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Naheniel
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#251

Beitrag: # 52158Beitrag Naheniel »

Du kannst Dich mir nicht entziehen, Freya.
Ganz gleich, wie sehr Du es versuchst. Dein Versuch, Dich gegen mich zu verwehren ist bedeutungslos.
Ich werde Dich immer und überall finden. Denn wir sind verbunden. Nur Dein Tod kann dieses Band durchschneiden.
Je schneller Du Dich damit abfindest, dass ich immer da sein werde, desto besser ist es für Dich, meine kleine Lady.
 



„Freya?“ Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit, als sie sich gegen seine Einladung aussprach. „Aber ich brauche Dich doch.“
So wie Du mich brauchst,
fügte er in Gedanken hinzu.

Er rückte näher an den Spiegel heran, betrachtete sie aus traurigen Augen. Was sie von ihm sehen konnte, das wusste er nicht. Aber er konnte ihn deutlich erkennen, den Zweifel in ihrem Gesicht.
Und er konnte es in ihrer Stimme hören, die plötzliche und für ihn nicht verständliche Missgunst, die sie ihm entgegenbrachte.
Hatten diese Schlangen von Gildenschwestern sie etwa derart verunsichert? Ihr weiterhin ihr Gift in ihre Ohren geträufelt und ihre Gefühle für ihn betäubt?

Mein kleines Mädchen, so verloren in dieser großen, kalten und für Dich so einsamen Welt. Hast Du etwa schon vergessen, was uns alles verbindet? Was nur wir beide miteinander teilen und nur uns beiden gehört? 

„Hast Du das Versprechen vergessen, dass wir immer Freunde sein werden?
Willst Du denn nicht mehr meine Freundin sein?“
seine Stimme war gesenkt, doch sie trug tiefen Schmerz, ob dieser Zurückweisung, in sich.
„Hast Du denn vergessen, wie besonders unsere Freundschaft ist?“
 
Immer noch reckte sich seine Hand in ihre Welt hinüber. Bot ihr unbeweglich seine Handfläche dar, ganz und gar bereit dafür, von ihr ergriffen zu werden.
Es war so einfach, sie musste nur ihre Hand nach ihm ausstrecken und in seine legen.Es zulassen und ihm ein weiteres Mal ihr Vertrauen schenken.
Dann würde er sie mitnehmen, in seine Welt. Und dort würde sie niemand mehr finden und zurückholen können.
Sie wäre endlich aus dem Kreis derer entrissen, die immer wieder aufs Neue versuchten, sie davon zu überzeugen, dass er nicht gut für sie wäre.
Neidisches Pack, das nicht bereit dazu war, die Unausweichlichkeit von Freyas Schicksal zu akzeptieren.
Aber er würde sie schon noch lehren, was es bedeutete, sich ihm und seinen Plänen in den Weg zu stellen.
Vielleicht hatte er bereits eine seiner Widersacher zu Fall gebracht. Sie wäre ein glänzendes Beispiel dafür, was er mit dem Rest tun würde, der sich gegen ihn wenden würde.
 
Komm nur wieder näher heran Freya und sieh Dir an, wofür sie verantwortlich ist. Sie, die Du so sehr schätzt und der Du trotz allem immer noch vertraust.
Sieh es Dir genau an, was sie mir angetan hat, weil sie nicht akzeptieren kann, wo Dein wahrer Platz ist.


„Freya, bitte, lass mich hier nicht alleine.“
 

Ich bestimme über Dein Schicksal. Du gehörst zu mir.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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-Freya-
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#252

Beitrag: # 52159Beitrag -Freya- »

Freya senkte ihre Lider, während sie sich näher an Lyvia drängte. Sie fühlte sich einfach kraftlos, ausgezehrt und innerlich aufgewühlt. Natürlich hatte sie ihr Versprechen nicht vergessen. Wie gemein war es nun, das von ihm zuhören. Von ihm, der sie ganz allein gelassen hatte, obwohl er ihr hatte helfen wollen. Sie hatte ihn ebenso gebraucht. Doch wo war er gewesen?

„Im Gegensatz zu Dir, weiß ich, was Freundschaft bedeutet!“

Kam es harscher über ihre Lippen, als sie zunächst eingeschätzt hatte. Ja ihre war etwas Besonderes. Etwas kostbares, wie sie angenommen hatte. Und doch hatte er sie mit ihren Problemen allein gelassen, war nicht für sie da gewesen. Stattdessen hatte er sich eine neue Freundin gesucht.

Sicherlich wusste Freya, dass er Schmerzen hatte, dass etwas oder jemand ihn verwundet hatte. Der beißende Schmerz in ihrer eigenen Schulter, welcher sich ihren Oberarm hinunterfraß, war ein Zeichen dafür, dass jene Worte, so sie von ihm stammten, der Wahrheit entsprechen mochten. Immerhin war die Realität hier mehr als nur verschwommen und noch immer mochte es ein Teil einer Prüfung oder Lektion sein. Aber wenn sie sich entscheiden musste, hier und jetzt, dann war diese Entscheidung einfach, auch wenn es gleichzeitig das schwerste war, was ihr über die Lippen gehen sollte, da die Vision von ihm sie zutiefst verletzt hatte.

„Ich muss zu Tanuri.“

Ihre Worte verloren an  Schärfe, wenngleich die Vehemenz dahinter nicht wich. Leise und gezeichnet von all den Dingen, die Freya gesehen und erlebt hatte, trugen sie nicht nur ihre Sorge und ihren Kummer mit sich, sondern auch, dass es eine Zerrissenheit in ihr gab, als sie es wagte ihren Beschluss deutlich auszusprechen. Aber sollte er doch dieses blauäugige Weib fragen. Scheinbar war sie auch etwas ganz Besonderes und der dunkle Vater selbst wusste, was er ihr alles versprochen hatte.

„Wir müssen zu Tanuri.“ Ihr Blick wandte sich schrägt hinauf, als sie dies hinzufügte, und suchte jenen von Lyvia, welche hinter ihr verweilte. Freundschaft, bedeutete so viel mehr, vielleicht würde Naheniel das auch irgendwann verstehen. Ja sie drei -Jeremias, Lyvia und sie- mussten heimkehren. Auch wenn das Mädchen nicht wusste, wie viel oder ob Lyvia überhaupt die Dinge hatte sehen können, die sie gesehen, gar durchlebt hatte. Es spielte für Freya aber auch keine Rolle in diesem Augenblick. Sie wollte den Schleier zwischen Schein und Sein lüften.

Ja, sie wollte einfach Gewissheit. Sollte sie versagt haben, in welcher Form auch immer, dann musste sie es einfach wissen. Auch wenn sie inständig hoffte, dass dies nicht der Fall sein würde. Nein, beim dunklen Lord, es durfte einfach nicht sein. Egal, was für eine dumme Fügung, Schicksal oder Plan des einzig Wahren dahinter stecken könnte. Wenn dies das ‚bereit‘ sein sollte, dann war Freya nämlich alles andere als das. Auch wenn sie ihre Grenzen bereits überschritten hatte, so würde sie auch jetzt nicht aufgeben, egal, was es sie noch kosten würde, neben all ihrer Kraft und ihrem Verstand.

„Ein Freund würde das verstehen. Wenn du ein solcher bist, gib den Weg frei. Bitte Naheniel!“ 

Vielleicht nicht ganz fair ohne tiefergehende Erklärung. Das wusste das Mädchen selbst. Aber auch bei all jener Magie, mit der Ogrimar Naheniel und sie miteinander verbunden hatte, und all jenen Fragen, die dieser Verbindung innewohnten, bedeutete das noch lange nicht, dass er für sie das wichtigste auf der ganzen Welt sein würde. Sicherlich nicht. Dennoch versuchte er ihr ein schlechtes Gewissen einzureden, was am Ende auch nicht ganz spurlos an Freya vorüber ging, denn irgendwie hatte er schon einen besonderen Platz in ihrem kleinen Herzen. Aber trotz allem  war Freya fähig ihm und seinen Drängen zu widerstehen. Was immer ihm widerfahren war, mochte schlimm und grausam gewesen sein, doch er würde es überleben. Freya konnte es spüren. Mehr als deutlich, so als wäre sie an seiner Seite. Bei der Priesterin verhielt es sich jedoch anders und genau das machte den Unterschied. So zog das Mädchen ihre Hand zurück, bereit die von Lyvia zu nehmen und mit ihnen heimzukehren. Es stand so viel auf dem Spiel und wenn er nicht bereit war dies zu akzeptieren, dann hatte die Lyvia womöglich Recht und er war am Ende vielleicht wahrlich nicht ihrer Freundschaft wert.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
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Lyvia
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#253

Beitrag: # 52160Beitrag Lyvia »

Sie selbst sieht nicht mehr als das schimmernde Portal, während sie hinter Freya verharrt. Doch nicht nur die Reaktion und das Gebaren Freyas verrieten ihr, sondern auch ihr Instinkt, jene Fähigkeit Dinge wahrzunehmen, die man nicht unbedingt sieht, verrieten ihr, dass es mehr als nur ein Portal ist. 
Die Worte Freyas bestätigen letztendlich, was bis dahin nicht mehr als ein Verdacht war. Und ebenso, dass ihre Ahnung bezüglich dessen wer, es ist, bestätigt sich in dem letzten Satz. Umso höher schätzt sie die Reaktion des Kinde, erfüllt sie diese fast schon ein wenig mit Stolz. Sie ahnt wie schwer die Entscheidung gewesen sein muss und wie es diese nun innerlich zerreißt, sie sich nun fühlen muss.

Lediglich ein Nicken bestätigt, das sie Freyas Entscheidung zur Kenntnis genommen hat und auch das sie bereit ist, ihr zu folgen, sie zu begleiten, egal wohin der Weg führt. Doch noch bevor sie einen Schritt irgendwo hinsetzen können, erhebt sich der schon fast vertraute wabernde dunkle Nebel aus dem Boden. Umhüllt alles um sie herum…auch das Portal. Ein Schatten schält sie auch dem Nebel und hält vor ihnen inne. Ebenso ein mittlerweile vermutlich vertrauter Anblick. Leicht senkt sie den Kopf, kaum mehr als eine Andeutung.

Meister!

Erklingt es leise und ungeachtet ihrer beider Geschichte noch immer mit dem nötigen Respekt. Sie ahnt das sein Auftauchen nicht ihr geschuldet ist. Und dennoch widerstrebt es ihr, in diesem Moment auch nur einen Zentimeter von Freyas Seite zu weichen. Fast trotzig reckt sich ihr schmales Kinn vor, während ihr Blick jeder Bewegung des Meister folgt. Doch die Gestalt in der schwarzen Kutte verharrt an jener Stelle, an welcher der Nebel ihn freigegeben hat. 

Leidglich eine angedeutete Handbewegung ist zu sehen und der Nebel weicht vom Portal zurück. Ganz langsam schreitet der Meister auf Freya zu uns für einen Moment ruht seine Hand auf dem Haupt des Kindes, bevor er auf das Portal deutet.

Du bist bereit!

Ohne ein weiteres Wort wendet er sich wieder um, um gleich darauf auf die ihm eigene erhabene Weise erneut mit dem Nebel zu verschmelzen. Nur Sekunden später ist der Spuk vorbei und alles erscheint wie zuvor.

 
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Naheniel
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#254

Beitrag: # 52161Beitrag Naheniel »

Kleines widerspenstiges Biest.
Er wusste, wenn er sie jetzt ziehen lassen würde, wäre es schwer, wieder an sie heran zu kommen. Sobald sie sich in den Schutz ihrer Gilde oder Familie begab, wäre sie kaum bis gar nicht mehr für ihn erreichbar.
Der Priesterin wäre es mit Sicherheit eine Freude, Freya bis ins kleinste Detail zu erzählen, was er getan hatte, soweit sie es denn noch konnte.
Und dann würde er sie verlieren. Was das am Ende für ihn bedeuten würde, mochte er sich an dieser Stelle nur ungern ausmalen.
Was es jedoch genau war, was ihr Vertrauen in ihn so derart erschüttert hatte, konnte er sich nicht erklären.
Konnte es tatsächlich nur das sein, was ihr von ihren sogenannten Freunden eingeflüstert worden war?
War sie denn so wankelmütig in ihrem jungen Geist, dass sie wegen ein paar schlechten Worten über ihn und Ermahnungen direkt ihre Freundschaft aufgeben wollte?
 
Fragend zog er seine Stirn kraus, betrachtete sie eingehend. Sie stand zu weit weg, als dass er seine Hand nach ihrem Gesicht ausstrecken und ihr tröstend über ihre Wange streichen konnte und so zeichnete er jene vertraute Geste nur in der Luft nach.
„Wieso glaubst Du, ich wüsste nicht, was Freundschaft ist? Meine Freundschaft zu Dir hat mich hierher gebracht!
Es hat mich so viel gekostet, Dich wiederzufinden. Du warst plötzlich verschwunden und ich hatte so große Sorge um Dich.
Als ich Dich und Deine Nähe nicht mehr gespürt habe, dachte ich, dass Du tot wärst, dass Du mich allein zurückgelassen hättest.“

Für einen kurzen Moment schloss er seine Lider, schluckte merklich, bevor er mit einem sanften Lächeln wieder zu ihr aufsah.
„Aber daran wollte ich einfach nicht glauben. Und so habe ich überall nach Dir gesucht. Woher hätte ich wissen sollen, wohin Du verschwunden bist?“
seine Stimme war weich und umschmeichelte ihren Geist.
Mit seinem Blick versuchte er sie zu durchdringen, wieder die Verbindung aufzubauen, die sie noch vor Kurzem zueinander gehabt hatten.
 
„Nur ein Zufall hat mich zu Dir geführt und nun bin ich hier. Ich habe Dich gefunden.
Oder ist es gar der Wille des einzig Wahren selbst? Er hat uns damals im Orakel zusammengeführt und er tut es heute wieder.

Und jetzt willst Du mich zurücklassen?“ wieder war es die Enttäuschung, die sich in seinen Zügen abzeichnete.

Aber er kam nicht weiter dazu, Freya weiterhin an ihre Freundschaft oder an die Bestimmung, die Ogrimar ihnen beiden vielleicht zugedacht hatte, zu erinnern.

Der plötzlich aufziehende Nebel, der sich um das Portal schloss, ließ es deutlich instabiler in seiner magischen Struktur werden.
Kaltes Eis legte sich als Zeichen dessen, dass die Verbindung in die Welt Freyas immer fragiler wurde, um seine Hand.
Schneidend drang der Schmerz durch seine Haut und mahnte ihn, seine Hand endlich zurückzuziehen, was er mit einem schnellen Ruck auch tat.
Trotzdem war sein Blick weiterhin unablässig auf die spiegelnde Oberfläche gerichtet, suchend nach Freya, doch nur noch schattenhaft waren die Personen für Naheniel zu erkennen.
Was, oder war es besser nach dem wer zu fragen, da auch immer mit Freya sprach, vermochte er nicht zu sagen.
Die Stimme zu die ihr sprach, war für ihn nur ein unverständliches Rauschen. Ganz anders als ihre eigene, die zuvor noch glasklar in seine Welt hineingedrungen war.
 
Er begann sie wieder zu verlieren, die Verbindung zu dem Mädchen. Ein weiteres Mal.
Gerade noch hätte er einfach nur zupacken müssen um sie mit sich zu ziehen.
Doch im nächsten Augenblick schien diese kurze Chance schon wieder verschenkt zu sein.
In jenem Moment hätte er sich selbst dafür ohrfeigen können, dass er es mit all den sinnlosen einschmeichelnden Worten versucht und sie sich nicht einfach gepackt hatte.
 

Doch dann, als er sie schon für verloren glaubte, lichtete sich der dichte Nebel. Die Gestalten die sich auf der anderen Seite des Portals befanden nahmen wieder Form an, waren für ihn wieder zu erkennen.
Naheniel vermochte nicht recht zu deuten, was geschehen war. Was er aber wusste war, dass er keine Zeit damit verschwenden konnte, sich darüber eingehender Gedanken zu machen.
„Dann ist wohl nun die Zeit unseres Abschieds gekommen.“
Er zeigte ihr ein müdes und trauriges Lächeln, versuchte dabei zu überspielen, was auch immer auf der anderen Seite stattgefunden hatte.
„Ich kann Dir den Weg nicht freigeben, denn ich stand Dir niemals in eben jenem. Ich war einfach hier.
Folgte dem Willen des dunklen Lords wieder bei Dir zu sein.“  

Seine Stimme hallte wie tausend Echos, dort wo sie sich befand. Lange würde die Verbindung nicht mehr halten.
Das Portal in seine Welt drohte in tausend Einzelteile zu zerbrechen, erste Risse in der Oberfläche zeugten davon, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde.

Gerade als er ihr ein weiteres, einladendes Lächeln schenken wollte, hörte er hinter sich ein lautes, markerschütterndes Kreischen.
Es schnitt durch die Stille, wie das schärfste aller Schwerter und ließ ihn deutlich zusammenfahren.
Naheniel warf einen unsicheren Blick über seine Schulter, als er die Erschütterung des Bodens unter sich spürte.
Zuerst schwach, dann immer stärker geriet die verkohlte Erde, auf die er stand, durch die donnernden Schritte ins Wanken. Eines jener Wesen, das schon immer hier gewesen war und danach trachtete, sich alles Leben einzuverleiben.
Wie hatte es ihn so schnell finden können?
Ein weiteres Mal, doch diesmal wesentlich lauter und näher, war sein wütendes Kreischen zu hören.
Gar schon ängstlich blickte Naheniel ein letztes Mal zu Freya, legte seine Hand auf die spiegelnde Oberfläche.
"Es darf mich nicht finden." flüsterte er leise. "Ich muss gehen. 

Aber genau das ist doch Dein Wunsch, nicht wahr?"
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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-Freya-
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#255

Beitrag: # 52163Beitrag -Freya- »

Naheniel, dessen Augen sie so klar sehen konnte, dass er nahezu ihr Gewissen angreifen konnte. Dass sie für ihn einem offenen Buch gleich preisgab, wie zielgenau seine Worte sie trafen. Ihre kleine Hand umschloss die von Lyvia einen kurzen Augenblick ein wenig fester, spürbar Halt oder gar einen Anker suchend, der sie erden könnte, ihr sagen würde, was in dem Moment, da sie ins Wanken geriet,  richtig oder falsch wäre.Er hatte sie gesucht und war wegen ihr, wo immer er auch war? Aber was war dann mit der Frau. Sie wusste, dass sie es sich nicht eingebildet hatte und doch sagte er ihr, dass er alles getan hatte, um sie, die Freya, zu finden, was ebenso bedeutete, dass er wegen ihr vermutlich angegriffen worden war. „Ogrimar hatte sie wieder zusammengeführt...“ ein bitterer Gedanke, wenn sie sich nun seinem Willen widersetzen würde und doch, was sollte sie tun.  Es würde ihr vielleicht sogar das Herz zerreißen. Tanuri... Naheniel..

Dunkelheit, sie erfüllte die Ebene mit einem Mal. Nebulös und erfüllt von einer Erhabenheit, die zwar nicht so erdrückend erschien, wie jene, die sie bereits hatte spüren dürfen, aber dennoch dafür Sorge trug, dass Freya ebenfalls kurz ihren Blick senkte, da sie erahnte, wem diese anhaftete. Jemand, der gar in jenem Moment aus der Finsternis schritt, da sie ins Wanken zu geraten drohte.

„Meister...“ flüsterte sie leise, bevor er an sie herantrat und für einen Moment dafür sorgte, dass Naheniels Abbild im Portal auf sie im nächsten Moment wie eine Prüfung ihres Willens gelten mochte.

Bereit. Ja sie war bereit heimzukehren. Mehr als das, sie wollte fort, gleich dem, wie viele Dinge sie lernen oder Mysterien sie entdecken könnte. Zu sehr hatte all dies an ihr gezerrt, ihren Geist verwundbar gemacht und ihre Kräfte in die Knie gezwungen. Wohl kaum würde sie ihm widersprechen, auch wenn sie es vielleicht anders sah. Den Alptraum nun zu beenden, um vielleicht in dem nächsten zu erwachen. Immerhin war sie im Ungewissen, was sie auf Althea selbst erwarten würde. Aber die Aussicht den Schrecken zu beenden, liess sie entsprechend handeln und so nickte das Mädchen bei seinen Worten, während seine Hand sich auf ihr Haupt legte. Bewegungslos verharrte sie unter jener Berührung und versuchte ihre Gedanken für sich zu behalten, bevor er sich von ihr entfernte.

Doch bevor sie noch hinterfragen konnte wie sie das anstellen konnten, war der Meister bereit nur noch ein Gespinst aus dunklen Schlieren, welches sich bereits vor ihren Augen mit der Finsternis selbst verschmolz und sie mit Lyvia, Jeremias und... Naheniel zurücklies. „Lyvia...“ kam es leise über ihre Lippen, aber dennoch schwang deutlich die Suche nach Rat, gar nach Hilfe mit, als sie abermals in die eisigen blauen Augen sah.

Es war keine Prüfung und es war an ihr offenbar eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Sein Blick traf sie an einem wunden Punkt in ihrer Brust. Einem verletzten Ort, welcher bereits mehr Schmerz in sich trug, als sie ertragen konnte. Doch  hallten noch immer Tanuris Worte in ihren Gedanken wider. Keine Schwäche zeigen. Dennoch ob sie langsam, fast zögerlich ihre Hand und erlag der Versuchung ihre Handfläche auf die schimmernde Oberfläche des Portals zu legen, dort, wo seine auf der anderen Seite den Spiegel berührte.

Es war, als könne sie das Kribbeln, die elektrisierende Magie, welche jedem Kontakt immer wieder anhaftete, spüren, wie es ihren Körper einnahm. „Wieso schreitest du nicht durch das Portal... Komm mit uns...“ flüsterte sie leise, während sie versucht war ihre Hand durch die Dunkelheit fahren zu lassen und um seine zu legen. Sie konnte das Donnern hinter ihm hören, die Risse in der fragilen Oberfläche sehen und doch was sollte sie tun? „Tanuri stirbt...wir müssen zu ihr“ kam es bebend über ihre Lippen, da sie es  zum ersten Mal wirklich aussprach und somit gewann die Aussage dahinter gleichzeitig eine gewisse Macht über sie. Aber was war nun der richtige Weg? Sie wollte am Ende weder die Schuld für seinen Tod auf sich lasten noch Tanuri ihrem Schicksal überlassen.

Mit einem Blinzeln sah sie auf zu Naheniel. Sie war verloren in der Dunkelheit und gleichzeitig wollte sie nicht mehr kämpfen. Sie wusste, dass Lyvia es sicherlich nicht guthieß, aber Freya hatte offenbar keine andere Wahl. Seine neue Freundin war nicht da und wenn nur ein Funken Wahrheit in seinen Worten lag, dann würde sein Blut an ihren Händen kleben, würde sie ihm ihre Hilfe verweigern. Und egal, wie wütend oder verletzt sie war, diese Schuld würde sie nicht tragen wollen.

Deutlich spürte Freya seine Nähe, seine Berührung, die Wärme seiner Handfläche unter ihrer, das magische Kribbeln, welches sie voneinander fernhielt, weil ein Griff so viele Dinge unkontrolliert offenbaren konnte und doch wirkte es, als wäre es real, als wäre er direkt vor ihr. Doch im selben Atemzug war Freya unfähig dies mit Bestimmtheit zu sagen, sicher zu sein, dass er es wirklich war. Sie wusste nur, dass egal, wie sehr sie ihn verflucht hatte, etwas in ihr tiefer mit ihm verbunden war, als sie sich bewusst gewesen ist. Eine Verbundenheit, welche ihm ins Gesicht schreien wollte, dass sie das ganz sicher nicht wollte. Nein er sollte bleiben, bei ihr. Ganz so wie es offenbar bestimmt zu sein schien.

„Es darf dich nicht finden?  Was darf dich nicht finden...“ Ihre Fingerspitzen durchdrangen die Dunkelheit, so als wäre sie nicht mehr als tiefes Wasser kleine Kreise wabberten an jener Stelle, wo ihre Hand sich in der Finsternis verlor.

„Dann nimm meine Hand.“ Sie konnte es spüren. Ihre Fingerspitzen, wie sie sich auf der anderen Seite manifestierten, sie konnte es sehen, so unwirklich es auch aussah. Sie berührten seine Hand und das, was sie eigentlich abhalten sollte, seine Finger zu umschließen, durchfuhr sie ungehindert, als sie ohne den Schutz von Handschuhen nach ihm griff. Das Band so ungefiltert wie in seiner Hütte. Freya konnte es nun vollends spüren.

Doch es verschaffte ihr zugleich die Gewissheit, dass es sich um kein Trugbild handeln konnte. Bilder und Erinnerungen flackerten auf, verblassten unkontrolliert wie auch chaotisch. Was genau er sah, konnte sie unmöglich sagen, ebenso wenig, wie sie bestimmen konnte, ob es ihre oder seine Gedanken waren, die immer wieder aufflammten. Blaue Augen, so kalt und dennoch ruhte in ihnen, ein für Freya nicht deutbares Feuer, welches dennoch den Schmerz in ihrem inneren neu entflammte. Ogrimars Wille. Wenn dem so war, musste sie es einfach tun, oder nicht? Egal, was sie gerade dabei empfand.

„Nimm sie...schnell! “ Einladend, nein fast fordernd war es nun ihre Hand auf der seiner Seite, welche darauf wartete, dass er nach ihr griff, während sich bereits Sprünge auf der Oberfläche abzeichneten. Die Zeit lief offenbar und bei Ogrimar, er hatte das Portal vorher durchdrungen, es war also so leicht ihr einfach zu folgen, wenn er es wollte. Was immer ihn verfolgte, konnte er abschütteln und zu ihr kommen. Und zusammen konnten sie die Priesterin vielleicht retten. Wenn er nur zugreifen würde!
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Landru
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Registriert: Mo 7. Jun 2010, 02:16

#256

Beitrag: # 52164Beitrag Landru »

Der Ghul wurde endlich fündig. Da war sie die Rolle der Teleportation. Er hielt sie ihm hin. Es war ein unglaublicher simpler Zauber. Er wedelte den Ghul hinfort wie ein lästiges Insekt. Die Finger strichen über die Zeilen, die unter den Fingern leicht schimmerten als er sie berührte und aktivierte. Im Nächsten Moment segelte das Papier schon zu Boden, die Buchstaben verblassten und das Papier verglimmt bis nicht mal mehr Staub zu sehen war. 

In Lichthafen landete er nicht weit von der Taverne. Immer vor dem Tempel. Wieso eigentlich? Welcher Magier hat diese Rollen bitte geschrieben, dass man immer konsequent da landete? Egal, eine Frage die nur kurz seine Gedanken beschäftigte. Dann machte er sich auch schon auf dem Weg, dem vertrauten kleinen Wesen im Tanuris Nacken entgegen. Wie meistens war er in einer Mischung aus Leder und Haut gekleidet. Wohl gemerkt, separate Haut als der eigenen. Haut im Sinne von nicht Lederhaut sondern wirklicher Haut. Doch das nur am Rande. Halam kannte ihn schon und war nicht begeistert, wenn er seine Gaststätte betrat. Brachte das oft nichts gutes mit sich. Entsprechend frostig war der Empfang. "Oh.. nein, was wollt ihr hier!" Fuhr er gleich auf und wurde mit einem scharfen Zischen unterbrochen. "Die Priesterin.. wo ist sie? Dann bist du mich schnell wieder los." Er wägte ab. Zwischen dem ob es gut oder schlecht war es ihm zu sagen, in welchem Zimmer sich die Frau aufhielt oder dem Schweigen. Am Ende konnte ihm die Belange dieser Personen egal sein, also nickte er nur zu den Gästezimmern. Er entschied sich für dem wortlosen Nicken. Wenn er nichts sagte, verriet er niemanden, aber eine Geiste sagte nur aus was der Vampir vermutlich eh weiß. Irgendwo im Gästebereich. Landru verzog einen Moment das Gesicht zu einer unzufriedenen Fratze. "Das wird dir einmal zum Verhängnis Halam." Meinte er zu dem Gastwirt, der ihn recht unbeeindruckt zunickte. "Zum Glück bin ich nur Gastwirt, dass rettet mich oft genug. Nur ein Gastwirt zu sein." Kurz musste der Unhold schmunzeln. Ja, wie wahr. So ein Leben war um eines sicherer als das von Königen oder hochgestellten Personen wie Klerus oder andere große Titel. Fern von Politik, Intrigen und Wirrungen der Weltlichen Geschicke. Einfach nur Gastwirt. "Zum Glück." Stimmte er zu und wandte sich dann zu den Gästezimmern um. Halam unversehrt lassend. Wieder einmal nur weil er einfach nur ein Gastwirt war, wenn nicht sogar DER Gastwirt. Auf seine Art eine Legende. 

Er hielt sich nun nicht länger mit Förmlichkeiten auf. Prüfte die Türen und lauschte an ihnen. In einem Zimmer klang es eindeutig nicht nach sterbender Priesterin, sondern nach frohlocke wer sich zusammenfindet und ein Lager teilt. Im Anderen klagte ein recht schlechter Dichter dem Blatt seine lauten Gedanken. Eine weitere Tür war offen und das Zimmer leer, hergerichtet für einen möglichen Gast. Weitere erfolglose Türen bis er den Raum fand in dem sie lag. War sie schon tot? Er konnte sie deutlich spüren. Die Tür fühlte sich warm an. Nicht wie die anderen. Kurz zögerte er als befürchtete er dahinter eine Feuerwand. Aber dann drückte er sie auf und sie war nicht abgeschlossen. Kein Feuer. Aber eine Frau am Boden. Er konnte fühlen wie der kleine Parasit an ihr litt. Noch lebte er und das bedeutete die Priesterin war noch nicht tot oder noch nicht komplett. Sie hatte noch eine Chance, aber so wie sie da lag nicht mehr lange. Er sah sich einen Moment um, ob noch jemand da war. Niemand zu sehen, aber die Magie lag noch in der Luft. Er hockte sich zu ihr hin. "Mhm so schnell findet ihr also zu eurem Gott, Priesterin. Aber ihr werdet ihn nicht sehen, noch nicht. Dafür sorge ich." Flüstert er leise und will seinen Arm unter ihren Kopf schieben um sie anzuheben während die andere Hand sich zu den Lippen hob. "Keine Sorge.. nun gehört ihr bald komplett mir. Mit Haut und Haar." 
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Syndra
Dorfältester / Dorfälteste
Beiträge: 114
Registriert: Fr 27. Mär 2020, 20:37

#257

Beitrag: # 52165Beitrag Syndra »

Manche Dinge waren einfach nur ärgerlich und entpuppten sich am Ende als etwas, das manch einer als schicksalsträchtiges Übel abstempelte. Ihre Unterlagen, sowohl ihre Fahrkarte für das Schiff und nicht zuletzt die Pergamente von Tanuri mussten wohl aus ihrer Tasche gerutscht sein. Oder aber Naheniel hatte sie sich angeeignet, was sie jenem auf eine Weise auch durchaus zutrauen würde um an sein Ziel zu gelangen und vielleicht Dinge in Erfahrung zu bringen, die er selbst jedoch nicht bereit war zu teilen.

Auf jeden Fall war es eine Nachlässigkeit, die ihr eigentlich weniger zu Gesicht stand. Wohl oder übel musste Syndra sich eingestehen, dass ihr Verstand wahrlich ausgesetzt haben musste, da sie ohne sicherzugehen, dass sie all ihr Hab und Gut bei sich trug, aufgebrochen war.

Fraglich wie Naheniel ihre Rückkehr deuten würde, wenn er noch immer dort verweilte. Es gab sicherlich Dinge, die wichtiger waren als er, auch wenn er ein nettes Beiwerk war und sie durchaus einem weiteren Treffen nicht abgeneigt gegenüber war. Die Verzögerung selbst jedoch gefiel ihr im Augenblick weniger. Zudem würde er, so selbstverliebt, wie er war, ihre Rückkehr vermutlich fehlinterpretieren. Andererseits war er sicherlich schon fort. Besser war es vermutlich, wer weiß, welche Gefühlsduselei er ihr unterstellen würde, die mehr als weit hergeholt waren.

So band sie ihren Rappen abermals vor der Taverne an und schritt durch die Türe hinein in den Schankraum. Ohne Halam eines Blickes zu würdigen führten ihre Schritte sie schnurstracks zur Treppe. Doch war sie nicht gerade ein unauffälliger Gast, so dass man doch Notiz von ihr nahm, als sie zielstrebig ihren Weg durch die Gäste hindurch suchte.

„Mylady!“ Halam fasste sie direkt am Arm. „Wo wollt Ihr hin?“

Ruppig riss Syndra sich los und schaute ihn mit einem Aufblitzen in den Augen an, da er sich trotz des großzügigen Trinkgeldes anmaßte sie wie gewöhnlichen Pöbel offenbar zurecht zu weisen. „Ich habe etwas vergessen. Ihr erlaubt ja wohl... “ Zischte sie ihn an und wollte gerade die Treppe weiter hinaufgehen.

Halam schien, aus für sie unerfindlichen Gründen,  Syndra davon abhalten zu wollen und legte abermals seine Hand an sie und packte sie an der Schulter. „Ich würde an Eurer Stelle nicht hinaufgehen!“ erklärte er ihr mit einer gewissen Vehemenz, die sie jedoch nur mit einem fast amüsierten Lächeln quittiert. „Hat der Herr beim Gehen eine Mappe bei Euch abgegeben oder vielleicht Eure Magd?“ kam es einer rhetorischen Frage gleich über ihre Lippen, wobei sie nur abschätzig eine Augenbraue anhob.

„Nein, aber...“ Bevor Halam den Satz zu Ende bringen konnte, fiel die Tochter des Erzmagus ihm ins Wort und wandte sich dabei wieder dem Aufgang zu. „Seht Ihr, das dachte ich mir bereits.“  „...aber Mylady,  der Herr hat das Zimmer auch noch nicht verlassen. Ich schicke Geena, um Eure Sachen zu holen.“ Versuchte der ein letztes Mal zu intervenieren und für einen kurzen Moment verharrte Syndra in ihrer Bewegung und sah über die Schulter hinweg zu ihm.

Es war ein kurzes, fast unschuldiges Blinzeln, bevor sie mit einem fast schon beißenden Tonfall sein Angebot ablehnte. „Glaubt mir, ich weiß sehr wohl, was ich tue. Und nun, geht und poliert Eure Gläser, sofern Ihr Euch nützlich machen wollt.“ Herrschte sie ihn an und folgte den Stufen weiter hinauf.

Nun Halam würde sich nicht weiter aus dem Fenster lehnen. Er hatte sie gewarnt und er würde sich auch nicht in die Nesseln setzen und mutmaßen, was dort oben hinter verschlossener Tür vor sich ging. Dennoch war er froh, wenn diese ganzen Hochwohlgeborenen sich wieder in ihre Gefilde zurückzogen und dort ihre Ränke schmiedeten. So liess er sie ziehen, denn umso schneller sie ihre Sachen hatte, desto eher würde sie wieder verschwinden.

Zielstrebig folgte Syndra derweil dem Flur. Nun sicherlich hatte sie eine gewisse Vorstellung dessen, was sie erwarten könnte. Er war also noch hier? Amüsant. Vielleicht lauerte er ja wirklich jedem Gast der Legion auf und liess seinen Charme spielen. Und nun zugegeben, wenn es so wäre, dann bitte. Als ob eine solche Nacht einem Treueschwur oder einem Gelöbnis gleichkam. Sie beide hatten ihre Ziele und alles andere war einfach eine nette Ergänzung.

Kurz verweilte sie vor der Tür. Ein oder zwei Atemzüge. War es nun höflich anzuklopfen? Eine gewisse Hitze strahlte aus dem Raum heraus, was Syndra darauf schließen liess, dass jemand ganz sicher im Raum war und vermutlich den Kamin eingeheizt hatte. Egal, was sich abspielte, es weckte umso mehr ihre Neugier und mit Verlaub, sie würde auch nicht lange stören.

Sacht hob Syndra ihre Hand und sorgte mit einem lapidaren Wink dafür, dass die Tür aufschwang, bereit in ein vermutlich amüsantes Tête-à-Tête  hineinzuplatzen. Immerhin war es einfacher sich im Nachhinein zu entschuldigen, als vorher um Erlaubnis zu fragen. Etwas, das Naheniel sicherlich verstehen würde.

Der Anblick, der sich Syndra jedoch bot war ein vollkommen anderer als erwartet. Ein Schauspiel, welches ihr im wahrsten Sinne des Wortes den Atem raubte und sie scharf die Luft einsaugen liess. „Tanuri!“ Ihr entgleister Blick glitt hinab zu der Priesterin, bevor er sich abrupt mit verengten Augen direkt auf den Unhold legte, der jene im Arm hielt und ein sehr eindeutiges Bild damit formte. Intuitiv kreisten ihre Finger bereits umeinander und zerrten an den Fäden der Magie um einen Zauber zu weben, der wie ein arkanes Feuer in ihren Händen nach und nach heranwuchs und dessen Flammen in einem magischen violetten Schein ihre Hand zu umtanzen begann. Immerhin war die Pose eindeutig und jener Fremde wirkte durch seine äußere Erscheinung nicht gerade wie jemand, den die Priesterin ohne Widerworte so nah an sich herangelassen hätte.

„Bei Ogrimar! Was habt Ihr getan?!“ fuhr sie ihn mit dem Entsetzen in ihrer Stimme an, welches sich in ihrem Inneren breit machte, welch Wissen mit Tanuris Ableben für immer verloren wäre.
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Legion des Schattens ~

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-Freya-
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#258

Beitrag: # 52166Beitrag -Freya- »

Irgendwo im Nirgendwo...tief in dem Unterbewusstsein - zwischen Leben und Tod...

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
War es nun geschehen oder nicht? Waren Freyas Bemühungen erfolglos oder am Ende doch ihren Preis wert?


„Du darfst nicht sterben. Ich brauche dich...“
ein leises Flüstern, welches sich in das Unterbewusstsein Tanuris drängte.
„Deine Zeit ist noch nicht gekommen.“


In nichts anderem als der absoluten Dunkelheit kniete das Mädchen schemenhaft neben ihr und sah sie mit ihren großen Augen an.
„Ich schenke dir ein Teil meines Lebenslichtes. Ein Funken, der das Feuer in Dir neu entzündet….“

Als würde sie es in Händen tragen, hielt Freya ihr ein warmes Leuchten entgegen, während Fäden aus schillernden Licht sie beide umrankten.

„Lebe Tanuri… es ist sein Wille…kehre zurück...“
flüsterte sie leise, während ihre kleinen Hände den hell flimmernden Funken auf die Priesterin übergehen liess... 
...ein Funken, welcher sich wie ein Schimmern um Tanuri legte...
„Wach auf… jetzt!...Mach die Augen auf…“


Ihre Gestalt wurde blasser, schemenhafter, verlor sich langsam in der Dunkelheit.
Ebenso verhallte die Stimme des Mädchens.
Doch die Vehemenz ihrer Worte sollten in einem klaren Echo zurückbleiben.
Ein Widerhall, der einem Mantra gleich zurückbleiben sollte, während das Licht sich um Tanuri schloss.


„Lass es nicht umsonst gewesen sein. Verdammt wach auf! Sofort!“

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
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Landru
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#259

Beitrag: # 52167Beitrag Landru »

Die Tür öffnete sich bevor er wirklich dazu kam. Der Blick verengte sich einen Moment, denn ihm war sofort bewusst, wie es auf sie wirken musste. Ausnahmsweise war er unschuldig, aber das wäre vergeblicher Atem das zu beteuern. "Noch nichts, aber wenn ihr mich abhaltet stirbt sie." Meinte er demnach ruhig, so ruhig das er theoretisch keinen Angriffen haben kann. Da fehlte jegliche Aufregung in der Stimme. War die Frage ob es bei einem Untoten überhaupt zur Aufregung kommen würde. "Ich kann sie retten." Meinte er noch mal unterstreichend. Dabei schlitzten sich die Augen noch ein Stück weiter. "Das wollt ihr doch, nicht wahr? Also wenn ihr sie retten wollt, solltet ihr mich machen lassen und keine Sorge ich verwandle sie nicht." Leicht neigte sich der Kopf. Nein das käme ihm nicht in den Sinn. So wichtig war sie für ihn nicht, dass er sie so retten würde. Viel mehr war das ganze jetzt eine nahe zu schöne Wendung. Wenn der Parasit überlebte hatte er noch mehr Macht über sie.

Nicht ahnend was in anderen Welten vor sich geht. Ob man ihn sehen kann? Oder ob nur das Seelenlicht der Priesterin wie ein Echo verbleib? Für Freya sichtbar? Er selbst hob erneut die Hand an und senkte die eigenen Fänge ins Fleisch und löste sie ebenso wieder aus dem Fleisch. Es bleiben die Löcher im Arm übrig, die nicht bluteten. Er führte diese über die Lippen der Priesterin und erst jetzt begann das zähe Blut aus den Wunden zu fließen. Eine gefährliche Tückische Heilung, aber eine Heilung. Es war nun ganz an Syndra zu verhindern das es die Lippen der Sterbenden benetzte oder nicht. Erklärungen würde er sicher noch geben, sofern er gewillt war oder Syndra das überhaupt zu ließe, aber Zeit für Erklärungen war gerade nun nicht. Es schien für ihn recht unwahrscheinlich, wenn er der Täter wäre, sie nun retten zu wollen oder vielleicht will er es auch zu Ende bringen. Für Syndra nun mehr der Moment der Entscheidung. Viel Zeit hatte sie nicht. Spätestens wenn die Priesterin das Blut im Körper hatte würde es wirken. War nur die Frage wie und ob er die Wahrheit sprach, wenn er sagte es heile sie.
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Syndra
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#260

Beitrag: # 52171Beitrag Syndra »

Ungläubig blickte Syndra zu dem Wesen vor sich. Einem Wesen, das sie selbst als solches bisher noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Eine blasse, gar bizarre Fratze, welcher in ihren Augen kaum noch etwas Menschliches anhaftete. Nur ein Sekundenbruchteil in dem ein kurzes kühles Aufblitzen unter dem Schatten der Kapuze ihres dunkelblauen Umhangs davon zeugte.

Mit verengten Augen beobachtete sie, wie seine Fänge sich in sein eigenes Fleisch gruben und die Einstiche deutlich erkennbare Male zurückließen, die dennoch nicht bluteten. Nicht ein einziger Tropfen.

Das kalte dunkle Blau ihre Augen schimmerte im Schein der Kerzen auf, während sie ihr Kinn ihm entgegenreckte und sie bei der Erkenntnis nicht nur ihren Stolz hinunterschluckte. Er mochte vieles sein, aber sicherlich nichts Lebendiges. „Ihr habt nicht die geringste Ahnung, was ich will,...“ flüsterte sie gefährlich leise, während sie die bizarre Szenerie erfasste, in die sie offenbar mehr als ungeladen hineingeplatzt war und in der sie wider Erwarten nicht Naheniel vorfand . „...Vampir!“ spie sie stattdessen die Feststellung über sein Wesen mit einer tiefen Verachtung aus, die weit über das Hinausging, was der Begriff Abscheu umschreiben mochte.

Seine Worte sprachen trotz allem sicherlich eine deutliche Sprache.  Eine gewisse Verlockung, welche einem Druckmittel glich, damit sie jedoch vermutlich wegsehen würde. Und in Anbetracht dessen, dass Tanuri ihr nichts bedeutete und am Ende nur lebendig nützlich wäre, sollte die vermeintliche Wahl, vor die er sie hier stellte, im Grunde einfach gestalten. Eigentlich.

Ihr letztes Aufeinandertreffen mit einem untoten Wesen kehrte jedoch anschaulich in ihre Erinnerungen zurück und Syndra war sehr wohl im Gedächtnis geblieben, dass jenen nichts als Lügen und Kaltblütigkeit anhaftete.

 „Nehmt Eure widerlichen Drecksfinger von Ihr. Sofort“ Vertrauen war ein seltenes Gut. Einem ihr gänzlich unbekannten vertrauen? Vielleicht hätte sie dies unter anderen Umständen in Betracht gezogen. Aber einem solchen Wesen? Einem Wiedergänger, Untoten, Auferstandenen... einem Blutsauger, wie ihm? Was sie i  die Situation hinein interpretierte, war mehr als deutlich in ihrer Stimme zu erkennen. Ihre Augen verengten sich, während sie das arkane Feuer in ihrer Hand tanzen und aufflammen liess, so dass es über ihre Fingerkuppen hinweg hinaufzüngelte und ihre entschlossenen Züge im Schatten des Umhangs in dem magischen Licht sichtbar werden liess.

Sicherlich bestand die Möglichkeit, dass er durchaus die Wahrheit sprechen mochte, aber genauso  gut mochte sich dahinter die Verlockung einer Lüge verbergen. Unter diesen Umständen war vielleicht alles, was sie begehrte bereits verloren, ebenso wie Tanuris Leben. Aber auch wenn es nur einen Funken Wahrheit in sich tragen würde, so würde sie kaum dabei zusehen, wie die besudelte, verdorbene Magie jener Untoten sich gerade in jener Person einnistete, die all das Wissen mit sich führte, was sie begehrte, und wusste Ogrimar allein, was diese mit all dem Wissen anstellen würden. Ganz sicher nicht.

Sie schleuderte das violett züngelnde Feuer in Richtung des Vampirs. Nicht, um ihm einen direkten Treffer zu verpassen, jedoch nah genug, um ihn von seinem Handeln abzuhalten und sei es entweder durch die Druckwelle des Zaubers oder der dahinter ruhenden Warnung, dass es womöglich erst der Anfang wäre. „Sofort, untote Brut! Was immer ihr getan habt oder noch gedacht habt hier zu vollenden, Ihr nehmt Eure Hände von der Priesterin.“  

Angst nun, vielleicht wäre Angst eine gesunde Reaktion auf jenen Vampir gewesen, doch in diesem Punkt war sie durchaus bereit sich auch mit einem Auferstandenen zu messen, wenn er ihre Warnung ignorieren würde. Hier ging es um die Dinge, die ihr geblieben waren. Dinge von denen der Vampir nichts wissen konnte. Ein eisiges Glimmen zog in ihre Augen ein, während sie erneut ihre Finger umhertanzen liess, um die Magie um sich herum zu kanalisieren und zu bündeln.
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Das Nichts
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#261

Beitrag: # 52174Beitrag Das Nichts »

Sie kann Dich hören, kleines Kind. Sie hört Dich sehr wohl. Ein jedes Deiner Worte.

Es war nur ein Wispern in Freyas Kopf. Oder konnten es auch alle anderen hören? Sicher sein konnte sie sich dessen nicht.
Hier in dieser Welt, war vieles ungewiss.
Ein Schatten war nicht gleich ein Schatten, ein Wort nicht gleich ein Wort und ein Flüstern eben nicht gleich ein Flüstern.
Schwierig für ein kleines Kind, wie sie es nach wie vor war, Wahrheit und Trug auseinander zu halten.


Na, na, bist Du noch bei mir? Lass Deine Gedanken nicht abschweifen und in sinnlosen Debatten mit Dir selbst versinken.
Bleib zumindest dieses eine Mal bei der Sache.

Wo war ich stehen geblieben?
Ah, stimmt, bei Deiner Mentorin. Oder glaubst Du gar, sie wäre Deine Freundin? Dummes kleines Mädchen.
So einfach zu beeinflussen. So einfach zu lenken.
Aber mit diesen Tatsachen wollen wir uns gerade nicht aufhalten. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, dass sie Dich gar nicht hören WILL?

Vielleicht verwehrt sie sich ja sogar gegen Deinen Zauber?
Wie oft hast Du sie mittlerweile enttäuscht? Mit Deiner immer wiederkehrenden Widerspenstigkeit?
Und, dass sie dem was Du versuchst zu erreichen nicht mehr vertraut?
Wann hast Du ihr zuletzt Die Möglichkeit gegeben, dass sie Deinen Taten trauen kann?

Denke darüber nach Mädchen. Vielleicht bist sogar Du es, die sie dorthin treibt, wohin sie zu entschwinden droht.
 

Gut möglich, dass sie nun einfach endlich erkannt hat, dass Du nichts mehr bist, als ein kleines ungezogenes Gör.
All ihre Hoffnung hatte sie in Dich gesteckt. Gedacht, dass Du die Erfüllung der Prophezeiung in Dir trägst.
Hat sie nicht sogar nach Deiner Hilfe gerufen? Ein letzter kurzer Hoffnungsschimmer, dass doch mehr in Dir steckt?
Aber wo warst Du? Bist erneut Deinen kleinen Träumereien hinterher gelaufen.

Es ist ihr deshalb wohl kaum zu verdenken, wenn sie sich nun voll der Scham von Dir abwendet. Sich vielleicht sogar lieber dem Tod stellt, als vor allen zugeben zu müssen, sich so in Dir getäuscht zu haben.


Ein mahnendes Schnalzen mit der Zunge war zu vernehmen.  

Eine Enttäuschung nach der anderen, für die Priesterin. Soll ich beginnen, sie für Dich aufzuzählen?
Nun, vielleicht ein andermal. Eine Erkenntnis möchte ich Dir aber an dieser Stelle noch auf den Weg geben, kleines Mädchen:

Alles hat seinen Preis. Du hast Dich einer Magie bedient, die nicht die Deinige ist.
Trage nun die Konsequenzen, aus welcher Quelle Du sie geschöpft hast.
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Naheniel
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#262

Beitrag: # 52180Beitrag Naheniel »

Das war sie eben, die Krux an den Spiegelportalen.
Sie führten zwar in eine Welt hinein, doch nicht mehr aus dieser hinaus.
Selbst wenn er es gewollt hätte, und er war weit entfernt davon, sich auf ihre Seite des Spiegels zu begeben, hätte er es nicht gekonnt. Um seine Welt wieder zu verlassen, bedurfte es einer völlig anderen Magie.
Die Wege zurück, in die wirkliche Welt, waren überall verstreut, doch sie zu finden, das war bei weitem nicht so einfach, wie man es sich vielleicht vorstellen mochte.

Ein nächster, nicht ganz unwesentlicher Punkt war jener, dass diese Art von Portalen freiwillig durchschritten werden mussten.
Er hätte sie nicht mit Worten zwingen können, noch sie einfach mit sich ziehen. Es musste aus freien Stücken und ihrem freien Willen geschehen.
 
Mag sein, dass er vieles was diese Welt betraf, unter seiner Kontrolle hatte, zumindest noch.
Doch wo die Spiegelportale erschienen, zu welcher Zeit und von welcher Dauer, entzog sich völlig seines Wissens. Sie waren plötzlich da, konnten überall und unvorbereitet erscheinen. Und genauso verschwanden sie auch wieder.
Sie befanden sich niemals am gleichen Ort, konnten somit auch nicht einfach wiedergefunden werden, wenn man danach suchte.

Einst war es allein seine Welt gewesen, geschaffen nur durch Erinnerungen und den Geistern in seinem Kopf.
Der Grund, weshalb er sie auch auf eine andere Weise betreten konnte.
Doch je mehr er erschaffen hatte, desto mehr hatte sich die Magie, aus der es entstanden war, verselbstständigt.
 
Spiegelportale, für alles und jeden betretbar, das war nie in seiner Absicht gestanden. Es hätte allein seine Welt sein sollen, in welcher nur er die nötige Zuflucht fand, wenn es denn von Nöten war.
Doch je größer, je mächtiger etwas wurde, desto mehr entgleitet die Kontrolle darüber seinen Erschaffern.
Den Grundstein für jedes Wesen, jede Erscheinung mochte zwar von ihm gelegt worden sein, doch vieles von dem, was einst nur ein Schatten seines Verstandes war, hatte seinen eigenen Willen entwickelt.
Und dieser Wille bestand wohl oder übel auch daraus, das ein oder andere Lebewesen aus der "wirklichen" Welt einzuladen und sich daran zu ergötzen, wie es immer mehr in die Irrwege geleitet wurde.
Nicht nur die Wesen, die sich selbst einst geschaffen hatten, auch die Umgebung nährte sich von der Angst, dem Zweifel und dem drohenden Verfall seiner Besucher und formten sich aus jenen immer wieder neu.
Alles wurde größer, undurchsichtiger und verworrener. Und allem voran auf Dauer unbeherrschbar.
 

Als Freyas Hand zögerlich durch die Oberfläche glitt und ihre Fingerspitzen nach seinen griffen, hatte er gewonnen.
Für weitere große Erklärungen oder Überzeugungsarbeit wäre an dieser Stelle keine Zeit mehr geblieben.
Aber selbst wenn sie sich in jenem Moment noch dagegen entschied, es hätte nichts mehr geändert. Der Sog, der auf das Mädchen ausgeübt wurde, war zu stark, als dass sie sich dem noch widersetzen konnte. Selbst ein Erwachsener konnte sich dem nicht verwehren.
So war er eben, der Zauber dieser Portale. Einmal den Schritt gegangen, würde es einen nicht wieder freigeben.
Würde man sich zu sehr gegen diese Magie wenden, wäre das einzige Schicksal, welches einem noch bevorstand, jenes, mit der Oberfläche des Portals in tausend Scherben zu zerbersten.
Auf ewig gefangen, in schneidenden surrenden Scherben.
Diese Gefahr wollte er für Freya gar nicht erst herausfordern. Sie hatte ihren Part erfüllt, nun war es an ihm, es zu vollenden.
 

Für einen unbeobachteten Moment zeigte sich ein finsteres, zufriedenes Grinsen auf seinen Mundwinkeln.
Es war an der Zeit jetzt zu handeln, denn lange würde das Portal nicht mehr halten.
Und so verschränkten sich seine Finger in die ihren, ihre kleine Handfläche traf auf die Seinige. Es war nicht viel Kraft nötig, um Freya zu sich zu ziehen, hindurch durch die Oberfläche. Der Sog, welchen das Spiegelportal auf das Kind ausübte, tat sein Übriges.

Seine zuvor noch so zufriedenen Züge hatten sich zu einem Bedauern gewandelt, als Freya ihre beiden Füße in seine Welt setzte.
Schützend zog er sie an sich und legte einen Arm behütend um sie.
Mit geschlossenen Augen nahm er einen tiefen Atemzug, sog den Duft ihres Haares ein.
„Es tut mir Leid, kleine Freundin. Doch ich musste es tun, ich hatte keine Wahl." 
Seine Stimme war kummervoll und entschuldigend. Als Bestätigung drückte er sie noch fester an sich.
Erst als er sicher sein konnte, dass sie nicht zu ihm aufsehen konnte, öffnete er seine Augen und sah ein letztes Mal mit einem ungeduldigen Blick zu dem Portal auf, wartete darauf, dass es endlich in sich zusammenfiel, damit niemand ihrer Gefährten ihr hierher folgen konnte.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Lyvia
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#263

Beitrag: # 52182Beitrag Lyvia »

Bis auf das wirklich offensichtliche ist sie gezwungen sich in Mutmaßungen zu ergehen… ihre eigenen Gedanken und Schlussfolgerungen zu erheben. Denn von all dem was auf das Kind einstürmt erreicht sie kaum mehr als ein Schatten des Geschehens. Mehr als genug um ihre Sorge nicht unerheblich wachsen zu lassen. Und dennoch…solange Freya sich ihr nicht öffnet, bleibt ihr nichts als dem Kind zu zeigen, es sie spüren zu lassen, dass sie nicht allein ist.
Wohl nicht genug.
Sie erbleicht bis ins Mark als Freya ihre Hand im Portal versenkt…ahnend wer sie ruft…welche Macht sich auf der anderen Seite verbirgt.
Einer jenen Momente in denen sie ihr Dasein…die ihr übertragene Aufgabe zutiefst hasst. Denn dem, der ihr klar gemacht hat, dass allein Freya jene Entscheidung treffen muss, egal wie die Konsequenzen aussehen, ist jener einer, dessen willen sie sich stets beugen wird, dem ihr ganzes Streben und sein gilt. So gleitet ihre Hand aus der des Kindes, als jenes durch das Portal gezogen wird.
Und dennoch…allem wissen zum trotz versucht sie ihr zu folgen. Vergeblich. Es scheint, als laufe sie gegen eine unsichtbare Wand, halte etwas, was weder greifbar noch sichtbar ist zurück.
Sie senkt den Kopf und nur mit Mühe ringt sie ihre Gefühle nieder, bevor sich ihr fast schon verzweifelt wirkender Blick auf das Portal legt. 


Du hast dich entschieden Freya…deine Wahl getroffen. Deine Liebe zu ihm scheint stärker als alles andere in dir….

Kaum mehr als ein Flüstern in Richtung des Portals, während sich ihre schmalen Hände zu Fäusten ballen. Ihr Blick gleitet durch das Chaos…sucht den Anblick des Raben, ob es ihm vergönnt sei Freya beizustehen.
Sie selbst hat keine Zeit zu verlieren…auch wenn Freya anderes wichtiger scheint…für sie steht die Hilfe für Tanuri nunmehr an erster Stelle, bis der dunkle Lord ihr einen neuen Weg aufzeigt. Mit einer fast zornigen Geste lässt sie ein weiteres Portal sich erheben und ohne einen Blick zurück, ohne einen Moment zu zögern, durchschreitet sie es. Sie wird noch früh genug an diesen Ort zurückkehren…so viel ist gewiss.

 
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-Freya-
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#264

Beitrag: # 52183Beitrag -Freya- »

Waren es ihre Zweifel, ihre Ängste, die zu ihr sprachen oder war es jemand, der sich jener bediente, im sie zu brechen?
Im Augenblick machte sich Freya darüber weniger Gedanken, da es sie gänzlich überforderte.
Zu sehr hatte ihr diese dunkle Welt zugesetzt, als dass sie dazu noch fähig war, sich in irgendeiner Form zu sortieren.
Sie reagierte nur und entschied spontan, während alles in ihrem Kopf einem Chaos glich.
  
Das Mädchen konnte ihre Schwäche nicht länger verdrängen.
Salzige Tränen rannen ihre Wangen hinab.
Kalt und brennend hinterließen sie ihre feuchte Spur auf ihrer Haut.
     
'Sei still… sie hat mich gerufen. Alles was du sagst ist eine Lüge.'
Worte, die mehr einer trotzigen Abwehr entsprangen, während die Stimme ihr Ziel dennoch nicht vollkommen verfehlte,
sondern im Grunde mitten ins Herz traf.
   
Keine Ahnung was die Stimme mit dem Preis meinte,
aber sie würde nicht an Tanuri zweifeln und
sie würde sich immer wieder dafür entscheiden!
       
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
      

 Freya spürte nur die hoffnungsvolle Wärme, die von seiner Hand ausging, gepaart mit all jener Magie, die aus der Berührung selbst ausging. Er würde mit ihnen kommen. Immerhin die Stimme hatte gesagt, die anderen würden ihr beistehen. Dazu zählte doch auch Naheniel, oder nicht? Das Mädchen hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass etwas oder jemand sie durch das Portal ziehen würde. Sie konnte die Kraft spüren, welche gegen sie arbeitete. Der Sog, der versuchte sie immer weiter in das Portal zu zerren. Vermutlich konnte Naheniel das weiße ihrer Knöchel erkennen, während sie versuchte dagegen anzukämpfen, weil ihn loslassen wollte sie in diesem Moment auch nicht, da  hinter ihm sich offenbar etwas grausames näherte. Aber nicht einmal Lyvia gewährte ihr in diesem Augenblick Halt.

 „Hör auf damit! Du musst mit UNS kommen!“ rief sie, unwissend, ob Naheniels Hand sie zog oder etwas vollkommen anderes gegen sie ankämpfte und offenbar nicht im Sinn hatte, dass er ihnen folgen sollte. Doch spielt es schon keine Rolle mehr. Weder dagegen aufzubegehren noch loszulassen. Ein schrilles Surren drang in ihre Ohren. Schmerzhaft und verzerrt, als ob tausende Gläser vibrierte. Ein Sekundenbruchteil, bevor sie die warmen Arme spürten, von denen sie angezogen wurde und die sie fast schützend an eine schwarze Robe drückten. Das hatte er nicht getan? Oder? Nein!

Unmittelbar blickten die großen blauen Augen des Mädchens entsetzt über ihre Schulter hinweg auf das Portal, welches sich ihr hier, auf der anderen Seite, als Spiegel offenbarte. Einem Spiegel hinter welchem sie schemenhaft Lyvia und den Raben erkennen konnte, während ein Netz aus Rissen und Sprüngen sich über die Oberfläche ausbreiteten, so als hätte jemand auf zu dünnes Eis getreten.

„Nein!!!!“  schrie sie aus tiefster Seele. Nein! Nein! Nein! Das war nicht wahr. Ungläubig schüttelte sie den Kopf, während sie die Situation erfasste.  „Es tut mir leid?!“ Seine Worte, die an ihre Ohren drangen, klangen einfach nur unfassbar. Einfach wie ein Schlag ins Gesicht. Immerhin wieso überhaupt hielt er sie fest, das war die vollkommen falsche Richtung, sie beide! Das wusste er doch oder redete sie in einer fremden Sprache? Wusste er mehr? Das ergab doch alles keinen Sinn!

„Es tut dir leid?!“ Freyas Stimme wurde zunehmend schriller in der Verzweiflung, die sie heimsuchte. Sie spürte, wie das brennen auf ihren Wangen zunahm und war es Leid sich zusammenzureißen. „Verdammt, wieso bist du nicht durchgegangen? So wie Du es mit Deiner Hand gemacht hast? Wir müssen auf der Stelle zurück!“ brüllte sie, während sie die Flüssigkeit, die sich in ihren Augen gesammelt hatte, vor Wut und Verzweiflung, nicht mehr zurückhalten konnte. „Wieso hast du das getan?“

Wie Lyvia erkannte, hatte Freya sich entschieden, aber ganz sicher nicht so, wie sie nun auslegte. Nein, ganz sicher nicht. Unmissverständlich hatte sie Naheniel ihre Hand dargeboten, um ihnen zu folgen. Ihnen, wohlbemerkt. Dass es so gekommen war, war dabei alles andere als angedacht gewesen. Hätte sie Lyvias Worte vernommen, hätte jene zum ersten Mal hautnah erfahren dürfen, wie wütend das Kind werden konnte, wenn man ihr Dinge unterstellte, die nicht der Wahrheit entsprachen. Immerhin hatte sie in aller Deutlichkeit verlauten lassen, dass er ihnen folgen sollte, da sie zu Tanuri mussten. Sicherlich mochte sie Naheniel, aber sie hätte ihn niemals über Tanuri gestellt. Es war alles andere gewesen, als IHRE Entscheidung. Und mit Liebe hatte das gar nichts zu tun.  Denn im Augenblick war es das letzte, was sie fühlte!

„Wenn sie stirbt, dann trägst Du die Schuld daran! Ja genau! DU allein!“ Gnadenlos liess sie ihren Frust an Naheniel aus und versuchte sich aus seiner Umarmung spürbar loszureißen, um zurückzukehren. Wütend presste sie ihre Hände gegen seine Brust, während die brennenden Rinnsale feine rote Spuren auf ihren Wangen hinterließen. „Von wegen, Du hattest keine Wahl!“  Beinahe schlug Freya  mit ihren kleinen Fäusten auf seine Brust ein, damit er sie gehen lassen würde.  „Lass mich los. Auf der Stelle, ich muss zurück!“
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Landru
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#265

Beitrag: # 52187Beitrag Landru »

Der Zauber ließ ihn fauchen und nur wenige Tropfen benetzten vielleicht die Lippen der Priesterin. Weiter war er nicht gekommen. Reichte aber vielleicht schon. Er legte ihren Kopf wieder ab auf den Boden, viel mehr durch den Zauber glitt ihm jener von den Fingern und schlug vielleicht härter auf den Boden auf als gewollt. Auch wenn es ihm sicher gleich war. Er erhob sich langsam, nicht hektisch, während die violetten Schlieren auf der eigenen Haut zeigten das sie ihn sehr wohl gestriffen hat. Eine arkane Verbrennung gleich. "Närrin." Zischt er ein wenig gereizt. Natürlich gereizt, wer wurde gerne beschossen.

Dann schoben sich langsam Knochenkrallen aus den Fingern. "Wie faszinierend diese Abneigung doch ist." Raunte er in ihre Richtung. Kurz ein Blick gen Priesterin. "Wie dem auch sei. Ich werde mir meine Pläne nicht von einem fanatischen Gör durchkreuzen lassen." Mit den Worten sprang er mit den Krallen auf sie zu, holte ihm Sprung aus und versuchte nach ihr zu schlagen. Dem wenigen Blut das den Weg auf die Lippen der Priesterin gefunden hatte Zeit verschaffen. Sie müsste sich nur regen, dass genügte um ihm zu zeigen, dass es funktionierte. Solange musste er Syndra halt beschäftigen. Gezielt hatte er nicht explizit vielmehr war es eine Art sie zu beschäftigen. 
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Das Nichts
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#266

Beitrag: # 52189Beitrag Das Nichts »

Na schau mal einer an. Die einst so stolze Priesterin liegt am Boden. Der Fall vom hohen Roß schmerzt sehr, nicht wahr, stolze Priesterin?
Erdrückt von deinem Versagen, deinen Fehleinschätzungen und der Ablehnung, die dir entgegenschwappt, scheinst du auch nicht mehr auf die beine zu kommen, was?
 Sei trotzdem vorsichtig, wenn du dich doch noch dazu entscheiden solltest, Luft zu holen. Du hast da etwas auf deinen Lippen!

Oder ist es genau das, was du immer wolltest? Die Last des Glaubens von deinen Schultern abstreifen und in den Armen eines Mannes erwachen.
 

Mit dem verwirrten Bogenschützen und dem ehrlosen Erzmagier hat es ja nicht funktioniert.
Sie haben die Flucht ergriffen, bevor du deine Krallen tief genug in sie schlagen konntest.
Und nun, da du eh am Boden liegst, musst du dich mit dem zufrieden geben, was du noch bekommst. So tief unten im Dreck.
Sicherlich nicht der hübscheste Geselle seiner Art, aber ich glaube allzu wählerisch darfst du da auch nicht mehr sein.
  

Du kannst es ja immer noch als ein Versehen, einen Zwang, abtun.
Vielleicht nicht so elegant wie deine Prophezeiungen, aber sicherlich wirst du ein paar Narren finden, die es dir abkaufen.
Woher solltest du es schließlich auch schon wissen, dass sein Gift auf deinen Lippen ruht.
Du bist ja tot, nicht wahr? Das bist du doch, oder nicht?


Ein leichter Unglaube schien in der Stimme hörbar zu sein oder ist es Sarkasmus?

Und das obwohl man dich aus beiden Reichen heraus zu retten versucht hat. Wie naiv sie alle sind, nicht wahr, Tanuri?
Sie riskieren ihr Leben und ihre Seele für dich, obwohl dein Hilfeschrei eine einzige Heuchelei war.

Es fühlte sich immerhin gut an in seinen Armen, nicht wahr? Starke Arme die dich halten, pragmatisches Denken, welches alles ganz emotionslos begründet.  
Schließlich wird der Tod dir so oder so nicht vergönnt sein.
Und eine weitere Chance dein Versagen auf so einfache Weise vor Ogrimar zu begründen, wird dir bestimmt nicht so schnell geboten werden.
Vielleicht solltest du es einfach hinunterschlucken, zusammen mit deinem Stolz, immerhin hast du den Kampf bereits aufgegeben. Nicht wahr?


Die körperlose Stimme lachte kurz spöttisch auf.

Im Endeffekt spielt es keine Rolle, wer dich auf welche Weise zurückholt.
Wir wissen beide ja, egal wer dich rettet, sie tun es nicht, weil sie in dir eine geistige Führung sehen, Respekt haben oder dich am Ende wertschätzen.
Sie wollen dich nur aus Eigennutz retten. Im Grunde bist du nämlich nur ein niemand.
Ein Niemand, der sich sein Gefolge durch Gefallen gefügig gemacht hat. Große Worte, Versprechen und, sagt, welche Taten waren es am Ende gleich?
Es spielt auch keine Rolle mehr, nicht wahr. Du bist ein Niemand und genau dort angekommen, wo du hingehörst.
Im Dreck, denn nichts anderes hast du verdient.


Die tragische Verantwortung für das Kind, das dir anvertraut wurde, hast du abgegeben, und die Kontrolle darüber bereits schon lange verloren.
Immerhin, weißt du, wo es gerade ist? Ich schon, aber ich verrate es dir nicht. Wo bliebe denn da auch der Spaß?

Wo waren wir gleich? Ach bei deinem vollkommenen versagen. Denn das ist das einzig vollkommene an dir, wie wir beide festgestellt haben.
Du hast keine Gemeinde geeint und auch die Inquisition ist nicht mehr als ein Mythos, hinter dem du dich versteckt, denn niemand außer dir scheint sie jemals hautnah gesehen zu haben. 
Was also hast du im Grunde zu verlieren? Deinen makellosen Eintrag in die Geschichtsbücher?


Ach Tanuri, du bist ihnen allen im Grunde doch herzlich egal und endlich scheinst du es zu verstehen! Niemand mag dich, niemand will dich.
Ob dein makelloser Körper nun besudelt wurde vom Blut der Brut ist oder nicht. Eine Priesterin warst du sowieso im Grunde nie.
Aber wenigstens kannst du dann deine Verfehlungen loslassen und jemand anderem die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben.


Tanuri, sei ehrlich, du willst es doch so, also tu es. Es ist so einfach.
Du brauchst dir nur über die Lippen zu fahren, wobei, nein es sucht sich bereits seinen Weg...


Siehst du, so einfach ist es. Du musst also gar nichts mehr tun. Nur liegen bleiben. Es einfach geschehen lassen.
Lehnen wir zwei uns doch einfach zurück und lassen es einfach über uns ergehen.
Das solltest du doch hinbekommen, nicht wahr? Oder ist selbst das zu schwer für dich?
Zuletzt geändert von Das Nichts am Sa 13. Mär 2021, 18:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Syndra
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#267

Beitrag: # 52190Beitrag Syndra »

Entschlossen lag das Blau von Syndras Augen auf dem Wiedergänger. Keine Ahnung, wer er war und was er da tat, aber dass sein Blut Tanuris Lippen benetzte, war sicherlich alles andere als gut.

Dennoch musste sie ihn auch von ihr und auch von sich fernhalten. Zwei Dinge zur gleichen Zeit und doch blieb Syndra nicht wirklich viel davon, um über ihr Handeln nachzudenken. Es war ein kurzes Aufschimmern in ihren Augen, als er mit ausgefahrenen Krallen auf sie zustürmte. Entscheidungen. Binnen eines Wimpernschlags sah Syndra zu Tanuri und traf die ihre, indem ihr Blick sich auf einen Ort fokussierte.

„Lanuae magicae.“ Formten ihre Lippen kaum hörbar, während sich im selben Moment ein reißendes Gefühl in ihrem linken Arm ausbreitete, so dass sie die letzte Silbe schmerzerfüllt ausspie, bevor ihr Körper sich von einer Sekunde auf die andere vor ihm auflöste, um die Wucht seines Schlages ins Leere gehen zu lassen, während sie sich neben der Priesterin materialisierte.

Es waren nur wenige Meter in den Raum hinein. Eine kleine Krümmung im Raum selbst und dennoch genug, um etwas Distanz zwischen sich und ihn zu bringen und näher an Tanuri zu gelangen. So der Plan, wenn auch leider nicht vollkommen erfolgreich. Der Blutsauger hatte sie trotz allem noch erwischt, bevor sie den Teleportzauber hatte vollenden können.

„Verdammter Bastard!“ zischte Syndra, während ihre rechte Hand sich intuitiv kurz auf die Wunde legte, welche seine Krallen in das Fleisch ihres linken Oberarms gerissen hatten. Sie konnte das Blut zwischen ihren Fingern hervorsickern spüren, aber dafür hatte sie keine Zeit, ebenso wenig, um sich dem Schmerz zu ergeben.

Abermals bedienten sich ihre nun blutig verfärbten Finger jener arkanen Quelle der Magie, während sie nur kurz, da Landru ihr den Rücken zugewandt hatte, den Rest des Raumes in Augenschein nahm. Wo zum Henker war nur Naheniel? Sie könnte ihn wirklich brauchen!

Hektisch zerrte sie dabei an den Fäden der Magie, versuchte ein neues Netz aufzubauen, einen Zauber zu spinnen, in der Hoffnung der Blutsauger wäre im ersten Augenblick noch von der Tatsache überrumpelt, dass sie einem Blinzeln gleich, seinem Angriff mehr oder minder erfolgreich ausgewichen war. Nur ein kurzer fadenscheiniger Triumpf. Denn trotz allem brauchte sie mehr Zeit. Mehr als diese wenigen Sekunden, die ihr der Zauber und die Verwirrung vielleicht verschafft hatten.

„Tempus substito.“ Flüsterte sie, während sie mit einem Fingerschnippsen das magische Glimmen aus arkaner Macht um sich herum freigab. Es war nicht viel. Syndra hatte immerhin wenig Zeit sich zu konzentrieren oder zu sammeln, aber vielleicht würde es ihr zumindest einen Moment verschaffen. Wenigstens für drei oder vier Atemzüge unter Umständen die Zeit um sie herum verlangsamen oder im besten Fall anzuhalten.

Ein kurzer Augenblick nur, der ausreichen mochte, um mit dem Robenärmel das dunkle Blut von Tanuris Lippen zu wischen, bevor es am Ende noch zu spät dafür wäre. Schließlich war es egal, was der Blutsauger im Sinn hatte oder es gar bewirken mochte, er gehörte zum Tod persönlich und diese fragwürdige Medizin selbst konnte nur ein dunkles zwielichtiges Gift bedeuten.
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
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Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
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Landru
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#268

Beitrag: # 52191Beitrag Landru »

Es war kaum Widerstand da als die Krallen durch die Luft sirrten wie ein leises zischen. Dann ins Holz des Türrahmens einschlugen, da einfach nichts da war was den Schlag gebremst hätte. Sie war weg. Aber er roch sie noch. Als wäre sie noch immer dort gestanden. Sie war weg. Tatsächlich war er im ersten Moment höchst irritiert von der Tatsache das sie einfach verschwunden war. Aber der Geist war wach genug zu begreifen, dass es Magie war. Sie war nicht weit. Er konnte ihre Stimme hören. Auch wenn die Worte die sie sprach, nicht für ihn verständlich waren, so folgte der nächste Angriff bereits. Allerdings für sie sehr.. langsam. Er selbst merkte den Unterschied nicht, für ihn verlief die Zeit weiter wie normal, aber für sie war er wohl gerade verlangsam worden. Wie lange der Zauber hielt war fraglich, sie konnte sehen wie sich die Sporen, welche aus der Wirbelsäule ragten lösten und begannen auf sie zu zufliegen. Kaum gelöst von den Wirbeln wandte sich die Gestalt herum, langsam. Während die Sporen wie scharfe Nadeln in der Luft lagen und auf sie zusteuerten.

Je nachdem wie lange diese Verlangsamung anhielt. Würde sich blitzschnell die Verlangsamung aufheben und dann die gewohnte Geschwindigkeit einsetzen in der er seine Wendung vollführte und wieder in der Ausgangsposition im Türrahmen stand. Davon was mitbekommen, dass die Zeit langsamer war oder sie gar das Blut fortgewischt hat, hatte er nicht. Entsprechend nahtlos setzte er den fliegenden Knochenspitzen bereits nach bevor sie überhaupt ein Ziel gefunden hatten.
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Naheniel
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#269

Beitrag: # 52193Beitrag Naheniel »

Er ließ sich hinab auf eines seiner Knie, während er sich mit seinem anderen Bein abstützte.
Auch wenn Freya sich seiner Nähe versuchte zu entziehen, umschloss er mit seinen großen Händen ihr kleines, feines Gesicht, strich mit seinem Daumen die heiße Träne von ihrer Wange, welche sich aus ihren blauen Augen gelöst hatte.
„Ich konnte nicht anders. Du musst mir das einfach glauben.“
Seine Stimme war leise, dennoch beschwörend.
„Niemals hätte ich es getan, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte. Aber es gab keinen anderen Weg um Dich zu“
kurz hielt er in seinen Worten inne, musste sie selbst durchdenken. Aber für große Kunstgriffe in seinen Täuschungen, die er sonst für sie bereithielt um sie von sich zu überzeugen und zu beeinflussen, blieb an dieser Stelle einfach keinerlei Zeit. 
Denn wieder erklang das drohende Kreischen, durchdrang sie beide bis ins Mark.
„Ich verspreche Dir, dass ich Dir alles erklären werde. Doch jetzt müssen wir hier fort. Es wird uns sonst finden.“
Er warf einen weiteren zögerlichen Blick über seine Schulter, gar so, als würde er befürchten, jenes Etwas würde plötzlich mit gefletschten Zähnen und seinen toten Augen vor ihm stehen.
Naheniel war ihm schon mehrmals begegnet und keiner ihrer Begegnung war auch nur annähernd zu seinem Vorteil verlaufen.
Was auch immer es war, es war mächtig.
Zu mächtig für ihn. Und wahrscheinlich auch bald zu mächtig für diese Welt, die er geschaffen hatte.
Sie würden Gelegenheit haben über alles zu sprechen, doch nicht jetzt.
Er richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und griff nach Freyas Hand. Eine Geste mit einer Bestimmtheit, die keine Zuwiderhandeln oder Aufbegehren ihrerseits dulden würde.

Ein letztes Mal sah er auf das Portal. Was er dahinter erblicken konnte, stimmte ihn, trotz der Gefahr, die derzeit drohte, durchaus zufrieden.
Es hätte ihm sogar ein amüsiertes Lächeln entlockt. Die Worte Lyvias konnte er nicht mehr hören, doch die Enttäuschung die sich mit aller Schärfe in ihrem Gesicht abzeichnete, sprach für ihn Bände.
Freya würde nach und nach den Zuspruch und den Halt verlieren, den sie durch jene bekam, denen sie vertraute.
Die ersten giftigen Samen dafür waren gesät.
Und je weniger sie ihr trauten, je weniger Zuspruch sie von ihnen bekam, desto mehr würde sie seine Nähe und seine Freundschaft suchen. Sich immer öfter in seinen Schutz flüchten, bis sie eines Tages alle anderen verlieren würde.
Somit zu seinem eigen wurde und er das vollenden konnte, womit er begonnen hatte.


Mit jenen Gedanken beobachtete er, wie das Spiegelportal immer stärker surrte und unter jenem Geräusch zu vibrieren begann.
Die fragile Oberfläche konnte diesem Druck, welcher auf sie ausgeübt wurde nicht lange standhalten.
Und so zersprang sie mit einem lauten Klirren endlich in tausende schneidende Scherben, die zunächst auf den Boden fielen und jenes Bild festhielten, was noch von der anderen Seite geblieben war.
Aber dann lösten sich die Scherben und es blieb nichts zurück außer der karge Boden, auf dem sie beide standen.
 

Ohne eine weitere Antwort von Freya abzuwarten, zog er mit Nachdruck an ihrem Arm, als er sich in Bewegung setzte.
Die Wege die sie zu beschreiten hatten, waren verworren und verschlangen sich in immer weitere Pfade.
Wohin sie führen mochten, das konnte keiner sagen. Denn niemals führte der gleiche Weg in dieselbe Richtung.
Das Einzige wonach sie derzeit suchen konnten, war Schutz.
Was auch immer dieses Wesen sein mochte, es suchte nur nach ihnen, solange es ihre Furcht spüren konnte. Aber es war nicht nur die Furcht gegenüber ihm selbst, welches es spürte.
Es war auch jene Furcht gegenüber dem Leben und dem Sterben, welches trotz allen Mutes tief in allen verankert war.
Deshalb war es Naheniels Ziel, vorerst genug Abstand zwischen ihnen und diesem „Ding“ zu bringen.
Also lief er und lief, immer weiter hinein in eine Welt, die sich mit jedem Schritt wandelte, sich mit jedem Gedanken neu erschuf und mit jedem Atemzug unberechenbarer wurde.
Er lief, stets darauf bedacht, Freyas Hand nicht loszulassen.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Jeremias Rabenherz
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#270

Beitrag: # 52194Beitrag Jeremias Rabenherz »

Der Vogel hatte es natürlich gesehen und beobachtet und doch war der Moment in dem Freya davon genommen wurde zu schnell. Er blieb zurück. Und folgte Lyvia. Auch wenn sie durch ein anderes Portal verschwand. Kaum durch das Tor wirbelten die Federn und der Greis zeigte sich. Scheinbar war es ihm auf eine Weise möglich durchaus die Gestalt zu wechseln. Nur für wie lange?

"Das ist alles?" Fragte er sie mit seiner rauen Stimme. Es klang ein wenig mahnend, vielleicht sogar leicht vorwurfsvoll. "Ihr lasst es zu?" Fragte er erneut nach. "Das Kind ist 8 Jahre alt. Versetze dich in ihre Lage. Was sie erlebt und gesehen hat, in wenigen Stunden für diesen kindlichen Geist kaum zu begreifen. Aber ein Gott schert sich darum nicht. Er kennt diese Grenze nicht. Er verlangt und er will das es erfüllt wird. Das weißt du. Es obliegt jenen die sie begleiten ihr zu helfen. Nicht sie aufzugeben. Lyvia." Er streckte ihr die Hand hin. "Du führst deinen eigenen Krieg mit dir. Der HERR prüft uns auf so viele Weisen. Also.. was tust du jetzt? Glaubst du wirklich sie hat in irgendeiner Form bewusst entschieden?" Das Gesicht verzog sich leicht, denn durch die Brandnarben die ihn total entstellen, sah man seine Mimik nur schlecht. "Gib sie nicht auf. Du bist vielleicht eine der wenigen die es wirklich gut mit ihr meinen und sie nicht einfach benutzen wollen. Sie braucht dich." Meinte er nachdenklich. 

Was genau war er geworden? Seid er er die irdischen Fesseln abgelegt hatte. Ein Wanderer zwischen den Welten? Ein Bote? Oder einfach ein Omen? Nichts was groß Einfluss auf die Dinge nehmen konnte, außer Hinweise und Zeichen zu setzen, vielleicht. Vielleicht nicht mal das. Aber es hatte einen Grund wieso er hier war. "Wer ist dieser Mann? Der im Portal." Fragte er nun nach. "Erkläre es mir." Forderte er sie auf und noch immer tanzten einige weiße Rabenfedern um die Füße des Greises. 
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Rabenvater •  Stammbaum Rabenherz
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Syndra
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#271

Beitrag: # 52197Beitrag Syndra »

Syndra konnte sehen, wie sein Blick noch auf der Tür ruhte, während wie in einer Zeitlupe sich die Knochensplitter aus seinem Rückgrat lösten. Doch was nun? Wenigstens war sein verwunschenes Blut von den Lippen Tanuris fort, wenngleich sie nicht sicher sein konnte, ob sie jeden Tropfen erwischt haben mochte.

Ein kluger Schritt wäre es Tanuri erstmal hier weg zu schaffen und ihren eigenen kleinen Hintern dabei auch gleich mit aus der Affäre zu ziehen. Andererseits? Ein solcher Zauber brauchte einiges an Magie. Magie, die sie abschöpfen musste, denn jene, die in ihr floss, war noch immer gebannt - abgeschnitten von den Urgewalten, die Syndra hätte beschwören können. Vermaledeites Armband! Verfluchter Zauber!

Es würde ihr so viel mehr Vergnügen bereiten, dieser untoten Kreatur die Stirn zu bieten.  Jede Faser ihres Körpers wollte sich ihm stellen und das Kribbeln in ihren Fingern nahm förmlich zu bei dem Gedanken ihrem Zorn Ausdruck zu verleihen.  Aber dafür reichte das wenige an Macht, welcher sie sich bedienen konnte, sicherlich nicht aus. Noch nicht.

Einen offenen Kampf gegen, was auch immer er für ein Monster sein mochte, wäre im Moment mehr als ungleich und die Chanen wären am Ende vermutlich eher gering, dass sie Tanuri UND sich dabei retten konnte. Auch wenn ihr Stolz sie beschwor die Flugbahn seiner Sporen einfach umzulenken, um ihn seine eigene Medizin schmecken zu lassen, indem die rasiermesserscharfen Geschosse auf ihn zurückprallen würden. Sie sah wie die Spitzen zögerlich näher kamen, wissend, dass sie keine Zeit hatte, alle Optionen durchzugehen inklusive ihrer Chancen. Nutze deinen Verstand. Worte ihres Vaters, die Syndra durchaus im Gedächtnis geblieben waren und die sich in ihrem Geist manifestierten. Vielleicht hätte sie ihren Verstand einfach vorher gebrauchen sollen. Aber nun musste sie Handeln und zwar schnell.

Mit zusammengepressten Lippen und verengten Augen, sah sie abschätzig zu Landru. Jene klauenbehaftete Kreatur, welche wider jeglicher natürlichen Regel unter den lebenden weilte und die sie naiver Weise für eine Person, die sie nicht einmal im Ansatz leiden konnte, herausgefordert hatte.

Es war nur ein Sekundenbruchteil, viel mehr hatte Syndra vermutlich auch nicht, während sie die Magie um sich herum zusammenraffte. Sie musste nun reagieren. Auf irgendeine Weise.

Konnte nicht einer der betrunkenen Säcke dort unten auf das Chaos hier oben aufmerksam werden? Bei Ogrimar. Was für ein nutzloses Pack. Aber vermutlich interpretierten sie ganz andere Dinge in das hinein, was sie hörten, wenn sie es überhaupt wahrnahmen. Allein auf sich gestellt würde sie derzeit hier sicher nicht einmal einen Blumentopf gewinnen. Also war kein Platz für ihren Stolz, der sie höchstens ins Grab bringen würde. Sie brauchte Tanuri lebend und in diesem Fall musste sie diesen kleinen Kratzer an ihrer Würde wohl mindestens als Preis annehmen.

Schnell und geschickt versuchte Syndra die Fäden der Magie zu verknüpfen. Ihre Finger arbeiteten ohne Unterlass, um einen mit dem anderen um sich und Tanuri sich herum zu verweben, während die Sporen sich langsam aber sicher unablässig vorarbeiteten, gar ein wenig an Geschwindigkeit zunahmen. Verdammt! Kurz senkte sie ihre Wimpern, während das Pulsieren in ihrem Arm zunahm und sich zusätzlich ein flaues Gefühl in ihrem Magen breit machte. Wohin nur? Konzentrier Dich!

Leise nur wisperte sie die Worte abermals, während sich kleine Schweißperlen an ihrem Stirnansatz formten und das Blut aus ihrer Wunde auf den Boden tropfte. Worte, unter denen das mystische Schimmern der Fäden um sie herum zunahm. Es war gar der letzte Augenblick, da das Aufglimmen der Magie Tanuri und sie einschloss, bevor im selben Moment der andere Zauber versagte. Ungehindert schossen die Sporen auf Syndra los. Gnadenlose, gefährlich scharfe Geschosse  - pfeilschnell und mit ein wenig Pech, auch mehr als tödlich.

Ein kurzer qualvoller Schrei verließ ihre Lippen und erfüllte den Raum mit ihrer Stimme. Was immer nun geschah. Es war vorerst in Dunkelheit gehüllt.  Ob die Magie entweder wirkte und sie beide fortbrachte oder aber der Schmerz, der sie erfüllte, Syndra an Ort und Stelle ohnmächtig werden liess. Die Frage würde jemand anderer beantworten müssen. Was auch immer und wo auch immer. Ob hier, im Zimmer nebenan, im Schankraum, auf der Straße oder der Halle der Legion. Sofern der Zauber Wirkung zeigen würde, sie hätte keine Ahnung, welcher Ort es war, der sich zuletzt in ihren Gedanken manifestiert hatte, bevor der erste Knochensplitter sich tief in ihre Schulter gebohrt hatte. Im schlimmsten Fall jedoch sackte ihr Körper nun einfach auf dem von Tanuri zusammen. Doch wenigstens konnte Syndra von sich behaupten niemanden im Stich gelassen zu haben, auch wenn ihr Handeln pragmatischer Natur war und letzten Endes nichts an ihrer Einstellung zu der Priesterin selbst ändern oder aussagen sollte.
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Landru
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#272

Beitrag: # 52198Beitrag Landru »

Magie war tückisch und manchmal nicht so einfach wie jemand sich das vorstellte. Die Fäden waren wie sensible Empfänger von Impulsen, nach denen sie sich ergeben. Landru hatte auch versucht Magie mal zu nutzen und war daran glorreich gescheitert. Er war dafür nicht geschaffen. Sein Wesen war eine ganz eigene Art von Magie, wenn man so will. Den Sporen war er nachgesetzt, was für Syndra Minuten waren, war für ihn eben nur ein Bruchteil von Sekunden. Bruchteile von Sekunden die es brauchte bis erneut Fäden von Magie den Raum einnahmen. Es wurde kurz gleißend hell. Er musste die Augen zukneifen, es tat ihm weh und das hörte man an dem wütenden Gebrüll. Danach war es still. 

Noch immer lag eine Helligkeit in der Umgebung, wie dichter Nebel der sich nur langsam lichtet. Fakt war irgendwas ist passiert. Tanuri war bei ihr. Aber der Raum in dem sie sich befunden hatten war nicht mehr da. Sie hatte sich und die Priesterin erfolgreich weg teleportiert. Nur wohin. Ein Funken von Zweifel, ein Funken von falschem Gedanken und sie können überall landen. Regung verriet sie war nicht alleine. Im Sprung und dem Versuch das Grelle Licht von den Augen fern zu halten war er dennoch vom Zauber erfasst worden. Die rötlichen Iriden legten sich nun mehr auf die Frau, die nun mehr verwundet war. Rötliche Schlieren an den Wangen zeigten das die Blendung ihm durchaus weh getan hatte. Und doch im Moment, griff er sie nicht an. Warum nicht? 

Der Nebel lichtete sich. Langsam Stück für Stück wurde die Umgebung klarer. Es war definitiv nicht mehr Halams Taverne. Auch nicht das Schloss der Vampire oder die Hallen der Legion. Zwei Gestalten kamen auf sie zu. In weiß gekleidet, gefolgt von einem grellen Licht das auf ihn geschleudert wurde und verdammt noch weh tat. "Weiche.. zurück." Er grollte auf und trat zähneknirschend den Rückzug an. Durch die hellen Gewandten hindurch. Eine der Frauen in Weiß kniet sich zu Syndra und Tanuri. "Sie brauchen Hilfe. Wir sind die barmherzigen Schwestern vom Lichte Artherks. Dies ist unser Tempel." Sprach die Nonne sanft und winkt ihre Geschwister heran um Wundversorgung zu betreiben. 

Den Weg hinaus gebahnt wandte er sich um und blickte in das hohe Antlitz eines Tempels. "Echt jetzt.. " Murmelte er vor sich hin und sah gen Firmament wo der Himmel graute. Er hatte keine Zeit mehr sich darum zu kümmern. "Scheisse." Er musste sich zurück ziehen. Vorerst. 
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Tanuri
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#273

Beitrag: # 52199Beitrag Tanuri »

Gellend war ihr Schrei, doch für kein Ohr zu hören. Ihr Gesicht eine Fratze, gezeichnet aus Not und Verzweiflung. Doch für niemanden sichtbar.
Für all jene Gestalten, die sich derzeit um sie geschart hatten, war sie so unbeweglich, so erstarrt und so scheinbar tot wie noch zuvor. Doch sie hatte sie gehört, die Stimme in ihrem Kopf. Sie hatte es gefühlt, den stechenden und pochenden Schmerz, der sie heimsuchte. Aber er war nicht mehr zu vergleichen mit jenem, den sie noch gefühlt hatte, als sie auf ihren eigenen Beinen gestanden hatte.

Es war etwas anderes, eine völlig neue Erfahrung. Nicht ihr Körper war davon erfasst worden, nein, es war ihr Geist, es war ihr Sein, ihr Verstand, der nun davon gepeinigt und geschlagen wurde. Ein Hieb nach dem anderen, mit peitschenden Ranken, gespickt von zahlreichen Dornen, die tief eindrangen, nur um blutende Rinnsale zu hinterlassen.
 

Nichts davon konnten all jene wissen, die versuchten sie, aus welchen Gründen auch immer, am Leben zu erhalten. Nur ihr regloser Körper war hier bei ihnen, wer auch immer sie alle waren. Sie selbst war eingeschlossen, eingeschlossen zwischen Leben und Tod. Selbst wenn sie sich bewusst hätte entscheiden können, einen Weg zu gehen, es wäre ihr unmöglich gewesen, jenen zu beschreiten. Sie sah nichts, sie fühlte nichts, sie hörte nichts von alledem, was um sie herum in den letzten Minuten geschehen war. Alles was sie gehört hatte, waren die Worte der körperlosen Stimme, die ungedämpft und wie schneidendes Eis in sie gedrungen waren.

Sie hätte sich aus derlei Beleidigungen nichts gemacht, es wären nicht die ersten, die sie bisher gehört hatte und mit einem sonst so überheblichen Lächeln und einem gelangweilten und zugleich amüsierten Schulterzucken von sich gewiesen hätte. Doch jetzt, da sie nicht einmal wusste wo sie war, nein, ob sie überhaupt noch war, brachte es sie an den Rand der Verzweiflung. Es war ihr unmöglich, die wirren Worte des Nichts einzuordnen. Ihnen eine Bedeutung zu geben, sie zu sortieren und in ein Bild einzufügen, in welchem sie sich zurecht finden konnte. Sie wusste nicht was geschehen war, was geschehen würde. Genauso wenig wie sie wusste, ob das was sie hörte real, oder einzig und allein ein grausames Spiel ihres eigenen Verstandes war.

War er ihr nicht stets ein so treuer und verlässlicher Freund gewesen? Womöglich sogar ihr einziger Freund? Hatte er sich nun nach all der Zeit gegen sie gewandt und versuchte sie in die Irre zu führen? Wer konnte schon sagen, welcher Art von Zauber Naheniel sich bedient hatte um sie in den tiefen Abgrund des eigenen Seins zu stoßen. Es wäre ein äußerst kluger Winkelzug von ihm gewesen. Elegant noch dazu. Ein Tod, ohne sterben zu müssen. Denn was bliebe von ihr, ohne ihren sonst so verlässlichen Geist?
 

Voller Pein schlug sie ihre Hände vor ihr Gesicht um einen weiteren erschütternden Schrei zu unterdrücken. Wobei es ohnehin egal gewesen wäre, ob ihr dieser über die Lippen gekommen wäre, denn gehört hätte ihn niemand, genauso wenig wie ihre Bewegungen irgendjemand sehen konnte. Ihre Finger verkrallten sich in ihrem pechschwarzen Haar, ihre Handflächen legten sich mit einem vehementen Druck auf ihre Ohren, während sie sich auf die Knie fallen ließ und aus den tiefen ihres Herzens schrie: „All dieser Hass um mich! Geh! Lass mich alleine!“
Denn genau das war es, was sie zu spüren bekam, was sie einhüllte, mit sich fortriss. Es waren nicht die Worte, die ausgesprochen worden waren. Sondern einzig und allein das, was die körperlose Stimme an Gefühlen übertrug. Der Hass, der Zorn, die Wut, die Abscheu der ganzen Welt ballten sich in jener und schwappten wie kochende, alles versengende Lava um ihren Verstand.
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
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~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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-Freya-
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#274

Beitrag: # 52203Beitrag -Freya- »

„DU konntest nicht anders?“ trotzig versuchte Freya vergeblich der Berührung seines Daumen zu entkommen, der die Tränen von ihrer Wange fischte. Absoluter Unglaube ruhte in ihren Augen, die mehr als nur wütend vor Verzweiflung zu ihm glänzten, denn  ihrer Meinung nach hatte es sehr wohl einen anderen Weg gegeben. Hatte sie ihm nicht genau deshalb ihre Hand entgegengestreckt. Hörte ihr überhaupt jemals irgendjemand zu?

Unbeherrscht und zornig versuchte das Mädchen ihr Gesicht seinem Griff zu entziehen. „Es gab keinen Weg um mich was?“ aufgelöst beharrte das Mädchen im ersten Augenblick förmlich auf eine Antwort. Eine Antwort, die hoffentlich einen mehr als guten Grund liefern würde, um sein Handeln zu erklären. Einem Handeln, welches durchaus Tanuris Tod bedeuten konnte. Und, wenn das der Fall war, dann würde sie ihn töten. Ja das würde sie ganz gewiss. Dämliches Band hin oder her.

Während Freya gerade erst begann, ihrem Ärger Luft zu machen und ihn im wahrsten Sinne des Wortes mit keifenden Tiraden sowie einem Schwall aus vorwurfsvollen Fragen zu bedenken, erschütterte abermals ein gewaltiger Schrei den Boden und liess dabei förmlich alles um sie herum erbeben. Was zum Grott war das?

Angstvoll weiteten sich die eh schon großen blauen Augen unter jenem Kreischen, während selbst Naheniel sich aufrichtete und auf eine bestimmende Art ihre Hand ergriff.

All die Worte schienen für den Augenblick vergessen zu sein, während ihre Pupillen suchend umhertanzten, als würde sie den Ursprung des Gebrülls direkt hinter Naheniel vermuten. Nervös glitt ihr Blick über die karge Landschaft. Öhm karge Landschaft? Sekunde! Waren die Bäume um sie herum gerade auch schon hier gewesen? Ein wenig unsicher blinzelte Freya mehrfach. Nein, vermutlich spielten ihre Sinne ihr, nach allem was sie gesehen und erlebt hatte, nun einen Streich.

Noch während sie mit zusammengepressten Lippen die Schatten hinter Naheniel absuchte, durchschnitt das Klirren des Spiegels, welcher in tausend Teile zersprang, die gerade eingekehrten schon irgendwie unheimlichen Stille. Jener Spiegel, der im Grunde der Fluchtweg für Naheniel hätte sein sollen. Nein! Nein! Nein! Das war der Weg raus gewesen. Langsam reichte es doch mal mit den stetigen Rückschlägen, oder nicht? Und wer trug die Schuld an dem ganzen? Naheniel du Idiot!

Gerade wollte Freya dort ansetzen, wo sie aufgehört hatte. Ihn gar anfahren, wie dumm er gewesen war. Wie dumm es gewesen war, sie hierher zu holen, anstatt zu ihr zu kommen und nun saßen sie hier, wo auch immer HIER war, fest. Gerade er, als Erwachsener hätte doch mal nachdenken sollen, aber dazu kam es nicht.
Sein zögerlicher Blick wandte sich von dem Portal und der Umgebung selbst ab, während die anfängliche Stille um sie herum sich mit einem Rauschen erfüllte. Ein Flüstern von Blättern und Ästen, Gebüsch und was immer sich darin bewegen mochte.

Die Art und Weise, wie er ihre Hand umschloss, liess Freya vermuten, dass Naheniel diese Veränderung auch bemerkte und dass dies ihm alles andere gefiel. Eine Besorgnis, die das Mädchen durchaus spürte. Auch wenn ihr Körper und Geist am Rande der Erschöpfung waren, so vergönnte man ihr noch immer keine Pause.

Aber was immer da auf sie zukam, es schnürte ihr förmlich den Magen zu.  Es brauchte nicht wirklich den Nachdruck, den Naheniel ihr mit der herrischen Art seines Griffes vermittelte, um an seiner Seite zu bleiben, auch wenn damit weder der Zorn auf ihn noch die Besorgnis um Tanuri damit verraucht waren.

„Wo willst du hin?“ fragte sie, wobei sich zwischen der Wut nun auch für ihn wahrnehmbar die Unsicherheit in ihre Stimme einschlich.
Ihr Blick schweifte immer wieder hinter sich, doch konnte sie nicht wirklich etwas erkennen, außer eine Bewegung in den meterhohen Kronen, so als würde der Wind sie in Bewegung setzen... oder aber sie sich durch etwas Gewaltiges in alle Seiten verbiegen. Freya versuchte mit ihm Schritt zu halten, da seine Hand sie mehr als unerbittlich festhielt, aber sie sich auch nicht zuletzt mit ihrer an ihn fast klammerte. „Was verfolgt uns da? Irgsh... warte!“ Kam es fast fluchend über ihre Lippen, denn je tiefer sie in den Wald liefen und weiter dem Pfad folgten, desto unebener wurde jener. So als wäre der Weg älter als die Bäume, denn überall schienen Wurzeln sich wie Stolperfallen zu erheben, so als wollten sie sich ihnen schon fast in den Weg legen.

Die Vegetation wurde dichter und im Vorbeilaufen bemerkte das Mädchen durchaus die Umrisse von dicken Baumstämmen. In grotesker Formen ragten die vermutlich alten Bäume empor und schienen immer dichter zu werden. Dunkel und düster hoben sich die Schatten empor, raubten gar fast jedwedes Licht, und auch wenn alles im Moment, bis auf das Rauschen selbst, unglaublich still wirkte, hatte Freya das Gefühl beobachtet zu werden.

„Das gefällt mir gar nicht.“ Bemerkte sie, während ihr Blick nicht mehr nach hinten sah, sondern sie sich auf ihr direktes Umfeld konzentrierte, um nicht noch einmal zu stolpern. Wohl kaum würde sie einräumen, dass sie Angst hatte. Doch war es genau das, was das Kind verspürte.

Abermals hörte sie das Kreischen. Ein markerschütternder Schrei, welcher die Bäume spürbar zum Schwanken brachte und das Rauschen verstärkte, so als würde das geheimnisvolle Flüstern um sie herum zunehmen. Intuitiv beschleunigte Freya ihre Schritte, um nah bei Naheniel zu bleiben, während sie gleichzeitig mehrfach den Versuch unternahm mit dem Finger zu schnippen. Immerhin waren es die unbekannten Dinge, die einem Angst machten und die in der Regel im Licht sich als etwa vollkommen harmloses entpuppten, nicht wahr?

Nach einigen Bemühungen hatte das Mädchen Erfolg und ein kleines Irrlicht erfüllte schwirrend die Dunkelheit um sie herum und gab ihnen ihr unmittelbares Umfeld preis. Ein Umfeld, das jedoch, nicht wie erhofft, vielleicht weniger angsterfüllend wirkte, da man es erkennen konnte, sondern eher das Gegenteil bei ihr bewirkte.

Qualvoll schienen die Bäume zu ächzen, als das Licht sie traf. Gewaltige borkige Stämme, welche auf bizarre und groteske Form verbogen den Weg säumten. Wilde Ranken schlangen sich um sie herum und es wirkte so, als würden jene Schlingpflanzen das Harz, welches aus den Rissen quoll, wie tiefrotes Blut, aus ihnen herausquetschen. Wie giftige Schlangen wanden sie sich die Äste hinauf und hingen sogar an einigen Stellen wie gefährliche, nein tödliche Schlingen über dem Pfad hinweg.

Das Rauschen in den Blättern erhob sich abermals wie eine Warnung. Freya musste kurz schlucken. Fast geriet sie bei diesem beklemmenden Anblick wieder ins Stolpern, während sie sich ganz nah an Naheniels Seite drückte, so dass sie seine tröstliche Wärme spüren konnte.


„AU! Verflixt“ ihre Hand rutschte unvermittelt aus der des Magiers, als etwas ihren kleinen Körper förmlich mit voller Wucht aus seinem Griff heraus zu Boden riss. Hatte sie abermals einen Stein übersehen? Nein sicher nicht, wie sie unmittelbar feststellen musste, auch wenn das kleine Licht um sie herum, bei dem Schreck, der sie durchfuhr, erlosch.

Im Affekt begann Freya wild zu strampeln, als könnte sie sich damit losreisen, denn es war vielmehr so, als hätte sie etwas am Knöchel gepackt. Auch wenn ihre Knie brannten und sie das Gefühl hatte, es würde Blut aus ihnen heraussickern, so war das, was sie zu Fall gebracht hatte, um ein Vielfaches schmerzhafter.  
„Verdammt! Da ist was… an meinem Bein. Naheniel, mach es weg!“ rief sie fast schon ein wenig panisch, während sich mit jeder Regung ihres Beines der Griff nur mehr zu verstärken schien, so als würde eine Schlange ihrem Opfer die Luft abdrücken wollen.  „AU!“
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


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Lyvia
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#275

Beitrag: # 52206Beitrag Lyvia »

Sie wirbelt herum und mustert den alten Mann. Es ist eine Weile her und doch wirkt er vertraut wie eh und je. 
Sie runzelt leicht die Stirn und ihre Augen werden zu schmalen Schlitzen. Jedes seiner Worte trifft sie mitten ins Herz. Sie ballt die Fäuste und atmet tief durch.

Ich muss es zulassen. Dahin kann ich ihr nicht folgen…es ist sein Reich…Naheniel. 

Ihre gesamte Wut gegen diesen, was auch immer er ist, offenbart sich allein in der Art wie sie den Namen förmlich ausspuckt.

Und ich lasse sie nicht im Stich. Niemals! Mehr als einmal habe ich gegen das was mir zugestanden wird gehandelt…bin weiter gegangen als ich hätte dürfen, habe Grenzen überschritten und gegen Regeln verstoßen, habe mich eingemischt, wo es mir untersagt war und die Konsequenzen stets ertragen, um ihr zu helfen…ihr zur Seite zu stehen.

Abrupt dreht sie sich weg. Die Wut über die eigene Hilflosigkeit übermannt sie. Auch das Wissen, das man diese Hilflosigkeit manchmal einfach akzeptieren muss, macht es nicht leichter oder lindert gar ihre Wut. Erst als sie sich wieder halbwegs unter Kontrolle hat wendet sie sich dem Alten wieder zu.

Ich würde sie niemals aufgeben!!!! Und niemals aufgeben in dem Versuch ihr zu helfen und es ihr leichter zu machen, mit all dem fertig zu werden. Ich weiß nur zu gut, wie es ist…besser als mir lieb ist...wie es ihr geht…wie sie sich fühlt, was sie durchmacht und dass ER nicht danach fragt.

Ungewohnt heftig erklingt ihre Stimme und auch der harte Tonfall wirkt fremd. Erneut atmet sie tief durch, versucht zumindest einen Teil ihrer gewohnten Ruhe wieder zu finden.  

Ich gebe sie nicht auf. Doch da, wo sie hinging, kann ich ihr nicht folgen. Ich helfe ihr stattdessen auf andere Weise...indem ich mich dem annehme was ihr wichtig ist, bis sie wieder zu uns findet oder ich sie finde.

Sie seufzt leise. Auch wenn sie nie in ihrem Glauben wankt…nie gewankt hat…so ist sie nicht immer wirklich glücklich auf welche Wege sie der dunkle Lord schickt und wie gnadenlos sich seine Prüfungen oft darstellen. Ihre größte Qual besteht nicht in dem was ihr selbst widerfährt. Wohl aber in dem Weg, auf welchen er Freya geschickt hat…alles was sie erleiden muss und wie… und der Umstand, dass er sie erneut zwingt zuschauen müssen, statt all das von ihr abwenden zu können…ist schlimmer als alles andere. Jeden Schmerz wäre sie bereit zu ertragen, um ein wenig der Qual von der Seele des Kindes zu nehmen. 

Naheniel. Ich weiß nicht viel über ihn…nur das er Freya täuscht…belügt…benutzt. Ihrer beider Schicksal ist anscheinend miteinander verwoben. Und durch dieses Schicksal ist eine Verbindung entstanden, die niemand bisher erschüttern konnte. Sie glaubt und vertraut ihm bedingungslos und lässt auch keinen Zweifel zu…bisher zumindest.

Versucht sie die Frage Jeremias zu beantworten, bevor sie die Stirn leicht runzelt und versucht aus dem Chaos der letzten Zeit einen Teil der Informationen herauszufiltern.

Irgendetwas hat ihren Glauben an ihn erschüttert…nicht genug, dass sie die Augen öffnet und erkennt, wer er wirklich ist…nicht genug, um die Täuschung hinter seinem Wesen und seinem Tun zu erkennen…doch genug, um ihm wohl nicht mehr blindlings ergeben zu sein.

Erneut dringt ein leises, fast erschöpft wirkendes Seufzen über ihre Lippen. Die letzten Ereignisse haben auch bei ihr Spuren hinterlassen. 

Doch genau das wird nötig sein, um das Band zu zertrennen…und genau das muss geschehen. Er ist das Verderben...ihr Verderben.

Dessen ist sie sich sicher. Sie hebt den Kopf und blickt entschlossen in die Augen des alten Priesters. 

Ich konnte ihr nicht folgen, aber ich kann Tanuri helfen…und nichts ist Freya derzeit wichtiger. Danach suche ich Freya. Und bei Ogrimar. Ich werde einen Weg zu ihr finden und sie heimbringen. Und wenn ich dafür erneut mein Leben geben muss. 

Einmal hat sie es bereits getan und sie keinerlei Skrupel es erneut zu tun. Ob es nun in SEINE Pläne passt oder nicht. Und ihr regt sich der leise Verdacht das dies wohl erneut der Preis, oder die Strafe, dafür sein könnte, dass sie sich erneut widersetzt.

Aber niemals könnte ich Freya gegenüber treten in dem Wissen, dass ich Tanuri hätte helfen können und es nicht einmal versucht habe. Das wäre etwas das würde sie mir tatsächlich niemals verzeihen.

Egal welche Bindung Freya zu Naheniel verbindet, sie weiß das die Liebe des Kindes zu Tanuri überwiegt, egal wie kompliziert und verworren die Beziehung zwischen der Priesterin und dem Kind auch erscheinen mag.

Sie schließt die Augen und konzentriert sich erneut. Kein Ort ist das Ziel des Portals, sondern ein Mensch. Eine Fähigkeit welcher sie lediglich in dieser Dimension fähig ist. Sie deutet dem Alten ihr zu folgen. Ohne abzuwarten, ob er ihrer Einladung folgt, verschwindet sie durch das Portal um gleich darauf geblendet die Augen zu schließen.

Herrje…

Murmelt sie und sieht sich kurz um nachdem ihre Augen sich an das Licht gewohnt habe.

Na toll…das ist ein Witz, oder?

Murmelt sie leise, während sich rasch umsieht und ihre Aufmerksamkeit von den Nonnen angezogen wird und der Gestalt welche reglos zu deren Füssen liegt

Tanuri…

Entrinnt es ihr, während sie auf diese zustürzt und neben ihr auf die Knie sinkt…die Nonne, die ihr dabei vor die Füße geriet, rigoros zur Seite schiebt, ungeachtet deren zwar nicht lautstarken, aber doch energischen Proteste.

Vorsichtig legt sie Tanuri die Hand auf die Stirn. Kein fundiertes Wissen leitet sie, auch keine Ausbildung oder auch nur irgendetwas, worauf sie sich stützen könnte, warum sie das tut. Intuition…ein dem Instinkt folgend, sich von etwas nicht Greifbarem leitend lassen.  Die einzigen Erklärungen, die sie bieten könnte. Sie schließt die Augen und konzentriert sich auf Tanuri…taucht ein in deren Geist…wo auch immer sich dieser gerade befindet. Sie hat davon gehört. Geschichten erzählt bekommen…doch da endet ihr Wissen auch schon. 

Tanuri?

Ruft sie in das unendliche Dunkel in welches sie eingetaucht war…kein Licht…nicht einmal ein Schimmer…und sie spürt es, so sehr, dass sie nur mit Mühe dagegen ankommt. Jener alles verzehrende Hass.

Tanuri!!

Ruft sie erneut deren Namen…in einer verzweifelten, fast unsinnigen Hoffnung, dass jene ihn vernimmt…es ihrem Geist den Weg aufweist…den Weg aus dieser Welt, die keine ist. 
 
 
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