Weil Blut keine rote Farbe ist...

[Tagora Chryl]

Ein seltener Anblick. Xathul, Nyvalia und Tagora hatten zusammen im Esszimmer Platz genommen. Ein Diener brachte gerade die Speisen. Neugierig darauf, was die Köche sich wohl diesmal ausgedacht hatten, wartete Tagora zurück gelehnt. Ihr Blick fiel auf die leeren Plätze an der langen Tafel. Ophelias Sohn fehlte, doch wusste man eigentlich nie, wo er sich rum trieb. Ebenso Rasnata, Dimian und Tina. Sie waren wohl gerade auf der Jagd.
„Einer der Spione berichtete mir in Lichthafen sei ein weiteres Familienmitglied gesichtet worden, doch ich traf hier niemanden an. Wisst ihr wer seinen Weg zurück nach Althea gefunden hat?“, fragte sie die anderen zwei.

[Nyvalia]

Gedanken versunken blickte Nyvalia auf den Esstisch. Vieles hatte sich in den letzten Jahren verändert.
Es war Ruhiger geworden ... viele Mitglieder der Familie waren Tot, Verschollen, auf irgendwelchen Missionen oder einfach nur Verreist.
Sie blickte auf die leeren Stühle und seufzte. Als Tagora von der Entdeckung des Spions berichtete wurde sie hellhörig. Einen kleinen Moment lang schöpfte sie Hoffnung, schüttelte dann jedoch den Kopf.

Ich traf bisher auch niemand anderen Hier an... Vater wird es nicht sein, er hätte sicherlich zuerst den Palast aufgesucht.

Dann wandte sie sich gen Xathul.

Hast du etwas von diesem Familienmitglied gehört?

[Xathul Chryl]

Er betrachtete den Bediensteten der den Tisch mit reichlich Nahrung bedeckte. Sicherlich zu viel für drei Personen, aber hungern sollte niemand. Die Auswahl der Lebensmittel war wie gewohnt prächtig. Für jeden sollte etwas passendes dabei sein. Er folgte den Worten, des "Juwels“, wirkte jedoch leicht abwesend. Als Nyvalia ihre Worte gegen ihn richtete schaute er die zwei Damen einen Moment ruhig an.

Jedes verlorene Geschöpf der Gebrüder würde sich zuerst in unseren heiligen Hallen einfinden und nicht wie ein Geist durch die Wälder und Gassen Altheas ziehen. Jeder, der das Blut der Gebrüder, unser Blut in sich trägt weiß welche Verpflichtungen und Rechte er hat.

Er lies seine Worte einen Moment mit dem Knistern des Kamins ruhen.

Mir wurde jedoch auch zu getragen, das sich ein... nennen wir es, Unbekanntes Geschöpf, mit dem unseren Wappen schmückt. So hatte ich einen Bediensteten zu Xorom entsendet. Allen Anschein nach, wurde er jedoch nicht von den Gebrüdern entsandt. Ich vermute, dieses Wesen ist ein Scharlatan. Warum sonst, sollte sich jemand mit unseren Wappen schmücken und sich nicht in den Palast einfinden? Fraglich wäre dann nur, wie er an ein solches Gewandt gekommen ist...

[Tagora Chryl]

Man verliert den Blick für Kleinigkeiten, wenn man sie immer zu vor sich hat. Tagora achtete kaum auf die Speisen, die aufgetragen wurden. Sie kannte nichts anderes, also wurde es auch nicht als Besonders erachtet. Es war als ob sie das Blut in ihren Adern fließen spürte. Ganz klar eine Einbildung, dennoch richteten sich ihre Schwingen noch etwas weiter stolz auf. Sie liebte ihre Familie, würde alles dafür tun und empfand es als größte Schande, wenn jemand nicht genauso fühlte.

Bei den Worten über den Verrat, den man ihrem Hause antat, schloss sich ihre Hand fest um das Besteck. Äußerlich schien sie noch recht ruhig. Die Gesichtszüge kühl, angespannt. Im Blick jedoch ein aufgebrachtes Funkeln.

„Ein Raubüberfall?“, warf sie ein. Diese Möglichkeit schien nahezu unmöglich. „Ein Diener, der im Schutz der Nacht lange Finger bekam?“ Sie überlegte weiter und ein vergnügtes Schmunzeln huschte über ihre Lippen. „Oder einer meiner Cousin genoss zu viel Zerstreuung und holte ein Bastard ins Haus ohne ihm die richtige Erziehung angedeihen zu lassen.“