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Gesichtsloser Erzaehler
Schmied / Schmiedin
Beiträge: 67
Registriert: Do 22. Jul 2021, 21:49

#776

Beitrag: # 53654Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

~~ Der rote Bischof ~~


Wie lange hatte er Freya schlafen lassen, dort unten in dem kleinen, nasskalten Verlies? Waren es nur Stunden oder vielleicht bereits Tage gewesen?
Schlafsand war nicht berechenbar und in Kombination mit ihrem Gesundheitszustand, war es für das Mädchen selbst wohl kaum noch zu durchschauen, wie lange sie in der schummrigen Dunkelheit verbracht hatte. 


Der Bischof aber hatte Zeit gebraucht. Zeit, um über das nachzudenken, was er auf des Mädchens Arm gesehen hatte.

Die Erinnerungen, die das Symbol in ihm hervorriefen waren so frisch, als wäre alles gerade erst gestern geschehen. Die überheblichen Worte des Jungen, als er ihm davon erzählte, die Stimme seiner dunklen Majestät gehört zu haben. Naheniels erträumte und wahnhafte Reise in das höllische Schattenreich seiner Lordschaft.
Eine Bestimmung, die er sich zusammen phantasierte, da sie ganz unmöglich einen unbedeutenden Jungen, der nicht anders war als alle anderen in der Schule, betreffen konnte. Nein, viele hatten sich über Jahrhunderte hinweg als würdig erwiesen, an der Seite des einzig Wahren kämpfen zu dürfen, sobald er sich aus dem Reich des Chaos erhob. Es war nur lachhaft, dass dieser kleine Hänftling von sich dachte, wertvoller zu sein als alle anderen und die Stimme des Meisters zu vernehmen. 


Womit der Bischof, der damals noch ein Priester war, aber nicht rechnen konnte, war die Macht der Dunkelheit und des Feuers, von der Naheniel bereits zehrte. Es schien dem Jungen zu jener Zeit keinerlei Mühen zu bereiten oder gar Skrupel hervorzurufen, als er den Priester erwürgte und daraufhn all die Schüler in dem klösterlichen Anwesen verbrennen ließ. 

Wenig Aufmerksamkeit hatte er einst dem Mal auf Naheniels Nacken gezeigt. Eine Zeichnung von Geburt an, als eine Laune der Natur, hatte der Bischof es selbst abgetan, als der Junge ihn eines Tages danach fragte. Warum dem Heranwachsenden mehr Beachtung als notwendig schenken? Er war nicht mehr und nicht weniger als alle anderen Schüler. 

Es sollte sich aber herausstellen, dass jene Einschätzung des Bischofs größter Fehler war. 

Aber jetzt, jetzt war die Zeig gekommen. Zum Griefen war sie nah, die Chance auf Freiheit, auf den Tod oder auf ein neues Leben außerhalb dieser Welt. Und es war die Chance, Naheniel vielleicht erheblichen Schaden zuzufügen, wenn nicht sogar ihn zu vernichten.

Diese Kreation, in die er sie verbannt hatte, war bereits ins Schwanken geraten. Nicht nur dem roten Bischof war die Instabilität aufgefallen, nein, viele der Wesen, ob geschaffen oder von dem Schöpfer eingesperrt und ihres Schicksals und ihrer Herkunft bewusst, wagten kaum noch zum Himmel zu sehen. War er blutrot und von Feuer getränkt, so wussten sie mittlerweile, dass dies nichts Gutes verhieß. 


Woher das Ungleichgewicht nach all den Jahren aber so plötzlich gekommen war? Es waren nur Vermutungen, die sich keiner laut zu äußern traute. Schließlich wussten zumindest jene, die sich über das, was sie waren und woher sie kamen und wem sie unterworfen waren, nicht, ob er es hören konnte. 

Auch hier in den Tiefen des Gebirges, unterhalb der in Stein gehauenen Kirche, konnte der rote Bischof sich nicht sicher sein. Doch dieses Risiko war es ihm wert. Es waren so viele Fragen, die geklärt werden mussten. War das Mädchen aus der wahren Welt? Und wenn ja, wieso war sie hier? War sie die Tochter des Erschaffers oder gar so etwas wie der Zwilling, der das Ende bringen sollte? Oder war sie gar Naheniel selbst, nur in einer anderen Form? Nichts war unmöglich. Nicht hier in dieser widernatürlichen Kreation einer Welt, die nicht existieren durfte. 

Als die Tür zu dem Verlies quietschend aufgestoßen wurde, trat der Bischof mit erhobenem Haupt und mit auf dem Rücken verschränkten Händen in den dunklen, niedrigen Raum hinein. Es roch nach Krankheit, nach Schweiß, nach Angst und Verzweiflung. Normalerweise würde er niemals einer Kirchendienerin ihres Rangs eine derartige Unterkunft zumuten.

Da er aber nicht wusste, ob sie gefährlich war, wie viel Macht sie womöglich in sich trug und ob sie der Schlüssel zum Ende dieser sich ewig wiederholenden Qual innerhalb dieser Welt war, würde er es tunlichst unterlassen, sie aufgrund ihrer Aufmachung und derzeitigen Verfassung zu unterschätzen. Niemals wäre er so dumm es zu riskieren, sie in eine komfortablere Unterkunft zu bringen, aus der es ihr am Ende ein Leichtes wäre, zu entschlüpfen. 


Außerdem, wer wusste es schon, vielleicht war sie sogar geschickt worden? Eine Spionin, geschaffen aus Naheniels Hand und Seele, die dafür sorgen sollte, dass der Widerstand, der sich nach und nach zusammenfand, auseinandergerissen und zertrümmert wurde. 

"Wie ich sehe, hast Du ausgeschlafen. Dann können wir uns ja jetzt unterhalten." 

Seine Schritte über den kalten, steinernen Boden waren lautlos, als er sich dem frierenden und sichtlich erkrankten Kind näherte. Mitleid empfand er aber nicht mit ihr, sondern betrachtete sie mit harten Blicken. "Meine Zeit ist knapp, weshalb ich mich nicht mit Höflichkeiten aufhalten möchte. Das kannst Du doch bestimmt verstehen, oder?" Ohne den Zug einer Freundlichkeit zu zeigen, beugte er sich zu ihr herab und riss die löchrige alte Decke von ihrem zarten, kleinen Körper. 

Es gab für sie keine Möglichkeit zur Flucht, denn der bullige Kerkermeister stand genau in der Eingangstüre und versperrte den einzigen Weg, um aus diesem Loch zu entkommen. Der Bischof hoffte, dass das Mädchen, trotz ihres Fiebers, noch klar genug denken konnte, um dies selbst zu erkennen und sie nicht erst darin belehrt werden musste, dass sie nicht nur zahlenmäßig, sondern auch in Kraft und der ihr gegebenen Mittel stark unterlegen war. 

Harsch griff er nach dem dürren Arm des Kindes und zog den durchgeschwitzten Ärmel des Talars nach oben. Voll des Hasses flackerte das Braun in seinen Augen auf, als er das Symbol auf dem Handgelenk des Kindes betrachtete. Unnachgiebig und scharf fuhr seine Stimme über sie hinweg. "Was weißt Du darüber?"
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Gesichtsloser Erzaehler
Schmied / Schmiedin
Beiträge: 67
Registriert: Do 22. Jul 2021, 21:49

#777

Beitrag: # 53655Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »


~~Lumiel die Schattentochter~~



Einst in finsterster Dunkelheit geboren,
waren sie und ihr Volk zur Verdammnis auserkoren.

Endlich war es an der Zeit, längst war sie für ihren Auftrag bereit.

Die Ländereien im Reich der Schatten wurden nicht mehr reicher,
sondern von Tag zu Tag immer bleicher.


Lumiels Welt war im Wandel,
was war das doch für ein bedauerlicher Handel.

Alles stand kurz vor der Implosion. Umso wichtiger war ihre Mission.

 Auf leisen Sohlen wollte sie sich ein Druckmittel holen,
 hatte sich demnach einfach klammheimlich davongestohlen.



 
Ein Wink des Schicksals, schickte sie dabei in magischer Weise
auf ihre Reise ins ewige Eise.

Im Verborgenen verharrte sie auf einer Mauer,
lag regelrecht auf der Lauer,
allerdings vorerst für ungewisse Dauer.


Klein und fein war ihre Gestalt,
doch umso brachialer war ihre geistige Gewalt.


Ihre Existenz nicht mehr als ein Mythos vom kühlen Wind gehaucht,
aber dennoch wurde sie gebraucht.





Was einst hier geschah, war strenggeheim,
doch war sie noch längst nicht am Ende ihrer Latein.


Der rote Bischof und seine heilige Institution,
was war das doch für ein Hohn. Auch er wollte nur auf den Thron,
welch undankbarer Weltenlohn.


Geduldig, wenn nicht gar pflichtschuldig wartete sie in ihrem Versteck
auf ihren eigentlichen Zweck.


Niemand sollte sich unentdeckt an ihr vorbeistehlen,
dennoch galt es ebenso ihre Anwesenheit zu verhehlen.





Inzwischen war aber auch klar,
warum dieser Auftrag kein leichter war.
Einen Schlüssel rauben, sicher, dass könnte sie sich erlauben.
Doch zu ihrem Verdruss, gab die Realität ihr gerade
einen grausamen Kuss.


Das Druckmittel war wie es schien, nämlich kein metallenes Konstrukt
an einem Ring, an dem niemand hing,
nein es war ein unförmiges Ding, an auch noch ein Puls kling.


Ein Mädchen in solch jungen Jahren,
sollte das Gleichgeweicht der Welten wahren?


Wären sie allein, das wäre fein. Doch mit dem kirchlichen Geleite,
an ihrer Seite, war sie sicher keine einfache Gefreite.


Wäre die Geduld ihr irgendwann Huld, allein zu sein,
mit der kümmerlichen Unschuld?




Dies galt abzuwarten,
vorerst spielten jedoch andere ihre Karten.


Aber dennoch war sie nicht unzufrieden,
denn so konnte sie ungestört ihre eigenen Pläne schmieden.


Momentan war sie nur ein stiller Zuschauer,
dennoch wurde auch sie durch diese Szenerie ebenso schlauer.


Gebannt und gespannt lauschte sie also derweil
Ihrer Eminenz im edlen Gewand.

 
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Syndra
Dorfältester / Dorfälteste
Beiträge: 114
Registriert: Fr 27. Mär 2020, 20:37

#778

Beitrag: # 53656Beitrag Syndra »

In einem unscheinbaren Zimmer, eines unscheinbaren Haues, in einer noch unscheinbareren Gasse


Langsam nur hob die Magierin ihre Wimpern. Natürlich hörte sie die Erheiterung in seiner Stimme, welche ihre Wortwahl scheinbar hervorgerufen hatte. Allerdings lag es ebenso fernab von Syndras Interessen, dass er sich einzig aus diesem Grund näherte. Die Definition ihrer Verbindung war ihrerseits immerhin über den Rahmen einer geschäftlichen Vereinbarung hinaus. Auch wenn sie das eine von dem anderen für ihre Begriffe trennte, so stellte eine Schuld in der Hinsicht sicherlich nur eine Begrifflichkeit dar, mit der sie ihn lediglich provozieren wollte.

Sicher musste Naheniel sie diesbezüglich nicht davon überzeugen, dass er sich dahingehend von anderen Männern deutlich unterschied und zu seinem Wort stand. Vorerst. Dennoch begegnete sie seinem Blick mit einem kühlen Glimmen, mit dem sie ihn unterschwellig daran erinnerte, dass alles Andere mehr als nur bedauernswert wäre. Immerhin wussten sie beide ebenso, wie schnell sich zumindest die Auslegung von Worten wandeln oder sich das Blatt sogar wenden konnte.

So wie auch in diesem Moment, da er ihre Worte selbst gekonnt zu seinem Schild und seiner Waffe formte, um sie herauszufordern.

„Musst du es hören, oder ist es das, was du willst?“ herausfordernd schimmerte das Blau ihrer Augen seinem Blick entgegen, während sein warmer Atem über ihre Handfläche strich.  

Syndra würde sich tatsächlich der Lüge strafen müssen, würde sie ihm gegenüber verneinen, dass sie seine Nähe nicht genoss und ein Teil von ihr durchaus eine Form von Sehnsucht verspürt hatte. Ihr war sehr wohl bewusst, wie oft die Momente ihrer Zweisamkeit sie während seiner Abwesenheit in ihren Träumen bei Nacht heimgesucht hatten. Doch überließ sie es Naheniel, das alleine herauszufinden.

Kurz zuckten Syndras Mundwinkel, als er sie an sich zog. Deutlich konnte sie die Wärme seines Körpers spüren, während der Duft von Zedernholz sie sinnlich umhüllte. Er war gefährlich, auch jetzt. Jedes seiner Worte, mit denen er ihre spielerisch leicht gegen sie wandte, war bedacht darauf, Grenzen zu zeigen oder auszuloten und keines von ihnen auch nur unbewusst gewählt. Das konnte sie spüren. Furcht jedoch, mit dem Feuer und den Schatten zu spielen, mit ihnen zu tanzen oder sich ihnen hinzugeben? Im Gegenteil. Es reizte sie.

„Spielst du auf etwas Bestimmtes an?“

Sollte sie hierbei intensiver auf sein Spiel eingehen? War es klug oder riskant seine Fragen zu beantworten, die ihm vielleicht in seinem Scharfsinn einen Auslegungsspielraum gaben, etwas von ihr einzufordern?

Naheniel wusste sehr wohl, welche Wirkung er auf sie hatte, und dass er sie auch sicherlich so ohne weiteres um einen Gefallen bitten konnte. Aber das hätte zur Konsequenz, dass Syndra diesen hinterfragen würde.

Vertrauen war eben sehr kostbar. Weder greifbar noch mit Gold aufzuwiegen. Es war schwer, es zu gewinnen, jedoch dafür umso leichter zu verlieren, weshalb sie beide sicherlich mehr als bewusst Dinge zurückhielten, sich an die Grenzen der Loyalität herantasteten oder nur langsam tiefere Ebenen ihrer selbst durchscheinen ließen.

Hörbar sog Syndra die Luft ein, da er sie unerwartet fordernd herumdrehte und sie erneut in einer dominanten Geste an sich zog. Für einen kurzen Moment hatte sie sich von seinem Blick gefangen nehmen lassen und sich beinahe in seinen Augen verloren. Eine spürbare Konsequenz, welche jedoch durchaus reizvoll war, aber sie sich nur in Maßen erlauben durfte.

Leicht biss die Magierin sich auf die Unterlippe, während seine Berührungen eine deutliche Wirkung auf ihrer Haut hervorriefen, die sie weder leugnen noch verbergen konnte. Sicherlich könnte sie es aussprechen, dass ein Teil von ihr durchaus darauf gewartet hatte. Doch sagte ihr Körper bereits mehr, als es Worte auch nur ansatzweise zum Ausdruck bringen konnten.

Knapp nur senkte sie ihre Wimpern, als sie seine Fingerspitzen in der empfindlichen Beuge ihres Nackens spüren konnte, wie jene sich Schlaufe für Schlaufe in genüsslicher Gemächlichkeit widmeten. Langsam und kunstvoll, wobei sie die Wärme seiner Fingerkuppen immer wieder die Haut an ihrem Rücken sanft und verlockend berührten und einen seichten Schauer hinterließ.

Seine Gesellschaft war nicht nur herausfordernd, sondern sie genoss es nahezu, dass er wusste, was er tat und was er sagte und nicht zuletzt, welche Wirkung es erzielte. Doch auch wenn sie ihm gewissermaßen das Zugeständnis machte, dass sie ihn begehrte und die Art und Weise ihrer Verbindung zunehmend gefiel, bedeutete dies keineswegs, dass sie sich ihm auch nur annähernd vor die Füße warf oder in irgendeiner Form sich selbst oder ihre Pläne aufgab. Selbiges würde Syndra auch nicht von ihm verlangen.

Es war dabei schon fast erheiternd, dass er scheinbar und wenn auch noch sehr subtil verpackt, eine gewisse Loyalitätsbekundung forderte.

„Es wissen nur wenige und doch würde dein Verdacht zuerst auf mich fallen? Interessant.“

Würde er im Zweifel bei einer Störung nicht handeln, würde sie es ohne mit der Wimper zu zucken unmittelbar tun. Immerhin konnte es sich dabei, wenn dann nur einen kleinen Spielball handeln, der ihm sabbernd hinterherlief oder einer bedeutungslosen verirrten Seele.

Mit einer gespielten Kränkung krauste Syndra ihre Nase und verzog ihre Mundwinkel, während seine Hand an ihrer Wange sie berührungslos zu einer halben Drehung taxierte, der sie in einer fließenden Bewegung folgte. Sacht hielt sie den Stoff vor ihrer Brust, ehe sie mit angehobener Augenbraue und einem aufgesetzten tadelnden Glanz in ihren verengten Augen sich ihm vollends zuwandte.

„Das allerdings würde mich nun deutlich enttäuschen.“ Herausfordernd hob sie ihren Blick zu ihm auf, um nach jenem zu greifen. Ein Geben und ein Nehmen. Ein Provozieren und Verführen, ein Reizen und Locken, einem Tanz ebenbürtig. Sacht nur legte sie ihren Kopf in die Schräge, so dass das schwarze Haar über ihre Schultern nach vorne glitt.

„Dabei wollte ich doch gerade ganz dir die Wahl überlassen.“
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
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Naheniel
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#779

Beitrag: # 53657Beitrag Naheniel »

"Du überlässt mir die Wahl?" Die Überraschung, die ihre Aussage in seinem Gesicht hinterließ, war kaum zu übersehen.
"Wie ungewöhnlich. Derartige Großzügigkeit ist nichts, was ich direkt mit dem Namen Deiner Familie verbinde." Ohne Syndra eingehender aufzuklären, was er damit meinte, blieb er weiterhin in einem gewissen Abstand zu ihr stehen und genoss das mit seinen Augen, was seinen Händen vorerst verwehrt blieb.

Es war nicht schwer vorherzusehen, wohin ihr gemeinsames Spiel sie in den nächsten Stunden führen würde. Doch wozu sich beeilen? War doch diese spezielle Form des Vorspiels, welches sie einander gaben, mehr als reizvoll und es wäre zu schade, dieses bereits vorzeitig zu beenden. 


Mit einem Schnippen seiner Finger entzündete sich in dem kleinen Holzofen, der in dem unscheinbaren Zimmer in der Nähe des Bettes stand, ein prasselndes Feuer. Es sollte gerade genug Wärme spenden, um zu verhindern, dass die Eismagierin zu frieren begann, aber noch lange nicht genug sein, um ihren Körper zur Genüge zu erhitzen. Das Licht der Flammen schenkte dem Raum eine Behaglichkeit, verdrängte aber für Naheniels Empfinden zu sehr die Schatten und die Dunkelheit, in derer er sich am wohlsten fühlte.

Seinen, sie an sich fesselnden, Blick weiterhin auf Syndra gerichtet, hob er seine Hand in Richtung des Ofens und drehte sie leicht. Das Feuer flackerte daraufhin zwar weiter in der gleichen Intensität, verlor jedoch so einiges an Helligkeit. Zufrieden mit sich selbst und der Stimmung, die den Raum jetzt erfüllte, war es nur die Frau selbst, die von nun an seine Aufmerksamkeit einfordern sollte. 

Es war nur ein kurzer Moment, in dem er Syndra durch einen langsamen Lidschlag aus seinem Blick entließ.
Nachdenklich atmete er einige Male ein und wieder aus, bevor er ihre Bemerkungen aufnahm.
"Bei welcher Deiner Fragen soll ich beginnen? Hm..."
Naheniel legte seine Stirn in Falten, als er seine Augenbrauen nach oben zog und ihr in aller Selbstverständlichkeit seine erste Antwort präsentierte. "Was ich will, Syndra, ist, dass Du Dich mir vollkommen hingibst.
Lass sie fallen, die Hüllen hinter denen Du Dich verbirgst und auch Deine Robe und lege offen dar, wer Du bist. Lass Dich von mir leiten und führen, damit ich Dir zeigen kann, zu was Du fähig bist. Spüre Dich selbst durch mich."
Während er sprach, zeigte er keinerlei Regung, weder in seinem Gesicht, noch an seinem Körper. Völlig still stand Naheniel in einigem Abstand vor ihr, obwohl er so nachdrücklich derartige Offenheit und ein Fallenlassen von der Magierin einforderte. 


Doch bevor er Syndra die Gelegenheit gab, auf ihn einzugehen, trat er wieder näher an sie heran, baute sich vor ihr auf und blickte tief in ihre Augen, als würde er darin bereits das finden können, was er suchte. Die Wahrheit über sie selbst, die sie ihm schuldig war, sowie auch die Bereitschaft, seinen gerade gesprochenen Worten Folge zu leisten. 

Was er von ihr aber nicht verlangte, war, dass sie hier und heute eine Wahl traf, sich für oder gegen ihn entschied. Egal, welche Entscheidung sie treffen würde, diese würde jede Spannung und Herausforderung zwischen ihnen beiden ersticken. Wozu sich bereits jetzt um etwas bringen, wenn es noch in aller Ausführlichkeit ausgekostet und genossen werden konnte?
Trotzdem war es weit gefehlt, wenn man annahm, dass Syndra am Ende, egal auf welche Seite sie sich schlug, für ihn gewöhnlich werden würde.


Sein Ringfinger zog langsam seine Bahn über das freigelegte Schlüsselbein der Frau, während er bedächtig um sie herum schritt. Er zeichnete den feinen Knochen nach, spürte ihre warme Haut und wanderte weiter über ihr Schulterblatt hinweg, um seine Erkundung unbeirrt auf der anderen Seite fortzuführen. 

Erst als er wieder vor ihr stehen blieb, zeigte sich ein verführerisches und einnehmendes Lächeln, als er, selbstverständlich ohne nach Erlaubnis zu fragen, die Robe von ihrer zweiten Schulter hinabgleiten ließ. Zwar mochte Syndra den Stoff weiterhin festhalten, doch gewährte es ihm einen wesentlich besseren Blick auf ihre Haut, die teilweise bedeckt war von den Strähnen ihres dunklen, langen Haares. 

Weder würde er ihre Hände von dem oberen Saum der Robe lösen, noch ihr diese vom Körper reißen.
Die Erzmagierin hatte danach gefragt, was er wollte und er hatte ihr eine Antwort gegeben. Was er aber tat, war, mit seinen Fingern durch ihr Haar zu fahren, sie am Hinterkopf zu fassen und an sich heranzuziehen. Einen Kuss gab Naheniel ihr nicht, doch eine kitzelnde Berührung mit seinem Atem war es trotzdem, die ihre Lippen streifte. 


"Natürlich würde mein Verdacht auf Dich fallen. Halte mich nicht für einfältig. So wenig wie Du mich unterschätzen solltest, unterschätze ich Dich." Dunkelheit flammte in seinen Augen auf, als seine Hand sich in ihrem Haar verfestigte und unangenehm an einigen Strähnen zog.
"Auch wenn es mir zugegebenermaßen zusagt, dass Du ein Teil der Legion geworden bist, kann ich nicht wissen, was Du durch diesen Schritt in Wahrheit für Dich selbst bezweckst."
Mit dem Zeigefinger seiner anderen Hand strich er über ihre Stirn und flüsterte leise. "Schließlich verbirgst auch Du das ein oder andere Geheimnis in Deinem Kopf, nicht wahr?" Sich von ihren Lippen entfernend, fuhr sein Finger weiter über ihre Nasenspitze, bis hinab zu ihrem Mund. 


"Sei also nicht enttäuscht über mich, mein Liebling."
Betont wiederholte er den Kosenamen, den sie selbst noch kurz zuvor ausgesprochen hatte. "Ich bin nur genauso wachsam und misstrauisch wie Du auch." Die Finger, die sich gerade noch in dem dichten Haar an ihrem Hinterkopf vergraben hatten, fielen langsam herab, strichen über ihren nackten Rücken, bis sie ihre Hüfte erreichten.
Mit einem sachten Druck schob er sie zu sich heran, sodass sie nicht umhin kam, die Hitze seines Körpers und somit das Verlangen, welches sie bereits in ihm entfacht hatte, zu spüren. 


Anstatt sie jedoch einfach in Anspruch zu nehmen, wie er es zweifellos gekonnt hätte, berührte er nochmals, dieses Mal jedoch wesentlich weniger sanft und vorsichtig ihre weichen Lippen, löste sich dann aber mit einem verwegenen Lächeln von ihr und ging, ohne sich nochmals nach ihr umzusehen in die Richtung des Bettes. Seinen Mantel zog er währenddessen aus und warf ihn auf den Sessel.

Als er sein Ziel erreicht hatte, setzte er sich darauf, lehnte sich bequem ein wenig zurück und richtete seinen herausfordernden Blick wieder auf die Nordfrau.

"Nun bin ich es, der Dir noch eine Frage stellen möchte: Bist Du bereit, mir das zu geben, was ich will, oder bist Du es nicht?" 


 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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-Freya-
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#780

Beitrag: # 53659Beitrag -Freya- »

Unbewusst rutschte Freya näher an die Wand heran. Eingehüllt in die fadenscheinige Decke hatte sie ihre Beine nah an ihren Körper gezogen, als die Tür sich einen Spalt öffnete und mit dem schummrigen Licht zusammen sich der dunkle Schatten des Bischofs eintrat.

Ungewollt krabbelte die Kälte seiner Präsenz in ihre erschöpften Glieder, als jener gefolgt von dem Kerkermeister in den kleinen zugigen Raum, dessen kalter feuchter Stein keinerlei Wärme zuließ, hineintraten. Ein frostiger widerwärtiger Schauer, der ihren vom Fieber zitternden Körper durchfuhr.

Verschwitzt hingen die dunklen Strähnen ihres Haars glänzend in ihrem blassen Gesicht. Was hatte sie getan, dass er sie auf diese Weise behandelte?

Glasig sahen ihre großen Augen zu ihm auf. Das Mädchen konnte nicht verstehen, was geschehen war. Nichts von alledem war richtig. Weder sollte sie hier sein in diesem Gefängnis noch in irgendeinem Nirgendwo, in dem es ein Gebirge der verlorenen Seelen gab. Sie sollte zu Hause sein. In ihrem Zimmer, in der großen Bibliothek oder im Felsendom.

Wie spät es wohl sein mochte? Ob sie wohl nach ihr suchten? Oder nahmen sie einfach an, sie sei weggelaufen? Waren sie vielleicht an Ende sogar erleichtert? Nein, darüber durfte sie nicht nachdenken. Sie musste sich darauf konzentrieren gesund zu werden und hier rauszukommen. Irgendwie.

Kurz schloss Freya ihre Augen, um ihre Gedanken fort zu streifen und Kraft für Worte zu finden. Nicht mehr als ein Wimpernschlag und mit der verzweifelten Hoffnung, doch noch aus ihrem Alptraum zu erwachen. Gerade als sie ihre Lider anheben wollte jedoch, spürte sie einen eisigen Luftzug. Erschrocken blickte das Mädchen auf. Im ersten Moment schien noch etwas wie Zuversicht in ihren Augen aufzuschimmern, welche im nächsten Augenblick gnadenlos erstarb, als sie der harte, kalte Blick des Bischofs traf.

Auch wenn die löchrige Decke kaum Wärme gespendet hatte, kam sie sich mit einem Mal fürchterlich schutzlos vor. Ohne ihr Zutun stellten sich die feinen Härchen auf ihren Armen auf, während sie instinktiv ihre Beine noch näher an sich zog.

„Was..“ Mehr Worte bekam Freya nicht über ihre trockenen, blässlichen Lippen hinweg, als sich die massive Hand des rot gekleideten Würdenträgers bereits grob wie ein Schraubstock um ihr Handgelenk schloss und er ihren Arm harsch ins Licht zog.

„Au… !“ Das Entsetzen über sein forsches Handeln ließ alle Worte unmittelbar ersterben. Voller Unglauben sah das Mädchen in die von Hass erfüllten Augen hinauf, ehe ihr Blick die feine Zeichnung auf ihrer Haut fiel, welche unterhalb des Ärmels des Talars zum Vorschein kam.

Was wollte er von ihr? Das Mal? Was sollte mit jenem sein? War das mal der Grund, warum er sie in dieses Loch geworfen hatte?

Sie musste sich selbst eingestehen, dass sie so ziemlich nichts über dessen Bedeutung wusste. Nichts außer, dass es immer da gewesen war und dass es vielleicht mit der Prophezeiung zu tun haben musste. Tanuri hatte sie einst daran erkannt. Oder nicht? Die fein geformten Linien, welche sich auf der dünnen weißen Haut mystisch schlängelten. Allerdings war sie sich auch nicht sicher. Glaubte er etwa auch, sie wäre ein Schlüssel?

Kühl suchte sie erneut seine Augen, doch sah sie nichts Anderes darin als Hass. Nein, sie durfte darüber nicht sprechen. Weder Fragen stellen noch auch nur eine Andeutung wagen. Auf andere vertrauen, gar auf ihn, dass er ihr zum einen Glauben schenken würde oder es sie womöglich aus diesem Loch holen würden? Nein, kaum würde er ihr helfen.

Kurz nur blinzelte sie zum Eingang. Dort, wo er Schatten des Kerkermeisters in der Tür stand. Auch wenn sie sich vielleicht losreißen könnte und es ihr unerwartet gelingen würde, dem Bischof durch die Finger hindurch zu schlüpfen, stand jener große breite Schatten vor ihr und versperrte den Weg nach draußen.

Aber was sollte sie nun tun? Was sollte sie sagen? Das Fieber stand ihr noch ins Gesicht geschrieben, doch sich an eine vermeintlich trügerische Hoffnung klammern, dass er sie gehen lassen würde, wenn sie ihr Halbwissen mit ihm teilte? Es war ein klares Gefühl, dass sich in ihr aufbaute.

„Nichts.“  Entgegnete Freya leise, ehe sie erneut sie ein Hustenanfall überkam und ihr regelrecht die Luft abschnürte. Das Brennen und Kratzen in ihrem trockenen Hals war einfach unerträglich. Kraftlos, aber dennoch bemüht, versuchte sich Freya aus seinem Griff zu befreien. Doch wäre ihr dies vermutlich nicht einmal gelungen, wäre sie nicht so müde und schlapp.

Die Finger umschlossen ihren dünnen Arm mühelos und ebenso eisern, während sein Blick sie regelrecht durchbohrte. Selbst durch den verschwommenen getrübten Blick hindurch, konnte sie die Kälte darin erkennen, die ihren Atem stocken lassen wollte.

„Nichts. Ich habe es seit meiner Geburt. Was ist mit dem Mal?“ Auch wenn es sicher nicht klug war, so bemühte Freya sich um einen Funken Trotz, der schon einer leichten Arroganz in dem Wissen um ihren Stand gleichkam, um ihn daran zu erinnern, dass er dem Lord einen Eid geschworen hatte.

Ebenso wie sie. So war ihre Antwort gewiss nicht die volle Wahrheit, aber ebenso wenig eine Lüge. Dennoch versuchte sie mit gesenkter Stimme, die einzig der mangelnden Luft in ihren Lungen geschuldet war, die Ursache seines Verhaltens zu hinterfragen. „Ist das der Grund, warum ihr mich eingesperrt habt?“

 
Zuletzt geändert von -Freya- am Di 7. Nov 2023, 21:48, insgesamt 1-mal geändert.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
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Tanuri
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#781

Beitrag: # 53660Beitrag Tanuri »

Sturmkante war nicht weit entfernt von Lichthafen. Kannte man sich in den Wäldern und den sachten Hügeln aus, gab es sogar Abkürzungen, die fern der eigentlichen Pfade zu dieser kleinen Stadt führten. Selbst wenn man den langen Weg entlang des Strandes folgte, waren es auf dem Rücken eines Pferdes in einem gemächlichen Galopp nicht mehr wie zwei Stunden, die die beiden Städte voneinander trennte. 

Und doch war die Nacht bereits weit fortgeschritten und dicke Wolken verhüllten den hellen Schein des Vollmonds, als Tanuri sich Sturmkante näherte. Sie hatte sich nicht beeilt, oder ihre Stute zur Eile angetrieben. Vielmehr gab sie dem Tier die Freiheit, das Tempo selbst zu bestimmen. Ausnahmsweise wäre sie dankbar über einen Überfall der herumschleichenden Kreaturen gewesen. Aber so oder so gab es keinen anderen Weg, egal wie viele Abzweigungen sie nahm, wie oft sie rastete oder wie langsam sie sich fortbewegte. Sie musste zu Kadir.

Selbst wenn er oder seine Diebe bisher nichts über das Verschwinden Freyas gehört hatten - und so wie Tanuri die weiße Kirche und deren Anhänger einschätzte, würde es nicht lange dauern, bis sie sich damit brüsteten - so konnte sie ihm zumindest den Auftrag erteilen, seine wachsamen Ohren und Augen auf etwaige Hinweise zu lenken. 


Immer noch fiel es ihr schwer, das zu begreifen und zu einem zusammenzufügen, was sich ihr in Freyas Zimmer dargeboten hatte. Der Ritt auf ihrem Pferd verschaffte ihr nicht nur Zeit, von Kadir fernzubleiben, sondern auch Gelegenheit, ihre Gedanken in Ruhe und mithilfe der kühlen Nachtluft zu sortieren und ihre bisherhigen Rückschlüsse zu hinterfragen. 

Wenn sie es sich aussuchen könnte, so würde sie sich dafür entscheiden, dass tatsächlich der weiße Abschaum seine dreckigen Finger im Spiel hatte. Einem jeden von ihm den Krieg zu erklären, würde nicht nur ihr eine unbändige Freude bereiten und den Boden mit ihrem beschmutzten Blut zu tränken, wäre nicht nur eine Befriedigung, sondern eine Wohltat. Auch wenn die Gemeinde um den Götzenprediger klein und übersichtlich war, war ihre Existenz eben leider nicht zu verleugnen. Genauso wenig, wie es die Worte der Prophezeiung und deren Entstehung war: Aus den Kriegen zwischen den Göttern und der daraus resultierenden, nahezu vollständigen Vernichtung des Lebens und der Welten, war sie geschrieben worden und durch sie soll die Entscheidung über das endgültige Schicksal aller Welten fallen. 

Es war nicht nur Tanuris Aufgabe gewesen, den Schlüssel zu beschützen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Worte der Prophezeiung nicht auf dem Wochenmarkt ausposaunt wurden. Inwiefern ihr das gelungen war? Das Ergebnis war ihr nur wenige Stunden zuvor mit aller Schonungslosigkeit vor Augen geführt worden.

Viele Jahre mochte sie Freya auf ihre Art und Weise beschützt haben, fernab von behütend oder verhätschelnd. Dafür gab es in ihrer Welt keinen Platz. Und dennoch war sie immer darum bemüht gewesen, das Mädchen so lange wie möglich vor ihrem eigenen Bestimmung zu beschützen. Denn sobald der erste Tropfen Blut fiel - und das würde er früher oder später tun, das stand außer Frage -  gäbe es für Freya kein Zurück mehr. Die dunkle Prophezeiung würde sich erfüllen und Freya zu dem werden, für was sie geboren worden war. 


Die vergangenen Jahre und vor allem Monate hatten das Mädchen geprägt, nicht nur tiefe Wunden in ihre Seele gerissen, sondern sie auch, was wesentlich wichtiger war, erstarken lassen. Sie war gewachsen, heraus aus der Robe einer Novizin, hinein in die einer Adeptin. Nicht nur ihr Körper war gereift, sondern auch ihr Geist, ihr Wille und ihr Glaube. Durch und durch, mit einer jeden Faser, war Freya eine Dienerin Ogrimars. Und vielleicht war es gerade diese Sicherheit um Freyas unbeugsamen Willen, nur dem Einen zu dienen, die Tanuri wünschen ließ, dass die weiße Sippschaft sie entführt hatte. Mochte das Leben der Priesterin mit noch so vielen Unsicherheiten gespickt sein, über das eine konnte sie sich absolut und zweifellol sicher sein: Niemals würde Freya sich in ihrem Glauben brechen lassen. 

Wenn es aber Naheniel war, der das Kind zu sich geholt hatte, gestaltete sich alles schon wesentlich schwieriger. Denn er kämpfte nicht für eine andere Seite, nicht für Artherk und die lästerlichen Freuden und den Frohsinn, den dieser Gott versprach. Ihr Bruder kämpfte für das Gleiche, wofür ein jeder der dunklen Gemeinde einstand und sein Leben ohne zu zögern zu opfern bereit war: Sie lebten und sie starben für den Herrscher des Chaos und der Finsternis, den Meister des Todes, des Verderbens und der Wiedergeburt einer neuen, einer wahren Welt.

Bis Freya die List verstehen, die in Naheniel lebte und ihn beherrschte und den Wahnsinn begreifen würde, der von ihm Besitz ergriffen hatte, war es wahrscheinlich zu spät. Zu tief reichte bereits sein Einfluss auf das Mädchen und wenn er sie nun bei sich hielt, konnte er ohne Grenzen auf sie einwirken. 

Das war der Grund, warum die Priesterin bisher nur zu gerne ihre Augen vor der Möglichkeit verschloss, dass nicht der Prediger und sein kleines, scharfzähniges Schoßhündchen etwas mit dem Verschwinden ihrer Adeptin zu tun hatten, sondern es einzig und allein Naheniels Werk war. 

Während sie ihren Gedanken nachhing und erhoffte, auch nur noch irgendwo in ihrem Kopf ein anderes Licht der Hoffnung zu finden, hatte ihre Stute sie längst durch die Tore Sturmkantes gebracht. Ohne ihr Tun selbst wirklich zu bemerken, glitt Tanuri aus dem Sattel, band das Tier an einem Zaun in der Nähe der Taverne fest und schritt mit erhobenem Haupt aber rasendem Herzen in eine der hinteren dunklen Gassen. 

Die Tür war die gleiche geblieben, genauso wie das Zeichen, welches man auf das Holz zeichnen musste, um Zutritt zu erlangen. Nichts hatte sich über die Monate verändert, weder die Treppen, noch die Gesichter hinter den Masken. Auch nicht der Geruch, der sie lockte, mit zarter Stimme nach ihr rief und sie dazu ermuntern wollte, sich von sich selbst zu befreien. 

In dem größten Raum des Gewölbes blieb sie stehen und verkrampfte ihre Hand zu Fäusten, so dass sich ihre Nägel sich tief in ihre Handballen vergruben. Nein, sie durfte sich nicht verlieren. Nicht der Finsternis lauschen, die sie aus allen Ecken und kleinen Nischen anlächelte und sie einlud, doch ein bisschen zu verweilen, nach ihrer Hand zu greifen gemeinsam eine Reise durch Wärme, Gleichgültigkeit und Stille anzutreten. 

Tief holte Tanuri Atem, als einer der jungen Männer, der heute seinen Dienst für die Gäste verrichtete, an ihr vorbeitrat. Mit einer Kraft, die man ihr vielleicht nicht unbedingt zumutete, packte sie ihn am Oberarm und riss ihn zu sich herum. "Kadir. Wo finde ich ihn?" 

"Oh My Lady, bitte verzeiht. Aber er ist unabkömmlich. Ihr versteht bestimmt? Geschäfte und all das…" Mit fester und von sich ziemlich überzeugter Stimme drehte der Junge sich so, dass er Tanuri direkt gegenüberstand. 

"Nein, ich verstehe nicht. Ich möchte ihn sprechen. Auf der Stelle." 

Der Bursche biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und sah die Frau vor sich an. Sie kannte den wahren Namen des Fuchses. Was schon eine gewisse Bedeutung hatte, offenbarte er diesen schließlich nicht einem jeden. Aber trotzdem war es den Mitgliedern der Diebesgilde nicht gestattet, einfach so jeden der danach verlangte, zu ihm vorzulassen. "Nun, ich könnte sehen, ob ich ihn finde und ihm Euren Wunsch vortragen. Wenn Ihr Euch solange vielleicht die Zeit vertreiben wollt… das Angebot ist reichlich." Sacht war das Nicken, mit dem er zunächst auf die große Sitzmöglichkeit in der Mitte des Hauptgewölbes deutete bevor er seine Blicke einer kleinen Nischen zuwandte. 

"Ich bin nicht hier, um kostbare Zeit zu verlieren oder zu warten. Gerade Letzteres bin ich nicht gewohnt und ich werde heute gewiss nicht damit anfangen." Gerade als der Jüngling sich aus ihrem Griff entwinden wollte, strich Tanuri sich die Kapuze ihres Mantels über das Haar und sah ihr Gegenüber mit einem herrischen und kalten Blick an. "Euch mag die schwarze Kirche nichts bedeuten, doch ich bin die Priesterin dieser. Und glaubt mir eins, als diese habe ich mehr Einfluss - auch auf den Fuchs - als Euch am Ende lieb sein wird. Betrachtet es als meine letzte, höfliche Aufforderung: Bringt mich zu ihm. Sofort." 

Puh, die Kirche. Nun wurde es doch etwas komplizierter. Der Junge selbst war nicht tiefgläubig, was aber nicht bedeutete, dass er nicht zumindest versuchte, die ein oder andere Messe zu besuchen. Es war nicht so, dass er nicht an die Götter und deren Geschicke glaubte, sondern, dass es in seiner Familie einen höheren Stellenwert hatte, überhaupt zu überleben, anstatt sich mit den Texten und Gesetzen des Glaubens auseinanderzusetzen. Er selbst konnte nicht einmal lesen oder schreiben. Etwas, was er nun aber nachholen musste, wenn er in der Rangfolge der Diebesgilde aufsteigen wollte. Das war durchaus nötig, denn gerade hatte seine große Schwester das mittlerweile fünfte Balg zur Welt gebracht und sie alle mussten zusammenhelfen, um es durchzubringen. Deshalb war er mehr als gewillt, einen hohen Stand in der Gilde zu erreichen, vielleicht eines Tages sich als Kadirs Vertrauter zu profilieren. 

Allerdings, und das wusste er durchaus, war es ziemlich verzwickt, wenn Würdenträger dieser Art hier erschienen. Sie war keine Magd oder eine normale Edelfrau, die nach etwas Abwechslung suchte. Die Kirchen, ob schwarz oder weiß, hielten mehr Fäden zwischen ihren Fingern, als es so mancher für möglich hielt und wie es öffentlich bekannt war. 

Es war eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera, die er nun treffen musste. Die Anweisung des Fuchses kannte er, aber die Priesterin konnte er auch nicht einfach ignorieren. 

Kurz glitt sein Blick durch das verrauchte Gewölbe. Hier und da waren die Umrisse einiger Menschen zu erkennen, aber er konnte niemanden finden, der ihm irgendwie hilfreich sein sollte. So lag es vollkommen an ihm, eine Entscheidung zu treffen. Verdammt noch eins, wäre er doch einfach in die andere Richtung gegangen und nicht direkt an ihr vorbei, dann wäre er jetzt nicht in dieser Misere. 

"Folgt mir." 


 
Ein Gespräch, eine Belehrung und eine halbe Leiche später…. 



"Ja, es ist lange her…" Ungewöhnlich leise war sie, während sie mit festen Schritten den Arbeitsraum Kadirs betrat. Dem sterbenden Körper schenkte Tanuri dabei keinerlei Aufmerksamkeit. Es war ihr durchaus bewusst gewesen, dass das Handeln, welches durch ihre Forderung erfolgt war, für den Jungen nicht ohne Konsequenzen bleiben würde. Menschlich wäre es von ihr, wenn sie Trauer oder Mitleid für das Schicksal des eigentlich recht unschuldigen Burschen empfunden hätte. Derlei war ihr aber fremd und so stufte sie ihn als nötiges Opfer ein, das gebracht werden musste, um das zu erreichen, was sie wollte.
 

Die Priesterin trat an die Sitzgruppe heran, zu der Kadir sie eingeladen hatte und ließ sich lautlos auf einem der Stühle nieder. Ihre Hände faltete sie in ihrem Schoß und presste ihre Finger fest ineinander. Die Knöchel hinterließen einen sachten Schmerz, der sie daran erinnern sollte, nicht den Fokus zu verlieren und sich nicht verleiten zu lassen, von dem, was so wild und so laut nach ihr rief. 

"Wir beide wollen aber nicht in Erzählungen über die vergangenen Wochen schwelgen. Ich schätze Deine Gegenwart, will Dich aber nicht länger als nötig aufhalten." Für einen Augenblick wanderten ihre Augen hinüber zu dem mittlerweile verstorbenen Jungen und ein schmales, jedoch recht emotionsloses Lächeln zeichnete sich auf ihre Lippen. "Ich habe Dir ohnehin schon genug Scherereien verursacht. Bitte sage mir, was es Dich kostet, selbstverständlich wird die Legion Dich für die Unannehmlichkeiten entschädigen." 

Der Junge war tatsächlich nicht mehr als eine Sache für sie und bereits vergessen, als sie sich wieder Kadir zuwendete. "Ich brauche Deine Hilfe." Schweigsam strichen einige Sekunden an ihnen vorbei, bevor sie ihre volle Konzentration auf den Fuchs legte und der Farbe ihrer Stimme einen eindringlichen Ton verlieh. "Kannst Du mir etwas darüber sagen: Wo finde ich meine Adeptin?" 



 
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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Syndra
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#782

Beitrag: # 53662Beitrag Syndra »

In einem unscheinbaren Zimmer, eines unscheinbaren Haues, in einer noch unscheinbareren Gasse - ganz ohne Wein


Scheinbar hatte Naheniel nicht genau hingehört oder aber bewusst sowohl ihre Wortwahl als auch den Kontext, dem diese galt, ignoriert.

Leicht nur strich sie sich mit der Zunge über die Lippen, um jene tatsächlich ein wenig überrascht zu befeuchten, als er sie zurückließ und sich hinter ihr setzte. Syndra konnte nicht leugnen, dass seine fordernden Worte oder seine besitzergreifende und mit ihr spielende Nähe ihre Wirkung vollkommen verfehlten.

Ein feines Lächeln formte sich aus ihren Lippen, während ihre Augen sich nun auf die züngelnden Flammen des Holzofens legten. Schweigend ließ sie einige Minuten verstreichen, in denen sie  lediglich seinen leisen Schritten lauschte. Seinen Bewegungen sowie dem leisen Rascheln seines Mantels. Oh sie brauchte sich nicht herumdrehen, um zu wissen, dass er sich gesetzt hatte.

Deutlich konnte sie seinen Blick auf ihren Rücken spüren. Herausfordernd und zugleich abwartend. Ob er noch immer lächelte? Sie konnte es sich durchaus ausmalen.  Denn trotz er wohligen Wärme, welche den Raum schnell durchzog, hatten seine Berührungen ihre Haut mit einem zarten schauer belegt.

„Vollkommene Hingabe?“ Ihre Stimme war ein ruhiges Flüstern. Gesenkt und leise, aber dennoch mit einer leichte Erheiterung, die sich leise in die Klangfarbe hineinschlich. Natürlich wusste er, sicher bereits wie sie reagieren würde. Oder nicht?

Was genau erwartete Naheniel von ihr? Dass sie sich zu ihm herumdrehte, ihre Robe von ihrem Körper gleiten ließ und sich ihm sinnlich und bereitwillig seinen Gelüsten unterwarf? Ihr vielleicht sogar nur zuzusehen, wie ein verlauster Stallbursche?

Oder zielte er damit, wenn vielleicht auch vorerst nur subtil und langfristig gedacht, darauf hin, eine Form von Macht dadurch über sie zu gewinnen?

Zu lange hatte Syndra bereits den Atem einer Geißel auf sich verspürt, welche sie von der Magie, der macht in ihren Adern, ihrem Geburtsrecht ferngehalten hatte, als dass sie sich freiwillig die Kontrolle nehmen lassen geschweige denn jemandem die Macht über ihren Willen gewähren würde.

Ihre Mutter hatte es vielleicht sogar noch zu ihrem Schutz getan. Vielleicht aber auch, um ihr impulsives Wesen zu bändigen. Ihr Erzeuger jedoch? So ähnlich waren doch die Worte des Mannes, der dessen Blut durch ihre Adern floss und der dennoch keinerlei Gewissensbisse gehabt hatte, die zu betrügen . ~Nimm meine Hand und ich zeige dir, was in dir steckt.~ Ein Versprechen, für das sie jetzt jedoch nicht mehr als ein abschätziges Lächeln übrig hatte.

Langsam nur drehte sich zu ihm um. Es wäre ein leichtes, fast schon einfach, die kurze Distanz zu überwinden, um ihm mit sirenengleicher Hingebung zu folgen oder ihm mit verführerisch  unschuldigen Augenaufschlag genau das Bildnis zu liefern, das er wollte.

Doch auch wenn sie unter seinen Blicken das Rauschen ihres eigenen Blutes in ihren Adern hören konnte, war sie weder leichtfertig noch naiv. Im Gegenteil. Sie wusste sehr genau, wer sie war und welches Blut in ihren Adern floss. Ein Wissen, dass kühl wie Eis ihre Augen aufglimmen ließ, als sich ihre Blicke kreuzten. „Du denkst also, ich wüsste nicht, wozu ich fähig bin, mein Herz?“

Noch immer hielt sie den weichen fließenden Stoff an ihrer Brust. Doch war es weder eine Form von Scham oder Skrupel, die sie seinem Wunsch nicht nachkommen ließen, alle Hüllen vor ihm fallen zu lassen und seinem Willen zu folgen. Viel mehr der Gedanke daran, dass er sie auf dieselbe subtile Weise versuchte in seinen Bann zu ziehen.
 
Ein schon fast makelloses Lächeln formte sich auf ihren Lippen, bevor sie eine Augenbraue in die Stirn zog. Ich soll mich dir vollkommen hingeben? Das ist dein Wille? Und dabei dachte ich, gerade das wäre die Herausforderung für dich.“

Seitlich setzte die Magierin sich an die Kante neben ihn. Ihren Kopf seitlich in die Schräge gelegt, griff sie nach seinem Blick. Das helle und so vollkommene Blau, unter dessen Oberfläche Schatten und Chaos regierten. Natürlich wusste Syndra, wie gefährlich er war, nicht zuletzt auch für sie. „Wo bliebe der Reiz, wenn alle Hüllen fielen?“

Wollte er ein Bekenntnis ihres Vertrauens? Einen Beweis? Oder nagte die Ungewissheit in ihm, inwiefern ihre Verbindung zu Legion seine Pläne durchkreuzen konnte?

Bedacht hob sie ihre Hand seinem Gesicht entgegen. Nur schwebend legte Syndra ihre Fingerspitzen an seine Wange, um mit jenen über die raue Haut zu fahren und seine Konturen nachzuzeichnen.

„Auch wenn ich mit keinem Wort, dir die Wahl überlassen habe, ist dein Wille, nennen wir es interessant.“ Mit einem kurzen Schnalzen ihrer Zunge bedachte sie ihre Wertung, ehe sie mit ihrem Daumen über seine Lippen fuhr. Es war sicherlich ein riskantes Spiel. Die Magierin wusste durchaus, dass er ihr körperlich überlegen war. Doch weder spürte sie etwas wie Furcht noch dachte sie in irgendeiner Form an Zurückhaltung. Im Gegenteil. Ein vielsagendes Lächeln suche sich den Weg auf ihre Lippen, während ihre dunkelblauen Augen versuchten hinter das kühle Eis seines Blickes zu sehen. Den tiefen Abgrund seines Willens suchend, der sich hinter all der Finsternis vor ihr verbergen mochte. 

„Bevor ich also in meiner für dich ungewöhnlich anmutenden Großzügigkeit deinen Willen überdenke, verrate mir eins, Naheniel. Was hättest du davon?“
 
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Gesichtsloser Erzaehler
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#783

Beitrag: # 53663Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

 ~~ Der rote Bischof ~~

Lügen, Lügen, nichts als Lügen! 

Zornesröte flammte in den Augen des Bischofs auf. Wie konnte das Mädchen es wagen, ihn anzulügen? Er war ein Bischof und stand somit in der Rangfolge der Kirche weit über ihr. Und nichts mehr als eine Lüge konnte es sein, wenn sie vorgab, nicht über das Zeichen auf ihrem Arm zu wissen. Wie alt war sie? Zehn Jahre vielleicht? Etwas darüber oder darunter? Jedoch seit langem alt genug, um ihren Kopf zu benutzen. Noch dazu war sie eine Adeptin der Kirche und damit nach seiner Meinung nicht mit Dummheit gestraft. Wäre sie dumm, hätte der Lord es niemals gestattet, sie zu einem derartigen Dienst zu berufen. 

Freya musste sie kennen, die Regeln und die Gesetze, die es galt, als Dienerin der schwarzen Kirche zu befolgen. Es wäre Betrug an seiner Lordschaft und an allem was die Doktrin sie alle lehrte, wenn sie sich diesen nicht unterwarf, koste es was es wolle. 

Nicht nur Gefolgschaft und Gehorsam, gehörte zu den unumstößlichen Werten und Gesetzen, nein, auch seines Platzes musste man sich bewusst sein. Und der ihrige war weit unter ihm. Trotzdem gewährte der Bischof ihr den nötigen Respekt, denn sie war eine Angehörige der einzig wahren und nennenswerten Kirche. Sie war ein Geschöpf, geschaffen aus der Hand des dunklen Meisters, so wie auch er selbst es war. Schon alleine deshalb forderte er Respekt auch von ihr zurück. Das schien ihr aber in diesem Moment fremd zu sein, denn Unwahrheiten gegenüber einer höhergestellten Person waren nicht nur unverfroren, sondern nicht zu dulden. 

Weder konnte er sich aufgrund ihrer sichtlichen Erkrankung, noch ihres geschwächten Körpers dazu hinreißen lassen, milder mit ihr umzugehen. Zu lange hatte er sein Leben hier verbracht, als dass er ein Unwissen von ihr akzeptieren und einfach so hinnahm. 

"Lüge nicht, Adeptin!"

Er wollte und konnte es nicht glauben, dass sie bisher keinerlei Interesse für das Mal gezeigt hatte. Es musste ihr aufgefallen sein, denn blind war sie nicht. Unbeherrscht zog er sie an ihrem Arm näher zu sich heran. "Stell keine Fragen, sondern beantworte mir gefälligst die meinen!" 


Immer noch war es der blanke Hass, der dem Mädchen entgegensah, als er unnachsichtig weiter auf sie einredete. "Was weißt du über die Zeichnung?" Mühelos zog er sie ein Stück hinauf, sich selbst entgegen. Ihre Beine sollten sie nun nicht mehr schützen, sondern er zwang sie durch den Zug an ihrem Arm dazu, sich auf diese zu knien. "Denke genau nach, ob du noch einmal lügen willst!" 

Aber da war nichts außer Unglaube und den Funken eines Trotzes, den er sich in ihrem Gesicht zeigte. Wutentbrannt hob er seine andere Hand, holte aus und schlug dem kleinen Mädchen so stark auf die Wange, dass ihr Körper ins Wanken geriet und nur durch seinen eisernen Griff vor dem Fall bewahrt wurde. 






 
~~ Der Kerkermeister ~~


Meistens schwieg er. Nicht, dass er keine Sprache hatte. Aber als Kerkermeister wurde man nur selten nach einer Meinung gefragt. Und deshalb sprach er mit den Jahren immer weniger. Manchmal konnte es auch vorkommen, dass er über Wochen, ja vielleicht sogar Monate, gar nichts sagte. Seine Stimme wurde nicht vermisst und so erachtete er es für unnötig, sie zu benutzen. 

Bereits einige Zeit zuvor hatte er nach dem Mädchen gesehen. Es war nicht erlaubt, verboten aber auch nicht. Tief gefangen in einer Welt aus Halluzination und Traum, war sie auf ihrem Bett gelegen, warf sich hin und wieder her, sprach leise Worte, die er kaum verstand. Auch wenn er schon viel gesehen hatte und mehrere Gefangene qualvoll in den Kerkern des Bischofs verendet waren, an dem Schicksal des Kindes nahm er, auf für ihn seltsame Weise, irgendwie anteil. 

Er hörte sie, die harschen Worte des Bischofs und die leise und heisere Stimme Freyas. Für ihn war es offenkundig, dass das Mädchen nicht log, sondern tatsächlich keine Ahnung von dem hatte, was der rote Bischof in Erfahrung bringen wollte. 

Auch Schläge würden das nicht verändern.
Hätte man ihn gefragt, so hätte er das auch gesagt.
Aber niemand fragte ihn. 





 
 ~~ Der rote Bischof ~~


"Willst du mich wirklich weiterhin zum Narren halten? Mir etwas über dich vormachen? Als wüsstest du nicht, was das zu bedeuten hat und woher es kommt?" Bitter lachte der in Rage geratene Mann auf. Um sich selbst zu bremsen, war es schon längst zu spät. "Dein Trotz und dein dich widersetzen wird dir nichts bringen! Ich lasse dir keine Wahl! Du wirst mir sagen, was ich wissen will…"

Noch bevor Freya begreifen konnte, was um sie herum geschah, schlug er erneut zu. Dieses Mal noch heftiger, noch unnachgiebiger, sodass ihm sogar ihr dünner Arm fast aus seiner Hand entglitt. "Früher oder später!"

Der erneute Schlag führte aber nicht nur dazu, dass der bereits mehr als leidende Körper Freyas vollständig auf das schmächtig bestückte Bett aus Stroh geschleudert wurde, sondern dass sich die Stola, die um des Bischofs Gesicht gelegt war, verrutschte. Was sie zum Vorschein brachte, war nicht nur durch und durch grotesk, sondern noch dazu wider der Natur.
Ihm fehlte vollständig der Unterkiefer und zu sehen war nur ein aufgerissener Hals, einige Wirbel, der Gaumen und schwärzlich verfärbte Zähne des Oberkiefers. Selbst seine Zunge war nicht vorhanden, was es zusätzlich eigentlich unmöglich machen sollte, zu sprechen.
Die Risse an seiner Haut, die sich bis zu seinen Ohren zogen, waren faulig und eitrig, zeigten jedoch kein Blut, was vermuten ließ, dass ihm diese Wunden bereits vor langer Zeit zugefügt wurden. 



 




 
~~ Der Kerkermeister ~~

Der rote Bischof war so sehr in Raserei verfallen, dass er gar nicht mehr merkte, wie hart die Schläge waren, die auf Freya niedergingen. Wenn er so weitermachte, würde er bald niemanden mehr haben, den er befragen konnte, dessen war der Kerkermeister sich sicher. Sie war doch nur ein Kind, vielleicht kein kleines mehr, aber immer noch ein Kind. Und wahrscheinlich war sie einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen. Nichts an ihr deutete daraufhin, dass sie hierher gehörte oder es sich ausgesucht hatte, hier zu sein. 

Nein, oft sprach er nicht, der Kerkermeister.
Aber jetzt tat er es.


"Eure Eminenz?" Seine Stimme mochte so gar nicht zu seinem Körper passen, denn sie war weich und sehr leise. Er selbst war aber groß, muskulös und gezeichnet von vielerlei Wunden und alten Narben. Zumeist trug er nur eine einfache, lederne Hose und dunkle Stiefel darüber. Ein Hemd zu tragen hatte sich für ihn als nutzlos herausgestellt, da es am Ende des Tages durch seine Arbeit ohnehin nur schmutzig wurde und er niemanden hatte, der es ihm wusch. Denn die Kirche verlassen, das durfte er nicht. Eine Familie finden, sich den Freuden des Lebens hingeben, war ihm nicht gestattet.
Vergessen hatte er, was Freiheit war - war gebunden an die Mauern, die ihn niemals freigeben würden. 


"Die Messe." Erinnerte er mit immer noch flüsterleise und doch alles erfüllender Stimme den Bischof an den bevorstehenden Gottesdienst. 







 
 ~~ Der rote Bischof ~~

Die Hand bereits zum nächsten grausamen Schlag gegen das wehrlose Kind erhoben, hielt er, auf des Kerkermeisters Hinweis hin, inne. Natürlich, die Messe.
Seine Pflichten durfte er selbstverständlich trotz allem nicht vernachlässigen oder gar versäumen. Freya würde nicht fliehen können. Egal wohin man schaute, der Kerker bestand nur aus dem grauen und nassen Stein des Gebirges und einer Türe, die von außen mit einem unbrechbaren Schloss verriegelt wurde.

Mit einigen Atemzügen, die ihm wieder ins Bewusstsein riefen, welch beißender Geruch bereits in dem kleinen Gemäuer herrschte, trat er von dem Kind zurück und rückte sich seine Stola wieder zurecht.
"Nutze diese einmalige Gelegenheit und denke darüber nach, ob es dir die Schmerzen, die du noch spüren wirst, wert sind, mich weiter zu belügen!" Es war ein letzter, verabscheuender Blick, den er auf das Mädchen warf, bevor er sich umdrehte und die kleine Wasserschüssel mit einem absichtlichen Schubs seines Fußes umwarf. An dem Kerkermeister vorbei verließ er die "Unterkunft" Freyas. 


Dumpf und markerschütternd, flog nur kurz darauf die Türe zu und ein letzter Schatten aus Licht flackerte durch die Gitterstäbe hindurch, als das eiserne Schloss mit einem laut klappernden Schlüsselbund wieder gesperrt wurde. 


 
Und so war Freya wieder allein. 
Oder vielleicht doch nicht?
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Naheniel
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#784

Beitrag: # 53665Beitrag Naheniel »

Zweifellos beherrschte die Magierin das Spiel aus Macht und Leidenschaft nicht weniger als er. Naheniel sah es in ihren Augen und spürte es mit einer jeden Bewegung, die ihr graziler Körper ihm zeigte.
Es war abwechslungsreich, dass sie sich nicht wie eine jede dahergelaufene Dirne verhielt, ihm einen jeden Gefallen erfüllte und sich vor ihm auf die Knie fallen ließ, in der Hoffnung, ihm zu gefallen und etwas Aufmerksamkeit zu erhaschen. Noch dazu war es äußerst angenehm, dass sie nicht so kurzsichtig war, seine Worte oder ihn selbst nicht zu hinterfragen. 

Sein Interesse an ihr wäre längst versiegt, wenn sie sich und ihren Körper auf derart einfache Weise verschenken würde. Es jedoch nötig haben, sie zu erobern, das hatte er wahrlich nicht. Weder musste er ihr beweisen, dass er keine Skrupel hatte, sich zu nehmen was er begehrte, noch dass er sie wollte.
Nicht nur als hübsche Gespielin für sein Bett, sondern auch als mögliche Verbündete. 


Die Blutlinie, aus der sie entstammte, war kostbar und mächtig und sie war die letzte Lebende aus dieser, von der er wusste. Das kleine Balg seiner Schwester mal ausgenommen. Mit diesem hatte er aber ganz andere Pläne und außerdem war sie nur halb so wertvoll, wie Syndra es war. 

Entgegen ihrer womöglichen Annahme, er hätte sie missinterpretiert oder gar ignoriert, war es eine sehr bewusste Umkehr des Kontextes gewesen. Er wollte wissen, wie weit sie bereit war zu gehen, wie viele Schritte sie auf ihn zuging, wenn er es wollte und wann der Punkt erreicht war, an dem sie sich abwandte. Nicht nur im physischen Sinne, sondern vor allem im psychischen. 
Naheniel konnte es sich nicht leisten, ihr zu viel Freiraum zu geben, zu sehr einschränken wollte er sie aber auch nicht.
Ein scheues Reh, das war Syndra mit Sicherheit nicht. Viel eher eine ungezähmte Macht, die darauf wartete, zu erblühen. Und genau das galt es, sich zu Nutze zu machen. 


"Ich denke, Du weißt sehr wohl, zu was Du fähig bist."
Nun war er es, der sich von ihren Blicken einfangen ließ, es genoss, von ihr erforscht zu werden und sie dadurch spüren zu lassen, dass er sich nicht nur nahm, sondern durchaus auch zu geben bereit war. 

"Trotzdem gibt es immer einen Schritt, der nach dem Letzten kommt. Bist Du Dir sicher, dass Du bereits alles über Dich und das, was in Dir lebt, weißt?" 

Bedauerlich, dass sie sich nur neben ihn gesetzt hatte. Er hätte es vorgezogen, wenn sie vor ihm stünde. Denn dann hätte er ihr keine Wahl mehr gelassen, sie gefangen und auf sich gezogen. Aber zumindest blieb ihnen so noch etwas mehr Zeit, mehr über die Hintergründe des anderen zu erfahren. Wenn ihr daran also gelegen war, würde er der Letzte sein, der sich den Antworten versperrte. 

In aller Ruhe gewährte er ihr die Berührung auf seinem Gesicht und auf seinen Lippen, entließ sie jedoch während all der Zeit nicht eine Sekunde aus seinem Blick. Im Gegenteil, es schien, als würde er sie förmlich mit diesem packen, sie fest an sich fesseln und ihr damit keinerlei Chance des Entrinnens geben. Was er mit seinem Körper noch nicht bekam, holte er sich eben von ihrem Geist. 

Langsam setzte er sich wieder vollständig auf, legte seine Hand auf ihren Bauch, krallte sich für einen Moment an der sehr lockeren Robe fest und sprach mit rauer Stimme: "Spürst Du die Flamme aus Eis und Kälte die in Dir lodert?" 
Begleitet von seinen Worten, wanderte seine Hand weiter nach oben, zeichnete ihre über ihre Brust hinweg, bis auf die Höhe ihres Herzens, dessen lautes Schlagen er mit Wohlwollen erspürte.
"Weißt Du ihn zu kontrollieren, den Sturm aus Frost, wenn die Magie des Eises sich erst vollständig entfaltet hat?" 


Für einige Augenblicke sah Naheniel sie nur schweigend an, senkte dann die Stimme und drückte seine Lippen fester gegen ihren Daumen. "Und reicht Dir das, was Du derzeit damit erreichen kannst oder…" Leicht neigte er sich zu ihr nach vorn und bedachte sie mit einem gefährlichen, sowie auch herausfordernden Aufflackern in der Farbe seiner Augen. ".... willst Du mehr?" 

Ohne wirklich viel Kraft aufwenden zu müssen, drückte er sie nach hinten auf die weiche Matratze und lehnte sich selbst ebenfalls etwas zurück, ohne sich aber vollständig neben sie zu legen. Wachsam beobachtete Naheniel sie, nahm eine jede Regung auf, wartete, ob sie gegen sein Tun aufbegehren würde oder sich, so wie er es eingefordert hatte, fallen und führen ließ. 
Nach wie vor würde er ihr nicht die Robe vom Körper streichen, seinen Prinzipien blieb er schließlich treu. Er hatte es verlangt und solange sie dieser Aufforderung nicht folgte, würde zumindest der Großteil ihres Körpers vor ihm verborgen bleiben. Was allerdings nicht bedeutete, dass er gewillt war sein Spiel mit ihr zu unterbrechen.
Das Gegenteil war viel eher der Fall, als seine Hand die Wanderschaft erneut aufnahm und sich betont langsam zwischen ihren Brüsten hindurch, über ihren Bauchnabel bis zu der Höhe ihres Beckens, den Weg nach unten suchte. 


Erst kurz vor jenem Bereich, an dem eine jede Berührung durchaus eine von ihm gewollte Erregung hervorrufen konnte, hielt er inne und stützte seinen Kopf mithilfe seiner anderen Hand und dem angewinkelten Ellenbogen bequem ab. 
"Ist es mein Wille, der Dich interessiert oder das was aus diesem resultieren kann?"
Mit seinem Zeigefinger auf seiner Schläfe und dem Daumen unter seinem Kinn, strich er sich nachdenklich mit dem Mittelfinger über seinen Bart und zog fragend seine Brauen zusammen. "Es ist wichtig, das zu unterscheiden." 
Naheniel schenkte Syndra ein laszives Lächeln, während eine blonde Strähne sich löste und in sein Gesicht fiel. Es war aber nicht diese, die seine Aufmerksamkeit erhielt, sondern seine stechend blauen Augen folgten jener Spur, die er zuvor mit seiner Hand gezogen hatte. 

"Was ich letztendlich davon habe? Hm, lass mich nachdenken…" Es war nur der Hauch einer Berührung seiner Finger, die nun an Syndras Hüfte entlang strichen und, so weit die Länge seines Armes es zuließ, ihren Oberschenkel erforschten. "Nun ja, ich hätte Dich." Kaum merklich griff er nach dem Stoff ihrer Robe und zog jene über ihr Bein hinweg nach oben. 

Ein einfacher Mann gäbe sich wohl allein mit der Sinnesfreude, die eine Frau bereiten konnte, zufrieden.
Unwichtig war das für Naheniel nicht, aber seine körperlichen Bedürfnisse standen nicht an erster Stelle. Auch wenn sie mit der richtigen Gesellschaft überaus angenehm waren. 


Immer noch fragte er sich, ob es Zufall gewesen war, dass er von der Verbindung Nymerias und Syndras erfahren hatte. Nachdem er nun um die Bedeutung seiner Nichte wusste, eröffnete ihm das völlig neue Möglichkeiten. Denn wer, wenn nicht Syndra, konnte ihm die Nähe zu Nymeria verschaffen, die er benötigte, um sie zu töten? Das dritte Glied aus der Kette entfernen, um Freyas aufkommende Macht abzuschwächen und ihm dadurch wesentlich mehr Handlungsspielraum zu verschaffen? 

Gedankenverloren ließ er die Robe wieder los, die er bis zu ihrer Hüfte, aber nicht darüber hinaus, geschoben hatte und zeichnete grüblerisch verschlungene Wege mit einem seiner Finger auf ihre Haut. 
Selbstverständlich würde er sein Vorhaben nicht einfach offen aussprechen. Schon gleich gar nicht, da er bisher nicht wusste, wie Syndra selbst ihrer Schwester gegenüber eingestellt war.
Betrachtete sie sie als Familie oder als eine Gefahr, die ihr den eisigen Thron in den Nordlanden, den sie durch die Entfesselung ihrer Magie womöglich besteigen konnte, streitig machen konnte? 


Unschuldig, fast als wäre er gekränkt über ihr Frage, beschloss er, ihr seinen Blick wieder zuzuwenden. "Oder glaubst Du etwa, mir wäre das nicht genug?"
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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-Freya-
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#785

Beitrag: # 53667Beitrag -Freya- »

Noch ehe Freya sich versah, blickte sie in das hasserfüllte Glänzen seiner Augen. Wütend, nein nahezu aufbrausend herrschte der Bischof sie an und bezichtigte sie der Lüge, die jedoch nichts als der Wahrheit entsprach. Ungläubig weiteten sich ihre Augen, als er sie grob zu sich heranzog. Ein eiserner Griff, dem sie sich nicht entziehen konnte und der sie zwang, sich vor ihm auf der strohernen Unterlage, die ihr als Bett diente, niederzuknien, bevor sie auch nur ein Wort hervorbringen konnte.

Der Klang seiner Stimme war verurteilend, ebenso wie seine Worte. Was brachte ihn nur dazu, so in Rage zu verfallen? Warum behandelte er sie wie verräterischen Abschaum, obwohl sie ihm gegenüber weder respektlos gewesen war, noch etwas getan hatte, dass eine solch ungehemmte Wut erklären konnte. Sie hatte ihm nichts getan. Nicht einmal wirklich seine Messe unterbrochen. Und mit keiner Silbe hatte sie gelogen.

Freya sah nur, wie das Feuer aus Feindseligkeit und Hass in des Bischofs Augen immer mehr aufflammte. Bedrohlich genug, dass sie es nicht wagte, die Wahrheit abermals auszusprechen, geschweige denn eine Frage zu stellen. So sehr sie sich bemühte, sie konnte die Angst nicht beherrschen.  Weder das Klopfen ihres Herzens, noch das Zittern ihres Körpers unterlag länger ihrer Kontrolle. Wieso glaubte er ihr nicht?

Ohne auch nur ein Wort über die Lippen gebracht zu haben, spürte das Mädchen einzig und allein den Luftzug, der ihr ohne jedwede Vorwarnung entgegen schnellte. Eiskalt schlug er zu und traf sie mit voller Härte, sodass ihr Kopf zur Seite geschleudert wurde. Unbarmherzig und gnadenlos. Ein heftiger, pulsierender Schmerz breitete sich in der gleichen Sekunde über ihre Wange hinweg aus. Zitternd versuchte sie nicht aufzuschreien, sondern biss sich stattdessen auf die Lippen. Warum?

Ungewollt, aber unaufhaltsam stiegen heiße Tränen in ihr auf. Salzige Rinnsale, welche sich unter den dunklen Strähnen ihres Haares über ihre gerötete Wange hinweg ihren Weg bahnten. Spuren von Verzweiflung und Wut, von Zorn und Furcht. Warum? Was hatte sie getan?

„Ich lüge nicht!“ Freya versuchte mit bebender Stimme zu sprechen, doch ihre Lungen hatten kaum Luft zum Atmen. Ihre Ohren sausten und alles in ihrem Kopf schien nur noch wie ein weit entfernter Hall.

Sie wollte instinktiv vor ihm zurückweichen, sich losreißen, doch die Finger des Bischofs umschlossen ihr Handgelenk so fest, dass es ihr verwehrt war, kraftlos auf die spärliche Bettstatt zu fallen. Kurz nur schluckte das Mädchen. Warum nur? Warum tat er das? Wieso war sie hier?

Langsam nur wagte Freya ihren Blick zu heben. Es musste doch eine Antwort darauf geben? Er war doch ein Diener des Lords. Ein Würdenträger seiner Kirche, wie, auch wenn sie weit unter ihm stand. Dennoch stand es ihm nicht zu, sie wider des Urteils des Lords zu strafen oder zu richten.

Gebote, die für ihn anscheinend in weiter Ferne lagen. Kaum, dass sie seinen Blick aufgriff, traf sie im selben Moment bereits direkt der nächste Schlag, dessen Kraft sie beinahe sogar aus seinem Griff herausriss und gnadenlos ins Stroh zurückschleuderte. Für einen kurzen Moment war da nur noch Dunkelheit. Ein kurzer Moment von Stille, ehe der Schmerz sie übermannte und dieser den Fluss ihrer Tränen füllte.

Erbarmungslos durchzog der qualvolle Nachhall ihren Körper. Nicht nur ihre Wange, sondern auch ihr Kopf und ihr Arm fühlten sich nur noch dumpf, beinahe schon taub an. Was geschah hier?

Instinktiv fuhr sich das Mädchen über ihre zitternden Lippen, welche einen salzigen und zugleich metallischen Geschmack auf ihrer Zunge hinterließen.

Sie würde sterben, er würde sie töten, wenn er nicht das zu hören bekam, was er sich erhoffte. Immer wieder würde er zuschlagen. Immer härter, bis sie nicht mehr aufstehen würde. Aber würde er sie verschonen, würde sie ihm eine Antwort liefern? Der Hass in seinem Blick deutete darauf hin, dass es keinen Unterschied machte.

Blinzelnd sah sie auf, wobei das Zittern auf ihren Lippen zunahm. Das Blau ihrer Augen weitete sich, während Freya im ersten Augenblick annahm, die Schläge hätten ihren Geist vernebelt oder vielleicht wären es auch die Tränen, die ihre Sicht trübten.

Erschrocken sah das Mädchen auf das, was unterhalb der verrutschten Stola verborgen gelegen hatte. Widerwärtig und grauenvoll offenbarte sich ihr sein wahres Gesicht. Ein nahezu abscheuerregender und grotesker Anblick, der ihren Atem und ihren rasanten Puls noch schneller gehen ließen.

Sie hatte Hinrichtungen und auch Leichen gesehen. Tote und auferstandene. Doch dieser Anblick ließ das Mädchen jäh erstarren. Das schummrige Licht offenbarte seinen zerfetzten Unterkiefer, während tanzende Schatten die offenliegenden Wirbel seines Halses umspielten. Aber wie? Wie konnte…

Freya sah nur, wie der Bischof seine Hand unmittelbar erneut hob. Gelähmt von Angst und Verzweiflung sah sie auf das faulende Fleisch und die schwarz verfärbten Zähne seines Oberkiefers. Sein entstelltes Gesicht, das mit dem erbarmungslosen Hass in seinen Augen wie eine grausame und erbarmungslose Maske des Todes wirkte.

Sie konnte ihm nicht entkommen. Dieses Mal würde die Dunkelheit sie umfangen. Ganz sicher. Erwartungsvoll senkte Freya ihre Lider. Wenn es so sein sollte, dann war sie bereit. Es würde sie sowieso niemand hier finden.

Angespannt hatte das Mädchen ihre Wimpern gesenkt, während ihre Hand sich in die Matratze krallte. Alles, was Freya hörte, war das Rasen ihres Pulses und das Hämmern in ihrem Kopf. Eine unbarmherzige Sinfonie, unter welchem sie auf den Schmerz und die Finsternis wartete, wie eine Verurteilte auf das Beil. Doch im nächsten Atemzug lockerte sich sein Griff und seine Finger entließen ihren Arm.

Was hatte er vor? Hatte er sich ein anderes Ende für sie überlegt oder wartete er nur darauf, ihr in die Augen zu sehen, wenn seine Handfläche auf sie zu schnellte? 
Stoßweise ging ihr Atem. Flach und schnell. So rasend wie ihr Herz. Hilflos war sie ihm ausgeliefert. Doch nichts geschah.

Unsicher hob sie ihren Blick. Das Flüstern des Kerkermeisters war Freya unter ihrem eigenen Schluchzen entgangen.  Zaghaft und völlig verunsichert öffnete ihre Lider, um in die kalten Augen ihres Peinigers zu blicken, ehe er hinter der massiven Tür verschwand.

Kraftlos sank Freya nach hinten. Die kalte Mauer in ihrem Rücken, während das dumpfe Pochen in ihrem Kopf unerträglich hämmerte und die Tränen auf ihren Wangen wie Feuer brannten. Doch war sie nicht fähig, sie zu stoppen.

Freya spürte, wie sich das Salz ihrer Tränen auf ihrer aufgeplatzten Lippe sich schmerzvoll mit ihrem Blut vereinte, während jene unfähig einen Laut zu formen bebten. Sie zitterte am ganzen Körper. Es war kalt, so fürchterlich kalt und alles, was sie fühlte, war Schmerz. „Ich habe nicht gelogen!“ Schluchzend senkte sie ihre Lider, war sie nicht einmal mehr in der Lage nach der Decke zu greifen, um wenigstens ein wenig Schutz zu finden. Doch wozu ihn auch suchen.

Sobald der rote Würdenträger zurückkehrte, war diese kaum länger eine Hilfe. Nichts und niemand würde oder könnte sie dann noch schützen. Vielleicht hätte sie einfach in der Kälte des Gebirges liegenbleiben sollen.

Verängstigt und mutlos zog Freya ihre Beine an sich heran und legte ihre Arme fest um diese, ehe sie ihren Kopf nach hinten an den kühlen Stein lehnte. Eine Kälte, die das Dröhnen minimal linderte, während ihr glasiger, verschwommenener Blick über den kargen Stein hinweg ins Nichts hineinsah.

Wie war sie nur hier hineingeraten? Es war ausweglos. Hätte sie den Kater doch bloß einfach ignoriert und die Augen geschlossen behalten, so wäre ihr all dies erspart geblieben. Die Finsternis wäre einfach zu ihr gekommen. Schleichend und still.
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#786

Beitrag: # 53668Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

~~Lumiel die Schattentochter~~

 
Getrieben von Rachsucht und Zorn, schändete der Bischof seines Fleisches Dorn.
Angespornt durch den Drang nach Vergeltung, missachte er die offensichtliche Erkältung.
Das Mädchen war so krank, dass es schon ganz erbärmlich stank.
Misshandelt und verschandelt, hatte es sich in ein Opferlamm gewandelt.
Kaum entfloh der Bischof dem Gemäuer, war dem Mädchen ihre Situation nicht mehr geheuer.
Die Hoffnung hatte sie verlassen, ganz so, als würde sie sich selbst und einfach alles hassen.



Allmählich senkte sich der Nebel des Schweigens, nun kam die Zeit des sich Zeigens.
Getarnt war Lumiels Gestalt, wäre ihre Autorität sonst sicher verhalt.
Nicht größer als ein Schlumpf, spielte sie ihren Trumpf. Wäre sie nur klein, hach wäre das fein.
Aber nein, so sollte es nicht sein. Ihr Haar war wuschelig und violett, war das nicht nett?
Ein Gesicht mit großen Augen, sicher denen schenkte man Glauben.
Aber konnte die Kleine sich das erlauben?



Mit jedem Schritt den sie trat, ebnete sie sich ihren Pfad.
Von der Mauer runter, wurde sie nun langsam munter.
Das Kind war von Dreck bedeckt, als Klettergerüst erfüllte es aber dennoch seinen Zweck.
Auf Freyas Schulter angekommen, hieß sie das Kind freundlich willkommen.



„Mein liebes Kind, komm geh mit mir, gar schöne Spiele spiel ich mit dir.
Der Weg ist das Ziel oder bleibst du lieber hier in deinem Asyl?
Bist du mit dir selbst im Reinen, so wirst du dabei auch nicht weinen.“


Ihre Stimme klang einfühlsam wie ein Versprechen, galt es doch ihren kindlichen Geist zu brechen.
Immerhin gab es viele Thesen, über dieses, von den Schicksalswebern, gesandte Wesen.
Seinen Platz in der Welt sollte es finden, ohne dabei zu erblinden oder gar gänzlich zu verschwinden.
Klingt simpel und klar, jedoch nur wenn sie bereit dazu war.



„Es erforderte viel Mut diesen Weg zu gehen, könnte man am Ende vor sich selbst nicht bestehen.
Sich selbst und sein Umfeld immer wieder zu hinterfragen, würden nur die wenigsten wagen.
Aber sei gewarnt, die Wahrheit ist oft gut getarnt.“



Ein Bindeglied zwischen den Welten, dass war selten. Aber ohne Licht, gab es die Schatten aber nicht.
Mit ihr so könnten beide Weltensplitter koexistieren, ohne einen davon zu amputieren.


„Der Weg des Lebens ist niemals vergebens, aber er steckt voller Tücke,
da schleicht sich gerne Abschaum in jede Lücke.
Drum sei schlau und prüfe genau, wem dein Vertrauen du schenkst, bevor du am nächsten Baume henkst.“


Lumiel musste Freyas Geist erreichen, um sie für sich und ihre Welt zu erweichen.
Nur wenn das Kind die Lektionen des Lebens verstand, konnte es verhindern, dass alles verschwand.


„Willst du nun also weiter in deinen Ketten toben, oder deine mentale Stärke erproben?
Wie ein alter Besen, bist du schon lange Knecht gewesen.
Aber willst du nicht verwesen, ist es nun Zeit, die Spreu vom Weizen auszulesen.
Auf zwei Beinen sollst du stehen und nun deinen eigenen Weg gehen.“


Verweilen oder zu neuen Ufer eilen? Im Selbstmitleid zerfließen, die eigene Ausweglosigkeit genießen.
In der Hoffnung auf Bedauern am Rande der Selbstachtung kauern?
Oder aber sich selbst reflektieren, neue Kräfte rekrutieren, um in der Zukunft selbst zu brillieren?
All dies waren Fragen, die nun in Freyas Köpfchen, sollten Früchte tragen.
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-Freya-
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#787

Beitrag: # 53670Beitrag -Freya- »

Halb geöffnet blickte Freya in die Leere vor sich. Das karge, trostlose nichts der kalten modrigen Dunkelheit, in welcher man sie zurückgelassen hatte. Immer wieder zerrte der Schmerz an ihr und sorgte dafür, dass das Mädchen ihre Lider senkte.

Die Tränen wollten nicht versiegen. Vielmehr waren sie ein salziger Fluss, der sich lautlos seinen Weg über ihre geröteten Wangen hinweg zog.

Es gab keinen Ausweg. Nur die Tür und würde sie sich öffnen, würde mit dem Licht zusammen der Tod einkehren. Was hatte sie ihm nur getan. Leicht nur hob sie ihren Arm, um das Mal zu betrachten.

Die zarten dunklen Linien, welche ein Symbol oder eine Rune beschrieben, die ihr unbekannt war. Sacht legte sie einen Finger auf die dunkle Zeichnung, nur um diese nachzufahren. Unbekannt war nicht wirklich richtig. Sie hatte sie bereits gesehen. In der Stadt der gefallenen Berge und auch in einer Vision. Erneut senkte Freya gedankenverloren ihre Wimpern.

Hielt er sie für eine Ketzerin? Dunkler Lord, warum? Sie hatte alles getan, aber kaum konnte sie sich das Zeichen, unter dem sie geboren war, aus der Haut brennen.

Seufzend lehnte sie ihren Kopf gegen ihre Knie und zog sich ohne weiter nachzudenken die Nase hoch. Hätte sie sich doch einfach nur nach der Zeremonie ins Bett gelegt. Jeder Atemzug tat einfach weh, genau wie ihr ganzer Körper. Warum nur?

Für einige Herzschläge versuchte Freya das Zittern beim Luftholen zu bändigen. Keine Träne würde es ändern. Sie brannten nur grausam auf ihrer Haut, während das Schluchzen selbst wie ein Donnerhall den Schmerz in ihrem Kopf erfüllte.

Das kurze Kitzeln auf ihrer Haut konnte sie spüren, wahrscheinlich waren es Flöhe oder anderes Getier, dass angezogen wurde von ihrem schmutzigen Körper. Vielleicht nagten und nährten sie sich bereits von ihr und sie würde früher oder später halb zerfressen so enden, wie der Bischof. Was für ein widerwärtiger Anblick. Ein Mensch konnte so weder leben noch konnte er sprechen. Wo also war sie nur? Wieso war sie hier?

Als würde ihr etwas oder jemand antworten wollen, drang eine einnehmende Stimme an ihr Ohr. So als säße etwas auf ihrer Schulter oder neben ihr und sprach in einem warmen Flüstern. Eine erneute Einbildung. Immerhin war die Tür zu.

Es war sicher nur ein Hirngespinst. Zum einen redete es wirres Zeug und das auch noch in unverständlichen Reimen. Wie hart hatte der Bischof sie nur getroffen. Natürlich musste sie einen Ausweg finden, wenn sie überleben wollte, aber es gab verflixt noch einmal keinen. Daran änderte auch kein Gleichklang von Worten etwas oder irgendwelche Belehrungen, die sich dahinter verbergen mochten.

„Hör auf damit, das ist kein Spiel. Die Tür ist zu und wir wissen beide, dass wenn sie sich öffnet, nur der Tod eintreten wird.“

Egal, wie viel Stärke sie immer und immer wieder aus ihrem Inneren heraus geschöpft hatte oder versucht hatte, sich den Bürden und Herausforderungen zu stellen, dieses Mal war es anders.

Es gab nichts mehr, in ihr, wonach sie greifen konnte. Sie hatte keine Kraft mehr. Weder körperlich noch mental. Demut, Entschlossenheit, Hingabe. Unterbewusst strich Freya über den zarten Ring, den Tanuri ihr geschenkt hatte und der sie immer daran erinnern sollte, wer sie war. Worte, die ihr in diesem Moment keine Stärke verliehen. Das einzige, was sie tun konnte, war dem Schicksal selbst demütig und entschlossen entgegenzusehen, um sich diesem hinzugeben. „Er wird wiederkommen und es zu Ende bringen.“

Zittrig unterdrückte Freya ein erneutes Schluchzen, das sich auf ihre Lippen bahnte. Du bist sowieso nicht echt."

Sie war allein und mittlerweile holten sie nicht nur die Stimmen auf ihren Gedanken und Visionen heim, sondern ihr Geist schien sich vollkommen von der Wirklichkeit zu lösen. Konnte sie die Dunkelheit nicht einfach umfangen und nach ihr greifen, anstatt, dass der Wahnsinn sie überfiel? Niemand war hier, nicht einmal mehr der Kater, der ihr das ganze irgendwie eingebrockt haben musste. „Also sei einfach still, wenn du keinen Weg hinaus kennst.“

 
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Gesichtsloser Erzaehler
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#788

Beitrag: # 53674Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »


~~Lumiel die Schattentochter~~


Das junge Mädchen war in ihrem Kopf gefangen, dabei galt es Freiheit zu erlangen.
Immer mehr Tränen laufen nass und nässer, ach was ein elendiges Gewässer.
Der Anblickt war verstörend, aber nicht minder betörend, wenn auch zerstörend.
Ja sie musste zerbrechen, nur so konnte sie des Schöpfers Taten rächen.



„Du bist die Welt, wo Schatten Licht gefangen hält.
Wirst du kapitulieren, werden deine Peiniger sich amüsieren.
Die Tür mag verschlossen, aber dein Schicksal ist noch nicht in Stein gegossen.“



Freya sollte sich berappeln und nicht mehr an den Fäden Anderer zappeln.
Was war nur mit dieser Person geschehen,
solch eine Verzweiflung hatte sie noch nicht gesehen.



„Du scheinst gebrochen, wärest beim Bischof beinahe zu Kreuze gekrochen.
Trotz und Rotz kleben hinter der Stirn, doch sag mir wo ist dein Gehirn?
Von Unzulänglichkeiten lässt du dich leiten, anstatt deinen eigenen Weg zu bestreiten.
Du zweifelst an deinem Verstand, dabei hast du dein Glück doch selbst in der Hand.“



Alles schob die Kleine auf die Anderen, hatte sie aber womöglich doch selbst einen am Wandern.
Einfach wollte sie es haben, ein Weg gespickt voll Gaben, um sich dran zu erlaben.
Aber so war das Leben nicht, das wusste sogar dieser Wicht.



„Ich könnte dir einen Weg zeigen, aber auch dort hängt der Himmel nicht voller Geigen.
Also sag mir, willst du kläglich dahinscheiden oder deine Gegner selbst ausweiden?
Du kannst dich nicht verstecken, früher oder später wird man dich entdecken.
All deine Fehler werden dich einholen und dir ordentlich den Hintern versohlen.“



Behütet und beschützt wurde sie erzogen, dabei aber um sich selbst betrogen.
Hier musste sie auf eigenen Füßen laufen oder aber sich verzweifelt die Haare raufen.
Je nachdem, was das Kind nun verkündet, zeigt sich wohl wo ihr Schicksal mündet.



Noch während Lumiel auf eine Entscheidung des Kindes zu warten scheint, hat sie ihre Hände geeint.
Ihre, von magieumwobenen, Finger streichen behände über die steinernen Wände.
Sie zeichnen eben jenes Symbol, welches Freyas Handgelenk ziert,
ganz so als ob sie jemand führt.

~Die Felsenfraktion hinter ihnen beginnt sich daraufhin neu zu formatieren und gibt einen Blick auf eine
in Stein gehauene Treppe frei. Nun war es alleine an der Auserwählten zu entscheiden,
ob sie durch die sich öffnende Tür hindurchschreiten oder aber hier und jetzt
ihr Schicksal besiegeln würde.~
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Syndra
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#789

Beitrag: # 53676Beitrag Syndra »

In einem unscheinbaren Zimmer, eines unscheinbaren Haues, in einer noch unscheinbareren Gasse - ganz ohne Wein



Sicherlich war die Verlockung seiner Berührungen etwas, dem Syndra sich nicht entziehen konnte. Ihr Körper sehnte sich danach, auch wenn ihr Geist ihm im Zuge des Spiels diese Genugtuung gerne noch ein wenig vorenthalten und aufbegehren wollte. Von ihm geleitet, sank sie in einer langsamen fließenden Bewegung auf die Matratze, ohne auch nur einen Herzschlag lang ihren durchdringenden Blick von seinen Augen zu lösen.

Naheniel wusste sehr genau, dass sie mehr wollte. Mehr vom allem. Viel mehr, so wie es ihr Geburtsrecht war, das man ihr geraubt hatte. Ihr Vater hatte nach dieser Macht gegriffen, die nicht ihm gebührt hatte. Etwas, das seine Seele gespalten hatte, da es ihm nicht bestimmt gewesen war. Doch auch jetzt enthielt man ihr Erbe vor. Die ungezügelte Kraft der Elemente. Ob Syndra jene bereits jetzt kontrollieren könnte? Es wäre ebenso eine Herausforderung, wie ihre Verbindung zu Naheniel. Auch wenn sie ein hohes Maß an Beherrschung über sich hatte, so war ihr durchaus bewusst, wie überwältigend es sich anfühlen konnte und wie schnell man sich verlieren konnte.

Syndra hatte davon gekostet und Naheniel spielte auf jede Weise gekonnt mit ihrem Hunger, den sie jedoch ebenso in seinen Augen sah. Ein Wille, der sich hinter dem Glanz seiner Augen verbarg, und doch war es, als blicke sie in das Spiegelbild ihrer eigenen Seele.

Es gab immer einen weiteren Schritt. Egal, welches Ziel man sich gesetzt hatte. Hatte man es erreicht, folgte ein neues. Reichte es ihr daher? Ihre Lippen formten ein Lächeln. Natürlich nicht. Es war gewöhnlich, sich mit dem zufriedenzugeben, was man hatte. Etwas, das Syndra ebenso wenig war, wie er.

„Kannst du - oder vielmehr wirst du mir mehr geben?“ Ihre Stimme senkte sich zu einem leisen Flüstern, während sie sich, wider ihrer eigenen Natur, für einen Moment fallen ließ, nur um jene Macht auszukosten, die er über sie besaß, wenn sie es zuließ. Jene sinnliche Spur, welche seine Finger über ihren Körper hinweg zog, nur um an einer anderen Stelle neu anzusetzen und jeden Reiz hervorzulocken.

Sie senkte ihre Lider für einen kurzen Moment, die Berührungen seiner Finger, die über ihre Haut strichen und sie förmlich herausforderten auf sein verführerisches Spiel einzusteigen. Sinnliche zarte Muster von magischer Wirkung, mit welchen er das Feuer in ihrem Inneren auf eine gekonnte Weise kontrollierte.

Einen Pfad, den er sehr gezielt wählte, ohne eine Schwelle dabei zu überschreiten. Perfide, aber wirkungsvoll, veranschaulichte er ihr zu deutlich seine Worte und forderte sie subtil auf, den nächsten Schritt zu wagen. Es war immer ein Risiko damit verbunden, wenn man einen Einsatz erbringen musste, um das zu bekommen, was man begehrte.

Er war wirklich gut, was ihr ein vielsagendes Lächeln abringen sollte, ehe sie sich die Lippen befeuchtete. Leicht nur winkelte die Magierin ihr Bein an. Jedoch nicht nur, um Halt zu gewinnen.  Er wollte Grenzen neu ausloten? Ihre Hingabe? Langsam nur hob Syndra ihre langen Wimpern, um durch jene hindurch seinem intensiven Blick zu greifen und die Antwort darauf in seinen Augen zu suchen. „Denkst du denn, es wäre dir genug?“

Leicht nur drehte Syndra sich zu ihm. Eine geschmeidige Bewegung, bei der sie seitlich zu ihm legte und sich auf ihrem Ellenbogen abstützte, um mit ihm auf eine Augenhöhe zu gelangen. Weder musste er ein Spiel von Unschuld noch von Kränkung mit ihr spielen.  In mancher Hinsicht könnte es sogar zutreffen, doch die Frage war irgendwann nicht mehr ob es genug sein würde, sondern vielmehr ob man sich damit zufrieden gab.

Langsam nur löste sich ihre Hand von ihrer Robe, um sich nach ihm auszustrecken. Es konnte gefährlich sein, die Barrieren fallen zu lassen und ihm damit nicht nur die Macht über ihren Körper zu gewähren, sondern auch über ihren Geist.

„Alles beginnt mit dem Willen selbst.“ Fast unschuldig strich sie ihm die Strähne aus der Stirn, während ihr Blick über seine Züge strich, um ihrer eigenen Bewegung zu folgen. Zweifellos stand hinter seinem Handeln ein starker Wille ebenso wie ein klares Ziel. Zu gut erinnerte sie sich an seine Worte in der Taverne. Den Schlüssel, die Prophezeiung und seine Pläne für die er sie benutzen wollte, ebenso wie seine Warnung ihm zu vertrauen. Sicherlich interessierte Syndra nicht nur sein Wille, sondern auch sein Ziel. 

Mit nur einem Lidschlag legte sich das klare, schimmernde Blau ihrer Augen fordernd auf seinen Blick. „Also Liebster, bist du denn bereit dich ebenso hinzugeben?“
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Naheniel
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#790

Beitrag: # 53680Beitrag Naheniel »

Er konnte sie nicht leugnen, die Verführung, die Syndra für ihn darstellte. Nicht nur ihr Körper war es, der ihn anzog und eine tiefe Begierde weckte, sie in Besitz zu nehmen, sondern auch ihre Art der Selbstbestimmung und das, was sie ihm geben konnte, wenn sie eines Tages soweit war, sich das zu nehmen, was ihr per Geburtsrecht zustand.
Viel hatte er über sie bisher zwar nicht herausfinden können, obwohl über ihren Familiennamen doch einiges in den Chroniken zu finden war, aber allein jener und die Geschichten, die man hier und da aufschnappte, versprachen so einiges.


Eine Erzmagierin, die womöglich all jene Elemente beherrschen konnte, über die er keine Macht besaß.
Noch mochte sie nicht soweit sein. Sollte der Tag aber kommen, war es ein nicht von der Hand zu weisender Vorteil, sie an seiner Seite zu wissen. 


Bis es aber soweit war, durfte er sein Ziel, trotz all dem Verlangen nach ihr, nicht aus den Augen verlieren. Sich der Lust für einige Stunden hinzugeben, war sicher etwas, zu was sie beide bereit waren. Einander bedingungslos und blind vertrauen aber? Nein. Es wäre äußerst töricht zu glauben, dass es jemals dazu kommen würde. 

Umso herausfordernder war es aber trotzdem, etwas zu fordern und voneinander zu erhalten, nach was jeder von ihnen verlangte. Beide wollten etwas erreichen, das stand außer Zweifel. Auch wenn ihre Ziele in unterschiedliche Richtungen führen mochten, konnten sie einander dienlich sein.
Am Ende zählte nur, welchen Preis sie bereit waren, dafür zu zahlen. 

"Ist es wirklich die Frage, was ich Dir geben kann, oder viel eher jene danach, was Du willst, Syndra?"

Naheniel hielt mit seiner Berührung an ihrem Bein inne und befasste sich stattdessen mit ihrer bereits freigelegten Schulter. Noch konzentrierte er seinen Blick auf das Tun seiner Hand, betrachtete ihre helle, nackte Haut und schob langsam ihren Ärmel etwas weiter hinunter.
Sie mochte den Stoff losgelassen haben, ganz so, wie er sie gebeten hatte, was er selbstverständlich als Einladung verstand, sein bisheriges Werk fortzusetzen.
Naheniel nahm es aber sehr genau mit dem, was er von ihr forderte, weshalb er den Ärmel nicht vollständig über ihren Arm hinab zog, sondern nur genau bis zu jenem Punkt, der nötig war, um ihre zarte Brust noch zu bedecken. Makellos war sie, keine Narbe hatte er bisher an ihr gefunden und doch zeugte ihr Charakter davon, dass Syndra bisher nicht nur eine Schlacht ausgetragen hatte. 


"Eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten…" Mahnend schnalzte er leise mit seiner Zunge, bevor er sich mit eben jener über seine Lippen fuhr und wieder zu ihr aufsah. "Bevor ich sie Dir beantworte, lass mich meine umformulieren: Was erwartest Du von mir zu bekommen?"

Langsam wanderte sein Finger wieder ihren Arm hinauf, strich über ihr Schlüsselbein hinweg, unter ihrem Kinn entlang und zog sie an diesem näher an sein Gesicht heran. Einladend ihren Mund auf seinen zu legen und ihn erneut mit Küssen zu bedecken, um der Leidenschaft Ausdruck zu verleihen, die er versuchte aus ihr herauszukitzeln, strich sein warmer Atem über ihre Lippen hinweg, als er leise, dennoch sehr deutlich und mit absoluter Bestimmtheit seine Frage wiederholte. 
"Sag es mir Syndra, was willst Du?"

Über die Zweideutigkeit war Naheniel sich bewusst und sie war gewollt.
Was war der Erzmagierin ihr eigentliches Ansinnen? Warum hatte sie sich innerhalb kürzester Zeit der Gilde Tanuris angeschlossen und musste somit genau jener Frau gehorchen, die ausgerechnet dem Kind Leben geschenkt hatte, welches, zumindest seiner Einschätzung nach, nicht unbedingt einen Vorteil für Syndra darstellte?
Es musste mehr hinter ihrem Handeln stecken, als einzig seine damaligen Worte über die Prophezeiung. Denn diese allein wären dann doch viel zu einfach. 


Für einen Moment verlor sein Blick sich in dem ihrigen und er ließ sich von diesem verführen, ihr zumindest ein klein wenig wahrer Zuneigung zu gewähren. Nur leicht führte er sie an ihrem Kinn näher an sich heran, küsste ihre Lippen und forderte mit seiner Zunge mehr von ihr ein. Ihre Leidenschaft wollte er nicht mehr nur sehen, sondern sie spüren. 

Gab sie sich am Ende hin, oder tat sie es nicht? Es war so ein einfaches Wort, welches doch so viele Facetten mit sich führte. Noch dazu Zugeständnisse, die zumindest er gewissen Bereichen niemandem gestatten würde. 
Dennoch war er neugierig und gestatte es ihr deshalb nicht, sich einfach so aus etwaigen Antworten zu entwinden.
"Ich erzählte Dir bereits von der Prophezeiung und dem Schlüssel. Du bist nun am Zug." Vorerst zufrieden über die Berührung ihrer Lippen und den spielerischen Tanz ihrer Zungen, entließ er ihr Kinn, um stattdessen sanft ihre Wange zu streicheln. 
 
"Also nochmal: Was erwartest Du Dir von mir?" Während er sich nachdenklich über seinen Bart strich, ließ sein Finger von ihrem Kinn ab und glitt stattdessen hinunter, an ihrem zarten Hals entlang und hielt erneut auf der Höhe ihres Herzens an. Auch wenn sie dort kaum noch bedeckt war, fuhr seine Hand zwischen Stoff und Haut. 
Bedächtig zeichnete er an jener Stelle das Symbol, das sich an seinem Nacken befand. Viel wusste er nicht darüber, für ihn aber bedeutete es Tod, Vernichtung, Verderben und Gnadenlosigkeit. All das, wofür er ohne Zögern einstand und was ihn ausmachte.

"Soll ich für Dich töten?" Interessiert hob er eine seiner Brauen, während die Kühle in seinen Augen Syndra weiterhin fest an ihn band. "Dann nenne mir einen Namen."

Eisig schwarze Schlieren waren es, die die Zeichnung auf ihrer Brust aufflammen ließen und sich auf ihren Herzschlag auswirkten. Keinesfalls aber ließ er sich davon abhalten, weiterzumachen. Natürlich war er sich über die Auswirkungen seiner Magie aus Finsternis bewusst, aber es war nur der sanfte Hauch seiner Macht, die er Syndra hier demonstrierte. Nicht mehr als ein kleines Spiel aus Leben und Tod, aus Schwärze und Schatten.  

Der berechnende Ausdruck, der sich sogleich über sein Gesicht schlich, sollte ihr nur umso deutlicher machen, dass alles, was er sagte, nicht nur leere Versprechungen waren. "Oder soll ich für Dich rächen, was Dir entsagt wurde?" Ein letztes Mal fuhr er die Spuren seiner Zeichnung nach, dieses Mal jedoch mit seinem Fingernagel, so dass sie einen durchaus intensiveren Druck spüren sollte. 

Dann wischte Naheniel mit seiner Hand darüber hinweg und die eisigen Schlieren lösten sich auf. "Über eines aber, solltest Du Dir bewusst sein: Alles kostet seinen Preis. Wenn ich also Antworten von Dir will, dann versuche sie und mich nicht mit klugen sprachlichen Wendungen und Kunststücken zu umgehen."
Mit seiner gesamten Handfläche strich er ihren Brustkorb wieder nach oben und legte seine Finger um ihren Hals. Nicht fest, aber eindringlich genug, um seine Worte zu unterstreichen.
"Das mag ich nicht besonders. Und wenn ich etwas nicht mag, dann entledige ich mich dem."

Vollkommen ruhig war seine Stimme, die weiterhin an ihren Lippen kitzelte. "Über eines aber kannst Du Dir sicher sein: Ich rede nicht nur in der sicheren Verborgenheit , wie es dieses Zimmer bietet, über meine Versprechen an Dich, nur um Dich daraufhin hinzuhalten oder ewig auf etwas warten zu lassen und Dich immer wieder zu vertrösten.
Treffe ich eine Entscheidung, so führe ich sie mit all ihren mit sich bringenden Konsequenzen aus."

Anstatt seinen Griff um ihren Hals zu verfestigen, zog er seine Hand zurück und es blieb nur noch der Blick seiner Augen, der sie berührte. 


"Wenn Du das, als die Form der Hingabe annehmen kannst, die Du von mir willst und mit der Du Dich zufrieden gibst, dann ja, dann bekommst Du sie."


 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Der Fuchs
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Registriert: Sa 14. Mai 2022, 21:11

#791

Beitrag: # 53681Beitrag Der Fuchs »

** Währenddessen in den Tiefen eines Gewölbes in Sturmkante **


Aufmerksam lauschte Kadir den Ausführungen der Priesterin, während er sich an einer Zigarre aus einer edlen Holzschatulle bediente. Für das, was er einigen seiner Kunden verkaufte, hatte er selbst herzlich wenig übrig. Ihm war sein klarer und schnell denkender Kopf wichtiger, als der Ausflug des Geistes in andere Sphären, die nur schwer bis gar nicht zu kontrollieren waren. Doch gegen den Geschmack einer Zigarre von den karibischen Inseln, die den Hauch des salzigen Meeres und etwas Fernweh mit sich trugen, konnte er nur wenig einwenden. Genauso wenig wie hier und da einem Glas kräftigen Rum. Diesen aber hatte er gerade nicht in greifbarer Nähe und außerdem schätzte er Tanuri nicht als eine Frau ein, die sonderlich großen Genuss an diesem Getränk fand. 


"Hm, und die Annahme, dass die Fraktion der Artherkgläubigen etwas mit dem Verschwinden deiner Adeptin zu tun haben, erscheint dir vollkommen logisch?" Kadir wollte sie nicht kritisieren. Aber die Löcher, die ihre Erzählung und ihre daraus resultierenden Schlussfolgerungen aufwiesen, mussten ihr doch selbst auffallen. Ihm zumindest lagen sie sehr deutlich vor Augen. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass er emotional nicht eingebunden war. Obwohl, das Letzte an was er bei Tanuri dachte, waren irgendwelche Formen von Emotion. 

"Du hältst dich sehr bedeckt über deine Schülerin. Immer schon. Von welchem Wert ist sie, dass die Gemeinde Artherks so achtlos einen Krieg heraufbeschwören würde?" Er zog an der Zigarre und kurz darauf hüllte ihn ein dichter Nebel ein. "Denn das dies die Gegenreaktion nicht nur deinerseits, sondern auch jene deiner Gilde und wahrscheinlich auch ihrer Familie wäre, ist nicht nur absehbar, sondern steht außer Frage." 

Es dauerte einige Zeit, bis der dichte Rauch sich auflöste und er durch die letzten Schwaden hindurch seinen Gast wieder betrachten konnte. "Du weißt, ich nehme in Sachen Glauben keine eindeutige Stellung ein, das wäre schlecht für mein Geschäft." Kadir beute sich nach vorn, legte seine Ellbogen auf seinen Knien ab und musterte das Gesicht Tanuris fragend. "Aber sei ehrlich, auch du würdest weder aus purem Spaß, aus Langeweile oder nur um die Kirche und die Priesterschaft Artherks zu reizen, einen ihrer Würdenträger entführen." 

Wieder zog er an seiner Zigarre, hielt den Rauch für kurze Zeit in seinen Lungen, nur um ihn gleich darauf wieder in einer dicken Schwade zu entlassen. Schweigend durchdachte er die weiteren mögliche Optionen. Wenn Tanuri von ihm wollte, dass er und seine Diebe nach Freya suchten, durften sie nicht stur nur in eine von ihr vorgegebene Richtung blicken. Würden sie auf derartige Weise arbeiten, die nicht nur einfallslos, sondern seines Erachtens nach schlampig wäre, konnten sie sich gleich auflösen und ein jeder von ihnen wie die namenlosen Söldner agieren, die auf der Suche nach dem ein oder anderen Goldstück einen jeden Auftrag, ohne irgendeine Form der Raffinesse zu zeigen, annahmen. 

Kadir aber war seit jeher jemand gewesen, der sich mehrere Möglichkeiten vor Augen führte und die Wahrscheinlichkeiten abwog. Während er stumm überlegte, kam er nicht umhin, auch über den Auftrag Adrians nachzudenken. Hing vielleicht alles auf seltsam verstrickte Weise miteinander zusammen? Schade, dass der Dunkelmagier sich seit geraumer Zeit nicht mehr bei ihm blicken ließ. Nicht, dass der Fuchs vieles über das Nordmädchen hätte berichten können oder mittlerweile gar im Besitz des Schmuckstücks war, welches sie bewachte, als wäre es ihr eigenes Kind.

Doch auch die kleinsten Informationen, Auffälligkeiten und Abweichungen von Routinen konnten von Bedeutung sein. Erkenntnisse, die daraus gefolgt waren, musste Adrian sich aber selbst abholen und natürlich das zusätzliche Gold dafür dabei haben. Nichts war umsonst. Egal, wie gut man sich kennen mochte und wie viele Geschäfte man bereits miteinander erfolgreich abgeschlossen hatte, gewisse Informationen, mochten sie vorerst noch so unwichtig wirken, hatten eben ihren Preis. 

Gemütlich lehnte Kadir sich wieder auf seinem Stuhl zurück, legte die Beine übereinander und ließ seinen Blick zum Feuer gleiten, das direkt neben ihnen leise loderte.
"Findest du nicht auch, dass es ziemlich unklug wäre, sich zu derartigen Spielereien verleiten zu lassen? Somit… "
Nachdenklich verzog er seinen Mund und sah weiterhin in die Flammen. "... muss mehr hinter all dem stecken. Nenne es Neugier oder meine Art meine Arbeit ordentlich und gewissenhaft auszuführen: Aber was ist es, das die weiße Gemeinde dazu verleiten könnte, sich mit der Entführung deiner Adeptin auf ein derart gefähriches Terrain zu begeben?" 

Wieder führte er die Zigarre an seinen Mund, zog dieses Mal aber nicht daran, sondern tippte sich nachdenklich gegen seine Oberlippe. "Oder glaubst du in Wahrheit selbst gar nicht daran und weißt schon längst, dass andere hinter der Tat stecken?" Überzeugt von seiner Erkenntnis, wendete er seinen Blick vom Feuer ab und sah Tanuri forschend an. "Was ist es, dass das Mädchen so begehrt macht?"
 
Er war ein Dieb, ein Fuchs, und so war das Lächeln, welches unter seinem rötlichen Bart hervorschimmerte, nicht weniger durchtrieben, wie der Charakter, den man diesen Tieren nachsagte. "So oder so, verschweigst du mir etwas über sie. Das steht dir selbstverständlich zu. Aber solange ich nicht die vollständige Wahrheit kenne, kann ich nicht dafür garantieren, dass die Suche nach ihr von Erfolg gekrönt sein wird." Ehrlich interessiert legte er seine Stirn in Falten und wendete die Zigarre zwischen seinen Fingern hin und her.

Es war das Eine, nach einem Schmuckstück zu suchen, seltene Gegenstände zu besorgen, eine Person zu beschatten oder einen Mord zu begehen. Aber jemanden zu finden, der womöglich innerhalb kürzester Zeit von einem Versteck ins nächste gebracht wurde, um Spuren und Hinweise weitestgehend zu verwischen, war ein wesentlich aufwendigerer Auftrag und je komplizierter ihm dieser von vornherein gemacht wurde, desto mehr würde Tanuri dafür investieren müssen. Von welcher Art diese Investition war?
Es gab nicht nur Gold und Edelsteine, die er als Bezahlung akzeptierte...

 

"Deine Entscheidung, Priesterin. Willst du das Risiko eingehen?"
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Es ist nicht wichtig, wer das Spiel beginnt, sondern wer es beendet.
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Adrian
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#792

Beitrag: # 53682Beitrag Adrian »

-Noch in den früheren Abendstunden in der Legion-


Die Dunkelheit hatte bereits Einzug genommen, als Adrian in seinen schwarzen Mantel gehüllt die Treppen zum Hof hinabschritt. Die Wärme des Tages war gewichen und eine klärende Kälte erfüllte die Luft. Tief füllte er seine Lungen, um seinen aufkochenden Geist zu kühlen. 

Eigentlich hatte der Fuchs sein Ziel sein sollen. Nicht zuletzt um einige Dinge über den Wiedergänger und seinen heiligen Pater in Erfahrung zu bringen. Zusammenhänge, Informationen, die allesamt, so nichtig sie auch vielleicht für einen Außenstehenden wirken mochten, den Kreis schlossen, den er bisher in keiner Form erkennen konnte.

Jenes Interesse hatte sich allerdings unter dem Verschwinden der Adeptin jäh aufgelöst. Eisig strich der Blick des Dunkelmagiers über den Hof hinweg. Sein Blick konnte noch die Silhouette der Priesterin sehen, welche keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass sie Kadir aufsuchen wollte.

Sie hatte ihren Standpunkt sehr klar verdeutlicht. Und wenn ihre Scheinheiligkeit wahrlich im Sinn gehabt hatte, ihn auf diese Weise noch zusätzlich provozieren zu können, musste er sich eingestehen, dass es ihr alles in allem gelungen, dem ganzen damit noch eine Steigerung zu verleihen. Gründe jenen Weg einzuschlagen hatte auch Adrian noch zur Genüge. Doch mit ihr zusammen dorthin zu gehen?

Unwirsch bebten seine Nasenflügel, ehe er zu seinem Hengst hinübersah. Anubis war bereits gesattelt. Ein stolzer schwarzer Schatten, der sich aus der Dunkelheit selber erhob. Durchaus hatte jener seinen eigenen Kopf und ließ sich nicht von jedem beherrschen, geschweige denn sich unterwerfen. Offenbar hatte der neue Stallbursche im Zuge einer unbedachten Handlung oder vielleicht auch Überheblichkeit ihn zu sehr gedrängt, anstatt dem Tier selbst auf Augenhöhe zu begegnen. 

Ungezügelt bäumte der Hengst sich auf und zerrte an den Zügeln, dass der Junge kaum wusste, wie ihm geschah oder wie er ihn gar beruhigen sollte. So manch einer wusste es wahrlich, sich das Leben schwer zu machen.

Ruhig schritt Adrian selbst auf das Tier zu, welches wild und aufgeregt schnaubte. Ohne den Burschen zu beachten, lag sein Blick selbst nur auf dem Schwarzen, als würde er nach jenem greifen und den Fokus auf sich lenken.

„Anubis.“ Nur sein Name verließ bestimmend und fordernd seine Lippen. Seine Hand streckte sich nach ihm aus, sodass der Hengst seinen Duft aufnehmen konnte, während Adrian dem Burschen mit der anderen die Zügel abnahm. Leicht nur strich er mit dem schwarzen Leder über dessen Nüstern, ohne auch nur einmal die Lider zu senken. Es gab Gefüge und Momente, in denen man lernen Grenzen zu respektieren oder aufzuzeigen. 

Der schwarze schien sich zu beruhigen. Ob es an seiner Nähe oder der Berührung lag, an seiner Stimme oder etwas anderem, war nicht erkennbar. Doch scharrte das Pferd lediglich nur noch, als Adrian an seine Seite trat. Es lag in keiner Weise in der Absicht des Dunkelmagiers, dem Jungen zu erklären, was er falsch gemacht hatte, geschweige denn ihn zu belehren. Es war weder seine Aufgabe noch sein Problem. Stattdessen setzte er seinen Fuß in den Steigbügel und glitt in den Sattel. Kurz nur versicherte er sich, dass er den Stofffetzen in seiner Tasche hatte, ehe sein Blick hinauf zu dem beleuchteten Fenster fuhr, hinter welchem er Kenna zurückgelassen hatte.

Der Magier war sich sehr bewusst darüber, welche Härte er in seinem Tonfall gewählt hatte. Ja, er hatte ihr einen Einblick erlaubt. Einen Teil seines Wissens geteilt, damit sie verstehen lernte, welche Wichtigkeit und Bedeutung hinter all dem stand.  Welche Rolle es für ihn spielte und was die Konsequenzen, die ein Versagen mit sich bringen würde. Sie würde tun, was notwendig wäre? Bitte.

Er erwartete nichts weniger als das und doch vertraute er am Ende dabei nur auf sich selbst, wenngleich ihm bewusst war, dass auch er Fehler begangen hatte. Doch weder war Reue angebracht noch eine Form von Bedenken, sondern viel wichtiger war, dass er daraus gelernt hatte und sich darauf konzentrierte, das Resultat seiner Nachlässigkeit abzuwenden. 

Ruhig atmend saß er im Sattel, während er mit den Zügeln eine sanfte Verbindung zu Anubis aufbaute, der noch immer von Unruhe getrieben herumtänzelte.
„Ist gut.“ Flüsterte er leise, ehe er den Hengst langsam zu den Toren lenkte.

Der Weg nach Silberstreif war weit und Zeit war kostbar. Besonders, wenn er sich nicht täuschte, dass Naheniel damit zu tun hatte.

Auch wenn dieser Rückschluss bedeutete, dass Naheniel eine Lücke gefunden haben musste. Dass er selbst einen Fehler begangen oder etwas übersehen hatte. Doch stand er lieber zu seinen Fehlern, anstatt einem Phantom nachzujagen oder auch nur Minuten daran zu verschwenden, die sie vielleicht nicht hatten. Jeder Herzschlag konnte zählen.

Umso absurder waren Tanuris Vermutungen. Die weiße Gemeinde. Wirklich? Wieso die Priesterin so sehr darauf beharrte, darüber konnte er nur mutmaßen. Ihm wäre es auch deutlich lieber, wären sie es gewesen. Aber weder hatten sie eine Ahnung von den Verläufen haben können, noch sich unbemerkt zu Freya einen Zugang innerhalb der Legion schaffen können. Es war abwegig und schlichtweg unlogisch. Doch anstatt sich in unsinnige Diskussionen zu stürzen, zog er es vor, die Adeptin zu finden.

Es gab nur eine Frage für ihn, die zählte. Wo hatte er Freya hingebracht? Weder Tanuri noch Kenna waren ihm allerdings dabei eine Hilfe. Das Verschweigen von Informationen schürte dabei ebenso wenig sein Vertrauen, wie die banale Schuldzuweisungen, welche im Augenblick absolut nebensächlich waren und zu keinem Resultat führten. Das Wie würden sie noch erfahren, wenn sie das Mädchen gefunden hatten.

So weit hätte es niemals kommen dürfen. Naheniel hatte sicherlich eine diebische Freude an dem Ganzen, spielte ihm diese Emotionalität und Unsicherheiten nahezu in die Hände. Doch nun war Schluss damit. Seine Aufgabe war es, das Kind zu schützen. Wer immer an seiner Seite kämpfte, von dem erwartete er Loyalität und die gleiche Hingabe für den Willen des Lords.

 
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
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Syndra
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#793

Beitrag: # 53685Beitrag Syndra »

In einem unscheinbaren Zimmer, eines unscheinbaren Haues, in einer noch unscheinbareren Gasse - ganz ohne Wein



Es war eindeutig ein Spiel von Macht. Jedoch eines, das Syndra mehr als gefiel, denn sie erkannte die Bestimmtheit darin. Jene, die unweigerlich Taten folgen lassen würde, so dass der Reiz, welcher dahinter stand, umso größer war.

Was sie wollte? Das umfasste mehr, als sie an dieser Stelle gewillt war, auszusprechen. War er selbst es immerhin nicht gewesen, der sie hatte wissen lassen, dass ihr Misstrauen ihm gegenüber klug sei? Derjenige, der ihr sagte, dass sie beide bewusst ihre Geheimnisse wahrten oder nur langsam preisgaben?

Ihre Hand entließ seine Strähnen, nachdem seine Lippen sich von ihr gelöst hatten. Das Blau ihrer Augen hielt jedoch weiterhin an ihm fest. Unumwunden und ebenso furchtlos. Oh sie war durchaus gewillt sich ihm hinzugeben. Zumindest auf eine Art. Jedoch vollkommen?

Ein kurzer eisiger Schimmer überflog ihre Augen. Auch wenn sie zugeben musste, dass der Gedanke in mancher Hinsicht in seiner Gegenwart mehr als verlockend wirken mochte. Nur um zu sehen, was er tatsächlich vorhatte und was er sich genau dabei von ihr versprach.

Seine Forderungen jedoch waren stetig so gewählt, dass deren Bedeutung mehrere Ebenen beschreiben konnte. Sich daher ihm wie ein verzücktes Gör vor die Füße werfen, ihm ihre Hingabe versprechen und dabei unbedarft selbst aufgeben?

Sehr wohl spielte er ebenso mit Worten, wie sie es tat. Allerdings Naheniel wusste zweifellos sehr genau, dass es Grenzen gab und sie niemand war, die sich von Worten leicht beeindrucken ließ, geschweige denn bedingungslos vertraute. Ebenso wie ihr bewusst war, dass seine Ziele nicht aus den Augen ließ und sich nahm, was er wollte.

Sie fühlte die warme Spur seiner Finger, während sie ihren Blick auf seinen Zügen ruhen ließ. Jene verspielten Muster, die sie auf ihre Haut zeichneten. Für einen Moment war sie geneigt sich zurückzulehnen und fallen zu lassen, als er ihr jedoch das Feuer offenbarte, mit dem sie spielte.

Leicht nur zitterten ihre zarten Nasenflügel, als die Dunkelheit sie berührte. Eine Finsternis, die sie nur sacht streifte, aber dessen Gnadenlosigkeit und Kälte jederzeit seinen Worten Taten folgen lassen würde. Nur ein sanfter Griff seinerseits, was ihr die Leichtigkeit, mit der er sich dessen bemächtigen konnte, ebenso vor Augen führte, wie das Risiko, das sie einging, wenn sie unachtsam wurde oder ihm gegenüber tatsächlich alle Barrieren senkte.

Syndra zweifelte nicht an ihm. Dennoch war dieses Gefühl jener Dunkelheit, die sich für einen kurzen Herzschlag um sie legte, wie ein Déjà-vu. Sie kannte diese Berührung. Jene unberechenbaren Schatten, die jedoch keine leeren Versprechen zurückließen.

Ihr Blick war von eiserner Beherrschung durchdrungen und hielt an seinem fest. Schwäche war tatsächlich etwas, das sie sich nicht eingestand oder erlaubte, auch wenn sie ahnte, dass es ihn in diesem Augenblick nur eine einfache Bewegung kosten mochte, seine Demonstration mit einem Exempel zu untermalen.

Leichte Dunstwolken drangen über ihre Lippen. Zarte Schwaden, die davon zeugten, dass sich trotz des Feuers im Ofen der Raum abgekühlt hatte. Es war nur ein Instinkt. Ein Schutzmechanismus ihres Geistes, der lange genug gefangen gewesen war, um ihr impulsives Handeln zu kontrollieren. Oder wie man es später nannte, sie davor zu schützen, dass man die Signatur ihrer Magie aufspüren konnte.

Leichter Raureif zog sich wie ein kristalliner Schatten langsam über die Fenster hinweg und malten kleine glitzernde Bilder an die Scheiben.

Eine Kälte, die ihrem Körper selbst nichts anzuhaben schien. Keines ihrer Härchen stellte sich auf. Lediglich das Blau ihrer Augen schien für einen Atemzug selbst aufzuschimmern, während sie an seinem Blick festhielt.

Als sich die Dunkelheit auflöste und seine Berührungen sich von ihr zurückzogen, entspannte sich ihr Körper. Es war nur ein seichter Wimpernschlag, unter welchem die Wärme selbst ebenso langsam wieder Einzug nahm.

„Das einzige Versprechen, das du mir gabst, wenn ich mich recht erinnere, war jenes, dass du nicht gedenkst, mich zu benutzen.“

Knapp hob sie eine Augenbraue. Es waren kein großes Versprechen gewesen. Jedoch eines, das er sie mittlerweile unausgesprochen spüren ließ, war sie nicht einfach nur eine Gespielin für ihn. Sicher, sie zweifelte nicht daran, dass er ebenso für sie töten würde. Aber ebenso deutlich ließ er sie wissen, dass er sich ihrer entledigen würde, wenn sie seinen Willen oder seine Geduld auf die Probe stellte.

Er wollte also Antworten. Vielleicht sogar mehr als das, auch wenn er wusste, dass sie keineswegs sich dermaßen leichtfertig dazu bewegen ließ. Langsam nur ließ sie sich wieder auf die Matratze sinken. Erheiternd, aber auch hier hegte sie keinen Zweifel.

„Was ich will, Naheniel?“ Flüsterte sie leise, um jenen Atem, der in ihre Lungen dringen wollte, nicht hörbar werden zu lassen. Erwartungen führten schnell zu Enttäuschungen. Allerdings wäre es von Syndra ebenso gelogen, wie von ihm, wären sie nicht vorhanden.

Aber jene waren nicht nur in ihrer Anziehung begründet, sondern auch in dem, was darauf erwuchs. Wie oft hatte sie über seine Worte nachgedacht. Die Macht, von der er gesprochen hatte. Die Macht, die er nach und nach über den Schlüssel gewann und die er sie spüren ließ. Jene, die ihm Zugang zu einem unendlichen Quell geben könnte, wenn er sein Ziel erreichte.

Vielleicht konnten sie einander ergänzen. Vielleicht war es sogar eine Vorhersehung gewesen, dass sich ihre Wege gekreuzt hatten.

Mit Sicherheit war es kein Zufall gewesen, dass er sie damals an den Toren der Legion abgefangen hatte. Zu welchem Zweck genau, das war noch immer eine Antwort, die er ihr schuldete. Allerdings schien ihm mittlerweile mehr daran gelegen zu sein, sich ihrer Loyalität zu bemächtigen, als sie einfach nur benutzen zu wollen, wie er es angekündigt hatte.

„Du hast mir von der Prophezeiung erzählt. Deinem Willen, die Priesterin zu Fall zu bringen.“ Leicht nur fuhr befeuchtete Syndra ihre Lippen, während sie mit einem Lidschlag ihren Kopf zur Seite wandte, um zu ihm hinaufzusehen und nach dem Blau seiner Augen zu greifen.

„Um die Macht in meinem Blut vollständig zu entfesseln, brauche ich sie und das Halbblut. Nur sie weiß, wo mein Erbe verborgen liegt. Wissen, wie auch die Macht. Und der Bastard ist der Schlüssel.“

Kam es ihm bekannt vor? Vermutlich. Vielleicht hatte sie die Worte auch bedacht gewählt, um eine Verbundenheit durch gewisse Parallelen zu symbolisieren, wenn sie ihm schon einen Einblick auf ihre Ziele gewährte. Aber nichtsdestoweniger wollte sie ihm verdeutlichen, weshalb sie eine Position in der Legion eingenommen hatte und ihr keineswegs an einem vorschnellen Ableben der Priesterin gelegen war.

Die Monate ihres Verschwindens hatten sie bereits beunruhigt und daher andere Wege überdenken lassen, einen Weg zu finden, der das Rauschen in ihrem Blut, das Feuer in ihren Adern und die Kälte ihres Willens zu entfesseln. Pfade, auf welchen die Prophezeiung selbst für sie von Interesse geworden waren.

„Kannst du mir all das geben?“ Neugierig hob sie eine Braue, wissend, dass er an dieser Stelle sicher kein vorschnelles Versprechen geben würde. Ein Fakt, der unwiderruflich die Konsequenz in sich trug, auch von ihren Plänen oder Zielen vorerst weder abzurücken noch mehr über jene zu offenbaren.

Zwar hatte Naheniel ihr das Versprechen gegeben, ihr zu zeigen, wozu sie fähig wäre, doch war sie sich der vielsagenden Bedeutung dahinter bewusst. Der mehrdeutigen Wortwahl, die vieles und zugleich auch nichts bedeuten konnte. Sich ihm vollkommen hingeben und die Hüllen dafür fallen lassen? Ein hübscher Gedanke, dem sie keineswegs, nur um ihr körperliches Verlangen nach ihm zu stillen, nachkommen würde.

„Denn wenn ich meine Position je überdenke, dann nur, wenn ich vollkommen überzeugt bin, dass sich mir eine bessere anbietet.“ Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern, ehe ihre Hand sich nach ihm ausstreckte. Leicht nur fuhr sie mit den Fingerspitzen an dem Saum seines Hemdes hinauf und beschrieb eine warme sinnliche Spur bis zu seinem rauen Kinn.

„Was ich daher von dir will oder erwarte?“ Leicht nur hob sie sich ihm entgegen, sodass nun ihr Atem herausfordernd seine Lippen berühren sollte, ohne dass sie ihren Blick von ihm löste. Deutlich schimmerte das Blau ihrer Augen auf. Ein intensiver durchdringender Glanz, der ihre Forderung selbst als solche unterstreichen sollte und widerspiegelte, dass sich des Risikos für sie beide bewusst war. „Dass du ebenso bereit bist, mir dasselbe zu geben, was du verlangst."
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Tanuri
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#794

Beitrag: # 53686Beitrag Tanuri »

Ihre Züge verhärteten sich, je mehr der Fuchs ihr seine Einschätzung der Lage darlegte. Seine Art des Sprechens war eine völlig andere als jene Adrians. Doch im Grunde sagten sie genau das Gleiche aus. Das Schicksal, es war grausam und hart und kannte keine Gnade. Führte es den ersten Schlag aus, schien es richtig Freude daran zu entwickeln, sich weitere Qualen einfallen zu lassen. 

Mit welchen Erwartungen war sie überhaupt hierhergekommen? Dass Kadir ihrer Annahme folgte und sie das zu hören bekam, was sie hören wollte? Sie jene Bestätigung erhielt, nach der sie so sehr gierte und die alles wesentlich einfacher gemacht hätte? Zumindest einen zu haben, der an ihrer Seite stand und das sah, was sie so verzweifelt sehen wollte? 

Aber wozu sich noch etwas vormachen? Seine Schlussfolgerungen waren genau jene, die sie bisher versuchte, tief in ihrem Innersten zu vergraben und sie gar nicht erst zuzulassen, da die Konsequenzen, die sich daraus ergaben, nahezu unmöglich zu lösen waren. Wenn es Naheniel tatsächlich gelungen war, Freya aus dem geschützten Raum der Legion zu holen, würde er sie gewiss nicht einfach so herausgeben. Was auch immer er sich durch sie erhoffte zu erlangen, woher auch immer seine krankhafte Fixierung auf das Mädchen entstammte, nach alledem was die letzten Jahre geschehen war, seitdem er in das Leben Freyas getreten, sie manipuliert und in ihr Bewusstsein eingedrungen war, würde er diesen Sieg in allen Zügen auskosten, zumindest darüber war Tanuri sich sicher. 

Aber wozu das alles? Wollte er einen offenen Kampf provozieren? Um dem Kind vor Augen zu führen, dass alle gegen ihn waren, ihn, ihrem angeblichen Freund? War er bereit, dieses unkalkulierbare Risiko einzugehen, trotz dem Wissen, dass sein Leben und jenes von Freya auf unerklärliche Art und Weise miteinander verwoben waren? 

Nein, das galt es unbedingt zu verhindern. Freya durfte nichts geschehen, sie durfte nicht sterben oder verletzt werden. Denn sie war zu kostbar und viel zu wichtig für diese Welt. 

Tanuri biss sich auf ihre Lippen und schluckte einen darauffolgenden bitteren Gedanken hinunter. Was aber war, wenn Freya ihm freiwillig gefolgt war? Tief atmete sie ein und aus und versuchte diese wie pures Gift schmeckende Möglichkeit zu verscheuchen und sich selbst in ihrem Tonfall zu mäßigen. 

"Es ist mir gleich, was Du von mir möchtest, Kadir. Fordere ein, was auch immer Du willst. Ich will nur, dass Du Freya findest. Setze alles und jeden dafür ein, auch jene, die Du eigentlich nicht entbehren kannst." 

Es gab nichts anderes, was sie ihm sagen konnte. Ja natürlich, es war verständlich, dass er Erklärungen einforderte. Diese aber konnte sie ihm nicht geben. Denn eins vergaß sie nie: Er war ein Dieb und würde es auch immer bleiben. Auch wenn er das tat, wofür man ihn bezahlte, gab es keine Absicherung dafür, dass nicht jemand anderes das Gebot erhöhte. Den Fehler, nochmals jemandem zu vertrauen, würde sie nicht noch einmal begehen. 

"Du musst sie mir zurückbringen, koste es, was es wolle." Freya war so viel mehr als nur ein Schlüssel und das Schicksal der Welt. Doch noch bevor Kadir etwas von ihren Gedanken oder gar Emotionen in ihren Augen erkennen sollte und eine Möglichkeit fand, ihre Aussage zu hinterfragen, unterbrach sie den Blickkontakt und konzentrierte sich nun selbst auf das Feuer im Kamin. 

Es war ein höllisches Spiel aus Flammen, das ihrem Geist einen Streich zu spielen versuchte. Ein jedes Gesicht ihrer Verbündeten schien sich darin zu zeigen, in den Scheiten des abgebrannten Holzes aufzulodern und sie bösartig, herablassend und verhöhnend anzustarren, ob ihrer eigenen Dummheit, sich so derart zu verrennen. 

Nicht deshalb, weil sie es in Betracht gezogen hatte, dass die weiße Priesterschaft etwas mit Freyas Verschwinden zu tun haben mochte, sondern dass sie sich dazu verleiten hatte lassen, den einzigen Weg, den ihr als Hüterin des Schlüssels vorgegeben worden und erlaubt war, zu verlassen um etwas zu folgen, was sie doch niemals erreichen und oder gar fassen und festhalten konnte. 

Hätte sie doch nur auf die Worte ihres Vaters gehört. Dann wäre es niemals so weit gekommen. Stattdessen hatte sie den Blick auf das Wesentliche verloren, als die Dunkelheit sie umhüllt und ihr für einen verführerischen und so wohligen Moment das Gefühl gegeben hatte, nicht mehr allein zu sein. 

Das Resultat ihres eigenen Hoffens - nein, ihrer eigenen Dummheit, daran zu glauben, jemand anderes sein zu dürfen und zu können, was ihr durch ihre Bestimmung in die Wiege gelegt worden war, lag nun in all seiner sie verspottenden Pracht vor ihr. Zerbrochen, in tausende Splitter, so wie der Spiegel in Freyas Zimmer. Dass ihre Adeptin, der Schlüssel, die Zukunft Ogrimars nun fort war, war ihre eigene Schuld. Niemandes sonst. Kein Wunder, dass die Gesichter aus dem Feuer ihr entgegen blickten, mit zu hämischen Fratzen verzerrten Gesichtern im Chor zu ihr sprachen: "Siehst Du endlich ein, was Du sein darfst? Verinnerliche genau, was passiert, wenn Du vertraust und hoffst."

Einige Male blinzelte Tanuri, hoffte damit, die Bilder und die Stimmen in ihrem Kopf zu verscheuchen. "Freya ist unsere aller Zukunft. Mehr musst Du nicht wissen." Ohne irgendeine Form dessen zu zeigen, was in ihr vorging, sah sie wieder in die Richtung Kadirs. "Sie kann überall und nirgendwo sein. Aber ich wäre nicht zu Dir gekommen, wüsste ich nicht, dass Du mehr Möglichkeiten hast, als viele andere, die sich einen Namen in dem Handwerk der Diebe machen wollen."

Es war keine Schmeichelei, denn sie war niemand, der eine anderen mit mit süßem Honig anlockte. Tanuri bevorzugte Wahrheiten und klare Worte und so war alles genauso gemeint, wie sie es sagte. Bisher hatte Kadir sie noch nie enttäuscht. Selbst wenn er nur den kleinsten Hinweis fand, wo Freya war, war das in Gold nicht aufzuwiegen. Mit festem und undurchdringbaren Blick sah sie in Kadirs Augen und wartete darauf, ob ihm das als Erklärung genügen würde, um auf das Geschäft einzugehen. 


Während der kurzen Stille, die dabei auftrat, schrak sie unmerklich zusammen. Ganz plötzlich, wie aus dem Nichts heraus, hörte sie die Stimme ihres Bruders. Ganz so, als stünde er neben ihr und würde ihr mit einem spottenden Lächeln leise ins Ohr flüstern. 

"Erkennst Du sie endlich, die Bedeutung meiner Worte, oder muss ich Dich etwa tatsächlich nochmals daran erinnern?" Bitter war der Geschmack auf Tanuris Zunge, als sie den Genuss förmlich spürte, den Naheniel empfand, als er langsam seine Worte von damals wiederholte. "Stück für Stück nehme ich Dir alles."
 
Eilig versteckte sie ihre zitternden Hände unter den Ärmeln des einfachen Mantels. Ja, er hatte recht behalten. 
Und dabei wusste er wahrscheinlich nicht einmal, was er ihr bereits alles genommen hatte.

 
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


Bild
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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Naheniel
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#795

Beitrag: # 53688Beitrag Naheniel »

Naheniel mochte es, mit welcher Exaktheit Syndra sich bewegte. Natürlich wusste er, dass sie sehr bewusst mit ihren Reizen spielte, sie ihm präsentierte und genauso wie er auch ein Ziel damit verfolgte.
Wäre es nur Verführung und Befriedigung allein, weshalb sie einander trafen, hätte er sich spätestens jetzt seiner eigenen Kleidung entledigt, sie auf sich gelegt und sich von ihr genommen, was er begehrte: Ihren Körper. 


Aber es ging eben nur um diese Bedürfnisse. Leider, wie er zugeben musste. Sie beide wollten weitaus mehr voneinander und gerade waren sie dabei, auszuloten, wie weit ein jeder von ihnen bereit war, dafür zu gehen. 
 
Als die Kälte ihrer Magie dem Raum die Wärme entzog, sich eisige Kristalle auf die Scheiben legten und ein leichtes Knistern aus Eis zu hören war, wurde sein Blick ihr gegenüber nur noch gieriger. Ja, fraglos, sie war unendlich wertvoll.
Das, was sie beherrschte, war außerhalb seiner Reichweite. Mochten seine Schatten das Leben verschlingen, war es ihre Kälte, die das fließende Blut einfror.

Im Gegensatz zu ihr zeigten sich an ihm durchaus die Spuren ihrer aufkommenden Magie.
Die hellen Haare auf seinen Armen stellten sich schützend auf und ein Schauer überkam ihn.
"Mhm, es macht Dich nur noch anziehender, wenn Du mir zeigst, was in Dir lebt und aus was Du geformt wurdest." Sprach er, während er mit abgekühlten Lippen und sichtbaren Atem ihren Mund berührte, der, ganz entgegen der Temperatur des Raumes, noch immer eine angenehme Wärme ausstrahlte. 


Erst als die dünne Schicht aus Eis sich zurückzog, die Flammen des Kamins wieder Kraft genug fanden, um das Zimmer zu erwärmen, ließ er von ihr ab. So sehr es ihn auch faszinierte, dass die Kälte ihrem Körper und ihr nichts anhaben konnte und er nur zu gerne erforscht hätte, was geschah, wenn sie ihrer Magie freien Lauf gab, war hier und heute nicht der richtige Moment dafür.
Früher oder später aber würde er kommen.
Bis dahin musste er jedoch die Sicherheit haben, dass sie ihre Magie nicht gegen ihn, sondern für ihn benutzen würde. 


"Dich nicht benutzen…" Listig und frech war der Ausdruck auf seinem Gesicht, als er herausfordernd ein leichtes Zwinkern in seinen Augenwinkeln zeigte und seine Hand auf den Schenkel Syndras legte. Ohne ihr eine Chance zu geben, seinem Tun zu entweichen, schob er seine Hand unter ihr Becken und hob sie mit einem bestimmten Ruck dem seinem entgegen.

Zwar entledigte er sie nach wie vor nicht ihrer Robe, doch war es ihm so möglich, seine Hand auf ihre nackte Haut unter dieser zu legen und seine Finger etwas fester in den perfekten Rundungen ihres Gesäßes zu vergraben.
Selbst wenn Syndra sich dagegen auflehnen würde, womit er nun wirklich nicht rechnete, entkommen würde sie ihm nicht mehr.
"... muss ich dieses Versprechen in einem jeden Bereich einhalten oder denkst Du, wir könnten hier und da einige kleine…", nachdenklich wog er seinen Kopf hin und her und betrachtete sie dann umso begierlicher, als er sich ihr selbst so nah entgegen schob, dass sie deutlich die Hitze spüren musste, die von ihm ausging, "Ausnahmen vereinbaren?" 



Mit gespielter Entrüstung war seine Stimme getränkt, als seine Augen über Syndras Gesicht hinwegfuhren und er eine jede Regung, die von ihren Zügen ausging, genau beobachtete und studierte.
"Halbblut. Keine sonderlich nette Bezeichnung für ein Familienmitglied. Ich kann also davon ausgehen, dass Du nicht sonderlich bestürzt darüber wärst, wenn ihr Leben vorzeitig ein Ende findet?"
Dunkler und leiser wurde seine Stimme als er mit dem Hauch eines Kusses hinzufügte: "Selbstverständlich erst, wenn Du das von ihr hast, was Du willst." 


Langsam wanderte seine Hand sich weiter an ihrem Rücken unter ihrer Robe hinauf, drückte ihren Körper fest gegen den seinen, während er nachdenklich die Möglichkeiten sondierte, die ihnen zur Verfügung standen, damit beide das bekamen, was sie wollten. "Allerdings ist sie derzeit nicht mehr als ein kleines, unfähiges Bündel. Ein Stück lebendiges Menschenfleisch, ohne Fähigkeiten oder Willen. Um eine derartige Macht zu entfesseln, nach der Du suchst, wird das nicht ausreichen."

Immer noch war sein Gesicht bequem auf seiner Hand platziert, als er seine Augen nun von Syndras Blick löste und mit diesen nachdenklich jene Stellen ihres Körpers streichelte, die seine Finger derzeit nicht erreichten. Eng schon lag sie an ihm, weshalb er sich vor allem auf ihren zarten Hals, die pulsierende Ader unter der Haut, ihre schmale, freigelegte Schulter und die Rundungen ihrer Silhouette konzentrierte.
"
Wie lange wartest Du bereits darauf, endlich das Dein nennen zu dürfen, was Dir zusteht? Wie viele Jahre sind vergangen, seitdem Du auf der Suche bist nach der Macht in Dir?" 

Stille folgte, als seine Augen für einen Atemzug auf Syndras Hüfte festhielten, bevor er mit einem Lidschlag wieder zu ihr hochsah und eine klare, kalte Entschlossenheit zeigte. "Willst Du wirklich noch weitere, kostbare Zeit damit verschwenden, Dich zu verstellen und zurückzuhalten?"

Seine Hand hatte mittlerweile die Mitte ihres Rückens erreicht, so dass auch ihre Robe kaum noch etwas von der hinteren Seite ihres Körpers bedeckte. Unnachgiebig drückte er sie gegen sich, stahl sich rücksichtslos einen Kuss von ihr und war schon fast versucht, sich und seinem Bedürfnis, sie vollständig in Besitz zu nehmen, nachzugehen und sich nicht länger zu zügeln. 

 
Aber noch waren sie nicht so weit. Allerdings, selbst wenn sie sich gegen seinen mehr oder minder klaren Vorschlag entschied, würde er sich das von ihr holen, was er wollte. Zu viele Wochen waren vergangen, seitdem sie sich zuletzt einander hingegeben hatten und es gab nichts, was das noch aufhalten konnte. 

"Oder wärst Du bereit dafür, schon sehr bald nach dem zu greifen, was Du willst?" Während er sprach, lagen seine Lippen weiterhin auf den ihrigen, streiften sie gemeinsam mit seinem warmen Atem, der herausfordernd nach mehr von ihr verlangte. 

"Wenn Du diesen Schritt gehen kannst, dafür ein Wagnis eingehst und selbst Deine Position einnimmst, die es für ein Gelingen braucht, dann ja,", noch während er sprach, drehte er sich mit ihr herum, so dass ihr Rücken wieder auf der Matratze und er mit einem seiner Beine zwischen den ihrigen über ihr, landete, "dann gebe ich Dir was Du willst."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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-Freya-
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#796

Beitrag: # 53691Beitrag -Freya- »

In einem Verlies unterhalb der Kapelle des roten Bischofs


Freya's Kopf ruhte weiterhin an ihren Knien. Ihre geschlossenen Augen ließen lautlose Tränen über ihre Wange gleiten. Ein erdrückendes Gefühl schnürte ihr gänzlich den Magen zu. Angst. Die Furcht vor dem, was der Bischof mit ihr vorhatte, wenn er von der Messe zurückkehrte, war allgegenwärtig. Das Glitzern in seinen Augen verriet einen hasserfüllten Drang, der keine Zweifel zuließ.


Verzweiflung erfüllte Freya, als sie die scheinbar ausweglose Situation erkannte. Eine Bestrafung des Lords für ihre albernen Handlungen.
 Warum hatte sie das nur getan und warum konnte diese Stimme nicht endlich verstummen? Irgendwann sollte sie doch einmal Ruhe geben. Oder etwa nicht? Sie redete ohnehin nur unsinnige Worte. In keiner Weise hatte sie sich dem Bischof unterworfen. Wie auch? Sie wusste rein gar nichts.  Und wo hatte sie bitte Glück und das auch noch in ihrer Hand?

Sie hatte nichts mehr, außer ihrem Leben. Ihren Verstand schien sie ja auch zu verlieren, und der klägliche Rest würde folgen, sobald sich die Tür öffnete.

Abermals zog Freya ihre Nase hoch, bevor sich das Mädchen aufrichtete. Wäre es ein Gespinst ihrer Vorstellung, dann würde es mit der Dichterei endlich aufhören und Ruhe geben.

Grott konnte diese elende Stimme nicht einfach die Klappe halten?  Wenn diese elenden Reime nur aufhören würden. Ihre Fehler hatten sie bereits eingeholt. Wer sollte sie hier finden? Was könnte noch schlimmer werden? Bitte sei still...

Für einen kurzen Moment schien tatsächlich ein Schweigen einzukehren. Eine Ruhe, die nur von ihrem eigenen rasselnden Atem durchbrochen wurde und dem leisen Schluchzen, welches sie zu unterdrücken versuchte. Endlich…

Kurz sah das Mädchen über ihre Knie hinweg zum schwachen Lichtschein der Fackeln, die in den Raum drangen, um sicherzustellen, dass wirklich niemand da war. War es jedoch Erleichterung, dass die Stimme nun schwieg, oder sollte es sie in diesem Moment beunruhigen, dass sie in ihren letzten Minuten dem Wahnsinn verfiel?

War es also tatsächlich nur ihre Fantasie, das Fieber oder das Hämmern in ihrem Kopf, die ihr einen Streich gespielt hatten? Ihre Augen wanderten unter den schwarzen feuchten Strähnen ihres Haares umher, als plötzlich ein schabendes und krachendes Raunen hinter ihr hörbar wurde. Direkt hinter ihr. Als würde Stein über Stein hinwegfahren. Ein dumpfes Mahlen und Brechen.

„Was ?“ Freyas Blick wandte sich im selben Atemzug herum und erhob sich auf unsicheren Beinen. Das kleine violette Wesen bemerkte sie nicht. Ihre Augen waren von den Tränen verschleiert und ihr Blick in dem spärlichen Licht einzig auf die Herkunft des für sie wie Donner hallenden Geräusches hinter dem Gestein gerichtet.

Die Felsen bewegten sich wie von unsichtbarer Magie geleitet. Träge und langsam. Mit weit aufgerissenen Augen sah Freya auf die Wand. Das Blau ihrer Augen fixierte den finsteren Schatten, der sich hinter dem Gestein auftat. Eine Finsternis, die sich von der Dunkelheit selbst in seiner Schwärze abhob. Ein schmaler Spalt.

Aber wie konnte das sein? Das Mädchen fuhr sich leicht mit den Ärmeln über die Wangen, um die Tränen zu entfernen, die ihre Sicht trübten.

„Was ist das?" flüsterte sie leise, noch immer nicht das kleine Wesen bemerkend, ruhten ihre Augen ungläubig und zurückhaltend weiterhin auf dem Gang, der sich vor ihr aufgetan hatte.  Ist das der Weg?“ 

War es wirklich wahr? Aber wie? Kurz nur schluckte Freya und ließ ihre Augen suchend umherwandern. War die Stimme auch wirklich? Aber wo war es? Und woher kam es? Warum wollte es helfen?

„Bist du... bist du also keine Einbildung?" fragte Freya leise, doch die Verunsicherung schwang unüberhörbar in ihrem zaghaften Flüstern mit. War es unsichtbar? Oder getarnt? Immerhin war offensichtlich Magie im Spiel. Dass es eine einfachere Lösung gab, darauf kam sie nicht. Nein, ihr Blick sah sich um, doch war ihre Erwartung spürbar eine andere. „Wer… wer bist du? Und wohin führt der Weg?"

 
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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#797

Beitrag: # 53697Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

 
Zuletzt geändert von Gesichtsloser Erzaehler am Sa 25. Nov 2023, 10:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Gesichtsloser Erzaehler
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#798

Beitrag: # 53698Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

~~Lumiel die Schattentochter~~


Hoffnungslos, war dieser Trauerklos. In einer Kammer voll Gejammer.
Ihr Geist war voller Konflikte, so dass sie nicht das wesentliche blickte.
Würde sie nicht bald zuhören, konnte sie nur noch mehr Unglück beschwören.



„Der Weg ist frei also bist du dabei?
Zugegeben er ist nicht besonders heiter, aber er bringt dich weiter.
Die Schatten begleiten dich schon dein ganzes Leben,
nun ist es soweit, dich zu erheben.“



Die Zeit drängte, andernfalls wäre sie sonst bald wohl, nicht mehr als eine Gehängte.
Was sollte sie dem Kind noch sagen, um nicht zu verzagen?
Anscheinend musste sie ihr Vertrauen gewinnen, um den Wettlauf gegen die Zeit zu beginnen.



„Du bist das Licht, also fürchte die Schatten nicht.
Folge dem Pfad, ich weiß es ist hart.
Denke daran, du bist nicht allein, also wie schwer kann es schon sein?
Ich bin hier, ganz nah bei dir.
Gemeinsam können wir es schaffen, aber dazu musst dich aufraffen.“



Lumiel könnte sich dem Kind zeigen, doch würde sie damit vielleicht alles vergeigen.
Allerdings zweifelte das Kind an ihrem Verstand, also benötigte es wohl eine helfende Hand.
Mit einem Ruck zog sie an Freyas Haaren, hoffte sie doch, sie würde sich ihr Gespött sparen.



„Ich bin ein kleiner Wicht, aber verspotte mich nicht.
Immer wird auf mich herabgesehen, aber niemand scheint mich wirklich zu verstehen.
Ich biete dir eine Option, also spar dir jeglichen Hohn.“



Kannte sie dieses Gefühl immerhin allzu gut, nahm es ihr doch oftmals ihren Mut.
Nichts traute man ihr zu, lieber wollte man seine ruh.
Aber auch sie wollte sich beweisen und dabei die ganze Welt bereisen.



„In dem Gewölbe dort unten, gibt es sicher einige Lunten.
Aber du musst du deinen eigenen Weg erkunden,
immerhin bist du doch mit dieser Welt verbunden.
Ich kann dich nur begleiten, aber nicht leiten.
Es ist also an der Zeit, bist du bereit?“
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Syndra
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#799

Beitrag: # 53700Beitrag Syndra »

Auch wenn Syndras Blick intensiv nach seinem Griff und sie mit einer durchaus aufmerksamen Art seinen Worten folgte, so konnte sie nicht leugnen, dass seine Zuwendungen nicht spurlos an ihr vorüberzogen. Sie genoss es sogar. Das Locken und Verführen, mit dem Naheniel sie herausforderte sich seinem Willen zu fügen.

Seine Hand, welche fordernd und dominant zugleich ihr Becken umschloss, um sie an sich zu ziehen, entlockte ihr ein vielsagendes Lächeln. Deutlich ließ er sie spüren, dass er sie ebenso begehrte, wie sie ihn und doch spielte er mit ihrem Verlangen nahezu auf die gleiche Weise wie sie, um genau das zu bekommen, was er wollte.

Ohne eine Form der Gegenwehr oder eines Aufbegehrens ließ sie sich von ihm leiten, neugierig, wie lange Naheniel sich noch zügeln konnte. Sein Kuss, der sie schon beinahe selbstsüchtig beanspruchte und dem sie wahrhaftig versucht war sich sinnlich hinzugeben, während er sie bestimmend auf die Laken drehte.  bis er über ihr lag und sie seinen Atem auf ihren Lippen schmecken konnte.

„So viele Fragen, Naheniel?“ Flüsterte sie leise, ehe sie unter ihren halb gesenkten Wimpern seinen Blick suchte. Sinnlich befeuchtete sie ihre Lippen, nur um seinen Atem auf ihnen zu schmecken und seine dabei beinahe nur kurz und auf schon fast unschuldige Weise zu berühren.

Dass seine Verlockung weit über die körperliche Ebene hinausreichte und noch andere Grenzen erkunden wollte, war ihr dabei mehr als bewusst. Doch welche Relevanz hatten diese Antworten für ihn?

Natürlich war Nymeria ihr noch keine Hilfe. Dennoch wusste Syndra um die in ihr lebende Magie. Jene Essenz, jene Glut. Sie konnte es in ihrer Nähe deutlich spüren. Das Feuer. Doch ohne einen Ansatz der sich ihr offenbarte, weshalb ausgerechnet das Halbblut dafür essenziell war, sich der Macht der Elemente zu bemächtigen und die reine Magie ihres Blutes mit ihrer Hilfe zu entfesseln, musste Syndra geduldig sein.

Im Augenblick konnte sie lediglich nur abwarten und dem Pakt folgen, den sie mit der Priesterin geschlossen hatte.

Zumindest bis jetzt. Sicherlich war sie bereit jederzeit nach der Macht zu greifen, sie sich zu eigen zu machen, zu unterwerfen und zu entfesseln. Sie hätte ihren Vater dafür getötet, wäre sie nicht so naiv gewesen und hätte sich einem dümmlichen Gefühl von Vertrautheit und Vertrauen hingegeben. Ein Fehler, den die Magierin kein zweites Mal begehen durfte, auch wenn die Verlockung selbst sie subtil dahin zu verleiten versuchte.

Spielerisch hob sie ihre Hand. Sanft nur ließ sie ihre Finger über seine raue Wange streichen, um das Kitzeln seiner Barthaare an ihren Fingerkuppen zu spüren.

Wer wusste schon, wie viele Bälger ihr Erzeuger noch außerhalb der angedachten Linie gezeugt hatte. Natürlich waren sie für sie bedeutungslos. Nymerias einziger Vorteil war, dass sie laut Tanuri der Schlüssel zu ihrer Macht sein sollte. Aber, dass sie Emotionen für sie hegte? Sie würden dahingehend nur im Wege stehen.

„Sobald ich von Tanuri und ihr habe, was ich will, hat sie keine Relevanz mehr für mich. Aber warum hast du ein Interesse an dem Bastard?“ Eine Überlegung, bei der ihr Blick der Spur ihrer Hand folgte und berührungslos über seine Züge hinweg fuhr. Dass das Halbblut auf irgendeine Weise Teil seiner Pläne sein musste, glaubte sie beinahe heraushören zu können. Subtil vielleicht vermittelt, aber dieses Spiel beherrschten sie beide.

„Sag mir, Naheniel, was für eine Position sollte ich deiner Meinung nach annehmen?“
Es war nur ein sanfter Wimpernschlag, mit dem sie sich dem Eisblau seiner Augen zuwandte. Langsam nur wanderten ihre Finger in seinen Nacken, um diesen zu umschließen, während ihre andere Hand sich in seinen Rücken legte, nur um sich seinen Lippen entgegenzustrecken. Herausfordernd schimmerte das Blau ihrer Augen zu ihm hinauf. Ein entschlossener Glanz, der sehr genau zeigte, dass sie wusste, was sie wollte.
„Oder bin ich nicht bereits genau dort, wo du mich sehen willst?“
 
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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-Freya-
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Beitrag: # 53705Beitrag -Freya- »

Der plötzliche, schmerzhafte Ruck an ihren Haaren entlockte Freya ein unterdrücktes "Au!" Unwillig runzelte das Mädchen ihre zarte Nase. Es war ebenso keine Einbildung, wie die Finsternis, die vor ihr lag.

Doch sollte sie wirklich in die Schatten treten? Nicht, dass sie sich davor fürchtete.  Aber sie hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Weder vor Ogrimar noch vor dem Bischof. Es war feige. Und doch, auch wenn ihre Unschuld außer Frage stand, war es vielleicht der einzige Ausweg, um lebend den Kerker zu verlassen.

Bedeutungsvoll legte Freya einen Finger auf ihre Lippen. Ihr Blick schweifte dabei scheinbar ziellos durch die Dunkelheit, während sie der Stille um sich herum lauschte.

Ein Augenblick der Unsicherheit, in dem sie ihre zarten Lider senkte. Hatte der Kerkermeister das Schleifen und Krachen der Steine bemerkt? Nahten vielleicht schon irgendwelche Schergen des Bischofs? Für einen flüchtigen Moment schloss Freya ihre Augen, horchte aufmerksam in die Finsternis.

Kein vernehmbares Klirren von Schlüsseln, keine dumpfen Schritte, kein leises Reiben von Leder auf dem Boden. Nichts durchbrach die Ruhe außer dem gedämpften Pochen ihres eigenen Herzens. Keine Anzeichen von nahender Gefahr.


Ogrimar sei Dank. Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf, während sie langsam ihre Lider hob. Was hätte der Bischof getan, hätte er es gehört? Oder der Kerkermeister?  Fragen, auf die sie ehrlich gesagt keine Antworten wollte, geschweige denn es am eigenen Leib erfahren.

Doch was nun? Ihr Kopf pochte schmerzhaft, die Welt erschien verschwommen durch ihre ermüdeten Augen, während sie auf den steinernen dunklen Weg blickte. Freya wusste, sie durfte sich keinen Moment der Schwäche vergönnen. Ein jedes Hadern könnte sie im nächsten Moment ihrer einzigen Möglichkeit berauben, der Gefangenschaft zu entkommen.

„Wohin führt dieser Gang?“, flüsterte sie unsicher. Grott noch eins, es spielte eigentlich keine Rolle. Hier zu bleiben, so war Freya sich im Klaren, bedeutete den Tod. Es war vielleicht ihre einzige und letzte Chance dem Bischof zu entkommen und nach Hause zurückzukehren.

Grott nochmal. Mit zittrigen Knien beugte Freya sich behutsam hinab und griff nach der löchrigen Decke. Sie hatte keinen Mantel. Nichts, was sie außer diesem Stück Stoff vor Blicken oder allein der Kälte nur annähernd schützen konnte.

Tief atmete das Mädchen ein, während es sich wieder aufrichtete. Vorsichtig legte Freya sich die Decke um ihre Schultern, darauf bedacht, das kleine Ding, was an ihren Haaren herumfuchtelte, nicht herunterzuschubsen. Sie brauchte es sicher, um den Weg zu finden, auch wenn sie unsicher war, ob sie ihm trauen durfte. Vorerst jedoch war sie darauf angewiesen. Egal, welches Schicksal sie im Dunkeln erwartete, konnte es schlimmer sein?

Eilig tat Freya den Gang, auch wenn sie wacklig auf den Beinen war. Mit einer Hand stützte sie sich an den kalten groß behauenen Wänden ab, nur um mit vorsichtigen Schritten dem Weg der Stufen zu folgen, ohne zu wissen, wo genau jene enden sollten.

Es war dunkel und der modrige Geruch von feuchter Erde drangen in ihre Nase. Es roch vergessen und verlassen und zugleich wie ein düsteres Grab und mit jedem Schritt wurde es zunehmend dunkler. Doch vorerst begnügte sie sich mit ihrem Tastsinn und der eventuellen Führung ihrer kleinen Besucherin. Ein Lichtzauber, so gering er auch sein mochte, konnte nicht nur den Bischof zu ihr führen, sondern auch Gefahren aus dem inneren auf sie lenken.

So viele Fragen und mit jedem Schritt, mit jedem Moment und jedem Gedanken wurden es mehr? Wo war sie nur? Warum war sie hier?  Wer hatte den Gang gebaut? Zu welchem Zweck und ausgerechnet dort, wo ihr Gefängnis gewesen war? Wo war die Stimme hergekommen und was für ein Wesen war sie?

So viele Fragen, doch wagte Freya erst nach gefühlten zwanzig Schritten ihre Stimme zu einem leisen Flüstern zu erheben. „Wer bist du und warum hilfst du mir?“

 
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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