Seite 1 von 1

#1

Verfasst: Fr 11. Feb 2011, 00:36
von Zorya
Da lag Sie nun der Abendstern gebettet in weiche Daunen, behütet durch zarte Weidengebinde.
Ein fliederfarbenes Gewand zierte den zerbrechlichen Körper der Erstgeborenen.
Schon in jungen Tagen war ihre Herkunft nicht zu verleugnen, smaragdene Augen noch ein wenig zu groß für das schmale marmorne Gesicht, fein geschwungen waren die Bögen ihrer Oberlippe.
Zorya war das Abbild der Sünde der Nacht, ihrer Mutter.
Das Fenster ihres Gemaches war nach Westen ausgerichtet, einen jeden Abend konnte sie den Wandel von Tage zur Nacht mit erleben.
Das kleine Mädchen liebte jene Stunden in denen die glühende Scheibe das Firmament in Flammen versetzte, all jene Erinnerungen den Nachklang des gesprochenen zu verbrennen gedachte.
Doch so bald die Sonne vom Horizont verschluckt wurde trauerte sie um die wärme um den Tag jener verstrichen war
die Zeit des Zwielichts war stetig der Trauer angedacht.
Doch hielt jene nicht all zu lang an, sobald die blasse silbrig-wirkende Scheibe des Mondes ihr Fenster ausfüllte, hieß sie jenen mit freudiger Erwartung willkommen.
Stille nichts als Stille verbreitete das kalte magische wirkende Licht, Schatten zerklüfteten die sonst so vertraute Landschaft.

Die Nacht hatte Zähne!

Dies wusste Sie genau denn wer sonst sollte die Angstschreie vieler dahin huschender Füße verursachen. Jäger und Gejagte nie hatte Zorya selbst erlebt was es hieß bei Nacht durch den Wald zu huschen ob sie der Jäger wäre oder doch eher die Gejagte sie wusste es nicht .
Einzig ihre Träume erlaubten ihr einen Einblick in die Geschehnisse der Nacht .
Schwarze Schwingen entfalteten sich in einer jeden Nacht, leise raschelten die Feder auf ihrem Kissen, kalte Winde griffen ihr unter die Schwingen und halfen ihr sich empor zu schwingen um mit den Winden um die Wette zu eifern.
Kein Gewinner kein Verlierer nur das Rascheln der Federn vereint mit dem Gesang des Windes.
Der Abendstern Schwarz auf Schwarz am Firmament.
Wie oft war Zorya so den Fesseln ihrer fleischlichen Hülle entronnen, noch immer war das kleine Mädchen an ihre Eltern und die Hilfe ihrer Amme gebunden, doch in jenen Nächten war sie frei.
So schlüpfte sie einen jeden Abend durch das Fenster, zerriss die zarten Spinnseindenen Fäden
um hinaus in die Wälder über Berge, Flüsse und Täler zu schweben. Nie war der Weg der selbige, stets entdeckte sie neue Wunder und begann zu verstehen und zu sehen was die Welt bereit hielt … doch das erwachen war stetig das selbige die Sonne kitzelte ihre Stupsnase, ein leises Niesen war aus ihrem Körbchen zu vernehmen ehe sie die Augen aufschlug. Zuerst wollte die Trauer ihr Herz zerreißen denn sie vermisste ihre Schwingen, den scharfen Schnabel, ihre Traumgestalt den Raben und das Gefühl des Windes unter nachtschwarzen Schwingen .