Wilde Horde

[Kaioh Ther]

Die Auferstehung der Jünger Shaels: die Wilde Horde formiert sich!

An diesem einen Abend wirkte der Himmel klar, lediglich ein Nebelschleier umschloss den rötlich wirkenden Mond, als vier dunkle Gestalten auf Schlachtrössern zu später Stunde lautstark jubelnd in Felsriff einmarschierten. Sie stolzierten durch die Gassen, welche daraufhin urplötzlich wie verlassen wirkten. An der Schenke angekommen banden die vier Reiter ihre Pferde an und machten sich auf den Weg in die Taverne.

„Shael zum Gruße!“, ließ der Anführer grölend beim Betreten verkünden. Die meisten der anwesenden Gäste schienen diesen Ausspruch und den Namen Shael nicht einmal mehr zu kennen und ignorierten die zwielichtig wirkenden Personen. Doch nach wenigen Sekunden hallte es fast ungläubig vom Tresen aus: „Kaioh, alter Haudegen, bist du es?“. Es war Mess Vyn, der gemeinsam mit Fayrah, Rakrath und Norven den Tag ausklingen ließ.
„So sieht es aus, mein Freund! Schön euch nach dieser langen Zeit wiederzusehen.“, erwiderte Kaioh Ther. An seiner Seite standen seine Familienmitglieder Perona, Vinyarion und Hiob. „Wir kommen gerade von einer Hinrichtung.“ Noch während er diese Worte aussprach, warf er einen blutgetränkten Beutel in die Ecke. „Vinyarion brauchte ein paar neue Schädel für seine Sammlung.“, ergänzte er schmunzelnd.

Unzählige Monde sind vergangen, seitdem sich die Familien Ther und Vyn sahen. Einst kämpften sie Seite an Seite, für den Willen eines inzwischen fast vergessenen Glaubens. Doch seit der Ära gemeinsamer ruhmreicher Schlachten und des Blutvergießens ist einiges geschehen. Beide Familien herrschten über ihre Ländereien und es wurde ruhiger in den Straßen der Städte und Dörfer.
Sie schwärmten von alten Geschichten, bis Kaioh auf einmal unerwartet ernst wurde und Mess dabei anblickte: „Wie in alten Zeiten?“. Sofort war Mess klar, was Kaioh meinte und erwiderte: „Wer als letztes noch Stehen kann!“ Daraufhin floss der Met ohne Pause weiter. „Männer!“, merkte Fayrah nur augenverdrehend an und widmete sich wieder ihren alten Schriften, welche sie aktuell studierte. Währenddessen spitzte Rakrath seine Pfeile für die nächste Jagd an, jedoch konnte er sich ein schelmisches Grinsen dabei nicht ganz verkneifen. Nur Perona bekam von dem Ganzen nichts mit, da sie lediglich einen Blick für die Goldbeutel der anderen Gäste hatte. Nach zahllosen Humpen, beide konnten kaum noch gerade sitzen, lallte Mess zu Kaioh fast schon sentimental rüber: „Das tut gut. Ich denke oft an die alten Zeiten zurück. Die ständigen Feiern nach unseren gewonnenen Kriegen. Spürst du ihn auch ab und an, diesen Drang?“ Kaioh nickte ihm zu und reichte ihm die Hand. Es war diese eine Geste, die das Schicksal der Welt besiegeln sollte.

Die kommenden Tage waren geprägt von Vorbereitungen. Fayrah, Vinyarion und Hiob analysierten alte Pergamente, Perona und Rakrath duellierten sich zu Trainingszwecken, Norven schliff die Klingen einiger Waffen nach und Kaioh sowie Mess besprachen erste Stategien.
„Es ist so weit! Wir brechen auf.“, verkündete Kaioh schließlich. Ihr Ziel war ein alter Tempel Shaels, welcher tief im Herzen Goldmonds versteckt war und inzwischen ziemlich verwaist wirkte. Nach einem anstrengenden Tagesmarsch dort angekommen, machten sich die Verbündeten auf ein Blutritual am Altar vorzubereiten, mit dem sie Shael erneut ihre Treue schwuren. Kaioh reichte einen Dolch umher, der so feingearbeitet und verziert war, dass er an die früheren Arbeiten der Elfen erinnerte. Nach und nach ließ ein jeder sein Blut mithilfe des Dolches auf dem Altar tropfen.
Kaum war der letzte Tropfen aufgeschlagen, begann Fayrah eine Formel zu sprechen, in einer alten Sprache, die heute keiner mehr versteht. Wie aus dem Nichts begann es draußen zu donnern und der Himmel färbte sich ungewöhnlich violett. Das alte Bündnis war damit neu erwacht und sichtbar von Shael besiegelt.

„Shael ist unser Zeuge. Das Zeitalter des alten Glaubens ist neu erwacht. Hiob verkünde die Botschaft in der Welt. Die Wilde Horde hat sich formiert und wird das Urteil Shaels über die Menschheit bringen. Es ist Zeit für eine Auslese. Die Auserwählten Shaels werden die Welt von ihrer Schwäche befreien!“.
Hiob lachte nur morbide und nickte.