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Die dunkle Prophezeiung

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Adrian
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#951

Beitrag: # 54307Beitrag Adrian »

Ein kurzes Flirren in der Luft unterbrach Adrian in seiner Bewegung, ein Moment, der ihn innehalten ließ. Die Wellen in seinem Glas verebbten langsam, während er mit verengten Augen das Flimmern der Umgebung wahrnahm, als würde das Gewebe dieser Realität Risse erfahren. Wie eine Fata Morgana, deren illusionäres Bild an Schärfe und Substanz verlor.

Unmittelbar fiel sein kühler Blick auf Naheniel, der für einen Augenblick in seinen Bewegungen reglos verharrte. Täuschte Adrian sich, oder zerrte tatsächlich etwas, oder vielmehr jemand, an der Macht seines Freundes?

„Unerfreulich, wie unbeständig manche Orte immer wieder sind. Gerät vielleicht etwas oer jemand außer Kontrolle?“ Adrian äußerte mit beherrschter Ruhe seine Vermutung fast wie eine Provokation. Natürlich wusste er, dass Naheniel es nicht einmal dann zugeben würde, wenn die Welt sich unter ihnen auftun würde, um ihn eines Besseren zu belehren. „Etwas, das du so nicht hast kommen sehen?“

Obwohl die Entwicklung bisher unglücklich verlaufen waren, war dies für Adrian tatsächlich ein Zeichen. Er konnte es nicht nur sehen, sondern auf eine Weise konnte fast spüren, wie die Magie selbst ins Wanken geraten war. Eine seichte, aber dennoch wahrnehmbare Erschütterung, die ihm den düsteren Schatten eines süffisanten Lächelns verlieh, auch wenn es für ihn selbst unvorteilhaft war, sich mitten im Zentrum des Bebens zu befinden. Ohne jedoch ein Anzeichen von Besorgnis zu zeigen, begann Adrian beiläufig sein Glas erneut zu schwenken.

Fast schon lächerlich klang in dem Zusammenhang noch seine Forderung, die Adrian tatsächlich nicht mehr als ein abfälliges Lachen abbringen sollte, auch wenn er Naheniel nicht unterschätzte. Sein Einfluss auf Freya war bereits gewaltig und das wusste er auch bisher nahtlos für sich zu nutzen.

„Ambitioniert wie früher, aber noch genauso mangelhaft in deiner Selbstbeherrschung und Weitsichtigkeit.“ Adrian kommentierte knapp das Geschehen. Selbst wenn Naheniel die Kontrolle vielleicht so spielend leicht zurückerlangte, wie er vorgab. Es war ein Omen, das er vielleicht hinunterspielen konnte, aber sicher nicht ignorieren durfte.

Knapp hob Adrian eine Augenbraue an, dass sein alter Freund inmitten der Flammen eine Illusion der Adeptin hervorrief, um weiter von der Machterschütterung abzulenken. Ein Abbild, das nicht nur äußerst authentisch in seinen Details war und jeder Zug zum Greifen nah erschien, sondern sich nahtlos in die Umgebung einfügte, dass sogar die Lava den Saum ihrer schlichten Robe ansenkte und feine Funken um sie herum in die Luft aufsteigen sollten.

„Dich an kleinen Mädchen zu vergreifen, wie tief willst du noch sinken?“ Naheniels Worte ließen Adrian unmittelbar nach seinem Blick greifen. Warnend flammte das dunkle Zentrum in seinen Augen auf. Eine gefährliche Dunkelheit, die sich ausweitete und für einen flüchtigen Moment das Blau seiner Augen vollständig einnahm, bevor seine Stimme sich ruhig und mit eiskalter Selbstbeherrschung abermals erhob.

„Freya gehört allein dem dunklen Lord. Wag es und du wirst die Konsequenzen tragen. Sie ist die Schöpfung, aus der die Zerstörung entstehen wird. Packst du sie an, wirst dir wünschen, dass ich dir hier und jetzt dein Leben ausgehaucht hätte.“
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Naheniel
Dorfältester / Dorfälteste
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#952

Beitrag: # 54308Beitrag Naheniel »

Wie zufrieden es Dich doch macht, kleine Unregelmäßigkeiten zu entdecken. Ist es wirklich das Einzige, woran Du Dich derzeit festhalten kannst?" Mitleidig schüttelte er seinen Kopf und verzog seine Lippen zu einem kalten Lächeln. Die Worte Adrians prallten auf Naheniel ab und sein Blick, durchdringend und kalt wie Stahl, traf den seines alten Freundes. Nichts sollte er verraten von der inneren Turbulenz, die in ihm aufgrund der neuerlichen Illusion tobte.
Über das Eine aber war er sich klar: Er hatte Freya zu viel Freiraum gewährt. Diesen Fehler würde er korrigieren und sie in diesem alsbald immer weiter einschränken. Und das wesentlich bestimmter als bisher.


Noch aber war es zunächst Adrian, um den er sich zu kümmern hatte.

"Ist das Dein einziger Rettungsanker? Dass Du mir vorwirfst, ich würde mich an Kindern vergreifen?" Ein raues Lachen drang aus Naheniels Kehle. Er entschied sich, sein Glas wieder zu befüllen und führte dieses dann langsam an seine Lippen. Noch bevor er es wieder auf dem Tisch abstellte, fuhr er fort.
"Du warst es doch selbst, der mir zeigte, wer sie sein kann. Du hast mir die Augen geöffnet. Nur zu Deinem Unglück,“ ein diebischer Ausdruck stahl sich auf sein Gesicht und aus seinen strahlend blauen Augen zwinkerte er Adrian provokant zu, „nicht so, wie Du es bezweckt hast."


Weiterhin ließ er Adrian nicht aus dem Blick und forschte genau in dessen Gesicht, ob seine Worte die gewollte Wirkung erzielten. Für ihn selbst waren die Aussagen seines Gegenübers äußerst interessant. Der Eifer, den der Dunkelmagier zur Schau stellte, sobald Naheniel ihm aufzeigte, was Freyas Schicksal war, nämlich jenes, sich seiner Macht einfangen zu lassen und hinzugeben, war bemerkenswert.

"Unbeständigkeit ist das Wesen der Macht." Antwortete er ruhig. Seine Stimme glich einem leisen belehrend mahnenden Zischen, das jedoch trotz des tosenden Meeres zu hören war.
"Nur weil Du es gerne so hättest und in Deiner Engstirnigkeit nicht akzeptieren willst, dass es nicht so ist, scheinst Du zu vergessen, dass ich die Kontrolle über meine eigene Bestimmung habe, ganz gleich, was sich um mich herum ereignet."


Distanziert und berechnend, zeigte er ein kühles Lächeln, lehnte sich bequem auf seinem Stuhl nach hinten und überschlug seine langen Beine.
"Selbstbeherrschung und Weitsichtigkeit sind Tugenden, die Du offenbar nicht vollständig zu schätzen weißt, Adrian. Doch vielleicht ist es gerade das, was den Unterschied zwischen uns ausmacht."


Seine Augen funkelten gefährlich und düster war die Aura, die ihn nun immer stärker umgab und seine Umrisse von der Umgebung deutlich abzeichnete.

"Wie offenbarend es ist, dass Du ausgerechnet mir Anmaßung vorwirfst." Murmelte Naheniel mit einer Mischung aus Sarkasmus und Bedrohung. "Freya wird immer mehr zu meinem Werk, und sie wird ihren Zweck erfüllen, ungeachtet Deiner Einwände oder Deiner fruchtlosen Bemühungen mich von ihr fernzuhalten.“

Unerbittlich war die Schärfe in seinem Blick, der nach wie vor ungerührt auf Adrian lag.
"
Schade für Dich, wenn Du zu spät erkennst, dass es ein Fehler war, sich mit mir anzulegen." Mit dem nächsten Augenblick, der ihm erneut ein erbarmungsloses  und grausames Lächeln schenkten sollte, schlug die Finsternis auf seinen Befehl aus den Flammen, die um Freya züngelten, empor und wandelte diese zu schwarzem, lodernden Feuer.


"So wie Du es auch für mich getan hast, gebe ich Dir nun die Gelegenheit, Deine Entscheidung zu überdenken und einen anderen Weg einzuschlagen. Hiermit,“ er hob seine Hand von dem Glas und schnippte mit seinen Fingern. Das Echo des Geräuschs erklang laut zwischen dem Lavagestein und hallte noch einige Zeit nach, „löse ich meine Schuld ein."

mtliche Farben entwichen der Szenerie, die sich um das Mädchen gebildet hatte. Selbst die Luft war durchzogen von grauen Partikeln bis hin zu einer Dunkelheit, die sämtliches Leben stahl. Die schwarzen Flammen griffen nach dem Körper des Kindes, umwanden ihn und griffen gierig und fordernd nach ihr. 


Seine stahlblauen Augen lösten sich von seinem einstigen Freund und jetzigen Kontrahenten und wanderten hinüber zu dem von ihm erschaffenen Abbild Freyas. So jung, so unbedarft, so unschuldig. Noch.
Ewig aber würde sie nicht mehr das sein, was alle in ihr sahen. Mit jedem Jahr, das an ihr vorbeizog, wuchs ihre Macht. Jene Macht, die Naheniel für sich beanspruchen und kontrollieren würde.

"Entscheide Dich, Adrian. Wählst Du ihr Leben oder ihr Verderben.
Ich kann ihr beides geben, doch Du wirst ihr Richter sein." 


 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Landru
Gelehrter / Gelehrte
Beiträge: 402
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 02:16

#953

Beitrag: # 54309Beitrag Landru »

Er schmälerte die Lippen. Sie war nicht leicht aus der Beherrschung zu bringen. Nicht das er es erwartet hatte, aber es wäre ein amüsanter Sidekick gewesen. All die Erwähungen und Wiederholungen hatten seinerseits einen schlichten Grund. Grenzaustestung. Erfahren wie verhält es sich wirklich. Er war angewiesen auf Gerüchte, auf das was der Abschaum und das Gesindel faselt, wenn es in seinen Armen liegt und keinerlei Kontrolle mehr über ihre Existenzen hatten. So mancher einfacher Bauer wurde zum Schlüsselsstein des Wissens, wenn er in seiner Verzweiflung versucht dem Schicksal zu entkommen, als Möbilar zu enden oder als erweiternde Masse SOHNs. "Er hat keine richtig." Stimmte er zu und wiegte den Kopf. Er hatte vielleicht keine, aber er hatte möglicherweise keine Hemmungen zu einem Pakt. Doch abwarten. "Auseinandernehmen.. ein schönes Wort. Au.. sein.. einander.. der, an Nehmen so viele Wörter in einem. Neu justierbar. Vielleicht würde es sogar funktionieren und euch gleichsam sehr genehm sein, nicht wahr? Wenn ich euren Bruder auseinandernehme? Wäre das eurer Wunsch statt der Information?" Er meinte einen gewissen Subtext zu hören, ob das stimmte oder nicht blieb noch unklar.

Warum jetzt? Wieso auch nicht. Vielleicht weil es ihm in den Kram passte. Er war erwacht mit den Gedanken jetzt wäre der rechte Zeitpunkt oder aber, was wahrscheinlicher schien, es war einfach die Verkettung von Umständen, die am Ende nun zu dem Jetzt führten. Die Möglichkeiten von Gründe zu finden, zu erhalten was er will. Es wäre sehr unwahrscheinlich, dass er überhaupt durchs Tor gekommen wäre, wenn er nicht wenigsten einen Grund hatte, solch' eine Forderung zu stellen. Der Blick des Unholds wandert an der Halle entlang. So viel toter Stein. So viel Hände die geschunden wurden, dieses Grab zu errichten. Es rühmt und trägt eine schaurige Schönheit und doch so viel toter Stein.

"Ein Gedankenspiel. Nur zu." Es zwingt sie darüber nachzudenken. Sehr gut. Ein Gedankenspiel war immer eine Idee von was wäre wenn, was geschieht.. was könnte sein. Welche Kosten und welchen Nutzen hatte es. Sie dachte darüber nach, auch wenn sie es nicht zugab. Sie wird auch weiterhin nein sagen, sie wird sich verweigern. Er war sich sicher. Es wäre eine zu große Bürde und Schande würde das je öffentlich das sie ihm freiwillig gab was er verlangte. Es wäre verwunderlich gewesen, wäre es anders. Aber er kann sagen, er hat es versucht. Konnte sich ein Bild davon machen. Von Charakteren, Wesenheiten, wie sie reagieren und was viel wichtiger war, die Nähe zu dem kleinen aber simplen Detail in ihrem Nacken. Jede Minute näher an dem Ursprung gab die Kraft wieder, die es brauchte für später. Also wurden ihm gerade weitere regenerative Minuten geschenkt. Sehr gut. Lassen wir uns ein auf das Spiel egal ob die Antwort schon feststeht.

"Was ich damit anstelle. Nun. Im Grunde besteht ihr wie ich und alles was ansatzweise lebt auf dieser Welt, aus Material. Aus organischem Material. Pflanzen, Knochen, Fleisch, eine Gebärmutter. Sie alle bestehen aus den Teilen eines Materials das formbar ist, wie.. Ton." Er drehte sich ihr zu. Die Hand streckte sich aus und die Haut begann wellenartige Blasen zu schlagen, als würden tausende kleine Krabbeltiere unter ihr seinen Arm entlang wandern. "Dieser Ton .. kann sich beugen. Ich bin ein Schöpfer Priesterin, ich erschaffe Existenzen und neue Rahmenbedingungen." Mit leisem schmatzen löste sich die Haut zäh vom Fleisch des Unholds und präsentierte Sehnen, Muskeln und Knochen wie eine perfide Blüte die gerade blüht. Zuckend umschmeicheln die Hautstreifen den Arm. Fast liebkosend und ohne zu bluten. Nicht ein Tropfen verlor sich auf den Boden. "Aber wie es manchmal so ist mit Mächten, funktioniert nicht alles einfach so. Manches braucht wie Magie spezielle Zutaten und da sind wir nun. Um meine Schöpfung zu perfektionieren.. braucht es die Gebärmutter eines Zwillingskindes geboren unter dem Mond der Besonderheit, eine Überlebenskünstlerin." Die Streifen legten sich langsam wieder zurück an ihre Ursprünglichen Wundränder und sie kann sehen wie die Spuren ineinander verschwimmen bis der Arm wieder unversehrt schien als wäre es nie anders gewesen. "Ich bin ein Wissenschaftler.. der seine Kreation perfektioniert und ein Forscher auf dem Gebiet neues zu erschaffen. Reicht euch das, oder wollt ihr noch mehr Details darüber?"

Damit hatte er ihr zwar das ein oder andere an Wahrheit mitgeben, aber auch nur bedingt. Er war nicht dämlich genug wie andere kurz vor dem Ziel anfangen ihre bösen Schurkenpläne auszuplaudern, damit die Helden sich befreien und es verhindern können, nein. Also gab es nur eine gewisse geschönte Teilwahrheit, aber .. gelogen hatte er nun auch nicht. Es war schon soweit richtig, wenn auch manches einfach zubehalten wurde. "Ich könnte euch den ganzen Ablauf erklären. Von der Auschälung eures Bauchraumes zur Aufbereitung, das Trennen und Schließen von Verbindungen.. " Er hob leicht die Schultern. Es wäre ihm gleich, er kannte da keine Schmerzgrenze.

"Wenn ich habe was ich will, bekommt ihr den Ort wo ihr eure geliebte Adeptin finden könnt. Alleine wird sie dort nicht weg gekommen, egal wie machtvoll man sagt das sie sei. Ist sie doch oder?" Tanuri kann hören das der Unhold längst nicht alles über Freya weiß. Das war vielleicht auch gut so. Es klang eher nach dem berühmten, ich hab da was zwischern hören.. zumindest was Freyas Macht besaß. Das mit dem Aufenthaltsort jedoch klang recht selbstsicher. "Ihr fragt euch sicher.. woher soll ich das wissen. Woher soll ich wissen wo das Mädchen ist, nicht wahr? Ich sagte ich sehe mehr. Es genügt ein Gegenstand zu berühren und zu sehen, wohin sie ging. Wenn man der Spur folgt.. findet man auch sein Ziel. Ich war neugierig und siehe da, schon weiß man Dinge, die andere nicht wissen." Er musterte die Priesterin eingehend. Alles was bis jetzt gesagt wurde, lässt wieder nur einen Gedanken zu. "Da wir uns leider nicht sonderlich gut .. vertrauen bin ich gezwungen Vorkasse zu nehmen und das wird nicht verhandelt."

Was wenn er es wirklich weiß?
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Adrian
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#954

Beitrag: # 54311Beitrag Adrian »

Verächtlich zog Adrian eine Braue in die Stirn, während das erkaltete, helle Blau seiner Augen Naheniel emotionslos und ungerührt ins Visier nahm. Schweigend musterte er dessen Züge. Als ob ihm nicht bewusst war, was sein alter Freund hier versuchte.

Mit jedem Wort versuchte Naheniel ihn offenbar auf die Probe zu stellen, genauso wie jeder Blick ihn auf die gleiche berechnende Weise zu taxieren schien, um ihm in die Karten zu sehen und seine Schwachstellen auszuloten.

Hatten sie ihm nicht schon genug Siege vor die Füße geworfen? Glaubte er tatsächlich, seine Glückssträhne würde dauerhaft anhalten und wäre eine Offenbarung? War es nicht vielleicht auch vorherbestimmt, dass all die Erfolge Naheniel von an jene Klippe heranführten, von der er schonungslos hinunterstürzen würde?

„Ihre Macht ist erwacht. Nur unter uns, du kannst es bereits spüren, nicht wahr Naheniel?“ Mit einem gefühlskalten Lächeln sah der Dunkelmagier weiterhin zu ihm, um ihn auf die gleiche Weise zu mustern, wie er es bei ihm versuchte.

Wenn Adrian sich genau umsah, konnte ohne jeden Zweifel erkennen, dass Naheniel um eine Form von Kontrolle rang. An winzigen Stellen verlor die Umgebung immer wieder an Struktur. Felsen, Wasser, Lava und sogar der Himmel. Immer wieder zeigte sich ein kaum wahrnehmbares Flimmern, das sich vor ihm jedoch nicht verbergen konnte. Als würde die das Licht in der Luft selbst etwas reflektieren oder tatsächlich jemand an den Fäden ziehen, welche die Magie dieser Realität aufrechterhielt.

„Du musst es nicht zugeben. Keine Sorge. Ich mache mir selbst ein Bild.“ Bedächtig ruhig umschloss Adrian sein Glas und führte es mit kühler Selbstbeherrschung an die Lippen, ehe sein Blick über die Illusion der Adeptin hinwegfuhr, welche unbewegt wie eine Statue umringt von Schatten verweilte. Ein Bildnis mit dem sein Freund ihn nicht zuletzt provozieren, sondern ihm offensichtlich demonstrativ vor Augen führen wollte, das er die Kontrolle über Freya hatte.

„Aber glaubst du wirklich noch immer, du wärst ihr annähernd ebenbürtig, wenn Sie erst ihre Macht entfesselt?“ Ein unschuldiges Mädchen inmitten von züngelnder Dunkelheit. Nachdenklich fuhr Adrian sich über die Lippen. Er hatte Naheniel gezeigt, was geschehen würde. Eine Macht, die ihm gnadenlos und mit aller Härte all das nahm, was er als seine Bestimmung ansah. Ein unvermeidbares Schicksal, welches sein Freund selbst unnachgiebig heraufbeschwor, je vehementer er an seinen Überzeugungen festhielt.

„Erhoffst du dir etwa, ich würde mich auf deine erbärmlichen Spielchen einlassen.“ Sein Freund mochte vielleicht an diesem Ort die Oberhand haben, aber seine Macht wurde brüchiger und Schatten blieben überall Schatten. Ein Instrument der Dunkelheit.

Ein nahezu finsterer Glanz legte sich über Adrians Augen. Eine gefährliche Düsternis, die nur für einen Atemzug das Blau seiner Augen verdunkelte. Eine Warnung.

„Überlege dir lieber sehr genau, womit du drohst. Kommst du ihr zu nah, wird sie dein Verderben sein. Fasst du sie an, werde ich zu deinem Richter.“ Mit einer angedeuteten Handbewegung übernahm Adrian mühelos die Kontrolle der Schatten, welche das Abbild der Adeptin Finsternis einhüllten. Ein schwarzer Nebel, welcher die Illusion spiralförmig wie Rauch umschlang und jede Faser ihres Ebenbildes umspielte, ehe sie in der Dunkelheit auflöste.

„Noch habe ich nicht begonnen, mich dir in den Weg zu stellen. Da du mich jedoch auf so jämmerliche Weise darum bittest, ändere ich es gern.“ Beherrscht stelle Adrian sein Glas vor sich ab und legte seinen Zeigefinger wieder an dessen Rand, ehe er nachdenklich eine Augenbraue anhob, während er mit trügerischer Gemächlichkeit mit seiner Fingerkuppe den Umriss nachzeichnete.

Das gefühllose Lächeln, das sich auf seinen Mundwinkeln zeigte, offenbarte seinem Gegenüber dafür umso unmissverständlicher, mit welch eiskaltem Kalkül Adrian die Umstände und die Situation betrachtete. Eine Berechnung, die sich in der ruhigen Selbstsicherheit seiner Stimme manifestierte.

„Was denkst du? Sollte ich den Anfang mit dem Nordmädchen machen?“
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Tanuri
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#955

Beitrag: # 54312Beitrag Tanuri »

"Macht Euch keine Mühe. Selbst Eurer Aufmerksamkeit ist Mein Bruder nicht wert." Der Gedanke, dass Landru sich Naheniel widmen würde, um an diesem seine Gelüste nach Fleisch und Blut auszuleben, war für Tanuri mehr als erhebend. Womöglich würde sie sogar danach fragen, diesem Schauspiel beizuwohnen, um die Qual in den Augen ihres Bruders zu sehen und sich daran zu erfreuen. Was das allerdings für Freyas Wohl an Leib und Leben bedeutete, war nach wie vor unvorhersehbar. Aber natürlich war sie nicht so dumm, Landru diese unerfreuliche Tatsache mitzuteilen. 

Als der Vampir sich seiner Haut entledigte, spürte die Priesterin die Übelkeit in ihr aufsteigen. In manchen Reihen nutzte man diese Form der Darstellung als eine Folter, er hingegen schien daran sogar Genuss zu empfinden und sich daran zu ergötzen. Trotz der Abartigkeit, die seine widerwärtige Präsentation für sie war, hielt sie dem stand und erlaubte es sich nicht, ihren Blick von ihm zu wenden.

Auch wenn sie davor fliehen wollte, die Augen verschließen und das Bild aus ihrem Geist verbannen, durfte sie diese Form der Schwäche nicht zeigen. Nicht vor ihm. Denn er, der Untote, würde es für sich zu nutzen wissen. Auch wenn sie nach außen hin weiterhin darum bemüht war, eine unbeeindruckte Selbstsicherheit zu repräsentieren, war es in ihrem Inneren eine Mischung aus Faszination und Unbehagen. Faszination für seine groteske Darstellung von seinem verwesenden Gewebe, Unbehagen und Ekel, für seine Beschreibung von Leben als formbare Materie, von derer er selbstsicher behauptete, sich nach seinem Willen formen zu können. 


"Erhebt Ihr Euch also zu einem Gott, wenn Ihr behauptet, Leben selbst schaffen zu können?" Erwiderte Tanuri mit einem Anflug von Verachtung in ihrer Stimme. "Ich dachte in den Kreisen, aus welchen Ihr stammt, huldigt Ihr dem Gott des Blutes? Kain war sein Name, wenn ich nicht irre?" Natürlich wusste sie sehr genau, wie der Anführer dieser widerlichen und lästerlichen Brut hieß. Da dieser aber genauso lästerlich war, wie die Existenz derer die Vampire frönten, konnte sie sich auch für diesen nur wenig Respekt oder Achtung abringen. "Oder verhält es sich so, dass Ihr nicht einmal dahingehend irgendeine Form von Werten besitzt?

Die Worte des Unholds bestätigen sich nur in ihrer Einschätzung über die Abartigkeit seines Wesens. Noch dazu ließen seine und seine Bereitschaft, über die makabren Details seiner grausamen Taten zu sprechen, keinen Zweifel daran, dass er bisher und auch in Zukunft ohne Gewissensbisse handelte.

"Es ist wohl unnötig, dass ich Euch darüber aufkläre, dass Euer Spiel mit dem Leben, welches Ihr betreibt, eine Verhöhnung der Gesetze der Natur darstellt? Den Göttern mögt Ihr Euch nicht unterwerfen, aber eigentlich sollte Euch klar sein, dass die Natur ebenso unerbittlich sein kann. Auch - oder gerade gegenüber solch einer Daseinsform wie der Eurigen." 

Tanuri war sich sicher, dass Landru sich nur wenig darum scherte. Ihr selbst war seine Einstellung zu Gesetzen und Regeln gleich, aber es war ein Versuch ihrerseits, Zeit zu gewinnen. Er würde ihr keinen großen Raum bieten, um über das nachzudenken, was er anbot. Oder viel eher war es so, dass sie nicht den Anschein erwecken wollte, diesen Raum zu benötigen. 

Wie viel von der Wahrheit kannte er? Wie konnte es sein, dass er anscheinend gewisse Details über Freyas Verschwinden wusste, wenn auch nicht alle? Noch gab er nicht viel preis, dennoch wiesen zumindest einige seiner wohl gesetzten Worte darauf hin, dass er nicht log oder etwas aus der Luft griff, nur um das zu erhalten, was er wollte.

Trotz der Widersinnigkeit seines Tauschhandels, spürte Tanuri einen Funken Hoffnung aufkeimen, der aber zugleich gepaart war mit einem gesunden Misstrauen, die man nicht nur ihm, sondern allen, die aus dem Nichts heraus behaupteten, mehr über ihre Adeptin zu wissen, entgegenbringen sollte. Allerdings war es die Selbstsicherheit, die seine Behauptung begleitete, welche ihre Zweifel mäßigte.


"Vertrauen ist ein kostbares Gut." Weiterhin blieb ihre Stimme ruhig und distanziert, obwohl ihre Gedanken in wild umherwirbelten. "Euer Wunsch nach einer Vorkasse, wie Ihr es benennt, ist hingegen unverschämt." Ihr Blick war weiterhin versteinert und abweisend, denn sie musste vorsichtig sein als je zuvor. War er tatsächlich ein Meister der Manipulation, der nur darauf wartete, sein Netz auszuwerfen, in welchem sie sich aufgrund ihrer eigenen Angst um Freya nur zu leicht verfangen konnte? Oder ging es ihm wirklich nur um ein reines Geschäft, bei welchem der Preis und die Leistung von ihm bestimmt aber auch eingehalten werden würde?

"Warum, Landru, sollte ich Euch Glauben schenken? Welche "Vorkasse" bietet Ihr mir, die mir versichert, dass Ihr die Wahrheit sprecht und Euer Wort nicht brecht, sobald Ihr habt, nach was Euch verlangt?"

Tanuri senkte ihre Augen und sah zu Boden. Für einige Momente verfiel sie in Schweigen, ganz so, als müsse sie die Option, die er ihr angeboten hatte, mit allen dazugehörigen Konsequenzen und Möglichkeiten überdenken. 
 
"Dennoch muss ich zugeben, dass es durchaus verführerisch ist, was Ihr mir anzubieten habt. Denn es klingt fast zu leicht, um wahr zu sein. Ein einfaches Geben und Nehmen, nicht wahr? Ein schlichter Tausch von Gütern." Geschäftsmäßig war die unüberhörbare Nüchternheit in ihrer Stimme. 

Vor nicht allzulanger Zeit wäre ihr sein Angebot durchaus willkommen gewesen. Unleugbar war die Aussicht eines Auswegs, einer Flucht. Sie lehnte ihr eigenes Leben ab und hatte so vieles getan, um diesem zu entkommen. Hatte sich seit jener Zeit etwas verändert? Oder war ohnehin alles gleich geblieben und es ihr seit ihrem 'Besuch' in ihres Bruders Welt nur gut genug gelungen, die Maskerade gekonnter aufrecht zu halten, um über ihre Unzulänglichkeit hinwegzutäuschen?

Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten, die sie sogleich unter ihrer Priesterrobe versteckte. Vieles konnte man verborgen halten, wenn man es wollte und sich nur gut genug Mühe gab. 


Ein Geheimnis war ihr immer stärker werdender Verlust der Kontrolle über sich selbst damals nicht lange geblieben, zumindest nicht in ihren Reihen. Mochten die Urteile über sie noch so flüsterleise und im Verborgenen gesprochen werden, sie wusste durchaus, was so mancher über sie dachte und wie wenig man von ihrer Anwesenheit hielt. Wenig verwunderlich war es deshalb auch, dass bestimmt an der ein oder anderen Stelle darauf gehofft worden war, sie wäre für immer verschollen. Was gewiss von so einigen mit Freuden begrüßt worden wären, hätten sie doch gleich an mehreren Stellen ihren Platz einnehmen können. 

Deshalb stellte sich die Frage, ob Landrus Erscheinen und Handelsangebot nicht auch nur eine gut platzierte Intrige war. Zogen sich die Schlingen des Verrats bereits so weit? War er geschickt worden, um ihren Fall auszulösen? Was würde geschehen und getan werden, wenn sie sich darauf einließ?

Er bot ihr nicht nur eine Chance, Freya zurückzugewinnen, denn durchdachte man alles genau, bestand durchaus die Möglichkeit, dass sein Experiment scheiterte. Was, wenn ihm das Formen von Fleisch, Sehnen, Knochen und Blut nicht gelang und sie ihre Augen schloss nur um sie nie wieder zu öffnen? Die Dunkelheit, der sie immer hinterherlief, nur um sie immer wieder zu verlieren, gerade dann, wenn sie so nah war, war für einen Wimpernschlag plötzlich greifbar. 

Sich selbst zerstören gelang ihr nicht. Was aber war, wenn sie dies einfach aus der Hand gab und es einem anderen überließ? Alles würde sich lösen und sie würde nicht nur dieser Welt, die ihr solch' eine Last auf den Schultern war, entfliehen, sondern auch dem, was zu ihrer größten Schwäche geworden war. 

Tanuri schloss für einen Atemzug ihre Augen und sog den Geruch des kleinen Tempels tief in sich auf. Die Geschichte dieser Mauern war allgegenwärtig und schrieb sich von Moment zu Moment weiter. Dieser Ort hier war natürlich nicht gleichzusetzen mit dem majestätischen Felsendom, der sich geschützt im Gebirge von Steinbergen erstreckte.

Große Messen sprach man hier kaum und nur noch fanden die Kinder hier ihre Namen oder wurden Ehen geschlossen. Für viele Jünger war dieser Tempel, tief unter dem Friedhof Lichthafens, von keiner großen Bedeutung. Dabei war diese Stätte des Glaubens erfüllt von der Anwesenheit seiner dunklen Lordschaft. 


Der kleine Tempel bildete die Schwelle zwischen dem Tod und dem Versprechen an den einzigen Gott hin zu dem Leben und der Wiedergeburt, die jener seinen treuen Dienern gab. Und genau hier nahm das Leben wieder seinen Anfang, hier ließ man Altes zurück, damit das Neue seinen Anfang nahm. 

Gefasst und ihrer selbst vollkommen sicher, sah Tanuri zu Landru und überbrückte die kurz zuvor von ihr aufgebaute Distanz, indem sie mit festen Schritten auf ihn zutrat. Fruchtlos kam sie vor ihm zu stehen, während sie aber ihre Fäuste, nach wie vor verborgen unter ihrer Robe, umso stärker schloss und die Nägel ihrer Finger sich schmerzhaft in ihre Haut gruben.

Altes muss enden, damit das Neue beginnen kann. 


"Meine Antwort lautet…" Entschlossen sah sie zu dem Unhold auf, dessen Kälte, die von seinem Körper ausging, sie nun nahezu direkt spüren konnte. Ein totes Leben konnte nicht warm sein und doch war es überraschend, wie lebendig der Vampir doch war. "nein." Es war eine Entscheidung, ob es aber auch ihr Wille war, sollte im Dunkeln bleiben.
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


Bild
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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Naheniel
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#956

Beitrag: # 54313Beitrag Naheniel »

Naheniels Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln, als er die Verachtung in Adrians Blick bemerkte. Es war ein vertrautes Gefühl, das zwischen ihnen lag, eine Rivalität, die seit Jahren in der Luft hing. Doch während Adrian versuchte, ihn zu durchschauen, spielte Naheniel mit Freuden sein eigenes Spiel der Täuschung.
 
"Du glaubst also, Du hast verstanden, worum es tatsächlich geht?" Bemerkte er, während er Adrians durchdringendem Blick standhielt. Die Worte des Dunkelmagiers waren durchaus wohl platziert und nicht in allen Punkten ganz ungerechtfertigt. Das war aber nichts, was Naheniel für ihn eingestehen würde. Alte Freundschaft hin oder her. 
 
Trotz der ein oder anderen Wahrheit, die sich in dem Versuch der Provokation versteckt hielt, brachte ihn Adrians Überzeugung, dass der bisherige Erfolg Naheniels einer Illusion gleichkam, ihn zum schmunzeln.
Im Gegensatz zu Adrian und allen, die nicht wahrhaben wollten, was tatsächlich die Bestimmung war, glaubte er weiterhin fest daran, dass das Schicksal nur ihm gehorchte, da nur er es zu lenken verstand. Und ganz gleich was geschah, egal was aufgeboten wurde, um ihn zu verunsichern oder ihn zu Fall zu bringen, er wusste, dass nur er es war, der die Zügel der Zukunft fest in seinen Händen hielt. 

 
"Ja, Adrian, die Macht Freyas ist erwacht" Antwortete Naheniel ruhig mit einer Stimme, die allerdings von unverhohlener Überlegenheit durchtränkt war. "Und genau durch diese wächst auch die meine.
Ich spüre sie in mir pulsieren, stärker und mächtiger als je zuvor. Aber Du bist und bleibst nur ein Zuschauer in meinem Spiel, während ich die Fäden der Realität um mich herum spinne und sie zu dem forme, was mein Wille ist."


Naheniel erhob seine Hand in Richtung der sich auflösenden Dunkelheit, die von Freyas Abbild übrig geblieben war. Zwar gelang es ihm nicht, wieder die Form zu schaffen, doch den Umrissen befahl er, nochmals ihren Platz einzunehmen.
"Du magst glauben, dass Du die Kontrolle über die Schatten und die Dunkelheit hast und sie Dir zu Deinem Vorteil dienen." Seine Stimme durchdringend und in ihr lag eine Spur von Zorn darüber, dass Adrian versuchte, sich in sein Werk einzumischen.
"Aber vergiss nicht, welches Reich ich mir geschaffen habe. Die Finsternis gehorcht mir und hinter einem jeden Schatten ist nur noch ein größerer, der darauf wartet, den anderen zu überdecken." Unheilvoll war die Aura, die sich über sie beide legte und die Szenerie vollkommen für sich einnahm. 
 
"Was aber ist es genau, dass Dich so in Rage versetzt, wenn Du das Mädchen bedroht siehst?" Es war nicht leicht für Naheniel, gegen Adrians eigene Magie anzukommen. Sein einstiger Freund war früher schon stark gewesen und war es noch.
Seit sie sich kannten hatte, trotz der tiefen Freundschaft, auch immer eine gewisse Konkurrenz zwischen ihnen geherrscht, die anwuchs, je älter sie wurden. 


"Was versuchst Du mir mit Deinen Worten und Deiner Magie zu demonstrieren? Eine Selbstsicherheit, die Du nicht hast, oder vielmehr, nicht haben solltest?" Mit einer wegwerfenden Geste vernichtete er das Bild endgültig und der Umriss fiel in sich zusammen. 
 
Naheniels von Grobheit bestimmter Blick auf das, zu was er ohne Zögern fähig war, bewies ihm, dass seine Magie weiterhin fest und unerschütterlich war. Das Flimmern erstarb und wuchs stattdessen zu einem Zeichen der Stärke heran, nicht zu einem der Schwäche. 
 
"Du willst Dich ausgerechnet mir in den Weg stellen und benutzt ausgerechnet Syndra dafür? Willst Du sie genauso manipulieren, wie Du es so erfolgreich bei Freya versucht hast?" Seine Stimme war von Sarkasmus durchtränkt, während sein von Verderbnis geprägter Blick sich auf Adrian legte.
"Sei gewarnt mein Freund, meine Zeit wird kommen, und wenn sie das tut, dann wirst Du erkennen müssen, dass ich keine leeren Drohungen ausspreche."

Nochmals umschloss seine Hand das Glas, führte es an seine Lippen heran, damit er es vollständig leeren konnte. Dann stellte er es kopfüber zurück auf den Tisch und das Bild des schwarzen Feuers und des tosenden Meeres erstarb. Zurück blieben nur die Ranken der Dunkelheit, welche die beiden Männer undruchtrennbar umwoben.

"Du willst mein Verderben und mein Richter sein? Warum warten? Warum beendest Du es nicht gleich hier und jetzt?" 
 
 


 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Gesichtsloser Erzaehler
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#957

Beitrag: # 54314Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Milla & die Gräfin
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Milla war äußerst warm. Erstaunlicherweise wirkte sie nicht gebrochen. Sie wirkte als wäre es für sie normal. Wer weiß wie lange sie bereits hier war. Wer weiß wie viel die Augen gesehen haben. Erstaunlicherweise schien aber trotz der Narben an den Händen, die junge Frau keinesfalls wie ein verängstigtes Ding. "Oh.. was ist dir widerfahren, Freya? Du .. hast Schmerzen mh?" Fragte sie leise und tatsächlich schimmerte sowas wie Sorge in den Augen. "Das wird der Herrin nicht gefallen. Wir sollten dich doch erst waschen und einen Blick auf deine Verletzung werfen." Meinte sie darüber nachdenkend. "Ja, so machen wir das. Gedulde dich bitte einen Moment, ich muss das Wasser holen." Sie huschte fluchs hinaus um eine Waschschale mit Seife und Tuch zu holen.

Absolom erhob sich langsam. "Halt dich an die Frau, sie wird dir helfen und es macht es erträglicher, wenn man nicht alleine ist." Der Hund trottet zu dem Kleiderhaufen und schnüffelte daran. Ein unwirsches Schnauben kündet davon wie er diese Lagen an Stoff findet. "Drappieren und ausstaffieren, hübsch platzieren und aufpolieren. Wie Puppen. Versuche zu vermeiden, der Gräfin Schwachstellen an dir zu offenbaren. Sie tötet selten bis gar nicht, aber mancher wünschte sich sie würde es tun. So viele zerbrochene Puppen. Nur die wenigen werden wie Milla. Die wenigsten schaffen eine Akzeptanz zu finden mit ihrer Rolle." Der Hund legte sich wieder auf den Boden. Er legte den Kopf auf die Vorderpfoten. "Du hast gefragt ob sie es für Gold oder Reichtum tut. Ich glaube das ist ein Nebeneffekt. Sie tut es um ihre eigene zerbrochene Seele zusammen zu halten, wenn sie überhaupt noch eine hat." Der Hund schloss einen Moment die Augen und dann konnte Freya ein feines Schnarchen von dem Tier vernehmen.

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Milla eilte durch die Gänge zur Waschküche als sie abrupt gebremst wurde. Der Schatten der Hausherrin fiel auf ihr weiches Gesicht. "Herrin." Sie knickste sofort und hob die Hände vor. Die Gräfin nickte und Milla drehte die Hände. Ein leichtes Zucken des Unbills zog durch die Mundwinkel der Hausherrin. "Was machst du hier?! Solltest du das kleine Ding nicht vorbereiten?" Milla nickte. "Gewiss Herrin. Ich dachte nur, es wäre gut sie zu waschen und dann einzukleiden." Die Gräfin stützte sich auf den Stock. Fast schon ein gehässiger Tonfall wurde deutlich. "Soso, du versuchst dich im Denken. Nun, es ist löblich, dass du versuchst meine Wünsche zu erkennen. Sonderlich gut bist du allerdings noch nicht darin. Ich möchte das Mädchen sehen, wie sie geboren wurde. Ich muss wissen was ich dem Auktionator sagen kann. Ihre Vorzüge kennen, ihre Makel und du willst sie jetzt einpacken wie eine Wundertüte?" Millas Augen wanderten unsicher umher. Sie musste es sagen, sonst würde es noch ein böses Erwachen geben. Eine Gräfin die sich betrogen fühlte was schlimmer als das beichten, dass das Mädchen scheinbar verletzt war. "Das Mädchen.. ist.. angeschlagen." Stotterte sie schließlich und straffte sich erwartend auf die Reaktion.

Eine Weile herrschte schweigen zwischen den beiden Frauen. "Das hat die alte Vettel unterschlagen." Flüsterte sie leise und es klang zischend, fast schon verachtend. Doch nach einem weiteren Moment des Wartens. "Nun gut, sieh es dir an Milla und wenn du kannst und ich bin sicher das kannst du.. wirst du sie heilen. Wir müssen so bald wie möglich mit der Ausbildung beginnen und da darf keine Verletzung das Mädchen ausbremsen. Diese Auktion wird das  größte was es je gegeben hat. Also muss mein Beitrag perfekt sein. Das Mädchen muss perfekt sein, mein Juwel muss brillant sein." Ein seufzen als sich die Gräfin in diesen Wahnsinn steigerte und offensichtlich darin ihre einzige Genugtuung fand. "Ja Herrin." Milla widersprach nicht. Sie würde niemals widersprechen. Sie war fast erleichtert, dass die Gräfin nicht andere Konsequenzen ergriff, aber das war das Problem. Zu erkennen was sie wollte und noch viel schlimmer was sie nicht wollte. Ihre Reaktionen waren so fürchterlich wankelmütig und somit unklar wie sie reagieren wird.

So dauerte es einige Minuten bis das Mädchen mit einem kleinen Waschzuber zurückkehrte. Dazu ein Stück Seife, eine Umhängetasche und ein paar Tücher. Sie stellte es ab. "Wir haben etwas Zeit. Es ist wichtig, dass du mir sagst was du hast. Vielleicht kann ich dir helfen." In welcher Form und konnte Freya noch nicht sehen, aber Absolom hob den Kopf und blickte gen Milla. Ja, es schien als wüsste er wozu die Sklavin in Stande war, aber als wüsste er auch welchen Preis sie dafür zahlen wird.
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Landru
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#958

Beitrag: # 54315Beitrag Landru »

Wie viel Verachtung sie doch für ihren Bruder hatte. Nicht mal ihren Hass schien es ihr wert. Oder die Mühe ihn ausschalten zu wollen? Es war sehr interessant zu betrachten. Aber es war ebenso egal. Ihre Fedhe ging ihn nichts an. Er hatte ihr zugehört. Dann wenn sie sprach. Die Antwort war wie erwartet. Die Lippen verzogen sich zu seinem Lächeln. Natürlich war die Antwort nein. Sie war immer nein. Egal wen er fragte, wenn er fragte. Warum also tut er es immer wieder? Vielleicht weil es im Nachhinein eine gewisse Überlegenheit vermittelt, wenn der Gegenüber merkte es war völlig egal. Die Wahl stand nie zur Debatte. Jedenfalls war das seine Ansicht. Das in dem Fall sie ein hohes Amt bekleidet, war ein Problem, aber keines was ihn irgendwie ausbremsen würde.

"Ich ein Gott? Mh, ist damit jede Mutter die ein Kind gebärt ein Gott? Ja für ihr Kind schon." Er zuckte mit den Schultern. "Also bin ich es vermutlich für meine Schöpfungen." Einen Moment musste er anerkennend Nicken. "Ihr habt eure Hausaufgaben gemacht. Ich gebe mir nicht die Mühe zu erklären wie es dazu kam, es würde nichts daran ändern, dass ihr in der Form einen Frevel seht. Von unseren Werten ganz zu schweigen. Ich denke darüber könnten wir stundenlang debattieren und es würde nichts daran ändern, was geschehen muss." Er lächelte matt. Die Natur und ihre Gesetze.

Er kam nicht umhin als leicht die Augen zu schmälern. "Ist es so? Wieso lässt sie es dann zu? Ich sehe nur das es in dieser Welt vieles gibt, was dem Horizont anderer übersteigt. Und zählen nicht Nekromanten unter Ogrimars Heer. Ah.. das ist natürlich was anderes. Jene die Welten biegen, Realitäten brechen, sofern sie einen Treueschwur geleistet haben ist das natürlich.. völlig legitim. Ich denke das lasse ich mal wirken." Das Lächeln erstarb. Es erstarb nicht nur auf den Lippen, sondern auch in den Augen.

"Unverschämt? Nein, unverschämt ist es .. das ihr glaubt ich würde euch darum bitten meine Hilfe anzunehmen. Unverschämt ist zu glauben, dass nur weil man eure Ideale nicht teilt, alles Andere für euch ein Frevel wider der Natur ist. Unverschämt ist eure Arroganz zu glauben ihr hattet eine Wahl." Die Hand streckte sich zu ihr aus als sie so nahe war. "Ihr habt wirklich geglaubt ich akzeptiere das Nein? Da geht sie hin die Hoffnung.. und bricht im Antlitz der Erkennis. Ich bin .. eine Widerwertigkeit in euren Augen und entsprechend, werde ich widerwertig sein." Er hob die zweite Hand mit einer weißen Feder. sStreckte sie zur Seite aus, wie ein beiläufiger Wink des Schicksals als die Fingerkuppen die einfache kleine Feder gen Boden fallen lassen. Eine falsche Feder im heiligen Haus, indem die Priesterin zu letzt gesehen wurde. Er sah ihr dabei in die wunderschönen Augen, so voller Selbstberrschung und tief in ihnen loderte was. Der kleine feine Flaum wird vom Windzog des Kirchenschiffes mitgezogen, wuselt wie eine Wollmaus unter die Kirchenbänke hervor. Als die Hand so nahe ihres Gesichtes sich schloss.

Was sie spührte ist ein fürchterlicher Schmerz in ihrem Nacken, als der Parasit sich ins Nervensystem biss. Als sie die Kontrolle über ihren Körper verlor, über ihre Sprache, über ihre Sinne, ihre Gedanken waren noch die ihren. "Tröstet euch.. ich habe eine wundervolle neue Existenz für euch vorgesehen. Kommt - wir sollten gehen." Meinte er schließlich kühl und will ihr mit den kalten fahlen Fingern über die Wange streichen. Es wird den Parasiten auf kurz oder lang töten, dass weiß er. Er war noch zu schwach um dauerhaft die Kontrolle über sie zu erhalten, aber es wird reichen um sie dorthin zu bringen wo er alle Zeit der Welt hatte. Er zog eine Rolle aus dem Leder zitierte die Worte um ein Portal zu öffnen. Wer weiß wohin es führte. Aber die Zeit die sie mit reden verbracht haben, hatte genug Kraft zurück gegeben, dass der Parasit einen Moment zumindest die Priesterin lenken würde. Seiner Geste folgend, durch das Portal.

Während die Gemeinde möglicherweise den Urheber einer weißen Feder suchen.
Einer weißen Feder wuselt gleich einer Wollmaus unter den Kirchenbänken mit goldenen Spitzen.
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Adrian
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#959

Beitrag: # 54316Beitrag Adrian »

In der düsteren Umgebung verdichtete sich die Dunkelheit zu einem undurchdringlichen Schleier, der alles, selbst die Silhouette von Freya verschlang. Unbeeindruckt von dieser finsteren Szenerie, wandte Adrian jedoch seinen Blick dem Glas zu, während seine Lippen nur ein verächtliches Lächeln formten und die Szenerie selbst schlicht mit einem Kopfschütteln bedachte, als wolle er die bedauernswerte Ironie dahinter zum Ausdruck bringen.

„In Rage? Ich glaube, nicht, dass du das erleben willst.“ Seine kontrollierte Stimme war von einer gefährlichen Ruhe durchzogen. Obwohl Naheniel mit seiner Einschätzung nicht ganz Unrecht hatte, dass unter der kühlen Oberfläche eine andere Realität lauerte, wusste Adrian sich beherrschen.

Ihm war durchaus bewusst, dass sie sich höchstwahrscheinlich mit Freya auf einer Existenzebene befanden, und das Risiko, das er eingehen würde, war zu groß. Neben der Möglichkeit, dass Freya Naheniel schwächte, bestand auch die Gefahr, dass er sich vielleicht auch ihrer Macht bedienen konnte oder das Mädchen einem ähnlichen Schicksal ausliefern würde, wie Adrian es seinem alten Freund angedachte. So sehr die Verlockung gegeben war, es einfach zu Ende zu bringen.

Gelassen strich er mit seinen Fingern über den Rand des Glases und lauschte den Worten seines alten Freundes zwischen den provokanten Bemerkungen. Sie kannten sich lange genug, um die immer wiederkehrende zentrale Frage, die sich eigentlich hinter seinen Worten verbarg, zu erkennen. Diese Antwort würde er ihm auch dieses Mal nicht geben.

„Warum?“ Wiederholte Adrian die Frage stattdessen, während sein Finger am Rand des Glases innehielt. Die Wahrheit lag so offen vor ihnen, dass er es beinahe als dumm bezeichnen hätte können. Vielleicht war Naheniel sich der Konsequenzen noch nicht vollständig bewusst, der Bedeutung dessen, was der Lord als Strafe auserkoren hatte. Auch wenn es Adrian viel Selbstdisziplin kostete, seiner Aufgabe weiter zu dienen und nicht unmittelbar der Bitte seines Freundes nachzukommen.

„Zweifelst du, dass ich es könnte? Du hast gesehen, was geschehen wird, welches Urteil er für dich gefällt hat. Auch wenn du es dir nicht eingestehen willst. Die Erkenntnis wird kommen. Sein Wille ist unumstößlich.“ Sein Tonfall blieb beherrscht, als er Naheniel an die Bilder, die er ihm gezeigt hatte, erinnerte. Die Visionen, in denen das Mädchen nach seiner Macht gegriffen und sein Reich in die Finsternis gerissen hatte, um das Chaos selbst zu entfesseln und die Tore des dunklen Herrschers selbst zu öffnen.

„Wie lange wirst du sie noch kontrollieren, oder nimmt sie bereits deinen Platz ein?“ Adrians Stimme klang zunehmend arrogant und selbstüberzeugt. Nichts konnte sich dem Willen des Lords widersetzen, kein niederes Wesen und kein häretischer Emporkömmling. Schon allein der Versuch, sich zu widersetzen, war eine Kriegserklärung gegen den Ogrimar und seine Lehren.

Das verbliebene Licht um ihn herum schien zu weichen, als sich die Dunkelheit selbst immer ausbreitete. Eine Schwärze, die Adrian nicht aus den Schatten hervorrief, sondern welche er aus seinem Inneren entfesselte. Eine Finsternis, welche einer manifestierten Aura gleichkam, die sich bedrohlich und gnadenlos aus ihm heraus ausbreitete. Alle Farben verloren sich und auch der Schein der Kerze verblasste, während das Grau der Schatten alles überdeckte und sie in ein erbarmungsloses Nichts zu verschlingen drohte. Flimmernde Risse durchzogen die Dunkelheit, als würde eine brutale Macht sie zum Bersten bringen. Scherben aus reiner Düsternis begannen sich zu lösen und bröckelten langsam hinab, um sich in Rauch und Schatten zu wandeln, hinter welchen sich verschwommen der schummrige Raum der leeren Taverne immer deutlicher offenbarte.

Ruhig nur hob Adrian seinen Blick, während ein düsteres Geflecht aus schwarzen Adern die Finsternis in seinen Augen umrahmte. Ein einziger Moment, in dem sich der Dunkelmagier allein auf Naheniel konzentrierte und scharfe Scherben wie Klingen aus manifestierter Finsternis aus dem Nichts heraus an den Hals seines Gegenübers schossen. Blitzschnelle und tödliche Schneiden, die sich eiskalt in ihrer Verdammnis an Naheniels Kehlkopf legten, als würden sie dem gnadenlosen Befehl ihres Herrn kompromisslos folgen und nur auf einen letzten Wink warten, um ihr Werk zu vollenden. Unerschütterlich erwiderte Adrian den Blick seines Freundes, ehe seine Lippen ein dünnes, verächtliches Lächeln zeigten.

„Du willst wissen, warum ich es nicht hier und jetzt zu Ende bringe, doch solltest du dich besser fragen, was ich stattdessen vorhabe, zu tun.“

Als hätten sie alle Zeit der Welt leerte der Dunkelmagier in aller Ruhe ebenfalls sein Glas. Bedacht stellte er es umgedreht auf den Tisch, ehe im selben Augenblick die Illusion um sie herum kollabierte und ebenso die Klingen aus reiner Finsternis, vollständig in sich zusammenfiel.

„Ich werde es genießen“, verkündete Adrian selbstzufrieden. Naheniel hatte ihm in seiner selbstgefälligen Überheblichkeit mehr offenbart, als er ahnte. Die Zeit für Zweifel war vorbei. Langsam erhob sich der Magier.

„Bislang habe ich noch nichts demonstriert. Weder mit Macht noch mit Worten. Aber machen wir es ab jetzt etwas interessanter. Sieh es als Anerkennung für deine Mühen, denn auch ich begleiche meine Schulden.“
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-Freya-
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#960

Beitrag: # 54321Beitrag -Freya- »

Als Milla den Raum verließ, hatte Freya das Gefühl, vollkommen allein und verlassen zurückgelassen worden zu sein. Auch wenn Absoloms Worte dabei wie ein tröstlicher Rat erscheinen sollten, so bewegte er sich umgehend wieder auf seinen Platz zurück und schloss die Augen. Nichts blieb, als das erdrückende Gefühl in ihrer Brust, während sich die Dunkelheit um sie herum noch mehr verdichtete.

Jede Minute, die verging, dehnte sich endlos aus, als ob die Zeit selbst erstarren würde. Eine Ewigkeit, in der sich jeder Atemzug in seiner Schwere anfühlte, als würde er sie ersticken. Sie konnte das Zittern in ihrem Inneren spüren. Die Gänsehaut, welche die Härchen auf ihren Armen aufstellte und nicht von einer Kälte herrührte.

Alles, was Freya tatsächlich blieb, war ihr Glaube selbst. Ihre schwarzen Schwingen streckten sich langsam um sie herum, nur um sich wie ein schützender Mantel um sie herumzulegen. Ein Kleid aus tiefschwarzen glänzenden Federn, geboren aus der Manifestation ihres Glaubens. Der letzte und einzige Schild, den sie noch hatte und den niemand ihr nehmen konnte. .

Unsicher strichen ihre Finger über den Stoff aus Seide und Brokat. Wahrhaft hübsch und doch von einer beängstigenden Schwere, die sich beim bloßen Ansehen einengend um ihren Magen legte.

~Drapieren und polieren.~

Wie sollte sie ihre Schwächen verbergen? Vollkommen nackt und allein stand sie da und fühlte sich entblößter als je zuvor. Jeder Griff war von einer zitternden Unsicherheit begleitet, jede Berührung ihrer Fingerspitzen, welche über Stoff und Nestellungen fuhr von erschreckender Vorsicht. Es schien beinahe unmöglich zu sein.

Zögerlich hob sie das Unterkleid an, während ihre Lippen ungewollt bebten. ~Sie tötet selten bis gar nicht, aber mancher wünschte sich sie würde es tun.~

Was tat sie ihnen an? Wollte sie es wirklich wissen? Unsicher fuhr sie sich über ihre trockenen Lippen. Vielleicht wäre es besser, wenn sie es nicht wusste. Doch andererseits war gnadenlose Gewissheit stets die klügere Wahl als einer hoffnungslosen Illusion nachzueifern.

„Was macht sie mit jenen, die sich anpassen und was geschieht mit den andren?“  Nur leise stellte Freya die Frage in die bedrückende Stille hinein. Doch ein leises Schnarchen war vorerst die einzige ernüchternde Antwort, die sie bekommen sollte. Aber hatte sie etwas anderes erwartet? Für einen Atemzug senkte sie ihre Lider.

Was blieb ihr übrig? Nichts, außer Akzeptanz mit ihrer Rolle zu finden.

Erschrocken fuhr sie zusammen, als die Klinke der Tür hinuntergedrückt wurde. Ein instinktiver Impuls, der sie unmittelbar herumfahren ließ, während ihre Schwingen sich wieder an ihren Rücken legten, um mit ihr zu verschmelzen, ehe die Tür sich vollständig öffnen sollte.

Freyas Körper spannte sich an und ihre Finger klammerten sich beinahe krampfhaft an den Stoff, als sie sich darauf vorbereitete, der Gräfin gegenüberzustehen. Zerbrechlich und geschunden. Zeige keine Schwachstellen! Die Mahnung hallte in ihren Gedanken wider, weshalb ein Hauch von wahrhafter Erleichterung sich in ihren Augen abzeichnete, als sie Millas Blick auffing.

Hörbar atmete das Mädchen aus, während ihre im Stoff vergrabenen Finger sich langsam entspannten und sie das Unterkleid sorgfältig zurücklegte, um die Spuren ihrer Anspannung im Anschluss vorsichtig glattzustreichen „Es ist nicht schlimm" flüsterte sie leise, obwohl sie sich des Schmerzes selbst die ganze Zeit über bewusst war. 

„Ich war in einer Scheune, als das Dach einstürzte und mich unter seinen Trümmern begrub. Dabei muss etwas meinen Bauch verletzt haben. Wie oder was hat Hafrun nicht gesagt.“ Nichts davon war am Ende gelogen, sondern entsprach dem, was geschehen war.

Warum sie in der Scheune gewesen war, dass sie versucht hatte, ein Pferd zu stehlen, schien aus ihrer Sicht genauso wenig eine Rolle zu spielen, wie die wiederkehrenden Visionen von Naheniel. Es war eine nahezu fantastische Vorstellung, dass sie ihm tatsächlich auf diese Weise ihren Schmerz hatte spüren lassen. Eine Illusion, die ihr wie eine befriedigende Strafe erschien, aber sicherlich nicht mehr als ein Trugbild gewesen war.

Tatsächlich wusste Freya nicht, was sich unter dem Verband befand. Sie konnte auch nur mutmaßen. Bisher spürte sie es nur und lediglich die rote Färbung zeigte, dass das, was immer sich unter ihm befand, noch nicht verheilt war.

Mit einem Blinzeln sah sie zu Milla hinauf, während ihre Finger die Bandage, die um ihren Bauch geschnürt lag, lockerte. Einige Bahnen Stoff, welche gemeinsam mit einer Kompresse die Wunde zusammenhalten sollten.

„Ich wollte selbst versuchen, es zu heilen, aber plötzlich spürte ich dieses Dröhnen und Hämmern in meinem Kopf." Räumte Freya unsicher ein. Seufzend und unter einem kleinen Zusammenzucken spürte sie die Wärme ihres eigenen Blutes an ihren Fingern, welches die Kompresse und Teile des Verbands selbst bereits tränkte.

Nicht schlimm war vielleicht eine etwas vorschnelle Aussage gewesen, konnte sie das Brennen in ihren Augen spüren, gegen das sie sich jedoch vehement zur Wehr setzte. Ein schmerzhaftes Gefühl, das sich in dem wässrigen feuchten Glanz des Blaus widerspiegeln sollte. Nackt und ihrer Macht beraubt spürte sie für einen Moment so etwas wie Dankbarkeit für die Hilfe, die Milla ihr anbot. Unwissend, was der Preis für ihre Unachtsamkeit sein würde.

 „Es war eigentlich schon dabei abzuheilen, aber ich war wohl zu unvorsichtig beim Ausziehen.“
Zuletzt geändert von -Freya- am So 14. Apr 2024, 19:06, insgesamt 4-mal geändert.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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#961

Beitrag: # 54322Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

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 Die Krähe tänzelte von einem Bein auf das andere. Sprang auf dem grob gehauenen Steinboden hin und her und breitete seine pechschwarzen Flügel aus. Die Herrin war fort, seltsam willenlos und zeigte keine Regung mehr, als sie mit mechanischen Schritten mit dem Mann ging. 

 Folgen konnte das Tier ihr nicht, da es wusste, dass seine Anwesenheit nicht half. Es wäre nur dort, als Beobachter, genauso wie es hier nur Eines gekonnt hatte:
Zusehen und zuhören. 


 Auch wenn die Krähe mehr wollte, es konnte nicht mehr tun. Die Flügel konnten nur schlagen und helfen, sich in die Luft zu erheben, der Schnabel nur schnappen, um andere Vögel zu vertreiben. Aber gegen ein wesentlich größeres Wesen kämpfen, konnten weder die Flügel noch der Schnabel. 

 Wenigstens aber konnte Asche die Flügel dafür nutzen, um dorthin zu kehren, wo man die Priesterin vermissen würde.

Natürlich konnte das Tier auch an diesem Ort Wache halten, darauf hoffen, dass der Tempelmeister wiederkam. Sagen aber konnte die Krähe nichts. Denn sprechen, sprechen war dem Vogel nicht erlaubt.

Selbst die tiefgreifendste und mächtigste Magie würde das nicht möglich machen. 
Dafür hatte die Herrin schon vor langer Zeit gesorgt. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Ihre Krähe, das treue Tier, sah viel und hörte noch mehr. Sie war eine ständige Begleiterin der Priesterin und wusste deshalb um vieles, was nicht für jedes Ohr bestimmt war oder ein Geheimnis bleiben sollte.

Asche wusste einiges, wenn auch nicht alles. Doch war es genug, um eine Gefahr zu sein, wenn die falschen Hände sie in ein Netz lockten und einfingen. Keine Magie und keine Folter aber konnte offenbaren, was im Kopf der Krähe war. Einzig ihr Tod brächte ans Licht, was verborgen sein sollte. 


 Mit weiten Sprüngen und ausgebreitetem Gefieder, das im fahlen Licht schimmerte, hüpfte Asche zu der zu Boden gefallenen Feder. Welche Taktik dahinter lag, diese zu verlieren, wusste das Tier natürlich nicht. Zurücklassen durfte der Vogel die Feder nicht. Denn bis jemand darauf kam, im unterirdischen Gotteshaus zu suchen und dort darauf zu stoßen, vergingen zu viele wichtige Stunden oder gar Tage. 

 Mit der weißen Feder im Schnabel und der kleinen, immer noch ungelesenen Nachricht am Bein, verschwand das Tier, so wie es gekommen war und flog hinfort, um Hilfe zu suchen und zu finden. 
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Lorena
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#962

Beitrag: # 54323Beitrag Lorena »

In den Hallen der Legion des Schattens


Die unheilvolle Stille innerhalb der der Hallen wurde jäh durchbrochen, als die schwere Pforte des Haupttores mit einem lauten Knall
gegen das Gemäuer geschlagen wurde. Aufgebrachtes Raunen, dicht gefolgt von schweren Schritten hallte durch die verlassenen
Flure des Anwesens. Was auch immer es war, dass nun schon wieder einen derartigen Tumult auslöste, verhieß gewiss nichts Gutes.
Zusammen mit dem eisigen Wind der frühen Morgenstunden näherte sich ein unkoordinierter Pulk bestehend aus mehreren
Bediensteten, der mehr oder minder kopflos agierte.


„Was sollen wir nun tun? Wir wurden angewiesen den Kerl fortzuschaffen aber niemand sagte wohin.“ Ereiferte sich ein Stallbursche,
während der Nächste ebenfalls ungehemmt seinen Unmut kundtat. „Ich verstehe sowieso nicht, was wir damit zu schaffen haben,
so wie der aussieht hat er es entweder schon hinter sich oder aber es kann nicht mehr lange dauern. Hätten wir ihn liegengelassen,
hätte das Kind der Priesterin wenigstens etwas zum Spielen gehabt und wäre beschäftigt gewesen.“


Niemand schien bislang wahrgenommen zu haben, dass die Inquisitorin im Türrahmen zum Kaminzimmer stand, in dem sie auf die
Rückkehr der Priesterin gewartet hatte. Enttäuschend wie unbeholfen dieser Haufen Dilettanten war, alleine schon am fehlenden
Gildenwappen hätten sie ausmachen müssen, dass der Fremde nicht zu ihnen gehörte. Gerade in Anbetracht der gegenwärtigen Lage,
war also absolute Vorsicht geboten. Niemand konnte wissen, ob der äußere Schein nicht trog. Die untoten Kreaturen und ihre perversen
Schöpfungen konnten viele Gesichter haben, möglicherweise war auch dieser gebrechlich und dahinsiechendwirkende Körper nur eine
weitere Falle ihrer Feinde.


Lediglich Mila, die nur wenige Augenblicke später, mit eiligen Schritten über den Flur hetzte schien noch einigermaßen bei klarem
Verstand zu sein. „Bringt ihn in die große Halle, dort kann sich ein Medicus seiner annehmen und sehen, ob er noch etwas für diesen
Mann tun kann. Aber jemand sollte bei ihm bleiben, nur für den Fall …“
vollenden wollte sie den Satz offenbar nicht, denn nun traf ihr
Augenmerk auf die abschätzigen Blicke der Eismagierin. Nach einem kurzem Räuspern fand sie jedoch ihre Stimme wieder und erklärte
ohne Aufforderung der Inquisitorin, was dieser Aufstand zu bedeuten hatte. „Dieser Mann wurde zum Sterben vor unsere Türen gelegt,
Lady van Darc trug uns auf, ihn hinfort zu schaffen und nach einem Medicus und der Priesterin schicken zu lassen.“


Knapp nur quittierte Lorena Milas Ausführungen mit einem kühlen Nicken, welches ihre Gedanken jedoch nicht preisgeben sollte.
„Ich gehe davon aus, dass ihr gedenkt, angemessene Maßnahmen zu ergreifen und nicht einfach nach einen dahergelaufenen Quacksalber
schicken lasst.“
Denn auch, wenn der Fremde, welcher gerade wie ein Sack Kartoffeln auf den Tisch der großen Halle gehievt wurde,
nicht den Eindruck erweckte gefährlich zu sein, sollte man niemanden nur aufgrund seiner äußeren Hülle unterschätzen.


Sicher wäre es das Beste, wenn einer der Gildeninternen Heiler sich ein Bild machen würde, anstatt noch einem weiterem Unbekannten
Zutritt in ihre Hallen zu gewähren. Allerdings waren jene rar gesät und derzeit auch mit anderen Aufgaben betraut, sodass abzuwarten
war, wer sich diesem Mann letztendlich annehmen würde. Im Licht der Fackeln musterte die Inquisitorin argwöhnisch das Gesicht und
die Gestalt des Alten, der nach wie vor regungslos vor ihr auf dem Tisch lag. Irgendwas an ihm, kam ihr bekannt vor, doch sie vermochte
nicht es einordnen zu können.


„Was sagtet ihr noch gleich, wer diesen Mann hier auf unseren Stufen abgelegt hat?“ War es doch naheliegend, dass dieser Fremde
nicht vor ihrer Türe gebettet wurde, weil die Legion für Ihre Nächstenliebe bekannt war.

Ohne auf eine Antwort zu warten lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf die Stallburschen. „Solange wie wir noch auf die Rückkehr der
Priesterin und die Ankunft eines Medicus warten, wird der Fremde nicht aus den Augen gelassen!“
Immerhin wollte sie keine ähnlich
unangenehme Überraschung erleben, wie mit dem letzten Gast, der auf unbemerkte Art und Weise die Hallen verlassen hatte.


Unverzüglich richteten sich die Stallburschen neben dem Fremden zu voller Größe auf, um zu demonstrieren, dass sie verstanden hatten.
Derjenige von ihnen, der dabei gewesen war, als der Greis auf den Stufen drapiert wurde, schaute bedrückt zu Mila, bevor er
zähneknirschend hervorbrachte, dass es sich um einen blonden Erwachsenen gehandelt hatte, den er aber nicht weiter beschreiben konnte
oder vielleicht auch wollte. Mila hingegen konnte ebenfalls keine weiteren Angaben machen, da sie als eine der letzten entdeckt hatte,
welch fragwürdiges Geschenk vor den Pforten der Legion abgelegt wurde. Mit nur wenigen Worten entschuldigte sie sich stattdessen,
damit sie in der Falknerei Raben entsenden konnte, um ihre verbliebenen Aufträge zu erfüllen.


Vermutlich war dem Stallburschen klar, dass er hätte eingreifen müssen, anstatt den Unbekannten einfach gewähren zu lassen, zumindest
erweckte er diesen Eindruck, als er so schuldbewusst und verkrampft vor der Eismagierin stand.

Zu seinem Glück fand Lorena es aber im Moment durchaus interessanter, dass ausgerechnet Syndra, die rein zufällig eine Liaison mit einem
nicht ganz so unscheinbaren blonden Mann hatte, auf jene Szenerie aufmerksam geworden war. Daher beachtete sie die Bediensteten für
den Moment nicht weiter, um stattdessen nach Syndra Ausschau zu halten, wäre es vermutlich doch viel ergiebiger von ihrer
Gildenschwester zu erfahren, welches Bild jene vorgefunden hatte.

 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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#963

Beitrag: # 54326Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

~~ Der rote Bischof ~~
 
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"Wir haben also einen Gast." Der rote Bischof legte seine Schreibfeder beiseite und hob seinen Blick in Richtung des Türrahmens. Wie die Zufälle doch so fallen konnten. Oder war es etwas das Schicksal selbst, das es möglich gemacht hatte, das Liadan auf den Kerkermeister traf?

Zugegeben, es war nicht das, womit er gerechnet hatte oder was sein Auftrag gewesen war. Trotzdem war er äußerst zufrieden mit dem Fang seines Kerkermeisters. Womöglich bot sie ihm einen zusätzlichen Weg, um an das Mädchen zu kommen. Schließlich war die Rechnung zwischen ihnen noch nicht beglichen. Der Bischof hatte seinerzeit seinen Teil beigetragen, der Ausgleich aber hatte bis zum heutigen Tage noch nicht stattgefunden.

In aller Ruhe saß er hinter seinem imposanten Tisch, auf dem Pergamente allen Alters lagen. Prüfend warf er nochmals sein Augenmerk auf das in dunklem Leder gebundene Buch, in welchem er soeben noch ein Kapitel hinzugefügt hatte und erhob sich dann.

Mit schweren Schritten trat er von seinem massiven Holztisch hervor und deutete auf einen einfachen Stuhl, der sich vor diesem befand und in Kontrast zu den anderen pompösen Möbeln stand, die sich in dem Raum befanden. Es war eine düstere Kammer, die er sein Arbeitsreich nannte. An allen Ecken standen hohe, dunkle Holzmöbel, die mit kunstvollen Schnitzereien verziert waren.

An den Wänden hingen Ölmalereien mit Auszügen aus der Geschichte der schwarzen Gemeinde. Die Jahre in dieser Welt waren aber nicht gnädig gewesen und so waren Glanz und Farben zu einem eintönigen Grau verblasst. 
Kräftig war das Lodern des Feuers, dessen Flammen das Zimmer in ein gespenstisches Licht tauchten und in dem Raum etwas bedrohliches hinterließen. 

Der Kerkermeister schob Liadan mit sanftem Druck in die Kammer hinein und drückte sie auf den freien Stuhl vor dem großen und beladenen Tisch. Er wusste, dass es keinen Sinn machte, sich dem Bischof in irgendeiner Weise zu entziehen und hoffte zum Wohle der Frau darauf, dass auch sie es wusste. Seine Hand verblieb trotzdem zur Sicherheit mahnend auf ihrer Schulter. 

Langsam bewegte sich die imposante Gestalt des Bischofs nun durch das Zimmer, während er seine Aufmerksamkeit hin und wieder auf Liadan richtete. "Es ist lange her, seit wir uns zuletzt sahen. Sagt, wie geht es Eurem Ehemann, Verlion?" Er hielt mit einem Ruck in seiner Wanderung inne und fixierte seinen düsteren Ausdruck auf seinen Gast. 

Sogleich trat er näher auf sie zu und beugte sich zu der Sitzenden hinab. Rötlich schimmerten seine Augen auf, als er die Bognerin betrachtete. "Und Adrian?" Ein heiseres, leises Lachen erfüllte den Raum und er packte Liadan an ihrem Kinn und zog dieses in seine Richtung, so dass sie seinem emotionslosen und unerbittlichen Blick nicht entkommen konnte. "Habt ihr drei etwa gedacht, dass die Zeit eure Schuld auslöschen kann?"
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Liadan Al Saher
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#964

Beitrag: # 54327Beitrag Liadan Al Saher »

Liadan zeigte dem Bischof ein zuckersüßes Lächeln, als er sie zwang, zu ihm aufzusehen. "Eure Eminenz. Es ist immer wieder eine Freude, Euch zu sehen." Trotz der Kühnheit in ihrem Blick, spürte sie Unbehagen in ihrer Magengegend. Obwohl ihr Herzschlag sich beschleunigte, zwang sie sich, ruhig sitzen zu bleiben, auch wenn ihr Körper fliehen wollte. Zufall. An Zufälle glaubte sie in dieser Welt schon lange nicht mehr.  

Sie ignorierte den Schmerz, den der Kerkermeister durch seinen Druck auf ihre Schulter ausübte und mahnte sich selbst dazu, den Blick des Bischofs zu ertragen. Der alte Mann war ihr noch nie geheuer gewesen und sein Ruf, den er über die Weite der Ländereien genoss, bestätigte das. Es gehörte sich aber trotzdem, ihm Respekt zu zollen. Das verlangte seine Stellung und die Macht, die er sich über die Jahre aufgebaut hatte. Noch dazu war sie recht gut erzogen. Zumindest etwas, das ihre Tanten richtig gemacht hatten, wie sie im Stillen bemerkte. 

Unzufrieden über die Situation, in welche sie durch ihren fatalen Fehltritt im ewigen Wald gestolpert war, war sie allemal. So war das überhaupt nicht geplant gewesen. Nur noch wenige Schritte hatten sie von dem Mädchen getrennt, jetzt aber war sie wieder meilenweit entfernt und nicht mehr so leicht greifbar. Liadan spürte die Bitterkeit des Versagens in ihrem Inneren aufsteigen. Ihr Plan, das Mädchen zu retten und sie aus dieser Welt nach Hause zu bringen schien in weite Ferne gerückt zu sein. 

Liadan konnte die Enttäuschung über ihren eigenen Fehler nicht leugnen. Warum musste es auch ausgerechnet der Bischof sein, dem sie in die Hände fiel? Wo war eigentlich Fungus und sein entzückendes Weibchen, wenn man sie einmal brauchte? Die hässliche Raupe wusste immer, was in den Wäldern und Mooren vor sich ging. Aber gerade jetzt schien er es vorzuziehen, stumm das zu genießen, was vor sich ging. Bei Gelegenheit würde Liadan ihm das unter seine Nase reiben, so fern er denn eine besaß. Was aber half all der Ärger? Genau gar nichts. Sie war mit leeren Händen gekommen und leer waren sie weiterhin. 

Missgestimmt seufzte sie leise, während sie darum bemüht war, Fassung zu wahren. "Wie könnte ich meine Schuld Euch gegenüber vergessen? Das käme einem Verstoß gegenüber unserer Vereinbarung gleich und wer wäre ich, wenn ich mir so etwas erlaubte?" Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb und ein widerwilliges Murren erklang. 

"Man mag es kaum glauben, aber auch mein Mann und sein Bruder wissen, was sich gehört." Mit einem festen Ruck befreite sie sich aus dem Griff des Bischofs und legte ihre schmale Hand an das Handgelenk des Kerkermeisters, zu dem sie sich herumdrehte. "Das ist nicht nötig." Sie schob seine Hand von ihrer Schulter und richtete sich auf dem Stuhl auf.

Entschlossenheit brannte in ihren Augen, als sie sich entschied, einen Ausweg aus dieser für sie äußerst unpassenden Situation zu finden. Es musste einfach einen Weg geben, um sich aus den Fängen des Bischofs zu befreien und ihren ursprünglichen Plan fortzusetzen, koste es, was es wolle.


"Ich möchte ja nicht unhöflich wirken und Eure Gastfreundschaft ausschlagen, dennoch habe ich es etwas eilig. Ihr versteht bestimmt, die Geschäfte des Palasts." Erneut setzte sie ein freundlich, jedoch kühles Lächeln auf und erhob sich von ihrem Stuhl. "Was wollt Ihr nun von mir? Ihr wisst, dass ich es nicht bin, die die Schuld einlösen kann." Ihr Blick glitt durch die Kammer des Bischofs und mit aufgesetzter Enttäuschung zuckte sie mit ihren Achseln. "Und wie Ihr vielleicht selbst festgestellt habt, sind weder Verlion noch Adrian zugegen. Also?"

 
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***  Eheweib des Verlion Al Saher *** 

Mein Herz für den Einen,
Mein Bogen für die Schatten.
Mein Blut für die Familie.
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#965

Beitrag: # 54328Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Milla
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Absolom ruhte. So ein Hundeleben war schon anstrengend, aber möglicherweise hatten sie irgendwann noch mal die Zeit darüber zu sprechen. Immerhin sah es nicht so aus als würde Freyas Aufenthalt hier schnell vorrüber sein. Eher wirkte es wie als würde sie eine gewisse Weile bleiben müssen. Was Freya über Milla erfahren kann, ist das diese junge Frau nicht wirkte als wäre sie zerbrochen. Es war ungewöhnlich. Denn sie trug ein Sklavenband, trug Narben und so schien die Antwort auf Freyas Frage zum Teil vor ihr zu stehen. Was geschieht mit jenen die akzeptieren? Zumindest Milla schien ihre Rolle mit einer stillen Würde zu tragen. Devot durchaus, aber doch mit einer gewissen Persönlichkeit. Möglicherweise kannte die junge Frau die Lösung, den Wahnsinn zu überleben. Geistig zu überleben und nicht daran zu Grunde zu gehen.

"Das ist ziemlich nachlässig, es nicht von einem Medikus beschauen zu lassen. Die Herrin wünscht das wir auf uns acht geben. Weißt du, jede Verletzung, jede Wunde, jede Verunstaltung schmälert unseren Wert." Sie sprach mit Freya wie mit einer Leidensgenossin und das schien sie wohl auch irgendwie zu sein. "Wir haben gute Medizin und die Gräfin lässt uns regelmässig untersuchen, ob wir gesund sind. Denn nur die besten Juwelen kommen zur großen Auktion." Sprach sie und kurz wirkte es als würde sie träumen. War es vorstellbar, dass es für die Frau ein unglaubliches Ereignis war. Vielleicht sogar ein Traum irgendwann auf der Auktion selbst zu sein? Kaum vorstellbar für jemanden der seine Freiheit liebt. Oder war es eine andere Art von Freiheit?

"Wenn nichts schlimmeres kaputt gegangen ist, kann ich es heilen." Milla schien in dem Punkt wohl eine Gabe zu besitzen. Eine Art Fähigkeit. "Wenn du mich lässt." Sie zeigte Freya ihre vernarbten Hände. Wie ein Angebot und ganz leicht kann sie einen goldenen Schimmer erkennen, der sich dezent um die Finger schlängelte. War es Magie oder eine Gabe, schwer zu sagen. Es ging jedenfall über die Lichtmagie der Priester und Heiler hinaus. "Die Herrin erwartet es von mir, dass ich es tue. Sie will dich begutachten.. " Wie ein Stück Fleisch. Eine genaue Qualitätskontrolle. Der Routinecheck und am Ende, hatte sie vermutlich auch einen Kragen um den Hals.

Der schlichte Kragen auf dem Stuhl, der ohne Schloss hübsch und bedrohlich zu gleich schimmerte.

Milla schien zu warten das Freya ihr erlaubte sich der Sache anzunehmen. "Du solltest dich dafür hinlegen. Hier auf dem Sofa sollte es gehen." Bot sie an und deutete auf das Sitzmöbel in der Nähe vom Kamin. Ein weiches Möbelstück, mit teurem Stoff bezogen. Milla nickte ihr aufmunternd zu. "Du kannst mich alles fragen. Das Leben hier ist manchmal schwierig und manchmal leicht, aber für Neue ist es immer ein ungewohntes Umfeld. Wir sind nun Kragenschwestern, also .. ich helfe dir."
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-Freya-
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#966

Beitrag: # 54329Beitrag -Freya- »

Ein Schauer durchzog Freyas Körper. Ein eiskalter Hauch, der nicht nur ihre nackte Haut berührte, sondern sich unmittelbar sich wie eine Geißel aus Furcht sämtlichen Mut erstarren ließ. Eine Gewissheit, die sich wie eisige Klauen um ihr Herz legte und sie in einen Zustand unheimlicher Beklemmung versetzte. Die unbarmherzige Kälte der Realität schien ihr bis ins Mark zu dringen, und doch blieb ihr vorerst keine andere Wahl als die bittere Akzeptanz. Absoloms Worte hallten in ihrem Geist wider. Warnende Worte, die Freya ermahnten, sich den Umständen zu ergeben. Ein Rat, den sie vermutlich beherzigen sollte, bis sich ihr ein Ausweg zeigen würde.

Das Blau ihrer Augen haftete für einige Atemzüge an dem goldenen Glanz, der sich schimmernd um Millas Finger schlängelte. Offenbar konnte ihre ‚Schwester‘ ohne den hämmernden Schmerz nach ihrer Gabe greifen. Ein Funke allein hatte ein ohrenbetäubendes Echo in ihrem Kopf widerhallen lassen. Doch Milla schien davon unberührt, auch wenn die Striemen auf dem Handrücken der jungen Frau sie erneut stocken ließen. War das der Preis des Widerstands oder des Versagens?

Für einen Herzschlag senkte das Mädchen ihre Wimpern. Akzeptanz macht es leichter, es erdulden und über sich ergehen lassen. Auch wenn sie sie keine Ahnung hatte, wie tief die Verletzung unter dem Verband war, geschweige denn, was sie überhaupt verursacht hatte. Diese Schwäche konnte sie nicht verbergen. Zittrig schöpfte Freya Atem, ehe sie verzögert auf das Angebot der jungen Frau mit den honigfarbenen Augen antwortete.

„Danke Milla.“ Mit federleichten Schritten ging sie auf das Sofa zu und biss sich lediglich auf ihre Lippen, um das innere Beben zu unterdrücken, das sie durchfuhr, als ihre Augen nur knapp über den Reif hinwegschwebten. Sich zu widersetzen, würde ihre Lage nicht annähernd ein wenig verbessern. Doch würde sie sich weder versklaven noch verkaufen lassen. Sie diente nur einem und niemandem sonst. Eher lief sie wie Ogrimar sie geschaffen hatte hinaus in den verfluchten Wald, um das Schicksal herauszufordern, das sie zu dem Schlüssel stigmatisiert hatte.

Ihre innere Unruhe versuchte sie mit angestrengter Selbstbeherrschung zu verbergen, während sie sich zögernd auf das weiche Sofa setzte. Blinzelnd sah sie zu ihrer ‚Schwester‘, wie sie sich selbst benannt hatte, hinauf und reckte ihr Kinn, um ein wenig Stolz zu wahren. Noch immer wehrte sich das Mädchen gegen die brennenden Tränen in ihren Augenwinkeln, welche das Blau in ihren Augen in viele unterschiedliche Nuancen tauchen sollte. Weder war sie verweichlicht, noch gab sie auf. Doch war die Kälte aus Furcht, Einsamkeit und Ungewissheit in ihr fast genauso unerträglich, wie die Angst vor den Antworten, die ihr Klarheit verschaffen würden.

„Was ist die große Auktion?“ Freyas Stimme war ein gedämpftes Flüstern, als vorsichtig sie ihre Beine anzog und sich auf das Sofa legte. Nicht, dass sie sich nicht vorstellen konnte, um was es sich handelte, aber warum hatte Milla bei diesem Gedanken etwas Sehnsüchtiges in ihrer Stimme und ihren Worten? „Will sie...“ Leicht nur stockte das Mädchen bei dem Gedanken, während ihre Finger an dem Verband nestelten und nach einem tiefen Atemzug weitersprach. „Will sie uns verkaufen?“

„Meine Familie hat genug Gold und Juwelen“ fügte sie hinzu, während sie sich vorsichtig zurücklehnte und ihre Gedanken um eine ungewisse Zukunft kreisten. Ein vermutlich vergeblicher Versuch. Wie Absolom es ihr schließlich gesagt hatte, war es nur ein netter Nebeneffekt für die Gräfin, ihren Reichtum zu mehren. Aber worum ging es ihr dann?

Ihre großen Augen richteten sich erneut auf das goldene Leuchten, während sie sich nur für einen Moment nach Halt sehnte. Ein Funken Hoffnung inmitten der düsteren Einsamkeit.

Langsam zog sie ihre Hand von dem Verband zurück, um Milla stumm die Erlaubnis zu geben, diesen zu lösen und sich die Wunde näher anzusehen. Mit einem leisen Seufzen lehnte sie ihren Kopf zurück. Wie ein dunkler Rahmen umspielte dabei das lange schwarze Haar ihr zierliches Gesicht und unterstrich die Unschuld in ihren Zügen, während sich die Strähnen selbst wie ein Schatten über ihre Schultern hinweg auf ihre helle Haut legten. 

Bedacht legte Freya ihre Hand auf ihrer Brust ab, nur um diese mit ihrer anderen zu umschließen und einen Halt zu suchen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sich unter dem Verband zeigen würde oder ihr bevorstand. Weder was Mila tun würde oder die Gräfin für Pläne hatte. Doch blieb ihr keine andere Wahl, als sich dem zu stellen. 

Zittrig fuhr sich das Mädchen erneut über die Lippen, um den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken. Sanft nur strichen ihre Finger über den zierlichen Ring an ihrem Finger. Demut, Entschlossenheit, Hingabe. Was würde sie nur alles dafür geben, bei Tanuri zu sein?

„Ich will nach Hause…" Eigentlich nur ein Gedanke, eine stumme Bitte an den dunklen Lord, den sie unbewusst in einem leisen Flüstern aussprach. Ein kindliches Verlangen, das sich unüberlegt über ihre Lippen geschlichen hatte, während sie sich an den einzigen Halt klammerte, der ihr geblieben war. Dem Glauben an den dunklen Meister. Dem einzigen Herrn, dem sie bedingungslos dienen würde.
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♦ Stolze Tochter ihres Ziehpapas Ninian Chakai & ihrer Ziehmutter Caidith Chakai ♦
♦ Kleiner Keks ihrer großen Ziehschwestern Mahaba, Namayah, Lysiana & ihres möglicherweise fiesen Ziehbruders Liam Chakai ♦
Adeptin der dunklen Kirche Ogrimars unter ihrer Mentorin Tanuri 


Geboren aus dem Wissen einer dunkler Vergangenheit - verblaßt mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Gesichtsloser Erzaehler
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#967

Beitrag: # 54330Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

~~ Der rote Bischof ~~

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"Ihr wollt doch nicht etwa schon wieder gehen?" Der Bischof verengte seine Augen, als Lidan sich von seinem Griff befreite. Ein Schwall Jähzorn breitete sich in ihm aus, dennoch mahnte er sich zur Ruhe und behielt vorerst die Kontrolle über seine Emotionen. "Euer trotziges Aufbegehren wird Euch nicht weiterhelfen."

Auch wenn es ihm nicht zusagte, dass sie sich ihm entzog, entschied er sich, von ihr abzulassen. Mit verschränkten Händen hinter seinem Rücken und einem knappen Nicken gegenüber dem Kerkermeister gab er zu verstehen, dass dieser gehen konnte. Doch war Liadan nicht das, wonach der Bischof verlangt hatte. Daher musste der Kerkermeister weiterhin seinen Dienst verrichten und seine Freiheit stand nicht mehr zur Diskussion. 

Nachdem die schwere, hölzerne Türe ins Schloss gefallen war, schritt der Bischof wieder durch seine Kammer. Sein Schweigen legte sich eisern über den Raum, während seine Augen starr nach vorne gerichtet waren. Hin und wieder richtete er seinen Blick auf Liadan und durchbohrten sie mit einer kalten Intensität, die keinen Zweifel daran ließ, dass er die Kontrolle über ihre weitere Zukunft hatte und dass er bereit war, sie notfalls zu brechen, wenn sie sich ihm widersetzte.

"Ihr magt es eilig haben, Tochter des Kaisers." Seine Stimme hob sich bedrohlich und brach das unangenehme Schweigen, welches er selbst heraufbeschworen hatte. "Ich aber habe Zeit, jedoch eine schwindende Geduld. Ihr werdet mir endlich liefern, was mir versprochen wurde, sonst werde ich dafür sorgen, dass die Ketten der Gefangenschaft dieser Welt wieder auf Euch gelegt werden." 

Vor einem der massiven Schränke blieb er stehen und strich mit seinen vernarbten Fingern über einige Einbände der dort aufgereihten Bücher. "Wie viele Jahre habt Ihr die Freiheit genossen? Wie lange konntet Ihr das Leben in vollen Zügen leben?" Er verlangte auf seine Frage keine Antwort, sondern zog eines der Bücher heraus und trat mit diesem zurück zu seinem Tisch. Mit einem lauten Geräusch warf er es vor Liadan und deutete ihr, sich den Einband genauer anzusehen, in welchem die Inschrift "Eheschließungen" eingebrannt war.

Seine Finger strichen über das raue Leder, bevor er das Buch aufschlug und darin zu blättern begann.
"Als Ihr, Euer Ehemann und sein Bruder vor mir standet, mit der Bitte darum, den Ritus der Ehe für euch zu vollziehen, wart ihr drei weniger bequem und langsam."

Das fahle Licht der Kerzen, die auf seinem Arbeitstisch standen, warfen Schatten auf sein faltiges und verhärmtes Gesicht, das er nun konzentriert auf das Buch richtete. Langsam blätterte er weiter durch die Seiten, die unter seinen Berührungen zu knistern schienen, als gäbe eine jede davon ihr ganz eigenes Geheimnis preis. Nachdem er die Passage fand, nach der er gesucht hatte, glänzten seine tiefliegenden Augen zufrieden auf. "Ah, da haben wir es ja…" Mit einem Ruck schob er das Buch noch näher zu Liadan und fixierte sie streng. 


 
 

Die Kirche verlautbart: 

Am heutigen Tage, zu tiefer Nacht,
in der Kathedrale des toten Winters,
nahm

Verlion Al Saher

die Tochter des purpurnen Kaisers,
Liadan Aureate,

zu seiner Frau. 


Vor mir, dem roten Bischof und
Adrian Al Saher, dem dunken General und einzigen Zeugen,
gaben sie sich das Versprechen der Treue und sprachen den Schwur der ewigen Liebe.
 


"Nur durch die Bindung, zu einem Menschen aus der wahren Welt und das Sakrament der Ehe, gesprochen durch einen von Ogrimar Geweihten, aus eben der gleichen Welt, lösten sich die Fesseln, die Euch an dieses Leben hier banden."

Der Bischof beugte sich in die Richtung Liadans und versuchte schwer atmend, Luft in seine Lungen zu ziehen. Jeder Atemzug war dabei begleitet von einem rasselnden Geräusch. Es war ein seit Jahren andauernder Kampf gegen die Qualen, die ihm durch das Feuer in der Priesterschule auferlegt worden waren. "Und so, wie sich durch mich Eure Ketten lösten, kann ich sie Euch auch wieder anlegen."

Seine vernarbte Hand ruhte weiter auf der Seite, auf der das Zeugnis der Ehe und die damit verbundenen Bedingungen, mit welcher diese von ihm besiegelt wurde, sowie auch die Unterschriften derer, die sich darauf einließen, niedergeschrieben war. Mit einem knurrenden Laut krümmten sich seine Finger und das Blatt in dem Buch ballte sich zusammen. 

"Es ist töricht, mit meinem Entgegenkommen zu spielen, Liadan Aureate." Sein Blick durchbohrte sie ein letztes Mal und die Kälte darin schien wie ein eiwiger Sturm, der ihre Seele zu erfrieren drohte. Dann ließ er von ihr und dem Buch ab, trat bedächtig hinter seinen Tisch und griff nach einer großen Sanduhr. 

Diese war kein gewöhnliches Gerät zum Messen der Zeit. Ihr schwarzer Sand stammte aus der Wüste des Vergessens, einem Ort, an dem Erinnerungen zu Staub zerfielen und die jede Hoffnung erstickte. Mit einer betont langsamen Geste drehte der Bischof die Uhr um und das Geräusch des rieselnden Sands erfüllte den Raum und verlieh der Szenerie eine bedrohliche Atmosphäre. 

"Die Schuld wird beglichen, bis das letzte Sandkorn auf den Boden fällt." Verkündete er mit unbarmherziger Härte und einem düsteren Urteil gleich, hallten seine Worte durch die Kammer. 

"Ist dem nicht so, bedarf es nur eines Wortes von mir, um Eure Bindung zu Verlion zu zerschmettern. Der Sog der Kreation, aus der Ihr entstammt, wird Euch gnadenlos in dieses Leben zurückziehen und dann gibt es kein Entkommen und keinen Weg zurück." Mit einem finsteren Aufleuchten seiner Augen zog der Bischof die Aura der Macht um sich fester zusammen, um Liadan eindringlich seine Überlegenheit und die Gewalt, zu welcher er ohne Rücksicht greifen würde, zu demonstrieren. 

"Es wäre ratsam, wenn Ihr Euch beeilt. Die Zeit rinnt Euch davon und das Stundenglas ist nicht auf Eurer Seite." 
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Tanuri
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#968

Beitrag: # 54331Beitrag Tanuri »

Der Schmerz war stechend und durchdringend bis ins Mark und unheilvoll die Kälte, die sie durchströmte, als der Parasit seine eisernen Klauen in sie schlug und die Fremdheit sie übermannte. Was auch immer es war, das die Kontrolle über sie übernahm, es war schnell, viel zu schnell. 
 
Mit gesenktem Kopf und halb geschlossenen Augen blieb ihr nichts anderes, als dem Befehl zu gehorchen, der in ihrem Kopf laut und vehement widerhallte und ihr keine Ausflucht bot. Die dünnen Fäden des Parasits, die sich durch ihren Körper fraßen und sich ausbreiteten, nahmen ihre Selbstbestimmtheit und ihren Willen und war ihr keine andere Möglichkeit gegeben als Landru zu folgen. 
 
Tanuri wusste, dass sie ging, sie fühlte den Boden unter ihren Füßen, roch die Veränderung in der Luft und hörte die sich nun wandelnden Geräusche. Mit jedem Atemzug und jedem Schritt wurde der Blick undeutlicher, aber selbst wenn es ihr gelungen wäre, noch klar und scharf zu sehen, hätte sie nicht gewusst, wohin ihre Beine sie trugen.

Wo brachte Landru sie hin? War sie noch sie selbst? Gehörten ihre Gedanken weiterhin ihr oder war sie bereits zu dem Fremden geworden, das sich in sie genistet hatte? Immer schwerer und schwerer wurden ihre Augenlider und es kam einem übermenschlichen Kraftakt gleich, ihre Augen offen zu halten. Aber gleich, wie sehr sie sich bemühte, etwas zu erkennen und sich an der Umgebung im hier und jetzt zu halten, es misslang ihr. Das Sehen der Realität war nicht länger möglich, stattdessen flammten ganz andere Bilder vor ihr auf. 
 

Plötzlich befand sich an einem Brunnen, der mit klarem, eiskaltem Wasser gefüllt war. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich auf der Oberfläche, wodurch ein faszinierendes Farbenspiel entstand. Weiße Blütenblätter trieben auf dem Wasser, sanft bewegt von den kleinen Wellen, die durch eine leichte Brise über den Brunnen zogen.

Alles an diesem Bild kam ihr bekannt vor und war ihr gleichzeitig fremd. Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach dem Wasser aus, um eine der Blüten zu greifen. Vielleicht fand sie die Sicherheit, nach der sie suchte, wenn sie die Kälte des Wassers auf ihrer Haut spüren konnte. Doch ob Halluzination oder Wirklichkeit, es wollte ihr nicht gelingen, das Wasser zu berühren.

War es also doch ein Trugbild, das Landru ihr über das Wesen in ihren Kopf pflanzte? Warum aber fühlte es sich nicht an, wie eine jener Täuschungen, die ihr Geist ihr so häufig gespielt hatte, als sie in Kadirs Gewölbe Zuflucht vor der Welt suchte? Es war so anders und doch irgendwie gleich. Wie sollte sie nur die Wahrheit von der Lüge unterscheiden?

Das fließende Wasser im Brunnen geriet ins Stocken, als sie eine Stimme in ihrem Rücken wahrnahm. 
Mit der Stimme folgte eine Flut von Zweifeln, Zweifeln an sich selbst, Zweifeln an allen anderen.

Konnte sie auf das vertrauen, was ihr gesagt wurde und was sie hörte? Oder wurde es nur gesprochen, um nicht zu vergessen, wer sie sein musste? Die Worte, sie waren all das, wonach sie im Stillen verlangte. Waren sie aber auch so gemeint? Womöglich war es nur ein neuer Versuch, sie dorthin zu drängen, wo ihre Bestimmung auf sie wartete, damit sie dort wieder ihren Platz einnahm. Vielleicht aber war es auch nur eine Prüfung ihres Willens, ob dieser sich erneut für die Flucht in die Dunkelheit entscheiden würde, wenn sie sich so offen anbot.

 
Mit jedem Wort und jeder Geste die sie sah, wurde das Misstrauen gegenüber dem Schatten, der auf sie geworfen wurde und sie einhüllte größer. Es war für sie einfach unvorstellbar, die Möglichkeit auf die Einlösung eines Versprechens, das für sie schon längst mehr als nur ein tiefsitzender Wunsch war. 
 

Sie wollte mit ihrer Hand prüfen, ob das sein konnte, was ihr doch gesagt wurde, das ausgeschlossen war - sie musste einfach nach dem fassen, was sie dachte, zu sehen.

Was aber, wenn es keine Erinnerung war, sondern ein Trick ihres fremdbeherrschten Verstandes, der versuchte, sie wieder in die Finsternis zu locken und zu entführen? So sehr sie auch immer wieder danach suchte, hatte sie doch selbst so etwas wie ein Versprechen gegeben.

Gerade als sie sich dazu entschied, es zu wagen und herauszufinden, ob es Wahrheit war oder nicht, schlug der Parasit seine Fäden aus Schmerz und Kontrolle noch tiefer in sie, so dass das Bild vor ihr sich verzerrte und verschwamm und eins wurde, mit einem flimmernden Spiel aus Schatten und Licht. Nur ihre eigene Stimme konnte sie noch klar und deutlich hören, die so wahrhaftig war, wie sie selbst:
"Verlierst Du mich erneut, kehre ich nicht wieder zurück." 

 


Wo war sie jetzt?
 
 


 
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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Syndra
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#969

Beitrag: # 54333Beitrag Syndra »

Ohne dem offenbar überforderten Menschenauflauf weitere Beachtung zu schenken, umschloss Syndra die zierliche Hand des kleinen Bastards. Ein kalter Griff, der keinen Widerstand erlauben sollte, wie das Halbblut sicherlich selbst durch das schwarze Leder, welches die Hände der Magierin bedeckte, spüren sollte. Ihre Anweisungen waren dahingehend sicherlich auch für einfache Menschen verständlich genug ausgedrückt, als dass sie wussten, was die Erzmagierin umgehend von ihnen erwartete und sie keineswegs Ungehorsam dulden würde.

Gerne durften sie ihren Theorien und Vermutungen folgen, hinter ihrem Rücken ihre Vorurteile mit abstrusen Geschichten schüren, wenn es ihren Kleingeistern Befriedigung verschaffte. Sie waren dazu sogar herzlich eingeladen.

Weder machte Syndra ein Geheimnis daraus, welches Blut in ihren Adern floss noch, dass sie die Frau an Naheniels Seite war, ganz gleich, was man ihm nachsagte oder unterstellen mochte. Sie versteckte sich ebenso wenig, wie sie eine Notwendigkeit in Heimlichtuerei sah.

Doch eines sollten sie bei ihrem illustren Austausch von Hinterzimmertratscherei nicht vergessen. Sie war nicht ohne Grund ein Teil der Legion und somit nicht nur durchaus in der Position, sondern auch in der Lage ihren Status bedenkenlos zu untermalen. In welcher Weise? An einigen Gerüchten haftete vielleicht mehr Wahrheit, als man dachte. Und denen glaubten sie doch oftmals zu gerne.

Leicht nur verstärkte Syndra den Druck um die zierlichen Finger, um Nymeria wortlos zu verstehen zu geben, dass sie hineingehen würden. Beide - wie das kühle Aufglimmen in ihren Augen unmissverständlich unterstrich, ehe sie vom Wind umspielt, mit betonter Eleganz die restlichen Stufen hinaufschritt.

Vielleicht hegte man seitens der Anwesenden durchaus die Erwartung, dass sie das Kind auf ihr Zimmer bringen lassen würde, doch strebte Syndra nichts dergleichen an. Ohne auch nur einen Moment in ihren anmutigen Schritten innezuhalten, zog sie das Mädchen mit den schwarzen Locken hinter sich her, bis sie die große Halle erreichten.

Nymeria sollte dem Tod ruhig in die Augen blicken. Eine Lektion, die man nicht früh genug lernen konnte, denn sie alle traf dieses Schicksal früher oder später. Es sei denn, man ließ sich von einer pervertierten Missgeburt entweihen, um allen göttlichen Gesetzen zuwider der Bedeutung von Leben und Zeit zu entgehen.

Welch düster romantischer Gedanke, wenn eine solche gefährliche Abart einer unschuldigen Seele seine trügerischen Versprechen ans Ohr wisperte, dass man so viel mehr sein könnte. Vielleicht sogar für immer und ewig. Ob die dämliche Magd die einzige gewesen, welche sich einem solchen Flüstern hatte einlullen lassen? Für wie viele Frauen und Mädchen war es immerhin die einzige Ambition, der sie folgten. Einen dunklen Helden zu finden, der ihnen finstre Liebesschwüre zusäuselte. Aus ihrer Sicht ein erbärmliches Leben, wenn man darin keine höheren Ziele anstrebte. Doch musste es auch einfaches Volk geben und mancher Mann mochte sich auch mit weniger zufriedengeben.

In einer fließenden Bewegung beugte Syndra sich zu Nymeria hinab und öffnete den feinen, aus dicker Wolle gefertigten Umhang des Mädchens, um sie aus diesem zu schälen. Hier drinnen war es wahrlich warm genug war.

„Du darfst zusehen. Aber du bleibst hier sitzen und fasst nichts an.“ Mahnend durchzog ein eisiges Aufblitzen ihre Augen, als Syndra ihre Finger um die zarten Hüften des Mädchens legte und sie in einen der Sessel setzte.

Es bestand für sie kein Zweifel, dass Nymeria sich Bedeutung dessen bewusst war und was sie verlangte. Ob das Mädchen jedoch gehorchte, war eine andere Frage, weshalb sie ihren Worten einen entschiedenen Nachdruck verlieh. „Verstanden?“

In einer fließenden Bewegung richtete Syndra sich auf, ohne auch nur für einen Moment das Halbblut aus den Augen zu lassen. Selbstredend war es keine Frage, sondern eine ausdrückliche Forderung, bei der Nymeria sich durchaus über Konsequenzen im Klaren sein sollte.

Beiläufig löste die Magierin mit nur einem geschickten Handgriff die Brosche ihres Umhangs, um diesen bedacht von ihren Schultern zu streifen. Sorgsam faltete Syndra den Umhang einmal in der Mitte und legte ihn zusammengeschlagen neben ihrer Halbschwester auf der Sessellehne ab.

Leicht nur schimmerte die zarte silberne Kette an ihrem Hals unmittelbar auf. Fein geschmiedet und doch schlicht schienen die Glieder in einem endlos wirkenden Knoten ineinander verflochten zu sein, nur um den klar schimmernden Kristall, der wie Eis in der Sonne in vielen Farben glänzte, in ihrem Dekolletee zu halten. Das nachtblaue Kleid, welches sie trug, umschmiegte nahezu fließend ihren Körper und zeichnete sich durch eine schlichte Eleganz aus, welche die Magierin anmutig umspielte, als sie sich dem kleinen Tisch zuwandte, auf dem metallene Kelche sowie eine Karaffe Wein standen.

Ihre Hand schloss sich um die Karaffe, deren tiefroter Inhalt sie langsam in einen der Kelche hineinfüllte. Eine ihrer Augenbrauen hatte sich in einem eleganten Bogen in die Höhe geschoben, während sie nur im Augenwinkel die zunehmende Präsenz der Wachen beäugte.  Offenbar drängte sich der Aufruhr nach und nach wie ein Weckruf durch die Flure, sodass die Blicke der Legion sich auf das Zentrum dessen legte, was ihn hervorgerufen hatte. Wären sie so wachsam mit dem Goldkind gewesen, wer weiß, womöglich wäre es noch hier?

Leicht nur verzogen sich Syndras Lippen zu einem feinen Lächeln, als sie die penetrante Furcht von Verrat und Misstrauen beinahe spüren konnte. So angsteinflößend. Ein halbtoter Mann, der eindeutig seinem Ende näher war, als seinen besten Zeiten. Wie einfach es doch war, einen ganzen Hausstand in Aufruhr zu versetzen. Sollte sie für die Darbietung applaudieren?

Für einen Medicus oder einen Heiler wäre sie tatsächlich versucht. Immerhin, ob,  geschweige denn, wie lange sie selbst noch etwas für den unbekannten Greis konnte, wusste das Schicksal nur allein. Allerdings hatte Syndra nicht die Absicht, ihm zu erlauben, dass er sich unmittelbar unter ihrer Hand für sein Ende entschied.

Vorsichtig setzte sich die Erzmagierin an sich auf die Kante des Sofas. Kühl strich ihr Blick über das blasse faltige Gesicht des Mannes, ehe sie unter einem leisen Seufzen ausatmete. Mehr tot als lebendig. Nicht, dass sie Heilkünste besaß oder nach düsteren Mächten griff.

Es war ihr Element, welches nicht nur Teil dessen war, was durch ihrer aller Adern floss und nicht nur spüren, sondern auch beherrschte. Doch war dies nicht gleichzusetzen mit einer Form von Heilkunst. Nichtsdestoweniger konnte sie dennoch den Fluss seines Blutes noch spüren, auch wenn er schwach war. Kurz senkte Syndra mit einer nüchternen Besonnenheit die Wimpern, während ihre Stimme einen ernsteren Unterton gewann.

„Keine Sorge. Ihr dürft euch schon noch entscheiden, ob ihr leben oder sterben wollt.“ Sprach sie leise, sodass nur er es hören konnte, doch lag in ihrer gesenkten Stimme nichts Barmherziges, als Syndra ein weiches, sauberes Taschentuch hervorzog. Was für ein gefundenes Fressen es doch für die missgünstigen Zweifler sein musste, dass ausgerechnet sie ihn gefunden hatte.

Umsichtig umschloss sie dieses und tauchte mit zwei Fingern den Stoff in den Kelch, um ihn mit dem Wein zu tränken. Gierig saugte das Tuch die Flüssigkeit auf, sodass sich der weiße Stoff in ein helles Rot wandelte.

Bedacht beträufelte Syndra die Lippen des unbekannten Mannes, während sie mit kühler Erwartung zusah, wie das rote Rinnsal sich seinen Weg suchte. Weder würde seine verbliebenen Lebensgeist freigeben noch dem Fluss seines Blutes einen Stillstand erlauben, bis ein Heiler den Weg herfand und sich seiner annehmen würde.

„... schließlich scheint der dunkle Euer Ende fordern.“ Eindringlich und fordernd war das kühle Flüstern, das nur dem Fremden galt. Ein gefühlskalter Tonfall, der von einem gnadenlosen, eisigen Glitzern in ihren Augen untermalt wurde, während sie seinen Mund behutsam mit einer Spur von Wein benetzte.

„Allerdings werdet Ihr diesen gefräßigen Aasgeiern nicht den Gefallen tun, Euch ausgerechnet jetzt für den Tod zu entschließen.“
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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Nymeria
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#970

Beitrag: # 54334Beitrag Nymeria »

Kein Zucken, kein Blick. In einem unberührten Gleichmut folgte Nymeria wortlos an der Hand ihrer Schwester den letzten Stufen hinauf, um in die majestätischen Hallen einzutreten. Ihre Augen blieben ruhig auf dem leblosen Körper haften, der von zwei Männern eilig hineingetragen wurde. Bleich und hager wurde er von den Lichtstrahlen der Eingangshalle gestreift, während flirrende Staubkörner in der Luft tanzten und im sanften Sonnenlicht wie winzige Glühwürmchen schimmerten.

Ein flüchtiges, aber immer wiederkehrendes Glitzern, dem das kleine Mädchen nur kurz Beachtung schenkte. Unter dem Flimmern in der Luft verengten sich ihre Augen leicht, als wollte sie die störenden Partikel mit einer Handbewegung vertreiben, als wären sie lästige Insekten. Doch für mehr hatte Nymeria keine Zeit. Bestimmt hielt Syndra ihre Hand umschlossen und zog sie unerbittlich mit sich, während einige Wachen mit festen Schritten an ihnen vorbeizogen, um scheinbar demselben Ziel zu folgen. Ihre Schatten drängten sich an ihnen vorbei, nur um ebenfalls in Richtung der Halle zu marschieren, während Mila ihnen mit wehenden Röcken schweigend und mit einem verbissenen Blick entgegenkam.

Behaglich knisternd empfing sie das Kaminfeuer, welches den Raum in eine wohlige Wärme tauchte. Dadurch, dass die Vorhänge zur Seite gezogen waren, schien die Sonne in den Raum und flutete ihn mit hellem Tageslicht, in dem das Gesicht des Fremden noch blasser wirkte.

Auch wenn einige Wachen herumstanden, herrschte ein Schweigen. Eine vermeintliche Ruhe, in der eine spürbare Anspannung in der Luft lag. Es war so still, dass es fast gespenstisch wirken mochte, allerdings dem Mädchens nichts anzuhaben schien.

Nymerias Blick richtete sich unverwandt wieder auf den alten Mann. Wie gebannt hielten die Augen des Mädchens an ihm fest, als ob er eine unsichtbare und unausgesprochene Anziehungskraft auf sie ausübte, dem sich Syndra jedoch in den Weg stellte.

Ihr Schatten legte sich über sie, als ihre Schwester sich zu ihr hinabbeugte, um ihren Umhang zu öffnen und abzunehmen. Unerwartet raubte sie ihr einfach so die Sicht auf ihren Gast, so dass Nymeria empört die Augen verengte.

Es war nur ein Blinzeln, mit dem ihre Augen sich auf den eisigen Blick Syndras legten, als diese nach ihr griff und sie in den Sessel setzte, in dem das Mädchen beinahe versank und sich erst einmal kerzengerade aufsetzte, als wolle sie keinen Moment der Szenerie verpassen.

Warten und zusehen. Sicher hatte sie es verstanden. Wie lange diese Regel galt, davon war nicht die Rede. Einer Antwort dennoch ebenbürtig, schloss das Mädchen einmal die Augen, ehe sich diese von der Position inmitten des großen Sessels wieder dem Mann zuwandten und mit einem fast schon durchdringenden Blick jede Bewegung Syndras verfolgte.

Er hatte keinen Durst. Das wusste sie, oder?   


 
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Die Entscheidung über Leben und Tod war gefallen.
Der Gott des Chaos traf seine Wahl und einem der Kinder wurde das Leben gegeben, ganz so, wie es immer angedacht gewesen war.
Wie der brennende Phönix aus seiner Asche, entstieg Nymeria den lodernden Flammen aus Ogrimars Reich.
Möge sie, die Tochter der Tanuri var Aesir, mit den gnadenlosen Gesetzen ihres dunklen Herrn aufwachsen und der ihr zugedachten Bestimmung gerecht werden.
08/06/2021 ["CC Main"] "Das Orakel": Wir gratulieren Nymeria zu ihrer ersten Wiedergeburt!

~ Alle doof, außer Mutter!~
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Haedinn
Bauer / Bäuerin
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#971

Beitrag: # 54335Beitrag Haedinn »

Durch das Haus war er geschlichen, der Kater. Unentdeckt in der Unsichtbarkeit, die sich mal wieder als äußerst praktisch herausstellte. Was sich dafür als wesentlich schwieriger zeigte, war es, dem Mädchen auf die Spur zu kommen. So viele Gerüche hafteten an den Räumen, die zeitweise ziemlich pompös daherkamen.

Vorsichtig, Pfote um Pfote schlich er sich durch die langen Flure, immer darauf bedacht, das Ohr in seiner Schnauze nicht zu verlieren. Als er an der Küche vorbeikam, knurrte der Magen des Katers verräterisch, fast schon wäre ihm dabei sein wertvolles Gut abhanden bekommen, als er dort all die fleißigen Hände sah, die sich um das Essen kümmerten.

Nein, nein, er durfte nicht schwach werden. Es ging schließlich darum, das Mädchen zu finden und sie endlich fortzubringen, damit er sein Geschäft einlösen konnte und somit frei war. Wenn es soweit war, dass er niemandem mehr etwas schuldig blieb, dann konnte er sich an den großen Tafeln sattfressen. Ob beim Kaiser, bei Fungus, in einer der Tavernen oder an ganz neuen Orten, die selbst ihm bisher noch unbekannt waren. Niemand konnte ihm dann mehr etwas haben und sein Leben galt nur noch ihm selbst und sich täglich den Bauch vollzuschlagen.

Als wüsste der Ort um seine Gedanken, schlich er genau zu diesem Moment an einem Spiegel vorbei, der lockend nach ihm rief. Und dass, obwohl er doch nicht sichtbar war. Aber Spiegel sahen so einiges und sie zeigten noch viel mehr. Gefährliche Dinger, diese Gegenstände.

Einmal war Haedinn einem Spiegelmacher begegnet. Er wusste alles über sie. Wie sie hergestellt wurden, woher sie ihre Magie erhielten und wie sie funktionierten. Aber die Zunft der Spiegelmacher war mit ihren Geheimnissen recht sparsam. Auch wenn der Handwerker von damals einen gewissen Hang zum Glücksspiel verspürte, eben genauso wie der Kater, war es Haedinn trotz noch so verführerischer Einsätze nicht gelungen, alle Mysterien in Erfahrung zu bringen.

Haedinn legte seinen Kopf in die Schräge und ließ nur sein Grinsen zum Vorschein kommen, das sich gespenstisch in dem sonstigen Nichts um ihn herum auf und ab bewegte. Er leckte sich mit seiner Zunge über die noch vorhandenen Zähne und musste feststellen, dass sein Maul schon bessere Tage gesehen hatte.

Und sein Ohr, dass sich leblos und hängend in diesem befand, sowieso. Vorsichtig wanderten seine Augen den weit verzweigten Flur auf und ab. Niemand war hier, außer er und der Spiegel. Das geschäftige Treiben des Hauses schien derzeit wohl an anderer Stelle stattzufinden. Wieder sah er in den Spiegel und musste mit Erschrecken feststellen, dass er nun vollständig in diesem abgebildet wurde. Seltsam, schließlich war er doch unsichtbar.
Was für eine Katerschande, schon wieder!

In letzter Zeit begegneten sie ihm recht häufig, die Spiegel, die keine einfachen waren, die man in jedem Haushalt fand. Aber wenn der Spiegel schon mal da war und er so ganz allein, konnte er sich doch ein kleines Späßchen gestatten. Das Leben wer derzeit ohnehin viel zu ernst.  

„Spieglein, Spieglein, an der Wand, sag mir ….“ Er kicherte wirr. Ach, wäre es nicht süß, wenn alles hier nur ein Märchen wäre, die böse Hexe bald in dem Ofen lag und das Kindchen in die sicheren Arme ihrer Familie zurückkehren konnte, um an der Seite eines hübschen, blonden Prinzen, voller Frohsinn und mit einer großen Kinderschar ihr Leben führen konnte? Und so lebte sie glücklich… Der Kater schüttelte sich, wodurch seine Ohrringe viel zu laut klimperten. Aber dies hier war kein Märchen, eher eine Dystopie, die nicht darauf aus war, ein gutes Ende zu finden. Für niemanden.

Kater, wirst du deine Frage vollenden?
Oder willst du dich lieber weiter in deinen Gedanken verrennen?
Wenn du nichts zu sagen hast, solltest du lieber schweigen,
und mir gegenüber etwas mehr Benehmen zeigen.“

Die Nackenhaare Haedinns stellten sich erschrocken auf und er wich einige Pfotenschritte von dem Spiegel zurück, dessen Oberfläche sich zu kräuseln begann. Verflixt noch eins, diese Dinger waren wirklich nichts, womit man sich einen Spaß erlauben sollte.
„Fragen stellt man nur, wenn man die Antwort wirklich hören will.“ Dröhnte die Stimme des Spiegels dem Kater hingegen, worauf er einen weiteren Satz nach hinten machte und schon fast mit der Wand kollidierte.

„Verzeih, Herr Spiegel, ein andermal will ich höflicher sein.“ Haedinn zeigte ein verzerrtes Grinsen, was nun auf der aufgewirbelten Oberfläche des Spiegels noch gespenstischer aussah als sonst.

Mit weiten Sprüngen entfernte er sich, ohne sich zu verabschieden oder weitere Worte an diesen zu wenden, von dem Spiegel und hoffte inständig, dass dieser ihm nicht noch irgendetwas hinterherrief. Aufmerksamkeit konnte er gar nicht gebrauchen, schließlich musste er zusehen, dass er Freya fand.  

Husch und schnell, wie ein Wirbelwind lief er weiter, lugte durch den Spalt von einigen Türen hindurch, sah Dinge, die er nicht sehen sollte und hörte Gespräche, die er nicht hören wollte. Dann aber bremste er sich ein und stolperte fast auf sein ohnehin schon ramponiertes Schnäuzchen, als er die Stimme Freyas erkannte. Wie dumm aber auch, sie war nicht allein. Das wäre wohl zu einfach gewesen.

Trotzdem schmiegte er sich, selbstverständlich immer noch nicht sichtbar, in den Raum hinein. Erschrocken musste der Kater feststellen, dass das Mädchen schon wieder viel zu viel erzählte und sich hier jemandem anvertrauen wollte, dem man ganz bestimmt nicht vertraute. Freya konnte es nicht wissen, aber alles was sich um die Gräfin herum befand, war Schrecken und Verderben. Selbst wenn es noch so unschuldig und freundlich daherkam.

Lautlos machte er sich in die Nähe Freyas, die nach seinem Geschmack viel zu unbekleidet war. Er mochte keine nackte Haut, das verursachte ihm ein gewisses Grausen. Auch wenn er selbst nicht mehr mit besonders viel Fell bedeckt war, war es für ihn äußerst befremdlich, das Kindchen so zu sehen. Nun, es half alles nichts, da musste er nun durch. Die Augen konnte er schlecht verschließen, sonst würde er noch über den Hund stolpern, der ihm sowieso unpassend war.

Auf der Höhe des Ohres von Freya erklang daher nur sehr, sehr leise seine Stimme. „Gold und Juwelen retten dich nicht, Menschenmädchen. Stell nicht so viele Fragen, je mehr sie über dich weiß, desto mehr will sie von dir haben.“

 
Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
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Landru
Gelehrter / Gelehrte
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#972

Beitrag: # 54336Beitrag Landru »

An einem noch unbekannten Ort

Der Rabe war ihm entgangen. Ob das gut oder schlecht war, weiß er nicht. Dieser Rabe könnte alles beschleunigen. Die Informationen dahin bringen wo sie am meisten Intepretation erfährt. Das wäre natürlich gut. Die Weichen stehen günstig. All diese Arbeit für das eigenen Ziel. Es hatte nie mit den Göttern zu tun. Oder irgendwelche Weltherrschaftsplänen. Sicher wäre es reizvoll, wenn man eine solche zerstörerische Macht hätte, aber nein, für ihn war es einfach bedeutungslos. Ob nun Chaos oder Ordnung, es war nie möglich, dass eine Seite ohne die andere existieren kann. Also wieso sollte es ihn beunruhigen. Am Ende wird der Jäger merken, dass er ohne Beute total bedeutungslos geworden ist. Es war nicht mal was persönliches wieso ausgerechnet die Priesterin vor langer Zeit ein Ziel geworden war. All die Wege, die Fragerei nach Freya, das Klüngeln mit Anhängern Artherks und auch das ausloten gewisser Grenzen. Die Inquisitorin hatte sein Angebot verschwiegen. Das hatte nur Zeit gekostet, aber nicht seine Ziele verändert. Wenn man sich bei einem sicher sein kann, dass er nie etwas ohne Grund tut. Es war nie sinnlos. Er tötet und quält nicht aus Vergnügen heraus, sondern aus Instinkt.

Das Portal schloss sich hinter ihnen. Der Ort war unrühmlich. Kalt und leer. Eine verlassene Burg vielleicht. Jedenfalls war schon lange niemand mehr in diesen Mauern gewesen. Die Möbel zerfallen, das Dach eingestürzt und in den Mauerwerk nisten die Vögel. Nur wenig von dem alten Haus stand noch. Er näherte sich einem Tisch, schob ihn beiseite, griff nach dem alten dicken Teppich und zieht ihn schwerfällig hoch, denn entpuppte sich dieser als Tür nach unten. Die Treppe war recht schmal, aber führte in einen engen Gang unterhalb der Ruine. Sobald sie die Treppen genommen hatte, betrat er die Tunnel und schloss die Tür hintersich mit dem befestigen Teppich. BAM!

Der Hall der Tür klang noch einen Moment nach. Er brauchte kein großes Licht um in der Dunkelheit zu sehen. Seine Augen waren an die Finsternis gut angepasst, dafür hassten sie jegliches Licht. Es brannten keine Fakeln, kein offenes Feuer, keine Lichtquellen die irgendwie halfen sich zurecht zu finden. Eine weitere Tür versperrte den Weg. Eine Tür ohne Schloss und ohne Eisen. Eher wirkte es als wäre die Wand von einer Art organischen Schicht überzogen. Feine Adern die sich unter der hautähnlichen Substanz abzeichneten. Seine Finger legten sich auf diese Masse und sie begann sich zu spalten, wie eine Zelle sich langsam in zwei teilte. Dahinter wurde es merklich grotesker.

Das Licht in dem Raum kam von Kristallen. Wie genau sie funktionieren schien erstmal nicht klar, sie waren in Ständern eingefasst und erhellten genug das die Priesterin sehen konnte. Ein Raum der aussah als würde er eine Invasion erleben. Diese organische Masse schien sich wie eine Pilzwucherung über die Wände zu fressen und auch der Boden war teils bereits davon betroffen. Aber es gab auch noch einen 'normalen' Bereich. Dort waren Käfig und einer davon war sogar besetzt. Auch wenn der Inhalt nur noch ein Torso war mit Kopf, der an vielen schlauchähnlichen Wucherungen hingen. Das schlimme schien er lebte noch. Es wirkte etwas wie ein Labor oder Schlachthaus. Ein Tisch mit Bestecken, die aussahen als wären sie bereits jahrhunderte alt und nie benutzt worden. Es stank nach süsslicher Verwesung und das surren der Leichenfliegen lag wie Musik der Luft. Er musste nicht atmen, also wieso sollte ihn das scheren? "Euer Zimmer..." Er deutet auf eine der freien Käfige. Sie würde diesen auch betreten.

Ihre Gedanken waren frei. Wer weiß wohin sich ihr Geist flüchtet. Wer weiß welche Schutzfunktionen sie schaltet um zu überleben. Nicht zu zerbrechen. Die Käfigtür quietscht leise und schloss sich. Ein bläuliches Schimmern um die Stäbe verriet das dieses Metall nicht üblich war. "Eine magische Barriere.. hält Magie fern. Auch mancher meiner Art versteht sich auf Magie." Er nicht, aber er hatte Einfluss.

Der Raum war nicht das Ende. Es gab eine weitere Tür. Sie wirkte ein wenig wie als würde der Pilz dahinter richtig explodiert sein. Die Sehnsucht hinter diese Tür zu blicken war also recht gering. "Jetzt darf ich euch meinen Gast nennen. Es steht außer Frage, dass wenn ich euch genommen habe was ich brauche nicht einfach gehen lassen kann, aber.. keine Sorge, ich habe für alles Verwendung." Das klang nicht wie eine Metapher. Er meinte es ernst und würde sie auseinander nehmen wie man eine Maschine auseinander nimmt, möglicherweise sie neu zusammen setzen, eine neue Form geben, aber sie würde nie wieder die sein die sie nun war.

"Am Ende bin ich eurer Gott, Priesterin." Hauchte er leise.
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Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"
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Tanuri
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#973

Beitrag: # 54338Beitrag Tanuri »

War sie eingeschlafen? Vergingen Stunden oder Tage, oder waren es am Ende bloß  Minuten? Es gab keinen Anhaltspunkt in dem Raum, kein Tageslicht oder Fenster, das ihr verriet, wie viel Zeit vergangen war.

Zumindest schien vorerst der Einfluss des Schädlings nachgelassen zu haben. Vielleicht ruhte dieser selbst oder aber es war ein Trick, ein Lauern auf den richtigen Moment, um erneut über ihren Willen herzufallen. 

 
Blinzelnd öffnete Tanuri die Augen. Ein flüchtiger Blick genügte, um sich zu wünschen, dass sie diese lieber geschlossen hätte lassen sollen. Das Szenario vor ihr war von einer Verdorbenheit und Abartigkeit, ohne irgendeiner Spur von Menschlichkeit. Was sich ihr bot, war ein Konstrukt, gebildet aus seinem eigenen, narzisstischen Wahn, in welcher er sich zum Herrscher über Fleisch, Blut und Leben erkoren hatte. 
 
Ein beißender, beinahe infernalischer Gestank durchdrang die Luft und raubte ihr den Atem. Ihr Magen verkrampfte sich und eine Welle der Übelkeit übermannte sie. Hastig schloss sie ihre Augen wieder, als gelänge es ihr so dem Unwohlsein entkommen.

So einfach ließ sich ein Gefühl wie dieses und die Bilder und der Geruch, durch das es hervorgerufen worden war, aber nicht aussperren. Noch dazu fühlte sie sich ohnmächtig gegenüber der Tatsache, dass ihr entweder Minuten, Stunden oder eben Tage fehlten zwischen dem Gespräch im Tempel und ihrem Erwachen in dieser düsteren, verabscheuungswürdigen Umgebung.

Tanuri hatte nicht damit gerechnet, dass seine Worte sie tatsächlich auf sonderbare Weise trafen. Einen Schritt wich sie in ihrem kleinen Gefängnis zurück, das ihr ohnehin nicht viel Freiraum bot.

Mit einem ungewohnten Instinkt des Beschützens legte sie eine ihrer Hände auf ihren Bauchraum. Die Robe aber war frei von Blut und kein stechender oder brennender Schmerz verriet bei ihrer Berührung eine Verletzung. Wenigstens so viel Anstand besaß er, sie dahingehend nicht zu belügen.

Ihr Blick wendete sich in seine Richtung, als sie mit leiser, bedrohlicher Stimme sprach. "Ihr wagt es nicht, mich anzufassen." 

Nichts würde er bekommen, was ihr gehörte, solange sie am Leben war. Und würde er sich an ihrer Leiche vergreifen, würde er auch das bitterlich bereuen. Der Tod war nur eine Hürde, nicht aber ein Grenze, um Vergeltung auszuüben.
 
Tanuri näherte sich langsam der Gittertür und legte ihre Hände auf die bläulich schimmernden Stäbe. Ein leises Vibrieren ging von ihnen aus, als sie diese umfasste. Voller Zorn sah sie dieser Abscheulichkeit von Geschöpf, das mit dieser unverschämten und unangemessenen Selbstsicherheit dachte, Macht über sie zu haben, nur weil er sie hinter seinen magischen Gittern wusste, entgegen.
Wie.mutig.


"Das würde Euch gefallen, nicht wahr? Dass ich Euch anbete.“ Ein dünnes, von Abfälligkeit und Hass gezeichnetes Lächeln strich über ihren Mund hinweg.

„Habt Ihr wirklich so wenig Einfluss, dass es Euch nur durch Zwang gelingt Euch Unterwerfung zu sichern?" Fester griffen ihre Hände nach den Gitterstäben, so dass sich das Weiß ihrer Knöchel abzeichnete. Die schimmernde Farbe spiegelte sich in ihren von Feindseligkeit glänzenden Augen wider, während sie diese fest auf den Vampir fixiert hielt.

"Ihr wollt, dass ich Euch Gott nenne? Bitte, wenn es Euer Ego aufpoliert, tue ich Euch gerne diesen Gefallen.“ Fast schon spie Tanuri ihm in einem schneidenden Flüstern ihre Worte entgegen, die durchtränkt waren von der Missachtung, die sie für ihn empfand. „Wieder und immer wieder.“

„Lasst mich Euch den Gefallen erweisen und Euch über eine Sache aufklären: Ein Gott wird nicht durch den Namen zu einem Gott, sondern weil an ihn geglaubt wird. Weil sich ihm verschrieben wird. Mit Körper und Seel'. Was also hat diese Bezeichnung für eine Bedeutung, wenn sie nicht empfunden wird?"

Was genau es war, das er wollte, wusste sie immer noch nicht. Ihren Körper, ihren Willen oder einfach nur den Spaß daran, sein krankes Spiel zu spielen, sie mit der Gefangenschaft zu zermürben und ihr damit sehr deutlich vor Augen zu halten, dass sie seinen Befindlichkeiten und seiner Stimmung hilflos ausgeliefert war? Letzteres, das musste sie ihm wohl anerkennen, traf genau.

Seit langer Zeit, vielleicht sogar zum ersten Mal, spürte sie so etwas wie Angst. Angst nicht zurückzukehren und das zu verlieren, was sie gerade erst fand. So sehr sie noch vor kurzem die Flucht und Einsamkeit gesucht hatte und der trügerischen Finsternis in Kadirs Gewölben, die niemals lange währen konnte, die sie nie vollends zu fassen bekam und der sie trotzdem atemlos hinterherlief, in der Hoffnung, sie würde sie mit sich nehmen und nicht mehr freigeben, wollte sie genau das nicht mehr.

Denn etwas hatte sich geändert. Sie hatte etwas gesehen, was sie zuvor noch nie sah. Und das war es, woran sie sich festhielt... und was sie festhielt...


Die Gitterstäbe um sie herum mochten ihr eine Grenze der Freiheit setzen, sie auf beklemmende Weise einengen und ihr die Luft zum Atmen nehmen. Was sie ihr aber nicht nahmen, war das, was sie kurz zuvor fand und was ihr niemals jemand wieder entreißen würde. 

"Sagt mir, Landru…" Ihre Stimme senkte sich zu einem kalten, aber alles einnehmenden Tonfall, während sie sich dichter an die Gitterstäbe presste und zwischen diesen mit funkelnden Augen zu ihm sah.

"Was sagt Euer Gott des Blutes dazu, dass Ihr Euch über ihn erheben wollt?" 


 
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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Lorena
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#974

Beitrag: # 54339Beitrag Lorena »

In den Hallen der Legion des Schattens


Lorena störte sich nicht daran, dass Syndra in Begleitung des Kindes die Hallen betrat. Der Tod lauerte hinter jeder
Ecke und sollte Ogrimar ihrer Seele nicht selig sein, könnte selbst dieses Kind mit einem Wimpernzucken von ihm
dahingerafft werden. Außerdem schien das Blag eher fasziniert als verstört zu sein.



Vielmehr überraschte es die Eismagierin, wie hingebungsvoll sich Syndra um den Fremden kümmerte, der offenbar dem
Tod näherstand als dem Leben. Sie würde ihre Gildenschwester weder als besonders barmherzig, noch als sonderlich
hilfsbereit beschreiben. Was also hatte es mit dem Fremden auf sich? Noch bevor Lorena auf sich aufmerksam machte,
musterte sie ihrerseits den Greis mit aufmerksamen Blick, ob sie irgendein Erkennungsmerkmal entdecken konnte,
mit dem sie eine Verbindung zu der Erzmagierin herstellen konnte.



Beiläufig näherte sie sich wieder dem Ort des Geschehens, um mit Syndra einige Worte wechseln zu können.
„Was ist geschehen? Dieser Kerl sieht nicht gerade danach aus, als wäre er eines von Nymerias Spielkameraden.“
Waren jene gottlosen Geschöpfe doch zumeist eher mit zahlreichen Brandwunden übersäht, wenn das Gör der
Priesterin mit ihrer Art des ‘Spielens‘ fertig war.



Warum ihre Gildenschwester nun auch noch versuchte dem Fremden Wein einzuflößen, würde sich ihr vermutlich auch
erst im Nachgang erschließen. Schließlich sah es nicht so aus, als könnte Syndra damit die Zunge des Greises lockern.
„Hast du einen Verdacht, wer dahinterstecken könnte und wo der Mann herkommt?“



Zwar mochte das im Moment makaber erscheinen, aber vielleicht könnte die Inquisitorin diesen Tumult und die
Aufregung des Moments nutzen, um Syndra einige ihrer Gedanken zu entlocken. Schließlich galt es für Lorena ein
Tribunal vorzubereiten und wer könnte ihr mehr Informationen über den vermeintlichen Angeklagten liefern als
die Geliebte des Beschuldigten?



Allerdings kannte Lorena ihre Gildenschwester gut genug, um zu wissen, dass sie nicht einfach nur ein
geltungsbedürftiges Frauchen war, welches jegliche Loyalität vergessen würde, um sich mit den ihr vorliegenden
Informationen brüsten zu können, damit sie selbst im Mittelpunkt stehen konnte.



„Der Verursacher dieser Machtdemonstration, scheint uns entweder eine Nachricht schicken zu wollen oder will
beweisen, dass er es ernst meint.“
Immerhin waren die Verletzungen nicht mal eben mit einem Trank des
Vergessens geheilt. Konzentriert aber dennoch unauffällig, ließ die Eismagierin ihren Blick durch den Raum
schweifen, ob sie irgendwelche verdächtigen Handlungen unter den Burschen registrieren konnte.



 „Eins steht jedenfalls fest, es handelt sich definitiv nicht um einen Zufall, dass er ausgerechnet hierhergeschafft
wurde. Ich bin gespannt, was die Priesterin zu den aktuellen Ereignissen sagt, wenn sie heimkehrt.“


 

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~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~



❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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Gesichtsloser Erzaehler
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#975

Beitrag: # 54340Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Milla
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Sie musterte die jüngere eine Weile. Fast als wägte sie ab, ob Freya beliebte mit ihr Späße zu treiben. Es wirkte aber nicht so. Sollte es wirklich so sein, dass dieses Mädchen keine Ahnung hatte? Das sie nicht wusste, was sonst so weit bekannt war? Die Große Auktion, die Gräfin, die Juwelen. Es schien als wenn das Mädchen vor ihr aus einer völlig anderen Welt kam. Eine Welt in der sie einen Titel trug und scheinbar gut betucht war. Das wird nur hier nichts nützen. "Nicht diese Art Juwelen. Wir sind die Juwelen, Freya." Erklärte sie also erneut. "Ja. Sie verkauft uns. Die große Auktion ist für jeden der hier durch die Schule geht, die Chance auf ein gutes Leben." Nun ja wenn man an den richtigen oder die richtige Besitzerin gelangt. Das war eben das Glücksspiel, aber für viele war es besser woanders als hier bei der Gräfin.

"Auf der großen Auktion kommt das Land zusammen. Sie kommen von allen möglichen Orten. Aus der Wüste, aus den tiefen des Eises, aus dem Meer.. als würde sich die ganze Welt auf einen kleinen Punkt des Basars konzentrieren wo die Auktion stattfindet. Nur die lukrativsten Juwelen werden gehandelt und dabei meine ich kein toten Stein, sondern uns. Wir dienen, wir lernen zu dienen, wir sind Eigentum." Das ist nicht sonderlich erquickend, wenn man bedenkt das eigentlich nur jemand beschlossen hat, sie an die Gräfin zu verkaufen. So schnell kann man von frei zu unfrei werden. Wahrlich schwierig wird es sie zurück zu erlangen die Freiheit und das ohne viel Schaden an der eigenen Person zu nehmen, wenn man im Willen und Person beschnitten wird.

Die junge Frau schob sich zu Freya, wartet bis diese halbwegs ruhig lag. Die Hand näherte sich der Verletzung. Die goldenen Fäden die um die Finger rankten, suchen die Wunde. Freya spürt es, eine Wärme die durch die Haut dringt, in die Wunde und es beisst etwas, aber es beginnt schnell zu kribbeln und das brennen von Wunden, die aufgerissen waren weichen einem heilenden Jucken. Als würden diese Fäden wirklich reparieren was beschädigt wurde. Gleichsam zeigte sich aber auch der Preis für diese Heilkraft. Das Feuermal auf Millas Wange begann zu pulsieren, das Narbengeflecht zog sich weiter über die Gesichthälfte, verschlang halb die Nase und ein Teil des Mundwinkels, zog sich bis zur Schläfe hoch. Milla heilte nicht einfach. Sie nahm auf und kompensierte die Wunde als Narbe an ihrem Körper. Jede Heilung auf diese Art entstellt sie ein Stück mehr. Die Hand zog sich zurück. Das Mal das nun gut ein Drittel ihrer Gesichthälfte bedeckte hörte auf zu wachsen.

Sie lächelte verunglückt. "Es gibt kein zu Hause mehr. Du bist da zu Hause zu dem du gehörst. Wir sind .. unsichtbar in unseren Bedürfnissen. Ich hoffe sehr du verstehst schnell. Sie wird versuchen dich attraktiv für die Herren zu machen. Herren zahlen gut, wenn man jung und schön ist." Sie klang nicht mehr so begeistert. Fast etwas betrübt und kurz schien es als wollte sie noch mehr sagen, aber sie brachte es nicht über sich. Sie schluckte es förmlich herunter. Das war nichts für ein Mädchen, dass gerade alles verloren hatte. Sie wusste zwar nicht wie sich das anfühlte, dass hatte sie lange vergessen, aber es war bestimmt nicht schön.

"Die Herrin wird bald hier sein." Etwas schien erloschen in Millas Blick. War es die Erkenntnis das sie ein Stück an äußerlichen Wert verloren hatte. Das die Wahrscheinlichkeit auf ihre Auktion immer weniger wurde. Der Kater hat es vermutlich mit angesehen, aber Milla nimmt ihn nicht wahr. Sie wirkte ein wenig abwesend. Nur einen Moment bevor sie wieder ihr Lächeln zurück gewann.

Keinen Moment zu früh als man das Tocken des Gehstockes hörte. "Sie kommt.. " Flüstert Milla leise und es klang etwas anders, weil der Mund ein wenig unbeweglicher geworden ist. Sie richtete sich auf und klopfte auf ihre Kleidung glatt. Neben dem Sofa stehend, streckte sie bereits die Hände hervor, obwohl die Tür noch verschlossen war. "Na komm." Flüstert sie gen Freya und nickte ihr zu. Die Verletzung sollte ihr keine Probleme mehr machen.

Sie war geheilt.

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