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Naheniel
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#751

Beitrag: # 53580Beitrag Naheniel »

"Würde es Dir denn gefallen, wenn es so wäre?"

Nur wenige Schritte entfernt, stand er ihr gegenüber. Es war nur ein kleiner Raum, in den er sich zurückgezogen hatte. Es könnte das Zimmer einer jeden beliebigen Taverne oder eines unscheinbaren Häuschens in den verwinkelten Gassen der Städte sein.
Nichts an diesem Ort sollte einen Hinweis darauf geben, wo sie sich befanden. Ein jedes Möbelstück war nichtssagend und als billige Massenware von einem Schreiner gefertigt worden. Ein einfaches Bett in einer Ecke, ein Tisch unter einem schmalen, zugigen Fenster und davor ein hölzerner Stuhl.
Eine Kommode neben der Tür, in welcher man seine Habe verstauen konnte und auf der sich ein Krug und eine größere Schale aus Ton befanden, um eine morgendliche Katzenwäsche zu gewährleisten.

Der Dielenboden unter ihren Füßen war alt und gab bei einem jeden Schritt knarzende Geräusche von sich. Aber selbst das war nichts, was den Raum als etwas besonderes auszeichnete. Nichts war vorhanden, was das Zimmer aufwertete. Es waren Räumlichkeiten, die sich überall und doch auch nirgendwo befinden konnten.
Etwas, was von Naheniel durchaus gewollt war, denn je nichtssagender es war, desto schwieriger war es, gefunden zu werden. 


Langsam fielen die Schatten, die ihn soeben noch umschlungen und mit denen er ein dunkles Spiel gespielt hatte, von ihm ab.
Mit einem diebisch einnehmenden Lächeln begutachtete er seinen Gast und so zog sich auch die Schwärze in seinen Augen nach und nach zurück. 

"Du wartest doch nicht etwa darauf, dass ich Dich mit höflichen Worten herein bitte?"

Schelmisch zog er eine seiner Brauen nach oben und legte seinen Kopf etwas zur Seite. "Darüber sind wir doch schon längst hinaus."

Ruhig war sein Atem, der seine warme und sie verführende Stimme mit sich trug, während er sie mit seinen mittlerweile wieder hell schimmernden Augen in aller Gelassenheit weiterhin betrachtete. Schon lange hatte er sich eingestanden, dass es schwer war, sich an ihrem Anblick satt zu sehen.
Ihr wohlgeformter Körper, den sie sehr bewusst mit dem richtigen Schnitt ihrer Kleidung in Szene zu setzen wusste, war nur ein Faktor, der ihn anzog. 

Das dunkle Haar, welches die helle Haut ihres Gesichtes und die Farbe ihrer Augen nur noch intensiver unterstrich und nicht zu vergessen diese besondere Aura des Nordens, die sie umgab, übten auf ihn eine gewisse Form der Faszination aus, die selbst er nur schwer zu fassen wusste. 

Er mochte die Kälte, die sie in sich trug, denn kalt war auch die Finsternis. 
Zwar war die Magie Syndras nicht die gleiche wie jene Naheniels, verwandt waren sie sich aber in ihren Möglichkeiten von Zerstörung und Tod und griffen somit ineinander, wie eine Hand in die andere. 

Zusätzlich war Syndras Charakter verführerisch, verlockend und wild. Trotz dieser Anziehung waren sie aber keine Verpflichtung zueinander eingegangen.
Solche Bindungen würden ihn nicht nur langweilen, sondern ihn noch dazu möglicherweise in seinen eigentlichen Plänen verlangsamen oder gar aufhalten. Kleine, sich anbiedernde Weibchen, die mehr von sich hielten als sie eigentlich waren, waren ihm oft genug begegnet.
Diese Frauen waren nicht nur äußerst uninteressant, sondern noch dazu vollkommen frei von jeglichem Reiz.

Syndra hingegen erwies sich in jeglicher Form als bemerkenswert erfrischend anders als ihre Geschlechtsgenossinnen. Auch wenn es ihm bisher noch nicht gelungen war, sie völlig zu durchschauen. Wobei, wenn er sich dahingehend selbst hinterfragte, war das nichts, was für ihn an erster Stelle stand. 

Wenn man ihn nach einem Vergleich fragen würde, käme für ihn ihre Persönlichkeit und ihre Motivation einem spannenden Rätsel sehr nahe, das man versuchte nach und nach zu lösen. Eine Herausforderung, die er nicht nur genoss, sondern derer er sich auch nur zu gerne annahm. 

Sehr angenehm und abwechslungsreich, denn wäre sie nicht auf diese spezielle Art und Weise anders, wäre er ihrer früher oder später überdrüssig. Das wäre in ihrem Fall äußerst bedauerlich, war sie doch nicht nur äußerst hübsch anzusehen, sondern noch dazu klug und in gewissem Maße mehr als dienlich für seine höheren Zwecke.
Würde er nach einfachen und bedeutungslosen Möglichkeiten der Befriedigung suchen, müsste er nur um die nächste Ecke gehen. Selbst die heiligen Hallen der dunklen Lordschaft blieben von derartigen niederen Trieben nicht mehr verschont, wie man so sah und hörte. 


Immer noch hatte er sich nicht bewegt, nur beobachtet und einen jeden Moment ausgekostet, sie ungestört betrachten zu können.
Während sie in sichtbar teurem Gewand zu ihm gekommen war, das mit Sicherheit nur von den besten Schneidern für sie gefertigt worden war, hielt er es für sich wesentlich legerer. Lederne Stiefel, die sich bis über seine Oberschenkel zogen, eine dunkle Hose und ein helles Leinenhemd mit einer einfachen Schnürung an seiner Brust, bekleideten ihn. Darüber trug er den Mantel, den er einst Freya geborgt hatte, als er sie aus dem Orakelwald zurück in den Felsendom geleitet hatte und der ihm bis zu den Knien reichte.
Fraglich also, ob er gerade erst gekommen war, oder schon wieder aufbrechen wollte.
Gleichgültig hingegen die Antwort, jetzt, da Syndra hier war. 


Sein ganzes Sein strahlte eine Macht aus, die schwer zu ignorieren war. Naheniel hatte sich die Dunkelheit zu eigen gemacht und diese hatte sich ihm unterworfen.
Obwohl das Lächeln auf seinen Lippen verspielt war, sollte es nicht über das hinwegtäuschen, was er berherrschte und bereit war jederzeit einzusetzen. Es mochte einladend wirken, doch würde Naheniel kein sich widersetzen oder einen Widerspruch dulden. 
Um seine Absicht zu unterstreichen, erhob er seine Hand und mit einem fast unmerklichen, aber umso gebieterisch wirkenden Aufzucken seines Mittel- und Zeigefingers gab er Syndra die Aufforderung, zu ihm zu kommen. 



 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Adrian
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#752

Beitrag: # 53587Beitrag Adrian »

Sein Blick fing kurzzeitig den der Jägerin auf. Adrian selbst hatte nichts gehört, aber ganz offenbar hatte Kenna etwas gesehen. Zu deutlich stand es nicht nur im Raum, sondern auch in ihr Gesicht geschrieben. Nicht nur ihre Worte, sondern auch der Ausdruck ihres Gesichts spiegelte die Verunsicherung wider, welche der Anblick in den spiegelnden Scherben in ihr ausgelöst haben musste.

Magie. Für einen Moment schloss er seine Augen. Eines wusste er ziemlich genau. Spiegel besaßen eine Macht. Sie waren Pforten. Sie vermochten ihrem Betrachter die ungeschönte Wahrheit zu eröffnen, Bilder aus den Tiefen der Erinnerung hervorzurufen oder aber auch Tore zu anderen Ebenen zu öffnen.

Adrians Verdacht manifestierte sich mit jedem Atemzug immer deutlicher durch die ihn umgebenden Fakten und Umstände. Magie. Langsam öffnete er die Augen nur um vor Kenna ebenfalls in die Hocke zu gehen und seinen Blick über die einzelnen Splitter hinweg wandern zu lassen, ohne einen länger als notwendig zu betrachten.

Der Spiegel war zerschlagen. Etwas, dass nur von außen geschehen konnte. Auch waren die einzelnen Scherben zu klein, als dass sie als Portal fungieren konnten. Weder hinein noch hinaus. Was verdammt war hier passiert? Adrian hegte immer weniger Zweifel daran, dass Naheniel seine Finger dabei im Spiel hatte. Er konnte bisher nur mutmaßen, was genau geschehen war. Allerdings war es vielmehr von Relevanz, die Adeptin selbst zu finden, als das Geschehen zu rekonstruieren.

Es war nicht mehr als ein angedeutetes Kopfschütteln. Doch das kühle Blau seiner Augen beschrieb eindeutig eine Warnung, keinen weiteren Blick zu riskieren. Ein Ermahnen, dass, wenn die Scherben ihr etwas gezeigt hatten, sie sich nicht von den Bildern und Illusionen einfangen lassen durfte.

Seine Augen strichen über Kenna hinweg, ein Blick, welcher ihr trotz aller Härte versichern sollte, dass er derselben Auffassung war. Allerdings schien Tanuri ihnen ausnahmslos suggerieren zu wollen, dass es einer Einbildung entsprang. Oder fehlte ihr tatsächlich die Sicht für das, was vor ihnen lag.

Kurz fuhr sein Blick lediglich über eine der Scherben hinweg, nur um selbst ungewollt für einen Atemzug an einem der Splitter hängen zu bleiben. Unmittelbar versteinerte sich seine Miene, während sich ein Schatten über seinen Blick legte. Eine Düsternis, die seine Züge jedweder Menschlichkeit beraubte.

„Es reicht Tanuri!“ Seine klare, bestimmende Stimme durchschnitt die Szenerie. Ein eisiges Timbre, getragen von einer klaren Forderung, welche eine deutliche Grenze aufzeigen sollte.

Seine Augen verengten sich kritisch und legten sich auf die Priesterin, um ihrem Weg beim Durchschreiten des Zimmers zu folgen. Hätte er etwas anderes erwarten sollen, als dass sie die Schuld bei ihnen suchte?
Ein eisiger Glanz von Missfallen durchzog seine hellen Augen, als jene nach dem das Tagebuch griff uns es auf das Bett warf, während sie beiläufig daraus zu zitieren begann. Worte, mit denen sie ihren Verdacht untermauern wollte. Hatte sie darin gelesen?

Für einen Moment des Unglaubens schüttelte er den Kopf, ehe er innehielt und ihn in die Schräge legte. Kühl wanderte sein Blick an Tanuri hinauf, während er sich langsam aufrichtete, sodass sein Schatten sich über die Scherben legen sollte. Unterkühlt, beinahe schon von einer Dunkelheit befangen, griff er ihren überheblichen Blick auf, der ihr versagen sollte, unmittelbar den Raum zu verlassen.

 „Wirklich Priesterin?“ Ein abfälliger Tonfall schlich sich in seine Stimme, bevor er sich kurz über die Lippen fuhr. Wenn sie ihm etwas zu sagen hatte, war es eine Sache. Jedoch forderte er von ihr den Weitblick, dass es nicht hierhergehörte, geschweige denn auch nur ansatzweise zur Aufklärung oder Auffinden der Adeptin beitrug. „Das ist alles, was euch einfällt?“

Eine Frage, die zu diesem Moment keiner Antwort bedurfte, sondern sie lediglich in die Schranken weisen sollte. Konnte sie es nicht sehen oder wollte sie es einfach nicht? Oder war er am Ende der Blinde?

„Es ist also offensichtlich, dass es ein Plan des weißen Pöbels war?“  Ohne ihren Blick freizugeben oder ihr einen unmittelbaren Einwand zu gewähren, fuhr der Dunkelmagier nüchtern fort.

Tatsächlich kannte er den weißen Prediger nicht. Nur seine scheinheiligen Worte, die jener vor längerer Zeit in den Straßen verkündet hatte. Doch traute Adrian ihm kaum so viel Geschick oder Taktik zu, um so weitreichend und tiefgehend zu planen, um bis an das Herz der dunklen Kirche zu greifen. Weder ihm noch seinem hörigen Vampir. Es wären zu viele Zufälle auf einmal.

Auch wenn er es in keiner Weise begrüßte, was auch immer Freya mit dem Pack zu tun hatte, so war er sich dennoch sicher, dass es in keiner Form mit ihrem Verschwinden zusammenhängen sollte. Dafür gab es wesentlich realistischere Szenarien als jenes Konstrukt, welches Tanuri zu errichten versuchte.

„Amüsant.“ Sein Tonfall nahm eine gefährliche Ruhe ein, die jedoch durchaus die lauernde Gefahr in der eisigen Stimmfarbe mit sich trug. Es war nur ein Blinzeln, mit dem er kurz zu Kenna sah, um sich mit dem nächsten Lidschlag der Priesterin wieder zu zuwenden.

„Sollte es mich überraschen, dass Ihr Euch dieser Fährte widmen wollt?“ Kurz nur bebten seine Nasenflügel, während das helle Blau seiner Augen unterkühlt, fast schon anklagend an ihr festhielt. Vorwürfe und Vorhaltungen. War das wirklich alles? Waren sie nicht zu alt für diese Kindereien?

„Treue, Vertrauenswürdigkeit und Ehrlichkeit?“ Seine Augen wanderten kurz zu dem kleinen Einband, welcher verloren auf der mit Daunen gefüllten Decke gebettet lag, bevor er abermals ungläubig den Kopf schüttelte. Leicht nur fuhr er sich über die Lippen, ehe er sich wieder Tanuri zuwandte

„Wollen wir über Versagen sprechen?“ Herausfordernd sah Adrian ihr direkt in die Augen. Ihm an dieser Stelle ein Versagen vorzuwerfen, während die Natter bereits nicht nur direkt an ihrer Brust lag, sondern das auserkorene Opfer in ihrem Würgeriff hatte, war ziemlich kurzsichtig.

Beherrscht versuchte Adrian seine Stimme seiner eigenen Meinung zu befreien und einen pragmatischen Tonfall zu wahren. Sachlich und nüchtern, auch wenn nicht nur die Wortwahl, sondern ebenso der Glanz, der in dem finsteren Zentrum seiner Augen vielsagend aufschimmerte, seinen Gedankengang selbst mehr als deutlich unterstreichen sollten.

„Es ist ja auch nicht etwa so, dass Naheniel Verbindungen in den inneren Kreis der Kirche oder der Legion hätte. Nahe Verbindungen, welche sich problemlos innerhalb der Legion bewegen könnten, Euer Vertrauen ganz offenbar genießen und jederzeit auch Zugang zu der Adeptin gehabt hätten.“ 

Nicht nur, dass Naheniel sich ungezwungen in Syndras Nähe bewegte und aufhielt. Die Magierin war nicht die einzige, die eine Verbindung zu ihm hatte. Wenn die Priesterin ehrlich zu sich selbst war, wusste sie, dass es weder Naheniel selbst noch eine ausgefeilte Magie brauchte, um die Adeptin aus dem Schutz der Legion zu holen. Der verdammte Bastard hatte seine Figuren überall. Sogar inmitten ihrer Bastion. Und alles, was der Priesterin einfiel, war, mit dem Finger auf ihn zu zeigen? Vertrauen und Ehrlichkeit.

„Ein guter Rat. Überlegt Euch genau, wem Ihr Verfehlungen zuschreibt." Ein eisiger Glanz überflog seinen Blick, bevor er das mit Blut behaftete Tuch mit seiner Hand fest umschloss. Freyas Blut, vielleicht noch frisch genug, um sie aufzuspüren, weshalb er sehr deutlich seine Worte enden ließ. „..und vor allem, droht mir nie wieder.“
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
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Gesichtsloser Erzaehler
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Registriert: Do 22. Jul 2021, 21:49

#753

Beitrag: # 53589Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

~~ Der rote Bischof ~~


Während der Worte des Mädchens hatte der Bischof seine Aufmerksamkeit nicht von ihr gewandt. Weniger, weil er durchaus von der Höflichkeit ihres Auftretens ein wenig beeindruckt war, sondern vielmehr weil er zu durchschauen versuchte, was sie von all den anderen in dieser Welt, die er seit viel zu langer Zeit seine Heimat nennen musste, unterschied. 

Nachdem sie ihre Bitte, der Messe schweigend zu folgen, ausgesprochen hatte, legte er nachdenklich seine Stirn in Falten. "Es ist lobenswert, dass du die Worte meiner Messe einer schnellen Abhilfe deiner derzeitigen Aufmachung vorziehst. Schließlich ist es nicht zu übersehen, dass dir kalt ist. Derlei strenge und konsequente Erziehung ist dieser Tage nicht mehr selbstverständlich."

Nicht selten war es ein Ärgernis für ihn gewesen, wie die Jungen zu ihm in die Priesterschule geschickt wurden. Zu viele von ihnen nur auf ihr eigenes Wohl und Bequemlichkeit bedacht. Das, was sie für ihre Unverfrorenheiten erfuhren, war allerdings gnadenlos und allerlei Verzogenheiten aus den elterlichen Häusern, hatte der Bischof, der damals noch Hohepriester war, ihnen allen innerhalb kürzester Zeit und ohne irgendwelche Hemmungen, ausgetrieben. 

In einem nächsten Lidschlag drehte er sich von Freya weg und richtete seinen Blick auf seine Schüler, die immer noch stocksteif und aufrecht standen und es wohl nicht einmal wagten, zu atmen, da der rote Bischof es ihnen bisher nicht gestattet hatte. 

Vielleicht aber war es ihnen auch unmöglich, da ihre Lungen, genauso wie die Schule, in der sie einst lebten, nur noch Asche und erkaltete Glut waren. 
 
"Die Messe ist für heute beendet. Richtet eure letzten Worte und Gebete still an euren Schöpfer und bittet ihn darum, dass er über die Verfehlungen, die ihr in eurem Leben erlaubt habt, angemessen richten wird." 

Aus den Augenwinkeln heraus suchte er wieder das schmale und blasse Gesicht Freyas und nickte ihr knapp zu. "Und du, folge mir. Dieses Mal etwas leiser, wenn dir das möglich ist. Weitere Störungen sind nicht wünschenswert."

Weiterhin würdigte er Haedinn keines Blickes. Seine Einladung galt nur dem Mädchen, nicht aber ihrem unwürdigen Begleiter. Wie konnte es sein, dass ein Getier, wie er es eines war, sich ungestraft in der Nähe einer Adeptin der schwarzen Kirche aufhielt?

Eine Frage, deren Antwort er von dem Mädchen noch einfordern würde. 
Vorerst jedoch ging er voran, führte Freya durch den Mittelweg zurück bis zum Altar.

Als er diesen erreichten, ließen die Schüler sich alle gleichzeitig wieder nieder und der Bischof hielt in aller Ehrfurcht inne, suchte nach der alles durchdringenden Macht des dunklen Meisters und berührte den Altar, auf welchem ein geschlossenes Buch lag. Ob es sich dabei um die Doktrin handelte, war unmöglich zu erkennen, denn der Einband, sowie auch die Seiten waren schwarz von Ruß. 


Für einige Zeit verharrte er in dieser Position, richtete eigene stumme Worte an seine ewige Majestät.

Langsam erhob er sich daraufhin wieder und deutete mit einer Geste seiner Hand zweien seiner Schüler aus der ersten Reihe, der Adeptin und ihm zu folgen. 

Gemeinsam schritten sie zur linken Seite der Kirche, Freya knapp hinter ihm, die beiden Schüler in gebührendem Abstand zu dem Mädchen und dem Bischof.

Etwas versteckt, hinter einer Ecke, fanden sie eine niedrige, einfache und von Holzwürmern sichtlich durchlöcherte Türe vor. Leise raunte er einem ihrer Begleiter zu, er solle für das Kind Speis und Trank bringen, während er dem Zweiten mit einem Nicken befahl, bei Freya und ihm zu bleiben.


Ohne Freya eine weitere Aufforderung zukommen zu lassen, betrat er die kleine Sakristei, die, genauso wie die gesamte Kirche, nur spärlich beleuchtet war. Massive, bis zur Decke reichende und aus dunklem Holz gefertigte Schränke standen an jeder Mauer und hinterließen ob ihrer Mächtigkeit ein erdrückendes Gefühl. Trotz des modrigen, feuchten Geruchs, der das Zimmer auf unangenehme Weise erfüllte, waren die wenigen, kleinen Fenster fest verschlossen, so dass keine frische Luft eindringen konnte. 

Mit weiten Schritten trat der Bischof an einen der Schränke heran und öffnete mit einem lauten Knarzen dessen Tür. Daraus hervor holte er einen einfachen Talar. Schlicht, ohne irgendwelche Stickereien, aus grau eingefärbten Leinen gefertigt und mit einer Kordel, die das Gewand auf der Höhe der Hüfte zusammenhalten sollte. 

Fein säuberlich legte er den Talar auf einen schmalen Tisch ab, der in der Mitte des Raumes stand. Die Gewandung würde Freya gewiss etwas zu groß sein, doch die Kirche war kein Ort für Eitelkeiten. Ohne ein Wort zu sagen, trat er von dem Tisch zurück, verließ den Raum aber nicht oder drehte sich gar in die andere Richtung, um dem Mädchen etwas Privatsphäre zu geben. 

Stattdessen jedoch, ließ er dem Schüler einen auffordernden Blick zukommen, Freya dabei behilflich zu sein, die sich am Rücken befindliche Schnürung ihrer Robe zu lockern. 

Das Kind mochte es wahrscheinlich gewohnt sein, von einer Frau angekleidet zu werden oder gar dabei vollkommen allein zu sein. Doch der Bischof lebte noch nach den alten Regeln und Gesetzen. Weder gab es Geheimnisse noch irgendwelche Scham. Vor Gott, da waren alle gleich.

Nackt wurden sie geboren und gleich ob Frau oder Mann, ob Junge oder Mädchen, nackt traten sie beim Ersuchen der Gabe der Wiedergeburt wieder vor seine Lordschaft. 


"Wenn du nicht den Tod einladen möchtest, dich abzuholen oder durch das Leid einer schmerzhaften Krankheit gehen willst, empfehle ich dir, dich zügig an der trockenen Kleidung zu bedienen. Denn Wärme wirst du in diesen in Stein gehauenen Kirchenmauern vergeblich suchen." 


 
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Syndra
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Registriert: Fr 27. Mär 2020, 20:37

#754

Beitrag: # 53590Beitrag Syndra »

Würde es ihr gefallen?

Verspielt kniff die Magierin die Augen zusammen. Eine sehr gute Frage. Zumindest, wenn man Syndra nicht kannte - oder wie sie selbst über die Bedeutung nachdachte und den Begriff für sich zu definieren begann.

Ohne Naheniels Geste daher wie ein läufiges Weibchen zu folgen, blieb Syndra im Türrahmen gelehnt. Vielmehr hielt sie an seinem Blick fest und erhob unter einem leichten Lächeln eine Augenbraue.

Schmeichelhaft wäre es vermutlich, wenngleich sie auf derartige Romantik nicht wirklich viel gab. Nach seinem abrupten Aufbruch in Halams Taverne wäre es ihr vielmehr eine angemessene Genugtuung, wenn auch sein Verlangen ihm unterbewusst ihren Namen im Schlaf hin und wieder einflüstern würde, nur um daran erinnert zu werden, was ihm entgangen war.

Erheitert musterte Syndra ihn, bevor sie ihren Blick prüfend über den schlichten Raum schweifen ließ. Ein schlichter Raum, in dem ein schlicht gekleideter Mann allein durch seine Aura hervorstach. Eine Präsenz, mit der er sie auf seine Weise in seinen Bann zog. Auch wenn sie es niemals aussprechen würde. Nein, sie konnte die Anziehung nicht leugnen, die er auf sie ausübte.

Dennoch sollte Naheniel nur nicht glauben, dass er sie dressieren konnte, wie ein kleines Hündchen. Ein solches Gebaren grenzte schon an einer leichten Selbstüberschätzung, mit dem er vielleicht anderen Frauen einen verliebten und verzückten Glanz in die Augen rufen würde. Aber sie war ganz gewiss keines dieser einfältigen Weibsbilder, die sabbernd dem geheimnisvollen Schönling nachliefen, nur um sich in seinem Schatten bewegen zu dürfen. Wenn das 'darüber hinaus' für ihn somit bedeuten sollte, dass sie nun das brave gehorsame Weibchen an seiner Seite mimen würde, würde sie ihn noch eines Besseren belehren.

„Sind wir das?“ Beinahe schon erheitert kräuselten sich ihre Lippen. Wohl kaum war sie erschienen, um im Türrahmen sein Antlitz zu bewundern. Allerdings lag es nicht in ihrer Natur wie ein höriges Haustier angelaufen zu kommen, wenn das Herrchen pfiff. Auch wenn ihre Verbindung über etwas Geschäftliches hinausging, so würde keiner von ihnen sein eigentliches Ziel für den anderen aus den Augen verlieren. Nein, zweifelsohne waren sie beide, so bedauerlich es sein würde, bereit den anderen dafür zu opfern, wenn es ihre Pläne erforderten. Oder nicht?

Unmerklich verengten sich ihre Augen, die unumwunden an seinem Blick hafteten, nur um ihm mit einem provozierenden Glanz in dem tiefen Blau zu begegnen. Spürbar spielte sie mit seiner fordernden Art, auch wenn sie wusste, dass es ein Maß brauchte, um ihn herauszufordern, aber es nicht auszureizen.

„Darüber hinaus?“ Erheitert musterte Syndra ihn abermals, ehe sie sich in einer fließenden Bewegung aus dem Rahmen löste und ihre Haltung straffte. Elegante Schritte mit denen sie das kleine Zimmer durchschritt und die nichtssagende Ausstattung zu beäugen schien. So war es scheinbar nicht mehr als eine beiläufige Handlung, dass sie ihren Umhang von den Schultern gleiten ließ, den sie schlicht auf die Bettdecke warf.

Jedoch war jede ihrer Bewegungen sehr wohl durchdacht und glich subtil einem Machtspiel, das ihn mit jedem Atemzug ihren eigenen Status vor Augen führen sollte. Jede Bewegung, mit der sie auf katzengleiche Weise hinter ihn trat, strahlte eine in jedweder Nuance überdachte Eleganz aus.

Leicht nur beugte sie sich über die Lehne hinweg, bedacht darauf ihn nicht zu berühren, so dass nur ihr Schatten über seinen Körper streichen sollte. Wie unverhofft der unvergleichliche, betörende Geruch von Moschus, Zedernholz und Jasmin Syndra einfing, damit hatte sie nicht gerechnet. Kurz nur senkte sie ihre langen Wimpern und sog den Duft ein, der durchaus Erinnerungen weckte. Sinnliche, wie auch gefährliche, doch sorgten beide dafür, dass sich das Lächeln auf ihren Zügen in ihre Stimme schlich. Ein kühler Atem, welcher wie ein zarter eisiger Luftstrom über sein Ohr hinwegstreifen sollte.

„Dann verrate mir doch, wo genau denkst du, befinden wir uns denn gerade?“
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
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-Freya-
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#755

Beitrag: # 53597Beitrag -Freya- »

Ein paar Minuten auf einer der Bänke hätten Freya ausgereicht, um sich auszuruhen. In der Nähe einer Feuerschale, von wo aus sie schweigend seiner Messe gelauscht und für einen Moment ihre Augen zugemacht hätte. Doch schien der Bischof andere Pläne zu haben.

Mit müden Augen folgte sie seinem Blick, als er sich seinen Schülern zuwandte. Jene eiserne Disziplin und ein scheinbar absoluter Gehorsam, welche jene dem Bischof entgegenbrachten, war einfach respekteinflößend, sodass das Mädchen bemüht war, keinen Laut von sich zu geben. Selbst ein einzelner Atemzug in der einkehrenden Stille vermochte es möglicherweise die Blicke aller auf sich zu ziehen oder den Unmut des Bischofs zu erregen.

Lautlos folgte sie ihm mit gebührendem Abstand durch den Mittelgang, bis er vor dem Altar stehenblieb. Jene Distanz respektvoll einhaltend, blieb auch Freya für einen Augenblick stehen und senkte andächtig ihre schweren Lider. Nicht um zu gefallen, ihm zu imponieren oder etwas zu beweisen, sondern vielmehr in er Hoffnung, dass Ogrimar ihre Worte erhörte. Eine stumme Bitte, sie aufwachen zu lassen, eingehüllt in eine warme Decke.
Freya wollte sich jedoch keine Schwäche anmerken lassen, auch wenn ihr Körper nicht nur aufgrund der Kälte, sondern auch der Erschöpfung selbst zitterte.

Sie war müde. Unendlich müde und ihr war bitterkalt. Das Knurren in ihrem Bauch war mittlerweile zu einem gedämpften Hintergrundrauschen geworden, denn das unangenehme Gefühl hatte sich längst zu einer Art Übelkeit ausgewachsen. Was würde sie für ein einfaches Ende von Milas frisch gebackenem Brot geben.

Schlaf, Wärme und Essen – alltägliche Annehmlichkeiten, die jetzt wie ein unerreichbarer Traum erschienen. In diesem Moment wäre sie beinahe bereit gewesen, ihre Seele dafür zu verkaufen.
Doch diese Erlösung blieb ihr verwehrt.

Ihre Augenlider hatten sich gesenkt, um die Dunkelheit dahinter willkommen zu heißen, doch das leise Rascheln des Bischofsmantels riss sie abrupt aus ihren Gedanken. Fast schon im ersten Moment erschrocken sah sie an seinem Rücken auf, doch hatte jener sein Zwiegespräch lediglich nur beendet. Fast hatte sie die Befürchtung gehabt, für einen Moment eingenickt zu sein, vielleicht sogar einen ungebührlichen Laut dabei von sich gegeben zu haben. Da sich der stechende Blick des Bischofs jedoch nicht erbarmungslos auf sie legte, sondern er sich der Sakristei zuwandte, schien diese Befürchtung vorerst unbegründet.

Ohne ein weiteres Wort schloss Freya sich dem Bischof an, stets darauf bedacht, sich an seine mahnenden Worte zu erinnern, weshalb sie sich anstrengte, sich lautlos zu bewegen und nicht zuletzt ein aufsteigendes Gähnen zu unterdrücken. Respekt war eines der höchsten Gebote, die ihr Vater ihr eingeprägt hatte, selbst wenn es ihr schwerfiel, auf den Beinen zu bleiben. Knapp nur blickte sie zur Seite, schaute, ob sie den Kater irgendwo in ihrer Nähe entdecken konnte. Doch viel Zeit hatte sie nicht, nach ihm unbemerkt Ausschau zu halten. Es war kein weiter Weg, bis sie in den kleinen Raum traten und nur am Rand ihres Blickfelds bemerkte Freya, wie sich die Tür bereits hinter ihnen schloss.

Ohne den Raum näher zu betrachten, schien auch jener einen leicht verfallenen Eindruck zu machen. Allein der umherschwebende, modrige Geruch kitzelte in der Nase.

Einer der Schüler war ihnen hinein gefolgt. Seine Anwesenheit war auch ohne, dass er einen Laut von sich gab, in ihrem Rücken war spürbar. Wo jedoch der zweite geblieben war, darüber konnte Freya lediglich mutmaßen.
Doch ihre Aufmerksamkeit lag auf dem Bischof, dessen gnadenlos durchdringender Blick sich wie ein Schatten auf sie legte. Sie wusste nicht einmal, ob der Kater ihnen hinein gefolgt war. Doch wagte sie es nicht, sich umzusehen, während die stechenden braunen Augen sie unbarmherzig einfingen.

Kurz nur streiften die blauen Augen über den schlichten Talar hinweg, welchen der Bischof auf den Tisch gelegt hatte. Ohne, dass sie darum bat oder eine Reaktion zeigte, spürte das Mädchen, wie man die Schnürungen ihrer Robe in ihrem Rücken lockerte.

Es war spürbar kein wohlgemeinter Rat, geschweige denn ein Akt der Barmherzigkeit des Bischofs gewesen. Deutlich war es eine Forderung, sich der nassen Kleider zu entledigen und scheinbar hatte er nicht vor, sich abzuwenden. War es eine leichte Unsicherheit oder war es die Kälte, die ihren Körper zittern ließ? Kurz senkte sie ihre Wimpern, als sich die Schnüre an ihrem Rücken lösten und der nasse Stoff ihrer Kleidung wie ein schwerer Sack an ihrem Körper herunterhing.

Tief sog sie den Atem ein. Ein Luftstrom, der ihre unterkühlten Lungen rasseln ließ. Freya war sich bewusst, dass zwei Augenpaare auf sie gerichtet waren. Trotz der Tatsache, dass sie in vergangenen Leben nackt aus den Flammen wiedergeboren worden war, fühlte sich das Entblößen vor Fremden anders an. Aber hatte sie eine Wahl? Die Umstände und nicht zuletzt seine Autorität raubten ihr diese.
Vorsichtig griff sie nach dem Saum ihrer Robe und zog das nasse Gewand über ihren zierlichen Körper hinauf. Die eisige Luft umhüllte sie dort, wo der nasse Stoff zuvor an ihrer Haut förmlich geklebt hatte und hinterließ eine zarte Gänsehaut an ihrem Leib.

Langsam und ein wenig ungelenk zog Freya den Stoff über ihren Kopf hinweg und befreite sich von der feuchten Kleidung. Der Zweck heiligte die Mittel. Ihr war bitterkalt, so dass sie im ersten Augenblick ihre Arme instinktiv um ihren Körper legen wollte, um sich vor der kühlen Zugluft und den Blicken zu schützen.

Ein Drang, dem Freya jedoch mit einem letzten Funken Willenskraft widerstand und stattdessen ihre Hände nach dem grauen Leinenstoff ausstreckte. Es war ein ungewohntes Gefühl, das Unbehagen in ihr auslöste. Noch nie war sich Freya dermaßen nackt vorgekommen. Ein Empfinden, bei dem sie schlicht und einzig ihrem Handeln selbst zuwandte und sich einzig und allein darauf konzentrierte, ohne dabei auch nur einem einzigen der Blicke, die auf ihr ruhten zu begegnen.

War es Scham, die ihre Wangen erröten ließ, oder war es die Kälte, die sie mit einem rosig schimmernden Schleier umhüllte?

Mit zitternden Händen griff sie nach dem Talar. Der Stoff fühlte sich nicht so weich an wie ihre Robe, aber er war trocken und würde ihr ein wenig Wärme spenden. Langsam ließ Freya den Stoff über ihren Kopf hinweg über ihre Hüften hinweg über ihren Körper gleiten.

Kurz schluckte Freya, um nach der Kordel zu greifen, die sie sich um die Taille legte, um den Stoff zusammenzuhalten und zudem eine angemessene Form zu verleihen.

"Ich danke Euch, Eure Eminenz" Entgegnete sie leise, fast von Demut geztragen, bevor ein leichtes Kratzen in ihrem Hals ihre Worte unterbrach und ihr die Luft abschnürte, sodass diese sich in einem lautstarken Husten unmittelbar verloren.


 
Bild

♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


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Tanuri
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#756

Beitrag: # 53598Beitrag Tanuri »

Verwunderlich, dass Adrian es immer noch nicht gelernt hatte, mit welcher Tonart er ihr begegnen sollte. Eigentlich war sie der Meinung, dass sie bei ihrem letzten Aufeinandertreffen dahingehend sehr deutlich gewesen war. Erneut - wie bereits viele Male zuvor - zeigte sich aber, dass ihre Worte wohl nicht deutlich genug für ihn gewesen waren. Oder waren es gar die seinen, denen sie keinen Glauben schenken durfte?

Mit tiefster Arroganz und geringschätzigen Aufzucken ihrer Mundwinkel, welches wohl einem Lächeln gleichen sollte, bedachte sie den Dunkelmagier. Ernüchternd, wie täuschend doch die Schatten und die Dunkelheit sein konnten. Ähnlich den Worten, die sie gehört hatte. 


Vorerst jedoch lauschte sie seinen Aussagen - oder waren es gar schon Vorhaltungen? mit einem recht unbeeindruckten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Wozu an dieser Stelle wertvolle Zeit und Kraft darauf  verschwenden, ihn an seine eigenen Worte und Taten zu erinnern? Zugegeben, eine gewisse Freude und Wohltat hätte es Tanuri durchaus bereitet, so einiges in Erinnerung zu rufen, jedoch stand ihr eigenes Ego hier nicht im Vordergrund. Ob man das aber von allen behaupten konnte? Schwerlich einzuschätzen. 

"Zunächst einmal möchte ich eines bereits im vornherein klarstellen: In dem Tagebuch habe ich nicht gelesen." Natürlich könnte sie nun eine Litanei darüber herabbeten, wie enttäuschend es doch war, ihr solch ein Handeln zuzutrauen. Es wäre aber vollkommen sinnlos, da sich das Bild über sie ja nicht bereits jetzt, sondern schon vor langer Zeit gebildet hatte. Selbstverständlich nicht nur von ihm.

Nicht nur trugen die Wände in der Legion Flüstereien gerne weiter, sondern auch die Mägde und Stallknechte hatten Ohren, die ein jedes noch so unbedachte Wort gerne aufschnappten und nachplapperten. Es wäre lächerlich, gar dumm, zu denken, dass auch nur irgendjemand verstand und begriff, wer sie war. Da Dummheit allerdings ihrer Einschätzung nach nicht nur eine Einschränkung des Geistes, sondern noch dazu eine Sünde vor dem Herrn war, war das nichts, was in ihrer Lebenswelt einen Platz einnahm und die sie deshalb konsequent aus aus ihrem eigenen Wesen ausschloss.


"Euer Stolz und Eure Einstellung mir gegenüber ist nicht nur unangemessen, sondern noch dazu äußerst kontraproduktiv." Erhoben war ihr Haupt, als sie jenes auf das Tagebuch Freyas richtete. "Ich kenne meine Grenzen. Fraglich ist allerdings…" , und mit jenen Worten wandte sich ihr kalter und unerbittlicher Blick wieder an Adrian, "ob Ihr auch die Euren kennt?" Wiederum strich die Süffisanz über ihr Gesicht hinweg. Es war eine Frage, für die sie keinerlei Antwort einforderte, da sie ganz genau wusste, dass nicht nur sie jene bereits ganz genau kannte. 

Lange genug war sie, Tanuri, Teil eines Schauspiels gewesen. Hatte ihre Rolle gespielt, war dem Drehbuch gefolgt. Doch jetzt wendete sich die Geschichte, ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen und sie würde sich nicht länger als vergnüglichen Spielball zur Verfügung stellen, an dem man sich bediente, wenn die Langeweile oder die Unausgeglichenheit es gerade zuließen. Ohne ihren Blick auf jemand Bestimmtes in dem Raum zu richten - waren sie ohnehin nur zu dritt und sich selbst musste sie bei ihrer Reflexion gewiss nicht betrachten - führte sie, ganz für sich selbst, ihren Gedankengang zu Ende.

Weder sie, oder jemand der sich als wahrhaftiger und treuer Anhänger ihrer Gilde und der Führung jener bewiesen hatte, musste sich dafür benutzen lassen, damit andere sich zu etwas erhoben, was sie nicht waren und was sie niemals erreichen würden - so sehr sich auch auf verschiedenste Art und Weise darum bemüht wurde. 

In gewisser Weise war es schon bemitleidenswert, wenn die glänzende Medaille, als die man sich gerne darstellte, keine zwei, sondern nur eine, nach kurzer Zeit recht eintönige und noch dazu durchschaubare Seite darbot. 
Wie gerne hätte sie sich weiterhin in diesen für sie erheiternden Überlegungen verloren, aber die Zeit drängte. 

Und so ließ sie, ohne mit der Wimper zu zucken, Adrians weitere - nicht gerade unterschwelligen - Vorhaltungen über sich ergehen. Ihre Stimme hingegen war umso kräftiger, umso schneidender und selbstüberzeugter, als sie jene zur Antwort erhob:
"Nur zu Adrian, sprecht es aus, was Euch auf der Zunge liegt." 


Wie amüsant sie doch waren, die unterschwelligen Herausforderung und Kritik, die er in den Raum stellte. War es ihm etwa zuwider oder traute er sich einfach nicht, offen auszusprechen, was er über Tanuri wusste? Mit einem Hauch von aufgesetztem Bedauern, bedachte sie ihn, sowie auch Kenna. Müsste er sich am Ende vor seiner süßen Freundin erklären und ihr sagen, warum er sie nicht ins Vertrauen gezogen hatte? 

Überheblich war das Aufzucken ihrer Braue, als sie die Türklinke nach unten drückte und die Tür aufschwang. Nun, Adrian würde von nun an Gelegenheit genug haben, sich über seine kleine Provokation und die Erklärung dieser, Gedanken zu machen. Denn nach Tanuris eigenem Empfinden gab es an dieser Stelle nicht mehr viel zu sagen. Sollte es dem Dunkelmagier oder der Bognerin danach sein, noch weitere Erkenntnisse auszutauschen, sollte ihnen selbstverständlich weiterhin die Gelegenheit dafür gegeben werden. 

Natürlich könnte die Priesterin mit ihnen hier verweilen und gemeinsam mit ihnen die einzelnen Meinungen und Positionen zu der Thematik, um Freyas Verschwinden bis ins kleinste Detail ausdiskutieren. Allerdings, wenn man seinen Blick und seinen klaren Geist auf die Angelegenheit richtete, würde dies zu keinem nennenswerten Resultat führen. Freya würde verschwunden bleiben. Das war ein Fakt. Und nur diesem galt es, sich anzunehmen. 

Für Tanuri gab es deshalb nur einen einzigen Weg: Jenen des Handelns.

Und sie wusste genau, wohin man gehen musste, wenn man nach etwas suchte - ganz gleich ob Mensch oder Ding. 

Sie wusste, wer die Kunst und die Reichweite besaß, nahezu alles zu finden, wonach man suchte und wonach man verlangte, solange nur das Gold ausreichend war, welches man für das, was man wollte, bot. 

Entgegen etwaiger Mutmaßungen, war es ihrerseits kein kindisches Wetteifern darum, wer über das Verschwinden Freyas recht behalten sollte. Nach wie vor galt für sie nur eins: Sie zu finden und nach Hause zu bringen. Egal, welche Varianten derzeit auf dem Tisch lagen, nichts davon durften sie auf die leichte Schulter nehmen. Sollte es die weiße Kirche sein, die ihre verdorbenen Finger im Spiel hatte, war das nicht weniger ernst zu nehmen als Naheniel. 

Wäre ihre eigene Vermutung richtig, bedeutete das, dass die Weißgeflügelten wussten, das Freya der Schlüssel war. Würde sich ihre Annahme bewahrheiten, so war das Kind vor nichts und niemandem mehr sicher. Eine letztes Mal glitt ihr Blick über das Tagebuch hinweg, das von ihrer Schülerin geführt wurde, seit jener das Schreiben beigebracht worden war. Tanuri war nicht kurzsichtig, sie wusste, was ihr Bruder konnte, was er wollte und zu was er fähig war. Dennoch wollte und konnte sie die niedergeschriebenen Worte ihrer Schülerin nicht einfach ignorieren. "Jene Reise mit dem weißen Priester…."

Jeder, der um den Schlüssel wusste, um dessen Bedeutung und um dessen Macht, begehrte ihn und würde ihn für sich selbst benutzen wollen. Umso dringlicher war es, ihn zurückzuholen.
Zu seiner Hüterin. 


"Es ist weder ein Spiel noch ein Kampf. Wenn Ihr allerdings denkt, etwas beweisen zu müssen, nur zu." Sie hatte sowohl Kenna als auch dem Magier bereits den Rücken zugedreht und war dabei, die Schwelle der Türe zu übertreten, um das Zimmer zu verlassen.

Mit einem Gedanken, dem sie im letzten Augenblick beschloss, Ausdruck zu verleihen, hielt sie inne und sprach deutlich und mit fester Stimme, jedoch ohne dabei ihre Augen zu den beiden Anwesenden zu wenden:
"Trotzdem bin ich neugierig: Wer wird wohl schneller darin sein, die Spur des Mädchens aufzunehmen? Der einsame, schwarze Wolf, der niemandem vertraut und nur des Nachts aus seinem Versteck kommt, um im Schutz der Dunkelheit und der Schatten seiner Wege zu gehen? Der Ungreifbare, der nur dann, wenn sich die undurchdringliche und geheimnisbewahrende Finsternis über das Land gelegt hat, zeigt, wer er wirklich ist?"

Ihre Worte verklangen und genüsslich ließ sie die Sekunden, die sich zum zerreißen gespannt aufluden, vergehen, bevor sie nun doch einen kurzen Blick über ihre Schulter hinweg wagte und mit einem berechnenden und durchaus provokanten Aufblitzen ihrer Augen, jene Herausforderung aussprach, von der sie wusste, dass sie nicht nur verstanden wurde, sondern durchaus auch das von ihr gewollte Ziel traf.

"Oder ist es gar der verschlagene Fuchs, der sich bei Tag und auch bei Nacht durch das Unterholz schleicht, aufmerksam seine Ohren spitzt und nicht nur ein unerhebliches Wissen sein Eigen nennt, sondern noch dazu Verborgenes und Verloren geglaubtes aufzuspüren und zu bringen weiß und so manches Begehr mit dem, was er besitzt, stillen kann?" Mit einem überheblichen, fast schon gleichgültigen Schulterzucken wandte sie sich endgültig von den beiden ab und trat hinaus auf den Flur. Ob die Tür hinter ihr ins Schloss fiel oder offen blieb, hörte sie schon nicht mehr.

Ohnehin war es ihr gleichgültig - d
enn ihr nächstes Ziel lag bereits vor ihr: Sturmkante.
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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Gesichtsloser Erzaehler
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#757

Beitrag: # 53601Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

~~ Der rote Bischof ~~



Es waren keine lüsternen Blicke, die der rote Bischof dem Mädchen zuwarf, während sie sich entkleidete. An derart weltlichen Begierden zeigte er kein Interesse. Genauso wie alle anderen Gläubigen des einzig wahren Gottes war sie nur eins: Ein Geschöpf und ein Beweis seiner Allmacht. 

Allerdings entgingen ihm die feinen Narben auf den dürren Armen des Kindes nicht, während sie sich ihrer nassen Robe entledigte. Fraglich durchaus, wo sie sich jene zugezogen haben mochte. Sie wirkten auf ihn nicht, als wären sie durch die Arbeit an Rosenbüschen entstanden. Nach Blessuren eines Kampfes sahen sie allerdings auch nicht aus. Bevor er aber seine Überlegungen fortsetzen konnte, fiel ihm das feingliedrige Mal an Freyas Unterarm auf. Und genau dieses war es, das ihn nach Luft schnappen ließ.

Unmöglich. 


Er erkannte es sofort, denn vor Jahrzehnten hatte es sich unauslöschlich in sein Gedächtnis gebrannt. Es war dieselbe Zeichnung, die der Schöpfer oder auch der Erschaffer, wie viele ihn in dieser Welt nannten, auf seinem Nacken trug. Saß sie nun direkt vor ihm, die Möglichkeit endlich Vergeltung für das auszuüben, was ihm angetan worden war?

War Freya etwa seins? Sein Abkömmling? Sein Kind? Oder eine Abspaltung seiner widerwärtigen Seele?

Denn bei all den Kreaturen die dem Bischof über die Jahre hier begegnet waren, hatte er jene Zeichnung kein einziges Mal gesehen. Das was da dürr und zitternd vor ihm stand, und sich als Adeptin der schwarzen Kirche ausgab, war wohl weitaus mehr.

Vielleicht war sie tatsächlich jene Waffe, nach der er gesucht hatte. Die Möglichkeit, um aus dieser Welt auszubrechen, sie zu verlassen, sie zu zerstören und damit auch ihn, der für all das Leid, das sie zu tragen hatten verantwortlich war.


Mittlerweile war Freyas Haut wieder vollkommen bedeckt von dem Talar, den der Bischof für sie bereit gelegt hatte und der andere Schüler betrat mit leisen Schritten die Sakristei. Vor sich trug er ein Tablett, auf welchem sich ein dampfendes Getränk befand, genauso wie eine Schüssel mit einem kräftigen Eintopf und zwei Stücken Brot. 
In der Kirche des Bischofs gab es keinen Überfluss. So war auch das Essen immer einfach, aber nahrhaft. Sie alle mussten ihre Kräfte dafür sammeln, wenn der Tag kam, an dem sie ihr Gefängnis verlassen und ihre Rache ausüben durften. 

Das Mädchen war ausgehungert und geschwächt genug, dass es nicht lange dauerte, bis es in aller Eile zugriff. Schweigend beobachtete der Bischof sie dabei, wie sie versuchte, ihren Hunger zu stillen. Einen Hunger, den er nur zu gut kannte. Aber sein Hunger war getrieben war von der Gier, seinen Hass zu stillen und diesen für immer zu befriedigen.

Ohne, dass sie es bemerkte, drehte er sich erneut zu einem der Schränke, zog eine der Schubladen auf und holte daraus ein kleines Fläschchen hervor, welches er sogleich entkorkte. 
Mit langsamen Schritten trat er an den Tisch heran und sein Blick fiel auf den schwarzen Schopf des Kindes.

"Eure Eminenz." Wiederholte er leise die Worte Freyas in die Stille hinein, die nur erfüllt war von dem Kratzen des Löffels in der tönernen Schale. "Die Eminenz einer verlorenen und verbotenen Welt."

Während er sprach, hob er seine Hand, deren Haut gräulich krank verfärbt war und streute den Inhalt des Fläschchens über den Kopf des immer noch essenden und trinkenden Mädchens aus.
"Weder ist es mir gestattet zu sterben, leben darf ich aber auch nicht." Es war feinster Sand, der sich glitzernd über das tiefschwarze Haar legte und sich von diesem aus langsam auf das blasse und erschöpfte Gesicht Freyas verlor. Und so wie dieser ihre Wimpern und ihre Augen berührte, wurde die Stimme des Bischofs für sie immer undeutlicher. Ganz so, als wäre er gar nicht mehr bei ihr, sondern bereits weit entfernt.

Seltsam verzerrt und kaum noch zu verstehen und doch immer noch hörbar.
"Viel zu lange muss ich mich bereits seinen Gesetzen beugen und egal wo ich suchte, nichts wollte mir die Hoffnung geben, meinem Schicksal zu entkommen, welches er für mich ausgesucht hat."

Der Schlafsand entfaltete bereits seine volle Wirkung und zog Freya hinab in die unberechenbare Welt der Träume. "Mit Dir, Freya, scheint sich das Blatt aber nun zu meinen Gunsten zu wenden."


Bevor der Körper des Mädchens nach vorne kippte, griff der Bischof nach ihrer Stirn und legte ihren Kopf vorsichtig auf den Tisch neben der Schale. Dann drehte er sich von ihr weg und einzig mit einem ruckartigen Deut seines Kopfes und eines Glimmens seiner Augen, befahl er einem der beiden Schüler, Freya aufzuheben, sie zu tragen und ihm zu folgen.

Hinaus aus der Sakristei, zurück in die Kirche, um von dort aus die Stufen hinab in die Katakomben der Toten und von dort aus zu den Verliesen zu bringen, wo sie vorerst ihre Schlafstätte hinter einer festen hölzernen Türe, auf einem einzig aus Stroh und einer alten, zerlöcherten Decke bestehenden Bett, finden sollte. 




 
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Haedinn
Bauer / Bäuerin
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#758

Beitrag: # 53602Beitrag Haedinn »

Wie überaus unhöflich es doch war, ihn nicht auch zu einem Tee und Gebäck einzuladen. Als der Bischof sich umdrehte und Freya ihm artig folgte, quittierte er seine Meinung über den Kirchenmann mit einem leisen Fauchen. 
Mehr traute er sich allerdings vorerst nicht. Es war das Refugium des Bischofs, noch dazu jenem eines Gottes, der weder Güte noch Nachsicht kannte. Haedinn hing an den wenigen Leben, die ihm noch blieben, weshalb er sich zunächst dem unerfreulichen Gebaren des Mannes beugen musste.

So war das Ganze aber auch einfach nicht geplant gewesen. Nur aufwärmen hätte sie sich sollen, das kleine Menschenmädchen. Im Dorf hätten sie bestimmt noch Kleidungsstücke gefunden und etwas zu essen und schwupps, wären sie weitergewandert. 
Was konnte Haedinn schon dafür, wenn das Kind heiter weiterredete, obwohl er sie strikt unterwiesen hatte, dies nicht zu tun? Voll des Unmuts schüttelte er seinen großen Kopf und beobachtete aus den schmalen Schlitzen seiner Katzenaugen, wie der Bischof sich zunächst noch vor dem Altar niederließ nur um kurz darauf mit Freya in einem Raum der hinter einer großen Säule verborgen war zu verschwinden. 

"Bleib in ihrer Nähe." Wenn er gewusst hätte, wie schwierig sich schon allein diese kleine Anweisung gestaltete, wäre er dem Geschäft, welches er geschlossen hatte, eventuell mit weitaus weniger Optimismus entgegen getreten. Wie nah war nun Nähe? Sie war in einem anderen Raum, allerdings befanden sie sich alle noch in der Kirche. War das nun nah genug, oder nicht? 

Nun, vielleicht konnte er es jetzt wagen, da der Bischof ihn nicht mehr sehen konnte, ihnen nachzuschleichen?

Wachsam glitten die Augen Haedinns zu den Schülern, die wieder saßen, um weiter in ihre Gebete zu versinken. Seltsam, dass von ihnen keinerlei weitere Reaktion erfolgte, als er langsam, Schritt für Schritt näher an den Mittelgang herantrat. Bemerkten sie ihn nicht oder hatten sie tatsächlich keinerlei Interesse an ihm? Letzteres wäre doch etwas beleidigend für einen Kater wie ihn. In diesem Fall allerdings durchaus zuträglich, denn so konnte er sich ohne aufgehalten zu werden in Richtung des Menschenmädchens und des Bischofs begeben. 


Trotzdem .... etwas kribbelte ihn in seinen Pfoten. Haedinn war vieles gewohnt und hatte vieles gesehen. Diese Form der Stille, die in der Kirche nun herrschte und die Starre der betenden Schüler, jagten selbst ihm eine Gänsehaut über seinen nahezu felllosen Körper. Irgendetwas stimmte hier nicht, wollte nicht ins Bild passen. Was es aber genau war, wollte sich dem Kater nicht erschließen.

So setzte er vorerst eine Pfote nach der anderen auf den Boden und entließ dabei zu keiner Zeit die Gesamtsituation aus seiner Aufmerksamkeit. Das Leben als Kater brachte so einige Vorteile mit sich. Nicht nur, dass man mehr sah, man hörte auch mehr. Selbst den Atemzug eines noch so kleinen Mäuschens, welches versuchte, sich in einem großen Weizenfeld zu verstecken. Umso verstörender war es für ihn, dass er rein gar nichts wahrnahm. Kein Atmen, kein Lid- oder Herzschlag. Das beunruhigte ihn durchaus, war er einer derartigen Sachlage bisher noch nicht begegnet.


Als auch er auf der Höhe des Altars angekommen war, drehte er sich in die Richtung der sitzenden Gestalten. Wie versteinert saßen sie auf ihren Plätzen, als wäre kein Leben in ihnen. Haedinn legte seinen Kopf in die Schräge und beobachtete eine Weile einen jeden einzelnen von ihnen, wartend auf irgendeine Reaktion ihrerseits. Doch nichts geschah. Es schien, als hätte der Bischof ihre Geister mit dem Verlassen des Kirchenraums mit sich genommen. 

Haedinn biss sich mit einem seiner scharfen Reißzähne auf seine ledrige Lippe. Nein, es war tatsächlich keine gute Idee gewesen, Freya ausgerechnet hierher zu bringen. Aber andere Optionen waren ihm doch nicht geblieben. Der Abstieg in das Dorf war noch weit und das kleine Menschenbündel war kurz davor gewesen, dem freundlich lächelnden Tod die Hand zu schütteln und sich hüpfend auf seinen Kutschbock zu begeben. Was also hätte er tun sollen? Es war die einzige Ausrede, die er derzeit für diese missliche Situation parat hatte. 

Obwohl es nicht nötig war, schlich er geduckt weiter in die Richtung der Sakristei, während sein knöcherner Schwanz nervös hin- und herzuckte. Wie aus dem Nichts trat jener Schüler an ihm vorbei, der ein Tablett mit Speiß und Trank vor sich hertrug und sogleich in den Raum verschwand, in dem sich Freya und der Bischof befanden. Verflixt noch eins, wo war die Gestalt so plötzlich hergekommen? Wieso hatte Haedinn ihn nicht wahrgenommen? Verließen ihn in diesen Gemäuern seine Katzensinne? Jedoch erschnupperte er durchaus das kleine Mahl, welches sich auf dem Tablett befand. Er roch den Eintopf aus Fleisch, Gemüse, Kartoffeln und Suppe. Ebenso wie die wärmende Milch, die mit Honig gesüßt war und durch einen Hauch Zimt gewürzt worden war. Fast schon schmeckte er das Getränk auf seiner rauen Zunge. Nein, mit seinen Sinnen war alles in Ordnung. Warum aber hörte er dann keinen Atemzug von den Gestalten auf der Bank und spürte nicht einmal ihre Präsenz? 

Und wie konnte es sein, dass der Schüler einfach an ihm vorbeiglitt? 

Die Türe der Sakristei war verborgen hinter einer breiten Säule, die weit nach oben bis zur Kirchendecke reichte und so war es Haedinn von seiner derzeitigen Position aus nicht möglich, einen freien Blick in das Mittelgewölbe der Kirche zu haben. Unsicher sah er noch einmal zu der Türe, die sich vor seiner Schnauze wieder geschlossen hatte. Er musste seiner Neugier einfach nachgehen und so entfernte er sich wieder einige Schritte, um freie Sicht zu haben. Was er sah, ließ ihn erstarren. Sie alle waren verschwunden. Ein jeder einzelne Schüler. Niemand von den Gestalten in den Kutten mit den verbrannten Gesichtern war zu sehen. Als hätten sie sich in Luft aufgelöst. 

Wie konnte das sein? Gerade eben waren sie doch alle noch hier gewesen? Haedinns Kopf mochte ihm selbst so einige Male Scherze spielen, was nicht nur dem hin- und her zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit geschuldet war, sondern gewiss auch dem ein oder anderen Besuch bei Fungus. Großteils aber war er bereits so zur Welt gekommen.
Nicht verrückt. Seine Realität war eben nur etwas anders als die der anderen. 


Doch das was er sah, beziehungsweise eher nicht mehr sah, war nicht seinem oftmals wirr laufenden Geist geschuldet, dessen war er sich sicher. Gerade als er sich wieder der Türe zuwenden wollte, um schnellstmöglich Freya aus dem Raum dahinter herauszuholen öffnete sie sich ganz von allein. Und das was er sehen musste, gefiel ihm so überhaupt nicht. Der leblose Körper des Menschenmädchens wurde getragen von einem der Anhänger des Bischofs und hing schlaf über dessen Arme. 

War sie tot?
Unablässig zuckten seine großen Ohren auf. Nein, er konnte ihn hören, ihren kräftigen Herzschlag und das Rasen ihres Blutes durch ihren kleinen geschwächten Körper. 


Seine Augen wanderten hinüber zu dem Bischof und als die Blicke der beiden sich kreuzten wurde für Haedinn plötzlich alles schwarz. 

 
Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
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Naheniel
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#759

Beitrag: # 53610Beitrag Naheniel »

Gierig sogen seine Augen eine jede Bewegung Syndras auf. Viel zu selten war ihnen die Gelegenheit gegeben, Zeit miteinander zu verbringen. 
Bisher waren sie noch nicht zur Vorsicht gezwungen, sondern zeigten sich relativ offen miteinander, wenn auch nach seinem Geschmack derzeit etwas zu selten.

Natürlich war es ein Teil von gewollter Provokation seinerseits, sich an Syndras Seite zu zeigen und allen deutlich vor Augen zu führen, welche Art von Beziehung sie miteinander führten. Nämlich eine, die fernab war von einer flüchtigen Bekanntschaft.
Das Gegenteil war viel eher der Fall. Eine Feststellung ihrer Form des Verhältnisses, die er mit einem zufriedenen Aufzucken seiner Mundwinkel quittierte. 
Aber es war nicht nur seine mehr als deutliche Anmaßung, sich ausgerechnet gemeinsam mit der Nordfrau zu zeigen, die in ihm ein Wohlgefallen auslösten. Sondern es war auch der Reiz selbst, der von ihr ausging und auf ihn auf wirkte. 


Derzeit konnten sie beide sich gemeinsam noch überall zusammen sehen lassen, ob nun Hand in Hand, versunken in wilden, leidenschaftlichen Küssen oder in geheimnisvolle Gespräche vertieft.
Wie lange das aber noch der Fall sein würde, war allerdings bereits abzusehen.
Wobei, gerade das wäre der Teil des ganzen Spiels, der zumindest ihm ganz besonders zusagen würde. Unsicherheiten, Zwietracht und Misstrauen zu verbreiten, lag ihm nicht nur, sondern bedeutete für ihn auch eine Überlegenheit in vielerlei Hinsicht.
Eine davon war es, die Reihen der Gilde zu spalten und zu entzweien und sie genau dadurch zu entmachten.

Während Syndra sich mit ihrem reizvollen Körper nahezu fließend durch den Raum bewegte, legte er seinen Ellenbogen auf der Lehne des Sessels ab und platzierte auf seiner Hand sein Kinn. Nachdenklich strich er sich mit seinem Zeigefinger über seinen Mund und seinen Bart, während er über die vergangenen Tage nochmals sinnierte. 


Erste Schritte, das Vertrauen Freyas zu ihrer Gilde und zu seiner Schwester ins Wanken zu bringen, waren bereits mehr als zufriedenstellend gelungen.
Und dabei hatte es nicht einmal viel Kraft und Zutun seinerseits bedurft. Es gestaltete sich um ein so Vielfaches einfacher, als er angenommen hatte, fast schon konnte man meinen, dass ihm die Vorteile freiwillig in die Hände gespielt wurden.
Allein schon die Begegnung zwischen Freya, Lorena und ihm war nur ein winziges Bruchstück, das am Ende jedoch eine enorme Auswirkung besaß.

Nur durfte er jetzt nicht übermütig werden. Schließlich gab es auch immer noch seinen alten Weggefährten Adrian, der ihn mit seinem Fluch zugegebenermaßen überrascht hatte. Nicht in die Knie gezwungen, aber mit dieser Form des Zaubers gerechnet, das hatte Naheniel nicht. Auch wenn es ihm nicht gefiel, seinem einstigen Freund und jetzigen Feind das zuzugestehen: Diesen Zug hatte Naheniel Adrian nicht zugetraut. Es war ein gefährlicher Schritt, den der Dunkelmagier mit dem Fluch gewagt hatte.

Was wäre gewesen, wäre es außer Kontrolle geraten? Wenn Adrian sich um das Band zwischen Naheniel und Freya bewusst war, hatte er ihr Leben dann mit derartiger Leichtigkeit aufs Spiel gesetzt? Oder steckte am Ende wesentlich mehr dahinter? Etwas, was für Naheniel bisher noch in den Schatten verborgen war?


Selbstverständlich würde er auch alle anderen, die sich mittlerweile ihren Platz auf der Spielfläche gesucht hatten, nicht unterschätzen.

Gerade auch nicht jene Schönheit, deren Schatten soeben über seinen Körper hinwegstrich, diesen nahezu streichelte und eine lang unterdrückte Begierde nach ihr erneut weckte. 
Als er zu ihr aufsah, fing er sie mit seinen hellen Augen und einem durchdringenden und gleichsam einladenden Lächeln ein. 

"Du, meine Teuerste, befindest Dich gerade über mir. Nicht, dass ich diese Position von Dir nicht auch in gewissem Maße und zu gewissen Anlässen genießen würde."
Der verspielte Klang in seiner Stimme, sollte sie nur umso mehr locken, sich zu ihm herabzubeugen. "Lässt Du mich freiwillig den Geschmack Deiner Lippen kosten oder muss ich Dich erst dazu zwingen?"

Dunkel war der Glanz, der sich dem Blau seiner Augen bemächtigte, als er sich mit seiner Zunge über die Lippen strich und seine Nase frech krauste.
"Hm, der Gedanke an letztere Option gefällt mir durchaus."
Das Lächeln auf seinen Zügen war verschlagen, als er ihr aus seinem Augenwinkel heraus zuzwinkerte und mit warmer Stimme weitersprach.
"Aber Du bist mein Gast. Ich wäre untröstlich, wenn ich mir nachsagen lassen müsste, dass ich unhöflich und besitzergreifend gegenüber einer Dame wäre." 


 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Syndra
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#760

Beitrag: # 53615Beitrag Syndra »

Halb nur senkte Syndra ihre Wimpern bei seinen Worten. Selbstverständlich hatte Naheniel eine passende Antwort auf ihre Frage. Eine, die ihren Lippen ein feines Lächeln abringen sollte. Kaum wären ihre Worte weniger ausweichend oder vielsagend in diese Hinsicht gewesen. Doch neben seiner Anziehungskraft übte auch seine Undurchschaubarkeit, das Geheimnisvolle und Gefährliche an ihm einen besonderen Reiz auf sie aus.

Langsam richtete sich die Magierin auf, nur um auf raubtierhafte Weise um den Sessel und ihn herumzugehen. Syndra wusste, dass er sie auf seine Art zu manipulieren verstand, und durchaus auch auf andere Weisen benutzte. Wie armselig wäre sie, würde sie dies weder bemerken noch ohne eigene Vorteile und Absichten hinnehmen. Im Gegenteil, durch Naheniel standen ihr weit mehr Optionen offen.

Schließlich hätte Syndra auch ohne ihn den Weg in die Legion gesucht und dem Bündnis Tanuris zugestimmt. Nicht, dass die Priesterin sie mit offenen Armen empfangen hatte oder sie selbst zu ihr im Staub gekrochen wäre, aber für sie beide hatte hier durchaus der Grundsatz galt ‚der Zweck heiligt die Mittel‘ gegolten.

Die Magierin hatte sich in das Gefüge der Legion eingebracht. Zumindest soweit es ihr Stolz erlaubte. Etwas, dass der Mann vor ihr durchaus für seine Interessen begrüßte. Die Frage war jedoch, wer am Ende tatsächlich für sie von Nutzen war und wie lange oder ob es sich eines Tages als Lüge oder Ballast entpuppen würde? Es wäre bedauerlich, wenn. Immerhin hatte sie durchaus Gefallen an dem dunklen Magier gefunden.

Naheniel war immerhin nicht wie die gewöhnlichen Männer. Er war anders. Reizvoll, dunkel, konsequent und fordernd. Eigenschaften, die ihr imponierten und sie auf seine Weise in seinen Bann zogen. Ein Risiko durchaus. Es barg sicherlich Gefahren, sich auf jemanden einzulassen und erst recht auf ihn. Ein Spiel mit dem Feuer, bei dem man sich selbst oder seine Ziele schnell aus den Augen verlieren konnte.

Ein vielsagendes Glimmen durchzog ihre Augen, als sie jenen dunklen Glanz der seinen traf und an jenem festhielten, sodass ein Außenstehender kaum zu sagen vermochte, wessen Blick wen in diesem Augenblick fesselte. Syndra konnte die Begehren nicht leugnen, allerdings war sie beherrscht genug, um sich nicht unmittelbar ihm gegenüber anzubiedern, wie ein verliebtes Gör. Vielmehr hatte es einen Reiz ihm auf Augenhöhe zu begegnen und seine fordernde Seite dabei zu wecken.

Nur knapp beugte sie sich über die Lehne hinweg zu ihm vor, sodass ihr Atem allein seine Lippen berühren sollte. Ein fast schon provokantes Lächeln zierte derweil die ihren und wagte es, sich bis in ihre Augen zu erheben, die weiterhin an seinem Blick festhielten.

„Ein höflicher Gastgeber, der seine Grenzen kennt?“ War es Sarkasmus oder eher eine Form der Herausforderung, die in ihrer Stimme mitschwingen sollte? Sie beide spielten gerne mit ihren Mächten, weshalb die Antwort darauf durchaus in dem Blau ihrer Augen aufglimmen sollte.

„Du überraschst mich.“ bemerkte sie mit einem kühlen, süffisanten Lächeln ohne dabei ihr Begehren ihm gegenüber zu leugnen. Ihr Blick strich über seine Züge hinweg, ehe sich ihre Lider zur Hälfte senkten. Beinahe unschuldig war ihr Kuss, den sie auf seine Lippen hauchte und ihre dort sanft ruhen ließ, um für einen Moment den Geschmack seines Atems auszukosten.

„Vielleicht sollte ich meine Position aber auch ausnutzen oder komme ich ungelegen?“ Ohne sich zu lösen, strichen ihre Finger bedeutsam mit den Spitzen an dem Kragen des Mantels hinab. Keineswegs war ihr entgangen, dass Naheniel ihn trug. Die Frage war vielmehr nach seinem Zweck. Abermals schimmerte das Blau ihrer Augen auf. Dieses Mal jedoch einige Nuancen dunkler als zuvor, während sich ihre Nase fast schon auf neckende Weise krauste.  „Immerhin wäre ich untröstlich, dich von wichtigen Dingen oder Anlässen abzuhalten.“
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Kenna de Vil
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#761

Beitrag: # 53619Beitrag Kenna de Vil »

In Freyas Gemächern

Wortlos war sie dem Schlagabtausch der beiden Magier gefolgt, während es ihr immerhin gelang ihre eigene innerliche Fassung zurückzuerlangen.
Das war nur ein Trick. Ein schäbiger hinterhältiger Versuch, einen jeden zu verunsichern, der schwach genug war, dies zuzulassen. Entschieden wischte sie mit der Stiefelspitze die am Boden liegenden Scherben zur Seite, als könnte sie damit das Gesehene selbst auslöschen. Die kleinen Wassertröpfchen stoben auseinander und suchten dann beinahe panisch den Rückweg zum Kollektiv.

Ihrem Gesichtsausdruck verpasste sie eine undurchdringliche Maske der Abgebrühtheit. Niemand drang einfach so in ihren Geist ein.
Ein einziges Mal hatte sie dies zugelassen, von jener alten Macht, die dem Blutdolch innegewohnt hatte. Sicherlich würde sie dies kein zweites Mal einfach so geschehen lassen.
Lässig verschränkte sie die Arme vor der Brust, während sie dem Abgang der Priesterin zu sah.

Man machte Adrian und sie also dafür verantwortlich, dass die Priesterin ihrer eigenen Aufgabe nicht nachgekommen war, dem Schutz ihrer Schutzbefohlenen? Denn nüchtern betrachtet, hatte Kenna das Mädchen sicher zurück in die Legion begleitet. Eine Tatsache, doch für manchen war es wohl einfacher die Schuld für ein Versagen grundsätzlich bei anderen zu suchen.

Wie auch immer es geartet war, für derlei Spielchen war sie sich schon immer zu schade gewesen. Viel mehr galt es nun wohlüberlegt weitere Schritte zu planen und dann auszuführen. Präzise und schnell. Wer auch immer hinter dem Verschwinden von Freya steckte, primär sollten sie wohl genau dies herausfinden.

Schon öfter war der Verdacht aufgekommen, sie hätten eine Ratte unter den Mitgliedern der Gilde. War es möglicherweise mehr als eine Person? In diesem Augenblick, im Angesicht des vorherrschenden Szenarios, erschien es Kenna gar nicht mehr abwegig. Vielleicht war die Priesterin selbst sogar involviert. Ohne etwas an ihrer Mimik oder Körperhaltung zu verändern, unterzog sie jene einer eingehenden Musterung. Zitterte ihre Hand auf der Türklinke ein wenig? Pochte ihr kaltes Herzchen nicht ein wenig zu schnell in ihrer Brust?
Nun gut, diese winzigen Details konnten ebenso auf anderes hindeuten, denn Verrat.

Die Provokationen die Tanuri ihnen als Abschied hinterließ, empfand Kenna zwar als unangebracht, doch gleichzeitig konnte ein kleines Wettrennen als Motivator durchaus dienlich sein. Auch wenn die Bognerin selbst es so einschätzte, dass diese List nicht nötig war. Für Adrian stand der Schutz Freyas vor allem anderen.

Ihr Blick wanderte zu dem Dunkelmagier, der neben ihr stand und eine gefährliche Ruhe ausstrahlte. Sein Herzschlag schien sich sogar noch zu verlangsamen, als das dunkle Timbre seiner Stimme den Raum ausfüllte. Niemals würde sie einen Verrat seinerseits auch nur in Erwägung ziehen. Und was das Vertrauen anging, wer wusste schon außer ihnen beiden, wie tief jenes bereits ging. In welche Dinge er sie eingeweiht hatte und in welche nicht. Seine Entscheidungen diesbezüglich würde die Jägerin selbst nie in Frage stellen.

Regelrecht anklagend thronte das Tagebuch auf der weichen Tagesdecke des Bettes. Für einen Wimpernschlag sah Kenna hinüber zu dem Einband. Sie selbst hätte nicht gezögert es vollständig zu lesen und nach Hinweisen zu durchforsten. Warum diese Zurückhaltung? Sollten sie nicht nach jeder noch so kleinsten Information suchen? Wen interessierten da ein paar verletzte kindliche Gefühle, wegen ein paar intimen Gedanken einer noch unreifen Heranwachsenden, obgleich dieser kleine Vertrauensbruch ohnehin nie ans Licht kommen musste.

Als Tanuri den Raum verlassen und die Kälte und Anspannung, die den Raum zuvor angefüllt hatten, mit sich genommen hatte, schritt Kenna zum Bett und ergriff das Buch.
Lediglich ein leichter rechteckiger Abdruck auf der Tagesdecke zeugte nun noch davon, dass es kürzlich dort gelegen hatte und nicht mehr auf dem hölzernen Schreibtisch ruhte, wo es hätte sein sollen.
Ungeniert klappte sie den Deckel auf und noch bevor sie eine Zeile gelesen hatte, fing sie Adrians Blick über die Seite hinweg auf. Die eisige Kälte war auch aus seinen hellen blauen Augen gewichen, mit denen er sie nun betrachtete.

„Hast du etwa Skrupel?“ Mit einer Hand hielt sie das Tagebuch von unten fest, die andere lag abwartend flach auf der ersten Seite. Jene Hand, die einst der Dolch gezeichnet hatte. Und auch wenn die Haut selbst nicht mehr schwarz war, seit man den Fluch von ihr genommen hatte, so schlängelten sich noch immer feine dunkle Linien am Adergeflecht entlang, wie Tätowierungen unter der sonst blassen Haut.
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
Finsternis.
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Naheniel
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#762

Beitrag: # 53622Beitrag Naheniel »

Als die Lippen Syndras auf die seinen trafen, gab er ein kurzes, jedoch äußerst zufriedenes Raunen von sich, schloss währenddessen seine Augen aber nicht, sondern entließ weder die Umgebung, noch die Frau über ihm seiner Aufmerksamkeit.

Natürlich war sie eine durchaus verführerische Ablenkung, ihre ganze Anwesenheit lud ihn dazu ein, sich an ihr zu bedienen und seinem inneren Trieb nachzugehen, sie nur für sich zu besitzen. Es wäre so einfach, ihr seine Hand auf einen ihrer Schenkel zu legen, ihre weiche Robe nach oben zu ziehen und ihre zarte Haut zu fühlen.
Welch Genuss würde es bedeuten, die Schnürung über ihrer Brust zu lockern und ihre Rundungen darunter zu erspüren, mit ihr zu spielen und in den Rausch der Leidenschaft zu verfallen. Sich von ihr zu nehmen, was er begehrte, ihren Körper mit seiner dunklen Macht für sich zu benutzen, nur um von ihr die gleiche Form der vollkommenen Befriedigung zu erhalten. 


Unter ihrem Kuss verzog sich sein Mund bei den Erinnerungen an ihre letzte zweisame Begegnung in einem der Zimmer von Halam zu einem gierigen Lächeln.
Gerne dachte er daran zurück, wie er sie an sich gerissen hatte, um sie mit seinen Händen zu erkunden, nur um sie dann, genau im richtigen Moment von sich zu stoßen und mit einer mehr als deutlichen Mahnung zurückzulassen.

Es war nicht nur ein Spiel zwischen ihnen, sondern ein Machtkampf. Einer, auf den er sich nur mit ihr einließ und der bei einer jeden Begegnung von vorn begann.
Zu verlockend war es, hier und jetzt zu beenden, was er einst in der Taverne unterbrochen hatte, denn auch wenn er sich seiner selbst mehr als sicher war, so war es tatsächlich auch für ihn ein kleiner Kraftakt, sich Syndra nicht einfach hinzugeben. 


Aber aufgrund der derzeitigen Lage wäre es unvorsichtig, sich derart gehen zu lassen.
Kühl schimmerte der Schatten in seinen Augen auf, als seine Stimme über ihre Lippen hinwegstrich.
"Wann ist Dein Auftreten schon ungelegen?
Jetzt gerade zum Beispiel, Syndra, da würde ich nur zu gerne unanständige Dinge mit Dir tun."


Naheniel hob eine seiner Hände ihrem Gesicht entgegen, deutete eine Berührung an und griff nach einer Strähne ihres Haares, um jene durch seine Finger gleiten zu lassen, während er ihr unentwegt in die Augen sah. Amüsiert zogen seine Augenbrauen sich zusammen, als sein Flüstern erneut über ihren Mund tanzte, als könnte er sich selbst durch diese Form der Berührung noch an dem Alkohol berauschen, der kurz zuvor ihre Lippen benetzt hatte.

"Sehr unanständige Dinge." 

Umso klagender war sein Seufzen, als er sich ihr entgegen hob und dabei einen Arm um ihre schlanke Taille legte.
Dominant, fast schon grob, zog er sie an sich heran und blickte auf ihr makelloses Gesicht herab.

"Meine Grenzen sind äußerst wandel- und dehnbar. Wann ich sie also wo genau ziehe…" , ein letztes verstohlenes Lächeln zeigte die Grübchen unter seinem Bart, "ich wäre nur halb so überraschend für Dich, wenn Du das wüsstest."

Mit sichtlichem Missfallen entließ Naheniel sie aus seinem Griff und trat an ihr vorbei in Richtung der Kommode. Dort er zog eine Schublade auf, welche leider einzig von Leere zeugte. Es wäre auch zu passend gewesen, hätte sich in jener ganz zufällig etwas zu trinken für seinen Gast und ihn selbst auffinden lassen.
Aber schließlich, wie bereits erwähnt, befanden sie sich beide in einem nichtssagenden Raum, irgendwo, in einer ebenso nichtssagenden Seitengasse. 


Er schob die Schublade wieder zu, lehnte sich leger dagegen und schlug seine Beine übereinander.
"Bedauerlicherweise hatten wir in der letzten Zeit nur selten Gelegenheit, ungestört miteinander zu sprechen. Mir scheint, die wachsamen Augen der Legion folgen Dir überall hin."

War es Belustigung oder Verachtung, die das helle Blau seiner Augen für einen kurzen Moment aufleuchten ließ? Fraglich, beide Gemütszustände waren bezüglich dieser Tatsache seiner Meinung nach mehr als passend. Eine seiner Brauen schob sich nach oben, wodurch sich einige grüblerische Falten auf seiner Stirn abzeichneten.
"Gibt es einen bestimmten Grund dafür oder genießt man einfach Deine Gesellschaft so sehr?"


 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Adrian
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#763

Beitrag: # 53626Beitrag Adrian »

Adrians klare Augen ruhten für einen schweigsamen Moment auf der Tür. Obwohl es Anzeichen dafür gab, dass die Priesterin möglicherweise mit Naheniel zusammenarbeitete, war er sich insgeheim sicher, dass sie eher sterben würde, als Freya ihm zu überlassen. Er hatte die Zweifel und Ängste in ihren Augen gesehen, sowohl in Bezug auf das, was passieren würde, wenn sie versagten, als auch auf den Verlust des Mädchens.

Es war vorhersehbar, dass sie nun die Schuld bei ihm suchte. Er war nachlässig geworden, das musste er sich eingestehen. In einer Zeit, in der das Chaos herrschte und niemand sicher sein konnte, wer ehrlich spielte, wer die Pläne des dunklen Meisters zu seinem eigenen Vorteil nutzte und möglicherweise bereit war, ihn zu verraten.

Zum ersten Mal stimmte er seinem alten Freund zu, dass er sich hatte ablenken lassen. Auch wenn er dieses Zugeständnis kaum aussprechen würde, hatte er seinen Überblick und den Fokus auf dem Spielbrett verloren – Feinde, Verbündete, Spione und Vertraute.

Die Priesterin mochte es Versagen nennen. Doch versagt hatten sie erst, wenn sie aufgaben. Aber eine Kapitulation entsprach nicht seiner Natur.

Langsam nur senkte Adrian seine Lider, um auf das Tuch in seiner Hand zu blicken.

Sein ganzer Fokus lag nicht länger auf den Befindlichkeiten seines Umfelds, sondern wandte sich uneingeschränkt seiner Aufgabe zu. Weder interessierten ihn Emotionen, noch irgendwelche Hintergründe in diesem Augenblick, sondern einzig das Auffinden des Mädchens. Gleich wer es hatte und wo es sich befinden sollte. Derjenige würde früh genug sein wahres Gesicht kennenlernen.

Es brauchte keine Kristallkugel oder einer magischen Sphäre, um zu wissen, wo die Priesterin mit ihrer Suche zu beginnen würde oder wen sie um Hilfe bitten würde. Ihr Ziel wäre auch seines gewesen. Die Provokation, welche damit einherging, war selbst dahingehend zu offenliegend, um auch nur für einen Moment an ihrem Handeln zu zweifeln. Sollte sie nur, wenn es ihr eine Genugtuung verlieh. Weder sah er in Anbetracht der Umstände eine Verhältnismäßigkeit darin, sich auf derlei Spielerei einzulassen, noch einen Sinn. Sollte ihre Spur sich bewahrheiten, würde es Krieg geben, sollte sie sich täuschen, so wäre es kein Rückschlag, sondern eine Bestätigung. Sollte sie jedoch Schwäche zeigen, war es die ihre.

Vertrauen war eines. Klarheit und Gewissheit ruhten jedoch auf der anderen Seite der Münze.

Kühl, fast schon nüchtern wandte sich der Blick des Dunkelmagiers Kenna zu, ohne dem kleinen Buch in ihrer Hand eine nähere Beachtung zu schenken.

„Du hast sie nicht zurückgebracht.“ Seine Worte bildeten keine Frage oder forderten eine Erklärung, sondern vielmehr stellten sie auf pragmatische Weise einen Vorwurf dar. Ein Wissen, das er zweifellos sein Eigen nannte und dessen er sich in der Zwischenzeit mehr als sicher war, um sie damit zu konfrontieren.

Es war nur ein kurzes formloses Schreiben von Vargus, doch sagten wenige Worte genug aus, um zu wissen, dass Kenna nach der Opferung in den Felsendom gegangen war und was der Grund für den Besuch der Jägerin dort gewesen war.

Hatte er die Drecksarbeit für sie erledigen sollen, während sie in dem Glauben war, dass sie sich unbeobachtet dem Relikt zuwenden könnte? Bedauerlich, dass Vargus loyal war und jedes Vertrauen durchaus Grenzen kannte. Kein Wort hatte sie darüber verlauten lassen. Lediglich ein Schweigen. Und es war mit Sicherheit nicht das einzige, was sie vor ihm verborgen hielt. Jeder hatte durchaus Geheimnisse. Dennoch sollte die Jägerin gewarnt sein, auch nur ansatzweise dem Glauben zu verfallen, dass sie ihn auf irgendeine Weise zum Narren halten könnte. Durchaus konnte dies auch andere Seiten in ihm hervorbringen.

Knapp schoben sich seine Augenbrauen in die Stirn, welche sich unter jener Mimik in Falten legte und ein dunkler Schatten sich den Weg über seine Augen bahnt, dessen Ursprung nicht allein der Herausforderung dem Lesen der Seiten gelten sollte.

„Skrupel?“ Ein kurzer Glanz überschattete seinen Blick. Wie gut kannte sie ihn? Unter anderen Bedingungen hätte es ihm ein amüsiertes Lachen abgerungen. Wollte sie ihn zum Narren halten oder etwa herausfordern? Ein Abwägen von Verhältnismäßigkeiten sowie Nutzen traf seine Entscheidung wesentlich konkreter.

„Was glaubst du denn zu finden?“ Gewiss würde es ihnen einen Einblick verschaffen, auf welche Weise und wie weit Naheniel sie manipulierte. Vielleicht würde es bei Weitem noch mehr offenbaren. Allerdings hatte Freya mit Sicherheit nicht kurz vor ihrem Verschwinden mal eben noch ein paar letzte Zeilen verfasst, die alles erklären würden.

In diesem Raum gab es durchaus einige unausgesprochene Dinge. Geheimnisse, verborgen und schwelend. Doch ob ausgerechnet jene zu Freya führen würden, geschweige denn in dem Buch zu finden waren? Nachdenklich lehnte er an dem Tisch.

Hell, beinahe durchdringend hielt sein Blick an Kenna fest. Die Verlockung von Dunkelheit und Verdammnis waren verführerisch und ihr Geist war angeschlagen gewesen. Eine Besessenheit in solcher Form ging nicht spurlos vorüber. Daher stand durchaus im Raum, ob jener auf irgendeine Weise beeinflusst oder gar manipuliert worden war. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sowohl der Dolch als auch der Wiedergänger sihr etwas eingeflüstert hatten.

Die Jägerin hatte bisher nicht sonderlich viele Worte darüber verloren, wie lange oder intensiv sie der Magie wirklich ausgesetzt worden war, geschweige denn, ob sie in letzter Konsequenz noch die Folgen dessen spürte. Ebenso wie sie das Wissen um ihren Gast sehr oberflächlich gehalten hatte. Vielleicht täuschte er sich auch vollkommen.

Zumal Adrian durch die Indizien selbst keinen Zweifel hegte, dass Naheniel hinter Freyas Verschwinden steckte, vertiefte er die Thematik selbst vorerst nicht weiter. Nichtsdestoweniger spielte auch hier der Grund keine Rolle, sondern lediglich das Handeln. Noch immer hielt seine rechte Hand das Tuch umschlossen. Tief atmete der Magier ein, um sich im nächsten Moment in einer fließenden Bewegung von der Tischkante zu lösen.

Es war kein Spiel, kein Wettrennen und ganz sicher auch kein Spaß. Adrian wusste, wozu Naheniel fähig war, zumal er sein Vorhaben eindrucksvoll geschildert hatte. Jede Minute, die somit verstrich konnte ihm mit großer Wahrscheinlichkeit nur in die Hände spielen.

„Wir müssen sie finden. Wie, ist mir egal.“ Seine Stimme war fern ab jedweder Emotion. Ein beinahe finsteres dunkles Timbre. Pragmatisch, distanziert und auf sein eigenes Ziel fokussiert. Wer ihm folgte, tat es bedingungslos. Wer nicht, der blieb zurück. 

„Les' es, wenn du einen Sinn darin erkennst. Oder hefte dich an Syndras oder Tanuris Fersen.“ Es stand außer Zweifel, die Spreu vom Weizen zu trennen, um nicht zuletzt die Verbündeten, von den Feinden unterscheiden zu können. Vertrauen war hierbei ein einfältiger Gefährte. Aber auch wenn das Tagebuch ihnen eine einmalige Chance einräumte, einen ungeahnten und tiefen Einblick auf Freya zu bekommen, glaubte er nicht daran, dass dies der Schlüssel war.

„Ich werde sehen, ob sie ungewollt eine Spur hinterlassen hat.“ Die Tonlage seiner Stimme war einzig rational und monoton. Seine Augen wandten sich dem blutbenetzten Stoff zwischen seinen Fingern zu. Möglicherweise sollte er Rosalind hinzuziehen. Sie war bewanderter als er in derartiger Hexerei, auch wenn er das nur widerwillig zugeben würde.

Seine Schritte hatten ihn zur Tür geführt. Soweit hätte es niemals kommen dürfen, doch bevor Adrians Hand sich auf den Knauf legte, wandte sich sein intensiver Blick fordernd auf sie.

„Sollest du auf etwas stoßen, lass es mich umgehend wissen.“
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Tanuri
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#764

Beitrag: # 53627Beitrag Tanuri »

Mit einem recht einfachen Zauber hätte sie ein Portal in Richtung Sturmkante erschaffen können, hindurchtreten und wäre mit einem Wimpernschlag dort angekommen. Eigens geschaffene Portale waren schnell und zumeist zuverlässig, auch wenn sie selbst kein großer Freund von dieser Art des Reisens war, brachte es doch nicht selten den Magen, sowie auch den Kopf etwas durcheinander. Und wenn etwas genau jetzt von Wichtigkeit war, dann ein klarer und scharf denkender Kopf. 
 
Trotzdem, die Ereignisse hätten Tanuri eigentlich dazu zwingen müssen, sich auf die Magie des Portals einzulassen, um den Fuchs auf die schnellste Art und Weise in seinem Bau aufzusuchen. Wie aber schon seit Wochen, hielt sie auch jetzt etwas zurück. Tunlichst hatte sie es vermieden, Kadir zu treffen oder ihn in die Legion einzuladen. Es war zu unberechenbar, nein, sie war es, die unberechenbar war. Mit aufeinander gepressten Kiefern sah sie auf ihre Hände hinab und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. 

Aber Freya stand über allem, über ihrem Durst, über ihrem Hunger, über ihrem Verlangen, sich in der Dunkelheit zu ertränken. Auch wenn sie es noch so sehr wollte, sie musste sich sich selbst widersetzen. Genauso, wie sie sich anderen Dingen, die in der Vergangenheit versteckt waren, widersetzen musste. Tief sog sie den Atem ein, als sie ihren Kopf und ihre Lider hob und nochmals in die Richtung von Freyas Zimmer sah. 

Bevor sie sich jedoch verlor, trat sie mit weiten Schritten die großen Treppen hinunter, in die weitläufige Eingangshalle der Legion, hinaus in die Stallungen. Trotz all der Eile, die das Verschwinden Freyas forderte, erlaubte Tanuri sich zumindest diese Form der Langsamkeit. Außerdem würde ein Ritt durch die Nacht auf ihrer Stute Verzweiflung ihr die Möglichkeit geben, ihre Gedanken und Möglichkeiten zu sortieren, nach fehlenden Stücken des unvollständigen Bildes in ihrem Kopf zu suchen und vielleicht dabei auf Einzelheiten zu stoßen, die sich bisher hinter der ersten großen Flut der Angst um Freyas Leben verborgen hatten. 

Es war kühler geworden, so dass sich auf ihrer Haut eine sachte Gänsehaut abzeichnete, als sie den Hof betrat. Etwas verwundert bemerkte sie den Stallburschen, der eben dort das fertig gesattelte und sichtlich unruhige Ross Adrians an den Zügeln hielt und versuchte, es irgendwie unter seine Kontrolle zu bringen. Armer kleiner Kerl, war er doch trotz der Zügel und der Trense, mit dem er das Tier beherrschen wollte, ihm nicht nur in Kraft, sondern auch in Schläue, weit unterlegen. Je mehr der Bursche versuchte, dem Tier seinen Willen aufzuzwingen, desto mehr verlor er an Einwirkung auf dieses. 

Man konnte dem Hengst direkt ansehen, welch Freude es ihm bereitete, den Stallburschen immer und immer wieder dazu zu drängen, sich im Kreis zu drehen und den großen, schweren Hufen auszuweichen, die laut und protestierend, ob des rüpelhaften Ziehens an den Zügeln und an seinem weichen Maul, auf dem Boden auftrafen. Der Bursche schien aber von seiner Form des Handelns und seiner Art mit dem Tier umzugehen, mehr als überzeugt und das, obwohl es zu keinem Ziel führte, sondern das Pferd mehr und mehr die Oberhand gewann. 


Natürlich hätte sie eingreifen können, das aufgebrachte Tier mit einer sachten Berührung der Magie beruhigen können. Doch jeder musste seine eigene Lektion lernen und jene des Stallburschen war es wohl, dass einem ein Lebewesen allein durch Zaumzeug und Sattel noch längst nicht gehörte oder sich unterwarf. 

Und so ließ sie die beiden ohne ein Wort zurück und betrat den Stall. Dort hielt sie für einige Atemzüge inne, sog den Geruch der Pferde und des Strohs ein und lauschte dem Scharren der Hufe und dem leisen Schauben der Tiere. Wieder kam sie nicht umhin, daran zu denken, wie sehr sie sich so manches Mal nach dem einfachen Leben sehnte. Jede Stunde des Tages bei den Tieren im Stall verbringen, hier und da über den Markt schlendern, dem Geplapper in der Taverne lauschen und nichts auf Gepflogenheiten geben.

Wie sie wohl sein mochte, die Gedanken- und Gefühlswelt der einfachen Leute?
Manchmal, so musste sie einräumen, gehörte es zu den größten Herausforderungen, die der dunkle Lord an sie stellte, sie selbst zu sein. 

Während sie ihren Gedanken nachhing, griff sie nach Sattel und Zaumzeug ihrer Stute und holte sich einen farblosen Umhang von einer der Stallmägde, der achtlos auf einem Heuballen lag. Die Kleidung der Priesterin war zwar ohne Zierde und Schmuck, doch der Umhang mit Kapuze würde ihr vielleicht noch etwas mehr Schutz verleihen, so dass man sie nicht gleich auf den Straßen erkannte. 


Nachdenklich strich Tanuri über die weichen Nüstern ihrer Stute und legte ihre Stirn auf jene des Tieres. "Ich dachte, ich sah das Licht der Dunkelheit. Hat mein Geist mich am Ende belogen? Wenn dem so ist, dann kann ich nicht einmal mehr mir selbst vertrauen…" Sie sah wieder auf, strich dem Tier zärtlich über den starken Hals, auf dem sich die Muskeln und Adern abzeichneten, legte ihm den Sattel auf den Rücken und sah ihm fragend in seine großen Augen. "Wenn es das, was ich dachte, gefunden zu haben, nicht gibt, wenn es ein Trugbild war, dann fürchte ich mich davor, mich dieses Mal endgültig im Land der Finsternis, der Leere und der Einsamkeit zu verirren und zu verlieren."

Nur hier, in dem Wissen, völlig allein mit ihrer Stute zu sein, gewährte sie sich jene Worte der Schwäche. Denn sobald sie mit den Zügeln in der Hand aus der Box heraustrat, war sie wieder Priesterin. Jene Frau, die ohne Zweifel und über den weltlichen Probleme erhaben war, die über allem, vor allem aber über sich selbst stehen musste, um das zu erfüllen, was ihr von seiner Majestät geschenkt worden war. Nämlich die Hüterin über das Wertvollste sein zu dürfen, was es in dieser und auf allen anderen Welten, dem Höllen- und dem Himmelreich - so fern letzteres wirklich existierte - gab. Die Hüterin des Schlüssels, die Wissende über die dunkle Prophezeiung, die Beschützerin Freyas.  


Und so verflog ihre Stimme, vermischte sich mit den Geräuschen der Tiere und mit dem angenehmen Klang der Hufe ihrer Stute, die sie nun über den Steinboden hinaus in den Hof führte. Dort kämpfte der Stallbursche, dessen Namen sie zugegebenermaßen vergessen hatte, immer noch mit Adrians Hengst. 

Tanuri schwang sich auf den Rücken ihrer Stute und trieb sie mit einem sachten Druck ihrer Schenkel durch den Innenhof. Kühl waren ihre Worte, als sie an dem hilflosen Burschen vorüber ritt, ihn jedoch mit keinem Blick würdigte. "Eine kleine Lektion im Umgang mit Lebewesen aller Art meinerseits: Nur, weil man sich seiner selbst und seiner eigenen Art und Weise ziemlich sicher ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es angemessen ist. Ein jeder, ob hoher Adel oder einfacher Mann, täte sich um so einiges einfacher, wenn die Hinweise, die einem gegeben werden - ganz egal ob von Mensch oder Tier - gehört und beachtet werden würden.

Hättet Ihr dem Tier in Eurer Hand besser gelauscht, wärt dem gefolgt, was es Euch versucht hat zu sagen und hättet es respektiert, stündet Ihr jetzt nicht allein gegen eine geballte Macht, sondern in aller Ruhe und kräfteschonend zusammen hier, um auf seinen Besitzer zu warten."


Ihre blauen Augen strichen über den stolz erhobenen Kopf des Hengsts hinweg, als sie leise mit der Zunge schnalzte und ihr eigenes Pferd zum Schritt in Richtung des Tors antrieb. "Nicht alles lässt sich nach dem eigenen Willen lenken und zähmen, merkt Euch das." 
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
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Syndra
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#765

Beitrag: # 53629Beitrag Syndra »

In einem unscheinbaren Zimmer, eines unscheinbaren Haues, in einer noch unscheinbareren Gasse



„Würdest du das?“ Eine provokante Nuance durchdrang das Blau ihrer Augen, während ihr Haar durch seine Finger glitt und sein Atem beinahe sündhaft an ihren Lippen verweilte. Ein sanfter Luftzug, der ihre Haut auf so unscheinbare und unschuldige Weise streichelte, aber gleichzeitig ein dunkles Verlangen entfachte.

Der Duft von Zedernholz, der sie in seiner Nähe nahezu umhüllte, wusste sehr genau ihre Erinnerungen zu wecken und mit ihren Sinnen zu spielen.

Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert zu einem spöttischen Lächeln, als er sich trotz seiner verführerischen Worte und dem fordernden Griff um ihre Taille abwandte.

Instinktiv fuhr Syndra sich über ihre Lippen, als könnte sie dadurch die Verlockung selbst weiter für sich einfangen. Ein verlockender Machtkampf von Beherrschung und Hingabe. Nicht zuletzt musste sie sich eingestehen, dass sie im Zuge seines gierigen Blicks und seiner vielversprechenden Andeutungen durchaus mehr Leidenschaft erwartet hatte, als seine kurze Berührung. Worte statt Taten, ein ungewöhnlicher Zug.

„Du versuchst doch nicht etwa Erwartungen in mir zu wecken, mein Herz?“

Erheitert verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem abschätzigen Lächeln. Diese Herausforderung nahm sie nur zu gern an, auch wenn sie mitnichten eine Antwort auf ihre Frage erwartete. Ob seine Aussagen immerhin andeuten sollten, dass er sie vermisst hatte? Sie wäre naiv es zu glauben und zuweilen ebenso einfältig würde sie sich von derartigen Dingen leiten lassen. Doch gefiel ihr das Spiel durchaus mit ihm.

„Bedauerlich sind einige Dinge.“ Mit einer gewissen Kälte in ihrem Blick wandte Syndra sich langsam zu Naheniel herum und folgte mit jenem seinen Schritten zu dem Schränkchen.

„War es nicht auch in deinem Interesse, dass ich ein Teil der Legion werde“ Fragend hob sie eine Augenbraue, ehe sie sich in einer fließenden Bewegung in seinen Sessel gleiten ließ und elegant ihre Beine übereinander kreuzte. Ziemlich genau erinnerte sie sich an ihr erstes Treffen. Nicht nur das düstere Verlangen, das er in ihr hervorgerufen hatte, sondern auch die Worte waren noch immer in ihrem Geist präsent. Jenes Angebot oder sollte sie es Handel nennen?

Vor ihr musste er daher kaum eine Scharade mimen. Er wollte den Schlüssel und die Legion hatte ihn. Amüsant, dass es sich um ein Mädchen und zugleich noch um die Adeptin und das kleine Goldstück der Priesterin handelte. Sollte sie dahingehend Bedenken oder Gewissensbisse haben?

„Wachsende Freundschaften ziehen nun mal gewisse Verpflichtungen mit sich.“ Bemerkte sie, als er sich zu ihr wandte. Im selben Moment strich das Blau ihrer Augen gleichzeitig mit einem eleganten Lidschlag von dem verschlossenen Schubfach hinauf zu ihm. „Vertrauen muss man sich erarbeiten.“

Etwas, dass sie ihm gewiss nicht erklären musste. Immerhin beabsichtigte die junge Erzmagierin keineswegs ihn mit irgendwelchen unnötigen Details zu langweilen, die sich lediglich um ihren eigenen Status drehten und nicht sonderlich aufregend waren.

„Du hättest jederzeit um ein Treffen bitten können.“

Dass sie kein Geheimnis aus ihrer Verbindung machten, sorgte selbstredend für Misstrauen, das sicher auch die Blicke oder Gesellschaft des ein oder anderen mit sich führte. Ein Argwohn, der sie jedoch durchaus erheiterte. Ein kühler Funken zeichnete sich auf ihren Augen ab.

„Natürlich ganz ungestört.“
 
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Naheniel
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#766

Beitrag: # 53631Beitrag Naheniel »

Genießerisch beobachtete er eine jede einzelne Regung Syndras.
„Du stehst doch weit über jeglicher Form von Erwartung. Erwartungen zeugen von Schwäche und das ist eine Eigenschaft, die ich in Dir nicht sehe.“

Er schob sich von der Kommode fort, etwas enttäuscht darüber, keinerlei Erfolg bei seiner Suche nach etwas Trinkbarem gehabt zu haben und näherte sich wieder seinem Gast.

Das Zimmer, indem sie sich befanden, war nicht nur unscheinbar, es war auch klein. Es gab beiden nur wenig Spielraum, sich voneinander zu entfernen oder der Ausstrahlung des anderen zu entkommen.
„Entschuldige, dass ich Dich Dir nicht mehr zu bieten habe als eine Schublade mit Nichts darin, einen nicht besonders einladenden Raum mit mir als Deiner einzigen Gesellschaft.“

Trotzdem blieb er mit einigem Abstand zu ihr stehen und sein prüfender Blick strich über ihr Antlitz hinweg, folgte ihrem zart gezeichneten Gesicht, hinab über ihren wohlproportionierten Körper und wieder zurück hinauf, um sie mit seinen Augen einzufangen.

„Ich hoffe doch, Du bedauerst zumindest nicht den Weg, den Du auf Dich genommen hast, um hier zu sein?“ Mit einem etwas tieferen Tonfall fügte er hinzu, während ein dunkles Schimmern nicht nur über seinen Blick, sondern auch über sein Gesicht hinwegzog.
„Das wäre dann durchaus etwas, was mich untröstlich stimmen würde.“

Für einen kurzen Moment hielt er die sich aufbauende Spannung zwischen ihnen in dem Raum aufrecht, bevor er seinen Kopf etwas zur Seite neigte und abwägend ihre Worte überdachte.
„Sage mir nicht, dass Du nur auf meine Weisung hin ein Teil der Legion wurdest. Auch Du, Schöne des Nordens, ziehst Deine ganz persönlichen Vorteile daraus, nicht wahr?“

Es waren nicht mehr wie zwei weitere Schritte notwendig, wieder direkt neben ihr zu stehen, ihr erneut in das dunkle Haar zu greifen und es über ihre zarte Schulter hinweg nach hinten zu streichen, so dass er freie Sicht auf ihren Hals hatte.

Diesen unterzog er nun einer besonderen Begutachtung, während er Zeige- und Mittelfinger über ihre Haut nach oben tanzen ließ und unter diesem das gleichmäßige Pochen ihres Herzens spürte. Weiter zeichneten Naheniels Finger an ihrem Unterkiefer entlang, hielten dann an ihrem Kinn inne, um jenes zur Seite zu schieben.

Syndra war nicht von kleinster Statur, doch trotzdem war er um ein wesentliches größer, weshalb er sich zu ihr hinunter beugen musste, damit seine Lippen die dünne Haut ihres Halses berühren konnten.
Die Stoppeln seines blonden Bartes sollten sie dabei leicht kitzeln, als er mit warmer und durchdringender Stimme fortfuhr.
„Schwester der Nymeria var Aesir - oder doch mehr van Darc? Erstgeborene und einzig rechtmäßige Erbin des verstorbenen und erst kürzlich so unspektakulär beerdigten Vaboris van Darc.“
Als sein Mund ihr Ohr erreicht, hauchte er ihr sanft, allerdings durchaus bestimmend zu: „Ich habe meine Ziele, Du die Deinen. Hier und da kreuzen sich die Wege unseres Tuns, was aber nicht bedeutet, dass wir alles voreinander preisgeben, nicht wahr?“

Es war eine Frage, die keiner Antwort ihrerseits bedurfte. Naheniel war sich ziemlich sicher, dass die Erzmagierin ihm bis genau zu jener Schwelle vertraute, zu der auch er ihr sein Vertrauen gab. Nicht weniger, aber auch keinen Schritt weiter.

Und das war gut so. Nicht nur, dass sie damit beide der Gefahr entkamen, unterschwellig doch noch irgendwelche gegenseitigen Erwartungen in Form von persönlicher Bindung zu bilden und einzufordern, sondern es gab auch keine Enttäuschung, sollte einer von ihnen seine eigenen Interessen über den anderen stellen.
Denn, dass dies irgendwann eintreten würde, dessen konnten sie sich beide sicher sein.


Für den Schlüssel war er bereit über eine jede Leiche zu gehen. Ob es nun die der Legion waren, die seines einstigen alten Weggefährten oder auch die der Nordfrau.
So sehr er sie und ihre Anwesenheit schätzte, ihren ehrgeizigen und undurchschaubaren Charakter bewunderte und ihre Eigenständigkeit als Frau, die sich nicht irgendwelchen Männern vor die Füße warf und nahezu um deren Aufmerksamkeit bettelte, anerkannte, wusste er auch um die Gefahr, die von ihr ausging.

Zu schnell konnte man sich der Verlockung hingeben und das eine Quäntchen zu viel Vertrauen schenken.


Immer noch hielt er ihr Kinn nur mit seinen Fingern zur Seite gewendet, griff nun aber etwas herrischer danach und zog es zurück in seine Richtung, so dass ihre Blicke sich wieder trafen.

Allein die Farbe ihrer Augen und der wilde und unvorhersehbare Geist, der sich hinter diesen verbarg, bildete ein gewisses Risiko für ihn
Eines, das er bisher noch in vollen Zügen genoss, von dem er aber wusste, dass er sich nicht daran verbrennen durfte.


„Bedarf es denn einer Einladung, damit Du zu mir kommst?“
Provozierend zog er erneut seine Brauen nach oben und fasste mit seinen Augen nach den ihren, während er mit seiner Zungenspitze über seine Lippen fuhr, um diese zu befeuchten und die Berührung ihres Mundes auf den seinen, die er zuvor von ihr erhalten hatte, nochmals zu erschmecken.

„Wenn dem so ist, werde ich mich zukünftig natürlich um eine angemessene Weise Dich für mich allein zu haben bemühen.“

Diesmal war er es, der ihr einen Kuss auf ihre weichen, warmen Lippen gab. Das dunkle, begierliche Aufleuchten seiner hellen Augen war dabei kaum zu übersehen, als er ihren Duft der Kälte, des Schnees und des Eises aus dem sie entstammte, in sich aufnahm.


„Ich akzeptiere Deine neuen Verpflichtungen durchaus, dennoch teile ich nicht gern.
Dich schon gleich gar nicht.“

 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Kenna de Vil
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#767

Beitrag: # 53636Beitrag Kenna de Vil »

Noch immer in Freyas Gemächern

„Außer dem blutigen Stofffetzen, einem Haufen Scherben und diesem Büchlein, haben wir wohl keinerlei Anhaltspunkte. Einer von uns sollte sich der Lektüre also widmen.“
Meinte sie ruhig und pragmatisch. Weder kannte sie Adrians Gedanken noch seine ganzen haltlosen Vermutungen. Wann hatten sie einander zuletzt unter vier Augen gesehen?

Nachdem sie das Verschwinden des Dolches aus dem Felsendom bemerkt hatte, hatte sie auf die Gelegenheit gewartet, es dem Dunkelmagier mitzuteilen. Doch jene Möglichkeit hatte sich schlichtweg nicht ergeben.
Stunde um Stunde hatte sie in seinen Gemächern auf ihn gewartet, doch vergebens. Er hatte es vorgezogen, zu einer unüberlegten und im Endeffekt sinnlosen – im Übrigen genau wie sie es vorhergesagt hatte – Unternehmung in den Keller aufzubrechen.
Die Tatsache, dass sie nicht sogleich zu ihm gegangen war, um ihn über den Verlust zu informieren, reichte offenbar aus, um sein Vertrauen ins Wanken zu bringen.
Doch spekulierte Kenna nicht einmal darüber. Sie schrieb sein Verhalten lediglich seiner Anspannung um Freyas Verschwinden zu.

„Ich werde tun, was nötig ist.“ Damit schloss sie nicht nur das Lesen des Tagebuchs ein. Bereits in der Vergangenheit hatte die Bognerin ihre Wahl getroffen und es gab keinen Grund, dass sie daran etwas änderte, sofern Adrian selbst ihr keinen lieferte.

Kurz folgte sie seinem Blick auf den Fetzen in seiner Hand, als er für einen Moment die geballte Faust öffnete und der verfärbte Stoff zum Vorschein kam. Sie ließ das Tagebuch aufgeschlagen auf dem Bett zurück und griff seinen intensiven Blick wieder auf. Mit wenigen geschmeidigen Schritten trat sie zu ihm heran. Sacht legte sie ihm die Hand, die eben noch auf der Buchseite geruht hatte, auf den Unterarm. Eine vorsichtige Geste der Zuneigung, die unterstreichen sollte, auf wessen Seite sie stand. Sie war hier nicht der Feind.

„Sei vorsichtig.“ Mahnte sie ihn, auch wenn sie wusste, dass auch er tun würde, was getan werden musste, mit allen Konsequenzen. Nichts als aufrichtige Sorge, sollte aus ihrem Blick sprechen, mit dem sie durch ihren dichten schwarzen Wimpernkranz hindurch zu ihm aufsah.
Die Verbindung, die sie miteinander eingegangen waren, konnte ihre größte Stärke oder ihre größte Schwäche sein. Es war an ihnen, was sie daraus machten.

Nachdem auch Adrian gegangen und die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, schien die darauffolgende Stille regelrecht ohrenbetäubend.
Kenna ging zurück zum Bett, ließ sich auf die Bettkante sinken, die ein wenig nachgab. Doch die überraschende Weichheit der Matratze war es nicht, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Kurz nur presste sie die Lippen aufeinander, doch die Gedanken, die sich ihr aufdrängen wollten, konnte sie gerade nicht zulassen. Sie nahm das Buch wieder auf und ließ den Blick über die erste Seite streifen. Konzentrier dich. Rief sie sich selbst zur Ordnung. Jeder hatte nun seine Aufgabe und sie hatte nicht vor zu versagen.

~

Die Bognerin las, bis die Kerzen ein ganzes Stück heruntergebrannt waren. Niemand war hereingekommen und hatte sie gestört. Das magische Wasser am Boden war langsam, aber sicher, in den Ritzen der Bodendielen versickert und zurück blieb ein simpler Scherbenhaufen. Wie passend.
Das Wissen um die Gedanken Freyas, welche jene in dem Büchlein niedergeschrieben hatte, sollte nun nicht mehr allein der Heranwachsenden und ihrem stummen Zeugen gehören. Was genau ihnen davon weiterhelfen würde, darüber galt es noch zu entscheiden.

Sie dehnte ein wenig ihren steif gewordenen Nacken, bevor sie aufstand und zu dem Schreibtisch auf der anderen Seite ging. Sachte legte sie das Tagebuch dort ab, aufgeschlagen auf einer leeren Seite. Sie zog sich den Stuhl heran und setzte sich. Für einige Momente lehnte sie sich zurück und ließ den prüfenden Blick schweifen. Worauf hatte Freyas Augenmerk gelegen, wenn sie hier saß und ihre Gedanken zu Pergament brachte?

Schließlich ergriff sie die edle Schreibfeder, die sie in einer verzierten Schatulle ausfindig gemacht hatte, entkorkte das Tintenfass, tauchte den Kiel ein und dann schrieb sie.

Vertraue niemandem, am Wenigsten dir selbst.

Nachdem sie die frische Tinte mit feinem Sand abgelöscht hatte, klappte sie das Buch zu, verstaute alles wieder ordnungsgemäß.
Ob und wann Freya ihre Botschaft lesen würde, war fraglich. Ihr war durchaus bewusst, dass sie damit das Eindringen in die Privatsphäre des Mädchens eingestand. Doch was spielte das überhaupt noch für eine Rolle?

Kenna stand auf, schob den Stuhl zurück an den Tisch. Dann glättete sie mit einem beinahe zärtlichen Streichen ihrer flachen Hand die Tagesdecke des Bettes und blies nacheinander alle Kerzen aus. Schnell gewöhnten sich ihre Augen an das Dämmerlicht und so verließ auch sie Freyas Gemächer. Um die Scherben am Boden würde sich sicher Mila kümmern. Sie selbst würde keinen Blick mehr riskieren.

Nachdem sie den Raum verlassen und hinter sich verschlossen hatte – den Schlüssel ließ sie dabei im Schloss stecken – bewegte sie sich durch die spärlich beleuchteten Gänge der Gildenhallen. Durch einen wenig bekannten und gut verborgenen Seiteneingang verließ sie die Legion in unbekannter Richtung. Spätestens im Freien sollte sich ihre Spur schnell verlieren.
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
Finsternis.
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Syndra
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#768

Beitrag: # 53639Beitrag Syndra »

Schweigend folgte Syndras Blick ihm, als er den kleinen Raum durchschritt. Gefesselt von seinem Blick, sah sie aus dem Sessel zu ihm hinauf. Direkt hinein in das helle intensive Blau seiner Augen, welches sich nur für einen Moment von ihr löste, um spürbar über sie hinwegzufahren.

„Ob ich es bereue, wird sich zeigen.“ Amüsiert zuckte ihre Augenbraue in ihre Stirn. Ein Glas Wein, ein prunkvolles Zimmer. Sicherlich genoss sie diese Privilegien oder kurzweiligen Vergnügen. Jedoch lag dies nicht in ihrer Erwartung, als die Magierin den Raum betreten hatte.

Kühl blickte die Magierin durch ihre langen Wimpern hindurch zu ihm hinauf, während der Glanz ihrer Augen eine Mischung aus Verlangen und Entschlossenheit annahm. Sie wusste ziemlich genau, was sie wollte. Ganz genau wie er.

Kaum belog sie sich selbst, dass der Atem seines Schattens sie in der einen oder anderen Nacht in ihren Träumen berührt hatte. Ein warmer Hauch, der sie eingehüllt hatte und sie an die Glut in ihrem Inneren erinnerte, mit der Naheniel sie in einer eiskalten Lektion in der Taverne zurückgelassen hatte.

Wortlos erwiderte die Magierin seinen Blick, ehe sein Schatten sie einfing und sie seiner Anziehung folgend sich in einer fließenden Bewegung erhob. Fast als würden unsichtbare Fäden sie zu ihm führen, bevor seine Hand ihr Haar zurückstrich. Warm spürte sie seinen Atem an ihrem Hals, der sein Flüstern begleitete. Gefährlich und gleichzeitig verlockend.

Kurz nur senkte sie unter seinen Worten die Wimpern. Ihr Körper reagierte unmittelbar und ohne ihr Zutun auf seine Nähe. Das durchklingende dunkle Timbre seiner Stimme allein versetzte ihr einen seichten Schauer. Die warme Spur, die sein Flüstern auf ihrer Haut abzeichnete, spiegelte dabei unsichtbar das wider, was ihre Verbindung beschrieb.

Wo oder welche Grenzen es daher an welcher Stelle erforderte oder gab, war ein unbeschriebenes Blatt, waren die Wege ihres Handelns und der Umstände wandelbar.

Nein, es brauchte derzeit keine Antwort. Er hatte sie gefragt, auf welcher Seite sie stehen würde in dem Ringen um den Schlüssel. Zugegeben, dass es sich nicht um einen kleinen metallenen Gegenstand, sondern ein Mädchen dabei handelte, war dahingehend eine Überraschung. Worin sie anfangs noch einen Mythos vermutet hatte, schien offenbar einen Funken Wahrheit zu beinhalten. Der wohlbehütete Schatz der Priesterin.

Leicht nur teilte sie ihre Lippen, während ein vielsagendes Lächeln ihre Mundwinkel anhob. Doch bevor sie einen spitzfindigen Kommentar über ihre Lippen bringen konnte, spürte sie seinen fordernden Griff, der ihren Blick direkt auf seinen lenkte.

„Ich wüsste nicht, dass du mich beansprucht hast?“ Verspielt biss Syndra sich auf die Lippen, während ihre Hand sich an seine Brust legte und sie mit den Fingerkuppen an der Innenseite seines Kragens langsam hinabfuhr. Es diente auch seinen Zwecken, dass sie sich dem Kollektiv einfügte und gesellschaftliche sowie soziale Verpflichtungen dort einging, auch wenn sie diese möglichst gering hielt. Dennoch war Naheniel selbst es gewesen, der ihre Neugier geweckt hatte, sodass sie durchaus ihre Interessen geflissentlich sondierte.

Durchaus hatte sie einige Wortfetzen gehört. Genug, um zu wissen, dass sich vermutlich niemand unmittelbar an ihre Fersen gehaftet hatte, sofern ihr Verschwinden selbst überhaupt bemerkt werden würde. Amüsant, wie dieses ungleiche Dreigestirn hinter der Tür sprach. Ausgerechnet in dieser Konstellation.   „Im Moment sind wir allerdings ungestört.“


Ob Naheniel davon wusste? Es war eine klitzekleine Frage, doch ihren Interessen spielte es in diesem Moment nicht in die Hände, würde seine Antwort ‚nein‘ lauten. Denn auch sie war nicht gewillt, zu teilen. Erst recht nicht mit diesem kleinen, verunsicherten Gör. Die kleine Adeptin würde schon wieder auftauchen. Entweder in der Obhut Tanuris und der Legion oder aber in Naheniels Gewahrsam.

Noch hatte sie keine Ambitionen, ihre Pläne zu ändern. Derzeit stand sie allein auf ihrer eigenen Seite, auch wenn ihre Interessen oder unausgesprochenen Erwartungen in einen Konflikt geraten konnten. Jedoch wäre sie eine Närrin, würde sie die Option sich keine weiteren Optionen offenhalten und die Entwicklungen ignorieren. Nymeria schien damit in einem Zusammenhang zu stehen und die Andeutungen Tanuris ihr gegenüber ließen Raum für Spekulationen.  Wie sagte die Priesterin bereits so weissagend? Deine Bestimmung ist eine andere, als du denkst. Wenn die kleine naive Adeptin tatsächlich ein Schlüssel zu unendlicher Macht bedeuten sollte, musste sie nur zur richtigen Zeit auf der richtigen Seite stehen, um ihre Vorhersehung zu folgen.

„Und einige Grenzen können durchaus wandelbar sein.“  Ihre Stimme hatte sich zu einem Flüstern gesenkt, dessen Atem sich mit einem Hauch von Verlockung auf seine Lippen legen sollte. 
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
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-Freya-
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#769

Beitrag: # 53644Beitrag -Freya- »

Das Mädchen war zu erschöpft gewesen, um sich einen Gedanken über die Narben oder das Mal an ihrem Arm zu machen. Ihr war kalt und das Kratzen in ihrem Hals schien ebenso wenig zu bändigen zu sein, wie das Knurren in ihrem Bauch.

Hungrig und müde folgte sie ohne viele Worte dem roten Bischof und setzte sich an den Tisch. Es war wirklich ein einfaches Essen. Aber es war warm und dampfend und jeder Bissen wärmte sie ein wenig von innen und stillte das unruhige Verlangen ihres Magens. Sie kannte Hunger aus jungen Jahren und auch wenn es ihr in der Legion und im Haus ihrer Familie an nichts mangelte, so war sie keineswegs wählerisch.

Es tat so fürchterlich gut, dennoch versagte das Mädchen es sich, zu schlingen, auch wenn die Zurückhaltung nicht einfach war. Allerdings hatte sie auch noch den warmen Tee, der vielleicht ein wenig bitter war, aber ihren Hals ein wenig beruhigte. Sie vertraute dem dunklen Lord. Ihm und seinen Willen und nicht zuletzt auch seinen Auserwählten.

Freya hatte dabei nicht mitbekommen, dass ein feiner Sand sich über ihre Augen hinweglegte, geschweige denn, dass der Bischof diesen über sie hinwegrieseln hatte lassen.
Gefolgt von leisen kalten Worten. Die Eminenz einer verlorenen und verbotenen Welt. Was? Was hatte es zu bedeuten?

Mit einem Mal verschwamm die Schale jedoch vor ihren Augen.  Undeutlich und schemenhaft. Blinzelnd sah Freya auf ihren Becher, der Dampf, nur noch ein dunkler Schatten, der sich im schummrigen Licht vor ihr auf dem Tisch abzeichnete, während das Schimmern der Kristalle sich über ihre Augen hinweglegte und jene ihre Magie entfalteten.

~Die Eminenz einer verlorenen und verbotenen Welt.~  Was sagte er da? Was hatte es zu bedeuten? Doch bevor nur ein Wort über ihre Lippen kommen konnte, umfing sie die Dunkelheit. Eine stille Schwärze.
Ähnlich wie bei dem Zauber den Adrian auf sie gesprochen hatte, waren alle Ängste, aller Schmerz und jeder Zweifel verschwunden. Fast gnädig hüllten sie das Mädchen ein, welches sich nahezu wehrlos der Finsternis hingeben und treiben lassen wollte. Wo immer sie war. Nur für einen Moment. Oder auch zwei.

 



„Ich bin immer da, bin immer bei Dir, egal wo Du bist... vergiss das nie“. Leise kitzelte die Stimme ihren Geist. Ein warmes, einnehmendes Flüstern, als lägen seine Lippen an ihrem Ohr.

Sie musste eingeschlafen sein. Denn wäre sie wach, wäre er hier oder wüsste er, wo sie war, warum half er ihr dann nicht? Sie musste nach Hause, sie gehörte hier nicht hin.  Dennoch war seine Stimme wie Balsam für ihre Seele. Ein Traum. Ihr Traum, weit weg. Nur noch einen Moment. Dieses Mal würde sie der Versuchung auch widerstehen, die Lider anzuheben. Nein, sie würde sich einfach für einen Augenblick von der Dunkelheit treiben lassen.

Als würde die Hand aus Finsternis ihr beipflichten, strich jene über ihre Augen hinweg. Eine warme Berührung, die, begleitet, von seiner Stimme über ihre Lider fuhr.


„Lausche dem Schlag Deines Herzens, was sagt er Dir? Du bist auf der Suche nach der Dunkelheit, auf der Suche nach mir. Für immer an Deiner Seite, dort soll ich sein. Lass Dich nicht beirren, von den mahnenden Worten oder Zweifeln. Sondern folge dem, nach was Du verlangst. Begib Dich an meine Seite und ich nehme Dir all Deine Angst. “

So verlockend und schützend umfing sie die Dunkelheit, dass sie sich bereitwillig immer weiter von ihr tragen ließ. Der Klang seiner Worte, von denen sie immer nur träumen konnte, um diese zu hören. Ein Klang, der sie hoffen und zweifeln ließ zugleich.

„Und dann?“  Was wäre dann? Würde sich die Prophezeiung erfüllen? Jene Visionen, die sie immer wieder aufs Neue heimsuchten, würden sie zu einem unumstößlichen Schicksal gedeihen? Würde das, was sie erträumt hatte, Wahrheit sein?

Sacht nur löste sich die Hand von ihren Augen. Der sanfte warme Druck, der auf ihren Lidern gelegen hatte, wanderte in einer zarten Linie über ihre Nasenspitze und ihre Lippen hinweg. Doch auch jetzt hielt sie ihre Augen geschlossen. Als wäre es ein Gebot der Dunkelheit selbst oder die Furcht davor, dass jene Wärme, die sie umhüllte, sich im selben Moment, da sie ihre Lider anhob, auflösen würde.

„Dann wirst Du ebenbürtig sein, in jeder Hinsicht. Werde zu der Finsternis, entzünde das Chaos, werde ein Teil von mir. Greife nach mir, umarme die Macht und ich werde Dir helfen zu sehen, dass es für Dich keine Grenzen gibt, keine Furcht, solange Du nur mit mir gehst. Du bist ein Splitter meiner Seele, schneidest durch deine Haut. Frage Dich noch einmal: Fürchtest Du Dich, oder bist Du erst lebendig wegen mir? “

Die Berührung ließ sie vermeintlich zittern. Ein Schaudern, das sich durch ihren Körper zog. Furcht. Furcht war kaum der richtige Ausdruck für jenen Auslöser. Es war eher eine Glut, die es hervorrief. Als würde eine Hitze ihren Körper durchfluten, wie ein Fieber, welches sie heimsuchte oder eine Macht, die man erweckte.

„Weshalb sollte ich mich fürchten? Ich wurde dafür geboren. “ Sie war bereit, dem Ruf der Finsternis blind zu folgen. Der Vorhersehung, ihrem Schicksal, ihrer Bestimmung. Doch schien der Lord selbst ihre Seele bis aufs Mark prüfen zu wollen.

„Und eines Tages werde ich Dein Schicksal sein. “ Sie wusste, um das Opfer, das er forderte. Ein Opfer, dass sie am Ende nicht für sich erbringen würde, sondern für ihn allein. Demütig und entschlossen. ~Demut, Entschlossenheit, Hingabe~

„Ein Schicksal, dem Du nicht entrinnen kannst. Ein Schicksal, das mir gehört. Mein Schicksal, welches ich niemals einem anderen überlassen werde. Du und alles, was Du bist gehört mir, mir allein. “

Der durchdringende Klang seiner Stimme, weckte Erinnerung. Die Entschlossenheit darin, sie strichen eisig, einer Wahrheit gleich, über ihre Haut hinweg, sodass sie ruhig verweilte. Eine zarte Berührung, als würde jemand die Form ihrer Lippen nachfahren. Eine stumme Geste, um ihr zu zeigen, dass es keine Antwort brauchte.

„Du und ich.“ Kein Aufbegehren. Kein Widerstand. Es war ein Traum. Sie spürte, wie ihre eigene Stimme verhallte. Es war ohne Zweifel, sie beide teilten ein Schicksal. Selbst jetzt war es ihr bewusst. Ein Gefühl, das sie nicht einmal in ihren Träumen abstreifen konnte.  Ein auswegloses Schicksal, das mehr als nur ein Opfer fordern würde. Ein entfachtes Chaos, aus welchem aus Feuer und Zerstörung die Welt wiedergeboren werden sollte.

Gemeinsam zu einem werden und das Schicksal erfüllen. Jene Hand löste sich von ihrem Gesicht, nur um sich mit der Finsternis zu vereinen. Wie eine warme Decke schien jene sie einzuhüllen und sanft die Formen ihres Körpers nachzuzeichnen. Eine Verlockung, tiefer in die schützende Schwärze einzutauchen, sich fallen zu lassen, auch wenn seine Stimme schwand. Eine Finsternis, die sie bereits in ihrem gnadenlosen Griff immer weiter in die Dunkelheit hineinzog.

Stille kehrte ein, doch die Wärme nahm zu. Nicht nur in ihrem Traum. Nein, auch das Mädchen unter der löchrigen Decke zog diese fester um ihren schweißbedeckten Körper. Eine glühende Hitze, die ihren Körper von innen heraus flutete und ihn nach außen hin zittern ließ. Ein Zittern, welches zunahm, als die schneidende und unerbittliche Stimme aus dem Nichts der Finsternis heraus wie ein Peitschenhieb eiskalt auf sie niederschmetterte.

„Nenne sie mir, Freya! Was sind die Gebote unseres Herrn?! “
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Naheniel
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#770

Beitrag: # 53645Beitrag Naheniel »

"Muss ich Dich etwa erst öffentlich zu der Meinen deklarieren, damit Du Dich wohl fühlst?
Willst Du, dass ich es ausspreche, dass Du mehr bist als eine schlichte Liaison, in der man völlig frei ist und sich täglich für ein neues Abenteuer entscheiden kann, nur um vorzugeben und so zu tun, als bedeute einem das Miteinander nichts? Damit der Anschein gewahrt wird, man wäre unangreifbar, obwohl man sich genau dadurch nackt und ungeschützt vor allen anderen präsentiert?"

 

Der Griff um ihr Kinn löste sich und er strich mit seinem Handrücken eine ihrer Wangen hinauf, während sich ein verspielter, doch zugleich auch sehr bestimmter Blick auf sie legte und sie noch näher an ihn heranzog.
"Die einen halten es so, die anderen wiederum so.
Ich habe Dich gerne an meiner Seite und werde auch nicht müde, das zu zeigen, Dich zu betrachten und Dir meine Aufmerksamkeit zu geben."


Seine Hand strich bis in ihren Nacken, umschloss diesen und seine Finger gruben sich in die Haut unter ihrem weichen Haar. Ohne sie aus seinen kühl schimmernden Augen zu entlassen, hob Naheniel sie ihm leicht entgegen und murmelte leise, jedoch mit einem sehr deutlichen Unterton, der ihr sagen sollte, dass er ohnehin keine eigene Entscheidung von ihr gestatten würde.
"Wenn ich Dich aber teile, dann entscheide ich mit wem."
Verschmitzt war das Lächeln, das seine Mundwinkel zierte, als seine dunkle Stimme erneut über ihre rosigen Lippen strich. "Ist "beansprucht" also die richtige Bezeichnung dafür?"

Ein nachdenkliches Raunen erklang, während er seinen anderen Arm wieder um die Taille von Syndra legte, seine Hand um ihren Hüftknochen schloss und sie mit einem entschiedenen Ruck an sich heranzog. 

"Oder ist vielmehr die Frage, die Du Dir stellen solltest: Willst Du von mir beansprucht werden?"
Unablässig sah Naheniel der Magierin weiterhin in die Augen. Es war vielmehr eine rhetorische Frage, die er ihr stellte, denn egal was sie antworten würde, Syndra war es, die seine Entscheidung akzeptieren musste.

Leicht nur löste er seinen forschen Griff aus ihrem Nacken und streichelte mit seinem Daumen über ihre Wange hinweg. Jene Berührung hatte nichts zärtliches, nichts liebevolles an sich, nicht einmal durch gierige Leidenschaft war sie geführt. Viel eher sollte sich diese einfache Geste als eine Warnung anfühlen und einen unsichtbaren Beweis dafür darstellen, welche Macht er besaß und dass er bereit war, diese einzusetzen, wann immer ihm danach beliebte.
Es war unbestreitbar, dass sich, früher oder später, alle seinen Launen und seinem Willen unterwerfen mussten, wenn ihm der Sinn danach stand.
Selbst die schöne Frau aus dem Norden, mochte sie auf ihn noch so anziehend und reizvoll sein.


Die Berührung seiner Hand hielt inne, als sich ein dunkler Schatten über die beiden legte. Er war durchdringend kalt, umschloss Syndra wie eine knöcherne Klaue und sollte ihr zu spüren geben, dass Naheniel eines war: Erbarmungslos. 

Dann, mit einem nächsten Wimpernschlag und einem warmen Atemzug, löste sich die Situation wieder auf. Als wäre nichts gewesen, schob Naheniel seine Hand wieder in den Nacken Syndras und drückte, mit sichtlicher Lust auf mehr, ihr Becken fest an das seine heran. Erneut stahl er sich einen Kuss von ihr, liebkoste ihre Unterlippe, vergönnte sich und ihr jedoch noch keinen leidenschaftlichen Tanz mit den Zungen, sondern hielt stattdessen inne.
Als wäre er tatsächlich ahnungslos darüber, was sie meinte, streckte er sich zu voller Größe, sah sich selbst in dem kleinen unscheinbaren Raum um und legte grüblerisch seine Stirn in Falten, während sein Blick in aller Langsamkeit wieder nach dem ihren suchte.

Allein durch das, was ihre Augen ausstrahlten, gelang es Syndra, sein Verlangen nach ihr zu intensivieren. Eine Tatsache, die er ihr durchaus zu Gute halten musste.
War schließlich nicht eine jede Frau so kunstfertig, allein mit sinnlichen Blicken, jene Form des Begehrens zu entfachen. Entgegen dem, was sich auf seinem Gesicht abzeichnete und worauf die Berührungen an ihrer Taille und an ihrem Nacken hindeuteten, klang seine Frage fast schon unschuldig, nahezu unbedarft und unwissend.

"Und was gedenkst Du nun zu tun, wenn wir ungestört sind?" 


 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Syndra
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#771

Beitrag: # 53648Beitrag Syndra »

Allein der Moment, als Naheniel ihr gegenüberstand, entfaltete eine unsichtbare Magie. Die Wirkung seiner Nähe war schon unheimlich. Als wäre es nahezu selbstverständlich, glich sich der Impuls ihres Atems seinem an, während sie durch ihre Wimpern hindurch seinen Blick erwiderte. Ein Umstand, den Syndra als solches jedoch nicht hinterfragte. Vielmehr kostete die Magierin es aus.

Für einen kurzen Augenblick schloss sie umso genießender ihre Augen, während seine leise Stimme über ihre Haut streifte. Ein zartes Kitzeln an ihrer Haut, gepaart mit dem dunklen Raunen, welches verführerisch an ihr Ohr drang. So berauschend die Wärme war, welche sein Körper in ihrem Rücken ausstrahlte, als er sich gegen sie drängte, so gefährlich spielte er nicht zuletzt auf seine Weise mit ihr. Ein Spiel, welches ihr allerdings mehr als gefiel.

Waren es Naheniels Worte oder aber das Kribbeln auf ihrer Haut, welches ihre Mundwinkel zu einem Lächeln verführte? Beanspruchen. Aufgrund seiner Geste, als er sie mit einem Mal fordernd an sich zog, brauchte Syndra dies kaum zu hinterfragen. Unschuldig legte sie ihren Kopf zur Seite, während sie eine Hand unter den offenen Mantel schob und ihre Fingerspitzen auf seine Brust legte.

„Es war eine Feststellung.“ Beinahe unschuldig legte sie ihren Kopf in die Schräge. Ihre Augenbraue hob sich leicht an und sollte den fast schon kontroversen, abgebrühten Tonfall unterstreichen. Kurz nur senkte sie ihre Wimpern. Mehr war es tatsächlich nicht gewesen, auch wenn sie über diese Form einer flüchtigen Affäre oder Beziehung hinaus waren. Kaum brauchte es dafür eine alberne öffentliche Bekundung, was ihm durchaus bewusst sein sollte. Sehr genau wusste Syndra, wer sie war und was sie wollte und dass ihr dafür jedes Mittel recht sein würde.

Begleitet von einem undurchschaubaren Lächeln, befeuchtete sie ihre Lippen. „Bisher. Eine, die nun du zu einer Herausforderung machst.“ Ein provokantes Glimmen ließ das Blau ihrer Augen beinahe magisch aufflammen. Ein Glanz, der sich jedoch unmittelbar wandeln sollte. So als würde ein See gefrieren.

Seine emotionslose und schon gebieterisch anmutende Berührung, kam unerwartet. Auch wenn sie sein Selbstbewusstsein und Stärke als ebenbürtig empfand, so verlieh es ihr beinahe einen eisigen Schauer. Bemüht versuchte sie jedoch ihren Blick ebenso leidenschaftslos zu halten, wie er es tat, doch war ihr erregter Herzschlag ein verräterischer Begleiter. Die Kälte, welche die Schatten seiner Aura ausstrahlten, verschlang für einen Moment ein jedes Geräusch, so dass sie nur das schnelle Rauschen ihres Blutes selbst in ihren Ohren hören konnte.

Naheniel war gnadenlos. Das wusste sie bereits. Umso weniger unterschätzte sie seine Worte. Dennoch, drohte er ihr wirklich? Kurz nur verengte Syndra ihre Augen.

Wie viel war er selbst bereit für dieses Spiel zu riskieren und was würde er eines Tages dafür fordern? Syndra musste sich eingestehen, dass sie seiner Anziehung unterlag und er mehr Macht über sie hatte, als sie bereit gewesen wäre, ihm zuzugestehen. Es war ein gefährlicher Balanceakt, bei dem sie aufpassen musste, wie weit sie ihn am Ende gehen ließ, um nicht ungewollt von ihm manipuliert zu werden. Verlangen wurde schnell zu Hingabe und Hingabe entwickelte sich ungewollt zu Macht. Eine Macht, die ihr die Kontrolle nehmen würde. Im Moment konnte sie nur mutmaßen, wie sehr sich das Gefüge dessen in Waage hielt.

Es war tatsächlich nur ein Wimpernschlag, als die Dunkelheit sich in eine Vielzahl schwindender Schatten auflöste und seine Hand sich warm in ihren Nacken legte. Schweigend und stolz hielt sie seinen Blick noch immer fest, auch wenn seine zarten Küsse, die sehr deutlich von ihr forderten, den Schutzwall fallen zu lassen. Er spielte mit ihr, wie in der Taverne, wie in ihren Gemächern. Unberechenbar und eiskalt, auch wenn sie wusste, dass es ihn ebenso Beherrschung kostete, seine eigene Fassade aufrechtzuerhalten.

Ohne ihr Zutun und nur gesteuert durch seine Bewegung allein wanderten ihre Fingerspitzen über seine Brust hinweg, als er sich aufrichtete. Langsam nur folgte das tiefe dunkle Blau ihrer Augen seinem Blick, der die mit aufgesetzter Unbedarftheit ansah. Sehr deutlich konnte sie dennoch sein Verlangen spüren. Das Begehren, das sie ebenso zuvor in seinen Augen gesehen hatte. Vermutlich könnten sie die ganze Nacht unermüdlich einen Tanz von Macht aufführen. Doch zu welchem Zweck sollten sie es ausreizen.

„Du bist mir noch zwei Dinge schuldig.“ Flüsterte sie ebenso spielerisch wie erinnernd. Leicht hob Syndra sich auf die Zehenspitzen, um mit ihren Lippen über seine zu streichen. Sinnlich und zugleich eindeutig, während der Handrücken ihrer anderen Hand sich an seine unrasierte Wange legte.

„Da der Wein scheinbar aus ist, schwinden die Optionen.“ Neckend forderte ihre Zunge Einlass an seinen Lippen, ohne, dass sie die Lider senkte. Ein kurzes Herantasten und Locken. Vielleicht auch ein Zugeständnis, während ihre Hand in seinen Nacken wanderte, um Halt zu finden, ohne sich nur weiter als einen Atemhauch von ihm zu lösen.

„Jedoch, sollte jemand es wagen an diese Tür zu klopfen oder sie zu durchschreiten, töte ihn.“ Lächelte Syndra kühl fernab jeden Humors, ehe sie ihre Lippen auf seine legte und ihn zu jenem leidenschaftlichen Tanz herausforderte, den er ihr vorenthalten hatte. Eine sinnliche Vereinigung ihrer Münder und ihres Atems, der ihm ebenso zu verstehen geben sollte, was sie wollte, als auch, was sie forderte.
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Der Fuchs
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#772

Beitrag: # 53649Beitrag Der Fuchs »

"Spreche ich etwa undeutlich?" Nachdenklich rieb Kadir sich an seinem Kinn. Dem musste wohl so sein, denn schließlich brauchte es eine mehr als gute Begründung für das Anliegen des jungen Mannes, der in etwa in der Mitte des Raumes stand. 

"Vielleicht rede ich auch einfach zu leise?" Der Fuchs hob seine Hand und deutete dem Jüngling, sich zu nähern und an seinen Arbeitstisch heranzutreten. "Oder bin ich etwa über die Jahre zu weich und nachsichtig geworden?" Schief saß er in seinem großen Sessel aus Holz und Samt, der ihn als ungeschlagenen König der Diebe auszeichnete. "Sag es mir ruhig, wo ist mein Fehler?" Auffordernd nickte er seinem Gegenüber zu, der mittlerweile dicht an dem Tisch stand und wartete gespannt auf eine Antwort. 

Dieser stammelte, nun doch etwas verunsichert: "W…wie meint Ihr das?" 

Mit einem Bein über die Armlehne des Sessels gelegt, rückte Kadir sich noch etwas bequemer zurecht und ließ seinen Blick schweigend durch den Raum schweifen. Eine ausladende Geste seines Arms folgte und wurde begleitet von einem tiefen Seufzen. "Du stehst hier in meinem Arbeitsraum. Zweifellos einer meiner wenigen privaten Bereiche, wie alle, denen ich es gestatte, ein Teil der Diebesgilde zu werden, wissen." Er strich sich wieder über den Bart seines Kinn und mit seinen grünen Augen fixierte er den Jungen vor sich. "Sollte dir der Begriff "privater Raum" nicht geläufig sein, lass mich dem Abhilfe schaffen. Es bedeutet "nicht öffentlich zugänglich"."

Kadir ließ einige Sekunden vorüberstreichen, um dem Jungen die Möglichkeit zu geben, über das eben Gesagte nachzudenken und fügte dann mit immer noch sehr ruhiger Stimme hinzu: "Du bist nun aber hier, um mir zu berichten, dass du jemanden durch das Gewölbe bis hierher geführt hast."

"Ja, ja, aber der Wunsch Euch zu sehen, Meister, war eben sehr deutlich und durchaus nachdrücklich. Glaubt mir! Hätte jemand anderes danach gefragt, es wäre mir niemals in den Sinn gekommen… Aber es ist…" 

Weiter kam er in seinen Ausführungen nicht, da Kadir bereits beschwichtigend die Hand erhob, die den Jungen dazu gebot, zu schweigen, während er verstehend nickte. "Ah, na, das erklärt es natürlich."

Listig, wie es eines Fuchses würdig war, zog ein Lächeln über seine Züge und in aller Gelassenheit, jedoch durchaus interessiert fragte er: "Wenn ich dich also vehement darum bitte, deine Schwester und ihr Neugeborenes zu töten, weil mir gerade der Sinn danach steht, tust du es dann?"

Verwirrt über die Frage, verzerrte der Angesprochene sein Gesicht. Bisher war es ihm nicht bewusst gewesen, dass derartig persönliche Details innerhalb der Gilde bekannt waren. Um eine passende Antwort verlegen, schaute er sich hilfesuchend um. Doch in den Schatten, die das flackernde Feuer des Kamins in den Raum warf, zeigte sich niemand, der ihn unterstützten wollte. 

Geduldig lag die Aufmerksamkeit Kadirs weiterhin auf dem Burschen, bevor er nach einiger Zeit mit einem leichten Kopfschütteln nochmals auffordernd nachsetzte: "Nicht? Hm, schade." Mit unvorhersehbarer Schnelligkeit erhob sich der König der Diebe, lehnte seinen Oberkörper über den Tisch hinweg und griff nach dem Arm des jungen Mannes. Ruckartig zog er diesen näher an sich heran und platzierte dessen Handfläche grob auf die Tischplatte. 
 
"Dann wollen wir doch die Chance nutzen und uns gemeinsam einige Regeln meiner Diebesgilde in Erinnerung rufen." Bewusst sprach er etwas lauter, damit auch jene, die sich sehr wohl in den Schatten verbargen, ein jedes seiner Worte genau hören konnten.

Sein Griff um den Unterarm des Jungen war fest und unnachgiebig, so dass es für diesen, selbst mit der Ausübung von Gegenwehr, kaum ein Entrinnen gab. Er zählte schließlich nicht mehr als gerade einmal 14 Lenze und war doch eher von dünner, kleiner und noch schwacher Statur. "Irgendwie beschleicht mich nämlich die Befürchtung, dass diese nicht vollständig verinnerlicht wurden."

Mit seiner anderen Hand schnappte Kadir sich seinen Dolch aus dem Gürtel, warf ihn in die Luft und fing ihn genau am Schaft wieder auf. Sogleich stieß er ihn ohne Skrupel durch die Handfläche des Jungen und versenkte die Spitze teilweise in der Tischplatte. "Regel Nummer eins: Ich fordere Gehorsam und meinen Statuten sind ohne Widerspruch folge zu leisten." 

Der Schmerzensschrei des Jungen war nicht nur hör-, sondern ebenso spürbar. Mochte die Klinge eines Dolches noch so scharf sein, es tat schon höllisch weh, wenn diese durch Sehnen, Adern, Muskeln und den Handknochen drang. Kadir überlegte kurz, ob er das Messer leicht drehen sollte, entschied sich dann aber dagegen. 
Stattdessen ließ er dem Burschen mit einem knappen Deut seines Kopfes und einem befehlenden Tonfall eine zweifellos grausame Aufforderung zukommen. "Na komm, gib mir deine andere Hand." 

Der Jüngling zitterte merklich und riss vor Panik und Unglauben die Augen auf. Das konnte nicht der Ernst des Diebeskönigs sein. Doch dessen Ausdruck war über jeden Zweifel erhaben. Was sollte er nur tun? Weglaufen konnte er nicht. Seine Hand war durchbohrt von dem Dolch und würde er versuchen sich loszureißen, würde die scharfe Klinge diese mit großer Wahrscheinlichkeit in zwei Teile zerschneiden. Aber seine andere Hand geben? Einfach so? Der Schmerz, den er spürte, war jetzt schon kaum auszuhalten, brannte seinen gesamten Arm hinauf und schrillte in seinen Ohren und in seinem Kopf. Es gäbe die Option, seinen eigenen Dolch zu ziehen und einen Kampf gegen Kadir zu eröffnen. Aber selbst wenn er diesen für sich entschied, würde ihm nicht einmal ein Atemzug bleiben, um seine Freiheit auszukosten. Denn er wusste sehr wohl, um die verborgenen Begleiter des Fuchses, die in den Schatten lauerten. 

In aller Ruhe wiederholte Kadir nach einiger Zeit seine Aufforderung, was den Jungen aus seinen Gedanken riss. "Gib mir deine andere Hand." 

Gehorsam. Er sollte wohl den Beweis dafür erbringen, dass er die erste und oberste Regel der Gilde verstanden hatte und dafür bereit war, jeden Schmerz und eigenen Nachteil auf sich zu nehmen. Tapfer schluckte der junge Mann seine Angst herunter, legte stark zitternd seine zweite Hand auf der Tischplatte ab und schloss, sich seinem Schicksal ergebend, die Augen. 

Natürlich hätte Kadir abwarten und die Sekunden verstreichen lassen können, bis er auch die zweite Hand des Jünglings durchbohrte. Aber er war niemand, dem es Genuss bereitete, andere leiden zu lassen. Derartiges war noch nie in seiner Natur gelegen und da er für Folterei und deren unterschiedliche Ausprägungen nur wenig übrig hatte, überließ er diese Arbeit, wenn sie denn nötig wurde, nur zu gerne jenen, die mehr Freude daran empfanden. Deshalb zog er innerhalb eines Atemzugs den Dolch aus der Handfläche des Jungen, nur um ihn sogleich in der zweiten zu versenken. Wieder erfüllte ein greller Schmerzensschrei den Arbeitsraum des Fuchses, davon beirren oder stören, ließ er sich aber nicht. 

"Regel Nummer….", nachdenklich wog er seinen Kopf von der einen zur anderen Seite, zuckte dann jedoch nur mit seinen Schultern, "unwichtig. Weniger unwichtig ist aber die Regel an sich: Zu meinen privaten Räumlichkeiten werden nur diejenigen gebracht, die ich selbst dorthin einlade und geleite." Einige Herzschläge vergingen, sodass der schneidende Schmerz seine volle und mehr als lehrreiche Ausprägung erreichen konnte. 

"Und die letzte Regel für heute:", bevor Kadir diese jedoch aussprach, betrachtete er das Blut auf seinem Tisch und schüttelte bedauernd den Kopf. Er lehnte sich noch ein kleines Stück weiter dem Jungen entgegen, zog die Klinge aus dessen Hand und setzte sie in kaum wahrnehmbarer Geschwindigkeit auf die Höhe des Herzens an, um dort sofort zuzustechen, "beschmutze niemals meinen Tisch." 

Blut rann bereits aus dem Mundwinkel des Jungen, als der Diebeskönig seinen Dolch wieder an sich nahm. Sogleich sackte der sterbende Körper in sich zusammen, wofür Kadir aber bereits kein Interesses mehr zeigte. 

Stattdessen ließ er sich mit einem angestrengten Seufzen zurück in seinen großen Sessel fallen und griff nach einem leeren Pergament, an dem er seine Klinge mehr schlecht als recht säuberte für einige Minuten säuberte. Erst nachdem der Dolch wieder in die Halterung an seinem Gürtel zurückgeglitten war, erhob er seine Stimme. "Gäste soll man nicht warten lassen, nicht wahr?" Mit einem Kopfnicken sah er in die Richtung der dunklen Schatten in seinem Raum. Einer von diesen löste sich in einer geschmeidigen Bewegung aus der Verborgenheit und öffnete die Türe. 

"Immer herein getreten und willkommen! Viel zu viel Zeit ist verstrichen, seitdem wir uns zuletzt sahen!" Mit einem galanten Schwung erhob er sich erneut aus seinem Thron und deutete auf eine kleine Sitzgruppe in der Nähe des Kamins, derer er sich sogleich auch selbst näherte. Entschuldigend war das Lächeln, als er kurz zu dem röchelnden und versterbenden Jungen hinabsah. "Ich bedauere das kleine Durcheinander, normalerweise herrscht hier nicht solch` eine Unordnung. Aber gutes Personal ist einfach so schwer zu finden."
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-Freya-
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#773

Beitrag: # 53650Beitrag -Freya- »

Zitternd hielt Freya die Decke fest umschlossen, während kleine Schweißperlen auf ihrer Haut lagen und in langsamen Bahnen und kleinen Rinnsalen ihre Haut benetzten. Geschüttelt von Fieber und einem rasselnden Husten driftete ihr Geist zwischen Schlaf und Traum. Ihr Hals fühlte sich grausam an und jeder Atemzug war lediglich eine notwendige Qual. Unwissend wo sie war oder was wirklich oder nur hinter einem Schleier ihres trügerischen Unterbewusstseins ihr einen Streich spielte, sie quälte und in seinen erbarmungslosen Klauen hielt, wandte sie ihren Kopf hin und her.

Wo war die schützende Finsternis hin? Wieso war sie fort, die Stille, die Leichtigkeit? Das war doch alles nur ein Traum, oder nicht?
  


   

„Schneller. Komm!“ Die flache Hand der Priesterin schlug auf den Papierstapel vor Freyas Gesicht. Erschrocken zuckte das Mädchen zusammen, doch die Stimme Tanuris schlug unerbittlich weiter auf sie ein und strafte ihr Zögern unmittelbar mit einem abschätzigen und zornigen Blick. „Du musst darüber nachdenken? Wie kann das sein? Wo bist Du mit Deinen Gedanken?“

Nein, sie musste nicht nachdenken, sie kannte ein jedes Wort! Aber die Bilder verschwammen vor den flatternden Augen des Kindes. Noch bevor jenes nach Luft schnappen konnte oder überhaupt ein Laut über die Lippen brachte, umfingen wesentlich wärmere, zärtlichere Worte sie, welche sich so sanft und zugleich beschützend einhüllten.

„Na, mein kleiner Schatz?“ Fast schon konnte sie die Wärme spüren, die sie in seine Arme schloss. Schwitzend warf sie ihren Kopf zur anderen Seite, während die strähnigen Haare in ihrem Gesicht klebten. Sie kannte ein jedes seiner Gebote, doch hatte ihre Stimme versagt. Das Brennen in ihrem Hals nahm ihr jedwede Kraft zu sprechen. Auch jetzt, da sie die Zuwendung ihres Ziehvaters spürte. Behutsam zog er sie auf seinen Schoß und sah sie mit seinen stolzen Augen an. „Erzähl mir, wie war Dein Tag heute? Hast Du viel erlebt?“

Unmittelbar wollte Freya ihre Arme um ihn legen. Ihr Gesicht an seine Brust schmiegen. Es würde alles gut werden. Kraftlos und erschöpft formten ihre Lippen nur ein Wort, während sie erleichtert ihre Lider senkte. ~Papa!~

„Ah, dort sind Deine Gedanken also mal wieder. Bei Deiner Familie. Sie verwöhnen Dich, nicht wahr? Das ist es, wonach Du Dich sehnst und was Du willst.“ Ohne jedwedes Mitgefühl hallte im nächsten Moment erneut Tanuris Stimme wider, welche keinerlei Hehl daraus machte, wie wenig sie für jene Form von Gefühlen und Verbundenheit übrighatte.

„Ich dachte, es steckt mehr in Dir.“ Schmal war das Lächeln, in das sie blickte, ehe die erhabene Gestalt der Priesterin sich gnadenlos von ihr abwandte. „Wie enttäuschend.“

„Nein, Tanuri!“ Mit aller Kraft versuchte sie gegen den Schmerz und die Schwere, die ihren Körper befallen hatte, anzukämpfen. Sich der Hitze und Kälte, die sie in ihrem wechselhaften Bann hielten und ihr immer wieder schwarz vor Augen werden ließen, zu widersetzen. Hör mir doch zu! Sie kannte jedes Wort, das Tanuri hören wollte, wieso erlaubte sie ihr nicht zu sprechen. Warum gab sie ihr nicht die Gelegenheit, ihr zu antworten?

Dunkelheit. Da war sie erneut. Eine Finsternis, die leise ihren Namen flüsterte. Freya ... Freya… 
War es der Wunsch danach, wieder in sie einzutauchen, der dafür sorgte, dass sie ihre Hand langsam hob und sie ausstreckte? ~Naheniel, hilf mir!~

Wie eine Ohrfeige jedoch durchfuhr erneut die Stimme der Priesterin die verschwommenen Bilder. „Sag sie auf, die Gebote! Jetzt!“ Durchdringend war das frostkalte Blau von Tanuris Augen, das ihr entgegenblitzte und ihr jedes Wort umgehend abschnitt. „Wer sind wir? Wofür sind wir geboren? Zu was sind wir geschaffen? Wer ist Ogrimar? Wem dienen wir? Wer ist Dein Meister? Für wen leben wir? Für wen kämpfen wir? Für wen sterben wir?“
Ein jeder schlug wie ein Blitz nach dem anderen auf sie nieder, ohne dass sie auch nur die Möglichkeit hatte zu antworten. Eine gewaltsame Entladung, die ihr die Luft abschnürte und ihr die Luft zum Sprechen raubte.
„Warum antwortest Du nicht?“ Mit einem Wisch flogen die Pergamente durch die Luft, stoben wild hin und her und gingen plötzlich in Flammen auf. „Hast Du überhaupt irgendetwas von dem gemacht, was ich Dir aufgetragen habe? Wo sind Deine Schreibübungen? Wo die Texte aus der Doktrin? Wo Deine Gebete?“ Die vernichtenden Blicke der Priesterin wanderten suchend über den Tisch hinweg. „Nichts sehe ich vor Dir. Also kann ich wohl auch nichts von Dir erwarten.“
Fröstelnd zitterte ihr kleiner Körper, während Schweiß und Tränen nach und nach ineinander übergingen. Hilflos und verzweifelt und doch spürte, wie mit der Hitze in ihrem Körper noch etwas Anderes heranwuchs. Warum hörte Tanuri ihr nicht zu. Warum gab sie ihr nicht die Chance, sich zu rechtfertigen?

~Sei still!~  Formten ihre Lippen entschlossen, während ihre Finger sich zu kleinen Fäusten krümmten. Kraft, sie schwand immer mehr. Das Hämmern hinter ihren Schläfen war einfach unerträglich, ebenso wie das hitzige Rauschen ihres Blutes. Ihre flatternden Lider senkten sich benommen. Wie sollte sie genug sein, wenn niemand ihr zuhörte, wenn niemand ihr die Möglichkeit gab, sich zu erklären.

Dunkelheit. Konnte sie nicht einfach bleiben? All die Stimmen zum Schweigen bringen? Die Finsternis, welche abermals nach ihr rief und verheißungsvoll Erlösung versprach.. Freya ... Freya… 

Unerwartete Wärme legte sich um ihre kleine Hand. Tröstlich und aufmunternd. Ein trügerisches Gefühl und doch erhob sich die Dunkelheit vor ihren Augen, um hinter sich die hellen Straßen Lichthafens zu offenbaren. ~Papa!~

Fest umschloss seine Hand ihre, um mit ihr über den Markt zu schlendern und ihr immer wieder einen liebevollen Blick zuzuwerfen. Er war ein Fels in der Brandung. Selbst wenn ihr Blut nicht das gleiche war, so sehr liebte sie ihn dennoch, wie man einen Vater nur lieben konnte.

„Mein kleiner Keks, kann ich Dir einen Wunsch erfüllen? Komm…“ Hörte sie seine warme Stimme, während er sie zu einem der Händler führte, nur um ein aus feinster blauer Seide gewebtes Kleid aus dessen Angebot herauszuziehen. Schimmernd und edel bestickt schimmerte jener Stoff im Sonnenlicht, als er jenes vor sie hielt und sie zufrieden ansah.

„Oh, es wird einfach so gut zu Dir passen. Deine wunderschönen blauen Augen unterstreichen und Dein schwarzes Haar noch mehr zur Geltung bringen. Eine richtige kleine Dame wird es aus Dir machen! Ganz sicher!“

Gerade wollte sie zögerlich ihre Hand nach dem weichen Stoff ausstrecken, griffen schlanke Hände nach ihrer Schulter, gefolgt von einer Stimme, deren Klang für sie unerträglich war. Erbarmungslos wandte jener Griff sie herum, sodass Freya in einen Spiegel sah. Unmittelbar wollte sie ihren Blick abwenden, von dem unbarmherzigen Bild, dass sich ihr gegenüberstellte.

 Jene Frau, die nun hinter ihr stand und sie bei weitem in Größe überragte, trug exakt das Kleid, welches ihr Vater gerade für sie ausgesucht hatte.

 „Sieh Dich an, Gruselkind. Glaubst Du wirklich, dass Du darin auch nur annähernd hübsch wärst? Das Gegenteil wäre wahrscheinlich der Fall. Du würdest die Schönheit des Stoffes nur verderben.“

Abschätzig und arrogant hallte Syndras Stimme wieder, sogar als sie ihre Augen fest zukniff. Das spöttische Lachen nahm immer mehr zu. Als sie ihre Lider hob, sah sie neben jener auch ihren Ziehvater, dem immer mehr weitere unbekannte Marktbesucher folgten. Sie alle sahen mitleidig auf sie nieder, ihre Gesichter zu lachenden Fratzen verzogen.

~Seid alle still..~ Versuchte sie lautstark zu fordern. Ob eines der Worte ihre trockenen Lippen tatsächlich verließ, wusste sie nicht, denn alles, was sie hörte, war das Lachen um sie herum. Niemand schien sie zu hören. All jene Gesichter, die auf sie nieder blickten und sie entweder bemitleidend oder abschätzig ansahen. Sie wollte hier weg. Weg von ihnen allen.

~Verschwindet!~ Formte sie tonlos, hatte sie keine Kraft, ihrer Stimme ein Gewicht zu geben. Wieso lachten sie alle nur? Warum hörte ihr niemand zu? In der Hoffnung, die Dunkelheit würde sie einfach holen oder sie alle einfach zum Schweigen bringen, schloss sie ihre Augen. Konnten sie nicht still sein?

Unmittelbar verhallten die höhnischen Klänge und eine wohltuende Stille umfing sie. Eine Ruhe gefolgt von dem Duft von Zedernholz, der an ihrer Nase kitzelte, ehe eine Hand nach ihr griff und sie fest an sich zog. Warm war der Atem, der über ihre erhitzte Haut schwebte und zart die Finger, die ihren Kopf hoben, damit sie direkt in seine hellstrahlenden Augen sehen konnte, während die Stimme sie immer näher an ihn heranzog, sie umschloss und sie fest umarmte.

„Bist Du innerlich erhitzt, wenn Du Grenzen übertrittst? Hast dafür ein Gespür, wo die Dunkelheit sich verbirgt? Fühlst Du Dich mit ihr verwandt durch ein unsichtbares Band? Treibt Dein Sinn Dich dorthin, wo die Dunkelheit sich verbirgt? Wenn die Finsternis ihr Haupt erhebt, spürst Du, wie es in Dir bebt? Ist dein Hunger unstillbar, packt er Dich mit Haut und Haar?“

Die Stimme Naheniels umgarnte sie und griff in der Tiefe ihres Seins nach ihrer Seele. Zärtlich strich seine Hand über ihre Wange hinweg und noch heller, noch einladender, noch fordernder wurde die Farbe seiner Augen.

„Komm, greif meine Hand und geh mit mir, lass Dich führen und ich zeige Dir, was sich hinter der Dunkelheit verbirgt.“

Naheniel. Brennend rannen die salzigen Tränen über ihre Wangen. Hoffnung. Etoh hatte sie gepredigt. Aber es war eine erbärmliche Lüge, nicht wahr? Nicht mehr als ein Schein, mit dem man seinen Glauben an etwas band und ihn für etwas versklavte, was niemals eintreten würde.

Sie spürte es, die Glut in ihrem Inneren, welche sie immer mehr verzehrte. Er würde ihre Hand nehmen und im nächsten Moment würde Syndra erscheinen und sie auslachen.

Unmittelbar würde Naheniel sie einfach für jene Nordländerin zurücklassen. Zurücklassen wie eine Puppe, die keiner mehr will. Dennoch hob sich ihre Hand seiner entgegen, um seinem Ruf zu folgen. Stille, Finsternis und Dunkelheit. Sie wollte es nicht mehr hören, nicht länger sehen. Nicht mehr atmen, denn jeder Atemzug brannte in ihren Lungen.

Trotz ihres Widerwillens spürte sie dennoch noch immer die Aura seiner Anwesenheit, die Vehemenz seines Griffs, die unerbittliche Wahrheit, dass sie ihm nicht entkommen konnte. Nein, ihm nicht entkommen wollte.

„Komm, wir gehen weit, weit fort, gehen gemeinsam an jenen Ort, wo nur Du und ich sind und die Dunkelheit uns umringt. Ich weiß, dass Du nach meiner Düsternis verlangst. Bleib nur bei mir, dann wirst Du sehen und verstehen, was nur ich Dir geben kann.“

Seine Stimme verklang zu einem Echo, einem Flüstern, einem zarten Kuss auf ihrer schweißnassen Stirn und verlor sich in dem Nebel, der sich vor ihren Augen bildete.

Donnernd und dröhnend war das, was in ihrem Kopf mit einem Mal hämmerte. Es war keine Stimme, die sprach und doch waren es Worte, die sie erfüllten. Es war alles und doch nichts. Das, was sie hörte, war die Macht der Welten und alt wie das Leben selbst. Es war allmächtig, allwissend und zerstörerisch. Nicht einen Atemzug benötigte das, was sie hörte, um die Erde und alle Reiche in ewiges Chaos zu stürzen. -Kenne Deine Bestimmung, Freya aus dem Hause…-

Bevor die Stimme den Satz vollenden konnte, schlug etwas hart gegen die Kerkertür und sie hörte entfernt nur noch das Schaben von Metall, als jemand den Schlüssel herumdrehte. Ihre Lider jedoch waren zu schwer, als dass sie diese heben konnte. Ihr Kopf dröhnte erbarmungslos, während die kalte Luft in ihren Lungen wie ein Feuer brannten.

Das Klappern einer Schüssel erfüllte die Kälte, die ihren Körper umfing, ehe etwas die Decke fester um sie herumzog und sie auf ihrer schmerzenden Stirn eine beruhigende Kühle spürte, die sie für einen kurzen Moment wohltuend umfing. Verlockend, aber ebenso von Düsternis befangen, wie die Verkommenheit selbst.

„Grünschnabel?“ Die Stimme der Inquisitorin traf das Mädchen in aller Härte und Schonungslosigkeit. „Weißt Du denn überhaupt für Dich selbst, was Du willst? Hm? Werd endlich erwachsen. Was ist? Glaubst Du Dich würde irgendjemand ernst nehmen, so wie Du hier stehst und Dich gibst?“ Abfällig schüttelte Lorena ihren Kopf, während sie sie mit kühlem Blick betrachtete. „Ich bitte Dich. Sieh Dich doch einmal selbst an und sag, ob Du mehr von Dir halten kannst, als das, was Du darstellst. Ein kleines, verzogenes Gör. Nicht mehr.“

Wieso. Warum holten sie diese Momente so schonungslos ein. Schutzsuchend vergrub sie sich tiefer in der löchrigen Decke und versuchte ihren Kopf zur anderen Seite zu drehen. ~Halt den Mund, Lorena!~ Ein verzweifelter Versuch, da die Worte unentwegt weiter auf sie niederhagelten.

Wieso hörte niemand zu? Warum sah niemand, dass sie alles andere als ein verzogenes Gör war. Es gab nur ihren Glauben und alles was sie tat, jede Aufgabe, jede Hürde. Sie stellte sich ihr, ohne jedwede Hilfe. Immer und immer wieder, gleich dem, wie gern sie einfach nur weit weglaufen würde, um all die Erwartungen und Bürden hinter sich lassen zu können. Jene Schwere, die ihren Körper jedoch vollends zu lähmen schien und sie immer weiter in die Finsternis hinabriss.

Unerwartet spürte Freya, wie etwas an ihre Schulter stupste. Nein, sie wollte nicht hinsehen und doch hob sie ohne, dass es ihr Wille, war ihre Augen. Als wäre sie für einen Moment weggetreten gewesen, blickte sie in die besorgten, rehbraunen Augen Eshiras.  „Aber warum denn Lorena? Und warum soll ich meinen Mund halten?“ Die deutliche Verwunderung in ihrem Blick war nicht zu leugnen und doch konnte sie unmöglich hier sein. Schon lange waren sie nicht mehr eng befreundet und die Gründe lagen dabei nicht bei ihr. „Erkennst Du mich denn nicht, ich bin es, Eshira. Deine beste Freundin!“  Ungläubig blickte sie zu der älteren hinauf. Für einen Moment gar versucht sie zu umarmen und einen Halt bei ihr zu finden. Doch die Schatten ihrer eigenen Zweifel ließen sie zurückschrecken und vehement mit dem Kopf schütteln. „Du bist nicht da.

Jedoch im nächsten Moment zerrte der Traum und das Fieber sie erneut in die verquerte Tiefe hinab. „Doch, doch. Ich bin hier, ganz nah bei Dir.“ Aufmunternd war das Lächeln, das Eshira ihr zukommen ließ, als sie nach deren Unterarm griff und versuchte sie hochzuziehen, als hätte sie ihre Worte gehört. Als hätte die Magierin sie wahrgenommen. „Es war alles nur ein böser Traum! Vertrau mir…“

Es wollte nicht enden. Sie nicht loslassen, sondern sie weiter quälen. Bemüht versuchte sie ihren Atem zu beruhigen, während ihr Herz aufgeregt in ihrer Brust schlug. ~Eshira~ Sie wollte ihr glauben. Ihre Zweifel vergessen und ihrer Freundin vertrauen. „Was hast du vor? Und wo kommst du her?“

„Hast Du mich etwa nicht gesehen? Eshiras Kichern drang an ihr Ohr, während sie ihr immer noch versuchte aufzuhelfen. „Manchmal bist Du wirklich etwas seltsam. Hast Du denn vergessen, warum wir hier sind? Warum Du hier bist?

Unsicher ließ Freya ihre Augen umherwandern, doch ihre Sicht war verschwommen. Vernebelt und getrübt von Tränen und einer inneren Hitze, die ihren Körper selbst zittern ließ. Leicht nur versuchte sie mit dem Kopf zu schütteln, denn sie war vor einem Moment noch nicht hier gewesen, ebenso, wie sie vielleicht im nächsten Atemzug wieder verschwinden konnte.  „Aber, nein. Nein, warum sind wir denn hier? Und wo ist hier?“

Ein undeutbares Flackern zeigte sich auf den rehbraunen Augen der Magierin, als sie sich zu ihrer Freundin hinab beugte und ihr leise zuflüsterte. „Du bist hier, um zu lernen, wohin Du wirklich gehörst… und wo MEIN Platz ist.“

Unheilvoll baute sich im selben Augenblick ein Schatten vor ihr auf. Sie spürte die Kälte, die mit ihm einherging und sich über sie legte. Ein eisiger Schauer, der erbarmungslos nach ihr griff und dessen Stimme sich frostumnachtet um ihre Seele legte.

„Du bist nichts als eine Enttäuschung, Freya. All meine Hoffnung habe ich in Dich gesetzt.“ Das Heft des Dolches, welches Tanuri Freya mit aller Brutalität in die Hand drückte, grub sich tief in die Haut des Kindes und schmerzte fürchterlich. Doch gab es kein Entrinnen. „Ich dachte, auf Dich könnte ich mich verlassen. Dass wenigstens Du mir die Treue hältst und niemals Dein Wort brichst. Offenbar habe ich mich getäuscht. Nun denn.“  Die Strenge wandelte sich jäh im selben Moment zu einer Gleichgültigkeit. Ein Desinteresse, das sie mehr und brutaler traf, als jede Rüge zuvor.

Der Blick der Priesterin wandte sich von ihr ab, als hätte sie keinerlei Bedeutung mehr, als die Magierin mit ihren vermeintlich treuen rehbraunen Augen neben Tanuri trat. „Ich denke, ich habe bereits den passenden Ersatz für Dich und Deine Aufgaben gefunden.“

Berechnend war der Blick ihrer einstigen Freundin, die jedoch eiskalt und verräterisch auf sie hinabblickte. Kalt und siegessicher. „Ich bin mir sicher, auch für Naheniel werde ich wesentlich interessanter sein, als Du es bist, Freya.“

Ohne Mitleid oder gar Bedauern zu zeigen, geschweige denn ihr auch nur den Deut einer Chance einzuräumen zu handeln oder etwas zu sagen, drehte Tanuri die Klinge des Dolches in die Richtung von Freyas Bauch. Ohne noch weiter zu zögern, schob sie jene mit absoluter Leichtigkeit in den Körper des Kindes. Die eisige Klinge, die sich nicht nur in ihr Fleisch drängte, sondern sich geradewegs in ihre Seele schnitt. Ein tiefer Schmerz unter dem sie versuchte aufzuschreien, um endlich gehört zu werden.

Nicht sie war es gewesen, die Treue und Loyalität im Dienste des Lords mit Füßen getreten hatte, indem sie ihre Bedürfnisse vor jene Ogrimars gestellt hatte. Tanuri wusste es doch. Wieso? Warum? Das konnte sie nicht tun?!

Sie war der Schlüssel, es war ihre Bestimmung. Gnadenlos spürte sie die Hitze der Wut und der Verzweiflung in sich wachsen. Einen Schmerz, der sich in etwas viel Tieferes und Reineres wandelte. Ein Gefühl, das so dunkel und chaotisch zugleich nach ihr griff und sie mit aller Gewalt versuchen lasen wollte, die Augen aufzureißen. Hass.

„Wo ist Dein Zorn? Zeig ihn mir oder war das schon alles?“ Adrians Tonfall ging herabwürdigend auf sie nieder, während der Schmerz selbst Freya innerlich auffraß, sodass sie Mühe hatte, jene Schutzzauber aufrechtzuerhalten. Keinerlei Mitleid war in seinen Augen, kein Wort, kein Anzeichen dafür, was er von ihr genau verlangte.

„Ist das alles?“ Seine Stimme war von eisiger Abschätzigkeit getränkt, während die Dunkelheit wie schwarzes Feuer ihn umzüngelte. „Enttäuschend. Ich hatte mehr erwartet.“

„Ich hasse Dich. Ich hasse Dich. Ich hasse Dich“. Immer und immer wieder war es der Klang ihrer eigenen Stimme, die in ihrem Kopf dröhnte, widerhallte und nicht schweigen wollte. „Ich hasse euch alle!“

„Komm wieder, wenn Du bereit dazu bist.“

Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Wut und Schmerz, die sie nahezu überrollten. Zitternd presste sie ihre Fingernägel in ihre Handflächen, ehe sie sich zu der Stimme wandte. „Sei still, gerade du.“  Das widerhallende Echo ihrer Stimme ließ sie jedoch nach dem Magier suchen, der vereint mit der Dunkelheit entweder noch irgendwo lauerte oder verschwunden war.
„Du bist schuld!“ Unwissenden, ob er sie hören konnte oder ihre Stimme in der Leere der Finsternis verhallte. „Du willst meinen Hass? Meine Wut? Wo bist du!“ Windend wälzte sie sich in ihrer Decke, sich erinnernd, wie die Dunkelheit des Fluchs sich nach ihr ausgestreckt hatte. Der Moment, in dem sie nach dessen Macht versucht hatte zu greifen. Die Flut jener Macht, die Hitze, als könnte sie jene entfesseln. Eine Glut, welche Schweißperlen über ihre Stirn hinabrinnen ließ. Sie war bereit.

Doch anstatt, dass der Zorn und die Macht des Schlüssels sich entfesseln sollte, war da plötzlich Stille um Freya. Keine Stimmen, keine Bilder. Nur ihr eigener, unsteter Atem, der so dringend nach frischer Luft verlangte.

Frische Luft, die sie brauchte, damit sie genesen konnte, frische Luft, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und zurückzufinden in die Realität. Aber sie blieb ihr versagt. Stattdessen war da eine kalte Hand, die sich tröstlich auf ihre Stirn legte und der Hitze, die von dieser ausging, etwas Linderung verschaffte. Als sie ihre Lider jedoch nicht hob, benetzte jemand ihre ausgetrockneten Lippen von einem Fetzen mit eisig kaltem Wasser.

Ganz leise, fast schon schüchtern, drang eine ihr seltsam bekannte Stimme an ihr Ohr, die sie vorsichtig und doch bestimmend aufforderte:
“Wach auf, Freya…“
Zuletzt geändert von -Freya- am So 5. Nov 2023, 19:45, insgesamt 5-mal geändert.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


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Naheniel
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#774

Beitrag: # 53652Beitrag Naheniel »

Erst nachdem er den Genuss ihres innigen Kusses in all seiner süßen Verlockung genug Aufmerksamkeit geschenkt hatte, gewährte er Syndra, sich von ihm zu lösen.
Es war schwer zu leugnen, dass ihm das Spiel der aufkommenden Leidenschaft mit ihr zusagte und er nicht gewillt war, dem ein vorzeitiges Ende zu setzen. Trotzdem verlor er nicht aus den Augen, dass er mit Syndra auch anderes, man könnte es als 'Geschäftliches' bezeichnen, zu besprechen hatte. 


"Schulden habe ich also?" Amüsiert über die Wahl ihrer Worte, verzog sich eine Hälfte seines Mundes zu einem schiefen Lächeln. "Interessant." Quittierte er nicht nur ihre Bemerkung, sondern auch die Berührung ihrer Hand, als diese sich fordernd in seinen Nacken legte. 

Es war ein Akt aus stetigem Geben und Nehmen und Zugeständnissen gewähren, selbst wenn sie eventuell nicht ganz in die eigene Planung passten. 
Naheniel betrachtete es nicht als seine Pflicht, sich Syndra auf derartige Weise hinzugeben, nur um ihr zu gefallen und das von ihr zu erhalten, was er wollte.
Wäre ihm einzig daran gelegen, Geschäftliches und reine Bedürfnisbefriedigung mit ihr abzuwickeln, wäre sein Weg ein anderer. 


Nein, er wollte sich an ihrer Schönheit ergötzen und durch sie eine Sättigung seines Hungers erlangen.
Nicht, weil sie es von verlangte und als Gegenwert einforderte, sondern weil er sie begehrte und ihn nichts davon abhalten würde, das zu zeigen. Denn in einem für ihn ungewöhnlichen Rahmen, hatte er Gefallen an Syndra gefunden.
Mochte die Erfüllung der Prophezeiung und der Beherrschung des Schlüssels selbstverständlich nach wie vor den höchsten Stellenwert haben, es würde ihn nicht dazu bringen, sich den Vorzügen ihres Körpers und ihrer Person zu entziehen.
Zumindest derzeit nicht. 


"Du magst es vielleicht nicht gewohnt sein, aber ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht." Gar schon frech und provokativ war das schnelle aber genießerische Aufzucken seiner Mundwinkel, als er sie eingehend betrachtete und seine Hand aus ihrem Nacken löste. "Meistens jedenfalls." 

Dass Syndra aber nicht einfach so aus dem Nähkästchen der Legion plaudern würde, war ihm durchaus bewusst. Schlussendlich lag es nicht in seiner Macht, welche Seite die Erzmagierin wählen würde. Wobei das nicht ganz korrekt war.
Mit den richtigen Mitteln konnte man seiner Meinung nach einen jeden Menschen zu etwas zwingen, für seine Sache manipulieren oder ihn unterwerfen. Ein jeder hatte seine Schwächen und auch jene Syndras würde er früher oder später herausfinden.

Sie aber auf derartige Weise für sich und seine Zwecke gefügig machen und sie dazu zu bringen, sich auf seine Seite zu schlagen und gemeinsam mit ihm durch die Infiltration der Legion die schützende Front, die sich um Freya gebildet hatte, schwächen? 
Das wäre zu einfach, langweilig und plump und zumindest  in diesem Falle nicht sein Stil. 

Das waren aber alles Details, die zum rechten Zeitpunkt noch Klärung finden würden, genauso wie das, was er erhoffte, von ihr zu erfahren. Im Moment sprach allerdings nichts dagegen, sich zunächst gemeinsam miteinander zu vergnügen. 

"Hast Du es ersehnt und darauf gewartet, dass ich meine Schulden einlöse?" Hell und herausfordernd leuchteten seine Augen auf, als er sie am Handgelenk packte, ihre Hand von seinem Nacken fortzog und zu seinen Lippen führte. Während er sprach, legte sich sein warmer Atem auf ihre Handinnenfläche und für einen Moment der Hingebung schloss er seine Augen, während der Duft ihrer Haut ihn verführerisch zu mehr verlocken wollte.
  
"Begleichst auch Du all Deine Schulden?"
Es waren nur Andeutungen von Küssen, die er ihrer Handfläche schenkte, bevor er mit einem schelmischen Lächeln seine Lider öffnete und wieder zu ihr hinab sah, um sie völlig an sich zu binden. 

Ohne weitere Vorwarnung drehte er sie dann jedoch mit einem Mal herum. Mit seinem Arm über ihren Oberkörper gelegt, zog Naheniel sie besitzergreifend nochmals fest an sich heran, bevor er seinen Griff löste und einen halben Schritt von ihr wegtrat. 

Es mochte fast schon zärtlich anmuten, als er mit seiner Hand über ihren Hinterkopf strich, ihr Haar teilte und gescheitelt nach vorne legte, so dass ihr Rücken und die Schnürung ihrer Robe für ihn nun unbedeckt waren.
Naheniels Fingerspitzen fuhren über ihren Nacken hinweg und öffneten sogleich gekonnt den ersten sichernden Knoten der Schnürung, der ihrer Robe seine Form gab.

"Wer sollte uns schon stören?" Während seine Augen seinem bedachten Tun folgten, zog er das dunkle Band aus der erste Öse.
"Würde jemand zu dieser Türe hereinspazieren, dann müsste ich es fast schon als Verrat Deinerseits deuten."


Unbeirrt machte er sich weiterhin daran, die Schnürung zu lösen, ließ sich jedoch betont Zeit dabei. Wie durch Zufall berührte er hier und da die helle Haut, ohne ihr aber dabei eine bewusste Zärtlichkeit zukommen zu lassen. 

"Soweit ich mich erinnere, bist Du eine der Wenigen, die weiß wo sie mich finden kann, wenn sie danach verlangt."
Warm war seine Stimme, hüllte sie ein und trug dennoch diesen einen bestimmten Hauch der dunklen Gefahr mit sich. Er drohte ihr nicht, denn wenn sie nicht längst wusste, worauf sie sich eingelassen hatte, war sie ohnehin verloren. 


Trotzdem schadete es zu Weilen nicht, wenn man, dann und wann, manche Gegebenheiten nicht in Vergessenheit geraten ließ. "Es wäre also äußerst betrüblich und enttäuschend für mich, gäbe es da jemanden, außer Dir und mir, der diese Tür öffnet." Mit einem Ruck, der nun bestimmend zeigen sollte, dass sein Werk vollendet war, zog er das Band aus der letzten Öse, welche sich nur knapp über Syndras Steiß befand und ließ es unachtsam zu Boden gleiten. 

Für einen kurzen Moment betrachtete Naheniel den Rücken der Magierin und neigte sich dann soweit zu ihr hinunter, dass seine Stimme ganz nah an ihrem Ohr durch ihr dichtes Haar hindurch zu hören war. Der Klang mochte zwar ganz leise sein, hinterließ aber keinen Zweifel an der Wahrheit, die hinter seinen Worten verborgen lag. 
"Und ich mag keine Enttäuschungen." 

Langsam wanderte sein Zeigefinger über die freigelegte Wirbelsäule nach oben, tastete sich Wirbel für Wirbel entlang, bis er ihren Haaransatz erreichte und auf einer Seite die Robe über ihre Schulter schob. Immer noch war sein Kopf dicht an dem ihren, als er sehr sachlich feststellte. "Ich bin mir sicher, dass Du für mich keine Enttäuschung sein möchtest." 

Noch war die Robe nicht vollends über Syndras Körper zu Boden geglitten, sondern wurde von ihrer anderen Schulter gehalten. Anstatt aber auch über jene zu streichen, damit die Magierin ihm das preisgeben musste, was sie unter dem teuren Stoff verbarg, führte er seine Hand an ihrem Gesicht entlang, allerdings ohne dieses tatsächlich zu berühren. Einzig gab er ihr mit dieser Geste vor, dem Weg seiner Hand zu folgen, um sich ihm wieder zuzudrehen.

Es war nicht von Nöten, sie zu mustern, denn Naheniel kannte ihre Erscheinung durch und durch, hatte er doch bereits alles davon ausgiebig erkundet. Und doch gelang es ihm nicht, den Blick von ihr zu wenden, als er ein oder zwei Schritte nach hinten trat.

"Also Syndra, welche Schuld soll ich zuerst einlösen?"
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


Bild

Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Der graue Stoff des Talars klebte unangenehm an ihrem schweißbedeckten Körper, als sie ihre Lider zögerlich hob. Ein schmerzhaftes Blinzeln, denn auch wenn es dunkel war, brannte das Salz ihr Tränen in ihren Augen. Für einen Moment wirkte es tatsächlich fast friedlich. So friedlich, dass sie es nicht deuten konnte, ob sie wach war oder ihr Unterbewusstsein nur für den nächsten Schlag ausholte, vielleicht sogar der Lord selbst Erbarmen zeigte und nach ihr griff.

„Bin ich tot?“ Fragte sie unsicher, während sie ihr Ebenbild ansah. Es schien mehr als möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich. Immerhin sah man in den letzten Zügen nicht sein eigenes Leben an sich vorbeiziehen, bevor man am Ende auf sich selbst hinabsah, ehe die Dunkelheit einen umarmte und forttrug?

Doch wenn, warum brannte ihre Kehle so grausam. Nein, es konnte nicht sein. Ihr Hals kratzte erbärmlich unter den wenigen ihren Worten und im nächsten Atemzug zwang die kühle Luft sie zu einem erstickenden und rasselnden Husten.


„Wärst Du denn gerne tot?" Fragend legte das Mädchen, das ihr bis auf das kleinste Grübchen glich, ihren Kopf zur Seite und tupft Freya mit dem feuchten Lappen nochmals über ihre Lippen.

Eine wohltuende Kühle, die sie mit ihren Lippen auffing. Eine beruhigende und zugleich betäubende Kühle, die sich für einen kurzen Moment über den brennenden Schmerz in ihrem Hals legte und ihm Einhalt gebot. „Ich... ich will nur nach Hause.“ stammelte sie, ehe ihre Stimme erneut versagte.

Seufzend sahen ihre eigenen blauen Augen auf sie hinab, ehe ihr anderes Ich das Tuch beiseite legte, um sich im Schneidersitz neben sie auf das stroherne Bett zu setzen. 
„Weißt Du denn noch, wo Dein zu Hause ist?“

Sie musste fantasieren. Wäre sie wirklich, so real wie sie selbst, dann würde sie es doch verstehen. Blinzelnd versuchte sie ihren Blick zu klären. Den Schlaf, die Bilder und Stimmen fortzutreiben, ehe sie sich selbst in einem Wahnsinn verlieren würde. Doch gleich, ob es ein Traum oder ein Gespinst ihrer Vorstellungskraft war, sie wich nicht von ihrer Seite und sah sie weiterhin erwartungsvoll an.

Natürlich wusste sie genau, wo ihr Zuhause war. Mehr als alles andere, denn allein der Schmerz, den sie bei ihrem Verlust verspürt hatte, hatte ihr gezeigt, welche Bedeutung jenes Heim für sie hatte.

„In der Legion. Bei Tanuri.“  So sehr sie ihre Familie liebte, so war die Priesterin noch viel mehr für sie. Doch schien die Antwort unerwartet.

Nachdenklich legte ihr Gegenüber ihre Stirn in Falten und zog ihre Nase dabei kraus, während ihre kleinen Hände an der Decke herumzupften, als könnte sie diese ein wenig fester um sie legen und ihr mehr Wärme und Schutz dadurch geben. Etwas, das hier in den Verliesen der alten Kirche nahezu unmöglich schien.
„Aber wenn das doch Dein zu Hause ist, warum bist Du dann hier?“
 
Zitternd griff Freya selbst nach dem löchrigen Stoff, während ein eisiger Schauer sie durchfuhr. Sie hatte keine Ahnung, warum sie hier war, geschweige denn wo dieses Hier sein sollte. „Ich weiss es nicht.“

Vorsichtig versuchte sie sich aufzurichten, wobei sie die Enden der Decke fest in ihren kleinen Fingern hielt. Ihre Augen wanderten suchend mit einem verschleierten Blick durch die kleine zugige Zelle. „Wo ist hier? Sag es mir. Und wie kommen wir zurück?“
Verwirrt zog ihr Ebenbild die Augenbrauen zusammen, als würde sie Freya unterstellen, dass sie wirres Zeug redete.
„Woher soll ich wissen, wo Du bist, wenn Du es selbst nicht weißt?  Vielleicht ist das 'wie' die falsche Frage, die Du Dir selber stellst?“

Skeptisch beäugte sie sich, auch wenn ihre schweißnassen Züge unter den feuchten Strähnen ihres Haares eher Verzweiflung ausstrahlen mochten. Immerhin sah sie in ihre eigenen Augen. Ein Trugbild, da war sie sich sicher. Jedoch war sie nicht allein. Und wenn nicht sich selbst, wem konnte sie dann vertrauen?  „Aber du bist doch auch hier.“

Kurz nur fuhr sie sich über ihre spröden Lippen, während für einen Atemzug nur das Rasseln in ihren Lungen zu hören war.  „Wieso sind wir hier?“

Stolz richtete sich ihr gegenüber auf, als wäre dies die ersten klugen Worte, die sie hörte und es nahezu die richtige Frage oder zumindest eine, auf die sie eine Antwort kannte. So wandelte sich ihr Blick belehrend, ohne dabei jedoch Überheblichkeit auszustrahlen. 
„Wir sind hier, um etwas zu lernen.“

Es war mehr ein kindlicher Eifer, der über ihr ganzes Gesicht hinweg strahlte, als sie zufrieden über diese, ihrer Meinung nach sehr richtige Antwort unverwandt in die Augen sah.
Ungläubig blinzelte sie, ehe sie einen Arm unter der Decke hervorzog. Langsam fuhr sie mit jenen über ihre Augen und ihre Wange hinweg, um sich von den salzigen Tränen zu befreien, welche auf der wunden Haut brannten. „Lernen?“

Freya spürte, wie ihre Stimme wieder zu versagen drohte. Ein unsicheres Zittern, von Schmerz durchzogen und gleichzeitig in der Erwartung, dass jenes Ebenbild sich im nächsten Moment auflösen würde, um sie in der kalten und einsamen Zelle ihrem Schicksal zu überlassen. „Was sollen wir lernen? Von wem sollen wir lernen?“

„Über den Schmerz und über Zweifel, Freya…“  Die Worte verklungen zwischen den kalten und modrigen Wänden des Verlieses, bevor sie tief Atem holte und ihre lehrenden Worte fortsetzte, als wüsste sie um die tiefere Bedeutung des Ganzen. Doch, woher? „Dein Schmerz, er ist aus dem gemacht, was Du ertragen musst. Er wird Dir gegeben durch Ogrimar, endet deshalb nie. Vielmehr arbeitet er sich seinen Weg in Dein Innerstes.“

Sie spürte die sanfte Berührung ihres anderen Ichs. Eine warme zärtliche Geste unter welcher sich ihre kalte Hand auf ihre Brust legte und ihr trotz der ausweglosen Lage ein Lächeln schenkte. 


„Dein Schmerz, er ist aus dem gemacht, was Du ertragen musst. Er wird Dir gegeben durch Ogrimar, endet deshalb nie. Vielmehr arbeitet er sich seinen Weg in Dein Innerstes. Er muss sein, damit Du das wirst, was Du sein sollst.“

Überrascht sah sie sich selbst in die stolzen Augen, welche überzeugt waren von der Weisheit ihrer Botschaft.  Doch was hatten diese kryptischen Worte zu bedeuten? Schmerz? Wie viel sollte sie noch ertragen?

Erneut schnitt das Brennen in ihren Lungen ihr die Luft ab. Ein unbarmherziger Druck auf eben jenen, der sie husten und nach Atem schnappen ließ. Konnte es nicht einfach aufhören. Wie, war ihr egal. Sie war zu allem bereit, wenn es nur aufhören und die Schwere ihres Körpers sie einfach in die Finsternis hinabziehen würde. Erbarmungslos jedoch nahm sie das Fieber ein. Ein Schwall aus Hitze und Kälte, der sie mit jedem Atemzug erneut erschütterte und den Husten tiefer und grollender werden ließ, bis ihr schwarz vor Augen wurde.

Eine Schwärze, die in keiner Weise sich gnadenlos über sie legte, sondern sie in die tiefste Finsternis selbst hineinzerren sollte. Sie spürte es bereits, ehe sie ihre Lider hob, dass es sie an einen Ort führte, der sie mit ihren dunkelsten Alpträumen konfrontierte.

Ungläubig riss sie ihre Augen auf, um auf eine erhabene Dunkelheit zu blicken, welche sich über jene Lichtung gelegt hatte. Chaos, Dunkelheit und Zerstörung. Ein Omen der Wiedergeburt, welches sich vor ihren Augen abzeichnete, ehe sie Tanuris von Glauben erfüllte Stimme vernahm.

„Wir sind versammelt zu Ehren des Herrn der Finsternis. Im Namen von Syndra und Naheniel, bitte ich Dich, mächtiger König aller Welten, sei an diesem Abend unser Gast und lausche dem Ansinnen Deiner treuen Anhänger. Vereint sind wir durch Deine Insignien und durch das Leben, das Du uns geschenkt hast und durch Deinen Glauben. Und so stehe ich, als Deine Priesterin, als Deine untergebene Dienerin vor Dir und bitte um Deinen Segen für die Vereinigung der Leben von Naheniel und Syndra. Lass ihre Schicksale miteinander verschmelzen und einen der mächtigsten Bünde der Welt schließen. Geschmiedet soll das Band in Deinen Feuern der Ewigkeit werden, auf das ihr, Naheniel und Syndra, für immer miteinander verbunden seid, von heute an, bis ans Ende eurer Tage.“
Klangvoll verhallten die Worte. Feierlich und gleichzeitig von Ehrfurcht geprägt. Verstört und zerrissen wandte sie ihren Blick auf Naheniel, doch ehe sie Worte für das fand, was durch ihren Geist strich, blickte die Priesterin mahnend zu ihr. „Freya? Was ist? Hast Du Dich etwa nicht vorbereitet?“

Das war unmöglich. Schlichtweg nicht real. Unbewusst und fernab der Worte Tanuris ballte sie nur ihre kleinen Hände zu Fäusten, bis sie das warme Blut zwischen ihren Fingern spüren konnte.

Das, das ist nicht wahr. Ihre Stimme war ein Flüstern, während ihre Nägel sich immer tiefer in ihr eigenes Fleisch drängten. Doch war jener Schmerz nichts im Gegensatz zu jener Hitze ihrer Gefühle, die immer weiter in ihr emporkriechen sollten.
 
„Nein, nein! NEIN! Niemals!“ Fordernd schüttelte sie ihren Kopf, wollte sie das nicht wahrhaben, nicht sehen, nicht hören. Es war der Nordfrau nicht bestimmt. Oder doch? Leise nur im Hintergrund hörte sie ihre eigene Stimme. Ein sanftes Flüstern, melodisch und zugleich voller Schmerz.


„Meine Liebe, Meine Liebe, ich will nicht Lebewohl sagen...Das Meer mag steigen, der Himmel mag fallen, doch meine Liebe zu ihm wird niemals sterben...
Ich muss weitergehen, immer weiter, weiter tapfer sein, bis in die schwärzeste Nacht…
Mein Herz, mein Herz, mein ertrinkendes Herz. Oh all die Tränen, die ich geweint habe. Nein, meine Liebe zu Dir wird niemals sterben...“


Als sie sich jedoch suchend herumdrehte, veränderte sich ihre Umgebung erneut.  Doch ihr fehlte die Kraft, sich abzuwenden, geschweige denn ihre Lider zu heben.

Sie war in einem Haus. Es hatte nichts mehr gemein mit jener Lichtung. Vielmehr lag eine Vergänglichkeit in den Mauern. Langsam sah sie sich um, bis ihr Blick auf Tanuri fiel.

Das Haar der Priesterin hatte seinen Glanz verloren, es war stumpf und hing in langen Strähnen an ihrem Körper herunter. Sie trug ein einfaches Kleid ohne Ärmel, so dass die Zeichnungen ihrer Vergangenheit gut sichtbar waren, jedoch nicht mehr in jener Deutlichkeit auf ihrer blassen Haut aufschienen, wie sie es einst taten. Einst, da war die Schrift, sowie auch sie selbst erfüllt gewesen von Leidenschaft, von dem Feuer des Glaubens… von Hingabe.

Doch hier und heute war nichts davon zu sehen, als sie barfuß vor dem bodentiefen Fenster stand und ihr verlorener Blick hinaus in den grauen Himmel sah. Sie war vollkommen allein - so dachte sie zumindest - und so sprach sie leise, während sie ihre Hand erhob und gegen die kalte Scheibe des Fensters legte.

„Weit in nebelgrauer Ferne liegt mir das vergangene Glück. Nur an einem schönen Sterne, weilt mit Liebe noch der Blick. Aber wie des Sternes Pracht, ist es nur ein Schein der Nacht.“

Etwas lauter, fast schon flehentlicher wurde ihre Stimme, als sie weitersprach. Ein Klang, der ihr selbst beinahe das Herz brach. Zerrissen schloss sie ihre Lider. Fordernd und unbarmherzig kniff sie ihre Augen zusammen, in der Hoffnung, dass alles um sie herum schwinden würde. Ein Traum, keine Vision.

„Die Liebe kann alles verlangen, doch auch vergänglich kann sie sein…“

Ihren Schmerz beinahe selbst spüren zu können, war fast mehr als sie noch ertragen konnte. Jene Emotion, die ihrer Mentorin so fern lag und sie so menschlich wirken ließ, als jene nicht nur ihren Kopf, sondern auch ihre Stimme senkte, während sie unerbittlich weitersprach.

„Was dahin ist und vergangen, kann's die Liebe sein? Hab ich mich verbrannt, an ihrer Flamme Glut? Sterb ich nun dran, lass mich reißen hinfort, von der dunklen Flut?“

Fast als spürte die Priesterin, dass noch jemand anderes in ihrem Zimmer war, hielt sie inne und drehte sich herum. Ihre kühlen, so ungewohnt traurigen Augen sahen sich suchend um. Für einen Moment mochte es wirken, als würde sie Freya direkt ansehen, doch dann brach Tanuris Blick und fast schon enttäuscht wendete sie ihre Augen zu Boden und endete mit ersterbender Stimme.

Wenn das Liebesglück auch flieht, der Liebesschmerz wird nie vergehen."

So verletzlich. Sie war so viel mehr als nur die Priesterin. Ihre Hand wollte sich nach ihr ausstrecken, während ihre Lippen nur ihren Namen formten. ~Tanuri?~ Doch ehe sie die Priesterin berühren konnte, zerfiel das Abbild der Priesterin in einem hellen Nebel, der durchzogen wurde von einem Licht, das am Ende nichts zurückließ als den tiefen, alles erfüllenden Schmerz selbst. Ihre Finger streiften durch die Luft, doch alles, was sie zu fassen bekam, war die Leere dahinter. Eine Leere, in der sie allein zurückblieb, bis etwas an ihrem Arm zehrte. Hörte es nie auf? Sie spürte den Schmerz, die Wucht der Gefühle, die sie übermannten und gleichzeitig tiefer ins Dunkel flüchten lassen wollten.
Aber wieso? Warum? Nein. Ungläubig und fast schon trotzig wandte sich ihr Kopf hin und her. Warum hatte sie nichts tun können, warum ließ man sie nicht einschreiten? Weshalb nur war sie so hilflos in diesen Momenten?


„He, bist Du wieder eingeschlafen? Nicht einschlafen! Du musst wach bleiben! Hörst Du mich? Nicht einschlafen!“

Etwas zerrte an ihr. Ein Schütteln, als wollte man sie wecken. Das von Fieber gezeichnete Mädchen jedoch grub sich tiefer unter den löchrigen Stoff ihrer Decke. Sie wollte nicht mehr diesen Wahn verspüren, konnte es nicht enden? Sie hatte ihre Lektion gelernt. Eine Lehre des Fiebers und des Wahns, die sie an das Ende ihrer Kräfte und ihres Verstandes geführt hatte. „Warum, sie wollen mich nicht, sie brauchen mich nicht.“

Doch schien ihr anderes Ich, das zurück an ihre Seite gefunden hatte, diese Antwort nicht akzeptieren zu wollen. Deutlich spürte Freya die Berührung an ihrem Arm. Sein unbeholfenes Streicheln, das ihr Trost spenden sollte.
„Willst Du Dich denn selbst?“

Mittlerweile war es ihr gleich, ob sie halluzinierte, träumte oder vielleicht sogar tot war. Immerhin, vielleicht war sie es ja wirklich. Wer wusste schon, wie es sich anfühlte?

Die Berührung war zwar tröstlich, aber dennoch war sie allein. Allein sich selbst überlassen, aber dennoch nickte sie knapp. Sicher wollte sie leben und doch führte eben jenes ihr immer wieder den Zweifel vor Augen, wofür. „Wieso schützen sie mich? Nur um mich dann fallen zu lassen?“ Noch immer konnte sie es nicht begreifen. Warum? Warum war sie nie genug? Warum nie bereit? Was sollte sie noch tun?

Kurz nur zog sie ihre Nase hoch, was ungebührlich sein mochte, aber sie nicht kümmerte. Im Gegenteil, vielmehr war sie lebendig, denn wäre sie es nicht, müsste sie nicht atmen. Oder?

Blinzelnd hob sie ihren Blick, um in ihre eigenen Augen zu sehen. Ihr gegenüber schien derweil auf jenen Umstand reagieren zu wollen und innerlich unwirsch, da sie in ihren Taschen nichts als gähnende Leere vorfand, sodass sie ihr lediglich den feuchten Lappen reichen konnte, der neben der Schale lag.

Ein wenig argwöhnisch nahm das Mädchen das Tuch. Es war besser als nichts und vielleicht würde es den Druck in ihrem Kopf lindern. Ein wenig unsicher richtete sich Freya auf und schnäuzte sich die Nase.  Alles dröhnte um sie herum und fühlte sich fürchterlich zäh und schwer an. Träumte sie noch immer? War sie nun wach? Ihr Ebenbild schien jedoch nicht zu verschwinden, sondern vielmehr hob es fragend eine Augenbraue an.

„Bist Du es, oder sind es die anderen, die an Dir zweifeln?“ Sie kam sich offenbar schrecklich altklug vor, war sie doch noch ein Mädchen und längst nicht reif genug, um die Tragweite ihrer eigenen Frage so wirklich zu verstehen. Aber irgendwie erschien sie ihr in diesem Moment als angebracht und richtig, was sie zu deutlich in dem fragenden Blick erkennen konnte, der nach einer Antwort suchte.

„Ich bin es.“ Antwortete sie, auch wenn ihr Tonfall sie einer Lüge strafte. Dennoch würde sie die Schuld für ihr Versagen nicht bei jenen suchen, denen sie nicht genügte. Sie musste über dem stehen, lernen, wo ihr Platz war, auch wenn sie nicht wusste, wie sie diesen jemals einnehmen sollte, wenn niemand ihr auch nur einen Moment zuhörte.

Wem machte sie jedoch etwas vor? Die Augen ihres Ebenbildes verengten sich kritisch, ehe sie mahnend den Zeigefinger hob und mit jenem vor ihrer Nase einige Male hin und her wedelte.
„Mir kannst Du nichts vormachen!“

Eindringlich schien ihr Spiegelbild jede Regung von ihr zu beobachten, ehe sie es sich ein wenig bequemer an ihrer Seite machte. „Solange Du Dich selbst belügst, wirst Du immer und immer wieder in einem Kreis laufen. Der Anfang wird immer das gleiche Ende haben und das Ende niemals anders sein.“

Natürlich wurde sie durchschaut, wenn ihr gegenüber wirklich sie selbst war oder sein würde, und doch war es irgendwie auch nicht wirklich eine Lüge. Ein wenig vielleicht, aber es spielte keine Rolle, denn der Glaube widersprach, die Fehler zuerst bei anderen zu suchen. Und genau das sollte sie wissen. „An wem liegt es sonst. Sie nehmen mich nicht ernst, weil ich ein Kind bin.“

Worte, die offenbar Empörung in ihrem Gegenüber auslösten, sodass jenes die Arme vor der Brust verschränkte.
„Und das lässt Du Dir einfach so gefallen?“ Ungläubig schüttelte jene mit dem Kopf und schnalzte nur abfällig mit der Zunge, als würde sie gerade kompletten Schwachsinn hören.

„Es ist ein Fehler, dass man von seinen Mitmenschen erwartet, sie würden einem die gleiche Rücksichtnahme, Höflichkeit, Verständnis und Respekt entgegenbringen.“

Nachdenklich hüllte das Mädchen sich jedoch weiter in die Decke ein und ließ die Worte auf sich wirken. Überzeugt von ihren eigenen Worten nickte ihr anderes Ich heftig und sprach mit fester Stimme weiter, als wüsste sie ganz genau, wo das Problem lag.

„Du kannst Dir nur über zwei Dinge auf dieser Welt gewiss sein: Es gibt nur Ogrimar allein als Deinen wahren Gott. Zweitens: Neben seiner Existenz kannst Du Dir nur über Deine Eigene gewiss sein. Und weil das so ist, musst Du aufhören anderen gefallen zu wollen. Erkenne Dich selbst, akzeptiere Dich als alleiniges Ich und lebe den Grundsatz: Wie Du mir, so ich Dir.“

Es war ein tiefer hörbarer Atemzug, mit dem sie ihren kleinen Vortrag beendete. Plötzlich wirkte jenes Ebenbild wesentlich erwachsener, viel reifer. Als wäre sie aus einer Zukunft, die für ihr Gegenüber nah war, aber noch nicht ganz erreicht.

Die Decke bis zum Hals gezogen, blickte sie über den Rand hinweg. Beinahe neidvoll. Wäre es nur so leicht, über sich selbst hinauszuwachsen. „Ich habe es versucht. Du weisst das.“


Für einen Moment senkte sie erinnernd ihre Lider. Sie hatte diesem Ketzer, diesem selbsternannten Gossenpriester vor aller Welt gezeigt, dass sie keine Furcht hatte, dass man sie nicht unterschätzen sollte. „Aber wofür? Es ist egal, was ich tue.“

Das kurze Hochgefühl war nicht von Dauer gewesen.  Und heute, heute zählte das alles schon nicht mehr. Sogar der weiße Pater wagte es, sie ein Kind zu nennen. Doch schien ihr anderes Ich diese Antwort abermals als solche nicht hinnehmen zu wollen.


„Bist Du Dir darüber ganz sicher?“ Fragend griff ihr Blick nach ihrem, während sie ihren Kopf zur Seite gelegt hatte.  „Denke genau darüber nach, denn es zählt nicht, ob Du Kind, Erwachsene oder Greisin bist, solange Du Deiner selbst sicher bist. Glaubst Du an Dich und Deine Existenz? Glaubst Du an das…... was wir sind?“
  
Die Hand jenes Ebenbildes, das plötzlich einer fast erwachsenen Frau glich, legte sich auf ihr Handgelenk. Sanft spürte sie den Druck, ehe sie weitersprach. Doch auch die Tonlage der Stimme, die sich erhob, schien sich gewandelt zu haben. Es war ihre eigene Stimme, doch hatte sie jedwede Kindlichkeit verloren.
„Du musst das töten, was Du selbst erschaffen hast: Die Zweifel über Dich selbst und Deine Angst nicht zu sein.“
  

   

Sie wollte ihre Ängste und Zweifel abstreifen. Nichts mehr als das. Doch immer, wenn sie einen Schritt nach vorne ging, zog man ihr den Boden unter den Füßen weg, ließ sie fallen, sodass sie immer wieder mit ihrer Unvollkommenheit konfrontiert worden war. Ein Fall der mit jedem Mal tiefer und schmerzhafter wurde, egal ob es in ihren Träumen oder wirklich geschah.

Wie sollte sie es schaffen? Wohin sollte es führen? Gerade wollte sie die Frage stellen, als sie nur einen Wimpernschlag später nicht mehr in ihre eigenen Augen sah, sondern ein dunkelbraunes Paar ihren Blick durch die Gitterstäbe kreuzte. War das alles keine Einbildung gewesen? Krampfhaft zog sich ihr Magen zusammen. Freya konnte fühlen, wie die Angst in ihr aufstieg und von ihr Besitz ergreifen wollte.

Als der Kerkermeister nur einen Atemzug später die Tür öffnete, war sie allein. Zitternd und gezeichnet von dem Fieber, das ihren Körper an ihre Grenzen gebracht hatte, eingehüllt in der Decke. Ein kurzer Moment, da sich ihre Hand unterhalb der Decke um ihr eigenes Handgelenk schob, als könnte sie die Hand ihres Ebenbildes noch greifen, sie zurückholen. Ihre Stärke, die ihrer eigenen überlegen war, für einen Moment fühlen und sich ein wenig davon für einen Augenblick aneignen. Doch sie war fort - verschwunden und ihre Stimme verhallt, auch wenn die Berührung noch immer spürbar war.

Es war keine Zeit mehr für Fragen. Keine Zeit für einen Zweifel. Selbstredend hätte Freya dem Bischof in Dankbarkeit für seine Gastfreundschaft und aus dem Respekt seiner Stellung heraus vermutlich jede Frage beantwortet. Dass er sie jedoch in dieses zugige Loch geworfen hatte, obwohl sie sich weder vor Ogrimar schuldig gemacht hatte, geschweige denn, dass sie eine Gefahr für irgendjemanden darstellte, ließ jede Ergebenheit weichen.  

Seine Gnade war scheinbar daher ebenso trügerisch, wie jene Absichten und Gedanken, die hinter all dem standen.  Schon sein Handeln, indem er sie einsperrte, stellte seine eigenen Interessen vor den Glauben und ließ Freya an jenem zweifeln. Wozu war er noch in der Lage oder vielmehr bereit?

Keine Zweifel, keine Furcht. Worte, die ihr jeder immer wieder sagte und die so einfach gesprochen waren. Doch nicht zum ersten Mal spürte sie, dass sie keine andere Wahl hatte, als ihre Befindlichkeiten auszublenden. Sie war ihrem Schicksal selbst überlassen.

Das Brennen in ihrer Kehle versuchte sie erneut ihrer Stimme zu berauben und ihr die Luft abzuschnüren. Schmerzhaft schluckte das Mädchen, bemüht trotz ihres Zustands keinerlei Schwächen auch nur für einen Atemzug die Oberhand zu gewähren. Auch wenn ihre Augen glasig sein mochten und ihre Stimme von einer zittrigen Heiserkeit geprägt war, so wollte sie ihm nicht auch noch eine Form von Angst zugestehen.  „Eure Eminenz.“
Zuletzt geändert von -Freya- am So 5. Nov 2023, 20:24, insgesamt 2-mal geändert.
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