Offener Brief an Galvit

[Iva Chakai]

Hallo Meister Galvit,

hier ist Iva.
* macht nebenan Punkt, Punkt Komma, Strich - so sah das doch gleich viel besser aus.
bevor sie jedoch fortfuhr, stand das Mädchen nochmals auf, holte sich ein Kissen um höher an Opa's
Schreibtisch sitzen zu können - Jetzt konnte es losgehen! *

Ihr kennt Iva doch sicherlich noch ?
Iva war bei Euch als ihr in Silberstreif zugegen ward.
Erinnert Ihr Euch ?
So schön alles dekoriert, ein Augenschmaus!
Viele, ganz ganz viele Leute waren da. Dann kam auch Iva zu Euch um etwas Tolles zu kaufen.

Kostspielig war das Gewand - ganz schön viel Gold für Iva - jawohljaa.
Und bei Opa hat Iva nun auch Schulden, jaahaa!
Wenngleich er auch sagt: 'Alles gut.'
So eine tolle, edle Robe gab er Iva, so schöne Farbe.
Aber Iva war im Nachhinein, nach dem Kauf sehr enttäuscht. - Das solltet Ihr wissen!
Einen so teuren Mantel hat Iva gekauft, alt noch dazu. Und dann die Farbe - irks.

Meister Galvit verzeiht wenn Iva es offen ausspricht, das ist ein Kackgrün.
Ein so edler Stoff verdient doch eine ausgesprochen schöne Farbe.
Aber wisst Ihr was... *seufzt ganz tief auf* das Schlimmste daran, der edle Stoff hat nicht mal eine
schöne Verzierung. Verdient eine kostbare Robe nicht eine eben solche?
Keine Sternchen, Kreis, Ornamente oder irgend ein kleines Muster darauf. Nichts!!

An das Kackgrün kann Iva sich gewöhnen, ehrlich. *schüttelt dabei ihren Kopf*
Andere Leute die ihre neugekauften Roben gleich angezogen haben - Iva hat einige gesehen - deren Gewänder
waren farben frisch, mit solch toller Stickarbeit darauf.
So etwas hätte Iva sich gewünscht.
Iva mag das Kackgrün nicht.
Iva wünscht sich eine tolle Farbe.
Auch wenn Mama, die Oma und der Opa sagen, sie sieht toll an Iva aus,
Iva weis - wir werden keine Freunde.

Iva hängt noch ein Säckelein mit an das Pergament - sind zwei Lebkuchen drin und Haselnüsse.
Für Euch Meister Galvit.

Vielleicht fehlt es euren Helfern an Phantasie - Iva hat !!
Stoffe in so tollen Farben getaucht, mit tolter Verzierung, da würde euer Hut schlaggern.

..... und entschuldigt, der eine Lebkuchen ist nicht mehr heile, ist aber seeehr lecker.


Die Iva
*malt daneben noch Sterne und viele Blumen*

[Amara]

Amara muss schmunzeln über Ivas "Beschwerde" mit der kackgrünen Robe.
Auch sie hatte eine Robe gekauft für ihre Tochter.
Und bekam auch einen ziemlichen  Schreck, als sie diese in Augenschein nahm.
Sie war....einfach nur grau, allerdings mit ein paar Verzierungen dran.
Dem Namen nach, Robe des Vulkans, hatte sie sich etwas feuriges vorgestellt.....oder besser noch, schwarz mit Feurigen  Streifen oder Muster.
Aber grau???
Nunja. Galvit kann ja nichts dafür, er handelt nur und stellt die Roben nicht selber her.
Löblich zu erwähnen wäre aber, das Galvits  Domizil und die Umgebung sehr schön dekoriert war und die Käufer sehr freundlich empfangen wurden.

[Galvit]

Galvit war schon längst wieder auf sein Schiff gestiegen und hatte sich auf die Reise gen Norden gemacht. Dorthin, wo die Schneestürme über das Land zogen und alle nur darauf warteten, dass er ihnen warme Mäntel, gestrickte Socken und wärmende Mützen vorbei brachte. Ein Land, in dem es weniger um Kampf und Magie ging, als vielmehr um gutes Essen, viel Bier und lustige Geschichten am Kaminfeuer. So war er doch verwundert, als ihn ein Brief aus so weiter Ferne erreichte.  
 

	Liebe Iva,   natürlich erinnere ich mich an Dich. Du warst der kleine Wirbelwind, der so ungeduldig in meinem Adventshaus auf und ab spaziert ist und es kaum erwarten konnte, endlich eine neue Robe zu bekommen.   Es ist natürlich sehr schade, dass Du mit der Farbe Deines neuen Gewandes nicht ganz glücklich bist. Dabei ist es doch die Farbe des Waldes und der Schamanen, welche aus der Natur ihre Magie ziehen. Sie wurde gefärbt mit Baumblättern des Frühlings und Tannennadeln des Winters. Also beleidigst Du ein klein wenig die Bäume, die dafür gespendet haben, wenn Du sie als „kackgrün“ bezeichnest.

Auch der Händler war kein Unmensch und musste bei der Bezeichnung doch leise Kichern. Er wusste, wie lange die Färber versucht hatten, die Natur auch nur ein Stückweit in dieser Robe widerspiegeln zu lassen. Wie hatten sie geflucht, wie hatten sie geschimpft, als viele der Versuche fehlgeschlagen waren. Aber es war einfach nahezu unmöglich, die Schönheit der Farben der Natur auch nur irgendwie einzufangen.  
 

	Und doch, wenn Du sie Dir genauer ansiehst, erkennst Du eine golden schimmernde Umrandung. Das sind die Fäden einer ganz seltenen Pflanzenart, die es nur in einem weit entfernten Land gibt. Wie Du also vielleicht nun bemerkst, es wurde sich reichlich Mühe gegeben, jener Robe die Kraft der Natur mitzugeben.   Ich glaube Dir sofort, dass Du viele tolle Stoffe gefärbt hast, in den buntesten Farben, mit den hübschesten Verzierungen. Vielleicht schlummert ja eine zukünftige Robenschneiderin in Dir? Aber weißt Du, es sind nicht nur die Stoffe, die meine Roben zu etwas besonderem machen. Der Stoff alleine reicht nicht aus, um ihnen die Magie zu verleihen, die Deine Zauberkraft unterstützen. Dafür sind viele geheime Zaubersprüche und Tränke nötig. Vielleicht haben diese die Herrlichkeit der Farben ein wenig verwaschen. Doch so haben meine Näher die Anweisung bekommen, dass es viel wichtiger ist, meinen Waren die nötige Macht einzuweben, als dass sie dabei auf Verzierungen achten, die die Magie dahinter abschwächen könnten.   So wie die Robe des Vulkans durchtränkt mit der Asche eines längst erloschenen Vulkans ist, weshalb ihre Farbe gräulich – ja fast unscheinbar wirkt – so ist Deine Robe eingewirkt in vielen Pflanzen, die Dir Schutz und Stärke bieten.  Mit jedem unnötigen Nadelstich wird diese Magie ein wenig weniger. Mir wurde aber zugetragen, dass ein kleiner Weihnachtself Dir einen kleinen glitzernden Aufnäher gab. Ein kleiner Stern, der Dir zumindest ein wenig Freude bereiten soll. Ich hoffe, dass dieser Deine Stimmung etwas hebt und Du trotzdem noch Gefallen an Deiner Robe findest.  Und wenn schon Dein Opa, Deine Oma und auch Deine Mama sagen, dass Du ganz zauberhaft in Deiner neuen Robe aussiehst, dann würde ich ihnen Glauben schenken. Und ganz unter uns: Ich glaube, Dein Opa freut sich darüber, wenn er seinem kleinen Enkelkind mit ein paar Goldstücken für Dein neues Kleidungsstück eine Freude machen konnte und nimmt es bestimmt nicht so genau mit der Rückzahlung.  Auch jene sind seit vielen Jahren Kunden bei mir, wenn mich mein altes Gedächtnis nicht täuscht. Sie wissen somit ob der Besonderheit meiner Waren und dass am Ende nicht das zählt, was man von außen sieht, sondern das, was sie in sich verborgen tragen.  Ich danke Dir für Deine Lebkuchen und die Nüsse! Sie haben mir ganz hervorragend geschmeckt.   Somit bleibt mir nicht mehr als zu hoffen, Dich auch bei meinem nächsten Besuch wieder anzutreffen. Und vielleicht kannst Du mir dann einige Deiner schönen Stoffe zeigen und ich kann noch etwas von Dir lernen.   Liebe Grüße,  Galvit

Mit einem Lächeln auf den Lippen wischte er einige der Lebkuchenkrümel von dem Pergament, tunkte das letzte Stück noch in Glas mit kalter Milch und las zufrieden nochmal seinen Brief, bevor er ihm eine kleine Schneeflocke beilegte, die niemals schmelzen sollte und ihn dann mit einem Fingerschnippen hinaus in die Welt entsandte.