Lautlos bogen sich die Zweige des Haselnussstrauches auseinander. Langsam schob sich ein Köpfchen hindurch, das dunkle haar war sorgsam zu einem Zopf gebunden und unter dem grünen nagelneuen Hütchen verborgen. Das Hütchen war der besondere stolz des Mädchens, erst vor kurzen ließ Omi sich dazu bewegen ihr den Gang in die Stadt zu erlauben um dort ein neues zu erstehen. Das alte war wirklich schon zerfleddert und löchrig gewesen und vor allem viel zu klein. Luna hatte es bereits als Kind getragen und mittlerweilen rutschte es bei jedem Windhauch von ihrem Kopf. Das hatte endlich auch Omi ein einsehen haben lassen und so kam Luna zu ihrem nagelneuen Hütchen, es passte wie angegossen und eine wunderschöne rote feder zierte es an der Seite. Von solch Hütchen hatte sie schon immer geträumt.
Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken und sie widmete ihre vollste Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen vor sich auf der Lichtung. Sie war wieder einmal auf der Jagd. Omi hatte sie losgeschickt um Bücher zu jagen. Innerlich schüttelte sie sich voller Abscheu, sie konnte es einfach nicht verstehen wie man so darauf versessen sein konnte zu lesen ~grässlich~ und vor allem dann noch diese Bücher. Ihre Mundwinkel verzogen sich angewidert. Es waren angeblich besondere Bücher in denen irgendwas über Zauberkraft stand hatte Oma ihr einmal gesagt. Auch zaubern und Magie gehörten nicht zu Lunas Interessen. Sie war mit dem Bogen unterwegs welchen sie genau in diesem Augenblick hervor nahm, dazu einen Pfeil welchen sie mit Bedacht in die sehne spannte. Geräuschlos zog sie an der sehne, schob den Bogen durch die Zweige und nach nur kurzer zeit surrte der Pfeil mit einem leisen pfeifen durch die Luft. Er traf sein Ziel sofort. Ja, im Bogenschießen war Luna in ihrem Element, dafür konnte sie sich begeistern. Sie pflegte ihren Bogen mehr als es Omi lieb war, statt zu lesen war Omi es gern sehen würde lief sie durch die Wälder suchte neues holz von buchen oder zedern um sich in tagelanger Arbeit einen neuen Bogen zu bauen.
Wie erwartet traf der Pfeil den stinkigen Schamanen der Skraugs, dieser drehte sich mit einem Ruck um und starrte zu dem Gebüsch in welchem Luna sich verbarg. Zur Sicherheit schickte das Mädchen einen weiteren Pfeil hinterher. Diesmal erloschen die Augen des Biestes und er fiel zu Boden. Mit einem Sprung war das Mädchen bei ihm und … jaaaaaaa… er hatte eines dieser von Omi heiß begehrten Bücher fallen lassen. Das war wahrlich nicht immer so aber heut schien sie Glück zu haben. Denn bereits drei Bücher ruckelten in ihrem Rucksack hin und her. Sie konnte vorerst Schluss machen und heim zu Omi gehen.
Das Haus lag ein beachtliches Stück von hier entfernt mitten im Walde. Umgeben war es auf der einen Seite von Bäumen, Sträuchern. Auf der anderen grenzte es an eine Lichtung welche mit Gras und Blumen oft im Sonnenlicht zu einem magischen Ort wurde. Dann tanzten kleine Schirmchen des Löwenzahns und anderer Pflanzen durch die Luft und irgendwie schien die Luft zu flimmern.
Doch nachts, vor allem in den Vollmondnächten vollendete sich diese Magie. Die Wiese schimmerte hell, fast unwirklich. Die Blumen schienen von innen heraus zu leuchten. Über den bunt leuchtenden Blütenkelchen schwebten kleine blitzende Sternchen. Auch diese waren von einer besonderen Leuchtkraft. Jeder der diese wiese zum ersten Mal sah wäre wohl fasziniert stehen geblieben und hatte sich kaum mehr vorwärts gewagt. Nicht so Luna, sie kannte dieses Bild von klein auf. Sie hatte ihr gesamtes leben hier bei Omi im Walde verbracht. So schritt sie über die Wiese und riss die Tür auf.
*OMI * rief sie durch die Hütte.