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Von Blut und Wahn

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Landru
Gelehrter / Gelehrte
Beiträge: 402
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 02:16

#1

Beitrag: # 53600Beitrag Landru »

Am Abend

"Komm schon, dass Ding steht Jahren leer. Aber ich bin sicher da gibt es noch das ein oder andere zu holen." Flüstert Hedrik zu seinem skeptischen Freund. Beide waren bewaffnet mit Fackeln und standen vor dem Eingang eines Schlosses, dass sich düster und unheilvoll aus dem Nebel in die Dunkelheit erhob. "Dir ist schon klar das hier.. nie die Sonne scheint, hast du dich je gefragt wieso?" Hedrik lächelte charment. "Wieso.. wieso.. weil irgendein Magier es mal verkackt hat nehme ich an. Die ganzen Gruselschichten von Oma Irna von Kreaturen im Nebel und Monstern sind alt.. niemand ist hier mehr seid Jahren verschwunden. Selbst Irna sammelt manchmal Nebelmoos weils hier besonders gut wächst. Also .. der Aberglaube hält uns fern, darin können Reichtümer warten. Es ist ein verdammt großes Schloss." Lorren hob erneut den Blick zu dem Wappen an der Türe über den Torbogen, dass Wappen eines alten Clans, der teilweise noch heute in der Umgebung Lehnsverträge hält. Nur die Hausherren hatte man lange nicht gesehen. "Ich weiß nicht." Meinte er leise. "Ich hab kein gutes Gefühl dabei." Und doch ließ er sich von seinem Kumpel überreden.

"Scheisse ist das alt hier." Flüstert Hedrik ein als er durch die Gänge streifte. Die Tür war nicht sonderlich problematisch gewesen, nein fast wirkte es.. als hätte man darauf gewartet. Wie eine Einladung. "Sag mal kommt dir das nicht komisch vor. Ein so großes Schloss und wir spazieren einfach rein?" Lorren war immer noch nicht überzeugt von ihrem Tun. "Ja weil jeder so ein Idiot ist wie du, noch an irgendwelche Kreaturen glaubt und deswegen all die schönen Dinge hier verkommen lässt." Er begann sich nach wertvollem umzusehen. Ein Becher hier, ein Kerzenleuchter dort. "Es gibt hier fast weniger als ich erwartet habe. Vielleicht müssen wir tiefer.. ?" Sinnierte Hedrik. Er war nicht mehr aufzuhalten und so merkten beide auch nicht, dass sie bereits beobachtet wurden.

Nach einiger Zeit hatten sie doch einiges gefunden, hauptsächlich Tand und ein wenig Tafelsilber, aber der große Reichtum war noch ausgeblieben. "Wow.. schau dir mal die Bilder an." Die Hausherren und Herrinnen blicken nahe zu vorwurfsvoll auf die beiden Eindringlinge. "Ja, dafür zahlt nur keiner." Murmelte Hedrik und schlenderte weiter. "Da gehts weiter. Komm schon, dass Ding ist groß und bis jetz......" Ein Schatten legte sich über Hedrik und unterbrach seinen Wortlaut. "Ist euch ja nichts passiert, nicht wahr? Guten Abend die Herren." Lorren ließ sofort alles fallen und suchte sein Heil in der Flucht. Denkbar schlechter Gedanke ein Raubtier zum Jagen zu animieren. Ein versonnenes Lächeln und ein Funkeln huscht durch die Augen.

Später

Seine knochigen fahlen Finger strichen über den vertrockneten Arm der Frau. Es war fraglich ob man erkannte das sie mal eine Frau gewesen ist, jetzt wirkte sie eher wie eine ausgedörrte Leiche. Gut erhalten keine Frage, es gab keinen Madenfraß oder Ratten haben sich auch nicht gütlich getan. Nein sie war völlig intakt. Die Augen waren geschlossen und das einzige was auffiel war der Kiefer aus dem die zwei Fänge wie fordernde Dornen blitzten. "Ich weiß du kannst mich hören... in deinem kleinen Gefängnis." Ob dem wirklich so wahr? Manche behaupten sie bekämen es mit, andere nicht. Ihm gefiel aber der Gedanke, dass sie darin gefangen war wie eine Raupe in ihrem Kokon und zu schwach war heraus zu brechen. "Vielleicht wäre es für dich eine Gnade, wenn ich dir die ewige Ruhe schenke. Deinen Körper den Flammen übergeben.. deinen Geist befreien und Erlösung gewähren. Wäre es eine?" Er war sich nicht ganz sicher. Die Finger wandern über die Kerkertür. "Wie waren die letzten Minuten, als der Durst unerträglich wurde.. hast du angefangen dich selbst zu trinken. Ich weiß das ich das getan habe als ich im Verließ hockte. So unnütz und sinnlos und doch weit und breit nur ich, der Durst und Wahnsinn. " Er drehte sich zu dem Körper der ihm so gar keine Antwort gab. Keine Widerworte, keine Stichelei, keine Verwünschungen oder Denunzierungen und kein Zählen von Wassertropfen. Nur Stille. "Ist es jetzt friedlich in deinem Kopf, Latoria?" Er schloss die Augen einen Moment und strich sich über die Hände.

"So macht es wahrlich keine Freude. Wo ist der Biss meine Liebe.. so schweigsam. Das ist fast unerträglicher als deine Anfeindungen." Er schürzte die Lippen. In diesem Verlies konnte sie nicht fliehen, solange sie in dem Zustand war. "Nun gut, ich denke ich werde dich aufwecken, du hast lange geschlafen und mir ist schrecklich .. langweilig. Also .. freue dich, ich bereite dir ein Festmahl." Die Finger zogen die Tür hinter sich zu wo der verdorrte Leib auf Erweckung wartete. Bedachte Schritte zur nächsten Zelle. "Bitte Herr.. wir geben alles zurück und .. " Er schloss einen Moment die Augen. "Oh und noch viel mehr. Bald." Er musste erst noch was vorbereiten für die Erweckung, bis dahin war Latoria in ihrem geistigen Gefängnis noch mit sich alleine. Ebenso wie die beiden Eindringlinge, welche sich gegenseitig mit Vorwürfen überhäufen. Sie werden ihre Hauptrolle bald spielen.
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Latoria
Schmied / Schmiedin
Beiträge: 59
Registriert: Sa 11. Okt 2014, 23:15

#2

Beitrag: # 53608Beitrag Latoria »

Leblos lag sie in seinen Armen. Weit entfernt von einer Wahrnehmung, die mehr als Instinkte bedeuten sollte. Gefangen in einer leblosen Starre, die sie unmittelbar nach der Qual des Hungers gnadenlos übernommen hatte. Ein traumloser Schlaf, bei dem der brennende Durst ihrer Kehle ihr jedweden Funken Menschlichkeit genommen hatte.

Wobei. Stopp! Welche Menschlichkeit? Ein solch liebreizendes Geflecht bestand aus einem anhaltenden und stets schrecklich einengenden Geflecht von Tugenden und Regeln. Einem Martyrium aus Moral und Ethik, welche die Ewigkeit selbst nicht nur langweilig, sondern sich auch in so vielen Dingen widersprachen. Aber philosophieren wir mal nicht über diese unnötigen Details. Egal.

Wenn überhaupt, war am Ende nicht mehr viel davon übriggeblieben. Weder der Drache, noch die Lumpenprinzessin hatten ihre Besuche fortgesetzt. Die verlorene Schwester wurde zur vergessenen und der Hunger war mit jeder verstreichenden Nacht angewachsen.

Die unstillbare Gier, die das Tier in ihr immer weiter zum Vorschein brachte und mit jeder Nacht ihren Verstand weiter schwinden ließ.

Eine Qual, unter der sie sich in ihrer Verzweiflung angekettet immer wieder durch den Dreck gerobbt hatte, um mit einem lieblichen Flüstern nach einer Ratte zu greifen. Diesen kleinen schlüpfrigen Tierchen, die ihre einzige Unterhaltung waren, aber ihr kaum mehr Blut boten, als das, was es brauchte, um sie eine weitere Nacht vor der Starre zu bewahren, sodass sie am Ende getrieben von schmerzhaften Hunger ihre Fänge in ihr eigenes ausgedörrtes Fleisch rammte.  Es war so grausam, so qualvoll, aber irgendwie hinreißend, wie man ihren Willen brechen wollte. Einfallsreich. Das plitschende, platschende Tropfen von Wasser, der modrige Gestank von Tod und Verwesung, die grausame Stille in der ihre kleinen tierischen Freunde einen leisen schnellen Tod fanden, bis sie allein war. Alles was sie kannte waren Instinkte und Wahnsinn.

Wer immer hier gerade seine Augen auf den Zeilen hat. Schau weg! Ja du, das ist nur für den Drachen gedacht. Also überspring das gefälligst. Wirds bald? 
Ja lieber Bruder, ich brauche kurz ein wenig Subtext. Immerhin könnte ich es noch weiter ausführen. Wie ihre Lieblichkeit nach und nach verblasste und sie von der Heerführerin zur Gefallenen geworden war. Die blasse zarte Haut, die sich in aschfahles Pergament gewandelt hatte. Das dunkle ebenholzfarbene Haar, das glänzend im Mondschein strahlte, bevor es nach und nach verfilzte, um am Ende nur noch in grauen staubbehafteten Strähnen lieblos hinabzuhängen und das gleißende blutunterlaufende Glimmen in ihren Augen, das jede Regung gierig erfasst hatte.
Aber, wir wollen nicht ausschweifen. Es war eine spürbare Lektion. Denn allem Glauben zum Trotz hast du recht behalten. Der Hochlord kam nicht.
Und? Fühlst du dich nun bestätigt, großer Drache?  Oder vermisst du mich? Dein Fleisch und Blut.  Meinen Liebreiz und meine Weisheit? Die Schlacht ging an dich. Der Sieg, der Triumph.
Koste es aus, geniesse es, doch vergiss niemals, Sicherheit und Sieg sind ein Mythos.
Liest du immer noch mit? Und Du, nein nicht du Landru, ausnahmsweise mal der andere da. Der, der nicht weggeschaut hat. Ja du, du kleiner Blutbeutel. Das ist etwas familieninternes. Aber ich habe mir Dein Gesicht gemerkt. Wir werden uns wiedersehen!


Der ausgedörrte Körper beschrieb wenn überhaupt nur noch vage ihr einstiges Antlitz. Das Haar war grau und filzig, während ihre ausgetrocknete Haut dünn und ledrig wie Pergament an ihren Knochen hing. Ihre Lider waren geschlossen. Ein bizarrer Dornröschenschlaf wenn man es so betrachtete, aus dem nur ein blutroter Kuss sie erwecken konnte.

Hach, wie entzückt wäre sie, würde sie tatsächlich mitbekommen, dass Landru ihr das Händchen streichelte. Es wäre ihr ein Vergnügen, jeden dieser Momente gnadenlos auszureizen und seine beinahe schon zärtlichen Gesten auf die Spitze zu treiben. Ja sie würde diese Nähe auskosten. Nicht nur bis zum letzten Moment, sondern auch bis auf den letzten Tropfen. Drachen konnten immerhin tief fallen - wenn sie einen Höhenflug hatten. Man kennt das ja, oder nicht? 

Und er hätte es verdient. Mehr als das. Der Versuch sie zu brechen. Ihren Geist, welchen Castiel mühevoll befreit hatte, wieder der Doktrin des Clans zu versklaven. Und wozu? Dass sie ein braves Schoßhündchen des Clans wurde und sich Regeln unterwarf, um gelangweilt über die Kadaver ihrer Herrschaften zu wachen? Bei allen fünfzundzwanzigmillionendreihundertachtundsiebzigtausendneunhunderteinundfünfzig Wassertropfen, die sie gezählt hatte, sie wäre erheitert davon. Doch zwischen ihren reinen Instinkten und dem ersten Funken wahrnehmenden Verstandes lagen Welten.

„Komm näher... “ Er war von ihrem Blut, wie sie von seinem. Wer konnte sich schon näher sein, als sie beide? Geboren einst aus einem Leib und wiedergeboren aus demselben Blut. Wenn jemand somit den Ruf ihres Blutes, ihres Geistes oder den des Tiers in ihr hören konnte, dann er.  Das leise Wispern in den Gedanken. Ein verlockendes Echo aus Erinnerungen.  „... näher.. “


Zurückgelassen. Verloren, vergessen, und verdammt…  hungrig.
Zuletzt geändert von Latoria am Fr 27. Okt 2023, 17:13, insgesamt 4-mal geändert.
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Würdest du für mich sterben? ... Nein, das wäre zu einfach. Würdest du für mich leben?
Du solltest diesen Eid auf keinen Fall unbedacht leisten... ~ Seine Worte an ihrem Ohr - Ja, sie wollte es - für ihn allein ~

Verlangen wird zu Hingabe, Hingabe wird zu Macht... und sie gab sich ihm - dem Wahnsinn- hin
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Landru
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#3

Beitrag: # 53609Beitrag Landru »

Jetzt wo ihr Geist von seiner Nähe und der Nähe des Blutes der Gefangenen geweckt worden war, konnte er sie durchaus vernehmen. Es war das sehnsüchtige Ziehen in den Venen, dass reizvolle Flüstern in seinen Gedanken. So tief verwurzelt, so fest verankert und tiefgradig infiziert von dem Flüstern der Ahnen das Fluch und Segen zugleich miemte in ihren Venen. Nicht nur Latoria war dort ein Teil, auch Takhisis, die er mit jedem ihres Tropfens in sich komplett aufgenommen hatte. Er hatte immer damit gerechnet, dass ihn irgendwann das gleiche passieren wird, denn ihre natürliche Ordnung war eine andere als geboren, leben und sterben. Viel mehr starben sie mehr durch die Händen ihrer eigenen Brut, die sich dem Hunger, der Macht und Gier nicht erwehren kann. So wie er seine Mentorin verschlungen hatte und ihren Geist unter seinen geknechtet hatte. Sie war immer noch da, manchmal flüstert sie in seinem Kopf, leise und unterdrückt. Sie wird nie wieder stark genug sein, um sich zu erheben gegen ihn. Der Clan war das eine, das andere war die Blutlinie, die der einzelnen verschiedenen Clans. Vielleicht war es ein Fehler, dass er Latoria nicht gleich einfach vernichtet hatte, oh bestimmt war es einer. Sie wird ihn das spüren lassen.

Er weiß selbst nicht genau was er beweisen will, dass sie falsch lag? Das sie alleine ist, wie er. Das er entschied ob sie weiter existieren darf. Es machte für sie keinen Unterschied. Ihr war es egal ob sie wach war oder nicht, ob er sie bedrohte oder nicht oder ob er sie weitere Millionen von Wassertropfen zählen ließ. Er weiß das nur zu gut. Doch es war wohl das urtümlichste aller Dinge, die ihn doch dazu bewogen, ihren Schlaf zu brechen. Urtümliche Einsamkeit, die in Langeweile endete und dann in Kurzweiligen Aktionen. Die großen Spiele und Kriege waren vergangen. Was blieb dann noch übrig, als in einem alten Schloss zu zusehen wie die Zeit alles verfallen lässt. Das man sogar das Land dabei zusehen kann wie es sich verändert und nur man selbst bleibt immer .. gleich. Bis auf die Narben die mehr und mehr wurden, nicht körperliche Narben, die heilten, sondern die tiefen Wunden, die nie mehr heilen. Sie eitern und entzünden sich, gebären den Hass und Sadismus, der ihn heute antreibt. In manchen Dingen sah er das was nie bekommen hatte, was er nie erreicht hatte, nie erfahren durfte. In anderen war er selbst dermaßen paranoid geworden, dass er überall Verrat und Lüge sah. Ein Schicksal derer die einst eine Krone trugen war immer, sich von Verrätern irgendwann umgeben zu fühlen. So viele Namen, die am Ende tonlos verhallen. Nur wenige waren wirklich geblieben, denen er noch sowas wie Vertrauen schenken konnte. So glaubte er zumindest. Da war Lillyth seine zynische schöne Schwester mit der manches Wortgefecht oder Spiel in den Gassen der Städte Kurzweil bot. Kain und Enoia blieben seine Vorbilder und egal ob sie ruhten oder wach waren, er versuchte stets sie stolz zu machen, selbst jetzt wo er zu den Älteren zählte sah er zu ihnen auf. Er verstand ihre Sehnsucht nach Ruhe und beließ es dabei. Natürlich gab es noch mehr, aber entweder ging er ihnen aus dem Weg oder sie ihm oder sie waren fort.

Latoria war wieder eine ganz eigene Geschichte. Durchs Blut verwandt und verbunden, ob man wollte oder nicht. Ein Jammer das sie sich für den Verrat entschieden hatte und er hatte vor sein Wort zu halten, es zu strafen bis in alle Ewigkeit. Er hatte ihr ein schönes neues Kleid besorgt, da die alte Kleidung  nicht mehr sonderlich ansehnlich war. Ein einfaches Gewandt, dass aber seine Pflicht erfüllen würde. "Geduld .. Liebes. Geduld, du willst doch angemessen erwachen." Antwortet er ihr sofern das möglich war. Die Lippen bilden Worte, aber für den Außenstehenden mag es wirken als würde er mit sich selbst sprechen. Vielleicht war es sogar so. Er schritt langsam wieder hinab zu den Zellen. Das Kleid an die Gitter hängend, dann noch Schüssel und Lappen ablegend. "Heee wir haben überlegt.. " Begann Hedrik leise mit einem Versuch zu verhandeln. "RUHE! Ich will euch nicht hören, oder ich sorge dafür das ich euch nicht höre. Also.. psssscht, ihr stört." Verbat er ihm den Mund. Er setzte an was neues zu sagen was von einem vorbeugenden Knurren quittiert wurde und einem Blick der sagte: WAGE es nicht. Er schwieg dann doch lieber.

Die Schale mit Wasser gefüllt und das Tuch hineingelegt, begann er die Liege in der Mitte des Kerkerraumes freizuräumen. Er überprüfte sogar die Schellen an den Arm und Beinlehnen, denn er kennt die Macht des Tieres, wenn es frisch erwacht und auch die Kraft die hinter dem Hunger stehen kann. Probehalber riss er an den Fesseln um zu testen wie stabil sie waren nach all der Zeit. Sie hielten noch gut. Er säuberte die Liege. "Da siehst du mal was für Mühe ich auf mich nehme für dich um dir einen schönen Platz zu schaffen." Raunte er in Richtung der Zelle in der Latoria wartete. "Ich komme dir bald schon nahe genug.. " Ein kritischer Blick auf die Liege. Es war genug. Als nächstes musste Latoria dort hin gebracht werden. Er ging erstaunlich behutsam mit ihrem ausdörrten Leib um. Wohl aber vorsichtig um nicht eine frühzeitige Erweckung zu riskieren. "So.. jetzt machen wir dich hübsch." Vorsichtig die durch die Starre steife Kleidung geschnitten um sie einfacher von dem Körper zu schälen. Nur um ihr dann schöne leichte Kleid überzustreifen, dass noch nicht sonderlich gut saß. Aber es war besser als vorher. Den Kopf in vorgesehende Kuhle legend, damit die Öffnung des Mundes gen Decke zeigte. Die Arme in die Lehnen gelegt und die eisernden Fesseln geschlossen. Er musste sie enger stellen, da sie eine Weile brauchen wird um wieder an Masse zu zulegen,  nicht das sie ihm entschlüpfte. Es folgen die Beine, die an den Fußgelenken ebenso ihren Platz in den Fesseln fanden. Ein Bauchgurt folgte und die letzte Schelle schloss sich um den Hals, um das Aufbäumen zu vermeiden. Sie war soweit.

"Ihr beide habt keine Ahnung zu welchem Zweck ich euch brauche, nicht wahr?" Beide drängen sich neugierig an die Gitter um zu sehen was er dort tat. Als er auf sie zu kam löste sich zumindest Lorren von den Stäben und robbte zurück. Hedrik war da anders, er wollte sich der Bestie stellen. "Lass uns gehen und wir kommen nie wieder." Ein amüsiertes Lächeln huschte über die fahlen Züge. "Ach." Die Hand hob den Schlüssel zur Zelle und steckte ihn ins Schloss. "Komm.. ich zeige dir was." Meinte er zu ihm und Hedrik folgte tatsächlich in der Hoffnung auf Freiheit. Hinter ihm schloss der Unhold die Türe wieder und warf einen Blick auf Lorren. Dann drehte er sich Hedrik zu. "Komm.. ich will dir jemanden vorstellen." Womit er sich der Liege näherte. Hedrik war verunsichert, aber auch neugierig und folgte zögerlich. Er sah diese verdörrte Leiche und sah fragend auf. "Ich.. verstehe nicht." Flüstert er leise und weiß nicht mal warum. Er hatte das Gefühl sie zu wecken, wenn er zu laut redete. "Das musst du nicht verstehen. Es gibt einen Grund wieso ihr hier seid. " Er umrundete den Tisch und Hedrik versuchte ihm nicht den Rücken zu zudrehen, aber er war nachlässig. Diese mumifizierte Leiche zu sehen wirkte faszinierend und erschreckend zu gleich, dass er einen Moment zu nachlässig war. Die kalten Hände des Unholds gruben sich in seine Haare und an seine Schulter. "Sie erwartet einen Kuss, Prinz." Flüstert er leise in sein Ohr, als die Hand mit den Nägeln seine Kehle öffnete und Gurgelnd ihn über den Kopf der Leiche hielt.

So hübsch gemacht. In neuem Kleid. Gleich wieder Blut befleckt. Hedrik lebt noch, atmet schwer gurgelnd, aber es pulsiert das Leben. Nicht zu tief geschnitten das er erstickte, aber tief genug das er ausblutete. Blut benetzt das Gesicht der Reglosen, füllt den aufgerissenen Mund. Der Rest..

...ist immer gleich.
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Latoria
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#4

Beitrag: # 53613Beitrag Latoria »

Hach, wie sanft und umsichtig ein Drache sein konnte. Etwas in ihr wäre tatsächlich beinahe verzückt von dieser doch sehr brüderlichen Seite. Aber zum einen nur beinahe und zum anderen lag es ihr fern in dieser Weise zu denken. Es gab nur eins, das Flüstern des Blutes. Das Rauschen und Wispern von Leben, welches in seiner Verlockung selbst so nahe schien. „Näher…“

Sie war gefangen in ihrem Körper. Wie lange? Zeit war in ihrer Welt nicht von Relevanz. Einer Welt, in der lediglich der unstillbare Durst von Bedeutung war. Weder Familie noch ein Clan oder auch der Hochlord zählten hier. Keine Regeln, keine Gesetze, keine Traditionen. Es gab nur Jäger und Beute. Ein Lauern, ein Warten, ein Zuschlagen, mit nur einem einzigen Ziel vor Augen. Der Quell des Lebens, der sprudelte, um im tiefen endlosen Strom des Todes zu enden.

Ein Pulsieren, ein Trommeln, das lediglich an Instinkten fernab von einem Bewusstsein kratzten. Eines, das weder Vergebung noch Gnade oder Mitleid kannte. Nur unendlichen Hunger und Schmerz. „Näher…“

Lechzend, lauernd, wartend, während der Drache selbst ihre eingefallene, verdorrte Hülle einer Puppe gleich in neue Kleider hüllte und mit liebevollem Eifer behutsam aus ihrem kargen Verschlag umbettete. „Näher…“

Leblos lag Latoria auf der Liege gebettet, als würde es ihr dadurch bequemer sein. Das mit der Zeit strähnige, verfilzte Haar schien dabei fast drapiert worden zu sein und umrahmte ihre eingefallenen aschfahlen Gesichtszüge. Die Lider waren gesenkt, während ihr Kiefer geöffnet war und die scharfen Reißzähne nur darauf zu warten schienen, sich in warme Fleisch zu treiben. „Komm zu mir…“

Ja, komm näher. Bruder, Dieb oder Sklave. Wer auch immer. Sei der Auserwählte, der mich aus diesem Gefängnis befreit. Dein Opfer wird nicht vergebens sein, sondern unvergessen bleiben. Sie konnte es riechen, ein erbarmungslos lockender Geruch, dessen Ursprung im nächsten Moment ihre Lippen benetzte.

Warm und lieblich berührte das Rot ihre bleichen, ausgetrockneten Lippen, welche jeden Tropfen erwartungsvoll auffingen. Ein zarteres sprudelndes Rinnsal, welches über jene hinweg in ihre Mundhöhle floss. Ein roter Strom, der sich langsam seinen Weg hinab in die Tiefen des Körpers suchte.

Wie zarte warme Regentropfen, die einen schlafendes Tier wecken, bedurfte es einige Momente bis man sie wirklich wahrnahm. Kaum merklich spannten sich die Sehnen in dem Körper an. Ein leises Klirren der Ketten, als sich die knochigen Finger aus der Starre lösten und streckten. „Mehr…“

Abrupt schlug sie ihre Lider hinauf, um mit ihren dunkelrot hinterlegten Augen den Quell des flüssigen Segens auszumachen und ihn fordernd und gierig an sich zu reißen. Ihre langen Finger wollten sich nach dem warmen sprudelnden Körper ausstrecken, sowie das Raubtier selbst es besitzergreifend umschließen wollte, um die Verzweiflung der Ausweglosigkeit zu spüren, doch war sie selbst gefangen.

Ein qualvolles Fauchen, vor Schmerz und Durst entrann ihrer Kehle, als die Ketten, die sie zu halten versuchten. Eisen und Stahl, welche sie fixiert hielten, während die Beute selbst über ihren Lippen schwebte. Wollte man mit ihr spielen? Oder glaubte man wirklich, sie erneut einsperren zu können.

Unwirsch zerrte sie an den Schellen, die sie hielten. Bäumte sie sich auf. Rüttelnd und reißend, drängte es sie nach mehr. Sie wollte ihre Fänge erbarmungslos in das Fleisch schlagen. Das warme Sprudeln an ihren Lippen spüren, das Leben in ihren Armen versiegen fühlen, ihn zerfetzen. Überall war sein Blut und dennoch gierte sie nach mehr.

Laut und immer wieder klirrend hörte man das Metall, während sie sich darin winden sollte, als könnte sie sich von jenen Fesseln befreien.

Aber vorerst schienen diese wirkungsvoll genug, um sie zu halten, auch wenn ihre Kraft sich gnadenlos gegen jene stemmte, sodass die Halterungen in den steinernen Wänden zitterten. Es schien Latoria gleich zu sein, wie tief das Metall sich in die pergamentartige Haut drückte und schnitt. Es ging darum, sich zu befreien, den Durst zu stillen. Sie brauchte Kraft, vielmehr Kraft, um den Schmerz zu lindern, der in ihrem Inneren brannte und ihren Versand bis auf ihre Instinkte selbst verzehrte.

Gierig versuchte sie jeden Tropfen aufzufangen. Jeder Schluck, der das Verlangen weiter schürte, indem der unsägliche Schmerz in ihrer Brust zunahm und ihre Züge selbst mit seinem Rot bedeckte. Ein blutiger Regen, der den Tod brachte. Aber welche Bedeutung hatte schon das Leben eines Menschen.

Nur die Beute im Blick, welche sie mit aufgerissenen Augen ansah, während jenes Leben unerbittlich aus ihm rann, begleitet von dem flatternden Schlagen seines Herzens, das in Todesangst intonierte. Ein begieriger Blick durchzog ihren rot verschleierten Augen, die unmenschlich aufglänzten. „Mehr…“

Es war immer gleich…

Nur langsam schien die Haut sich zu spannen. Ein dunkles Geflecht aus Linien zeichneten sich darunter ab. Ein Geäst, das anwuchs, als würde das tote Fleisch von jenem Leben genährt werden und der Körper selbst erwachen.
Es war immer gleich - die Gier, das Tier.

Das Tier, dessen Blick nicht zuletzt zu Landru zuckte. Gleißend war das Aufflammen in ihren Augen inmitten der blutüberströmten Züge. Ob sie ihn erkannte, ihn wahrnahm?

Unersättlich blitzten ihre Augen ihm entgegen, unmenschlich und missgestimmt, ob ihres Gefängnisses, das sie einzwängte und davor zurückhielt, sich auf ihn zu stürzen. Ein verächtlicher Blick, der jene Fesseln als kläglich und erbärmlich abstempelte.

Nicht mehr als ein raues, aber nicht minder düsteres Flüstern verließ ihre blutigen Lippen. Ein verführerisches Wispern, das sowohl Dankbarkeit und Bitte ausstrahlen mochte, aber ebenso den Trieben und Instinkten des Durstes nach mehr entspringen sollte. Eine Drohung, eine Forderung, ein Wort. 

„Drache…!“
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Würdest du für mich sterben? ... Nein, das wäre zu einfach. Würdest du für mich leben?
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Landru
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#5

Beitrag: # 53616Beitrag Landru »

Er hielt ihn solange bis der Biss fest genug gesetzt war und die Beute keine Gegenwehr mehr leisten würde. Es würde nicht reichen all den Hunger zu vertreiben, der sich ihrer bemächtigt hatte. Dafür war es nie genug, aber nach der Umklammerung der Starre war es noch viel quälender sich nicht wie eine Zecke voll aufsaugen zu können. Es war immer wieder faszinierend wie ein wenig Blut in ihnen eine Veränderung vorrief. Wie die Haut ein wenig frischer wirkte, sich das Netz von dem Fremdblut ausweitet, jede Zelle des Körpers bedenkend. Selbst die Liter des Mannes reichen um die Grundlegenden Funktionen wieder herzustellen. Regeneration setzte ein. Langsam verschwinden Falten und Risse in der Haut, die Haare sprießen neu. Aber ein Mensch war zu wenig um sie gänzlich zu regenerieren. Das war auch nicht seine Absicht.

Hedrik Leben endet. Sofern sie ihn los ließ fiel er einfach seitlich der Liege und blieb dort liegen. Die wenigen Minuten die er hatte bevor sein Körper wegen Blutarmut aufgab, bekam er kaum noch mit. Verschleiert hinter dem beträubenden Biss und den Schleier den der Tod bereits auf ihn legte. Der Unhold griff nach dem Fuß um ihn zur Seite zu ziehen. Dann betrachtete er Latoria, wie sie langsam wieder zu dem Antlitz zurück fand, welches ihr deutlich besser stand. "Wen hast du erwartet?" Die nüchterne Frage auf ihre Feststellung. Kein Held war gekommen um sie auszulösen oder zu retten. Niemand. Der süße Gefährte des Wahnsinn war nicht gekommen um seine Braut zu holen. Er hat sie hier zurück gelassen.

"Da erwacht die Prinzessin aus ihrem Schlummer. Ich hoffe du hast ihn genutzt um darüber nachzudenken. All die Worte, die wir verloren haben, all die Sichtweisen.. oh nein nein.. es ist zu früh mit dem Denken anzufangen. Nicht wahr? Noch nagt der Hunger an dir. Das wird er weiterhin tun. Ein treuer Begleiter.. mh." Er lächelte versonnen. Langsam konnte ihr Gesicht wieder als solches erkennen. Er hatte sich viele Dinge ausgemalt, die er tun könnte um sie angemessen für ihren Verrat zu strafen, aber nichts davon stellte ihm zufrieden. Er wird sie nicht bestrafen nach den Traditionen der Gilde, nein..

"Du kennst das Blut das in unseren Venen fließt gut Latoria. Ich brauche dir nichts von Blutsbande und Linien erzählen. Ich brauche dir nichts davon zu verraten, das jede Linie sehr eigen mit ihren Blut umgeht. Wir sind nicht mehr viele, aber das macht es auch leichter. Ich muss auf niemanden mehr Rücksicht nehmen, wenn ich dir die Wahrheiten der Unholde präsentiere. Du selbst gehörst meinem Blut an. Du solltest wissen, dass alles was geschehen ist bis jetzt noch weit entfernt davon ist, was noch möglich wäre." Lächelte sachte. Er weißt das sie weiß, dass dies keine leeren Worte waren. Sie weiß wozu ihr Blut in der Lage war. Sie weiß, dass niemanden gab der Landru bremsen würde oder es ausreden. Keine lieblichen Stimmen von den Rosen, die anmerken, dass es immer noch eine Schwester war.

Es war unter seinem Blut gleich. Manche verschmelzen ihre eigenen Kinder eng an sich um sie bei sich zu wissen. Mancher behauptet sie seinen fürchterlich besitzergreifend und das nicht unbedingt nur auf dem territorialen Gebiet, sondern in anderen Bereichen. Körper, Seelen, Fleisch.. sogar den Geist eigenen sie sich an, wenn sie durch Mater und Pein brechen. So viele brechen daran. Dann bleibt nicht viel ürbig als die Akzeptanz des Schmerzes und des Schicksals oder sogar die Flucht aus der Realität in eine eigene. Wer weiß schon wie es auf sie wirken wird. Sie war bereits einmal aus der Realität geflohen. Vielleicht flieht sie aber diesmal in eine von ihm geschaffene Realität. Kein Hochlord, nur Fleisch, Knochen und ihr eigener Schmerz und sein Geist der das ganze dirigierte. Wie verzerrte sich eine Welt, wenn die Wahrheit viel zu schmerzhaft wäre.

"Niemand wird uns drängen oder hetzen, wir werden zelebrieren wie es sich gehört. Die Rahmen sprengen und den Weg deiner Metamorphose einschlagen." Oh er hätte das auch in ihrer Starre tun können, aber das wäre nicht das gleiche gewesen. "Oder hast du ein Bekenntnis abzugeben?" Er lächelte verschmitzt. Er erwartete zumindest keines was sie ernst meinen würde. Nein, er rechnete mit Spott oder Ähnlichem.

"Hat die Zeit des Nachdenkens dir eine Erkennis gebracht? Das ich hier bin um dich zu wecken, zeigt das der Krieg vorüber ist." Das war nicht ganz korrekt, aber das musste sie ja nicht wissen. Der Krieg verlief sich, aber er wurde nicht direkt beendet. "Jetzt rate wer gewonnen hat. Der Hochlord ist nicht mehr und die Vasallen teilten fast alle sein Schicksal, bis auf .. dich." Er schnalzte leicht mit der Zunge. Die süsse Lüge kam einfach von den Lippen. Es war ruhig geworden, also konnte er ihr jegliche Illusion nehmen, hier unten wird sie schwer die eher mäßig erfolgreiche Wahrheit nie erfahren. War es also eine Ehre? War es was Gutes? Hatte es einen speziellen Grund? All diese Fragen, dessen Antworten einfach kein beruhigendes Bild auf die Situation werfen würden.


 
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Latoria
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#6

Beitrag: # 53632Beitrag Latoria »

Das tiefe Rot des Blutes tropfte von ihren Lippen, während ihre Augen ihn in ihrer Tierhaftigkeit verfolgten. Die Frage, ob sie seine Worte verstand oder lediglich Beute in ihm sah, blieb dabei im Dunkeln.

 „Drache…“, wiederholte sie abermals, nur um im nächsten Moment an ihren Ketten zu zerren.

Erneut zitterten die Wände und Sand rieselte aus den Ritzen heraus, in denen ihr liebevoll angelegter Schmuck verankert war. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie nach einer Schwachstelle suchte. Im Gegenteil, er sollte es spüren, fühlen. Die Unsicherheit, ob er sie bändigen konnte. Am Ende war es ihr gleich, was er dachte, denn wenn eines der dicken Glieder, eine Nut oder Schelle nachgeben würde, gab es nur eines, was sie wollte. Und nichts würde sie abhalten.

Ein unwirsches Knurren rollte in ihrer Kehle. Unmenschlich und wütend, während ihre Augen sich zu fixierenden Schlitzen formten.

„Mehr…“ Nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Ihre Stimmbänder waren noch spröde und trocken. Verkümmert in all der Zeit des Schweigens und Hungerns, sodass es eher kehlig und kratzend klang.

Ein gieriges dunkles Funkeln lag in ihren Augen, als sie den lieblichen Saft des Lebens mit der Zunge nachfischte, ohne ihn nur einen Moment unbeobachtet zu lassen.

Ein feines, fast laszives Lächeln zeichnete sich förmlich auf ihren animalisch geprägten und verzehrten Zügen ab, während sie ihren Kopf wieder auf die Pritsche sinken ließ. Umschmeichelt von den dunklen Strähnen ihres Haares, welche sie wie Gespinste aus Schatten umspielten. Ein grotesk anmutendes Bild.

Wer jedoch, außer Latoria selbst, wusste, wann die Schwelle des einzig dominierenden Instinktes überschritten war? Jener Moment, da ihr Geist sich der Fähigkeit des komplexen Denkens wieder bemächtigen könnte.

Nicht zum ersten Mal war das Tier in Gefangenschaft. Sie hatte Folter bereits gespürt, Hunger durchlebt. Geißelung und Züchtigung. Nicht zum ersten Mal spürte sie die verzehrende Qual, mit der man sie zu brechen versuchte. Jenen Schmerz, der ihren Körper in Flammen setzte und unnachgiebig in ihr schrie.

Es war immer gleich. Eine unvermeidliche Folge des Fluchs. Der Durst, der sie einholte.  Die unersättliche Gier, die gestillt werden wollte, bevor sie in letzter Konsequenz den Verstand zum Schweigen brachte und sich ohne jedwede Form von Gnade, jedem Leben, das sich ihr näherte den letzten Tropfen raubte, es zerfetzte, bis das Verlangen für einen kurzen Augenblick nachließ.

Sie konnte das versiegende Schlagen des Herzens hören. Eine leise ausklingende Musik in ihren Ohren. Doch war da noch ein weiteres liebreizendes Instrument. Aufgeregt, verunsichert und ängstlich.

„Öffne.. die ... Ketten..“ säuselte sie heiser.

Er sprach mit ihr. Der Drache. Doch was interessierte sie irgendeine bizarre Wahrheit. Irgendwelche lieblichen Versprechen, Kriege oder das Schicksal von kleinen Menschlein und Vasallen. Hochlord, Clan. Es war alles so belanglos. So unbedeutend, wenn man stattdessen dem lieblichen Pulsieren und Rauschen im Hintergrund lauschen konnte. Ein Lockruf, eine süße und grausame Folter, die ihre Sinne frohlockte und gleichzeitig auf eine Zerreißprobe stellte.

Grausam war der Glanz in dem Dunkel ihrer Augen. Das schimmernde Braun, welches von einem tiefen Schleier aus Blut verborgen lag und gefühllos, fast dämonisch geprägt den Unhold fixierte. Neugierig betrachtete sie sein kühles, emotionsloses Sein.

Latoria, das war ihr Name, ja und er war Landru. Oberster geflügelter Drache und sie war eine Hexe, eine Königin. Nicht wahr? So nah war sie an ihrem Thron gewesen. Erinnerte er sich?
An seine Mutter? Ihr verletzliches, erkaltetes Herz. So zerbrechlich, dass sie es mit ihren Fingern hätte zerquetschen können, als es sie es in ihren Händen gehalten hatte. So alt.

Oh wie genussvoll würde sie es in diesem Moment aus der Brust der Erhabenen reißen und ihn zusehen lassen, wie sie ihre jeden Tropfen des dunklen Blutes trinken würde, sich ihrer Kraft bemächtigte. Wie berauschend ihr Blut wohl schmecken mochte, wie erfüllend es wohl sein würde?

Würde es ihm gefallen? Bruder? Mit der Zunge fischte Latoria sich genüsslich einen Tropfen aus ihrem Mundwinkel. Der Drang zu töten und in dem Blut der Opfer zu baden, sich nahezu zu ertränken, war so liebreizend, so verführerisch. Keine Regeln, keine Bande. Sie waren die Spitze der Nahrungskette, sie waren die ungekrönten Könige dieser Welt, die sich nahmen, was sie wollten.

„Öffne sie.“ Forderte sie abermals, harscher, bestimmender und von Ungeduld getrieben, ehe sie ihre Fänge bleckte und erneut, ruckartig an en Ketten zerrte und sich das abzeichnende engelsgleiche Gesicht zu einer bizarren Fratze verzog. Behandelte man Familie auf diese Weise? „Bruder...“
 
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Landru
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#7

Beitrag: # 53642Beitrag Landru »

Die Ketten hielten noch. Er hatte sie geprüft, ja doch. Hatte er. Keine Zufälle und keine Nachlässigkeit erlauben. Doch was er nicht geprüft hatte waren die Verankerungen in den Wänden. Die Schellen zeigen keinen Rost, keine Spur von Witterung und waren fest, aber die alten Mauern waren brüchig geworden. Der Mörtel nicht mehr ganz so stabil. Es rieselt aus den Schlitzen. Er kann es durchaus hören. Es war nur eine Frage der Zeit bis eine Kette zumindest nachgeben wird und doch tut er nichts dagegen. Gar nichts. Er lässt ihr den Erfolg wenn soweit war, wenn die kleine Ankerung aus dem Mörtel sprang und ihr eine Hand freigab. Die dann in ihrer lustvollen Suche nach Nahrung umher geistern wird. Was war das schon für ein Erfolg. Musste ihr Kopf doch begreifen das noch drei Ketten und zwei Gurte sie auf der Liege halten. Wie süss der Erfolg sich dann wohl in Frustration wandeln mag? Darum tut er nichts. Kämpfe.. ruhig weiter. Befreie den Anker im schwachen Mörtel. 

Lorren lauschte was in dieser Zelle geschah. Er hatte Angst, wirklich merkbare Angst und er weiß er wird nur überleben, wenn er taktisch vorgeht. Sonst endet er wie Hedrik, leer und bedeutungslos. Er versucht still zu sein, leise und unsichtbar. Für beide.

Der Hunger fordert noch jegliche Aufmerksamkeit von Latoria, sie kann noch nicht richtig denken, wie er feststellen muss. Ach wie unempathisch von ihm. Wie unsensibel er doch war. Davon auszugehen er könnte einfach ihr Gespräch fortsetzen, natürlich ging das nicht so schnell. Er schnaubte ein wenig unwirsch, ärgerte sich über sich selbst über seine Ungeduld. Da sprach sie endlich. Mehr als Mehr. Sie fordert oder bittet sie? Es könnte beides sein. Sie klingt noch kratzig und doch glaubte er ein wenig säuselnde Weiblichkeit zu entdecken. Oh nein, du versuchst wirklich? Wie entzückend. Er fühlte sich fast – geehrt.

Was würde wohl geschehen würde er ihrer Aufforderung nachkommen? Sie würde sich lösen, er malte sich aus wie die lächelte, wie sie sich erhob, um ihn dann mit gefletschten Fängen anzuspringen. Zweifellos hätte sie die Kraft dazu ihn zu überwältigen, wie viele rasende es erlangten, wenn sie erstmal in die Hoffnung kamen, es wäre erfolgreich. Oh was wäre es ein Fest. Welche Kraft sie dadurch erlangen könnte, all die Jahre des Wissens das er nun in sich trug, machte sein Blut in der Tat stark. Sie würde mit seinem Geist ringen müssen und wie sagte man doch so schön, das Glück war mit den Irren, sie könnte es auch noch schaffen.

"Schwester?" Reagierte er auf das Wort. Das Wort das sowas wie Familie bedeutete. Sowas wie Bande, oder? "Das ich dein Bruder bin hat dich sehr lange nicht interessiert." Stellte er fest. Der Hochlord war immer noch in ihrem Schädel, ob weg oder nicht, er war da oben wie ein Krebsgeschwür. Nicht als Person aber seine Ideale hatten sich da eingenistet und wirkten über sein Verschwinden hinaus. Sie wird zweifellos den Moment nutzen, den sie kann um genau das zu vollenden, was sie begonnen hatten, egal wie sinnig es noch wäre. "Möchtest du noch was zu trinken? Ich wäre geneigt dir was zu geben, wenn darum bittest." Die beste Wahl diese Indoktrinierung rückgängig zu machen, war sie mit einer stärken zu überschreiben. Das wird sehr viel Zeit kosten.

Ihre Zeit als freier Geist war in dem Moment erloschen wo der Hochlord sie gebrochen hatte und neu geschaffen. Jetzt war sie ein Spielball ihrer eigenen Psyche nicht wahr? Und den kollidieren Eindrücken von Wollen und Wissen. So viele Möglichkeiten, aber was davon war freier Wille? Er lächelte gnädig. "Es ist einfach, Schwester. Ich hätte gerne etwas zu trinken, bitte." Beginnen wir einfach. Einfache Worte aneinander gereiht, irgendwann vielleicht ergaben sie einen Wahrheitsgehalt und sowas wie Ehrlichkeit. Und doch konnte es so schwer sein. Er kennt das ringen mit dem Stolz wobei er sich nicht sicher war ob sie das noch verstand, oder ob ihre Art von Stolz nicht eine ganz andere Geschichte war.
Zuletzt geändert von Landru am Do 9. Nov 2023, 10:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Latoria
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#8

Beitrag: # 53664Beitrag Latoria »

Ja - die Ketten hielten, doch das Rieseln des Sandes und das schabende Geräusch von Metall und Stein klangen nach einer verheißungsvollen Freiheit. Hörte der Drache es nicht hinter seinen gnädigen Worten und dem barmherzigen Lächeln?

„Hat es dich gekümmert, Bruder?“ Dunkel und grausam wirkten ihre Augen alles andere als menschlich. Vom Blut verschleiert waren sie im matten Licht nicht mehr als finstere, glänzende Abgründe ihrer einzig von Instinkten getriebenen Seele. Sicherlich regenerierte sich das Fleisch und das Gewebe, doch war dies ein schleichender Prozess, der ebenso seinen Tribut kostete und den Hunger dadurch nicht so einfach abbrechen ließ.

„Meine Existenz?“ Fast engelsgleich wirkten ihre Züge auf der bleichen Haut, die durchzogen war von einem feinen Geäst aus Gefäßen. Eine mystisch wirkende Zeichnung, die sich über ihren ganzen Körper hinabschlängeln sollte.

„Sag mir wann?“ Säuselte sie beinahe mit deutlich bissigem Sarkasmus. Erinnerungen waren eines, Bilder, Frequenzen, Worte, die im Zuge ihres unerwartet längeren Aufenthaltes und dem daraus resultierenden Durst kaum Bedeutung hatten.

Durchaus konnte sie noch einige Male an den Ketten reißen. Viel brauchte es sicher nicht mehr, bis der Stein nachgeben würde und die Verankerung sich am Ende löste. Doch war es nicht die einzige entzückende Fessel, die sie hielt. Sie müsste schnell sein und fokussiert, würde sie sich befreien wollen und sich ihrem vermeintlichen heldenhaften Retter im Anschluss zu stellen. Ein sardonisches Lächeln kroch auf ihre vom Blut rot gefärbten Lippen. „Drache.“

Leicht nur neigte sie ihren Kopf in die Schräge und betrachtete die kalten ausdruckslosen Züge Landrus. Kurz nur zuckten ihre zart geformten Nasenflügel. Da war noch mehr. Sie hatte es gehört. Ihre Augen wanderten nur langsam in die Richtung. Verzweifelt und verunsichert pulsierte da irgendwo ein weiteres warmes Leben. Ein zerbrechlicher, verletzlicher Körper, der nur wartete darauf zu warten schien, von ihr erlöst zu werden. Sie konnte es noch immer hören. Das Erschallen der kleinen Kriegstrommel, die im Angesicht des Todes aufgeregt flatternd und in einem schnellen Takt nur für sie zu schlagen schien.

Mit nur einem fast schon sündigen Wimpernschlag suchte das Dunkel ihrer Augen wieder den Drachen.

„Öffne die Ketten, Bruder.“ Forderte sie abermals. Dieses Mal jedoch mit einer angedeuteten Sanftheit, die keineswegs im Einklang mit dem Verlangen in ihr war. Sie konnte sich losreißen und würde sich im nächsten Herzschlag des Opferlämmchens entweder mit aller Kraft von den anderen Ketten befreien oder dafür sorgen, dass sich das Blut wiedervereinte und zusammenfand, was so lang getrennt gewesen zu sein schien.

Zärtlich schlang sie ihre Finger um die soliden Ketten und ließ deren Kuppen verspielt über das Metall gleiten. Musste sie es wirklich sagen? War es für ihn so sehr von Bedeutung? Nun gut, es war irrelevant.   „Bitte..."
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Landru
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#9

Beitrag: # 53683Beitrag Landru »

Die Ketten hielten einen Moment länger. Verlocken weiter mit süssen Klang nach Freiheit. Zumindest einer der Anker versprach dies lockend und süss. Der Geruch des Mannes in der Nähe, wie ein kleines Lied. Ein Lied ähnlich das der Sirenen, dass so verlockend war, dass man unbedingt zu hören muss. Dem gleichmässigen hitzigem Schlagen eines ängstlichen Herzens, dass den vergänglichen Leib des Mannes am Leben hält. Er versucht nicht da zu sein, einfach unsichtbar und doch kann er sich nicht verstecken. Nicht mal ansatzweise und würde er ins Dunkel selbst abtauchen wäre da immer noch das Lied und der Geruch von Angst der an ihm haftete. Neben dem gewöhnlichen Geruch von Schweiß und Stoff, die feine Nuance die so verführerisch in Latorias Nase zu kitzeln versuchte.

"Am Anfang ein wenig. Blut hört Blut, weißt du doch. Ein wenig kränkt es schon, wenn die eigene Schwester versucht einen auszulöschen. Nicht .. einfach zu vernichten, nicht umzubringen.. harch nein, auslöschen. Ja, dass kratzt am Stolz." Gab er zu aber es klang nicht als hätte es noch Nachwehen hinterlassen. Eher gestand er sich ein, dass es getroffen hatte, aber mittlerweile verdaut war. Vergangenheit. Der Schlag war getan, er war getroffen worden und es hat verdammt noch mal weh getan, aber der Schmerz verhallt und die Schlagstelle verblasst in der Erinnerung. "Drache.. und deine Flügel sind gebrochen, deine Zähne sind stumpf geworden, deine Klauen abgewetzt. Du bist verkrüppelt wie ein Szlachta, nur weit aus weniger dienlich, geschweige denn nützlich." Er lächelte fast ein wenig versonnen, als will er ihre Nutzlosigkeit vor Augen führen. Sie gleich daran gewöhnen. Das wird sie nicht. Wie alle wird sie vermutlich sich erstmal in Wiederstand üben. Wie so viele.

Er sah sie nachdenklich an. "Könnte ich... ", flüstert er. Dabei streichen die Finger mit den spitzen fahlen Nägeln über ihren Arm. Sie kann es fühlen, selbst auf der noch faltigen Haut, dass unheilvolle zarte Brennen das ihr Fleisch auf ihn reagieren lässt. Nicht die nette süsse Gänsehaut die bei einer Berührung über die Oberfläche tänzelt, wie ein leichter Windhauch, nein - es war ein unbarmherziges Brennen, dass sich über die Stelle seiner Finger zog. Als hätte er mit glühendem Eisen ihre Haut berührt. Aber es war nichts zu sehen von einer Verbrennung, es war das Sehnen, das Verlangen von Fleisch an Fingern kleben zu bleiben nur um es noch nicht zu tun. Den Willen zu folgen, sich wie Wachs zu verhalten aber die Schwelle zu flüssig nicht überschritt. Nur eine kurze Weile die es wirken sollte. "Bitte.. was?" Öffne die Ketten oder gib mir was zu trinken. Beides möglich. "Wir sind schon ein Schritt weiter.. jetzt musst du nur deinen Wunsch deutlicher formulieren." Raunte es fast schon ironisch väterlich gen ihr Ohr.
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Latoria
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#10

Beitrag: # 53721Beitrag Latoria »

Das Brennen ihrer Sehnen erfüllte ihren Körper, der sich unter seinen Fingern wandte. Ein Gefühl, das so tief in ihrem Geist verankert war, dass sie sich wandte. Glühende Eisen. Sie erinnerte sich, welchen bittersüßen Schmerz es auf ihrer Haut hinterlassen hatte. Den süßlichen Geruch, welcher ihr mit jedem Mal, da er aufgestiegen war, leise zugeflüstert hatte, wer ihr wahrer Feind war. Jene Folter, welche ihre Augen für die Wahrheit geöffnet hatte. Für einen kurzen Moment zuckten ihre Lippen.

„Landru..“ Glaubte der Drache wirklich sie mit Schmerz brechen zu können? Hach so nah. Tief sog Latoria den Duft ein, der seinem Körper anhaftete. Verdorben und dunkel, blutig und ohne Reue. Wie von selbst teilten sich ihre Lippen, um nach dem kalten aber durchaus mächtigen Fleisch zu schnappen. Vergebens, wenngleich ihre gelockerten Fesseln sie doch recht nahe hatten herankommen lassen.

Dunkel glänzten ihre Augen, während ihr Blick mit einem verspielten und zugleich raubtiergleichen Ausdruck über das Metall streiften. Natürlich reichten die Ketten aus, um sie zu bremsen, sie davon abzuhalten, sich seiner Vitae zu bemächtigen, deren Macht gänzlich verlockender war, als alles andere. Er war immerhin nicht dumm. Nur ein wenig mehr Spiel, dann hätte es anders ausgesehen.

Ihre Fingerspitzen fuhren über die Glieder hinweg, ehe sie sich eisern um das Metall schlangen. Bastard, so nah, dass sie den Atem, der mit seinen Worten zusammen seine Lippen verließ verheißungsvoll hatte spüren können.

Es war ein kurzer Ruck, der die Steine abermals zittern ließ, gefolgt von dem wahrnehmbaren Aufrütteln von Staub und Sand, als sie mit brachialer Gewalt an den Fesseln riss, mit denen der Drache glaubte, sie bändigen zu können.

Fauchend stellte sie fest, dass sie noch immer hielten. Diese kleinen glänzenden Ringe, welche so faszinierend im Finsteren glänzten und doch so lästig waren. Meinte er wirklich, mit ihr spielen zu wollen?

Bedeutend langsam wandte sich ihr Blick wieder zu ihm herum, bevor sie mit nur einem Wimpernschlag nach seinem Blick fasste. Das tiefdunkle Braun ihrer Augen schimmerte noch immer blutverhangen, während das zarte schwarze Geflecht aus Venen wie ein gezeichnetes Kunstwerk ihre blasse Haut verzierte.

„Dienlich?“ Das Flüstern, das ihre Lippen verließ, untermalte nur noch intensiver den abschätzigen Sarkasmus, der ihrer Stimme mitschwang. Fast als würde Latoria sich besinnen senkte sie ihren Kopf, ließ die dunklen Strähnen in ihr Gesicht fallen, während sie leise kicherte. Dienlich. Nützlich.

Nun vielleicht würde sie sein Handeln einfach nur nicht vergessen. Seine Entscheidung. Sowohl die dummen, als auch die klugen. Es wäre ihm dienlich. Hach.

Ob das zarte Mahl auch in Ketten lag? Seiner Verzweiflung ausgeliefert, welche so verführerisch die Luft schwängerte?

„Bruder…“ Sanft wie das Wispern des Windes in den Bäumen erhob sie ihre Stimme. Nur leise, gesenkt, aber noch immer von der Ironie des Schicksals getränkt. Er wollte sie dazu bringen ihn anzubetteln? Eine liebliche Bitte über ihre Lippen zu bringen, welche womöglich noch ihre aufrichtige Reue widerspiegelte? Sie hatte Durst. Unstillbaren Durst, welcher kein Maß kannte.

„Lass mich trinken. Sei nicht wie er...  Bitte Bruder, öffne die Ketten und ich werde dir nützlich sein.“

Langsam nur hob Latoria ihren Blick, um den seinen zu suchen. Von Demut erfüllt und doch konnte man die kalte Gier und das Kalkül dahinter in dem Schimmern darin erkennen.

„Oder fürchtest du dich?“
 
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Fenja
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#11

Beitrag: # 53724Beitrag Fenja »

Sie musste es sich eingestehen, es war ziemlich langweilig geworden innerhalb des Clans. Manches Mal hatte es den Anschein, als wären sie in alle Himmelsrichtungen hinfortgezogen, um sich von ihren eigenen Bestrebungen leiten und beirren zu lassen. War sie wirklich endgültig vorbei, die Zeit der Vampire? Derer die einst wussten, ganze Landstriche mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten zu unterjochen und nach Lust und Laune auszulöschen?

Hach, das war noch ein Leben gewesen. Blut, Blut, überall nur Blut. Schreie gepaart mit dem süßlichen Geruch von Angst und Schrecken. Mütter die um ihre kleinen Kinder trauerten, Männer die ihre blutleeren Frauen in den Händen trugen, Familien die entzweit worden waren. Es waren Feste gewesen über die man noch lange sprach und die in der ein oder anderen Chronik ihren Platz gefunden hatten. Die Zeiten hatten sich zu ihrem Bedauern wahrlich geändert. 

Mit einem dramatischen Seufzen sprang sie von der breiten Lehne ihres von kleinem Getier zerfressenen und ziemlich staubigen alten Ohrensessels, klopfte ihre Robe zurecht und ging hinüber zu einem runden Tisch, auf dem, fein säuberlich, ein hübsches Teeservice bereit gestellt war. Fenja gab sich reichlich Mühe, ihren Gästen so viel Komfort wie nur möglich zu beiten. Es wäre ihr ein Graus, wenn sie sich nachsagen lassen müsste, nicht in besonderem Maße auf deren Wohl zu achten. Das gehörte sich nun einmal so, und schließlich war sie gut erzogen worden. Mochte so manches in ihrem Kopf mittlerweile durcheinander geraten sein, das vergaß sie nicht.

Schließlich, auch wenn sie Mutter und Vater schon seit geraumer Zeit nicht gesehen hatte, war sie darauf bedacht, sie stolz zu machen und von ihnen bemerkt zu werden. Vater war mit seinem Lob und seiner Aufmerksamkeit sehr sparsam, und so war die noch so kleinste Geste von ihm ihr ein Lohn, der sie für Jahrzehnte in ihrem Tun bestätigte. 
Auch wenn sie natürlich wusste, dass sie niemals den Stellenwert der anderen Kinder erreichen würde. Sie war eben kein Landru und auch keine Lillyth. 

Noch dazu war sie längst von den Pfaden abgekommen, die sie als Ventrue eigentlich beschreiten sollte. Irgendwann, vor langer Zeit, ob es nun Jahrzehnte oder Jahrhunderte waren, da war sie genau das gewesen. Eine der königlichen, eine der Strategen. Edel und hochmütig, stets auf die Tadellosigkeit ihrer Aufmachung und ihres Betragens bedacht. Das höchste Gut waren für sie die alten Traditionen und deren Einhaltung.

Nicht selten war sie erzürnt darüber gewesen, warum die anderen des Clans nach ihrem Gutdünken einfach andere Wege einschlugen, sich die Regeln und Gesetze zu ihrem eigenen Vorteil zurecht bogen und dabei nicht nur einmal den gesamten Clan schwächten. Herrschaft und Macht, die Unterdrückung und der Gehorsam aller Fleischlichen, das war das höchste Ziel. Sie, die Vampire, waren die Könige der Schöpfung und hätten als diese problemlos agieren können. Aber was davon war geschehen und letztendlich geblieben? Nichts.

Viel zu häufig hatte der ein oder andere sich dazu verleiten lassen, seinen eigenen Vorteil über den des Clans zu stellen und damit alle zu schwächen. Als ein Abkömmling der edleren Blutlinie konnte sie mit kopfschütteln und Unglauben nur dabei zusehen, wie das Imperium ihres Vaters immer mehr zerbrach, weil der Egoismus des Einzelnen plötzlich mehr zählte. 


Das war nichts, wovon sie ein Teil sein wollte. Zu ihrem Vater und ihrer Mutter, Kain und Enoia, hatte sie immer aufgeblickt. Sie blieben bis zuletzt die Einzigen, die die alten Traditionen verkörperten. Alle anderen? Kaum mehr als die Schatten ihres Blutes und ihrer Abstammung, die sie eigentlich ehren sollten. 

Wozu sich aber in der Vergangenheit verlieren? Seit jener Zeit war viel geschehen. Ein Krieg war gekommen, ein Krieg war gegangen. Eine Ventrue war sie tief im Herzen geblieben, sein Blut konnte man nicht verleugnen oder vergessen, doch nach außen war davon nicht mehr viel zu sehen.

Die Jahre der Einsamkeit und der Verbitterung darüber, was aus dem geworden war, was ihr einst ein neues, ein besseres Leben gab, hatten sie verändert. Warum die Tadellosigkeit einer Ventrue aufrechterhalten, wenn doch auch die anderen Clans keinerlei Wert mehr darauf legten, sich den Gesetzen zu unterwerfen und das zu verkörpern was sie waren? Hatten sie alle Angst zu zeigen und zu dem zu stehen, was in ihnen lebte, sie lenkte und zu dem geformt hatte, was sie waren?

Verständnislos schüttelte sie ihren Kopf, der bedeckt war von wirren roten Haaren. Einst da war ihre Aufmachung tadellos gewesen, glänzendes rotes Haar, das bis zur Hüfte reichte. Zumeist trug sie dunkelgrüne Kleider aus Samt und Spitze, mit goldenen Stickereien verziert. Immer adrett gekleidet, ganz so wie es sich für ein Herrschergeschlecht gehörte. Mit den Jahren der Zurückgezogenenheit und der Erkenntnis, das nichts mehr so war, wie sie es einst gelebt hatte, hatten sie nachlässig gegenüber sich selbst werden lassen. Wozu ein königliches Herrschergeschlecht darstellen, wenn es niemanden mehr gab, der die Traditionen lebte? 

Manches Mal musste sie sich sogar nachsagen lassen, dass auch ihr Geist mittlerweile ähnlich seltsam geworden war, wie auch ihre Erscheinung, aber das musste man ihr erst beweisen. Zumindest, und das musste sie sich selbst eingestehen, schämte sie sich nicht für das, was sie nun war.


"Eins sage ich Euch, Baron. Die Sache mit der Familie ist auch in unseren Kreisen nicht so leicht. Diese ganzen Charaktere mit ihren ganz eigenen "speziellen" Bedürfnissen und Allüren." Die grün leuchtenden Augen, die sich deutlich von dem blassen Gesicht und dem feurig roten Haar hervorhoben, rollten genervt eine Runde in ihren großen Augen. "Irgendwie unterscheiden wir Vampire uns doch gar nicht so sehr von euch Menschen. Familie kann man sich nicht aussuchen, weder runter den Lebenden noch unter denen, die weder leben, noch tot sind."

Ein entzückend charmantes Lächeln zeichnete sich auf ihrem zwar noch jungen, aber durchaus etwas verschmutzten Gesicht ab, als sie sich zu dem Baron herunter beugte und ihn mit einer gewissen Besorgnis musterte. "Warum so stumm? Ihr könnt ruhig frei heraus sprechen. Vor mir habt Ihr nichts zu befürchten" Erschrocken blickte sie zu dem kleinen Tisch mit dem Teeservice und dem Stückchen Kuchen, welches bei genauerer Betrachtung schon mehrere Monate dort lag. Flaumig war der Schimmel, der sich auf der Schokolade abgesetzt hatte und grünlich weiß die einst saftige Creme, die ihn befüllte. "Schmeckt es Euch etwa nicht?"

Missgestimmt kräuselte sie ihre Lippen, griff nach der Teekanne und goss das, was sich in ihr befand, in die angebrochene Porzellantasse. Anstelle aber eines heißen, wärmenden Gebräus, purzelten nur kleine, kriechende und sich windende Maden aus der Kanne heraus. Manche dick und fleischig, wieder andere dünn und dafür länger, wanden sich nun in der Tasse, hungrig nach Menschenfleisch, an dem sie sich satt essen konnten.

Auffordernd nickte Fenja dem Baron zu und deutete darauf.
"Greift nur zu und habt keine Scheu. Meine Gäste behandle ich immer gut. Ganz so, wie es mir anerzogen wurde."

Plötzlich aber hielt sie inne und richtete sich auf. War da nicht ein Geräusch gewesen? Hm. Die Burg war groß und weitläufig, aber nahezu verlassen. Manchesmal da spürte sie die Präsenz ihres Bruders Landru. Sehr selten nur noch, denn er wusste sich gut zu verbergen. Und natürlich hatte sie nicht die kleine verräterische Gefangene vergessen, die tief in den Kerkern einem ewigen Dasein fristen würde. Verdorrt, ausgehungert und reglos. Ein Geist, der eingesperrt war in einem nutzlosen Körper. Eine Form der Qual, die für sie gewählt worden war. Nicht unbedingt nach Fenjas Sinn, wenn man sie fragte. Ihrer Meinung nach wäre es wesentlich erheiternder gewesen, Latoria dem endgültigen Tod zuzuführen. Jenem, der nicht rückgängig zu machen war.

Die Gefangenschaft und den Durst, den Latoria in ihrer Hülle verspüren musste war für Fenja keinerlei Strafe. Oder zumindest nur eine winzig kleine, für den Verrat, den Latoria an dem Clan begangen hatte. Nein, die wahre Rache wäre jene, ihr den Kopf abzuschlagen, sich zu vernichten und von diesem Erdboden zu vertilgen. Denn was wäre schlimmer, als das hohe Dasein eines Vampirs, die Besonderheit dieser Lebensform, dieses einmalige Geschenk endgültig zu verlieren? Aber gut, warum sich echauffieren? Sie war nicht gefragt worden, warum also ihre Einschätzung kundtun? Schließlich gehörte sie nicht zu der oberen Riegen des Clans. Diese würden schon wissen, was sie taten. Zuckersüß war das Lächeln auf ihrem Mund bei den Gedanken an die Vergangenheit. 

Leicht nur zuckte sie kurz darauf mit den Schultern, verscheute einen jeden weiteren Kommentar in ihrem Kopf und wendete sich von ihrem Gast ab, um näher zu der Türe ihres Gemachs zu schreiten, damit sie besser hören konnte, was in der Burg vor sich ging.


Sie mochte gewiss nicht ein jedes Kunstwerk der Vampire beherrschen. Selbst von dem, was ihr im Blut liegen sollte, war einiges weit entfernt von Perfektion. Doch eines, das konnte sie: Hören. Gerade in diesen Zeiten, in denen es so ruhig in der Burg geworden war, war das laute Scheppern jener Dinge, die einer der Männer vor Schreck auf den Boden geworfen hatte, wie ein kleines Erdbeben.

Entzückt riss sie die Augen auf und klatschte aufgeregt in ihre Hände.
"Noch mehr Gäste?  Darauf bin ich doch gar nicht vorbereitet!" Sie hüpfte zurück zu dem Sessel des Barons und griff freudig nach dessen Arm. "Ist das nicht wunderbar? Vielleicht möchten sie uns Gesellschaft leiten? Ihr teilt doch sicher Euren Kuchen und Euren Tee, nicht wahr?" Fragend sah sie den Baron an, der bisher immer noch keine Antwort gab. Was wohl der Tatsache geschuldet war, dass er sein Leben schon vor mehreren Monaten hinter sich gelassen hatte.

Fetzen seiner Haut lösten sich bereits von seinem Gesicht und gaben zerfressenes Fleisch und Knochen frei, während der Körper in aller Farbenpracht aufgedunsen war. Aus den Ohren und seinen Mundwinkeln floss eine bräunlich, dickliche Flüssigkeit, die einen widerlichen Gestank von sich gab. Der Kiefer hing nur noch an einer Hälfte am Schädel fest und ob die schwarzen Kugeln in seinem Augenhöhlen tatsächlich noch Augen oder eher die Exkremente von zahlreichen Insekten waren, würde man wohl nur feststellen können, wenn man es genauer untersuchte. 


Fenja störte das alles nicht. Er war ihr Gast und und zu Gästen war man, ganz im Sinne ihrer Erziehung zu jeder Zeit höflich und zuvorkommend, auch wenn der körperliche Status etwas zu wünschen übrig ließ. "Ihr entschuldigt mich doch für einen Moment?" Fluchs drehte sie sich auf dem Absatz herum und lautloser als man es ihrem wirren Geist, der sie schon längst in Besitz genommen hatte, zutrauen mochte, schwebte sie förmlich von dem Turmzimmer hinab. 

Auch wenn die Halle mittlerweile wieder verlassen war, es war unverkennbar, dass Fremde sie betreten hatten. Der Geruch von Menschen kitzelte in ihrer Nase und ließ sie genüsslich mit ihrer Zunge über ihre Lippen fahren. Frisches Blut war einfach zu köstlich, als das man es ignorieren konnte. Es lag überall in der Luft, wie ein starkes, lockendes Parfum, dem man sich nicht entziehen konnte. Aber wo waren sie nur hin? Sie mochte sich nicht mehr zu aller Zeit auf die Klarheit ihres Geistes verlassen können, ihre Instinkte jedoch trübten sie nie. 

Schritt für Schritt folgte sie dem Geruch der Menschen, der sich mit einer anderen Präsenz vermischte. Einer, die ihr wohlbekannt war, Familie vergaß man schließlich nicht. Wollte Landru etwa ein kleines Festmahl einzig für sich allein genießen? Wie schrecklich unhöflich! Und nein, sie würde es nicht als Ausrede gelten lassen, wenn er behauptete, dass er nichts davon wusste, dass sie im Turm hauste. 

Auf leisen Sohlen folgte sie den Spuren des Geruchs, bis sie die alten Treppen zu den Verliesen erreichte. Gerade noch konnte sie sich zurückhalten, verräterisch mahnend mit ihrer Zunge zu schnalzen. 
Das konnte doch nicht sein ernst sein? Er brachte Nahrung hierher? Zu ihr? Der Verräterin? 

War er seines Lebens so überdrüssig, hatte die Langeweile ihn gepackt oder sehnte er sich nach Gesellschaft und Familie? 

Sie war versucht empört und laut zu den Verliesen zu treten und ihn zur Rede zu stellen. Aber eins, das durfte auch sie nicht vergessen: Er war älter. Wesentlich älter. Noch dazu hatte Vater ihn zum Lord Regenten erhoben. Und auch wenn es sonst keiner mehr tat, unterwarf sie sich weiterhin den alten Traditionen und dem Regelwerk und wusste deshalb sehr wohl um ihren Platz innerhalb des Clans. 

Nachdenklich biss sie sich auf die Lippen und entschied sich, nur einige Stufen hinab zu nehmen. Vielleicht gelang es ihr, lange genug verborgen zu bleiben und somit in Erfahrung zu bringen, was das Ansinnen Landrus war, Er suchte sie nicht nur auf, um ihr Gefängnis zu prüfen. Nein, ganz offensichtlich wollte er ihrer vertrockneten und mumienhaften Gestalt, in welcher ihr Geist eingeschlossen war, durch ein kleines Festmahl wieder Leben einhauchen.  


Nichts geschah ohne einen Grund. Was war also der Seine? 
  


 
Bild
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Doch über den Wolken
und unter dem Meer, 
hinter all Deinen Sünden, 
werd ich Dich finden!
 

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Landru
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#12

Beitrag: # 53754Beitrag Landru »

Wie recht die Prinzessin doch hatte. Es war still geworden. Das war ein Umstand der auch ihn manches Mal in eine gewisse einsame Apathie versetzte. Sich dann mit den unrühmlichen Geistern von Bauern zu beschäftigen. Die viel zu schnell brechen und nur ein jämmeres Vergnügen boten. Es war unverkennbar das das Land und die Bewohner sich verändert hatten. Es war allgemein ruhiger geworden, die Glaubenskrieger kleiner und leiser. Dazu kam das die Ewigkeit ihren Tribut forderte und viele einfach schlafen gelegt hatte. Aber die Wappen wehen und es war nie ganz still. Es ist als würde immer noch 'Leben' durch die Hallen tapsen. Fenja kann die Präsenz von Landru wahrnehmen und von Latoria die neu erwacht war. Auch die der Malkavianerin Coryla war noch da. Die schlafenden waren schwächer und dezenter aber ebenso spürbar. Noch war das Schloss nicht tot.

Ihm war bewusst, dass Schmerz als Drohung bei Latoria eher verschwendet war. Sie war sein Blut, also weiß sehr wohl das Schmerz ein Element der Freude für sie darstellen konnte. Ein willkommender Gast am eigenen Leib, denn Fleischformen war nicht schmerzfrei. Die Tzimisce haben ihn willkommen geheißen und nicht selten macht der Schmerz am Ende keinen Unterschied zur Freude, sogar Erregung und Lust. Als würde sich die unangenehme Warnung von Schmerz in die lustvolle Extase umwandeln. Nein, ihr mit Schmerz zu drohen war sinnfrei. Aber tatsächlich ging es ihm auch nicht darum. Leicht zucken die Lippen als er sich dem Regel zuwendete um einen Becher zunehmen. Sich ins Handgelenk zu beißen um den Becher zu füllen. "Du wirst trinken." Natürlich sah sie zu wie sein Blut den Becher füllte und kann erahnen was passieren wird. Sie weiß sehr wohl was Blut unter ihres gleichen tut. Es kann unglaublich mächtig machen, aber auch versklaven und knechten. "Ich habe lange überlegt was ich tun soll. Einfach wäre gewesen dich verrotten zu lassen oder bei der nächsten Gelegenheit irgendwo auf eine Waldlichtung zu legen und darauf zu warten das die Sonne den Rest erledigt. Aber.. das befriedigt mich nicht. Dein einfacher Tod befriedigt mich nicht. Es wäre zu einfach.. es wäre dir eine Erleichterung es endlich zu beenden. Dich zu erlösen." Er stoppte die Blutung mit Kraft des Willens und die Wunde schloss sich langsam. Auch Fenja konnte die Stimmen vernehmen, die Geräusche. Alles war deutlich und nicht versteckt.

Er näherte sich ihrem Kopfteil und die Finger wollen sich um ihr Kinn legen um den Kopf soweit in den Nacken zu ziehen wie es ging, ein kräftiger Griff, denn sie sollte sich so wenig wie möglich bewegen können, wozu der Halsreif natürlich gut helfen würde. Sie fühlt das Brennen als die Finger in ihren Unterkiefer eindringen wollen.  "Ich bin nicht wie er. Ich bin schlimmer." Flüstert er leise. Knochen konnte wachsartig werden, wie eine gallertartige Masse unter seinen Fingern. Finger die an ihr zogen wie an weichen Harzklumpen um erweichen was harter Knochen war, wie als würde er Fäden ziehen und wieder verhärten, damit die Gelenke nicht mehr schließen können. Das Sprechen ist natürlich dann schwierig und eingeschränkt, wenn der Kiefer sich nicht mehr bewegen lässt und die Zunge wie ein nasser Lappen im Mundraum zuckt. Aber er könnte ihr nun mühelos einflößen was er wollte. Fenja bekam es eventuell mit, er hatte sie noch nicht bemerkt, denn er war konzentriert auf Latoria. Noch war sie unbemerkt, aber das wird sicher nicht lange so bleiben.
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Latoria
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#13

Beitrag: # 53788Beitrag Latoria »

Nichts geschah ohne Grund - Ach wirklich? Wie zauberhaft, dass jene Weisheit auch in den kleinen Köpfen der Prinzessin und des Drachen angekommen war. Allerdings waren ihre Gedanken umrankt von derartiger vermeintlicher Überlegenheit, die es beinahe entzückend gestaltete sich diese Worte immer wieder auf der Zunge zergehen zu lassen.

Nichts geschah ohne Grund - Der Krieg war beinahe verloren gewesen. Die Erhabene war gebunden, das kleine Röslein eine Sklavin ihres Lords. Das Heer des Clans gespalten und die Festung belagert. Und nun?

Das unangenehme Ziehen all ihrer Sehnen und Muskeln war nicht unbedingt stimulierend oder vorteilhaft. Ebenso wenig, wie diese komfortlose Pritsche und das nur dürftige Mahl ließ auch zu wünschen übrig. Scheinbar hatte man vergessen, welch Entgegenkommen man selbst damals ihren Gefangenen gegenüber erbracht hatte, sofern sie sich brav wie kleine Schoßhündchen nach den Regeln verhalten hatten. Wo blieb nun im Gegenzug die Gastfreundschaft des Clans?

Ketten, hach, warum nur meinte jeder sie in Ketten legen zu müssen. Es hatte sicherlich ein gewisses Flair, aber der Hochlord hatte mehr Mut bewiesen. Sein Halsreif hatte ihr wenigstens ein wenig Bewegungsfreiheit erlaubt und ein unachtsamer Moment von ihm hätte ihn alles kosten können. Hach, noch ein bisschen und sie hätte wenigstens eine Hand befreit. Zärtlich strichen ihre Finger erneut an den Gliedern der Ketten entlang, um jene zu spannen und sie gefühlvoll aus ihrer Verankerung innerhalb der Steine zu lösen.

Nichts geschah ohne Grund - Warum also war es für den Clan am Ende kinderleicht gewesen, den Spieß herumzudrehen. Ja, der Hochlord hatte ein kleines Gebrechen. Doch warum hatte man sich den Sieg so kurz vor der Zielgeraden nehmen lassen. Weil er verschwunden war? Ein feines Lächeln umspielte gar zügellos ihre Lippen.

„Es wäre unbefriedigend? Nicht wirklich, oder?“

Eine Frage, die er nicht mit Worten beantworten musste, auch wenn er es sich nicht nehmen ließ, ihr eine Doktrin über seine Gelüste zu rezitieren. Natürlich brachte er es nicht übers Herz ihr einen einfachen Tod zu bereiten. Die Frage war nur nach dem wahren Warum. War ihm bewusst, welch teurer Pfand sie wäre, wenn der Hochlord zurückkehrte oder - Nein? Er wertschätzte sie doch nicht tatsächlich?  „Du bist einsam. Ist es das?“


Wäre dem so, würde er sie nicht so hungern lassen. Erheitert zuckte ihre Nase, als sie den lieblichen metallischen Geruch in der Luft wahrnehmen konnte. Einer Königin würdig. Oh sie konnte es riechen, noch bevor Landru sein Wort erhob. „Was hast du vor kleiner Drache?“

Allein das Geräusch, als seine Zähne sein eigenes Fleisch durchdrangen, gefolgt von dem unwiderstehlichen Duft seines Blutes. War es sein Ernst?

„Das wagst du nicht!“ Wie Schuppen vor den Augen erkannte sie sein Vorhaben. Sehr genau wusste sie, was der Plan des Unholds war. Es roch so mächtig, so dunkel und rein. So unwiderstehlich, so … widerwärtig, denn wohl kaum wollte er sich ihr komplett darbieten. Ein Opfer für das große Ganze erbringen. Nein. Unwirsch krauste sie ihre Nase, als er mit dem Kelch an sie herantrat.

„So feige? Ein Becher?“ Dunkel schimmerten ihre Augen auf, als der Drache ihren Kopf unsanft in den Nacken drängte, doch auch wenn die Ketten sich erneut spannten, hielten die Verankerungen in den alten Steinen.

„Ich werde es dir vor deine Füße kotzen. Das weißt du.“ röchelte sie heiser von der Überspannung ihrer Muskeln und Sehnen. Sie spürte wie sich ihr Knochen ihres Kiefers deformierte, seinem Ruf gehorchte und der Drache ihr keine Wahl ließ. Hass ließ ihre Augen leuchten. Abscheu und Zorn, während sie fauchend und Zähne bleckend versuchte dem Drang zu widerstehen, das Blut ihre Kehle hinabfließen zu lassen.

Spuckend und gurgelnd versuchte sie sich zur Wehr zu setzen, auch wenn sie wusste, wie sinnlos es am Ende war. Es genügte schon eine geringe Menge, um sie auf den Pfad zu zwingen. Abscheulicher Drache. War dies sein Plan? Unsichtbare Ketten? Sein eignes Fleisch und Blut zu brechen?

Unter der absoluten Spannung und dem Bersten von Stein gab die Verankerung nach und ihre Hand schnelle unmittelbar in die Freiheit. Eiskalt und hasserfüllt schimmerte das Dunkel ihrer Augen auf, warnend, was geschehen würde, wenn der Rest der Ketten sich lösen würde. Noch war sie ihm ausgeliefert, dennoch streckte sich ihre Hand unmittelbar nach seiner Kehle aus, um jene mit ihren Fingern zu packen. „Bastard!“
 
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Würdest du für mich sterben? ... Nein, das wäre zu einfach. Würdest du für mich leben?
Du solltest diesen Eid auf keinen Fall unbedacht leisten... ~ Seine Worte an ihrem Ohr - Ja, sie wollte es - für ihn allein ~

Verlangen wird zu Hingabe, Hingabe wird zu Macht... und sie gab sich ihm - dem Wahnsinn- hin
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Fenja
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#14

Beitrag: # 53805Beitrag Fenja »

Anstatt sich zu Landru und Latoria zu gesellen, entschied Fenja sich dafür, sich auf die letzte Stufe der schon in die Jahre gekommenen aus Stein geschlagenen Treppe niederzulassen. Sorgfältig strich sich sich ihre Robe über den Knien glatt und zog diese bis über ihre Fußknöchel hinweg. Dabei fiel ihr auf, dass sie ihre Schuhe vergessen hatte.

Nachdenklich legte sie ihren Kopf zur Seite und zog ein Bein weiter nach oben. Der Schmutz an ihrer Fußsohle verriet ihr, dass sie anscheinend schon wesentlich länger ohne Schuhwerk unterwegs war. Wie nachlässig. Sie selbst störte es nicht besonders, wenn sie barfuß durch die Welt spazierte. Wenn es aber nun doch langfristig zu einem netten Familientreffen in diesem Keller kommen sollte und vielleicht auch Vater, Mutter und ihre Schwester Lillyth daran teilnahmen, musste sie wirklich zusehen, wieder etwas mehr Ordnung in ihrem Auftreten, wie auch in ihrem Kopf zu bekommen. Sie war nie das Lieblingskind von Enoia und Kain gewesen, dafür waren Lillyth und Landru zuständig, was aber nicht hieß, dass sie die Etikette vollständig ignorierte. 


Vorerst aber wollte sie sich nicht zu sehr in Gedanken um die Pflege ihrer Füße verlieren, stütze stattdessen ihre Ellenbogen auf ihren Knien ab und legte ihren Kopf in ihre Hände. Wie entzückend, nach so langer Zeit wieder die Stimme des Zitronentörtchens zu hören. Ob die Wassertropfen immer noch auf ihren Kopf fielen und sich durch ihr Haar den Weg nach unten suchten?

Gut möglich, dass Latoria mittlerweile aber keine einzige Strähne geblieben war. Schließlich verrottete ihr lebender Körper hier unten schon einige Weile und Vampir hin, Vampir her, ein jeder von ihnen benötigte das Lebenselixier, um sich einigermaßen in Schuss zu halten. Natürlich setzte der Verfall langsamer ein, je älter man war, trotzdem war am Ende niemand aus ihrer Rasse davor gefeit, dass das sonst so makellose und von der Zeit unangreifbare Äußere in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Hach, welch Freude es doch für sie gewesen wäre, den Zerfall Latorias genauer zu studieren. Warum eigentlich hatte sie irgendwann nicht mehr daran gedacht, ihr regelmäßige Besuche abzustatten? Mit angestrengtem Gesicht versuchte Fenja in ihren Erinnerungen zu kramen, wirklich zu fassen bekam sie die Vergangenheit aber nicht. Dumme kleine Würmer und Maden, die sich zufrieden durch ihr Gehirn fraßen und ständig die Erinnerungen und Gedanken durcheinanderbrachten und an Flecke verschoben, wo sie sie nicht wiederfand. 


Während sie so nachdachte und versuchte, sich an die letzte Begegnung mit Latoria in dem Verlies ins Gedächtnis zu rufen, kaute sie auf einem ihrer bereits sehr in Mitleidenschaft gezogenen Fingernägel und eine ihrer wirren roten Strähnen fiel ins Gesicht. Die Frage danach, warum Landru gerade jetzt hier war, erschloss sich ihr immer noch nicht. Auch wenn sie aufmerksam lauschte, ergab es bisher keinen Sinn. Wollte er mit dem Zitronentörtchen in der Vergangenheit schwelgen und sie nochmal an ihr Scheitern erinnern?

Bei dem Gedanken an den Spitznamen, den sie einst Latoria gegeben hatte, zeigte sich ein munteres Lächeln auf ihrem Mund. Vor langer Zeit, als sie noch das Kind einer menschlichen Familie gewesen war, da hatte es bei ihnen in der Küche häufiger gebackene Leckereien gegeben. Zu gerne spielte sie damals Streiche und gab mehr und mehr Zitronen in den Teig hinein. Die verzerrten Gesichter, die bereits bei dem ersten Bissen an dem fertigen Kuchen folgten, waren immer und immer wieder herrlich gewesen. Böse war ihr damals keiner und nur selten wurde sie geschimpft. Schließlich war sie nur ein Kind und alles wurde nur als Flausen abgetan.
 
Eine Verfehlung ihrer menschlichen Familie, die Fenja nur noch mehr antrieb, sich von wohlerzogenen Pfaden abzuwenden und irgendwann ihrer Neugier freien Lauf ließ.
Wie bitter es für ihre einstige Familie wohl gewesen war, als diese erkennen mussten, dass sie nicht länger das süße kleine Mädchen war, sondern zu einer Frau heranwuchs, die nicht den Pfaden Artherks oder Ogrimars folgte, sondern sich der Unsterblichkeit zuwendete, durch einen Biss neu geboren wurde und im Blut Kains endlich ihre wahre Bestimmung fand? 

Es war nicht viel, an das sie sich aus ihrem Leben vor dem Clan noch erinnern konnte. Eine Gegebenheit, die sie nicht besonders schade oder bedauerlich fand. Niemals hatte sie das Leben als Mensch vermisst oder es gar bereut, sich in die Hände des Clans begeben zu haben. Es wäre Verrat am Blute des Ersten, würde sie auch nur jemals an dem, was ihr geschenkt worden war und an dem, was Vater und Mutter aus ihr gemacht hatten, zweifeln.

All jene, die ihr menschliches Dasein vermissten oder versuchten, das, was sie waren, zu verbergen und nicht zu ihrer Art zu stehen, kategorisierte sie als Gefallene. Dürfte sie entscheiden, könnte ein jeder von diesen Abtrünnigen ausgemerzt werden. Was gäbe es nicht für wunderbare Möglichkeiten, ihnen ihre eigene Idiotie vor Augen zu halten und sie spüren zu lassen, dass die Ewigkeit ewig war und man dieser eben nicht entkam? 

Foltermethoden, auch für Vampire, gab es mehr als genug und nur zu gerne hätte sie so einige einmal an diesen Verleumder des Blutes ausprobiert. Bücher mit sehr detaillierten Anweisungen, die Fenja mehr als einmal studiert hatte, gab es genug. Mit einem bedauernden Seufzen machte sie sich daran, an ihrem zweiten Fingernagel zu beißen und gab sich vorerst allein mit dem Wunschtraum zufrieden, dass vielleicht irgendwann der Tag kam, an dem sie das Gelernte anwenden durfte. 


Versunken in ihren Überlegungen zog sie ihre Nase kraus und ließ ihren Blick entlang des düsteren Gangs streifen, der durch das Verlies führte. Warum nicht direkt bei Latoria, mochte man sich fragen?

Es wäre mehr als gelogen, würde sie behaupten, dass sie das nicht schon in Betracht gezogen hatte. Aber Latoria gehörte Landru und das, was ihre Geschwister für sich beanspruchten oder irgendjemand anderes aus dem Clan, das fasste sie nicht an. Dieser Respekt untereinander war ein für sie ungeschriebenes Gesetz.

Was aber nicht hieß, dass sie es verstand, warum er sie fast schon zuvorkommend behandelte. Ein kümmerliches Dasein in einem Kerker zu fristen und zu hungern, war keine große Qual für einen der ihren. Es war unangenehm, gewiss. Ein lebender Geist eingesperrt in einem verrottenden Körper, der nicht sterben konnte. Unter den Menschen mochte das bestimmt unerträglich sein, für einen Vampir hingegen war es zwar bestimmt kein Luxus, aber weit entfernt von wahrer Folter. Dazu gehörte wesentlich mehr. Aber gut, Jammerer, Weichlinge und Weinerliche gab es traurigerweise auch unter ihnen. Diese kategorisierte Fenja ebenso in die Gruppe jener, die es nicht verdienten, ihrer Art anzugehören. 


Ob Landru womöglich genau deshalb hier war? Um Latoria auf seine spezielle Weise zu Grunde zu richten, sie zu schinden und endlich das zu tun, was längst notwendig war und was sie für ihre Untreue verdiente? Bei dem Gedanken war Fenja fast versucht, voller Begeisterung in die Hände zu klatschen. Wäre dem so, dann würde sie ihr Wissen nur zu gerne ihrem Bruder zur Verfügung stellen. Vielleicht durfte sie sogar selbst? Aber nein, nein, nein…. Schnell zügelte sie sich selbst, um sich nicht in dieser äußerst erquickenden Vorstellung zu verlieren. Noch durfte sie nicht zu viel erhoffen. 

Also blieb sie vorerst sitzen, weiterhin an ihren Fingernägel kauend und malte mit ihren Zehen feine Spuren auf den kalten Boden. Erstmal lauschte Fenja weiterhin dem Gespräch und versuchte dabei zu ergründen, was das Ansinnen Landrus war. Wenn sich ihre Hoffnung bestätigte, konnte sie immer noch in Latorias Gefängnis eintreten.

Wenn aber nicht… Hm. Dann musste sie sich die Frage stellen, was das eigentliche Ziel Landrus war und warum er Latoria dafür benötigte.


 
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Doch über den Wolken
und unter dem Meer, 
hinter all Deinen Sünden, 
werd ich Dich finden!
 

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Landru
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#15

Beitrag: # 53830Beitrag Landru »

Ziele waren vielleicht mittlerweile zweitrangig geworden. Es gab vielleicht keinen wirklichen einen Grund. Vielleicht war es einfach nur pure sadistische Langeweile und die Hoffnung irgendwie etwas zu tun zu haben. Latoria versprach kurzweil und er tauschte ihre Fesseln schlicht aus. Wenn sie so gerne an einer Kette hing, soll sie eine bekommen. Nur war diese nicht von falschen Versprechungen und möglichen grotesk romantischen Herrschaftsplänen durchtränkt. Nein. Sie wusste in dem Moment wo er ihr sein Blut einflößte sehr genau welche Fessel sich um ihren Geist legen würde. Eine tückische Fessel, aber es ändert nichts an der Natur dieser Fessel. Wer weiß welche Ideen er noch hatte um sich mit ihr zu beschäftigen. Im Moment waren die Fesseln notwendig, er wollte sie als bald los werden, denn die Folter eines heimischen Kerkers war nicht zwingend mehr das was wahre Freude bereitete. Das Spiel wurde größer und die Ideen perfider. Offiere Freiheit, Offenheit und zerschmettere jegliche Hoffnung.. indem du es einfach weg nimmst als wäre es Tand. Es wäre falsch zu glauben Landru hätte Mitleid oder sogar sowas wie Erbarmen und will sie erlösen. Wohl kaum. Aber alleine das jemand das annehmen könnte war schon amüsant und zauberte ein kurzes Zucken des Mundwinkels auf das Gesicht.

Wie die Prinzessin hatte er sich oft die alten Tage zurück gewünscht. Die an denen es für Aufruhr sorgte, wenn man die Wappen des Clans gesehen hatte. Aufruhr aus Verzweiflung, aus Verachtung oder seis aus pures Hass. Es war fast wie ein Lied gewesen. Die wunderschönen Klänge der Verachtung einer ganzen Welt, die aber rein gar nichts gegen sie unternehmen konnte. Sie haben es versucht. Mit Krieg, mit Aufbrüllen, Peditionen beim König und Söldnern, Spionen und Lügen, es hat nicht funktioniert. Sie haben sie überlebt. Die meisten von ihnen. Amüsant war es dennoch. Jetzt war es so ruhig, die Leute erinnern sich teilweise nicht mehr an die guten jähzornigen Streitgespräche, sie erinnern sich nicht mehr an die empochalen Schlachten.. und die unglaublichen Racheschwüre als Vergeltung noch Vergeltung forderte. Du bist einsam.

Latorias Stimme drang in seinen Kopf wie eine heiße Nadel ins Hirn. Es war so ein simpler Satz und er hatte so viel Wahrheit. So viel schmerzhafte Wahrheit. Es war immer die Einsamkeit die irgendwann zur Last wurde. Wie recht sie hatte. Vielleicht war das der Grund, vielleicht war es die Ambition irgendwas zu tun. Dieses staubige Konstrukt von untoten Lebens wieder einen Sinn zu geben. Legathie.. Apathie.. die Tristess der Ewigkeit, auf so manchen wirkt sie wie ein Segen, doch nach etlichen Jahren wurde sie schwer. Nicht das müde war, dass nicht. Aber es gab diese Momente wo es einfach vor sich hinplätschert und ob es jetzt ein Jahr oder einhundert Jahre waren die man wartete, dass wieder ein neuer Impuls die Geister weckte.. warten war so einsam.

Er schwieg.

Ein kleines Indiz für ihren Treffer den er sich nicht eingestehen wollte. Er ging einfach zum Thema über. "Sagen wir ich bin nicht leichtsinnig." Feige und Leichtsinn waren zwei Dinge. Er war selbstbewusst genug, um zu wissen das es nicht feige war, nicht den blanken Arm einer halb rasenden Vampirin entgegen zu strecken, sondern vernünftig.

"Das kannst du ...tu.." Er kam nicht dazu weiter zu sprechen, als der Anker in der Wand dem morschen Mörtel den Rest gab und sich tatsächlich mit einem hässlichen gratsch aus der Wand befreite. Ziemlich surrend durch die Luft säuselnd und Latorias Hand freigab mit der schwingenden Kette um ihrem Handgelenk wie ein höllischer Schmuck. Durch das Wegdrucken um nicht von dem Anker der Kette getroffen zu werden vermochte aber die Hand in Freiheit tatsächlich ihn zu packen.

Eine ziemlich unerwartete Situation. Sie hatte noch immer die Maulsperre und er seine Finger in ihrem Kiefer.. Aber ihre Krallen an seiner Kehle waren auch nicht die beste Option. "Was nun?" Sie könnte ihm den Kehlkopf rausreißen, mühelos. Es würde nichts bringen außer eine Wunde. "Ist das jetzt der Dank das ich dich weckte, dich ernähre.. und dir sogar die Freiheit schenke.. sobald ich sicher bin, dass du MIR nicht in den Rücken fällst." Leise flüsternd mit einem wölfischen Lächeln. "Schon wieder ein Verrat?" Ein wenig länger.. Minute um Minute bis das erste Band seine Wirkung entfalten sollte. Es würde sie nicht hörig machen, nein, noch nicht. Aber zumindest wird es ihr schwerer fallen irgendwas zu tun was ihm schadet.

<<Da schau doch, wie konntest du das übersehen? Es ist dein Bruder.. Bruder bedeutet.. bedeutet.. was? Oh.. das ist falsch, ja falsch.>>

Es fühlt sich so falsch an, die Hand zu erheben. Das Blut flüstert.. und flüstert träge in ihre Gedanken während zwei graue Augen da harren was sie nun tun will ohne sich groß zu rühren. Lass es wirken..
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Latoria
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#16

Beitrag: # 53833Beitrag Latoria »

Natürlich war der Drache nicht dumm und gewiss ebenso wenig einfach zu manipulieren, indem sie ihn mit Provokationen zu dummen Handlungen verlockte. Er war ein Drache. Eine majestätische Echse mit Flügeln. Gewaltig, machtvoll und... unter den Schuppen auch nur ein Klumpen Fleisch und Blut, den man mit Wollust zerquetschen und erbarmungslos in Staub verwandeln konnte.

Allein dieser Gedanke würde ihr normalerweise ein verzücktes Lächeln auf die Lippen zaubern. Doch war dies kein gewöhnlicher Umstand. Noch immer wollte er sie bekehren, ihren entfesselten Geist jene Doktrin auferlegen und ihn versklaven. Düster und grausam wie bei einem tollwütigen Raubtier, das man in die Ecke drängte, funkelte das Dunkel ihrer Augen ihm entgegen. Hasserfüllt und bedrohlich. Ihre langen Finger drückten sich kaltblütig in seine Kehle, während ein gurgelnder Laut aus ihrer Kehle kam und sie mit aller Macht versuchte das Blut, welches ihre Lippen und ihren Gaumen so verführerisch benetzte, auszuspucken.

Mehr als genau wusste Latoria um die Fesseln, in welche Landru sie zwingen wollte. Unsichtbare Ketten, deren Eisen sich einmal geschmiedet in keiner Form genauso einfach lockern oder gar aus der Verankerung reißen ließen, wie das lächerliche rostige Metall an ihrem Körper. Mit welcher Kraft auch immer sie sich dagegen auflehnen wollen würde, es wäre gnadenlos.

War es jedoch Verrat? Nur weil sie sich nicht in Ketten legen lassen wollte? Sich wehrte. Auch der Drache würde sich winden. Er würde fauchen und die hübschen Zähne fletschen. Das Grau seiner Augen würde grausam und voller Abscheu glänzen.

~Es ist falsch. Falsch… falsch… falsch!~  flüsterte es in ihren Gedanken. Nein, es war richtig. Es war das einzig vernünftige Handeln, aufzubegehren und dem Drang und der Verlockung auf ihren Lippen zu widerstehen.

– Sei still! –

Ihr Leben, ihr Tod, sie gehörten nur einem Einzigen. Es war ein Eid, ein Schwur. Sie war sein und gleich dem, was es kosten mochte, sie würde nicht zulassen, dass jemand dieses Band brechen würde. Eher würde sie für ihn sterben.

– Schweig! –

~Es ist falsch!~ Die Stimme in ihrem Kopf wurde immer lauter, je mehr sie dagegen ankämpfte. Nahezu hallte sie schon in jeder Faser ihres Körpers wider. Umso mehr sie sich wehrte, desto eindringlicher wurden die Worte, so als würde das Blut selbst es in ihren Körper suggerieren.

– Ich bringe dich um! –

Finster schimmerte das Blut selbst in ihren Augen. Ein tosendes Meer aus blutroter Dunkelheit, die sich verzweifelt zur Wehr setzte, während die knochigen Finger sich in das weiche Fleisch des Drachen bohrten.

Nein, das stimmte alles nicht. Eine Lüge. Es war sein Blut, welches ihr das weismachen wollte. Drachenblut, das sie gefügig machen wollte. Ein trügerisches Versprechen, welches er so verschlagen als Freiheit verkaufen wollte.

~Lass ihn los.~ Surrte es deutlich in ihrem Geist. Ja sie waren von einem Blut. Ein Wissen, das sie hatte. Doch welche Bedeutung hatte es noch. Auch wenn sie zu einer längst vergessenen Zeit sich einen Schoß geteilt hatten, so band sie schon lange nichts mehr aneinander. Oder doch? So gleich geboren - im Leben, wie im Tod und doch unterschiedlicher wie Feuer und Wasser.

~Es ist falsch, nicht wahr? Du erkennst es. ~ Kurz nur blinzelte sie verstört, als würde eine Fliege auf ihrer Nase sitzen. Irritiert von dem, was unerwartet ihren Blickwinkel änderte. Es war ihre eigene Stimme. Einflüsternd und einnehmend, die sich um ihren Geist schlängelte und ihn nach und nach immer mehr gefangen nahm

~Es ist zwecklos und unnötig.~ Zögernd zogen sich ihre spitzkantigen Nägel aus seiner Kehle zurück, während die Abscheu und der Hass in ihrem Blick für einen kurzen Moment einer Erkenntnis weichen sollte und sie sichtbar den Inhalt in ihrer Mundhöhle bereitwillig schluckte.

Ihre Hand senkte sich, während sie ihren Kopf ungläubig zur Seite neigte. Zumindest soweit es die Ketten ihr erlaubten. Es waren langsame bedachte Bewegungen, nicht von Widerstand und Rebellion geprägt. Irritiert musterte sie ihn, wenngleich die Kälte in ihren Augen nicht wich. Die Stimme schwieg mit einem Mal. Doch war Latoria sich sicher, dass die noch in ihrem Kopf herumspukte.

Verwirrt sah sie dem Drachen in die Augen, der sie mit einem wölfischen Lächeln beobachtete. War er nun zufrieden?  Unheilvoll schimmerte ihr Blick zu ihm auf. „Befriedigt es dich nun, Drache?“

Sie hatte es ihm vor die Füße kotzen wollen. Gnadenlos und unweigerlich jeden Tropfen. Doch dafür war es zu spät. Stattdessen hob Latoria säuselnd ihre Stimme. Ob ehrlich oder von einem bitteren Sarkasmus bezeichnet, war ein äußerst schmaler Grat.

„Löse die Ketten oder fürchtest du dich noch immer, mein Bruder“
 
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Würdest du für mich sterben? ... Nein, das wäre zu einfach. Würdest du für mich leben?
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Verlangen wird zu Hingabe, Hingabe wird zu Macht... und sie gab sich ihm - dem Wahnsinn- hin
Castiel & Latoria
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Fenja
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#17

Beitrag: # 53839Beitrag Fenja »

Es war langweilig. Gähnend langweilig. Wenn man es genau nahm, da konnte die Langweile sogar tödlich sein. Aber sie war schon tot. Naja, nun gut, nicht so richtig tot, eben irgendetwas dazwischen. Aber wozu sich in Details verlieren? Diese Genauigkeiten führten ohnehin zu nichts und kosteten nur Zeit. Zwar besaß Fenja diese im Überfluss, aber verschenken wollte sie davon auch nichts. Außerdem trafen Irrsinn und Irrsinn doch immer wieder gerne aufeinander. Warum sich also im Hintergrund verstecken, wenn es ganz vorne in der ersten Reihe vor der Bühne anscheinend ein äußerst erhebendes Schauspiel zu beobachten gab? 

Mit einer schwungvollen Bewegung erhob sie sich von der Stufe, klopfte ihr Kleid ab, das hier und da kleinere und größere Löcher aufwies, wischte sich eine verfilzte Strähne aus ihrem Gesicht und trat fast schon hüpfend näher an die Zelle Latorias.

Welch süßes Bild die beiden in diesem düsteren und von modrigen Duft erfüllten Kerker abgaben. Doch noch etwas anderes hing in der Luft. Es war der unverkennbare Geruch von Blut, noch dazu vampirischen Ursprungs, was das des Menschen sehr deutlich und markant überlagerte. Merklich kitzelte es in ihrer Nase, ja, der Geschmack legte sich sogar förmlich auf ihre Lippen und ihre Zunge und umschmeichelte beides verführerisch und zart.

Wie einzigartig es immer noch für sie war, das Lebenselixier jener, die sich dem Wege des Ersten angeschlossen hatten! Gerade dann, wenn es von jemandem stammte, der zu der älteren Riege zählte. Sie selbst hatte sich in letzter Zeit nur von recht simplen Gesellen ernährt und traurigerweise entsprach es der heutigen Realität, dass ein jeder von ihnen schmeckte wie der andere, plump und eintönig und frei von jeglicher Raffinesse. Im Gegensatz zu der unerträglich lahmen und laschen Kost der vergangen Monate, war schon allein der Geruch des alten Bluts betörend. 

Sie konnte sich und die aufkeimende Gier nicht zurückhalten und so fauchte Fenja leise auf und offenbarte dabei ihre makellosen weißen Zähne, die für Fremde ihre Auffälligkeit anhand der Eckzähne aufzeigten. Innerlich schellte sie sich selbst, für diesen kleinen, unkontrollierten Ausbruch, der ihrer Verborgenheit nun definitiv ein Ende bereitete. Aber was konnte sie schon machen? Nur weil sie zu der Rasse der Vampire zählte, war sie nicht vor der Verführung gefeit und es bedurfte schon einem äußerst starken Willen und Beherrschung, sich nicht von diesem speziellen Geruch und der Befriedigung, die er versprach, locken zu lassen.

Einen Willen besaß sie durchaus, meistens war er auch stark, aber auch irgendwie äußerst unnütz.


Und Beherrschung? Nein, diese hatte sie schon vor langer Zeit aufgegeben, da sie doch nichts anderes bedeutete, als sich selbst in Ketten zu legen und Grenzen einzuhalten. Warum sich auch zügeln? Sie musste schließlich niemandem etwas beweisen. Sie war ein Vampir und kein kleines Haustier, das man streichelte und dem man das Fell bürstete oder das man mit vor unsterblicher Liebe erfüllten Augen ansah. Trotzdem liefen auch heute noch, unverständlicherweise, Menschen durch die Städte und Dörfer, die daran festhielten, dass es ihre Art nur in Schauermärchen oder schlechten Liebesgeschichten gab oder die in krank ausgearteter Romantik darauf hofften, durch einen Biss das ewige Glück zu finden. 

Das war ein Missstand an Wissen, dem sie sich vorgenommen hatte, Einhalt zu gebieten. Jegliche Beherrschung wäre da nur störend gewesen, zeigte sie schließlich viel zu gerne, woher sie entstammte und was es bedeutete, eine der ihrigen zu sein. Sie war eine Tochter der Nacht, ein Wesen geschaffen durch Blut und Tod. Und wer es wagte, an der Existenz ihrer Art zu zweifeln oder diese durch dümmliche Hoffnungen an was auch immer ins Lächerliche zu ziehen, war nur selten glimpflich davon gekommen.

Hm, der Gedanke an einen Sterbenden in ihren Armen, dessen warmes Blut über ihre Hände rann und noch ihre Lippen benetzte, war angenehm. Sie wusste, woher diese sehr deutlichen Bilder in ihrem Kopf kamen. In gewisser Weise hatte das Blut der Vampire eben doch etwas Magisches an sich. Selbst dann, wenn man selbst aus der Linie entstammte und auch wenn man nicht direkt davon kostete. Gäbe sie selbst etwas auf Empfindungen, sie wäre Landru gegenüber schon fast etwas verstimmt gewesen, da er sich Latoria so großzügig zeigte, während sie in ihrem kleinen Turmzimmer nichts anderes hatte, als eine bereits aufgedunsene Leiche, die nach rein gar nichts mehr schmeckte und auch davor nicht gerade von besonderer Köstlichkeit gewesen war. 

So aber war sie nicht. Zumindest nciht gerade jetzt. Sie genoss den Geruch und die durchaus anspornenden Gedanken an eine baldige Jagd. Vielleicht, ja, vielleicht, wenn die Vampire sich erneut erhoben und die Menschen wieder mit Angst und Respekt vor ihnen erfüllten, wäre die Zeit der einfachen und sie so langweilenden Opfer endlich vorbei und der Genuss konnte zurückkehren. Mit einem düsteren aber in diesem Moment äußerst zufriedenen Lächeln war sie in die hübsche Unterkunft Latorias eingetreten. Ob die Tür nun einladend geöffnet oder verschlossen war, war eher zweitrangig.

Ihr Blick glitt zwischen Landru und Latoria hin und her. War es nicht entzückend, wie sie die Wiedersehensfreude miteinander feierten? So innig und vertraut, als hätten sie tatsächlich etwas füreinander übrig. Ein leises Kichern drang über die Lippen Fenjas, denn sie kam nicht umhin, die Ähnlichkeit zu den Menschen zu bemerken. War es zwischen ihnen nicht auch eine stete Hassliebe, wenn sie nach langer Zeit wieder zu irgendwelchen gesellschaftlichen Feierlichkeiten aufeinandertrafen? Bedacht um Höflichkeit, während man sich aus dem Schatten heraus am liebsten gegenseitig die Kehlen aufschlitzten wollte? 


Man mochte aus der vorliegenden Szene nun nicht direkt eine Höflichkeit erkennen. Aber so war das eben unter den Vampiren: Die Höflichkeit mochte für einen Menschen nicht unmittelbar und offen vor Augen liegen. Dass Landru aber der in den Kerker Verstoßenen zu trinken gab, war wesentlich mehr, als sie selbst einem normalen Gast zugestanden hätte. Noch dazu, weil es eben nicht nur das Blut von irgendwelchen dahergelaufenen Abenteurern war. 

Dennoch war diese kleine Kabbelei unter Geschwistern ihrer Meinung nach fast schon wieder zu menschlich. Fenja wiegte ihren Kopf hin und her und ihre grün schimmernden Augen hoben sich nun etwas deutlicher von der gräulich dunklen Umgebung des Verlieses ab. War es nur ein Vorspiel, dass die beiden einander gaben oder hatten sie an Biss verloren? Es wäre schrecklich betrüblich, wenn sich Letzteres bestätigte.

Ihre Stimme klang etwas rau und heiser, trotzdem unpassend warm in dieser kalten und abweisenden Umgebung, als sie eine wohlklingende Melodie anstimmte, die sie noch aus ihren Kindertagen in Erinnerung hatte. Der Text mochte damals ein anderer gewesen sein, ganz bestimmt sogar, aber auch hier galt für sie: Was zählten schon Details? 


Für wen von den beiden das leise Singsang aber bestimmt war? Diese Einschätzung durfte ein jeder für sich selbst treffen. "Kleine Zähnchen, stumpfe Zähnchen, warst doch eins so wild. Verlorenes Weslein, verstoßenes Weslein, wo ist deine Kraft nur hin? Hast' vergessen, was Du bist und schnurrst lieber wie ein kleines Kätzlein ergeben und frei von jedem Daseinssinn." Fenja unterließ es dem Abschluss ihres gedämpft klingenden Gesangs ein Schnurren anzufügen, auch wenn es, wie sie im Stillen bemerken musste, durchaus passend gewesen wäre. 

 
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#18

Beitrag: # 53869Beitrag Landru »

Es darauf ankommen lassen. Es wäre töricht, wag es nicht hier zu krepieren, wenn du Kriege und sogar einmal das Tageslicht überlebt hast. Schalt sein inneres Tier. Alleine der Gedanke an die Strahlen ihn damals fast komplett verbrannt hatten und er nur mit Mühe sich davon erholt hatte. Oh es unzählige Momente wo die eigene Existenz wirklich gefährlich davor war ausgelöscht zu werden und doch, er war noch da. Wie auch Fenja. Wie auch Fenja verspürte er Langeweile und Trostlosigkeit .. suchte die alten guten .. Tage. War er schuld daran? Nein. Vielleicht zu einem Buchteil. Vielleicht war es unweigerlich so das sie zwischen Stillstand und Veränderung hängen bleiben, vielleicht würden sie wieder aufwachen, oder aber auch nicht. Die Welt veränderte sich, oder hat es schon getan. Sie konnte das nicht übersehen haben.

Er wartete ab, aber natürlich war er nicht sicher ob das Blut schnell genug wirken konnte. Schnell genug ihren Willen ein wenig unwanderte.
Blut war tückisch, dass alte Blut ihrer sogar noch tückischer. Eine vorgegaukelte Treue und Loyalität als Lüge getarnt in den eigenen Gedanken. Das Opfer weiß es meist nur flüchtig, dass es nicht richtig sein kann, aber es wird von den Gedanken der Tücke abgelenkt. Sie kämpft dagegen und er kann es fühlen. Ihre Krallen in seinem Fleisch und doch war die Gabe des Formens nicht gegeben. Sonst wäre es einfach gewesen, nicht wahr? Sie waren sich ähnlich, teilten den Gleichen Stamm, aber verschiedene Zweige an einem Baum. Als sie noch mehrere waren, gab es diese leidige interne Zwistigkeit, dass die Möglichkeit des Formens eher eine Krankheit war, die sich in ihren Reihen ausbreitete. Das hat Landru nie so gesehen. Latoria war für ihn wie eine Schwester. Varzils Stammbaum aus dem sie beide Stammen. Was bei Takhisis schief gelaufen war, dass er in eine andere Bahn geschlagen ist? Nun man weiß es nicht. Selbst bei Untoten scheint die Natur launisch. Aber am Ende waren sie irgendwie verwandt. Schon grotesk.

"Ich bin mir sicher irgendwas wirst du das."

Irgendwann wird seine Zeit kommen. Wer weiß wann das sein wird. Er hatte einige Male schon geglaubt es wäre soweit und dann doch festgestellt das er erneut erwacht war. Alles wieder von vorne. Manchmal war es schon ironisch. Er war mal sehr ambitioniert gewesen und hatte versucht seinen Vater und Mutter zu beeindrucken mit noch gewagteren Unternehmungen, noch mehr Grausamkeit und Entartung. Heute wirkte es nur wie ein Schemen und eine blasse Erinnerung. So viele Dinge die passiert waren haben ihn nüchterner werden lassen. Weniger Emotion, weniger Impulsivität mehr Gleichgültigkeit. Ein ebenso tückischer Feind, wenn einem beginnt alles egal zu werden. In diesem Moment jedoch war es ihm nicht egal.. es fühlte sich nahe zu lebendig an. Dieser Moment an dem er nicht wusste ob sie seine Kehle aufreißen wird oder nicht. Dieser Moment war fast schon belebend. Er war jedoch kein Masochist. Als die Finger sich wieder lösten und ihn freigaben, lächelte er versonnen.  "Nein, tut es nicht. Aber es ist ein Anfang." Wohl wissend das die Klammer Sklaverei gesetzt war. Nur noch nicht sonderlich stabil. War es töricht? War er töricht? Vielleicht, aber wo blieb noch der Spass.

"Fenja... haben wir dich geweckt?"

Was für eine Frage. In diesem Schloss war es teilweise so still, dass man die Ratten beim Paarungsakt hören konnte. Die bewohnten Bereiche waren immer noch gepflegt keine Frage, aber doch war das Gemäuer ebenso in die Jahre gekommen. Er straffte sich und strich mit einer Hand über den Hals. Die winzige Verletzungen die sie ihm zugefügt hatte waren nicht schlimm. Sie hätte es schlimmer machen können, sie hätte es sehr viel schlimmer machen können. Ein rausgebrochenes Element in der Fesselung und so viel Ärger. Der Vers der Prinzessin könnte so vieles bedeuten und tatsächlich auch auf ihn passen. Die wilden Jahre, dieser unterschellige Vorwurf, sie war geschickt darin. Er könnte es nicht sagen ob .. er gemeint war oder die Gefangene. Also sagte er gar nichts, sondern griff nach dem Schanier der Schelle die Latorias Hals umspannte. Die Finger begannen sie zu lösen. Ließ er sie nun frei?

"Wie auch immer du bist hier, also .. ich dachte ich belebe alte Geschichten wieder. Die du ja scheinbar vermisst."

Ein wölfisches Lächeln huschte über die Züge, wenn gleich auch er sie vermisste. Das.. gab er aber nicht zu. So sehr darauf bedacht, die Haltung zu wahren und als wäre alles was passiert total beabsichtigt.

 
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Latoria
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#19

Beitrag: # 54079Beitrag Latoria »

Zeit war so ein diffiziles Konstrukt. Einerseits war sie vollkommen unbedeutend für ihre Art. Es war ihnen gleich, wie viel Jahre vergingen, wie viele Sommer auf Winter folgten, sie konnte ihren Körpern nichts anhaben. Eigentlich. Andererseits, in Kombination mit manch anderen Einflüssen verhielt es sich jedoch gänzlich anders. Hunger, Langeweile und unzählige Wassertropfen, die einem zermarternd auf die Stirn tropften, konnten den Geist foltern, brechen und einen Ausweg suchen lassen. Sie schufen Wahnsinn, Todessehnsucht oder aber auch barbarisch anmutende Gedanken von kompromissloser Gewalt und Folter.

Natürlich würde sie ihn irgendwann töten. Ihn richten, um nicht nur als eine Königin, sondern als die Bezwingerin des Drachen in die Geschichte des Clans einzugehen. Sein majestätischer Kopf würde über ihrem Kamin hängen und sie stets an ihre Verbundenheit erinnern. Er würde stets bei ihr sein. Ihr Fleisch und ihr Blut.

„Es ist falsch. Unnötig. Er ist Dein Bruder.. “ Ist ja gut.  Nun sei schon still. Man wird ja nochmal träumen dürfen. Natürlich, er war ihr Bruder. Er der Drache. Der Prinz des Blutes. Der Regent des Clans. Ihre dunkel unterlaufenen Augen schimmerten leicht auf. Selbstverständlich war es falsch.

„Es befriedigt dich nicht?“ Das tat nun ein kleines bisschen weh. Wirklich. Auch wenn der Drache es einen Anfang nannte. Ein Nein war dennoch ein Nein. Kurz nur krauste sie mit gespielter Verletzung die Nase. ~Autsch~

 Ein kleines Lächeln kräuselte ihre Lippen, während Latoria ihn auf eine Weise verzückt betrachtete. Seine ledrige Haut, die sich blass und fahl an seine Knochen schmiegte und seinen kalten Zügen etwas nahezu Animalisches verlieh.

Aber in Ketten würde sie ihn legen dürfen. Bestimmt.

Ja, ein hübscher grausamer Drache, der an ihrer Seite weilte. Eine bizarre Ausgeburt der Nacht, welcher in seiner grotesken Schönheit wild mit den Flügeln schlug und seine Königin selbst beschützte. Wie schade nur, dass er kein Feuer speien konnte. Herrje, aber dafür gab es sicherlich noch eine Lösung. Vielleicht würde sie ihn mit Glut und Asche füttern, bis es in ihm die Flammen erweckte. Ein Feuer konnte man immerhin entfachen! Zauberhaft!

So bezaubernd wie die das Lied der zarten Stimme, die an ihr Ohr tänzelte. Verspielt kniff Latoria die Augen zusammen, als sie auf den Schatten blickte, der hinter Landru getreten war. Wie entzückend sie zu singen wusste, die königliche Tochter. Was für eine liebreizende Melodie mit einem fast schon tiefgehenden metaphorischen Text.

Tatsächlich schien ihre Majestät, die Lumpenprinzessin, gar ungeahnte Qualitäten unter ihrem wunderschönen Rotschopf zu verstecken.

Es würde sie ja fast zu Tränen rühren, dass die hochwohlgeborene Tochter des ersten ein Lied für sie sang. Ja wirklich. Niemand hatte je für sie gesungen, daran würde sie sich erinnern. Ein innerer Impuls wollte sie am liebsten aufstehen lassen, um das Prinzesschen zu umarmen und an sich zu drücken. Es war doch fast wie ein Familientreffen und wer wusste, welche Geschwister bereits ebenfalls ihren Schlaf enden ließen, um in einer nostalgischen Zusammenkunft über alte Zeiten zu schwelgen. Hach ja. Sie würde sie alle in die Arme schließen, angefangen mit ihrer Schwester.

Ihrer Schwester der Prinzessin. Ja, sie würde ihre Zähne in ihren zarten Hals schlagen. Ein tiefer Bund über den Tod hinaus, wenn sie ihr den letzten Tropfen ihres königlichen Blutes geraubt hatte und jenes dann durch ihre Adern floss.  Mhhhhh….

Na, wo war die widersprechende Stimme hin? Keine Ratschläge? Kein Einwand? Wo war das tadelnde Mahnen in ihrem Kopf?

Kurz wanderten ihre Augen irritiert umher, als würden sie etwas suchen. Latorias Blick glitt durch den überschaubaren Raum, der nur mäßig Platz bot, jedoch ohne sich darin verstecken zu können. Doch da waren nur der Drache und die Prinzessin. Und ein kleiner aufgeregt pulsierender Herzschlag. Hach.

Kein tadelndes Wispern in ihrem Kopf. Kein widerwärtiges Gewissen, was ihr suggerierte, was richtig und was falsch war? Sollte das Schweigen bedeuten, es wäre erlaubt? Es wäre richtig? Wie wundervoll.

Leicht nur neigte sie ihren Kopf zur Seite, nur um sich mit einem gekonnten Wimpernschlag von ihr loszureißen, als das Metall der Schelle sich an ihrem Hals lockerte. Fast schon mit einer jungfräulichen Unschuld blickte sie durch ihre Wimpern hindurch zu Landru hinauf.

„Die anderen auch!“ Formten ihre Lippen, ehe sie verzückt zu ihm hinauf lächelte und mehrere Male blinzelte, nur um mit einem gekonnten Augenaufschlag zu dem Drachen hinaufzusehen, als wäre sie von jedem noch so sündhaften Gedanken befreit, der ihm das Fleisch am liebsten aus der Kehle reißen würde. „Bitte...“ Kam es lautlos hervor.
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Würdest du für mich sterben? ... Nein, das wäre zu einfach. Würdest du für mich leben?
Du solltest diesen Eid auf keinen Fall unbedacht leisten... ~ Seine Worte an ihrem Ohr - Ja, sie wollte es - für ihn allein ~

Verlangen wird zu Hingabe, Hingabe wird zu Macht... und sie gab sich ihm - dem Wahnsinn- hin
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Landru
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#20

Beitrag: # 54153Beitrag Landru »

Er lässt sich Zeit. Wieso auch hetzen? Es gab nichts was eilig war, nichts was irgendwie davon laufen könnte. Nichts was Druck ausübte. Latoria wird merken wie ihr Kiefer mehr und mehr wieder heilt. Es war keine dauerhafte Entstellung, er wurde wieder beweglicher und am Ende war diese lästige Sperre ganz verschwunden als wäre nie was passiert. Ein Hoch auf die Heilung die ihnen gegeben war. Seine Finger strichen über das Regal dort an der Ecke. So viele kleine Spielzeuge die sich da verbargen. Primitive Folterinstrumente.. die in keinem Kerker fehlen dürfen. Als er noch sterblich war hatte er diese Geräte gebraucht und gelernt sie einzusezten ohne das sein Subjekt stirbt. Das was viele nicht verstehen am Sadismus war, dass sie keine Mörder waren. Sie labten sich nicht am Tod, sondern am Leid. Also war der Tod ein unnützes Unterfangen, denn tot brachte es ihnen nichts. Die Finger strichen über die verstaubte Knochensäge.. die Zange, den Nagelhaken und Schrauben. Teils waren sie verrostet und alt, von dicker Staubschicht ummantelt. Solange waren sie nicht mehr benutzt worden. Er würde sie auch jetzt nicht benutzen.

Er drehte sich ein. Sein Blick traf Fenja welche dort stand. War sie neugierig? Einfach nur interessiert. Fassungslos? Wie konnte er doch die Verräterin wieder aus ihrer süßen komatösen Stasis holen und dann noch füttern. Er spielte Gedanken durch, die sie haben könnte. Es waren reine spekulative Gedanken, denn er konnte nicht wissen was sie dachte. Diese Gabe war ihm nicht gegeben. Manchmal bedauerlich, es wäre so ein mächtiges Instrument zu wissen, was andere Denken. Aber nein, er konnte nur vermuten. Er blieb recht stumm während er seine Schritte durch den Kerker lenkte ohne das irgendwas geschah. Zeit, sie haben genug davon. Also nutzt er die unerträgliche Erwartung aus. Schürte sie weiter und weiter.

Was auch bedeutete die Gedanken Latorias zu Fenja blieben verborgen. Sie hatte recht, die Fesseln hatten ihre Grenzen und Blutmacht war ebenso begrenzt. Er konnte sie vielleicht für den Moment kontrollieren, aber verhindern das sie anderen etwas antut oder versucht konnte er nicht. Es war ein Risiko. Sie könnte einfach einen nach dem anderen ausschalten, wenn sie mächtig genug wurde. Auf der anderen Seite hatte die Prinzessin ihre eigenen Methoden sich durchzusetzen. Sie war ein Zepter, eine Königin, ein wahrlich majestätisches Blut. Lag ihnen das nicht? Herrschen? Knechten, sich erheben und die Krone aufs Haupt setzen? Vielleicht sollte er es darauf ankommen lassen? Schutz dem Clan, natürlich würde er nicht zu sehen wie Latoria seine Clansschwester zerreisst.. nein, er würde eingreifen, wenn es brenzlich wurde. Die Finger schraubten an den Fussfesseln. Elendig langsam löste sich quietschend das Schanier. Wird sie gehorchen? Sie wird versuchen es zu umgehen, seine Lücken nutzend.

"Ein Tier in Ketten ist nicht sonderlich gefährlich. Bis es sie sprengt." Sein Blick glitt zu dem rausgerissenen Anker. Die anderen waren stabiler, aber auch sie werden langsam brüchig. Er klappte das Schanier auf, ein Fuss, eine Hand und Halsschelle waren geöffnet. Der Rest noch nicht. "Das Funkeln in den Augen, das wilde Streben nach.. Wahnsinn. Es gibt kaum etwas was ich dir.. antun könnte an Schmerz, den du nicht kennen würdest. Ich weiß aber.. wer es kann." Er verstand sich nicht gut mit Coryla und doch war sie jemand der in ihren verdrehten Verstand vordringen konnte. Der vielleicht sie sogar in eine neue Realität zwingen würde. Er musste die Spiegelseherin nur überzeugen, dass zu tun. Ungern würde er es ihr einfach befehlen. Das würde zwar den Erfolg bringen, aber es wäre Zwang und die Malkavianerin noch mehr zu verärgern als sie ohnehin schon im BEzug auf ihn war, wäre vermutlich nicht so klug.

"Fenja würdest du mir helfen? Ich denke die Fesseln lassen sich lösen.. wenn wir eine kleine Sicherung einbauen, zu .. dem Schutz aller. Sie soll uns dienen, nicht schaden. Dafür brauche ich.. Coryla." Er schmälerte die Lippen. Er weiß das es nicht leicht wird. Auch für Fenja nicht. Wobei mit Fenja verstand sich Coryla vermutlich ganz gut, sie hatten doch beide irgendwie.. egal. "Sie lebt bei Madrigan oder Madrigan bei ihr. Ich bezweifel das sie sich von mir überzeugen lassen würde, aber du.. könntest das? Wie wäre es eine alte Freundin zu besuchen?"

Forschend musterte er Fenja. Er konnte nicht einschätzen wie sie es finden würde. Würde sie sich zum Boten degradiert fühlen oder freuen eine Reise zu unternehmen?
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Coryla Vykos
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#21

Beitrag: # 54213Beitrag Coryla Vykos »

Madrigans Irrenhaus

"GIB ES ZURÜCK!" Faucht die Schwester harsch den Pfleger an. Hier lief nie etwas wie es erwartet wurde von denen 'Draußen'. Es war ein Ort voller Schmerz und Leid und einer völlig anderen Auffassung von Normalität. Im Laufe der Jahre war es ein Ort der Anderen geworden. Jener die von der Außenwelt nicht akzeptiert wurden. Hier interessierte sich niemand ob jemand sich verletzte oder ob er an Einhörner glaubte. Jeder war so wie er war und niemand versuchte es zu ändern. Das Whispern in den Wänden, gepaart mit dem wahnsinnig Zischen zwischen den Dielen und Rohren und all den Gängen und Portalen die lustig vor sich hin sirren. Wie ein eigener Chor voller Verzweiflung.

Tief in den Eingeweiden des Sanatoriums war der Direktor seit Jahren schon der Vorstand dieses Hauses. Nach außenhin. Er war nie wirklich gesund gewesen zumindest nicht geistig. Sie erinnerte sich noch als sie das erste Mal hier gewesen war. Damals hat ihr Herz noch geschlagen. Sie hatte den Mann faszinierend gefunden. Hatte versucht sich mit ihm zu unterhalten und am Ende war es eine groteske Nacht. Das ist lange her und seitdem war vieles neuen Gesetzen unterworfen. Ihren Gesetzen. Madrigan war ein ausgezeichneter Vorstand und sie konnte sich an all den gequälten Seelen, die unfähig waren den Bruch des Schleiers zu verstehen, laben. Sie verließ das Irrenhaus nur ab und zu. Doch dadraußen war nicht viel was ihr Interesse weckte. Wald, Druiden, Wald.. Tiere - Punkt. Alle unfähig zu sehen und zu verstehen. Ihr Mann Tristan war oft lange fort, aber sie war nie alleine, selbst in der Entfernung vermag sie im Netzwerk seine Stimme zu hören. Zwischen all den unklaren Stimmen war seine am deutlichsten. In ihrem Kopf war es nie ruhig. Nie still, nie einsam.

"Oh Larissa.. so laut wie sie schreit.. können wir der Diskussion nicht lauschen. Sie muss dringen leiser .. schreien. Ja, versuche sie das damit. Leise.. schreien."

Ihre Stimme wirkte wie eine Woge zerbrechliches Raunen, so sanft und melodisch, man hört ihr gerne zu, wie fatal. Da war etwas in der Stimme, dass einen beeinflusste, als könnte man den Irrsinn in Tönen sehen. In Farben hören. Hier war nichts wie es sein sollte, hier war die Welt keiner Ordnung unterworfen, keinem Chaos, sondern der Willkür und der Idee. Der einen Idee wie sie nun sein könnte, während sie morgen vielleicht anders aussah. Sie war die Weberin in diesem Haus, sie webt Realität und alle glauben sie. Sie trug ein schwarzes Gewand, das sie teils zerschlissen über den Boden zog. Die roten Haare, einst ein Merkmal ihres Geburtshauses derer Rothaar, waren immer noch geflochten und doch wirkte es als hätten sie schon lange keinen Kamm er gesehen. Sie waren jetzt nicht unpflegt in dem Sinne, aber lange hatte sie wohl die Flechtung nicht erneuert. Sie wirkte ein wenig.. zerfranzt. Ihr Folgte ein stetes Flüstern, ob sie selbst dieses Flüstern erzeugte oder ob es irgendwas in ihrer Macht war, dass diese Angewohnheit hatte war unklar. Es war als folgte es ihr. Raum durch Raum.

"Sie sollte renovieren. Die Wände streichen, dann hat sie eine Aufgabe. Der Wahnsinnige würde es gutheißen, wenn sie die Räume erneuert. Wenn keine Farbe da ist, soll sie ihr Blut nehmen.. das ist ein schöner Farbton. Sie weiß doch, es ist nicht real, Schmerz und Leid, sind nur Trugschlüsse. Sie .. vertraut uns? Tut sie das? Ja.. tut sie das? Sie tut es."

Die Schwester starrt die Frau vor ihr an, während das Whispern in ihren Kopf eindrang. Sich dort ausbreitet wie eine Infektion und zu eigenen Gedanken und Ideen reift, dass sie nicht im Traume daran denkt, dass jemand anderes ihr das gesagt haben könnte. Sie nimmt das Skalpell und schneidet die Fingerkuppe ab. Jetzt war es ein roter Fleck auf dem Finger und sie beginnt zu schreiben. Mit Tränen in den Augen. Buchstabe für Buchstabe. Fingerkuppe um Fingerkuppe bis die Finger rote Kappen tragen und Buchstaben die Wände zieren. Sie ergeben keinen sinnvollen Satz. Die Frau in schwarz war weiter gegangen, durch das Portal. Tiefer in die Eingeweide des Wahnsinns hinab. Der Pfleger drückte die Mullbinde an sich, die er der Schwester gestohlen hatte. So fest an seine Brust, als wäre es die letzte Mullbinde in diesem Haus. Doch er merkte das die Schwester nun beschäftigt war und begann die Mullbinde abzuwickeln. Nur um sie von der anderen Seite wieder aufzuwickeln. Er tut es mit unglaublicher Zufriedenheit.

Irgendwo da tief in den Eingeweiden dieses Hauses wohnt sie. Schon immer. Wie ein Schatten, wie ein Schleier im Hintergrund. Das Flüstern in dem Ohr eines Verrückten.
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Clan der Vampire - Erstgeborene der Malkavianer
Sie sieht im Spiegel, der zerbricht - die Wahrheit in ganz and'rem Licht.
Sie ist die EINE, die doch Viele sind

Tochter des Orm Rothaar und Donna Rothaar - verheiratet mit Tristan Vykos
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Fenja
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#22

Beitrag: # 54217Beitrag Fenja »

Eben noch gegen die Wand gelehnt, sprang sie vor Begeisterung klatschend in ihre Hände. "Au fein, ein Familientreffen! Das wird herrlich! Mord und Blut und Leichen und Qualen!" Fenjas Augen leuchteten in einem satten Grün auf.

Vollkommen entzückt über diese Aussichten hüpfte sie mit wenigen Schritten zu Latoria hinüber und ließ sich vor ihr im Schneidersitz nieder.
"Und das alles nur wegen Dir! Ich hoffe sehr, dass Du das zu schätzen weißt, wenn Landru für Dich weit entfernte Gäste einlädt." Mit ernsthaftem Gesicht sah sie das Zitronentörtchen an und musterte es genau. "Du solltest Dich für diese Geste bedanken! Das gehört sich nämlich so für ein wohlerzogenes Weib, wie Du es bist, oder nicht?" 


Fenja strich einige ihrer wirren Strähnen aus dem Gesicht und dachte über den Namen nach, den Landru ihr genannt hatte. 
Coryla.

Sie war ihr nicht gänzlich unbekannt. Auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnte, von welcher Art Begegnung das letzte Aufeinandertreffen mit ihr gewesen war. Es waren Jahre, Jahrzehnte oder womöglich Jahrhunderte vergangen, seitdem sie Coryla zuletzt sah. Die Zeit verstrich auf unwirkliche Weise, wenn sie erstmal nicht mehr von Bedeutung war.

Es wäre also gelogen, wenn Fenja behauptete, dass die Erinnerung an die von Landru genannte klar und deutlich war. Was sie aber wusste, waren die Geschichten, die sich um sie rankten. Angeblich, so sagte man, war sie nicht bei Verstand. 


Wobei man sich an dieser Stelle die berechtigte Frage stellen konnte, von welcher Wichtigkeit der Verstand war und ob es überhaupt klug war, diesen zu behalten. Schließlich konnte ein wacher und klarer Geist eine erdrückende Belastung sein. Und wer wollte schon mit solch einem Ballast sein Leben fristen?

Fenja streckte sich nach hinten und stützte sich auf ihren Armen ab. Ihren Kopf drehte sie zunächst in diese, dann in die andere Richtung, bis sie die Silhouette ihres Bruder erkennen konnte. "Madrigan! Er ist so ein netter und abwechslungsreicher Zeitgenosse. Wenn auch leider etwas geizig mit seinen Hüten!" Nachdenklich zog sie ihre Nase kraus und verengte ihre Augen. "Wie könnte ich meinem Lordregenten einen Wunsch abschlagen?" Ein zuckersüßes, wenn auch gänzlich liebloses, Lächeln zog sich bis zu ihren Augen hinauf. 

Aus ihrer Sicht war es weniger ein Wunsch, als ein unterschwelliger Befehl. Auch wenn sein Tonfall nicht davon zeugte, sie wusste um die Rangordnung, die nicht nur im Clan, sondern auch in der Welt der ewig Lebenden ein jeder von ihnen einzunehmen hatte. Mochte man sich selbst noch so hochtrabend darstellen und einer angeblichen Vergangenheit und Taten prahlen, das Blut log nicht und erzählte genau, wer man tatsächlich war. 


"Ob Madrigan mich einfach so und ohne Schwierigkeiten vorlässt, weiß ich allerdings nicht. Man sagt, sein Interesse gilt eher jenen, die sich für einen der Götter hingeben, die so viel versprechen und doch nichts halten." Ein zierliches Schmunzeln erschient auf ihren Lippen. Wen sollte es wundern, dass die Seraphen irgendwann dem Wahnsinn anheim fielen, wenn man die Enttäuschung bedachte, derer sie sich stellen mussten. Gaben sie schließlich ihr Leben für unsichtbare Hirngespinster.

Ihr Gott hingegen, jener der Vampire, war für sie nicht nur Vollkommen, sondern noch dazu real und greifbar. Natürlich gab es trotzdem viele im Clan, die den ach so angehimmelten Göttern ein Schnippchen schlugen und sich etwas von deren Macht stahlen, um mit den Schwingen wiedergeboren zu werden. Fenja aber hatte sich dagegen entschieden. Nicht nur aus eigener Überzeugung, sondern auch, weil dieses Gefieder wahrscheinlich einen enormen Pflegeaufwand bedurfte.


"Aber wen es keinen Einlass gibt, werde ich ihn mir verschaffen." Fenja kannte Madrigan. Woher? Das blieb vorerst ihr Geheimnis. Außerdem war sie nur ein Besucher und hatte nicht vor, das Irrenhaus zu ihrem ständigen zu Hause zu machen. Es würde also einen Weg geben, Coryla die "Einladung" zu überbringen.

Belustigt zwinkerte sie Landru zu, löste sich aus ihrem Schneidersitz und drehte sich ihm, immer noch sitzend, zu.
"Was mich aber viel mehr interessiert: Warum soll ausgerechnet ich zu Madrigan und Coryla? Hältst Du mich etwa genauso verrückt, wie die beiden es sind?" In ihrer Stimme schwang gespielte Empörung mit, während sie ihn mit tadelnder Miene betrachtete. 
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#23

Beitrag: # 54237Beitrag Latoria »

Wie recht der Drache doch hatte. Ein Tier in Ketten barg keine Gefahr, doch schürte Gefangenschaft in jedem Geschöpf den Wunsch nach Vergeltung, sobald es die Freiheit erlangen würde. Ganz tief im Inneren. Sogar die liebreizend reinsten und unschuldigsten Seelen würden es nicht abstreiten können, auch wenn es einen kleinen düsteren Makel bedeutete.

Latoria erwehrte sich nicht einmal dagegen, es zu zeigen. Die Dunkelheit in ihren Augen funkelte gefährlich auf, während sie ihre befreite Hand zu ihrem Kinn führte, um die kleine befremdliche Schändung ihres Körpers durch die Deformierung ihres Kiefers zu ertasten. Es unangenehmes Ziehen, das langsam heilte, während sie den Drachen nach außen hin unbeeindruckt ansah.

Folter und Marter hatte sie oft gespürt. Schmerz und Hunger, die sie hatten leiden lassen, bis sie sich entschlossen hatte, diesen zu genießen. Manch einer nannte es Wahnsinn. Sie jedoch hatte es stärker gemacht. In jeder Hinsicht hatte die Qual sie geformt bis hin zu einer Königin und Kriegsherrin.

„Coryla? Wie nett.“ Bemerkte sie kühl lächelnd, während ihre Augen zu dem Klirren der Schellen wanderte, welche sich nach und nach öffneten. Freiheit. Sie war so nah und doch spürte sie das leise Wispern in ihrem Geist, in ihrem Blut, welches sie bei jedem Blick auf den Hals des Regenten ermahnte und die lüsternen Funken der Vorstellung, ihm die Kehle gnadenlos aufzureißen, mit mahnendem Raunen begegnete. So sündig. So erfüllend... ~Es wäre Unrecht~

Kurz schnaubte Latoria nur unwirsch, als sie ihre Finger langsam an das Handgelenk ihrer zweiten befreiten Hand führte und es ein wenig massierte. Eine beinahe menschliche Geste, welche durch ihr Zutun selbst nicht sonderlich viel ausrichtete. Mit leicht gerümpfter Nase sah sie von Landru zu der entzückenden Lumpenprinzessin. Ihr Bruder war von ihrem Blut. Nun gut, aber die Königstochter würde sicherlich eine adäquater sündige Erfüllung bieten, bevor sie sich an der Herrin des Wahnsinns widmen würde.

„Ein Familientreffen, um mich zu brechen? Ohhh..."  Ein dunkles Glitzern schimmerte unheilvoll in ihren Augen auf. „Wie nett.“ 
War es doch beinahe ein Kompliment, dass sie sich alle nur um ihretwillen versammeln wollten. Jedoch war die Herrin des Wahnsinns schon einmal angekündigt worden. Latoria erinnerte sich sehr wohl daran. Doch gekommen war niemand.


„Ich hoffe, du versüßt mir die Wartezeit dieses Mal mit etwas Unterhaltsameren als Wassertropfen und Rattenblut.“
Hach wäre es nur zu Zeiten des Hochlords so einfach gewesen, sie alle so leicht und offen zusammenzurufen. Es wäre ein Fest geworden, bei dem sie sich ohne mit der Wimper zu zucken hingebungsvoll geopfert hätte. Nun jedoch war es nur ein unmenschlicher Durst nach Blut und Rache, der sie trieb und den ein seidener Faden allein davon abhielt, im nächsten Moment aus ihr herauszubrechen.

 
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Würdest du für mich sterben? ... Nein, das wäre zu einfach. Würdest du für mich leben?
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Verlangen wird zu Hingabe, Hingabe wird zu Macht... und sie gab sich ihm - dem Wahnsinn- hin
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#24

Beitrag: # 54239Beitrag Landru »

Natürlich war das Risiko da, dass sie nicht will. Auch er hatte Grenzen die er nicht überschreiten sollte. Im Gegensatz zu Latoria genoss Coryla den Schutz des Clans und ihr etwas aufzuzwingen stand ihm nur bedingt zu. Ihre Reaktionen waren dabei leider ziemlich unberechenbar, weswegen er oft einfach darauf verzichtete den Wahnsinn der Erstgeborenen Mondkinder herauszufordern. Es wäre töricht und selbst Vater würde ihm vermutlich ein wissendes Lächeln schenken gepaart mit einem Tadelnden Blick, welcher sagte: Du hättest es wissen müssen. Er weiß es. Es war keine Option. "Ich kenne einen Weg ins Haus.. ohne den Eingang zu nutzen. Du kommst dann direkte zu ihrem Domizil. Keine Umwege, allerdings.. " Er sprach nicht weiter.

Der Blick legte sich auf Latoria. "Du siehst schlimm aus meine Liebe.. ich schicke dir meinen Vasallen, der dir was schönes zum Anziehen zaubert." Sie hatte zwei gelöste Fesseln, es wäre nicht sicher einen Ghul oder Menschen in die Nähe von ihr zu schicken, aber tatsächlich war es ihm egal. Wenn sie Islaf tötete.. holte er sich eben einen neuen Vasallen. Islaf hatte noch nicht genug getan, um eine gewisse Wertigkeit zu erlangen. Er war ein Feigling, ein durchschnittlicher Mann, der nur in seinem Handwerk wirklich gut war. Je nachdem was Latoria übrig ließ, wird er vielleicht einen zweiten Jardon schaffen. Aus den Überresten.. es wurde nichts vergeudet, nicht mal die Hüllen und das Fleisch der Opfer.

"Komm Fenja.. ich möchte dir was zeigen." Womit Latoria einfach einen Moment für sich ließ und dem Gefangenen in der Zelle am Rande des Flures. Sie kennt das ja schon. Die Einsamkeit und das alle Geräusche nochmal viel intensiver wirken. Landru schickte eine Nachricht an den Schneider. Er wird sicher auch schnell hier sein, es gab Möglichkeiten die Landru ihm gewährte direkt zu kommen. Das verkürzte es ein wenig, aber warten musste man trotzdem eine Weile.

Landru würde Fenja durch die unzähligen Gänge führen bis zu dem Raum den Coryla für sich beansprucht hatte. Er beantwortete ihre Frage unterwegs. "Weil ich glaube das sie dir wenigsten zuhört. Wir sind nicht mehr viele Fenja. Manche schlafen sehr lange und andere haben die Zeit der Starre nicht überlebt, oder die Nachwirkungen des Krieges. Manche sind einfach verschollen. Ich möchte gewappnet sein. Denn wir haben den Hochlord nie besiegt, wir haben ihn nie getötet und solange er lebt, ist er eine Gefahr. Sie ist unsere einzige Verbindung und die Stärkste zu gleich. Wir müssen nur ihre Abhängigkeit umkehren." Er offenbarte einen Teil seines Denkens und vielleicht war da auch der ersehnte Grund, denn sie suchte, warum Landru das tat. "Wir haben einmal den Fehler gemacht, darauf zu vertrauen, dass unsere Feinde nicht wiederkehren. Dieses Mal werde ich nicht darauf warten das sie uns überraschen und schaden, sondern mich vorbereiten für den Erstschlag der vielleicht nie kommt. Latoria wird auf kurz oder lang daran komplett zerbrechen. Kein Verstand hält ewig Indokrinationen stand. Meine wird auch nicht besser als die ihres Hochlords. Aber ich muss seine überschreiben sozusagen und das wird schwierig. Ich brauche jemanden der eine Rahmenrealität schaffen kann in der ich ihr alles antun kann ohne das sie wirklich Schaden nimmt. Sie ist überzeugt ich kann ihr nicht weh tun, sie irrt sich." Er machte eine Pause als sie vor dem Raum angekommen waren. "Coryla und ich haben keine gute .. mh.. Bindung. Sie gehorcht und dient dem Clan, aber mich scheint sie nicht sonderlich zu mögen. Ich weiß  nicht warum, vielleicht weiß sie selbst es nicht mal. Aber du.. ich glaube sie hat keine Vorbehalte gegen dich."

Dann standen sie vor der Kammer. Coryla war lange nicht hier gewesen. Das sah man auch und sie hatte nie einen Vasallen der sich darum kümmerte. Der Raum war staubig und in die Jahre gekommen. Doch am Rand des Raumes, der dunkel und voller Geheimnisse zu sein schien, stand etwas großes. "Da ist es." Er zog das Laken von dem Gegenstand und gab einen.. wunderschönen handgearbeiteten Spiegel preis. Er war intakt und nicht erblindet, wie die Zeit es vermuten ließ. Der Rahmen aus dunklem Holz und kunstvoll geschnitzt. Es gab Inschriften am Rahmen, die den Spiegel einfassten. Er war riesig. Seine Oberfläche kristallklar und zeigte den Raum hinter ihnen.

Doch etwas war falsch. Ganz falsch.

Sie waren beide nicht zu sehen. Es war der Raum zu sehen, sogar der Staub, aber sie beide hatten hier kein Spiegelbild und das nicht weil sie untot waren. "Es ist kein einfacher Spiegel soweit weiß ich es. Es ist ein Portal. Eine Tür. So kommt sie her.. und so kann man zu ihr hin. Sie hat nur nie jemanden gesagt wie es funktioniert." Er strich über die feinen Schnitzereien. "Ich bin mir sicher, dass du eventuell herausfindest wie man diese Tür aktiviert. Dann hast du deinen kurzen Weg zu ihr. Mitten ins Herz ihrer Welt." Klang wundervoll und ein kleines Rätsel wird Fenja sicher nicht davon abhalten, vielleicht findet sie es sogar unterhaltsam.
 
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Latoria
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#25

Beitrag: # 54248Beitrag Latoria »

Er ging, der Drache. Sie folgte ihm, die Lumpenprinzessin. Da war sie wieder allein. Sie konnte die Schritte hören. Raubtierhafte Schritte, welche so leise waren, dass ein sterbliches Gehör sie nicht wahrzunehmen wusste. Doch sie war eine Jägerin und sie hatte Hunger. Ein dunkles unheilvolles Glänzen umspielte ihre Augen, während sie beiläufig auf die Ketten sah, die sie noch immer an das alte Gemäuer banden und davon abhielten sich an königlichem Blut satt zu trinken. Ließen die beiden sie wahrhaftig allein? Hier unten, wo vielleicht sogar der König selbst ruhte?

Die Schritte waren verhallt, aber noch immer konnte sie Geräusche hören. Ein aufgebrachtes Staccato. Flatterhaft und dennoch wie ein Trommelwirbel. Eine Komposition, welche untermalt wurde von einem Duft aus Verzweiflung und Angst, welche ihre Nasenspitze aufgebracht tanzen ließ. Da war Leben. Ein kleines verschrecktes Vögelchen, welches allein im dunklen Käfig saß. Eiskalt lächelnd ließ sie ihren Kopf in den Nacken fahren, um ihre verspannten Muskeln und Sehnen zu dehnen, um mit einem einzigen Zerren die Ketten zu zerreißen.

"Wie unschön.", flüsterte sie leise, während sie die Schelle an ihrem Handgelenk betrachtete, dessen Kette leise klirrte. "Wir arbeiten daran. An Form an Farbe." Worte, die nur ein leises Wispern und nicht mehr als eine gedankliche Notiz für sich selbst waren. Ihre langen knochigen Finger lösten die Ketten an ihrem Fuß, während sie dem zittrigen Pulsieren lauschte. Eine sinnliche Melodie, die nichts von einem Wassertropfen hatte, sondern wie ein klarer brechender Wasserfall für einen verdursteten klang.

Mit ihren Fingerspitzen löste sie die Schelle an ihrem Handgelenk. Ein unschönes Accessoire, aber sie würde ihrem Bruder noch einen gewissen Stil beibringen.
~Kleiner Vogel, ich höre dich... So lieblich und laut singst nur für mich.~
Es war nur ein Flüstern, unter dem sie sich in einer fließenden Bewegung von der Pritsche erhob und sich aufrichtete. Das verfilzte Haar glitt strähnig und matt über ihre Schultern hinweg und schlängelte sich um ihre von Staub und Blut benetzten Züge. Langsam nur bewegte sie sich auf das Leben zu, neugierig, lauernd. Hungrig und sadistisch bewegte sie sich in der Dunkelheit auf das ängstliche Vögelchen zu.

Warm pulsierte das Blut in dessen Adern. Ein magisches Rauschen voller Sünde und Leben. Ob das Vögelchen seinen Schatten spürte. Die kühle Präsenz in seinem Nacken? Er war so erstarrt, als hätte man ihn eingefroren. Berührungslos fuhr ihre Hand über seinen Hals hinweg, nur um den lockenden Geruch zu erfassen, der von ihr Besitz ergriff.

"Erschreck Dich nicht... ", säuselte sie leise an sein Ohr, während sie hinter ihm stand, Ihr Blick folgte der Spur, welche ihre Finger zogen, ohne die hitzige Haut des Mannes zu berühren. Wie betörend Hoffnungslosigkeit doch duftete. Das Pulsieren der Ader war nicht zu übersehen. Es rief sie.

„Halt einfach ganz still.“ , hauchte sie fasziniert, als ihr scharfkantiger Fingernagel sich langsam an die dünne Haut seines Halses legte und ihn genüsslich in seinem Fleisch versenkte. „Denn wenn du läufst, werde ich dich kriegen und dann wird es weniger angenehm werden.“

Wollte sie es provozieren oder war sie nachlässig? Panisch riss Lorren sich los und rannte. Unter einem lauten scheppern der Gittertür wählte er den Weg, der ihn noch tiefer in den Abgrund führen sollte. Was für ein Narr!

Hatte er denn nicht zugehört, dieses kleine dumme Rotkehlchen? Sie hatte ihn doch gewarnt. Liebevoll und aufrichtig. Eine solche Reaktion forderte geradezu unmittelbare Folgen. So war das Leben nun mal. Nicht wahr?

„Ich kann dich hören…“, säuselte sie in die Dunkelheit, während Lorrens Angst unüberhörbar pulsierte. Latoria musste sich nicht beeilen, um ihn zu finden. Im Gegenteil. Jede Sekunde, die sie ihm in panischer Angst vergönnte, versüßte nur das Vergnügen.

„Das war weder nett noch besonders klug, das weisst du.“ Ihre Stimme war ein kokettierendes Säuseln. Verführerisch und gefährlich zugleich hallte es von überall her an den Wänden wider Sie selbst folgte nur seinem Geruch. Dem Leben, das aus ihm heraus sickerte.

Es war viel zu einfach seiner Fährte zu folgen. Ein Kinderspiel und doch war es das, was sie wollte. Die Perfektion aus Angst und Hoffnung, die alles so viel süßer machte, während er immer weiter in die Tiefen der Katakomben flüchtete. Er glaubte tatsächlich einen Ausweg zu finden. Eine Illusion, die zu entzückend war und doch konnte sich Latoria nicht zurückhalten. „Ich habe dich gewarnt…“

Es war nur ein Luftzug, den er spüren sollte, ehe sie ihn von hinten packte und an die Mauer stieß. Gnadenlos und ohne besondere Raffinesse. Eiskalt trieb sie ihre Fänge in seinen Hals, sodass der süße Schwall seines frischen Blutes sich in ihrem Mund ergoss.

Stunden später saß sie in ihrer Zelle. Beinahe als wäre nichts geschehen. Das hübsche Kleid, das Landru ihr angezogen hatte, war voller Blut. So wie sie selbst. Es war eine dekadente Verschwendung. Aber dieser dumme Bauerntölpel hatte es nicht anders gewollt. Er hatte die Wahl gehabt. Vermutlich. Vielleicht auch nicht, aber wer will sich mit kleinkarierten Eventualitäten auseinandersetzen, wenn es sowieso nicht länger von Relevanz war. Es war kaum mehr als ein Haufen fleischliche Masse geblieben.

Aber wer nicht hören will, muss fühlen.. muss sterben..  

Lächelnd hielt sie eine Bürste in der Hand und Strich damit den Filz aus dem dunklen Haar heraus, sodass es immer mehr zu neuem Glanz erwachte. Woher sie die Bürste hatte? Oh es gab so unendlich viele Räume und einige waren einst von wahren Erhabenheiten erfüllt gewesen, welche in diesem Moment wohl kaum ihre Bürste vermissen würden. Nein, der Drache hatte sie wissen lassen, dass sie schlimm aussah. Er ließ sogar nach einem Schneider schicken.

Entzückend, machte er sich auf einmal tatsächlich etwas aus ihr? Waren ihm Äußerlichkeiten wichtig geworden? Leise summend hielt sie eine Strähne in der Hand, während ihre andere die Bürste durch das Haar gleiten ließ und lächelte.

Oder hatte ihr Bruder Bedenken, dass der Hochlord zurückkehren könnte und ihn dafür bluten lassen würde? Oh das würde er mit Sicherheit.

Leicht nur fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sie hatte sein Drachenblut gekostet. Eine böse Falle. Köstlich, aber umso perfider und verachtenswert, da sie ihm machtlos ausgeliefert gewesen war. Ketten die sie davon abhielten sich zu rächen und sich an dem berauschenden Blut des Drachen satt zutrinken, bis seine Macht sich mit ihrer vereinte.

Es gab viele Wege der Genugtuung. Andere Wege, der Erfüllung. Wege die umständlich waren. Nicht immer konnte man sofort und mit brachialer Gewalt all seine Ziele erreichen. Nein. sie musste in ihrer Position vorerst bedacht und klug agieren. Doch je mehr Zeit sie sich nahm, umso tiefer könnte sie mitten in das kalte Herz hineinschlagen. Kalt funkelten ihre Augen auf, als sie sich eine Strähne mit der Bürste ausriss. Verdammter Knoten!
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Würdest du für mich sterben? ... Nein, das wäre zu einfach. Würdest du für mich leben?
Du solltest diesen Eid auf keinen Fall unbedacht leisten... ~ Seine Worte an ihrem Ohr - Ja, sie wollte es - für ihn allein ~

Verlangen wird zu Hingabe, Hingabe wird zu Macht... und sie gab sich ihm - dem Wahnsinn- hin
Castiel & Latoria
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