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Adrian
Dorfältester / Dorfälteste
Beiträge: 112
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#651

Beitrag: # 53240Beitrag Adrian »

Adrian war noch in den Morgenstunden aufgebrochen. Eingehüllt in einen dicken wollenen Mantel hatte er sich auf den Weg zu den Stallungen gemacht. Ein leises Knirschen erklang unter seinen Stiefeln, als er den schneebedeckten Hof durchkreuzte, um zu den Pferden zu gelangen. Scheinbar herrschte hier weniger reges Treiben als auf dem Hof selbst. Sogar der Stallbursche schien entweder seinen Dienst verschlafen zu haben oder noch mit einer der Mägde im Heu seinen Vergnügungen nachzugehen, sodass Adrian den Sattel selbst zur Hand nahm und ihm seinem Rappen auf den Rücken schnallte.

Sicherlich wäre der Weg durch ein Portal effizienter und schneller. Allerdings weniger befreiend wie ein Ausritt durch die Wälder hindurch.

Langsam nur führte Adrian den Schwarzen aus dem Stall, bevor er ihm kurz mit seiner in Leder gehüllten Hand beschwichtigend über dessen Nüstern strich. Oft genug zog er die einfachen Reisen vor, da es ihm sinnvoll erschien, keine Zeit zu verschwenden.

Sanft fuhr er über den Hals des Tieres hinweg, bevor sein Fuß sich in den Steigbügel stellte und Adrian sich auf den Rücken des Pferdes schwang. Kurz glitt sein Blick über den Schnee hinweg, bevor er sein Pferd im Schritttempo über den Hof hinweg führte, um anschließend ihm die Sporen zu geben. Eisig konnte er den Wind in seinem Gesicht spüren, während die Sonne selbst sich wärmend auf den schwarzen Stoff seines Mantels legte.

Über die Westbrücke hinweg folgte er dem Weg, während der Lärm der Stadt der Stille der Natur wich und nichts außer dem Rauschen der Bäume und dem Knirschen des Schnees unter den Hufen des Rappen zu hören war.

Er hatte einiges zu sortieren und nicht zuletzt sich der Prioritäten zu besinnen, die ihn überhaupt auf die Inseln geführt hatten. Für einen kurzen Moment hatte er gedacht, tief in Tanuri das Feuer neu entfachen zu können, welches sie zu sich selbst zurückfinden lassen würde. Doch jener Funken, jenes Licht in ihr schien in der Dunkelheit selbst erloschen zu sein. 

Er hatte die Priesterin gewarnt oder nicht? Bei ihrem nächsten Sturz würde sie fallen und niemand wird sie dann noch auffangen. Keineswegs würde er seine Versprechen brechen oder seine Drohungen haltlos im Nirgendwo verhallen lassen.

Auch wenn Adrian bereit gewesen war, ihr einen Weg aufzuzeigen, weigerte sie sich im Schatten ihrer Autorität Hilfe anzunehmen, geschweige denn die Verantwortung zu übernehmen. Alles streifte sie ab und ließ in ihrer eloquenten Art nicht aus jeden, der auch nur einen Zweifel aussprach, für ihre Fehlentscheidungen anzuklagen.

Es gab aus seiner Sicht derzeit nur zwei Möglichkeiten. Entweder die Legion selbst einzubeziehen oder aber zu hoffen, dass Kadir fündig geworden war. Immerhin konnte er derzeit weder Naheniel den Krieg erklären, noch ihn töten, ohne dem Mädchen selbst damit nicht zu schaden. So sehr ihm diese passive Haltung widerstrebte, es blieb ihm keine andere Wahl. Ihr Schutz und ihre Sicherheit vorerst der einzige Weg, bis sie eine Lösung gefunden hatten.

Kurz vor den Toren Sturmkantes zügelte er sein Tempo, um unauffällig neben den anderen Passanten in die Stadt zu gelangen. Knapp nickte Adrian dem Torwächter zu, während er an den Mauern vorbei, bevor er aus dem Sattel stieg und die letzten Meter seinen Rappen in Richtung des ‚Beschwipsten Drachen‘ führte. Immer wieder sah er sich unauffällig um und ließ seine Sinne schweifen. Dunkelheit spürte Dunkelheit und da Adrian das Interesse Naheniels auf sich gezogen hatte, wollte er jenen sicherlich nicht direkt vor die Tore seines Freundes führen.

So bog er in die Stallungen der Taverne und band sein Pferd an dem Unterstand an, bevor er selbst sich unauffällig in die kleine Gasse neben der Taverne bewegte.

Langsam nur hob Adrian seine Hand, um mit seinen in schwarzes Leder gehüllten Finger ein Symbol in die Luft zu zeichnen, welches sich unmittelbar auf dem Holz der Tür einbrannte, ohne dass er es berührt hatte.
Ohne weiter über die Vorwürfe Tanuris nachzudenken, blickte er abwartend auf den Eingang. Wohl kaum würde er sich von irgendjemandem zu einem Handeln zwingen oder drängen lassen. Auch nicht von ihr. Allerdings offenbarte sie durch ihre Phrasen und Vorwürfe nur zu deutlich, wie unbeholfen sie selbst sich in dieser Situation fühlte.

Unter einem gedämpften Knarren öffnete sich der Zugang mit einem Mal. Beinahe hatte Adrian schon angenommen, dass Kadir vielleicht verstimmt war, wegen der Schmetterlingsmorde. Er hätte es durchaus verstanden, allerdings war jener, so charismatisch er wirken mochte, auch hinter seinem ganzen Charme ausreichend pragmatisch veranlagt, dass er derartige Befindlichkeiten außen vorließ.

Lautlos trat er ein und blickte auf die wehenden Fackeln, welche den schmalen Treppenabgang säumten und deren Dunkelheit in ein schummriges Licht einhüllten. Schweigend folgte er den Stufen hinab, bis er die labyrinthartigen Gewölbe unterhalb der Stadt erreichte. Ein weitverzweigtes Netz aus Gängen, die einen überall und nirgendwo hinführen konnten.

Als er die letzte Stufe erreicht hatte, empfing ihn bereits der süßliche, aromatische Duft des Rauches, welchem sich mancher Gast des Fuchses zu willig hingab, um seine Sorgen und Ängste zu verdrängen. Ein Laster, welches einen für ein paar Stunden des Denkens darüber beraubte oder befreite, aber keinerlei Lösung derer bergen sollte.

Kurz nur sah Adrian sich mit um. Im Gegensatz zu vielen anderen ließ er kurz seinen Blick über den einsehbaren Teil hinweg schweifen. Gewöhnlich interessierte er sich Adrian weniger für die Klientel, die sich hier einfand. Es war nie von Belang gewesen. Bisher.

Kühl fuhren nur seine Augen über die wenigen Silhouetten und Personen hinweg, die sich bereits um diese Uhrzeit den sündigen Lastern und Versuchungen hingaben. Niemand von ihnen zeichnete sich doch als jemand von besonderem Interesse ab. Wortlos trat derweil ein namenloser Bursche an ihn heran, welcher ganz offensichtlich in den Diensten des Fuchses stand und dem Magier andeutete, ihm zu folgen.

Ohne selbst ein Wort zu sagen, begleitete Adrian ihm ihn ins Innere. Immer wieder ließ er unscheinbar seine Augen wachsam und beobachtend umherschweifen, bis sie eine Nische erreicht hatten. Nur mit einer Geste bot der Namenlose ihm an, sich zu setzen, während er stillschweigend die Äußerung seiner Wünsche erwartete.

Adrian legte seinen Mantel zur Seite, bevor er sich setzte und den jungen Mann kurz nur musterte, bevor er direkt zur Sache am. „Ist er zu sprechen?“ Der Klang seiner Stimme verriet, dass es keine Frage war, sondern eindeutig die Anweisung, den Fuchs wissen zu lassen, dass er mit ihm reden wollte. Doch bewahrte er durchaus die Etikette, wollte er Kadirs Freundschaft schließlich nicht auf die Probe stellen. Sie beide waren unter Umständen aufeinander angewiesen.

Knapp hob der Bursche eine Braue und deutete nur mit einer Geste an, dass er sehen würde, was er für ihn tun konnte. Knapp nickte der Magier, während der Bursche in den hinteren Teilen verschwand. Nachdenklich fuhr Adrian sich über die Lippen, während sein Blick abermals über die Nischen hinweg streifte. Für ein oder zwei Atemzüge blieben seine Augen jedoch an einem Separee hängen. Das dämmrige Licht verriet, dass derzeit niemand dahinter eine Zuflucht gesucht haben mochte, doch bevor seine Gedanken ungewollt weiter wandern sollten, hörte er, wie ein Glas mit dunkelgoldenem Inhalt vor ihm auf den Tisch gestellt wurde.

Es war ein klärender Lidschlag, mit dem er sich der Person mit den zierlichen Händen zuwandte. Musternd streiften seine Augen über das blonde Mädchen hinweg. Zarte türkisfarbene Seide umspielte ihren noch jungen Körper, während das hellblonde Haar sich offen und lang über ihre Schultern hinweg ergoss.

Auch wenn sie zweifelsohne ein Schmetterling zu sein schien, so war jene unbedarfte Art jener Mädchen scheinbar überschattet. Ungewöhnlich viel Stoff trug sie am Leib und auch die sonst so zügellose Art schien nicht vorhanden zu sein, auch wenn sie ihm ein zartes Lächeln schenkte.

„Wie heißt Du Liebes?“ Fragte er sie mit einnehmender Stimme und ohne seinen Blick von ihr zu lösen. Ruhig zog er das Glas zu sich und lehnte sich zurück, bevor er ihr andeutete, sich zu ihm zu setzen.
Kurz nur suchten ihre haselnussbraunen Augen seinen Blick, bevor sich umsah und scheinbar sich entschied, seiner Einladung zu folgen. Auffordernd schob er seine Augenbrauen hoch, während seine Hand weiterhin das Glas umschlossen hielt.

„Nyhaleth, Milord“ Mit einem fast unschuldigen Augenaufschlag legten sich ihre Augen auf ihn, hinter welchen er meinte, eine deutliche Zurückhaltung lesen zu können. War sie noch neu in Rosalinds Garten, war es ein kokettierendes Spiel ihrerseits oder hing ihr Verhalten mit dem steten Verschwinden ihrer Schwarmschwestern zusammen?

Seine Augen hafteten sich neugierig und einnehmend an sie, auch wenn sie im Grunde keinerlei Reize an sich trug, die ihn sonderlich beeindruckten. 

„Nyhaleth, weder habe ich vor, Dich anzufassen, noch dir etwas anzutun. Ich habe lediglich nur ein paar Fragen, wenn du erlaubst. Die Antworten selbst sollen nicht dein Schaden sein.“ Ließ er sie mit einem ruhigen, aber eindringlichen Tonfall wissen, abwartend, wie sie reagieren würde auf einen mühelosen Nebenverdienst. Ihr leichtes Zaudern konnte er durchaus erkennen, presste sie nachdenklich ihre Lippen zusammen, um sich dann doch zu einem Nicken durchzuringen.

„Gut.“ Zufrieden senkte er kurz seine Lider, bevor er sein Bein anwinkelte und seinen Blick musternd über sie fahren ließ. „Ist Rosalind hier?“

„Rosa …“ Hörbar stockte sie, bevor ihre Augen sich umsahen und sie einen tiefen Atemzug nahm. Adrian spürte jene plötzliche Anspannung, die von ihr ausging, sehr deutlich. Eine Unruhe, welche nicht nur aus ihren Zügen, sondern auch aus ihrem Herzschlag und Atem ergab. War ihr etwas passiert? Das wäre ein nicht nur bedauerlicher Umstand, sondern zudem auch für sein Anliegen mehr als unpassend. Offensichtlich hatte sie nicht mit dieser Frage selbst gerechnet oder aber sein Blick verunsicherte sie wahrnehmbar.

„Nein, aber, wenn Ihr ein wenig Zerstreuung wünscht.“ Kam es leise über ihre Lippen, welche sie ein wenig nervös befeuchtete und ihre Fingerspitzen an seine Hand legte, die das Glas umschloss.
Ein knappes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, bevor er ein Kopfschütteln andeutete und ihr seine Hand entzog, indem er sein Getränk an seine Lippen führte, um die Qualität des Inhaltes zu kosten. Wahrscheinlich wäre sie gesprächiger, würde er sie sich auf seine Weise gefügig machen und ihr das, was sie wusste, auf andere Weise zu entlocken.

Allerdings war er nicht hier, um sich ein einfaches Abenteuer zu verschaffen, noch wurde sie in irgendeiner Form seinen Ansprüchen gerecht, dass er einen Reiz darin sah, seine Pläne für ein paar beiläufige Informationen zu ändern. Auch würde er sein Anliegen und Interesse an ihr nicht noch einmal wiederholen.

„Ich verstehe. Wie viele von euch hat es bisher getroffen?“ Fragte er frei heraus und kam auf den Punkt Sein Blick haftete sich eindringlich an ihren, um ihr zu verstehen zu geben, dass lediglich Antworten eine Bedeutung für ihn hatten. Deutlich schluckte das noch so unbedarfte Mädchen, welches immer mehr den Eindruck erweckte, sich unwohl in ihrer Rolle zu fühlen.

„Acht, vielleicht auch neun. Aber nicht alle traf der Tod. Manch eine wurde … “ Leicht stockte sie abermals, bevor sie ihre Lider senkte und ein wenig verunsichert an ihrem zarten Seidenrock herumnestelte, als wäre sie unsicher, ob sie darüber reden sollte oder durfte.

„Manch eine hat er gezeichnet und ihnen eine Botschaft mitgegeben.“ Ihre Stimme wirkte noch immer zurückhaltend, während er seinen Blick kurz seinem Getränk zuwandte und einen tiefen Atemzug nahm. Naheniel schien wahrlich keine halben Sachen anzustreben, um ihn zu sich kommen zu lassen. Entweder war jener rasend vor Zorn über sein kleines Präsent oder überheblicher, als Adrian bisher angenommen hatte.

Allerdings schien es unvermeidlich, dass er ihn aufsuchen musste, wenn er Silberstreif nicht noch tiefer in Blut versenken wollte. Es glich schon jetzt einem roten Teppich, welchen Naheniel für ihn auszurollen gedachte, um ihn zu sich zu bitten.

„Eine Botschaft. Und jene lautet?“ Neugierig wandte Adrian seine eisigen Augen dem Mädchen zu, während seine Fingerspitzen sich auf den Rand des Glases legten und jenes fast zärtlich umkreisen ließ.

„Ich, ich sollte darüber mit Euch nicht reden.“ Sagte sie kurz angebunden, bevor sie sich erhob und Anstalten machte um zu gehen. Sie hatte Angst, Angst die nächste zu sein oder mehr zu sagen, als es gut für sie war. Unmittelbar streckte sich seine Hand nach ihr aus und umfasste fest ihr zerbrechliches Handgelenk. Verschreckt fuhr sie zusammen und ihr erregter Puls hallte in seinen Ohren wider, wie ein Trommelwirbel. 

„Euer Lohn.“ Ließ er sie wissen, bevor er ihr einen kleinen Beutel mit Edelsteinen reichte, bevor er seinen Griff unter einem sanften Streichen über ihr Handgelenk hinweg löste und sie ziehen ließ. Eiligen Schrittes, versuchte sie direkt auch eine Distanz aufzubauen, bevor sie in ihrem Gang innehielt und er noch einmal ihren Blick mit seinem auffangen konnte. 

„Rosalind geht es gut.“ Blinzelte sie kurz, bevor sie sich endgültig abwandte.

Naheniels groteskes Spiel jagte ihnen Angst ein. Berechtigter Weise, ebenso wie ihr Misstrauen. So würde Kadir ihm sicherlich mehr berichten können. Rosalind ging es gut, was nicht ganz irrelevant sein sollte und sicherlich war der König der Diebe nicht uninteressiert daran, dass dies so bleiben würde. 

Nachdenklich holte er den kleinen Zettel mit der Zeichnung Kennas heraus und betrachtete ihn eingehend. Rosalind war vielleicht für alle nicht ganz unwichtig. Wusste er sehr wohl, wo er es schon einmal gesehen hatte.
 
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
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Syndra
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#652

Beitrag: # 53241Beitrag Syndra »

Niemals würde Syndra jemanden als dumm zu titulieren, nur weil er dem einfachen gemeinen Volk angehörte. Dummheit war eine Eigenschaft, die auch der elitären Gesellschaft angehören mochte oder den sogenannten Hochgeborenen. Ebenso wie Intelligenz, Talent und Geistesschärfe sich auch in den niederen Ständen finden ließ, wenn man nur richtig hinsah.

Allerdings maßte Syndra sich durchaus an diesen kleinen lüsternen Strolch, der offenbar andere Körperteile als seinen Kopf zum Denken verwendete, als ungehobelt und durchaus einfach gestrickt einzustufen.
Schmunzelnd sah die Erbin des Erzmagus ihm nach, während das tiefe Blau ihrer Augen bedrohlich aufschimmerte, als würde der raue Ozean selbst einen Sturm ankündigen wollen. Sie würde später mit Argusaugen ihr Zimmer inspizieren und ihm sollte der dunkle Lord gnädig sein, würde sie etwas finden oder am Ende sogar etwas fehlen.

Genüsslich nahm sie einen Schluck Wein, waren seine Worte abermals ein überzogener Spott in ihren Augen, den sie sich jedoch merken würde, um ihn dafür früher oder später zur Rechenschaft zu ziehen.
Vorerst jedoch wandte sie sich mittels eines Wimpernschlages Lorena zu. Kurz nur musterte sie die Magierin mit kühler Nüchternheit. Wusste sie sicherlich um ihre Vorlieben zur verbalen Folter, doch was sich ihr hier offenbarte, schien einen tieferen Hintergrund zu haben, wenn sie bereits deutliche Zeichen der Einschüchterung setzte.

War es eine Laune, die ihre Verlobung auslöste und jene Kompromisse, die ein solcher Bund mit sich zog und somit mancherlei Freiheit einschränkte oder war es wirklich der Fall, dass jene Ungezieferplage ihr anfing, den Schlaf zu rauben.

„Unter uns, was wird das hier meine Liebe?“

Ihr Blick sollte zu dem Eisblock fahren, welcher weiter zur Tür schweifen sollte, hinter der Kevin gerade verschwunden war.

„Witterst du wirklich einen Spion in unseren Reihen? Oder hast du ein Vergnügen darin entdeckt, den Pöbel einfach zu deiner Belustigung zu schikanieren und zu quälen?“

Leicht nur hob sie eine Augenbraue, um jene zu einer Antwort aufzufordern, während ihre Augen sich leicht verengten.

„Ist mir irgendwas entgangen? Außer, dass der Stallbursche mit deinem Anhängsel offenbar mich als Ziel für ihre albernen Streiche ausgewählt haben.“

Der leichte Tadel in ihrer Stimme, welcher zum Ausdruck bringen sollte, dass dies kaum geschehen wäre, wenn Lorena ein wachsames Auge auf Freya gehabt hätte, war subtil rauszuhören. So war es auch nur ein kühles Lächeln, welches sie herausfordern sollte, ihr mehr über die zu erzählen, die sie zu diesen Schritten offenbar verleitet hatten. Eine von Neugier hervorgerufene Mimik, welche jedoch hinter dem Kelch verschwand, als sie jenen abermals an ihre Lippen heranführte.
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Kenna de Vil
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#653

Beitrag: # 53242Beitrag Kenna de Vil »

Einige Tage waren inzwischen ins Land gezogen. Die Versuche ihre Wunde, die jener geheimnisvolle Dolch ihr zugefügt hatte, zu heilen, waren gescheitert. Auch hatten ihre Aufzeichnungen keine weiteren Hinweise auf das Amulett geben können. Ihr nächster Schritt hatte sie zurück in den Hörsaal geführt.
Dieser war zu ihrem Leidwesen so gut besucht gewesen, dass sie einen günstigen Augenblick geschickt abpassen musste, nachdem sie dort in einem der vielen Bücherregale, nahezu unscheinbar das Symbol nach welchem sie suchte, entdeckt hatte.

Doch schließlich ergab sich ihre Chance, als sich Adrian und die Priesterin in einer ihrer Unterredungen in Schuldzuweisungen ergingen. Die Aufmerksamkeit der beiden lag nur beim Gegenüber und so konnte Kenna sich unbemerkt das Skript aneignen.

Rastlos war sie erneut aufgebrochen, im Gepäck wog schwer besagtes Buch. Sie brauchte einen ruhigen Ort um es genau zu studieren. Fast eine kindliche Vorfreude hatte sie ergriffen, doch wäre es dumm von ihr, kopflos an die Sache heranzugehen.
Einen klaren Kopf bekam man jedoch nur draußen, unter dem endlosen Himmel und nicht in irgendwelchen von Menschenhand erbauten Gebäuden. So führte sie ihr Weg in ihre geliebten Wälder. An jene Orte, in denen sie seit Kindertagen jede heimliche Minute verbracht hatte. Man könnte fast meinen, sie kannte jeden Baum und jeden Stein.

Als die Sonne nur noch ein feuriger Streifen am Himmel war, hatte sie ihr Lager für die Nacht aufgeschlagen.
Einen kleinen aufgespießten Hasen drehte sie über der Feuergrube, welchen sie unterwegs geschossen hatte. Mühsam war es gewesen, denn wollten ihre Finger der Zughand ihr nicht mehr recht gehorchen. Die schwarze Nekrose schien sich langsam vorzuarbeiten und kroch inzwischen den Finger hinunter, einer Ader folgend bis zu ihrem Handgelenk. Nachdem sie zuletzt im Felsendom Adrians Hemd mit ihrem Blut besudelt hatte und er scheinbar etwas der dunklen Magie hatte spüren können, trug sie dauerhaft Handschuhe mit ein paar Tropfen Rosenwasser, um alles zu verdecken. Ob dies jedoch die magischen Schwingungen übertünchen konnte, war fraglich.

Das Fett des Hasen zischte, wenn es in die Flammen tropfte und sie schnitt mit einem ihrer Messer ein Stück Fleisch von dem Tier ab. Mit Blick in die Flammen aß sie, ohne die Umgebung ganz aus ihrem Fokus zu verlieren.
Die Kälte kroch ihr bereits in die Knochen. Nur die Haut ihres Gesichts wurde von der Wärme des Feuers angestrahlt. Es würde eine weitere kalte Nacht werden, doch schreckte sie das kaum ab.

Ein wenig Unterhalb konnte man winzige Lichter einer Stadt erkennen, die wie Glühwürmchen aufleuchteten, als das Dunkel der Nacht die Dämmerung ablöste.

Den letzten Bissen Hasenfleisch spülte sie mit einem Schluck aus ihrem Flachmann hinunter, dann erhob sie sich, nur um sich neben dem Feuer in ihren Umhang mit Fellbesatz einzurollen. Sie lauschte den Geräuschen der hereinbrechenden Nacht. Immer lauter schienen diese an ihr Ohr zu dringen und der Schlaf wollte sich einfach nicht einstellen.

Von Vertrauen hatte Adrian gesprochen. Doch wie sollte sie jemandem vertrauen? Wem konnte sie vertrauen? Jedem dem sie ebenjenes zuteilwerden ließ, hatte sie im Stich gelassen oder getrogen.

Kenna drehte sich auf die andere Seite. Mit dem Rücken zu den Flammen, die schon ein Stück heruntergebrannt waren. Sie sollte aufhören zu Grübeln. Verbissen kniff sie die Augen zu, als könne sie sich so in den Schlaf zwingen.

Wie lange sie so da lag, konnte sie kaum mehr abschätzen. Doch eins war ihr klar. Der Schlaf würde sich wohl nicht mehr einstellen.
Resigniert setzte sie sich auf, zog Fell und Umhang fester um die Schultern. Mit dem Stock, der neben ihrer Feuerstelle lag, stocherte sie in der schwindenden Glut, um das Feuer neu zu entfachen. Eine Handvoll Holz gab sie hinein und nach kurzer Zeit brannte das Feuer wieder.
Die zuckenden Flammen, warfen lange Schatten hinter sie.

Kenna griff nach ihrer Tasche und holte das Buch hervor. Im Schneidersitz legte sie es auf ihre Beine und strich mit der Flachen Hand über die Prägung. Dann schlug sie es auf.
Der Fluch traf sie unerwartet. Ihr war gar nicht klar, was mit ihr geschah. So kniff sie kurz ihre Augen zusammen, als auf den offenen Seiten die Buchstaben zu tanzen und sich aufzulösen begannen, als könnte sie damit wieder klare Sicht erlangen. Ein Strudel aus schwarzem Nebel stieg nach oben und ergriff von ihr Besitz.

~~~~~

Du bist schwach. Dein Stolz ist Deine Schwäche.

Woher kamen die Worte? Wer sprach da zu ihr? War sie wach oder träumte sie?

Sofort war sie aufgesprungen, hatte Umhang und Fell von sich geworfen und nach ihrer Waffe gegriffen. Angestrengt blickte sie suchend ins Dunkel, lauschte.

„Zeig Dich, Du elender Feigling!“ knurrte sie, auf jede Regung achtend.

Kenna versuchte das Prickeln in ihrem Nacken zu unterdrücken und die aufsteigende Wut zu zügeln. Sie nockte einen Pfeil auf der Sehne ihres Bogens ein und zielte, indem sie den Bogen anhob, ein Auge zukniff und die Bogensehne zurückzog. Der Pfeil zitterte auf der Sehne, so sehr musste sie sich anstrengen, die Kontrolle über ihre bevorzugte Waffe nicht zu verlieren. Sie hätte besser eines ihrer Messer gewählt.

Dann traf sie wie aus dem Nichts der erste Hieb.

Überrascht sackte sie auf ein Knie, wirbelte mit dem Oberkörper herum und schoss in kurzer Abfolge mehrere Pfeile ab. Ihr Herz raste vom Adrenalinschub, ihr brach der Schweiß aus und vertrieb die Kälte aus ihrem Körper. Ihr Rücken schmerzte, dort wo der Schlag sie getroffen hatte. Ein paar Mal öffnete sie die Zughand und schloss sie wieder, um das Gefühl zurück zu erlangen, vergebens.

Hatte sie ihren Angreifer getroffen? Im nächsten Moment spürte sie, wie ein Schwert ihre Schulter streifte. Ihre lederne Schutzkleidung hielt zwar stand, so dass sie keine Wunde davontrug, doch lähmte der Schlag ihre Schulter und die Vibration ließ ihren Arm vollends taub werden. Sie ließ den Bogen fallen, duckte sich schnell und mit einer gekonnten Rolle, entzog sie sich zunächst einem weiteren Angriff.

Das Feuer war nur noch ein Haufen Glut und ließ nichts in der Umgebung erkennen, außer Schemen. Ihr Atem ging keuchend und so hörte sie kaum die Geräusche, ihrer Angreifer – es mussten mindestens zwei sein -, dazu rauschte ihr das Blut in den Ohren. Verdammt. Beruhig dich! Mahnte sie sich selbst.

Im hinteren Winkel ihres Denkens wurde ihr bewusst, dass der Angreifer sie nicht töten wollte. Denn sonst wäre sie bereits tot. Wie dumm sie gewesen war! Überheblich und stolz, traf es wohl besser. Einfach hier hinauf zu marschieren und allein und ungeschützt an einem gemütlichen Feuer zu nächtigen, wo sie doch genau wusste, dass man es auf sie abgesehen hatte. Doch wer waren die? Sie befand sich immer noch im Krieg. Wäre es da verwunderlich, wenn man sie ausspähte und alleine überfallen würde? Sie hätte es nicht anders gemacht. Vielleicht waren es auch gewöhnliche Wegelagerer. Aber nein… dieser Satz den einer von ihnen sagte…
Kenna würde dem Angreifer niemals recht geben, selbst wenn es stimmte. Ihr Stolz war ihre Schwäche.

Grade als sie im Begriff war, sich nach der Rolle vorwärts wieder kampfbereit aufzurichten, packten sie mehrere Arme und zerrten sie hoch. Eine Wolke, die den Mond verdunkelt hatte, zog weiter und das Mondlicht tauchte alles in ein diffuses Licht.

Nicht so eilig, kleine Wildkatze. Raunte ihr einer der Kerle mit seinem stinkenden Atem ins Gesicht.

Einer hielt sie links, der andere rechts gepackt. Sie trat um sich, versuchte sich loszureißen. Wenn sie nur an eines ihrer Messer herankäme... sie biss einem der Männer mit aller Kraft in die Hand, so dass dieser laut aufheulte. Doch ließ er nicht von ihr ab.

„Was wollt Ihr?“ fragte sie ohne Angst in der Stimme. Wenn sie fiel, dann mit erhobenem Haupt.

Ein Dritter trat nun vor sie hin und hieb ihr mit einem Grinsen, welches Zahnlücken und verfaulte Stummel zeigte, seine Faust in den Bauch. Sie keuchte auf, als ihr die Luft wegblieb. Ihre Frage blieb unbeantwortet.
Als nächstes traf sie die Faust mehrmals im Gesicht und der Schmerz, als ihr Nasenbein brach, ließ sie in die erlösende Dunkelheit sinken.

~~~~

Ihr war kalt. Alle Knochen schienen ihr weh zu tun. Sie unterdrückte ein Stöhnen, als sie sich aufrichtete. Ihre Feuerstelle war längst erloschen und eine dünne frische Schneeschicht lag wie weißes Pulver auf allem. Als hätte man der Welt die Farben entzogen, lag der Tag grau da.

Mit der linken Hand tastete sie ihr Gesicht ab. Kein Knochen war gebrochen. Sie war unversehrt.

War das ein Traum oder eine Vision gewesen? Das Buch! Suchend blickte sie sich um und machte die Erhebung im Schnee neben sich aus. Sie griff danach und blies die zarten Flocken hinunter, welche in einem weißen Wölkchen zusammen mit ihrem Atem davonstoben. Sie schlug wieder den Einband auf, doch die Seiten waren leer. Hektisch begann sie zu blättern… doch nichts!

Beobachten ist nicht sehen.

Hörte sie erneut Worte in ihrem Kopf und rieb sich die behandschuhte rechte Hand. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, trotz der Kälte.

Kenna räumte ihr Lager, verwischte die Spuren und machte sich auf, in die unten im Tal liegende Stadt, deren Lichter im Laufe der Nacht und manche erst beim Anbruch des neuen Tages, erloschen waren.
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
Finsternis.
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Der Fuchs
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 23
Registriert: Sa 14. Mai 2022, 21:11

#654

Beitrag: # 53244Beitrag Der Fuchs »

Es verging eine Weile, in welcher Adrian alleine in dem Separee verblieb. Vielleicht war sein Glas bereits geleert, oder nur noch wenige Tropfen der Flüssigkeit übrig, als ein Junge, der gekleidet war in einer einfachen ledernen Rüstung, an ihn herantrat und sich unsicher umsah. 

Die dunkle Aura, die Adrian umgab, war dem jungen Mann unheimlich. Aber er hatte einen Auftrag und diesem musste er schließlich nachkommen, wenn er sich weiterhin in der Diebesgilde beweisen wollte. 
"My Lord Al Saher?"Leise erhob der Junge seine Stimme und sah schüchtern zu dem Dunkelmagier. Er war noch nicht lange in den Diensten Kadirs und deshalb kaum vertraut mit seinen Gästen und seiner Kundschaft. Eine Tatsache, die ihn sichtlich verunsicherte. Allerdings versuchte er das so gut wie nur eben möglich zu verbergen. "Der Fuchs hat mich gebeten, Euch zu holen."

Anders als Adrian es vielleicht erwartet hatte, führte der Junge ihn nicht durch das verrauchte Gewölbe hindurch, welches um diese Zeit erst wenige Gäste beherbergte, sondern ging mit ihm in eine andere Richtung. Nach einigen Abzweigungen in dem unübersichtlichen unterirdischen Labyrinth trat er gemeinsam mit dem Dunkelmagier einige Stufen hinab. Frei von jeglichen sinnesberauschenden Wolken und Düften war der lange Gang, durch den Adrian nun von dem Jüngling geführt wurde. 

Mit entschuldigenden, jedoch nach wie vor sehr unsicheren Blicken, sah der Junge über seine Schulter hinweg zu Kadirs Gast. "Das Nebengewölbe hat eigentlich einen eigenen, öffentlichen Zugang. Ich bringe Euch aber über die unterirdische Verbindung hin. Eigentlich darf nur die Gilde diese benutzen, aber ich denke, der Fuchs macht eine Ausnahme. Ich wollte Euch nicht nochmal in die kalte Nachtluft schicken, damit ihr ein paar Häuser weiter wieder eintreten könnt." Kadir wäre bestimmt damit einverstanden.

Da Adrian das Zeichen für das im Geheimen liegende Gewölbe kannte, empfand er es als unnötig, ihn nochmals hinaus in den Winter zu schicken. Für diesen Bereich gab es tatsächlich einen Zugang, der wesentlich mehr Personen bekannt war, da sich dort zumeist das tägliche Geschäft der Gilde abspielte. Warum also Umwege gehen und den Fuchs unnötig auf seinen Besucher warten lassen?  

Es dauerte nicht lange, bis sie einen weiteren Gewölbekomplex erreichten. Als sie dort auf Kadir trafen, der mit verschränkten Armen an einem der Torbogen lehnte, zog der Junge sich mit einer höflichen Verbeugung zurück und verschwand durch den gleichen Gang, durch welchen sie gekommen waren. 

Der Blick des Fuchses galt jedoch einzig dem kleinen Schauspiel, welches sich innerhalb des vor ihm befindlichen Raumes abspielte, welcher mit tiefroten Baldachinen behangen war, welche die steinernen Decken verhüllten und dem Ganzen etwas warmes, und doch auch anrüchiges verliehen. 

Noch waren keine Gäste zugegen, nur drei äußerst reizvolle Frauen, die die Mitte des Raumes als ihre kleine Bühne vorbereitet hatten und sich darauf zu einer noch sehr leisen und unterschwellig spielenden Musik im völligen Einklang zueinander bewegten. 

Um ihre kleine Bühne herum waren viele große, mit goldenen Fäden durchzogene Kissen platziert, wie man sich auch in dem anderen Gewölbebereich von Kadirs unterirdischem Reich fand. Hier und da standen einige kniehohe Tische, auf denen zu späterer Zeit bestimmt gar köstliche Getränke und vielleicht auch andere Dinge aus Kadirs Angebot ihren Platz finden würden. Versteckte Fackeln erhellten auf indirekte Weise den Raum und schenkten ihm sowohl Schatten, in welchen man sich auf Wunsch verborgen halten konnte, aber durchaus so viel Licht, um eine klare Sicht auf das Geschehen im Zentrum zu haben.
 
Als Kadir Adrian neben sich wahrnahm, seufzte er schwer, jedoch ohne seinen Blick von dem Geschehen abzuwenden. "Frag nicht. Ich habe mich von Rosalind breitschlagen lassen, da wohl das Schmetterlingshaus für den Mann des heutigen Abends etwas zu auffällig war. Junggesellenabschied." Mit aufgesetzter Theatralik seufzte er und rollte dabei mit seinen Augen.

"Offenbar soll ein ganz besonderer Herr im Zentrum dessen stehen. Der Schwager-Onkel-Großcousin-Neffe von irgendeinem König aus den Wüstenlanden. Leicht zuckte er mit seinen Schultern und nickte Richtung der Raummitte.
"Sie meinten, sie müssten sich noch vorbereiten." Fragend legte er seine Stirn kraus, denn so wirklich verstehen konnte er es nicht, was es für die drei Schönheiten noch groß an Vorbereitung gab.

So unterschiedlich wie sie sich zurecht gemacht hatten, präsentierten sie vor ihrem noch sehr kleinen Publikum auch ihre Körper und ihre Charaktere. Eine der beiden Schwarzhaarigen hatte sich das Haar zu einem Zopf gebunden, der an den Seiten hübsch geflochtene Elemente aufzeigte. Gekleidet war sie in einen hauchzarten, schwarzen Stoff, der einem Anzug ähnelte und mit kunstvollen Stickereien verziert war, die sich über den ganzen Körper zogen und an genau den etwas heikleren Bereichen zahlreicher waren, um diese versteckt zu halten. Die Hälfte ihres Gesichtes war bedeckt von einer zarten Maske, die ihr etwas Diebisches verlieh. 
Ihre Bewegungen waren keck, herausfordernd und doch auch verspielt.

Die Blonde in der Mitte hingegen, deren Tanz wesentlich provozierender und sündiger war, trug ihr Haar offen und leicht gewellt. Verlockend fiel es ihr bis zur Mitte ihres Rückens und umschmeichelte ihre nackten Schultern. Es war offensichtlich, dass sie sich über die Ausstrahlung ihres Körpers und die Wirkung, die dieser auf Zuschauer haben konnte, wohl bewusst war und genau wusste, wie sie ihre Reize einsetzen musste. 

Die Zweite der Schwarzhaarigen wirkte im Vergleich zu den anderen beiden noch wesentlich zurückhaltender und distanzierter in ihrem Auftreten. Doch mochte das Blau ihres kühlen Blickes noch so unnahbar erscheinen, strahlte es gleichzeitig auch einen nicht zu leugnenden Reiz aus und lud förmlich dazu ein, erobert werden zu wollen. Bekleidet war sie von einem weißen, mantelähnlichen Gewand, welches bis zu ihren Knien reichte und nur in der Höhe ihrer Brust verschnürt war, während ein Hauch von nichts ihre Lenden bedeckte. Weiche, aus hellem, rauen Leder gefertigte Stiefel umschlossen geschnürt ihre Unterschenkel. 

Leicht seufzte Kadir, kam er doch nicht umhin, gerade bei der Blonden Schönheit eine gewisse Ähnlichkeit zu seiner eigenen Liebsten zu erkennen, nach der er sich in diesem Moment nur noch mehr verzehrte. 
Denn während sein Geschäft gerade in den Wintermonaten gut florierte, war Rosalind in den letzten Wochen damit beschäftigt gewesen, den Schutz um ihre Schmetterlinge weiter auszubauen, ohne dadurch ihre eigenen Kunden zu verschrecken. 

Eine Aufgabe, die mehr als herausfordernd war. Natürlich hatte Kadir mehrmals seine Hilfe angeboten, doch Rosalind wäre nicht Rosalind, wenn sie sich nicht selbst sehr gut zu helfen wüsste. Trotzdem hatte er es sich nicht nehmen lassen, einige Beobachter in ihrer Nähe zu platzieren. Würde sie es herausfinden, wäre sie zwar gewiss nicht erfreut, aber ihren Zorn zog er nur zu gerne auf sich, solange er wusste, dass sie in Sicherheit war. 

Die Umstände der letzten Wochen hatten allerdings auch mit sich gebracht, dass sie nur wenig Zeit für ihn erübrigen konnte. Nicht, dass er das nicht durchaus verstand, dennoch vermisste er sie schmerzlich. Das wurde ihm umso deutlicher bewusst, je mehr er sich dem Anblick der Blonden hingab. 

Aus den Augenwinkeln sah er bei diesen Gedanken prüfend hinüber zu Adrian. Wenn die Fantasie es zuließ, mochte wohl ein jeder in den Tänzerinnen jemanden erkennen, der einem vertraut war und nach dem man sich vielleicht sogar sehnte. 

Als die drei bezaubernden Damen den Neuankömmling entdeckten, leuchteten ihre Augen erfreut auf. Ganz so, als wären die Blicke der Männer, die auf ihnen ruhten, eine stumme Herausforderung gewesen, traten sie um die bereitgestellten Stühle vor sich herum, und schlugen mit einem erregten Lächeln auf ihren Lippen zweimal mit ihren Händen auf die Sitzflächen. Sogleich wurde die Musik, deren Ursprung verborgen in einer dunklen Ecke zu sein schien, lauter und passte sich den sinnlichen Bewegungen der Drei an.

Lasziv ließ die Blonde ihre Hüften kreisen, wobei sich ihr seidiges, grünes Kleid, welches gerade so ihre wohlgeformten Brüste bedeckte und dessen Träger ihre Schultern freigaben, an sie schmiegte. Zwar reichte das Kleid hinab bis zu ihren Knöcheln, jedoch war es an beiden Seiten bis hinauf zu ihren Beckenknochen freigeschnitten. Und so präsentierte sie völlig mühelos eines ihrer nackten Beine, welches sie auf Zehenspitzen stehend leicht angewinkelt hielt. 

Die beiden Tänzerinnen links und rechts von ihr ließen sich auf ihre Stühle nieder, hoben ihren jeweils rechten Arm an und schnippten mit einer drehenden Bewegung ihrer Hände mit ihren Fingern, während die Blonde sich an der Lehne ihres eigenen Stuhls festhielt. Mit ihrer freien Hand fuhr sie sich genüsslich durch ihr dichtes Haar, bevor sie diese nach oben streckte. Für einige verheißungsvolle, deutlich sichtbare Atemzüge verblieb sie in dieser Position, nur um dann ihre Hand wieder langsam und in aller Sinnlichkeit an ihrem Gesicht hinabzuführen. 

In aller Zärtlichkeit strich sie sich über ihren Hals, hinab über die Seite ihres Körpers, bis zu ihrem Becken und hielt erst zwischen ihren Beinen inne. Frech zwinkerte sie zunächst Adrian zu, legte ihre Aufmerksamkeit dann aber einzig auf Kadir, während ihre Zungenspitze aufreizend ihre Lippen befeuchtete. Für einen letzten, genüsslichen Moment verharrte sie in der Position, nur um sich dann rittlings ebenfalls auf ihrem Stuhl niederzulassen. Sogleich tat sie es den beiden anderen Frauen gleich, erhob ihre Hand und drehte diese, während ihre Finger zum Takt der Musik schnippten. Erst dann glitt ihr Blick hinüber zu jener Schwarzhaarigen, deren Gesicht teilweise von der zarten Maske bedeckt war. 

Als hätte diese nur auf die Aufforderung gewartet, blitzten ihre saphirblauen Augen auf. Leicht krauste sie ihre fein gezeichnete Nase und fixierte ihren verführerischen Blick auf Adrian. 
Bereits jetzt hatte sich in dem Raum eine nicht zu leugnende erotische Atmosphäre ausgebreitet, welche die Tänzerin zu gerne für sich aufgriff. Verlockend legte sie ihren Zeigefinger auf ihre Lippen, während sie ihren Kopf nach hinten streckte. In aller verführerischen Ruhe strich sie sich weiter über ihr Kinn, an ihrem Hals und zwischen ihren Brüsten hindurch.

Kurz verweilte sie an ihrem schlanken Bauch, hob ihren Kopf und warf Adrian erneut einen frechen Blick zu, bevor sie nun ihre beiden Hände an der Innenseite ihrer Oberschenkel entlangführte, die sich während ihres Tuns immer weiter auseinander bewegten. Als sie ihre Knie erreichte, drückte sie diese ruckartig weiter zur Seite und spreizte ihre Beine auf Zehenspitzen stehend weit auseinander. Mit einem einladenden Lächeln auf ihren rosigen Lippen, kreiste sie ihren gesamten Oberkörper und ließ diesen dann zwischen ihre Beine fallen. Genüsslich strichen ihre Hände zunächst an ihren Knöcheln über ihre Unterschenkel hinauf, während sie sich wieder aufrichtete.

Dann führte sie mit ihrer linken Hand ihr linkes Bein wieder zurück in die Mitte und ließ ihr anderes Bein zur Seite wandern, so dass sie ihren rechten Arm über die Lehne des hölzernen Stuhls legen konnte. Leicht nur lehnte sie sich zurück und streckte ihr linkes Bein in die Luft, um dieses dann mit dem anderen zu überkreuzen. Nun fiel auch sie wieder in das gleichmäßige Schnippen der Finger ein, welches von der Musik begleitet wurde. 

Angespornt durch die Bewegungen der anderen beiden und ganz so, als müsste sie beweisen, dass sie ihnen in Nichts nachstand, begann die Dritte im Bunde ihren grazilen Körper im Gleichklang mit dem sich gesteigerten Rhythmus zu bewegen. Vorerst wandte auch sie ihren Blick in die Richtung von Adrian und Kadir und bedachte beide mit einem leidenschaftlichen Feuer, welches hell in dem eisigen Blau ihrer Augen aufleuchtete und die zuvor sichtbare Unnahbarkeit verdrängte. 

Leicht biss sie sich provokant auf ihre Unterlippe und ließ dann auch ihre Hände an ihren Oberschenkeln nach vorne wandern, jedoch schob sie diese anstatt auseinander zur Seite. Dabei drehte sie ihren gesamten Körper mit einer fließenden Bewegung mit, so dass sie nun seitlich auf dem Stuhl saß. Mit einer zärtlichen Berührung strich sie sich an ihren Beinen hinab über ihre ledernen Stiefel, bis sie deren Sohle erreichte. Für einen kurzen Moment blieb sie verborgen unter ihrem pechschwarzen, samtenen Haar, welches sich wie ein schützendes Tuch über sie legte.

Dann griff sie mit ihrer rechten Hand nach der Lehne und streckte ihren Oberkörper, sowie auch ihre Beine, nach oben. Wieder sollte ihr Blick allein dem Dunkelmagier gelten, als sie für einige Atemzüge in der Position verharrte, nur um bereits im nächsten Augenblick ihre Beine fallen zu lassen und ihren Körper über die Sitzfläche hinweg nach unten zu überstrecken, sodass ihr Haar sich nun wie ein kleiner See auf dem Boden ergoss. 

Für einen kurzen Moment erstarb die Musik, sowie auch das Fingerschnippen der drei Tänzerinnen und sie verblieben in ihrer letzten Position. Doch war der Augenblick der Rast nicht von langer Dauer, denn sogleich setzte ein neuer Takt ein, der die Drei erneut anspornte, sich diesem in ihren aufreizenden Bewegungen hinzugeben. 

"Nicht nur Eine, sondern gleich Drei wollten die Freunde des armen Kauzes, der sich freiwillig auf ewig an eine Frau binden will, für diesen Abend haben. Anscheinend waren sie sich nicht ganz einig darüber, welchen Vorlieben er nun genau frönt. Aber gut," ergeben zuckte Kadir mit seinen Schultern, "mein Gold ist es ja nicht."

"Dass sie jedoch alle ihre gewissen Vorzüge haben, ist allerdings unbestreitbar und lässt sich kaum leugnen, nicht wahr? Keine leichte Entscheidung, das muss selbst ich zugeben." Verwegen blitzten seine Augen auf, als er zu Adrian hinüber sah. "Oder ist die Wahl vielleicht sogar weitaus weniger kompliziert, wenn man sich erst darüber bewusst ist, was man zu tun hat? 

Und das, was bleibt, ist am Ende nur die ehrliche Frage danach, was man will."

Wissend hob er seine Brauen, stieß sich dann aber von der Wand ab, klopfte dem großen Magier auf die Schulter und deutete mit einem Kopfnicken hinaus. "Komm, ich bin mir sicher, Dein Besuch hat nichts mit dieser Art von Vergnügen zu tun." 



 
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Es ist nicht wichtig, wer das Spiel beginnt, sondern wer es beendet.
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Lorena
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#655

Beitrag: # 53245Beitrag Lorena »

Gleichmütig folgte sie den Gesten und Blicken die Syndra nutze, um die Situation hier in den Hallen zu umreißen.
Generell schien sie nie wirklich für die Belange der Legion zu interessieren, doch im Falle einer Ungezieferplage
wäre wohl auch die Unversehrtheit ihrer Person und die ihres Zöglings in Gefahr.


Immer noch die Situation abwägend, überdachte sie inwieweit sie Syndra ins Vertrauen ziehen sollte.
Wollte sie ja nicht unnötig die Pferde scheu machen.

„Du solltest wissen, dass es mir für gewöhnlich vollkommen gleichgültig ist, in welcher Form das Personal
seinen Aufgaben nachkommt, solange am Ende des Tages alle Aufgaben erledigt sind.“


Mit einem Nicken auf einen Eisblock deutend fand sie weitere Worte für die Situation.
„Was ich jedoch nicht schätze, wenn ich jemandem einen Auftrag erteile, der dann nicht nur stümperhaft ausgeführt
wird, sondern auch noch mit einem Diebstahl aus den privaten Räumlichkeiten dieses Hauses einhergeht.“


Abermals schüttelte sie daher den Kopf bevor sie nochmals das Wort an Syndra richtete.

„Also ja meine Liebe, wir beherbergen derzeit eine listige Wanze, deren Ziele sich mir jedoch noch nicht vollumfänglich erschließen.
Klar ist nur, dass sich hier für meinen Geschmack derzeit zu viele scheinbare Zufälle ereignen.
Daher habe ich eben Maßnahmen ergriffen, um dem Ganzen nachzugehen.“


Ungehalten darüber, dass ihr nun auch noch diese Bürde zu Teil wurde, fügte sie ihren Ausführungen noch einen weiteren Gedanken hinzu.
„Eigentlich sollte sich ja um solche Belange unsere werte Priesterin kümmern, doch scheint jene derweil nicht ganz Herrin ihrer Sinne zu sein,
bei den letzten treffen wirkte sie wie von Sinnen, war zittrig und jedes Mal, wenn sie die Obhut über das lästige Gör hat,
verschwindet es anschließend unbemerkt von ihr, sodass ich es am Ende jedes Mal zusehen kann, das ich die Scherben ihrer Unzulänglichkeit aufkehre.“


Ein Schnauben entwich ihren Lippen. „Aber wo wir schon mal beim Thema sind, ist dir in letzter Zeit irgendwas auffälliges aufgefallen?“
Nachdem sie nun in Groben Zügen zusammengefasst hatte, was hier vor sich ging, interessierte es sie natürlich ebenfalls brennend,
ob ihre Gildenschwester ihr Informationen zukommen lassen könnte, die möglicherweise ein weiteres Puzzleteil im Großen und Ganzen
darstellen könnten.

 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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-Freya-
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#656

Beitrag: # 53246Beitrag -Freya- »

So viele Fragen kreisten durch Freyas Gedanken. Und mit jedem Wort Stellans schienen sich neue dazuzugesellen. Es war einfach unglaublich und noch immer für das Mädchen nicht greifbar, wie in nur wenigen Sekunden sich alles um sie herum, ihr ganzes Leben einfach wie eine Seifenblase zerplatzt war. Nichts war real und wenn doch, wie sollte sie es noch unterscheiden können? Was sollte sie überhaupt noch glauben?

Freyas Augen waren auf Stellan gerichtet. Groß und aufmerksam, wenngleich dahinter im Moment nichts als Leere herrschte. Alles war zerbrochen und gleichzeitig türmten sich die Fragen nahezu grenzenlos auf.
Woher wollte er wissen, dass sie es war? Sie alle waren Menschen und Menschen konnten Täuschungen erliegen. Erst recht, wenn eine Prophezeiung alt war. Und jene war es seinen Worten nach auf jeden Fall.

Was machte sie überhaupt dazu undwozu genau machte es sie am Ende? Klar, ein Schlüssel musste eine Tür, ein Tor oder ein Portal öffnen oder nicht? Aber welches? Und wie? Musste sie dafür vielleicht sterben? Die Worte sprachen von dem Blut des Schlüssels.

Was würde aber passieren, wenn sie sterben würde, bevor sie ihre Bestimmung erfüllte? Würde dann ein neuer Schlüssel an ihre Stelle treten? Wäre alles verloren?

Was wäre, wenn sie sich einfach weigern würde?

Jeder redete nur davon, dass er sie schützen wollte, dass sie ihm vertrauen sollte. Jeder hatte sie im selben Atemzug belogen. Und nun saß dieser vollkommen fremde Mann ihr gegenüber und erzählte ihr von ihrer Bestimmung und einer Prophezeiung. Aber was unterschied ihn am Ende von all den anderen? Er selbst sagte ja, dass die Schergen Artherks und aber ebenso auch andere ein reges Interesse hätten, diesen Schlüssel in die Hände zu bekommen. Wieso also sollte sie ihm trauen? Nach all dem Verrat um sich herum musste er sich ihr gegenüber schon deutlicher beweisen.

Ohne sich all die Fragen anmerken lassen zu wollen, ließ sie ihre Augen auf seinem Blick ruhen. Sie wusste, dass sie kaum eine Wahl hatte und doch haderte Freya innerlich mit sich selbst, ob sie all dem wirklich glauben wollte.
Keinesfalls wollte Freya eine Unsicherheit demonstrieren, vor der Tanuri sie stets gewarnt hatte. Eine solche führte dazu, dass man diese gegen sie einsetzten konnte und sie manipulierbar wurde. Nachdenklich presste sie unbewusst ihre Lippen aufeinander, während sich eine kleine Falte zeichnend auf ihre Stirn legte. Vielleicht sollte sie wirklich einfach nur aufstehen und weit, weit weglaufen. Aber was dann?

Als sein Tonfall sich senkte und Stellan seine Augen hob, ließ sie für einige Momente schweigsam ihren Blick auf ihm ruhen. Sehr klar ließ er sie erkennen, dass er in ihr im Grunde nicht mehr als ein Werkzeug oder vielmehr ein Objekt sah. Er hatte offenbar etwas anderes, etwas Vollkommenes erwartet hatte und nicht ein mit menschlichen Makeln behaftetes Mädchen.

„Die Geschichte selbst ist sicherlich eines der Elemente, die Euch hergeführt haben, aber bisher scheint nur mein Blut offenbar von Relevanz zu sein.“

Leicht nur senkte Freya ihre Wimpern und atmete ein, bevor sie jenen Absatz für ihn rezitierte, welcher als einziger den Schlüssel bisher hervorhob, auch wenn er keinerlei Rückschlüsse darüber lieferte, wodurch jener sich überhaupt offenbar sollte, geschweige denn, was seine Aufgabe war. Im Grunde konnte es wohl kaum das Blut alleine sein, oder?

„Sô daz sluzzil pluot in erda kitriufit…“

~Und erst dann, wenn des Schlüssels Blut die Erde berührt... ~ Sie wusste, welche Passage es war, auch wenn sie die Sprache als solche selbst nie gelernt hatte. Da musste noch mehr sei. Immerhin hatte Stellan sie angesehen und davon gesprochen, was er zu spüren glaubte. Macht.

Er schien zumindest vollkommen davon überzeugt zu sein, dass sie dieser Schlüssel war und nicht zuletzt hatte Tanuri ihr es ungewollt bestätigt, dass auch sie diese Einschätzung teilte. Wenn es also tatsächlich der Wille des Lords war, dass sie dieser Bestimmung folgen sollte, gab es am Ende vielleicht kein Entrinnen. Man konnte versuchen, seinem Schicksal zu entkommen, aber es holte einen früher oder später ein. Und vielleicht würde sie dann auf ewig büßen müssen, dass sie dem Wort des Herrn nicht gehorcht hatte.

Ohne ein weiteres Mal zu blinzeln, sah sie in seine hellblauen Augen, welche ernst, aber zugleich einnehmend auf ihr ruhten. Ihre Hände hatte sie in ihrem Schoß zusammengelegt, wobei sie ihre Finger ineinander verschränkt hielt, um dem Drang zu widerstehen, in einem unbedachten Moment diese zu Fäusten zu ballen. Für einige Atemzüge ließ sie eine unheimliche Stille einkehren, bevor sie ihre Stimme aus dem Nichts heraus erhob.

„Angenommen, Ihr habt recht und ich bin dieser Schlüssel. Was genau erwartet der Lord von mir?“

Selbstredend verstand sie, dass jener Schlüssel selbst dem dunklen Lord den Zutritt auf die Welt verschaffen würde, ihm alleine. Aber in keiner Form war bislang nur ansatzweise die Rede davon, was genau ihre Aufgabe war, was genau erwartet wurde. Er hatte von Vorbereitungen gesprochen. Von Macht und Kraft, aber auch wenn ihre Berührungen ihr die Gedankenwelt aufschließen mochte, ihr eine Sicht auf Erinnerungen und Visionen eröffneten, so war dies wohl kaum eine Gabe, mit der man ein Tor zu den Göttern aufstoßen konnte.

„Worauf genau hätte Tanuri mich vorbereiten sollen, Lord var Aesir? Oder sollte ich vielmehr fragen, womit wir beginnen?“

 
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Adrian
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#657

Beitrag: # 53247Beitrag Adrian »

Als der in Leder gekleidete Junge an seinen Tisch trat, sah Adrian lediglich nur knapp zu ihm auf, denn eigentlich brauchte es keine Worte, um zu wissen, weshalb er geschickt worden war. Beiläufig nur nahm er seinen Mantel und sein Glas, bevor er die kleine Zeichnung in seiner Hosentasche verschwinden ließ.

In der Annahme, er würde nur in einem der hinteren Räume erwartet werden, runzelte Adrian leicht die Stirn, als der Junge ihn nicht tiefer durch die verrauchten Gewölbe führte, sondern in dem unterirdischen Labyrinth weiter hinab geleitete.

Aufmerksam ließ er seine Augen umherschweifen. Sicher war Adrian sich bewusst, dass es ein weit verzweigtes Netzwerk mit verschiedenen Zugängen gab, aber dieser Teil war ihm bislang aus der Perspektive heraus unbekannt. Vorsorglich ließ er einen Blick wandern, um sich einige für ihn markante Stellen einzuprägen, die irgendwann vielleicht noch einmal hilfreich sein würden.

Als er an einem der Bögen markante Silhouette Kadirs erblickte, schweiften seine Augen nur kurz auf seinen Führer, dem er kurz zunickte, bevor er jenem nachsah, wie er sich sogleich in die verworrenen Gänge zurückzog und ihn somit dem Fuchs überließ.

Knapp nur fuhr er sich über die Lippen, bevor er mit seinem Mantel unter dem Arm und dem Glas in der Hand zu Kadir in den Torbogen trat und ihm zunickte, bevor sein Blick dem von Kadir folgend sich dem Raum selbst zuwandte und er mit kühler Miene die Szenerie musterte, die sich ihm bot.

Ein wenig erstaunt über Kadirs expandierende Geschäftszweige, welche durchaus den Anschein machten, nicht nur kooperativer Natur zu sein, sondern schon in eher auf eine Fusion hindeuten mochten, schob er beide Augenbrauen in die Stirn.

Ein durchaus lohnenswerter Anblick, der sich sicherlich ebenso auch auf die eine oder andere Weise für den Fuchs sicherlich lohnte, auch wenn er versuchte, mit seinem charmanten Gebaren seinen Anteil an dem ganzen herunterzuspielen.

„Breitschlagen?“ Skeptisch zog Adrian eine Augenbraue in die Stirn, während er nur seine Augen selbst sich zweifelnd auf den Fuchs wandten. Ein fast erheitertes Zucken umspielte dabei seine Mundwinkel, bevor er seine Aufmerksamkeit auf die Tänzerinnen richtet.

Wohl kaum würde er nun zum Ausdruck bringen, dass Rosalind durchaus überzeugend sein konnte, wenn sie etwas wollte. Ein solcher Satz konnte schnell in den falschen Hals gelangen und ihm lag nichts daran, Kadir zu verstimmen. Aber er war sich sicher, dass es nicht sonderlich vieler Argumente gebraucht hatte.

„Ich denke, Du hast Dir ihre Dankbarkeit sicherlich auf mannigfaltige Weise veranschaulichen lassen.“ Eine leichte Erheiterung suchte den Weg in seine Stimme, war er sich ziemlich sicher, dass sowohl Rosalind als auch Kadir davon profitieren würden. Allerdings war das weder von Interesse für ihn, noch ging es ihn etwas an.

Lässig lehnte Adrian sich an die Wand neben Kadir, um darauf zu warten, dass jener sich von dem Anblick der verruchten Blondine loszureißen konnte. Selbstredend konnte er es ihn nicht verdenken, war ihr Anblick mehr als sinnlich. Beobachtend wanderte das eisige Blau über beiden anderen Tänzerinnen hinweg, deren Ausstrahlung und anmutende Körper jener doch in nichts nachstanden. Ihre lasziven Bewegungen waren ebenso reizvoll und verführerisch, wenn auch auf ihre eigene Art und er kam nicht umher das Gefühl zu haben, dass seine Sinne ihm einen Streich spielen wollten.

Erst als die Musik erstarb, blinzelte Adrian kurz, um den Gedanken fortzuwischen, war es sicherlich mehr eine Einbildung und nichts Anderes. Anerkennend nickte er den drei Damen zu und hob kurz sein Glas, bevor er sich dem Fuchs selbst zuwandte, dessen Worte ihm keineswegs entgangen waren.

„Seine Freunde geizen scheinbar jedoch nicht, um ihm vor Augen, wie viel ihm zukünftig entgehen wird.“ Bemerkte er mit einem Funken Erheiterung. Es hatte schon einen Hauch Sadismus, einem Freund vor der Ehe eine solche Auswahl an Frauen zu präsentieren. Aber am Ende wäre der Bräutigam ein Narr, würde er den Abend nicht in vollen Zügen auskosten.

Mit einem letzten kurzen Blick streifte Adrians Blick über die Hüften schwingenden Damen, bevor er unter einem angedeuteten Kopfschütteln sein Glas leerte und jene Ähnlichkeiten, die er in jenen ihnen erkannt zu haben, abstreifte. Wenn dem so war, zeugte jene Auswahl auf jeden Fall von Geschmack.

„Ist das eine Selbsterkenntnis, die da aus dir spricht, mein Freund?“ Leicht nur schob er seine Augenbrauen in die Höhe und sah fragend zu ihm, wenngleich seine Züge ein schalkhaftes Lächeln zeigten. 

Es würde Adrian arg verwundern, wenn er sich bändigen ließe. Jedoch in Anbetracht dessen, dass er sich aufgrund der herrschenden Umstände vielleicht darüber bewusstwurde, was er wollte, war es nicht vollkommen unmöglich. Doch wenn, dann würde Kadir es mit Sicherheit niemals offen aussprechen und sich damit verwundbar machen. In seiner Position war so etwas verhängnisvoll und am Ende wusste man nie wirklich, ob das Risiko oder ein Kampf sich tatsächlich lohnen würden.

„Ich denke, jeder setzt im Leben seine eigenen Prioritäten.“

Auch Adrian stieß sich von der Wand ab, als sein Freund ihm andeutete, ihm zu folgen. Immerhin hatte der Fuchs recht. Sein Erscheinen hatte im Grunde nichts gemein mit derartigen Vergnügen und Lastern. Auch wenn die Aussicht hier noch so verlocken sein mochte, konnte Adrian Kadir daher nur zustimmen, dass es nicht unbedingt ein Ort war, um sich auszutauschen.
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
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Seraja
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#658

Beitrag: # 53248Beitrag Seraja »

Inzwischen waren bereits einige Monde vergangen, seitdem Tanuri im Namen der Gilde dem Krieg gegen die elendigen Weißherzen beigetreten war.
Selbstverständlich war klar, dass sie auch dieses Mal wieder an der Seite ihrer Gilde kämpfen würde, so wie einst vor mehreren Jahren, als sich ein
unerbittlicher Kampf innerhalb der schwarzen Reihen entsponnen hatte.


So war sie also nach mehreren Jahren der Reisen, Forschung und Verfeinerung ihrer Fertigkeiten vor kurzer Zeit dem Ruf der Legion gefolgt, ist erneut
ihrem Schöpfer gegenübergetreten und in den Schoß der Legion zurückgekehrt, der aufgrund seiner unzähligen Sicherheitsmaßnahmen und Schutzzauber
regelrecht einer Festung glich.


Die letzten Wochen hatten einiges von ihr gefordert, zwar war sie in keinerlei Gefechte mit den Weißherzen verwickelt worden, dennoch musste sie sich alles,
was sie sich in den letzten Jahren angeeignet hatte erneut erlernen. In ihrem Gedächtnis waren zwar noch die Grundfesten eines jeden Zaubers verankert und
sie wusste, welche Schriften sie wälzen musste, um zu ihrem alten Wissen zurückzukehren, doch war dies ein steiniger und mühsamer Weg.


Glücklicherweise konnte sie für diese Zwecke die alte Kräuterküche unten in den Kellerräumen nutzen. Niemand störte sie dort großartig, da derzeit nur wenige
Gildenmitglieder regelmäßig in den Hallen zugegen waren und die, die es waren bedienten sich anderer Magiearten. Neben ihr waren nur wenige der Heil- und
Kräuterkunde zugetan. Dennoch wurden hier unten seit vielen Jahren unendlich viele Schriften diverser Zaubertränke und Flüche gelagert.

Neben der Vielzahl an Fläschchen und Tinkturen fanden sich auch Gläschen mit diversen anderen Zutaten sowie etlichen Kräutern in den Regalen der Kräuterküche.

Bereits in jungen Jahren hatte sie jegliche Art von Zaubern und Flüchen fasziniert, sodass sie schon von Kindesbein an immer auch mit Flüchen experimentiert hatte.
So erschien es ihr eben auch nicht sonderlich verwunderlich, dass Lorena sie vor geraumer Zeit aufgesucht hatte, um ein Buch mit einem Fluch zu versehen.
Für welchen Zweck diese zu solchen Mitteln gegriffen hatte, hat sie ihr natürlich nicht mitgeteilt, doch erfahrungsgemäß war es besser ihrer Gildenschwester nicht allzu
viele Fragen zu stellen.


Leider hatte sie für den besagten Zauber einen Großteil der Vorräte aufbrauchen müssen. Für weitere Experimente und Zauber müsste sie also neue Kräuter und
Wurzeln beschaffen. Also beschloss sie kurz ihre Räumlichkeiten aufzusuchen, um sich umzuziehen und noch einmal in ihren Büchern auf ihrem Zimmer nachzusehen,
welche speziellen Zutaten sie benötigen würde.


Eiligen Schrittes, in Gedanken bereits in ihren Büchern, lief sie regelrecht gegen eine Wand, die ihrer Kenntnis nach hier nicht stehen dürfte. Um einen möglichen Fall
abzuschwächen ruderte sie ein wenig mit den Armen und krallte sich an dem erstbesten Fest was sie zu greifen bekam, als sich auch schon Hände um ihre Taille schlangen
und sie vor einem Sturz bewahrten.


Nachdem sie sich einen Moment gesammelt hatte blinzelte sie mehrere Male irritiert und sah ihren vermeintlichen Retter mit großen Augen an. „Was zum …?“
fragte immer noch ziemlich verwirrt als Erkenntnis in ihren Augen aufloderte. Vor ihr stand der Stallbursche, deren Bekanntschaft sie neulich im Pferdestall gemacht hatte.

Obwohl ihr bewusst, war welchen Ruf dem Stallburschen vorauseilte, kam sie nicht umhin ihren Gegenüber genaustens zu mustern.
Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie sichtlich damit überrascht, wie aufmerksam umsichtig er sich um ihr Wohlergehen gekümmert hatte, nachdem sie ein kleines
Missgeschick mit ihrem Pferd hatte. Doch vermutete sie hinter dieser Hilfsbereitschaft, durchaus auch eine Masche. Immerhin hatte er sich ihr im Pferdestall ziemlich forsch ihre
Nähe gesucht und sie kam nicht umhin zu denken, dass er dies wohl bei jeder Frau so handhabte. „Was macht ihr hier?“ Wollte sie dennoch verblüfft von ihm wissen,
als sie ihre Wege erneut kreuzten.


 

Tochter von Nostrada Miyaka
Mitglied der Legion des Schattens
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~Loyalität ist nicht käuflich, sondern resultiert aus ehrlicher Wertschätzung~
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Stellan
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Registriert: Mo 5. Dez 2022, 16:26

#659

Beitrag: # 53249Beitrag Stellan »

Das Kind würde begreifen müssen, dass die Macht des Schlüssel sich nicht aus der Magie, die ihm gegeben worden war, definierte. 

Das, was sie war, war so ursprünglich und vereinte mehr in sich, was ein menschlicher Geist zu begreifen fähig war. Einzig durch die Bündelung von allem, was diesem Wesen gegeben worden war und was sie selbst noch nicht einmal im Ansatz erfühlen oder beherrschen konnte, würde es möglich sein, das Tor in die Welt der Götter zu öffnen. 

"Es geht nicht darum, ob ich recht habe oder nicht." Mahnend schüttelte Stellan seinen Kopf und bedachte Freya mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck.
"Oder denkst du wirklich, dass ich mich selbst soweit erheben würde, jemanden als den Schlüssel zu bestimmen?"
Leicht bebten seine Nasenflügel, als er sie zurechtwies. "Niemals würde ich Derartiges wagen. Es sind einzig die Worte der Prophezeiung, die dich als diesen offenbarten." 



 
Barn fuir stritit pi den euuigon lip
Uuili den retkernon daz rihhi kistarkan
Siu scal helfan der wizagunga mit der pehde kiuualtit 
Finstrî helfan Lioht, scal wisen îroan phad.
Ibu duruh Lioht enti fuir salo meistar irrisan.



Drei sollen es sein, denn nach Dreien wird gerufen
 
Ein Nachkomme des Feuers wird kämpfen für das ewige Leben,
soll helfen der Weissagung durch der Macht Gewalt.
Die Dunkelheit wird sie begleiten. Weisen des Lichtes Weg.

Aber nur durch das Licht und das Feuer, wird erst der wahre Meister auferstehen.



Erneut erlaubte er es sich, nach den alten Worten zu schweigen. Aber tatsächlich damit rechnen, dass Freya diese auch nur im Ansatz verstand, tat er nicht.
Wäre sie doch nur ein wenig darauf vorbereitet worden, so hätte zumindest die Möglichkeit bestanden, dass sie das selbst erkannte, was direkt vor ihren Augen lag.


"Nachdem du Tanuri gefunden hattest, haben sich nach und nach diese Drei in dein Leben begeben. "Der Nachkomme des Feuers", "die Dunkelheit" und zuletzt "das Feuer" selbst."

Natürlich war er sich bewusst darüber, dass Freya ihm auch dazu Fragen stellen würde. Antworten darauf, würde er ihr aber nicht zukommen lassen. Auch wenn sie vieles aufzuholen hatten, alles würde er dem Schlüssel gewiss nicht einfach auf einem Silbertablett präsentieren.
Sie musste erstarken, nicht nur in ihrer Macht, sondern auch in ihrem Verstand. Und dazu gehörte nun einmal, dass sie auch diesen angemessen trainierte.


"Es sind einzig die Geschehnisse der Vergangenheit, die dich als Schlüssel offenbarten." 

Mit einem tiefen Seufzen stellte er seinen Stock an die Seite des Sessels und beugte sich in Richtung Freyas. "Relevant ist dein Blut mit Sicherheit. Lerne aber, und zwar noch dazu schnell, dass eine Prophezeiung niemals konkrete Aussagen und Zeitpunkte preisgibt."

Immer noch hielt er seinen Stock in seiner Hand und ließ diesen nun mehrmals etwas gereizt zu Boden fahren. "Gedeutet und übersetzt kann sie auf unterschiedlichste Weise werden.
Worte können sich verändern, doch der Inhalt wird immer der Gleiche bleiben."
Nachdrücklich war der Klang seiner Stimme und intensiv der Blick, mit dem er Freya beobachtete.

Es steckte einfach noch zu viel eines Kindes in ihr. Auch wenn sie dadurch noch formbar war, war es nichts, was ihn sonderlich begeisterte. Bereits jetzt war er sich sicher, dass sie vieles von dem, was sie erlernen musste, zwar hörte, jedoch noch lange nicht in vollem Umfang erfassen konnte. 


Verstimmt verzog er die rechte Seite seines Mundes nach oben und löste seine Blicke für einige Momente von Freya, um diese auf den Boden zu richten. Nein, er musste geduldig mit ihr sein, oder es zumindest versuchen. Denn alles andere würde nur zu einem Scheitern führen.

Und schließlich hatte seine Tochter schon viel genug dafür getan, den Schlüssel von seiner Bestimmung fernzuhalten und damit den Weißlingen wahrscheinlich sogar in die Hände gespielt.


"Das Blut des Schlüssels ist nur der Beginn des Ganzen. Es ist ein Teil, der erfüllt werden muss. Doch allein durch dieses, wird kein Tor sich öffnen."

Seinen Kopf hielt er gesenkt, doch sah er wieder zu Freya auf. "Es ist die Macht des Damals, des Heute und des Morgen. Erst deren Vereinigung wird stark genug sein, um das Schloss zum brechen zu bringen."

Stellan wusste nichts über die Gabe, die Freya in sich trug und die mit einem jeden Jahr ihres Lebens an Stärke und Intensität zunahm. Allerdings, was auch immer bereits jetzt in dem Mädchen langsam an Macht heranwuchs, war nur ein Bruchteil dessen, was sie allein dafür benötigen würde, um überhaupt bis vor das Tor des dunklen Meisters treten zu können. 

"Du musst dich von der Vorstellung lösen, dass der Lord eine Erwartung hat. Er wartet nur darauf, dass sein Tag kommt.
Wie es geschehen wird? Das kann niemand wissen. Selbst die Götter nicht. Es ist eine Prophezeiung, die nicht aus ihrer Hand entstand, sondern sich aus dem Schicksal der Welten schrieb." 


Langsam lehnte er sich wieder zurück und leerte seinen Becher, den er immer noch in seiner anderen Hand hielt. Dann stellte er diesen zur Seite, hob erhaben seinen Kopf und taxierte Freya erneut mit kühler Selbstüberzeugung.

"Die Frage, die du dir selbst stellen solltest, ist nicht jene danach, ob du der Schlüssel bist, sondern was du als dieser bereit bist zu sein." 


 
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....
Das Chaos wird entbrennnen und aus diesem die ewige Dunkelheit geboren.
Und dann, wenn das Heer des Meisteres sich erhebt, wird niemand ihm noch widerstehen können.
....
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Der Fuchs
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#660

Beitrag: # 53250Beitrag Der Fuchs »

"Selbsterkenntnis?" Heiser lachte der Dieb auf und zeigte Adrian dabei ein Zwinkern. "Wozu sollte ich diese brauchen? Ich weiß immer, was ich zu tun habe und auch was ich will." Wesentlich ernster sah er nun hinauf zu Adrian, der ihn in seiner Größe sichtbar überragte. "Nur so funktioniert mein Geschäft." 
Für einen Moment gab er dem Dunkelmagier neben sich preis, dass er sich zwar gerne als verwegen präsentierte, sich aber auch in Härte und Berechnung, die ein nicht unerheblicher Teil seines Charakters waren, auszeichnete.
Kadir war ein Spieler, der das Leben in vollen Zügen genoss, doch auch unerbittlich in seinem Regiment und seinen Geschäften. 

So schnell wie dieser Part von ihm zum Vorschein gekommen war, verschwand er wieder und seine Stimme sollte etwas gar schon Brüderliches annehmen. "Ratschläge sind kein Teil davon, ob sie deshalb gehört und angenommen werden, liegt nur bei ganz Wenigen im Bereich meines Interesses." 

Und mit diesen Worten wandte er sich von Adrian ab, nur um nochmals über seine Schulter hinweg zurück zu den drei Damen zu blicken. Für einige sehnsuchtsvolle Momente blieben seine leuchtenden Augen auf der Blonden verhaften, die ihm ein verführerisches Lächeln und eine Kusshand zuwarf. Mit einem leisen, bedauernden Seufzen wendete er sich endgültig von der Szenerie ab und geleitete Adrian zurück durch den Gang, durch den er kurz zuvor gekommen war.

Der Fuchs machte sich dabei keinerlei Sorgen, dass der Dunkelmagier das Wissen über die unterirdischen Verbindungen irgendwann für sich nutzen würde. Er wusste sein Reich durchaus zu schützen und so hatte er die besten Hexer und Magier beauftragt, damit auch das geheim blieb, was geheim sein sollte. Adrian mochte sich zwar an den Weg erinnern, doch würde er nicht mehr der Gleiche sein, wenn er ihn ein zweites Mal betreten sollte. 

 
Als sie den Bereich des Gewölbes erreichten, der nur für ausgesuchte Gäste betretbar war, wurden sie von den Gerüchen umgeben, die verlockend und doch auch gefährlich zugleich waren. Kadir nahm sie mittlerweile kaum noch wahr. Eigentlich hatte er seine Geschäfte immer in einem der Hauser der Diebesgilde in Sturmkante geführt. Doch die Zeiten waren schwieriger geworden und selbst der Bürgermeister konnte nicht immer seine schützende Hand über die Diebe halten. Und so zog er es mittlerweile vor, die meisten Aufträge von seinem unterirdischen Labyrinth aus zu delegieren. 

Nachdem er gemeinsam mit seinem Gast jenen Bereich durchtreten hatte, in welchem sich bei Bedarf viele Gäste zusammenfinden konnten und ihn an einigen abgeschiedeneren Nebenräumen vorbeigeführt hatte, betraten sie gemeinsam den privaten Bau des Fuchses. 
Dies war allein sein Refugium und nicht zugänglich für seine Kundschaft, solange er nicht nach diesen schickte. 
 
Erhellt war der Raum von einem kleinen Feuer im Kamin, sowie auch von zahlreichen Fackeln und Kerzen, die überall verteilt waren. Anders als im restlichen Gewölbe lag es hier nicht in der Absicht Kadirs, im Schatten befindliche Ecken zu schaffen, in die man sich zurückziehen und ihm Verborgenen bleiben konnte, wenn einem der Sinn danach stand. Sondern es diente einzig dem praktischen Zweck einen Großteil seiner Geschäfte abzuwickeln und die Brüder und Schwestern seiner Gilde zu sich zu rufen, wenn er Aufträge an sie hatte oder einen Bericht von ihnen einforderte. 

Auf einem großen Tisch vor ihnen breiteten sich zahlreiche, verschnürte Schriftrollen, kleine, prall gefüllte Säckchen und noch allerlei andere Dinge aus. Entgegen seiner sonstigen sehr strikten Art zu arbeiten und seiner strengen Führung, hielt er es in seinen eigenen Räumen nicht sonderlich mit Ordnung und Sortierung. Und doch behielt er stets den Überblick und wusste genau zu sagen, wo sich welches Pergament befand und was genau die Säckchen beinhalteten. 

Während Kadir um den Tisch herum ging, gab er einem Diebesgesellen, welcher auf das Eintreffen seines Gildenoberhaupts gewartet hatte, mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass er sich entfernen sollte. Was auch immer sein Anliegen war, es würde warten müssen. 

Entspannt ließ er sich auf den Sessel, dessen Polster mit einem dunkelbraunen Samtstoff bezogen waren, hinter dem Tisch nieder und lud Adrian mit einer Geste seiner Hand dazu ein, auf der gegenüberliegenden Seite Platz zu nehmen. Ohne abzuwarten, ob Adrian seine Einladung annahm, streckte er seine Beine und legte diese überkreuzt auf dem Tisch ab, während er sich gemütlich zurücklehnte. 

"Nun Adrian, da ich weiß, dass Du nichts für mein spezielles Angebot innerhalb dieser Gewölbe übrig hast, sag mir, was Dich zu so früher Stunde bereits zu mir führt?"
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Es ist nicht wichtig, wer das Spiel beginnt, sondern wer es beendet.
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Syndra
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#661

Beitrag: # 53251Beitrag Syndra »

Die Einschätzungen Lorenas mochten zutreffen oder auch nicht. Was sie interessierte und was nicht oder für sie von Belang war, würde sie weder wie eine kichernde Göre durch die Welt posaunen noch sich auf die Stirn tätowieren lassen.

Behalte deine wahren Ziele im Verborgenen und erzähle den anderen genau das, was sie hören wollen, um deine Pläne voranzutreiben. Worte des dunklen Fürsten, welche sie mehr als verinnerlicht hatte. Immerhin waren all jene, die ihr nahegestanden hatte, weder ihren Erwartungen gerecht geworden, noch hatten sie sich als verlässlich oder loyal gezeigt.

Jedoch war Lorena ihr in mancher Hinsicht ähnlich genug, als dass sie eine gewisse Basis an Vertrauen geschöpft hatte und Syndra durchaus geneigt war, jener offener entgegenzutreten als manch anderem. Freunde waren immerhin wichtig. 

Ihr kühler Blick musterte abermals den Eisblock, während sich ein zartes Lächeln über ihre Lippen hinweg bahnte.

„Ich hätte genauso reagiert.“ Ließ sie die Magierin wissen. Inkonsequenz und Illoyalität waren Dinge, denen man direkt entgegenwirken musste, bevor es unkontrollierbare Ausmaße annahm.

Selbstredend wäre es mit ein wenig mehr Feinschliff erfolgt, was Syndra jedoch nicht kundtat. Allerdings war sie aber auch inmitten der eisigen Weiten aufgewachsen und bei ihrem Stammbaum war es sicherlich eine Grundvoraussetzung, dass sie in dieser Hinsicht nach einer gewissen Perfektion strebte.

„Aber ein Diebstahl?!“ Fragend wandte sich ihr Blick ihrer Gildenschwester zu, bevor sie sich das nach vorne gleitende Haar über die Schultern hinweg strich, um Lorena mit einem leichten Erstaunen in den Augen anzusehen. Na wie entzückend. Sie würde jedenfalls welche für ihr Refugium ergreifen, solange sie hier verweilte. Nicht zuletzt, um ihr Eigentum zu schützen, aber auch um ungebetene Gäste wie das gruselige Gör oder humorvollen Stallburschen fernzuhalten. „Hat der Dieb noch alle seine Finger oder hat er seine Lektion bereits erhalten?“ Durchaus lag ein gewisses Eigeninteresse in ihrer Frage. Allerdings würde sie jemanden beim Schnüffeln in ihren Sachen erwischen, hätte sie direkt eine helle Freude daran, seine Finger in Eis einzuhüllen und sie umgehend vor seinen Augen zu zertrümmern.

Schnüffler, Ungeziefer und nun auch noch Diebe? Normalerweise sollte jemand rigoros Maßnahmen ergreifen. Allerdings, wie Lorena bereits treffend erwähnte, stand jene, die das Zepter selbst in den Händen hielt und entsprechend die oberste Autorität besaß, ein wenig neben sich. 

Selbstredend war auch Syndra nicht entgangen, dass Tanuri seltsame Züge angenommen hatte, auch wenn der ausschlaggebende Augenblick selbst ihr hierfür entgangen war. Die sonst so unnahbare und berechnende Priesterin, welche sich immer mehr zurückzog und wenn sie in Erscheinung trat, dieses umso launischer geartet war.

Nicht dass sie ihr Auftreten stets von einer gewissen arroganten Erhabenheit getragen worden war, doch selten zeigte sie eine Form von Unbeherrschtheit, was ihr Handeln nicht nur unvorhersehbar machte, sondern ebenso undurchschaubarer.

Bedacht musterte sie Lorena, während sie im Allgemeinen die Situation für ich selbst einzuschätzen begann. Immerhin war das Verhalten der Priesterin ihr auch in keiner Weise zuträglich, weshalb es durchaus auch einen Funken ihres Interesses weckte, manche Geschicke vielleicht auch wieder in eine richtige Bahn zu lenken.

„Nun, das auffälligste ist derzeit wirklich Tanuris Verhalten. Und zudem auch sehr bedenklich.“ Kurz hielt sie inne, wobei ihre Augen sich warnend weiteten und nicht zuletzt einen mahnenden Glanz annahmen.
„Sie ist nicht nur zunehmend körperlich abwesend, sondern auch geistig, wie mir scheint und das, obwohl die Taufe Nymerias bevorsteht.“ Räumte sie ein. „Weißt du etwas Genaueres?“
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Lorena
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#662

Beitrag: # 53252Beitrag Lorena »

Selbstverständlich entgingen, ihr die Blicke nicht, welche Syndra immer wieder dem Eisblock zuwarf.
Jedoch war ihr einerlei, was andere darüber dachten, in welcher Form sie das Personal schikanierte,
das aktuelle Mahnmal war lediglich ein Erzeugnis aus einem genervten Impuls heraus.


„Wie erquickend, dass du dasselbe getan hättest, die Frage nach den Fingern, kannst du dir selbst beantworten.“
Mit einem Nicken deutete sie zu dem Eisblock, der nach wie vor mitten im Raum stand.

„Aber statt auf ihre Finger, habe ich es auf ihre geistige Gesundheit abgesehen. Daher Werteste sei dir heute Abend
ein freier Abend vergönnt, wir haben hier eine Freiwillige, die dich mit Freuden entlasten möchte. Ob die Gute danach
immer noch das Bedürfnis hat mich zu enttäuschen wird sich wohl zeigen, falls sie den Abend überlebt. Im Besten Fall
kommt sie mit etwas Gefrierbrand und einer posttraumatischen Belastungsstörung davon, andernfalls ist sie nicht länger unser Problem.


Natürlich ging sie nicht näher darauf ein, wem und was die diebische Elster etwas entwendet hatte, dass war ein weiteres
Problem über das sie die Priesterin demnächst unterrichten würde, insofern ihr Gemütszustand empfänglich für solche
Informationen war. Ihrerseits hatte Lorena bereits vor langer Zeit, als der in ihren Augen ungebetene Gast, die Hallen betreten
hatte, Maßnahmen des Eigenschutzes ergriffen, sie brauchte sich also keinerlei Gedanken um ihr Hab und Gut zu machen.


Zudem war sie sich sicher, dass wenigstens der Stallbursche den Ernst der Lage erkannt hatte und auch wenn er sich gerne und
freizügig niederen Gelüsten hingab, schien er bislang ein Loyaler Ergebener zu sein.  Vermutlich würde jener, nachdem er den Unrat
aus Syndras Zimmer entfernt hatte, auch wieder seinem Auftrag nachkommen und die Augen und Ohren für sie aufhalten.


Die Worte von Syndra glich sie im Geiste mit ihren eigenen Erkenntnissen und Erfahrungen ab. Zwar kümmerte auch Syndras Zögling
und dessen Taufe sie recht wenig, doch auch wenn Lorena nicht erwartet hatte, dass Tanuri eine aufopferungsvolle und liebende
Glucke sein würde, hatte sie nicht mit diesem Ausmaß an Gleichgültigkeit ihrem eigenen Spross gegenüber gerechnet.


Gerade als sie im Begriff war, Syndra auf ihre Fragen zu antworten, erkannte sie, dass jemand eine der Türen zum Kaminzimmer sehr
leise und bedacht lediglich nur einen Spalt breit öffnete, jedoch hinter der Tür im Verborgenen verweilte. Offenbar dachte die kleine Wanze,
dass es nun sicher sein würde, einen Lauschangriff zu starten. Da Lorena leider noch nicht dazu kam, sich erneut mit Adrian oder wenigstens
der Priesterin auszutauschen, hielt sie es für klug, vorerst die Füße still zu halten. Stattdessen richtete sie erneut das Wort an Syndra.


„Ich denke wir sollten unbedingt unsere Erkenntnisse austauschen. Da Freya derzeit offenbar mit der Priesterin unterwegs ist,
habe ich ebenso wie du einen freien Abend. Was hältst du also davon, wenn wir uns Außerhalb irgendwo treffen, um uns bei einem
Wein oder ähnlichem in Ruhe auszutauschen?“


Bei ihren Worten deutete sie mit einem Nicken, zu der leicht geöffneten Tür, damit Syndra erkannte, dass ihr Gespräch nun wohl
nicht mehr vertraulich war.

 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
Kevin
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#663

Beitrag: # 53253Beitrag Kevin »

Syndra hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, ihre Gemächer aufzusuchen und diese vom Unrat und Gestank zu befreien. Nur zu gerne kam er diesem Auftrag nach. Wann sonst wurde er höchst offiziell in jene Bereiche der Legion beordert.

Die Gelegenheit diese Räumlichkeiten zu betreten, hatte sich lediglich kürzlich mit der kleinen Lady ergeben. Ein Kopfschütteln begleitet von einem Schmunzeln, bei dem Gedanken daran, bog er schließlich in den Flur zu den Gemächern ein. Er musste wohl zu sehr mit seinem Kopf bei dem Unfug gewesen sein, den Freya und er angestellt hatten. Denn just in dem Moment prallte er gegen jemanden.

Schlagartig in seinem Gehen gestoppt, registrierte er noch geistesgegenwärtig, dass die Person in die er hineingelaufen war, zu Straucheln drohte. Blitzschnell streckte er beide Arme aus und bewahrte diejenige vor einem Sturz.

„Oh… entschuldigt. Wie unaufmerksam von mir.“ Sagte er eilig, noch bevor ihm klar wurde, wer ihm da in die Arme gestolpert war. Die hübsche Lady aus dem Stall, die neulich so abwesend war und dadurch einen kleinen Unfall provoziert hatte. Scheinbar waren sie beide derzeit mit den Gedanken etwas abwesend, warum sonst reihten sich ihre Missgeschicke so aneinander.

„Ich muss da ein wenig stinkenden Unrat entfernen in einem der Zimmer.“ Sagte er knapp und deutete wage in eine Richtung, wobei er sich durchaus bewusst war, dass er sie immer noch festhielt. Er widerstand der Versuchung ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen und ließ Seraja stattdessen los.
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Ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd.
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Seraja
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#664

Beitrag: # 53254Beitrag Seraja »

Seine Antworten schienen im ersten Moment mehr Fragen aufzuwerfen, als sie beantworteten. Er wollte stinkenden Unrat aus einem der Zimmer entfernen ?
Einen Moment dachte sie nach, war jemand aus den Hallen möglicherweise in Ungnade gefallen und sollte nun vom Stallburschen auf drastische Art und Weise
entfernt werden? Zutrauen würde sie solch eine Anweisung durchaus einigen Gildenschwestern. Ihre Gildenbrüder, würden sich wohl solch eines Problems
eher selbst annehmen.


Da ihr Gesprächspartner sie erst so seltsam ansah und dann mit einem Kopfnicken grob in Richtung gestikulierte, die sowohl zu den Gemächern deutete,
als auch zum Haupteingang der Hallen, weiteten sich bei seinen Ausführungen ein wenig entsetzt ihre Augen. Er wollte doch wohl nicht etwa tatsächlich sie des
Hauses verweisen ?


Jenen Gedanken verwarf sie doch schnell wieder, als sie weiter hinten im Flur, hinter Kevins Rücken, das Hausmädchen Mila entdeckte, die über den Stallburschen
nur abfällig die Nase rümpfte, ehe sie wortlos und kopfschüttend in die große Küche der Hallen verschwand. Durch diese kleine Geste des Hausmädchens war ihr
nämlich aufgegangen, dass sich der Stallbursche keiner Metapher bedient hatte, als er von stinkenden Unrat sprach, sondern dies wortwörtlich meinte.


Nur wenige Tage zuvor hatte ihr Mila nämlich davon berichtet, dass er wohl Freya dabei behilflich sein wollte, einige Denkzettel in den Gemächern Freyas vermeintlicher
Widersacher zu platzieren. Als sie von dieser Geschichte erfuhr hielt sie das nur für eine lustige Anekdote, die den Stallburschen aufgrund seines Rufs verunglimpfen sollte,
doch scheinbar war mehr an der Geschichte dran, als vorerst angenommen. Bedachte man dabei noch, wie viel Zeit vergangen war, seitdem sie von der Geschichte erfuhr
beneidete sie den Stallburschen definitiv nicht um seinen Auftrag.


Dennoch wollte sie nicht einfach nur wagen Andeutungen und Gerüchten glauben, sondern sich ein eigenes Bild von den Menschen in ihrer Umgebung machen und so lies
sie sich auf dem Weg zu den Zimmern nicht nur vom Stallburschen begleiten, sondern sich auch seine Sichtweise der Geschehnisse schildern.


Zu ihrer Überraschung bekam sie auch tatsächlich einen Recht ausführlichen Bericht über die Umstände, wie es zu dieser sogenannten Expedition kam und wie unschön jene
geendet hatte, als sie ausgerechnet von Lorena auf frischer Tat ertappt wurden. Ganz offensichtlich musste er einen gütigen Moment erwischt haben, denn nachdem sowohl
Syndra als auch Lorena Kenntnis von dieser Schandtat hatten, stand er noch atmend und bester Laune vor ihr.


Da der Weg zu den Zimmern nicht der kürzeste war, wechselte ihr Gespräch noch einmal zu ihrer letzten Begegnung im Pferdestall. Jedoch geriet dieses Gespräch dann auch
sehr schnell ins Stocken, denn es zeigte sich, dass ihr Gegenüber wohl annahm, dass sie eine verwöhnte und  behütete Frau war, welche anscheinend keine Ahnung von den
Gefahren und Herausforderung des echten Lebens hatte. Solche Vorurteile nervten sie geradezu und entsprechend verschnupft reagierte sie auch auf seine Worte, was eine
entsprechende Gegenreaktion ihres Gegenübers hervorrief.


Als sie dann jedoch vor Syndras Zimmertür stehen blieben, kam sie nicht umher sich ebenfalls Gedanken darum zu machen, ob sich in ihrem Zimmer wohl auch etwas
unschönes finden lies. Immerhin war Freya dieser Tage unberechenbar und wer wusste schon, was einem pubertierenden Mädchen durch den Sinn ging. Da auch sie einige
Tage abwesend gewesen war, hielt sie es also für ratsam, dies besser zu überprüfen. Mit einem Nicken deutete sie also auf Syndras Tür, ehe sie nochmals das Wort an den
Stallburschen richtete, um sich anschließend zurückzuziehen.

„Solltet ihr in meinen Räumlichkeiten auch irgendwelche Spuren beseitigen, oder bin ich von solch netten Denkzetteln verschont geblieben?“

 

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~Loyalität ist nicht käuflich, sondern resultiert aus ehrlicher Wertschätzung~
Kevin
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#665

Beitrag: # 53255Beitrag Kevin »

Nachdem er sich von dem Schrecken des Zusammenstoßes mit Seraja erholt hatte, kehrte sein übliches Lächeln auf seine Züge zurück und er entspannte sich sichtlich.

Gemeinsam setzten sie den Weg zu den Zimmern fort und er berichtete ihr, wie es zu dem ganzen Vorfall mit den Stinkbeuteln gekommen war. Immer wieder mal fiel sein Blick von der Seite auf sie und er musterte ihr Profil. Natürlich gefiel Seraja ihm, doch machte er nicht den Fehler zu glauben, dass sie so einfach gestrickt war, wie eine Küchenmagd. Dennoch entging ihm ihr musternder Blick ebensowenig.

Vor Syndras Zimmertür angelangt blieben sie stehen. Heute war ihm der Weg viel kürzer vorgekommen, als beim letzten Mal. Doch lag das vielleicht an der angenehmen Gesellschaft oder dass er sich diesmal nicht versteckt halten musste, wie zuletzt mit Freya im Schlepptau.

„Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob man auch Euch einen solchen Denkzettel verpasst haben könnte. In meinem Beisein war davon jedenfalls keine Rede gewesen. Wenn ihr mögt, kann ich mich davon aber gerne zunächst selbst überzeugen, damit es keine bösen Überraschungen für Euch gibt.“ Bot er großmütig an.

Obwohl er Seraja versicherte, in ihrem Zimmer keine der stinkenden Überraschungen platziert zu haben, vereinbarten sie, dass er auch ihre Gemächer überprüfen würde. Er konnte die hübsche Lady nicht guten Gewissens in eine mögliche Falle laufen lassen, selbst wenn dadurch seine Pflichten im Stall ein wenig ins Hintertreffen geraten würden.

Als er die Tür zu Syndras Reich öffnete drehte es beiden fast stante pede den Magen herum und während Seraja eilig in Richtung ihres eigenen Zimmer davoneilte, stellte er sich dem miefenden Unrat, den er kurzerhand zum Fenster hinaus warf. Er kam nicht umhin, sich innerlich zu freuen, dass die Mistbomben sogar noch bessere Wirkung entfaltet hatten, als gedacht. Vielleicht würde er bei Gelegenheit er kleinen Lady davon berichten.

Das Fenster ließ er offen um noch ein Weilchen zu lüften. Der Gestank war wirklich bestialisch. Die Jacke die er kurz zuvor ausgezogen hatte, um unter das Bett zu kriechen, ließ er auf selbigem zurück. Hatte er vorgehabt gleich wieder zurückzukommen, um das Fenster wieder zu schließen.

Doch nachdem er sich auch in Serajas Zimmer davon überzeugt hatte, dass dort alles in bester Ordnung war, vergaß er beides und verließ gemeinsam mit der Lady die Hallen der Legion in Richtung der Pferdekoppel. Am Eingang trennten sich ihre Wege und er widmete sich wieder seinen Aufgaben.

Sollte Syndra also demnächst ihre Gemächer aufsuchen, dürfte sie eine Menge frischer Luft erwarten.
Wo der Stinkbeutel mit dem Pferdemist gelandet war, konnte bisher niemand ausmachen.
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-Freya-
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#666

Beitrag: # 53259Beitrag -Freya- »

Freyas Stirn zeigte leichte Falten des Unglaubens und der Zweifel. Etwas in ihr glaubte seinen Worten durchaus, fügte sich all das zusammen, doch das Bild, welches entstand, war zweifelhaft.

All die Träume und Visionen ergaben einen Sinn. Das Feuer, die Zerstörung, die Vernichtung. Ein Pfad von Knochen, der sie in die Dunkelheit führte und ein silberner Dolch, der darauf wartete sich in ihr Fleisch zu senken, bevor die Finsternis sie für immer einhüllen und mit sich tragen würde.

Doch wenn ihr Blut der Anfang war, war dies womöglich nicht Teil ihres Schicksals, sondern vielmehr etwas Anderes. Dieser Teil der Vision weichte immer wieder ab, formte sich stetig neu. Die einzigen Konstanten waren Naheniel und sie. War es eine Warnung? Immerhin hatten alle sie versucht von ihm fernzuhalten. Versuchte er wirklich sie zu manipulieren, um sie dazu zu benutzen, das Schicksal neu zu formen?

Ein Gedanke, der ihr innerlich Angst machte, vielleicht wirklich die Fäden selbst in den Händen zu halten und aus Versehen einen davon entgleiten zu lassen. Eine falsche Entscheidung vielleicht zu treffen, aber sie durfte sich weder diese Zweifel erlauben und noch durfte sie diese erst recht nicht zeigen. Ebenso wenig, wie ihre sie ihre Gefühle offenbaren durfte.

Kurz senkte sie ihre Wimpern und schüttelte den Kopf. Das würde sie wohl kaum Stellan fragen. Aber es ergab einen Sinn. Tief atmete sie ein, bevor sie Stellans rätselhafte Worte, beiseite strich. Das alles warf nur so viel mehr Fragen auf, als dass er damit eine nur wirklich beantwortete. Bereits jetzt türmten sich genügend Zweifel, Angst und Unsicherheit in ihr auf, abermals jemandem Vertrauen entgegenzubringen, der sie nur für seine Zwecke einzusetzen gedachte. Auch wenn er vielleicht mehr offenbaren konnte, wer sagte ihr, dass auch er sie nicht dazu bringen wollte, einem falschen Weg zu folgen, der alles, wofür sie vielleicht wirklich geschaffen worden war, zu verdammen.

„Wie hätte Tanuri mich vorbereiten sollen? So wie ihr? Ein paar Sätze zitieren und mir sagen, ich sei ein Ding? Find dich damit ab und suche die Tore?“

Hörbar atmete das Mädchen aus. Ähnlich hatte Tanuri es versucht. Doch war ihre Weise wesentlich bedachter gewesen, sie mit dem eventuellen Opfer, was sie darbringen musste, auseinanderzusetzen. Auch dass sie niemandem trauen sollte, auch wenn sie es wollte, aber es würde sie nur von ihrem eigenen Weg ablenken. Ihrer Bestimmung, welche nun umso zweifelhafter klang, nachdem man ihr diese so lange vorenthalten hatte.

Es verletzte sie mehr, als sie zeigen wollte, dass sie vielleicht für niemanden je mehr als das gewesen sein mochte. All die Zufälle, die vielleicht keine gewesen waren. All die Worte, die nur dafür sorgen sollten, dass sie den Fokus dem richtigen Weg zuwandte. Es tat weh. Jeder hatte sie irgendwie scheinbar belogen und all der Schutz galt am Ende nur dem Schicksal selbst und nicht ihrem Wohl.

Sie konnte die aufkeimende Wut und Enttäuschung in sich spüren. Wozu sie bereit wäre? Sicherlich wollte Stellan das nicht wirklich wissen. Sie wollte sie alle spüren zu lassen, wie es sich anfühlte nur ein Werkzeug für jeden zu sein. Sie den Schmerz in ihren Adern fühlen zu lassen, wenn sie sich am Boden krümmten und darüber bewusstwurden, wie qualvoll es sich anfühlte, nur benutzt worden zu sein. Was hatte sie noch zu verlieren?

Wenn jeder nur nach der Macht strebte und sie für seine Zwecke und Ziele benutzen wollte, dann war ihre Vision das Ergebnis davon, dass sie allesamt ich gerechtes Urteil erhalten würden. Im Namen des Lords würden nicht nur die Ketzer und Götzendiener, sondern auch jene, die sich von den Zielen des Lords abgewandt hatten, erbarmungslos zugrunde gehen. Das Feuer. Sie spürte die Flammen warm vorbeistreifen, eine Inbrunst und Hitze, die über die Welt niederging, um sie alle zu läutern oder zu strafen. Ihr Fleisch bis auf sie Knochen versengte. Auch ihn würde die Hitze ummanteln, seine Haut vor ihren Augen zum Schmelzen bringen, um das Fleisch darunter zu verzehren, bis nichts weiter als Asche von ihm bleiben würde. Verrat, Ketzerei, Häresie, sie alle sollten den Preis dafür zahlen.

 
„Ihr hab nicht die geringste Ahnung, wozu ich bereit bin.“

Ihr Blick ruhte auf Stellan, wusste sie nicht darum, dass sich, trotz aller Mäßigung, all das in ihren Augen abzeichnen sollte, geschweige denn. Die Dunkelheit, die das Blau ihrer Augen in Finsternis tauchte, während jenes umringt wurde aus einem feurigen Licht. Sie wusste sehr wohl, was ihre Bestimmung sein sollte, wenn sie dem Ruf des dunklen Meisters folgte. Doch wenn sie seinen Worten glauben sollte, so lag das Schicksal selbst vielleicht einzig in ihrer Hand. Der Weg, den sie wählte und für den sie sich entschied, was sie eben zu diesem Schlüssel machte.

Mit nur einem Wimpernschlag streifte sie ihren Zorn und ihre Verwirrung fort, sodass das Blau ihrer Augen ihn mit einem kühlen, herausfordernden Glanz beobachtete. Er konnte nicht in einem Atemzug ihre Welt zerstören und meinen, sie würde sich nun mit dem zufriedengeben, was er ihr an Informationen zu Füßen warf, auch wenn die Scherben ihres Lebens sich auf diese Weise neu zusammenfügten. Er wollte ein Hüter oder was auch immer sein, der sie darauf vorbereitete, ein Schicksal von unvorstellbarer Tragweite hervorzurufen?

„Wohl kaum werden Worte allein mich auf das vorbereiten, was mir bestimmt sein mag.“

Sie wollte diese Macht, die sie gespürt hatte. Jene, von der sie in ihrer Vision hatte kosten dürfen und welche alle Zweifel und Ängste von ihr hatten abfallen lassen. Jene, die sie das sein ließ, wonach sie seither strebte. Die Art, wie er sie beim Eintreten angesehen hatte, zeugte deutlich davon, dass er etwas in der Art in ihr zu sehen glaubte. Etwas, wovon er angezogen oder fasziniert zu sein schien. Doch ganz abgesehen von seinen Intentionen, konnte er ihr wirklich das bieten, was er versprach und war es am Ende das, was sie wollte?
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Stellan
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#667

Beitrag: # 53260Beitrag Stellan »

Verständnislos betrachtete er Freya, rieb sich über sein furchiges Gesicht und schüttelte leicht seinen Kopf. "Erwartest du von mir, dass ich dir alles fein aufbereitet in kleinen appetitlichen Häppchen serviere und du einfach nur bequem zugreifen kannst? 

Nein Freya, so funktioniert das nicht. Du willst wachsen und die Macht kontrollieren, die in dir zu leben beginnt?" 

Blind wäre er gewesen, wenn er es nicht gesehen hätte, die Veränderung in ihrer Aura, das plötzliche, dominante Auflodern der Dunkelheit und des höllischen Feuers, welches nicht nur verschlingen, sondern auch auf ewige Qualen bereiten konnte. 

Es war ein Beweis dessen, dass das Kind schon wesentlich weiter war, als er es damals im Tempel von Lichthafen für möglich gehalten hätte. Das ließ vermuten, dass der Tag, an dem ihr Blut den Beginn der neuen Ära einläuten würde, doch weniger weit entfernt war, als er zunächst gehofft hatte. 

Wenn dem der Fall war, musste sie schneller lernen, schneller begreifen und sich vor allem von dem verabschieden, wer sie bisher dachte zu sein.  

"Dann tu etwas dafür. Ich bin nicht hier, um dein Händchen zu halten und es dir einfach zu machen." Frustriert schnaubte er aus, griff fest nach seinem Stock und erhob sich aus seinem Sessel. "Andere haben dies schließlich viel zu lange getan." 

Kurz nur hielt er stehend inne, zügelte den stechenden Schmerz, der sogleich in seinem Bein pochte und humpelte dann in Richtung der Bücherregale.  

"Glaubst du, so etwas ursprüngliches wie die Prophezeiung hätte irgendetwas zu verschenken?

Nein, alle, die ein Teilstück derer sind, haben ihre Opfer gebracht oder werden sie noch bringen müssen … selbst meine Tochter und ich, die nicht einmal einen Platz in dieser haben."
 


Sein Blick glitt für einen Moment an sich hinab. Vieles hatte er gegeben und nicht wenig davon war schwerwiegend gewesen. Aber zu jeder Zeit würde er Gleiches erneut opfern und noch so viel mehr.

Denn schließlich, und dies war eine Tatsache, die man niemals aus den Augen verlieren durfte, bestimmte die Prophezeiung darüber, dass nur ein Gott am Ende die Herrschaft über die Welt an sich nehmen konnte. Aber dieses Mal für immer. Welch weltloser Diener und Hüter wäre er gewesen, nicht ein jedes Opfer dafür ohne Trauer und ohne Reue zu bringen?


Die Weissagung an sich mochte zwar neutral sein, er aber war es gewiss nicht. Auserkoren von Ogrimar selbst war es ihm bestimmt, dass die Worte sich im Namen seiner dunklen Majestät erfüllten und dieser als einziger, rechtmäßiger Gott für alle Zeiten und über alle Welten herrschen konnte. 

Erst als Stellen wieder nach oben zu den Büchern sah, holte er hörbar Luft. Schweigend ließ er seine Hand über einige der Einbände schweben und tippte dabei hier und da gegen den ein oder anderen Buchrücken.  

"Alles so fein säuberlich niedergeschrieben.
Wort für Wort, Satz für Satz, Kapitel für Kapitel. Gesammelt in mühevoller Kleinarbeit über viele Jahre und Jahrhunderte hinweg. Was glaubst du, woher all das Wissen in den tausenden von Seiten kommt?"


Wahllos zog er eines der Bücher heraus und humpelte zurück in die Richtung Freyas, blieb jedoch bei dem großen Tisch stehen. 


"Es wurde sich erarbeitet.
Zu viel Zeit wurde bereits damit vergeudet es dir leicht zu machen und dich vor dem zu beschützen, was du bist und was du sein musst. Es ist an dir allein, noch härter zu arbeiten und noch dazu umso stärker zu werden.

Auf die Weise, wie du denkst, an alles rangehen zu können, wird dir das aber nicht gelingen."
 


Achtlos warf er ihr das Buch vor ihre Füße und deutete mit einem harschen Nicken darauf. "Genauso wenig wie das Wissen irgendjemandem einfach in den Schoß gefallen ist, wird auch dir nichts geschenkt werden. Von mir nicht und auch nicht durch das Schicksal, das dir durch die Prophezeiung gegeben wurde."

Stellan lehnte sich an den Tisch, an dem er zum Halt gekommen war und entlastete so gut er konnte sein Bein um seinen Blick dann umso bestimmter auf Freya zu konzentrieren.

"Nutze die Macht, die bereits in dir lebt. Es ist jene, die ein jeder fühlt, der in deiner Nähe ist und nach der die weiße Brut trachten wird, sobald sie davon erfährt, wer du bist.

Wenn du durch sie erkennst und tatsächlich begreifst und akzeptierst, was du bist, ist das der Beginn deiner Vorbereitung." 
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Das Chaos wird entbrennnen und aus diesem die ewige Dunkelheit geboren.
Und dann, wenn das Heer des Meisteres sich erhebt, wird niemand ihm noch widerstehen können.
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Syndra
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#668

Beitrag: # 53264Beitrag Syndra »

Nicht zuletzt ging auch Syndra davon aus, dass der kleine Stallbursche sehr genau wusste, was sein Auftrag war und er wäre nicht sonderlich erpicht darauf, zu erfahren, was ihm blühen würde, wenn er jenem nicht oder in einer Art nachkam, die nicht ihren Erwartungen entsprechen sollte.

„Zu gütig, dass du mir einen freien Tag bescherst, Lorena, ansonsten hätte ich auch ein reges Vergnügen daran gehabt, es deinem kleinen Spitzel für ein paar Stunden anzuvertrauen.“ Ein Funken Erheiterung glomm bei dem Gedanken und der Vorstellung in dem klaren Blau ihrer Augen auf.

„Eine sicherlich einprägende Lektion für einen wie ihn, der seine Triebe nicht unter Kontrolle zu haben scheint.“  
Nymeria würde  ihm mehr als nur Feuer unter seinem Hintern machen, sondern ihm deutlich einheizen. So unscheinbar dieses winzige Geschöpf war, umso unkontrollierter war die Magie in ihrem Blut. 

Sicherlich hatte Syndra vom ersten Moment, da sie Tanuri kennengelernt hatte, nicht erwartet, dass jene ein großes Mutterherz haben würde. Aber dessen bedurfte es nicht bei der Erziehung eines Kindes. Liebe war etwas, dass auch sie nicht sonderlich erfahren hatte. Vielmehr strikte Linien und Disziplin hatten ihre rebellische Kindheit geprägt. Zwar auch nicht mit sonderlich krönendem Erfolg, aber dennoch ausreichend, als dass sie auf solche Befindlichkeiten selbst keine Rücksicht nahm.

Syndras Blick wandte sich wieder Lorena zu, als jene schon länger schwieg, als es angemessen war, um sich eine geeignete Antwort zu überlegen. Kaum entging ihr dabei, dass sich die Aufmerksamkeit der Inquisitorin auf die Tür gelegt hatte, welche sich offenbar fast lautlos wieder aus dem Schloss gelöst zu haben schien. Zart nur zeichnete sich ein schmaler Spalt des Fackelscheins aus dem Flur an den Konturen zwischen Tür und Zarge wider. Unmerklich zog Syndra ihre geschwungene Augenbraue in die Höhe, um mit skeptischem Ausdruck zu der Inquisitorin zu sehen.

Kleine Wanzen und Ungeziefer. Hatte sie wirklich recht?

Leicht verengten sich die Augen der Magierin, bevor sie die Geste Lorenas mit einem knappen Nicken quittierte. Langsam richtete Syndra sich., während ihr Blick von Lorena zur Tür wanderte, abwartend, ob die Inquisitorin darauf noch reagieren würde. Dennoch hielt sie ihre Stimme noch immer mit ihrer kühlen Distanz aufrecht, um nicht den Anschein zu erwecken, dass jener Spalt bemerkt worden war.

„Da du scheinbar alles dafür arrangiert hast, sehr gern.“
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
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Adrian
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#669

Beitrag: # 53265Beitrag Adrian »

In den Gewölben unterhalb von Sturmkante

Die Worte Kadirs ließen den Magier sich noch einmal herumdrehen und einen letzten, kühlen Blick auf die drei Damen richten, bevor er jenem wortlos folgte. Es war sicherlich eine Einbildung und doch kam er nicht umher, in jeder von ihnen etwas erkennen zu glauben.

Sicherlich lag es an den Düften und Aromen, die ihn überall umfingen, dass er gewisse Ähnlichkeiten in ihnen meinte gesehen zu haben. Kurz nur hob er eine Augenbraue an, aber verkniff es sich gleichzeitig, dass er annahm, dass Rosalind dem Fuchs sicherlich den einen oder anderen Willen auf sirenenhafte Weise suggerieren mochte.

„Mit Sicherheit weißt du das.“ Entgegnete Adrian mit einnehmender Stimme, während er seine Gedanken abschüttelte. Auch er wusste sehr genau, was er wollte und tat und was das Zentrum seiner Existenz formte. Der Wille des einen. Der Wille, welcher über allem stand. Und jener hatte ihn mit einer Aufgabe betraut, dessen Schwierigkeitsgrad stetig zu steigen schien. Naheniel agierte immer aggressiver. Sein Vordringen zu Freya, seine Botschaften an ihn. Was immer andere von ihm erwarten oder denken mochten, war dabei irrelevant. Für ihn selbst stand allein jene Pflicht im Mittelpunkt.

Dunkel züngelten dabei die Spiegelbilder der Flammen der Fackeln sich in den Augen des Magiers wider, da er von dem Fuchs immer tiefer die Stufen und Wege hinab in das vermeintliche Herz der Gilde geleitet wurde.
Schweigend folgte Adrian Kadir durch das Geäst aus Gängen und Wegen, welche dem Anschein nach tief unterhalb der Stadt in sein Herz der Diebesgilde führen sollten. Vermutlich war es wirklich zwecklos, sich die Wege einzuprägen. Magie vibrierte überall und doch war nicht genau auszumachen, woher sie strömte, geschweige denn wie sie wirkte, um das Labyrinth neu zu formen, oder einem die Erinnerungen an die Wege im Nachgang zu trüben. Vielleicht waren es aber auch die verführerischen und zugleich gefährlichen Gerüche, die Besuchern die Sinne am Ende vernebelten und ihre Wahrnehmungen am Ende trog. Jedoch würde Kadir ihn auch nicht in jene Geheimnisse einweihen, die ihn und seine Gilde am Ende schützte.

Seine Gilde und nicht zuletzt sein eigenes Refugium. Knapp nur ließ er Magier seinen Blick mit kühlem Ausdruck durch den Raum gleiten und das Zentrum des Fuchsbaus beäugen. Mit etwas Ähnlichem hatte er durchaus gerechnet. Die Wärme, welche sich durch das Licht der Fackeln durch den Raum zog und keine Ecke scheinbar mit seinem Licht aussparte, sowie auch das kleine Chaos, repräsentierten seinem Empfinden nach durchaus einen gewissen Charme, der Kadirs Wesen nicht unähnlich war. Durchaus ging Adrian davon aus, dass jener in all dem den Überblick wahrte, vieles sogar einen Sinn ergab, auch wenn es nicht den Anschein haben mochte.

„Ich ziehe eine andere Form der Zerstreuung vor.“ Die Mundwinkel zuckten nur kurz, bevor er sein Glas auf dem Tisch abstellte. „Daher hast du recht. Deswegen bin ich nicht hier.“

Kurz nur fuhr der Magier sich über die Lippen und sich in den dargebotenen Sessel sinken ließ, um den Fuchs für einen Atemzug lang mit kühlen Zügen zu mustern.

„Ich habe seit einiger Zeit nichts mehr von dir gehört.“ Fast erwartungsvoll schoben sich seine Augenbrauen zusammen, sodass der Schatten einer Falte sich unter den Strähnen seiner Haare auf der Stirn abzeichnete, bevor er nach einem Moment des Schweigens dem noch etwas hinzufügte.

„Und wenn, dann nur aus zweiter Hand.“ Sehr wohl würde Kadir wissen, von wem er sprach. Die Form seiner vielsagenden Stimme sollte ihm durchaus auch suggerieren, dass er es durchaus zwiespältig beäugte. Im Grunde war es bezeichnend genug für den Dunkelmagier, dass der Fuchs bezüglich des Aufsehens, welches Naheniel erregte, mit Tanuri gesprochen hatte, anstatt mit ihm. Sofern tatsächlich ihm die Einladung gelten sollte, wäre es mehr als klug und diskret gewesen, ihn direkt zu involvieren. Doch stattdessen hatte Kadir bei seinem Botengang die Priesterin allein aufgesucht, weshalb er es vorerst ihm überließ, sich dazu gegebenenfalls zu äußern.

„Ich bin hier, um zu hören, wie es mit deiner Suche steht.“ Ließ er ihn wissen. Mehr denn je könnte er jenes Artefakt derzeit brauchen. Doch in der Form würde er es den Fuchs sicherlich nicht wissen lassen, könnte es am Ende dessen eigenes Interesse daran wecken. Stattdessen winkelte der Magier sein linkes Bein an und legte es lässig über das rechte hinweg, während er sich entspannt zurücklehnte.
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-Freya-
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#670

Beitrag: # 53267Beitrag -Freya- »

Die Frage, die für Freya im Raum stand, war nicht, was sie erwartete, sondern vielmehr der Lord, der vor ihr saß. Im Grunde hatte sie keine Ahnung, wovon er wirklich sprach, geschweige denn, was er von ihr nun zu tun verlangte.
Abfällig schnaufte sie kurz auf und rümpfte ihre kleine Nase. Mehr aus dem Affekt heraus als bewusst. Sie verlangte kein Händchen halten oder vorkauen. Ebenso wenig, wie sie irgendwelche Opfer verlangt hatte, und doch klangen seine Worte in ihren Ohren so, als würde Stellan genau das von ihr denken.

Wie auch immer sie all das bislang deuten oder verstehen sollte, was man ihr offenbart hatte, stand sie alleine da und sollte den Weg zu dieser Prophezeiung finden.
~Nutze die Macht.~  Natürlich, sowas ging ja auch ganz einfach und gefahrlos. Lernen durch Erfahrung, oder wie sollte sie ihn verstehen. Leicht nur hoben sich ihre Mundwinkel, um sich selbst zu belächeln.

„Und das ist dann Eure Aufgabe als Hüter?“

Sie spürte, wie ihre Finger sich bereits zu Fäusten krümmen wollten, während ihre Stimme einen schneidenden Tonfall annahm. Man reichte sie weiter wie einen Gegenstand, nicht mehr und nicht weniger. Niemanden interessierte es am Ende dabei, was sie dachte oder fühlte. Stattdessen konfrontierte man sie immer wieder mit Erwartungen, ohne ihr zu sagen, wie sie jene auch nur im Ansatz erfüllen konnte.

Langsam erhob Freya sich von ihrem Platz und straffte ihren zierlichen Körper vor ihm, um ihn mit ernster Miene anzusehen und ihm die Antwort direkt und ungezügelt in den Mund zu legen.

„Aus dem Nichts heraus zu erscheinen und mich in den Dreck zu schubsen? Mir zu sagen, dass alles um mich herum erstunken und erlogen war, um dann nur dabei zuzusehen, wie alles um mich herum zusammenbricht und ich am Boden liege und versuche aufzustehen?“

Ruhigen Schrittes ging das Mädchen auf ihn zu, ohne ihre großen Augen von ihm abzuwenden, welche ihn deutlich anklagend festhielten. Oft genug hatte sie ihre ungestüme Art in den letzten Wochen zurückgehalten, als dass sie sich jetzt noch bremsen wollte.

Was hatte sie noch zu verlieren? Tanuri hatte sich soeben abgewandt, Adrian hatte sie belogen, Naheniel wollte sie scheinbar nur benutzen und ihre Familie war einfach fort. Es gab in ihren Augen nichts mehr, was sie aufs Spiel setzen konnte.

„Ihr redet davon, dass keine Zeit wofür auch immer bleibt und dennoch weigert Ihr Euch mir zu helfen. Ich erwarte nicht, dass Ihr mir etwas schenkt oder mir den Kopf streichelt, sondern dass Ihr Euren Worten Taten folgen lasst.“

Mit jedem Wort, welches über ihre Lippen kam, gewann ihre Stimme an Schärfe. Immerhin war es doch gleich, was er über sie dachte. Er hatte bisher keine Bedeutung für sie, außer dass er ihr Leben binnen weniger Worte auf den Kopf gestellt hatte. Es interessierte sie somit nicht, ob er sie mochte, respektierte oder glaubte, dass seine Opfer sie nur ansatzweise beeindrucken würden.

Stellan hatte ihr alles genommen und verlangte nun scheinbar, dass sie die Antworten, die sich seit je her ihr entzogen, nach denen sie mit Naheniel zusammen überall gesucht hatte, nun unmittelbar und vollkommen alleine finden sollte?

Das klare Blau ihrer Augen schimmerte zornig und verunsichert zugleich zu Stellan hinauf, welcher an dem Tisch gelehnt verweilte.

„Seid Ihr es doch gewesen, die Tanuri vorgeworfen hat, dass sie die Zeit nicht genutzt hätte und nun vergeudet Ihr die meine.“

Auch wenn alles so ernüchternd und surreal zugleich wirkte, war ihr bewusst, dass Stellan mitnichten log. Dennoch wollte sie seine Antworten als solche nicht hinnehmen, geschweige denn gelten lassen. Sicherlich wusste Freya, dass etwas sie von allen anderen unterschied, dass etwas an ihr anders war und man ihr vieles verschwiegen hatte.

Auch wenn die Priesterin sie vielleicht belogen und viele Dinge verborgen oder verheimlicht hatte, so gab es dafür sicherlich Gründe. Kurz nur blitzten die Bilder des weißen Seraphen in ihren Gedanken auf. Wenn es wirklich von solcher Wichtigkeit war und sie bereit gewesen war, ihr Leben nur für ihr Wissen zu geben, dann würde Tanuri selbst sie nicht damit alleine lassen.

Geringschätzig und entschlossen ließ sie ihren Blick über ihn hinweg fahren, bevor Freya nach dem kleinen Einband griff, den Tanuri ihr überreicht hatte. Sie hatte hier nichts mehr verloren. Es gab keinen Anlass, weshalb sie sich länger seinen Blicken, die zwischen Abschätzigkeit und Bewunderung skalierten, weiterhin aussetzen und ihre Gedanken oder Gefühle länger zurückhalten musste.

Ihrer Meinung nach war alles gesagt. Wenn es an ihr alleine war, im Zweifel nach dieser Macht zu suchen oder zu greifen, gab es schlicht auch nicht länger einen Grund, weshalb sie noch weiter anhören sollte, dass sie es auf ihre Weise nicht schaffen würde. Nein, sie würde die Priesterin suchen, denn auch wenn einiges im Raum stand und ihr all dieses vorenthaltene Wissen über sie hereingebrochen war wie eine Flutwelle, so wusste sie tief in sich, dass ihre Mentorin vieles nur zu ihrem Schutz getan hatte. Egal ob richtig oder falsch.

„Wenn ich sowieso auf mich alleine gestellt bin, um die Antworten zu finden, dann brauche ich Euch nicht.“
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
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Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Stellan
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#671

Beitrag: # 53268Beitrag Stellan »

Völlig unbeeindruckt von ihrem kleinen Ausbruch, lehnte Stellan sich noch etwas mehr gegen die Tischplatte, verschränkte seine Arme vor der Brust und musterte sie zunächst, ohne etwas von seinen Gefühlen zu zeigen. 

Dann jedoch zog er seine Brauen nach oben und schenkte ihr ein fast schon anerkennendes Nicken. "Sieh einer an, es scheint ja doch so etwas wie Kampfgeist in dir zu sein." 

Er verblieb noch einige Momente in seiner Position, bevor er sich wieder auf seinen Stock gestützt von ihr abwandte und auf das Kaminfeuer zutrat. Er fütterte es mit einigen bereitgelegten Holzscheiten, welches es sogleich gierig aufnahm. 

"Für Selbstmitleid habe ich kein Verständnis. Ich ertrage kein Gejammer, keine Tränen und keine Schwäche." Mit seinem Stock fuhr er in das Feuer und verteilte auf diese Weise einige der Holzscheite, die bereits Feuer gefangen hatten.

"Du hast nicht die Wahl zu sein, wer du vielleicht lieber sein möchtest. Für dich wurde entschieden. Genauso wie für mich entschieden wurde, wer ich zu sein habe." 


Über seine Schulter hinweg sah er zu ihr hinüber und bedachte sie mit einem strengen und durchdringenden Blick. "Ich wäre dir also äußerst dankbar darüber, wenn du es in Zukunft unterlässt, mich zu belehren." 

"Einst tötete ich die Mutter Tanuris nur deshalb, weil ich dachte, sie hätte einen Fehler begangen." Es gelang ihm nicht, die Faszination, die er für den Schlüssel hegte, in seinen Augen vollständig zu verbergen, doch war ihm das ohnehin nicht besonders wichtig. 
"Eins sei dir deshalb gesagt: Auch wenn du zu den mächtigsten Wesen gehören magst, die jemals auf den Inseln lebten, erliege nicht dem Irrglauben, ich würde zögern, dich in deine Schranken zu weisen." 

Mit einem leisen Raunen auf seinen Lippen löste er seinen Blick von ihr und starrte wieder hinab in das Feuer. Würde sie es lernen, sich zu zügeln, nur um dann aus ihren gebündelten Gefühlen heraus, umso stärker zu werden und aus diesen heraus irgendwann ihre vollkommene Macht zu beziehen?

"Ich soll dich also etwas lehren?" 

Ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, fuhr er mit seinem Stock durch die Asche des Feuers. Als wäre diese zum Leben erwacht, schlang sie sich um eben diesen, bis hinauf zu Stellans Handgelenk.

"Wir beginnen mit Kontrolle, Freya." 

Und in jener Sekunde wirbelte die Asche auf, sammelte knisternde Funken und schwarze Partikel, schwoll zu einem kleinen Sturm an und suchte sich seinen Weg hinüber zu ihr. 

Dort baute sich der schwarze Staub, der begleitet wurde von den glühenden Elementen des heißen Feuers, vor ihr auf und zeichnete nach und nach für sie ein recht deutliches Abbild der Personen, die ihr versprochen hatten, an ihrer Seite zu sein.

Liebevoll waren die Blicke jener Familie auf sie gerichtet, die sie einst zu sich nahm, die ihr ein zu Hause gab, als sie sich verloren und verraten gefühlt hatte. Aber es waren nicht nur die Gesichter, die Freya auf so schmerzliche Weise bekannt vorkommen sollten, sondern auch die Gefühle, die sie einst in ihr geweckt hatten.

Geborgenheit, Vertrauen und Zuwendung. 


Natürlich konnte Stellan nur mutmaßen. Ein großes Geheimnis war es aber für niemanden, dass die Familie des Kindes vor einiger Zeit zunächst explosionsartig angewachsen war, nur um dann in aller Schweigsamkeit zu verschwinden und das Mädchen, welches sie einst mit solch wuchtigen Worten aufgenommen hatten, sich selbst zu überlassen. 

Wie war es für das Kind, einem jeden von ihnen nach den Monaten des Alleinseins wieder direkt gegenüberzustehen? Ihnen in die nichtsahnenden, freundlichen Augen zu blicken, die ihr sonst immer Trost und Halt vermittelt hatten? 

Stellan befahl mit einer einfachen, fast schon unmerklichen Bewegung seines Kopfes der Asche, sich erneut in Bewegung zu setzen und nur noch das Gesicht und den Körper eines einzigen Mannes zu formen.

Zwar bestand auch dieser nur aus glühendem, schwarzen Staub, doch schon allein der Ausdruck in dem Gesicht war für Freya unverkennbar der ihres Ziehvaters. Welche Gefühle mochten sich in diesem Moment in der zurückgelassenen Tochter aufbauen, als jener sich mit einem warmen, zärtlichen Lächeln auf den Lippen auf eines seiner Knie herab ließ und Freya einladend seine Arme entgegen streckte.


 
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Der Fuchs
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#672

Beitrag: # 53274Beitrag Der Fuchs »

"Du bist doch nicht etwa verstimmt?" Bequem lehnte er sich zurück, legte seine Hand in die Höhe seines Herzens und betrachtete seinen Gast aus heiter funkelnden Augen. "Ich wäre untröstlich. Schließlich hast Du mir nicht gesagt, dass es eilig ist." Ein verschmitztes Lächeln zog über die Lippen des Diebes, als er, fast schon beiläufig mit seiner Hand über das Holz des Tisches strich. Und ganz so, als wäre sie schon zuvor dort gelegen, kam eine Münze zum Vorschein. Es handelte sich um jene Münze, die Rosalind ihm überlassen und die einst Syndra gehört hatte. Verspielt warf Kadir diese nach oben, fing sie wieder auf und betrachtete sie eingehend, als würde er sie zum ersten Mal sehen.

"Ein Nordmädchen. Mit einem recht bemerkenswerten Stammbaum, wenn man ihren eigenen Aufzeichnungen Glauben schenken darf." Kadris Blick glitt an der Münze vorbei hinüber zu seinem Gast. Prüfend betrachtete er Adrians Gesicht, das jedoch wie immer zwischen wenig und gar nichts über das verriet, was er dachte. Mit einem leisen Raunen auf den Lippen, schnippte er die Münze hinüber zu dem Dunkelmagier, lehnte sich gemütlich zurück und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. 
 
 "Nicht, dass es mich etwas angehen würde, aber forschst Du seit neuestem immer die Mitglieder der Legion aus oder ist es eine reine Vorsichtsmaßnahme?" Diesen - nun etwas speziellen - Aspekt, dass die Dame aus dem Hause van Darc das Wappen der Legion trug, hatte der Dunkelmagier gewiss nur ganz aus "Versehen" vergessen zu erwähnen. Eine Tatsache, die die Neugier des Fuchses nicht minder geweckt hatte. 
Denn es war schon äußerst seltsam, dass die Frau aus dem Norden innerhalb kürzester Zeit gleich die Aufmerksamkeit mehrerer auf sich zog. Was es wohl mit ihr auf sich hatte? Der Fuchs konnte sich nur schwerlich vorstellen, dass Adrians Interesse sich darauf begründete, herauszufinden, ob sie sich für ihn als eine gute Partie erweisen könnte. 

Nachdenklich ruhten Kadirs Augen auf seinem Gast, als er an das Gespräch mit Rosalind zurück dachte. Wie beiläufig sie doch erwähnt hatte, dass nicht nur er selbst es gewesen war, der sie nach Informationen bezüglich Syndra gefragt hatte.  Aber er unterließ es tunlichst, dieses kleine Detail auszusprechen, wäre es dem Vertrauen, das Rosalind ihm gegenüber hegte, ganz bestimmt nicht zuträglich. Adrian gegenüber konnte er sich das, seiner Meinung nach zumindest, mit gutem Gewissen leisten, ihr gegenüber definitiv nicht. 

"Der Gegenstand, um den Du mich gebeten hast - Du wusstest nicht bereits zufällig selbst, dass es nicht so leicht ist, sich diesen habhaft zu machen?" Als würde der Fuchs sich diese Frage tatsächlich stellen, musterte er sein Gegenüber eingehend.  "Welch seltsamer Zufall es doch ist, dass die Frau, über die Du nach Informationen suchst, auch direkt diesen Gegenstand bei sich, oder soll ich lieber sagen, an sich trägt? In ihrem persönlichen Büchlein, das sie wohl in aller Eile bei Halam vergessen hat, nennt sie es ihr "magisches Gefängnis". Interessant, nicht?"

Ein Vertrauter seiner Gilde hatte sich eingehender mit den Schriftwerken Syndras beschäftigt, bevor Kadir diese wieder persönlich an Rosalind übergeben hatte. Der erste Eindruck, den sein schöner Nachtfalter über die van Darc Frau gezogen hatte, war nicht falsch gewesen. Was auch immer es für ein Schmuckstück war, dass das Nordmädchen an sich trug und das Adrian gerne an sich bringen wollte, war offenbar nicht nur wertvoll, sondern auch äußerst mächtig. 
 
"Sie hat sogar einige Skizzen davon gezeichnet." Selbstverständlich hatte Kadir auch von diesen, wie auch von den Tagebüchern selbst, eine fein säuberliche Kopie erstellen lassen. Einmal für Adrian, einmal für sich selbst. Nichts, was er bei einem jeden seiner Aufträge tat, aber in solch einem besonderen Fall konnte man schließlich nicht wissen, ob es nicht doch noch von Wichtigkeit sein konnte. 
 
"Nun, natürlich habe ich nicht vergessen, dass Du nicht nur um hübsche Bilder und Beschreibungen zu dem Artefakt gebeten hast. Allerdings würde das bedeuten, dass ich oder einer meiner Diebe ihr wohl oder übel die Hand abhaken müsste." Knapp zuckte er mit seinen Schultern und wog seinen Kopf einige Male hin und her. 
"Nicht, dass sich einer von ihnen oder ich selbst davor zurückschrecken würde. Doch handelt es sich hier um ein Mitglied der Legion des Schattens. Nur ungern würde ich meine guten Beziehungen zu der Gilde aufs Spiel setzen, indem ich ohne Zustimmung Tanuris jemanden von ihnen gröberen Schaden zufüge." 

Noch während er sprach, schwang er seine Beine von dem Tisch, erhob sich und trat auf einen hinter ihm befindlichen Schrank zu. Aus diesem zog er eine lederne Mappe, die mit nicht wenigen Papieren befüllt war, hervor. Von weiter unten griff er hingegen nach einer durchaus hübsch gestalteten Flasche Whiskey.  Ein Geschenk aus den Winterlanden, um in kalten Tagen etwas Wärme zu verschaffen. Da Kadir selbst aber nur zu besonderen Gelegenheiten derart hochprozentigen Alkohol zu sich nahm, war die Flasche bisher noch geschlossen. Auch jetzt hatte er nicht vor, davon zu kosten, allerdings wollte er seinen Gast nicht auf dem Trockenen sitzen lassen. 

Mit der Mappe in der einen, der Flasche in der anderen Hand trat er zurück an den Tisch und legte beides darauf ab. "Bitte, bedien Dich." Er deutete mit einer einfachen Geste auf den Whiskey, ließ sich dann wieder auf seinem Sessel nieder und schob die Mappe in die Richtung Adrians. "Das sind die Abschriften ihres Tagebuchs. Du weißt, Magie ist nicht mein Resort. Viel eher doch das Deine. Somit wirst Du wesentlich mehr mit den Beschreibungen über das Artefakt und ihrer durchaus interessanten Herkunft anfangen können als ich. Einige Vermutungen und Nachforschungen hat sie bereits selbst dazu angestellt. Gebändigt werden soll sie davon. Eine recht bemerkenswerte Wortwahl, denktst Du nicht auch?"

Für einige Sekunden legte sich ein Schweigen über die beiden, bevor Kadirs Augen aufleuchteten und er sich mit einem vielsagenden Lächeln nach vorne neigte.  "Allerdings habe ich das Gefühl, dass das Meiste von ihren Ausführungen Dir nicht neu sein wird."

Sein Gegenüber prüfend verharrte er für wenige Augenblicke in dieser Position, bevor er sich wieder bequem in seinen Sessel zurückfallen ließ und erneut seine Beine auf dem Tisch platzierte. Dann wanderten seine grünschimmernden Augen hinüber in die Richtung Adrians. Zwar lag in ihnen nach wie vor der stets spitzbübische Glanz, doch wurde jener begleitet von einer leichten, jedoch nicht zu übersehenden Mahnung. "Und was unseren Schmetterlingsmörder betrifft - Du warst es nicht, der mich nach ihm gefragt hat. Gerade Du solltest wissen, dass ich es mit der Auslegung und Erfüllung meiner Aufträge sehr genau nehme." 


 
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-Freya-
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#673

Beitrag: # 53279Beitrag -Freya- »

Freya war im Begriff zu gehen. Es war einfach genug. Sie wollte nach Hause. Weder hatte sie das Bedürfnis, sich länger anzuhören, was irgendjemand von ihr erwartete, noch, dass sie ein Ding, ein Schlüssel war. Er wollte Kampfgeist? Brüstete sich damit, dass er die Mutter der Priesterin getötet hatte? War das vielleicht sogar eine Drohung?

Wer glaubte, der alte Mann zu sein? Weder vertraute sie ihm, noch hatte sie Angst vor ihm. Doch schien er ihr wahrlich etwas bieten zu können. Unter anderen Bedingungen vielleicht hätte sie aufmerksam an seinen Lippen geklebt, um sich seine alten Mythen und Legenden anzuhören, und versucht einen Bezug zu ihren Fragen zu finden. Doch keines seiner Worte gab ihr im Grunde bisher eine Antwort. Vielmehr wurde die Kluft zwischen dem, was sie glaubte zu wissen und dem, was sein sollte, stetig größer. Ein tiefer Riss, der sie immer weiter von dem entfernte, was für sie von Bedeutung gewesen war und das Fundament dessen, wohin sie gehörte, wer sie war, einfach unter ihren Füßen hinweg zu Staub zerfallen ließ.

Freya hatte ihm bereits längst den Rücken zugewandt, als er Stellan sich dem Feuer zuwandte. Den kleinen ledernen Einband hielt sie fest an die Brust gedrückt, war es irgendwie das Einzige, was sich echt und wahrhaftig anfühlte.


Sie wollte eigentlich einfach nur noch weg. Das flaue Gefühl in ihrem Bauch und das Durcheinander in ihren Gedanken, welches ihr im wahrsten Sinne des Wortes beinahe die Luft zum Atmen raubte, wuchsen stetig weiter an. Gleichzeitig lockte Stellan sie jedoch mit vermeintlichem Wissen.

Ungesehen senkte sie ihre Wimpern, während sie unter einigen tiefen Atemzügen versuchte, eine Mäßigung zu finden. Fest umklammert drückte sie dabei das Buch näher an sich heran, bevor in jener Sekunde, als sie die Lider zu haben, als Glut und Asche aufwirbelten. Kontrolle?

Das Blau ihrer Augen weitete sich, während sich aus schwarzem Staub und glühender Asche düster anmutende Nachbildungen vor ihr aufbauten. Abrupt hielt Freya inne und versteifte sich, während ihr Blick wie gebannt auf jenen schemenhaften Nachahmungen ruhte, deren Genauigkeit beinahe schon erschreckend war. Was wollte er ihr bitte nun beweisen?

So lange war sie alleine und dennoch kannte sie diese Blicke, wobei ihre Augen am längsten auf dem ihrer großen Schwester verweilten. Versucht ihre Hand auszustrecken, sah das Mädchen vor sich und musterte in einem kurzen Moment der stillen unausgesprochenen Sehnsucht ihre Gesichter und Züge, die so ausgeprägt schienen.

Dennoch berührte sie diese nicht. Wissend, dass es nur Schemen waren, denn ihre Gesichter waren gezeichnet von Asche und Glut. Was wollte er ihr damit sagen, wollte er sie provozieren? Ihr vor Augen führen, dass alles nicht mehr als eine Illusion war. All jene Geborgenheit nur ein trügerischer Moment, der einem Hoffnung bot, um dann am Ende die Einsamkeit zu erkennen? Zu erkennen, dass man auf sich gestellt war? Woher wusste Stellan überhaupt, wer sie waren, wie sie waren. Ihre Mienen, welche so gleichartig und vertraut wirkten in ihrem Ausdruck und doch nicht mehr als eine Täuschung darstellten. Wo waren sie nur alle hin?

Ehe sie sich jedoch versah oder einen Gedanken auf ihre Frage richten konnte, wirbelte die schwelende Finsternis auf. Eine dunkle Wolke, welche sich auf magische Weise wandelte, als hätte Stellan ein schmerzliches Abbild aus ihren Erinnerungen hervorgerufen. Scharf sog sie die Luft in ihre Lungen, während sie in das filigran geformte Gesicht aus glühendem Staub sah, welches sich vor ihr abzeichnete.

~Vater.~ Stumm formten ihre Lippen dieses Wort, ohne dass sie ihren Blick abwenden konnte. Schmerzhaft zog sich ihr Magen zusammen, während sie in die Glut seiner Augen sah. Er hatte versucht, ihr ein Vater zu sein und ihre Kindheit vor dem Ernst des Lebens selbst fernzuhalten. Er hatte ihr so vieles gegeben, wovon sie geträumt hatte. Doch wo war er jetzt? Geblieben war nichts als Erinnerung.


Deutlich spürte Freya, wie der Anblick in ihren Augen brannte und sie Stellan sagen wollte, er sollte seine Lektionen nehmen und in jene Abgründe zurückkehren, denen er entstiegen war. Doch erlaubte sie sich nicht, ihm diese Genugtuung zu bereiten. Er sollte nicht ihren Schmerz sehen, den jene innerliche Einsamkeit mit sich brachte. Ein Schatten, der sich erbarmungslos über ihren Geist gelegt hatte. Nein, jene Befriedigung oder Triumph vergönnte sie ihm nicht.

„Ich kann mich sehr wohl kontrollieren.“ Flüsterte sie, damit er nur die Worte, aber nicht ihre Emotionen in ihrer Stimme hören konnte. Er sollte froh darüber sein, dass Tanuri sie diese Lektion gelehrt hatte, auch wenn der Preis ein hoher gewesen war. Ihre Augen verengten sich, als sie sich nur leicht Stellan zuwandte. Auch wenn sie den Kloß in ihrem Hals spürte, der ihr das Atmen erschwerte, würde sie ihm den Anblick ihrer Gefühle kaum vergönnen. 

Stattdessen ließ Freya ihre zierliche Hand in einer fast gebieterischen Bewegung durch die Luft fahren, um seine Illusion zu brechen und jenes Trugbild in seine Millionen Einzelteile zerbersten zu lassen. Sie wollte, dass die Asche aufstob und herumwirbelte. Ein Chaos aus Schwärze und Glut, sodass sie, wenn sie sich der Tür erneut zuwandte, nicht noch einmal mit jenem Anblick selbst konfrontiert werden würde, der ihr vor Augen führte, dass weder Familie noch Freunde geblieben waren.

„Vielleicht wisst ihr was ich bin, aber mit Sicherheit nicht wer."

Wider besseren Wissens kamen die Worte über ihre Lippen. Doch, das was Stellan ihr offenbart hatte, deutete sehr wohl das Gegenteil dessen hin, was sie ihm unterstellte, auch wenn sie sich dieses Wissen selbst nicht erklären konnte. Dennoch wollte Freya sich nicht die Blöße geben, dass er immer tiefer in ihren Wunden herumbohrte und sie an einer Schwachstelle erwischte. Mehr als kühl ruhten ihre Augen auf ihm, wenngleich der Schimmer von salzigen Tränen das Blau glänzen ließ. Doch weder blinzelte sie, noch gewährte sie dem Brennen auszubrechen, sodass jene Schwere, die sie erdrückte, sich lediglich in einem leichten Beben in ihrer Stimme abzeichnen sollte, welche sich abschätzig an Stellan wandte, mit der deutlichen Intention zu gehen. Nein, sie wollte nicht noch einmal in die Augen hineinsehen, wenn sie ging. Jene Augen, welche zwar einer Illusion entsprangen, aber sie mit so viel Wärme ansahen, dass es schmerzte, sich nicht in die Arme ihre Vaters flüchten zu können, damit er ihr sagen würde, dass alles gut werden würde.

„Ihr habt von Antworten gesprochen, die ich benötige und von denen Ihr behautet, dass Tanuri sie mir nicht geben kann. Aber Ihr seid offenbar ebenso wenig in der Lage."
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
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Stellan
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#674

Beitrag: # 53280Beitrag Stellan »

"Du drehst dich mit deinen Fragen und deinen Forderungen im Kreis."

Als die Figur aus glühender Asche in sich zusammenfiel und sich vor Freyas Füßen zu einem leblosen kleinen Haufen auftürmte, lehnte Stellan sich wieder auf seinen Stock und beobachtete das Kind eingehend.


"Zumindest scheinst du verstanden zu haben, dass der Schein einer angeblichen Nähe und Zuneigung, oft mehr als trügerisch ist. Nur wenn du es schaffst, dich selbst zu beherrschen, erlangst du Kontrolle über die Macht in dir."

Es war nicht sonderlich schwer gewesen, die Bilder für Freya zu formen. Gerade der Vater war über alle Inseln ein wohl bekanntes Gesicht und ein häufig gesehener Gast in den Städten. Mochte Stellan die letzten Jahre im Verborgenen gelebt haben, gut informiert war er selbstverständlich trotzdem. Deshalb hatte er es mit Wohlwollen aufgenommen, als sich die Familie Chakai dem Kind angenommen hatte. Schließlich war diese einst der Inbegriff des schwarzen Glaubens gewesen.

Doch offenbar hatte Freya dort anstelle einer strengen Erziehung und eines steten Schutzes nur das erfahren, was sie noch schwächer gemacht hatte: Zuneigung und Liebe.

Dies mochte natürlich für das ein oder andere Kind das richtige Mittel sein, um aufzuwachsen, nicht aber für solch ein einmaliges Wesen, wie Freya es war. Denn daraus resultierte der Schmerz des Verlassenwerdens, der dem Kind mehr als deutlich anhaftete und der es zu einer Zielscheibe für alle machte, die sich ihrer Habhaft machen wollten. Ganz vorne in dieser Reihe würden schon bald jene stehen, die die Prophezeiung für ihre Zwecke und ihren falschen Gott entscheiden wollten. 


Umso schwerer fiel es Stellan, eine Erklärung für die ganzen Versäumnisse zu finden. Hatten sie es denn tatsächlich alle nicht gesehen, was dort direkt vor ihren Augen lebte und sich bewegte?
Oder hatte Tanuri es einfach erneut verpasst, jene mit einzubeziehen, die Freya beschützen und vorbereiten konnten?


Vielleicht aber war auch einfach nur wenig von den einst großen Worten der großen Familien geblieben und man hatte sich entschieden, sich in dem Fluß der Gleichtönigkeit aller anderen mitziehen zu lassen. Vergessen all die großen Mythen, die sich einst um die einst so gläubigen, schwarzen Familien rankten und durch die sie bekannt geworden waren. 

Nachdenklich verzog Stellan seine Oberlippe, bevor er seine Augen von dem Kind löste. Mit einem tiefen Seufzen blickte er zu Boden, entschied sich dann jedoch dazu, wieder auf Freya zuzugehen.

"Ich sagte bereits, dass du nur dann wachsen kannst, wenn du selbst bereit bist, zu geben und nicht nur die Antworten, die du suchst, zu nehmen."

Als er vor ihr zum Stehen kam, strich er mit der Spitze seines Stocks erneut durch die Asche, um sie gleichmäßig auf dem Boden zu verteilen. Dann begann er darin zu malen, Figuren, die nur aus einzelnen, undeutlichen Strichen bestanden und sich in einer kaum erkennbaren Szenerie befanden. 


Leicht neigte Stellan seinen Kopf zur Seite und runzelte seine Stirn, während er murmelnd mehr zu sich selbst sprach, als zu dem Kind neben sich: "Kunst zählte noch nie zu meinen Begabungen."

Kurz noch verweilten seine getrübten Augen auf dem Bild zu seinen Füßen, bevor er sich wieder an Freya wandte. 
"Vielleicht begreifst du die Tragweite dessen, was du bist und zu was du bereit sein musst, wenn du erst siehst." 

Für einen Moment zögerte er. Aber er wusste bereits, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als zu hoffen, dass die Macht des Schlüssels ihn nicht überwältigen und völlig vereinnahmen würde, wenn er das mit ihr teilte, was in einem jedem Hüter lebte. Da das Mädchen aber anscheinend nicht bereit war, loszulassen und sich in aller Vehemenz dagegen sträubte, sich seinen Worten zu beugen, musst er wohl mit ihr diesen Weg beschreiten. 
 

Somit streckte er seine Hand nach ihr aus und gab ihr mit einem entschiedenen Blick zu verstehen, dass sie nach dieser greifen sollte. Bevor Freya dagegen protestieren oder sich abwenden konnte, deutete er bereits mit einem Kopfnicken und einem leisen Brummen auf seine dargebotene Hand. "Nimm sie."  
Bild
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Das Chaos wird entbrennnen und aus diesem die ewige Dunkelheit geboren.
Und dann, wenn das Heer des Meisteres sich erhebt, wird niemand ihm noch widerstehen können.
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