Tempus Fugit - die Zeit verrinnt

[Tristan]

Auf seinem Weg, griff Tristan in eines der Vorratsfäßer, die noch nichtnicht fortgeschafft waren und holte zwei Äpfel heraus. Geschickt warf er den einen hinauf, und fing ihn dann wieder, während er auf sein Ziel zuhielt.
Kurz nur stoppte er, der Ruf von den Zinnen, er liess ihn leicht grinsen, während seine linke Hand den fliegenden Apfel ein letztes mal auffing. Ein Grinsen, welches eine deutliche Sprache sprach, wie ''Hab ichs euch nicht vorhergesagt?'' Nun dann war die Damenwelt sicherlich beschwichtigt und er hatte eine Sorge weniger, wenn man es so wollte.

Mit diesen Gedanken huschte er die Stufen hinab in den Keller. Die dort vorherrschende Dunkelheit machte ihm nichts aus. Ruhig schlenderte er die Gänge entlang, hier und da ein Ätchzen vernehmend. Doch diese waren nicht sein Ziel. Vielmehr der etwas schnellere vitalere Herzschlag des jungen Dings liess ihn gezielt den Weg folgen bis er vor einer Tür stand. So lautlos wie möglich hängte er die Fackel an die Wand, bevor er leise die Türe öffnete, um die Kleine, so sie schon schlies, nicht zu wecken. Sein Augen sahen auf den schwachen Lichtkegel, der seinem Blick zusammen in die Zelle hineinfiel. Hatte er sie geweckte oder schlies sie bereits?

[Lillyth]

Das Lächeln des Kindes zeugte für sie davon, dass Melli ihre Geste zu schätzen wusste. Die Arme vor der Brust verschränkend, lauschte Lillyth aufmerksam. Sicherlich war auch sie begierig darauf zu erfahren, was dort drinnen stand. Das es ihm gut ging, nun ehrlich gesagt hatte Lillyth daran nicht gezweifelt, aber die Bestätigung dessen war dennoch erfreulich. Ein leichtes Blitzen durchzog das Dunkel ihrer Augen. Vieler Worte kam Melli doch nicht, denn der Ruf der Wache kündigte das an, was das Schreiben ihnen mitteilen sollte.

"Ich schätze wir waren zu langsam.." kommentierte sie trocken, während eine Augenbraue sich leicht anhob. In der Erwartung, dass die Kleine die Treppen hinabstürzen würde, ob dieser Ankündigung, löste auch sie sich von ihrem gerade eingenommenen Platz. Ob noch mehr darin stand, nun, danach fragte sie nicht. Es ging sie zum einen nichts an und zum anderen war sie auch nicht davon überzeugt, dass Melli sich noch lange daran aufhalten würde.

[Kiara]

Still schlummernd hatte sie auf der Schafstatt gesessen, an die Wand angelehnt und das Drumherum gar nicht mehr wahrnehmend. Sie war sogar schon nach wenigen Augenblicken tiefer eingeschlummert, sodass sie wohl kaum wieder aufgewacht wäre und am Morgen beim Aufwachen verspannte Glieder gehabt hätte. Aber bevor sie dem Traumland völlig zusprechen konnte, war da etwas, das sie wieder aus dem Schlummer heraus zerrte.

Der Körper des Mädchens hatte sich entspannt und die Muskeln hielten Beine und Rücken nicht mehr in irgendeiner speziellen Position an die Wand gelehnt, sodass sie langsam aber sicher zur Seite geglitten war. Allerdings auf die Seite, wo die Schlafstatt ihr Ende fand und auch bereits das Brot und der Rest ihres Bündels sich über dem Boden verteilt hatte. Doch noch im Fall erwachte sie erschrocken wieder und fing sich, stützte sich ab und rappelte sich auf. Geschwind rieb sich kurz über die Augen, blinzelte ein zweimal verschlafen und immernoch müde. War sie wirklich eingeschlafen? Verwirrt blickte sie sich um. Wo war sie denn überhaupt? Alles war so dunkel hier, bis auf einen Lichtschein, der ihr erst in diesem Augenblick auffiel. Gepaart mit einer Gestalt, deren Konturen sie erkennen konnnte.

Hallo..? Leise und sich orientierend, ehe ihr wieder einfällt, wo sie war und wie sie hierher gelangt war. Sie war doch weggelaufen und im Wald war dieses große Haus gewesen indem sie nun war und auf den Mann hatte warten wollen, der sie hergeführt hatte. Gähnend rückt sie sich etwas zurecht und widersteht dem Drang gleich wieder einzuschlafen. War er das? Und brachte vielleicht auch etwas Licht mit in diese Finsternis? Auch wenn das zum Schlafen nicht gestört hätte, doch fühlte sie sich im warmen Schein eindeutig wohler. Wer bist du? Dabei versuchte sie die von hinten durch die Fackel erleuchtete Gestalt besser zu erkennen, ehe sie abermals genüsslich gähnte und streckte, nur um sich etwas weiter in die Mitter der Schlafstatt zu Rücken, damit sie nicht beim nächsten Einschlummern wieder umkippte. Oder am Besten sie legte sich dann richtig hin, aber noch nicht. Denn noch will sie wach bleiben herausfinden wer die Gestalt da war, wo sie nun doch wieder erwacht war.

[Tristan]

Er stand in der Türe, eine Augenbraue angehoben, als er erkannte, dass die kleine noch wach oder vielmehr wieder erwacht war. Er konnte das Zucken ihres Körpers genau sehen, wie er zuckte, als die Muskeln sich bereits entspannten, aber sie selbst noch nicht den Tiefschlaf erreicht hatte. Der gespürte Fall war sogar für ihn spürbar, denn erschrocken schlug das Herz auf einmal viel lauter und schneller. Leicht musste er schmunzeln, während seine Augen kurz die ausgebreiteten Habseeligkeiten, die auf dem Boden verteilt schienen, begutachteten.

"Ich hoffe, ich habe Dich nicht erschreckt.." sprach er mit leiser samtig warmer Stimme, während er einen Schritt weiter hineintrat, so dass das Licht weiter in den Raum scheinen konnte und nicht zuletzt auch mehr von ihm selbst preisgab. Sicherlich nichts was erwähnenswert wäre. Tristan trug unter dem dunklen Umhang ein einfaches Leinenhemd und eine schwarze Hose. Sprich er wirkte weder wie eine Wache noch unbedingt wie der Hausherr. Das dunkle schulterlange Haar war ein wenig von wilden Locken durchzogen, die der Wind noch zusätzlich ein wenig zerzaust hatte. Seine Züge wirkten im Gegensatz zu der Wache vermutlich um einiges weicher und wesentlich jugendlicher, besonders da das warme Fackellicht seinen Teint eine gesunde Farbe verlieh.

Leicht lehnte er sich an die Wand und holte einen der Äpfel hervor, den er in die Luft warf und wieder auffing. "Ich bin Tristan und Ihr junge Lady seid... ?" fragend schaute er sie an, wobei seine Stimme an Wärme nichts verlor und er ihrmit einem kleinen Funkeln in den scheinbar dunklen Augen den Apfel zuwarf.

[Kiara]

Einen Augenblick lang musterte sie ihn nun ausgiebig. Aber nein, das hier war, soweit sie sich erinnerte, ein anderer Mann. Seine Stimme war ganz anders. Geschwind schüttelt sie den Kopf, denn er hatte sie ja nicht erschreckt, sondern der Fall hatte sie wieder aufgeweckt. Ein zaghaftes Lächeln zog sich über die Lippen des Kindes, der Mann schien nett zu sein, wenn man seiner Stimme vertrauen durfte. Aber schnell verschwand es wieder, denn Erwachsene waren gut darin, sich zu verstellen, das wusste sie. Und meist machten sie es nur, um an ihr gewünschtes Ziel zu gelangen, das dann oft gar nicht mehr nett war. Also wurde der Blick wieder misstrauischer, während sie abermals gähnte.

Ich bin Ki... Sie stockte einen Moment lang. Rokas. Glück gehabt. Sie hatte noch daran gedacht, dass sie ja ihren alten Namen nicht mehr wollte. Dann würde es nämlich hoffentlich viel schwieriger werden für die Leute aus dem Waisenhaus sie wieder zu finden, das hatte sie sich nämlich vor ihrer Flucht bereits überlegt. Tief holte sie Luft und blinzelte zu ihm. Vielleicht hatte er ja nichts bemerkt? Hoffentlich, denn dann würde er sie wegen irgendwelchen Namen bestimmt in Ruhe lassen.

Sie hatte den Flug des Apfels genau beobachtet, während sich Hunger angemeldet hatte. Einen Apfel essen das wäre nun wirklich herrlich. Und genau in diesem Augenblick flog er ihr bereits in den Schoß, sodass sie ihn schnappte und einen gierigen Biss hinein tat. Dan - ke.. Sprach sie bereits kauend und Biss kurz nach einem schnellen Schlucken gleich noch ein Stück vom Apfel ab. Mhm - der war lecker! Viel besser als das alte Brot, das sie hatte mitgehen lassen und dessen Verbleib auf dem Boden sie noch gar nicht bemerkt hatte.

[Tristan]

Seine Augenbraue blieb weiterhin angehoben, während er entspannt an der Mauer lehnte.

Ihm fiel es vermutlich um ein vielfaches leichter als ihr in dem schummrigen Licht deutlich zu sehen. Aber seine Aufmerksamkeit galt ihr ungeteilt, so dass er, als sie stolpernd einen Namen vorgebrachte, ihren kleinen Schwindel nicht überhören konnte.

"Gern geschehen." antwortete er jedoch nur auf ihren Dank hin, sie keineswegs drängend etwas auszuplaudern, was sie nicht verraten wollte. „Die Wache hätte Dir vermutlich nichts mehr gebracht.“

Flux holte er den zweiten Apfel hervor, liess ihn einmal elegant in die Luft steigen, bevor er der kleinen diesen ebenfalls zuwarf. Sie schien auf jeden Fall Hunger zu haben. Neben ihrem Hunger hatte er auch das Gähnen bemerkt. "Mehr konnte ich leider jedoch nicht einstecken, aber ich glaube du bist eh müde, Ki-rokas?" mit einem gewinnenden Lächeln wiederholte er aneinandergereiht die Wortfetzen, die sie ihm als ihren Namen verkaufen wollte und zwinkerte ihr kurz zu.

Langsam und unbefangen löste Tristan sich von der Mauer, ohne dass er seinen Blick von ihr abwandte. Dennoch war deutlich, dass er sie nicht mit unliebsamen Fragen löchern, sondern sie sich selbst und der Dunkelheit überlassen würde. Immerhin erschien sie müde und wirkte nicht unbedingt so als würde sie Gesellschaft dem Schlaf vorziehen.

[Kiara]

Warum? ... wäre der Mann... nicht mehr wiedergekommen? Bei seinen Worten hatte sich irritiert eine steile Falte auf des Mädchens Stirn gebildet, während sie die Reste des Apfels geschwind verputzte bis nur noch der Stiel übrig war, der kurzerhand auch noch auf gefuttert wurde. Schließlich hatte sie schon länger keine Äpfel mehr gegessen, denn die Zeit welche von den Bäumen der Leute zu stehlen, war noch nicht gekommen, als sie weggelaufen war und im Winter hatte es keine Äpfel gegeben.

Und ehe sie sichs versah, hatte sie auch einen zweiten Apfel im Schoß liegen, um den sie nach einigem Zögern entschlossen die Hand legte und dem Mann ein wenig zu lächelte. Während sie ihm noch einen grübelnden Blick zu warf. Bei seiner Bemerkung allerdings funkelten die Augen ihn trotzig an und der Unterkiefer schob sich nach vorne. Rokas Stellte sie mit fester Stimme klar, wenn ihr das Herz in dem kleinen Moment, da er die Lüge aufgedeckt hatte, auch in der Brust zerspringen wollte und die Wangen sich leicht rötlich färbten. Wieso war sie eigentlich immer so schlecht im Lügen. Direkt merkte man es, wenn sie Unwahrheiten erzählte, selbst die Leute im Waisenhaus hatten es immer heraus bekommen und das obwohl sie es wert waren belogen zu werden!

Kannst du das Licht hier lassen? Groß und hoffnungsvoll wurden die Kinderaugen einen Moment lang während die Stimme einen bittenden Ton angenommen hatte. Bitte... Fügte sie kurz darauf noch leise an. Gegen Schlafen hatte sie ja nichts, aber hier war es wirklich schrecklich finster und das warme Licht war so herrlich angenehm, dass sie es nur ungern missen wollte. In der Hand hatte sie den Apfel fest im Griff, der würde sicher ein prima Frühstück werden oder ansonsten einen Platz in ihrem Bündel finden. Man wusste ja nie und jetzt war sie vorerst satt genug, um zu schlafen. Wieder gähnte sie und rollte sich auf der Schlafstatt zusammen. Nocheinmal schaute sie zu Tristan hin, auch wenn die Augen in der liegenden Position zuzufallen drohten. Ließ er ihr das Licht?

[Landru]

Natürlich war er wieder da. Er würde nicht für immer gehen. Das schwor er einst und bis jetzt hielt er Wort. Kyrana würde an seiner Seite weilen, während er die Kutsche in die Obhut der Stallknechte gab. Das emsige Streben der Arbeiter mit dem eingebrochenen Teil der Festung zeigte Spuren. Sie hatten in den Wochen seines Schlafes gut gearbeitet, die Mauern waren so gut wie wieder hergestellt worden und kaum noch sah man die Spuren der Schlacht die hier vor einiger Zeit getobt hatte. Längst waren die Gerippe wieder im Morast versunken und Leichen im Erdreich vergraben, wartend bis zum nächsten Einsatz, wenn ein Heer gegen die Festung zu Feld ziehen will. Diesmal hatte Landru umgedacht. Die Mauern waren gerahmt worden von spitzen Holzpflöcken die es erschwerten an die Zinnen zu kommen. Wie ein Abstandhalter und auch eine gemeine Falle für Reiter die sich zu dicht an die Mauern wagten. Auch er hatte aus den Fehlern gelernt und gesehen wo die Schwächen des Bauwerkes lag. Blanke Mauern war eines davon."Daheim.." Sichtlich beruhigt.. schien das Gemüt. Während er sich hinhockte und mit der knöchrigen Hand über den Boden des Hofes strich um eine Handvoll Erde, Staub und Dreck aufzunehmen. Den Geruch zu inhalieren als wäre er fremd geworden."Endlich wieder..." Dabei waren es nur wenige Augenblicke auf See gewesen, aber genug um sein territoriales Wesen aufzuwühlen. Mit einem leichten Pusten ließ er die Erde im Wind über den Hof wie Asche rieseln. Lauschte in die Nacht, wohl wissend das gleich ein leichtes Getrappel von zwei kleinen Füssen durch die Gänge schallen.. wohl wissend das ein klares Kinderlachen an sein Ohr dringen wird und sich darauf verlassen könnend das jenes Kind es sich nicht nehmen lassen wird ihn zu begrüssen, wie als wäre die Welt ohne ihn untergegangen. Sie war so eine treue Seele.. so treu.. wenn eine es schaffte sowas wie Liebe zu wecken, dann war es dieses Kind."Melli..." Er kann sie fühlen.. und tatsächlich freute er sich mittlerweile auf das Kind. Scheinbar hatte Niobe Recht, manchmal.. lassen sich Dinge nicht ändern, manchmal war etwas wie es ist.

[Melli Vykos]

Zu langsam, oh ja und wie. Denn der Ruf kündigte es schließlich mehr als deutlich an.
Das Blatt glitt ihr aus den Händen und segelte langsam zu Boden, während sich ein breites und überfreudiges Strahlen auf ihren Gesichtszügen ausbreitete.

- Viel zu langsam, aber egal.. er ist daaaa - und die Worte sprudelten nur so vor Freude aus ihr heraus. Dann schließlich kam es wie es kommen musste, nichts konnte mehr ihre Füsse aufhalten und so schoss sie auch schon im eiligen schnellen Tempo an ihrer Tante vorbei die Treppen wieder hinunter.

Jetzt galt es so schnell wie möglich und möglichst als erste bei ihm anzukommen.

- Er ist wiiieder daaaaaa -
laut hallten die freudigen Worte bei ihrem schnellen Lauf durch den Gang und die nächsten Stufen hinunter bis zur Vorhalle,es sollte jeder wissen.. er war wieder da.

Der weitere Gast den sie gespürt hatte, war vergessen, überhaupt war jetzt eben in dieser Sekunde alles vergessen und so stürmte sie an den eiligst zur Seite springenden Wachleuten vorbei und direkt hinaus auf den Hof.

- Paaapssss... -

[Lillyth]

Mellis Reaktion kam wie erwartet. In punkto Landru war die kleine zu berechenbar, als das es überraschend gewesen wäre, dass die diese bei seinem Einzug die Treppen förmlich hinabstürzte.

Ruhigen Schrittes und mit deutlich weniger Enthusiasmus folgte Lillyth dem Mädchen die Stufen hinunter. Ihr Bruder war zurück. Sicherlich eine Tatsache, die ihr nicht missfiel, besonders da sein Fernbleiben sie im Vorfeld mehr als überrascht hatte. Nein es erfreute sie sogar ein wenig, aber zeigen würde Lillyth es nicht.

Am unteren Treppenabsatz angelangt, bog auch sie auf den Weg zum Hof ab, wobei sie die Blicke der durch des Kindes Aufregung aufgescheuchten Dienerschaft nicht weiter beachtete. An der noch offenen Türe angelangt, erhaschte Lillyths Blick das Mädchen, während ihre dunklen Augen jedoch bereits langsam weiter wanderten und mit einem leichten Funkeln die schattenhafte Gestalt des Drachen wahrnahmen. Sie kreuzte ihre Arme vor der Brust, und lehnte sich an den Türrahmen. Kyrana hatte sie noch nicht erblickt, nur den Regenten, auf dem schweigend das dunkle Augenpaar ruhte.

[Landru]

Seine kleine Melli. Er hatte sie wirklich vermisst. Da lief sie über den Hof und er würde sie empfangen. Die Arme ausstreckend.. sie empfangen und in die Arme schließen. Hinauf hebend wie eine kleine Prinzessin und wie immer ihr klares Lachen hörend."Hallo mein Kind." Begrüsst er sie.. mit jeden Monat der verging wurde ihre Bindung noch enger. Fast als würde sie wirklich den Weg zu den innersten Emotionen die er weggesperrt hatte finden und sie locken können. Er betrachtete sie genau. "Geht es dir gut?" Fragt er auch gleich und strich ihr sanft über die Wange. Dabei mit ihr auf dem Arm auf den Eingang zuschreitend.

[Tristan]

Wäre sie ein wenig älter gewesen, nun vielleicht hätte er darüber länger als nur eine Sekunde nachgedacht, ihr einen Platz in seinem Gemach anzubieten. Dem war allerdings nicht so. Also stand es außer Frage, dass er, außer einer gewissen Neugier an ihren Hintergründen, ein tieferes Interesse hegte.

"Gut - Rokas." antwortete er mit noch immer einvernehmender Stimme, während seine Augen sich kurz auf die zierlich kindliche Gestalt legten. "Ich lass die Fackel vor der Türe, dann scheint noch etwas Licht herein." fuhr er ruhig fort, bevor er in einer geschmeidigen Drehung sich von ihr abwandte. Ein, zwei Schritte ging Tristan durch den winzigen Raum, der nicht nur eng und unfreundlich wirkte, sondern durchaus diesem Charakter auch entsprach. Wie versprochen, hängte er die Fackel in die eiserne Halterung in der Wand. "Gute Nacht Rokas." Seine Worte kamen leise hervor, bevor er die Tür fast lautlos hinter sich schloss.

Ein leichtes Glimmen huschte durch seine Augen. Nun vielleicht würde er noch mal etwas von der kleinen hören, vielleicht auch nicht. Vielleicht würde er auch später zurückkehren und sich noch an ihr stärken, aber auch nur vielleicht.

Im Augenblick war ihm mehr nach Unterhaltung. Etwas Abwechslung. Ständig auf seine biestige kleine Schwester ein Auge zu haben war zwar im Grunde sehr anregend, allerdings nicht unbedingt abwechslungsreich. Ihre Flüche auf den Krieger, ihre Flüche auf den Drachen - allesamt waren sie unterhaltsame Momente, jedoch auf Dauer ein wenig monoton. Landrus Rückkehr würde nun sicherlich einiges wieder in Bewegung bringen. Tristan musste bei dem Gedanken, der ihm durch den Kopf ging leicht grinsen.

Ruhig schlendernd bewegte er sich den Gang wieder zurück Richtung Aufgang und Türe. Das Kind dem Schlaf und der Dunkelheit überlassend.

[Lillyth]

Es war auf eine Weise schon faszinierend zu beobachten, wie sanft, ja fast emotional der Regent das Mädchen begrüßte. Niemand konnte sich scheinbar gänzlich von Emotionen freisprechen, nicht einmal er.

Lillyth selbst hielt sich mit den ihren jedoch zurück. Weder Freude noch Wut zeichneten sich auf ihren Zügen ab. Lediglich ein offenbar zufriedenes Aufblitzen schien kurz über das Dunkel ihrer Augen zu huschen, während sie schweigend das Szenario beobachtete ohne dabei ihre Position zu verlassen.
Nein sie war geblieben, anstatt abermals einmal mehr vergebens etwas hinterher zu jagen, was sie vermutlich nie finden beziehungsweise was niemals gänzlich ihr gehören würde. Nein, Lillyth war sich sicher, dass die Gabelung des Weges, die Entscheidung, die sie getroffen hatte mit allen eventuellen Konsequenzen dieses Mal die richtige war und seine Rückkehr bestärkte sie nur mehr in ihrem Glauben.