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Lorena
Schmied / Schmiedin
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Registriert: Do 16. Dez 2021, 17:03

#26

Beitrag: # 53388Beitrag Lorena »

In der Waldhütte

Sobald sie ihrem Unmut über das eigenmächtige Verhalten des Dunkelmagiers geäußert hatte, gewährte sie sich selbst einen Moment, um ihr Temperament zu zügeln.
Es würde niemandem nutzen, wenn sie nun auch vollkommen überstützt und kopflos agierte.


Inzwischen waren Wochen vergangen, seitdem die Bognerin diesen Jahrhunderte alten Fluch auf sich gezogen hatte. Und auch, wenn jene sich bemühte, zu verbergen,
was sie gezeichnet hatte, konnte sie die dunkle Magie, die bereits damals im Tempel allgegenwärtig gewesen war, nicht unterdrücken. Dies mag wohl, neben einem zu
diesem Zeitpunkt sehr fragilen Band des Vertrauens, ein weiterer Grund dafür gewesen sein, dass Lorena seinerzeit Kenna hinterherspioniert hatte.


Ob dies nun ein glücklicher Umstand gewesen war, sei mal dahingestellt. Doch andernfalls hätte sie erst in der vergangenen Nacht, bei einem Vieraugengespräch mit
Adrian erfahren, was hier gerade vor sich ging. So hingegen konnte sie die letzten Wochen nutzen, um auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. In unzähligen
Werken längst vergessener Zeit hatte sie nach Antworten gesucht. Gerade das Buch, dessen Zwilling der Bognerin einen weiteren Fluch eingehandelt hatte, konnte
ihr viele Informationen liefern, die ihnen nun womöglich zu Gute kommen könnten.


Noch Stunden zuvor vertrat Adrian die Ansicht, dass sie nur gemeinsam gegen den Fluch ankommen würden. Freya und sie selbst sollten ihm zur Seite stehen,
um dem Fluch Einhalt zu gebieten. Was in der Zwischenzeit geschehen war und dafür gesorgt hatte, dass sich der Magier umentschieden hatte, konnte sie jedoch
nicht benennen.


Im Augenblick war das wieso, weshalb und warum wohl auch eher zweitrangig. Entscheidend war nun, dass sie unverzüglich etwas unternahmen, denn sonst würde die
Finsternis sich sicher ihrer Seelen bemächtigen. Ein jeder von ihnen trug zahlreiche Schatten auf seiner Seele, mit denen sich die Verderbtheit und Finsternis nähren
konnte. Artefakte der Vergangenheit, die auch in der Gegenwart noch einflussreich genug waren, um das eigene Verhalten im gewissen Maße zu lenken oder die Sinne
zu manipulieren.


Und der Fluch war ein listiger Gegner. Bereits seit unzähligen Generationen nistete er sich mit einschmeichelnder oder wie in diesem Fall grausamer und quallvoller
Stimme in den Köpfen seiner Widersacher ein. Er war ein Meister der Manipulation. Je nachdem worauf sein Gegenüber ansprach, versprach er einem Macht und
suggerierte Kooperationsbereitschaft oder aber er forderte einen zu einem Kampf auf Leben und Tot heraus. Von Zeit zu Zeit machte er sich jedoch auch einen Spaß
daraus, seinem Gegenüber das Gefühl zu vermitteln, dass er unterlegen sei. Doch sobald er nur den Hauch einer Schwäche fand und sei es ein noch so kleiner Seelensplitter,
der einen zaudern ließ, nutze er besagte Schwäche, stürzte seinen Gegner ins Chaos und bemächtigte sich so seiner Seele.


Wenn sie sich nun also genau umsah und die Situation analysierte, schien sich die Geschichte zu wiederholen. In Kenna hatte der Fluch einen Wirt gefunden, an dem er
sich über Wochen nähren und stärken konnte. Auch wenn es der Bognerin nach außen hin nicht an Selbstbewusstsein mangelte, auch sie trug Narben auf ihrer Seele.
Zumindest im Moment sah es so aus, als ob sie der Versuchung, sich dem Nichts hinzugeben, nachgeben würde, sie schien nur noch eine Hülle ihrer selbst zu sein.


Adrian hingegen hatte den Fluch herausgefordert, ihn bei seiner Ehre gepackt, was wiederum dazu führte, dass sein Gegner mit ihm spielte. Nach einem langen und
unerbittlichen Kampf, der sowohl von dem Magier als auch der fleischlichen Hülle des Fluchs einen Tribut gefordert hatte,  gaukelte er Adrian vor, dass sie fair
verhandelten und er sich fügen würde.
Doch so einfach würde er sich wohl nicht in einen kleinen Edelstein bannen lassen. Seit je her gierte der Fluch nach einem
bedeutenden Gefäß, nach Macht und Einfluss.
So war es wohl auch kein Wunder, dass er sich nun von Kenna löste und sich scheinbar der Macht von Freya unterwarf. Sie als Schlüssel der dunklen Prophezeiung könnte
ihn einen bedeuteten Schritt näherbringen, die Welt in Verdammnis und Chaos zu stürzen. 

-Verdammt warum hatte sie das nicht eher erkannt?-


Nicht mehr lange und die angestaute Energie im Raum würde sich explosionsartig entladen, der Fluch würde sich in einem Moment der Unachtsamkeit ohne mit der Wimper
zu zucken des nächsten Wirts bemächtigen. Das durfte aber nicht Freya sein. Sie war zu wichtig.


Daher kanalisierte nun auch die Eismagierin all ihre Kräfte und versuchte die Aufmerksamkeit des Fluchs auf sich zu ziehen. Mit Hilfe ihrer Magie würde sie einen Zauber
einsetzten, der sie ihrerseits viel Kraft berauben würde. Sie wollte die Szenerie für einen Moment zum Erliegen bringen, sie regelrecht einfrieren. Zudem ließ sie auch ihren
mentalen Schild sinken. Normalerweise schützte er sie vor eben jener Manipulation, von der sich der Fluch unter anderem nährte, doch sie musste als Ziel interessanter
werden, als es das Kind momentan war.


Ereignisse der vergangenen Wochen, die sie innerlich noch weiter hatten erkalten lassen, waren der perfekte Nährboden für den Fluch. So bot sie den perfekten Köder.
Sollte die Dunkelheit sie durch und durch erfassen und durchdringen. Es verschaffte den Anderen Zeit und hoffentlich auch einen entscheidenden Vorteil, mit dem sie es
möglicherweise doch schaffen würden den Fluch an den dunklen Stein zu binden. In dem Moment als sie ihren Zauber wirkte und außer ihr alles kurzzeitig zu Stillstand kam,
drängte sie sich also vor Freya, damit wenigstens sie der Dunkelheit entgehen würde. Was passieren würde, sobald alle aus ihrer Starre erwachten, konnte sie nun zwar nicht
mehr beeinflussen, doch vertraute sie darauf, dass die anderen schon das Richtige tun würden.

 

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❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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Kenna de Vil
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#27

Beitrag: # 53390Beitrag Kenna de Vil »

Auf der Ebene des Nichts

Kenna hörte zwar die Stimmen, doch sie schaffte es nicht den Nebel zur Außenwelt zu durchschreiten. Sie bot immer wieder ihre ganze Konzentration auf, doch wenn sie dachte kurz vor dem Durchbruch zu stehen, schien irgendetwas sie wieder zurückzuziehen.

Sobald sie ihren Geist entspannte, um neue Kraft für einen weiteren Versuch zu sammeln, bildete sich um sie herum wieder jene Vision von der Lichtung. Die Vision, welche ihr Serajas Fluch ins Unterbewusstsein gepflanzt hatte. Doch diesmal schien irgendetwas anders zu sein.

Aus der undurchdringlichen Schwärze zeichneten sich nach und nach die Äste der Bäume ab, dann ihre Feuerstelle, über welcher noch der aufgespießte kleine Hase briet. Daneben die Tasche, auf der das Buch ruhte, auf dessen Einband deutlich das Symbol des siebenzackigen Sterns und dem Auge zu sehen war. Ringsum der Schnee, der die Landschaft glitzernd bedeckte, bis auf den schmalen Kreis um die warme Feuerstelle herum.

Die Jägerin wollte sich gerade am Feuer niederlassen, während die Dämmerung hereinbrach. Obgleich sie den Ablauf bereits vielfach durchlebt hatte, war es bisher immer gleich abgelaufen.

Doch bevor die rüpelhaften Kerle sie überwältigen konnten - wie sonst - schlang sich ein starker Arm von hinten um ihre Taille. Eine große Männerhand legte sich unerbittlich über ihren Mund, auf das sie keinen Laut von sich gebe. Als sie protestieren und sich befreien wollte, wurde sie sich der Präsenz in ihrem Rücken nur allzu deutlich bewusst. So ließ sie es zu, dass seine Schatten sich um sie legten und er sie rückwärts mit sich zwischen die Bäume zog. Der warme Atem dicht an ihrem Ohr, die geflüsterten Worte, ließen Augenblicklich ihren Widerstand, der eben in ihr Aufwallen wollte, erliegen und sie fügte sich anstandslos. Worte die eigentlich nur in ihren Verstand eingeflüstert wurden und sich nun hier in der Vision manifestierten.

Schweigend verfolgten sie gemeinsam aus der Deckung heraus, wie die Männer die Lichtung betraten. Mit grimmigen Mienen sondierten jene das verlassene Lager, griffen sich den knusprig gebratenen Hasen von der Feuerstelle, bissen mit den ihnen verbliebenen Zähnen in das saftige Fleisch, um die Reste davon achtlos wegzuwerfen.

Zornig darüber, dass sie offenbar nicht das fanden, was sie suchten, verwüsteten die Plünderer mutwillig das Lager und verteilten sich anschließend im Gelände, um sie aufzuspüren. Glücklicherweise waren sie nicht sehr gut darin. So verbargen Adrians Schatten sie beide vor deren Augen, sodass - obwohl einer der Männer so dicht an ihnen vorbeistreifte, dass sie seinen fauligen Gestank riechen konnten - dieser sie nicht bemerkte.

Kenna war bewusst, dass all dies nicht real war, dass sie immer noch Teil einer wiederkehrenden Vision war. Doch hatte Adrian es irgendwie geschafft diesen Fluch zu durchbrechen, während da draußen ein sehr realer Fluch die Herrschaft über sie an sich gerissen hatte. Er war hier, um ihr den Weg zurück zu zeigen und sie war mehr als bereit, ihm zu folgen.



Zeitgleich in der Waldhütte

Für ein paar Herzschläge geschah gar nichts, doch dann schien alles regelrecht gleichzeitig oder zumindest in Sekundenbruchteilen zu geschehen. Grade noch hatte Adrian die Formel gesprochen, um die Macht in den Diamanten zu zwingen, als sich die Ereignisse förmlich überschlugen.

Ein Ausdruck den man gleichermaßen als Verwunderung und Überraschung deuten konnte, ließ Kennas Kopf sich leicht schräg legen und die schwarzen Augäpfel hefteten sich in ihrer verheißungsvollen Grausamkeit auf Freya, die hinter Lorena den Raum betreten hatte.

Kennas schwarzglänzende Federn spreizten sich leicht, als ein Zittern sie durchfuhr.
Metallischer Geruch mischte sich unter den Dunst des Brandes. Die schreie Hunderter waren zu hören, als die alte Macht die Toten anrief.

„Es sind Jahrhunderte vergangen und ihr wisst noch immer gar nichts!“ die Stimme hallte nun in den Köpfen aller Anwesenden wider, Geräusche, wie wenn blanker Stahl über Stein kratzte und doch formten sich die Worte unmissverständlich.

Doch war es zu spät. „Du…“ der Moment des gegenseitigen Erkennens von Schlüssel und Instrument, widergespiegelt in nur einem einzigen Wort und schon bündelte sich die Lichtmagie und ließ ein wildes Muster aus pulsierender Helligkeit über die Wände tanzen. Die dunklen Augen kniffen sich schützend zusammen und sog zugleich weitere Kraft aus den Schatten Adrians, die sie immer noch umfangen hielten. Schlangengleich und ebenso züngelnd wie die bleckenden Flammen um sie herum.
Die Hände der Bognerin vollführten eine Drehung und bündelten die eigene Kraft, gepaart mit Adrians, um obendrein die auf sich gerichtete Lichtmagie zu absorbieren und zurückzuschleudern.

Mit einem Mal sank die Temperatur im Raum merklich ab und alles erstarrte grotesk. Lorena trat zwischen die Heranwachsende und die uralte Macht. Ohne zu zögern und ohne auch nur einen Gedanken an die eigene Gefahr zu verschwenden. Der Blickkontakt wurde augenblicklich unterbrochen.

Die reine Magie des Schlüssels, er hatte sie durchaus erkannt. Eine Macht, die der seinen eines Tages ebenbürtig sein würde. Wenn er ihr Blut bekommen könnte… die Gier ließ den Dolch in seinem steinernen Gefängnis regelrecht erbeben.

Die Bognerin war nicht länger von Nutzen für ihn, ihr Gefäß nahezu verbraucht. Der Dunkelmagier hingegen war stärker als gedacht und beinahe hätte er sich an ihn gebunden. Aber nun hatte sich eine noch bessere Option aufgetan. Der Schlüssel. Noch nicht zur Gänze herangereift und doch schon so verlockend und lenkbar für ihn.

Gerade als sich der Fluch von Kenna lösen und die magische Brücke zu Freya beschreiten wollte und Lorena sich ihm in den Weg stellte, zuckte ein schillernder Blitz durch ein Loch im Dach, welches die schwarzen magischen Flammen der Verderbtheit hineingebrannt hatten.

Der Blitz traf die Bognerin und schleuderte die alte Macht regelrecht aus ihr heraus.
Kennas Körper bäumte sich auf. Deutlich traten die schwarzen Adern an ihr hervor und sie spreizte die Arme seitlich ab, schien kurzzeitig ein paar Zentimeter über dem Boden zu schweben, den Kopf in den Nacken gelegt. Ein gellender Schrei entsprang ihrer Kehle, eine Ausgeburt der Qual, ein menschlicher Laut, die der Fluch diesmal nicht in den Köpfen hervorrief, sondern ganz real weithin hörbar war. Es schien ganz so, als hielt sie der uralten Macht, der Magie die auf sie wirkte und der magischen Naturgewalt nicht länger stand und spie jene aus sich heraus.

Das Leuchten brach überall durch ihre Haut, dort wo eben noch die dunklen Adern pulsierten, bildeten sich feine Risse, die immer weiter wurden und schließlich alles überstrahlten. Die schwarzen Flammen, die eben noch alles um sie herum verschlungen hatten, erloschen im Angesicht der Macht des Lichts.

Gleißende Helligkeit tilgte mit einem Mal alle Schwärze, alle Schatten und jene magischen Flammen die die beseelte fleischliche Hülle Kennas eingehüllt hatten, aus der Waldhütte. Rußgeschwärzt ragten die Dachbohlen in den Himmel und gaben den Blick frei auf den nun klaren Nachthimmel und die funkelnden Sterne, ehe eine gewaltige Druckwelle sie alle vier zu Boden werfen sollte.

Unvermittelt trat absolute Stille ein, das Licht erstarb in derselben Sekunde und Finsternis senkte sich über die Szenerie, lediglich die Gestirne des Himmels spendeten schemenhafte Umrisse. Nicht einmal die Geräusche des Waldes oder des Windes waren noch zu vernehmen und auch die Armee der Toten hatte es nicht geschafft sich zu erheben.

Anstelle der ‚Stimme‘ des Dolches in Adrians Kopf, trat ein winziges Pochen. Langsamer und schwächer als sein eigener Herzschlag, doch es war da. Der Diamant in seiner Faust festumschlossen, hatte ihm tiefe Brandwunden in die Handfläche gebrannt. Als er die Hand öffnete konnte man im Inneren des Kleinods kleine Blitze sehen, die von schwarzen Schatten umspielt wurden.
„Vis obscura. Malefica potentia in lapidem concludi…“ Auch wenn Adrian den Bannzauber aufgrund des Eingreifens der beiden Magierinnen nicht hatte vollenden können, so hatte er zumindest einen Teil des Fluches in den Diamanten gebannt. Der andere Teil war ungebremst und mit voller Wucht durch die Eismagierin gefahren.



Unterdessen im Felsendom

Jener lose Stein in der Rückwand des Doms schien plötzlich zu vibrieren. Sand rieselte aus der Fuge um das Gestein. Ein leises Summen schwirrte in der Luft.

Der Dolch schien die letzte Kraft, die ihm sein Wirtskörper und Adrians schwindende Magie ihm boten, zu kanalisieren und sich zu befreien. Mit der klaren Intension nicht länger in seinem steinernen Gefängnis verborgen zu bleiben und sich den nächsten Träger zu erwählen.

Mit einem dumpfen Aufprall, welcher durch den Tempel Ogrimars hallte, viel der Stein hinter dem Altar zu Boden und ein glühender Schein war in der sonst finsteren Öffnung in der Mauer zu sehen. Aufgeregt eilten Vargus und Khoron herbei. Doch Vargus hielt den Tempeldiener geistesgegenwärtig zurück. Er kannte die alten Schriften und wusste um die Gefahr. Doch würde er alle anwesenden Gläubigen abhalten können, dem Ruf zu folgen?

Aus dem dunklen Loch, in dem der Dolch so viele Jahrhunderte gelauert hatte, floss zäh ein Rinnsal aus schwarzem Blut. Als Lorena in der Waldhütte ihre Magie gegen die Macht einsetzte gefror der Fluss plötzlich an der Tempelwand. Winzige Eiskristalle erwuchsen aus der Schwärze, wie kleine glitzernde Blumen überzogen sie die erstarrte Flüssigkeit.

Wen würde der Dolch als nächstes zeichnen und mit seiner Macht locken?
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
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Adrian
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#28

Beitrag: # 53399Beitrag Adrian »

Adrians Züge waren von Unglauben und Entsetzen gezeichnet, als er die Stimme des Mädchens vernahm. Wie zur Hölle hatte Lorena erfahren, was hier vor sich ging? War sie zudem auch noch wahnsinnig geworden, das Mädchen auch noch mit sich zu nehmen?

Freya mochte eine ungeheure Macht in sich tragen, aber sie war sich dieser nicht einmal annähernd bewusst, geschweige denn, dass sie eine Ahnung hatte, wie sie diese entfesseln oder gar beherrschen konnte. Das war absoluter Wahnsinn, sie hierher mitzubringen und sie dieser Gefahr auszusetzen, insbesondere da diese alte Macht die gleißende Aura des Mädchens zweifellos spüren konnte.

Das helle Blau von Adrians Augen wurde vollständig von der Dunkelheit eingenommen, als er Kenna weiterhin fixiert hielt. Im Zweifel musste er eine drastische Entscheidung treffen, sollte sich der Fluch entscheiden, auf das Mädchen überzugehen. Doch blieb ihm weder für ein Eingreifen noch für einen Gegenschlag Zeit.

Die unheimliche Stille, welche sich jedoch mit einem Mal über den Raum legte, nachdem Freya ihre zarte Stimme bestimmend angehoben hatte, hatte etwas Surreales.

Ohne zu zögern, griff das Mädchen nach der Dunkelheit, die im Raum umherschwebte. Ihr Zwielicht legte sich in einem düsteren Schimmern sowohl um seine Macht, als auch um die der besessenen Jägerin. Ihr Licht nährte sich nahezu gnadenlos an der Finsternis, die sowohl von seiner Magie als auch von der besessenen Jägerin ausging und wuchs mit jedem Atemzug weiter an.

Adrian selbst konnte deutlich spüren, wie seine eigenen Kräfte schwanden, doch schien die Jägerin sich bei weitem nicht so leicht in die Knie zwingen zu lassen. Die Nekromantie, welche Kenna heraufbeschwor, konnte er fast greifen. Doch fehlte ihm die Macht, sie aufzuhalten.

Fest umklammerte der Magier den kleinen unscheinbaren Stein und riskierte stattdessen mit dem letzten Funken seiner Macht, einen Zugang zu Kennas Geist zu erhalten. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie seinem Ruf folgen würde, sofern er die Barrieren durchbrechen konnte. Ein letzter Versuch, den Fluch zu vertreiben. Aber ob das so alte und verdorbene Wesen sie so einfach entkommen lassen würde, war eine andere Frage.
Instinktiv geleitet, handelte Adrian ohne weiteres Nachdenken oder gar ein Zögern. Mit gnadenloser Vehemenz umschloss er den finster aufschimmernden Stein, als er mit der anderen Hand nach der Jägerin griff. Ein dunkler Nebel schien dabei sich um seine Finger zu formen und sich um die blasse Haut der Bognerin zu legen.

Im selben Moment jedoch, da er sie zu greifen bekam, durchdrang ein markerschütterndes Krachen den Raum. Alles um ihn herum wurde unmittelbar von einem gleißendem Licht erfüllt. Nur noch ein ohrenbetäubendes Dröhnen hallte in seinem Kopf wider, als der Magier geblendet und beinahe taub davon gnadenlos zurückgeschleudert wurde. Seine Finger umschlossen im letzten Augenblick das Handgelenk Kennas mit eisernem Willen, bevor er selbst hart auf dem hölzernen Boden aufschlug, sodass es ihm die Luft nahezu aus den Lungen presste.

Umgeben von Stille und Dunkelheit mochten Sekunden oder Minuten vergangen sein, in denen lediglich der Geruch von verbranntem Holz, Schwefel und verschmortem Fleisch seine Nase durchdrang.
Abrupt hob der Magier seine Lider, als er das leise Pulsieren, das wie ein flatterndes Staccato eines Kolibris in seinem Geist hämmerte, wahrnahm. Deutlich konnte er es unter seinen Fingern spüren. Ihren Puls. Seine Augen wandten sich der Jägerin zu, welche geschwächt und benommen an seiner Seite lag. Kenna!" kam es nur wie ein Flüstern der Erkenntnis über seine Lippen. Hatten sie es also geschafft?

Er konnte die Brandwunden auf seiner Haut spüren, während sein Blick auf das schwarze Juwel glitt, um sich eine Versicherung zu verschaffen. Er war glühen heiß und zugleich eisig kalt, wie der Raum selbst, während der Stein in seinem Inneren fast lebendig zu sein schien. Von dunklen Blitzen und Lichtern durchzuckt, als würde etwas Dunkles darin toben. 

Hastig zog er ein Stück Stoff aus den Trümmern hervor und wickelte den Stein darin ein, bevor er sich Kenna erneut zuwandte. Mit geschlossenen Augen lag sie am Boden, während Schweißperlen ihre Stirn zierten und feine feuchte Strähnen ihr staubbedecktes Gesicht einrahmten. Sacht strich er über ihre Wange und fühlte noch einmal mit seinem Handrücken nach ihrem Atem. Sie lebte, stellte er erleichtert fest. 

Etwas hatte offensichtlich verhindert, dass die Jägerin getötet wurde oder Freya besessen wurde. irgendetwas, dass dafür gesorgt hatte, dass die Macht tatsächlich trotz aller Widerstände in den Stein geflohen zu sein schien. 
Freya! Verdammt, was hatte Lorena sich dabei nur gedacht, sich und erst recht das Mädchen in Gefahr zu bringen?

In Windeseile richtete Adrian sich auf. Seine schwarze Hose und sein Hemd waren von Schmutz und Splittern bedeckt, während Staub und Asche, welche durch die Druckwelle aufgewirbelt worden waren, sein Gesicht zeichneten. Angespannt durchsuchten seine Augen den chaotischen Raum, der nichts mehr mit einer Waldhütte gemein hatte, sondern eher einem Schlachtfeld glich.

„Freya? Lorena?“ Nur das Licht der Sterne und des Mondes spendeten noch Licht, während sein Blick die Dunkelheit durchforstete, um sich der Gesundheit Freyas und Lorenas zu versichern. Letztere würde sich jedoch wünschen, vom Blitz getroffen worden zu sein, wenn dem Mädchen etwas widerfahren war.
 
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-Freya-
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#29

Beitrag: # 53400Beitrag -Freya- »

Freya konnte spüren, wie ihre eigene Macht mit jedem Herzschlag wuchs und ihre Aura selbst immer deutlicher erkennbar machte. Ein Licht, welches sie umschwebte und die Dunkelheit an sich zog und sich von jener finsteren Magie nährte, um seine Kraft zu steigern.

Es war als würde die Zeit still stehen, während ihr Blick an Kenna haftete. Das Dunkel in den Augen der Jägerin, mit ihrem eigenen Blick hielt sie sich fest auf jene fixiert, während die Schlieren aus Licht und Schatten sie umgaben, wie Schleier, die sich um sie legen sollten. Das Gefühl des Rausches übermannte sie beinahe, während das leide Flüstern der geifernden finsteren Macht sie verführerisch umgarnte.

Mit aller Kraft versuchte das Mädchen sich daher auf ihr Ziel umso mehr zu konzentrieren. Ein Moment der Schwäche selbst würde sie angreifbar machen. Schon jetzt hörte sie die tobenden Schreie all jener, die die Macht niedergestreckt hatte. Eine Geräuschkulisse, die ihr auf andere Weise vertraut genug war, als dass sie weder Furcht noch Entsetzen verspürte. Aber das war sicherlich auch nicht das Ansinnen jener Macht. Eisern sah sie der Dunkelheit in die Augen, die nichts gemeinsam hatten mit jenem Blau Kennas. Die Finsternis selbst sah ihr scheinbar bis in die Seele, als wüsste sie, welch Bestimmung das Mädchen haben sollte und wozu sie bereit sein würde, wenn der Tag gekommen war.

Gerade wollte Freya ihre Macht entfesseln, um die parasitäre Macht vollständig aus Kenna zu zerren, als Lorenas Schatten sich über sie legte und jene sich zwischen er verfluchten und sie stellte.

Zum Grott nochmal! Warum tat sie das? Traute niemand ihr etwas zu? Musste jeder sie förmlich in Watte packe? Doch bevor sie Lorena anfahren und beiseite scheuchen konnte, erfüllte der Raum sich mit Kälte. Beinahe so, als würde der Winter gnadenlosen Einzug in die Hütte erhalten und alles darin in seinen eisigen Frost einhüllen. Es war als würde alles einfrieren. Nicht nur die kleinen Dunstwolken vor ihren Lippen zeugten davon, sondern auch, die Eisblumen, welche sich von Innen an die Fenster setzten. Feine Kristalle schwebten umher, bevor Freya auch nur ein Wort es Einspruchs über die Lippe bringen konnte und die Zeit selbst mit einem Mal zum Stillstand kam.

Was immer geschah oder wie viel Zeit verging, als jene Starre sie überkam, konnte das Mädchen nicht sagen. Es war jedoch ein markerschütterndes Krachen, welches in ihren Ohren widerhallte, als der Sand der Zeit für sie wieder zu rieseln begann. Wie aus dem Nichts heraus wurde Freya durch das Licht des Blitzes geblendet, sodass sie ihren Blick schützend anwenden musste, bevor eine Druckwelle sie mit vollkommener Wucht nach hinten schleuderte. Sie konnte das verbrannte Holz riechen, den schwelenden Geruch von Dunkelheit und Schwefel, doch zeichnete sich alles nur schemenhaft für das Mädchen ab.

Der Raum um sie herum wurde immer kleiner, bis er schließlich in einen kleinen Punkt zusammenfiel und alles um sie herum verschwand. Freya spürte, wie ihr Bewusstsein langsam schwand und sie sich immer weiter von der Realität entfernte. Sie konnte noch hören, wie jemand ihren Namen rief, doch es klang so fern und verzerrt, dass sie nicht sicher war, ob es wirklich existierte oder ob es nur in ihrem Kopf war.

Ihr Herz begann zu rasen und ihre Atmung wurde flach und schnell. Es war, als ob sie keine Luft mehr bekam und ihr zierlicher Körper sich weigerte, weiter vollständig zu funktionieren. So als würde er nach all dem Machtgerangel für sich eine Pause fordern. Sie spürte, wie ihr Verstand langsam aussetzte und ihre Gedanken immer verworrener wurden. Licht und Dunkelheit umspielten ihre eigene Sicht, während ohrenbetäubende Schreie aus Qual und Tod in ihren Erinnerungen tobten. Freya kämpfte gegen die Ohnmacht an, doch es war aussichtslos. Mit flatternden Lidern versuchte sie ihr Umfeld oder das Geschehen erfassen zu können. Doch ihr fehlte die Kraft. Fast tröstlich legte sich die Dunkelheit über ihre Augen hinweg und vertrieb vorerst die Schwere der Frage, ob das alles ihrem Kopf geschah oder ob sie versagt hatten.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


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Lorena
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#30

Beitrag: # 53401Beitrag Lorena »

In der Waldhütte

Das Aufeinanderprallen der Elemente musste zwangsläufig zu einem energetischen Fiasko führen, welches letzten Endes nur in einem übermächtigen
Donnerwetter gipfeln konnte. Hätte Lorena sich nicht zwischen Freya und die uralte Macht längst vergangener Zeit gestellt, wäre diese Kreatur ungebremst
in Freya eingedrungen. Ein Kind war leichter zu beeinflussen und ließ sich besser lenken, als es möglicherweise ein Erwachsener tun würde. Und es war
unbestreitbar, dass dieser Dämon mit der gewaltigen Macht, die in Freya ruhte, unvorstellbaren Schaden anrichten könnte.


Doch das Licht, welches in Freya innewohnte und die Dunkelheit, die der Fluch verkörperte waren nicht dazu bestimmt in einem Bündnis zu existieren.
Unweigerlich hätte der Fluch also alles Gute in Freya ausgelöscht und sich ungeniert an ihren Ressourcen bedient, bis von ihrer eigenen Seele nur noch ein
kläglicher Rest irgendwo in den tiefen ihrer fleischlichen Hülle existiert hätte. Nicht umsonst hatte sich diese listige Kreatur so bereitwillig Kenna entledigt
und Freya suggeriert, dass sie ihm weit überlegen war.


Nun jedoch wurde dieser heimtückische Plan durchkreuzt, denn die eisigen Zauber hatten eine Art Schutzbarriere um die anderen errichtet, an denen er
abprallen würde, sollte er versuchen ihre Seelen für sich zu beanspruchen.  Nachdem der Fluch sich also von Kenna gelöst hatte, blieb ihm lediglich Lorena oder
der kleine Stein in Adrians Hand als Zufluchtsort.

Die logische und von Lorena gewollte Konsequenz war, dass sich der Fluch ihrer bemächtigte. Denn ihre Opferbereitschaft würde unausweichlich einen Tribut von
dem Dämon fordern. Es würde seine Seele in zwei Teile zerreißen und diese ungeheure Macht massiv schwächen. Zwar würde auch ein Teil von ihm in ihr
zurückbleiben, doch dieses Opfer war sie bereit zu erbringen.


Doch anscheinend war genau dieser Umstand das Zünglein an der Waage, welches die Situation zum explodieren brachte. Durch die Spaltung der uralten
machtvollen Seele, welche mit einem ohrenbetäubenden Krachen einherging, entlud sich ein Gewitter nie gekannten Ausmaßes. Der ganze Raum wurde erst in
gleißendes Licht getränkt, bevor der verbliebene Rest des Dämons in sein seelenloses Gefängnis, dem Stein in Adrians Hand, gebannt wurde. Die Druckwelle, der sich
entladenen Energie löste die Spannung auf und hinterließ eine surreale Stille und ein heilloses Chaos aus Trümmern und Körpern, die überall im Raum verstreut lagen.


Anscheinend benötigte jeder von ihnen nach dieser aufreibenden Situation ein Weilchen, um wieder zu sich zu finden. Nur am Rande bekam Lorena mit, was in der
Hütte vor sich ging. Sie selbst war zwar bei Bewusstsein, doch nahm sie alles um sich herum nur wie eine teilnahmslose außenstehende Beobachterin war.
So war es ihr auch nicht möglich auf das Rufen von Adrian zu reagieren. Denn in ihrem inneren focht sie gerade einen ganz anderen Kampf aus.


Der Teil des Fluches, der in ihr verblieben war, würde sie zwar nicht um den Verstand bringen können und sich ihres Körpers bemächtigen, wie er es bei Kenna getan
hatte, doch konnte ihn nichts davon abhalten in ihren Gedanken zu wüten. Zielsicher fand er die tief in ihr verborgenen Seelensplitter und raute diese ohne Rücksicht
auf Verluste an. Nun da er ein Teil von ihr war, offenbarte sich ihm vieles, was sie so nie freiwillig mit jemandem teilen würde und was er durchaus rachsüchtig gegen
sie verwenden konnte. Diesen Umstand wusste die uralte Macht natürlich für sich zu nutzen und zeichnete Lorena entsprechende Bilder in den Kopf, die sie mit sich
selbst hadern ließ.


Normalerweise bot sie kein leichtes Ziel für derlei Psychospielchen, doch irgendwann rächte sich eben alles. Das sie sich selbst die letzten Wochen keine
Verschnaufpause vergönnt hatte und stattdessen alles Erdenkliche getan hatte, um ihre Gedanken zum Schweigen zu bringen, wurde ihr nun zum Verhängnis.
Mental war sie an einem Punkt angekommen, der sie ganz nah an einen ziemlich düsteren Abgrund trieb, noch war jener Punkt nicht vollends überschritten, doch war sie
sich sehr wohl bewusst, dass es sich hierbei nur um eine Frage der Zeit handeln konnte.

Ob dies ein Kampf war, den sie letzten Endes gewinnen konnte, dass wusste sie nicht, doch für den Moment war sie vollkommen damit beschäftigt, ihre Geister und
Dämonen der Vergangenheit, sowie der Gegenwart in Schach zu halten.

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Kenna de Vil
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#31

Beitrag: # 53403Beitrag Kenna de Vil »

In der Waldhütte am See

Die Endladung der Naturgewalt war so exorbitant gewesen, dass die nun folgende Stille umso surrealer erschien.

Doch Kenna konnte jene Stille nicht hören, stattdessen drang ein hoher schriller Piepton zu ihr durch, als sie langsam wieder in Richtung Bewusstsein driftete. Der Knall, welchen der Blitz, angereichert mit jeder Menge Magie, verursacht hatte, war ohrenbetäubend gewesen.

Sie wollte schützend die Arme hochreißen und sich die Ohren zuhalten, aber ihre Arme gehorchten ihr nicht. War sie noch immer im Nichts? Sie konzentrierte sich, um weitere Klarheit bemüht, doch sobald sie das Gefühl hatte, nur noch die Lider aufschlagen zu müssen und alles wäre in Ordnung, verdichtete sich wieder der undurchdringliche Nebel um sie herum. Doch dann spürte sie etwas an ihrer Wange. Eher wie ein sanfter Windhauch, wenn im Sommer ein Schmetterling zu nah an einem vorbeiflog. Mit jener Empfindung kehrte mit einem Schlag auch der Rest von ihr ins hier und jetzt zurück und ihr Körper fühlte sich plötzlich bleischwer an. Reglos blieb sie am Boden liegen, als die Realität sie wie ein Hammer traf. Kein liebliches Insekt, kein lauer Sommerabend. Nur Kälte und Dunkelheit. Unfähig zu begreifen, wo sie war und was geschehen war, hörte sie Adrians Stimme, wie er nach Freya und Lorena rief. Unnatürlich laut auf der einen Seite und doch gerade laut genug, um es über das unangenehme Geräusch in ihren Ohren hinweg zu hören.

Warum rief er nach ihnen? Waren sie auch hier? Was taten sie alle vier hier? Verwirrend flatterten die Gedanken durch ihren Geist, wirbelten durcheinander, ohne dass sie sich an irgendetwas erinnern konnte oder eine der vielen Fragen lange genug bestand hatte, um eine Antwort darauf zu finden.

Sie entschied sich zunächst dafür ruhig liegen zu bleiben und ihre Kraft zu sammeln. Doch hinter den geschlossenen Lidern drehte es sich unablässig. Als wäre irgendetwas nicht ganz richtig oder als hätte sie zu viel ihres Vaters Selbstgebranntem getrunken. Kaum hatte sich jener Vergleich in ihre Gedanken gestohlen, rebellierte ihr Magen. Instinktiv drehte sie den Kopf zur Seite, was den Schwindel zwar noch verstärkte, doch zumindest würde sie so nicht an ihrer letzten Mahlzeit ersticken.

Ihr erschöpfter Körper mühte sich ab und sie würgte. Das einzige Ergebnis jener Bemühungen war ein schwarzes Rinnsal aus geronnenem Blut und Magensäure.
Gerne hätte sie sich nun den Mund abgewischt, doch dazu fehlte ihr die Kraft. Langsam drehte sie den Kopf wieder zurück und mit inzwischen geöffneten Augen, in die wieder das übliche dunkle Blau zurückgekehrt war, starrte sie durch das Loch über ihr in den Sternenhimmel. Was in Ogrimars Namen war hier passiert? War sie nicht eben noch mit Adrian im Wald gewesen? Doch Moment… forderte sie sich in Gedanken selbst auf inne zu halten … er hatte sie aufgefordert mit ihm zu kommen. Dabei war jener Ort so schön gewesen, so leicht. Warum hatte er bloß hierher zurückgewollt. Tiefe Niedergeschlagenheit erfasste sie. Sie musste hier weg. Dieses Verlangen zu rennen, bis ihre Beine brannten und sie keinen Zentimeter weitertragen würden, so übermächtig es sich auch in ihre manifestieren sollte, wurde allein dadurch vereitelt, dass sie schlichtweg zu schwach war, um auch nur einen Arm zu heben. Selbst Luftholen war schwierig. Hilflosigkeit, ein Gefühl welches sie abgrundtief verabscheute. Dem nun ausgeliefert zu sein, war für die Jägerin mehr Folter, als alle Qualen, die man ihr sonst bereiten konnte.

Unfähig zu handeln ließ sie ihren Blick durch die Hütte wandern. Zumindest den Teil, den sie aus ihrer liegenden Position heraus erkennen konnte. Zarte Eisblumen glitzerten im Licht der Sterne an den Scheiben des kleinen Fensters. Alles schien irgendwie feucht zu glänzen und gleichzeitig erkannte sie den Ruß, den Feuer hinterlassen haben mochte. Dann blieb ihr Blick an Adrians Umrissen hängen, der sich gerade über eine kleine Gestalt am Boden beugte. Eine weitere Gestalt, die etwas seitlich an den Resten der Wand lehnte.

Freya, Lorena, Adrian. Sie waren alle hier. Sie konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen. Sie begann unkontrolliert zu zittern. Fest biss sie ihre Kiefer aufeinander, um nicht mit den Zähnen zu klappern. Unterdessen folgte sie Adrians Bewegungen, als er sich ganz Freya zuwandte. Was war mit dem Mädchen? Und warum rührte sich Lorena nicht? Sorge und Verwirrung mischten sich und automatisch zog sie die Augenbrauen zusammen. Verdammt noch mal, was war hier los, warum sagt denn keiner was?
Sie wollte die drei anschreien, die Antworten zu den vielen Fragen einfordern. Doch ihr Mund blieb stumm. Die Galle brannte noch immer in ihrem Hals, doch immerhin spürte sie etwas.
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
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Adrian
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#32

Beitrag: # 53408Beitrag Adrian »

Eine zerstörte Ruine im Wald

Die Naturgewalt selbst hatte mit einer ungeheuren Kraft ein klaffendes Loch in der Decke hinterlassen. Langsam legte sich der Staub, doch Rauch stieg von den Balken und Brettern auf. Mit geweiteten Augen blickte Adrian umher und betrachtete das Ausmaß der Verwüstung, während er sich inmitten der zersplitterten Möbeln, Trümmern und verstreuten Dachbalken umherbewegte und versuchte, Freya und Lorena zu finden, nachdem er sich versichert hatte, dass Kenna lebte.

Eine beinahe apokalyptische Szenerie, in der die einst gemütliche Holzhütte nun ein Opfer der zerstörerischen Macht der Natur geworden war.

Das Dröhnen in seinen Ohren hallte immer noch wider, sodass alle anderen Geräusche bis auf das Echo der entstellten Stimme des Dolchfluchs dahinter fast verstummten. Obwohl er das Knacken des Holzes unter seinen Füßen spürte, war das Geräusch so gedämpft, dass er sich auf seine anderen Sinne verlassen musste.

Der Raum vor ihm zeichnete sich schemenhaft ab. Ein Spiel aus Dunkelheit und Schatten, die im aufsteigenden Rauch im Mondlicht beinahe lebendig wirkten und ihn genau hinsehen lassen mussten, um eine Regung inmitten des Chaos auszumachen.

Adrian verengte seine Augen leicht, während er die Umgebung akribisch betrachtete, wobei sein Blick auf die Inquisitorin fiel, deren Umrisse sich nach und nach inmitten des Rauches abzeichnen sollten.
Sie lehnte nah an den Überresten einer Wand, während eisiger Wind an ihrer Robe zerrte, als wäre jene nicht mehr als ein zarter dünner Stoff. Ihr blasses Gesicht wirkte fast gespenstisch, während der Blick aus ihren Augen heraus apathisch ins Leere starrte. Allen Widrigkeiten zum Trotz schien sie dennoch unverletzt zu sein, wenngleich sie offenbar unter Schock stand. Es wäre bedauerlich, wenn ihr etwas geschehen wäre. Zum einen war Adrian der Meinung, dass sich eine gewisse Form von Vertrauen zwischen ihnen aufgebaut hätte. Eine Form von Loyalität. Umso mehr hatte er ihr nach ihrem grandiosen Auftritt einiges zu sagen.

Warum hatte die verfluchte Magierin ihn nicht einfach in Ruhe gelassen? Sicher hatte er um ihre Hilfe gebeten, um ein klares Bild von der Situation zu erhalten. Aber diese Unterstützung schloss kaum ein, dass sie sich selbst oder das Mädchen in Gefahr brachte. Nun hatten sie das Fiasko.

Seufzend ließ der Magier seinen Blick weiterwandern, während er mehr oder weniger nur seinen eigenen Herzschlag hören konnte. Ein tiefes, aber aufgewühltes Pulsieren in seinem Inneren, während er nach Freya Ausschau hielt. Er griff nach einigen Brettern und dem umgestürzten Tisch, die ihm im Weg lagen, nur um jene eilig beiseite zu stoßen, als er eine Bewegung entdeckte. Seine Augen glitten über die Trümmer, bis er den zierlichen Körper entdeckte.

Zielstrebig ging er auf das kleine Mädchen zu, dessen Augen geschlossen waren. Musternd wanderte sein Blick über sie hinweg, bevor er vor ihr in die Hocke ging. Erleichtert bemerkte Adrian, wie sich ihr Brustkorb unter flachen Atemzügen hob und senkte. Diese Erkenntnis ließ ihn tief durchatmen, auch wenn es seinen inneren Zorn kaum abkühlte. Tief in seinem Inneren spürte er den Drang, Lorena den Hals umzudrehen, doch weder war dies der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt. Leicht nur strich er dem Kind über die dreckige Wange hinweg. Bis auf einige Schürfwunden schien sie ebenfalls unverletzt zu sein. Allerdings hatte sie sich in ihrer Selbstüberschätzung mehr zugemutet, als sie sollte. Eines Tages sicherlich, doch noch war die Kontrolle einer solchen Macht etwas, dass ihren Körper und ihren Geist am Ende in die Knie zwang.

Sein Blick glitt über die entspannten Züge von Freya, bevor der Dunkelmagier mit kalter Miene zu Lorena sah. Entschlossen erhob er sich und trat mit nur wenigen Schritten vor die Inquisitorin. Das helle Blau seiner Augen heftete sich nahezu  an ihren teilnahmslosen Blick, bevor er beherrschend seine Gedanken sammelte.

„Du nimmst Freya. Ich werde Kenna tragen", ließ der Dunkelmagier sie wissen, wobei seine Stimme deutlich erkennen ließ, dass es keine Bitte war, als er in Richtung des zierlichen, ohnmächtigen Körpers nickte.

Kurz blickte er zu Kenna, bevor er tief Luft holte und seine Augen schloss. Für einen kurzen Moment blendete Adrian alles aus. Seine eigene Konzentration und Beherrschung war im Augenblick fast erschöpft, sodass er alles andere um sich herum ausblendete , um sich auf seine Magie zu besinnen und die Schatten zu befehligen. Ein wortloser Ruf, dem sie scheinbar folgten, indem seine eigene Dunkelheit mit der Stille der Finsternis verschmolz. Schwarzer Nebel sammelte sich nach und nach vor ihm, um sich dann wie eine Gestalt aus lebendigen Schatten und Rauch vor ihm aufzutürmen und im nächsten Atemzug ein Portal zu formen.

Als er seine Augen öffnete, erfüllte sich jenes förmlich mit Magie, die sich darin entlud. Dunkle Blitze durchzuckten die schwarze Oberfläche, welche wie ein aus schwarzem Nebel bestehender Wirbel erscheinen mochte.
"Bring Freya nach Hause. Ich werde direkt hinter dir mit Kenna kommen", wies er die Inquisitorin an, bevor er selbst an die Seite der Jägerin trat. Die Anspannung war mehr als deutlich in seinen Zügen abzulesen.

Bedacht atmete er aus. Er musste sich auf das Wesentliche konzentrieren. So wandte Adrian seinen Blick auf die würgende Bognerin. Eine natürliche Reaktion, wenn man von einer Besessenheit befreit worden war. Das war ihm bewusst.

Ruhig kniete Adrian sich neben sie, nur um ihren Rücken leicht anzuheben, sodass sie nicht an ihrem eigenen Erbrochenen ersticken sollte. Die Finger seiner anderen Hand strichen ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während er ihrem Atem folgte, um zu sehen, ob sich ihre Übelkeit legte und sie sich langsam fing. Ihr Körper zitterte. Wobei Adrian davon ausging, dass es nicht nur die Kälte war, die sich über sie legte, sondern die Spuren jener Heimsuchung, die sich in ihrem Körper manifestiert gehabt hatte.

„Kenna?“ Seine Stimme war ein leises Flüstern, während er seinen Arm vorsichtig unter ihre Kniekehlen schob, ehe seine andere Hand sich fester in ihren Rücken legte, um sie zu stützen, sodass ihr Kopf an seiner Brust lehnen sollte. „Ich werde nicht ohne dich gehen.“ Flüsterte Adrian leise und beruhigend, bevor er sich langsam mit ihr erhob, um das Portal zu durchschreiten und sie nach Hause zu bringen. 
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
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-Freya-
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#33

Beitrag: # 53410Beitrag -Freya- »

Die Zeit verrann, wie im Fluge - oder auch nicht. Tatsächlich verstrich sie für Freya eher unbemerkt, ohne dass sie Gelegenheit fand, die vergangenen Tage seit Tanuris' Verschwinden oder jener Nacht, als sie Kenna und Adrian in die alte Waldhütte hinterhergeeilt waren, zu zählen. Waren es überhaupt Tage? Oder lediglich Stunden oder am Ende sogar Wochen?

Im gegenwärtigen Moment vermochte Freya dies nicht zu bestimmen, geschweige denn darüber nachzudenken. Dafür gab es zu viel andere Dinge, die ihren Geist immer wieder abdriften ließen. 

Trotzdem konnte Freya nicht leugnen, dass sie Kenna zunehmend schätzte, auch wenn sie in ihrer Gegenwart ebenfalls verunsichert war, ob die Jägerin ein wirkliches Interesse an ihr hatte oder ob es letztendlich mit ihrer Bestimmung als Schlüssel einer Prophezeiung zusammenhing. Niemand sprach derzeit darüber und auch Freya selbst hinterfragte nicht weiter, ob oder welches Wissen sie darüber hatten geschweige denn, was sie im Hintergrund über sie sprachen. Immerhin war sich das Mädchen mittlerweile im Klaren darüber, dass die Antworten, nach denen sie tatsächlich suchte, von niemandem in der Form erhalten würde.

Aber auch wenn sie darüber selbst den Mantel des Schweigens gehüllt hatte, änderte es nichts daran, dass sie stetig von dem Gefühl umgeben war, dass alle um sie herum davon wussten und sie mit wachsamen Augen beobachteten.

Wie sollte sie so ihren eigenen Weg finden, wenn jeder Schritt nahezu überwacht wurde? Wenn man jedes Handeln oder Entscheidung in Zweifel zog? Wenn es eine Bestimmung gab, dann würde sich der Weg ihr offenbaren.

Leise fiel die Tür ins Schloss, als Mila ihr Zimmer verließ. Freya rollte nur leicht mit den Augen, bevor sie mit aufrechter Haltung in die geborstenen Überreste des Spiegels blickte, um den aufgesteckten Zopf zu lockern. Unangenehm eng zwängte jenes Gebilde sie ein und ihre ganze Kopfhaut zwickte fürchterlich unter der Spannung der Nadeln, sodass sie lediglich das zusammengebundene Haar über ihren Rücken hinabfließen ließ.

Kritisch betrachtete sie das Bild, das sich ihr in den vielen unterschiedlichen Facetten gleichzeitig bot. Die zartweiße Robe einer Novizin, deren unberührter Körper und Geist allein dem Einen gehörten, umschmeichelte ihren kindlichen Körper. Obwohl sie mittlerweile das Gefühl hatte, gewachsen zu sein, war das, was sie im Spiegel erblickte, dennoch nur ein Mädchen, das fernab von Weihe stand. Ein Kind, das nicht ernst genommen wurde. Doch würde ihre Zeit kommen.

Als würde ihr Blick sich verschieben, sah sie sich selbst auf gleiche Weise in einem Meer von Flammen. Lodernde Feuer, welche die Welt selbst in brandsteckten und alles in ihrer erlösenden Reinheit verschlangen.
Ihre Augen weiteten sich leicht, gleichsam einer Kampfansage, bevor ein sanftes Lächeln auf Freyas Lippen erschien. 

Es wäre eine Lüge zu behaupten, sie wüsste nicht, wie es sich anfühlte, eine solche Macht zu kosten. Die Dunkelheit des Fluchs, der sie gegenübergestanden und nach der sie förmlich gegriffen hatte, war von einer so finsteren Magie durchdrungen gewesen, dass sie die Rufe der Toten selbst hören konnte. Verzweifelte Schreie von unwürdigen Seelen, die durch die Macht des Dolches niedergestreckt worden waren. Eine Finsternis, die sie berührt hatte.

Leicht hob das Mädchen ihre Hand, während sie sich von dem Gefühl tragen ließ, das sie kurzzeitig durchströmte und nach ihr griff. Ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite, als Licht und Schatten in ihrer Hand Gestalt annahmen. Ein Zusammenspiel der Gegensätze, das in einem kaum unterscheidbaren Tanz aus dunklem Nebel und schillernden Funken durch ihre Finger floss.

Mit niemandem hatte Freya darüber gesprochen. Warum auch? Sie schienen alle mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt zu sein und man erwartete von ihr nicht weniger, als ihrer eigenen Aufgabe nachzukommen. Sie musste ihren Weg gehen. Unabhängig davon, wie steinig und beschwerlich er sein mochte. Waren das nicht Lorenas Worte gewesen? Ihren eigenen Pfad zu bestimmen?

Sie konnte ihn vor sich sehen. Inmitten der Flammen, gezeichnet aus Knochen und Asche führte er geradewegs zu der reinen Finsternis, welche sich an dessen Ende erhob. 

„diu mirsīn“ Das Blau ihrer Augen leuchtete förmlich auf, als sie sich von der verspielten Magie, die ihre Finger umtanzte, dem Spiegel zuwandte und der Dunkelheit ins Angesicht blickte. Das entfachte Chaos selbst, aus welchem sich die Finsternis erhob. 

Verspielt fing sie jeden Funken und jeden Hauch von Dunkelheit gekonnt mit ihren Fingern auf, bevor ihre Hand sich zur Faust ballte, um diese Macht in sich aufzunehmen und die Magie erlöschen zu lassen.
Mit einem Wimpernschlag wischte sie die Bilder fort, sodass sie im nächsten Atemzug vor ihr verblassen sollten und sie nicht mehr als die Vielzahl der Abbilder ihrer selbst im Spiegel sah. 

Egal, ob es somit ihre Bestimmung oder ihre eigene Wahl war, es war an der Zeit, dass alle begriffen, ihre Entscheidungen nicht länger anzuzweifeln. Sie mochte sicherlich ein Kind sein, ihr mochten ein Menge Erfahrungen fehlen, doch im Gegenzug waren seine Gebote und der Glaube in ihr dafür umso reiner und unverfälschter verankert, da nichts und niemand außer dem Willen des Lords selbst ihr den Weg wies.

Sie erwartete ohnehin keine Hilfe von niemandem. Ihr innerer Antrieb sollte ausreichen. Die Verbindung, die sie tief in sich spürte und die von ihrer Bestimmung zeugte, genügte, um nach jedem Rückschlag umso ehrgeiziger wieder aufzustehen. Wohin es auch führen mochte, sie musste nur weitergehen, um irgendwann anzukommen. Jeder Tag war eine Prüfung. Nicht nur für sie. Am Ende würde sich jedoch zeigen, wer stets an sie geglaubt haben sollte und noch immer ihrer Seite war oder nicht. 

Mit einem letzten musternden Blick ließ Freya ihre Augen über ihre zahlreichen Ebenbilder hinwegwandern, ehe sie sich dem Schreibtisch zuwandte. Mit einem zielsicheren Griff wanderte die Doktrin in ihre Hand, ehe sie sich zum Gehen wandte. Der Felsendom wartete bereits, ebenso wie das, was das Schicksal selbst an Hürden für sie bereithielt.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Kenna de Vil
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#34

Beitrag: # 53411Beitrag Kenna de Vil »

Zurück in der Legion

Kenna war gewiss keine überragende Schönheit, indes sie auch nicht gerade hässlich war. Ihr schwarzes hüftlanges Haar, glänzendem Ebenholz gleich, wie es Viele in diesen Landen trugen, allenfalls also durchschnittlich. Die dunkelblauen Augen, ein Erbe ihres Vaters und mit den dichten schwarzen Wimpern könnte man beinahe etwas Exotisches in der Blutlinie vermuten. Jedoch fehlte es ihr an dem besonderen Charme, mit dem man andere für sich einnahm. Sie war niemand, dem die Männer zu Füßen lagen, die schnell Freunde gewann oder die die Nähe anderer überhaupt suchte. Lediglich wechselnde Stiefellecker waren es, die sich immer wieder in ihrem Dunstkreis tummelten. Angezogen von ihrem Ruf als gnadenlose Jägerin und findige Diebin, der hinter vorgehaltener Hand von Ohr zu Ohr getragen wurde. Vermutlich erhofften sie sich, dass dieser auf sie abfärbte oder es war schier die Angst und man wollte ihr gefällig sein, um nicht zum nächsten Opfer zu werden. So war sie stets lieber für sich gewesen. Es verwunderte daher wohl kaum, dass sie jene Fürsorge, die man ihr nun entgegenbrachte, nicht gewohnt war. Niemanden hatte es bisher interessiert, ob sie existierte, abgesehen von ihrem Vater vielleicht. Und ihre zahlreichen Feinde und Widersacher wären wohl froh gewesen, hätte Adrians Versuch, den Fluch der uralten Macht von ihr zu bannen, mit ihrem Ableben geendet.

Nur dunkel erinnerte sie sich an die Nacht, in der über ihr plötzlich die Sterne funkelten, eingerahmt von den verkohlten Resten ihrer sehr geschätzten Zuflucht im Wald. Starke Arme, die sie hochgehoben hatten und der geflüsterte Befehl einer vertrauten Stimme, zu schlafen, dem sie umgehend Folge geleistet hatte. Dankbar darüber, sich einfach fallen lassen zu können, ohnehin jedweder Kraft beraubt etwas anderes zu tun.

Die körperliche Pein und das innere Gefühl des Verlustes, begleiteten sie noch eine Weile. Doch was dazu geführt haben mochte - sie wusste es nicht mehr. Die Stunden zwischen dem Moment, als sie sich vor das Kaminfeuer auf den Boden gekniet hatte, die warme Ausstrahlung des Feuers wohltuend auf ihrer Haut, bis zu dem Augenblick als sie zu sich kam und nach oben starrte – sie waren wie ausgelöscht.

Als sie wiederum Stunden später ihre schweren Lider hob, fiel ihr Blick auf einen Baldachin. Helle Sonnenstrahlen drangen zwischen schweren Vorhängen hindurch und ließen winzige Staubpartikel tanzend aufglitzern. Keine Spur mehr von dem magischen Unwetter, welches in der Nacht zuvor über ihnen gewütet und dem ganzen Schauspiel schlagartig ein Ende bereitet hatte.
Wo war sie? Sie wollte sich aufsetzen und hob den Kopf, doch befiel sie sogleich wieder Schwindel. Langsam. Mahnte sie sich selbst und fixierte mit den Augen einen Punkt, bis sich ihr Kopf wieder im Griff hatte und das Drehen nachließ. Weiche Kissen betteten sie bequem, die schwarzen Haarsträhnen wie Tentakel darüber ausgebreitet und eine wärmende Decke war bis zu ihrem Kinn hinaufgezogen.

Langsam ließ sie ihre Augen durch das Zimmer wandern und dabei trat Zusehens ein ungläubiger Ausdruck auf ihr bleiches Gesicht. Das Zimmer ähnelte so sehr dem ihren in der Burg de Vil und doch war es das nicht. Was wurde hier gespielt? War sie noch immer im Nichts? Jenem Nichts, welches einem eine Scheinwelt erschuf, gerade wonach man sich insgeheim sehnte, um einen für immer an sich zu binden und den Wunsch nach Rückkehr in die Realität für immer zu bannen.

Beinahe hätte sie genau das geglaubt. Doch das Gefühl der körperlichen Schwäche, welches in ihr Bewusstsein drang, raubten ihr die Hoffnung darauf. Für einen weiteren Moment schloss sie ihre Lider und lauschte nur auf ihren Atem, ihren Herzschlag und dann auf die umliegenden Geräusche. Sie spürte eine Wärme neben sich und eine zufriedene Ruhe die davon ausstrahlte. Als sie die Augen wieder öffnete und den Kopf dahingehend langsam umwandte, war ihr, als sähe sie gerade noch ein paar kräuselnde Schatten, die sich von ihr zurückzogen, als ihr Blick auf Adrian fiel.
Erst jetzt spürte sie das Gewicht seines Armes, welcher unterhalb der Decke quer über ihr zu liegen schien und ein verwundertes Lächeln zuckte über ihre fahlen Züge.

Erschöpfung zeichnete sich in seinen entspannten schlafenden Gesichtszügen ab. Woher mochte sie rühren? Abermals durchforstete sie ihre Erinnerungen, doch sie konnte sich keinen Reim auf all dies machen. Das Letzte woran sie sich entsann, war, wie sie sich übergab und er sie auf die Seite drehte und sie anschließend hochhob, um sie – nach Hause? – zu bringen. Wundervoll. Dachte sie peinlich berührt. Er hat dich kotzen sehen. Kann man noch tiefer sinken?

Angewidert über sich selbst, war sie im Begriff die Augen zu verdrehen und bereute es augenblicklich. Sie zwang sich für ein paar Atemzüge besonders langsam die Luft ein und ausströmen zu lassen und legte dann ihren geklärten Blick wieder auf den Dunkelmagier neben sich. Aus den Untiefen der Decke schob sie ihre Hand empor und strich sanft eine blonde Haarsträhne aus seiner Stirn.

Was Kenna zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnte, war, dass sie von jenem Tage an nahezu jede Nacht an Adrians Seite in sein Zimmer der Legion zurückkehren sollte. Wenngleich nicht bei Tageslicht und nicht zum Haupteingang. Und jeden Tag schlich sie sich vor Tagesanbruch, ganz wie es einem kleinen Schatten gebührte, aus den Hallen hinaus. So dass ihre Anwesenheit für eine lange Zeit unbemerkt bleiben sollte und sie weder Lorena, Mila, dem Stallburschen oder sonst wem in die Arme lief.

Die innere Leere, welche an die Stelle jener uralten Macht des Blutdolches in ihr getreten war, begleitete sie dabei quälend. Doch sollte Adrian ihr den nötigen Halt geben und sie immer wieder daran erinnern, wo ihr Platz war. An seiner Seite.

Getrieben von Pflichtgefühl, insbesondere Adrian gegenüber, von dem sie wusste wie wichtig ihm Freya war, heftete sie sich daher von nun an, an die Fersen des Schlüssels. Eine Aufgabe, die eigentlich Legolas zu Teil werden sollte, der jedoch durch Abwesenheit glänzte und die sie und die Heranwachsende noch in einen Konflikt von größerer Tragweite verstricken würde.
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
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Lorena
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#35

Beitrag: # 53412Beitrag Lorena »

Auf abgelegenen Pfaden fernab der Zivilisation

Seit jenem Abend in der Waldhütte, an dem Kenna von ihrem Fluch befreit wurde, war einiges an Zeit vergangen. Doch wie viel Sand inzwischen durch das Stundenglas
geronnen war, vermochte Lorena nicht zu benennen. Die eisige Kälte, die Altea lange Zeit in Atem gehalten hatte, war dem Frühling und ersten sommerlichen
Temperaturen gewichen. Doch war dies, wie so vieles andere momentan, nicht wirklich von Belang für die Magierin.


Bereits seit Tagen suchte sie die Abgeschiedenheit und war kaum noch in den Hallen der Legion zugegen. Natürlich war ihr bewusst, dass das Leben stetigen Änderungen
unterworfen war, die Zeit niemals stillstand und niemand wissen konnte, was als nächstes passieren würde. Doch gerade innerhalb der letzten Wochen passierte einfach
zu viel auf einmal.


Lange Zeit hatte sich Lorena nicht gestattet inne zu halten, sich zu fokussieren, um eigene Verluste oder Enttäuschungen zu verarbeiten. Bereitwillig übernahm sie daher
nach dem Verschwinden der Priesterin einiges an Verantwortung, nicht nur innerhalb der Legion, sondern ebenfalls in den heiligen Hallen. Auch wenn letzteres eher
Zwiegespräche mit verlorenen Seelen waren, die versuchten einen Weg zurück auf den Pfad des einzig Wahren zu finden oder wie in einem speziellen Fall eben ein
Straftribunal gegen einen vermeintlichen Glaubensbruder.


Natürlich hätte das besagte Straftribunal ohnehin ihrer Verantwortung als Inquisitorin oblegen, doch aufgrund persönlicher Betroffenheit der Legion war der Umfang,
die öffentliche Aufmerksamkeit und somit der Druck, der auf ihr lastete, ein ganz anderer als sonst. So war es ihr im Zuge der Vorbereitung und der eigentlichen
Verhandlung auch nicht möglich irgendwelchen Emotionen nachzugeben, als sich ihr Tatsachen offenbarten, die sie bis zuletzt nicht wahrhaben wollte. Nach außen hin trug
sie ihre Maske der eisigen Gleichgültigkeit zur Show, doch unter ihrer Oberfläche brodelte es gefährlich. Erst weit nach Ende der eigentlichen Urteilsverkündung, als fast
alle Leute gegangen waren, hatte Lorena mit Adrian und Freya ein Schriftstück geteilt, welches in ihren Augen darauf hindeutete, dass man sie verraten hatte. Zwar kannte
sie nach wie vor nicht die näheren Umstände, doch zeigte Tanuris Meinungsbekundung zum Tribunal, welche ursprünglich an der Stadtmauer geprangt hatte, eindeutig,
dass sie wohl nicht verschleppt worden war.


Dies in Kombination mit einem Geist ihrer Vergangenheit, mit dem sie ebenfalls während des Tribunals konfrontiert wurde, zerstörte endgültig etwas in ihr.
So war es wohl auch nicht weiter verwunderlich, dass sie in den kommenden Tagen auf der Suche nach einem Ventil für all ihren aufgestauten Frust und die Enttäuschung,
die sie erlitten hatte, einfach nur noch impulsiv reagierte. Zum einen brachte sie sich selbst und ihr Leben in Gefahr, während sie auf der Suche nach einem weiteren Relikt
auch nicht davor zurückgeschreckte, sich jenes gewaltsam anzueignen und zum anderen suchte sie regelrecht die Konfrontation mit den anderen Mitgliedern der Legion.
Das sie hierbei in Teilen vielleicht nicht so bedacht handelte, wie man es sonst von ihr kannte, spielte momentan keine Rolle. Jegliches Verständnis, jede Empathie und auch
das letzte bisschen Rücksicht, welches sie möglicherweise irgendwann mal besessen hatte, war zu Gunsten ihrer inneren Dämonen gewichen.


Die Erste, die in diesen Genuss kam war Freya. Rational betrachtet, wusste Lorena zwar, dass sie nur ein unbedarfte Heranwachsende war, welche törichte Entscheidungen
traf, doch das entschuldigte nicht, dass sie sich wissentlich wieder jemandem aussetze, der sie eindeutig nur manipulieren und ausnutzen wollte. Da Freya für gutgemeinte
Ratschläge ohnehin nicht empfänglich war, wählte Lorena einen möglicherweise nicht sonderlich diplomatischen Weg, um ihre Geringschätzung kundzutun. Hatte sie immerhin
auch nie behauptet, dass sie auf Befindlichkeiten eines Kindes gut eingehen könnte. Was wiederum Adrian missfiel, der gegenüber Freya einen unglaublich ausgeprägten
Beschützerinstinkt hatte. Selbstredend sah jener also wieder einmal nur das Ergebnis und die möglichen Konsequenzen, die daraus für Freya entstehen konnten und wagte
es somit über Lorenas Betragen zu urteilen.


Anscheinend wollte niemand wahrhaben, dass Freya eben nicht nur ein verdammter Schlüssel war, an dem alle zerrten, sondern eben auch ein Mensch. Und wie jeder andere
musste also auch sie ihren eigenen Weg finden, mal stolpern, sich die Knie ordentlich aufschlagen, um anschließend mit Ogrimars Hilfe wieder mit erhobenem Haupt
voranschreiten zu können. Doch ein jeder versuchte sie komplett in Watte zu packen, um sie so vor jeglichem Unheil zu bewahren. Das wiederum war in Lorenas Augen absolut
lächerlich. Das kleine Vögelchen wollte ohnehin aus ihrem goldenen Käfig ausbrechen, ihre Grenzen ausloten, also sollte man ihrer Ansicht nach nicht versuchen, ihr die Flügel
zu stutzen. Wenn Freya Unterstützung benötigte, würde sie die jederzeit in den Hallen der Legion finden, aber bisher versuchte jeder ihr einfach alle Stolpersteine aus dem
Weg zu räumen. Wie also sollte sie so den richtigen Weg finden, wenn ein jeder es ihr einfach machte und ihr jedes noch so kleine Hindernis aus dem Weg schuf, sodass sie
sich nicht mal die Zehen anhauen konnte?


Aber wie es schien, stand sie mit dieser Ansicht alleine da. Zumindest der Dunkelmagier hatte ihr Verhalten offen aufs schärfste verurteilt. Bereits seit den Ereignissen in
der Waldhütte hatte er ihr unterschwellig unterstellt, Freya unnötig in Gefahr gebracht zu haben. Da letzten Endes die Geschichte ein glimpfliches Ende genommen hatte,
kam es dem Herrn natürlich nicht in den Sinn, dass das das Ganze vermutlich nicht so ausgegangen wäre, wenn sie nicht zu seiner und Kennas Rettung herbeigeeilt wären.
Doch nun nachdem sie Freya und deren Verhalten vor seinem Widersacher in Frage gestellt hatte, die Situation entsprechend eskaliert war und er mit dem Ausgang
der Geschichte mehr als unzufrieden war, suchte er letztendlich doch die offene Konfrontation mit Lorena.


Da beide Magier jedoch über ein gewisses Temperament verfügten, war jenes Aufeinandertreffen nicht sonderlich zimperlich von statten gegangen. Schätzungsweise wäre
jene Begegnung noch weiter ausgeartet, wenn sie nicht unerwartet durch die zurückgekehrte Priesterin unterbrochen worden wäre. Zwar änderte sich durch diesen zusätzlichen
Gesprächsteilnehmer die gesamte Gesprächsdynamik in gewissem Maße, doch der Subtext blieb derselbe. Es waren Worte gefallen, die nicht wieder zurückgenommen werden
konnten, die jedoch tief blicken ließen, was passierte, wenn man einmal nicht so funktionierte, wie andere es erwarteten. Zumindest waren dies die Schlüsse, die Lorena aus dem
Gespräch mit den beiden zog.


Daher hatte sie auch keinerlei schlechtes Gewissen, dass sie dieser Tage ,wenn überhaupt, nur zum Schlafen in den Hallen war. Alles was sie in den vergangenen Monaten für die
Legion oder die schwarze Gemeinde getan hatte war in diversen Schriftstücken in Tanuris Arbeitszimmer dokumentiert und konnte dort nachgelesen werden.
Es mochte zwar nicht die Handschrift der Priesterin tragen, doch es hatte auch nie in Lorenas Bestreben gelegen jene zu ersetzen.
Mit dem ein oder anderen zynischen Kommentar, der ihre Meinung bekundete, würde Tanuri also leben müssen, wenn sie nach ihrem Gespräch mit Freya
die Akten sichtete, um sich auch in allen anderen Belangen auf den neusten Stand zu bringen.


Durch die Rückkehr der Priesterin sollte alles wieder in geordneten Bahnen laufen, daher nahm Lorena sich also die Freiheit, sich aus der Gleichung rauszuziehen, um nun ihren
Fokus zurück zu finden und zu überlegen, wie es für sie persönlich nun weitergehen sollte. Wohin Ogrimar sie auf diesem Weg führen würde, war bislang noch ungewiss, doch kam sie
nicht umhin festzustellen, dass das Relikt, welches nun in ihrem Besitzt war und sie unter gewissen Umständen Einfluss auf die Zeit nehmen ließ, eine gewisse Faszination ausübte.

 


 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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Adrian
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#36

Beitrag: # 53425Beitrag Adrian »

Im Felsendom

In zunehmendem Maße überkam Adrian das Gefühl, dass Lorena nahezu alles zu entgleiten drohte. Es war ein Unterschied, mit Worten zu jonglieren oder ihnen auch Taten folgen zu lassen. Aber scheinbar wurde schon das erste zu einem massiven Problem.

Andere mochte sie dabei vielleicht sogar noch mit ihren Motiven täuschen können, ihn jedoch nicht. Hinter ihrer erbärmlichen Kälte und der daraus resultierenden Distanz, die sie zwischen allen aufbaute, konnte er deutlich erkennen, dass sie selbst nicht länger in der Lage war, ein Ziel zu fokussieren oder einem solchen zu folgen.

Abgesehen von dem angemessenen Respekt, der als Grundlage für ein gemeinsames Miteinander erforderlich war, schienen ihre eigenen Probleme und Selbstzweifel beinahe ausschließlich im Mittelpunkt ihres Interesses zu stehen und immer wieder deutliche Furchen zu ziehen, mit denen sie tiefe Einschnitte schuf.

Besorgniserregend war bereits, wie sehr sie mit ihrer eigenen Unzufriedenheit und der oft egozentrischen Handlungsweise das Gleichgewicht innerhalb der Legion ins Wanken brachte. Statt ihren Aufgaben nachzukommen, tat sie genau das, was sie insbesondere der Novizin untersagen wollte, aber nichtsdestotrotz dabei selbst alle Grenzen überschritt. All dies versteckte sie hinter ihrem eisigen Verhalten und der aufbauenden Distanz, die keine fundierten Handlungen hervorbrachte, die einem gemeinsamen Ziel dienten.

Für Adrian hatten sich die Fronten immer mehr verhärtet. Statt selbst Dinge in Bewegung zu setzen oder etwas dafür zu tun, wurde er immer wieder mit Erwartungen und Vorwürfen konfrontiert. Doch er konnte nicht alle Fronten abdecken, und er war auch nicht für jede Aufgabe geschaffen, die vor ihnen lag. Es fühlte sich fast wie ein Déjà-vu an, wenngleich mit auch mit einschneidenden Unterschieden.

Die Inquisitorin hätte seine Unterstützung jederzeit uneingeschränkt bekommen können. Doch nur auf Augenhöhe. Eine Chance, die sie jedoch gegenwärtig ihm gegenüber gnadenlos mehrfach verspielt hatte. 
Sie war die Macherin?   Nun, hier war ihre Bühne.

Den Dolch jedoch würde er der Inquisitorin in ihrer derzeitigen Verfassung sicherlich nicht überlassen. Eine solche Waffe in ihrer Hand wäre ein Fiasko, und würde mehr als eine Kaskade von Ereignissen auslösen, die am Ende vielleicht unaufhaltbar sein würden in ihrer Zerstörung.


Anstatt sich somit in vielen Worten zu verlieren, setzte Adrian stattdessen derweil seine eigenen Pläne in die Tat um. Bevor er sich auf andere verließ oder das Schicksal ihn durch die emotionale Inkompetenz anderer erneut im Stich ließ, ergriff er selbst die Initiative ohne darüber zu diskutieren. Er würde sich nicht nur um Naheniel kümmern, sondern auch sicherstellen, dass der Dolch niemals in falsche Hände geriet.

"Ihr habt niemandem davon berichtet" Kühl musterte der Magier das schwarze, gefrorene Blut an der Wand, welches von feinen, messerscharfen Eiskristallen umgeben war.

"Nein", antwortete Vargus mit monotoner Stimme, die keinerlei Einblick in seine Gedanken zuließ. "Nur euch. Bisher." War es eine Anspielung, eine Feststellung oder eine subtile Warnung, die er ihm zuteilwerden ließ? Im Grunde irrelevant und nicht sonderlich beeindruckend im Hinblick darauf, da Vargus selbst den Dolch nicht entfernen wollte und am Ende vermutlich erleichtert war, wenn die fluchbehaftete Waffe nicht mehr an einem solch zugänglichen Ort verweilte, wo sie vielleicht eine willenlose Seele mit ihren Versprechen übermannte.

"Wir sollten es dabei belassen", bemerkte Adrian ebenso kühl wie deutlich und hob seine Hand. Es stand ihm sicherlich nicht zu, ihm gegenüber Befehle zu erteilen, aber eine Warnung schien ihm mehr als gerechtfertigt. Feiner Rauch bildete sich düster unter der Hitze, die seine Hand erzeugte, um das Eis an der Wand zum Schmelzen zu bringen.

"Ihr wisst, was ihr tut“ Ob es eine Frage war, die Vargus ihm stellte oder eine Feststellung, ließ sich aufgrund der mangelnden Klangfarbe in seiner Stimme nicht deuten. Dennoch brauchte es keinerlei Kommentare, um sein Handeln zu ergründen.

"Ich nehme an, wenn ihr daran zweifeln würdet, hättet ihr sicher die Inquisitorin gerufen und nicht mich." Adrian antwortete ihm ebenso fehlender Intonation, wie der Kirchendiener selbst, was seine Wirkung nicht verfehlte.

Auch wenn Schweigen einkehrte, war Adrian sich bewusst, dass Vargus ihn weiterhin genau beobachtete, während das dickflüssige schwarze Blut bereits Blasen warf. Adrian selbst blieb jedoch konzentriert. Wenn er ihm dabei zuschauen wollte, dann nur zu. Seine Augen ruhten fokussiert auf seinem Ziel, bevor der Mechanismus sich plötzlich wie von Geisterhand öffnete und ein Loch in der Mauer freilegte.

Leicht nur flackerten die Kerzen auf, während das kühle Blau seiner Augen in die Dunkelheit spähte. Dahinter schien noch mehr von der Schwärze zu lauern, die zuvor vom Eis eingeschlossen war. Blut, Schatten und Verderben. Ein düsterer Glanz umspielte zufrieden seinen Blick.

„Seid vorsichtig.“ Eine Mahnung, die Vargus wohl kaum aussprechen musste. Adrian war sich bewusst, was er tat und mit was für einer Macht er es zu tun hatte. Vielleicht sollte sogar ein Geistlicher einfach im richtigen Moment sein Mundwerk halten und ihn selbst seine Arbeit machen lassen.

Ruhig atmete der Magier ein, ehe er sich über die Lippen fuhr und seine von dickem Leder umgebene Hand sich der Öffnung entgegen hob.

Das schwarz glänzende Juwel an seinem Hals begann finster zu leuchten, gar zu pulsieren, als er seine Finger in die kleine Einbuchtung im Felsendom gleiten ließ, deren Dunkelheit kein Licht zu durchdringen schien. Ruhig und bedacht bewegte er seine Hand vorwärts, ohne den Stein oder eine Fuge selbst zu berühren. Sich nur auf seinen Instinkt verlassend tastete er sich hindurch, bis er etwas zu greifen bekam.

Deutlich konnte Adrian das kühle Metall durch das Leder spüren, während seine Finger sich um den Griff legten. Die Kälte fühlte sich eisig an, als würde sie sich in ihm ausbreiten und ihn mit ihrer verlockenden Verheißung des Todes umgarnen wollen.

"Wage es", raunte er warnend, während er den Dolch vorsichtig aus seinem Gefängnis zog und die scharfe, tödliche Klinge im Licht der Fackeln gefährlich glänzte. Bewundernd und für einen kurzen Moment fasziniert starrte er auf die rasiermesserscharfe Schneide, die im Schein der Flammen tödlich funkelte. Zu gut konnte er Kenna verstehen, nun da er sie selst in den Händen hielt, wie verlockend war, eine solche Waffe zu führen. 

"Was habt Ihr damit nun vor?", flüsterte Vargus, dessen wachsame Augen Adrian auf sich spüren konnte, nachdem er seinen bewundernden Blick scheinbar registriert hatte.

Der Dunkelmagier konnte nicht leugnen, dass er von der Macht des Dolchs selbst angezogen wurde. Er hatte sie gespürt. Eine ungebändigte, wilde und gnadenlose Macht. Ein dunkler Trieb, der auch in seinem Inneren tobte.

"Ich kann dir geben, was du willst, was du tief in dir begehrst. Dir helfen zu tun, was getan werden muss. Du musst nur danach greifen.", flüsterte eine verheißungsvolle Stimme in seinen Gedanken. Ein unmenschliches Flüstern, das tausende Stimmen in sich barg und scheinbar genau wusste, wie stark sein inneres Verlangen war und wie sehr es ihn kostete, der Verlockung zu widerstehen.

"Tod, Leiden, Rache und Vergeltung", Ein dunkles leises Flüstern, dass mehr  ihm selbst galt, als einer Antwort während Adrians Augen über das kalte Metall glitten. Ein kurzer, unachtsamen Augenblick, in welchem er dem Gedanken Raum gab, sich vorzustellen, wie jener Dolch sich an de Blut Naheniels satt trank.

"Ich weiss, du spürst es. Tu es einfach." Es war wirklich verführerisch zu glauben, dass es so einfach sein könnte. Aber war es das je? Ein leichtes Zucken umspielte seine Lippen, bevor er den Dolch senkte.

Adrian ließ seine Augen spielerisch über das kalte Metall gleiten. Nur er selbst wusste, wie viel Kontrolle er aufbringen musste, aber das leichte Beben seiner Nasenflügel zeigte, dass er bereits aus seinen inneren Ressourcen schöpfte, um dem Flüstern zu widerstehen, das seinen Geist zu erreichen versuchte, um sich an die Verlockung seines Gedankens zu haften.

Ruhig atmete er tief ein, bevor er mit einem funkelnden Blick die Klinge eilig und dennoch bedacht in ein Tuch hüllte und es mehrfach umwickelte.

"Ich werde ihn an einen Ort bringen, an dem er sicher ist, bis sich der Träger zu erkennen gibt", antwortete er knapp, um jede Tendenz einer Anziehungskraft des Dolches auf ihn aus seiner Stimme fernzuhalten. Vorsichtig legte der Magier das zusammengewickelte Tuch in eine Kiste, die Khoron bereitgestellt hatte und verschloss sie geräuschlos.

Abermals tief durchatmend ruhten Adrians Hände für einen Atemzug auf dem Deckel. Es wäre zu einfach. Eine klare Erkenntnis, die er für sich fand, bevor das Blau seiner Augen sich auf Vargus legte. Jedwedes Wissen barg eine Gefahr. 

"Sollte jemals jemand danach fragen, lasst es mich wissen, Eure Eminenz." Eine Bitte, ein Befehl oder ein Rat. Vargus durfte darüber selbst urteilen, ehe Adrian die Kiste an sich nahm.
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
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Lorena
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#37

Beitrag: # 53433Beitrag Lorena »

Innerhalb der letzten Tage hatte sich die Magierin an einen abgelegenen Ort zurückgezogen, so wie sie es eigentlich immer tat,
wenn sie von Allem und Jedem Abstand benötigte. Wichtig war ihr in diesem Zusammenhang nur, dass ihre Zuflucht nicht so leicht
zu finden und mit Wasser umgeben waren. Durch die Verbindung zu ihrem Element hatte sie schon immer zu neuer Kraft sowie einer
nicht zu erklärenden inneren Ruhe gefunden. Demnach war es also auch nicht sonderlich verwunderlich, dass ihr von Ogrimar
vorbestimmter Pfad, sie an das entlegenste nördliche Kap von Arakas führte, wo die See besonders rau war. Hier konnte sie ungestört
nachdenken und die letzten Wochen Revue passieren lassen.


Sicherlich waren die vergangenen Monate für keines der Mitglieder der Legion einfach gewesen. Ein jeder von Ihnen stand vor neuen
Herausforderungen und musste für sich herausfinden, wie er jene meistert. Das galt nicht nur für sie selbst, sondern im besonderen
Maße auch für Adrian, Kenna, Freya und vermutlich ebenso auch für Tanuri. Viele Entscheidungen wurden aus dem Affekt heraus
getroffen. Im Nachgang hätte die Inquisitorin selbst wohl die ein oder andere Situation anders gelöst, doch hinterher war man
bekanntlich immer schlauer. Zum einen war es unmöglich vorauszusehen, wie jemand anderes reagierte und zum anderen gab es immer
wieder äußere Einflüsse, die man erst recht nicht steuern oder gar kontrollieren konnte. Gewiss würde die Magierin, zukünftig mehr
Vorsicht walten lassen, mehr hinterfragen und möglicherweise in mancher Hinsicht reservierter sein, als ohnehin schon, doch das war
eben der Tribut der Vergangenheit. Die Widrigkeiten des Lebens prägten einen und waren der Grundstein für das Verhalten in der Zukunft.


Dies war jedoch eine Erkenntnis, die sie selbst erst erlangte, nachdem sie einen Schritt zurückgetreten war, um ihre Gedanken zu klären
und die Geister der Vergangenheit loszulassen.  Ein Unterfangen, welches durchaus Überwindung und Selbstreflektion forderte. All ihren
aufgestauten Groll, Frust und die Enttäuschung, der sich in letzter Zeit bei ihr angesammelt hatte, entsandte sie mit Hilfe ihrer Magie,
in die Weltmeere. Sie würde dadurch zwar nicht vergessen können, immerhin hatte Wasser ein unglaubliches Gedächtnis, doch es war eben
ihre Art mit der Situation umzugehen. Auch wenn die Vergangenheit die Macht hatte, Einfluss auf die Gegenwart zu nehmen, wollte sie sich
nicht von jener ihr Leben bestimmen lassen.


Da all die negativ geladene Energie irgendwo hinmusste, suchten wütende Stürme und Unwetter die Weltensplitter heim.  Auch der Seeweg
war dieser Tage nicht sicherste. Doch das war ein Preis, den sie gerne in Kauf nahm. Besonders zu Zeiten der Flut, wenn ihre Kraft auf dem
Siedepunkt war, schien es regelrecht gefährlich zu sein, sich im Freien aufzuhalten. Bereits seit Kindertagen hatte die Magierin das Spiel
der Gezeiten imponiert, denn es hatte von je her Einfluss auf ihre Magiestärke. Mit jeder Flut konnte sie regelrecht spüren, wie zusätzliche
Energie sie durchströmte und stärkte. In den ersten Tagen, in denen sie sich einfach abreagiert hatte, war ihr dieser Umstand vollkommen
gleichgültig gewesen.  Inzwischen formte sich in ihren Gedanken jedoch eine Idee, die sie möglicherweise zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
Wenn sie die Dauer der Flut verlängern könnte, wäre sie bedeutend mächtiger, als normalerweise. Dies wäre im Kampf mit ihren
Widersachern ein nicht zu verachtender Trumpf, der am Ende des Tages über Sieg oder Niederlage entscheiden könnte.


Nachdem sie anfangs noch haderte, schob sie schon bald jegliche Bedenken und Zweifel bei Seite. Natürlich hatte sie bei ihren Recherchen
zu den Relikten alles gelesen, was sie in die Hände bekommen konnte. Daher wusste sie auch, dass das Spiel mit der Zeit den Legenden nach
unglaublich gefährlich sein konnte, doch was sollte schon passieren, wenn sie den Sand in der Uhr des Lebens einfach ein wenig langsamer
verrieseln ließ? Schließlich hatte sie in der Waldhütte mit Hilfe ihrer Magie die Zeit auch einen Moment zum Stillstand gezwungen, ohne
dass dies Folgen hatte.


So bemächtigte sie sich also bereits bei der nächsten Flut einer ihrer Eiszauber und setzte ihren Plan in die Tat um. Tatsächlich schien dies
auch von Erfolg gekrönt zu sein, denn so empfand sie über Stunden hinweg eine immense Energie, die sie nutze, um ihre Fähigkeiten auf die
Probe zu stellen. Zwar war das ganze unglaublich Kräftezerrend, doch mit jedem Tag reizte sie ihre Grenzen immer ein Stückchen weiter
hinaus, ohne dass jemand oder etwas sie davon abhielt.


Allerdings war die Inquisitorin auch keine Närrin, da sie am Ende des Tages doch ziemlich ausgelaugt war, kehrte sie jeden Abend entweder
in die Hallen der Legion oder zumindest in den dunklen Hörsaal ein, um wieder zu Kräften zu kommen. Immerhin befanden sie sich nach wie
vor im Krieg und sollte jemand ihren Zufluchtsort entdecken, wäre sie so erschöpft doch ein leicht angreifbares Ziel.


Meist wählte Lorena die späten Abendstunden für ihre Rückkehr, denn auch wenn sie ihren eigenen Groll inzwischen in weiten Teilen hinter
sich gelassen hatte, war die Stimmung in den Hallen merklich angespannt. Nachdem die Situation zuletzt bei einem Aufeinandertreffen mit
einigen ihrer Gildenmitglieder eskaliert war, hatten die Querulanten noch nicht wieder an einen Tisch gefunden. Nach wie vor standen irgendwo
offene als auch unterschwellige Vorwürfe im Raum, die eine Interaktion schwierig gestalteten. Doch ebenso wie wohl auch ihre
Gildenschwestern und Brüder hatte Lorena einen gewissen Stolz. Auch wenn nicht jede ihrer Entscheidungen richtig gewesen war oder den
Erwartungen anderer entsprach, war niemand in ihrer Situation gewesen. Dementsprechend stand auch niemandem ein Urteil über ihre
Herangehensweise zu. Die bedrohliche Situation, die über ihren Köpfen schwebte, war nach wie vor allgegenwärtig. Doch auch, wenn die
Verhältnisse derzeit heikel waren, würde sie dennoch immer Ogrimars Willen folgen und ihren Gildenschwestern und Brüdern bedingungslos
beistehen, sollte sich die Lage rund um Naheniel weiter zuspitzen.


Dennoch war die Inquisitorin nicht sonderlich enttäuscht darüber, dass sie an den ersten Abenden bei ihrer Heimkehr lediglich einige der
Bognerinnen ihrer Gilde antraf, die wohl die Abenddämmerung für ihre Jagd genutzt hatten. Sie traf die beiden unabhängig voneinander,
dennoch überraschte jede von ihnen sie auf ihre eigene Art. Trotzt gegenteiliger Ansage brachte ihr erst Kenna, die Gegenstände, mit denen
Adrian über seine geheimnisvollen Kontakte zu einem sagenumwobenen Amulett kommen würde. Ein Amulett, welches essentiell sein würde,
sollten sie tatsächlich jemals den Schicksalsweberinnen gegenübertreten wollen.


Die andere Gildenschwester hingegen schien einfach ein untrügerisches Gespür dafür zu haben, wenn es Unstimmigkeiten innerhalb des
Gildengefildes gab. Wie eine Art guter Geist tauchte also Liadan nach langer Zeit wieder einmal auf, um nach dem Rechten zu sehen.  
Sie als Außenstehende hatte wohl den objektivsten Blickwinkel zu den Geschehnissen der letzten Wochen. Im Gespräch mit Lorena maßte
sie sich also auch kein Urteil über deren Entscheidungen an, sondern versuchte der Magierin lediglich durch ihre Sichtweise der Dinge eine
andere Perspektive zu geben. Möglicherweise war genau diese Unterhaltung letztendlich auch der ausschlaggebende Grund, warum Lorena in
den folgenden Tagen über ihren Schatten sprang und Adrian, auch wenn sie derzeit einen Disput miteinander hatten, die Beute von Kenna
zukommen ließ, bevor sie sich abends in Halams Taverne begab.  Sollte er nach wie vor an ihrem Plan festhalten wollen, so sollten ihre
persönlichen Befindlichkeiten dem nicht im Wege stehen, den Liadan hatte durchaus recht, es gab Dinge, die hatten höhere Priorität,
als die eigenen Belange.

 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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Kenna de Vil
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#38

Beitrag: # 53435Beitrag Kenna de Vil »

Adrians Gemächer in den Hallen der Legion

Stille lag über dem Zimmer. Lediglich ein paar gleichmäßige Atemzüge waren zu hören. Die Luft war kühl und geschwängert vom Geruch der erkalteten Glut des Kaminfeuers. Nur zaghaft wagte sich das Morgengrauen durch die Ritzen zwischen den schweren Vorhängen vor den Fenstern. Ein schmaler Streifen gräuliches Tageslicht legte sich über Adrians schlafende Züge neben ihr. Sie betrachtete ihn forschend. Wie gelöst er aussah, wenn er schlief. Die sonst oftmals gerunzelte Stirn war glatt und entspannt. Sein blondes Haar fiel ihm wild ins Gesicht.
Sie befreite ihre Hand aus der Bettdecke und hob sie ihm entgegen. Sanft strich sie die Strähnen zurück, um dann mit dem gleichen Finger über seine Augenbraue hinweg über die Wange zu fahren, ganz so, als wollte sie sich diesen seltenen Anblick für immer einprägen. Als ihre Fingerkuppe seine Haut berührte, ringelten sich wie aus dem Nichts heraus, feine Schlieren seiner Schatten um ihr Handgelenk und sie musste lächeln. Selbst wenn er ruhte, behielt er immer ein Fünkchen der Kontrolle.

Sie zog die Hand zurück und schob sie stattdessen unter ihre Gesichtshälfte, die auf dem weichen aprilfrischen Kissen ruhte. Sie hatte Verbindlichkeit von Adrian gefordert und er hatte sie ins Vertrauen gezogen. Ein Umstand, der sie gleichzeitig überrascht hatte und Zufriedenheit bei ihr auslöste.
Beim Gedanken an die Karte auf seinem Schreibtisch, an die verbrannte Erde und all das, was er ihr erzählt hatte, verschwand ihr Lächeln jedoch abrupt.

Vorsichtig, damit sie ihm noch ein wenig mehr der seltenen Ruhe gönnte, rollte Kenna sich auf den Rücken und starrte zum Betthimmel hinauf. Die dunklen Schlieren verwoben sich umgehend mit ihren Haaren, die sich im starken Kontrast zu den hellen Kissen abhoben und wie Tentakel um sie ausgebreitet da lagen. Wie so oft, schien es, als spielten die Schatten mit ihnen und die Bognerin schenkte dem weiter keine Beachtung.

Sie brauchten mehr denn je den Blutdolch. Ob sie es wagen sollte, ihn auch ohne das Amulett an sich zu nehmen? Nächstes Mal würde sie selbstverständlich mehr Vorsicht walten lassen, überlegte sie.
Die Pläne, sich das Amulett zu beschaffen, hatte sie aber noch nicht aufgegeben. Unlängst war sie einer Spur gefolgt, denn jemand hatte großspurig ein Geheimnis, welches für sie von Interesse sein sollte, öffentlich angepriesen. Gewiss war sie nicht auf den angebotenen Handel eingegangen, sondern hatte vielmehr auf eine Gelegenheit gewartet, sich des Geheimnisträgers habhaft zu machen, um ihm alles von Belang auf ihre ganz eigene Art zu entlocken.

Schließlich hatte der Bognerin der Zufall in die Hände gespielt. Als sie eines Abends am Felsendom vorbeikam, sah sie ihn. Weiße Flügel für jedermann weithin sichtbar, stolzierte er einfach so in den heiligen Ogrimar geweihten Tempel, mit einem bläulichen Gewächs im Arm. Gerade als ihr Blut in Wallung geriet, ob dieses erneuten Frevels der weißen Sippschaft, trat der Kerl mit leeren Händen schon wieder heraus. Eiligst hatte sie sich in den Schatten versteckt gehalten und zunächst die Lage sondiert. Als sich der Eindringling gerade davonstehlen wollte, hatte sie zugegriffen.

Mit einem Messer an der Kehle, war er gefügig gewesen wie ein kleines Lämmchen und ohne lange nachzudenken, hatte sie ihn mit in ihr Versteck genommen.
Die Katakomben unter der Burg de Vil, bestanden aus einem Geflecht unterirdischer Gänge. Feuchter kalter Stein, modriger Geruch und sicher die eine oder andere braune Ratte würden jeden bei Verstand abhalten, sich hier herumzudrücken. Falls man den Zugang überhaupt fand. 
Einer dieser Gänge führte, nach endlosen und zudem wahllos erscheinenden Abzweigungen, zu Kennas Refugium. Und auch wenn die Burg selbst verwaist war, keine Dienerschaft, kein Familienmitglied mehr dort verweilte und die zahlreichen antiken Möbelstücke mit weißen Laken abgedeckt waren, so kehrte sie regelmäßig hierher zurück.

Der Weg endete an einer schweren alten Eichentür, äußerlich ohne jedwede Verzierung gearbeitet, aber solide in ihren Angeln und eindeutig mit Magie belegt.
Dahinter eröffnete sich ein großer Raum, in dessen Zentrum ein großer Kamin stand. Die Wände waren auch hier aus grobem Stein, jedoch ohne die Feuchtigkeit, welche in den Gängen vorherrschte. Der Boden war mit feingewebten reichverzierten Teppichen ausgelegt. An einer Wand standen hohe Bücherregale und unzähligen Bänden darin, hauptsächlich über Anatomie und Waffenkunde. An einer anderen Wand jedoch, hingen Waffen und Werkzeuge, dessen nutzen keinen Zweifel zuließen. Direkt unter dem Arsenal befand sich ein Sideboard, mit ordentlich aufgereihten Totenschädeln. Die leeren schwarzen Augenhöhlen blickten seelenlos in den scheinbar heimeligen Raum. Ein paar Türen zweigten von diesem Zimmer ab, doch was dahinter lag, sollte zunächst verborgen bleiben.
Der Hauptraum selbst war sanft von Kerzen beleuchtet und im Kamin prasselte ein wärmendes Feuer, ganz so, als hätte man sie erwartet. Doch wer hätte dies sein können, wenn doch gar niemand die Burg bewohnte?

Das erste Verhör erfolgte im Plauderton, auch wenn ihr „Gast“ dabei gefesselt war. Nicht dass er hier irgendwo hin hätte entkommen können. Doch sollte er sich auch nicht zu sehr wohl fühlen und die Grenze, wer hier das Sagen und die Kontrolle hatte, war klar abgesteckt.

Schnell kam Kenna dabei zu der Erkenntnis, dass das versprochene Geheimnis nur aus heißer Luft bestand, mit dem sich das Weißherz einen Kuss von ihr hatte erschleichen wollen. So gab sie ihm anschließend ein paar Tage Gelegenheit sein Gebaren zu überdenken – noch so eine hübsche Methode, um jemanden gesprächig und gefügig zu machen - und kehrte, wie jeden Abend üblich, zu Adrian in die Hallen der Legion zurück. Er mochte es nicht sonderlich, wenn sie ihn warten ließ, doch hatten sie Wichtiges zu besprechen gehabt.

Sie würde ihren Gefangenen nicht ewig sich selbst überlassen können, wenn sie noch einen Nutzen von ihm haben wollte, soviel war ihr klar. Eine Botschaft hatte sie noch auf dem Heimweg an den Priester des Götzengottes gesandt. Das Stofftaschentuch mit ihren eingestickten Initialen und darin eingewickelt, eine Haarlocke seines hübschen treuergebenen Samoel, der sich in ihrer Obhut befand, wie nun auch dem Priester bekannt sein dürfte.

Sie hatte gehofft, dass das angekündigte Geheimnis einen Hinweis auf das gesuchte Amulett oder wenigstens auf das Symbol, nach welchem sie ebenfalls Nachforschen ließ, geben würde. Doch schien dem nicht so zu sein.

Resigniert atmete sie tief ein und seufzend wieder aus. Sie sollte Adrian wohl besser einweihen, denn gewiss würde eine Reaktion ihres Widersachers Etoh nicht lange auf sich warten lassen.

Leicht drehte sie ihren Kopf wieder zu dem Dunkelmagier und blickte in ein hellblaues Augenpaar, als könnten diese direkt in ihre Gedanken schauen.
„Wie lange siehst du mich schon so an?“ fragte sie leise und ein wenig ertappt.

 
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
Finsternis.
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Samoel
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#39

Beitrag: # 53440Beitrag Samoel »

Es war der Auftrag seines Herren einen Blumentopf, mit Vergissmeinnicht Blümchen darin, in den dunklen Dom zu bringen. Dazu ein Kärtchen an wen diese Blumen gerichtet sein sollten. Samoel hinterfragte die Anweisung nicht, ebenso wenig den zweiten Auftrag den er mit dem ersten erhalten hatte. Aus irgend einem Grund ahnte sein Herr, oder war es sogar sein Plan?, dass er in die Hände jener Dame fallen würde für welche die Blumen bestimmt waren.
 
Vergissmeinnicht.
Welch tiefere Bedeutung diese Blumen doch haben konnten. Vor allem für den Absender dieser Blumen. Fing doch alles mit der Person an welcher Etoh sein Herz geschenkt hatte. Mit dem Tag an dem Kenna de Vil die Verlobte seines Herren schwer verletzte in dem Wissen den Priester Artherks damit mehr zu treffen als wenn sie ihm selbst ein Messer in den Rücken gerammt hätte.
Doch der Priester lies sich davon nicht einschüchtern und suchte erneut den Dunklen Dom auf, um erneut auf diese Dame zu treffen. Im Ergebnis dieses aufeinander Treffens sollte sich ein Krieg entwickeln, zu dessen Ende nun er, Samoel, selbst eine tragende Rolle zu spielen hatte. Ein jeden der Familie seines Hauses hatte sie geschworen für Etohs Taten zur Rechenschaft zu ziehen. Ein jeden hatte sie bisher auch erwischt, nur ihn, Samoel, noch nicht.
Mag es nun der Plan seines Herren gewesen sein ihn zu Opfern um diesen unsinnigen Krieg endlich ein Ende zu bereiten? Würde sie ihn erwischen, so solle er sich nicht wehren. Das war die Anweisung, welcher er auch folge leistete in dem Moment als er ihre Klinge an seinem Hals spürte.
 
Mehr oder weniger Bereitwillig ließ er sich von Kenna entführen. Stümperhaft musste sie eine Schriftrolle entrollen um sie beide mittels eines Zauberspruchs an einen anderen Ort zu bringen. Sie fanden sich in einem dunkeln Gang wieder, welchen ihn die Jägerin voran schubste. Es war relativ Dunkel, doch gewöhnten sich seine Augen gut daran. Weniger konnte er sich an den Geruch gewöhnen der sich in den modrigen, feuchtkalten Gängen befand. Vor einer schweren Eichentüre blieben sie stehen und Samoel erkannte das diese durch ein magisches Siegel geschützt war. Nach dem öffnen der Türe bot sich ihm ein Raum der nicht so recht zu den feuchten Gängen passen wollte. Fast wohnlich eingerichtet wies die Jägerin ihn an sich auf einen Lehnstuhl zu setzen. Unnötiger weiße meinte diese ihn darauf festbinden zu müssen.
Samoel amüsierte dieses Schauspiel, wo hätte er hin fliehen sollen? Das Verhör das folgen sollte endete wenig befriedigend für seine Entführerin. Was sie zu einen weiteren Schritt hinreißen lies.
 
“Ich habe wirklich mehr erwartet als dieses fantastische Gebrabbel. Denkt Ihr nicht, ich musste mir schon weit schlimmere Beleidigungen anhören? Aber sei es drum. Ihr solltet mir lieber etwas Besseres liefern, als mir Eure treue Ergebenheit zu dem Priester als sagenhaftes Geheimnis verkaufen zu wollen. Was meint Ihr worüber er sich mehr freuen würde? Einen Finger oder ein Ohr?“
 
Während Kenna sprach begann Samoel seine Arme zu bewegen. Er wollte es nicht unversucht lassen den geringen Hauch einer Möglichkeit zu ergreifen das sich seine Fesseln doch etwas lockern würden und er somit vielleicht den einen oder anderen Arm aus der Schlinge ziehen könnte. Ihre Worte verrieten ihm das die junge Frau wohl über Erfahrung verfügen konnte, jedoch mit seiner Gefangennahme nicht gerechnet hatte. Dementsprechend unvorbereitet und mit hohlen Phrasen bespickt erschienen ihm ihre Drohungen. Er unterlässt einen weiteren Versuch das Leder an seinen Armen zu dehnen. Statt dessen lehnt er sich wieder zurück und mustert ihre Erscheinung erneut. Er holt die Ruhe in seine Stimme zurück. An der Tonlage und der Art und Weiße wie er spricht würde sie vielleicht heraushören das er durchaus wusste wovon genau er sprach.
 
Bedenkt das jedes Körperteil eine andere Aussage transportieren würde. Vielleicht solltet ihr euch erst einmal selbst im Klaren darüber sein welche Frage ihr habt, ehe ihr mir gegenüber leere Drohungen aussprecht. Wenn ihr eine Forderung an meinen Herrn habt, so sprecht diese ihm Gegenüber aus. Das lose schicken eines Fingers oder eines meiner Ohren wird euch auf jeden Fall nicht schneller weiter bringen. Und dann solltet ihr vielleicht auch lernen genau zuzuhören. Es ging in keinster Weiße allein um meine Ergebenheit dem Pater gegenüber.“
Kurz hält er inne. Er konnte aus seiner Haut nicht raus, den drang nicht widerstehen sich auf brüchiges Eis zu begeben. In Anbetracht dessen das jedes Körperteil seine eigene Aussage tätigt, würde ich vorschlagen ihr schickt ihm meine Zunge.“
 
Seine Zunge, was für eine hervorragende Idee! Schnitt man diese nicht Verrätern aus dem Mund? Er selbst war jedoch kein Verräter. Andererseits, wer keine Zunge hat, der konnte auch nicht reden.
 
“Dafür, dass ich hier die Oberhand habe und Ihr Euch in meinem Reich befindet, seid Ihr wirklich mutig. Ich schätze Mut. Nicht jedoch Dummheit.“ Kenna erhob sich und ging um ihn herum. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und er spürte das sie in ihn hinein zu spüren versuchte.
 
Sie hatte Recht. Er befand sich in ihrem Reich. Hatte sie Wirklich die Oberhand, nur weil er gebunden war und sie sich frei bewegen konnte? Gerade im Moment konnte er nicht mehr tun als ihr mit den Augen zu folgen. Jede ihrer Bewegungen zu studieren und einzuprägen.
 
Plötzlich stand sie hinter ihm und er spürte ihre Hände auf seinen Schultern. Kurz wollte Aufregung durch seine Venen schießen. Würde sie ihre Drohung wahr machen? Seinem Vorschlag folgen? Im nächsten Augenblick riss sein Kopf nach hinten und er sah direkt in Kennas gefühlskalte Augen.
 
Ein Blick den er zuletzt bei seinem Vater gesehen hatte, als dieser ihn aus der Familie und dem Clan verstieß. Ihn all seiner Macht beraubte und zum Sterben auf die Straßen seiner Heimat schickte.
 
Beim Blick in diese Augen und seiner Erinnerung an seine Heimat, wusste Samoel das er nichts mehr zu verlieren hatte. Sich den Folgen bewusst die sein Handeln nach sich ziehen könnten, öffnete er seinen Mund und streckte seine Zunge weit heraus.
Das sie den Mut nicht hatte ihn wirklich zu verletzen zeigte sich auch schon im nächsten Moment, indem sie lediglich eine Strähne seines schwarzen Haares abschnitt. Unsanft stieß sie seinen Kopf nach vorne.
Insgeheim froh und erleichtert darüber seine Zunge behalten zu dürfen atmet er den Schreck weg. Sollte es das gewesen sein? Eine Haarsträhne? Wieder bleibt ihm nichts anderes Übrig als ihr Handeln zu beobachten. Wie sie seine Haarsträhne in ein Tuch packt und wie ein Kleinod in ihrer Tasche verstaut.
Sie kam zurück um seine Fesseln zu lösen.
 
“Ich gebe Euch nun die Gelegenheit, Eure Haltung und Eure Situation zu überdenken. Ein Zugeständnis, was ich üblicherweise nicht erteile. Nutzt diese Chance also weise.“
 
Im ersten Moment wollte er einfach nach ihr treten, sie zu Fall bringen, vielleicht sogar den einen oder anderen Knochen brechen. Doch sprach sie Ihre Worte bevor sich für ihn der Streich lohnen konnte. Seinem Wunsch sie auf der Stelle zu vernichten wich dem Besinnen auf den Grund seiner Anwesenheit. Er würde sie weiterhin die Oberhand behalten lassen. Sich nicht weiter wehren, ganz so wie es der Wunsch seines Herren gewesen wäre.
Mit auf dem Rücken gebundenen Händen ließ er sich von ihr durch den Raum zu einer der Türen führen. Beim öffnen der Türe bemerkt er das diese nicht, wie die Türe zu der sie herein kamen magisch versiegelt war. Vielleicht würde ihm das noch zum Vorteil gereichen.
 
Unsanft stieß die Jägerin ihn in den Fensterlosen Kellerraum.
Dunkelheit umfing Samoel, nachdem die Türe ins Schloss fiel. Er hörte wie Riegel verschlossen wurde. Mechanisch, nicht magisch, wie er zu seinem Bedauern feststellte. Einen Moment noch verharrte er still auf der Stelle an der er stand, lauschte in den Raum hinein. Der moderige Geruch von vielen Dekaden stieg ihm in die Nase. Bilder aus längst vergangenen Tagen schossen ihn durch den Kopf. Tage an denen er noch mehr Macht besessen hatte.
Samoel konzentrierte sich auf das Seil das seine Hände im Rücken halten sollte. Dabei beschwört er es mit seinen Worten „Löse dich!“ Tatsächlich löste sich das Seil und glitt in seine Hand. Einen kurzen Moment hegte er die Hoffnung seine Künste zurück erlangt zu haben. Musste sich dabei aber eingestehen dass das Seil wohl nur schlampig und lose um seine Handgelenke gebunden war. Auch wenn es sich im ersten Moment strenger angefühlt hatten.
Im Dunkeln erscheint alles größer als es ist. Um sich zu Orientieren schreitet Samoel den Raum ab. An einer Ecke des Raumes angekommen lehnt er sich gegen die Wand und misst mit beiden ausgestreckten Armen den Raum ab. Auf diese Weiße konnte er sich auch ein Bild über die Beschaffenheit der Wände und der Struktur des Steines machen. In der vierten Ecke angekommen stieß sein Fuß gegen einen Gegenstand. Ganz leer war der Raum also nicht. Er beugt sich nach unten um zu erfühlen um was es sich dabei handeln mochte. Es war rund, etwa Schienbein hoch und mit einem Deckel verschlossen. Als Samoel den Deckel anhob ließ der Geruch der daraus strömte ihn Wissen um was es sich bei diesem Gegenstand handeln sollte. Schnell verschloss er den Notdurftkübel wieder und ließ diesen in der Ecke stehen in der er ihn gefunden hatte.
 
Dunkelheit und Stille umfing den jungen Mann, nur das rauschen seines Blutes konnte er in seinem Schädel hören. Für Samoel nichts was er nicht schon kannte. Es war nicht das erste mal das man ihn in einen Dunklen Raum einsperrte. Im Gegensatz zu dem was er schon erleben musste hatte er hier in diesen Raum sogar regelrechte Freiheiten.
Was ihm in diesen Fall jedoch zu gute kommen könnte wäre die Tatsache das Kenna nicht wusste wer oder was er war. Darum sollte nach seiner Rechnung diese Gefangenschaft nicht länger als 2 Tage andauern, ehe er sie wieder zu Gesicht bekommen würde. 2 Tage waren eine legitime Zeit die man einen Menschen hungern lassen konnte, oder das trinken verweigern. Er kannte die Methoden einen einfachen Menschen mürbe zu machen. Ihn seiner Hoffnungen zu rauben.
Doch er hatte seinen hellen Stern gefunden. Ganz real konnte er sich ihm anvertrauen. Samoel schwieg und blieb mit seinen Gedanken alleine bei sich. Er wusste nicht ob sie irgendwo war und ihn hätte hören können. Die Zeit verstrich und Samoel wechselte mehrmals seine Position. Erst saß er aufrecht ziemlich in der Mitte des Raumes und wendete sich der Wand zu von der er das Gefühl hatte das dort die Türe wäre. Dann wieder Nutze er seine Freiheit und wanderte durch den Raum. Irgendwann hatte er ein gutes Gefühl dafür bekommen wann er eine Wand erreichte und wo der Raum zu ende war. Seine Hände suchten immer wieder die Wände ab. Jeden Zentimeter versuchte er zu ertasten, bis seine Finger schon ganz taub und wund waren. Die Türe selbst schloss mit der Wand ab. Eine Handwerkskunst die Samoel, mit einem gewissen Respekt vor dieser, durchaus beeindruckte. Er fühlte jeden Zentimeter der Türe ab. Maß die Höhe und Breite noch einmal ab. Ebenso den Abstand rechts und links von der Türe zur Wand und den Abstand zur Wand gegenüber. Er wusste nicht wie oft Kenna selbst in diesem Raum war, doch jetzt war es 'sein' Raum. 'Sein' Raum in der Dunkelheit. Und er würde ihn zu Nutzen wissen.
 
 
Traue der Dunkelheit nicht. Die Wahrheit siehst du nur im Licht.

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geboren aus dem Schoß der Schwester, gezeugt vom gemeinsamen Vater, der erste seiner Art.
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Adrian
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#40

Beitrag: # 53441Beitrag Adrian »

Nachdem Adrian beschlossen hatte, den gestrigen Abend in seinen Räumlichkeiten ausklingen zu lassen, hatte die Jägerin ihre Umgebung sehr genau in Augenschein genommen. Eine für sie durchaus typische Reaktion, dass sie in ihrer Wachsamkeit ihr Umfeld sehr genau mit ihren Blicken studierte. Fast beiläufig waren ihre Augen umhergewandert. Ein Instinkt, der jedoch, so wie er annahm, vielmehr einer gewissen Neugier angehörte, indem sie seinen Rückzugsort eingehend musterte, als suche sie nach Antworten auf Fragen, von denen sie zuvor nicht einmal gewusst hatte, dass es jene gibt.

Er hatte sie in Stille gewähren lassen, bis sie schließlich auf seinen chaotischen Schreibtisch gestoßen war. Fasziniert hatte sie sich der Karte gewidmet, welche ausgebreitet neben einer Vielzahl von Pergamenten lag und auf der er die Positionen seiner Verbündeten und die Orte der immer wieder weiterwandernden Portale verzeichnet hatte.

Dass jene Frage, was diese Karte zeigte, aufkommen würde, hatte Adrian erahnt. Doch auch wenn sie durchaus mit einigen Dingen in Berührung gekommen war, wollte der Magier nicht zuletzt zu ihrem Schutz das Wissen darum so gering wie möglich halten. Ein Versuch, der jedoch deutlich fehlschlug, da Kenna sich nicht von einfachen Worten abspeisen ließ oder sein Ausweichen tolerierte, obwohl sie selbst genug Gedanken plagten, um die letzte Schlacht im Krieg gegen die weiße Brut für sich zu entscheiden.

Obwohl Kenna selbst von eigenen Gedanken in Rage versetzt war, ließ sie sich nicht davon abhalten, darüber zu sprechen. Sie machte ihm unmissverständlich klar, dass er an der Reihe war, seine Karten auf den Tisch zu legen.
Kenna war nicht bereit, sich damit zufriedenzugeben, dass er sich darum kümmern würde, noch, dass die bloße Zerstörung des Reiches nicht zu dem gewünschten Ziel führen würde oder vielmehr Konsequenzen mit sich bringen würde, die er als solche nicht dulden konnte. Sie wollte mehr wissen. Mehr über diese Welt, ihre Bedeutung und seinen genauen Plan.

Selten gab er offene oder direkte Antworten, und auch dieses Mal wich er aus. Jedes Wort, das er wählte, wurde sorgfältig bedacht, besonders wenn es um Wissen ging.

Dennoch hatte sie recht. Eigentlich war Kenna bereits mitten im Visier von Naheniel gelandet, indem die meisten bereits von ihrer Verbindung wussten. Zudem war sie Freya wichtig und offenbar die einzige, der sich das Mädchen derzeit anvertraute. Vielmehr brauchte es nicht, um in den Fokus Naheniels zu geraten und wenn, dann sollte sie in gewisser Hinsicht auch wissen, mit wem sie es zu tun hatte.

Ihm, der ein Reich der Verdammnis geschaffen hatte, deren Schöpfung allein unzählige Seelen gekostet haben sollte, die nun seine Macht selbst nur noch verstärkten. Sie sollte sich bewusstwerden, dass Naheniel keinerlei Skrupel hatte oder Grenzen kannte. Nicht einmal vor dem dunklen Lord selbst. Er wollte nach einer Macht greifen, die ihm nicht gehörte, indem er Freya benutzen wollte, um die Welt in seine verdorbene Finsternis zu tauchen.

Doch sie war der Schlüssel zu vielen Wegen. Nicht nur der Prophezeiung, sondern zugleich auch zu seiner ungezähmten Macht. Wenn sie erst einmal bereit war, die Tragweite dessen zu verstehen und das, was ihr gegeben worden war, würde sie Naheniel seiner Macht berauben können, sodass sie ihn für alle Zeit seinem eigenen Verderben aussetzen konnte.

Vorerst hatte dies der Jägerin als Antwort genügt oder vielmehr hatte Adrian keine weiteren Fragen mehr zugelassen, sodass sie irgendwann fast friedlich in seinen Armen eingeschlafen war. Eine Ruhe und Ausgeglichenheit, die nun jedoch erneut verschwunden schien, wie ihr leises Seufzen zum Ausdruck brachte.


„Lang genug, um zu wissen, dass dich etwas beschäftigt.“

Seine klaren, blauen Augen ruhten intensiv auf ihren Gesichtszügen, als könnte er die Antwort auf diese Frage allein durch seinen Blick ergründen. Doch so einfach war es leider nicht, auch wenn Kenna glaubte, sie wäre ein offenes Buch für ihn. Sanft spielend strich er mit einem Finger über die weiche Haut ihres Unterarms.

Sicherlich hatte Adrian eine Ahnung, in welche Richtung ihre Gedanken schweiften, doch waren es bisher nur Andeutungen gewesen, auf deren Hinterfragen sie nicht eingegangen war sondern am Ende das Gespräch auf ihn gelenkt hatte. Er spürte die leichten Erhebungen der feinen Härchen, die sich unter seiner Berührung abzeichneten, während er mit herausfordernder Langsamkeit über ihre Haut glitt, welche nicht unter dem Schutz der Decke sich cor ihm verbarg. Dass ihr Herzschlag dabei genauso verräterisch in ihren Adern pulsierte, blieb ein unausgesprochenes Geheimnis, das dennoch einen dunklen Glanz in seinen Augen hinterließ.

"Und lang genug, um zu erahnen, dass du haderst, ob du darüber reden willst oder nicht."

Leicht richtete Adrian sich auf seinem Ellenbogen auf, während seine andere Hand von ihren Arm abließ, um ihre Hüfte zu umfassen und sie näher an sich heranzuziehen. Eine verführerische Position, bei der er die Wärme ihres Körpers und ihre weiche Haut an seiner spüren konnte. Ihr nahezu verletzlicher Körper, der in seinen Händen ruhte, doch hatte er nicht vor ihren Reizen auch nur annähernd zu erliegen, sondern ließ sie spüren, dass sie ihm gehörte.

"Was verursacht die Falte auf deiner Stirn?", fragte wobei sein durchdringender Blick an ihr haftete, während er sie mit einer Hand gefährlich nah an sich hielt. Auch wenn seine Stimme einnehmend klang, so war es dennoch keine Frage, bei der er eine Floskel oder Phrase durchgehen lassen würde. Vielmehr schwang deutlich die Forderung nach einer Antwort mit, die sich in dem hellen Blau, welches sie intensiv gefangen nahm, abzeichnete. „Raus damit!“
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Kenna de Vil
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#41

Beitrag: # 53444Beitrag Kenna de Vil »

Adrians Gemächer in den Hallen der Legion

Diese Zeit der Zweisamkeit war so kostbar und wichtig für sie beide. Momente, in denen man zur Ruhe kommen und auch mal einen Schritt zurücktreten konnte, um Dinge mit ein wenig Abstand zu betrachten. Bevor sie sich wieder der Realität würden stellen müssen. Das alle ihre Widersacher noch immer nicht in die Knie gezwungen waren und sie ihre Kräfte noch weiter würden bündeln müssen, um voranzuschreiten.
Auch wenn Männer dazu neigten, immer den direkten Weg zu wählen und mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, so war es doch an ihr aufzuzeigen, dass es viele Wege geben mochte, um das Ziel zu erreichen und so mancher Plan Schwachstellen enthielt.
Jetzt mussten sie nur noch lernen, den jeweils anderen nicht unnötig schonen zu wollen und darauf zu vertrauen, dass es einen Grund für ihre Verbindung gab. Nenne man es Schicksal oder Bestimmung. Und wenn Kennas einziger Nutzen in dieser Sache lediglich darin bestand, die Verbindung zu Freya nicht zu verlieren, so sei es denn.

Die Sanftheit seiner Berührung auf ihrer Haut, erzeugte ein zartes Kribbeln und die feinen Härchen ihres Unterarms erhoben sich ein wenig unter seinen Fingern. Als Adrian sie im nächsten Augenblick besitzergreifend an sich zog, ließ sie ihn ohne Widerstand gewähren. Erzeugte jene Geste doch unweigerlich eine verführerische Erinnerung und für einen kurzen Moment zuckte eine ihrer Augenbrauen wissend in die Höhe, als sie abwog, ihre Hand auf eine Reise unter die Decke zu schicken und ihn alle seine Fragen vergessen zu lassen.

Die Intensität seines Gesichtsausdrucks und der unnachgiebige Klang seiner Stimme, ließen sie jedoch – wenn auch bedauernd – davon Abstand nehmen. Sie konnte nicht Offenheit und Vertrauen von ihm einfordern und ihm genau diese nicht ebenso entgegenbringen. Er würde es nicht zulassen, dass versprach eindeutig sein Blick, der noch immer abwartend auf ihr ruhte, sowie seine Hand, die sie umfangen hielt und ein Ausweichen ebenfalls unmöglich machte.

„Es ist so…“ begann sie schließlich, nach den passenden Worten suchend. „Möglicherweise habe ich etwas getan, was den Götzenprediger auf den Plan rufen wird.“ Unverwandt erwiderte sie seinen Blick, der bei ihren ausweichenden Worten an Intensität zunahm. Gleichzeitig spürte sie, wie sich der Griff an ihrer Hüfte verstärkte und er drauf und dran war, sie auf andere Weise zum Reden zu bringen.
Um nur eine Nuance verdunkelte sich das Blau ihrer Augen und sie war versucht ihn dahingehend zu provozieren, um genau diese Reaktion von ihm hervorzurufen.
Offenheit Kenna! Mahnte sie sich stattdessen selbst und setzte noch einmal an, bevor er sie dahingehend maßregeln konnte.

„Durch einen glücklichen Zufall, ist mir sein Schoßhündchen – dieser Samoel – in die Hände gefallen. Vor geraumer Zeit verkündete dieser großspurig auf dem Marktplatz, er habe Kenntnis über ein Geheimnis, welches von Bedeutung für mich wäre.“ Ein wenig rutschte sie herum, um sich weiter an ihn zu schmiegen und schob während sie sprach eine Hand unter der Decke seine nackte Brust hinauf und ließ sie dort verweilen. Sie konnte seine Wärme spüren, das leichte Pulsieren seines Herzschlages und seine ruhigen regelmäßigen Atemzüge. Für einen Wimpernschlag legte sie ihren Blick auf seinen Mund. Doch konzentriert sah sie schnell wieder hinauf und befeuchtete sich lediglich ein wenig die Lippen, bevor sie weitersprach.

„Der einzige Grund, warum ich ihn am Leben ließ und diesem Krieg nicht direkt vor dem Felsendom ein siegreiches Ende gesetzt habe. Doch bisher kam nichts Brauchbares aus dem Kerl heraus. Derzeit hat er Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob er noch einen Nutzen für mich hat, tief unten in den Gewölben unter der Burg de Vil.“
Ein Ort, an dem Adrian selbst noch nicht gewesen war, wenngleich es vielleicht an der Zeit war, dem Dunkelmagier den Rest des Anwesens zu zeigen und ihn zur Abwechslung mal durch die Vordertür eintreten zu lassen. Auch wenn der alte Glanz der Burg derzeit unter weißen Laken und einer dicken Staubschicht verborgen lag. Sie hatte sich nie viel daraus gemacht - schicke Kleider, Bankette, das Gemäuer voller Trubel - und doch musste sie sich eingestehen, dass es eine schöne, beinahe sorglose Zeit gewesen war, die sie ab und an vermisste.
Die Katakomben hingegen, hatte Kenna nie vernachlässigt.

Sanft strich ihr Daumen fast schon mechanisch über Adrians Haut, während sie ihn weiter ansah und versuchte abzuschätzen, was er von ihrer Aktion hielt. Die kleine Falte auf ihrer Stirn hatte sich ein wenig geglättet, doch nicht gänzlich. Winzige Staubpartikel schwebten in dem schmalen Streifen Morgenlicht, welcher sich nur langsam weiterbewegt hatte, seit sie erwacht war.
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
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Adrian
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#42

Beitrag: # 53446Beitrag Adrian »

Sie alle hatten ihre Aufgaben und Ziele im Namen des dunklen Lords, mit denen sie wuchsen oder an denen sie zugrunde gingen. Eine stete Prüfung, welche jeden einzelnen auf seine Weise immer wieder auf die Probe stellte und ihnen nur wenige Momente der Ruhe vergönnte.

Augenblicke, in denen jedoch Vorhersehung und Bestimmung ihre Bedeutung zu verlieren schienen, sodass und sie sich von äußeren Einflüssen und Zwietracht lösen konnten, um ihr eigenes Schicksal zu definieren.

Adrian konnte spüren, wie die Jägerin mit sich selbst rang, ob und was sie ihm offenbaren wollte. Ihr schneller Herzschlag war nahezu verräterisch. Obwohl Kenna Offenheit von ihm verlangte, schien sie sich dennoch gleichzeitig selbst davor zurückscheuen, zu viel von sich preiszugeben.

Verheißungsvoll spürte er ihren sanften Atem über seine Haut hinwegstreichen. Ein warmer Luftzug, der, noch während sie nach den richtigen Worten suchte, mit seinen Sinnen spielte. Doch blieb sein entschlossener Blick fokussiert auf ihren Lippen haften. Auch wenn das Blau ihrer Augen sich auf vielsagende Weise verdunkelte und ihn auf seine Art gerazu herausforderte. Dieses Mal würde sie sich nicht so leicht entziehen können.

Obwohl die Verführung, die von ihrem warmen Körper ausging, ihn zu umgarnen versuchte, war Adrian entschlossen, sich weder ablenken zu lassen noch ihr einen Ausweg zu gewähren.
Mit einem durchdringenden Blick folgte Adrian Kennas Worten, während ein unerbittliches, helles Blau in seinen Augen intensiv schimmerte.

Der Magier beobachtete sie aufmerksam und neugierig, als ob er durch jede Nuance ihrer Stimme oder die geringste Bewegung in ihrem Gesicht ihre Gedanken ergründen könnte.

„Ein Gefangener?“  Flüsterte er nachdenklich. Seine Hand, die immer noch auf ihren Hüften ruhte, strich leicht über ihren Oberschenkel, die nah an seinen Lenden ruhten, und zeichnete ihre weiblichen Kurven nach. Kenna hatte sich so nah an ihrem Sieg befunden, dass es befremdlich war, dass sie sich durch eine einfache Phrase dazu hatte verleiten lassen, Samoel zu verschonen.

Als sich ein Schweigen über den Raum legte, schoben sich seine Brauen in die Stirn.

Ein leichter Glanz schien dabei die Schwärze kurz zu umzüngeln, während ihre Fingerspitzen forschende Muster über seine Haut hinweg zeichneten, deren Intention sowohl einer Erwartung einer Antwort entspringen konnten oder ebenso ihn genau von jener ablenken sollten. Zum Schweigen ködern ließ Adrian sich jedoch nicht. Dies sollte auch Kenna in dem nächsten Moment deutlich spüren.

„Zufall?“ Eine Spur Argwohn zeichnete sich in der Dunkelheit seiner Augen ab, als er ihre Worte in raunendem Ton hinterfragte.

Sicherlich waren die Anhänger Artherks in seinen Augen wie Schafe, die in friedlicher Harmonie ihre Schicksale fristeten. Dass allerdings ausgerechnet dieser Lakai des Priesters als letzte fehlende Kerbe in Kennas Bogen ausgerechnet vor den Toren des Felsendoms aufgetaucht war und sich auf einem silbernen Tablett präsentiert hatte, schien ihm zu gutgläubig.

In einer einzigen fordernden Bewegung umfasste Adrian ihr Becken und drehte Kenna mit dem Rücken bestimmend auf die Matratze, um über sie gebeugt ihren Blick forschend aufzugreifen. Leicht nur fuhr er sich über seine Lippen, ehe er seine Augen kurz verengte und ihr sehr entschlossen und offen seine Einschätzung wissen ließ. „Ich glaube nicht an Zufälle.“

Auch wenn er die Streiter des Götzen verachtete, unterschätzte er sie ganz sicher nicht. Es erschien ihm eine zu deutliche Fügung zu sein, als dass er an etwas wie Zufall glauben wollte. Ein Zweifel, der sich in seine Stimme schlich, während seine Hand nachdenklich durch Kennas langes, rabenschwarzes Haar strich, das ihre zarten Züge auf den hellen Kissen umrahmte.

Was lässt dich glauben, dass er die Wahrheit spricht?" Die Dunkelheit seiner eigenen Skepsis strich kurz über ihre Lippen hinweg. Eine Frage, die sie sich selbst mehr stellen sollte, als dass er es tat. Sein Atem blieb dennoch ruhig und gleichmäßig, als er versuchte nach einer Antwort in ihren Blicken zu suchen.

Für ihn klang es wie eine banale Ausrede, dass dieser Mann ein Geheimnis hüten sollte, das für sie von Bedeutung sein könnte. Jemand, der tatsächlich über wertvolle Informationen verfügte, würde diese weder derart offen zur Schau stellen noch seinen Feinden ins Gesicht brüllen.

Adrian machte kein Geheimnis darauf, dass er es infrage stellte, dass Samoel wirklich etwas Wichtiges wusste. Und wenn es wider Erwarten doch so wäre, würde jener seine Informationen wohl kaum so leichtfertig preisgeben. So ein solcher Schoßhund war in der Regel gut dressiert und hatte einen halbwegs ausgeprägten Überlebensinstinkt. Er würde seinen Wert wahren und sich nicht selbst ins Fleisch schneiden, indem er wertvolle Informationen an seine Feindin weitergab, die Kenna davon abhielten, ihm direkt die Kehle aufzuschlitzen.

„Sag, meine kleine Diebin,“ Das Timbre seiner Stimme gewann zunehmend an Wärme, während er mit seinen Fingerkuppen sanft über die zarte Falte auf Kennas Stirn strich. Der Entschlossenheit in seinem Blick konnte Kenna nicht entkommen, als seine Hand sanft über ihre Wange hinab strich, um zu ihrem Unterkiefer gleiten und diesen zärtlich, aber dennoch bestimmt umschloss.

Auch wenn Kenna clever, schnell und erfahren war, so würde er nicht noch einmal einen Alleingang dulden. Nicht, nachdem sie gerade erst von dem Fluch befreit war. Und erst recht nicht, da er deutliche Zweifel an jenem Zufall hegte. „…was hast du mit ihm vor?“

Kurz zuckten seine Mundwinkel, zu einem erheiterten, fast schelmischen Grinsen. Auf eine Art war es dennoch amüsant, den Lakaien des Priesters in Gefangenschaft zu wissen. Es war allerdings fraglich, was sie sich am Ende davon versprach, ebenso, weshalb sie die Angelegenheit so grüblerisch und reizbar machte. Witterte sie ebenso eine Falle oder gab es noch etwas anderes, was ihr die Falte in die Stirn gelegt hatte?

Seine Stimme blieb ruhig, doch in seinen Augen lag eine undurchdringliche Dunkelheit, die jedes Anzeichen von Blau zu verschlingen schien. Sanft strich er mit seinem Daumen über die Konturen ihrer Lippen hinweg.  „Oder sollte ich besser fragen, was du bereits getan hast?“
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Kenna de Vil
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#43

Beitrag: # 53450Beitrag Kenna de Vil »

Das minimale Zucken um seine Augen, verriet der Jägerin Adrians nächste Handlung bereits im Voraus, selbst wenn er dachte undurchschaubar zu sein. Ein amüsiertes Lächeln
umspielte daher ihre Lippen, trotz des ernsten Themas, als sie im nächsten Moment das Gewicht seines Körpers auf dem ihren spürte und es ihr kurzzeitig den Atem raubte,
als er sie in die weichen Kissen drückte.


„Selbst wenn es kein Zufall war, ich konnte die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen.“ Meinte sie leise, während sie ein Bein seitwärts über ihn schob. Die Intension
dahinter konnte vielfältig sein, doch ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert. „Denkst du wirklich, ich nehme ein jedes Wort eines Götzendieners für bare Münze?“ Gespielte
Enttäuschung schwang in ihrer Stimme mit, als sie amüsiert zu ihm aufsah.


Nicht nur seine körperliche Präsenz und der männliche Duft, der ihn umgab, hielten sie in seinem Bann. Ihre Fingerspitzen strichen unbeirrt über seine Brust, die nah über ihr
schwebte. Sein bestimmender Griff an ihrem Kinn, der beinahe Trotz in ihr hervorrief. Doch sie beherrschte sich. Dieses Gebaren war ihr bereits zu vertraut, als dass sie sich noch
zu einer entsprechenden Reaktion hinreißen lassen würde. Sie mochte es, wenn er seine Überlegenheit ihr gegenüber demonstrierte.


Unterdessen beschrieb ihr Zeigefinger einen Kreis auf seiner Haut, ohne dass sie den Unschuldsblick von ihm abwandte. „Ich werde die Wahrheit Stück für Stück aus ihm
herausschneiden.“
Erklärte sie mit rauer Stimme, während der Nagel ihres Fingers das nachzeichnete, was ihre Worte ausdrückten. Ganz so, als beschriebe sie keine Foltermethode,
sondern etwas Diffizileres.


Als Adrian ihren Mund liebkoste, schwieg sie für eine Weile. Sodann schmiegte sie ihre Wange in seine Handfläche und sah ihn durch ihren dichten dunklen Wimpernkranz an.
Er wusste zu gut, wie er sie ablenken konnte. Dennoch sprach sie schließlich weiter.


„Bisher hat der schmierige Lakai nur eine Haarlocke verloren. Doch sind inzwischen ein paar Tage vergangen, in denen er Zeit hatte nachzudenken. Ich werde ihm später einen
Besuch abstatten und nachsehen, ob er gefügiger geworden ist. Begleite mich gern, wenn es deine Pläne für heute zulassen.“


Ihr Augenmerk glitt für einige Momente zu dem Schlitz im Vorhang, um anhand des Sonnenstandes einzuschätzen, wie spät es war. Der Tag schien grau und wolkenverhangen zu werden.
Eigentlich genau richtig, um den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Aber ob ihr Gefangener so geduldig wäre und einen weiteren Tag in seinem finsteren Gefängnis am Leben bliebe?
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
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Gesichtsloser Erzaehler
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#44

Beitrag: # 53458Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Dem Lakaien hatte eine Schonfrist zukommen sollen. Nicht lang. Nur, bis das Mädchen die Zeremonie vollzogen hatte. Immerhin hatten sie alle noch einiges vorzubereiten. Jeder auf seine Weise und mit ihren Aufgaben betraut.

Eigentlich hatte die Jägerin vorgehabt, mit dem Dunkelmagier allein ihren 'Gast' aufzusuchen. Jedoch führten die Umstände nach der Ernennung der frisch gebackenen Adeptin zu einem vollkommen anderen Weg, welcher in mancher Hinsicht sicherlich nicht so geplant gewesen war und dessen Entwicklung ich als eifriger Chronist jedoch den geneigten Lesern nicht vorenthalten möchte. Also lassen wir die Spiele einfach beginnen.

 "Samoel Lucis": *Wie viel zeit genau verstrichen ist, mochte Samoel nicht mehr zu schätzen wissen. In Gedanken ist er jedes Wort seines Auftrages durch gegangen. Immer wieder wanderte er durch den finsteren Raum, der nicht auch nur einen Funken Licht hat durchscheinen  lassen. Ein Dunkler Raum, doch hatte er Bewegungsfreiheit. Gefangenschaft kannte er. Es war nicht das erste mal und wird mit Sicherheit auch nicht das letzte mal in seinem Leben gewesen sein. Dieser dunkle Raum war nun seiner. Er ist in abgelaufen, hat jeden Stein gespürt. Er wusste wo die Türe war, und horchte in die tiefen der Geräuschlosigkeit hinein.*

"Kenna de Vil": *nachdem sie eine Weile in der Taverne Freyas Weihe zur Adeptin gefeiert hatten, hatte wohl irgendjemand die wahnwitzige Idee gehabt, Kennas Gast in den Katakomben einen Besuch abzustatten. So Schritt sie nun der kleinen Gruppe voran, nachdem sie auf  Steinbergen angekommen waren und einen der unzähligen versteckten Eingänge zu den unterirdischen Gängen der Katakomben unter der Burg de Vil passiert hatten.* Hier entlang, es ist nicht mehr weit. *das Echo wurde dumpf von den feuchten Wänden der steinernen Gänge zurückgeworfen*

"Lorena Zar": *Argwöhnisch folgte sie der Gruppe und sah sich genau um, wusste man ja nie, ob hier irgendwelche Fallen lauerten*

 "Freya Chakai": *nachdem sie nun in den dunklen Gängen der Burg erreicht hatten, hielt sie sich nah an Kenna. Nicht nur, weil jene genau wusste, wohin sie ging, sondern dies hatte durchaus andere Beweggründe. Katakomben. Sie mochte diese dunklen, geheimnisvollen Gänge, aber nicht zuletzt war sie auch neugierig, was sie am Ende erwarten würde. Ein dunkles Schimmern überflog ihre Augen im Schein der Fackeln, während sie der Jägerin stillschweigend nicht von der Seite wich.*

 "Adrian Al Saher": *er folgte ihnen wie eine Nachhut, während sein Blick sehr wohl die Silhouetten vor sich betrachtete und jedes Geräusch, das in den Gängen widerhallte, beäugte*

 "Samoel Lucis": *Samoel glaubte Geräusche zu hören. Eine Stimme... sollte Kenna Selbstgespräche führen? Mit den Händen fährt er die Wand ab bis er an eine Ecke kommt, an die nächst Wand legt er sein Ohr an um zu hören und zu fühlen ob sich in den Gemäuern wirklich etwas bewegt, oder ob es nur ein Trugbild seiner Phantasie gewesen sein mochte.*

 "Freya Chakai": *hatte sie den Mund ein wenig voll genommen, als sie von einer Opferung gesprochen hatte? Scheinbar schien dies mit zunehmender Stunde die Erwachsenen auf eine Weise inspiriert zu haben. Leicht nur schnippte sie mit dem Finger, ehe ein leichter Schimmer, der von kleinen Glühwürmchen, ihr ein wenig mehr Licht spendete und sie die Umgebung besser wahrnehmen konnte*

 "Kenna de Vil": *sicherlich hätte sie zumindest Adrian schon viel früher einmal hier herunter bringen sollen. Ihm einen Einblick gewähren, in den Bereich ihres Heims, der ihm bisher verborgen geblieben war. Doch nun hatten die Ereignisse es so geschehen lassen, wie es eben gerade geschah. Hinter ihr spürte sie die Präsenz der Adeptin, des Dunkelmagiers und auch von Lorena, deren Verhältnis zuletzt von Mißtrauen geprägt war. Doch dies alles sollte jetzt keine Rolle spielen. Schließlich kamen sie an einer schweren Eichentür an, die mühelos aufschwang als Kenna die flache Hand drauf legte. Kurz schimmerte ein magisches Leuchten darüber hinweg, welches die magische Barriere kennzeichnete. Es offenbarte sich ein gemütlicher Raum, in dessen Mitte ein warmes Feuer im Kamin loderte und groteske Schatten an die Wände und die 36 aufgereihten Schädel auf einem Sideboard warf. Bequeme Sessel säumten die Feuerstelle, Wandbehänge, Folterinstrumente und Bücherregale säumten die übrigen Wände. Drei Türen gingen von diesem Hauptraum ab.* Willkommen in meinem Reich. *meinte Kenna ein wenig verlegen, hatte sie bisher nie Besucher mit hier her gebracht. Zumindest keine, die lebend wieder herausgekommen waren.*
 
 "Lorena Zar": *Durch das Licht, welches Freya ihnen mit ihren Glühwürmchen spendete, ließen sich einige Umrisse der näheren Umgebung erkennen. Nachdem sie ihren Blick kurz schweifen ließ nickte sie kurz in Kennas Richtung* Wie einladend

"Adrian Al Saher": *als letzter in jener Entourage, die Kenna begleiteten, trat er in den Raum. Kühl musterte sein Blick das lauschige Refugium, mit dem leicht morbiden Hauch, den seine Bewohnerin ihm verliehen hatte. Abermals hatte er recht behalten. Eine Erkenntnis, die ein leichtes Aufblitzen in dem finsteren Zentrum inmitten des Blaus hinterließ* Durchaus gemütlich *und irgendwie passender für die Jägerin, deren Bogen stetig nach Blut verlangte*

"Samoel Lucis": *er hörte es genau. Stimmen und Bewegungen hinter 'seiner' Türe. Endlich. Es war so weit. Sie würde nach ihm sehen und er wäre bereit. Bereit wenn 'seine' Türe sich öffnet, sich ihr entgegen zu werfen um den Öffner der Türe damit zu überrumpeln und in seiner Hoffnung auch zu verletzen. Vielleicht würde Kenna ja auch zu Boden gehen. Das war sein Plan, seine Hoffnung. Den Hauch einer Chance nutzen....*

 "Freya Chakai": *ihre Augen legten sich unmittelbar auf die Schädel, auch welche sie unmittelbar zuging. Fasziniert wanderte ihr Blick darüber hinweg, ehe sie sich zu Kenna wandte* Haben sie alle einen Namen? *fragte sie leise. Sicher hatten sie alle mal einen gehabt, aber ob Kenna jene wusste oder sie womöglich irrelevant gewesen waren, konnte sie nicht erkennen*

"Kenna de Vil": *vielleicht war es der Alkohol, den sie in der Taverne konsumiert hatten und die daraus resultierende ausgelassene Stimmung, dass sie gleich drei Personen Zutritt zu ihrem Reich gewährte. Eine Aufgeschlossenheit, die sie sonst eher nicht an den Tag legte. Doch nun waren sie hier.* Ja, sie haben Namen. *erwiderte sie gen Freya, bevor sie sich dem Schrank unterhalb der Schädel widmete und eine Karaffe Klaren und ein paar Gläser hervorholte. Sie stellte die Gläser auf dem Tischchen zwischen den Ohrensesseln vor dem Kamin ab. Sie schenkte ihnen allen ein, nicht dass die angeheiterte Stimmung abflauen würde* Dort hinter der Tür ist er. *sie deutete in die Richtung, mit einem Seitenblick zu Adrian, was er wohl von ihrem Refugium hielt*

 "Lorena Zar": *In einem Moment der Stille versuchte sie auszumachen, ob sie hinter der Tür irgendwelche Geräusche hörte* Willst du uns deinen Gast nicht vorstellen ?

 "Adrian Al Saher": *ohne ein Urteil oder eine Meinung in seinen Zügen widerzuspiegeln, trat er an den Tisch heran und nahm ein Glas, ehe das helle Blau den Blick der Jägerin streifen sollte* Ich hatte schon angenommen, er liegt auf einem der Regale. *erwiderte er ein wenig erheitert, wobei seine Augenbraue sich kurzzeitig in die Stirn schob.* Das ist also dein wahres Gesicht, kleine Diebin? *sprach er leise, nur zu ihr gewandt, wobei das Zucken auf seinen Lippen verriet, dass es ihm nicht unbedingt missfiel*

 "Samoel Lucis": *Samoel trat an die Türe heran und legte sein Ohr gegen diese. Sie war nicht alleine. Drei weitere Stimmen konnte er aus machen. Gläser die auf einen Tisch gestellt wurden. Man sprach wohl über ihn. Einen Moment überlegte er ob die Idee mit dem Überraschungsmoment so gut wäre. Doch er hatte nur diese eine Chance. Er war gut genährt gewesen, bevor sie ihn einsperrte und er konnte noch gut ein paar Tage länger aushalten, dennoch musste er jede Chance nutzen an auch nur einen Tropfen ihres Blutes heran zu kommen.... Sollte sie sich endlich öffnen die Türe?*

 "Freya Chakai": *ihr Blick galt derzeit noch den Schädeln. So glatt poliert waren sie wahrlich faszinierend. Waren es alle Diener des lichten Gottes gewesen oder waren vielleicht auch Häretiker unter ihnen. nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe*

 "Kenna de Vil": *die leeren Augenhöhlen der Schädel schienen Freya bei jeder Bewegung zu verfolgen. Beinahe so, als wäre doch noch eine Art von Leben in ihnen. Kenna selbst bemerkte das Zucken um Adrians Mundwinkel. Was erheiterte ihn daran?* Das wahre Gesicht, zeigt sich erst im Angesicht des Todes. *leicht umspielte ein sardonisches Lächeln ihre Lippen. dann wandte sie sich dem mechanischen Schaltpult neben der Tür zum Verließ zu und bediente ein paar Tasten in scheinbar willkürlicher Reihenfolge, bis ein mechanisches Klicken zu hören war und die Tür leise aufschwang* Darf ich vorstellen Lorena, der Lurch.

 "Samoel Lucis": *Im inneren des Raumes war es Stock finster. Samoel hatte es sich anders überlegt. Es war schließlich 'sein' Raum geworden. Wenn sie ihn sehen oder haben wollte, musste sie schon herein kommen. Aus diesem Grund drückte er sich an die Wand der Türe,  so dass sie ihn erst einmal nicht sehen konnten. Das eintreffende Licht schmerzte im ersten Moment in seinen Augen. Kurz kneift er zwei mal die Augen zu um den Schmerz zu verdrücken. Er hörte den Namen 'Lorena', dabei versuchte er sich ein Bild von der Dame zu machen, welches ihn jedoch nicht so gleich einfallen wollte.*

 "Lorena Zar": *In dem düsteren Verschlag konnte sie auf den ersten Blick nichts erkennen, daher wandte sie der Bognerin wieder ihren Blick zu* Bist du sicher, dass er überhaupt noch dort drinnen ist oder gar noch unter uns weilt ?

 "Adrian Al Saher": *sein Blick blieb unumwunden an Kenna haften. So manche Dinge offenbarten sich erst im Tod oder in Momenten, da man jenem mehr als nahe war. Ohne Worte leerte er sein Glas und beäugte die Tür, welche sich öffnete und nichts als finstere Dunkelheit offenbarte und mit bloßem Auge erkennbaren Rückschluss zu jenem 'Gast' zuließ*

"Freya Chakai": *das Knartzen der Tür  ließ sie sich langsam herumdrehen. Auch sie war auf eine Weise neugierig, doch trat sie nur zögerlich näher*

"Kenna de Vil": *Sie hatte selbst keinen Blick in das Verlies geworfen als die Tür aufschwang, welches aus einem quadratischen Raum aus nacktem kalten Stein bestand und bis auf einen schmalen Abluftschaft in der hohen Decke und einem Fäkalieneimer nichts weiter beherbergte.* Ziert er sich etwa? *meinte sie mit einem Hauch Ungeduld in der Stimme. Dann drehte sie sich dem schwarzen Umriss zu, der den Eingang zu dem Nebenzimmer beschrieb*

"Lorena Zar": *Schulterzuckend blickte sie nochmal in den Raum* Freya willst du uns vielleicht ein wenig Erleuchtung schenken, offenbar versteckt der Feigling sich.

 "Samoel Lucis": *Da war sie, Kennas Stimme. Wollte sie ihn gerade etwa wie eine Attraktion vorführen? Er unterdrückte den Drang um die Ecke zu sehen um aus machen zu können wer wo und wie stehen würde. Er musste nur Geduldig sein, was eine seiner leichtesten Aufgabe Stehen, warten, den richtigen Moment erwischen. Die Ungeduld seiner Gegner ausnutzen. Lorenas Stimme ließ von eben jener ein gutes Zeugnis abgeben. Er schob sich noch einen Schritt weiter zurück in die Ecke, weg von der Türe:*

 "Freya Chakai": *für einen Moment schaute sie zu Lorena, bevor sie lediglich mit ihrer Hand durch die Luft fuhr. Beinahe sanft strichen ihre Finger über das lichte Schimmern hinweg, welches auf ihren stummen Befehl hin in einem schummrigen Schein sich auf sie Dunkelheit zubewegte, um Erleuchtung zu bringen*

"Adrian Al Saher": *ob oder was seine Augen vielleicht in der Dunkelheit erkennen mochten, darüber schwieg er sich aus, ehe jedoch Freyas Licht die Finsternis ein wenig erhellte. Er selbst erwartete kaum, dass jener sich einer Meute direkt offenbarte. So wahnsinnig war jener wohl kaum. Die Verzweiflung hatte zumindest noch kein solches Ausmaß angenommen, dass sich der Gefangene direkt einen Weg durch eine Mauer von Feinden zu schlagen wollte. Offenbar hatte jener Geduld und durchaus eine Zähigkeit, die ihm erlaubte Hunger, Durst und Dunkelheit bislang zu widerstehen*

 "Samoel Lucis": *Der Schein des Lichtes der sich in seiner Zelle breit machte lies Samoel 'sein' Refugium zum ersten mal mit den Augen sehen. Sekundenschnell wandern seine Blicke über die Wände, auf der Suche nach Dingen die ihm in der Finsternis verborgen blieben. Der Geruch von Alkohol stieg ihn in die Nase. Unwillkürlich zieht er diese Kraus. Er hatte genug von dem Unentschlossenen Schauspiel das sich vor seiner Kammer abspielen sollte. Samoel tritt in die Türe, sah mit festen Blick jeden ins Gesicht. Zuletzt bleibt sein Blick an Kenna hängen.* Kommt wieder wenn ihr nüchtern seid und wisst was eure Frage ist. *entgegnet er ihr, greift nach der Türe , geht zurück in 'seine' Kammer und zieht die Türe hinter sich zu*

 "Adrian Al Saher": *Es war kein Schauspiel, sondern hatte eine Form von Respekt, der Gastgeberin gegenüber, sich nicht umgehend um diesen kleinen Hausgast zu scharen, als wäre er ein Wunder oder dergleichen. Wohl mitnichten*

"Freya Chakai": *das Krachen, unter welchem die Türe sich schloss, hinterließ ein kurzes Blinzeln auf den Zügen des Kindes. Der Lichtschein ihres Zaubers verblasste im selben Moment, da der Gefangene offenbar sich entschloss, die Barriere zwischen ihnen und sich aufrechtzuerhalten. Das Blau ihrer Augen streifte von dem Verlies zu Kenna, während Worte in ihren Gedanken nachhallten. Worte, die ihr wie eine Warnung vorkamen 'Er ist genau dort, wo er sein sollte'* Vielleicht ist es keine gute Idee. *kam es leise über ihre Lippen, nicht mehr als ein Gedanke. Eine Ahnung, welche wie ein Flüstern nur ihre Lippen verließ, ohne sich gewahr zu sein, sie ausgesprochen zu haben*

"Lorena Zar": *Dieser Abend hatte bereits viele unvorhersehbare Wendungen genommen, während des Ritus des Übergangs der Novizin zur Adeptin hatte Ogrimar sie alle einen Moment lang aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen, ihre Sinne geschärft und ihnen seine allgegenwärtige Macht demonstriert. Neu fokussiert hatte das Gefüge, sich nach jener Zeremonie zusammengefunden und beschlossen geeint dem letzten Kriegsdeserteur die Stirn zu bieten. Doch je länger sich Lorena in den unterirdischen Katakomben aufhielt, umso seltsamer fühlte sie sich. Sie spürte eine Präsenz, welche nicht mit jener Ogrimars zu vergleichen war, sie war ohne Frage monumental, doch schien sie geprägt von Verderbtheit und Verdammnis. Doch offenbar war sie die Einzige, die sich dessen bewusst war, all ihre Sinne reagierten alarmiert, auch wenn sie um sich herum keine konkrete Gefahr greifen konnte.*

 "Adrian Al Saher": *den abschätzigen Kommentar des Insassen hatte er zur Kenntnis genommen. Doch war dies ein Urteil, auf welches er keinerlei wert legte.  Leicht nur schob sich eine Augenbraue in seine Stirn, um jene in Falten zu legen und seinen Blick von der Tür auf Kenna richtete. Ein kühler Glanz umringte das helle Blau seiner Augen. Scheinbar meinte jener Gefangene, die Kontrolle zu haben und die Regeln bestimmen zu können* Wie mir scheint, ist er zäher, als du dachtest

 "Samoel Lucis": *Samoel lehnte sich gegen die Wand gegenüber der Türe. Durch die Ritze der Türe drang das Licht des anderen Raumes durch und seine Augen hefteten sich daran. Sein Herz raste ob seiner zuletzt ausgeführten Aktion. Er wusste das sich diese Türe jeden Moment wieder öffnen konnte. Denn Natürlich würde sich diese Bande Gottloser dies nicht gefallen lassen. Tief atmet er ein und wieder aus. Haltung, bewahre Haltung so wie er es von dir Erwartet murmelt er leise vor sich hin. Gefasst stößt er sich von der Wand ab und stellt sich Kerzengerade auf. *

 "Kenna de Vil": *ungläubig starrte sie für einige Herzschläge lang die geschlossene Tür vor sich an, als sie die zögerlich gesprochenen Worte von Freya neben sich hörte und sich Wut den Weg durch ihre Adern bahnte, die sie jedoch entschieden zurückdrängte und sich gerade noch beherrschte. Der Alkoholgenuss sorgte sicherlich dafür, dass sie schneller reagierte, als abzuwägen* Wenn ich sage, er kommt heraus, dann kommt er gefälligst heraus. *knurrte sie ungehalten, wegen des Betragens ihres ‚Gastes'. Der die Dreistigkeit besessen hatte, ihren Besitz als seines zu bezeichnen.* Möchte ihn vielleicht jemand herausholen? *ihr Blick schweifte über die Anwesenden hinweg und sie erkannte die unterschiedlichsten Minenspiele bei ihnen*

 "Freya Chakai": *leicht nur wandte sie ihren Blick zu all jenen, die sie umgaben. Das Mienenspiel der anderen nicht verfolgend, trat sie einen Schritt vor, ihren Kopf für einen Moment nachdenklich in die Schräge gelegt. Sie war ein Kind, wunderbar. Nun vielleicht. Angst verspürte sie jedoch nicht, als sie sich mit einem Mal straffte und an Lorena, Adrian und zuletzt auch Kenna vorbei schritt. Es war ein ungutes Gefühl vielleicht, welches sie heimsuchte, während sie ihre Hand an die Tür legte und jene ohne ein Wort öffnete, jedoch ließ sie sich nicht davon beirren. Langsam aber bedacht zog sie jene auf, sodass sie inmitten des Lichtkegels stand*

 "Lorena Zar": *Unbehaglich ließ sie ihren Blick mehrfach durch das Gemäuer schweifen. Seit den Ereignissen in der Waldhütte nahm sie derartige Schwingungen verstärkt war. Nicht immer bargen sie Gefahr, doch eins hatten sie stets gemein, sie waren machtvoll. Noch bevor sie Freya aufhalten konnte hatte jene bereits beherzt das Verlies geöffnet. Da sie nicht wusste, was sie nun erwarten würde, machte sie sich sicherheitshalber kampfbereit. Nun ich bin gespannt, welch reizenden Gast du dir hier ins Haus geholt

 "Samoel Lucis": *Mit allem hatte er gerechnet. Das der Dunkelmagier ihn herausziehen würde. Kenna selbst ihn wieder mit ihren Messer drohend heraus zitieren würde. Selbst Lorena hatte er sich vorstellen können, wie sie ihn mit ihren eisigen Blick ihn zu einem Eisklumpen erstarren lassen würde und an einem Seil heraus ziehen. Doch mit 'ihr' hatte er nicht gerechnet. Seine Augen weiten sich, die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Ihr? Ich dachte ihr wärt.. *schlagartig unterbricht er sich als er den Ring an ihrer Hand sieht* Verzeiht meiner unüberlegten Worte und Handlung. *tief verneigt er sich und geht dabei mit einem Knie auf den Boden. Seinen Unterarm stützt er dabei auf seinem Knie ab.* Ich war wohl länger hier als erwartet...Adeptin.

 "Adrian Al Saher": *ein Glanz des Missfallens zeigte sich in seinem Blick, als ausgerechnet Freya einen Schritt vorwärts machte. Sehr genau lauschte er ihrem aufgebrachten Herzschlag. Einer, welcher noch aufgeregter zu toben schien, als jenes erregte Pulsieren in Kennas Adern. Doch bevor er reagieren konnte und sein Glas abgestellt hatte, stand sie bereits in der Tür. Er konnte die Anspannung in seinem Inneren fühlen, während seine Augen an ihr vorbeifuhren, um etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Eine Wachsamkeit, die ihn instinktiv durchfuhr und durchaus seine Sinne bis in die letzte Faser schärfte. Lediglich das Dunkel seiner Augen spiegelte wider, dass er bereit war im nächsten Moment zu reagieren* Kommt raus. *raunte er, wobei er mit einem Lidschlag zu Freya sah. Waren es die Worte Samoels oder eine schweigende Mahnung an Freya, beiseite zu gehen, die aus seinen Augen sprach, als sein Blick sie suchte*

 "Kenna de Vil": *sie machte sich keine Sorgen, dass Freya etwas passieren könnte. Schließlich war der Weißling schon eine ganze Weile hier unten im Dunkeln eingesperrt. Ohne Wasser, ohne Nahrung und ohne Orientierung. Er musste also nicht nur geschwächt, sondern auch zunächst geblendet sein. Obendrein hatten sie alle schon erlebt, zu was Freya im Stande war. Kenna machte also keine Anstalten, sich zwischen das Mädchen und Samoel zu werfen. Stattdessen sah sie zu Lorena* Bisher war er eher reizlos und die versprochenen Informationen hatte er auch nicht. Ich wollte ihn nur noch ein wenig behalten und dem Götzenpriester ab und an ein Andenken zukommen lassen, bevor ich dem Krieg ein Ende setze.

 "Samoel Lucis": *Samoel hob den Blick von Freyas Füßen hoch zu ihren Gesicht und sieht sie direkt an. Leise wispert er zu ihr, in der Hoffnung das nur sie es hören kann. * Wart ihr bei 'ihm'? Hat er euch mitgenommen? *ein sehnsüchtiger neidischer Blick sollte das Mädchen empfangen.  Kennas Worte drangen an sein Ohr und etwas lauter als die Worte zuvor richtet er weiter das Wort an Freya als ob sie alleine wären und er nur mit ihr ein Gespräch führen würde.* Sie werden mich töten, dann habe ich meine Pflicht erfüllt.

 "Freya Chakai": *knapp nur sah sie auf den Ring, ehe das Blau ihrer Augen seine Silhouette in der Dunkelheit streifen sollte, welche nur dürftig im Schein des Lichtes seine Haltung für sie offenbarte. Irritiert sah sie hinab. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand sich vor ihr verbeugte oder gar kniete. Respekt, gab es sicherlich hin und wieder. Jedoch diese Form war ihr neu. Sie hörte das Wispern, die leisen Worte. Ebenso wie die Worte seiner eigenen Vorahnung, welche ihn vermutlich nicht trügte. Bevor sie jedoch etwas entgegnen konnte, ließ Adrians Tonfall sie jedoch unmittelbar einen Schritt zurück machen, um an die Seite der Jägerin zu treten. Was genau er meinte, konnte sie nur erahnen, doch war es ein unmerkliches Kopfschütteln, welches von ihr ausging. Eine Geste, welche sowohl seiner Frage oder auch einem Gedanken gelten konnte*

 "Lorena Zar": *Je länger das Tor des Verlies geöffnet war, umso stärker wurde diese unheilvolle Präsenz, die sie einen Moment innehalten ließ* Ich kann es nicht beschwören, doch ich denke du irrst dich Kenna. *Sagte sie mit einer fremdartig klingenden Stimme. Seit geraumer Zeit beherbergte ihr Körper einen Teil, eines Jahrhunderte alten Fluchs, der seit Anbeginn der Zeitaufzeichnung nach Kontrolle, Herrschaft und Gewalt gierte. Zwar hatte er nicht solch einen Einfluss auf die Inquisitorin, wie einst auf Kenna, dennoch schien er ihr als eine Art Kompass zu dienen, wenn Gefahr drohte. Er zwang sie sich den Gefahren ihrer Umgebung Gewahr zu werden*

 "Adrian Al Saher": Wie mir scheint, sehnt Ihr Euch nach dem Tod. *seine Stimme nahm eine ruhigere Klangfarbe an, als Freya an Kennas Seite trat. Sein Blick  legte sich für einen Moment auf die Jägerin. Ein Blick, der durchaus nach ihrem griff, während er seine Worte sich jedoch an Samoel wenden sollte* Wieso kommt Ihr nicht hervor und seht ihm ins Angesicht?

 "Samoel Lucis": *Als Freya zurück trat bemerkte er noch das leichte Kopfschütteln. Dieses Quittierte er ihr mit einem ebenso unmerklichen Nicken. Samoel erhebt sich und folgt langsam der Adeptin bis zum Rand der Türe. Mit seinen braunen Augen blickt einem nach den anderen die Augen. Die Hände vor sich ineinander gelegt setzt er einen demütigen Blick auf der bei Kenna haften blieb.* Ich bin bereit das letzte Unterpfand zur Beendigung des Krieges zu leisten. Das ist der Grund warum ich hier bin, warum mein Herr Etoh mich zu euch schickte. Mich, den geringsten des Hauses. Meine Aufgabe ist es den Krieg zu beenden, was auch immer dafür von Nöten ist.

 "Kenna de Vil": *ihr Blick ruhte noch immer auf Lorena und bei ihren Worten runzelte sie leicht die Stirn. Irgendwie schien die Magierin verändert. Sie konnte nicht genau greifen, was es war, doch es ließ ihr die Nackenhaare kribbeln. Auf eine unbestimmte Weise kam es ihr vertraut vor. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, trat Freya näher an sie heran. Instinktiv legte sie eine Hand auf deren Schulter, während Adrian das Wort an ihren Insassen richtete. Sie nickte dem Magier zu, als sich ihre Blicke trafen.  Ein dunkler Glanz sollte ihre Zustimmung ebenso signalisieren. Finster und mit zusammengekniffenen Augen drehte sie den Kopf zu Samoel, als dieser sie unvermittelt ansprach und sie seinen Blick auf sich spürte.* Dein Herr hätte einfach die geforderte Goldsumme zahlen können. Stattdessen opfert er dich? Warum?

"Freya Chakai": *sie konnte Kennas Hand auf ihrer Schulter spüren, ehe auch ihr Blick sich auf den Mann legte, er aus dem Dunkel hervortrat. Das Blau ihrer Augen schimmerte kurz auf, während sie ihn musterte und gleichzeitig die Worte Kennas in ihren Ohren widerhallen hörte. Eine Frage, die ihr mehr als bekannt vorkam* Aufopferung. Für seinen Glauben. *beantwortete sie die Frage, während sie selbst zu Samoel aufsah*

 "Lorena Zar": *Diese bereitwillige Opferbereitschaft des Weißlings irritierte sie unendlich. Noch vor wenigen Minuten hatte er sich ihnen töricht entgegengestellt und nun bot er ein williges Opferlamm da? Da konnte doch etwas nicht stimmen. Einen Moment noch ließ sie die komplette Begegnung mit dem Gefangenen im Geiste Revue passieren, bevor sich eine Art Erkenntnis in ihren Augen spiegelte, er hatte Freya Adeptin genannt, doch wie sollte ein Gefangener wissen, was eben erst geschehen war? Was wurde hier gespielt? Alarmiert suchte sie den Blick der anderen, um ihnen zu signalisieren, dass sie alle wohl in eine Falle getappt waren.*

"Samoel Lucis": *Noch immer schlug ihn das Herz bis zum Hals. So loyal er war, so sehr hing er dennoch an seinem eigenen Leben. Noch stand er in der Türe und Kenna schien tatsächlich in Verhandlungslaune zu sein. Als Freya für ihn Antwortete sah er das Mädchen schweigend an. Sie war Adeptin, sie verstand in diesem Raum wohl als einzige warum der Priester so handelte* Ein Privater Disput wurde zu einem Glaubenskrieg *ergänzt er die kurze Erklärung Freyas. *

"Adrian Al Saher": *Das Dunkel seiner Augen schien auf Kenna zu ruhen, ehe seine Sinne selbst sich Samoel zuwandten. Kühl und mit einer spürbaren Finsternis behaftet, legte sich sein Blick auf den weißen Seraphim. Konnte er Aufregung bei ihm verspüren? Oder war es das gleichmäßige Rauschen des Blutes in seinen Adern, welches der Gewissheit aufrecht entgegensah. Anscheinend sollte es einem Trommelhagel gleichen, der sein so selbstloses Opfer begleitete* Aufopferung? Ein paar Goldmünzen und sein Stolz waren mehr wert, als sein Blut oder das Eingeständnis einer Niederlage.

 "Kenna de Vil": *Mit einem Mal wurde sie ganz ruhig. Als wäre der Jägerinneninstinkt angesprungen. Ihre Atmung verlangsamte sich, ihr Pulsschlag wurde ebenfalls langsamer und die Geräusche um sie wurden gedämpfter. Ihr ganzer Fokus legte sich auf Samoel, auf den sie nun zu schlenderte. Ihre Hand glitt dabei von Freyas Schulter. Bisher war es immer der Reiz der Jagd gewesen, welcher ihr beim Töten besondere Freude bereitet hatte. Das Gefühl des Widerstands und die Angst, die man regelrecht riechen konnte. Spätestens dann, wenn sie der Gegenüber einnässte. Doch nun stand da ein Opfer, welches nicht gejagt werden musste. Welches sie einfach so töten könnte.* Nun, Samoel, niedrigster Deiner Sippe. Du nimmst mir zwar den Spaß, aber dennoch werde ich Dein Opfer annehmen. Noch letzte Worte, bevor Du vor Artherk trittst? *einschmeichelnd war ihre Stimme, samtig legte sie sich in seinen Geist. Ihre Finger tänzelten über seine Kehle hinweg, als sie einmal um ihn herum schritt und dann hinter ihm stehen  blieb und den Blick über seine Schulter zurück in den Hauptraum ihres Refugiums warf, wo die anderen noch immer im Lichtschein standen.*

 "Freya Chakai": *sie spürte, wie die Wärme ihre Schulter verließ, als die Jägerin sich von ihr löste und unmittelbar auf Samoel zuschritt. War es das, was man in ihr versucht hatte hervorzurufen? Ein Gefühl von Gnade. Kurz nur senkte sie ihre Wimpern, ehe sie sich fast lautlos an Adrians und Lorenas Seite stellte. Gnade war ebenso eine Schwäche Jedoch... * Der Tod scheint ihm eine Erlösung. *sprach sie leise, als wäre es ein Gedanke, er aus ihrem Inneren heranwuchs* Fast zu einfach, auch wenn sein Blut ein Opfer wäre und sein Kopf vor dem Dom ein Mahnmal wäre. Aber wie würde es sich anfühlen, wenn er jeden Tag aufs neue erwacht und sein Spiegelbild im Fluss ertragen muss in er Gewissheit, dass es Ogrimars Wille ist, dass er die Luft noch atmet und die Gnade, Gunst oder der Wille Artherks, welche ihn erlöst haben.

 
"Lorena Zar": *Angespannt beobachtete sie die Szenerie, die sich ihr bot. So einfach konnte es doch nicht wirklich sein? Warum war jener über Wochen so schwer zu finden und nun sollte es keinerlei Widerstand und Opferungsbereitschaft im Sinne des Glaubens geben? Je riss sie dann jedoch Freya mit ihren Worten aus ihren Gedanken. Sie wollte Gnade walten lassen? Der Krieg würde so wohl nie enden, doch ihn dann einfach laufen lassen nein, dann wäre es doch wohl ratsamer ihn hier in den Gemäuern zu belassen. So könnte Kenna ihn regelmäßig ein wenig tranchieren und dem Götzenprediger ansprechende Botschaften schicken*

 "Samoel Lucis": *Irgend etwas lag im Blick Adrians, als dieser auf Kenna sah. Da war mehr als nur ein Kameradschaftlicher Blick unter Gildenbrüdern und Schwestern. Leicht verengen sich seine Augen bei den Worten die dieser an ihn richteten* Welche Liebe würdet ihr Opfern, sie oder Ogrimar? *Samoel schoß ins Blaue, versuchte eine Reaktion des Dunkelmagiers zu provozieren. Er wollte seine Vermutung bestätigt wissen *
*Regungslos bleibt er stehen, verfolgt Kennas katzenhaftes um ihn herumschleichen aus den Augenwinkeln. Er spürt ihre Finger an seinem Hals und zieht ihren Duft ein als sie so nah bei ihm stand. Ihre Worte an seinem Ohr flüstert er leise zurück * Vertraue der Dunkelheit nicht. Die Wahrheit siehst du nur im Licht *dabei sieht er von einem dunklen Flügelpaar zum anderen und dann durch den eher mäßig beleuchteten Raum *
*In dem Moment wird er auch schon von Freya unterbrochen. Seine braunen Augen verengen sich zu Schlitzen. Verdammte Priesteranwärterin. Warum waren alles Gottbeseelten gleich? Wollte sie gerade wirklich sein Leben retten?*

"Adrian Al Saher": *sein Blick ruhte bar jedweder Emotion auf Samoel. Seine Frage war ihm nicht unbekannt* Ein nettes Spiel. Der Glaube steht über allem. Das wisst Ihr genau. *erwiderte er ohne lange darüber nachdenken zu müssen. Kurz nur betrachtete er ihn mit einem gewissen Argwohn, der sich in seinen Augen nahezu widerspiegelte, ehe seine Stimme eine gefährliche Ruhe annahm* Daher würde ich Euren Kopf zu gern aufgespießt im Morgengrauen betrachten. An den Toren des Doms. *ob es eine Provokation Samoel gegenüber war, um den Hintergrund seines Todesverlangens zu ergründen, oder dass es ihn langweilte, wenn es wirklich so einfach war, sollte sich jenem jedoch nicht erschliessen*

 "Samoel Lucis": *Er dreht seinen Kopf um Kenna in die Augen sehen zu können. Noch einmal zieht er ihren Duft hörbar durch die Nase. Leise, fast zärtlich wispert er ihr zu* Es liegt in eurer Hand Kenna. Lasst ihr euch dabei rein reden? Nehmt  ihr mein Opfer an werdet ihr den Krieg beenden. Lasst ihr mich gehen, entscheidet ebenso ihr ob der Krieg damit beendet ist. Dies wäre dann eure Angebot der Kapitulation, nicht wahr?

"Kenna de Vil": *Noch während Adrian sprach, schloss Kenna die Augen. Gleichzeitig ließ sie die kleine unscheinbare Klinge aus ihrem Ärmel in ihre Hand gleiten. Fest fühlte sie den Griff in ihrer Hand, deren Finger sich darum schlossen. Den anderen Arm schlang sie beinahe wie zu einem Tanz um Samoel Oberkörper. Seine geflüsterten Worte sickerten noch zu ihr durch, doch das Verlangen nach der Macht des Todes, überwältigte sie regelrecht. Scharf sog sie die Luft ein, ehe die Klinge mühelos durch die Haut an seinem Hals schnitt. Warm sprudelte das Blut hervor und Kenna hielt den Mann aufrecht. Wollte ganz nah spüren, wie das Leben aus ihm herausglitt, mit jedem Pulsieren seines Herzschlages ein wenig mehr. Sie berauschte sich an dem Gefühl, welches sie  gänzlich erfüllte.* Der Krieg wird vielleicht beendet sein, doch werde ich niemals aufhören Euresgleichen zu jagen und zu richten. *raunte sie dem Sterbenden noch ins Ohr*

"Freya Chakai": *ihr Wort blieb ungehört, sodass das Blau ihrer Augen zusah, wie die Klinge die Haut zerteilte und das Blut in tiefem dunklen Rot hervorquoll.  Sie spürte den Quell der Dunkelheit. Das leise Flüstern der Finsternis, welches einherging, mit dem Rinnsal, das zu Boden ging.*
Das ist Gnade. *flüsterte sie leise*
 "Lorena Zar": *Ihr Blick heftete sich für kurze Zeit auf das Blut, welches sich in einer Pfütze um die Füße des Götzen sammelte. Sollte sie tatsächlich ihr Gefühl getrogen haben, sodass es wirklich so enttäuschend langweilig war, den letzten noch lebenden Deserteur seines Lebens zu berauben?

"Samoel Lucis": *Scharf und beißend schnitt die Klinge über seinen Hals. Er spürte wie das Blut ihn den Hals runter rann und zugleich in die Kehle sickerte. Er schluckte sein eigenes Blut während er die Augen schloss. Er hatte es so gewollt. Eine Glückseligkeit durchströmte seinen Geist und seinen Körper. Ein lächeln zierte seine Lippen und mit letzter Kraft haucht er * Ich hätte für euch so viel mehr sein können. *langsam sackt sein erschlaffender Körper in ihren Armen zusammen.*

"Adrian Al Saher": *sein dramaturgisches Ableben weckte keinerlei Regung in seinen Zügen. Es war vielmehr der Blick Kennas, auf den er seine Aufmerksamkeit legte. Ein düsteres Züngeln umspielte das Blau* Sein Blut als Tribut für den Lord. Der Sieg gebührt Dir. *langsam  nur wanderte sein Blick auf Samoel hinab, doch seine Gedanken behielt er dieses mal im Verborgenen*

 "Kenna de Vil": *sie spürte, wie das Gewicht des toten Körpers ihr aus den Händen glitt und hob die gesenkten Lider an. Ihr Blick, der nichts als Finsternis verhieß, traf direkt auf Adrians. Eine Finsternis, von der sie beide schon gekostet hatten. Sie ließ die Arme sinken, besudelt vom Blut ihres Opfers und trat einen Schritt über den Leichnam am Boden hinweg, wieder auf die anderen zu.*

"Samoel Lucis": *Der Geist eines Sterbenden ist zu unglaublichen Dingen fähig. In Bruchteilen der  letzten Sekunden schießen Samoel Bruchstücke seines Lebens greifbar nah durch den Kopf. Das letzte Bild das er sieht ist die Gestalt seines Vaters der mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck über seinen Jungen steht.* Jetzt darfst du nach Hause kommen *gänzliche Schwärze umfängt seinen Geist. Sein Herzschlag hatte das letzte Blut aus ihn heraus gepumpt. Schlafen, er konnte endlich schlafen.*

 "Freya Chakai": *schweigsam sah sie zu wie sie Samoel in Kennas Armen zusammensackte und zu Boden glitt. Ein kurzer Moment da sie im Grunde nahezu noch immer von einem Gefühl getragen wurde, dass sich nicht greifen ließ* Siebenundreißig.  *flüsterte sie leise. Wollten  jene anderen Worte nicht hervorkommen. Es war nun an den Erwachsenen den Schädel des letzten Opfers von seinem Körper zu trennen, auf dass er als Zeichen des Sieges an einem Pfahl zur Schau getragen wurde*


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So hier endete das kleine, blutige, sehr undramatische Fiasko und somit auch vorerst der Krieg. Zumindest offiziell.... Doch wie die meisten wissen - nichts ist so, wie es scheint.
Zuletzt geändert von Gesichtsloser Erzaehler am Di 15. Aug 2023, 22:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Adrian
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Beitrag: # 53459Beitrag Adrian »

Eines hatte Samoel geschafft. Er hatte die Jägerin bis aufs Blut provoziert. Selten hatte Adrian Kenna derart ungehalten und hasserfüllt gesehen. Aber das war nur eine Seite der Medaillie, die er in diesem Moment betrachtete. 

Für ihn warf das Ganze viel zu viele Fragen auf, als dass der Magier es auch nur ansatzweise in Betracht zog, dem weißen Prediger sein Schäfchen auszuhändigen. Auch wenn Kenna sagte, man solle ihn fortschaffen. Gewiss nicht.

Langsam nur hatte der Magier sich vor den Leichnam gekniet. Sein Schatten selbst überragte jene Szenerie, in welcher Samoel in einem See aus seinem eigenen Blut schwamm, das aus dem klaren Schnitt seiner Kehle geronnen war.

Warum hatte er sich so freiwillig auf die Schlachtbank begeben? Aufopferung für die Gemeinde und den Glauben? Wirklich? Aus seiner Sicht eher ein Ammenmärchen. Dahinter steckte mehr.  Was genau, konnte Adrian noch nicht sagen, doch spürte er etwas und wenn ihn nicht alles täuschte, hatte er eine ähnliche Vorahnung zuvor in den Augen der Inquisitorin gesehen.


Das schwarze Leder seines Handschuhs fuhr über die blutige Halsflanke, um sich dessen zu versichern, was Adrian längst spürte. Er war tot. Kein Zweifel.
Düster schimmerten seine Augen auf, ehe er seine Finger durch das rote Rinnsal zog und die Kuppen aneinander rieb.

„Kalt.“ Murmelte er leise, bevor er daran roch und nur leicht seine Miene verzog.

„Was genau war dein Plan und wer am Ende dein Ziel?“ Kurz nur atmete er aus, ehe er nichts als Stille um sich herum vernahm. Ruhig und konzentriert senkte er seine Lider, während seine Hand sich auf den Schnitt selbst legte, um eine Verbindung zu dem Toten aufzubauen, während schwarze Schlingen sich um ihn herum sammelten, um nach dem zu greifen, was seinem Gott noch nicht dargeboten worden war. Seine Seele. Dunkler Nebel durchdrang den Körper, um nach und nach sich über den Boden zu arbeiten. Doch zeigte sich nichts. Unmöglich…

Ein argwöhnischer Glanz überschattete seine Augen, ehe jene nur kurz in Richtung des Ganges blickten, in welchem Lorena, Kenna und Freya verschwunden waren.

Kenna wollte, dass die Leiche verschwand, aber er wollte Antworten. Langsam richtete Adrian sich auf, nur um im nächsten Moment den Nebel mit einer Handbewegung zu leiten und Samoel und ihn mit seinem schwarzen undurchschaubaren Gespinst aus Schatten und Finsternis zu umhüllen. Er würde sie sich holen. Jedoch nicht hier…  denn er hielt seine Versprechen.

- Und so wandelte sich die dunkle Zuflucht Kennas zu einer anderen, wesentlich kühleren Düsternis. -

Schummrig nur erhellte das Licht von Fackeln den fast in Dunkelheit gehüllten Raum.  Grober Stein behauener Stein zierten die Wände und den Boden der feuchten modrigen Kammer, welche aufgrund der herrschenden Kälte deutlich unterhalb der Erde liegen musste.

Nur ein kleiner Haufen Stroh lag in der Ecke, nicht mehr und nicht weniger Annehmlichkeiten gab es, die jener Verschlag bieten sollte.

Ein grausames Quietschen schweren Eisens erfüllte den Gang, bevor das Einschnappen mehrerer Schlösser die Kammer in absoluter Dunkelheit verschloss.
Spärlich nur beleuchteten einige Fackeln die Dunkelheit der Gänge, die sich in die Finsternis hinein erstrecken sollten.

Kurz nur strich der Blick des Magiers über die Tür, ehe seine Hände darüber hinwegfuhren. Eine bestimmende Bewegung, als würde er einen Vorhang senken. Sicher war sicher. Zumindest bis er Antworten hatte.

„Willkommen in meiner Welt." Raunte er leise, während der Schlüssel in seine Tasche glitt. Leicht nur strich er mit seinen Fingern durch die Luft, eine kurze Bewegung, ehe er in einer Rauchwolke in die Legion verschwand und jene im selben Moment alles Licht erlöschen liess und die Gänge hinter ihm in tiefste Finsternis tauchen sollte.
 
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖  Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
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Lorena
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#46

Beitrag: # 53461Beitrag Lorena »

In jener Nacht war Lorena die erste, die das unterirdische Refugium verlassen hatte. Den Kopf voll mit Gedanken, die nicht recht zusammenpassen wollten,
streifte sie eine Zeit lang ohne definiertes Ziel durch die dichten Wälder. Irgendwann kam sie zu einer Art Lichtung, die mitten im Wald irgendwie fehl am
Platz wirkte. Erst nach dem sie sich mit Hilfe des Mondscheins umgesehen und einige Orientierungspunkte gefunden hatte, wusste sie wo sie sich gerade
befand. Einst stand hier die verborgene Waldhütte, die ihr so oft Zuflucht geboten hatte, jedoch komplett zerstört wurde, als sie eine der ihren vor einem
qualvollen Tode bewahrt hatten.


Warum es sie nun wieder einmal an jenen Ort zog, der auch ihr Leben zumindest in Teilen verändert hatte, war ihr nicht klar. Um die Ereignisse des Abends
zu verarbeiten, setzte sie sich auf den Steg und ließ ihren Blick über die ruhige Oberfläche des Sees gleiten. Da in ihrem Verstand durch die verschiedenen
Sinneseindrücke der letzten Stunden ein schier unbändiger Sturm zu wüten schien, bemächtigte sie sich eines Zaubers, der ihre Gedanken klären sollte,
nachdem sie zuvor die Sanduhr der Essenz, die inzwischen zu ihrem ständigen Begleiter geworden war, zweimal gegen den Uhrzeigersinn geschwenkt hatte.

Auf magische Art und Weise entstanden so auf der glatten Wasseroberfläche bewegte Bilder, die den Abend nochmals Revue passieren ließen.

Angefangen bei Freyas Zeremonie, welche durch die allgegenwärtige Präsenz Ogrimars offenbar einen Umbruch in der Denkweise vieler Anwesenden bewirkt
hatte. Zumindest fokussierte es die Mitglieder der Legion insofern neu, sodass sie im Nachgang der Weihe zusammenfanden und bei einem gemeinsamen
Umtrunk den Meilenstein in Freyas leben zelebrierten. Zusammenhalt und die Treue zu Ogrimar waren in ihren Reihen eben bis auf die Grundfesten verankert.
So schien es also auch eine logische Schlussfolgerung zu sein, dass im weiteren Verlauf des Abends alle Kenna ihre Unterstützung anboten den letzten
Kriegsdeserteur unschädlich zu machen.


Die Szenerie auf der Oberfläche des Sees wechselte in die modrigen Katakomben, in denen Kenna ihren Gast beherbergte, doch auch wenn sie sich nun alles
noch einmal aus der Beobachterperspektive ansah, wurde sie ihr ungutes Gefühl nicht los, dass sie in eine Art Falle oder gar Hinterhalt getapt waren. Als sie
selbst aktiv in der Situation gewesen war, waren ihre Sinne sowohl auf ihre Umgebung, den Feind als auch auf ihre Verbündeten konzentriert. Jetzt in diesem
Moment, wo sie wusste, wie dieses Szenario ausging, konnte sie es sich leisten, einen anderen Blickwinkel einzunehmen und sich auf die vielen Feinheiten des
Abends zu fokussieren. Wo sie Stunden zuvor hier und da nur ein latentes Gefühl der Gefahr wahrgenommen hatte, fegte nun ein grausiges Zischen durch ihren
Verstand, welches dem Kratzen von Nägeln auf einer Schiefertafel glich, all ihre Alarmglocken zum schrillen brachte und leicht schmerzhaft an den Wänden
ihres Schädels wiederhalte.


War dies doch die eigenwillige Art des Dämons, der inzwischen zu einem Teil ihrer Seele geworden war, sich bemerkbar zu machen und sie vor Gefahren zu
warnen. Den anders als zuvor bei Kenna, als der Fluch ihren Körper besessen und ausgezerrt hatte, bis jene nur noch eine Hülle ihrer selbst gewesen war,
hatten sich Fragmente seiner Seele mit Lorenas Seelensplittern vermischt, als sie damals von der Entladung der mächtigen Naturgewalt getroffen wurde.
Ihre Seelen schienen nun unwiderruflich verbunden zu sein.


Während sie nun also kurz mit leicht schmerzhaft verzogenem Gesicht und regelrecht glasigen Augen auf das Wasser blickte, schossen ihre einige Fragen,
souffliert von einer fremdartig klingenden Stimme, durch den Sinn. Fragen, die sie nicht beantworten konnte. -Wie war es möglich gewesen, dass die Geisel
trotz mehrerer Tage Gefangenschaft keinerlei Beeinträchtigungen aufzeigte? Keine ausgeprägte Lichtempfindlichkeit, keine Anzeichen von Ausgezehrtheit
oder gar Wahnsinn aufwies? – Oder war es möglich, dass Kennas Verlies einen Schlupfwinkel bot, sodass der Gefangene ein perfides Spiel mit ihnen spielen
konnte? -Doch da war noch mehr gewesen. – Wieso hatte der Fremde sich Freya gegenüber so sonderbar benommen, sich vor ihr in den Dreck geworfen und
gar ihren Status anerkannt? Einen Status von dem er eigentlich nichts wissen konnte, schließlich offenbarten nur wenige Anzeichen, die bei den schlechten
Lichtverhältnissen unten im Gemäuer wohl kaum zu erkennen waren, jenen Stand.


Je länger sie drüber nachdachte, umso mehr Fragen taten sich auf. Besonders besorgniserregend fand sie jedoch den Wandel in seinem Verhalten, schien ihr
Widersacher zu Beginn ihres Aufeinandertreffens kampfes- oder gar angriffslustig, änderte sich dies schlagartig. Der bedrohliche Feind wurde binnen weniger
Augenblicke zu einem Opferlamm, welches regelrecht um Erlösung zu betteln schien. Hatte er Kenna doch wie einer engen Vertrauten seine Kehle dargeboten,
damit jene ihm ein Ende bereitete. Irgendwas passte hier nicht zusammen, vermutlich war es das Beste umgehend die Legion aufzusuchen, um sich mit den
anderen auszutauschen. Außerdem sollte sie sich wohl darüber informieren, was die anderen mit dem Kadaver angestellt hatten. Immerhin würde es die weiße
Brut sicher nicht gut aufnehmen, wenn sie einen ihres Gleichen in solch desolatem Zustand vor ihren Toren finden würden.


Nachdem sie eilig alles zusammengerafft hatte, begab sie sich also in den frühen Morgenstunden auf direktem Weg zum Anwesen der Legion.
Überraschenderweise schien sie jedoch die Erste von ihnen zu sein, die dort eintraf. Lediglich die Priesterin, welche aufgrund anderer Verpflichtungen am
Vorabend nicht mit in die Katakomben gestiegen war, konnte Lorena dort antreffen. Da die anderen bislang nicht zu gegen waren, war es an ihr, die Priesterin
darüber zu unterrichten, dass nun auch der letzte Kriegsdeserteur seinem Schicksal zugeführt wurde.  Damit sich ihre Gildenschwester ein eigenes Bild zu
den gestrigen Vorkommnissen machen konnte, begann Lorena, die sich selbst nicht des Gefühls entziehen konnte, dass sie bei alledem etwas übersah und sie
möglicherweise alle in Gefahr schwebten, genaustens ihre Beobachtungen zu schildern.

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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Samoel
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#47

Beitrag: # 53464Beitrag Samoel »

Schwärze umfing den jungen Mann, tiefe schwärze. Sein Leib der eben noch schwer in sich zusammen Sackte und von den Armen seiner Mörderin gehalten wurde, fühlte sich mit einmal mal unwahrscheinlich leicht an. Dass er wie ein Sack ihr aus den Händen glitt spürte er schon nicht mehr. Auch nicht wie sein lebloser Körper auf dem Boden vor ihr zum liegen kam. Vor seinem inneren Auge spielen sich die Bilder seines Lebens ab. Wie mehrere Filme gleichzeitig überlagern sich die Bilder. Ganz zum Schluss blieb ein Bild präsent über ihn hängen.
 
Es war kein Bild der Vergangenheit sondern eine, einer Übertragung gleich kommende, Botschaft. Im Blut lag die Verbindung und Verbundenheit. Mit dieser Verbundenheit sollte das letzte das Samoel wahrnahm sein Vater sein. In seinen Augen spiegelte so etwas wie Zufriedenheit wieder während er Samoel eine Botschaft zukommen lies, ohne die Lippen zu bewegen. Jetzt darfst du nach Hause kommen.
 
'Nach Hause kommen'...Worte die sich durch die Sehnsucht getragen Warm und Willkommen anfühlten. Diesmal waren es nur wenige Jahre gewesen, dennoch fühlte sich jeder Tag wie eine neue Unendlichkeit an. Ein Gefühl das sich in diesen Moment aufzulösen schien. Sollte der Plan aufgegangen sein? Würde ihn sein Vater neues Vertrauen schenken, ihn seine ihm genommenen Fähigkeiten zurück geben? Jetzt wo der Vater den vom ihm befohlenen Tot seines Sohnes spürte und erblickte? Gäbe es einen neuen Auftrag für ihn? Doch war er auch Bereit sich seinem Vater wieder unter zu Ordnen? War dies nicht der Grund warum er ihn Verstoßen hatte, weil er sich gegen die Anweisungen auflehnte?
Als Strafe, einst einem Todesurteil gleich, riss man ihm seine Eckzähne bei vollsten Bewusstsein aus, nahm ihn jegliche Magie die er beherrschte und verwies ihn den Hauses. Zum Sterben verdammt warf man ihn auf die Straßen seiner Heimat.
 
Viele Jahre ist er nun der Diener seines Herren. Dieser bot ihm eine Zuflucht, ein Heim und eine neue Familie an. Er war nicht sein erster Herr, doch der erste den er selbst gewählt hatte. Jedwedes Wissen das dieser hatte, schlummerte auch in ihm. Sowie das Wissen all seiner Opfer oder anderer Quellen zuvor. Vereinigt durch das Blut, gebunden durch den Kuss, fließt in seinen Adern alles Wissen. Gut gehütete Geheimnisse aus allen Epochen der Zeit.
 
Samoel wusste um die Hintergründe die seinen Herren antrieben. Niemals musste er diese in Frage stellen, denn Samoel verstand auch ohne Worte die Wünsche, Sehnsüchte aber auch Begierden seines Herren. Er Teile mit ihm die Liebe, die Hoffnung, die Freundschaft und Zuversicht, doch genau so die Wut, die Trauer und den Schmerz. Verstand die Entschlossenheit und den inneren Kampf den dieser durch stand. Was Etoh wusste, das wusste auch er. Durch den Kuss und das Blut.
Samoel wusste dass Etoh ihn liebte und hasste zugleich. Allein der Tatsache geschuldet das er ist was er ist. Ohne Reue würde der Priester ihn in den Tot schicken. Gleichwohl ihn dieser Schritt das Herz zerreißen würde.
Gleiches Wissen wurde aber auch seinem Herren zu Teil. Was Samoel wusste, fühlte, begehrte, das wusste auch Etoh. Durch dieses Wissen war Etoh in der Lage auch Samoel das zu geben was er wollte und brauchte. So waren sie beide aneinander gebunden. Unfähig den jeweils anderen gehen zu lassen.
 
Dieses kostbare Gut des Blutes ließ Samoel nun auf den kalten Steinen des Kellers der Familie de Vil zurück. Kalt geworden verlor es jede Kraft. Es würde gerinnen und eins werden mit dem Stein. Oder irgendwer würde dieses Blut womöglich einfach nur in viel zu viel Wasser verdünnt aufwischen und weg schütten.
 
Leere, tiefe Leere und Schwärze umfingen seinen Geist. Kein Gedanke, kein Gefühl, keine Wut, Trauer oder Angst in ihm.
Kein Licht das erschien um ihn abzuholen und zurück zu senden um in 'seinen' Namen weiter zu kämpfen.
 
Ein Wabern durchdringt die Reste seines Körpers und seiner Seele als Adrian über ihn kniete. Doch wo Schwärze und Leere herrscht, dort konnte auch nichts gefunden werden.
 
Natürlich würde sein Leib nicht in den Räumlichkeiten Kennas weiter verweilen....
 
 
 
 
Traue der Dunkelheit nicht. Die Wahrheit siehst du nur im Licht.

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geboren aus dem Schoß der Schwester, gezeugt vom gemeinsamen Vater, der erste seiner Art.
Von Familie und Clan verstoßen - seiner Berufung folgend
Faktotum seines Herren ?
Beschützer der Familie und des Hauses Lucis


Nichts ist wie es scheint und liegt der Wahrheit doch so nah.
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Kenna de Vil
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#48

Beitrag: # 53473Beitrag Kenna de Vil »

 In der Burg de Vil

Er hatte sie fortgeschickt. Sie sollte Lorena und Freya folgen und er wollte sich ums ‚Bereinigen‘ des Schlamassels kümmern, den Kenna verursacht hatte.

Der Blick mit dem Adrian sie bedacht hatte, unmittelbar nach dem Mord an dem unscheinbaren Weißen, nagte an ihr. War es Missbilligung gewesen? Grüblerisch zog sie die Augen zusammen und schritt missgestimmt den anderen hinterher, während sie hinter sich noch wahrnahm, wie Adrian sich zu dem Toten hinunter beugte.

Es war nicht die erste Leiche hier unten in den Katakomben und doch schien diesmal irgendetwas daran nicht richtig zu sein. Doch als griffe sie mit öligen Fingern nach einem Stück Seife – sie kam nicht darauf.

Es war doch kein Geheimnis, Kenna war eine Mörderin und als solche hatte sie Samoels Leben nicht schonen können! Auch wenn ihre Opfer normalerweise um ihr unwichtiges Leben winseln und verhandeln und Samoel ihr dieses perfide Vergnügen verwehrt hatte, für sie hatte es keinen anderen Ausgang der vorherrschenden Situation gegeben.

Sicherlich, die kleine angeheiterte Gruppe war in Feierlaune hinabgestiegen in ihr zu Hause, um ein wenig Spaß zu haben. Vielleicht hätten sie den Weißling zuvor noch etwas jagen und quälen können. Doch es war anders gekommen, auch dem seltsamen Verhalten ihres Gefangenen geschuldet.
Sie würde immer wieder so handeln. Sie betrachtete sich als Ogrimars Waffe gegen die feindliche Brut. Etwas anderes war ihr nicht bestimmt.

Freya und Lorena waren längst aus ihrem Blickfeld verschwunden und ihre Schritte hallten nur noch entfernt von dem feuchten groben Gestein des endlosen Labyrinths aus Gängen wider. Sie würden den Weg auch ohne sie finden. So bog sie kurzerhand an einer Stelle nach links und nach weiteren hundert Schritten zeichneten sich im dumpfen Fackelschein Treppenstufen ab. Kreisförmig stieg sie nach oben, bis sie eine Tür erreichte und durch diese die Burg de Vil betrat. Hier war sie aufgewachsen und kannte jeden Winkel. Beinahe täglich hatten ihre Zwillingsschwester, ihre Cousine und sie hier verstecken gespielt. Wobei ‚gespielt‘ eigentlich der falsche Ausdruck dafür war, denn Liora und Eshira hatte sie nie finden können, schnell die Lust daran verloren und sind zu ihren Büchern zurückgekehrt, während Kenna stundenlang ausgeharrt hatte, gefunden zu werden.
Im Nachhinein betrachtet die perfekte Vorbereitung auf ihre spätere Berufung als Jägerin.

Nun sah sie sich in den verlassenen Räumen um. Strich mit ihren von getrocknetem Blut besudelten Fingern über die Leinentücher und hinterließ dabei Spuren in der dicken Staubschicht. Die winzigen Flöckchen wirbelten kurz auf, nur um sich kurz darauf wieder auf ihrer Umgebung niederzulassen.

Was sollte sie jetzt tun? Sie hatte keinen Schimmer, was Adrian von ihr erwartete. Eine Zwickmühle, die sie grundsätzlich befiel, wenn es um Interaktion oder Zusammenspiel mit anderen ging. Wahrscheinlich war sie einfach zu oft auf sich gestellt gewesen und hatte diesen Part einfach nicht erlernt, der zum Leben dazugehörte. Doch war sie auch stolz und nicht gewillt, stetig die Erwartungen anderer zu erfüllen.

Zunächst sollte sie wohl diesen Krieg für beendet erklären, überlegte sie, während ihr Weg sie ohne bewusste Entscheidung zu ihrem Zimmer geführt hatte.
Sie trat ein und sofort empfing sie ein Gefühl der Ruhe. Der Raum war so wie sie ihn zurückgelassen hatte. Hier waren die Möbel nicht mit Laken bedeckt und kein Staubkörnchen verschmutzte das ordentliche minimalistisch eingerichtete Zimmer.
Beim Eintreten hatten sich automatisch alle Kerzen entzündet und tauchten alles in ein angenehmes Licht. Eine kleine magische Spielerei ihrer Familie, die sich durchaus als nützlich erwiesen hatte.

Auf leisen Sohlen ging sie zu ihrem Schreibpult. Hier herrschte noch immer das Chaos und für einen Augenblick erhellte sich ihre grimmige Mine durch ein kurzes Aufzucken ihrer Mundwinkel, als der Gedanken an einen ähnlichen Schreibtisch sich in ihre Gedanken schob. Doch sie gestattete sich diesen Moment nicht und wischte harsch mit dem Unterarm einmal über die Arbeitsplatte, so dass das Chaos achtlos auf dem Boden landete.
Aus der kleinen Schublade mit dem silbernen Beschlag, holte sie ein leeres Pergament und das Tintenfass, sowie die schwarze Rabenfeder. Als sie den Stuhl zurückzog, um sich zu setzen, verursachte dieser ein schabendes Geräusch auf den Holzdielen, als kratze jemand mit den Fingernägeln über eine Schiefertafel. Unnatürlich laut erschien es ihr in der Stille des Gebäudes und ein Schauer durchfuhr sie, bevor sie die Schultern straffte und zu schreiben begann.

Immer noch behaftet mit dem Blut ihres letzten Opfers, schrieb sie die Bekanntgabe des Kriegsendes nieder. Nachdem sie die Tinte mit etwas Sand abgelöscht hatte, rollte sie das Pergament zusammen und steckte es in ihren Beutel. Dann erhob sie sich und ging zum Fenster. Weit stieß sie die Fensterflügel auf und ließ die kalte Nachtluft hereinströmen. Tief atmete sie ein und schloss die Augen. In ihrer Erinnerung tauchte ein Bild vor ihrem geistigen Auge auf.

Erfüllt von dem erhabenen Gefühl der Macht, als sie Samoels Leben nahm und die Augen öffnete, war ihr Blick auf Adrians getroffen. Der Ausdruck, den sie darin sah, beschäftigte sie noch immer, doch da war noch etwas gewesen. Sie hatte es nur im Augenwinkel wahrgenommen. Ein kurzes Aufleuchten unter seinem dunklen Hemd, direkt dort, wo der schwarze Diamant um seinen Hals hängen musste. Als sie hingesehen hatte, war es fort gewesen und sie war unsicher, ob sie sich geirrt haben könnte.

Der Dolch. Bluttrinker.

Bisher hatte sie dem Drang widerstanden, nach ihm zu sehen. Ihn aus seinem Versteck zu holen. Besonders, seit seine besessene Macht nicht mehr in ihr wohnte.
Vielleicht sollte sie dies nun ändern. Nur mal kurz nachsehen, dass er noch dort war.
Während der Zeremonie von Freyas Weihe war ihr am Gemäuer nichts verdächtig vorgekommen. Vermutlich war er noch dort und sie sah Gespenster.

Ohne sich die Mühe zu machen, sich zu waschen, fasste sie sie den Entschluss und machte sie auf den Weg in den Dom. Es konnte einfach nicht warten. Sie musste Gewissheit haben.


Im Felsendom

Wie einst, als sie das Versteck des Dolches zum ersten Mal aufsuchte, hatte sie zunächst die Lage sondiert, ehe sie unauffällig an die Mauer hinter dem Altar herangetreten war. Man konnte noch immer die Erhabenheit der vergangenen Zeremonie spüren, auch wenn sie für den Großteil der Weihe nicht hier verweilt hatten. Das Gefühl der Reinigung und Läuterung durch den Lord selbst, hallte durchaus noch in ihr nach. Niemals hätte sie gedacht, jenem Gott selbst einmal so nah zu sein. Die Erfahrung hatte gegenwärtig auf jeden Fall mit hineingespielt, in die Entscheidung, die anderen mitzunehmen in die Katakomben. Sie Teil haben zu lassen, an ihrem Tun, was sonst nur im Verborgenen blieb.

Mit geübten Fingern hatte sie den Mechanismus ausgelöst und das Loch im Mauerwerk hatte sich aufgetan.

Er war nicht da!

Kenna schrie die Worte innerlich und musste doch nach außen hin die Fassung wahren. Sie ließ das Loch mit zitternden Fingern wieder verschwinden, hinter der Fassade des kühlen Steins und taumelte dann zurück. Sackte auf eine Bank in der ersten Reihe und suchte nach einer Erklärung.

Inzwischen mussten Stunden vergangen sein, in denen die Bognerin wie erstarrt dagesessen hatte. Es war, als hätte man ihr die Lebenskraft entzogen. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, was sie nun tun sollte oder wohin sie gehen sollte, blieb sie einfach wo sie war. Die Blicke der Tempeldiener, die nach und nach zu ihrem Dienst antraten und erste Besucher, die leise tuschelten, bemerkte sie gar nicht.
Aufgrund ihrer desolaten Erscheinung und dem finsteren Ausdruck auf ihrem Gesicht, wagte es jedoch niemand sie anzusprechen.

In einem unüberlegten Moment, als Vargus dicht an ihr vorbeischritt, schnellte ihre Hand vor und legte sich eisern um seinen Unterarm. Durchdringend sah sie zu ihm auf, als könnte sie die Wahrheit allein dadurch aus ihm herauszwingen. Sie musste sich räuspern, da sie ihrer Stimme nicht traute, bevor sie zu ihm sprach.
„Meister Vargus, wisst Ihr, ob sich kürzlich jemand hier herumgedrückt hat und eventuell unrechtmäßig eines Gegenstandes habhaft geworden ist?“

Sie hielt sich absichtlich wage in ihrem Verhör, um den Dolch als solches nicht zu verraten. Woher sollte sie auch wissen, dass Vargus bereits Kenntnis von der Waffe hatte? Natürlich verriet er mit keiner Silbe etwas davon und schließlich gab Kenna den Arm wieder frei.

War sie nun völlig übergeschnappt? Handgreiflich werden, gegenüber den treuen Dienern des Lords! Sie brauchte dringend Schlaf und einen klaren Kopf.

Vargus hingegen kam seiner Pflicht umgehend nach und schickte einen Boten aus, mit einer versiegelten und verschlüsselten Nachricht.

Schließlich brachte es Kenna über sich, aufzubrechen. Hier konnte sie ohnehin nichts mehr ausrichten.

Im Grunde hätte sie nichts dagegen gehabt, wenn der Krieg, den sie selbst ausgerufen hatte, ewiglich angedauert hätte. Doch waren die von ihr gestellten Bedingungen zum Ende dieser Fehde erfüllt worden und sie hielt ihr Wort. Sie begab sich also in die Stadt, um jene Bekanntmachung unter den Bürgern zu verbreiten, die sie noch immer in ihrem Beutel mit sich trug.

Das Treiben auf dem Marktplatz war zu dieser frühen Stunde des Tages schon lärmend in vollem Gange. Unzählige Gerüchte stürmten auf Kenna ein. Schwitzende Leiber, gemischt mit den Düften nach Gewürzen und unterschwellig immer ein Hauch von Urin. Die Menschen drängten sich zwischen den Ständen dicht an dicht, um ihren Besorgungen nachzugehen. Doch um die Jägerin hielten alle einen unsichtbaren Sicherheitsabstand ein. Man machte ihrer finsteren Gestalt automatisch Platz und riskierte es nicht, ihr in die Augen zu sehen. Von Ihresgleichen hielt man sich fern, auch wenn hinter ihrem Rücken bereits getuschelt wurde, als könnte sie es nicht hören. Die Leute hatten Glück, dass sie heute anderes im Sinn hatte, als ihnen das Fürchten zu lehren, über ihre Frechheiten.

Direkt unterhalb der inzwischen schon leicht vergilbten Kriegserklärung, heftete sie die Verlautbarung an, welche sie zuvor verfasst hatte. Die mit geronnenem Blut überzogene Hand ruhte noch für einige Atemzüge flach auf dem Aushang, beinahe als schwüre sie sich selbst noch etwas, bevor sie sich zurückzog. Der Krieg mochte beendet sein, doch ihre Jagd würde nie enden, außer mit ihrem eigenen Tode.

Es war getan. Nun forderte der vergangene Tag und die durchgemachte Nacht ihren Tribut und eine bleierne Müdigkeit legte sich über sie.
Sie sollte zurückkehren in die Legion, entschied sie ungewöhnlich vernünftig. Für gewöhnlich ließ sie sich einfach von ihrem ungestümen Gefühlen leiten und suchte gerne die Einsamkeit und Abgeschiedenheit nach solchen Erlebnissen, die sie an ihre Grenzen brachten und Nährboden für so manchen Zweifel darstellten. Doch die Hütte im Wald gab es nicht mehr. In die Burg zurückkehren, den Schauplatz der letzten Ereignisse, kam auch nicht in Frage.


In den Hallen der Legion

Sie wählte wie üblich den versteckten Zugang.
In ihrer derzeitigen Verfassung war sie mehr als sonst nicht erpicht darauf, irgendwem in die Arme zu laufen und am Ende noch Rede und Antwort stehen zu müssen. Anstatt jedoch Adrians Gemächer aufzusuchen, stieg sie tiefer hinab.

Trotz ihrer Erschöpfung und obgleich sie nicht zum ersten Mal hier unten war, wanderte ihr Blick bewundernd über die unterirdisch verborgene Installation der Duschräume.

Sie streifte ihre Kleidung und Stiefel ab, löste ihr Haar aus der strengen Frisur – was ihrem Kopf augenblicklich eine gewisse Entspannung brachte - und betrat die Duschen. In sanften Perlen regnete das reine Wasser auf sie herab. Mischte sich mit Blut und bildete schlieren zu ihren Füßen, bis es irgendwo versickerte. Das schwarze Haar ergoss sich in dunklen Kaskaden den muskulösen Rücken hinunter, wo es den leichten Lichtschein reflektierte.
Kenna schloss die Augen, stütze die Hände flach an der Wand ab, um nicht vor Müdigkeit einfach in die Hocke zu sinken. Das leise Rauschen drohte sie einzulullen und erneut stiegen Bilder in ihrem Geiste auf.

Schließlich zwang sie sich, die wohltuende Dusche zu verlassen. Das angenehme Gefühl von Sauberkeit und ein zarter Duft umschwebten sie. Ihre Kleidung war jedoch auf wundersame Weise verschwunden, als sie sich danach bücken wollte. Irritiert hatte sie sich umgeblickt. War sie so unaufmerksam? Entweder handelte es sich hierbei um einen Streich oder Mila war am Werk gewesen. Die Haushälterin, die ihr immer das Gefühl gab, unerwünscht zu sein. Nicht mit Worten. Nein. Mit kleinen unauffälligen Gesten.

Sie zuckte unwirsch mit den Schultern und griff nach einem schwarzen Morgenmantel, der an der Wand hing. Der kühle Stoff schmiegte sich an ihre Haut und mit einem geschickten Griff in den Nacken, beförderte sie ihr noch nasses Haar aus dem Kragen. Die Haarspitzen ringelten sich leicht. Sie würde sie in Adrians Zimmer bändigen, wo ihre Bürste lag. Den einzigen Gegenstand persönlicher Natur, den sie hierher mitgebracht hatte.

Sie machte sich auf den Weg nach oben und auf halber Strecke drangen Stimmen aus dem Flur gedämpft zu ihr. Kenna hielt inne und lauschte. Worte konnte sie nicht ausmachen, die Personen die sprachen aber schon. Sie wägte ab. Sollte sie einfach hinauf gehen und sich dem verlockenden Schlaf hingeben? Alles in ihr sehnte sich nach der traumlosen Erlösung, dem Versinken im Nichts, dem Ausschalten ihrer Gedanken. Und doch stand sie nun hier und lauschte. Barfuß und mit nassem Haar. Keinesfalls gesellschaftsfähig in ihrem Aufzug.
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Dem einen gehorche ich. Dem einen folge ich. Dem einen diene ich.
Doch dir, dir gehöre ich.
Finsternis.
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Jeremias Rabenherz
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#49

Beitrag: # 53475Beitrag Jeremias Rabenherz »

(verzeihung falscher Threat)
Zuletzt geändert von Jeremias Rabenherz am So 20. Aug 2023, 15:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Rabenvater •  Stammbaum Rabenherz
"Ich diente dem HERRN bis er mich rief, jetzt diene ich ihm erneut."
<<Die Tugend nistet, wie der Rabe, mit Vorliebe in Ruinen.>>
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Etoh
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#50

Beitrag: # 53476Beitrag Etoh »

Rückblende:
 
Es war ein ganz spezieller Auftrag den Etoh seinem Faktotum Samoel aufgetragen hatte.
Mit einem Topf ganz spezieller Blumen sollte sein Diener die Aufmerksamkeit Kennas auf sich ziehen. Sich ihr stellen und dafür sorgen das der vorherrschende Krieg beendet wurde.
Die Forderung der Bognerin war eine Kapitulation welche in Form einer Einmalzahlung von 20 Millionen Goldstücken ausgesprochen wurde, oder der Tot sämtlicher Familienmitglieder welche dem Haus Lucis angehören. Sowie all derer die sich dem Haus allein durch den Glauben an Artherk verbunden fühlen und Etoh bei seinem Kampf gegen Kenna unterstützen würden.
 
Natürlich sah Etoh es nicht gerne, doch erfüllte es ihn auch mit etwas stolz, das sich seine Tochter Sordica unerschrocken gegen Kenna behauptete. Die Töchter Chayna und Themis waren zu dieser Zeit in Sicherheit weit außerhalb der Reichweite des Einflusses der Ogrimaren Brut. Seinem Faktotum Samoel hingegen wieß er lange Zeit an sich um seine Aufgaben um Haus und Hof zu kümmern, so dass er in die Kriegsgeschehnisse nicht einzugreifen habe. Dennoch stand der junge Diener bei Kenna auf der Liste, welche ihn als letztes Opfer für die Beendigung des Kriegs einforderte.
 
Viele waren bereit den Priester zu unterstützen, viele der Ogrimaren welche Kenna ihre Unterstützung zusagten und an ihrer Seite kämpften. Aus einen privaten persönlichen Disput, wurde ein Glaubenskrieg. Auf beiden Seiten gab es Verluste. Auf beiden Seiten bewahrten ihre Götter sie jeweils vor dem Tod und schickten sie zurück um mit frischer Stärke erneut in den Kampf, den die Götter nun auch für sich einforderten, zurück zu kehren.
Der Glaubenskrieg, - es gab ihn schon immer. Niemals würde dieser Enden, das war gewiss.
Eine Kapitulation durch die Zahlung der geforderten Summe, käme demnach einem Verrat am Glauben und an Artherk gleich. Bei aller Liebe, Freundschaft und Verbundenheit die im Glauben Artherks stehen, steht zugleich ein Fanatismus ihrem Gott gegenüber welcher den Glauben über jedwedes Wohl der Familie, Freunde oder Glaubensbrüder und Schwestern stand. Ein jeder war bereit 'sein' Opfer* für den Glauben zu bringen.
 
Doch es gab andere, weit größere Feinde, als nur jene der eigenen Rasse. Schrecklichere Feinde als die Armeen der Goblins die Arakas heim suchten. Schlimmer als die dunklen Kräfte welche auf Rabenfels die Kreaturen zu riesigen Monstern wachsen ließen. Selbst die Horden der Untoten auf Steinbergen waren als Gefahr zu vernachlässigen, zu dem was sich ankündigte hervorzutreten.
 
Die Zeichen standen nicht gut, warum Etoh einen Weg suchte um zumindest mit jenen in Kontakt zu kommen die seiner Meinung nach genau der gleichen Bedrohung gegenüberstanden. Zur schwarzen Priesterin Tanuri hatte er nie einen Zugang gefunden. Nach deren unvermitteltes Verschwinden zeichnete sich für Etoh eine neue Hoffnungsträgerin ab. Freya, die junge Novizin der dunklen Gemeinde rückte immer weiter in den Fokus des weißen Priesters.
Wenn nicht sie, wer sonst würde die schwarze Gemeinde davon überzeugen können das es Zeiten des Disputs gab, aber auch Zeiten zu denen es von beider Seiten von Vorteil war gegen einen gemeinsamen Feind zusammen zu arbeiten.
 
Es gab nicht viele Möglichkeiten zu denen der Priester das junge Mädchen alleine antreffen konnte die einen Austausch mit ihr ermöglichen, zumal immer irgendwer wie ein Schießhund um das Kind herum zu schleichen schien. Niemals wurde das Mädchen aus den Augen gelassen. Doch den nötigen Respekt den sie als Novizin verdient hätte schien sie zugleich auch nicht zu erhalten.
Etoh bedauerte dies sehr, da er selbst aus der Ferne beobachtend die Hingabe des Mädchens sehen und erkennen konnte. Er konnte ihr Nachfühlen welchen Eifer, welche Hingabe in ihr Stecke, gleich wenn sie im Glauben nicht unterschiedlicher sein konnten.
 
Zu Samoels Auftrag den Krieg zu beenden, auf welche Art auch immer, paarte sich der Auftrag zumindest Kenna so lange zu beschäftigen und abzulenken damit er Zeit hatte einen Kontakt zu Freya aufbauen zu können. Sicher zu sein, dass sie bei einem ihrer einsamen Spaziergänge am Strand wirklich unbeobachtet war. Die Berufung zur Adeptin wurde bereits ausgeschrieben. Noch bevor diese Zeremonie vollzogen wurde, wollte der weiße Priester die junge Novizin sprechen.
 
Somit wusste auch Samoel von der anstehenden Zeremonie. Etoh war davon überzeugt das sein Diener alles erdenkliche tun würde um ihn den Rücken frei zu halten. Damit er Freya sprechen und ihre Ernennung zur Adeptin verfolgen konnte.
 
 
Gegenwart:
 
Der weiße Priester steht am Fenster seines Schlafzimmers und sieht auf den weißen Kiesweg der vom Tor bis zur Haustüre seines Hauses in Sturmkante reichte. Wehmütig liegt sein Blick auf dem Tor, wartend das sich jenes jeden Augenblick öffnen würde und Samoel durch selbiges treten. Er hatte ihn in den Tod geschickt, dessen war er sich sicher. Dennoch schwelte in ihm ein Funken Hoffnung und Zuversicht den geliebten Freund und geschätzten Diener bald wieder unter seinem Dach zu haben.
 
Kurz überlegte er ob er Lola bitten könnte die Arbeiten die durch Samoels Abwesenheit liegen blieben mit zu übernehmen. Doch war die Hausdame seiner Verlobten stetig mit ihr auf irgendwelchen Wohltätigkeitsaktionen unterwegs, so dass auch sie eher selten im Haus anzutreffen war.
 
In seinen Gedanken verklärte sich sein Blick und das monotone Geräusch das der einsetzende Regen an den Scheiben hinterließ versetzte ihn in eine Art Trance.
Seine Hände in den Rücken gelegt wippt er im Rausch des Regens vor und zurück. Lässt die letzten Tage Revue passieren.
 
Was war am Dom geschehen? Er war Pünktlich dort gewesen. In allem Respekt blieb er an der Türe des Doms stehen um von Außerhalb die Zeremonie von Freyas Ernennung zur Adeptin zu verfolgen.
Die Priesterin Tanuri rief in einer Art Gebet ihren Gott Ogrimar an. Er konnte nicht alles verstehen, doch das der Schlachtruf 'Hail Ogrimar' innerhalb der Hallen von den Anwesenden Gläubigen nicht erwidert wurde versetze ihn doch etwas in Staunen.
Was danach jedoch geschah konnte sich der Priester nicht so recht erklären. Erst züngelten Flammen durch den Dom, welche die Anwesenden nicht zu verbrennen schienen. In diesen Moment Glaubte der Priester noch an eine Illusion oder einen Zaubertrick, mit dem man die einfach gestrickten Gläubigen oder auch nicht so Gläubigen beeindrucken konnte. Im nächsten Augenblick drängte eine dunkle Macht bis zu ihm nach draußen, züngelte an seinem Geist und seiner Seele, konnte in ihm aber keinen Halt finden. Es war eine Macht die Etoh so noch nie zu spüren bekam. Zugleich fühlte er wie das Licht Artherks in ihm sofort die Oberhand ergriff um dieses Gefühl der Dunkelheit aus seinen Körper zurück zu drängen.
Sollte Ogrimar sich tatsächlich offenbaren?
Im nächsten Moment war der Tempel leer gefegt. Alle die eben noch Anwesend waren wie vom Erdboden verschluckt.
 
Immer wieder kreisen seine Gedanken um dieses Ereignis. Die Präsenz Ogrimars, er hatte sie gespürt. Ein kurzer Schauer durchfährt seinen Geist welcher sich durch ein kurzes Schütteln bis auf seinen Körper überträgt.
 
Der laute Knall eines Blitzeinschlages ganz in der Nähe lässt Etoh aus seinen Gedankenkarussell aufschrecken und in die Gegenwart zurück kommen.
Er dreht sich um und geht in das Erdgeschoss in sein Arbeitszimmer.
Auf seinem Schreibtisch liegt noch immer die Abschrift die den Krieg als beendet erklärt.
 
„...die Blutschuld wurde erbracht...“
 
Immer wieder bleiben seine Augen an diesem Satz hängen.
Blutschuld.
Samoel hatte es also getan. Er hatte sich für den Radikalsten aller Wege entschieden.
Etoh spürt wie es ihn wieder das Herz zuschnürt. Die Hand auf das Pergament gelegt krallt er sich darin fest und zerknüllt es unter seinen Fingern. Wut stieg langsam in ihm auf. Wut über die Blutschuld, Wut auf Samoel das er diesen Weg gewählt hatte und Wut auf sich selber das er ihn zu Kenna schickte.
Er greift nach dem nächsten Stück das er auf seinem Schreibtisch in die Hand bekam. Voller Wut und Verzweiflung wirft er einen Briefbeschwerer aus Marmor gegen die Wand, dabei schreit er sich seinen Frust aus der Seele.
 
Drei Tage... er würde ihm drei Tage geben zurück zu kommen. Danach würde er zum Dom gehen und zurück Fordern was sein ist.
 
 
 
 
 
 
 
 
*Opfer konnten in vielerlei Hinsicht erbracht werden. Zurückweisung einer Liebe die den Glauben nicht Teilte, Ausschluss aus Familien wenn sich vom Glauben abgewandt wurde, oder das bewusste Opfern von Familie und Freunden um seinen eigenen Glauben und Gott zu schützen. Niemals waren diese Opfer leichtfertig oder einfach erbracht.
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Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
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