(Neue Gilde)
Es war an einem schwülen Sommerabend, als die Dämmerung einsetzte. In der Mitte eines Steinkreises, irgendwo auf den Inseln Altheas, loderte ein kleines Feuer, auf einem Spieß briet ein gehäutetes Kaninchen.
Das Feuer spiegelte sich in der schwarzen Plattenrüstung eines Kriegers wider, der auf einer kargen hölzernen Sitzgelegenheit Platz genommen hatte.
Seinen Helm neben sich liegend, den Griff der Axt in die Erde gerammt, stützte sich der Krieger mit einem Arm auf seiner Zweihandaxt ab, mit der anderen hielt er eine Pfeife, an der er hin und wieder genüsslich zog und gedankenverloren in das prasselnde Feuer blickte.
„Die guten alten Zeiten, als es noch große und ehrbare Gilden gab“seufzte er „ach, was waren das für Zeiten...“ murmelte er leise vor sich hin, nicht wissend, dass ein weiterer Krieger in schwarzer Plattenrüstung sich zu ihm ans Feuer gesellt hatte.
„Du scheinst wieder in Gedanken versunken zu sein, nicht wahr, alter Freund?“ Bullwey schrak auf, als die Stimme wie aus dem Nichts ihn aus seinen Gedanken riss.
„Du warst wohl wieder in Gedanken, hm? Zumindest hast Du laut gedacht.“ Sandro, der andere Krieger, rückte etwas näher zu ihm auf, als Bullwey eine abwinkende Geste machte: „Das kann doch gar nicht sein...“ Er wendete seine Aufmerksamkeit dem Kaninchen über dem Feuer zu und drehte an dem Spieß, bevor es in Gefahr lief, zu verbrennen.
„Doch, doch! Du meintest, dass Du die alten Zeiten vermisst, als es noch die großen und ehrbaren Gilden gab.“ Erwiderte Sandro, worauf Bullwey nur mit den Schultern zuckte.
„Na ist doch auch wahr, es gibt keine achtbaren Gilden mehr, die Ogrimar treu ergeben sind und ihm so huldigen, wie er es verdient. Geschweige denn, seine Interessen vertritt! Alle bisherigen Gilden sind genauso schnell wieder im Erdboden versunken, wie sie erschienen sind.“ Murrte der Krieger.
Sandro überlegte kurz. „Da muss ich Dir wohl zustimmen... sang- und klanglos sind sie verschwunden. Aber ich frage Dich... wieso lässt Du Dich nicht einfach eine in die Grundbücher eintragen? Es bringt Dich nicht weiter, wenn Du Dir nur Gedanken darüber machst.“
Bullwey nickte. „Da magst Du schon recht haben, Sandro. Aber, ein bis zwei Krieger machen keine Gilde. Es gehören schon einige Mitstreiter mehr dazu.“
Sandro erhob seine Hände und zuckte knapp mit den Schultern: „Wenn Du Mitstreiter suchst, alter Freund, geh morgen in aller Früh in meinem Beisein auf den Markplatz und bringe dort ein Pergament an die große Tafel. Du wirst sehen, es gibt noch mehr, die sich nach der Gemeinschaft einer Gilde sehnen, als Du nun glauben magst. Jeder, der bereit ist an unserer Seite zu kämpfen, soll sich melden.“
Bei den Worten Sandros breitete sich ein breites Grinsen über das wettergegerbte Gesicht Bullweys aus. „So soll es geschehen. Aber zuerst...“ er nickte in Richtung des Kaninchens, nahm es vom Spieß und teilte es in zwei Teile, „lass uns Essen, mein Freund.“