Zweck heiligte die Mittel. Er selbst wusste es genau, denn er war ein Teil davon. Doch auch für ihn gab es Grenzen. Ehrlichkeit, Vertrauen und nicht zuletzt Loyalität.

Das Verständnis, das Vertrauen und die Loyalität, die man geschworen hatte, waren offenbar nichts weiter als hohle Phrasen gewesen, von denen er sich hatte blenden lassen, als man von ihm Ehrlichkeit gefordert hatte. Warum sollte er sich die Frage nach dem Warum oder Weshalb stellen? Vielleicht sie selbst sich noch nicht einmal darüber im Klaren, was sie oder wer sie wirklich sein wollte. Wäre es tatsächlich ihr Wille gewesen, hätte sie ebenso hinter ihm gestanden, wie er es getan hatte. Nicht nur in Worten, sondern mit Taten. Stattdessen wusste Adrian nun nicht einmal mehr, wie weit er ihr vertrauen durfte. Der Vampir, Freyas Sicherheit und der Dolch waren nur einige Dinge, die ihm die Augen geöffnet hatten.

Kühl und ohne eine Form von Emotion sah der Magier aus dem Fenster. Es war das Resümee seiner eigenen Nachlässigkeit. Doch persönliche Befindlichkeiten hatten lange genug Raum eingenommen und ihn von dem abgelenkt, was seine Aufgabe war.

Die einzige Option, die ihm nun blieb, lag vor ihm, geschrieben in schwarzer Tinte.

Das Blau seiner Augen fiel auf die zwei Pergamente vor sich. Der Rabe, der seinen Bruder suchen sollte, war bereits unterwegs. Seine Augen glitten über die Zeilen vor ihm. Sauber und präzise zu einem minutiösen Minimum an Worten zusammengefasst niedergeschrieben.

Liadan, die Schatten haben das Kind. Finde sie. Schütze sie. Sonst haben wir keine Wahl. Adrian.

Mit einem Fingerschnippen entzündete sich eine kleine Flamme. Heiß und glühend, ließ er sie in seiner Hand tanzen, um im nächsten Augenblick damit das Schriftstück zu entzünden. Hell tanzte die Flamme auf, umgab die kantigen Buchstaben, bevor sie sich mit selbstzerstörerischer Präzision durch das helle Pergament fraß. Mit nur zwei Fingern ließ er es verglühen, bis kleine Ascheflocken glühend im Sonnenlicht aufglimmend von der Schwärze selbst verzehrt wurden und erstarben.

Wo immer die Prinzessin war. Es würde sie finden. Sie es verstehen. Die Bedeutung der Worte und die Dringlichkeit, die damit einherging.

„Nichts...“ Rosalind hatte ihm nur das bestätigt, was er bereits vermutet hatte. Sie war nicht hier. Nicht in dieser Welt, wofür es nur eine Erklärung geben konnte.

Freya musste in dem Schattenreich sein. Jener Welt, die 'seinen' Gesetzen folgte. Noch. Was würde dann geschehen? Konnte man das Rad, was in Bewegung geraten war, noch aufhalten?
Oder blieb nur das Brechen?  Knapp strich sein Blick über die verbliebenen Zeilen hinweg.

Die Zeit drängte, doch gab es nur noch einen Weg, den er ab jetzt beschreiten konnte. Das einzige was er tun konnte. Ihn aufhalten. Mit aller Macht und allen Mitteln.

Er hatte es versäumt, seine Zeit zu nutzen, sein Wissen zu teilen und die Adeptin auf das vorzubereiten, was sie erwarten würde. Schatten und Dunkelheit. Er senkte kurz die Lider, bevor sein Blick erneut zu dem Wolf wanderte. Er wusste, was zu tun war. Oder vielmehr, getan werden musste, blieb nicht länger eine andere Wahl.

Kurzerhand rollte er das Pergament zusammen. Naheniel hatte es gefordert und mit diesem Schachzug hatte er ihnen vermutlich vor Augen führen wollten, wie viel Macht er bereits hatte und wie nah er seinem Ziel war.

Langsam hob Adrian das Glas, um es zu leeren. Es gab nur eine Antwort darauf. Zu welchem Preis auch immer musste er ihn aus dem Weg schaffen. Es war ein Schwur. Ein Eid, dem er nicht nur Ogrimar gegenüber verpflichtet war. Er wusste, wem er seine Loyalität geschworen hatte, wem sein Leben galt.

Er würde Naheniel töten. Für den dunklen Lord, für...

Als die Tür sich öffnete, wurde Adrian aus seinen Gedanken gerissen. Ein kühler, weckender Luftzug, der Zeugnis darüber abglegte, dass der erste Schnee vielleicht nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Unter einem kurzen Blinzeln klärte sich sein Blick, ehe seine Augen über das Fenster hinwegstrichen, um das Spiegelbild des Raums hinter sich auf eine verzerrte Art darin wahrzunehmen. Der Alkohol glitt langsam seine Kehle hinab, bevor er das Glas bedacht senkte und seine Stimme ruhig aber überrascht erhob. „Tanuri.“
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
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Liadan Al Saher
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Registriert: So 25. Jul 2021, 20:15

#815

Beitrag: # 53740Beitrag Liadan Al Saher »

"So schönes Haar, so lang und fein. Weich und geschmeidig. Wie feiner Samt fühlt es sich an." Das schwere Atmen einer ihrer Tanten berührte ihren Hinterkopf und der Geruch, den diese umgab, war wirklich alles andere als angenehm. Es roch nach Moder und Verwesung, als wäre sie mindestens schon dreimal gestorben und aus der Verwesung wieder ausgegraben worden.

Wieder und wieder fuhr die weiche Bürste durch Liadans Haar und gab jenem einen glänzenden Schimmer. Mit verbissenem Gesichtsausdruck und sich selbst zur Ruhe mahnend saß die Bognerin da und ließ es über sich ergehen. Einen Hehl daraus machte sie allerdings nicht, dass sie keinerlei Gefallen an den "Verschönerungen" fand, die ihre Tante ihr verpasste.

Sie hatte es schon als Kind gehasst, wenn die Tanten sie als ihr Püppchen benutzten. Welche Freude es ihnen bereits damals immer wieder bereitete, ihr als kleines Mädchen die süßesten Gewänder aus den Märkten der Stadt von der Dienerschaft kaufen zu lassen, nur um sie dann nach ihrem eigenen ganz eigensinnigen Geschmack zu verzieren.

Kleider. Ausgerechnet! Kaum gab es etwas, was Liadan mehr verachtete als diese langen Stoffe. Nicht nur, dass es damit unpraktisch war, Bäume zu erklettern und unterirdische Höhlengänge zu erforschen, die ihr nicht selten einen Ausweg aus dem Gefängnis des Palastes ermöglichten, sondern sie fühlte sich damit fürchterlich unwohl.


Nun sollte aber nicht direkt der Eindruck erweckt werden, dass sie durch und durch unzufrieden war. Vielleicht dachte der ein oder andere ja, an einem jeden Tag würden ihr Speisen auf Gold und Silber kredenzt werden, sie besäße ein großes, flauschiges Bett mit weichen Bezügen und ihr Zimmer wäre verziert mit allerlei bunten Edelsteinen.

Gerade letzteres zählte in dieser Welt aber überhaupt nichts. Alles was von Bedeutung war, alles was von wahrem Wert hatte, das war Macht. Als Tochter des purpurnen Kaisers hatte sie einen Teil dieser inne, das war unumstritten. Aber wollen? Nein, von wollen konnte keine Rede sein. Niemals waren ihr die Intrigen und Geschäfte gelegen, die zumeist ihre Tanten anzettelten nur um ihren Einfluss zu mehren. 


Nichts war so, wie es sich für jemanden anhören und mit geschlossenen Augen vorstellen ließ, wenn man von der Kaisermacht und dem dazugehörigen Palast sprach. Nichts davon hatte irgendetwas mit den prunkvollen Gebäuden gemein, die es verstreut auf Althea oder anderen fremden Inseln zu sehen gab. 
 
Vielmehr erstreckte sich eine düstere, wächserne Hand inmitten eines verdorbenen Waldes auf einer Lichtung in die Höhe. Umgeben war sie von hohen Dornenranken, die es nahezu unmöglich machten, ungebeten in den Hof einzutreten. Ein jeder der Finger des Palastes war schmal und in die Höhe gereckt, ganz so, als würde er nach etwas greifen.

Die Patrouille, da dafür sorgte, das weder ein ungebetener Gast hineinkam, noch jemand ohne Erlaubnis des Kaisers oder der Schwestern den Palast verließ, ging Stund um Stund ihre Runden. Gesichts- und seelenlose Wesen, die aus der leblosen Erde geformt worden waren, aber mit aller Brutalität ihre Befehle ausführten. Selbst wenn Liadan gehen wollts, selbst mit ihrer Stellung in diesen Ländereien, war das nicht ganz so einfach.

Irgendetwas musste sie immer dafür geben. Heute aber war sie mit leeren Taschen gekommen, was die Sache nur umso komplizierter machen würde. 


Ein weiterer Bürstenstrich folgte und mit mürrischem Blick betrachtete die Bognerin ihr eigenes Antlitz in dem Spiegel. Wenn ihre Tanten schon so ein derartiges Bedürfnis danach verspürten, sie als kleines Spielpüppchen zu missbrauchen, konnten sie sich dann nicht irgendeine der Dienstmägde zu sich holen? Oder eine echte Puppe kaufen?

Mit zusammengekniffenen Lippen starrte Liadan geradeaus und versuchte dabei, ihr eigenes Spiegelbild so gut es ging zu ignorieren. Nein, wahrscheinlich war es wesentlich besser, wenn sie sich bei ihren selten gewordenen Besuchen für diese seltsamen Eigenheiten aufopferte. Schließlich wusste sie, dass den Tanten nahezu alle Türen offen standen, um an lebende Objekte zu kommen. Die Auswahl die Fungus ihnen bieten konnte, war enorm und bevor auch nur ein unschuldiges Wesen sein Dasein in diesem fürchterlichen Palast fristen musste, hielt sie dem stand, so lange es eben nötig war.


Ihr Vater dudldte es zwar nicht, dass die drei Tanten sich ein "Spielzeug" aus dem Angebot von der dickene Raupe holten. Zumindest diesen Respekt zollten sie ihm noch, auf seine Anweisungen zu hören. Wie lange das aber noch ging? Schwer zu sagen, denn der Einnfluss, den sie auf ihn ausübten wurde von Jahr zu Jahr stärker und es war nur noch eine Frage der Zeit, wie lange er noch leben würde.

Liadan selbst hatte dem Thron entsagt. Sie war mit Verlion gegangen und damit war ihr Anspruch auf die Krone, die sie zur purpurnen Kaiserin kronen würde, verwirkt. Nichts, was sie auch nur in irgendeiner Form bereute. Ein Kaiserreich war nichts, gegen die Liebe, die sie für Verlion empfand und die sie von ihm erhielt. Damals hatte er mit seinem Bruder Adrian alles daran gesetzt, sie aus diesem Reich zu befreien und zu verstecken. Niemals würde sie vergessen, dass sie beide ihr Leben für sie riskiert hatten. Sie trug eine Schuld und hoffte, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem sie diese begleichen konnte. 


Trotzdem war es ihre Heimat. Und auch wenn sie sich noch so sehr dagegen sträubte, gerade den Palast einen Besuch abzustatten, waren ihr nicht viele andere Möglichkeiten geblieben. Die Brände, das Feuer, diese seltsame Macht, die über das Land gekommen war und bereits Teile davon verschlungen hatte, waren nicht vom Erschaffer selbst gewirkt worden. Darüber war sie sich absolut sicher.

Schon oft hatten seine Kreaturen seine Wut und Besessenheit zu spüren bekommen und gerade jene, die sich darüber bewusst waren, wer er war und wer sie selbst waren, ließ er am meisten leiden, wenn der Jähzorn ihn packte. 


Aber das, was sie sah, das war nicht er.

Während ein Bürstenstrich nach dem anderen durch ihr Haar glitt, resümierte Liadan über das Geschehene, nachdem sie Tanuri, zugegeben etwas unsanft, hinausgeschubst hatte, zurück in die Welt, in die sie gehörte. Das schlechte Gewissen gegenüber Verlion nagte seitdem ständig an ihr, aber tief in ihrem Inneren da wusste sie, dass er es verstand. 


So sehr sie es auch versuchte, einen großen Bogen um den Palast zu machen, am Ende führte ein jeder Weg, den sie einschlug, genau hierher.

Die Abneigung, die sie für ihre Familie verspürte, rührte nicht nur daraus, dass ihre Charaktere einfach weit entfernt von dem waren, was sie selbst als Familie betrachtete. Zu früheren Zeiten, da hatte Liadan vermutet, dass es das einzige Bestreben der Tanten war, sie so schnell wie möglich umzubringen. Zuzutrauen wäre es ihnen schließlich gewesen, dass sie irgendwelche giftigen Substanzen in die Bürste gaben oder todbringende Fäden in ihre Kleider einwebten.

Letztenendes wäre es für die drei aber von keinerlei Vorteil gewesen, wenn Liadan starb. Das Szepter hatten sie dem Kaiser längst entrissen und aus dem Hintergrund heraus die Geschicke des Kaiserreichs zu lenken, war wesentlich einfacher, als sich dem Verdacht zu stellen, die Kaiserstochter ermordet zu haben.

Urdar, jene der Schwestern die sich einst die Krone aus Ästen auf ihren Kopf setzte und mit dieser auf ewig verwachsen war, verstand es sehr gut, es so aussehen zu lassen, als würde der purpurne Kaiser weiterehin die Entscheidungen treffen, während sie es eigentlich war, die ihm ihren Willen ins Ohr flüsterte und ihn lenkte.

Iben, deren Gesicht verborgen hinter einem Schleier war, sprach zumeist nicht. Ein jeder versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen, denn die Geschichten über die Albträume, die sich um die Hässlichkeit rankten, die sie hinter ihrem Schleier versteckte, wollte niemand freiwillig nachprüfen. Vielleicht tat man sich als Außenstehender noch am einfachsten mit der einäugigen Vidar.


Liadan mochte sie alle drei nicht und wusste genau, mit welcher Vorsicht man ihnen entgegen treten musste. Keine von ihnen war in ihrem Charakter zu unterschätzen und wenn es um Macht und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen ging, würden sie nicht einmal zögern, sich gegenseitig den Gar auszumachen. 

Endlich legte Urdar die Bürste aus ihren fleischigen Klauen, die nicht mehr viel mit Händen gemein hatten. Einst, da mochten sie welche gewesen sein, doch waren sie über die Jahre miteinander verwachsen und mittlerweile eben kaum noch als richtige Hände zu bezeichnen. "Wie hübsch die kleine Prinzessin doch ist." Die Pranke tätschelte über Liadans Gesicht, was den Blick der Bognerin nur noch stärker verfinsterte. "Möchte es nicht noch ein Kleidchen anziehen? Bestickt mit Dornen aus dem Garten und vielleicht einer vergoldenen Kette aus Zähnen und kleinen Knöchelchen aus Kinderzehen? Ich bin mir sicher, Deinem Mann würde diese Aufmachung überaus gefallen."
Auch wenn durch die Wurzeln der Krone, die mittlerweile das ganze Gesicht Urdas bedeckten und in ihre Nasenlöcher und Ohren eingedrungen waren, war die Missgunst, die die Tante gegenüber Verlion spürte weder zu überhören, noch zu übersehen. 

Zuckersüß lächelte Liadan ihr entgebgen, erhob sich aber sogleich mit einem abwehrenden Kopfschütteln von ihrem Stuhl. "Zu nett von Dir. Aber nein. Denn eigentlich bin ich wegen etwas anderem hier." 

Iben trat in gebückter Haltung auf Liadan zu und der faulige Geruch, der von ihr ausging, machte es ihr schwer, sich nicht sofort und auf der Stelle zu übergeben. "Ja, ja, das wissen wir doch längst. Die Fische haben es geflüstert.

Verwirrt zog Liadan ihre Brauen zusammen und sah von der einen Tante zu der anderen. "Wie meinst Du das?" Auch Vidar trat nun schlurfend auf sie zu, hob einen ihrer spinnenartig langen Finger, wobei einer ihrer abgebrochenen gelblichen Fingernägel dem Gesicht Liadans gefährlich nah kam. "Nicht nur die Fische haben es gesagt." Ihre Stimme war flüsternd und geheimnisvoll. Liadan musste schon genau hinhören, um verstehen zu können, was sie ihr erzählte. "Auch die Steine sinds, die darüber sprechen." Vidar kicherte wirr in sich hinein, während Iben mit hin und her wankendem Kopf Liadan genau betrachtete. "Der Schnee trug es schon längst weiter. Man erzählt es sich bereits überall." 

Wovon in Ogrimars Namen sprachen die Tanten? Natürlich war es bekannt, dass eine Veränderung durch das Land ging, dass eine bisher unbekannte Gefahr ihrer aller Zukunft bedrohte. Aber so wie Vidar, Iben und Urdar sprachen, meinten sie etwas völlig anderes. 

"Ich hab da etwas für Dich." Die klobige Urdar zog etwas aus ihrer schwarzen Robe, die bei Weitem schon bessere Tage gesehen hatte. Mit geweiteten Augen entriss Liadan der Tante das Pergament und las die wenigen Worte immer und immer wieder, die schwungvoll in einer für sie mehr als bekannten Schrift verfasst worden waren.

Zornig sah sie wieder zu den Dreien auf, die sich mittlerweile eng aneinandergedrängt neben sie gestellt hatten und mit schlangenhaften Bewegungen ihre Körper hin und herwiegten.
"Seit wann habt ihr das?" Liadan musste sich wirklich zusammenreißen, die drei nicht laut anzuschreien. 

"Hmmm, vielleicht gerade erst seit wenigen Minuten, vielleicht aber doch schon Stunden. Tage? Tage sind es nicht, zumindendest glaube ich das." Auch wenn Liadan es nicht sehen konnte, das selbstzufriedene Grinsen Ibens war selbst unter ihrem Schleier deutlich zu hören. "Oder hast Du etwa die Zeit vergessen, die Du im Palast verbracht hat? Du weißt, welche Tücken dieses besondere Bauwerk mit sich trägt. Schnell verliert man das Gefühl für hier und jetzt." Sprach Iben mit einem widerwärtigen Kichern und Wispern unter ihrem Schleier hervor.

Wütend funkelte Liadan ihre drei Tanten an, drehte sich dann empört von den Tanten weg und rannte die knirschenden, aus Stein gemeißelten, Treppen hinauf, um die sich absterbende Schlingen aus seltsamen Pflanzen wanden und sich neugierig nach ihren Füßen ausstreckten.

Bebend riss sie die Tür zu ihrem Zimmer auf, suchte nach ihrem Bogen und ihrer ledernen Kleidung, um letzteres in aller Hast über zu ziehen. Den Köcher warf sie sich eilig um ihre Schulter und so schnell sie konnte band sie sich ihr Haar zu einem strengen Zopf zurück und machte sich daran, lose Bretter und Verästelungen, die sich unter ihrem Bett befanden, zu lösen. Mochten die Tanten denken, ihr in ihrer Kindheit ein Gefängnis aus Ranken, Wurzeln und schwarzer Erde gebaut zu haben: Immer noch war sie die purpurne Prinzessin. Und als diese kannte sie Mittel und Wege aus dem Palast heraus. Kein einfacher war es zwar, denn sie musste sich zuerst tief dafür fallen lassen und alle Angst hinter sich lassen, aber keinen Augenblick länger, würde sie in dem Palast verweilen, der seine bedrohliche, wächserne Hand in den Himmel streckte.


Gerade als sie mit einem tiefen Atemzug und geschlossenen Augen in den von ihr freigelegten Weg hineinsprang, hörte sie noch das Schlurfen und das scharfe Rufen ihrer Tanten. "Liadan! Wie kannst Du es wagen? Wir haben es Dir nicht erlaubt, Dich von uns zu entfernen!" 

Doch da war Liadan bereits fort und fiel hinab, tiefer und immer tiefer mit dem festen Glauben daran, den Boden irgendwann zu errreichen.
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Mein Herz für den Einen,
Mein Bogen für die Schatten.
Mein Blut für die Familie.
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Syndra
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#816

Beitrag: # 53741Beitrag Syndra »

Das schicksalhafte Spiel zwischen Macht und Hingabe war nicht mehr aufzuhalten, nachdem Naheniel sie mit fordernder Entschlossenheit an sich gezogen hatte. In seinen Armen ließ Syndra sich fallen. Alles um sie herum wurde lediglich von impulsiver Begierde beherrscht. Von seiner Wärme, seinem Atem, seinem Herzschlag, dem sie sich unterordnete.

Ein Rausch, bei dem Zeit und Raum an Bedeutung verloren. Es entfaltete sich eine instinktive Leidenschaft, die sich mit jeder Berührung ins Unermessliche steigerte, um einander zu spüren und das so lange gezügelte sinnliche Verlangen selbst zu stillen.

Schließlich lag Syndra in seinen Armen. Von seiner festen Umarmung gehalten, spürte sie seine Hand auf ihrem Herzen. Ihre Augen hatte sie geschlossen, während sie eng umschlungen dem gleichmäßigen Pulsieren in seiner Brust lauschte, nur um sich davon in einen ruhigen Schlaf tragen zu lassen.

Wie lange sie einander hingegeben hatten, wusste Syndra nicht. Ebenso wenig, wie sie im Unklaren darüber war, wie viel Zeit verstrichen war, als sie eine Regung spürte.

Unwirsch zuckte ihre Nase im Halbschlaf, während sie sich lasziv räkelte und ihre Hand sich kurz nach ihm ausstrecken wollte, nur um in die Leere zu greifen. Unwillig jedoch die Dunkelheit und die innerliche Ruhe von sich abfallen zu lassen, griff sie daher nach der Decke, um die wärmende Nähe, der er sie beraubte, damit auszugleichen. Ohne ihre Wimpern zu heben, zog sie diese näher um sich, als ein dumpfes Geräusch den Raum erfüllte und ihr Bewusstsein aus der Finsternis riss.

Unsicher, ob es irgendein Traum war, der sie heimgesucht hatte und wachrütteln wollte, blinzelte Syndra einige Male, um ihre verschwommene und schlaftrunkene Sicht zu klären. Naheniel lag tatsächlich nicht mehr neben ihr.

Noch nicht ganz bei Sinnen, setzte die Magierin sich auf, nur um ihn am Ende des Bettes zu entdecken. Im ersten Moment wusste Syndra es noch recht nicht zu deuten, als er sich am Bettpfosten aufrichtete. Leicht nur winkelte sie die Beine heran, während ihr Blick ihm zunächst folgte.

Als er jedoch mit schmerzverzerrtem Gesicht in Richtung des Sessels schwankte und kurz vor seinem Ziel in die Knie ging, zog sie instinktiv die saubere Decke enger um ihren Körper.

Lautlos ließ die Magierin ihre Beine aus dem Bett gleiten, bis ihre nackten Füße den Boden berührten. Leise raschelte der Stoff, mit dem sie ihren Körper wärmte, als Syndra unumstritten feststellte, dass etwas mit ihm nicht stimmte und auf ihn zuging. Verdammt, was war passiert?

Kurz vor ihm nur hielt die Magierin inne. Seine Stimme durchschnitt die Stille, eiskalt und fordernd wie ein Donnerschlag, als er einen Namen rief. Nicht den ihren, sondern einen ihr vollkommen fremden, den er schneidend über seine Lippen brachte. Knapp nur ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen, welches aufgrund seiner kleinen Größe einfach zu überschauen war. Sie waren allein. Da war niemand. Nur sie beide. Was hatte das zu bedeuten?

„Naheniel.“ Bedacht ging Syndra vor ihm in die Knie, nur um sich ihm wachsam zu nähern. „Steh auf.“ Seine Stimme selbst war ihr eine Warnung, doch zugleich konnte sie im nächsten Moment sehen, wie der Schmerz dafür sorgte, dass er sich zusammenkrümmte und eine Panik in seinen Augen hinterließ.

Klar und kühl sah sie ihn an, ohne ihn zu berühren. Ohne eine Form von Mitleid versuchte sie seinen Blick zu greifen, der jedoch auf seinen Händen ruhte. Erst jetzt nahm Syndra das Blut wahr. Zarte Rinnsale in seinen Handflächen. „Verflucht, was ist passiert?“

Bestimmend streckte die Magierin ihre Hand nach ihm aus, um ihm aufzuhelfen. Eine Geste, die keineswegs von Mitleid zeugen sollte, wie ihre von rationaler Kälte gestreifte Stimme widerspiegelte. Nüchtern und zugleich fordernd, ebenso wie ihr Blick.

„Und wer ist Haedinn?
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Tanuri
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#817

Beitrag: # 53742Beitrag Tanuri »

Die aus Nussbaum gefertigte Türe, die mit vielerlei unterschiedlichen Symbolen verziert war, die schützende Sprüche des Glaubens an den dunklen Herrn wiedergaben, war noch nicht ins Schloss gefallen, als der Blick Tanuris sich in Adrians Richtung hob. 

Sie hatte nicht damit gerechnet, jemanden hier anzutreffen. So zuverlässig Asche auch war, so schnell wäre es selbst ihrer Krähe nicht möglich, Stellan zu finden und so hatte sie durchaus gehofft, zumindest einige Stunden für sich selbst zu sein. Trotzdem blieb der Ausdruck auf ihrem Gesicht versteinert, während sie die Erscheinung Adrians von Kopf bis Fuß musterte. Häufig war er in den letzten Wochen kein Gast des Hörsaals gewesen und zu einer anderen Zeit hätte sie ihre Überraschung über sein sehr zeitiges Erscheinen in diesem vielleicht mit einer dementsprechenden Frage oder Feststellung quittiert. 

Derartige Entgleisungen ihres Charakters würde sie sich jedoch nicht weiter erlauben. Die Fehler, die man ihr in kühler Berechnung und mit deutlichen Worten und Taten aufgezeigt hatte und die daraus resultierende eigene Lächerlichkeit zu der sie sich verleiten hatte lassen und an der sich so mancher hinter vorgehaltener Hand gütlich getan hatte, würde sie niemals wieder zeigen. 

"Ganz allein?" Nicht einmal ihre Stimme offenbarte schnippische Launenhaftigkeit, sondern zeigte sich in einer sachlichen Neutralität. Zugegeben, in der Vergangenheit mochte sie sich aufgrund ihrer eigenen Unzulänglichkeiten die ein oder andere Enthüllung geleistet haben. Aber auch eine Priesterin konnte lernen, so schwer es für den ein oder anderen zu glauben war.  

Mochte man ihr jedoch sämtliche Arroganz und Überheblichkeit nachsagen - Zuschreibungen ihres Charakters, über die sie übrigens herzlich wenig erzürnt, als eher stolz war - aus Fehlern wusste sie durchaus Konsequenzen zu ziehen. 

Es waren nur wenige Stunden, genauer ein Abend, eine Nacht und halber Morgen, seit dem Aufeinandertreffen mit ihm und Kenna, verstrichen. Tanuri verspürte keinerlei Erwartungen an ihn, dass es ihm irgendwie möglich gewesen war, irgendetwas in Erfahrung zu bringen oder gar etwas zu erreichen. Bisher wusste sie schließlich auch nichts darüber, was weiterhin geschehen war, nachdem sie sich aus dem Raum der Adeptin zurückgezogen hatte. 

Die Neugierde darüber, welche weiteren Schritte eingeleitet worden waren, konnte aber auch sie nicht gänzlich ignorieren. Hatte er gemeinsam mit Kenna weitere Erkenntnisse errungen? Oder hatten sie sich dazu entschlossen, dass es klüger wäre, wenn jeder seine eigenen Verbindungen nutzte, um etwas über Freyas Verbleib herauszufinden? Natürlich war es auch gut möglich, dass ganz andere Vorkommnisse ihren gemeinsamen weiteren Verlauf des Abends bestimmt hatten. Ob sie darüber allerdings etwas erfuhr, war dann doch mehr als fraglich.

Dies war eins der Vorteile, die ihr Kadirs unterirdische Gewölbe boten. Dort war sie vollkommen abgeschottet von den Geschehnissen auf den Inseln. Diesen Ort des Rückzugs schätzte sie aus vielerlei Gründen, denn manchmal tat man sich selbst den größten Gefallen damit, sich aus der Realität zurückzuziehen und sich damit vor sich selbst zu schützen. 

Sicher, für den ein oder anderen hatte es mit großer Gewissheit den Anschein, als wäre sie feige, drückte sich vor ihrer Verantwortung oder würde sich dem nicht stellen wollen, vor was sie die Augen - gab sie sich auch noch so viel Mühe darum - nicht verschließen konnte. 

Für den Bruchteil einer Sekunde überdachte sie die Möglichkeit, den Hörsaal wieder zu verlassen. Es waren genug Schläge gewesen, die sie zu spüren bekommen hatte. Warum sich freiwillig noch Weiteren ausliefern? Noch lag ihre Hand auf dem geschwungen Griff aus Messing, als die sachten, mit dunkler Stimme gesprochenen Worte, wieder in ihr Gedächtnis drangen, die sie in Kadirs Gewölbe aus ihrem dämmernden Schlaf gerissen hatten. Es war nur ein Traum gewesen, ein Wunschdenken und eine Erinnerung an eine Zeit, die ihr verloren gegangen war.

Schmal und bitter verzogen sich ihre Lippen. Es war so einfach, der Einladung zu folgen und dem zu glauben, was versprochen wurde. Aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, nie wieder blind einer Stimme zu folgen, so süß und vielversprechend sie auch klingen mochte. Der Vater Nymerias hatte es einst versucht und auch damals war sie einem Geist gefolgt. Dieses Mal jedoch war es wesentlich schwieriger 
sich zu entziehehn - der Klang, der Tiefe, dem Verlocken und der Bestimmtheit, die nach ihr gerufen hatte, taub gegenüber zu bleiben. War es erneut eine Lüge, die sie nicht durchschaute? Ein Trick, während man sich in einer der vielen verborgenen Ecken das Maul darüber zerriss wie dumm und fehlgeleitet sie doch war?

Aber wie sie bereits feststellen musste, viele Optionen waren es nicht, die ihr noch blieben. Mit einem tiefen Atemzug schloss sie die Türe und trat mit nur wenigen Schritten in den Hörsaal ein. U
nbewusst fiel ihr Blick auf einen Stapel alter Bücher, der sich auf dem großen Arbeitstisch aufgetürmt hatte. Offenbar schien niemand etwas von Ordnung zu halten, es sich nur mit dem ein oder anderen Werk auf einem der breiten und weichen Sessel gemütlich zu machen, um darin zu lesen und es danach achtlos zurück auf den Stapel zu legen.

Oder zumindest so zu tun, als wäre man an dem Inhalt der Werke interessiert, während die Gedanken an ganz anderen Dingen festhingen, die weit weniger mit den Lehren seiner dunklen Lordschaft zu tun hatten, als vielmehr um den eigenen Triumph und Gewinn. 


Aber es war keine Zeit, sich an gewisse Situationen, die sich einst zutrugen, zurückzuerinnern und von der man andererseits wohl gedacht hatte, sie hätte es nicht von ganz allein begriffen. In gewissem Maße war es amüsant, wie durchschaubar und somit fast schon langweilig letztendlich doch ein jeder war. 

"Was führt Dich hierher, Adrian?" Ihr Augenmerk löste sich von dem Stapel an Büchern und glitt zu ihm hinüber. Die Züge seines Gesichts waren nur verzerrt durch die Scheibe des Fensters zu erkennen, aber das Glas in seiner Hand entging ihr nicht. Unvermittelt sah sie zu einer der entkorkten Flaschen, die sich ebenfalls auf dem großen Tisch befanden. Es war noch früh und ihr Magen leer. Es wäre äußerst unüberlegt, sich dem Genuss von Alkohol hinzugeben und die unsortierten Gedanken in ihrem Kopf dadurch nur noch weiter durcheinander zu wirbeln.

Trotzdem streckte sie ihre Hand nach der Flasche aus und griff nach ihr. Ein guter und edler Tropfen, alt und von einer besonders dunkelgoldenen Farbe. Das Etikett wollte nicht viel über den Inhalt verraten, war es wohl so mysteriös, wie jener, der sich davon ein Glas zu dieser frühen Zeit genommen hatte. Der Duft, der ihr entgegen strömte, war durchaus verführerisch, hölzern, gepaart mit Honig und Pfeffer. Roch man genauer daran, war bestimmt auch die ein oder andere Spur eines fremdländischen Gewürzes zu riechen, welches dem Geschmack eine besondere und einmalige Note verlieh.

Ein gewisses Maß an Eitelkeit und Hochmut legte sich auf ihr Gesicht, als sie die Flasche zwar zu der Nähe ihres Mundes führte, aber nicht davon kostete, sondern einzig die dunkelschimmernde Flüssigkeit noch etwas genauer betrachtete und sich für einige Augenblicke von dem Geruch in ein fernes Land hinfort treiben ließ. Erst dann stellte sie die bauchige Flasche wieder beiseite. Wer wäre sie schon, wenn sie sich einfach an etwas bediente, was ihr nicht gehörte? 

Derartiges Tun wäre nicht nur unhöflich, sondern noch dazu egoistisch und frech, nur weil ihr gerade der Sinn danach stand und die starke Prise von Selbstsüchtigkeit sie dazu verleitete, sich etwas zu nehmen, was jemand anderes bereits für sich beansprucht hatte. 
Schließlich, wenn man die Flasche einer genaueren Betrachtung unterzog, war so einiges an Aufwand betrieben worden, dieses kostbare Getränk zu beschaffen und sich dann und wann, einen kleinen Schluck davon zu erlauben. 

Tanuri selbst wusste zu gut, was es kostete, etwas zu erlangen, was von besonderer Kostbarkeit war und dafür beschwerliche Wege auf sich zu nehmen und einen Preis zu zahlen, der ganz gewiss nichts mit Gold zu tun hatte. Wenn einem das, wofür man Monate oder sogar Jahre der Anstrengung investiert hatte, dann mit unverkennbarer Belustigung aus den Händen gerissen wurde und man sich daran bediente, ohne auch nur die Spur einer Rücksicht oder Verständnis für denjenigen aufzubringen, der sehr viel von sich gegeben hatte, war ein gewisses Maß Missbilligung durchaus nachvollziehbar. Zumindest nach ihrem Empfinden.  

Aber wozu Verständnis für eine komplexe Metaphorik verlangen?


Nachdem die Flasche wieder ihren Platz gefunden hatte, wendete Tanuri sich von dem Tisch ab, trat näher an einen der Sessel heran und entledigte sich des einfachen Mantels, um ihn über die hohe Rückenlehne zu legen. Auf der Höhe ihres Bauches verschränkte sie ihre Finger ineinander, so wie sie es immer tat, wenn sie sich ihrer eigenen Erhabenheit und Stellung, die sie nicht nur als Oberhaupt der Legion, sondern auch der Priesterin seiner Majestät, mehr als bewusst war. 

Ein letzter, herablassender Gedanke schoss durch ihren Kopf, dem sie sich nicht verwehren konnte, als ihr Blick noch kurz auf dem hohen Ohrensessel verweilte. 
Sympathie hat in meiner Welt keinen Stellenwert. Aber nicht nur Erziehung, sondern auch Persönlichkeit, zeigen zumindest mir Grenzen auf, die es gilt, in einer Gemeinschaft einzuhalten.  
Ganz gleich, ob jemand auf dem strahlenden Thron einer Königsfamilie sitzt oder aus den Tiefen der Gosse kommt, wenigstens besitze ich so viel Charakter, ihm nicht mit unverhohlenen Genuss etwas wegnehmen zu wollen, nur weil ich einem Verlangen und einer Bestätigung meiner eigenen Person - koste es was es wolle - dadurch Sättigung verschaffen kann.  


Der Gedanke verschwand so wie er gekommen war und mit erhobenem Kopf und musternd nach oben gezogener Braue sah sie weiterhin auf Adrians Rücken. Zwar war sie bereits näher an ihn herangetreten, die Distanz zwischen ihnen war aber nicht nur physischer, sondern zuletzt auch geistiger Natur gewesen, weshalb ihr Tonfall nach wie vor von der gleichen geschäftsmäßigen Zurückhaltung war, wie seit jenem Moment, als sie den Hörsaal betreten hatte. 

"Gelang es euch beiden mehr in Erfahrung zu bringen oder bist du hier, weil du wusstest, dass ich die Räumlichkeiten der Legion aus gutem Grund derzeit meide und mir weiterhin meine Sturheit und mein Unvermögen, nur Deine Vermutungen zu akzeptieren darlegen wolltest?"
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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-Freya-
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#818

Beitrag: # 53744Beitrag -Freya- »

Der Berg erwachte zu scheinbar unerklärlichem Leben, als würde etwas Urzeitliches erweckt und in Bewegung versetzt. Etwas Gewaltiges, das aus dem Schlaf gerissen sich zornerfüllt streckte und dabei gnadenlos alles unter sich niederriss und zum Einsturz brachte.

Ein ohrenbetäubendes Krachen erfüllte die Gänge, während hinter Freya Felsbrocken und Geröll aufschlugen. Das Geräusch von brechendem Gestein hallte erbarmungslos an den Wänden wider. Überall wirbelte Staub und Sand auf, der ihr die Sicht und den Atem nahm.

Vertrauen war Freyas einzige Option. Der Glaube, dass die Stufen sie hinausführen würden und ihre Beine sie dorthin tragen könnten. Eine andere Wahl hatte sie nicht. Entweder folgte sie den Stufen, ohne innezuhalten, oder der nächste herabstürzende Fels würde das kleine Wesen auf ihrer Schulter mit ihr zerquetschen und begraben.

Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte, und ihre Lungen schnürten sich gnadenlos unter jedem Schritt zusammen, sodass das Mädchen um Luft kämpfte. Es war unmöglich zu sprechen. Unter dem tosenden Lärm des grollenden Berges drangen sowieso nur vereinzelte Worte der kleinen Gnomin an ihr Ohr.

Freya sehnte sich danach, sich einfach einen Moment lang fallen zu lassen, sich an den kühlen Stein zu lehnen und Kraft zu schöpfen. Nur ein kurzer Augenblick, in dem sie das wilde, schmerzhafte Pochen ihres Herzens unter ruhigem Atem besänftigen könnte. Doch jedes unnötige Zögern könnte zweifelsohne ihr Schicksal besiegeln und sie unter Staub und Stein in ewiger Finsternis verschwinden lassen.

Sie folgte weiter den Stufen, bis diese in einer Art von Tunnel endeten. Ein Weg, der weniger steil erschien und mehr einem Pfad glich. Das schwache Licht Lumiels offenbarte nur wenig des Weges. Doch war das ein leichter Luftzug, der da zu ihr drang? Leicht nur kitzelte es in ihrer Nase, Die Luft roch klarer, weniger modrig und erdig, sondern frisch.

Kurz nur erlaubte sie sich durchzuatmen, ihren Schritt zu verlangsamen. Nur für ein oder zwei Herzschläge.

„Lumiel? Bist du unverletzt?“ Fragte sie leise, denn jedes Wort erforderte Kraft, die sie sich vielleicht noch einteilen musste. Doch offenbar hatte die Gnomin andere Pläne, als ihr auf direktem Fuß weiter zu folgen oder vielmehr auf ihrer Schulter. Wie konnte sie jetzt einfach verschwinden? Sie hier einfach nun zurücklassen. Nein, sie konnte sich doch nicht einfach in Luft auflösen?

„Warte! Nein, geh nicht weg.“ Kurzerhand drehte Freya sich um ihre eigene Achse, als das sachte Kitzeln von Magie spürbar wurde. Das zarte magische Licht der kleinen Schattengnomin schimmerte auf, wie lauter kleine funkelnde Sterne, die im nächsten Augenblick vor ihren Augen sinnbildlich erstarben, nur um das Mädchen in der schummrigen Dunkelheit alleine zurückzulassen.

„Was haben deine Worte zu bedeuten? Wo zum Grott sind wir?“ War auch das rätselhafte Wesen tatsächlich einfach mit dem Licht zusammen verschwunden? Die Gnomin konnte sie doch nicht einfach hier zurücklassen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, und es gab unzählige Fragen.

„Lumiel? Geh nicht!" rief sie, während erneut ein Grollen erhallte. Der Berg schien sich immer noch nicht vollständig beruhigen zu wollen, jedoch brauchte Freya einen kurzen Moment, um sich selbst zu fangen.

Schwindel breitete sich erneut in ihr aus, aber es war nicht das Erzittern des Bodens unter ihr. Vielmehr hatte das Mädchen das Gefühl, als hätte sie nicht mehr die Kontrolle über ihren eigenen Körper, der an seine Grenzen zu kommen schien.

„Verdammt!" Erschöpft lehnte sich Freya gegen die kühle Tunnelwand. War sie also wieder alleine? Wie sollte sie bloß den Weg nach Hause finden? Was war das Schattenreich? Wer war der Herr der Welten? Das Reich entflammen? Warum sollte man sie hassen? Was bedeutete das alles?

Sie wusste, dass sie weitergehen musste. Egal, was gerade geschah, das Gestein bebte noch immer, wenn auch nicht mehr so stark. Dennoch schien der Berg sich immer noch zu bewegen. Fest zog sie die Decke enger um sich und hielt sie an der Brust zusammen, um sich gegen die Kälte zu schützen, die in diesem steinernen Grab herrschte. Dem Luftzug folgend, der kühlend in den Gang schlich und den Schmerz in ihren Lungen ein wenig milderte, löste sie sich langsam von dem Halt, den sie an der Wand gesucht hatte.

War sie tatsächlich am Ausgang angekommen? Mit jedem Schritt, den Freya ging offenbarten sich Zarte Schweife von aufgewirbeltem Sand und Staub, welche gespenstisch im Licht umhertanzten. Dem Lord sei Dank.

Langsam kletterte das Mädchen über einige Steine hinweg, die sich nahe dem Tunneleingang aus dem massiven Stein gelöst haben mussten. Nicht viele, aber sie waren groß genug, dass sie vorsichtig von einem kleinen Felsen zum nächsten balancierte, um im nächsten Moment von einem Licht geblendet zu werden, das ihr entgegenstrahlte. Unangenehm brannte das Licht des Tages in ihren Augen, sodass sie ihre Lider senkte und schützend einen Arm vor ihr Gesicht schob.

Alles schien zunächst verschwommen zu sein. Ein grelles Spektrum aus Farben und Formen, das sich mit jedem Wimpernschlag, den sie tat, ein wenig aufklärte. Eine karge Landschaft aus Stein und Geröll empfing sie zusammen mit niedergerissenen Bäumen, die der Berg versucht hatte unter sich zu begraben.

Nach und nach gewöhnte sich Freya an die Helligkeit. Doch verharrte sie einen weiteren Moment im Schatten des Eingangs, um erleichtert Atem zu schöpfen. Luft, so klar und rein.

Das Blau ihrer Augen wanderte umher, und sie konnte einen Wald sehen, der zu einer Wiese führte. Sie hatte von der Kirche aus eine Stadt gesehen. Vielleicht konnte sie sich dort verstecken oder jemanden finden, der ihr half, einen Weg nach Hause zu finden. Der Kater hatte sie dorthin bringen wollen oder nicht? Grott, was war aus ihm geworden? Kurz senkte sie ihre Lider. Zurückgehen und nach ihm suchen wäre ihre Verdammnis. Er war schon einmal dem Tod entkommen und außerdem war er ein Kater und Katzen waren schlau. Vielleicht hatte er einen Weg gefunden und sie würde ihn in dem Dorf finden.

Ihr Blick wanderte auf die grüne Ebene, die sich vor ihr erstreckte und aus der einige Felsspitzen wie bedrohliche Dolche hervorragten. Waren diese zuvor schon da gewesen? Freya konnte sich nicht erinnern, ob sie sie gesehen hatte oder ob diese wie vom Berg selbst verschossene Pfeile sich in das satte Grün vor ihr gebohrt hatten. Jedoch schien es dort entlang in das Tal zu gehen, welches sie vom Plateau der Kirche aus hatte sehen können. Dort, wo sich das Dorf oder kleine Städtchen angesiedelt hatte.

Zwerge. Lumiels Worte trugen eine mahnende Warnung mit sich, auch wenn sie in der reimenden Art und Weise, vielleicht anders wirken mochten. Zwerge. Lebten jene dort? Hatten sie die Tunnel gegraben? Hassten diese sie vielleicht auch und würden sie ebenfalls töten wollen? Sie wusste, dass sie mit jedem Schritt, den sie in diesem Schattenreich unternahm, vorsichtig sein musste.

Ihre Augen wanderten über die Wiese hinweg, bevor sie nach oben blickte. Deutlich konnte Freya die Stufen erkennen, die am äußeren Berg entlang hinauf bis zur Kirche führten. Manche von ihnen schienen deutliche Risse zu haben, während ein Teil der Treppe eingestürzt war. Fast so, als hätte eine gewaltige Hand sie herausgerissen oder wäre brutal auf sie niedergegangen.

Ob die Kirche selbst wohl noch stand? Oder hatte der Berg den Bischof unter sich begraben? Ein Urteil Ogrimars, das aus ihrer Sicht gerecht wäre, so wie er sie behandelt hatte. Doch konnte sie nicht darauf vertrauen, dass dies geschehen war. Und wenn doch, war es nicht abwegig, dass er wiederauferstanden sein mochte.

Unter einem Wimpernschlag wandte Freya sich wieder der Ebene zu, die sich vor ihr ausbreitete. Beinahe wirkte sie idyllisch und einladend. Aber vom Berg aus wäre sie offen sichtbar. So einfach wie der Weg aussehen mochte, war es wahrscheinlich der gefährlichere Weg. Was, wenn der Bischof ihre Flucht bereits entdeckt hatte? Ihr Blick wandte sich dem Wald zu, der sich zur anderen Seite hin immer dichter werdend erstreckte.

Gewaltige Bäume, teils gespenstisch verzogen, wie groteske Abbilder von Dämonenbäumen. Doch verlieh ihnen ihre Größe fast schon ein majestätisches und angsteinflößendes Antlitz. Zumindest wenn man ihre Schatten betrachtete, die im Sonnenlicht noch gewaltiger wirkten und den Eindruck erweckten, als wären sie lebendig und würden in steter Bewegung folgend sich immer weiter ausstrecken und wachsen. Vielleicht aber auch wollten sie nach etwas greifen?

Sie erinnerte sich an den Wald, den sie mit Naheniel durchstreift hatte. Fast wäre sie ein Teil davon geworden.

„Du hättest mir wenigstens sagen können, welcher Weg der richtige ist“, flüsterte Freya leise. Kurz nur wischte sie sich die Nase in ihrem Ärmel ab, bevor sie die Decke um sich herum nach vorne zog. Nachdenklich schüttelte sie den Staub und das kleine feine Gestein ab, das sich dort niedergelegt hatte. Beide Wege wirkten nicht sonderlich vertrauensvoll, aber irgendwie musste sie die Stadt erreichen.

Behutsam schlang sie die Decke wieder um sich herum und hüllte nicht nur ihren Körper in den verschlissenen Stoff ein, sondern verbarg auch ihr Haar darunter und ließ ihr Gesicht in dessen Schatten Schutz suchen.

- Herr der Welten - Wenn es ihn wirklich gab, dann war er nun ihr Ziel, denn wo sonst würde sie einen Weg finden, wenn nicht bei ihm. Doch dafür musste Freya herausfinden, wie sie zu ihm gelangen konnte.

„Keine Angst, keine Zweifel.“ Murmelte sie leise, um ihrem Entschluss zu folgen und am Rand des Waldes entlang möglichst verborgen unter dem Schutz der Bäume einen Weg in die Stadt zu finden.
Zuletzt geändert von -Freya- am So 17. Dez 2023, 22:19, insgesamt 2-mal geändert.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
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#819

Beitrag: # 53745Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

 Hafrun 
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Das Erscheinungsbild Hafruns war alt und gebrechlich. Die, die sie nicht kannten, mochten sie erstmal mit einem mitleidigen Blick als altes Mütterchen belächeln. Sollten sie ruhig, desto einfacher war es für sie, ohne aufzufallen, immer wieder an das zu gelangen, womit sie sich ihr Einkommen sicherte. In der Stadt der fallenden Berge gab es schließlich genug Bedarf und auch wenn sie mittlerweile unübersehbar ins Alter gekommen war und ihre besten Jahre bereits vorüber waren, nutzte sie weiterhin selbstverständlich ihre aufgebauten Geschäfte. 
 
Heute war sie aber erstmal in das nahe liegende Wäldchen gewandert. Schließlich musste sie sich selbst und ihre Handelswaren mit irgendetwas versorgen. Aus dem Dorf, in dem sie lebte, bezog sie zwar Bäckerwaren, Fleisch und Milch, aber der Wald verschenkte allerlei Kräuter. Außerdem war es genau jetzt die Zeit, um eine gewisse Art von Pilzen zu sammeln. Eine Raupe namens Fungus, die mehrere Tageswanderungen von hier entfernt lebte, würde bestimmt das ein oder andere Goldstückchen dafür springen lassen.

"Sieh an, sieh an, da haben wir sie ja, die kleinen Leckerbissen." Mehr oder weniger sprach das alte Weibchen mit sich selbst. Das tat es öfter, was sie selbst aber nur wenig störte. Mochten die anderen davon halten was sie wollten, es hielt den Geist ihrer Meinung nach im Einklang. In aller Langsamkeit ließ sie sich auf ihre alten Knie nieder und schnitt mit einem kleinen Messer den Pilz ab, schüttelte die Erde von der Knolle und legte ihn in ihr Weidenkörbchen. 
 
Dichtes Moos wucherte an einem Baum hinauf und sie summte ein leises Lied, als sie sich auch von diesem mit aller Vorsicht etwas nahm. Der Umstand, dass sie spätestens alle zwei Wochen eine Menge frisches Moos brauchte, um die Bettchen auf dem Dachboden ihres aus Lehm gebauten Häuschens zu befüllen, zwang sie dazu, sich immer weiter von dem Dorf zu entfernen. So schnell wuchs das Moos eben nicht nach, aber zu tief wollte sie auch nicht in den Wald hinein gehen. Für ihre alten Beine war dieser einfach nicht mehr geeignet, da die dicken Wurzeln einfach zu unwegsam waren. Klettern konnte sie schon lange nicht mehr und sich der Gefahr aussetzen, sich irgendwo zu verfangen und zu stolpern, wollte sie unbedingt entgehen. Nicht auszumalen, was geschah, wenn sie mehrere Tage ihrem Haus fernblieb. Schließlich mussten sie gefüttert und getränkt werden, ihre kleinen Schätze, die sie zur rechten Zeit der Gräfin in der großen Stadt anbot. 
 
Heute hatte sie sich besonders weit von dem Dorf entfernt. Sie streckte und reckte sich, hörte dabei ihre alten Knochen laut knacken und sah hinauf in den Himmel. Wie lange sie wohl ihrer Arbeit noch nachgehen konnte?

An der ledernen Leine, die sie sich um ihre Taille gebunden hatte, zog es plötzlich ziemlich stark, so dass sie schon fasts das Gleichgewicht verloren hätte. Hin und wieder nahm sie eines ihrer putzigen Goldstückchen mit hinaus auf ihre Spaziergänge. Schließlich brauchten auch diese frische Luft, um nicht vollkommen blass zu wirken, wenn der Zeitpunkt war, sie der Gräfin zum Kauf anzubieten. 

Leider war es aber auch so, dass sie nicht alle veräußern konnte. Die Qualität schwankte stark und bis die Wesen erst einmal soweit waren, einige Goldstücke wert zu sein, vergingen nicht selten Jahre - je nachdem, wann sie sie fand und sie zu sich holte. Zu jenem Zeitpunkt konnte niemand sagen, was aus ihnen wurde. Es war immer wieder ein Glücksspiel. Wenn sich allerdings herausstellte, dass sie für Hafrun nicht ertragreich waren, entledigte sie sich ihrer ziemlich schnell und ohne schlechtes Gewissen. Zumeist ertränkte sie die Unbrauchbaren in einem kleinen Teich ganz in der Nähe ihres Lehmhauses. Das ging schnell und hinterließ keinen unnötigen Dreck, um den sie sich auch noch hätte kümmern müssen. 
 
Derzeit lebte nur eines dieser Geschöpfe bei ihr auf dem Dachboden. Es war aber noch lange nicht soweit, der Gräfin angeboten zu werden. Viel zu klein und deshalb von keinerlei Wert. Früher, als Hafrun noch jünger war, ja, da hatte sie sich um gleich mehrere von ihnen "gekümmert". Aber auch sie musste sich irgendwann eingestehen, dass ihr Körper dieser Arbeit nicht mehr gewachsen war und so beschränkte sie sich zumeist auf ein oder zwei. Andernfalls wäre es zu einer Vernachlässigung gekommen und das hätte nicht nur den Preis, den sie für die Wesen erhielt, nach unten gedrückt, sondern sie auf Dauer ihren guten Ruf für ihre Ware gekostet. 
 
Jenes ihrer Schätzchen, das in diesem Moment aber wieder stark an der Leine zog, stand nicht zum Verkauf. Es war von Anfang an schwach gewesen, körperlich sowie auch geistig. Normalerweise hätte es sein Ende schon längst im Teich gefunden, aber irgendwie hatte Hafrun Gefallen an ihm gefunden. Sie konnte es ganz gut gebrauchen und zumindest sprach sie dann nicht nur mit sich selbst, wenn sie ihre Runde am Rande des Waldes machte. 
 
"Was ist denn los, Täubchen?" Eigentlich mochte sie es nicht, wenn sie in ihrer Arbeit gestört wurde. Durch ihre sehr strikte Erziehung war das den kleinen Kreaturen, die sie beherbergte, aber eigentlich klar. Nur deshalb sah sie auf und folgte mit ihren tief in ihren Schädel eingefallenen Augen dem Deuten des Täubchens an der Leine. 
 
Ihre Sicht mochte nicht mehr die beste sein, aber Hafrun sah sofort, dass sich dort etwas zwischen den Bäumen bewegte. Je länger sie den Bewegungen folgte, desto sicherer war sie sich, dass es sich dabei nicht um ein scheues Tier handelte, sondern ganz eindeutig um ein Menschlein, welches sich wohl in den Tiefen des Waldes am Fuße des Berges verirrt hatte. Begeistert leuchteten ihre Augen auf, als sie die Leine um ihre Hüfte löste und dem Wesen an ihrer Seite kurz den Kopf tätschelte. "Das hast Du gut gemacht, mein Täubchen. Geh doch schon einmal ohne mich nach Hause, wir wollen es doch nicht gleich verscheuchen." Sie wusste, dass die kleine Kreatur ihren Worten folge leisten würde. Früher oder später gaben sie es alle auf, sich gegen Hafrun aufzulehnen und zu versuchen, ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Denn außer ihr hatten sie nicht viel. Eine Flucht würde somit ihr sicheres Ende bedeuten und deshalb konnte das alte Weib sich darauf verlassen, dass ihr Täubchen schon bald zurück auf seinem für ihn bereiteten Platz im Lehmhaus sein würde. 
 
Hafrun ließ ihre Begleitung also zurück und entlang des Waldrandes folgte sie mit leisen und für ihr Alter schnellen Schritten Freya, die sich immer näher auf den Weg zubewegte, der sie hinaus aus dem Wald führen sollte. Fest hielt die alte Frau ihr Weidenkörbchen in der Hand, das mittlerweile prall gefüllt war mit Pilzen und Moos, als Freya das Ende des Waldes erreichte und im Licht des Tages stand. "Was für ein hübsches, kleines Ding." Dachte Hafrun bei sich selbst und begutachtete das Mädchen von oben bis unten. Es fehlte ihr nur ein bisschen an Pflege, einem ordentlichen Gewand und einigen Mahlzeiten. Dann würde die Gräfin bestimmt tief in ihren Goldbeutel greifen, um sie Hafrun abzukaufen und auf einer der monatlichen Auktionen in der Stadt der fallenden Berge anzubieten. Eine derartige Qualität, wie die alte Frau sie gerade vor sich sah, war in den letzten Jahren sehr selten geworden. Ja, zweifellos, das Kindlein würde ihr eine hübsche Summe einbringen. 
 
"Hast Du Dich etwa verirrt? Du siehst aus, als würdest Du Hilfe benötigen." 
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Naheniel
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#820

Beitrag: # 53747Beitrag Naheniel »

Naheniel wollte von Syndra nicht angefasst werden. Seine Haut brannte und schmerzte bereits genug, eine jede weitere Berührung wäre wie das erneute Entzünden eines Feuers gewesen. Aber er drosselte im letzten Moment den Impuls, ihre Hand wütend fortzuschlagen. Das, was zwischen ihnen war, war zu fragil, als dass er sich irgendwelche Fehler in seinem Betragen gegenüber der Eismagierin leisten konnte und wollte.
 
Das Blau in seinen Augen war gewichen, als sein Kopf sich in ihre Richtung wendete und sie nur noch tiefe Schwärze darin erkannte, die gefährlich loderte und glühte. Natürlich wollte sie wissen, was ihn so plötzlich aus dem Bett getrieben hatte und weshalb er es kaum noch zu Stande brachte, wieder auf seine Beine zu finden. 
 
Was auch immer in der von ihm geschaffenen Welt gerade geschah, die Auswirkungen, die es auf die Unversehrtheit seines Körpers hatte, waren drastisch. Wie schon so viele Male zuvor, zehrte die Vernichtung an ihm und zeigte ihm mit einem süffisanten Grinsen, dass er von Tag zu Tag mehr Macht über seine Schöpfung verlor. Diese Tatsache war nicht mehr zu ignorieren, seine Schuld aber war es nicht. Zumindest das wusste er mittlerweile. 
 
Wie aber in Ogrimars Namen, war es gelungen, dass Freya derart aus dem Gleichgewicht gerissen wurde und unkontrolliert den Zerfall heraufbeschwor?
"Haedinn!" Erneut rief er befehlend den Kater herbei, der ihm Rede und Antwort stehen musste. 

 
Weiterhin geschah aber nichts, kein Grinsen, das sich aus der Unsichtbarkeit heraus bildete, kein geduckter Körper, der sich schutzsuchend in eine Ecke drängte, um der Gnadenlosigkeit, die über ihn hereinbrechen würde, zu entgehen. 
 
Naheniel war sich aber auch im Klaren darüber, dass Syndra spätestens jetzt ihre Frage wiederholen und sich nicht mit einer simplen Lüge über einen schlechten Traum abspeisen lassen würde. Langsam ebbte der Schmerz des inneren Zerreißens ab und so wollte er versuchen, ihr eine mehr oder weniger zufriedenstellende Antwort zu geben. 
Was sich bei einer genauen Überlegung allerdings als nicht besonders einfach herausstellte, denn richtige Worte dafür gab es nicht. Ihr die ganze Wahrheit darzulegen, wäre ein großer Fehler und gäbe zu viel über sich und seine Möglichkeiten preis. Nein, es musste eine sehr vorsichtige Auswahl dessen sein, was er ihr zur Aufklärung der derzeitigen Situation gab.
 
Vielleicht ließ sich einiges damit umgehen, die nach ihm ausgestreckte Hand zu greifen und ihr damit zu zeigen, dass er sie nicht nur wahrnahm, sondern bereit war, sich weder gegen eine Antwort noch gegen sie zu verwehren. Somit fasste er Syndras Hand, was sich für ihn allerdings als weiterer Fehler herausstellte, der ihn fast erneut in die Knie zwang. Als würde auf das brennende Feuer eine alles gefrierende Kälte folgen, die seine Blutbahnen erstarren ließ und ihn mit nur einem Schubs in tausende Teile zerbrechen würde, durchdrang die Berührung der Eismagierin ihn durch und durch. 
 
Oh Freya, dafür wirst Du büsen…. 
 
Mit tiefen Atemzügen versuchte er, die Vernichtung in sich zu bündeln und von der Dunkelheit, die in ihm lebte und die er beherrschte, verschlingen zu lassen. Sollte diese sich an dem Schmerz laben, sich von ihm ernähren und daraus noch mächtiger werden.
Von einem kleinen Mädchen würde er sich nicht beherrschen lassen. 


Kontrolliert richtete er sich vor der zarten Statur Syndras wieder zu seiner vollen Größe und weiterhin vollkommen unbekleidet auf. Seine Augen waren durchzogen von zerstörerischer Dunkelheit, von Schatten, die danach gierten, sich von ihrem Zorn leiten zu lassen und ihre Rache zu entladen. Ohne die Eismagierin aus seinem Blick zu entlassen, der so gar nichts mehr mit der leidenschaftlichen Sinnlichkeit gemein hatte, die er ihr noch vor Kurzem zugestanden hatte, zuckten die feinen Muskeln seines Mundes auf und über sein Gesicht schlich sich ein Ausdruck, der deutlich die mordgierige Lust widerspiegelte, die er in jenem Moment empfand.
Aber Naheniel musste sich mäßigen und durfte sich nicht von der Wut seiner Finsternis überwältigen lassen, die danach hungerte, gestillt zu werden. Mit einem Blinzeln unterbrach er den Blickkontakt zu Syndra für einige Augenblicke, um die Kontrolle über sich selbst zurück zu erlangen.


"Haedinn steht unter meinem Befehl. Und wie es scheint, hat er meine Anweisungen nicht nach meinen Vorstellungen folge geleistet."
Mehr war es nicht, was er Syndra über den Kater erzählen konnte, zumindest vorerst nicht. 


In seinen Gedanken rief er erneut laut nach dem Kater und sprach dann mit fester Stimme, die explizit an ihn gerichtet war, obwohl seine Aufmerksamkeit weiterhin der Frau neben sich galt: "Komm zu mir!"
 
Es war der Kater, der sich vor Naheniel verantworten musste, nicht Syndra.
Aber dies würde Haedinn nicht mit einem seiner zahlreichen Leben aus der Welt schaffen können. Nein, die Maßnahmen des Dunkelmagiers gegenüber dem Tier würden wesentlich grausamer ausfallen, wenn tatsächlich das eingetreten war, was er derzeit vermutete.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Gesichtsloser Erzaehler
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#821

Beitrag: # 53749Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

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Der Kerkermeister kannte sie zu Hauf, die Bitten, das Betteln, das Flehen, das Schreien und auch das Fluchen und die unzähligen Drohungen. Wahrscheinlich gab es nur wenig, was er nicht schon von den Gefangenen des Bischofs gehört hatte, nur damit er sie aus dem Gefängnis entließ und ihnen die Freiheit schenkte. Nichts davon hatte er jemals vergessen und trotz aller Verzweiflung und Angst, die er bei den Eingesperrten und gequälten Seelen sah, kam er keinem ihrer Worte jemals nach. 
 
Es war nicht an ihm, über die Schicksale zu entscheiden, die hier tief unten in den Kerkern des Berges ihr letztes zu Hause fanden. Der Kerkermeister beugte sich nur dem Willen des roten Bischofs und dessen Befehl war es nun einmal eben gewesen, den bewusstlosen Kater in eines der noch freien Verliese zu bringen. 
 
Je länger er Haedinn zusah, desto sicherer war er sich, dass es kein gekonnt und gut einstudiertes Schauspiel war, was ihm gezeigt wurde. Dafür war das Kreischen der katzenhaften Stimme zu eindringlich und das Verzerren des eigenen Körpers zu glaubhaft. Letzteres allein musste dem Tier schon mehr als genug Schmerzen zufügen. 
 
Mit langsamen Lidschlägen beobachtete der Kerkermeister jede Bewegung des Katers. Mitgefühl verspürte er aber nicht. Vielleicht konnte man es noch eher als Mitleid für die Situation betiteln, aus dem es dem Tier unmöglich war, zu flüchten. Die Mauern des Kerkers waren gut geschützt und selbst wenn Haedinn sich seine Krallen an den Steinen bis seine Pfoten blutig waren ausriss, seine Bemühungen waren umsonst. 
 
Wieder schrie der Kater auf und sah mit bittenden Augen zu dem schmalen Fenster auf. Der Kerkermeister aber blieb trotz all der Pein ungerührt und blickte einfach nur starr zurück. Wenn es so weiterging, würde das Leid des Tiers mit großer Wahrscheinlichkeit schon bald ein Ende finden. Aber selbst bei diesem Gedanken empfand der Kerkermeister keinerlei Traurigkeit. Zumindest würde auf diese Weise kein Blut fließen und er konnte den Kater als einfachen Leichnam an seinen knochigen Beinen aus dem Verlies schleifen und ihn entsorgen. Womöglich wäre Haedinn das Wissen darum ein gewisser Trost, um die Qual etwas erträglicher zu machen. 
 
Für diese Feststellung würde der Kerkermeister seine Stimme aber trotzdem nicht erheben. Denn einen Mehrwert zu sprechen, erkannte er zu diesem Zeitpunkt nicht. 
 
Da er sich nun aber schon einmal von seinem Schemel erhoben und seine Schnitzerei unterbrochen hatte, konnte er auch nach dem Mädchen sehen. Schon länger war aus ihrem Verlies kein Wimmern und kein Reden mehr zu hören. Irgendwie war es ein wenig gespenstisch, als sie in ihrem Fieberwahn häufiger mit sich selbst sprach. Das meiste davon war undeutlich und mehr Wahn als klare Worte gewesen.
 
Somit überließ er, den sich windenden Kater, sich selbst und ging einige Türen weiter, bis er jene erreichte, hinter der eigentlich Freya sich befinden sollte. Mit Schrecken in seinen leblosen Augen musste er aber feststellen, dass ihr Verlies leer war. Selbst wenn er seinen Kopf gegen das winzige Fenster und die Gitterstäbe presste, nichts von ihr war zu sehen.
 
Eilig erhob er den schweren Schlüssel, der an einer der zahlreichen Ketten um seinen Körper befestigt war, entriegelte das Schloss und öffnete mit einem lauten Knirschen und Knarzen die Türe. Die Zelle war tatsächlich leer. Nur die umgestoßene Schale Wasser war geblieben. Wie konnte das sein? 
Wie er selbst gerade durch das Verwenden seines Schlüssel feststellen konnte, war die Tür fest von außen verriegelt gewesen. 
Das Verlies glich jenem des Katers, es gab weder ein Fenster, noch einen winzigen Spalt, aus dem ein Entkommen möglich wäre. Außerdem waren die steinernen Mauern geschützt vor jeglicher Magie. Egal, welcher man versuchte, sich zu bedienen, sie wäre wirkungslos. 
 
Ganz gleich wohin der Kerkermeister sah, nichts wollte ihm einen Hinweis darauf geben, wie es Freya gelungen war, ihren Kerker zu verlassen. Das würde dem roten Bischof nicht gefallen… 
 
Mit einem letzten Blick über die Schulter sah er in den verlassenen, kalten und feuchten Raum, sperrte diesen dann hinter sich ab und machte sich mit schnellen Schritten daran, dem Bischof Bericht zu erstatten. Dafür waren nicht einmal Worte nötig. 
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Adrian
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#822

Beitrag: # 53750Beitrag Adrian »

Inmitten zahlreicher Versäumnisse, sah sich Adrian der Realität ins Auge, dass zweifellos ein Großteil dessen, was in den letzten Monate geschehen war, zu seinen Lasten ging.

Der Magier hatte versucht sich einzureden, dass es für Freya das Beste gewesen wäre, ihr die Zeit zu geben, sich selbst wiederzufinden. Den Verlust von Tanuri und sogar Naheniel zu verarbeiten und sich nach und nach in ihrer Rolle innerhalb der Kirche einzufinden. Der Glaube bietet ihr den Schutz.

Seine Argumentation, dass es nun die Aufgabe der Kirche sei, sie auf die entstandene Situation vorzubereiten, mochte im ersten Moment plausibel erschienen haben, doch es war die falsche Entscheidung. Am Ende war Freya in vielerlei Weise auf sich selbst gestellt gewesen.

Es war schlichtweg ein Fehler. Anstatt sie behutsam in die Realität einzuführen, hätte er sie direkt mit den ungeschönten Wahrheiten konfrontieren sollen. Täglich hätte er sie auf ihre Bestimmung vorbereiten müssen. Nicht nur in ihren Fähigkeiten, sondern auch auf die Erwartungen, die sie zu erfüllen hatte. Wissen, Magie und die Bedeutung ihres Schicksals.

Doch seine Nachlässigkeit führte dazu, dass Freya nun unvorbereitet war. Kaum war sie in der Lage Naheniel standzuhalten. Geschweige denn, dass sie bereit dazu war, denn sie hegte Gefühle für ihn.
Hingabe. Ein gefährliches Pflaster, wenn man es aussprach oder sich davon leiten ließ. Liebe. Eine tiefe Emotion, die alles andere als dem Guten zugeschrieben werden konnte. Nichts sorgte für mehr Chaos, nichts führte öfter zu Mord oder Krieg.

Geräuschlos stellte er das Glas auf das Fensterbrett und senkte die Lider, um sich zu sammeln. Hörbar atmete er ein und aus, bevor er die Augen wieder öffnete. Manchmal hatte man keine Wahl, egal wie sehr man sich dagegen wehrte oder es nicht wahrhaben wollte. Seine Finger klammerten sich weiterhin fest um das Kristall.

Er war nicht nur stur und stolz gewesen, sondern auch blind und einfältig. Verfehlungen, die er niemand anderem zuschreiben konnte, außer sich selbst.

„Ganz allein.“ Sagte er emotionslos, um das Gespräch nicht von der eigentlichen Priorität abzulenken. Was hatte ihn hierhergeführt? Das Wissen um die Stille, die Einsamkeit oder eine unumstößliche Gewissheit?

„Kenna sucht in Freyas Zimmer nach weiteren Anhaltspunkten.“

Ein Schweigen legte sich über den Raum, während sein Blick auf den sich spiegelnden Zügen der Priesterin ruhten und er einzig dem Knistern der Flammen im Kamin lauschte.

„Weshalb sollte ich dir Vorhaltungen machen, Tanuri. Ehrlich gesagt würde ich es mir wünschen, dass du Recht behalten würdest.“ Er wusste, dass ihre Hoffnung darin bestand, dass er sich getäuscht hatte. Genau genommen wäre es für ihn gewiss ebenso das geringere Übel, hätte das weißgefiederte Pack dahintergesteckt, aber er war sich bewusst, dass es ausgeschlossen war. Warum hätte der Pfaffe sich schließlich die Mühe machen sollen, sie aus ihrem Zimmer zu zerren? Woher hätte der Vampir wissen sollen, dass man ihn in die Kerker der Legion werfen würde? Es war schlichtweg unrealistisch. Dennoch, selbst für Adrian wäre es leichter, um Verzeihung zu bitten, als seinem Scheitern nun so offen gegenüberzustehen.

Langsam wandte Adrian sich um und ließ seinen Blick über Tanuri gleiten. Der Schlafmangel zeichnete sich deutlich in seinem Gesicht ab und zeugte davon, dass er früher oder später seinen Tribut dafür verlangen würde. Die dunklen Schatten unter seinen Augen waren deutlich sichtbar.

Allerdings hatte er zuletzt selbst darauf verzichtet den Ortungszauber zu sprechen. Jedwedes Ergebnis, das sich ihm gezeigt hätte, hätte er angezweifelt. Nicht etwa, weil der Magier verunsichert war oder mit sich selbst oder seinen Fähigkeiten argwohnte, sondern er den unumstößlichen Fakt nicht hätte wahrhaben wollen.

Adrian wusste selbst zu gut, dass seine Konzentration bereits seit Stunden darunter litt, doch bevor er sich ein paar Stunden Erholung auch nur ansatzweise zugestehen wollte, hatte er Antworten gebraucht. Antworten, welche nun zu seinen nächsten Schritten führten.

Doch nun hatte er Klarheit. Eine Gewissheit, die ihm auf ungeschönte Weise sein Versagen vor Augen führte. Es brauchte nicht erwähnt werden, wo er gewesen war. Die Erkenntnisse selbst sollten ausreichen. Eine schlichte ernüchternde Konsequenz dessen, was er versäumt hatte und nicht zuletzt hatte wahrhaben wollen. Was blieb nun noch übrig? Das kühle Blau seiner Augen griff nach Tanuris Blick.

„Du warst lange im Fuchsbau.“ Bemerkte er ohne seine Stimme mit einer Wertung zu ihrer Suche zu versehen. Dennoch zog er seine eigenen Rückschlüsse daraus, die nicht länger nur eine schlichte Provokation hinter ihrem Besuch einräumten.

Abermals betrachtete er sie schweigend. Dieses Mal jedoch mit einer kaum zu leugnenden Intensität, als würde er etwas in dem Blau ihrer Augen suchen.

Bevor sich jedoch eine unangenehme Stille ausbreiten konnte, löste Adrian sich in einer fließenden Bewegung von dem Fensterbrett. Beinahe beiläufig griff er dabei mit seiner rechten Hand nach seinem Glas und dem zusammengerollten Pergament, um mit ruhigen Schritten an Tanuri vorbei an den Tisch heranzutreten.

Sowohl das Schriftstück als auch das leere Behältnis legte Adrian dort ab, nur um nach exakt jener Flasche zu nehmen, welche zuvor die Priesterin in den Händen gehalten hatte und daraus neben seinem Glas ein weiteres zu füllen.

„Brachte er dir Licht ins Dunkel?“
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-Freya-
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#823

Beitrag: # 53752Beitrag -Freya- »

Verunsichert trat Freya zwischen die Bäume. Schließlich konnte sie sich kaum trotzig auf den Boden setzen und warten, dass jemand käme, um sie zu suchen. Jemand wie Tanuri, der sie vermutlich grollend und zeternd aber dennoch sicher, nach Hause bringen würde. Wer zum Grott sollte sie hier auch finden, wenn sie selbst nicht einmal wusste, wo hier war?

Schattenreich - hatte Lumiel gesagt, bevor sie einfach verschwunden war. Aber wo sollte das liegen? Wo sollte es sein?

Langsam drehte sich Freya um und ließ ihren Blick zum Plateau schweifen, auf dem im Schatten des Berggipfels die Zuflucht des Bischofs thronte. Bedrohlich schimmerten die kantigen Felsen des Bergmassivs in beunruhigender Erhabenheit ihr im Sonnenlicht entgegen. So viele Fragen und keine Antworten. Stattdessen war auch sie verschwunden. Einfach so.

Wohin sollte sie nur flüchten? Schutz finden vor dem roten Mann? Vielleicht konnte sie kurz in der Stadt untertauchen. Für eine Nacht vielleicht, bevor der Bischof nach ihr suchen lassen würde. Immerhin thronte jene Kapelle über dem Dorf, sodass der Einfluss des Bischofs über jenem wie ein bedrohlicher Schatten liegen konnte.

Wäre der Kater wenigstens hier. Er würde ihr vielleicht wenigstens die eine oder andere Frage beantworten können. Wenn er wollte und sie nicht immer wieder im Kreis an ihrer eigenen Nase herumführte. Unbewusst seufzte das Mädchen leise.

Vielleicht war er ja auch entkommen? Katzen waren immerhin schlau und wenn ihr Geist sie nicht trübte, beherrschte er so etwas wie Unsichtbarkeit. Leicht krauste sie ihre Nase bei dem Gedanken daran. Wenn es so war, dann würde er sie unter Umständen auch suchen.

„Wo bist du, Kater.“ Flüsterte sie zu sich selbst. „Komm zu mir. Finde mich!“

Sie wollte es sich nicht ausmalen, ihn abermals zum Sterben zurückgelassen zu haben. Es wäre dann schon sein zweites Leben. Vielleicht.

„Reiß dich zusammen.“ Schalte sie sich selbst in einem tadelnden Flüstern, bevor sie weiter zwischen die dicken Stämme der alten Bäume trat. Vom Berg aus war sie dadurch weniger deutlich erkennbar  Vielleicht erschien sie nur wie ein wandelndes Tier, wenn jemand überhaupt ihre Bewegung von dort oben wahrnehmen konnte.

Leise knackten Äste und Gestrüpp unter ihren Füßen, während sie behutsam durch das Unterholz balancierte und ihre gesamte Aufmerksamkeit auf ihre Schritte richtete.

Immer wieder strichen Schatten und Blätter an ihr vorbei. Unheimliche Berührungen, die kaum spürbar und beinahe körperlos wirkten und dennoch ihr Herz rasen ließen. Immer wieder befing sie das Gefühl, dass etwas nach ihr greifen wollte. Doch waren es nur kleinen Dornen oder Kletten in denen sich ihr behelfsmäßiger Umhang verfing.

„Verflixt!“ schimpfte sie immer wieder leise zu sich selbst, während sie hier und da Halt an dem ein oder einem Baumstamm suchte, deren dunkle Rinden sich rau und schuppig unter ihren Fingern anfühlten.

Es konnte nicht weit sein. Nicht so weit. Oder hatte es getäuscht? Was würde sie dafür geben, in einem der Häuser ein Stück Brot oder einen warmen Tee zu trinken. Ihr Magen knurrte und abseits der Sonne konnte sie auch die Kälte wieder spüren. Vielleicht fand sie ja in der Stadt etwas zu essen oder sogar einen Unterschlupf, wo sie sich verstecken konnte.

Unbewusst setzte Freya ihren Weg fort. Gewiss hielt sie sich am Rand des Waldes auf, jedoch verdichteten sich dennoch das Moos und die Wurzeln zunehmend und machten den Pfad stetig unwegsamer. Immer wieder musste sie über dicke, von grünen Flechten überwucherte Baumstümpfe klettern, um nicht vom Kurs abzukommen und den Waldrand selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Wobei war sie noch richtig?

Kurz nur legte Freya eine Hand an einen Baum, um sich abzustützen und eine Orientierung zu suchen. Ihre Augen wandten sich der Richtung zu, aus der sie gekommen schien. Dort wo der Berg liegen mochte, nur um im nächsten Moment in entgegengesetzter Richtung Ausschau zu halten, ob sie die Umrisse von Häusern oder aufsteigenden Qualm erkennen konnte. Vorsichtig stellte sie sich auf Zehenspitzen, als eine Stimme sie plötzlich unerwartet zusammenzucken ließ.

Erschrocken spürte das Mädchen das Rauschen ihres Blutes in ihren Adern, während sie für einen Herzschlag damit haderte einfach loszulaufen. Einfach in die Richtung in der sie das Städtchen vermutete.

Allerdings würde es sie verdächtig machen.  Weglaufen konnte die Stimme hinter ihr misstrauisch werden lassen und Aufmerksamkeit wollte Freya ganz sicher nicht. Vielleicht gehörte sie zu der Kirche dort oben. Woher sollte sie das wissen? Aber was dann.

~Beruhige Dich. Zeig keine Angst, Freya~  sagte sie in Gedanken zu sich selbst. Immerhin erschien die Stimme freundlich, aber das konnte trügerisch sein. Dennoch war es klüger nicht gleich mit Misstrauen oder einer direkten Feindseligkeit einem Fremden zu begegnen. Irgendwie musste sie Antworten bekommen. Es kostete sie einige Atemzüge, sich zu fassen. Mut sowie einen klaren Gedanken. Tief schöpfte Freya Luft, bevor sie sich langsam umwandte.

Die Decke hielt sie wie einen Umhang um ihr Gesicht herum vor der Brust zusammen, sodass jene sie so gut es ging vor Blicken und Kälte schützte. Nur das Blau ihrer Augen inmitten ihres blässlichen Gesichts war zu sehen, als sie sich vorsichtig herumdrehte. Ihre Wangen mochten noch immer gerötet von den Tränen und nicht zuletzt den Spuren des Bischofs sein, allerdings hatte sie keine Gelegenheit darüber weiter nachzudenken.

„Ich grüße Euch.“ erwiderte sie überrascht, ihr Blick glitt über die gebrechliche Gestalt der alten Frau, die eher wie eine Urgroßmutter aussah – so alt und runzelig wie der Wald selbst vielleicht. Aber mit Sicherheit wirkte sie nicht wie jemand, der im Auftrag des Bischofs auf der Suche nach ihr war. . Ihr Blick fiel kurz auf den Korb, gefüllt mit grünem, dickem Moos, verschiedenen Kräutern und einigen Pilzen.

Erleichtert senkte Freya für einen Atemzug die Lider. Jedoch musste sie der Fremden noch antworten. Vielleicht konnte die Fremde ihr tatsächlich helfen, auch wenn sie es sich eigentlich versagte zu viel preiszugeben. Aber die alte Frau wusste bestimmt, wo entlang es zu de Dorf ging. Weit war es vermutlich nicht, suchte sie scheinbar selbst hier Kräuter und Pilze und lebte vielleicht selbst dort.
„Ich wollte nur zurück in die Stadt.“ erklärte das Mädchen. „Und ich glaub‘, ich bin einmal falsch abgebogen. Könnt Ihr mir sagen, wie ich zurück auf den Weg komme?“
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Tanuri
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#824

Beitrag: # 53755Beitrag Tanuri »

Mit steifer Körperhaltung und ohne eine Regung in ihrem Gesicht zu zeigen, folgte sie stumm den Worten Adrians. Es war nur ein verschwommenes Abbild seiner Selbst, das sie in der Scheibe des Fensters sah, solange er mit dem Rücken zu ihr stand. Weitaus deutlicher zu erkennen war dafür die tiefe Erschöpfung, die Tanuri nicht nur hörte, sondern nach der sie förmlich greifen konnte.

War es fehlender Schlaf, der seiner Stimme diese, für sie mehr als ungewohnte, kraftlose Farbe verlieh? Natürlich könnte sie in kühler Arroganz danach fragen, womit er die vergangene Nacht zugebracht hatte, dass er derart ausgelaugt war. Wäre er in irgendeiner Form bezüglich Freya erfolgreich gewesen, wäre dies mit Sicherheit das Erste gewesen, was er ihr mitgeteilt hätte. Stattdessen hielt Adrian sich sichtlich zerschlagen an einem Glas fest. 
Fraglich war es allerdings, ob sie die Antwort wirklich wissen wollte. 

Für einen unachtsamen Moment zuckten ihre Lider verräterisch, bevor sie sich selbst an das Versprechen erinnerte, dass sie sich vor einiger Zeit gab und auch an die Maske, die sie sich stahl und nicht vorhatte, wieder abzulegen. 


Wenn Adrian etwas zu sagen hatte, würde er bestimmt nicht sonderlich lange zögern, das zu tun. Vielleicht wartete er nur auf den richtigen Augenblick, um ihr in gewohnter Unbarmherzigkeit und klaren Worten darzulegen, wie fehlgeleitet  ihr Denken und sie selbst war.

Die Realität, derer sie sich alle stellen mussten, wenn Freya in den Händen Nahniels war und nicht, wie von Tanuri in Betracht gezogen, von der weißen Brut entführt worden war, war ein solch schmerzhafter Schlag, dem sie so lange wie nur möglich ausweichen wollte.
Denn die Bedeutung dessen, die Konsequenzen und alles was daraus folgte, waren einer simplen Lösung unendlich fern. Wenn es denn überhaupt eine gab. 


Eilig verscheuchte sie jede weitere Überlegung dazu, verblieb aber mit ihrem Blick verhaftet auf dem Rücken Adrians. Es war ihr vollkommen neu, ihn derart erschöpft vor sich zu sehen. Woher kam sie wirklich, diese Zerschlagenheit, die sichtbar auf ihm lag? Oder bestand etwa die mehr als bittere Möglichkeit, dass es nicht Müdigkeit war, die seiner Stimme diesen Klang gab, sondern die Erkenntnis, wie machtlos sie der derzeitigen Situation gegenüberstanden? 

Allerdings blieb ihr eine Bestätigung über ihre düstere Annahme verborgen, selbst jetzt, als er sich zu ihr umdrehte. Ja, die Erschöpfung in seinem Gesicht war deutlich zu sehen - mehr aber auch nicht. Adrian wusste zu gut, sich hinter seinen Schatten zu verbergen, warum sollte es jetzt anders sein? 

Womöglich war es einfach nur das Spiel des aufkommenden Morgenlichts, die Nachwirkungen der letzten Nacht, ihre Melancholie und die intensive Sorge um Freya, die ihre Gedanken für diesen kurzen Moment in die Richtung gelenkt hatten, dass ihr Gegenüber genau das empfand, was sie selbst: Machtlosigkeit.

Eine Machtlosigkeit, die eins klar vor Augen führte: Dass Naheniel sich endgültig Freyas bemächtigt hatte und dafür sorgen würde, dass das Mädchen sich für immer an ihn band, sich an ihn verlor und es dann keinen Weg mehr gab, sie zurückzubringen, damit sie den Platz einnahm, der für sie bestimmt war.

Freyas Schicksal war es, dem einzigen und wahren Gott, Ogrimar, jenem, dem die Herrschaft über die Welten gebührte, den Weg für die Entfesselung des Chaos und der Neuformung der Welt zu ebnen. Wenn dieses Schicksal sich nun wandelte, was würde das für die Zukunft bedeuten? Oder mussten sie sich dann viel eher die Frage stellen, ob es ohne den Schlüssel überhaupt eine Zukunft gab?


Es wäre einfacher zu ertragen und irgendwie tröstlich, wenn Adrian ebenfalls, so wie Tanuri, jene Verzweiflung und Aussichtslosigkeit verspürte, die wie ein schwerer Fels auf ihr lagen und drohten, sie zu ersticken. Aber so wie es schon immer gewesen war und wahrscheinlich immer bleiben würde, offenbarte er nichts von seinen wahren Gedanken und von sich selbst. Erschöpfung und Ermüdung. Nicht mehr konnte sie aus seinem Gesicht ablesen. Alles andere verschleierten seine dichten Schatten. 

Erst als er den Bau Kadirs erwähnte, erlaubte Tanuri sich eine erste Regung und kurz zuckten ihre Brauen zusammen, bevor sie ihren Kopf zur Seite drehte und ihren Blick senkte. Flüchtete sie vor dem, nach was er in ihren Augen suchte? Gab es denn überhaupt etwas, was sie verstecken musste? Niemandem war sie etwas schuldig, weder Erklärungen noch Rechtfertigungen, wo sie sich aufhielt und was sie tat. Kritische Worte, Ermahnungen und Vorwürfe waren ihr oft gesagt worden, aus vielerlei Richtungen. Warum sich weiterhin dagegen auflehnen oder wehren?

Resignierend schloss Tanuri ihre Augen und schüttelte kaum merklich ihren Kopf. Wo war es nur hin, ihr einstiges Feuer? Ihre Leidenschaft, das Glühen in ihr, das sich stets danach sehnte, durch ein Wortgefecht zu einem Brand entfacht zu werden? Wo war die Stärke geblieben, auf welcher ihr, zugegeben häufig überzogenes, Selbstwertgefühl und die daraus resultierende hochmütige Art, fundierte? Wann genau war es geschehen, als sie ihre Hingabe verloren hatte?
 

Ohne etwas von ihren Gedanken preiszugeben, wies sie sich stumm zurecht und erhob wieder ihren Blick, um mit einem kühlen Glanz in ihren Augen zu Adrian aufzusehen. So vehement der Drang in ihr auch war, vor allem zu flüchten, sich einfach umzudrehen und den Hörsaal eilig zu verlassen, sie musste standhaft bleiben. Denn sie hatte sich selbst geschworen, nie wieder an ihren eigenen Schwächen und Wünschen zu scheitern. Sie musste eins sein und das auch bleiben: Die Hüterin der Prophezeiung, das Geleit des Schlüssels. Und als diese gab sie ihren eigenen Unzulänglichkeiten keinen Raum mehr. Zumindest nicht, solange sie in diesem Raum nicht alleine war.

So bröckelte nichts von der steinernen Maske, die über ihrem Gesicht lag, als sie eine Antwort gab, die keine war. "Ich könnte Dich ebenso fragen, wohin Dein Weg Dich die vergangene Nacht geführt hat und was Dich davon abhielt, zu ruhen. Wenn ich mir diese Direktheit erlauben darf," nun, da er an den Tisch herangetreten war, musterte sie ihn mit einem gewissen Zynismus, den sie sich gewiss nicht erlauben konnte, sich aber trotzdem nur zu gern an diesem bediente, "es wirkt auf mich nicht, als hättest Du in irgendeiner Form Schlaf und Erholung gefunden." 

Als er sich ihr näherte, richtete sich ihr Augenmerk auf das Pergament in seiner Hand. War es ein Hinweis, den er gefunden hatte? Oder die unvollständige Karte von ihres Bruders Reich, die Adrian studieren wollte, bevor sie den Hörsaal kam? War es die Suche nach einer Option, dort einzudringen? Aber selbst wenn dies gelang, was dann? Konnten sie sich gewiss darüber sein, dass Freya dort war und Naheniel sie nicht an einen ganz anderen Ort verschleppt hatte? 
Wer wusste schon, ob ihr Bruder sie nicht alle in die Irre führen wollte und dafür sorgte, dass sie sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuten, während Freya ihnen ganz nah war?

Tausende Fetzen von Gedanken wirbelten erneut wie ein Orkan durch ihren Kopf. Tanuri musste das aufkommende Chaos in ihrem Kopf zügeln. Denn die Möglichkeiten, wo Freya sein konnte und die pure Verzweiflung darüber, dass es keinen richtigen Anfang gab, um nach ihr zu suchen, übermannten sie förmlich und drohten, sie in die Knie zu zwingen. 


Mit einem tiefen Atemzug griff sie wieder nach der Kontrolle über sich selbst und verlieh ihrer Stimme eine sachliche Nüchternheit, die nichts über das Gefühl der Aussichtslosigkeit, derer sie sich ausgeliefert fühlte, verriet. "Wie immer erhielt ich von Kadir das, nach was ich bat." Tanuri wusste sehr wohl, um die Zweideutigkeit ihrer Worte. Jene ließ sie ganz gezielt für einige schweigende Augenblicke im Saal verklingen, bevor sie fortfuhr: "Ganz so, wie es mein Ziel war, stellt der Fuchs sich selbst und seine Gilde zur Verfügung. Er hat Möglichkeiten und Verbindungen, die der Legion und der Kirche verschlossen oder unbekannt sind. Es wäre somit äußerst kurzsichtig von mir gewesen, ihn nicht sofort aufzusuchen, nicht wahr?"  Ihre Augen folgten seinem Tun und hoben sich erst, als die Gläser mit der schweren Flüssigkeit befüllt worden waren. Etwas leiser und weitaus weniger sachlich kommentierte sie seine Frage, während ihr Blick sich starr auf ihn legte.

"Wäre es so einfach, ein Licht in das Dunkel zu bringen, würde ich Kadirs Dienste wesentlich häufiger in Anspruch nehmen." 


 
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
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Syndra
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Beitrag: # 53756Beitrag Syndra »

Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sein zusammengekrümmter Körper zeugte von Schmerz, genauso wie sein verbissener Gesichtsausdruck. Syndra war sich durchaus bewusst, dass Naheniel ihre Hilfe, wenn nur widerwillig annehmen würde. Mitleid oder gar Mitgefühl waren daher nicht nur unnötig, sondern vollkommen deplatziert.

Entschlossen blickte die Magierin in den Abgrund der Finsternis in seinen Augen. Furcht oder Angst waren in ihrem Blick nicht zu erkennen. Er war ein Alphatier, das keine Schwäche duldete geschweige denn selbst eine solche freiwillig eingestand oder zeigte. Schwäche bedeutete freien Fall, wenn nicht gar den Tod, sobald ein Widersacher davon Wind bekam. Es war daher seine Entscheidung, dass er diese gewissermaßen einräumte und ihre Hilfe, wenn auch unwillig, annahm.

Ihre schlanken Finger legten sich fest um seine Hand, um ihm aufzuhelfen. Sie spürte, wie Naheniel selbst unter der Berührung kurz zusammenfuhr, als würde sein körperlicher Schmerz in dem Moment da er ihre Hand griff, unerträglich werden. Dennoch trotzte er ihm. Warm, fast glühend fühlte sich seine Haut an, brennend wie der Zorn in seinen Augen, der gnadenlos hervorbrechen wollte.

Schweigend folgten Syndras Augen seiner Gestalt. Sein gepeinigter Körper richtete sich vor ihr auf. Majestätisch und erhaben wie von Ogrimar selbst geschaffen, auch wenn es ihn sicher Beherrschung kosten musste. Sein kühler Schatten war nur ein Vorbote der Finsternis, die in ihm tobte und darauf zu warten schien, dass Haedinn in ihre klaffenden Klauen geriet.

Syndra konnte das Verlangen zu töten in seinen Augen sehen, deren blaue Farbe vollkommen von der Schwärze verschlungen war.  Kühl trotze die Magierin dennoch seinem Blick, ohne eine Spur von Angst zu offenbaren. Auch wenn sie noch nicht wusste, was ihn in die Knie gezwungen hatte, so gab es keinen Zweifel, dass er in diesem Augenblick einem verwundeten Tier glich. Gefährlich, aber zugleich ebenso anfällig.

„Anweisungen?“ Leicht hob sich eine ihrer elegant geschwungenen Brauen. Ob die Frage seine Antwort selbst vertiefen wollte oder seinen befehlenden Worten galt, war dabei fraglich. Das ein Hauch von Süffisanz jedoch ihren Tonfall begleitete, konnte sie nicht leugnen.

Trotzdem hielt sie weiter an seinem Blick fest. Der eisige Glanz darin machte kein Geheimnis daraus, dass sie trotz ihrer Zurückhaltung und der Tatsache, dass sie nicht umgehend auf alles eine Antwort verlangte, dennoch welche fordern würde.

Haedinn. Wer immer dieser jemand war und was er versäumt haben mochte, sie beneidetet ihn nicht um die Haut, in der jener steckte. Der Hass in Naheniels Augen beschrieb deutlich, dass jenes Versäumnis von Tragweite zu sein schien. Nichts von jener Leidenschaft oder Sinnlichkeit loderte noch in der Dunkelheit seines Blickes, sondern das unstillbare Verlangen, zu töten. Die Finsternis hatte jeden Funken Leidenschaft in seinen Augen nahezu erstickt, und sein Blick war von einer schonungslosen Leere erfüllt, wie das erloschene Glühen einer erstorbenen Flamme.

Ruhig atmete Syndra ein und aus. Einige schweigende Sekunden lang, während der Ruf Naheniels weiterhin ohne Wirkung zu sein schien und sie lediglich mit ihrem Blick in die Tiefen seiner Augen sah. Syndra kannte ihre Grenzen durchaus, aber auch wenn es sicherlich noch einen Spielraum gab und etwas scheinbar an ihm zehrte oder ihn entkräftete. Es war heikel, aber möglicherweise auch überflüssig, ihn weiter zu provozieren.

Seinen Worten folgend machte daher die Magierin einen Schritt auf ihn zu, nur um ihm gegenüberstehend die Hitze seines Körpers förmlich spüren zu können ohne diesen auch nur mit einer sanften Berührung zu streifen.

Stattdessen befeuchtete Syndra ihre Lippen ohne ihre Augen von dem Mann vor sich zu lösen. Auch wenn sie ihn nicht mit jeder Frage umgehend zu konfrontieren gedachte, gab es eine Antwort, um die er nicht herumkommen sollte, hatte sie jene bereits gefordert.

Unmerklich nur reckte sie ihr Kinn zu ihm auf, um ihn mit einem unterschwellig mitschwingenden Unterton in ihrer Stimme auf diese kleine Unzulänglichkeit aufmerksam zu machen. Ein fehlendes Detail, über dessen Wegfall sich Naheniel gewiss bewusst war.

„Es erklärt aber nicht, was passiert ist.“
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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