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Syndra
Dorfältester / Dorfälteste
Beiträge: 114
Registriert: Fr 27. Mär 2020, 20:37

#226

Beitrag: # 52121Beitrag Syndra »

Syndra hatte keine Ahnung, wie Naheniel es anstellte, aber jede seiner Berührungen traf sie bis ins letzte Nervenende ihres Körpers, sodass sie jene Wirkung, die er auf sie hatte, kaum verleugnen konnte.  So war es auch mehr als nur ein Lächeln, welches ihn treffen sollte, während er ihren Blick auf sich gelenkt hielt. Ein Lächeln, welches durchaus Einzug in das Blau ihrer Augen erhielt, auch wenn man das kurze Aufglimmen neben den Liebkosungen seiner Hände auch als Reaktion auf seine Frage deuten konnte.

Sie hatte kurz an dem Wein genippt gehabt, als er ihn ihr gereicht hatte und noch immer glänzten ihre Lippen von den Spuren dessen. Durchaus hatte Syndra ein wenig Kalkül seinerseits die ganze Zeit in Betracht gezogen und vermutete noch immer, dass es zumindest bis zu einem gewissen Punkt von ihm geplant gewesen war. Nicht alles, nein wohl kaum, wenn sie sich an die flammenden Blicke der letzten Nacht zurückerinnerte, während ihre beide Körper zu einem verschmolzen waren und es keiner Worte bedurft hatte.

Kurz zuckten ihre Mundwinkel bei dem Gedanken, während sie mit einem Blinzeln die Erinnerungen fortstrich und ihr eigenes Spiegelbild in dem Blau seiner Augen sehen konnte. Sacht fuhr sie sich selbst über die Lippen und entfernte die Spuren des Weins auf jenen, ohne sich sich direkt seines Griffes zu entziehen.

„Würdest Du von deinen Plänen absehen, wegen einer, zugegeben, wundervollen Nacht? Einlenken, einen Schritt zurückweichen und damit riskieren alles zu verlieren, nur um 'dies' zu wiederholen?“ So als würde sie die Antwort darauf erahnen können, glänzten ihre Augen wissend seinem Blick entgegen. Sie konnte seine eigene Entschlossenheit durchaus sehen, spüren und vielleicht sogar besser verstehen, als er annahm. Immerhin strebten sie, jeder auf ihre Weise, eine Macht an, die der andere ihm nicht auf diese Weise bieten konnte. Und auch wenn er im Gegensatz zu Tanuri viel mehr zu bieten hatte, so hatte jene das EINE, dessen sie sich, um jeden Preis bemächtigen wollte.

Kurz beugte sich Syndra vor und streifte seine Lippen, während ihre Hand über seine Brust fuhr. Ja er hatte ein unbekanntes Begehren in ihr geweckt, aber das durfte ihr keinesfalls im Wege stehen. Langsam nur löste Syndra sich, schenkte ihm noch einen kurzen Blick, welcher ihm durchaus erlaubte hinter ihre Schutzmauer zu blicken und das Feuer darin, welches er bisher immer wieder aufs Neue schürte, zu erkennen.

Syndra liess ihre Beine, eines nach dem anderen, an Naheniel langsam vorbei aus dem Bett gleiten und nahm noch einen kräftigen Schluck Wein, bevor sie den Kelch auf dem Tisch neben dem Bett abstellte. Hätte Tanuri sie nicht auf diese Weise in der Hand, wäre sie vielleicht von vorn herein weniger skeptisch gewesen und vielleicht sogar Feuer und Flamme, so dass sie sich kopflos vielleicht sogar manipulieren lassen. Aber hier ging es um mehr als nur ein paar Stunden ungebändigter Leidenschaft, Hingabe und Begierde. Es ging um Magie und Macht. Reine, vollkommene, pure Macht. Und solange sie von ihrer Magie abgeschnitten war und ihr die Macht vorenthalten blieb, würde für etwas anderes kein Platz sein.

Ihre Hand griff nach ihrer Robe, während Syndra Naheniel erlaubte, sein eigenes Risiko im Hinblick auf dem, was sie ihm bot, abzuschätzen und gleichzeitig dabei noch einmal einen uneingeschränkten Blick auf sie zu werfen.

„Sie hat mir ein Angebot gemacht, welches sie, um es mit ihren eigenen Worten widerzugeben, zeitnah erfüllen wird. Sie gibt mir, was ich will und dafür verlangt sie im Grunde fast nichts, außer den Schutz für jemanden. Das interessante an der Sache ist, dass sie dabei in der Bringpflicht steht. Sprich, sie wird erst liefern müssen. Und da ich davon ausgehe, dass Du das Bett nicht mit meinem Vater geteilt und seinem Bettgeflüster gelauscht hast, ist sie die einzige, die dieses Wissen noch mit mir teilen kann.“

Abermals liess Syndra zu, dass Naheniel über ihre Worte nachdenken konnte, während sie selbst den zarten Stoff über ihren Körper gleiten liess und anschließend ihr Haar aus dem Nacken heraus über die Robe hinweghob.

Natürlich war sein Angebot selbst schwer auszuschlagen, doch jenem fehlte das kleine essentielle Detail. Denn auch wenn er ihrer Meinung nach offenbar besser Bescheid wusste, als er hatte zugeben wollen, war der Krieg, von dem er angeblich in der Taverne gehört hatte, nicht ihr primäres Problem, nachdem sie ihre Mutter und nun zuletzt auch ihren Vater für verschollen oder tot ansehen musste. Der Wille war da, dem Schicksal der beiden auf den Grund zu gehen, den Orden zu suchen, gar in ihre Heimat zu reisen, doch ihr Verstand warnte sie durchaus davor, sich ohne eine Verbindung zu den Elementen aus der momentanen Defensive zu wagen. Sie war nicht ohne Grund hier. Und wer wusste es schon, vielleicht gab es für das wortlose Verschwinden des Erzmagus am Ende sogar eine Erklärung, auch wenn sie ihm dieses heimliche Davonstehlen und die Mitnahme der Macht der Zitadelle nach all seinen Worten mehr als verübelte.

Aber auch wenn die Versprechen des Erzmagus unerfüllt geblieben waren, so war Syndra sich dennoch bewusst, dass jener in einem Punkt nicht übertrieben hatte. Die Gefahr, die von dem Orden ausging, durfte sie keineswegs unterschätzen. Sie brauchte Tanuris Wissen, da gab es keinen Weg dran vorbei. Koste es, was es wolle. Ein kurzes Aufglimmen huschte über das strahlende Blau ihrer Augen, während sie sich ihm zuwandte und zu dem funkelnden Eisblau seiner entschlossenen Augen sah, welches sie abermals dazu verführte, dass ihre Mundwinkel hinaufzuckten.

 „Ich bin mir noch immer sehr sicher, dass du wusstest, wer ich bin, Du meine Lage und Verbindung zu der Priesterin kanntest oder vielmehr zu kennen glaubst und wusstest, wann ich bei Tanuri sein würde. Woher? Nun das spielt für mich weniger eine Rolle. Aber wohl kaum bin ich von solchem Interesse, dass ein jeder hier im Königreich meinen Schritten folgt, geschweige denn sich für meine Lage interessiert.  Aber Du? Du jedoch wusstest genau, was du tust. Wer ich bin. Wann und wo ich aufzufinden war.“

Fraglich, ob Naheniel derartig beharrlich und am Ende gar so leidenschaftlich bei der Sache gewesen wäre, wenn sie ein tölpelhaftes Gör oder eine hässliche alte Vettel gewesen wäre. Es war schwer einzuschätzen bei jener Entschlossenheit, die er ausstrahlte. Ruhig war Syndra an ihn herangetreten.  Vielleicht hatte er ja sogar ein Stück weit die Wahrheit gesagt, dass jene Anziehung aus Gegenseitigkeit beruhte und nicht vollkommen seinem Kalkül entsprungen war. Immerhin war er nun scheinbar bereit die Intention seines Vorhabens mit ihr zu teilen, was sie durchaus annehmen liess, dass er sie ein wenig in sein Vertrauen zog. Dennoch, als würde Syndra ihm gar gebieten, zu schweigen, legte sie ihren Zeigefinger auf seine Lippen, um jene zu versiegeln und ihren Gedanken zu Ende aussprechen zu dürfen, bevor er nur an einen Einwand denken würde.

„Überleg es dir gut, bevor Du mir ins Wort fällst und nun unangebrachtes Misstrauen unterstellst. Es würde nicht nur Deine, sondern auch meine Intelligenz letzten Endes beleidigen. So kann ich nur zugegeben, dass es mir  irgendwie imponiert. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, warum, geschweige denn einschätzen kann, was echt und was von dir kalkuliertes Handeln ist. Trotzdem hat es einen gewissen Reiz, das herauszufinden.“

Nun die Frage, auf welcher Seite sie am Ende stehen wollte oder würde stand noch immer im Raum und vielleicht hätte sie an anderer Stelle sogar die unbedarfte naive junge Frau gemimt und ihn einfach die Worte hören lassen, die er hören wollte. Doch würde er es ihr nach gestern Nacht überhaupt noch abnehmen? Im Grunde war es gleich, denn auch wenn die Tochter des Erzmagus es gekonnt hätte, so wollte sie ausnahmsweise keine Spielchen spielen, sondern für sich klare Verhältnisse schaffen. Etwas, das sie ihm auf ihre Art deutlich machen wollte, sofern seine Worte nach einer Wiederholung  einen Funken Aufrichtigkeit in sich trugen. So fuhr Syndra mit ihrem Gedanken fort, während ihr Finger weiterhin aus seinen Lippen ruhte, so wie ihr Blick noch immer zwischen pragmatischem Ernst und gleichzeitiger Anziehung aufschimmernd auf seinem lag.

„Tot bringt die Priesterin mir gar nichts. Und wer sagt, dass, wenn sie aus dem Weg geräumt ist,  der Schlüssel in Deine Hand fallen wird und nicht in jene eines Getreuen an ihrer Seite? Hm? Glaube mir, bei allem Verständnis für deine Ziele, so ist ihr Ableben kein Garant dafür, dass Du es sein wirst, der am Ende dabei gewinnt. Aber Da Du einen Vertrauten in ihrer Nähe suchst, denke ich, bist Du Dir dessen bewusst.“

Sanft strich Syndra über die Konturen seines Mundes und liess den Finger sanft über seine Wange hinab zu seinem rauen Kinn fahren, bevor sie ihm den Rücken zuwandte und ihr Haar über die linke Schulter hinweg nach vorn strich. „Der Handel mit ihr wird mich nah an sie heranbringen und auch wenn ich ihre Heiligkeit nicht sonderlich schätze, so könnte ich Dir helfen diesen Schlüssel in die Hände zu bekommen, sofern Du mit ihrem Ableben Geduld hast, bis sie ihren Teil der Abmachung mir gegenüber erfüllt hat.“ Kurz funkelten ihre Augen über ihre Schultern hinweg. Geduld war eine Tugend. Fraglich, ob Naheniel eine solche besaß und gar dazu bereit war, sie tiefergehend einzuweihen und Kompromisse einzugehen.

„Würdest du vielleicht kurz?“  Eine mehr oder minder subtile Bitte, die Syndra über die Lippen kam, um die Schnürungen der Robe an ihrem Rücken straff zu ziehen, wobei sie davon ausging, dass er diese ebenso gekonnt verknoten konnte, wie er sie zuvor gelöst hatte. Abwartend, ob Naheniel an sie herantrat und sie seine warmen Hände auf ihrer Haut noch einmal spüren würde, senkte sie kurz ihren Blick, bevor sie mit einer leichten Herausforderung in ihrer Stimme weitersprach.

 „Auf welcher Seite ich also stehen will?“  Eine aus ihrer Sicht rein rhetorische Frage, die er sich ebenso gut selbst beantworten konnte, oder nicht? Dennoch würde Syndra Naheniel keine Antwort schuldig bleiben. Sie hatten beide ihre Ziele und keiner von ihnen würde sich mit weniger zufrieden geben. So viel war klar. Allerdings musste es nicht bedeuten, dass ihre Seiten nicht zu vereinen waren und am Ende sie beide erhalten könnten, wonach sie strebten. Eine Wiederholung dieser Nacht sicherlich inklusive, sofern es ihnen keine Steine in den Weg legen würde.  „Vorerst stehe ich auf meiner eigenen Seite. Doch ich bin nicht abgeneigt meine Meinung zu überdenken, sofern es einen Weg gibt, der uns beide an unser Ziel führt.“
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Naheniel
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#227

Beitrag: # 52127Beitrag Naheniel »

Mit einem gar schon unanständigen Lächeln trat er an Syndra heran und griff nach der Schnürung ihrer Robe.
Das Öffnen jener gefiel ihm eindeutig besser, als diese wieder zu verschließen. Aber er wusste, dass die Zeit des Abschieds sich näherte.
Wohl aber mit der Gewissheit, dass es kein Abschied von langer Dauer sein würde. Dazu war ihnen wohl beiden gar zu deutlich bewusst, dass sie eine gewisse Abhängigkeit zueinander eingegangen waren und sich ihre Vorteile gewähren konnten.
Eine Tatsache, die ihn nicht minder zufrieden stimmte.
So war es doch genau das gewesen, worauf er von Anfang an abgezielt hatte. Allerdings nun mit der mehr als angenehmen Gegebenheit, dass sie sich weitaus mehr geben konnten.
Etwas, was sie beide wohl kaum noch weiter verleugnen würden.
Mit einem letzten Ruck zog er die Schnüre fest, bevor er mit seiner Hand zunächst nach ihrem Hals griff um dann mit dem Daumen und Zeigefinger ihr Kinn zu umschließen und ihren Kopf zur Seite zu drehen.
„Pläne sind dazu da, um hier und da überdacht zu werden. Und wer weiß, vielleicht ist das, was Du mir zu geben gewillt bist es ja durchaus wert, nochmals über mein Tun nachzudenken?“
Seine Worte waren ein Flüstern, als er mit seinen Lippen ihr Ohr berührte.
Für einen Moment hielt er in dieser Position inne, drückte seinen Brustkorb an ihren Rücken, so dass sie die ruhigen Bewegungen seines Atmens spüren konnte.
Zu gerne, hätte er sie in diesem Moment wieder ihrer Robe entledigt. Und doch wand er sich von ihr ab, um sich seine eigene schwarze Robe über seinen Körper zu ziehen.
„Ich habe vielmehr damit gerechnet, dass Du mich ein weiteres Mal subtil danach fragen würdest, ob ich nicht doch bereits mit Tanuri das Bett geteilt habe. Die Idee mit Deinem Vater,“ er legte seine Stirn in Falten und betrachtete sie mit einem amüsierten Glanz auf seinen Augen, „wahrlich, Du scheinst fast schon durchtriebener zu sein, als ich es bin. Alleine der Gedanke daran…“
Naheniel hielt inne und ließ einige schweigsame Augenblicke verstreichen, während er seine Aufmerksamkeit ihrem Rücken und der fest geschnürten Robe schenkte, „ist es so abwegig mit Sicherheit nicht. Für meine Ziele übertrete ich so manche Grenze - so wie Du unstrittig auch.
Aber nein, ich kann Dich bestätigen, derlei ist nicht geschehen.“


Wieder suchte er ihre Nähe, trat auf sie zu und betrachtete sie eingehend.
Wie weit wäre sie bereit zu gehen, um das zu erreichen, nach was sie so sehr sehnte?
Zweifellos wollte sie die Macht, die ihr entrissen wurde, die ihr versprochen worden war und sie nicht bekommen hatte.
Darüber musste sie nicht viele Worte verlieren. Er konnte es aus ihren Augen lesen. Er kannte diesen Blick, so musste er nur selbst in den Spiegel sehen, um den gleichen Ausdruck dort zu finden.
Auch ihm wurde etwas genommen, etwas entsagt, was ihm seit jeher zugestanden hatte.
Auch er war bereit, seinen Weg mit Leichen zu pflastern und keinerlei unnötige Verbindlichkeiten einzugehen.  

„Vielleicht wusste ich mehr über Dich, als ich zu Anfangs behauptet habe, vielleicht aber auch nicht.
Gewisse, nennen wir es „Geheimnisse“, sollten uns beiden auch weiterhin vergönnt sein. Denn letzten Endes ist es doch so, es würde rein gar nichts an der Situation ändern.
Eins kann ich Dir allerdings in voller Ehrlichkeit sagen: Es wäre wesentlich einfacher, wenn Du nur hübsch wärst und nicht zusätzlich auch noch intelligent.
Wärst Du nur Ersteres, hätte ich nicht das Bedürfnis danach, Dich in irgendwelche Pläne einzuweihen, sondern würde Dich tatsächlich nur dafür benutzen, meinem Ziel näher zu kommen.
Und glaube mir, ich wüsste sehr genau, wie ich das zu handhaben hätte.“

Wieder zeigte sich ein laszives Lächeln auf seinen Lippen, als er mit seinem Daumen über ihre Lippen strich.
„Aber davon muss ich Dich jetzt wohl nicht mehr überzeugen.“

Dass er sie nicht mehr überzeugen musste, hatte sie ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben.
Wobei zu verstehen hier wohl nicht der ganz treffende Ausdruck war. Sie hatte es ihm gezeigt, es ihn spüren und hören lassen. Genauso, wie er es getan hatte.


„Der Schlüssel wird mein sein, sobald er sich nicht mehr weiter in ihrem Wirkungskreis befindet.
Sie hat derzeit den stärksten Einfluss auf diesen, wie mir scheint.
Oder nein, das ist nicht ganz korrekt. Sie meint mehr über mich zu wissen, als sie in Wahrheit tut.
Sobald sie aber nicht mehr existiert, ist mir der Schlüssel ausgeliefert. Daran zweifle ich nicht.“

Auch wenn Tanuri dachte, über sein Ansinnen alles zu wissen und durch seine Vergangenheit auf sein heutiges Handeln Rückschlüsse ziehen zu können, würde er sie schon bald eines Besseren belehren.
Nebst dem, dass er ihr zeigen würde, wer die wirkliche Macht über Freya hatte und wer nicht.
Je früher sie am Boden lag, desto besser für ihn. Aber er musste zugeben, dass Syndras Einwand nicht ganz unberechtigt war.
Sie würde sie in einem gewissen Maße brauchen um das zu erhalten, was sie so sehr begehrte.
Somit schien es seine Berechtigung zu haben, dass die Priesterin noch ein wenig länger überlebte. Allerdings konnte man den Begriff „Leben“ durchaus schwammig definieren.

Behutsam stahl er sich eine von Syndras Strähnen und spielte nachdenklich damit.
„Vielleicht hast Du Recht und wir sollten noch unseren Nutzen aus ihrem Leben ziehen.
Doch Du solltest vorsichtig sein. Sie wird auf der Hut sein und sich auch von Dir nicht in die Karten schauen lassen.
Was auch immer Du gerade für eine Bedeutung für sie zu haben scheinst, dies wird nicht ewig währen. Wenn man bedenkt, aus welchem Hause Du entstammst, schenkt sie Dir ihr Vertrauen bestimmt nicht einfach aus gutem Willen heraus.“


Er entließ Syndras Strähne aus seiner Hand und suchte nach ihrem wärmenden Umhang, der sie vor dem Wetter draußen schützen sollte.
Vielleicht würde sie es auch als Zeichen deuten, dass er für seinen Teil soweit alles gesagt hatte, was zu sagen war.
Mit einer geübten Bewegung warf er ihr den Mantel über ihre schmalen Schultern und sah einige stille Atemzüge zu ihr hinab.
 
„Vertraust Du mir vollends? Ich halte Dich für klug genug, das nicht zu tun.
Genauso wenig wie ich gewillt bin, Dir mein Vertrauen mit allem Für und Wider zu geben. Du hast Deine Ziele und ich bin mir sicher, würde ich diesen im Wege stehen, würdest Du keinen Augenblick zögern, mich aus eben jenem zu entfernen.
Verständlich, denn nicht anders würde ich handeln.“

Ein verschlagenes Grinsen blitzte in seinen Augen auf. Es faszinierte ihn durchaus, wie ähnlich ihm Syndra in gewissen Dingen zu sein schien.
Recht bemerkenswert für eine Frau.
Sie hätte keinen schlechten Mann abgegeben. Für einen kurzen Moment ließ er seine Blicke an ihrem Körper hinabgleiten.
Auch wenn dieser nun in ihren Mantel gehüllt war, konnte er sich durchaus recht lebhaft daran erinnern, was darunter verborgen war.
Und er war nicht gerade unglücklich darüber, dass sie durch und durch eine Frau war.

„Wieder eine unserer Gemeinsamkeiten.
Eine jedoch, die unsere beider Leben und Ziele nur noch enger verbinden wird, da wir unsere Energie nicht unnötig darauf verschwenden müssen, einander etwas vormachen zu müssen.
Deshalb wird heute und an dieser Stelle, vieles noch nicht ausgesprochen werden und ich werde Dir keinerlei Versprechungen geben.
Eines jedoch kannst Du mir glauben, belügen werde ich Dich nicht.
Dies muss Dir vorerst genügen, um Dir die Sicherheit zu geben, dass ich nicht vorhabe, Dich zu nur benutzen.“

Er wog seinen Kopf einige Male nachdenklich hin und her, strich sich mit seiner Zungenspitze über die Lippen und benetzte diese, bevor sie ihren Weg vorerst ein letztes Mal auf die ihrigen suchten.
„Zumindest nicht, was diese Thematik anbelangt.“
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Jeremias Rabenherz
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#228

Beitrag: # 52128Beitrag Jeremias Rabenherz »

Und es schien als würde sie auf der Stelle laufen, da sie nicht sah wo sie hin ging, nicht sah ob sie überhaupt sich bewegte. Diese Ebene war weit - und viel tiefer als alles zu vor. Dorthin wo keiner mit gehen konnte. "Nun Kind. Du weißt warum du hier bist. Du weißt was geschehen wird." Die Stimme klang dunkel, verzerrt und gleichsam gewaltig. In dieser unsagbaren Dunkelheit schienen kurz zwei feurige Bälle aufzuleuchten. Vielleicht niemand anderes als der EINE selbst? Viel zu gewaltig um es zu erfassen. Sollte jener wirklich das Wort an sie richten oder war es ein Echo? Oder ein Bote? Das blieb unklar. Fakt aber war, dieses Wesen von gewaltiger Präsenz sprach zu ihr. "Nur wenige finden den Weg hierher." Erwiderte er und doch wurde ihr klar, dass es nicht die Stimme war, die sie zu Anfang gehört hatte. Diese gehörte zu der Silhouette die sich abzeichnete. Kauernd, die Hände um die Ohren gedrückt, verloren. Ein Erwachsener? Lange dunkle Haare fließen zwischen filigranen Fingern vor. Je näher sie kam udn sie schien sich darauf zuzubewegen um so deutlicher die Figur. Sie schien ein Kleid zu tragen. Ein einfaches Kleid und besaß eine weibliche Brust. Es war also eine Frau. "Ich bin nicht allein." Flüstert sie leise. Dann drehte sich der Kopf zu ihr. Und langsam erkennt sie wer es war. Sie selbst, nur einige Jahre älter. 

"Sieh was geschieht wenn du den Weg nicht findest, Kind. Wenn du abkommst." Die Frau war offensichtlich verwirrt. Zersprengt, wie zerbrochen. Viel für ein Kinderherz um zu verstehen, welche Tragweite das ganze hatte. "Ich will das du mir was bringst, Kind. Es wird die Pforten weiten. Das was lebt, aber nicht geboren wurde, dass was wiederkehrt, aber nicht gestorben ist." Toll nun auch noch Rätsel. Also fassen zusammen. Zum einen ist sie in einer Ebene gefangen mit einem Gott, wenn vielleicht auch nur dessen Echo. Der sie benutzen kann wie eine Marionette. Sie das Kind, mit sich selbst konfrontiert in späteren Jahren, wenn sie scheitert und gesegnet etwas finden, hier in totaler Dunkelheit. Wer möchte da tauschen? Gespannt darf sein wie sie damit umgehen wird. 
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Rabenvater •  Stammbaum Rabenherz
"Ich diente dem HERRN bis er mich rief, jetzt diene ich ihm erneut."
<<Die Tugend nistet, wie der Rabe, mit Vorliebe in Ruinen.>>
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-Freya-
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#229

Beitrag: # 52129Beitrag -Freya- »

Es war dunkel, ja da hatte die Stimme Recht, aber weder sie, noch die Stimme waren allein. Freya spürte es mehr als deutlich. Eine Aura, eine Präsenz, so gewaltig, wie auch ehrfurchtgebietend. Das Mädchen konnte es nicht wirklich beschreiben. Aber es war ihr mehr als bewusst, dass sie nicht allein waren. Doch gleich dem, wie oft Freya mit ihrem Finger schnipste, das Licht um sie herum entfachte sich nicht. Warum sollte auch mal etwas klappen, wenn sie es brauchte. Doch brauchte sie es, um zu sehen, um zu wissen?

Auch wenn eine absolute Finsternis herrschte, so war sie sich jener erdrückenden Aura mehr als bewusst. Jene Präsenz, die sich vor ihr aufbaute, überall um sie herum zu sein schien und gleichzeitig auch wieder nicht, und sich spürbar immer mehr in ihr innerstes hineinschleich. Gewaltig und gleichzeitig über all dem erhaben, was sie beherrschte. Kurz musste das Mädchen schlucken, als die düstere Stimme nicht nur in ihren Ohren widerhallte, sondern sich auch in ihren Geist hineinbrannte.

„Was wieso? Nein?“ antwortete sie, während sie sich herumwandte und den Ursprung dessen suchte, was zu ihr sprach. Im Grunde hatte sie nicht den geringsten Schimmer. Hatte Lyvia das auch erlebt? Oder der Opa? War das eine Prüfung?

„Ich... ich hab keine Ahnung.“ Erschrocken drehte sie sich im Kreis, als würde sie spüren, wie ein Blick auf ihr ruhte, ein Blick, vor dem sie selbst ehrfürchtig ihre Lider senkte, als sie das Leuchten plötzlich vor sich erblickte. Ein fester harter Kloß baute sich dabei förmlich in ihrem Hals auf. Wo war sie nun reingeraten.  


Beim Grott, was für einen Weg hierher, sie hatte keinen Weg gesucht, sie hatte sich nicht einmal bewegt, nachdem sie und Jeremias...  „Sag es mir dunkler Vater. Wo bin ich?“

„Was soll ich tun?“ Doch statt Worte erblickte sie in der Dunkelheit eine Frau. Ein matter Lichtschein, der ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte, nachdem die Stimme verhallte und nur die Aura selbst in Mark und Bein zurückblieb. Kurz rieb sich Freya über ihre Arme, versuchte den Schauer, der über jene gefahren war, zu vertreiben, während sie die Silhouette, welche die Person vor ihr eindeutig als Frau kennzeichnete, betrachtete.

Langsam nur ging sie auf jene zu und mit jede Schritt beschlich sie eine Ahnung, ein Gefühl. Das dunkle Haar, die Stimme. Gerade wollte sie einfach „Hallo“ sagen, doch das dunkle Blau jener Augen, welches sich mit einem Mal auf sie richtete, liess sie innehalten.

Abermals schluckte das Mädchen und geriet kurz in die Versuchung einen Schritt zurück zu weichen. Ihr Bein machte bereits intuitiv einen Ausfallschritt nach hinten, doch die Ferse berührte noch nicht einmal den Boden, als sie ihre Zweifel von sich schob und jener antwortete, deren Augen sie meinte wiederzuerkennen.

„Nein, nein... ich muss hier raus, ich muss zurück...“ Wenn ihr Gefühl sie nicht täuschte, dann wusste jene das sehr genau. Das blau ihrer großen Augen wanderte über die Frau deren Blick die Zerrissenheit deutlich ausstrahlte, betrachtete das lange schwarze Haar, dass ihr bereits wohl bis zur Hüfte reichte, die einfache Robe, den verwirrte Ausdruck in ihrem Gesicht. Das konnte unmöglich sein oder?

„Wieso soll ich dir etwas bringen, woher... und von was genau sprichst Du? Ich versteh nicht, was du möchtest?“ Anstatt zurückzuweichen, nahm Freya ihren Mut zusammen und machte statt zurückzuweichen einen weiteren Schritt heran. Bedacht streckte das Mädchen gar ihre Hand nach ihr aus, um sie am Arm zu berühren und sich zu versichern, dass sie keinem Trugbild gegenüberstand. Wenn sie sich nicht täuschte, dann würde sie also scheitern? War es das, was sie sehen sollte? Nein - sie würde das nicht zulassen. Unmöglich, nein ganz sicher nicht. Aber auch wenn sie wohl kaum die Antwort hören wollte, so verließ dennoch eine weitere Frage einem Flüstern gleich ihre Lippen, während ihre Finger sich nach dem Arm der Frau weiter ausstreckten, um nach Gewissheit zu suchen. „Wer bist Du und wieso bist Du hier?“
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Syndra
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Beiträge: 114
Registriert: Fr 27. Mär 2020, 20:37

#230

Beitrag: # 52130Beitrag Syndra »

Syndra spürte wie sein Odem ihren Hals liebkoste, während sein Körper in ihrem Rücken sich an sie presste. Seine Wärme, seine Bestimmtheit, sein Hand, welche ihr Gesicht in seine Richtung lenkte. Es reichte allein aus, dass ihr Atem sich beschleunigte und sie den latenten Wunsch in sich verspürte, dass er mit qualvoller Raffinesse die Schnürungen an ihrem Rücken wieder öffnen würde.

Aber auch wenn ihr Körper ein mieser Verräter war und ihm vermutlich viel zu deutlich signalisierte, welche Begierden er in ihr weckte, so war sie dennoch Herrin über ihren Verstand. Syndra hielt ihre Lider gesenkt, während sie sich selbst für einen Moment belächelte, da sie die Kontrolle über sich bewahren wollte. Schließlich war ihnen beiden bewusst, dass ihre Wege sie erst einmal trennen würden.

Als Naheniel sie freigab und Syndra sich zu ihm drehte, beobachtete sie die Spannung seines Körpers, die Regungen seiner Muskeln, die feinen Narben auf seinem Rücken und das kleine aber dennoch auffällige Mal in seinem Nacken, während er nach seiner Robe griff und sie sich überstreifte. Ein kurzer Moment, bis er sich ihr wieder zuwandte und es nur eines Atemzugs bedurfte, dass sie mit einem feinen Lächeln seinen Blick suchte. Sie wollte keine Bestätigung ihres offengelegten Gedankenganges. Nein, sie war sich ihrer Vermutung  sicher und wollte ihn nur wissen lassen, dass sie nicht so naiv war, ihm jedem seiner Worte unmittelbaren Glauben zu schenken. Und Vertrauen? Nein, ganz sicher nicht. Sie beide hatten Ziele und die Schwellen, die sie beide spürbar bereit waren zu überschreiten, konnten durchaus dafür sorgen, dass man einen hohen Preis dafür bezahlen musste.

Kurz befeuchtete Syndra sich ihre Lippen. „Sie wird mir Ihr Vertrauen nicht schenken. Es wird sicherlich schlussendlich einen Preis haben. Aber ihr wird kein anderer Weg bleiben, als genau DAS zu tun.“ Flüsterte sie leise, aber nicht minder verheißungsvoll, um ihn wissen zu lassen, dass sie mehr als davon überzeugt zu sein schien. Nun sicherlich fehlten ihr so manche Erfahrungen, aber dennoch war sie sich in diesem Fall sehr sicher, denn sie hörte genau zu und beobachtete die Facetten ihres Gegenübers mehr als ausgiebig, weshalb es für sie nur wenig Anlass zum Zweifeln gab.

Tanuri hatte deutlich gezeigt, dass sie kein Interesse an dem Ausgang des Krieges hatte, geschweige denn an ihrer eigentlichen Person. Etwas, dass Syndra nicht wirklich viel ausmachte, in Anbetracht dessen, dass sie eine rege Eifersucht ihr gegenüber verspürte, da der Erzmagus jene tiefer in sein vertrauen gezogen hatte als sie, sein eigen Fleisch und Blut. Was immer geschehen war, ihre Abstammung reichte schon aus, dass die Priesterin sich zu Tiraden hinreißen liess, um ihr angeknackstes Ego wieder aufzubauen.

Trotzdem schien Tanuri im gleichen Atemzug bereit zu sein ihr all das zu geben, was sie wollte. Die Macht der Zitadelle, die Freisetzung der Magie, den Sieg. Oh ja, die Priesterin, so sehr es ihr auch widerstreben mochte, brauchte ganz offensichtlich ausgerechnet sie - Syndra van Darc. Fraglich wofür, gar fraglich was gerade sie beschützen sollte. Die Annahme lag nun nahe, dass es durchaus der Schlüssel sein mochte oder mit jenem zu tun haben konnte. Aber das würde sich zeigen. Tanuri würde ihr daher Vertrauen müssen, denn immerhin ohne jene Macht war sie im Grunde wertlos für sie. Somit würde sie alles auf einem Silbertablett serviert bekommen und wenn alles reibungslos lief, würde sie am Ende vielleicht Naheniel zu dem verhelfen können, was er begehrte.

Ein erneuter Wimpernschlag liess Syndra seinen Blick suchen, nachdem er ihr den Mantel übergeworfen hatte. Sie konnte seine Verschlagenheit darin sehen, aber wenn sie nicht alles täuschte, ebenso das tiefe Begehren, sie abermals mit Leib und Seele in Besitz zu nehmen. ~Nicht heute~ huschte es durch ihre Gedanken, bevor seine Zunge ihre Lippen berührte und sein Kuss ein verdorbenes sündiges Versprechen hinterließ, ohne dafür ein Wort zu brauchen.

Langsam löste sie sich von ihm und legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Ich habe zu keiner Zeit ein Versprechen erwartet.“ Sacht liess sie ihren Zeigefinger über die Konturen seiner geschwungenen Lippen fahren, bevor ihr Handrücken über seine Wange hinweg über seinen Hals strich. „Das einzige, was ich erwarte Naheniel, sind keine Enttäuschungen.“

Syndras Hand glitt  federleicht über seine Brust hinab, bevor sie mit einem Wimpernschlag seinen Blick auffing. Ihre Wege würden sich trennen, aber Syndra zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass sie sich wieder sehen würden. Ohne es in Worte zu fassen, hatte Naheniel sich mehr oder minder immer wieder durch geringfügige Aussagen ihr gegenüber verraten, dass sein Interesse keiner spontanen Heldenhaftigkeit entsprungen gewesen war, sondern er um ihr Haus, ihre Lage und nicht zuletzt sogar ihre Aufenthaltsorte Bescheid zu wissen schien. Nun gewisse Geheimnisse eben, die sie niemals weiter hinterfragen würde. Trotzdem hatte er damit mehr als deutlich ein Interesse an ihr, welches sich mehr als spürbar nicht nur auf Informationen oder seinen Plan beschränkte - zumindest seit der vergangenen Nacht.

Ein feines, selbstüberzeugtes und nicht zuletzt provokantes Lächeln umspielte ihre Lippen bei seinen letzten Worten. “Ich hatte dich in der Hinsicht für intelligenter gehalten. Aber wir werden vielleicht eine Gelegenheit finden, das entsprechend neu auszuloten und zu sehen, wer wen in welcher Hinsicht benutzt und was wir von einander erwarten und am Ende einander gewillt sind zu geben. So Ogrimar will.” 

Sie erwiderte bewusst seinen Kuss ihrerseits nicht, sondern fuhr sich selbst nur kurz über die Lippen, wobei ein kleines Aufglimmen sich in ihren Augen wiederfand, als sie ihn noch immer auf jenen schmecken konnte. Es wäre wahrlich enttäuschend würde er sich am Ende als Problem herausstellen.

Aber sie wusste selbst wie sehr es in ihr loderte. Die Magie selbst, die ihr im Blute lag, das schmerzvolle Gefühl der Zerrissenheit, der Unvollkommenheit, dank jener Barriere, die sie vor dem Alter Ego des Erzmagus hatte schützen sollen und sie seither gleichzeitig von den Elementen trennte. Grund genug dieser Nacht nicht mehr beizumessen als notwendig und ihr einst mehr als impulsives Wesen zu kontrollieren, immerhin beeinflussten und intensivierten Gefühle nicht nur die Macht der Magie, sondern auch das Verlangen danach. Je heftiger oder intensiver sie waren, desto mehr spürte sie daher diese Leere in sich, die sie von innen heraus implodieren lassen wollte. Kontrolle hatte sie gelernt, wenngleich Naheniel sie diese kurzzeitig hatte vergessen lassen und sie das Nachbeben dessen in sich aufkeimen spürte.

„Der einzig wahre mit dir, Naheniel.“ Kam es leise über ihre Lippen, bevor sie ihre Kapuze über ihr Haar hinweghob und ihr Gesicht in die Schatten derer hüllte, bevor sie das unvermeidliche nur unnötig hinauszögern würde. Ruhig wandte Syndra sich der Tür zu und öffnete diese ohne noch einmal zurückzusehen, um hinter jener zu verschwinden und Naheniel seine Pläne überdenken lassen würde, so wie sie die ihren.


Ruhigen Schrittes folgte sie den Stufen hinab, während sie ihre Handschuhe aus dem Mantel herausfischte und überstreifte, als sie am unteren Treppenabsatz angelangt war. Für einen Moment streifte ihr Blick über die Anwesenden. Zumeist mehr Schnapsleichen, als alles andere und nicht wirklich jemand schien sie wahrzunehmen. So wandte Syndra sich Halam zu um ihm das Gold für Zimmer und Wein zu übergeben, bevor sie sich aufmachte, um die Taverne zu verlassen.

 Als sie die Tür öffnete spürte Syndra den eisigen Wind, welcher unter die Kapuze blies.  ~Sei kalt wie Eis, dann ist es nicht so schlimm~  Ein Rat, der sich in ihre Eingeweide gefressen hatte. Aber es war wahr. Es fühlte sich mehr als wohltuend an als die klare Winterluft ihre Lungen füllte und sie umspielte, wenngleich das Verlangen in ihr weiter zu wachsen schien.

Sie musste diese Ketten loswerden, sie wollte es spüren, in ihren Adern, in ihrem Geist und bei Ogrimar, sollte Tanuri versagen, vielleicht am Ende gar gelogen haben oder Naheniel ihr zuvorkommen, würden sie es bereuen. Im Zweifel hatte sie noch eine letzte Alternative. Eine, die ihr mehr als widerstrebte, doch lag die Lösung vielleicht in den Aufzeichnungen ihres Großvaters verborgen. Eines der wenigen Dinge, die ihr geblieben waren und egal wie verdorben die Magie jenes Mannes und seines Ordens sein mochte, jeder ging für seine Ziele im Zweifel bis ans äußerste. Und manches war es wert Grenzen zu überschreiten. Etwas, das ihr durchaus im Blut lag.

Ihre Hände nahmen die Zügel des Rappen entgegen, bevor sie sich jedoch zu Fuß durch die leichte Schneedecke auf den Weg zum Hafen machte.
Zuletzt geändert von Syndra am Mi 17. Feb 2021, 08:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
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Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
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Tanuri
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Beitrag: # 52131Beitrag Tanuri »

„Was meinst Du, sollten wir es ihr sagen? Ich meine, vielleicht tranken sie wirklich nur gemeinsam. Eine zufällige Begegnung, wie es so viele in dieser Welt gibt.“ Die Magd strich sich das rote Haar aus ihrem Gesicht und sah hilfesuchend zu dem Stallburschen, der nur knapp mit den Achseln zuckte. „Also ich werde sie ganz gewiss nicht stören, nur weil ihre Besucher sich gemeinsam einen netten Abend in der Taverne machen.“ Mit gleichmäßigen Bewegungen striegelte er eines der Rösser der Gilde. „Stell Dir ihre Laune vor, wenn wir sie mit solchen unwichtigen Dingen stören. Bestimmt kennen sie sich alle, schließlich hat er auf die Dame gewartet, als sie die Tore der Halle verließ. Wer weiß, vielleicht sind sie nur Anwärter und beraten sich, wie sie ihren Platz in der Gilde finden können?“ Ohne von seiner Arbeit aufzusehen, sprach er mehr zu dem Pferd, als zu der Magd.
Diese legte ihre Stirn kraus und ließ sie im Schneidersitz auf einen der Heuballen nieder. „Vielleicht hast Du recht. Was wenn aber nicht? Mir kam es nicht so vor, als ob jener Kerl ein gern gesehener Gast war, als er einst hier war.“ Seufzend hielt der Bursche in seiner Arbeit inne und sah über den Rücken des Pferdes zu der Magd. „Wenn ich mich richtig erinnere, kam er doch damals mit Freya, oder etwa nicht? Und Freya ist Tanuris Schülerin. Ich glaube kaum, dass die Priesterin jemanden in ihrer Nähe dulden würde, der nicht willkommen ist.“

Die Magd kaute unschlüssig auf ihrer Unterlippe und dachte über die Worte des Stallburschen nach. Damit konnte er durchaus recht haben und wahrlich, auch sie konnte sich etwas angenehmeres vorstellen, als zur Priesterin zu laufen und um ein Gespräch zu bitten. Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie bisher mit ihr ohnehin kaum Worte gewechselt, sondern sich zumeist nur Schelte eingeholt. "Wahrscheinlich hast Du recht. Schließlich wirkten die beiden doch sehr vertraut, als wir sie am Abend in der Taverne sahen. So als würden sie sich schon länger kennen.“ Der Bursche zeigte bei den Worten der Magd ein breites, wissendes Grinsen. „Vertraut? Na, Du bist mir ja eine Träumerin. Als ich vorhin den Hafer vom Bauern holte, sah ich, wie die Frau die Taverne verließ. Ich wette, sie hat ihr Bett heute nicht alleine gewärmt. Oder waren Deine Augen letzte Nacht wieder ganz woanders, als sie gemeinsam den Schankraum verließen?“ Die Magd errötete beschämt. Natürlich hatte sie das gesehen. Doch war sie noch an jungen Jahren und würde es nicht wagen, die Gedanken daran laut auszusprechen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Eins mit den Schatten, so hatte er ihr einst geschworen, ihre Augen und Ohren dort zu sein, wo sie nicht sein konnte. Leise und unbemerkt hatte er somit dem Gespräch gelauscht, dass zwischen den beiden in den Stallungen stattfand. Eigentlich wollte er nur auf dem Heuboden die wärmenden Sonnenstrahlen genießen, die durch das lückenhafte Dach hindurchfielen. Interessant, was sich so zugetragen hatte. Und die Magd und der Stallbursche lagen hier mehr als falsch wenn sie dachten, dass die Priesterin von dieser Begegnung nicht erfahren wollen würde. Mit einem leisen Lächeln wurde er selbst wieder zu einem der zahlreichen Schatten, die durch die Sonne auf den Boden gezeichnet wurden und suchte sich seinen Weg in die Hallen der Gilde. 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Nachdem der Vampir ihre Hallen verlassen hatte, war die Priesterin kraftlos und erschöpft in ihr Bett gesunken. Doch viel Schlaf oder gar Ruhe hatte sie nicht gefunden. Wie sollte sie auch? Gewisse Handlungsstränge schienen ihr nach und nach zu entgleiten und vieles verlief bei Weitem nicht mehr so, wie es einst von ihr gedacht gewesen war. Und dabei war der Besuch des untoten Fleisches vor wenigen Stunden noch ihr geringstes Problem. Sie würde dafür sorgen, dass er keinen seiner Füße wieder in ihre Hallen setzte, zumindest nicht in einem „lebendigen“ Stück.

Was ihr viel mehr Sorge bereitete, war die andauernde Abwesenheit Freyas. Es war ihre Aufgabe gewesen, sie zu schützen und sie dorthin zu führen, wo ihre Bestimmung lag. Doch bisher war sie ihr immer und immer wieder entwischt. Mochte Vargus ihr versichert haben, dass sie sich dort, wo auch immer sie war, in sicheren Händen befand. 
Doch wem konnte sie noch vertrauen? Zu viele Lügen und Halbwahrheiten hatte sie sich bereits anhören müssen. Zu viel Verrat und leere Versprechungen in den Jahren erlebt. Hatte sich irgendetwas, außer ihr Glaube, als Konstante erwiesen? Nein.

Sie warf ihre Bettdecke beiseite. Die Kälte in ihrem Gemach traf sie abermals, als ihre nackten Füße den Boden berührten.  
Doch diese Kälte kam nicht aus dem Raum selbst. Wie so häufig in letzter Zeit, hatte sie angeordnet, dass ständig genug Holz nachgelegt wurde, selbst wenn sie schlief oder nicht im Raum war.
In ihrem Gemach herrschten wahrscheinlich Temperaturen, die den stärksten Sommerländer zum schwitzen gebracht hätten. Zischend loderte das gierige Feuer, forderte mehr von dem nährenden Holz und würde doch niemals genug davon bekommen.

Nur mit einem weiten Morgenmantel bedeckt, trat sie näher an die Feuerstelle und betrachtete sich in einem Spiegel, welcher von wunderschönen aber fremdländischen Verzierungen auf dunklem Holz eingefasst war.
Sie blickte hinab auf ihren Leib, der längst nicht mehr makellos war. Die schwarzen Linien des Fluches, dem sie keinen Namen geben konnte, hatten sich längst über ihn ausgebreitet. Ein zartes Netz über sie gelegt, welches deutlich zeigte, dass ihr Schicksal besiegelt war. Es war nicht das, was ihr innewohnte und unaufhörlich wuchs, was sie in ihrem Sein erschöpfte, es war das, nach was jenes körperliche Wesen gegriffen hatte und nach wie vor versuchte, sich zu bemächtigen.

Ihr Blick wand sich zu einem kleinen Tisch, auf dem mehrere Pergamente aufgestapelt lagen und noch immer jener Dolch ruhte, den sie Freya einst mit solch grober Bestimmtheit in die Hand gedrückt hatte. Welche schier grausame Aufgabe hatte sie dem Mädchen dabei so kalt aufgebürdet? Nur weil sie es nicht gekonnt hatte. War sie denn wirklich so feige? Oh, der dunkle Lord würde mit ihr zürnen, würde er um diese Schwäche wissen. Wohl wahr, Menschlichkeit machte schwach in der Seele und der Entschlossenheit. Nein, vieles mochte sie sein, aber nicht schwach.

Mit einer schnellen Bewegung griff sie nach dem Dolch, packte ihn fest in ihre Hand und betrachtete ihn eingehend. Es wäre so einfach. Nur ein einziger fester Stich. Und diesem verderbten Leben in ihr wäre ein Ende gesetzt. Es wäre vielleicht ein bedauerlicher Tod, doch würde er ihr für jetzt eine ersehnte Befreiung schenken.  

So verführerisch war der kalte Stahl in ihren Händen. Leise und verlockend flüsterte er ihr zu, zeigte ihr eine Welt, in der sie sich keinerlei Sorgen mehr machen musste. Fester wurde ihr Griff, fast schon schmerzhaft drückte sich der Schaft in ihre Handfläche. Würde es eine Erlösung sein?  

Ein Wispern drang in ihren Kopf. Eine Stimme, so klar und doch so fern. Ihrer eigenen gleich und doch fremd und völlig anders.
 
Vergiss sie nicht, Deine Aufgabe. Du wurdest erwählt, die Teile der Prophezeiung zusammenzuführen.
Nicht mehr.
Nicht weniger.
Jetzt ist sie auch ein Teil von Dir.

Ibu duruh lioht enti fuir salo meistar irrisan

Aber erst durch das Licht und das Feuer, wird der dunkle Meister auferstehen. 


Mit vor Schreck geweiteten Augen öffnete sie ihre Hand, die den Dolch umschlossen hatte und jener glitt mit einem leisen Scheppern auf den Boden. Es schien, als hätte es der Worte bedurft, um sie aus der Finsternis ihrer Gedanken zurückzuholen. Sie davon abzuhalten, tiefer in den schwarzen Abgrund zu blicken, der sich ihr so trügerisch schützend dargeboten hatte. Es waren Worte gewesen, die sie längst kannte. Sie hatten sich schon vor langer Zeit in ihr Gedächtnis gebrannt. Doch hatte sie nicht zu deuten gewusst.
 
Jetzt ist sie auch ein Teil von Dir.


Noch bevor sie sich der Tragweite dessen bewusst werden konnte, klopfte es verhalten an ihre Türe. Schnell zog sie ihren Morgenmantel enger um ihren Körper, bevor der Besucher eintreten konnte.  „My Lady.“ Er verneigte sich formell, bevor er ohne weitere Umschweife an sie herantrat. Etwas, was sie bestimmt nicht jedem zugestand, doch er hatte sich bei ihr durch seine Dienste gewisse Freiheiten erstanden und er erachtete es ohnehin als unnötig, sich mit irgendwelchen Höflichkeiten aufzuhalten.
Es ist kein großes Geheimnis, dass alle Wände mit nur allzu neugierigen Ohren gesegnet waren, weshalb er nur flüsternd in knappen Worten das wiedergab, was er von dem Stallburschen und der Magd gehört hatte.

Mit einem tiefen Atemzug schloss Tanuri ihre Augen und dachte kurz über das nach, was sie soeben erfahren hatte.

„Es reicht.“ Endgültig. Offenbar schien Naheniel nicht einsehen zu wollen, wo sein Platz war. Starrsinniger Narr. Wieso nur war ihm so sehr daran gelegen, gegen das zu handeln, was ihm selbst am Leben halten würde? Wollte er es einfach nicht verstehen?
Verstand er denn nicht, dass jeglicher Eingriff seinerseits das fragile Bild, welches sie nach und nach versuchte zusammenzubauen, nur wieder auseinander zureißen drohte?
Jeder hatte seine Bestimmung zu erfüllen, denn für nichts anderes wurde man in diese Welt geboren. Ihre Bestimmung war es, die Worte der Prophezeiung zu schützen, sie zu hüten und jene zusammenzuführen, die dem Schlüssel gewähren würden, das Reich des dunklen Meisters zu öffnen. Und dieser Bestimmung würde sie nachgehen, mit allen Konsequenzen.
Aber die Zeit für die Kollision von Licht und Dunkelheit war noch nicht gekommen.
  

Sie würde handeln müssen. Jetzt.  

Ohne weitere Worte deutete sie ihrem Informanten, dass er sich wieder zurückziehen konnte. Ihr Dank wäre ihm gewiss. Doch dafür musste ein andermal Zeit sein. Nachdem sie sich eilig angekleidet hatte, machte sie sich selbst auf in die Taverne. Genug der Spielchen, die Naheniel zu führen gedachte.

Und so betrat sie über einen der hinteren Eingänge in die Taverne. Ungesehen von den neugierigen Augen Halams, seiner Angestellten oder gar jener, die den Weg nicht mehr nach zurück nach Hause gefunden hatten. Bedächtig schritt sie die Stufen hinauf. Zu ihrem Glück standen in der Taverne nur wenige Zimmer für Gäste zur Verfügung und nur eine Türe zu jenen Zimmern war verschlossen. Bei Ogrimar, sie konnte nur hoffen, dass ihr Gesinde sich nicht irgendetwas zusammen phantasiert hatte und sie nun nicht ungebeten in eine Szene eintrat, die sie so gar nicht sehen wollte. Wobei, ungebeten wäre sie ohnehin.
 

Entschlossen öffnete sie die Türe und betrat das Zimmer, in welchem sich das Schauspiel der vergangenen Nacht zugetragen hatte. Sie musste sich nicht umsehen um zu wissen, was geschehen war. Der ganze Raum war erfüllt von dem Geruch ihrer beider Körper. Syndra war also tatsächlich hier gewesen. Und er, er war es noch. Vielleicht hatte sie für einen kurzen Moment gehofft, dass das, was ihr zugetragen worden war, falsch gewesen war. Denn somit würde sich ein weiteres Mal alles ändern.

Sie bedachte ihn mit einem steinernen Blick. "Wie wenig überrascht ich doch bin, Dich tatsächlich hier aufzufinden, Naheniel."

 
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Jeremias Rabenherz
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#232

Beitrag: # 52132Beitrag Jeremias Rabenherz »

So viele Dinge die für ein Kind einfach schwer zu greifen und begreifen waren. Sie würde so vieles noch nicht verstehen. So viele Fragen die einfach Fragen blieben für den Moment. Nur die Brocken, die gewillt war eine Stimme hinzuwerfen. Eine Melodie, welche sie lockte, etwas zu tun im Namen des Einen. Dabei weiß sie nicht ob es wirklich der EINE war oder nur eine Illusion. Sie weiß es nicht, sie hatte nur ihr Bauchgefühl. Ihr kindliches Bauchgefühl, dass manchmal vielleicht sensibler war als alles andere. "Ich bin du." Flüstert das Mädchen. "Du musst zurück. Es wurde gesagt was nötig ist. Für heute." Das Mädchen überragte sie. Sie war deutlich älter, weiser aber auch gezeichneter. War es ihr Scheitern? Die Bälle am Horizont tanzten missmutig hin und her. Natürlich konnte niemand erwarten, dass dieses Mädchen gleich verstand was es tun sollte oder wozu es bestimmt war. Nein, dass wäre unmöglich. "Wenn es soweit ist wird sich der Weg zeigen. Du wirst verstehen." Wirklich? Es ließ viel Platz für Spielraum. Viel zu viel Platz. "Du bist weit weg von allem was weltlich ist. Sehr weit weg und zu lange kannst du nicht bleiben, bevor deine Verbindung schwächer wird. Behalte im Kopf was gesagt wurde. Der Rabe soll dir beistehen, neben den Anderen." Den Anderen? Lyvia? Vielleicht. Doch für jetzt war genug gesagt und getan worden. Der Geist war übersättigt an Information und noch mehr würde nicht mehr helfen, sondern nur noch mehr irritieren. Die Zeit kommt, an dem sie lernen wird damit umzugehen. 

"Du musst jetzt gehen." Sprach ihr älteres Ebenbild, eine Berührung, die von Freya ausging. Kalt, der Arm war eiskalt wie Eis. Und genau das geschah unter ihren Fingern. Die Haut bekam Risse, zog den Arm hinauf bis hin zu dem Gesicht, ehe es im Klirren zersprang. Ein leises Klirren, nicht laut. Leise. Dann war sie erneut alleine. Einen vielleicht fünf Herzschläge lang. Dann kehrte der weiße Rabe zurück und mit ihm das Dämmerlicht. Das durch die Ritzen des Raumes begannen zu dringen. Die unheilvolle Stimme mit den riesigen Bällen verlor sich im Dunkeln das dem gedämpften Zwielicht wich. Nicht wie vertrieben, wie zurück gezogen. Vor ihr erstreckte sich nun ein Pfad. "Krah!" Dessen Ende ein Portal preisgab. Vorerst, war es vielleicht Zeit zu gehen. Das Tier weilt an ihrer Seite. Sofern sie ihn nicht vertrieb.
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Rabenvater •  Stammbaum Rabenherz
"Ich diente dem HERRN bis er mich rief, jetzt diene ich ihm erneut."
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Naheniel
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#233

Beitrag: # 52134Beitrag Naheniel »

„Und wieso verwundert es mich nicht, Euch hier zu sehen? Wobei,“ er ließ ihr einen geringschätzigen Blick zukommen und sprach mit unverhohlener Verachtung in seiner Stimme, „ich hätte nicht erwartet, dass Ihr selbst von Eurem Thron herabsteigt. Sollte ich mich nun geehrt fühlen, Eure Hoheit?“
Mit einem herablassenden Lächeln streckte er die Arme von sich und verneigte sich tief, jedoch ohne sie dabei aus den Augen zu lassen.

Als er sich wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte, trat er einige Schritte näher an Tanuri heran, musterte sie von oben bis unten und fuhr im gleichen Tonfall fort:
„Vielleicht sollte ich auch vielmehr darüber verwundert sein, dass es so lange gedauert hat. Habe ich mich und meine Begleitung doch mehr als demonstrativ in der Öffentlichkeit präsentiert um Euch aus Eurem kleinen Nest zu locken, da Ihr mich ja als Gast nicht wirklich geschätzt habt.“
Natürlich hätte er für das ‚Kennenlernen‘ mit Syndra einen wesentlich geschützteren Ort aufsuchen können.
Schließlich gab es die ein oder andere Örtlichkeit, die im Verborgenen und fern von den neugierigen Augen derer lag, die nur allzu gerne das weiter trugen, was sie sahen.

Doch die Taverne war ihm gerade recht gewesen. Auch wenn er sich nicht sicher darüber gewesen war, ob dieser Plan aufgehen würde. Denn schließlich hätte die Priesterin oder ihre Gefolgschaft schon wesentlich früher dort auftauchen können.
Ein Risiko, welches er hatte eingehen müssen und welches sich zu seinen Gunsten entwickelt hatte. Mehr als zu seinen Gunsten, wie er für sich selbst zufrieden feststellen musste.
Fürs Erste wusste er Syndra an seiner Seite. Und Freya, nun, auch sie würde schon bald wieder neben ihm stehen und ihm gehören.

Er vergönnte sich bei diesem Gedanken ein selbstzufriedenes Grinsen. Wie leicht sich doch manchmal alles ineinanderfügte.
„Also Priesterin, verzeiht, dass ich Euch nicht Eures Standes würdig bewirten kann. Aber wohl kaum habt Ihr mich deshalb aufgesucht.
Was ist es, dass Euch zu mir treibt?“
Er erwartete keine Antwort auf seine Frage, sondern fuhr sogleich fort.

„Nachdem Ihr mich bei unserer letzten Begegnung so überaus freundlich aus Eurer Halle verwiesen habt, lasst mich Euch heute beweisen, dass ich wesentlich mehr Höflichkeit besitze.“
Mit nur wenigen Schritten stand er hinter ihr und ließ die Türe, die sie nur kurz zuvor geöffnet hatte, mit einer knappen Bewegung ins Schloss fallen.


„Was ist es, dass Ihr so fürchtet, Tanuri?“ Leise sprach er, doch seine Worte drangen ihr wie schneidendes Eis an die Ohren.
„Dass ich sie Euch alle nehme? Freya? Syndra? Eine nach der anderen,“
während er die Namen aufzählte, schnippte er zur Untermalung jeweils einmal mit seinen Fingern,
"bis ihr am Ende völlig alleine dasteht? Wen habt Ihr dann noch für Eure kleinen Machtspielchen übrig? Wem könnt Ihr dann noch Euer Gift zuflüstern?“
Er mochte Syndra versprochen haben, sie zu verschonen. Doch hatte er nicht weiter definiert, auf welche Art dies geschehen würde.

„Wie steht es dann mit der Erfüllung Eurer Deutung der Prophezeiung?“
Höhnisch lachte er auf und trat nun näher an sie heran. „Sie entgleitet Euch, Eure Macht.“
Er wand sich zu ihr und trat Nahe an ihren Rücken heran, neigte sich an ihre Seite herab und flüsterte mit einem gefährlichen Tonfall in ihr Ohr.
„Sagt mir, wie geht Ihr damit um, dass sie nicht mehr alle zu Euch aufsehen?
Dass Freya lieber meine Nähe sucht als die Eurige? Sich lieber in den Schutz meiner Arme begibt, mit mir ihre Geheimnisse teilt, anstelle von Euch?"

Ihre dunkelsten Geheimnisse, ihre Ängste hatte sie ihn wissen lassen. Hilfe und Ansprache bei ihm gesucht.
War ihm dadurch immer einen Schritt nähergekommen. So war die Verbindung zu ihr gewachsen.
Auch jetzt wusste er wo sie war, selbst wenn er sie nicht spüren konnte. Doch sie war in seinem Reich war sie nicht unbeobachtet.
Sie waren da, verfolgten jeden ihrer Schritte mit ihren wie Kohlen glühenden Augen, im Schutze der Dunkelheit und unerkannt.
Würden dort verborgen bleiben, bis zum richtigen Augenblick. Um sie dann in SEINE Welt zu geleiten.
Das wahre Reich der Dunkelheit und Verdammnis. Dort würde sie in den wahren Abgrund ihres Daseins blicken, sich verfangen und verlieren.  


Tanuri dachte, sie hätte stets alles unter Kontrolle? Sie würde sich wundern, zu welcher Art der Kontrolle er fähig war.

„Versucht gar nicht erst, Antworten auf meine Fragen zu finden. Es würde Euch doch nur Eure Fehlbarkeit aufzeigen.“
Seine Lippen verzogen sich zu einem mitleidigen Lächeln. „Bereut Ihr es schon, sie wie eine Sklavin über den Markt geschickt zu haben? Sie immer wieder für die kleinsten Vergehen zu strafen und ihr damit nur noch mehr Grund gabt, meine Freundschaft zu suchen?“
Ein leises, wohliges Raunen drang über seine Lippen und sie würde sehr wohl die hinterlistige Arroganz seiner Bemerkung erkennen:
„Oh, wenn Ihr wüsstet, wie diese kleinen unschuldigen Augen zu mir aufblicken.
Der Geruch ihres Haares kitzelt mich noch jetzt in der Nase, wenn ich an den Kuss denke, den ich ihr bei unserem letzten Abschied auf ihren Scheitel gab.“

Mit Bedauern in der Stimme sprach er weiter: „Wenn sie denn nur schon ein paar Jahre gereift wäre, würde ich sie auf die gleiche Weise an mich binden, wie ich es mit Syndra tat.“
Über das helle Blau seiner Augen zog ein dunkler Schatten, bei dieser durchaus gewollten Provokation.
„Es muss Euch fürchterlich ärgern, dass Ihr Euch meiner nicht entledigen könnt.
Wie waren noch Eure Worte: Das eine Leben ist mit dem des anderen verwoben, der Eine kann nicht ohne den Anderen existieren.“

Welch ein Zwiespalt, in dem sie nun stecken musste. Tanuri würde nichts gegen ihn ausrichten können, während er jedoch alles mit ihr tun konnte, nach was ihm beliebte.

„Es heißt der Verlust eines Kindes bewirkt die schlimmste Verzweiflung. Was ist es Euch also wert, das Leben Freyas?“
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Tanuri
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#234

Beitrag: # 52135Beitrag Tanuri »

Das alles musste ein Ende haben. Bisher war ihre Deutung gewesen, dass er ein Teil des Ganzen war. Das Eine wäre nicht vollkommen ohne das Andere. Ihr Licht konnte nur durch seine Dunkelheit weiter existieren. 
 
Dinstarî uurdit bidonaron. māri gituon dero liohtes fuora.
 
Die Dunkelheit wird sie begleiten. Weisen des Lichtes Weg.
 

Gleiches galt für ihn. Doch was, wenn ihre Deutung falsch gewesen war? War er nur ein Hindernis, ein Gegenspieler, wie es im Verlauf der Zeit dieser Welt schon so viele gegeben hatte? Konnte sie es riskieren, das herauszufinden?

Sie hörte sie heraus, seine kleinen und wahrlich passend gesetzten Provokationen. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie nah er Freya bereits war. Oder falsch, wahrscheinlich hatte sie es gewusst, aber nicht wahrhaben wollen. Es war doch viel leichter gewesen, die Wahrheit nicht sehen zu wollen und sich nicht weiter auf diese endlosen Diskussionen mit dem Kind einzulassen, die so oder so zu nichts führten. Doch trafen sie seine Worte, versetzten ihr gezielte Hiebe und hinterließen tiefe, schmerzende Narben. Sie schloss ihre Augen, ballte ihre Hände zu Fäusten. Es kostete sie größte Überwindung, nicht gleißendes Licht auf ihn zu werfen und seine Dunkelheit damit auszulöschen. Einige Schritte trat sie von ihm weg, um Distanz zwischen sich und seinen schneidend kalten Worten zu bringen.

Mit einem tiefen Atemzug drehte sie sich zu ihm, schlug die Augen auf und sah ihn an. In diesen lag nichts anderes als Abscheu, nichts anderes als tiefste Verachtung. Gleiches gab ihre Stimme wider. „So schwach bist Du, Naheniel. Versteckst Dich hinter einem kleinen Mädchen und suchst Schutz hinter einer jungen Frau, die verraten worden ist. Ist das alles, zu was Du fähig bist? Lass mich Dir eine weitere Frage stellen: Wie fühlt es sich an, dass es eines kleinen Mädchens bedarf, um sich selbst zu erlogener Größe zu erheben? Kannst Du nicht einmal das aus eigener Kraft? Was bleibt von Dir denn ohne sie? Wer bist Du, ohne sie? Nichts. Nichts bist Du, außer Versagen.“ Voller Spott war ihr leises Lachen. „Wie wenig Ogrimar doch für solche wie Dich übrig hat. Selbst ich hätte Dir etwas mehr Raffinesse zugetraut.“ Abfällig zuckte sie mit ihren Schultern und zeigte ihm ein süffisantes Lächeln. „Was für eine Enttäuschung Du erst für ihn darstellen musst.“
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Naheniel
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#235

Beitrag: # 52136Beitrag Naheniel »

„Zu was ich fähig bin? Das wollt Ihr wirklich wissen?"
Ein herausforderndes Glimmen schlich sich über das tiefe Blau seiner Augen.
Er würde es sie spüren lassen. Es würde ihre persönliche Enttäuschung darüber sein, welche Unfähigkeit ihrer selbst, er ihr aufzeigen würde. 

"Macht Euch bereit, es herauszufinden.“
Genug des Geredes, genug der Provokation durch Worte.
Mit einem lässigen Wink seiner Hand, begannen die Wände des Raumes in dem sie sich befanden, vor ihrer beider Augen aufzulösen.
Zerfielen langsam in ihre Einzelteile, bis von ihnen nichts mehr übrig war. Der morsche, hölzerne Boden unter ihnen schwand, und nichts anderes als dunkle, gierig verschlingende Schwärze blieb.
Doch sie fielen nicht, sondern standen fest mit beiden Beinen auf einer schwarzen Ebene, die Alles und doch auch das Nichts war.
Alles was sie ausstrahlte war eine erdrückende Leere und stechende Kälte.

Berechnend war sein Lächeln, als die Fläche unter ihnen sich auseinanderzog und somit eine Distanz zwischen sie beide brachte.  

„Ihr sprecht von Schwäche?“ Als sie ihre Schutzschilde nach oben zog, ließ er sie mit Hohngelächter gewähren, welches in dem Nichts um sie herum bleiern widerhallte. 
„Wie amüsant Ihr doch seid.“

Als er beide Arme erhob, schuf sich eine züngelnde Wand aus heißem Feuer um Tanuri.
Es verbrannte nichts, doch würde sie sie berühren oder gar wagen durch sie hindurchzutreten, würde der Körper sofort und unwiederbringlich zu Asche zerfallen. Einzig und allein er und seine Zauber konnten die Feuerwand durchdringen und mit jeder Salve die er nun auf sie abfeuerte, trat er mit einem düsteren Grinsen auf den Lippen einen weiteren Schritt auf sie zu.
Ein ums andere mal attackierte er ihre magischen Schilde. Noch trafen seine Zauber nicht mit der vollen Intensität.
Umso verblüffter war er darüber, wie geschwächt sie bereits nach so kurzer Zeit war.
Etwas schien an ihr gezehrt zu haben, das merkte er ihr deutlich an. Denn seine Zauber, nach denen er aus den unendlichen Tiefen der Dunkelheit griff und nach ihr warf, konnten diese Wirkung so schnell nicht erzielen.
Noch war er sich nicht sicher, woher es rührte, dass die Stärke ihrer Magie eher der eines jungen, unerprobten Kindes entsprach.
Letzten Endes war ihm dies auch einerlei. Er konnte sie angreifen, schwächen und sie auf den Boden zwingen. Ihr endlich ihre eigene Unterlegenheit demonstrieren.
Nur das war sein Ziel, zumindest vorerst. Und so gelang es ihm fast schon zu mühelos, leichte Risse in ihre Schilde zu reißen.
„Seid Ihr bereit dafür, Eure eigenen Schwächen kennen zu lernen?“
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Tanuri
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#236

Beitrag: # 52137Beitrag Tanuri »

Er zehrte an ihrem Leben, mit jedem Zauber, den er auf sie los ließ, fühlte sie, wie sie mehr und mehr ihrer Konzentration beraubt wurde. Sie rang nach Atem, doch die aufgeheizte Luft seines Feuers, brannte in ihren Lungen, machte es ihr fast unmöglich, die nötige Menge des Sauerstoffs aufzunehmen, der so wichtig für ihr Überleben war.
Er musste sie nicht erst über die deutliche Tatsache aufklären, dass sie schwach war. Doch konnte er nicht wissen, welcher Art diese Schwäche war. Und niemals würde sie es zulassen, dass er erfuhr woher diese rührte. Zu groß war die Gefahr um dieses Wissen. Mochte er doch in seiner maßlosen Selbstüberschätzung daran glauben, dass allein seine Zauber es waren, die ihr zusetzten.
Selbst wenn sie nun die Kraft aufbringen würde, sich ihm entgegen zu stellen, konnte sie nichts gegen ihn ausrichten. Egal, mit welcher Macht sie ihre Zauber erfüllen würde, und ganz gleich , ob der dunkle Vater selbst sie dabei unterstützte.
Nichts wäre ihr lieber, als auf seinen toten Leib zu spucken. Aber das Wagnis um Freyas Leben war zu hoch. Starb sie mit ihm, würde alles in sich zusammenfallen. Wie ein verglühender Stern, der in sich implodiert. Denn ähnlich fragil in seiner Masse war das, was sie versucht hatte aufzubauen.

So blieb ihr für den Moment nichts anderes, als ihre Schilde immer und immer wieder zu beschwören, auf dass sie sich schützend über ihren Körper legten und bestenfalls die größte Heftigkeit seiner Zauber abschirmten. Zumindest solange dies die letzten Kräfte, die ihrer noch innewohnten, zuließen.

Sie erstickte einen schmerzerfüllten Schrei, als er einen weiteren heimtückischen und auf der Seele brennenden Fluch auf sie schmetterte.
„Wie ich sehe, gehörst auch Du zu jenen Menschen, die eine schwere Wahrheit eher leugnen, als sich dieser zu stellen.“ Sie geriet ins Taumeln und doch waren ihre Augen voller Gift. „Erkenntnis kann grausam und überaus schmerzhaft sein. Was für ein Mann bist Du, dass Du Dich nicht einmal dieser entgegen zu stellen wagst?“ Ihre Worte waren durchtränkt von Abscheu, aber zeigte sie vor ihm keine Angst. Denn diese hatte sie tatsächlich nicht. Er bewies ihr mit seinem Kampf nur auf ein Neues sein Versagen. Dass sein Egoismus es zuließ, sich über den Willen des einzig Wahren zu stellen.
 „Erkläre es mir, wie schwer lastet Dir die Bürde von solch‘ einem niederen und schwachen Geist besessen zu sein?“Als er als Antwort einen weiteren unerbittlichen Zauber auf sie niedergehen ließ, zerbrachen zu viele ihrer Schilde in kleine glänzende Scherben, die geräuschlos auf den Boden niederregneten um sich dort mit der verheerenden Leere des schwarzen Nichts zu verbinden. Ihr Geist schrie verzweifelt und qualvoll, als eine knöcherne, dunkelgrüne Hand gierig nach ihrer Seele greifen wollte. Endgültig fiel sie auf die Knie, ließ den letzten Schutz, der sie noch eingehüllt hatte, fallen und stützte sich mit ihren Händen auf dem Boden ab.
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Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
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Naheniel
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#237

Beitrag: # 52138Beitrag Naheniel »

Mit Genugtuung beobachtete er, wie sie langsam vor ihm auf die Knie ging, ihre Arme vor sich ausgestreckt, in dem Versuch, weitere Zauber abzuwehren, die auf sie niederprassten, bevor auch ihre letzten Schilde in einem letzten Aufglimmen erstarben.
Seine Dunkelheit umhüllte sie, nahm sie ein, stahl ihr die letzten Funken ihrer Lichtmagie.
Auch wenn er Syndra gesagt hatte, dass er sie am Leben lassen würde, hatte er nicht genau definiert, was dieses Leben war, welches er ihr gewillt war zu lassen. Und wenn sie am Ende doch ihren letzten Atemzug tat, so würde er dies eben hinnehmen und mit Vergnügen dabei zusehen, wie er ihr ihre Überheblichkeit aus dem Gesicht löschte.

Naheniel schritt durch die züngelnde Mauer aus Feuer hindurch. Die Flammen umspielten seinen Körper und flüsterten ihm schmeichelnde Worte zu.
Ihr Schein zeichnete sich wie in einem Gemälde über das Chaos der Seele in seinen Augen wider.
 „Priesterin.“ spie er höhnisch aus, als er vor ihr zum Stehen kam.
„Wo ist sie hin? Eure Macht, Eure Arroganz, Eure Selbstüberschätzung? Jetzt kniet Ihr vor mir.“
Mit einer Bewegung seines Armes, loderte die Flammenwand noch höher auf, umschloss sie beide, jedoch ohne sie zu versengen.
„Dachtet Ihr denn wirklich, ich würde aufgrund Eurer leeren Worte gehen? Mich von Euch einschüchtern lassen? Was könnt Ihr mir schon anhaben?“
Er ließ die Frage für einige unerträgliche Augenblicke unbeantwortet, bevor er mit einem bedrohlichen Flüstern fortfuhr. 
„Nichts, wie ich gerade deutlich unter Beweis stelle. Ihr seid nicht einmal mehr ein Schatten Eurer selbst. Wie kommt es, dass Ihr nicht den einfachsten Zaubern standhalten könnt?
Hat Ogrimar sich etwa von Euch abgewandt? Ist er Eurer überdrüssig geworden?
Es wäre nicht verwunderlich, bei der Eitelkeit und Selbstverliebtheit die Ihr an den Tag legt, seid Ihr nicht nur eines Priesteramtes nicht für würdig, sondern habt Euch noch dazu als angebliche Verkünderin der Prophezeiung disqualifiziert. Denn als nichts anderes seht Ihr Euch, nicht wahr? Als jene, die als Einzige die Wahrheit über sie kennt und sie zu deuten weiß.“
Mit jeder Frage die er ihr stellte, brach ein weiterer Zauber über sie herein, drückte ihren Körper weiter auf den Boden hinab.
Fesselte sie auf den kalten Untergrund. Abfällig blickte er auf die geschwächte Frau zu seinen Füßen hinab, wie sie nach Atem rang, kaum noch des Mächtens ihren Kopf zu heben und schon gleich gar nicht, einen Zauber auf ihn zu werfen. Die Züge seines Gesichtes waren hart und grausam.
„Freya wird die Meine sein, und es gibt nichts, was Ihr dagegen noch unternehmen könnt!“
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Tanuri
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#238

Beitrag: # 52140Beitrag Tanuri »

Obwohl das Feuer um sie herum brennend heiß war, fror sie bitterlich. Er entzog ihr ihr Leben, mit jedem Schritt den er auf sie zu tat, mit jedem Wort, welches hart wie eine Peitsche über seine Lippen drang. Es war tiefer Hass, welcher seine Zauber nur umso stärker werden ließ.

Leise keuchte sie auf während einer kurzen Pause seines Angriffs. „Was willst Du von mir? Was erhoffst Du Dir davon, mich zu töten? Dass Freya nach Trost suchend in Deine Arme läuft?“ Nur mit größter Anstrengung sah sie zu ihm auf. „Willst Du nun alle töten, die sie schützen?“ presste sich zwischen ihren Lippen hervor bevor sie trocken auflachte. „Ich wünsche Dir viel Glück dabei.“

Sie mochte geschwächt sein und dies einen ungleichen Kampf darstellen. Aber es gab wesentlich Stärkere, die sich ihm entgegenstellen würden, sollte er es auch nur wagen, sich gegen Freya zu wenden. Als ein weiterer dunkler Zauber auf sie traf, schrien ihre Glieder voller Schmerz und ihre Arme knickten ein. Ihr Gesicht war ausgezehrt vom Kampf, doch hatte es nichts von seiner Entschlossenheit eingebüßt. Trotzig hob sie ein weiteres Mal ihren Kopf und sah zornerfüllt in seine Augen.
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Naheniel
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#239

Beitrag: # 52141Beitrag Naheniel »

Er ging vor ihr in die Hocke und funkelte sie aus tiefschwarzen Augen an.
Alles blau war verschwunden. Es zeigte nur noch den Abgrund, vor welchem er sich befand. Lange würde es Tanuri nicht möglich sein, Naheniels Blick standzuhalten. Denn das was sie darin sah war kälter und leerer als Tod und Vernichtung. Es war Verdammnis. Das Versprechen, dass Dir Deine Seele genommen wird.

Er genoss es sie so zu sehen. Zugegeben, das Zugeständnis an Syndra schien ein wenig verfrüht gewesen zu sein.
Aber wer konnte ihm schon garantieren, dass sich eine solche Möglichkeit ein weiteres Mal auftun würde.
Sie war die letzte Grenze, die ihn von Freya trennte. Es würde jetzt und heute ein Ende haben, dass sie gegen ihn arbeitete und versuchte, das Mädchen immer weiter von ihm zu entfernen.
Vielleicht würde dann genau das eintreten, was sie ihm soeben noch so spöttisch vorgeworfen hatte: Dass Freya in seine Arme lief. Trost und Schutz suchte. Und dann würde ihn nichts mehr davon abhalten, der Prophezeiung ihren Lauf zu lassen und ihr vielleicht sogar einen kleinen Schubs zu geben.
Das Lachen auf seinen Lippen war erbarmungslos, als er sich an die Worte erinnerte, die ihm einst zugetragen worden waren. 
 
 
Sô daz sluzzil pluot in erda kitriufit,
denne hevit sih mit imo herio meista
daz imo nioman kipagan ni mak.
 
 
Erst dann, wenn des Schlüssels Blut, die Erde berührt,
Erhebt sich sein Heer, das Heer des Meisters,
und niemand wird ihm noch widerstehen können.
 
 „Zumindest hast Du nun endlich Eines gelernt Priesterin, und zwar, wo Dein Platz ist: Vor mir auf den Knien.“
Er griff mit seinen Fingern unter ihr Kinn und zog es ruppig zu sich nach oben.
„Du wolltest es nicht begreifen. Jetzt lernst Du es auf meine Weise.“
Ein pechschwarzer lohender Ball bildete sich auf seiner Handfläche, bereit dazu, ihr das letzte Stück zu nehmen, was sie noch am Leben hielt.
Dann löste sich die Sphäre von seiner Handfläche um diesem Kampf ein finales Ende zu setzen. Doch noch bevor der Zauber Tanuri erreichen konnte, riss er vor Entsetzen und Grauen seine Augen auf.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Waechter der Tore
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#240

Beitrag: # 52142Beitrag Waechter der Tore »

Eine Vergangenheit

„Es kann nicht sein!“
Die körperlose maskuline Stimme breitete sich um sie herum aus. War mal hier, war mal dort. Verflog zu einem leisen Flüstern, nur um dann mit aller Macht wieder in ihre Köpfe zu dringen. „Wieso haben beide überlebt? Das ist ein Bruch in der Bestimmung meiner Familie. Einer muss sterben, einer überlebt. So ist es seit jeher und so muss es bleiben! Weib, Du hast versagt!“ Ein gellender Schrei brach über sie herein, legte sich qualvoll und erdrückend auf Tanuri und Naheniel, war getränkt von tiefem Schmerz und unsagbarem Leid.
Dann erstarb der Schrei, so wie auch der Körper starb, der ihn von sich gegeben hatte. „Niemand darf es erfahren, diese Schande, die sie über uns brachte. Ich hätte eine andere als Trägerin der neuen Generation wählen sollen.“ Erbost und voller Zorn war die Stimme des Vaters, der soeben seine Frau, ohne zu zögern, in die Abgründe geschickt hatte. Schemenhaft bildeten sich die Bilder in den Köpfen Tanuris und Naheniels. Ein stattlicher Mann mit schwarzen Schwingen, wie er in der Blutlache einer in Stücke zerrissenen Frau stand. Kalt und mit vor Zorn verzerrtem Gesicht. „Eines muss sterben.“ Abermals hob er die Hand, doch dieses Mal um eines der Neugeborenen, die neben dem zerfetzen Leib ihrer Mutter lagen, zu ermorden. Eine weitere Person trat aus den Schatten der Vergangenheit. Gesichtslos, wie so manche aus Erzählungen, die nur noch in den Köpfen weniger verankert waren. Doch nicht minder unwichtig, für das weitere Geschehen. Seine Stimme, nur ein Echo aus einer anderen Zeit. Und jene gab zu bedenken: „Aber woher wollt Ihr wissen, welches das Richtige ist?“ 



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Eine Vergangenheit, eine Gegenwart und vielleicht eine Zukunft
  

Denn so ging eine alte Sage und vieles ist seither geschehen. Die Zeit der Elfen und der Zwerge war vorüber. Sie hatten sich selbst von diesem Weltenboden getilgt, als sie dem Kampf zwischen dem Gott des Todes und dem Gott des Lebens nicht gerecht werden konnten und sie ihre Fehlbarkeit mit der Vernichtung ihres eigenen Volkes einbüßen mussten. So blieb den Göttern nichts anderes übrig, als sich an die Menschen zu wenden. Ein noch niederes Volk, gezeichnet durch mannigfaltige Makel. Erst viele Jahrtausende später, sollten sie zu jenem Geschlecht erstarken, wie wir sie heute kennen.


Zu jener Zeit zogen die Götter sich zurück in ihre Reiche, um ihre Heerscharen zu sammeln und zu kräftigen, bis der Tag kommen würde, an dem die Menschen bereit wären auszuziehen, um ihrem Gott die Macht des anderen zu überbringen. Die Bemühungen einiger darum, das Gleichgewicht der Mächte wieder zu erreichen, auf dass alle friedlich leben konnten, würde auch ihnen nicht gelingen. Götter sind wie sie sind. Ob sie nun der Seite des Lichtes, des Schattens oder aus einer völlig anderen Region entspringen: Ihr Durst nach der vollkommenen Macht wird niemals gestillt sein.

Da das Gleichgewicht aus den Fugen geraten und wahrscheinlich unwiederbringlich verloren war, als die Götter beschlossen, gegeneinander aufzubegehren und ganze Völker ihren Tod fanden, stellt sich die berechtigtet Frage: Was wird geschehen, wenn die Götter ohne einander existieren? Gäbe es eine Nacht ohne Tag? Ein Leben ohne Tod?
Und aus dem Gefüge der Begebenheiten heraus, entstand die schicksalhafte Prophezeiung, die der Welt ein endgültiges Gesicht geben würde, sobald sie sich zu erfüllen bereit war.
Viele Male wurde sie weitergetragen und natürlich zum Vorteil des jeweilig anderen Glaubens verfälscht. Doch die Fassung, die selbst die Götter nicht leugnen können, verkündet in seiner ursprünglichsten Form:

  
Vor allen Urkräften und vor den Engelwesen,
bevor Meer und Himmel und auch die feste Erde entstand,
da waren die Götter schon immer gegenwärtig.
Sie, die keinen Anfang kennen und die die Vergänglichkeit nicht berührt
Der Eine, der uns alle beherrschen und die Frevler in den Abgrund ziehen wird.
Der Andere, der die Kraft gibt, das Schlechte und das Böse zurückzuweisen.

Drei sollen es sein, denn nach Dreien wird gerufen:
Ein Nachkomme des Feuers wird kämpfen für das ewige Leben,
soll helfen der Weissagung durch der Macht Gewalt.
Die Dunkelheit wird sie begleiten. Weisen des Lichtes Weg.
Aber nur durch das Licht und das Feuer, wird erst der wahre Meister auferstehen.
 
 
Und erst dann, wenn des Schlüssels Blut, die Erde berührt,
werden entbrennen die Berge, kein Baum bleibt auf Erden bestehen.
Wenn die Flüsse vertrocknen und das Moor sich selbst verschlingt,
dann wird der Himmel in Flammen sich auflösen.
Und so scheint nicht ein einziger Stern, und nicht die Sonne,
es leuchtet weder der Mond, noch die glänzende See.

Dann wird sich entscheiden, ob aus dem Wasser die Erde wieder ergrünen wird,
oder ob das Chaos entbrennt und sich aus diesem die ewige Dunkelheit gebiert.
Denn dann, wenn das laute Horn erschallt,
wird der hohe Richter sich aufmachen,  
um sein Urteil zu fällen, über die Toten und Lebenden.
Mit ihm erhebt sich sein Heer, das Heer des Meisters,
und niemand wird ihm noch widerstehen können.
 



Eine Prophezeiung, die gedeutet werden kann im Sinne des Lebens und im Sinne der Todes. Jedoch, wer wird ihn bekommen, den Schlüssel, der dazu fähig ist, diese Tore zu öffnen, aus welchem der Gott treten wird, der die Entscheidung über die Welt, auf der ihr euch alle bewegt, bringen wird?

Die Götter wussten um die Prophezeiung und so war es ihr tunlichstes Ansinnen, sie für sich zu entscheiden. Aber es würde noch lange dauern, bis der Schlüssel bereit war, diese Welt zu betreten. Um vorbereitet und geschützt zu sein bis zu jenen Tag, erwählten sie jeweils einen aus dem Geschlecht der Menschen und erlegten ihm die Bürde auf, die Prophezeiung mit sich zu tragen und ihr Reich zu schützen. Aber nicht nur das, es lag in ihrer Verantwortung, den Schlüssel an sich zu bringen. Stark musste derjenige sein, tief im Glauben und fern des Zweifels. Weitab von der menschlichen Unstetigkeit, sollten sie ihr Leben einzig und allein ihrer Bestimmung widmen.

Ogrimar, der grausamste aller Götter, überlegte sich eine List. Und so erwählte er den ersten Mann unter seinen Jüngern, der seinen Samen weitergeben sollte, um der nächsten Generation der Beschützer seiner Deutung der Prophezeiung das Leben einzuhauchen.

  
Erschaffe das erste Leben von vielen. Du bildest den Anfang.
Sei mein Schutz, sei meine Vorsicht. Sei der Bote MEINER Prophezeiung.


Ein Mensch allein jedoch, konnte seine Ansprüche nicht erfüllen. Hatte sich jenes Volk bisher doch zu häufig als zu schwach und zu wankelmütig in ihrem Geist erwiesen. Aber Zweien wollte er auch sein Vertrauen, ob dieser komplexen Aufgabe, nicht geben, denn Neid und Missgunst wohnten seit Anbeginn ihres Lebens in den Geistern der Menschen.

Doch was, wenn er Zwei zu Einem vereinen würde? Ein gar grausames Unterfangen, doch schließlich ging es um sein eigenes Fortbestehen. Und so trug jede Frau der neuen Generation an Boten, Zwillinge in sich, ganz gleich ob sie selbst die Erwählte war oder nur durch den Mann dazu erkoren wurde. Aber nur eines der Kinder würde die Geburt überleben, auf das die Macht des Sterbenden auf ihn übergehen sollte. So verschmolz ein Geist sich mit dem anderen, zwei Mächte konnten sich vereinen und genug erstarken, um den Schutz Ogrimars aufrecht zu erhalten, bis der Schlüssel die Welt betreten und die Entscheidung darüber bringen sollte, ob die Dunkelheit über das Land fällt oder das strahlende Licht sich über sie legt.

Keine der Mütter weinte, denn sie wusste um die Bedeutung ihres zum Tode bestimmten Kindes. Voller Stolz trugen sie die toten Kinder zu Grabe, mit dem Wissen, dass das Lebende die Bestimmung ihres Gottes weitertrug. Bis es zu einem Bruch eines jahrhundertelangen Erbes kam.
War es nur eine Laune der Natur? Ein unentschuldbares Versehen? Oder sollte es gar etwas völlig anderes bedeuten? Einen unvorhersehbaren Wandel der Dinge herbeiführen?


Und so befinden wir uns nun, in der Szenerie, die sich vor Tanuri und Naheniel aufgetan hatte. Noch würden sie nicht mehr über ihre Geschichte erfahren, als das, was der kurze Einblick in ihrer beider Vergangenheit ihnen gezeigt hatte. Denn noch war es nicht entschieden, welchen wahren Zweck der Überlebende der Zwillinge zu erfüllen hatte. Oder weiß ich es gar, und hülle mich an dieser Stelle nur in diskretes Schweigen?

Es sei mir gestattet, noch eine letzte Bemerkung zu machen. Denn ich bin nur ein neutraler Beobachter des Ganzen, einer der Wächter von vielen. Es obliegt mir nicht zu urteilen, zu werten oder gar in ein Geschehen einzugreifen. Alt wie die Zeit selbst sind wir, beobachten und tragen die Geschichten, die wir sahen, weiter an unsere Nachfolger, aber wir schreiben sie nicht. Wir bewachen, doch wir entscheiden nicht. Wir gewähren Durchlass, doch wir öffnen nicht. 

Derzeit hat sich die Waage zu Ogrimars Gunsten ausgerichtet. Der Schlüssel wurde gefunden und entschied sich, den Weg des Chaos und der Dunkelheit zu gehen. Doch die Richtung, die Fortunas unstetes Rad einschlägt, ist unvorhersehbar. Immer noch konnte die Geschichte sich wandeln. Nur, weil es einen Schlüssel gab, hieß es noch lange nicht, dass er in das Schloss passen würde. Die Zeit war noch nicht gekommen für den Niedergang und die Wiedergeburt der Welt. So vieles konnte bis zu jenem Tage noch geschehen, so vieles sich wandeln.
Denn ein jedes Schicksal konnte umgeschrieben werden.
   
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Lyvia
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#241

Beitrag: # 52143Beitrag Lyvia »

Der Meister hat es sich nicht nehmen lassen, sie an der Qual ihres Schützlings teilhaben zu lassen. Gleich einer schwarzen Nebelschwade war sie an der Seite des Kindes, mehr noch, verbunden mit ihr. Spürte die Unsicherheit, den Zwiespalt aber auch die Entschlossenheit, als wären es ihr eigenen Empfindungen. Alles in ihr schrie danach ihr zu helfen, Ihr den Weg zu weisen, ihr beistehen zu können. 

Ihre ganz eigene Lektion. Es wird Abschnitte auf Freyas Weg geben, da wird es ihr nur gestattet sein sie zu begleiten und die Qual ertragen zu müssen, dass sie dem Kind nicht in jeder Situation helfend zu Seite stehen darf. Er hat ihr mehr als deutlich vor Augen geführt, dass auch sie lernen muss, akzeptieren muss auch mal nur der geduldige Zuschauer zu sein. Freya hin und wieder das Wissen genügen muss, dass sie nicht allein ist. 

Doch damit nicht genug. Er hat ihr noch viel mehr gezeigt. Bilder, die sie mehr als erschreckt haben. Ogrimars Prüfungen sind schwer, meist grausam, das hat sie oft genug am eigenen Leib erfahren und nicht immer offenbart sich der Sinn oder Zweck dahinter. Und auch wenn sie in ihrem Glauben niemals schwanken würde, hat sie in diesem einen Moment den Sinn dessen was er verlangt hinterfragt.
 

Eines muss sterben!

Diese Worte haben sich gleißend in ihr Gedächtnis gebrannt. Und zum ersten Mal in ihrem Dasein wünschte sie, eine Vision wäre an ihr vorüber gegangen. Eine Vision, die nicht die Ihre war, aber ihr trotzdem offenbart wurde.

Dennoch wirkt sie gefasst, die Schulter gestrafft, den Kopf hoch erhoben, als sie auf das Portal zutritt, welches auch Freya am Ende ihres Wegs erwartet. 


 
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Naheniel
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#242

Beitrag: # 52144Beitrag Naheniel »

Es hatte nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert, was sie gesehen hatten.
Die dunkle Sphäre der Dunkelheit, explodierte zwischen seinem und Tanuris Körper.
Löste eine gewaltige Druckwelle aus und schleuderte sie beide erbarmungslos durch die flammende Feuerwand.
Unverletzbar waren sie nun beide nicht mehr. Er war seinem eigenen Zauber nun genauso schutzlos ausgeliefert, wie sie es war.
So verbrannte das alles verschlingende Feuer seine Robe, zeichnete Narben auf seine Brust, bevor es in einem lauten Knall zerbarst.
Kraftlos sank er in sich zusammen und versuchte jene Bilder, die er gesehen hatte zu ordnen.


Das war er also? Das waren sie? Dazu bestimmt gewesen, eins zu sein.
Sterben hätte einer durch den anderen müssen, doch töten konnten sie einander nicht.
War es ein wahlloser Scherz der Natur gewesen, oder gar von Ogrimar selbst?
Aber die Schmerzen, die Narben, die sein eigenes Feuer hinterlassen hatten, brannten zu höllisch auf seiner Haut, als dass er es derzeit verstehen konnte. Seine eigene Magie hatte sich gegen ihn gewandt, verhindert den letzten tödlichen Zauber auf sie zu wirken.
Er musste seine Kräfte sammeln und dann mehr über das in Erfahrung bringen, was er gesehen hatte. Vielleicht war es auch nur ein Trugbild gewesen, geschaffen durch Tanuris Hand, um ihrem eigenen Tod zu entgehen. Ihn zu verwirren. Würde dies der Fall sein, wäre sein nächster Angriff auf sie erbarmungslos und eindeutig der Letzte, den sie erleben würde.
Für heute musste er sie dennoch, wenn auch nur widerwillig, zurücklassen.


Doch Schutz konnte er in seiner Hütte im Wald nun nicht mehr finden.
Sobald die Priesterin zurück in ihre Gilde käme, würde sie ihre Hunde auf ihn hetzen. Deshalb musste er zurückkehren in sein eigens geschaffenes Reich.
Ein Reich, das nur schwer zu kontrollieren war und selbst ihm des Öfteren entglitt.
Geschaffen einst allein in seinem Geist und ganz nach seinen Regeln, bis es plötzlich eines Tages Form angenommen hatte.
Allein war er dort gewesen, doch je tiefer er hineinschritt, desto weniger konnte er die Kontrolle über das behalten, was dort geschah.
Und so kreierten sich gar seltsame Geschöpfe.
Vielleicht war alles dort, ein Schatten seines, am Abgrund stehenden, Verstandes, vielleicht aber auch ein Abbild der verruchten Gesellschaft selbst.
Aber jenes Land würde ihm für jetzt genug Sicherheit bieten. Auch wenn es von Mal zu Mal schwieriger wurde, den Ausgang wieder zu finden.


Mit letzter Kraft schlug er mit seiner flachen Hand auf den Boden. Die schwarze Ebene um ihn herum begann leichte Wellen zu schlagen, wurde in sich instabil.
Löste sich in seine kleinen elementaren Teilchen auf, nur um ihn zu verschlucken und an jenen Ort zu bringen, der nur allzu sehr darauf erpicht war, einem gesunden Wesen den Verstand zu rauben.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
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-Freya-
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#243

Beitrag: # 52145Beitrag -Freya- »

Freya spürte den feurigen durchdringenden Blick, der ihr das Gefühl verlieh, als würde jener weiter sehen, als nur auf ihre Hülle hinab. Ein Blick, der spürbar tiefer in sie vordrang, bis in den letzten Winkel ihrer Seele und doch konnte sie den Ursprung jenes Augenpaares nur mutmaßen. Aber auch, wenn es ihr ein Gefühl von Unsicherheit verlieh, so versuchte sie dennoch ihre Schwäche nicht zu zeigen, sondern stattdessen all den Worten eine Bedeutung zu verleihen.

Ein gar kurzer versuch, als das Abbild  unter ihrer Berührung vor ihren Augen in tausend Teile zersprang. Erschrocken wich sie ein, zwei Schritte zurück, während messerscharfe Scherben, schillernd wie Eis sich in der Dunkelheit schossen. Tödlich glänzend, wie zersprungenes Glas flogen sie nur haarscharf an ihr vorbei und reflektierten dabei das wenige Licht, bevor sie jenes förmlich aufsogen, um danach eins mit der Finsternis zu werden, so als hätten sie nie existiert. Vielleicht sogar niemals existiert hatten, nur um Freya im Nirgendwo scheinbar allein zurückzulassen.

Im Nirgendwo, dort wo das Dämmerlicht sich langsam erhob und zwischen scharfkantigem Stein sowie den Schädeln von längst vergessenen Kriegern einen Weg freigab, der zuvor verborgen gewesen zu sein schien.

Freyas noch immer verstörter Blick folgte diesem, konnte sie das gesehene noch immer nicht einordnen oder gar deuten und vermutlich würde ihr das niemand glauben. ‚Krahh!‘ es war ein kleines hoffnungsvolles Lächeln, welches sich auf ihre Lippen schlich, als sie den weißen Raben erblickte, der in diesem Moment zu ihr zurückkehrte. „Opa Jeremias...“ kam es mehr als freudig über ihre Lippen, auch wenn sie sich nicht mehr wirklich sicher war, was hier unten noch wirklich real sein mochte oder am Ende einer Illusion entsprang.

Naheniel, Lyvia, Jeremias, der Meister, Ogrimar, sie selbst. So viel Chaos, so viel Eindrücke, zu viele Dinge, die sich ihrer Gedanken bemächtigten und die sie kaum einzuordnen wusste. Sie war müde, verwirrt und am Ende überfordert, so dass sie fast dankbar zu dem Portal blickte. Niemand hatte sie dahingehend vorgewarnt, wie hart dieser Weg wirklich sein würde und sie stand erst ganz an Anfang.

Was würde sie alles dafür tun, wäre nur ihr Papi hier. Immerhin war sie letzten Endes nur ein Kind. Ninian, der ihr gezeigt hatte was Vertrauen und Sicherheit bedeuteten, was eine Familie auszeichnete. Wie gern würde sie einfach in jene Geborgenheit zurückkehren. Wohl kaum würde er sie hier vermuten, kannte er nur ihre unbeschwerte Seite und nicht jene Dunkelheit, die sie dahinter zu verbergen versuchte. Jene Dunkelheit, die sie selbst kaum kannte. Mit keinem Wort hatte sie jene Dinge mit ihnen bislang geteilt. Vielleicht, weil sie dort unbeschwert hatte sein dürfen und können, weil sie Angst hatte dies alles zu riskieren, gar zu verlieren, wenngleich er ihr versichert hatte, er würde sie sogar aus Ogrimars Reich zurückholen, wenn es notwendig wäre.

Selbstmitleid und das Freigeben all jener Dinge, jener Empfindungen, die sich in ihr anstauten, würde ihnen nun nicht weiterhelfen. Ebenso wenig wie Kapitulation, die alles vergebens erscheinen lassen würde. Nein, Tanuri hatte sie nicht ohne Grund ausgewählt. Auch wenn viele Dinge noch immer für Freya im Verborgenen lagen. Sie war genau dort, wo sie sein sollte und sie würde  diesen Weg bis zum Ende gehen. Und wenn er es für richtig erachtete, es ihr gewährte heimzukehren,  und auch nur zu ihren Bedingungen, sollte jetzt schon die Zeit gekommen sein. Denn auch wenn sie ihm vertraute, so würde sie nicht mit leeren Händen heimkehren. „Wir müssen Lyvia holen. Vorher gehe ich nicht“ sagte sie mit fester Stimme, die keinerlei Zweifel an ihrem Entschluss zu liess. Ob das Portal sie wohl zu ihr führen würde oder sollte es der direkte Weg zurück sein?

Na toll. Also Vertrauen, nicht wahr? Wo wir wieder an dem Schlüsselpunkt des Ganzen waren. Ein kleines schräges Lächeln formte sich auf ihren Lippen, denn im Grunde hatte Freya das Gefühl, dass es egal war, wie sie entscheiden würde.  Der dunkle Lord  würde sie so oder so dort hinführen, wo sie sein sollte und ihre Bedingungen wären etwas, dass er wohl kaum ernster nehmen würde, als ein Sandkorn im Laufe der Zeit. Er bestimmte ihren Weg. Ob es ihr gefallen würde oder nicht. Immerhin war er ein Gott und er würde einem Kind wohl kaum erlauben ihm auf der Nase herumzutanzen.

Ihr Blick glitt suchend in die Höhe, so als würde sie die feurigen Augen noch immer dort oben über sich vermuten, als würde sie jenen Blick noch immer spüren und versuchen jener verzerrten Stimme vielleicht wenigstens eine Antwort abzuringen, ob sie Lyvia dort finden würde. Aber jene hüllte sich nun in Schweigen.

Stattdessen kribbelte ihre Haut. Ein zartes kurzes Emporstellen ihrer feinen Härchen, welches Freya nie, nie wieder spüren wollte.  Leicht rieb sie sich über die Arme , während sie  die Augen aufriss. Nein! „Naheniel...“  Ungläubig blickte sie in die Höhe. Nicht jetzt, nicht hier, nein am besten nie wieder!  
„NEIN!!“  Freya wollte es nicht sehen, nicht hören, nicht spüren, nicht nach dem letzte Mal. Vehement schüttelte sie den Kopf, während sie versuchte das auszusperren, was zu ihr durchdringen wollte. „NEIN!!“ herrschte sie dagegen an, während ihre Haut am Körper zu brennen begann, als hätte sie in Brennesseln gebadet oder wäre in einen ganzen Ameisenbau gefallen.

Was immer da geschah, sie begehrte dagegen auf. Versuchte dagegen anzukämpfen, auch wenn sie bereits müde und erschöpft war.  „Lass mich in Ruhe!“ Fest presste sie ihre Lippen aufeinander, um sich dem Schmerz nicht hinzugeben, der in sie eindrang. Konzentriert wandte Freya ihren Blick auf das Portal. Sie würde ihm das nicht gestatten, nie wieder. Stattdessen versuchte sie sich auf die  hypnotisierende, lebendig wirkende Dunkelheit vor sich zu blicken, anstatt  durch die Augen Naheniels Dinge zu sehen, die sie nicht sehen wollte. Dieses Mal nicht. Nein und auch sonst niemals wieder wollte sie es.

Aber auch wenn Freya sich versuchte dem zu verschließen und zu widerstehen, so war es ihr nicht möglich die Verbindung vollständig zu unterdrücken. Spürbar fraß sich an einigen wenigen Stellen das Brennen dennoch  schonungslos in ihre Haut, so dass sich ein schmerzerfüllter Glanz auf dem Blau ihrer Augen sammelte.  „NEIN!!“ rief sie noch einmal, mit einem Beben in der Stimme, welches davon zeugte, dass es sie einiges an Anstrengung kostete.
Bild

♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Tanuri
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#244

Beitrag: # 52146Beitrag Tanuri »

Er hatte also nicht gelogen, der Vampir. Es gab einen Bruder. Es gab eine Familie. Oder hatte es sie nur gegeben? Warum hatte sie nichts davon erfahren? Warum eine Geschichte, die so voller Bedeutung war, nicht gehört? So vieles gab es, was sie noch nicht darüber wusste, aber war das jetzt überhaupt noch von irgendeiner Bedeutung?
Ihr Verstand war zu benebelt von dem beißenden Rauch, der sich durch die verloschene Feuerwand ausgebreitet hatte, als dass sie alle Gedanken dazu wirklich zu fassen bekam. Die Worte ihres Vaters, hallten noch in ihrem Geist nach.
Würde ihr selbst denn überhaupt die Zeit dazu bleiben, das fortzuführen, was vor so viel Jahrhunderten oder Jahrtausenden begann? Und was geschah, wenn sie es nicht tat?  
Vielleicht war es völlig unwichtig, darüber nachzudenken. Denn vielleicht hatte sie ihren Sold bereits erfüllt.

Völlig entkräftet war sie am Boden zurückgeblieben. Die Flammen waren erloschen, doch die Hitze waberte nach wie vor durch den dunklen Raum, der sich langsam wieder zu dem wandelte, was er vor Naheniels Angriff gewesen war. Er war gegangen, genauso wie seine Zauber. Doch ihre Schwäche war geblieben. Ihr Leben hing nur noch an einem letzten zarten Faden und dieser war zum zerreißen gespannt. Der Fluch der auf dem Leben unter ihrer Brust lag, hatte ihr bereits alle Kraft genommen und er war es gewesen, der ihr nun das letzte bisschen raubte, dass sie am Leben gehalten hatte.

Erfüllte er nun doch das, was ihr von Anfang an vorherbestimmt gewesen war? „Eines musste sterben.“
 Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt, alles einfach geschehen zu lassen. Dem ein Ende zu setzen, was sie nie gewollt hatte. Der stechende Schmerz, der sogleich von ihrem Körper Besitz ergriff, erinnerte sie voller Brutalität an ihren über Wochen hinweg gehegten Wunsch. Kalte Schweißperlen zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab, als sie sich schützend zusammenkrümmte.

Für einen Augenblick wurde ihr Atem ruhig, fast schon als würde sie schlafen. Der Schmerz war vorüber, doch ihr Körper für immer davon gezeichnet. Es wäre ein Leichtes, es einfach geschehen zu lassen. Den letzten rettenden Faden, der sie mit dem Leben verband, aus ihren Händen gleiten zu lassen. Die Geschichte konnte sich selbst erzählen, so wie es seit jeher geschehen war. Um die Kirche sorgen musste sie sich nicht. Freya war noch jung und unerfahren, doch würde sie schon bald das Amt, das sie hinterlassen würde, mit all ihrem Glauben ausfüllen können. Denn sie würde nicht alleine sein. Sie war im Schutz einer so großen und starken Familie, hatte dort das gefunden, was sie bei ihr so vergeblich gesucht hatte. Sie hatte Lyvia, die sie auf dem schweren Weg, der vor ihr lag, begleiten und auch anleiten würde.

Allerdings ging es längst nicht mehr nur um die schwarze Kirche allein. Die Prophezeiung würde nicht verschwinden, nur weil sie es tat. Freya musste ihren Platz in dieser einnehmen, so wie es für sie bestimmt war. Denn nur durch sie, würde der dunkle Lord sich erheben und sein unaufhörliches Chaos konnte geboren werden. Nur durch sie, würde der Gott der Häretiker endlich in ewiger Verbannung verschwinden.

Tanuri nahm einen tiefen Atemzug, der ihr, ob des erhitzten Qualmes, peinigend in die Lungen schnitt und doch war ihre Stimme nur ein leises, trockenes Wispern.  
 

„Freya. Hilf mir.“  

Ein letzter Kraftakt, bevor ihre verkrampften Finger sich von dem Boden unter ihr, der sich wieder zu dem materialisiert hatte, was er vor diesem Kampf gewesen war, lösten.
So senkte sich die schützende Schwärze über sie, bedeckte ihren Leib, umflocht ihn. Zum ersten Mal, seit langer Zeit, da fror sie nicht. Dankbar griff sie nach den Schlingen, die sich wärmend und behutsam um sie legten und glitt mit ihnen hinfort.
  
 
Und so endete ein weiteres Kapitel, auf das ein neues beginnen konnte.
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
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Lyvia
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#245

Beitrag: # 52147Beitrag Lyvia »

Es sind nicht die kräftigen schützenden Arme eines Vaters die sich schützend um den schmächtigen Körper des Kindes legen. Nur die schlanken Arme einer jungen Frau. Doch in jenem Moment eine der wenigen Menschen, die wirklich versteht, nachvollziehen kann, was gerade in dem Mädchen vorgeht. Auch ohne Einzelheiten…ohne Details...ohne um das Wissen um die Ereignisse.
Nur wenige kennen diesen Ort besser als sie, haben diesen Ort auf eine Weise kennenlernen müssen, wie es kaum einem vergönnt ist. Segen und Fluch. Was er einem antut, was er mit einem macht, wozu er fähig ist und welche Pforten er tief in einem zu öffnen mag. Die unendlich Qual, grausame Schmerzen, Furcht welche einen bis ins Mark erschüttert. Und doch…gibt es da auch immer die andere Seite. Die Stärke, die nur dieser Ort zu wecken vermag, Fähigkeiten, welche unerkannt tief in der Seele schlummern, bedingungsloses Vertrauen in den Glauben…Gaben…nein Geschenke welche vermeintlich fast jeden Preis rechtfertigen.


Kämpfe dagegen, gib nicht auf! Du bist nicht allein…und du bist stärker! 

Raunt sie Freya beruhigend und dennoch beinahe beschwörend zu, ohne zu wissen, ob jene sie überhaupt wahrnimmt. Sie kennt die Dämonen nicht mit welchen sie gerade ringt, aber sie ahnt es. Und dennoch…auch diesen Kampf kann Freya nur allein ausfechten. 

Ihr Blick sucht den weißen Raben, als vermöge er zu helfen, hätte er die Antworten auf die ungezählten Fragen, während sie noch immer am Boden kniet, den geschundenen Körper hält. Jene Wunden würden schnell verheilen…andere niemals. Doch auch das gehört dazu. Die Schule des Lebens gilt als die härteste. Doch wer das behauptet hat sich nie der Schule des Chaos gestellt. 

Sie blickt zum Portal und presst die Lippen zusammen. Diesmal ist selbst sie im ungewissen. Die Entscheidung, ob sie bereit ist zu gehen liegt bei Freya. Nicht beim Raben, nicht bei ihr…nur das Kind mag entscheiden. So oder so würde es sein Weg immer wieder hier her zurückführen. 

 
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-Freya-
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#246

Beitrag: # 52148Beitrag -Freya- »

Freya spürte die Arme, welche sich schützend um sie legten, jenen Trost, den sie versprachen, auch wenn jener sie nicht wirklich erreichen wollte oder konnte. Sie wusste, dass Lyvia da war, sie verstand, ihr etwas von der Last abnehmen wollte, doch war es einfach unmöglich. 

Nicht einmal, als jene, als die Verbindung abbrach ohne die Schmerzen mit sich zu nehmen. Alles, was Freya spürte, war Verzweiflung. Verzweiflung, ihm zu widerstehen, Verzweiflung durch den Schmerz, Verzweiflung dem ganzen vielleicht nicht annähernd gewachsen zu sein. Sie spürte, wie jene Magie, jene Bindung, sie verließ und nur der Schmerz allein zurückblieb, der vor allem in ihrem rechten Oberarm nahe der Schulter höllisch brannte. Woran es lag, dass es abgebrochen war, wusste sie nicht. Hatte sie  sich dem widersetzen können, was sie miteinander verband? War ihm gar etwas passiert? Der Schmerz, das Brennen, sie erzählten dahingehend eine Geschichte. Nun bei aller Wut und jedem Fluch, der ihr auf den Lippen gelegen hatte, war sie sich unsicher, ob sie dies am Ende wirklich so gewollt hatte, wollen würde. Kurz musste Freya schlucken. Nein, ganz sicher nicht. Sie wollte wütend sein, aber dennoch Naheniel war ihr irgendwie wichtig, egal, was die Bilder zu bedeuten hatten.

Zittrig stand Freya auf dem Weg und blickte auf das Portal. Sie spürte, wie sie auf einmal zu frieren begann, als wäre sie aus einer sengenden Hitze entstiegen, die nicht zuletzt Blasen auf ihrem Arm hinterlassen hatte. Lyvias schützende Geste war etwas, dass ihr ein wenig Kraft gab und dennoch wollte sie dem Zittern in ihren Beinen am liebsten nachgeben.

Mit glasigen Augen wandte ihr Blick sich in die Höhe, den Raben suchend und vielleicht noch einmal Ausschau haltend, nach den feurigen Augen, mit der verborgenen Hoffnung, dass jener ihren Fluch nicht so ernst genommen hatte, auch wenn der Schmerz und das Zittern ihres Körpers eher das Zeugnis dessen waren, dass etwas unaussprechliches geschehen war.

Sie mussten heimkehren. Auch wenn es ihr davor grauste. „Wir.. wir müssen gehen... Wir sollten... “ Weiter kam Freya nicht, denn in dem Moment, wo sie das schlimmste erahnte, war sie sich offenbar noch nicht im Klaren darüber, dass sie im Grunde erst am Beginn von allem stand und eine Steigerung der Ereignisse offenbar noch möglich war. Nein, das Schlimmste war es mit Sicherheit noch lange nicht und einer Steigerung dessen, so wenig sie dies vermutete, war im Grunde kaum Grenzen gesetzt. Eine dramatische Weiterentwicklung, welche ihr die Luft zum Atmen rauben würde und auch dies war sicherlich nur die Spitze des Eisberges.

Ihr Blick wandte sich dem Portal zu. An Lyvia lehnend hatte sie haltsuchend für einen kurzen Moment die Augen geschlossen, als ein Flüstern, schwach an ihren Geist drang.  „Hilf mir Freya...“ Wie von weiter Ferne, hörte sie die Stimme sie rufen und doch schien sie ihr gleichzeitig näher zu kommen.

Für einen kurzen Moment hatte das Mädchen das Gefühl ihr Herz würde einen Schlag lang aussetzen und ihre Eingeweide sich mehr als schmerzlich zusammenziehen. Doch hatte es nichts mit Naheniel zu tun. Was war nur geschehen? Wie ein Kartenhaus schien die Welt um sie herum zusammen zu stürzen, einzubrechen und alles abermals in eine Dunkelheit hüllen. In eine totale Finsternis in der nichts an ihrer Seite zurückblieb. Ob nur in ihrem Geiste oder direkt vor ihren Augen, ob Wahrheit oder Trugbild,  Freya war nicht mehr fähig dies zu unterscheiden.

Wie paralysiert sah das Mädchen vor sich in die sich auftuende Finsternis, blickte auf jenes zarte dunkles Schimmern, als würde ein Stern fallen, zerbersten und doch schienen seine Fragmente sich schemenhaft direkt vor ihr zusammensetzen. Wunderschön, und faszinierend, aber ebenso Unheil verkündend. Ein magisches Glimmen in der Dunkelheit, welches sich nach und nach zu manifestieren schien und ihr jedwede Luft zum Atmen rauben sollte. Illusion? Vision? Traum? Bittere Realität?  Der Grat ihrer Wahrnehmung, er vermochte es nicht mehr auseinanderzuhalten. 

„Tanuri?“ Es war nur ein ungläubiges Flüstern, fast schon ein Stammeln, das ihre Lippen verließ. Ihr geweiteter Blick glitt über die illusionäre, gar schemenhafte Gestalt der Priesterin, die sich vor ihr aufbaute. Das weite grüne Gewand, das schwarze Haar, die blasse, von tiefschwarzen Adern aus Finsternis gezeichnete Haut und jener von Schmerz gepeinigte Blick, als jene Gestalt vor ihr kraftlos zu Boden glitt. „Hilf mir Freya...“ Sie schluckte den schweren bitteren Kloß, der sich in ihrem Hals sammelte und sie unfähig machte zu antworten.

Was in Ogrimars Namen hatte das nun zu bedeuten. Die Schwelle ihres kindlichen Geistes war nun erreicht. Vertrauen. Wie sollte sie nun, da man ihr offenbar alles nach und nach nahm, vertrauen? Freya war bereit gewesen alles für ihn zu tun und dennoch nahm er ihr innerhalb kürzester Zeit alles, was ihr wichtig war, so als wäre ihre Bereitschaft ihm zu dienen, ihre Treue und ihr Glaube noch nicht genug. Nein, es war so, als wolle er ihr noch mehr abringen.

Tief atmete sie ein, während sie das Brennen in ihren Augen spürte und es sich dennoch verbot dieses Gefühl auszubrechen zu lassen. „Nein...  nein Du solltest nicht hier sein!“ wehrte Freya sie ab und schloss ihre Augen ganz fest, als würde sie damit erreichen, dass es sich nach dem Öffnen wieder vor ihr auflösen würde.

Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen spürte Freya den tiefen Schmerz in sich. Das Gefühl, welches sich ausbreitete in ihrem Körper und ihr die Last von Verlust und Versagen aufzeigen wollte. Hatte sie zu lange gebraucht? War es am Ende ein Fehler gewesen, Lyvia zu suchen? Das durfte alles einfach nicht wahr sein. Freyas Hände glitten an ihren Kopf und umfassten ihn.

So viel Chaos, so viel Eindrücke, zu viele Dinge, die sich ihrer Gedanken bemächtigten und die sie kaum einzuordnen wusste. Sie war müde, verwirrt und am Ende überfordert. Das Brennen in ihren Augen nahm zu und auch wenn Tanuri ihr immer wieder gesagt hatte, dass sie keine Schwäche zeigen sollte, so spürte sie die dünnen Rinnsale, wie sie ihre Wangen hinabliefen, ohne dass sie einen Laut über ihre Lippen kommen liess.

Wieso liess Ogrimar es nur zu? Langsam beugte sie sich hinab und strich mit ihrem Handrücken über Tanuris Wange. Bebend kam ihr Atem hervor, als sie die eisige Haut unter ihren Fingern spürte, die Kälte, während ihre Augen sich unter jener Erkenntnis weiteten und sie hinauf in die Leere starrte. In jede abgrundtiefe Dunkelheit, von der sie wusste, dass irgendwo der lodernde erdrückende Blick lauern musste. „Nein.“ Flüsterte sie leise. Ihre Augen wandten sich nicht ab, sondern verharrten dort für einen kurzen Moment, während ihre Finger sich von Tanuris Wange lösten.

Sacht legte sie ihre linke Hand auf die Brust Tanuris, während ihre glasigen Augen mit einem letzten Funken Trotz ihren Blick suchten. Freya hatte keine Ahnung, was sie tat, aber sie spürte, wie etwas sie leitete, jemand sie führte ohne zu wissen, wieso oder gar warum.

„Anima mea, vita mea...“ kam es leise über ihre Lippen, bevor sie einen tiefen Atemzug nahm. Worte, die ihr mehr als fremd waren und dennoch aus ihrem Inneren strömten. Worte, deren Bedeutung sie nicht einmal annähernd kannte und die ihren Mund dennoch verließen, als wüsste sie mit jeder Silbe, was sie sagte oder gar beschwor. „Ignis vitae mea!” Es war als würde ein leichter Wind aufziehen, und sie beide umspielen, während sie bereits  für alles andere um sich herum das Gefühl verloren hatte.

„Participes, da mihi scintilla!“ Die Intensität ihrer Stimme nahm zu,  auch wenn Freya spürte, wie ihre Kräfte schwanden. Ob Magie oder der verzweifelte Versuch dem Tod oder einer Gottheit die Stirn zu bieten würde sich zeigen, doch das Mädchen liess sich nicht aufhalten, während ihre Hand in einem sanften warmen Licht zu schimmern begann.  “Et do tibi lucem meam...” Die Böen nahmen zu, zerrten an ihren Haaren, doch liess Freya sich nicht davon abbringen, so als wäre sie woanders, so als wüsste, sie, was sie tat. Zarte Fäden formten sich aus ihrem Körper heraus, wie kleine Keimlinge aus Licht, die aus ihr herauswuchsen. Sie schimmerten auf und begannen sich wie funkelnde Ranken um ihren Körper herum zu schlängeln. “Pido, qui in scintillam vitae tuae”  Unerbittlich liess das Mädchen die Worte über ihre Lippen kommen und mit jedem Wort, welches ihre Lippen verliess, wuchsen sie weiter, schlangen sich um ihren Körper herum, weiter über ihre Arme hinweg, als würden sie einen Weg in Richtung der gefallenen Priesterin suchen. „Nam, mea vita tua vita!”

Langsam nur bahnten sie sich den Weg vorwärts, schillernd und leuchtend, als wären sie erfüllt vom Licht des Lebens selbst, und legten sich um die Brust Tanuris. Ein Licht, welches auf sie überzugehen schien.
“ O pater tenebris, o dominus tenebris. Quia pretium ego reddere.” Ein Versprechen ihrem Gott gegenüber, dass sie einhalten würde, wenn sie bereit dafür war. Ein Verspechen, dass er offenbar gewillt war anzunehmen, indem er ihr die macht scheinbar gewährte, auch wenn der Wind um sie herum an Stärke gewann,


Woher sie diese Kraft auf einmal herbekam, war der Dunkelheit an sich vorbehalten. Alles hatte einen Preis, so viel war gewiss. Aber wo Licht war, war auch Finsternis. Und so wie das Licht aus ihr wuchs, so gedeihte die Dunkelheit auf selbe Weise um das Mädchen herum, wie das Licht. Eine Dunkelheit, aus welcher sie das Leben zog. Eine Finsternis, die sich mit ihr verband. Eine Macht, ein kurzer Rausch, wie einst im Orakel.  Ein vielleicht unheiliger Pakt aus dem sie die Kraft schöpfte ohne zu hinterfragen, da die Quelle in diesem Augenblick keine Rolle spielte., Der Zweck heiligte die Mittel.

Das Licht, welches Freya und Tanuri verband, wirbelte herum, umtanzte sie im Rhythmus des Windes, so als würden Blitze den Sturm durchzucken. Nur langsam blickte Freya mit klaren blauen Augen zu Tanuri. „Du hast mir den Weg in die Dunkelheit gewiesen, und nun führe ich dich zurück in das Licht, Tanuri. Denk dran, es war Ogrimars Wille, dass du jenes Leben behütest... Deine Aufgabe ist noch nicht erfüllt...“  flüsterte sie leise, bevor die Ranken sich von Freya lösten und  Tanuri vollends umschlungen. Das dies einen Preis haben mochte, stand ihr dennoch ins Gesicht geschrieben, auch wenn jener unausgesprochen blieb, sie ihn vielleicht nicht einmal selbst kannte und dennoch bereit dazu war ihn ohne mit der Wimper zu zucken zu bezahlen. Ein gleißender gleißenden Lichtstrahl zerriss mit einem mal die Dunkelheit und der Sturm um sie herum kollabierte in sich selbst.


Mit letzter Kraft hob Freya ihren Arm schützend vor die Augen, die sich instinktiv geschlossen hatten, da jene Helligkeit sie beinahe blendete. Nur ein Sekundenbruchteil, bevor sie, als sie jenen wieder senkte, sich allein zwischen Knochen, Staub und spitzem Stein wiederfand. 

Kein Lüftchen wehte mehr - von jetzt auf gleich herrschte Stille um sie herum. Der Sturm war fort und die Finsternis mit ihm, so als hätte das alles nie existiert. Ob Illusion, ein Traum oder Realität. Die Schwelle war mehr als verschwommen, nein nicht mehr zu erkennen.

Schwer atmend waren Freyas Augen auf die Leere vor sich gerichtet. Eine Leere, die ebenso in ihren Blick eingekehrt war.  Nur sie saß noch dort,  war zurückblieben, während ein Teil ihres Lichts mit Tanuri zusammen in der Finsternis verschwunden zu sein schien. Sofern jene es überhaupt gewesen war. 


Alles war nur in wenigen Minuten geschehen und doch hatte sie das Gefühl, es wäre eine Ewigkeit vergangen. Das Mädchen hatte keine Ahnung, woher die Worte selbst gekommen waren, keine Ahnung, was sie bewirkten, kein Wissen darum, ob sie überhaupt für irgendetwas gut waren.

Manch einer würde nun fragen, warum ein Kind, warum dieses Kind. Verwirrt, schwächlich und unreif in allen Belangen -vielleicht sogar zu dumm und unvollkommen. Aber nun, war dem wirklich so? War sie nur irgendein schwächliches Kind? Oder aber war Freya auch einfach nur willensstark genug, nicht den einfachen Weg zu gehen. Die Dinge nicht immer nur hinzunehmen. Stark genug sich gar ihrem Versagen zu stellen und die Konsequenzen dafür zu tragen. Vielleicht vertraute sie am Ende dem dunklen Vater bedingungsloser als manch anderer es gar wagen würde. Vielleicht trug sie den festen Glauben in sich, dass Ogrimar ihr den Weg weisen würde, wenn sie bereit dafür war? Jeder, der sich anmaßt, dies zu beurteilen, dem sei gesagt, es ist immer eine Frage von welcher Seite man die Medaille betrachten will.

Ihr Körper fühlte sich einfach nur noch hohl an, ebenso wie ihre Gedanken. Nichts schien einen Sinn zu ergeben und dennoch wusste Freya, dass sie es hatte tun müssen. Dabei war es auch vollkommen gleich, ob Illusion, Prüfung oder schmerzhafte grausame Wahrheit. Sie würde nicht zulassen, dass Tanuri oder die Kinder starben oder Lyvia hier zurückblieb. Nein, niemanden! Ganz gleich, was der Preis dafür sein würde.

Kurz schluckte das Mädchen den Kloß hinunter, während ihr Blick über ihre Hände wanderte, als würde sie noch immer überlegen, wie sie das gemacht hatte, was sie da gemacht hatte, was gerade geschehen war.. Doch im Grunde konnte sie es in diesem Augenblick nicht beantworten. Freya wusste nur, dass sie müde und verwirrt war, aber keineswegs ihre Entscheidung bereute. Eine Entscheidung, die aus tiefster Seele kam.

Mühselig stütze sich das Mädchen mit beiden Händen auf dem Boden ab und versuchte sich auf wackligen Beinen aufzurichten. Noch immer nahm sie Umgebung nicht wirklich mit en Augen wahr. Schwindel durchzog sie einfach nur, so dass Freya Halt an einem der morschen, versteinert wirkenden Bäume suchte, die über den Weg hinweg ragten, der sie zum Portal führen sollte. Nur einen Schritt neben dem Pfad selbst, lehnte sie sich abstützend an den Stamm und schien bereit zu sein, der Schwäche nachzugeben. Einfach die Augen zu schliessen und sich fallen zu lassen. All die Warnungen und Worte schienen für einen Moment in ihren Gedanken vergessen und das Gefühl des freien Falls, die Leichtigkeit selbst - sie umfingen Freya.

 
Sieh was geschieht wenn du den Weg nicht findest, Kind. Wenn du abkommst... ~
Zuletzt geändert von -Freya- am Sa 5. Feb 2022, 22:42, insgesamt 1-mal geändert.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Naheniel
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#247

Beitrag: # 52152Beitrag Naheniel »

Die Schwärze hatte ihn wieder ausgespuckt und an jenen Ort gebracht, den er so lange nicht mehr aufgesucht hatte. Zu belastend war er für den eigenen Verstand.
Zu undurchschaubar die Wesen, die sich dort über die Jahre seiner Existenz aus dem Nichts heraus selbst erschaffen hatten. Vielleicht mögen es auch nur die Splitter seiner Seele selbst sein, die sich zu Körpern geformt hatten, wer vermochte dies schon so genau zu sagen.
Er hörte es bereits, das Flüstern der wirren Worte, die an sein Ohr drangen und ihn lockten tiefer hineinzugehen.
Dort wäre er zumindest in Sicherheit. Niemand könnte ihn finden, denn der Einlass in jene Welt wurde zwar jedem gewährt, doch ihn zu finden, war fast unmöglich.


Er wusste was er zu sehen bekam, wenn er seine Augen öffnen würde, weshalb er sie für einige letzte, erholsame Momente noch geschlossen hielt.
Auch wenn er es selbst gewesen war, der hierher zurückwollte, der dieses Reich entstehen hatte lassen, so hatte er mit jedem Besuch gelernt, alles mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten.
Denn nichts war, wie es zunächst scheinen mochte. 

Vieles war Schein und Trug, daran musste man sich gewöhnen, wenn man bereit war, diese Welt zu betreten.
Und so sehr man es auch versuchte, man würde es nicht erkennen, was wahr und was falsch war. Die Frage ist allerdings, ob man das überhaupt erkennen wollen würde. Schließlich begab man sich doch weg von einer Realität, um sich dieser nicht weiter stellen zu müssen. Vielleicht war aber am Ende doch alles das, was man sah, nur allzu bittere Wirklichkeit.


Nachdem er den verzerrten Stimmen einige Zeit gelauscht hatte und mit Mühe den Schmerz der Brandwunden, die die Feuerwand hinterlassen hatten, zu unterdrücken, gab er sich dem Zwang hin, es alles über sich einbrechen zu lassen und öffnete seine Augen. Sie waren wieder von dem gleichen klaren Blau, der düstere Blick in die Verdammnis war verschwunden.
Vor ihm stand ein Portal, nicht unähnlich denen, die von der Welt bekannt waren, auf denen man sich sonst bewegte.
Und doch unterschied es sich. Seine Oberfläche war nicht von jener schimmernden Natur, es zeigte keine sich umschlingenden und einfangenden Farben.Seine Fläche war still und unbeweglich, gab keinen Laut von sich.
Langsam erhob er sich auf seine Knie, seine Beine nur noch bedeckt von einer ledernen Hose. Nur jene hatte die verschlingende Feuersbrunst seines eigenen Zaubers überstanden.
Was er in dem Portal sah, war sich selbst.
Kein Portal, ein Spiegel.

Ein Lächeln zeichnete sich in einem seiner Mundwinkel ab. Nun, es hätte ihn schlimmer treffen können.
Die neuen Narben wären nur ein weiteres untrügliches Zeichen für seine Entschlossenheit. Vorsichtig berührte er mit seiner von Ruß bedeckten Hand seine Brust.
Brennend war der Schmerz, der sich auf seine Haut legte, aber er ließ sich nicht weiter davon beeindrucken. Naheniel hatte so etwas wie einen kleinen Sieg errungen und für diesen würde er den Schmerz nur zu gerne auf sich nehmen.
Er wusste nicht, ob Tanuri noch lebte oder ihr die Heftigkeit des Höllenfeuers endgültig das Leben ausgehaucht hatte.
Sie würde so oder so ihr Ende finden, ob es nun jetzt war oder ein wenig später, das würde keinerlei Unterschied mehr für ihn machen. Geschwächt hatte er sie genug, fraglich, ob sie sich davon jemals wieder erholen würde.

Als er sich einer genaueren Betrachtung unterzog, bemerkte er, dass er nicht alleine war. Er selbst wurde zu einem Schatten und neben ihm manifestieren sich die Umrisse eines Kindes. Freyas Gestalt. Fast schon war er versucht, hinter sich zu blicken. Doch wusste er nur zu genau, dass sie nicht hier sein konnte. Nein, es war ein Blick in die Welt des dunklen Herrn, die ihm gewährt wurde. 
Ob sie ihn ebenfalls sehen konnte, vermochte er nicht zu sagen.
Vorsichtig streckte er seine Hand aus, berührte die kalte Oberfläche des Spiegels. Ein kühles berechnendes Grinsen zeigte sich auf seinen Lippen, als er leise und verlockend ihren Namen aussprach.
„Freya. Freya.“ Sie würde ihn hören, dessen war er sich gewiss.

Hinter dem Körper Freyas zeichnete sich ein weiterer Schemen ab.
Kurz zuckten seine Brauen zusammen, als er jene zu erkennen glaubte, die sich nicht nur einmal versuchte hatte in seinen Weg zu stellen. Unverschämtes Miststück, Sklavin ihres eigenen Gehorsams.
Versuchte sie sich immer noch in Freyas Gabe zu sonnen um daraus einen Sinn ihrer eigenen Existenz zu ziehen? Ignorante Närrin!
Wie tapfer sie doch gewesen war, an jenem schicksalhaften Abend im Orakel. Will sie doch auch nur am Ende an unserem Erfolg teilhaben.


„Freya. Freya.“ Wieder sprach er ihren Namen aus, etwas bestimmter, jedoch nicht weniger verführerisch ihm zu folgen.
„Meine kleine Freundin, Du solltest mich kennen, lass Deine Seele nicht an mir zweifeln.
Komm näher heran zu den Schatten, sieh selbst, warum ich mich hinter ihnen verstecken muss.
Betrachte es nur, Dein hübsches Gesicht in diesem Spiegel, denn dahinter verberge ich mich, warte auf Dich.“
 
Beschwörend und warm, wie fließender Honig, war seine Stimme, als er mit seinen Fingerkuppen über die Spiegelfläche strich und diese begann sich zu wandeln, verlor ihre Festigkeit, wurde zu einer fließenden Oberfläche, nicht unähnlich der eines tiefen Wassers, durch die nun seine Hand verschwand.
Hinüber von seiner Welt in die ihrige.


Kämpfe nicht gegen mich an, Du würdest diesen Kampf ohnehin verlieren.  
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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-Freya-
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#248

Beitrag: # 52153Beitrag -Freya- »

Fantasie, Illusionen, Trugbilder. Warum wachte sie nicht einfach auf und Mila würde sie wegen ihrer übermäßigen Begeisterung für Imaginationen tadeln oder der Papa würde sie einfach zum Frühstück rufen. Wieso sie? Benommen lehnte Freya an dem Stamm. Spürbar zitterten ihre Beine und. ihre Lippen bebten, was jedoch nicht daran lag, dass sie fror oder Angst hatte.

Nur einen Atemzug. Ein ganz tiefer und es würde sicher besser werden. Kurz nur die Augen schließen und wenn sie die Wimpern wieder hob, würde sie vielleicht irgendwo in der Bibliothek aufwachen und über einer Geschichte eingeschlafen sein, die ihre Träume beeinflusst hatte. Bestimmt.

Doch nichts dergleichen geschah. Nichts endete damit. Im Gegenteil. Sie hörte das Flüstern. Ein Wispern in ihren Gedanken, welches ihren Namen rief - so warm und samten, dass es kaum ein ‚Nein‘ erlaubte und doch sorgte es dafür, dass sie abrupt die Augen aufschlug.

„Naheniel?“ Sein Name verließ stumm Freyas Lippen, ohne, dass das Mädchen einen Laut von sich gab. Nur ihr Blick vermochte vielleicht davon zeugen, dass etwas sich in ihren Geist hineinschlich und ihr noch nicht gewähren wollte heimzukehren.

Nein, nicht noch eine Prüfung, nein sie würde nicht noch einmal einem Ruf folgen, der sie abermals an ihre Grenzen führen würde. Grenzen, die sie schon längst erreicht hatte. Noch nie hatte sich ihr Kopf oder Körper so schwer angefühlt, noch nie war sie auf jene Weise verstört und verwirrt gewesen.

Freya konnte nicht abstreiten, dass er ihr wichtig war, ihr etwas bedeutete, sie ihm vertraut hatte, denn es war etwas Besonderes, was sie miteinander verband. Ein Band, welches ungewollt mit jedem Mal stärker und intensiver zu werden schien. Ein Band, das sie, so fasziniert sie am Anfang darüber gewesen sein mochte, nun am liebsten kappen würde.

Diese Magie, die ihn mit der fremden verbunden hatte, hatte Freya bis ins Mark erschüttert.  Mittlerweile wusste sie nicht mehr, was sie glauben, fühlen oder spüren wollte. Was war wahr und was ein Trugbild. An welcher Schwelle verschwamm die Realität und wo begannen diese Prüfungen?

 „Lass mich in Ruhe!“ presste sie fast energisch zwischen den Lippen hervor, während ihre Augen kraftlos in die Leere blickten. Ihre Finger gruben sich derweil in Furchen des alten toten Baumes, als würde der Schmerz, den sie spürte die Stimme in ihren Gedanken zum Schweigen bringen. Freya wollte nichts mehr sehen oder hören. Es war Zeit heimzukehren.

„Gehen wir.“ Das getrübte Blau ihrer Augen blickte glasig schimmernd zu Lyvia und dem Raben, bevor es sich zielstrebig auf die dunkel schimmernde Oberfläche des Portals wandte. Nach Hause. Lyvia hatte kein Wort darüber verloren, ob sie etwas von Tanuri wahrgenommen hatte. Keine Regung und nichts in dieser trostlosen Landschaft erweckte den Anschein darauf, dass jene jemals hier gewesen war. Umso mehr wollte sie umso mehr Gewissheit darüber, dass die Priesterin am Leben war. Sie wollte hören und sehen, dass auch wenn es keiner Einbildung entsprungen war, es wenigstens nicht umsonst gewesen war. Wenn sie ein Versprechen gegeben hatte, es jenes mehr als wert gewesen war. Und dann, dann wollte sie schlafen. Die Augen zumachen und einfach nur noch schlafen.

Auf wackligen Beinen machte das Mädchen einen Schritt zurück auf den Weg zurück und bewegte sich auf das Portal zu, als erneut die Stimme ihren Geist streifte. Nun deutlicher, als käme sie ihr mit jedem Schritt den sie tat ein wenig näher. Fast fordernd schon rief seine Stimme ihren Namen, jedoch ohne dabei die Wärme darin zu verlieren. Verlockend und fast einnehmend. Doch er konnte es unmöglich sein. Sie hatte es deutlich gespürt, seine Qualen, das Feuer und wohl kaum konnte er, nach allem, was er durchlebt hatte, es sein, der nach ihr rief. Sie hatte seinen Schmerz gespürt, spürte ihn noch immer auf ihrer Haut, was ein Zeichen für sie war, dass jenes keiner Imagination entsprungen war.

Nein. Eine weitere Prüfung würde sie um den Verstand bringen, da war Freya sich sicher. Sie würde kapitulieren und, wer wusste es schon, vielleicht würde sie so enden, wie jenes Abbild, was der dunkle Lord sie hatte sehen lassen. Ihr Blick war auf die finstere schimmernde Oberfläche gerichtet. So wunderschön und dennoch war ungewiss, ob es sie dahin führen würde, wo sie hin wollte. Vertrauen. Ja sie vertraute Ogrimar und jenen Worten, dass sie zurückkehren sollte.
 

~Du bist weit weg von allem was weltlich ist. Sehr weit weg und zu lange kannst du nicht bleiben, bevor deine Verbindung schwächer wird. ~

Sacht hob sie ihre kleine Hand und liess sie über die Oberfläche gleiten. Das Gefühl der prickelnden Magie streifte ihre Haut. Nun sie konnte sie noch immer mehr als deutlich spüren. Jene Verbindung zu ihm. Ein Kribbeln, welches ihren Körper für einen Augenblick erfasste, während gleichzeitig seine Stimme sie förmlich zu sich rief.

Für einen Moment erschien es ihr fast so, als würde die Oberfläche sich wandeln, ein Sekundenbruchteil, da sie dachte ihn zu sehen, als stünde sie vor ihm, als wäre er es, der sie auf der anderen Seite erwartete. Er trug nur eine Lederhose, während das Blau seiner Augen auf ihr ruhte. Das Mädchen sah jene Wunden, die unter Ruß und Ascheflecken seine Haut bedeckten, als wäre er durch ein Feuer geschritten.

„Lass mich in Ruhe!“  wiederholte sie sich abermals, auch wenn etwas innerlich aufatmete, dass es ihm offenbar gut ging. Er nicht tot war. Doch die Erinnerungen an diese strahlend blauen Augen, diese Frau. Vielleicht hatten sie alle Recht und er manipulierte sie, auch wenn Freya unbegreiflich war, weshalb er das überhaupt tun sollte. Andererseits mochte alles nur in ihrem Kopf stattgefunden haben und sie tat ihm vielleicht unrecht. Ihre Handfläche glitt über das Portal, als würde sie jene, die sich auf der anderen Seite ihr entgegenstreckte kurzzeitig berühren wollen. Freya spürte, wie das Kribbeln auf ihrer Haut weiter zunahm, als ihre Hand über seiner schwebte. Nein, sie musste heimkehren, egal, was das nun bedeuten mochte. „Es tut mir Leid...“ Worte, die  ihre Lippen nur stumm formten.

Gerade wollte Freya ihre Hand wegziehen, entschlossen dem Weg zu folgen, der sie zurück in den Schoß ihrer Familie bringen würde, als die Oberfläche in Aufruhr geriet. Im Mittelpunkt jener Wellen tauchten Finger aus er Dunkelheit hervor. Abrupt machte Freya einen Schritt rückwärts, während die Finsternis eine Hand zum Vorschein brachte, welche sich ihr einladend entgegenstreckte.


Halt suchend taumelte Freya einen weiteren Schritt rückwärts, wissend, dass Lyvia hinter ihr sein würde, hoffend, dass jene sie halten würde, während seine Stimme weiter fordernd und einvernehmend in ihre Gedanken flüsterte.

„Geh weg!“ kam es fast gebietend aus ihrem Munde, denn sie war entschlossen, ganz und gar, so wie der einzig Wahre es bestimmt hatte, mit Lyvia und Jeremias zusammen zurückzukehren. Sie würde sich nicht verleiten lassen, nicht vom Weg abkommen. Egal wie verlockend es war, wie sehr es ihr vielleicht sogar das bereits verletzte Herz brach. Aber sie war am Ende ihrer Kräfte und wollte nur noch eines. Nach Hause. „Verschwinde!“
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Lyvia
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#249

Beitrag: # 52156Beitrag Lyvia »

Sie wollte soeben zustimmend nicken, auf Freyas Entscheidung hin, als sich ein Flüstern in ihr erhebt. Jener kaum wahrnehmbare Hilferuf. Auch wenn das Flüstern für Freya bestimmt war, sind ihr Fähigkeiten in dieser Welt derart geschärft und gestärkt, dass der Ruf auch sie erreicht.
Sie merkt wie die Welt um sie herum verschwimmt, einem unheilschwangerem Schwarz weicht. Sich ihr eigenes Dasein wandelt. Für einen Moment lässt sie das Gefühl der Überraschung zu. Ihr Körper manifestiert sich nicht in dieser Vision, nur ihr Bewusstsein wurde in diese hineingezogen. Sie ist ein Beobachter…nicht mehr. Und doch wird es sicher einen Grund haben. Freya kann sie nicht mitziehen. Trotz ihrer unbestreitbaren enormen Fähigkeiten ist sie noch nicht so weit. Nicht in dem Zustand in dem sie sich befindet. Jemand anderes hat sie mitgeschickt, ob sie will oder nicht. Und sie hat aufgehört nach dem warum zu fragen oder forschen. Irgendwann wird es sich ihr offenbaren oder nicht. Etwas was sie gelernt hat, dass sie akzeptieren muss.

Dennoch…als sie erkennt, was folgt, ihr die Tragweite dessen bewusst wird, versucht sie erneut sich dagegen aufzulehnen. Ihren eigenen Willen durchzusetzen. Nicht nur ihr Bewusstsein in die Vision einfließen zu lassen. Vergeblich…hilflos muss sie mit ansehen, wie Tanuri zu Boden sinkt…muss die Verzweiflung Freyas mit ansehen, ohne ihr beistehen zu können, wieder einmal. Eine Tatsache, die sie so langsam nervt. Wie soll sie ihr helfen und zur Seite stehen, wenn es ihr jedes Mal verwehrt wird.

Es bleibt ihr keine Wahl als sich zu fügen. Zumal sie das, was nun folgt, derart fesselt das sie jeden Widerstand erst einmal vergisst.
Jene Worte die Freyas Lippen verlassen. Im ersten Moment wirken sie fremd und dann doch so vertraut. Es sind Worte einer alten und fast vergessenen Sprache. Wissen, welches sie nie erlernt hat und es dennoch fest in ihr verankert ist.

Es zerreißt ihr das Herz, angesichts der Zerrissenheit Freyas. Und doch spürt sie eine Stärke in ihr, die sie vorher so nicht besessen. Auch wenn sie nicht immer einer Meinung ist bezüglich der Methoden, so ist jedoch eines unbestreitbar…sie sind effektiv. 

Recht unsanft landet sie wieder in der Realität, sofern man diesen Ort als eine solche bezeichnen kann. Sie sinkt auf ihr Knie und atmet schwer. Der Kampf hat sie sichtlich geschwächt. Alles hat seinen Preis und sich gegen gewisse vorbestimmte Gegebenheiten aufzulehnen fordert einen hohen Preis. Etwas was ihr mehr als bekannt ist und doch kann sie nicht anders. Zumindest nicht in so Situationen. Ihr Drang zu schützen und zu helfen wird stets stärker sein als das Wissen um die Konsequenzen.

Ihr Blick sucht Freya und beobachtet sie stumm, während sie versucht sich aufzurichten. Auch ohne zu sehen was sie sieht oder zu hören was sie wahrnimmt, erkennt man den Kampf den mit sich selbst ficht.
Nur mühsam ist es ihr endlich gelungen auf die beine zu kommen und die Art wie Freya sich bewegt, lässt erkennen wie angeschlagen auch das Kind ist…nicht nur körperlich. Für einen Moment lösen sich ihre Augen von ihr und suchen das Chaos um sie herum.

Zerbrich sie nicht! Bitte…

Ihre Lippen bewegen sich lautlos…es sind nur Gedanken, die ihre Bitte in das Chaos tragen…und das Wissen, das es nichts bewirken wird. Nun ja…nicht ganz nichts. Sie fühlt sich besser und auch wie langsam ihre eigene Stärke und Willenskraft zurückkehren.

Freyas entschlossene Worte lassen sie nur zustimmend nicken, auch wenn sie fürchtet, was sie dort vielleicht erwarten könnte. Furcht wie Freya das Verkraften soll, ist Tanuri tatsächlich…allein der Gedanke ist so erschreckend, dass sie ihn nicht fortsetzen mag.

Noch immer ruht ihr Blick forschend und aufmerksam auf dem Kind, welches ganz offensichtlich noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Und sie ahnt welche Dämonen…nein, welcher Dämon...sie plagt. Und gegen die Bindung, die sie mit ihm verbindet, die Gefühle, die sie für ihn hegt, gegen die kann man nicht ankommen. Jeder Kampf dagegen, triebt sie noch mehr zu ihm…zumindest hat dies die Vergangenheit gezeigt. Und solange Freya es nicht selbst erkennt, wird sich daran nichts ändern. 

Langsam war sie hinter das Kind getreten und sacht legt sich ihre Hand auf deren Schulter. Nicht mehr…einfach nur eine kleine Geste des Beistandes. 

 
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Landru
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Beitrag: # 52157Beitrag Landru »

Im Schloss des Clans

Gerade noch gewonnen, wirkt der Sieg wie nur ein kurzer Moment. Zum Parasiten gab es ein Nest. Ein Nest das verbunden war mit dem Geist des winzigen Dinges. Das jetzt wie auch die Priesterin um das letzte Funken Leben kämpfte. Verbunden bedeutet auch, verbunden im Tod. "Was ist mit dir.. wieso stirbst du?" Flüstern die bleichen Lippen dem Ding zu, dass nur ein Teil des großen Ganzen war. Als könnte er den Tod kriechen fühlen. Wie das Kollektiv waren sie alle an ihn gebunden, alle jedes einzelne Geschöpf war ein Teil seiner Selbst und dieses mal drohte eines zu sterben. Er konnte es fühlen. Fühlen wie es sich fürchtet. Da es vergehen muss. Er hatte kein Mitleid für das Wesen, aber es passt nicht ansatzweise in seine Pläne das die Priesterin drohte dem Tod anheim zu fallen. Das würde alles wieder zu Nichte machen. Blieb fraglich ob er schnell genug war, vielleicht war jemand anderes anderes schneller, aber er konnte nicht riskieren, dass sie verloren war. 

Abschätzend ließ er den Blick hinaus wandern, wie lange es noch dunkel sein möge. Doch lange genug, wenn er sich eines der Schriftrollen bediente. Er mochte sie nicht sonderlich, aber in dem Fall musste es schneller gehen als sonst. So suchte er die Bibliothek auf und dort nach den Rollen zu suchen. Er war ewig nicht mehr dort gewesen. Fast jedes Buch hatte er gelesen, jede Aufzeichnung studiert, die für ihn von Belang waren. Es gab nichts neues zu entdecken außer er brachte es mit her. So brauchte er wahrlich einige Momente um sich zu besinnen wo doch gleich die Rollen langen. Dort? Vielleicht... oder doch dort? Vielleicht da drüben. "SKLAVEN!" Grollte es unwirsch und vor allem ungeduldig. "Sucht die Rollen Teleportation und beeilt euch." Er selbst hielt einen Moment inne als der die angesengte Chronik der Namen sah. Oh.. so viel Geschichte in dem Buch. So viele Schicksale. Er schwelgte einen Moment in glorreichen Zeiten, während die Ghule wie blöde die Regale absuchten.
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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