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Naheniel
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#276

Beitrag: # 52208Beitrag Naheniel »

Als ihm Freyas Hand entglitt, blieb er abrupt stehen.
Ungeduldig wollte er wieder nach jener packen, denn für ihre kindliche Bockigkeit war nun wirklich keine Zeit.
Mochte sie doch enttäuscht sein oder was auch immer, ihre Vorwürfe und ihre Sturheit sollte sie sich für einen anderen Zeitpunkt aufheben. Bis dahin würde er sich auch die passenden Ausreden dafür einfallen lassen, um sie wieder zu beschwichtigen.
Wobei er sich so vieler Ausreden gar nicht bedienen musste. Es war schließlich tatsächlich seine einzige Möglichkeit gewesen ihr durch das Portal zu „helfen“. Den Vorteil, den es ihm nun verschaffen würde, konnte er allerdings kaum von der Hand weisen.
Aber darüber musste Freya schließlich nichts erfahren.
 
Schon fast war er dabei, sie unwirsch anzuherrschen. 
Doch erst als sein Griff nach ihr ins Leere verlief, bemerkte er, dass das Mädchen zu Boden gefallen war.
Die aufkeimende Panik in ihr, war ihr mehr als deutlich anzusehen. Sein Blick überflog ihren Körper und hielt bei ihren Füßen inne, als er die Ranke bemerkte, die begonnen hatte, sich um ihren Knöchel zu winden.
 

Der ewige Wald. Musste ausgerechnet hier ihre Reise beginnen? Verdammt.
Er ließ sich neben Freya auf die Knie sinken, unterließ es jedoch tunlichst, sie zu berühren.
Der Wald würde nicht unterscheiden, zwischen einem oder zwei Lebewesen, sondern sich dessen habhaft machen, was miteinander verbunden war, was einander berührte.
„Freya. Sieh mich an, versuch Dich zu beruhigen.“
Dies war wohl leichter gesagt, als getan. Eine starke Baumwurzel, aufgespalten zu einer hölzernen Hand, hatte sich um das schmale Fußgelenk des Kindes geschlungen und langsam wuchsen die einzelnen Fingerglieder an ihrem Unterschenkel hinauf.
Wie die Ranken einer Rose, suchte die Wurzel sich ihren Weg, grub sich in die weiche Haut um dort einen brennenden Schmerz zu hinterlassen.
 

Der ewige Wald hatte sich seinen Namen redlich verdient.
Alles hier existierte in einer festen Symbiose, es war ein einziger großer Organismus. Jeder Baum eine Zelle des Ganzen.
Starb ein Teil davon, so musste es durch einen neuen ersetzt werden. Doch die Erschaffung einer neuen Pflanze ging so ganz anders vonstatten, als man es sonst kannte.
Nicht durch einen Samen im Boden wuchs nach und nach etwas Neues heran, sondern nur durch das, was bereits lebte, konnte der Wald sich selbst erhalten.
Fleisch wurde zu Holz, das Haar zu Blättern und Blut zu Harz, bis man vollends eins wurde mit den Bäumen und dem moosbewachsenen Boden unter sich.
So bekam der Gedanke, dass selbst in Pflanzen eine Seele innewohnt, einen völlig neuen Blickwinkel.

„Hör mir zu.  Welchen Grund auch immer ich Dir gegeben habe, mir zu misstrauen, Du musst das nun erst einmal vergessen. Sobald wir einen geschützten Platz gefunden haben, können wir über das reden, was Dir so sehr auf Deinem Herzen lastet.
Aber jetzt musst Du mir einfach zuhören und Dich beruhigen.“

Für den Moment eines Wimpernschlags hielt er inne, versuchte aus ihrem Gesicht irgendeine Form der Bestätigung herauszulesen. Doch es war einfach zu dunkel um sie beide herum, als dass er ihre Züge richtig hätte deuten können.
Deshalb fuhr er in so ruhiger Tonlage, wie es ihm möglich war, fort:
„Diese Baumwesen, sie erschaffen ihre neue Generation durch Angst und Zweifel.
Je mehr Du Dich gegen sie wehrst, desto starrer wirst Du werden.
Sie werden Dich zu einem von ihnen machen, Dich in ihre Familie aufnehmen. Denn nur so können sie als ewiger Wald bestehen. Es ist kompliziert zu erklären.“

Da Freyas kleines Licht erstorben war und er es vermeiden wollte, zwischen all dem trockenen Holz ein Feuer in seiner Hand zu entzünden, griff er nach Freyas Hand und führte jene hinab zu ihrem Bein.
Dort ließ er sie aber sogleich wieder los, damit sich die Wurzeln nicht auch auf seine Hand verirrten.
Was Freya dort jedoch fühlen konnte, war nicht mehr die kindlich weiche Haut, sondern die ersten Anzeichen einer harten hölzernen Rinde.
Er gab ihr einen kurzen Moment, um für sich zu verarbeiten, was ihre Hand dort erkundet hatte, seine Worte mit dem was sie fühlte zu einem Bild zusammen zu fügen.

„Nimm es an. Füge Dich. Ihr Interesse an Dir wird ersterben, sobald Deine Angst von Dir abfällt. Freya…“ tief sah er ihr in die Augen, bittend und flehend und doch auch mit einer gewissen Strenge.
„Vertrau mir.“
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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-Freya-
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#277

Beitrag: # 52210Beitrag -Freya- »

Wo hatte Naheniel sie hingebracht? Was war das nur für ein Ort? Freya spürte, wie sich die Ranken immer tiefer in ihr Fleisch schnitten, während jene schleichen langsam sich immer weiter ihr Bein aufwärts zu arbeiten. Es tat so höllisch weh, während das Rauschen um sie zunahm.
 
~So weiches Fleisch, so jung und rein... so voller Zweifel~

Worte, die sie meinte im Flüstern der Blätter zu hören, so als würden lauter Stimmen es gleichzeitig wispern.

Ja sie war voller Furcht. Die letzten Stunden allein hatten ihr so vieles aufgezeigt und abgefordert, dass sie kaum leugnen konnte, dass Zweifel und Ängste in ihr wuchsen und gediehen. War Tanuri tot? Was war mit den Kindern? Was war mit Lyvia und Jeremias? Würde sie jemals wieder hinausfinden oder war jene verwirrte Frau am Ende das, was aus ihr werden würde.

„Sieh‘ mich an!“ Naheniels Worte fordernde sorgten dafür, dass sie aus ihrem Gedankennebel auftauchen wollte, der sie wie ein Sog immer weiter in die Tiefe ziehen wollte. Mit glasigen Augen suchte Freya seinen Blick, wobei sie sich mehr an seiner Stimme orientierte, als an ihrer Sicht, die verschwommen war von Tränen, die sie zurückhielt.

Nicht wehren. Er war lustig. Dennoch nickte sie nur, während sie sich auf die Lippen biss. Es brannte einfach fürchterlich. Schlimmer, als wenn man den Finger in eine Kerzenflamme hielt und das war schon ein dummes Experiment gewesen. Nun jedoch hatte Freya das Gefühl, sie könne ihre Zehen nicht mehr spüren.

„Ich versuch’s“ presste sie mühselig hervor, wobei sie mit dem Gezappel aufhörte und versuchte ruhig liegen zu bleiben.
    

~Hör nicht auf ihn... Wehr dich nur... ja wir spüren, Deine Furcht ist groß. Lass sie raus.~
   
Für einen kurzen Augenblick hatte Freya das Gefühl der Druck an ihrem Unterschenkel würde abnehmen. Zuhören und beruhigen und das Flüstern des Waldes ignorieren.

Die Wärme seiner Hand war dabei etwas, das sie bestärkte seinen Worten zu folgen. Freya spürte, wie diese ihre vollkommen überdeckte. Ihre Atmung schien ruhiger und gleichmäßiger zu werden, während das Schluchzen leiser wurde. Ganz langsam führte er ihrer Hand ihr Bein entlang und noch während er sie leitete, versuchte Freya trotz all der Dunkelheit  aus seinen Zügen abzulesen, wie groß der Schlamassel wirklich war und ob sie es überhaupt wissen wollte.

Auch wenn sie wütend auf Naheniel war, so war sie trotzdem in diesem Moment froh, dass er bei ihr war. Freya versuchte sich nur auf seine Stimme zu konzentrieren, als er ihr erklärte, wo sie waren. Was das hier war. Was sie tun sollte... Aber woher wusste er nur davon?

Ein Gedanke, der die kurz überkam, während er ihre Hand langsam an ihrem Bein hinabführte. Freya spürte ihre  eigene Haut, gezeichnet von den Spuren von Kälte und Angst, welche ihr eine Gänsehaut verliehen hatte. Und dann.. 

Ihre Fingerspitzen stießen auf etwas Knorriges. Ihre Augen weiteten sich, während sie schlucken „Hilf mir!“ sagte sie Kopfschütteln vor Unglauben, während ein Schauer sie durchfuhr und das flaue Gefühl in ihrem Nagen schlagartig zunahm. Abrupt hielt sie den Atem an, als seine Hand sie freigab, sie allein liess mit dem was sich bis an ihr Knie vorgearbeitet hatte. Vorsichtig tasteten ihre Fingerkuppen über das, was  sich an ihrem Bein befand oder ihr Bein gewesen war? Sie hatte keine Ahnung, was es im Grunde bedeuten sollte, aber es machte ihr nun wirklich Angst.
 

~Ja genau... kleines Wesen. So rein und doch so voller Zweifel...~
~ Wir wollen es, deinen Kampfgeist, deine Zweifel, deine Angst... gib sie uns... ~

Spürbar zog es sich direkt fester um ihr Bein und etwas stieß nun von sich aus an ihren Finger, so dass Freya ihre Hand blitzschnell zurückzog. „Es tut weh.“ sagte sie, wobei zu hören war, dass sich Tränen in ihren Augen ansammelten.

Spürte er es wohl auch? Durch das Band? Wenn ja, war er auf jeden Fall geschickter darin ruhig zu bleiben, als sie. Aber wenn ihr Ungeschick ihn zu demselben Schicksal verdammen würde, wie sie. Nein. Das wollte sie nicht. Ebenso wenig, wie sie es für sich nicht wollte. Nicht noch eine Schuld auf sich lasten. Abermals zog sich die Schlinge fester zu.
  

~Hör nicht auf... bald wirst du diese Ängste nicht mehr spüren. ~
~Lass sie raus, teile sie mit uns, dann befreien wir Dich von Ihnen! Von Deiner Last, Deiner Furcht...~

  
„Seid still!“
Einen verfluchten Dreck würde sie tun. Die Schwachen werden scheitern. Oft genug  hatte sie diese Worte gelesen. Und wie oft hatte Tanuri es ihr gepredigt?


„Ich vertraue Dir.“  flüsterte Freya, wobei sie hörbar versuchte das Schluchzen zu unterdrücken und sich zu fangen. Ja sie vertraute Ogrimar und ihm. Immerhin hatte sie das Gefühl gehabt, dass, als sie sich auf Naheniels Stimme konzentriert hatte, es für einen Moment besser geworden wäre. Und wieso hätte der dunkle Lord sie zusammengeführt und verbunden, wenn er es auf diese Weise enden lassen würde. Wohl kaum meinten der Meister oder ‚ER‘ dass sie dafür bereit wäre. Es musste etwas anderes sein.

Ihre Hand legte sich dabei bestimmend um seine, während sie jenes kleine Kribbeln verspürte, welches immer auftrat, wenn sie einander berührten. Doch nun hatte Freya mittlerweile keine Angst mehr davor. Es hatte vielmehr etwas vertrautes, etwas, dass ihr versicherte, dass er bei ihr war und vielleicht würde sie dadurch das Flüstern der Blätter zum Verstummen bringen.

„Spürst du es?“ flüsterte das Mädchen, wobei sie hörbar die Tränen hinunterschluckte, als sie ihre Hand über seine Fahren liess und mit den Fingerspitzen seine Handfläche stumm aufforderte sich auf ihre zu legen, indem sie mit ihren Fingerkuppen gegen seine drückte, bis jene sich anhoben. Ein kurzer Augenblick, indem sie ihre Finger zwischen seine legte und die Wärme der Hütte in ihre Glieder fahren liess, um ihre Ängste fallen zu lassen.


 
„Hab keine Angst Freya, solange ich bei Dir bin, musst Du Dich nicht fürchten!“
Es waren seine Worte in ihren Gedanken, ob bewusst oder auch unbewusst wahrgenommen, so sorgten sie dennoch dafür, dass sie für einen Moment keinerlei Ängste verspürte.
"Von jetzt an, ...wenn Du wach bist und wenn Du träumst. Ich werde auf Dich „aufpassen“."

„Ich vertraue Dir. Enttäusch' mich nicht.  flüsterte Freya leise.
Zuletzt geändert von -Freya- am So 21. Mär 2021, 13:49, insgesamt 1-mal geändert.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Tanuri
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#278

Beitrag: # 52211Beitrag Tanuri »

Wie warmer klebriger Honig, umfloss der Ruf Lyvias ihr Gehirn. Umschmeichelte eine jede Windung, lullte es in zuckersüße Versprechen ein. Und dabei war es doch nur ein Name den sie aussprach. Ihr Name? Sie hatte es vergessen. Es war so völlig unwichtig geworden, dort wo sie sich befand.

Aber wo war sie? Irgendwie, zumindest das wusste sie, fühlte es sich nicht richtig an. Etwas sagte ihr, dass sie auf die Stimme hören sollte. Ihr vielleicht sogar antworten. Aber würde sie gehört werden? Oder war es nur ein weiterer Versuch sie tiefer hinabzuziehen in diese undurchdringliche Dunkelheit nur um sie dann zu verhöhnen, dass sie so blindlings und vertrauensvoll darauf hereingefallen war. Wie ein kleines Kind, welches träumerisch kleinen Schmetterlingen auf einer bunten Frühlingswiese hinterherjagt und plötzlich unachtsam in ein tiefes, kaltes und erdrückendes Erdloch zu fallen, in welchem kleine Insektenbeine neugierig über die Haut liefen, ohne, dass man sich dessen verwehren konnte.

Irgendwie, zumindest das wusste sie, musste sie sich aus diesem Dazwischen befreien. Denn je länger sie hier war, desto mehr begann sie zu vergessen. Vergessen woher sie kam und wer sie war. Ja, wer war sie denn gleich wieder?


"Tanuri?"

Da fiel er wieder, dieser Name. Die Stimme, die nach ihr rief, griff, einer hilfebietenden Hand gleich, nach ihr und versuchte sie festzuhalten. Zurückzuholen, in das Hier und das Jetzt. Wie viele Sekunden, Stunden oder vielleicht sogar Jahre mochten vergangen sein, seitdem sie hier eingeschlossen war? Eingeschlossen mit sich selbst und in sich selbst. Das vermochte sie nicht zu sagen, doch mit jedem Augenblick der verstrich, entwand sich eine weitere Erinnerung aus ihren Gedanken. Schlich sich heimlich, leise und unbemerkt hinaus, um eine zunächst kleine Lücke zu hinterlassen.

Klein mochte die Lücke zwar sein und doch war sie so tückisch wie ein gelöster Stein auf einer mit Kopfsteinpflaster gepflasterten Straße. Eigentlich konnte man auf jener ohne große Schwierigkeiten einfach geradeaus laufen.
Musste nicht auf seine Schritte oder gar den Weg achten. Bis man plötzlich mit seinen Zehenspitzen an dem gelösten Stein hängen blieb und zu stolpern begann. Und so stolperten auch ihre Gedanken. Viele Steine hatten sich noch nicht gelöst, doch wer konnte schon sagen, ob es nicht gerade jene waren, die ihr fehlten, um einen Weg zu einem Weg zu machen.

„Tanuri!!“

Die Stimme war nun wesentlich vehementer und irgendwie kam ihr der Klang bekannt vor. Aber es gelang ihr nicht, die Gedanken zu einem Bild zusammenzufügen. War sie etwa doch tot und ihr Körper dabei, sich langsam zu zersetzen und hörte sie nur den Nachhall aus der lebenden Welt? Es wäre zumindest eine Erklärung dafür, warum sie begann zu vergessen und das in einer rasenden Geschwindigkeit, die es ihr unmöglich war, es einzuholen.
Sollte sie antworten, mit einem einfachen: Ich bin hier. Aber war sie denn dieses Ich, nachdem gerufen worden war? Es wäre einen Versuch wert.
 

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„Undankbar und unhöflich, wie eh und je.“ Raunte die eine Nonne der anderen zu, als sie so wirsch von Lyvia zur Seite gefegt wurde. „Wir sollten die Soldaten holen, die draußen vor dem Tempel patrouillieren. Sie sollen sich um unsere „Gäste“ kümmern. Zuerst ein Vampir, dann drei Anhänger der schwarzen Kirche. Ich hänge doch etwas zu sehr an meinem Leben, als dass ich mich nochmal näher heranwage. “

„Oh beim heiligen Herrn, sei doch nicht immer so ängstlich! Sieh sie Dir an, zwei Frauen regungslos und offenbar verletzt am Boden und die Dritte ist wohl gerade in eine andere Welt entglitten. Was wären wir für Diener Artherks, wenn wir unsere Blicke vor Hilfesuchenden abwenden würden? Sie werden uns schon nichts tun.“ Vorsichtig schritt die Zweite auf die drei schwarzen Seraphinnen zu. „Das hoffe ich zumindest.“ Fügte sie leise hinzu, so dass ihre Ordensschwester es nicht hören konnte. Dann ließ sie sich auf die Knie hinab, nicht ohne dabei Lyvia aus den Augen zu lassen. Doch jene schien tatsächlich nur noch mit ihrem Körper anwesend zu sein, weshalb sie etwas mutiger begann, Syndras Wunden zu untersuchen.  

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„Ich bin hier.“
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
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Jeremias Rabenherz
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#279

Beitrag: # 52212Beitrag Jeremias Rabenherz »

Er hatte ihr zu gehört. Sie nicht unterbrochen noch irgendwas dazu gesagt. Selbst dann nicht als sie durchs Tor schritt. Als das Portal sie verschlang. Selbst dann nicht als die Nonnen sich um die Frauen kümmern wollten und den Vampir vertrieben. Wie könnte er auch. Sobald er die Portalebene verlassen hatte war er nur noch ein weißer Rabe. Nicht in der Lage diese Gestalt zu verändern. Oder nur kurz. Zu kurz als das er groß was ausrichten könnte. Aber er war in der Nähe. Hatte sich auf einen der Bänke nieder gelassen und war so schon nicht mehr in der Lage mehr als ein "KRAH!" von sich zu geben. Das aber Lyvia vermutlich hören konnte und zumindest würde sie merken sie war nicht ganz alleine. 

Der Vogel war ungewohnt groß für einen Raben. Größer als ein gewöhnlicher Rabe mit dem weißen Federkleid. Die Nonnen beachten ihn nicht. Er war ein Vogel, was also sollten sie vor ihm befürchten haben. Er blieb in der Nähe von Lyvia und Priesterin. Vielleicht konnte er irgendwann helfen. Momentan schienen sie nicht zwingend in Gefahr, wenn auch der Ort nicht der optimale Ort ist. Doch man musste nehmen was man hatte. "Wenn sie Güte geben wollen, lass sie Güte geben. Es könnte sie retten. Nutze wer dir gibt." Schien es in Lyvia zu keimen, wie ein eigener Gedanke. Aber sie wusste es besser. Sie wusste es, nicht wahr?
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Lyvia
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#280

Beitrag: # 52214Beitrag Lyvia »

Nur verschwommen, verzerrt dringen die Worte zu ihr. Güte? Gab es dafür in ihrer Welt überhaupt noch Platz? Sie widersteht dem ersten Impuls dies zu verneinen und zwingt sich zur Ehrlichkeit. Natürlich...doch alles zu seiner Zeit. Sie ahnt wem sie die Worte verdankt und meint zu wissen, was er ihr damit sagen möchte.
Ein Rat den sie sicher nicht ausschlägt, doch vorher muss sie Tanuri....Tanuri? Ich bin hier? Wo? War das sie selbst oder nur ein Trugbild dessen, erschaffen von deren eigenem Geist.
Sie spürt die Wirkung dieser Dimension und weiß, dass sie schon längst hätte umkehren müssen, bevor sie sich genauso verliert wie die Priesterin. Aber Vernunft und Aufgeben sind zwei Eigenschaften die man vergeblich bei ihr sucht.

Hierher....folge der Stimme...meiner Stimme...

Noch ein Stück weiter...nur noch einen kleinen Augenblick, während sie spürt wie ihr die Realität bereits zu entgleiten droht. Die Zeit rinnt ihr durch die Finger. Ein letzter Impuls...kaum mehr als eine Eingebung folgend konzentriert sie sich ein letztes Mal.

Du musst zurück kommen...Freya...sie braucht dich...Naheniel hat sie!!!

Sie spürt den Sog der sie zurück in ihr eigenes Dasein zerren will...den Druck mit welchem Tanuris Geist gegen sie ankämpft und ihre schwindenden Kräfte. Ein kampf den sie sicher verlieren wird, doch so lange sie dagegen ankämpfen kann, wird sie es tun.
Wie ein fast hilflose Geste mutet es an, als wisse sie sich nicht mehr anders zu helfen, als sie die Hand ausstreckt...suchend und doch scheinbar einfach ins Nichts greifend. 
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Jeremias Rabenherz
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#281

Beitrag: # 52221Beitrag Jeremias Rabenherz »

Kurz wetzte er den Schnabel an der Bank. Er schien zu bemerken, das Lyvia ein wenig weg getreten schien. Hier war aber nicht der richtige Ort dafür. Er flatterte auf sie zu und versuchte sich auf ihre Schulter zu setzen, so sie ihn ließe. "Krah" In ihrer Welt - wo auch immer sie gerade geistig war, manifestierte sich der Greis.

"Du solltest sie weg bringen. Dieser Ort ist nicht geeignet für die Genesung und sie wird Zeit brauchen. Bring sie in Sicherheit und dann kümmern wir uns um ihre Heilung." Das Freya gerade anderweitig unterwegs war, sah für den Moment nicht als Gefahr. Der HERR hat Pläne und egal wie sie aussahen, manchmal waren sie nicht ganz so offensichtlich. "Verschwende die Energie nicht mit ihr zu kommunizieren. Wir müssen sie heilen. Das geht nicht in diesem.. Tempel. Bring nach Hause oder in den Dom." Will er ihr mitteilen. Blieb zu hoffen das sie ihm zuhörte.

Sicherlich verstand er, dass sie versuchte die Priesterin aus dem Zwielicht oder der Ebene zu holen die dem Tode schon sehr nahe kam. Aber momentan brauchten sie erstmal einen sicheren Ort dafür. Das gleiche galt auch für Syndra. Er konnte schlecht mit anfassen, aber vielleicht konnte sie mit Magie was bewirken. 

 
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Naheniel
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#282

Beitrag: # 52226Beitrag Naheniel »

„Hierbei kann ich Dir nicht helfen, meine kleine Lady.“
Sacht strich sein Blick über sie, suchte nach ihren Augen, während er mit sanfter Stimme zu ihr sprach.
„Du musst nicht nur mir vertrauen, sondern auch auf Dich selbst. Ich weiß, dass Du das kannst.“ 
Wie dankbar wäre er noch vor einiger Zeit über diese Gelegenheit gewesen sich ihrer zu entledigen. Doch jetzt musste er alles daran setzen, sie am Leben zu erhalten.
Wie überaus ärgerlich. Der ewige Wald wäre ihm mehr als gelegen gekommen, sie für immer verschwinden zu lassen.
Niemand hätte sie hier jemals wieder gefunden, zwischen all den alten Bäumen, zwischen all dem morschen Geäst.
Sie wäre eins geworden mit dem Wald, verschwunden zwischen dichtem Moos und welken Blättern.

Aber nun gut, er hatte sich mittlerweile daran gewohnt, dass er vorerst den Weg mit ihr gemeinsam beschreiten musste.
Zumindest, und dies würde sich hoffentlich noch zu seinem Vorteil herausstellen, war sie nun mit ihm in einer Welt, die mehr nach dem gestaltet wurde, was er steuern konnte. So schnell würde ihm hier niemand von ihren sogenannten Freunden dazwischenfunken können.
Das Portal war zerbrochen, es würde nicht an dieser Stelle von neuem entstehen, wo es kurz zuvor noch gewesen war.
Bis ein neuer Zugang gefunden werden konnte, würde genug Zeit vergehen, um auf Freya einwirken zu können.
 
„Ich weiß, dass Du nicht hier sein willst. Aber für jetzt musst Du das akzeptieren. Deine Rolle hier einnehmen und sie annehmen.“

So wie ich meine Rolle einnehme, nur um Dich auf meine Seite zu ziehen. Wir beide spielen unsere Rolle nicht gerne, doch sind wir dazu gezwungen, sie zu erfüllen. Zumindest fürs Erste.

„Du musst Dich vorerst damit abfinden, hier in dieser Welt zu befinden.
Auch wenn Du viel lieber bei Deiner Mentorin, Deiner Familie und Deiner Gilde wärst.
Ich verstehe, dass Du sie alle schrecklich vermisst und unglaublich wütend bist, nicht bei ihnen sein zu dürfen. Doch es muss Dir egal sein.
Versuch es, bitte.“

In seinen Worten lag ein bittendes Flehen, gepaart von fast schon zu ehrlicher Verzweiflung.
Sie sollte denken, dass er sich wirklich um sie sorgte, Angst um sie hatte.
Vielleicht hatte er sogar ehrliche Angst. Angst davor, dass sie nun wirklich eins mit dem Wald wurde und er nicht mehr die Möglichkeit hatte, an das zu kommen, nach was ihm so sehr begehrte.
Zugang an Ogrimars Seite und die daraus für ihn resultierende Macht. Aber dazu brauchte er sie. Lebend und aus Fleisch und Blut.

„Wir werden gemeinsam einen Weg nach Hause finden. Doch für jetzt musst Du Deine Wut ganz tief in Deinem Bauch vergraben.
Lass Dich nicht von Deinen Gefühlen kontrollieren, sondern kontrolliere Du sie.“

Wenn er es genauer bedachte, war es vielleicht gar nicht die schlechteste Variante, dass sie im ewigen Wald gelandet waren.
Es war eine Möglichkeit, Freya langsam immer mehr zu dem zu formen, wie er sie haben wollte. Wie sie zu seinem Werkzeug werden konnte.
Ja, Freya, ich werde Dir zeigen wie Du Deine Gefühle kontrollierst. Und zwar so, wie ich es will.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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-Freya-
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#283

Beitrag: # 52229Beitrag -Freya- »

Freya versuchte seinen Worten zu folgen, während ihre großen Augen auf ihm ruhten und sie der Herausforderung gegenüberstand, seinen Worten Folge zu leisten. Ganz schön leicht gesagt, an nichts zu denken sich zu kontrollieren, wenn man nicht neben der Angst um einen wichtigen Menschen ganz nebenher das Gefühl hatte, dass einem das Fleisch vom Knochen geschält wurde.
    
~Kleines Wesen, klammere Dich nicht an die Hoffnung, dass ER Dir helfen wird.~
  
Ihre linke Hand bohrte sich in den Erdboden. Sie konnte das Moos und die weiche Erde zwischen ihren Fingern spüren. Die kleinen Steine, die sich unter ihre Fingernägel bohrten, während das, was an ihrem Bein immer weiter hinauf rankte, ihr fast jedwedes Gefühl abseits ihrer Knie raubte.

„Ich versuch’s“ kam es gepresst über ihre Lippen und es war hörbar, dass sie die Tränen zurückhielt. Ihr Blick ruhte auf ihm oder vielmehr jener Silhouette, die er formte und versuchte Halt zu finden in dem leichten Aufschimmern seiner Augen.
   

~Er selbst fürchtet sich. Wir spüren es. All seinen Hass. Er würde Dich opfern, um sich zu retten.~
     
Egal, was sie in ihren Gedanken wisperten, wie sehr sie ihre Unsicherheit, ihre Angst weiter schüren wollten, Freya versuchte es zu ignorieren. Wäre sie ihm gleich, hätte er sie zurückgelassen. Stattdessen klammerte sie sich an das, was sie in den letzten Stunden? Tagen? Wie auch immer gelernt hatte. Was man ihr versucht hatte begreiflich zu machen, während sich ihr Blick auf ihn fokussierte.

Kontrolle. Sie spürte den Schmerz, die Wut, den Zorn und die Angst. Doch all ihre Gefühle auf ihn verdrängend, in dem sie in das Blau seiner Augen sah, besann sich Freya jener Momente, die einen gegenteiligen Effekt gehabt hatten. Jene Augenblicke mit ihm, die ihr Vertrauen, Glauben und das Gefühl von Macht gegeben hatten.

Das Kribbeln auf ihrer Handfläche nahm zu, je mehr sie sich darauf konzentrierte und alles andere versuchte abzustreifen. Sogar die Angst hier und gleich zu sterben.

Der Moment sie das erste Mal das Band gespürt hatte jene Macht, die Naheniel gegolten hatte und doch war es, als würde auch sie von ihr erfüllt werden. Der Augenblick seiner Wiedergeburt, welche sie auf eine Weise berauscht und die Macht des Segens ihren Körper und Geist erfüllt hatten. Dort, wo sie ihre Ängste vor ihm abgestreift hatte und belohnt worden war.
    

~Du kannst uns nicht entkommen! Wir retten Dich, vor ihm!~
   
Sie brauchte keine Rettung, sie wollte keine Rettung. Die Finger von Freyas rechter Hand glitten zwischen seine und das Mädchen umfasste sie mit aller Kraft, während die Bilder sich vor ihrem inneren Auge manifestierten. Sie hatte keine Angst jene zu sehen. Das zu sehen, es zu spüren, was Lyvia eine Vision genannte hatte. Sie ließ es einfach ohne jedwede Gegenwehr zu, dass die Vision, die sie immer wieder miteinander geteilt hatten, sie  nun einholte.

„Vertrau mir.“ Flüsterte sie nur leise, um einer Gegenwehr zu entgehen. Sie brauchte ihn, um dorthin zu gelangen, wo sie ihre Gefühle kontrollieren konnte. Dort, wo die Finsternis das Licht einhüllte und sie eins wurden.

Warmer Wind zog auf. Sie spürte die Knochen unter ihren nackten Füssen, während der Wind selbst ihre Fesseln umschmeichelte und ihr Haar umspielte. Sacht liess er ihre Robe tanzen, während sie den Pfad gesäumt von all jenen Überbleibseln der Läuterung entlangschritt. Sie spürte dabei nichts. Kein Mitleid, keine Zweifel, keine Wut und keinen Schmerz.

Eine Feuersbrunst. Ja vielleicht wäre sie mächtig genug, um all jene Bäume niederzureißen, mit jenen Meteoren, die sie in ihren Träumen gesehen hatte. Sie in Asche und Staub zu legen und dem Begriff 'ewig' eine neue Bedeutung zu verleihen.     
 
~Du drohst uns? Dazu bist Du gar nicht in der Lage! Unmöglich!~
    
Ein düsteres Aufglimmen überschattete unheilvoll das Blau ihrer Augen, während das Rauschen in den Blättern und Baumkronen zunahm. So als würde der Wind sich hier und jetzt manifestieren und ihr durchs Haar streichen. Ein kleiner Moment, da Freya das Gefühl hatte, dass der eiserne Griff an ihrem Bein sich lockern würde. Doch sie war noch nicht frei, so viel war ihr bewusst.

Keine Unsicherheit, keinen Schmerz. Nein, sie fühlte nichts. Ihre Arme streckten sich dem blutroten Himmel entgegen, als würde sie den warmen Wind willkommen heißen, nein, ihn gar rufen und er gehorchte ihren Gedanken.  Kleine Flocken tanzten um sie herum, wie Blumenblätter. Doch sie wusste, es war die Asche der Verbrannten. Ein Zeugnis der allgegenwärtigen Läuterung. Aber trotz allem spürte sie nichts - weder Abscheu noch Angst. Nein. Es fühlte sich richtig an. Es war richtig. Es war SEIN Wille.

Die Bilder wurden deutlicher, wenngleich sie wusste, dass es nicht das bedeuten musste, was die Vision gezeigt hatte. Wie hatte Lyvia gesagt, ihre Bedeutung konnte etwas vollkommen anderes sein.

Doch dort war es ihr gleich gewesen, was mit ihr uns allem um sich herum geschah. Grund genug, um die Vision zu zulassen. Die Gleichgültigkeit, die innere Ruhe, wenngleich die Welt in Flammen stand. Als wäre es eine Säuberung, von all jenen Dingen, die ihr anhafteten.

Sie konnte dieses Gefühl spüren, die Kälte, die sie innerlich erfüllte, obwohl die Feuer eine unvergleichliche Hitze abgaben und die Luft mit dem aufsteigenden süßlichen Geruch verbrannten Fleisches und Holzes schwängerten. Aller Ballast, alles Unreine, es war entweder geläutert oder unwichtig geworden und ihr einziger Fokus ruhte nur noch auf ihm. Es gab nur sie und die Finsternis. Jener Schatten, der am Ende des Weges auf sie wartete.


Leise raschelten die Wurzeln und Ranken zwischen den Blättern, während sie das Brennen auf der Haut ihres Unterschenkels spürte, ebenso, dass Blut aus ihnen sickerte. Doch jener Schmerz war es, der ein kleines Lächeln auf ihre Lippen formte. Jene kleinen Details, die ihr verrieten, dass man widerwillig von ihr abließ.

Zielstrebig schritt sie in der an den Kadavern von verbrannten Götzendienern vorbei, um sich einer Silhouette aus Schatten zu nähern, welche am Ende des Pfades auf sie wartete. Eine, ihr vertraute, Finsternis, welche dennoch bislang kein Gesicht trug. Die Dunkelheit dessen umschlang sie, als sie sich näherte. Fäden aus reiner Finsternis, die sich schützend um sie legten, hüllten sie in einer beruhigenden Geborgenheit ein. Eine Geborgenheit und dem unausgesprochenen Versprechen auf Vollendung der Vollkommenheit. Und das einzige, was sie fühlte war, dass sie bereit war. Sie hatte keine Angst vor dem Tod oder dem Schmerz. Ein Moment da sie vielleicht, jener Erkenntnis wegen, nun zum ersten Mal in der Finsternis etwas erkennen konnte und direkt in das eisige Blau seiner Augen sah, bevor die Weltum sie herum dunkel wurde, da sie erwartungsvoll die Lider senkte.

„Ich hab keine Angst.“ Flüsterte Freya leise, während sie blinzelte und nicht wusste, ob es noch die Vision war oder nicht. Noch immer hatte sie das Gefühl hatte in die gleichen Augen zu sehen, während ein warmer Luftzug das dunkle Haar aus ihrem Gesicht streifte, dich spürte sie dieselbe Sicherheit und das Vertrauen. Ja sie vertraute dem dunklen Lord, der sie aus welchen Gründen auch immer miteinander verbunden hatte, und letzten Endes auch ihm – Naheniel, dessen Schicksal oder vielmehr Bestimmung verknüpft war mit der ihren.
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Naheniel
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#284

Beitrag: # 52234Beitrag Naheniel »

Das Wispern der Bäume erstarb und die knorrigen Schlingen um Freyas Bein zogen sich langsam zurück und verschwanden wieder als Wurzeln in der Erde.
Nichts, außer einer verschwommenen Erinnerung, war von den Stimmen, die kurz zuvor noch in ihren Kopf gedrungen waren, geblieben.
Die verzerrten Gesichter, die sich in die Rinden der Bäume gezeichnet hatten, waren wieder eins geworden mit der hölzernen Masse und nur noch als feine Linien zu erkennen, die nichts weiter waren, als ein Abbild von längst vergangenem und vergessenem Leben.
Einzig und allein die Verletzung an Freyas Bein war noch Beweis geblieben für des soeben Geschehene.
 

Naheniel kam nicht umhin, doch ein wenig beeindruckt von dem Mädchen zu sein. Sie zeigte mehr Willensstärke auf, als er ihr bisher zugetraut hatte. Mehr Kontrolle über sich selbst und ihre Gefühle. Woher auch immer sie die Kraft genommen hatte, es würde interessant werden, zu was sie dadurch noch fähig war.
Gesehen hatte er es nicht, was in ihrem Geist vorgegangen war, doch die schwarze Aura, die sie für einige kurze Augenblicke umgeben hatte, war auch ihm nicht entgangen. Dennoch es war seltsam, normalerweise hatten ihre Berührungen immer zu einer gewaltigen Bildern in seinem Kopf geführt. Was hatte sich geändert?
Vielleicht war sie doch stärker, als er vermutete.
Vielleicht war sie mehr, als das kleine zuckersüße Ding, das alle für ihren Liebreiz so verehrten.
Sollte dem so sein, würde er noch mehr darauf achten müssen, sie weiterhin in die für ihn richtigen Bahnen zu lenken.
Fürs Erste jedoch waren sie beide dieser kleinen Gefahr entgangen und es wurde nun an der Zeit, den Wald zu verlassen.
„Ich wusste, dass Du es schaffst.“
Flüsterte er ihr mit warmer Stimme leise und gar schon stolz in ihr Ohr. Dann neigte er seinen Kopf etwas zur Seite und betrachtete die tiefen Wunden an ihrem Schenkel.
„Laufen wirst Du damit aber erstmal nicht können.“
Bedauernd sah er wieder zu ihr auf und strich ihr in einer vertrauten Geste eine dunkle Strähne aus ihrem müden Gesicht.
Dann griff er mit einem Arm um ihren Rücken, mit dem anderen unter ihre Kniekehlen und hob sie nach oben.
„Vielleicht nicht ganz so, wie es einer kleinen Lady zu reisen gebührt, aber ich werde mein Bestes geben, dass Du Deine Schmerzen nicht spüren musst.“
Ein sachtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er sich mit ihr auf seinen Armen aufmachte, den Wald schleunigst zu verlassen.

Es gab keinen wirklichen Weg hinaus, keinen ausgetrampelten Pfad, der ihnen zeigen würde, wann sie das Ende erreicht hatten.
Aber noch formte sich die Welt zum Teil nach dem Willen ihrer Besucher.
Ließ entstehen und zerbrechen. Und so lichtete sich nach einer Weile das Dickicht der Bäume und wandelte sich in eine etwas freiere Landschaft. Immer noch waren hier und da Ausläufer des Waldes vorhanden.
Doch die verbliebenen Bäume waren längst nicht mehr so bedrohlich, wie sie es im gemeinsamen Verbund gewesen waren.
Das Rauschen ihrer Blätter war tatsächlich nur noch ein Rauschen und kein bedrohliches und gieriges Flüstern mehr.
 Vorsichtig setzte er Freya auf einen Felsen ab und ließ sich vor ihr auf die Knie nieder, um ihre Verletzung eingehender zu betrachten.
„Leider bin ich der Heilzauber nicht mächtig.“
Entschuldigend sah er zu ihr auf.
„Meine Zauber würden es wahrscheinlich noch schlimmer machen. Und wirklich, ich will einfach nicht, dass Du noch mehr Leid erlebst durch mich.“
Voll der Schuld neigte er seinen Blick nach unten.
„Denn offenbar denkst Du, dass ich Dir davon schon zu viel zugefügt habe.“ Fügte er leise hinzu und schüttelte daraufhin seinen Kopf, so als wolle er die Gedanken daran, auf diese Weise wieder loswerden.
„Wie auch immer, wir müssen uns jetzt zuerst um Dein Bein kümmern.“
Suchend sah er sich um, in der Hoffnung, irgendwelche magischen Heilkräuter würden einfach so aus dem Nichts neben ihm entstehen.
Doch um ihn herum waren nur dunkle Gräser, die im aufkommenden Wind ihr leises Lied spielten.
Es war alles so völlig anders, wie man es von der Natur erwartete.
Der kleine Fluss neben ihnen führte nicht klares, kühlendes Wasser, welches verspielt seinen Weg hinab suchte, sondern es war dunkel und zähflüssig, wie stinkendes Pech, und lud deshalb nicht gerade ein, ihren Fuß zur Linderung hinein zu stecken.
Auch die wenigen Pflanzen, die ihre langen Hälse aus den Gräsern herausstreckten, zeugten nicht unbedingt davon, heilende Kräfte zu haben. Anstelle von prächtig leuchtenden Blüten waren sie verziert mit scharfkantigen Nadeln und Zähnen.
Noch schnappten sie nicht nach ihnen, sondern wiegten sich im Wind im Einklang mit den Gräsern hin und her.
Doch wer konnte schon sagen, was geschah, wenn man ihnen zu Nahe kam.
 

Er war versucht, ihr lindernd und tröstend über ihr Bein zu streichen. Unterließ es dann allerdings.
Zu unvorhersehbar war es, was geschehen würde, wenn sich in dieser Ruhe die sich um sie beide gelegt hatte, ihre Haut aufeinandertreffen würde.
Diese Welt gehorchte ihren eigenen Regeln und Gesetzen. Unvergleichlich mit deren, die dort herrschten, woher sie beide kamen.
Noch wollte er nicht herausfinden, welche Auswirkungen hier auf sie warten würden.
 
„Glaubst Du, dass Du noch Kraft genug hast, Dich selbst zu heilen?“
Fragend sah er sie an und legte seine Stirn in Falten.
„Und dann, dann solltest Du mir erzählen, woher Du gekommen bist, als das Portal Dich zu mir gebracht hat.
Denn es sah nicht danach aus, als wäre es Dein zu Hause gewesen.“

Für einen Atemzug hielt er inne und murmelte dann leise: "Nur wenn Du willst natürlich."
Er hatte sie wieder aufgesetzt, seine Maske. Und würde von nun an mehr denn je seine Rolle spielen müssen. 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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#285

Beitrag: # 52238Beitrag -Freya- »

Naheniel glaubte an sie. Immer wieder, selbst, wenn sie es nicht tat. Und er hatte Recht behalten. Noch immer von jener inneren Ruhe getragen, war das erste, was Freya spürte, sein warmer Atem an ihrem Ohr, als Naheniel leise zu ihr flüsterte. So als würde der Wind über ihre Haut streifen. Sie hatte es geschafft! Doch vermutlich hätte sie es niemals ohne ihn. Ohne seine Worte, seine Nähe.

Freya konnte es fühlen, dass die Ranken ihre Beine freigegeben hatten, denn mit jener Freiheit war das Gefühl darin wieder zurückgekehrt und mit diesem ebenso der Schmerz.


So wagte das Mädchen vorerst nicht, seinem Blick zu folgen. Nein, wenn sie das sehen würde, würde es bestimmt gleich noch viel mehr wehtun. Etwas, das Naheniels Worte nur zusätzlich noch einmal unterstrichen. Wer wusste schon, ob mit dem Schmerz und der Angst die Bäume zurückkehren würden. Nein. Lieber nicht. Doch bevor sie unbedarft fragen konnte, was sie nun tun sollte, da sie nicht laufen konnte, schritt er bereits zur Tat und schob seine Arme unter sie.

So als würde sie nichts wiegen, hob er sie wie selbstverständlich hoch, um sie zu tragen und Freya ersparte sich jedes weitere Wort vorerst auf, da sie egal wie die Umstände nun waren, froh darüber war, dass Naheniel bei ihr war.

Unter anderen Bedingungen hätte sie ihm vielleicht trotzig gegenüber reagiert. Gar rebelliert. Er war schließlich schuld daran, dass das passiert war und vielleicht wäre er auch schuld an ihrem Tod gewesen. Ebenso wie er es nun vielleicht bei Tanuri sein würde.

Doch im Augenblick fühlte Freya sich einfach nur leer und ausgebrannt. Müde und ausgelaugt spielte nichts mehr im Moment eine Rolle. Ihre Augen strichen ein wenig verloren über die Bäume, an denen sie vorbeigingen, doch schienen jene das Interesse an ihnen verloren zu haben. Nur ab und an raschelten die Blätter um sie herum, doch die Stimmen dahinter waren verstummt. Ohne ihn hätte sie es sicher nicht geschafft und wer weiß, vielleicht wäre sie nun  auch ein solches Flüstern im Wind, wäre Naheniel nicht bei ihr gewesen.

Sacht lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und lauschte einfach nur seinem Atem, seinem Herzschlag, bis der Wald sich lichtete. Zu gern hätte sie einfach die Augen geschlossen, doch wagte sie es einfach nicht. Immerhin, was wäre, wenn dieser es sich noch einmal anders überlegen würde oder das Ding auftauchte, das hinter Naheniel hergejagt hatte?

Klar war sie noch sauer, wütend, irgendwo tief in sich drin. Auch hatte sie gefühlt mindestens tausend Fragen, aber trotzdem musste man Naheniel zu Gute halten, das er sie nicht im Wald einfach zurückgelassen hatte, dass er wie ein echter Freund an ihrer Seite geblieben war und dafür gesorgt hatte, dass sie sich nicht selbst in ihrer Angst verloren hatte. Es herrschte einfach ein zu reges Durcheinander in ihr drin. Ein Chaos, in welchem das kurze Gefühl, nichts zu spüren, daher umso mehr wie ein wohltuender Balsam gewesen war, welcher noch immer nachhallte.

„Danke“ kam es leise über Freyas Lippen, als sie durch ihre Robe hindurch den kühlen harten Stein spüren konnte, auf den Naheniel sie abgesetzt hatte. Aber auch wenn sie nach jenem Wald durchaus Bedenken hatte, ob dies wirklich ein Stein war, so brauchte er offenbar auch eine Pause. Und im Gegensatz zu ihr, wusste er scheinbar, wo sie waren und was er tat.

Blinzelnd, da es ihr einfach nur schwer fiel, sich wach zu halten, sah sie zu ihm. Bestimmt konnte er ihr ansehen, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. Und  ja, sie gab ihm die Schuld dafür, auch wenn sie es nicht aussprach.

Zumindest, dass sie nun hier mit ihm gefangen war. Und all die Dinge, die vielleicht genau deswegen geschehen würden, kamen da noch hinzu. Würde sie laufen können, würde sie ihm all die Dinge vielleicht ungefiltert an den Kopf werfen.

Allerdings war der Gedanke hier ganz allein zu sein viel schlimmer, als sich mit ihren Gedanken zurückzuhalten und ihn an ihrer Seite zu wissen. Und offenbar wusste Naheniel, im Gegensatz zu ihr, einiges über diesen Ort. Er hatte sie hergebracht und er würde sie heimbringen. Grund genug zu seinem Schuldeingeständnis vorerst den Mund zu halten. Besonders, da sie allein nicht von der Stelle kommen würde.

„Ich weiß es nicht, ob ich noch genug Kraft hab.“ Flüsterte sie, bevor sie ihre Lippen aufeinanderpresste und ihren Blick über seine sorgenvolle Miene gleiten liess. Nun wäre sie nicht so schwach und vor allem nicht ihr eigenes Bein, das verletzt war, wäre es, wenn auch nicht einfach aber dennoch machbar.

Kurz schluckte Freya, erahnend, dass es ganz bestimmt nicht schön aussehen mochte. So viel konnte sie bereits aus seinen Zügen herauslesen. Nein sie wollte da eigentlich nicht hinunterschauen, aber sie würde es müssen. Vorsichtig zog Freya das Kleid ein wenig in die Höhe, bevor sich ihr Gesicht bei dem Anblick ihres Unterschenkels schmerzhaft verzog.

Es zu sehen, machte es tatsächlich noch qualvoller. Rote Striemen säumten ihr Bein, teils blutig in ihre Haut und das Fleisch getrieben. Freya konnte das Brennen in den Wunden spüren. Ein Brennen auf ihrer Haut und in ihrem Fleisch, das sich bis in ihre Augen schlich, um jenen Blick abermals mit einem glasigen Schleier zu trüben. „Keine Zweifel, keine Schwäche.“ Flüsterte Freya leise zu sich selbst, auch wenn es leichter gesagt, als getan war. Umso willkommener war daher einfach über etwas anderes zu reden, weshalb sie seinen Fragen oberflächlich Antworten gab.

„Ich... ich war bei IHM... um Lyvia zu retten.“ Kam es leise über ihre Lippen, um sich abzulenken und dem fiesen Pulsieren in ihrem Bein nicht die Kontrolle zu überlassen. Hörbar nahm Freya einen tiefen Atemzug und schluckte ihre Tränen dabei gleichzeitig hinunter,  bevor sie ihre Hand schwebend über ihr Bein fahren liess. Nicht zweifeln. Sie konnte das. Sie musste es können und durfte nun nicht schwach werden, dann würde der Schmerz auch nachlassen. Ja genau!

Ein kleines warmes Schimmern erfüllte ihre Fingerspitzen,  die jenes Licht auf ihr Bein übergehen ließen, als wäre es ein reinigender Regen. „Du warst ja nicht da. Also bin ich allein gegangen.“

Beruhigend glitt das Schimmern über und der Zauber legte sich um ihr Bein, welches dabei von  einem warmen Licht umhüllt wurde. Ein Licht, welches spürbar den Schmerz linderte, während sich die Wunden, wenn auch nur langsam, vor ihren Augen schlossen. Nur leichte rote Streifen blieben vorerst zurück, als ihre Hand erschöpft hinabsank. Es musste vorerst genügen.

„Aber, ist jetzt egal.“  Ein leichtes Zittern war in ihrer Stimme vergraben. Ob dies dem Schmerz, der Müdigkeit oder dem Schwall an aufgestauten Gefühlen geschuldet war jedoch, liess Freya vorerst noch immer nicht durchblicken. Nein. Es war wie sie sagte, jetzt und in diesem Moment, egal. Sie würde keine Schwäche zeigen, auch wenn ihre Züge durchaus davon gezeichnet sein mochten. Lyvia und Jeremias hatten es bestimmt mit der Hilfe des dunklen Lords geschafft. Sie mussten es einfach geschafft haben. Und sie musste ihnen und IHM vertrauen.

Strähnig wehte das dunkle Haar vor ihre Augen, während das Blau kurz über die noch immer nicht wirklich einladende Umgebung glitt. Der dunkle zähflüssige Bach, welcher statt Wasser irgendetwas Widerwärtiges führte, die karge Landschaft mit den wenigen Halmen, deren Spitzen bedrohlich in Wind wiegten und hinter ihnen die dunklen Ausläufer des Waldes.

„Sag mir lieber, wo wir sind. Das ist nicht mehr SEIN Reich, das spüre ich.“  Ebenso, dass sie heimkehren  musste. Das war kein Ort, an welchen sie gehörte. Kein Ort an dem sie sein wollte. Aber auch kein Ort, der sie offenbar einfach gehen lassen würde.


Ihr Blick streifte über die rasiermesserscharfen Spitzen der Gräser hinweg. Ein falscher Schritt und sie würde sicher mitten in ihr Verderben rennen.

„Du, Du kanntest den Wald, Naheniel. Du wusstest, was er macht und was ich tun sollte“ stellte sie fest, um ihm gleich zu zeigen, dass sie nicht unaufmerksam gewesen war und ihm durchaus  offenkundig unterstellte zu wissen, wo sie sich befanden.

Leicht schimmerten ihre Augen auf, während sie seinen Blick suchte. Ja es war egal, wo sie gewesen war, was sie in seinem Reich hatte sehen dürfen. All die Dinge, die sie sicherlich zu gern geteilt hätte, um selbst darin zu erkennen, was der dunkle Vater ihr damit hatte sagen wollen. All die Verwirrung.

Doch weder war dies der Ort, um das zu teilen noch wusste sie nicht, ob sie es mit ihm teilen wollte - Ja genau! Nein - viel wichtiger war jetzt, wo sie sich im Augenblick befanden, wo sie sicher wären oder viel eher noch, wie sie hier wieder verschwinden konnten.

„Was ist das hier? Und was folgt Dir, was hat Dir die Wunden zugefügt? Was ist passiert?“ Das Blau ihrer Augen versuchte förmlich den Blick Naheniels zu fixieren, fast schon festzunageln, um das Verlangen nach Antworten zu untermalen. Mit nur einem leichten Nicken deutete sie beiläufig jedoch auf seine Brust, dort an jene Stelle, von der sie wusste, dass ein Feuer ihn verletzt haben musste.

Nicht sie war es, die Antworten schuldete, sondern er, und genau das liess das Mädchen ihn nun wissen. Zu viel hatte sie gesehen, ein Stück weit gar gespürt, weshalb es umso unbegreiflicher erschien, dass Naheniel, anstatt selbst zu fliehen, sie zu sich geholt hatte. 

„Und warum beim dunklen Lord, bist du nicht durch das Portal gegangen? Warum hast Du mich hier her geholt?“ Ein leichtes Glimmen war in ihrem Blick zu erkennen. Nein, er war an der Reihe Rechenschaft abzulegen und auch wenn sie nur ein Kind war, so hatte sie mehr als ein Recht darauf zu erfahren, warum sie hier war und nicht dort, wohin der dunkle Vater sie hatte schicken wollen. Zuhause! „Was hast du getan?“

Möge der dunkle Lord Naheniel gnädig sein, wenn sein Handeln nun Tanuris Tod zur Konsequenz haben würde, denn das würde sie ihm niemals verzeihen. Egal, wie tief sie ihn in ihr Herz geschlossen hatte. Nein, denn genau diese Tatsache würde alles nur noch viel schlimmer machen.
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Naheniel
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#286

Beitrag: # 52246Beitrag Naheniel »

"Du hast viele Fragen Freya und es wird einiges an Zeit benötigen, um sie zu beantworten."
Mit einem sorgenvollen Stirnrunzeln, welches sich nach und nach in Erstaunen wandelte, hatte er den Worten Freyas gelauscht.
Ihr vorwurfsvoller Unterton war für ihn nicht zu überhören.
„Das ist es also? Deshalb bist Du nun wütend auf mich? Du denkst wirklich, ich hätte Dich hierhergeholt, Dich Deiner Freunde und Familie entrissen?“
Für einen stillen Moment ließ er seine Worte auf sie wirken. Dann schüttelte er leicht seinen Kopf und suchte sich neben ihr einen schmalen Platz auf dem Stein, auf welchen er sich niederlassen konnte.
„Aber Freya...“ seine Stimme war nur noch ein leises Murmeln, „warum sollte ich das tun?“
Es war eine Frage, auf die er von ihr keinerlei Antwort verlangte.
Sein Blick schweifte über die traurig begrünte Landschaft. Wobei grün nicht das wirklich treffende Wort war, für das was sie beide sahen. Die Farben der Pflanzen und der Gräser glichen viel eher einem trostlosen und einsamen Moor.
Und doch hatten sie hier festen Boden unter den Füßen. Zumindest noch.
Denn wer konnte schon wissen, zu was es sich, während der nächsten Gedanken, die sich in ihren Köpfen formten, wandeln würde. Freya war mächtig, dessen war er sich mittlerweile bewusst.
Was sie selbst in dieser Welt schaffen konnte, wenn sie erst einem wusste, sie zu beherrschen, mochte er sich nicht ausmalen. 

Aus den Augenwinkeln betrachtete er ihren schmalen Körper und kam dabei nicht umhin, die Müdigkeit in ihrem Gesicht und ihren Augen zu bemerken.
Sie mochte zwar nach wie vor in dem Körper eines kleinen Kindes stecken, doch hatte ihr Geist bereits angefangen sich zu wandeln. Vielleicht spielte sie schon längst für alle ein herrliches Schauspiel, so wie er es oft genug getan hatte, um nicht weiter aufzufallen und um im Verborgenen seine Ränke zu schmieden.
Denn was würden sie alle von ihr halten, wenn sie die Wahrheit über sie wüssten?
Die Wahrheit über ihre Visionen und das was sie für sie bedeuten würden?

Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich auf seine Züge, bevor er sie nun direkt ansah.
Du denkst wirklich von mir, ich würde Dich freiwillig hierherholen?“ er seufzte leise und deutete mit einer weiten Geste in das karge Land.
„Aber woher solltest Du es auch wissen?
Das Portal, welches Du betreten hast und welches Dich zu mir führte, weist stets nur in eine Richtung.
Man kann durch sie eine Welt betreten, sie aber nicht mehr verlassen.
Es führt hinein, jedoch nicht hinaus. Man nennt sie Spiegelportale.“

Für einige Augenblicke hielt er in seiner Erzählung inne, beobachtete den Ausdruck auf ihrem Gesicht.
„Spiegelportale besitzen eine besondere Magie, weißt Du. Sie zeigen uns das, was wir am meisten begehren.“
Mit einem weiteren Lächeln auf seinen Lippen löste er den Blick von ihr und gewährte ihr somit, sich selbst über das was er gesagt hatte, eigene Gedanken zu machen.
Es war eine komplizierte Magie und in einem Satz würde es nicht erklärt werden können, was diese Portale konnten und wie sie genau entstanden. Selbst ein ganzes Buch würde Schwierigkeiten haben es so zu erklären, dass der Geist eines kleinen Kindes es fassen konnte. Doch fürs Erste, sollte es ihr eine Erklärung sein, die ihr Stoff zum nachdenken gaben.
„Wie Du also jetzt vielleicht verstehen kannst,“ er zuckte leicht mit seinen Achseln, „nicht ich habe ein Portal in ein Spiegelportal gewandelt, sondern Du. Und somit hat es nur Dir den Weg in eine Welt gewährt, nicht aber mir.“

Er vergönnte sich einige tiefe Atemzüge.
Es war um so vieles komplizierter, doch würde sie jetzt nicht die Zeit haben, dass er es ihr ins Detail erklärte.
Stattdessen hob er seine Hand und deutete mit seinem Handrücken ein Streicheln über ihre blasse Wange an.
„Meine kleine Lady. Ich wünschte, ich könnte Dir eine andere Antwort geben. Es...“
seine Stimme wurde zu einem leisen Flüstern, „tut mir Leid.
Es tut mir Leid, dass Du nun hier bist. In dieser Welt. Und es tut mir Leid, dass Du denken musstest, ich hätte die Bande unserer Freundschaft verletzt und Dich mit Absicht herhergelockt.“

Es war nicht die ganze Wahrheit. Doch er beherrschte das Spiel mit der Maske, die er im richtigen Moment aufzusetzen hatte, schon viele Jahre.
Etwas, was sie erst noch lernen musste.
Etwas für jemand zu sein, dass das Gegenüber sehen und erfahren wollte. Sie würde es lernen, so zu werden.
Denn irgendwann, da würde sie ihrem kleinen Körper entwachsen, würde die niedlichen Gesichtszüge und Gestiken verlieren.
Irgendwann würde der Tag kommen, an dem sie nicht mehr verbergen konnte, was und wer sie wirklich war.
Es wäre der Tag, an dem sie ihre ganz eigene Maske aufsetzen müsste um vor jenen weiterhin zu bestehen, die dachten, sie wüssten, wer sie ist.  

„Wo wir sind und was mich verfolgt?
Ich wünschte, ich könnte es Dir so einfach erklären. Denn eigentlich weiß ich es selbst nicht.
Ein Wesen, geboren aus Angst, genährt von Hass, gewachsen durch Zweifel. Es war schon immer da und entstand doch erst.
Jeden Tag, da wächst es mehr und sucht nach unseren Schwachstellen. Nur um sich daran zu ergötzen und noch mächtiger zu werden. Töten kann man es nicht, denn es wäre gleichsam der Tod all jener, die auf Erden wandeln.
Zähmen lässt es sich nicht, denn seine Wut, sein Drang auf Rache, ist so unendlich, wie der Blick in die Sterne selbst.
Mehr kann ich Dir darüber kaum sagen, nur, dass wir uns in acht nehmen müssen.
Wirst Du von ihm berührt, sind die Schmerzen die es Dir zufügt unsäglich.
Doch das, was es bereit ist mit Deinem Geist zu machen, wird Dir jene Schmerzen als ein zartes Streicheln vorkommen lassen.“

Vorsichtig warf er einen Blick über seine Schulter, gar so als würde er das, was so schwer in Worte zu fassen war, direkt dort auf sie zu schweben sehen.

Ja, er war dem Wesen schon oft begegnet, doch einen Namen dafür hatte er bisher nicht gefunden.
Auch würde er es ihr nicht beschreiben können, sie würde es selbst sehen müssen.
Denn so wie alles in dieser Welt, war es wandelbar und jeder sah eine andere Form davon vor seinen Augen.  Beschämt, ob seiner Angst, wand er sich wieder ihr zu.


„Du siehst müde aus, kleine Freundin. Ich will gar nicht wissen, was für eine anstrengende Reise Du mittlerweile hinter Dir hast, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben.“
Langsam glitt er von dem Stein hinab und ließ sich vor ihr auf Knien nieder.
„Lass mich versuchen, Dir zumindest dahingehend ein wenig zu helfen und Dir etwas von Deiner Erschöpfung zu nehmen.“
Naheniel streckte ihr eine Hand entgegen und bot ihr seine Handfläche dar.
„Keine Angst, wenn Du nicht willst, dann musst Du sie nicht berühren.
Der Zauber wird nur etwas stärker, wenn Du es tust. Für jetzt sollte aber alleine schon die Nähe reichen.
So erschöpft wie Du bist, reichen schon die kleinsten Funken dieses Zaubers.“

Seine andere Hand strich über die wenigen Pflanzen hin und her, die neben ihm wuchsen.
Jene, die ihre messerscharfen Blüten ihm nun doch gierig entgegen reckten und versuchten, kleine Verletzungen in seiner Haut zu hinterlassen um sich an seinem Blut zu nähren.
Doch er war vorsichtig und achtete sorgsam darauf, nicht von ihnen berührt zu werden. Stattdessen legte er den leichten Schleier des Lebensentzuges auf die sich bewegenden Blumenköpfe, raubte ihnen die dunkle Lebenskraft, die sie aus dem von Selbstzweifel durchseuchten Boden gewannen und ließ jene direkt Freya zukommen.
Kein Zauber, den er häufiger anwand.
Denn warum sollte er jemand anderem die schützende Lebenskraft eines anderen Lebewesens gewähren, außer sich selbst?
Deshalb war er nicht besonders erprobt darin, das ihm zukommende Leben auf Freya zu übertragen.
Aber er hoffte, dass es für diesen Moment genug sein würde, damit sie wieder etwas zu Kräften kam und sie schnell einen anderen Ort aufsuchen konnten.

Immer noch glitt seine Hand in sicherem Abstand über die schnappenden Blüten, als er seine Stimme wieder hob und zu Freya aufsah: „Ich habe Dich nicht alleine gelassen.“ Sprach er mit verletztem Unterton in seiner Stimme.
Nun, es wäre ihm an dieser Stelle ein leichtes gewesen, ihn über das Gespräch zwischen ihm und Tanuri in den Halen der Legion aufzuklären.
Dass es nicht gewünscht war, wenn er sich in ihrer Nähe aufhielt.
Nicht, dass er sich etwas aus irgendwelchen Drohungen damals gemacht hätte. Aber vorsichtig, das hatte er sein müssen. 
Doch er wusste, wenn er nun dieses fragile Vertrauen, welches Freya nun zu ihm hatte, mit solch einer Behauptung erschütterte und sie ihm nicht glaubte, würde er sie verlieren.
Ein Umstand, der in der Welt, in welcher sie sich gerade befanden, nicht unbedingt dienlich sein würde.
Unkontrollierte Gefühle würden zu unkontrolliertem Wachstum aller Wesen hier führen.  

„Woher hätte ich wissen sollen, wohin Du verschwunden bist?
Als ich Dich zurück zu Deiner Gilde gebracht hatte, dachte ich, dass Du dort vorerst sicher und behütet bist.
Schließlich musstest Du Dich erholen und wieder zu Kräften kommen.
Erinnere Dich an Deinen Weg zu mir, was Dir alles passiert ist.
Hätte ich etwa am nächsten Tag an der Türe klopfen sollen um Dich, mir nichts Dir nichts, wieder mit zunehmen?“

Er ballte jene Hand wütend zu einer Faust, die sich noch das Leben der Pflanzen zu Eigen gemacht hatte und stand auf.
„Ich habe gedacht, dass Du zurück zu Deiner Mentorin und zurück zu Deiner Familie wolltest, weil sie Dich beschützen. Ich wollte nicht, dass Du noch mehr Ärger bekommst...“ er hielt inne, bevor er mit belegter Stimme fortfuhr, „wegen mir.“

Langsam erhob er sich aus seiner knienden Position und bedachte Freya mit einem traurigen Blick.
„Und das wirfst Du mir nun vor?“ 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Lyvia
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#287

Beitrag: # 52248Beitrag Lyvia »

Sie weiß das er recht hat. Aber das Wissen allein macht es nicht leichter für den Augenblick aufzugeben und sich zurück zu ziehen. Jeder Augenblick wird es schwerer machen zurück zu kehren, nicht nur für die Priesterin. Sie spürt wie der Schleier des Vergessens bereits seine gierigen Fänge nach ihr reckt und sie zu umgarnen versucht. So wenig es ihr auch behagt und so sehr auch alles in ihr sich dagegen wehrt, so weiß sie aber auch das der Alte recht hat. Will sie sich nicht selbst in dieser Welt verlieren muss sie zurück. 

Gib nicht auf! Kämpfe!

Wie ein Windhauch verteilen sich diese worte und dieser grotesken Welt. Das letzte was sie Tanuri noch mitgeben kann, bevor sie sich langsam aus deren Geist zurückzieht.
Das sie tatsächlich bis zum letzten Moment gewartet hat, spürt sie überdeutlich. Es fällt ihr mehr als schwer, zerrt an ihren Kräften. Kräfte welche in der letzten Zeit bereits über Gebühr beansprucht wurden. Entsprechend erschöpft sinkt sie schließlich neben Tanuri zusammen. Doch den Luxus sich auszuruhen oder zu erholen kann sie sich derzeit nicht leisten. Ihr Blick streicht über Tanuri hinweg zu der zweiten Gestalt, die am Boden liegt. Die schwarzen Schwingen legen den Verdacht nahe, das jene in diesem Tempel ebenso wenig etwas zu suchen hat, wie sie selbst oder die Priesterin. 

Wer ist sie?

Fragt sie die Priesterin matt, welche offensichtlich versucht die Wunden der Fremden zu versorgen. 
Erschrocken springt jene auf und starrt Lyvia an. Offensichtlich war ihre Rückkehr in die reale Welt bisher nicht bemerkt worden.
Sie erschien zusammen mit ihr...sie deutet auf Tanuri wohl ein Teleportzauber...
fährt sie erklärend fort, wobei ihr Blick zwischen der Fremden, Tanuri und ihr selbst hin und her gleitet.

Eine Erklärung die ihr nicht wirklich weiterhilft. Aber anscheinend ist sie irgendwie in die ganze Geschichte hier versponnen. Grund genug sie nicht zurück zu lassen. 

Bleibt nur die Frage...wie? Der Magie ist sie nicht mächtig und ihre kraft reicht kaum, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Bleibt eigentlich nur eine Option, aber ob dies mit drei Personen gleichzeitig funktioniert? Es muss eben einfach! Eine Einstellung welche aufzeigt in welchem Zustand sie selbst sich mittlerweile befindet. Nichts muss einfach nur weil sie es so will...das ist natürlich klar, aber im Moment auch ziemlich egal.

Mühsam rutscht sie über den Boden, unter den misstrauischen Blicken der Nonnen, bis sie nah genug an Syndra ist um deren Hand zu ergreifen, bevor ihre andere Hand die von Tanuri umschließt. Erst jetzt murmelt sie die worte des einzigen Zaubers dessen sie mächtig ist...jener von Ogrimar gegebene der ihr jederzeit die Rückkehr in den Felsendom ermöglicht wo auch immer sie sich aufhält. Bleibt nur zu hoffen das es gelingt und das Vargus oder der Tempeldiener ihr Erscheinen bemerkt und weiß was zu tun ist.
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#288

Beitrag: # 52250Beitrag -Freya- »

Wahrhaftig war die Landschaft alles andere als einladend, weshalb Freya sich mit aller Kraft gegen die Erschöpfung und Müdigkeit wehrte. Es war alles andere als ein Ort, wo man für fünf Minuten seelenruhig die Augen schließen wollte. Nein, ganz sicher nicht. Am Ende wachte man späte rauf und stellte fest, dass man ein Teil des Waldes geworden sei, die Grashalbe ihre spitzen klauenartigen Zähne in sie geschlagen hatten oder sie würden sich vielleicht unter den Pranken von dem Ding, was Naheniel nachjagte wiederfinden. Nein. Einschlafen war mehr als eine dumme Idee!

Aufmerksam hörte Freya ihm stattdessen zu, auch wenn sie sich schläfrig und matt fühlte. Es war einfach alles so surreal, so dass ihr mehrfach glatt der Gedanke kam, dass es vielleicht auch nur wieder eine Einbildung oder eine Prüfung sein mochte. Etwas, das womit er sie ein weiteres Mal prüfen wollte, ob sie bereit wäre oder was auch immer, vielleicht den Punkt erreichte, an dem sie kapitulierte.  Wer konnte ihr denn schon noch genau sagen, was Schein und Sein war? Im Grunde niemand und es war vermutlich auch egal, denn am Ende war das Ziel sowieso dasselbe. Sie mussten einen Weg hinaus finden.  

„Spiegelportale?“
wiederholte sie leise, während ihre Augen sich ungläubig zu ihm wandten und sie seinen Worten lauschte. Er war so anders in den Dingen, die er ihr erklärte, als Tanuri. Viel ruhiger und geduldiger widmete er sich ihren Fragen, nahm sie ernst, anstatt sie mit einem harschen Blick zu strafen. Nein, nicht einmal jetzt, obwohl er vielleicht mehr als nur einen guten Grund dafür hatte.


Vielleicht hatte er sie ja nicht mit Absicht hierher gebracht, doch war sie noch immer von seiner Schuld an sich überzeugt. Denn wenn es stimmte, was Naheniel sagte, wieso hatte das Portal sie dann zu ihm gelenkt? Bei Ogrimar. Sie hatte an vieles gedacht. An Tanuri, an Zuhause, an Lyvia. Grüblerisch  wanderten ihre Gedanken umher. Aber sie war sich mehr als sicher. Sie hatte zu Tanuri gewollt, aus tiefstem Herzen oder nicht? Oder?

Immerhin wollte sie ganz sicher nicht zu ihm. Nein.  Naheniel war das letzte wohin sie gewollt hatte, nachdem sie diese ungewollte geistige Berührung gespürt hatte. Aber dann, stimmt, da war die Stimme gewesen  gewesen. Seine Stimme, die ihren Namen geflüstert hatte. Vielleicht... 

Kurz biss sie sich auf die Lippen, während ihre Augen sich unter seinem Blick weiteten und sie im selben Moment versuchte den Gedanken abzustreifen, der dennoch für einem Wimpernschlag ihren Blick überschattete.


Schweigsam streckte Freya ihm ihre Hand entgegen, wenngleich sie diesmal sichtlich darauf bedachtet war, ihn nicht zu berühren. Vielmehr liess sie jene, wenn auch nur mit geringem Abstand über seiner Handfläche schweben, was dennoch für einen kurzen Augenblick ihre Mundwinkel aufzucken liess. Ganz leicht, fast kitzelnd spürte sie das Kribbeln auf ihrer Haut, welches einkehrte, wenn sie ihm zu nah kam.

Diese leichte Distanz wahrte sie. Immerhin konnte sie die Dinge nicht wirklich kontrollieren, die sie einander offenbarten. Ebenso wenig wie er, sofern es am Ende nicht gar eine Täuschung gewesen war. Nein, sie wollte  trotzdem nicht, dass er erfuhr, was sie gesehen hatte und noch viel weniger wollte sie, dass er dazu ihre Gedanken oder Gefühle erfahren würde oder jene sie ein weiteres Mal übermannten.

Doch Naheniel wollte ihr helfen und sie würde ganz sicher ein wenig Kraft brauchen, wenn sie nach einem Weg nach Hause suchen wollten. Leicht nickte sie, während ihr Blick weiterhin auf ihm ruhte, bedachte darauf, ihre Hand nicht auf seine sinken zu lassen, während er mit dem Zauber begann.

Freya konnte fühlen, wie ein Hauch von Leben sie berührte, ihren Körper stärkte und die Schwere, welche von ihr Besitz ergriffen hatte, sich langsam löste. Ein gutes Gefühl, welches sich nach und nach verstärkte, bevor ein spürbarer Fluss an Energie ihren Körper durchflutete, die einem kleinen Segen glich. Kurz wandte Freya blinzelnd ihren Blick den verdorrten Gräsern zu, welche den Preis für jenen Segen, für jene Kraft, die er ihr schenkte, bezahlten. Aber alles forderte auf eine Weise am Ende einen Tribut und es war manchmal eine Entscheidung, was man bereit war zu opfern.

„Tanuri liegt im Sterben.“ Kam es fast nüchtern über ihre Lippen, während sie auf die toten Pflanzen blickte. Doch sprach sie nicht weiter. Nicht weiter, was sie versucht oder am Ende getan hatte. Immerhin wusste sie noch nicht, welche Konsequenzen es vielleicht haben mochte. Denn mehr als sichtbar kostete eine solche Magie immer einen Preis. Fraglich, was sie eines Tage dafür geben müsste.


„Ich hab es gesehen.“ Abermals biss sie sich auf die Unterlippe, um ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, bevor sie ihren Blick unter einem verdächtigen Blinzeln, welches durchaus ihre eigene Verwundbarkeit verraten mochte, auf Naheniels Augen richtete.  Augen, die scheinbar so viel mehr als Worte sagen mochten. Denn auch er wirkte deutlich verletzt, gar traurig, als er sich vor ihr aufrichtete.


„Deine Worte im Orakel waren, dass wir gemeinsam einen Weg suchen, um die Lyvia und ebenso Antworten zu finden.“  sagte sie nur leise, auch wenn ein vorwurfsvoller Ton in ihrer Stimme mitschwingen mochte. Denn am Ende hatte sie es alleine schaffen müssen. Ohne ihn, da er nicht da gewesen war, als sie ihn gebraucht hatte.

Und sie war dennoch erfolgreich gewesen. Sie, die Freya, hatte den Weg gefunden, das Reich zu betreten – ja gut, das Reich hatte sie gefunden, aber das war nun Erbsenzählerei. Am Ende zählte nur das Resultat, und zwar, dass sie Lyvia hatte finden können. Eine Tatsache, die durchaus dafür sorgte, dass ein Funken Stolz sich in ihren Blick schlich, bevor jener über die ausgedorrten Halme am Boden wanderte. 

Auch wenn die Priesterin sie strenger, als jeden anderen behandelte und nichts gut genug für Tanuri erschien, was sie tat, so war sie ihr mehr als wichtig. Wie eine große Schwester, zu der sie aufsah. Vielleicht konnte Naheniel es ja verstehen. Die Wut über die Hilflosigkeit und den Umstand nicht bei ihr sein zu können.


Allerdings so wie es sie verletzt hatte, Naheniel mit jemand anderen zu sehen, so mochte ihn ihre auf Tanuri fixierte Sorge vielleicht auch auf eine Weise kränken. Auch wenn sie am Ende nun an seiner Seite stand, was sicherlich auch von Bedeutung war, so hatte sie ihm doch sehr deutlich die Schuld an allem gegeben. Es war schließlich einfach zu sagen, dass wäre er bei ihr gewesen, dann wären sie nun ganz sicher nicht hier gefangen. 

Doch je mehr sie darüber nachdachte, umso klarer wurde ihr auch, dass sie ihm vielleicht damit wirklich Unrecht tat. Vielleicht hatte Naheniel auch gar nicht mit ihr mitkommen können, weil er bereits hier gefangen gewesen war. Was wusste sie denn schon genau? Hatte sie ihn einmal bisher danach gefragt? Nein. Sie hatte ihn mehr oder minder immer wieder zu verstehen gegeben, dass sie nur durch ihn in dieser Situation war und stetig über Tanuri geredet.

Blinzelnd wandte sie ihren Blick zu Boden, wobei sie deutlich die Faust, die er formte, sehen konnte. Hatte sie nicht ihre Hand letzten Endes auch durch das Portal gestreckt? bei Ogrimar, vielleicht hatte er wirklich recht.

Ebenso wie in Jeremias Vision, als der Vater jene Männer hatte laufen lassen, die später seine Tochter geschändet und getötet hatten, war es ihre Entscheidung gewesen. Vielleicht war es also falsch nun die Schuld allein bei ihm zu suchen. 
Nein im Grunde half es ihnen auch weder weiter, noch hier weg, wenn sie nach einem Schuldigen suchten. Schnell nahm sie einen tiefen Atemzug  und liess eine kleine Falte auf der Stirn entstehen, während sie die Wut tief in sich begrub.

Er hatte um ihre Hilfe gebeten und was war sie für eine Freundin, ihm daraus am Ende einen Vorwurf zu machen. Trotzdem hatte er nicht einen Moment gezögert und sie nicht inmitten der Bäume zurückgelassen. Nein er hatte sie in gewisser Weise sogar gerettet und sein Bestes gegeben, damit sie sich nun davon ein wenig erholte. Ohne ihn hätte sie sich von ihren Gefühlen überwältigen lassen, das wusste sie. Naheniel wollte immer nur ihr bestes und sie reagierte so gemein, fies und selbstgerecht.

„Es tut mir leid.“ Leise nur verließen die Worte ihre Lippen, während sie sich an dem Stein abstützte, um den Versuch zu wagen, aufzustehen. Vielleicht war es eine dumme Idee aus reiner Selbstüberschätzung, aber nicht zuletzt auch wenn der Wald hinter ihnen lag, fühlte sie sich in dieser trotzlosen Einöde nicht wirklich willkommen oder sicher und zugleich wollte Freya sich bei ihm entschuldigen. Vorsichtig verlagerte sie ihr Gewicht auf die Beine und nahm erleichtert einen tiefen Atemzug, als sie Halt fand, wenngleich ihre Schritte ein wenig wacklig und unbeholfen waren, als sie auf Naheniel zu machte und ihre Hand nach ihm ausstreckte. 

„Wirklich!“ Hoffnungsvoll und gleichzeitig ein wenig reumütig suchte sie seinen Blick. Ihre Finger streckten sich nach seiner Hand aus, doch würde sie die Distanz nicht weiter überschreiten, als er es für richtig befand. Immerhin wusste sie weder, ob oder was passieren würde, wenn sie diese einfach ergriff noch, ob er es überhaupt wollte oder ihre Entschuldigung annahm.


„Ich hab nicht einmal gefragt, wie du überhaupt hier gelandet bist.“ Sie waren zusammen, sie war bei ihm und egal, wie sehr noch immer die Bilder von ihm und der Fremden nachhallten, sie würde lügen, wenn sie behaupten würde sie hätte ihn nicht gern und es würde ihr nicht wehtun, ihn so verletzt zu sehen. Nein sie beide verband etwas, dass eine Bedeutung haben musste und obgleich Naheniel ihr nie einen Grund gegeben hatte an ihm zu zweifeln, hatte sie dennoch alles auf ihn geschoben.

„Wir finden hier raus. Ich vertrau' Dir. “ zuversichtlich sah sie zu ihm hinauf und suchte den Blick in seine Augen, auch wenn sie bei einer Größe den Kopf in den Nacken legen musste. Bestimmt wusste er einen Weg hinaus. Natürlich konnte er es, er hatte immerhin schon einiges Wissen um diesen Ort. Ganz bestimmt. Er musste einfach. Es konnte ja schließlich nicht sein, dass sie hier feststeckten und das vielleicht für immer. Oder hatte die Stimme aus dem Reich des Einen nun doch recht?
                               
     

~Sieh was geschieht wenn du den Weg nicht findest, Kind. Wenn du abkommst.~
      
Beim dunklen Lord, traf es nun tatsächlich ein? Nein, nein sie würden einen Weg finden! Gemeinsam! Freyas zaghafter Versuch, ihm die Hand zu reichen, sollte ihm deshalb nicht zuletzt auch zeigen, dass sie ihm bedingungslos vertraute. Ihm, Naheniel, dessen Schicksal der dunkle Lord sicher nicht ohne Grund mit dem ihren so tief verbunden hatte. Keine Zweifel, keine Vorwürfe und bereit mit ihm zu folgen.
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Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


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Naheniel
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#289

Beitrag: # 52258Beitrag Naheniel »

Behutsam nahm er sie in seine Arme, drückte sie an sich, küsste sie sacht auf ihren Scheitel und murmelte leise zwischen seinen Lippen hervor:
„Es gibt nichts zu entschuldigen, kleine Lady. Wir sind doch Freunde. Und Freunde halten immer zueinander, nicht wahr?
Ich mag vielleicht noch etwas ungeübt sein, was Freundschaften betrifft, aber das, das weiß ich ganz sicher.
Du darfst mir nur nicht mehr böse sein. Weil Du bist schließlich die einzige Freundin, die ich habe. Und ohne Dich...“

kurz hielt er in seinen Worten inne, dann löste er ein wenig seine Umarmung um ihr in die Augen sehen zu können,
"ohne Dich, da hätte ich niemanden mehr."
Dann drückte er sie wieder fest an sich, als ob er ihr damit nochmals bestätigen wollte, wie wichtig sie ihm war und dass er sie tatsächlich brauchte.
Aber eigentlich wollte er nur die aufglimmende Wut in seinen Augen und das unzufriedene Zucken seiner Mundwinkel vor ihr verbergen. 


Im Sterben liegt sie also, die Priesterin. 
Bei Ogrimar, hatte seine Macht doch nicht ausgereicht, um ihr das Leben auszuhauchen.
Kein sonderlich begrüßenswerter Umstand. Und doch hatte er auch die Worte des Mannes nicht vergessen, der wohl sein Vater gewesen war.
Immer noch hallten sie in seinen Ohren wider und erinnerten ihn daran, welches Schicksal ihnen beiden eigentlich zugedacht gewesen wäre.
Wenn Freya und er sich nur lange genug hier aufhalten würden, könnte sich eventuell das Problem mit Tanuri ganz von alleine erledigen.
Die Trauer bei dem Kind wäre groß und er würde im rechten Moment da sein, um sie zu stützen. Vielleicht könnte er sie dann sogar dazu bewegen, die Gilde hinter sich zu lassen und mit ihm zu gehen.
Wobei es gar nicht so unpraktisch war, sie dort in den Hallen zu wissen.
Zum Einen könnte er hier und da bestimmt an interessante Informationen kommen und zum Anderen müsste er nicht den ganzen Tag für sie Kindermädchen spielen. Außerdem war da auch immer noch Syndra und er kam bei dem Gedanken an ihren Namen nicht umhin, mit einem leichten Schmunzeln in seinen Augen an ihre gemeinsame Nacht zurückzudenken.
Auch sie würde ihn noch zu fordern wissen, dessen war er sich gewiss.
Doch würde er tunlichst darauf achten, Freya und Syndra zunächst voneinander fernzuhalten. Diese Frau schien in so einigen Belangen gewisse Ähnlichkeiten zu ihm aufzuweisen und gerade deshalb war sie unberechenbar in ihrem Vorhaben.
Wer weiß, wie weit sie gehen würde, um an ihre verlorene Macht zu kommen und wie sie dachte, dass Freya ihr dabei helfen könnte, sobald sie erfahren würde, zu was dieses Mädchen fähig war.
Sie mochten ein Bett geteilt haben, dennoch war weder er noch sie dazu bereit, alle Gedanken und Geheimnisse miteinander zu teilen, dessen war er sich wohl bewusst.
 

Als er Freya wieder losließ, strich er vorsichtig über ihr Haar, tunlichst darauf bedacht, nicht direkt ihre Haut zu berühren.
Welche Visionen über sie einbrechen würden, was geschehen würde, wenn sie einander berührten, das musste zu einem anderen Zeitpunkt herausgefunden werden. Hier und jetzt war nicht der richtige Ort dafür.
„Glaubst Du, dass Du selbst ein wenig gehen kannst?“
Besorgt sah er auf ihr Bein hinab und lächelte ihr dabei aufmunternd zu.
„Wenn es nicht geht, werde ich Dich natürlich tragen. Aber wenn wir wieder zurückfinden wollen, sollten wir uns langsam auf den Weg machen und nach einem Ausgang suchen.“
Langsam tat er ein paar Schritte und schätzte dabei in ihrem Gesicht ab, ob sie starke Schmerzen verspürte oder vorerst selbst laufen konnte.

Einige schweigende Minuten verstrichen, in denen sie einfach nur nebeneinander her gingen.
Noch hatte die Welt um sie herum keine deutliche Veränderung angenommen. Immer noch war sie karg und trostlos und doch verspürte er eine gewisse Änderung in der Stimmung, die sie einhüllte.
„Sag Freya, wieso bist Du eigentlich so überzeugt davon, dass etwas mit Deiner Mentorin nicht in Ordnung ist?
Dass es ihr so schlecht geht, wie Du gesagt hast?
Und wenn sie wirklich im Sterben liegt, wieso das? Ich dachte immer, die Priesterin unterliegt einem ganz besonderen Schutz. Gibt es denn niemanden, der jetzt bei ihr ist und auf sie achtet?“

Er ließ seine Fragen in der Stille verklingen, bevor er weitersprach.
„Es ist Dir nicht zu verdenken, dass auch Du viele Fragen hast. Sie alle beantworten, kann ich nicht.
Wir…“


Noch bevor er weitersprechen konnte, begann die Welt um sie herum sich zu verändern.
Der Boden unter ihnen schlug mit einem Mal heftige Wellen, ganz so, als würde an einem Ende jemand stehen und diesen kräftig, wie eine Decke, aufschütteln. Doch so heftig die Bewegungen auch waren, weder Freya noch Naheniel verloren dabei ihr Gleichgewicht.
Im Gegenteil: Stocksteif waren ihre Körper und mit einer Leichtigkeit trotzen sie den immer stärker werdenden Schwingungen unter ihren Füßen.
Die scharfkantigen Blumen jedoch blieben von der sich plötzlich wandelnden Welt nicht verschont.
Sie verwelkten in einer Geschwindigkeit, als würde an ihrem eigenen Rad der Zeit mit einem unaufhaltsamen und waghalsigen Tempo gedreht werden. So schnell sie verwelkten und zu dörren Überbleibseln zerfielen, so schnell wuchsen aber neue Gewächse wieder aus dem dunklen Boden hervor.
Doch jeder Tod der Pflanze nährte die karge Erde.
Die dunkle und leblose Farbe wandelte sich in ein kräftiges und lebendiges grün und verschlang nach und nach, die immer wiederkehrenden Pflanzen mit ihren rasiermesserscharfen Blüten. Ein gar faszinierendes Schauspiel, dass sich da Freya und Naheniel bot.
Doch konnten sie es nicht lange bewundern. Mit einem plötzlichen Ruck erstarben die Wellen und der Boden zerteilte sich in kleine gleichmäßige Bausteine. Die Erde riss auseinander und gab das frei, was unter dem dichten Gras beheimatet war.
Seltsame Wesen, welche so überraschend dem Schutz der modrigen Dunkelheit entrissen worden waren.
Dass sie, was auch immer sie waren, darüber nicht sonderlich erfreut waren, zeigte sich an ihren zahnlosen Mäulern.
Denn Augen, die ihren Unmut hätten ausdrücken können, hatten sie nicht. Ihre schleimig grünen Zungen, die von winzigen Pocken übersät waren, zischten wütend über die hautlosen Lippen und gaben dabei ein Geräusch von sich, welches durchaus als sehr unappetitlich bezeichnet werden konnte.

Unbeeindruckt von den Geräuschen und unansehnlichen Wesen, riss der Boden sich zu immer weiteren Quadraten auf und hielt auch nicht ein, als er bei Freyas und Naheniels Füßen angekommen war.
Bis zum Horizont reichten mittlerweile die gleichmäßigen Risse, erst dann gab es ein jähes Innehalten.
Alles schien für einen kleinen Moment still zu stehen, oder nein, es war kein Stillstand, alles war nur unerträglich verlangsamt.
So als würde es sich durch eine zähe Masse bewegen. Jener Umstand galt nicht nur für sämtliche Bewegungen und Geräusche, selbst die Gedanken wurden wie in Zeitlupe herabgebremst.
Unmöglich also für Naheniel, den Gedanken zu Ende zu denken, der ihm befehlen wollte, nach Freya zu greifen und so schnell wie nur möglich auf seine Seite des Risses zu ziehen.

Mit einem lauten Knall löste sich die kleine Pause, die die Zeit sich hier genommen hatte und die kleinen Quadrate stoben auseinander und begannen sich neu zu sortieren.
Freya wurde von Naheniel fortgerissen, zurück in seine Nähe geschoben um sogleich wieder an einem völlig anderen Ende in rasanter Geschwindigkeit aufzutauchen.
Wie in einem Schiebepuzzle, suchten die Teile des Bodens immer wieder einen neuen Platz um sich sogleich neu zu sortieren.
Aber sie wechselten nicht nur ihre Positionen, sondern würfelten ihre Seiten durcheinander, so dass jene Bilder, die sich zusammenschoben, nie perfekt aufeinander passen wollten. Einzig und allein die Quadrate auf denen sich Freya und Naheniel befanden, drehten sich nicht um sich selbst.
Pflanzen, Bäume, Steine, selbst Kreaturen die vorher noch ungesehen gewesen waren, setzten sich zu recht verwunderlichen neuen Gebilden zusammen, nur um wieder qualvoll auseinander gerissen zu werden.

Und dann erstarrte alles.

 „Verdammt.“ Murmelte Naheniel leise.
Er hatte eine Ahnung davon, was als Nächstes geschehen würde.
  
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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-Freya-
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#290

Beitrag: # 52261Beitrag -Freya- »

Als Naheniel sie in seine Umarmung schloss, spürte Freya die innerliche Erleichterung in sich aufkeimen, welche dem Samen des Zweifels zurück zu drängen versuchte. Nein, sie wollte nicht, dass er verletzt oder gar böse auf sie war. Nicht nur, weil sie hier nicht allein sein wollte, sondern vielmehr, weil sie ihn mochte. Sehr sogar, weshalb sie umso dankbarer über seine Worte war. Sie - seine kleine Lad, seine Freundin.

Natürlich könnte sie ihn fragen, um eine Erklärung für all jene Dinge, die sie gesehen hatte, einzufordern . Ihm das gesehene beschreiben, jene Frau, welche sich hinter dem Namen verbarg. Allerdings hatte sie ihn schon genug angezweifelt und damit spürbar verletzt. Nicht wirklich wollte sie es auf die Spitze treiben, auch wenn jener Zweifel sich nicht vollkommen ersticken liess.

Wer weiß, wie er es auffassen würde. Wenn es wahr wäre, hätte er sie eh schon belogen und wohl kaum würde er das dann zugeben, sondern sie eher genau das hören lassen, was sie dann hören wollte. Aber welchen Grund hätte er dazu ihr auf diese Weise eiskalt ins Gesicht zu lügen? Es gab keinen.

Und wenn es  somit tatsächlich ein Trugbild gewesen war, nun vielleicht wäre er dann am Ende so enttäuscht, dass sie ihm misstraute, gar so etwas zutrauen würde, dass er sich vielleicht sogar von ihr abwenden würde. Nein. Es war besser, sie schwieg dazu. Erstmal.


Lächelnd erwiderte sie somit seinen Blick, als er seinen Griff kurz lockerte und ihr in die Augen sah. Naheniel war ihr Freund. Ein tiefer Atemzug erfüllte ihre Lungen. Nein, Naheniel hatte keinen Grund ihr etwas Böses zu wollen oder eine dieser perfiden erwachsenen Intrigen zu schmieden und außerdem würde der einzig wahre ihr Schicksal wohl nicht miteinander verbinden, wenn sie ihre Zeit damit vergeudeten sich gegenseitig zu verdammen. Das wäre totaler Quatsch.

„Ich denk ich kann gehen. Du musst mich nicht tragen.“ Mit einem kleinen unschuldigen Blinzeln sah sie auf, während ein Lächeln sich auf ihre Lippen schlich. Nie im Leben wollte er ihr etwas Schlechtes.

„Aber weißt du denn wo wir lang müssen?“  Noch ein wenig unsicher auf den Beinen, folgte Freya ihm schweigend und ging dabei sehr nah an seiner Seite. Nur zur Sicherheit, denn sie würde das schaffen ohne zu klagen oder Schwäche zu zeigen. Aber seine Nähe gab ihr ein Maß an Sicherheit. Wer wusste schließlich schon, was noch alles passieren würde.

Erst als Naheniel das Schweigen durchbrach und von sich aus nach Tanuri fragte, blickte Freya abermals auf und wollte, im gleichen Atemzug da er das Wort ‚Wir‘ aussprach, davon erzählen, was sie im Reich der Dunkelheit gesehen hatte. „Tanu...“

Im selben Moment geriet auch sie ins Stocken, während der Erdboden sich wellte und die Welt um sie herum sich in einem spektakulären Tempo sich zu wandeln begann. Ein Wandel, welcher die Zeit um sie herum schneller vergehen liess, und alles um sie herum von einem satten Grün erfüllt zu sein schien. Als würde jener aus den Fugen geratene Fluss die Welt in Stücke zerbersten lassen zerteilte sich alles und sie blickten geradewegs in jene Welt, die sich unter jener geformt hatte.

Freya schluckte, während ihr Blick über die Risse fuhr. Ein Moment, der sich anfühlte, als wäre mit einem Mal die Zeit zum Stillstand gekommen. Mit großen Augen stellte sie dabei jedoch fest, dass ein schmaler Riss auch zwischen ihr und Naheniel entstanden war. Doch bevor sie den noch schmalen Spalt zu ihm überqueren konnte oder vielmehr sich dieser Gedanke in ihr formte, hörte sie nur den Knall und wurde von ihm fortgerissen.

„Naheniel!“ kam es unsicher was hier gerade geschah über ihre Lippen. Vollkommen desorientiert darüber, was und wie die Welt um sie herum sich auf eine surreale Weise immer neu wandelte und zusammensetzte, blickte sie sich immer wieder um und versuchte dennoch Naheniel dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Waldflächen wichen einer Eislandschaft, bevor eine Rotation  im nächsten Atemzug einen Fluss glühender Lava zeigte, welche daraufhin einem Dschungel wich, der nur Sekunden später in einer weiteren Rotation eine Wüste offenbarte. 
Grotesk und verzerrt schien alles um sie herum. Auf eine Weise harmonisch und gleichzeitig ein vollkommenes Chaos. So als würde man viele Würfel nehmen und eine Welt und ihre Wesen darauf auf neue Weise zusammenpuzzeln. 

„Bei Ogrimar. Was geschieht hier...!“ rief sie, während sie die einzelnen Teile, die vor und zurückschnellten und sich drehten, als würden sie eine vollkommen neue Welt formen.  

Vielleicht war es noch immer sein Reich, vielleicht war es wirklich auch noch immer eine Prüfung.  Doch während sie überlegte, wie sie zu Naheniel gelangen und ihn gar erreichen konnte, bevor sie vielleicht noch weiter fortgerissen werden würde oder in den Abgrund stolperte, stoben alle Teile unendlich weit auseinander. So weit, dass man nur schwerlich am Horizont kleine Punkte, einem Nachthimmel gleich, in der Finsternis erkennen konnte.

Ein Moment vollkommenem Surrealismus gleich, als würde man auf einem kleinen Fleck der Welt inmitten der Dunkelheit der Sterne alleine sein.  Ein Augenblick, der in ihren Augen dafür sprach, dass jemand oder etwas ihre Idee scheinbar so dumm empfand, als dass er es ihr unmöglich machen wollte, sie umzusetzen. Doch jener Moment währte nur kurz und gewährte auch keine Zeit weiter darüber nachzudenken.

So als würde die Zeit mit einem mal erneut Fahrt aufnehmen, fuhren sie im Kreis auf und ab, von links nach rechts, als würde jemand einen Haufen Karten neu mischen.

Immer schneller werdend rotierten die einzelnen Quadrate hin und her, so dass Freya fast schwindelig dabei wurde, Naheniel im Blick zu halten, auch wenn er im Grunde nur noch durch ein Teil, welches zwischen ihnen schwebte getrennt war. Doch es zu überqueren dafür bewegten sie sich zu schnell, zu inkonstant, bis... 

Unter einem lauten Knall prallten fast unerwartet die Teile des Puzzles mit einem Mal unter einer riesigen Staubwolke zusammen. Eine Erschütterung, die dieses Mal auch Freya das Gleichgewicht raubte, so dass sie auf ihren Knien in so etwas wie Schlamm oder Matsch landete. Was genau konnte Freya nicht erkennen, da die Wolke aus Staub sie im ersten Moment nicht einmal die Hand vor Augen sehen liess. „Verflixt!“ fluchte sie lautstark, während sie sich aus dieser Pfütze oder was auch immer es war, in das sie gefallen war, befreite und sogleich nach ihm Ausschau hielt, wobei der Nebel sich nur zögerlich lichtete. Trotzdem war Freya sich sicher, das er in ihrer Nähe sein musste. „Naheniel?“
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Fungus
Kräuterkundiger / Kräuterkundige
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Registriert: Mo 26. Apr 2021, 18:51

#291

Beitrag: # 52263Beitrag Fungus »

Welten waren im steten Wandel, entwickelten sich, zerstörten sich, schufen sich neu. Nur wenige Dinge hatten eine gewisse Konstanz indem sie den Veränderungen länger zu trotzen vermochten als alles andere. Aber wie sähe die Welt eines chaotischen Schöpfers aus? Düster? Dunkel? Verschoben?

Vielleicht aber auch vollkommen rosarot, wer wusste schon, was sich in den Ecken eines solchen Geistes verbergen mochte. Eines war jedoch gewiss, es wäre mit Sicherheit ein fragiles Konstrukt.

Der Sumpf war in grünliches Zwielicht getaucht. Fast gleichgültig blickte er über die Nebelschwaden hinweg, welche sich über die riesigen Blätter legten, als das Chaos sich neu geordnet zu haben schien. Triefender Schleim glitt von den monströsen Blättern hinab und formte eine schleimige Pfütze auf dem sumpfigen Boden, welcher hier und dort kleine schwefelige Blasen schlug.

Ruhig zog er an seiner Pfeife und lies zu, dass das Kräutergemisch den Stress linderte, den all dieses Durcheinander verursacht hatte, und seinen Geist dabei in höhere Sphären erweiterte.

Wunderbare Ruhe. Entspannt betrachtete er die Stechschnucken, welche mit ihren libellenartigen Flügeln und dem bedrohlich langen Stacheln und giftigen Fängen über seinen Kopf hinweg flogen, als wären sie ebenso in Unruhe geraten wie er. „Oh“ murmelte er nur leise, als ein gewaltiger bunter Flatterblatt eine der wundervoll funkelnden Geschöpfe packte und mit sich riss. Aber so war die Natur. Nicht wahr? Fressen oder gefressen werden. Diese wunderschönen Geschöpfe waren meist die trügerischsten unter ihnen.

Abermals zog er an dem Mundstück seiner Pfeife, doch liess ihn ein Geräusch dabei fast die Luft anhalten, so dass er am Ende hustend eine Dunstwolke über den Rand des Pilzhutes hinweg in  die Tiefe blies, wo sie alles in ihrem süßlichen Nebel einnahm.

Naheniel? Schwerfällig robbte er seinen wulstigen dicken Körper an den Rand des Pilzhutes, welcher mannshoch über dem Boden schwebte, so dass ein schleifendes Geräusch, ein Kriechen, dabei unter jenem Pilz zu hören war.  Wer wagte es... Er nahm einen tiefen Atemzug, während der Nebel um ihn herum wohl kaum die gedachte Frage beantwortete.

Abrupt streckte er seine Augen, welche am Ende eines Tentakels mit geweiteter Pupille umherstarrten, aus und liess sie hinab zu Boden schnellen, um den Störenfried ausfindig zu machen.

Pfeilschnell schoßen die glitschigen Augen hinunter und bahnten sich einen Weg durch den rauchigen Nebel. Äußerlich dem Fühler einer Schnecke mehr als ähnlich, glitten sie hinab, um den Ursprung des elenden Gebrülls aufzuspüren. Lautlos wie eine Schlange suchten die glühenden Augäpfel am Ende der Tentakel sich ihren Weg durch die Dunstwolke, welche alles in ihrem inneren mit einem süsslichen modrigen Geruch erfüllte, der vielleicht noch immer eine benebelnde Wirkung haben mochte.

Aber vielleicht kam das Flatterblatt auch zurück und frass das Ding einfach. Problem gelöst! Wie gut, dass der Nebel ihn vorerst einhüllte und nicht die Sicht auf ihn preisgab.

Sein linkes Auge machte jedoch eine Bewegung aus. Eine kleine Kreatur, die sich in einem der Matschlöcher tummelte. Herrje, bei aller Dunkelheit, wer hatte einem so kleinen winzigen Geschöpf - denn klein musste es sein, wenn es nicht einmal über den Pilzrand schauen konnte- ein solch lautes Organ verpasst.

Lautlos schlängelte es sich um das kleine laute Wesen herum, bevor sich das Ende des Tentakels sich vor dem Ding erhob und mit seinem herumschnellendem feurigen Augapfel das in Matsch gebadete Wesen betrachtete, welches zu klein für ein Flatterblatt und zu groß für eine glitschige Elfe war. 
 
„Giewhcs hcstilgrettalf! Reih tsi niek Leinehan! Reih tsi run red Dot."

rief er barsch, während das rechte Tentakel um ihren Körper wand und dem kleinen schlammigen Ding die Luft zum Schreien abdrückte. Wohl kaum würde jener sich her verirren, geschweige denn sich um ein solch winziges putziges Wesen scheren, wenn er noch immer seiner Prophezeiung nachjagte. Pah! Dummes Ding, keine Ahnung wovon sie da sprach geschweige denn wen sie versuchte herbeizurufen.. Sie war nicht die einzige, die ihn suchte. Oh nein.

Aber nun da das kleine Geschöpf schon mal da war, sprach nichts gegen ein kleines Mahl. Hm ja, so gesehen war das kleine schlammige Wesen dann vielleicht doch nicht so unwillkommen nach all dem Chaos und er  würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der Hunger wäre fort und die Stille zurück. Und vielleicht würde Naheniel ihm dafür auch eines Tages noch danken, wenn er ihm den Flatterglitsch vom Leib gehalten hätte. Ja, genau!
Fungus Pedites
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Das Nichts
Knecht / Magd
Beiträge: 6
Registriert: Di 9. Mär 2021, 21:27

#292

Beitrag: # 52266Beitrag Das Nichts »

Nun Tanuri, was ist mit dir?
Verwehrst du dich sogar gegen deine eigenen Freunde? Oder weißt Du nicht mehr, wer noch Freund und wer Feind ist?
Vielleicht siehst du an dieser Stelle auch einfach ein, dass es niemanden mehr gibt, der auf deiner Seite steht und dem du Vertrauen schenken kannst.
 

Denn wo ist sie hin, jenes Mädchen, welches dir einst ihr kindliches Vertrauen schenkte und nach welchem du so laut gerufen hast,
auf dass es Dir zur Hilfe herbeikommen soll?

Ist sie etwa immer noch verschwunden und deinem lauten Ruf nicht gefolgt?

Denn, wenn ich mich so umsehe, sehe ich nicht viel. Nur dich, wie du verloren in dir selbst bist und den Ausweg aus deiner Misere nicht findest.
Fraglich, ob es sich für dich überhaupt noch lohnt, nach diesem zu suchen.
 
Vielleicht wäre es klüger für dich, wenn du einfach weiterhin in deinem Zustand der geistigen Verwirrung verweilst, denn das was dich erwarten würde, wenn du dich wieder erinnerst, würde dich doch noch mehr in Trauer versetzen.

Wobei es eher fraglich ist, ob du so etwas wie Trauer überhaupt empfinden kannst, bei Deinem gefühlskalten Herzen, welches sogar dazu fähig war, ein kleines Mädchen zu verschachern.
 
Kann es sein, dass es dir sogar ganz gelegen kommt, dass das Überleben eines der Zwillinge nicht gesichert ist?
Denn, dass deine Familiengeschichte sich wiederholen wird, sollte dir gewiss sein.
Oh, erinnerst Du Dich etwa nicht mehr an die Worte Deines Vaters?
 


Zuckersüß war die schneidende Stimme geworden.

Für dich wiederhole ich sie gerne, Tanuri.
„Eines muss sterben.“
Vielleicht erhoffst du dir ja sogar, beide loszuwerden.
Dann würde endlich wieder die von Dir ach so hoch gepriesene Ruhe und selbstauferlegte Einsamkeit einkehren und du könntest dich wieder in deiner Herrlichkeit suhlen. Oder gefällt es dir, in diesem Zustand einfach weiterhin zu verweilen.

Lässt du sie beide sterben, die Kinder, die du niemals haben wolltest und gegen die du dich so sehr verwehrst? 
Glaube mir, du bist auf dem besten Wege, sie zu verlieren.

Oder warte, ist es genau das, was du eigentlich bezweckst?
Wenn ich es mir recht überlege, bist du vielleicht gar nicht so dämlich. Dein Versteckspiel in deinem eigenen geistigen Gefängnis ist doch eine bequeme Ausrede für dich, dich nicht der Verantwortung stellen zu müssen.


Die körperlose Stimme verfügte über keinerlei Magie, sie bestand nur aus ihren Höhen und Tiefen. Doch das was sie mit ihren Worten zu tun vermochte, konnte vielleicht tödlicher sein, als jeder Schwerthieb, eines geübten Kriegers.

Tick, tack, tick, tack. Die Zeit läuft ab, Tanuri.

Damit verschwand die Stimme wieder in der Dunkelheit, aus welcher sie gekommen war. Allerdings nicht ohne, sich selbst noch einen kleinen Gedanken zu vergönnen.   

Stirb endlich, Priesterin, und erweise allen damit einen Gefallen.
Mir wirst du den allergrößten Gefallen damit tun. Stirbst du, stirbt die Möglichkeit, dass die Prophezeiung sich erfüllt mit dir und alles wird sich von Neuem sortieren und zusammenfügen.
Diesmal jedoch nach meinen Regeln und nach meinen Vorstellungen.
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Naheniel
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#293

Beitrag: # 52267Beitrag Naheniel »

Nur seinen Kopf wand er zu Freya, als die schleimige Tentakel sich um den schlanken Körper und schmalen Hals des Kindes schlang, um ihr das zu rauben, was für ihr Überleben am Wichtigsten war. Den Atem.
Der Versuch sich auf sie zuzubewegen hätte nichts gebracht, denn in jenem Moment hätte das Spiel des Bodens auf ein Neues begonnen und er wäre nur an einem völlig anderen Ende gelandet, noch weiter von ihr entfernt.
Wobei sämtlicher körperlicher Einsatz ohnehin keinerlei Wirkung erzielt hätte, denn er wusste bereits, mit wem sie es hier zu tun hatten.
Es war nicht das erste Mal, dass sie sich in dieser Welt begegneten.
Allerdings wäre es übertrieben gewesen, ihn, oder es war wohl besser ihn mit "es" zu betiteln, als etwas zu bezeichnen, mit dem man gerne seine Zeit verbrachte.


Er entschied sich also unbeweglich stehen zu bleiben, atmete einige Male tief ein und aus und nahm dabei den faulig modrigen Geruch wahr, der sich über die Szenerie gelegt hatte.
Zum einen entstammte jener Geruch mit Sicherheit aus dem teils moorigen Boden, denn wer vermochte es schon genau zu sagen, wie viele Leichen aller möglichen Lebewesen unfreiwillig oder freiwillig hier ihr Leben gelassen hatten.
Zum anderen jedoch wusste er, dass jenes Getier, welches Freya und ihn aufgespürt hatte, den Großteil davon verströmte.
Nur zu gut erinnerte er sich an die die kleinen Pilze, welche unter den zahlreichen Hautlappen hervorsprießten und ihren ganz eigenen sonderlichen Duft versprühten.


Die erste einprägsame Begegnung mit Fungus lag nun schon einige Jahre zurück.
Und einprägsam war sie schon alleine deshalb gewesen, weil einem bei der Mächtigkeit, dem Umfang und der Wolke, die Fungus stets umgab, nichts anderes übrig blieb, als ihn nicht zu bemerken.
Sie waren sich auf einem der hiesigen Märkte begegnet, die es überall zu finden gab.
Auf jenen wurden die Waren des täglichen Bedarfs feilgeboten. Verkäufer, jeglicher Art und Herkunft, konnte man dort finden und stellten gar schon amüsant anmutende Tafeln vor ihren windschiefen Ständen auf.
An einen der Händler, vielleicht war es auch eine Händlerin, denn es war nicht immer leicht, die Geschlechter der Wesen auseinander zu halten, konnte er sich noch besonders gut erinnern.
Er hatte sich wohl auf Zutaten für magische Tränke und Speisen spezialisiert, denn anders konnte Naheniel sich Bezeichnungen wie
„Jungfrauen zur Opferung – garantiert unbenutzt und frisch geraubt“  oder „Tränen von gebrochenen Männern, die sich selbst beweinen – Abartig, aber manch Zaubertrank geben sie die richtige Würze“, nicht erklären.
Da schien Einhornhackfleisch noch das Normalste, was es bei ihm zu erstehen gab.
 
Doch schrien sich die Marktinhaber nicht nur die Preise solcherlei Waren zu. Wie man sich vielleicht denken konnte, wurden die höchsten Preise für menschliche Wesen erzielt.
Warum? Von jenen gab es in dieser Welt nur wenig Exemplare.
Ihre Häute waren eine prächtige Zierde vor den Kaminen und ihre Körperflüssigkeiten galten als eine Delikatesse für diverse Suppen. Je frischer, desto teurer.
Oder sollte man an dieser Stelle sagen: Je lebendiger?
                                                                  

Allzulange konnte er seinen Erinnerungen jedoch nicht nachhängen. Denn sie spielten hier zweifelsohne ein Spiel mit der Zeit.
Zeit, die Freya nicht hatte, wenn sich die Tentakel noch weiter um ihren Körper schlingen und zudrücken würde.
Naheniel wand seinen Kopf wieder nach vorn, in Richtung des Ortes, wo er das Wesen vermutete, er blickte jedoch nicht hinauf.
Durch die wabernden, tanzenden Schwaden hindurch, hätte er es ohnehin nicht gesehen. Stattdessen erhob er einfach nur seine Stimme:
„Fungus. Alter Freund.“
Diese Bezeichnung für das wulstige Monster entsprach nicht annähernd der Richtigkeit.
 
Doch auch in solchen Momenten durfte ein klein wenig der Ironie nicht fehlen, welche er zugleich noch mit einem dazu passenden Lächeln untermalte.   

„Gerne würde ich an dieser Stelle ja einige völlig unnötige und zugegebenermaßen unehrliche Freundlichkeiten aussprechen. Aber es würde uns beide doch nur langweilen und noch dazu kostbare Zeit stehlen." 
Ehrlich gemeinte Höflichkeiten würde er mit Fungus gewiss nicht austauschen.
Zu häufig war er ihm schon in die Quere gekommen und hatte sich mehr als einmal als wandelbar in der Zugehörigkeit seiner Gunst erwiesen.
Man konnte ihm weder trauen noch ihm glauben, denn bereits im nächsten Wimpernschlag, oder wie auch immer man es bei seinen glitschigen Augen nennen wollte, könnte er sich bereits wieder für eine völlig andere Seite entschieden haben.
"Eine Bemerkung jedoch, die sei mir direkt gestattet: Wir kennen uns lange genug.
Du solltest also wissen, dass ich es nicht besonders schätze, wenn man sich an meinem Besitz vergreift.“

Immer noch stand er reglos da, seinen Kopf leicht gesenkt.
Nur seine himmelblauen Augen wanderten mittlerweile ein Stück weiter nach oben, dorthin wo er Fungus zwischen den Rauchschwaden vermutete, so sich seine Stirn in leichte Falten legte.
„Ich wäre Dir überaus verbunden, wenn Du den Anstand besäßest, sie wieder frei zu geben.“
Immer noch war der Ton seiner Stimme mit Ironie durchtränkt.
„Ebenso wenig schätze ich es, wenn man mein Eigentum beschädigt.
Solcherlei Ware hat für mich keinerlei Wert mehr und es würde mich ähnlich verstimmen, wie wenn Du sie, ganz aus Versehen natürlich, tötest.
Du weißt selbst am besten, wie schnell die Preise auf dem Markt für nicht mehr ganz so makellose Ware fallen.
Da Du Dein Auge schon einmal hier hast, nur zu, sieh sie Dir an.“

Naheniel deutete eine knappe einladende Geste gen Freya, jedoch ohne seinen Blick wieder zu ihr zu wenden.
„Aber tu mir dabei den Gefallen und lockere Deinen Griff.
Schließlich bist gerade Du doch einer jener, die nur zu gerne um jedes Goldstück feilschen, sobald sie auch nur einen Kratzer an der feilgebotenen Ware entdecken.“  
 

Es waren so einige Aussagen, die er Freya wohl später erklären musste, wenn sie denn überhaupt noch so weit bei Bewusstsein war, um seinen Worten folgen zu können.
Er würde sich wieder mal ihren ständig nervtötenden und vorwurfsvollen Fragen stellen und dabei passende Ausreden erfinden müssen, um sie irgendwie zufrieden zu stellen.
Bei dem Gedanken daran, war ihm jetzt schon danach, innerlich die Augen zu verdrehen. Aber hey, schließlich versuchte er hier gerade, ihr das Leben zu retten.

Lass mich das bloß nicht bereuen.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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-Freya-
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#294

Beitrag: # 52269Beitrag -Freya- »

Die großen schemenhaften Pilze, die sich nur in dunklen Silhouetten in dem grünlich schimmernden Licht abzeichneten wirkten für Freya vollkommen gigantisch. Neben diesen liessen die monströsen Blätter der Pflanzen fast die Annahme aufkeimen, dass sie hier, wo immer hier nun war, sie so unscheinbar sein mochten, wie eine Ameise im Gras.

Alles schien dabei von diesem süßlichen Geruch geschwängert zu sein. Ein schwer anmutender Duft, der nach Kräutern roch und gleichzeitig einen abstoßenden Beigeschmack davon hatte,  als würde sie inmitten von Unrat stehen. Einfach verdorben und widerwärtig und nicht zuletzt den Verstand raubend aufgrund der extremen Intensität. Grund genug, dass Freya versuchte nicht durch ihre Nase zu atmen, denn es war einfach eklig.

Es wirkte einfach alles verkehrt. So verkehrt, wie jene Stimme, die ihr statt Naheniel aus dem irgendwo heraus antwortete. Eilig sah Freya sich um, doch in all dem aufsteigenden –oder war es absteigend? Egal!- Nebel konnte sie erst einmal nichts und niemanden sehen. Verflixt aber auch.

Auf jener Stelle, wo Freya stand, verharrte sie und drehte sich nur langsam und bedacht im Kreis. Doch bevor sie weiter nach dem Ursprung jener Stimme suchen konnte, spürte sie wie sich etwas um ihren Körper legte. Blitzschnell und gezielt hatte sich dieses schlangengleiche Ding um ihren Körper gewunden, so dass jedwede Gegenwehr oder ein Schritt zur Seite sie auch nicht mehr befreien konnte.

Ein unnachgiebiger Druck legte sich auf ihre Kehle, der nicht zuletzt dafür sorgte, dass Freya das Gefühl bekam, man würde ihr jedwede Luft aus den Lungen pressen. 
Aalglatt und erbarmungslos hatte jenes Ding sich auch über ihren Mund gelegt und brachte sie damit gleich auf vielfältige Art zum Schweigen. So blieb Freya nichts anderes übrig, als Luft durch ihre Nase zu holen. Eklig oder nicht. Sie musste die süßlichen Dünste einatmen, wenn sie nicht gänzlich ersticken wollte.

„Ganz ruhig.“ versuchte Freya abermals sich zu verinnerlichen. Genau wie bei dem Wald bemühte sie sich Naheniels Rat zu folgen, in der vagen Hoffnung, dass es abermals funktionieren könnte. Versuche es einfach wieder. Fühle nichts, zeige weder Angst, noch Wut. Einfach nichts. Vielleicht lockert sich das Ding dann...

Noch während Freya sich selbst ermahnte nicht in Panik zu verfallen, tauchte das glühende Auge vor ihr auf. An einem langen Tentakel offenbar geführt, musterte es sie missmutig und das einzige, was sie dem entgegensetzen konnte war ihr Blick aus ihren verengten Augen heraus, mit dem sie seinem versuchte standzuhalten. Ein Unterfangen, das aus dieser Position heraus durchaus nicht einfach war, während der musternde und gleichzeitig durchdringende Blick aus diesem einen Auge mehr als befremdlich und bedrohlich zugleich wirkte. Was zum Grott war das für ein Tier, Monster, Wesen?  Und wo zum dunklen Lord nochmal war Naheniel?

Als wollte jener die Frage umgehend beantworten, hörte sie seine Stimme. Aber was sagte er da? Das Atmen fiel ihr schwer, denn der Druck auf ihre Kehle war immens, so dass ihre Hände versuchten diesen zu lockern. Sagte er da 'alter Freund'? Blinzelnd versuchte sie sich auf die Worte zu konzentrieren, denn das bedeutete, dass Naheniel mehr als gut Bescheid darüber wusste, wo sie waren und was das alles zu bedeuten hatte. Aber je konzentrierter sie seinen Worten lauschte, desto mehr versetzten jene sie in Unglauben. Moment, sie war weder sein Besitz und was für ein Markt?  Nein - ganz sicher nicht! Nicht noch einmal. So langsam verlor sie dabei ihre Beherrschung und ihre Zurückhaltung endete mit einem Mal gänzlich bei diesem Gedanken, der alles andere aussetzen liess.

Du hinterhältiger, verräterischer Mistkerl!! Hatte die Lyvia also doch Recht, dass er sich nur hinter zweifelhaften, netten Worten versteckte und in Wahrheit nicht einmal die Luft wert war, die er dafür verbrauchte. Düstere Erinnerungen keimten in ihr auf, während Naheniel sie anpreiste, als wäre sie eine Schweinehälfte, die er mit einer hübschen rosa Schleife verkaufen wollte.  Aber das würde sie ganz sicher nie, nie wieder mit sich machen lassen - niemand hatte das Recht sie zu verkaufen oder als Besitz zu titulieren. 

Oh da hatte sie, egal wie klein sie war, ganz sicher noch ein Wörtchen mitzureden, auch wenn sich das mit diesem Wulst vor ihren Lippen schwierig gestaltete. Freya nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase. So tief, wie es der Griff des Wesens um ihren Körper erlaubte.

Das konnte jetzt enorm eklig werden, aber oh nein, sie würde das nicht so einfach mit sich machen lassen! Ganz bestimmt nicht. Sie nahm allen Mut zusammen und versuchte in dieses schlangenhafte Ding, welches ihr den Raum zum Sprechen nahm, mit aller Kraft hinein zu beißen, in der Annahme, es würde sie vielleicht loslassen, so dass sie den beiden zeigen konnte, dass sie weder irgendjemandes Besitz war oder sich dazu einfach machen liess. Ganz bestimmt nicht!
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
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Tanuri
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#295

Beitrag: # 52270Beitrag Tanuri »

Eiligen Schrittes eilte Vargus herbei, als sich aus den Schatten des Felsendoms Silhouetten dreier Personen abzuzeichnen begannen. Lange genug war er hier schon ein Diener des Tempels um zu wissen, dass der Dom sich durch Magie selbst schützte und es sich somit nicht um ungebetene Gäste handeln konnte, die versuchten einzudringen.
Vereinzelt suchten die Gläubigen den Felsendom mittels Teleportationszauber auf. Auch wenn er nicht besonders praktikabel war, da er den Zaubernden zunächst ziemlich schwächte, auf dass er sich nicht mehr bewegen konnte.
Somit hätte es ihn nicht sonderlich gekümmert, wenn plötzlich einer der Diener des Herrn mitten im Dom aufgrund jenes Zaubers erschienen wäre. Es kam zwar nicht häufig vor, aber sonderlich ungewöhnlich war es nun mal auch nicht.
Aber drei? Nun, das war durchaus etwas, was es näher zu betrachten galt.

Als die Schatten anfingen sich in immer klarere Formen zu wandeln, war es Lyvia, die er als Erste erkannte. Als er näher trat, sah er, dass die zwei anderen Körper reglos am Boden lagen. Es war noch schwer für ihn zu erkennen, um wen es sich handelte, da er sich noch zu weit weg befand und sie teilweise verborgen hinter Lyvias Schwingen waren.
Beim großen Herrn, er konnte nur hoffen, dass es dabei nicht um Freya handelte. Wäre dem so, so hätte er wohl einiges zu erklären und konnte nur mehrere Gebete gen Ogrimar senden, dass er nicht seinen Kopf verlieren würde.
 



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Wieder war sie da, die Stimme des Nichts, die für sie weder greifbar und schon gleich gar nicht deutbar war. Woher kam sie? Was waren ihre Absichten? Viele scharfe Worte hatte sie ihr zu bieten. Worte, die ihren Geist umschlossen und drohten, sie noch mehr dorthin zu fesseln, wo sie derzeit verloren schien. Sie hätte der weitaus freundlicheren Stimme folgen sollen, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Aber offenbar war sie nicht schnell genug gewesen, die richtige Entscheidung zu treffen und auf sie weiter zuzugehen. Denn so plötzlich wie sie gekommen war, war sie auch wieder verschwunden. Und doch, es hatte sich etwas verändert. Sie hatte die Worte der Frau nicht wirklich verstanden, wusste sie nicht einzuordnen.

Freya.
Irgendetwas hatte bei der Nennung dieses Namens in ihrem Unterbewusstsein gekitzelt, ganz sacht, wie eine kleine Feder, hatte es etwas berührt. Auch wenn sie es, trotz allergrößter Anstrengung nicht schaffte, dem Namen ein Gesicht zu geben. Doch da war etwas gewesen.
Warme, mächtige Worte, die versucht hatten mit aller Anstrengung ihren Lebenswillen aufrecht zu erhalten, verwoben mit uralter Magie, die selbst für solch‘  eine gelehrige Schülerin wie Freya es ist, doch mehr als ungewöhnlich waren.

Schülerin.
Wieso war ihr dieser Gedanke gekommen? Seltsam.
Aber sie schaffte es nicht, diesen festzuhalten und sich weiter daran zu orientieren. Sich langsam auf diesem sehr schmalen Pfad, der sich ein hohes Gebirge hinaufschlängelte, weiter zu bewegen, um die Spitze zu erklimmen und sich dort vielleicht wieder an alles zu erinnern. Das große Ganze zu überblicken und den Nebel des Vergessens hinter sich zu lassen. Ständig drohte sie auf dem lockeren Geröll des Berges abzustürzen und in dem tödlichen Abgrund zu verschwinden.

Trotzdem war da etwas gewesen, als der Name Freyas gefallen war. Etwas, das nicht einfach wieder so aus ihrem Geist verschwand, so wie es die Erinnerungen taten. Es war viel mehr ein Gefühl, eine Verbundenheit, die es nicht nötig hatte, an Erinnerungen gekoppelt zu sein. So bemüht die Stimme des Nichts auch war, weitere Zweifel in ihr zu säen und sie somit des Willens zu berauben, aus ihrem Gefängnis auszubrechen, es gelang ihr nicht vollends. Vielleicht wäre es ihr sogar gelungen, wenn ihr da nicht ein kleiner Fehler runterlaufen wäre.
Auch wenn Tanuri langsam, nach und nach, alle Erinnerungen zu entgleiten schienen, an eins würde sie sich immer erinnern können: So undurchsichtig sein Wille auch oft war, so schwer der Weg, den er einem jeden zugedacht hatte sein mochte und so unlösbar die Rätsel, die er einem aufgab, einem erschienen: Jeder von Ogrimars Kindern hatte seine Bestimmung. Sie alle hatten ihren Platz. Auch sie. Und noch hatte sich ihre Bestimmung nicht erfüllt.  
 
Wer, oder was auch immer diese Stimme war, die versuchte, ihr den Tod schmackhaft zu machen, sie durfte nicht gewinnen.

Und ich, ich darf kein weiteres Mal versagen.

Zwar war sie immer noch  gefangen und alleine würde sie den Ausweg nur schwerlich finden können, doch langsam begannen sich die schneidend, kalten Fesseln zu lösen, die sie betäubt hatten. Die eisigen, schweren Ketten, die sich unerbittlich um ihren Körper gelegt hatten, wurden schwächer und verloren ihre Macht über sie. Auch wenn sie ihre Augen weiterhin fest verschlossen hielt und der Ausgang aus der Finsternis und des Vergessens für ihr Innerstes noch nicht gefunden war, gelang es ihr, zumindest ein wenig Kontrolle über ihren Körper zurück zu erlangen. Etwas sagte ihr, dass jener nicht alleine war. Gab ihr die Versicherung, dass sie nicht ins Leere greifen würde, wenn sie nun ihre Hand ausstreckte. Also tat sie dies und umschloss mit ihren kühlen Fingern das Handgelenk Lyvias, um sich daran festzuhalten und nicht weiter in den Abgrund zu rutschen.
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


Bild
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
Fungus
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#296

Beitrag: # 52271Beitrag Fungus »

Na schau mal einer an. Er war tatsächlich hier. Und er hatte gedacht, es wäre nur das kleine Schlammwesen, das ihm ins Netz gegangen war. Immerhin war es so, dass er eigentlich nicht viel auf das Geflüster der Bäume oder das Geschwätz der Wesen gegeben oder gar gewettet hätte.

Oh - er hatte seine Augen und Ohren überall. Aber viele Informationen waren eben nicht annähernd jene Zeit wert, die man an sie vergeudete. Das meiste davon war nicht mehr als verschwendete Luft, wodurch sich der ein oder andere wichtig tuen wollte. Aber mancher Tratsch stellte sich doch tatsächlich als Wahrheit heraus.

Sein rechtes Auge wand sich schlängelnd durch den Dunst hindurch, um es daher selbst zu sehen und sich ein Bild von ihm zu machen.

Einer Kobra gleich richtete es sich vor Naheniel auf, während der gleissend glühende Augapfel ihn unter dem halbgeschlossenen Wimpernlosen Lid abschätzend betrachtete. Er wagte sich tatsächlich hier her. Schau an, schau an.
   
„Alter Freund.“

Oh sie beide hatten ihre Vergangenheit und bei jener Wahl der Titulierung, hatte scheinbar einer von ihnen doch extreme Wissenslücken. Immerhin Freundschaft war wohl kaum ein Teil dessen gewesen, was sie verband oder ein treffender Begriff um ihre Begegnungen zu beschreiben. Hörbar nahm er einen tiefen Zug von seiner Pfeife.  Meinte der Magier wirklich, dass ihn seine Worte dazu bewegen würden, das kleine Ding loszulassen?
 
„Hmm.“

Nachdenklich spie er den Rauch aus ohne Anstalten zu machen, seinen Griff zu lockern. Wohl eher nicht, auch wenn der Gedanke es zu verschlingen in Anbetracht von Naheniels  Anwesenheit ein wenig in den Hintergrund glitt, da es wohl, aus welchen Gründen auch immer, mit ihm hier war. Und genau diesen Gründen wollte er auf die Spur kommen.

Fraglich also was er hier zum einen wirklich wollte und zum anderen, was es mit dem kleinen Wesen auf sich hatte, da er nicht davon ausging, das der Markt Naheniels eigentliches Ziel sein würde. Aber gut, es war auch nicht zu erwarten gewesen, dass er gerade ihm seine Pläne offenlegte. Das wäre auch zu einfach. Doch sollte er ruhig meinen, er könnte ihm Wasser als Wein verkaufen. Für den Moment würde er sicherlich dieses kleine Schmierentheater mitspielen und sofern es nicht lohnenswert erwies, konnte er Naheniel immer noch ausliefern und entscheiden, ob er das Ding verspeisen oder selbst verkaufen würde.
 
„Das Ding gehört Dir? Amüsant. “

Eine hörbare Ironie hatte sich in die samtige Stimme geschlichen, wobei er gekünstelt auflachte. Gehörte traf es sicherlich besser, oder nicht? Immerhin, was –ja was genau- gedachte jener schon  dagegen zu tun?
 
   
„Du wagst dich für so ein kleines Ding hierher, um es auf dem Markt zu verkaufen? Für wie dumm hälst Du mich?“
    
Sein fachmännischer Blick musterte Freya dennoch mit einem Auge routiniert und er nahm keinerlei Blatt vor den Mund die Mängel an dem Subjekt umgehend zu kommentieren.

 
„Was, alter Freund, denkst du denn, für so etwas auf dem Markt zu bekommen? Seien wir ehrlich, was immer es ist, es ist dreckig, laut und bereits mehr als beschädigt.“

Noch während er sprach, besaß das zappelnde Ding doch tatsächlich die Frechheit ihn beißen zu wollen. Fast schon entzückend, wie es sich mutig wand, und vielleicht doch einen genaueren Blick wert.

Das musternde Auge verengte sich fast ein wenig verärgert, ebenso wie sein Griff selbst um das zappelnde Ding, um es in die Schranken zu weisen und der Luft zu berauben, damit es außer Gefecht gesetzt blieb. Wenn Erwachsene sich unterhielten, hatten so kleine Dinger strikt den Mund zu halten. Fügsamkeit hatte man es wohl nicht gelehrt.

Langsam zog er das in sich zusammengesackte Ding mit seinem Tentakelauge näher zu sich heran. Fünf Augen sahen immerhin mehr als eines. Und eines seiner sechs Augen liess er wohlwissend auf Naheniel ruhen.
     
„Wem willst Du so etwas andrehen? Hm? Das Bein ist offenbar angeschlagen, es ist bissig und wenn wir darüber schon reden, ist es scheinbar nicht einmal dazu in der Lage, da ihm die Zähne fehlen.“
   
Kurz nur lockerte er dennoch etwas den Griff, bevor dem zerbrechlichen Ding am Ende vollkommen die Luft ausging, denn schon jetzt hing es nur noch schlaff in seiner baumelnd Umarmung herab, während er es von allen Seiten betrachtete. Na was war denn das. Sein linkes Auge blickte an dem kleinen schlaffen Arm hinunter. So.. so Interessant.  
    

„Überlege dir, was du dafür haben willst und ich denk derweil darüber nach, ob ich dir stattdessen anbiete, dir einfach dein Leben zu lassen. Und das ist bereits mehr, als das kleine Wesen wert ist.“
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- Ein Vertrag ohne Kleingedrucktes ist das Werk eines Idioten -
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Naheniel
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#297

Beitrag: # 52273Beitrag Naheniel »

„Fungus, ich bitte Dich.“
Mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen legte Naheniel seinen Kopf etwas zur Seite.
"Wir wissen doch beide sehr gut, dass diese jungen Dinger nichts für Dich und Deine Kunden sind.
Lass mich Dich an Deine letzte, nicht ganz so legale, Auktion in Deinem Blätterpalast erinnern.
Sind nicht viel eher die Nichtmenschlichen Dein Metier?“

leicht senkte er seine Stimme zu einem aufgesetzt verschwörerischen Flüstern,
„man munkelt, Du hättest selbst eine ganz stattliche Sammlung derer vorzuweisen, die vorne wie hinten, nun ja, wie soll ich es sagen, gleich bestückt sind, um zwei Kunden allerlei Wünsche zu erfüllen?“
Sein Lächeln erstarb so schnell wie es gekommen war und anstatt in das Auge zu sehen, wand er seinen Blick wieder nach oben zu den Nebelschwaden, wohin Freya soeben verschwunden war.

„Was also würdest Du mit einem kleinen Mädchen anfangen wollen, noch dazu schadhaft, wie Du ja selbst schon so aufmerksam bemerkt hast?“
In seiner Stimme schwang so etwas wie Bedauern mit. Sehen konnte er Freya ja nicht mehr, aber zumindest so tun, als würde er sie vor seinem inneren Auge ganz genau mustern um ihren derzeitigen Preis einschätzen zu können.
„Traurig ja, da mache ich mir schon die Arbeit und zerre sie durch das halbe Land, um sie in die Stadt der zwei Himmelsrichtungen zu bringen. Aber was kann ich am Ende dafür erwarten?“


Eine Stadt, die ihrem Namen alle Ehre machte. Es gab nur Westen und nur Osten.
Die Sonne war gezwungen, sobald sie im Osten am Horizont erschien, wieder in den Westen zu wandern und dort ihr Nachtquartier einzunehmen.
Somit war der Tag nur einige Minuten lang, da sie sich nicht am Süden orientieren und dort entlang spazieren konnte, die Nacht allerdings zeigte sich in all ihrer Pracht für umso mehr Stunden.
Stunden in der Dunkelheit, die wunderbar für das ein oder andere ertragreiche Geschäft am Markt der roten Sandstürme genutzt werden konnte. Ebenfalls ein Name, der wohlweislich gewählt worden war, denn Stürme und Sand gab es in dieser Umgebung nämlich mehr als reichlich.
Durch die ausbleibenden Sonnenstrahlen kam es zu keiner Vegetation, weshalb alles dort nur aus Sand und Stein bestand.
Selbst die Körper der Einwohner schienen von Schichten aus glitzerndem Sand überzogen und man musste befürchten, dass sie in sich zusammenfielen, sobald man sie berührte.
 

„Offenbar stellt sich eines immer deutlicher heraus: Je mehr Schritte ich mit ihr mache, desto unbrauchbarer wird sie.
Im Gegensatz zu Dir allerdings,“ 
mit jenen Worten blickte er wieder direkt in den glühenden Augapfel, der sich ihm entgegenstreckte,
„weiß ich, wer sie mir immer noch zu einem stattlichen Preis abnehmen würde, selbst wenn ihr das ein oder andere Bein auf unserer Reise abhanden kommt.
Das Einzige was Du mit ihr hättest, wäre anstrengende Arbeit.“

Fast schon unmerklich zuckte ein leichtes Zwinkern über eines seiner Augen.
„Und glaube mir, ich weiß wovon ich spreche." 

Er erhob eine seiner Hände zu einer freundschaftlichen Geste.
"Der alten Tage wegen, lass mich Dir die Arbeit abnehmen und es für Dich Aufzählen:
Nicht nur, dass Du dafür Sorge tragen müsstest, sie nicht weiter zu beschädigen.
In dem Zustand in dem sie sich derzeit befindet müsstest Du entweder gleich jemanden finden, der sich ihrer annimmt und mit ihren Innereien und ihrer angerissenen, noch dazu weißen und somit unattraktiven Haut gute Preise erzielt, indem er sie vorher bearbeitet oder Du verkaufst sie mit völligem Wertverlust, nur um sie schnell loszuwerden.
Ich meine, Du kennst die Umgebung hier besser als ich, aber wir wissen beide, dass so kleine Dinger mit einem derart lauten Organ ziemlich schnell die Aufmerksamkeit einiger finsterer Gesellen erwecken, die selbst vor Deiner,“

es zauberte sich wieder ein mehr als überhebliches Lächeln auf seine Lippen, als er mit strahlenden Augen direkt in Fungus eines Auge sah, „stattlichen Erscheinung nicht besonders viel Respekt haben.
 
Die Frage die Du Dir also stellen solltest ist jene:“
er wusste sehr wohl, dass Fungus mit seinen Augen nicht hören konnte, dennoch, mit was sonst sollte er an dieser Stelle sprechen,
„willst Du dir diesen Aufwand wirklich antun?

Du und ich, wir wissen beide, dass Du eines ganz besonders scheust: Anstrengung.
Was uns schon zum nächsten Punkt bringt: Nicht nur, dass Du Dich um diese Ware aus zweiter Hand kümmern müsstest, nein, Du müsstest mich auch noch umbringen.
Welcher Punkt von beiden nun die größere Mühe für Dich wäre, sei an dieser Stelle ganz Dir selbst überlassen.“


Fungus mochte in jungen Jahren vielleicht einmal wendig und ein ernst zunehmender Gegner gewesen sein.
Doch mit den Jahren seines Erfolges auf den Märkten der Kuriositäten, in der normalen Welt wäre wohl der Begriff Schwarzmarkt angebracht gewesen, war die Wendigkeit seines Körpers gewichen.
Er hatte nun allerhand Handlanger, die für ihn jene Dienste verrichteten, zu welchen er längst nicht mehr in der Lage war.
Doch eines durfte man nie vergessen, er mochte in seiner körperlichen Verfassung durchaus einige Einbußen aufzählen, jene machte er aber mit der Gerissenheit seines Geistes mehr als wieder wett.
Darüber konnte auch der exorbitante Konsum einiger besonderer Kräuter nicht hinwegtäuschen.
Wer also den Fehler beging und ihn dahingehend unterschätzte, hatte oft nicht einmal mehr die Zeit, diesen Fehler selbst zu erkennen und ihn zu bereuen.


„Oder willst Du sie etwa selbst behalten?“
Ungläubig riss Naheniel seine Augen auf und blickte an dem glitschigen Auge vorbei weiter hinauf in die Nebelschwaden.
Zwar konnte er Fungus nach wie vor nicht sehen und doch sah er genau in seine Richtung.
„Du wirst doch auf Deine alten Tage nicht etwa sentimental werden und Dir Gesellschaft wünschen?
Ausgestopfte Ware ist doch so gar nicht Dein Stil und so schwer vorstellbar es bei Deinem außergewöhnlichen Umfang es auch sein mag, bist Du meines Wissens nach immer noch ein Pflanzenfresser.“

Seine letzten Worte waren eher ein Murmeln wie ein lautes Aussprechen, zu sehr verärgern wollte er sein Gegenüber eben doch nicht.
Noch wusste er schließlich nicht, ob sie nur zufällig über eine seiner Außendomizile gestolpert waren und er alleine war, oder ob sie schon länger von seinen Schergen verfolgt wurden und Fungus nur aufgrund ihrer Beobachtungen hierher gelangt war.
"Welchen Wert hätte dieses quengelnde Ding also für Deinen Privatgebrauch?
Noch dazu ist es doch wirklich nur billiger Plunder.“
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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-Freya-
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#298

Beitrag: # 52274Beitrag -Freya- »

Mit aller Kraft krallten sich Freyas Finger in das Ding, welches ihr die Luft beinahe abschnürte. Verzweifelt versuchte sie sich mit ihren Fingernägeln in die glatte glitschige Haut zu Krallen, um Halt zu finden.
Die Annahme, dass es enorm eklig werden würde, wenn sie zubiss, nun es war eine absolute Untertreibung. Es war vermutlich das widerlichste, was sie je getan hatte und jemals tun würde.


Fieberhaft und mühevoll versuchte sie mit ihren kleinen Milchzähnen die glitschige Haut zu durchtrennen, in der vagen Hoffnung ihm wehzutun, damit er oder es seinen Griff lockerte oder sie sogar loslassen würde. Keineswegs würde sie da mitspielen, geschweige denn sich verscherbeln lassen.

Doch nichts dergleichen geschah. Eher trat das genaue Gegenteil dessen ein, was sie erhofft hatte.

Der Geschmack bitterer Galle, brennend und beißend erfüllte ihre Mundhöhle und sie war unfähig es auszuspucken, während der Griff sich abermals verstärkte und sie gleichzeitig den Halt unter ihren Füssen verlor. Allein um nicht zu ersticken -und erst recht nicht an diesem widerlichen Blut- versuchte sie mit ihren Händen abermals die Schlinge um ihren Hals zu lockern und strampelte mit aller Kraft mit ihren Beinen in der Luft. Doch kämpfte sie gegen etwas, dass ihr an körperlicher Kraft massiv überlegen war. Freya spürte nur, wie alles um sie herum offenbar sich zu drehen begann und der Mangel an Atem dazu führte, dass sie benommen wurde. Eine Müdigkeit und eine aufkeimende Leichtigkeit, die sie versuchte zu erfassen und von ihr besitz zu ergreifen.

So war es mehr ein Dämmerzustand, in dem Freya nun dem wahren Umfang von Fungus wahrnahm, als er sie auf seine Höhe gehoben hatte und sie, ihm gegenüber, in der Luft schwebte.

Fungus, der sie offenbar mit unzählig vielen Augen betrachtete, während die Worte, die Naheniel und er unverhohlen austauschten ihr fast wie ein schlechter Traum vorkamen. Doch eines wurde immer gewisser. Naheniel wusste sehr genau wo sie waren, was das hier war, er kannte die Umgebung und die Wesen. Doch warum, bei Ogrimar, hatte er sie hergeholt? War er wirklich so eine falsche Schlange? War es von vornherein etwa vielleicht geplant? Aber wieso?

~Unbrauchbar? Ihre Innereien und ihre Haut? ~
Seine Worte, aber ebenso die Ruhe mit der er sie sprach, wirkten auf jeden Fall, als würde er so etwas jeden Tag machen. So als würde Naheniel auf dem Markt ein lahmendes Pony anpreisen und an den meistbietenden verkaufen. War es das, was sie in Wirklichkeit war? Laut und quengelnd? Hatte er sie hier nur hergelockt und am Ende gerettet, um sich eine goldene Nase zu verdienen? Das durfte alles nicht wirklich wahr sein und wenn sie hier irgendwie herauskommen würde, dann würde sie ihm zeigen, wie unbrauchbar sie war.

~Ich hasse Dich~ huschte es durch ihre Gedanken. Gedanken, welche bereits einige Wunden und Narben trugen, die Naheniel soeben kunstvoll aufs neue aufriss.

Immer wieder versuchte Freya ihre Lider zu heben und gegen Fungus‘ Tentakel anzukämpfen, auch wenn der Rest ihres Körpers aufgegeben zu haben schien. Aber die Wut und die aufkeimenden Zweifel und nicht zuletzt der Wille sich zu befreien tobten so sehr in ihrem Inneren, dass sie nicht gewillt war, sich ihrem Schicksal hinzugeben. Sie wollte ganz bestimmt nicht hier bleiben. Nein. Sie wollte zurück zu ihrem Vater, zu ihrer Schwester und auch zu Tanuri. Und unter diesen Umständen vor allem ganz weit weg von Naheniel.


Ihre verengten kraftlosen Augen musterten das Ding, welches sie in seinem eisernen Griff gefangen hielt. Fungus sah einfach nur widerwärtig aus. Eine surreale Laune der Natur. Fünf Augen schienen auf sie gerichtet oder waren es mehr? Sie alle samt blickten sie mit glühenden Augäpfeln an, die sich bedrohlich innerhalb der Dunstwolke seiner Pfeife abzeichneten.

Sein wulstiger Körper mit seinen vielen Armen – oder waren es Beine?- glänzte in dem ungesunden grünlichen Zwielicht in einem unnatürlichen Blau, während sich in seinen Hautfalten überall kleine Pilze und andere Gewächse angesiedelt hatten. Kleine Dunstwolken gingen von ihnen aus, jedoch war Geruch, welcher sie am meisten einnebelte jener, der seinem Maul entstammte, als er den Rauch der Pfeife in ihre Richtung blies.


Vielleicht würde sie sich befreien können, wenn sie, so wie Lyvia es ihr gezeigt hatte... weiter kam sie nicht, als die schwere nach Kräutern duftende Nebelwolke sie umfing....
Bild

♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
Fungus
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#299

Beitrag: # 52275Beitrag Fungus »

„Schlaf kleines Mädchen.“

Flüsterte Fungus fast unhörbar, als er Freya in den Nebel tauchte und den Saum ihres Kleidchens dabei durch die Luft tanzen liess, so dass Naheniel es sehen konnte. Wohl kaum würde er das Geschnatter oder die Einwände des kleinen Wesens brauchen, geschweige denn im Moment als hilfreich betrachten. Immerhin redete er hier nicht mit irgendeinem trotteligen Warzen-Kobold, sondern mit ihm. Naheniel.

Einem mehr als doppelzüngigen verschlagenen Wesen, den er, trotz seiner eigenen bereits erlangten Macht, keineswegs unterschätzte.

 
„Was ich will, ist erst einmal nicht die Frage, alter Freund.“ 
 
Antwortete er fast gelangweilt auf den Monolog des Seraphim und nahm hörbar einen weiteren Zug von dem Kraut.
 

 „Du hast nicht Unrecht. Ich habe deutlich ansehnlichere und nützlichere Objekte als dieses in meinem Palast.“
 
So ein kleines lautes Ding würde selbst ihm den Verstand rauben. Naheniel hatte dabei schon Recht. Allerdings waren kleine flinke Wesen etwas, dass er durchaus brauchen konnte, um an Informationen zu gelangen oder die ein oder andere Sache zu besorgen. Aber da es sich offenbar nicht einmal lautlos bewegen konnte, war es in keiner Form für ihn zu gebrauchen.

Das einzige, was es im Augenblick interessant machte, war der Bezug zu Naheniel. Fungus blickte ein weiteres Mal auf das Mal an dem Handgelenk des Mädchens. Hatte der schwarze Schmetterling davon nicht von etwas dergleichen erzählt? Er sollte vielleicht seine Kräuter besonnener dosieren. Aber etwas sagte ihm, das die Verbindung der beiden eine vollkommen andere war, als Naheniel ihm verkaufen wollte, schließlich hatte er den Blick des kleinen Wesens gewesen und den nicht zuletzt aufgeregten Herzschlag gehört, was ihn eher annehmen liess, dass es eher wütend als ängstlich gewesen war.
   

„Au contraire, Naheniel. Wenn du von Sentimentalität sprichst, der aufgesetzte Großmut steht dir ebenso wenig zu Gesicht.“
    
Behutsam zog er Freya näher zu sich heran. Wenn er nicht bereit wäre zu sprechen. Wer weiß, vielleicht würde sie ja in Anbetracht der Lage gesprächiger sein?
  
„Noch habe ich keine Entscheidung getroffen, was ich mit dem kleinen Mädchen machen werde, geschweige denn mit Dir.“
  
Jenes Auge, welches unentwegt auf Naheniel ruhte verengte sich leicht ohne sich auch nur einen Millimeter von jenem zu distanzieren.
   
„Da Du mir keinen Preis nennen willst, gehe ich davon aus, dass hinter deiner charmanten hilfsbereiten Art mit das Ding auszureden ein anderer Hintergrund für Deine Anwesenheit steckt.“
    
N
un auch wenn man dank seiner kleinen Menagerie durchaus vielleicht annehmen mochte, dass er gewisse Vergnügen bevorzugte, so war am Ende das meiste eher ein Lockmittel für seine Waren oder dienten dem Amüsement seiner Kunden.
   

„Sag, alter Freund. Was willst Du wirklich hier? Wir wissen beide, du wirst dich sicher nicht wegen eines fadenscheinigen Geschäftes für ein kaputtes Wesen herwagen.
Geschweige denn, dass ein solcher Handel nicht vor mir verborgen geblieben wäre.“
   
Oh so dumm wäre er wohl kaum. Überheblich ganz bestimmt, aber nicht vollkommen dämlich. Er hatte sich immerhin einige ’Freunde‘ gemacht. Fraglich, ob Naheniel sich mit ihm einen weiteren machen wollte oder aber bereit war ihm ein unmoralisches Angebot für sein Schweigen zu unterbreiten.

Fast liebevoll strich er mit einer seiner vielen Hände  über die kleine rötliche Wange des kleinen Wesens, als würde er sie schon als Sein ansehen.
     
„Natürlich, könnten wir auch dein kleines Haustier  fragen. Irgendwie habe ich das Gefühl, es hätte sogar eine Menge zu erzählen?“
Ganz behutsam strich der spitze Nagel aus verdicktem Horn über die zarte Haut Freyas und hinterließ eine kleine feine rötliche Spur zerteilter Haut, nicht mehr als ein Kratzer, indem sich minimale Tröpfchen von Blut hervorwagten. Wie zerbrechlich es war. Wohl kaum würde er dafür auch nur im Ansatz etwas bekommen, was das Risiko aufwiegen würde, hier aufzutauchen. Fungus nahm einen tiefen Atemzug von seiner Pfeife, bevor das Auge vor Naheniel ihm gefährlich nahe kam und die Stimme über jenem schneidend an ernst gewann.
   
„Du weißt, dass man dich jagt. Darum, überlege nun noch einmal ganz genau, ob du meine Intelligenz beleidigen möchtest und  nenne mir einen guten Grund,
warum ich dich ihm nicht direkt vor die Füße werfen sollte und das kleine Ding einfach mein Eigen nenne, alter Freund.“
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- Ein Vertrag ohne Kleingedrucktes ist das Werk eines Idioten -
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Haedinn
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Beitrag: # 52276Beitrag Haedinn »

Unsichtbar und geisterhaft hatte er die Geschehnisse beobachtet und war dem herzlichen Schlagabtausch zwischen Fungus und Naheniel amüsiert gefolgt. Fungus schien es während seines Gespräches entgangen zu sein, wie Haedinn es sich auf seinem Rücken gemütlich gemacht und dabei genießerisch an seinen blutigen Krallen geleckt hatte. Da es nun aber doch zu scheinbar nutzloser und noch dazu unangebrachter Gewalt kam, erhob er seine raue Stimme.  

„Ich weise ja nur ungerne auf das ohnehin Offensichtliche hin, aber wenn du noch weiter so an diesem Dingchen herumdrückst, wirst du bald nichts mehr haben, um das es sich noch zu verhandeln lohnt.“ Mit einem herzhaften Gähnen streckte das Tier seinen Rücken und schüttelte sein linkes vorderes und das rechte hintere Bein aus. Nach und nach hoben sich dabei die wirren, leuchtend roten Zeichnungen auf seinem dürren und ausgemergelten Körper ab, als er langsam sichtbar wurde.  

„Oh dieser Duft!“ Erregt riss Haedinn die Augen auf, bevor er sie genüsslich wieder schloss. Dann drehte er sich einige Male verzückt um sich selbst, warf sich  inbrünstig mit einem Schwung auf den Rücken und schmiegte sich mit einem seltsamen Geräusch, welches aus seiner Kehle kam, an Fungus Rücken entlang. Das spärliche Fell, welches ihm noch geblieben war, begann sich in alle Richtungen aufzustellen und verdeckte sogar Teile seines aus nur Knochen bestehenden Brustkorbes, der nur noch an wenigen Stellen mit ledrig, grauer Haut bedeckt war.
Man konnte es zunächst für eine optische Täuschung halten, aber beobachtete man ihn genau, konnte man durchaus sein schlagendes Herz sehen, welches immer und immer wieder gegen seine Rippen pochte, sich gegen jene drückte und einem dabei wahnsinnig entgegen grinste.
Ganz von Sinnen rieb er sich immer stärker an Fungus Rücken und vergaß dabei das, was um ihn herum geschah.
 

Als er sich genug an dem Geruch, den Fungus ausströmte, ergötzt hatte, schüttelte er sich einmal kräftig und zog seinen Stiefel wieder zurecht. Natürlich hatte er einstmals zwei dieser prächtigen Stücke besessen, schließlich gehörte es sich so für einen Kopfgeldjäger von Welt, ein ordentliches Paar Treter zu besitzen. Doch hatte er den zweiten beim Kartenspiel gegen die Zwillinge versetzt. Einer eigentlich dümmer als der andere. Aber, so war er der festen Überzeugung, hatten sie ihm etwas vergorenen Käse in sein Getränk gegeben. Und Käse, egal in welcher Form, vertrug er so gar nicht. Zumindest deutete der dicke Schädel, den er am nächsten Tag davon getragen hatte, darauf hin. Was die insgesamt vier Beine der Zwillinge mit nur einem Stiefel anstellen wollten, blieb ihm ein Rätsel. Nun, irgendwann würde er sich sein Eigentum schon zurückholen.

Wobei… Sein Blick glitt hinüber zu dem nicht mehr ganz so zappelnden Ding. Vielleicht hatte sie ja hübsche Stiefel, klein genug wären ihre Füße ja. Doch bevor er seine Gedanken, ob der Möglichkeit eines neuen Schuhwerkes zu Ende spinnen konnte, sprang er grazil von Fungus breitem Rücken hinunter und spazierte an ihm entlang, nicht ohne dabei, wie durch Zufall immer mal wieder an ihm entlang zu streichen. Der Duft war einfach schlichtweg zu betörend, als dass er ihn ignorieren hätte können.
 

„Darf ich dich daran erinnern, dass das Kopfgeld, welches der purpurne Kaiser auf ihn ausgesetzt hat, nur dann in voller Höhe ausbezahlt wird, wenn er lebend überbracht wird?Er schüttelte einige Male seinen Kopf, wobei die zahlreichen Ohrringe, die seine angenagten und zerlöcherten, fledermausgroßen Ohren schmückten, laut klimperten. „Ich will ja nicht anmaßend werden, aber wenn ich mich hier so umsehe – und glaube mir eins, meine Augen sind trotz deiner possierlichen Nebelfahne in perfekter Kondition – sehe ich niemanden, der dich dabei unterstützen würde ihn auch nur annähernd in einem Stück durch das Land zu bugsieren.“

Haedinn tippte Fungus mit einer seiner langen Krallen auf die Brust, während sein schmales Maul sich zu einem breiten Grinsen wandelte, welches einige scharfkantige Zähne zum Vorschein brachte. Nicht mehr ganz vollständig und mit Sicherheit nicht von dem weiß, wie es angebracht war, wenn man solch ein Lächeln zeigte. „Oder willst du ihn etwa gar nicht ihm überbringen, mein kleiner verschlagener Schmetterling?“ 
Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
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