Willkommen im D4O-Forum
Wichtiger Hinweis für Benutzer die sich hier im Forum registrieren möchten :

Es gelten für den Benutzernamen die gleichen Regeln wie auch auf den Servern von D4O !! 

 In Zukunft werden Forenaccounts deren Namen nicht den Regeln entsprechen, kommentarlos gelöscht.

<<< Ihr findet die Forenregeln hier : Forenregeln / Leitfaden >>>

Hinweis: Aufgrund einer massiven Spam Account Schwemme, werden neue Accounts von einem Administrator freigeschaltet.
Dieses geschieht in der Regel Mo-Fr ab 17 Uhr, am Wochenende ab 9 Uhr. Bitte geduldet euch dann solange.
 

Sodom und Gehenna (Keine Teilnahme nach Absprache)

Hier könnt ihr eure Rollenspiele die den Server Purpurschuppe betreffen, weiterführen oder neue anfangen.
Forumsregeln
Bezgl. Urheberrecht

Bitte beachtet, das fremde Texte nicht so einfach benutzt werden dürfen. Es hilft auch nichts, wenn man die Namen ändert oder einzelne Wörter austauscht. Benutzt ihr für eure RP fremde Texte, muss eine Quellenangabe bzw. die Erlaubnis des Erstellers vorliegen.
Bei Verstoß dagegen erfolgen folgende Strafen :

1. Verstoß

Verwarnung des Users, sowie Löschung der auf das Urheberrecht bezogenen Texte

2. Verstoß

Forumsperre für ALLE Accounts des Users für 48 Stunden, sowie Löschung der auf das Urheberrecht bezogenen Texte

3. Verstoß

Dauerhafte Sperrung sämtlicher Forenaccounts des Users, sowie Löschung der auf das Urheberrecht bezogenen Texte

Dieses betrifft nur eure Accounts hier im Forum und nicht eure Spielaccounts für Die 4te Offenbarung.
Antworten
Benutzeravatar
Cifer Almasy
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 25
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 19:22

#1

Beitrag: # 39687Beitrag Cifer Almasy »

Achtung Achtung, schon wieder eine wichtige Durchsage.
Dieses RP spielt im Anschluss an Das letzte Abendmahl. Es spielt daher ebenfalls noch einige Jährchen in der Vergangenheit.
Wer also mitlesen will der beachtet das bitte.
Über PM's freu ich mich trotzdem immer. Auch wenn sie unnötig sind. Ich beiss auch so :)
_____________________________________________________________________________________


Mit Beharrlichkeit versucht die Sonne einem jungen Burschen namens Isaac die Arbeit an einem kleinen Floß so schwer zu machen wie es nur geht – es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich mit der Hand den Kopf zu bedecken. Seit Wochen arbeitete er nun schon mit seinem Kindheitsfreund und ständigen Begleiter Garet an diesem Prachtstück, doch heute würde der Tag sein, an dem die harte Arbeit endlich Früchte tragen würde.

Geboren in einem unbedeutenden Dorf zu Fuße eines alten Berges starteten die Zwei ihr Leben als simple Bauernjungen. Doch schon früh entbrannte in ihnen der Drang zu Größerem – Geschichten, Abenteuer, Helden sein.
Die gelegentliche Ausreise auf die mystische Jagd nach der verlorenen Katze von Tante Trudi war zwar eine willkommene Abwechslung zum Dorfleben, stillte den Durst nach der Welt jedoch nicht im Geringsten.
Doch wie es in den Geschichten aufstrebender junger Burschen niederen Hintergrundes nun einmal der Fall sein muss, ereignete sich eines Tages das Denkbare: Im kleinen örtlichen Gasthaus „gebratener Rattenschwanz“ fand sich ein fremder ein. Doch nicht irgendein Fremder: Ein wirklich mysteriöser Fremder. Mit Umhang!

Dieser lies in seinen Erzählungen von der Welt außerhalb der friedlichen Landwirtschaftswelt rein zufällig einige Hinweise auf ein fernes Land fallen. Astrachan. Ein kleiner Kontinent fernab der bekannten Zivilisation, auf dem sich magische Wesen nur so tummelten. In der Hauptstadt Nightwood gingen an der Seite von Menschen Elfen, Zwerge, Werwölfe, Vampire, Engel, Dämonen und weiß der Teufel (der sich sicherlich auch dort herum treiben würde) noch eins am hellichten Tage die Straßen auf und ab – und niemand scherte sich darum. Denn dort gehörte es zum Alltag.
Wie hätten sie da wiederstehen können?
Getrieben von Abenteuerlust und den wütenden Schreien ihrer Mütter brachen Isaac und Garet noch am selben Abend auf hinaus in die Ferne, den Beschreibungen des ominösen Mantelträgers folgend – mittellos. Aber frohen Mutes.

Die Hinreise gestaltete sich für Abenteuer üblich sehr viel schwieriger als erhofft, denn Astrachan ist zu allen Seiten von schweren Meeresströmungen umgeben, die jeglichen Versuch der Anreise mit einem sehr, sehr nassen Tod bestrafen. Um die Strömungen kurzzeitig zu besänftigen musste man ein ganz bestimmtes Lied kennen – denn nur es allein war in der Lage, den tobenden Meeresgott milde zu stimmen. Der einzige andere Weg, kannte man die geheime Melodie nicht, führte über einen Zwischenstopp – die Insel genannt „Insel der Neuankömmlinge“. Von ihrem Strand aus konnte man mit etwas Geschick und Glück über einige Umwege sämtliche Strömungen umschiffen – und sicher am Hafen von Nightwood andocken.

Wie als göttlicher Test für neue Helden gedacht bot die Insel all das, was das junge Abenteurer-herz begehrte – nur keinen Hafen oder fertige Boote. Jeder Neuling strandete genauso mittellos wie alle anderen auch, und musste sich Floß, Unterkunft und auch Schutz vor den wilden Tieren im Wald selbst erarbeiten. Denn einfach so in den Wald gehen und mal eben mit der Axt einige Bäume für den Floßbau schlagen erwies sich mit giftigen Tieren und blutrünstigen Bestien um einen herum als überraschend schwer – und die Axt musste man sich auch erst einmal irgendwo besorgen.
Bei den meisten zogen Wochen ins Land, bis die Weiterreise nach Nightwood endlich erfolgreich verlaufen könnte. Und bis es soweit war, sah ein blutjunger Neuankömmling bereits aus wie ein halber, gestählter Krieger.

Ein letzter Schlag mit dem Griff des selbst zusammengebastelten Streitkolbens. Die zur Festigung in Salzwasser eingelegten Lianen festgezogen – fertig. Mit einem breiten Grinsen bestaunen Isaac und Garet ihr Werk, bevor sie sich ungehalten und voller Vorfreude auch sofort mit einigen Beuteln voller Frischwasser und Früchten bepackt hinaus auf See wagen. Einige noch schwer arbeitende Neuankömmlinge am Strand Winken und Rufen ihnen Glückwünsche zu – wiederum andere erheben sich mit grimmiger Miene und stapfen voller Neid in den dichten Urwald, um den Beiden alsbald möglich folgen zu können.

Isaac und Garet haben Glück – ihre Seefahrt verläuft ohne Zwischenfälle. Manch anderen wurde die Fahrt nach wochenlangem Warten schließlich unglücklicherweise zum Verhängnis, wenn sie plötzlich Abtrieben und in den Strömungen verunglückten. Oder ein 30 Meter langer Kraken sich aus dem Meer erhob und sie mit Haut und Haaren zerfleischte. Sie hingegen verbringen ihre gesamte Reise sitzen auf dem Floß – darüber schwärmend, was sie wohl in der mystischen neuen Welt erwarten würde.
Liebe? Macht? Reichtum? Was würde aus ihnen werden? Legendäre Krieger? Mächtige Magier? Würde einer von ihnen vielleicht sogar in der Lage sein, den sagenumwobenen weißen Drachen zu erschlagen, der irgendwo auf der Insel sein Unwesen trieb?

Nach einer halben Tagesreise war es endlich soweit. Zitternd vor Aufregung setzten sie den Fuß auf den nassen Sand des Strandes. Die Stille um sie herum war majestätisch.
Hm. Laut ihren Angaben befand sich Nightwood direkt hinter dem kleinen Hügel am Ende des Sandstrandes. Wieso also hörten sie keine Stimmen oder wenigstens andere Anzeichen der Zivilisation? Gerade will sich Isaac zu seinem Freund umdrehen, um ihn auf die Merkwürdigkeit der beängstigenden Stille hinzuweisen, da streckt ihn auch schon ein Schlag auf den Hinterkopf zu Boden.

Sein Gesicht fällt in den weichen Sand – fast zeitgleich sieht er aus dem Augenwinkel Garet neben sich ebenso unsanft aufschlagen – offensichtlich bewusstlos. Röchelnd rollt sich Isaac auf den Rücken und erblickt den Grund für die unsanfte Begegnung von Mann und Sandstrand.
Über ihm steht mit zotteligen weißen Haaren und altbekanntem Mustergrinsen eine schlanke Figur in einer simplen Stoffhose und schwarzen Samthemd – Cifer.

Herzlich Willkommen in Nightwood meine tapferen Freunde.Wir freuen uns sehr über euren Besuch.“

Und somit endet die Geschichte von Isaac und Garet – und leitet das nächste Kapitel eines ganz anderen Gefährtengespannes ein.
Zuletzt geändert von Cifer Almasy am Sa 24. Aug 2013, 13:36, insgesamt 1-mal geändert.
Jede Maske findet irgendwann ihr Ende
Benutzeravatar
Nathalia
Kräuterkundiger / Kräuterkundige
Beiträge: 16
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 21:30

#2

Beitrag: # 39688Beitrag Nathalia »

Oren Lavie - Her morning elegance
Schallend breitet sich ihr Pfiff in den Gassen aus. Keine Reaktion folgt.
Enttäuscht beisst sie sich auf die Unterlippe. Sie schmollt.
Ein stechender Schmerz beginnt in ihrem Hinterkopf zu krabbeln.
Nicht schlimm.
Nervend.

Tief atmet sie durch. Dann beginnt sie mit schwingenden Armen zu laufen.
Jeder Schritt federt mehr als der vorherige. Es dauert nicht lange, dann springt sie mit jedem Satz.
Auf den blassen Lippen liegt ein friedliches Summen.
Sie schlendert durch die Straßen Nightwoods. Vor einigen Wochen wurde sie hergebracht.
Es gefällt ihr hier. Es ist friedlich.
Wenn auch traurig.
Niemand gesellte sich zu ihr, wenn sie ihren Ruf in die Nacht hinaus schickte.
Ungewohnt war es.


Die Häuser die sie zu allen Seiten sieht sind schwarz.
Verkohlt. Zerfallen.
Ab und an hört sie das Rumpeln von einstürzenden Balken.
Das Zerbrechen von Fenstern, die keinen Halt mehr haben.
Staubwolken schlagen ihr hier und da entgegen.
Kein Leben ist zu sehen.
Nur verkohlte Überreste. Leichen in den Straßen.
Der Schmerz wird schlimmer.


Das Summen wird lauter als sie den Dorfplatz erreicht. Kipa hatte ihr erzählt, dass sich hier einst so viele Bewohner tummelten, dass es unmöglich war, einen Überblick zu behalten.
Merkwürdig.
Ihre federnden Schritte geleiten sie weiter. Auf die Terrasse eines Gasthauses. Schuhe trägt sie nicht. Nur ein makelloses Kleid. Ganz in weiß.
Die verhältnismäßig unbeschadete Leiche einer Elfendame sitzt auf einem der Stühle. Sie hält das Ende ihres ehemaligen Glases noch in der linken Hand.
Ihr Tod kam plötzlich und ohne Gnade.
Wie überall.

So geschickt wie nur möglich entfernt Nathalia das Glas aus der Hand der Dame. Verstaut es in ihrem Kleid.
Sie tastet sämtliche Winkel ihres Kleides ab. Runzelt die Stirn. Sucht die Umgebung mit den Augen ab.
Der Schmerz zieht weiter zu den Seiten ihres Kopfes.
Etwas entfernt sieht sie auf dem Dorfplatz eine weitere Leiche liegen. Gelehnt gegen den Brunnen. Ein junger Mann. Freudig klatscht sie in die Hände. Tanzt mit ihren nackten Füßen herüber.
Ein ekelerregendes Geräusch. Brechende Knochen. Dann hält sie einen Finger der Leiche in der Hand.
Zurück zu der Elfendame und ihr die Gabe in die Hand gedrückt.
Zufrieden nickt Nathalia sich selbst Gewissheit zu und kichert freudig.
Tausch abgeschlossen.


Sie tänzelt weiter. Zum Stadtausgang. Richtung Strand.
Einige Felder und Wiesen liegen zwischen der Stadt und ihrem Ziel.
Kahle Felder. Verbrannte Wiesen. Asche.
Die Zerstörung hatte nicht nur die Stadt getroffen.
Etwas. Irgendetwas. Es hatte alles dem Erdboden gleich gemacht.
Das stechen erreicht die Stirn. Tränen stehen in ihren Augenwinkeln.
Sie hält sie zurück.
Auf den verkohlten Feldern wird ihr Summen lauter. Sie kichert weiter vor sich hin.
Eine einzelne Blume entdeckt sie zwischen den Spalten der aufgebrochenen Erde.
Wie lange ihr Kampf gegen die Zerstörung wohl schon dauerte?
Vorsichtig zieht Nathalia die Blüte samt Wurzeln aus der Erde.
Sie ist weiß wie ihr Kleid.
Sie legt sie in den Stumpf des soeben ertauschten Glases.
Das Geschenk vollendet tanzt sie es in der Hand haltend fröhlich weiter Richtung Strand.
Dreht sich hin und wieder einige Male.
Heute ist ein schöner Tag.


Sie erreicht schließlich den Sand. Neben all dem Schwarz um sie herum wirkt das matte Beige wie ein Kunstgemälde.
Vollkommen generisch. Langweilig. Doch für seine Umgebung – wunderschön. Intensiv. Einzigartig.
Immer schneller wirbelt sie auf Cifer zu, der soeben zwei Fische an Land gezogen zu haben schien.
Je näher sie ihm kommt, desto schneller scheint sie zu werden.
Schließlich hält sie vor ihm.
Sie atmet tief und schnell – aus der Puste. Als Vampir unmöglich.
Stolz hält sie ihm das Glas mit der Blume darin mit beiden Händen entgegen. Lächelt über beide Ohren hinweg.


"Ich habe alles gefunden, hier bitte.
Ich hoffe es reicht aus."

Ihre Wangen sind mit roten schlieren bedeckt. Die Tränen kann sie nicht länger zurück halten.
Sie rinnen ihr über die zum Lachen geweiteten Lippen.
Die Schmerzen sind unerträglich. Als würde ihr Kopf jeden Moment explodieren.

„Du hilfst mir doch, oder?“
Malkavianerin des Clans der Vampire
Öffne deine Augen für die Musik
Benutzeravatar
Kipa Saoshyant
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 22
Registriert: Mi 20. Jun 2012, 18:15

#3

Beitrag: # 39689Beitrag Kipa Saoshyant »

Scheppernd fällt ein gesammelter Berg aus Vasen, Gläsern und anderen Nippes zu Boden um sich in Form tausender Scherben auf Selbigen zu verteilen. Die Transportmission ist eindeutig schief gelaufen und mit einer gekonnten Drehung konnte man den Übeltäter aus machen - ein Dachziegel. Resigniert schwenkte das Blickfeld zur Decke in welcher ein babygroßes Loch klaffte. Ja auch dieser Ort war ein Schauplatz der Überfälle gewesen und Kipa tat das einzig wichtige und richtige. Für ein gewisses Maß an ‚Daheim‘ sorgen. Ohne ein Übermaß an Mimik in seinem Gesicht suchte er sich Kehrschaufel und Besen um den Scherbenhaufen schnell zu beseitigen.
Mit der Schippe voll Glas und Keramiken begab er sich zur Tür, welche wohl eine unsanfte Begegnung mit einer Axt erlebt hatte. Der Türknauf war zum Glück noch unversehrt und obwohl man auch ohne Probleme durch die Lücke hätte schreiten können zog er es vor wie immer die Tür per manus zu öffnen.

Im Vorhof zeigte sich noch einmal das gesamte Trauerspiel. Die einst so glänzende Stadt lag nun unter lokal verdichteten Rauchdecken und der ebenso süße wie schauderhafte Duft der Verwesung schlug wellenartig mit dem Wind über einen hinweg.
Schon immer hatte Nightwood mit Angriffen auf die Stadt zu kämpfen, doch dieses Mal war die Übermacht wohl zu groß. Niemals hätte er damit gerechnet als man zusammen über das Meer schipperte. Alles wirkte so friedlich auf hoher See, wenn man von der Seekrankheit von Grommit und Ronak absah. Denn Sie allein störten das einschläfernde Rauschen der Wellen mit dem Gebrüll von wilden Bestien … nicht anders klangen sie, als sie über die Reling gebeugt da hingen.

Stillschweigend entleerte er die Schaufel über die Gartenmauer und lies seinen Blick über die Stadt wandern. Am Ufer erkannte er gerade noch so die Silhouette von Cifer und Nathalia welche es sich vermutlich am Strand gemütlich machten. Doch wie viel Leben tummelte sich noch zwischen all den Trümmern? Neben den leicht zerbrechlichen Menschen und Elfen befanden sich ja auch robustere Wesen auf den Straßen. Doch die wenigen Vampire waren wohl dem Feuer zum Opfer gefallen und die Schlachthungrigen wurden wohl gesättigt. Wenn man all diese von der Bevölkerung abzog blieben nur noch die Hausfrauen, Bauern, eine Hand voll Aristokraten und Gelehrter und Kinder. Diese wurden wenn möglich evakuiert oder sind geflohen.
Undenkbar dass dieses Örtchen in den nächsten Monden neu besiedelt werden würde. Eher würde es zu einer Geisterstadt verfallen in die sich nur hin und wieder Schaulustige oder finsteres Gesindel verirrte.

Die Augen zurück auf das Haus gerichtet entlockte ihm das Bühnenbild nun doch einen kurzen Seufzer. Der weiße Marmor war geschwärzt vom Feuer des Nachbarhauses, welches beinah bis auf die Grundmauern niedergebrannt war. Alle Fenster im Untergeschoss und die meisten in den oberen Etagen waren zerstört. Der rechte Seitenflügel war wohl nach einer Explosion vollends zusammen gebrochen und alles was noch von Wert war wurde geplündert.
Wirtschaftlicher Totalschaden.

Glück im Unglück war, dass die Widersacher Nightwoods den Zugang zum Keller entweder nicht fanden, oder aber nicht überwinden konnten. Das Labor war noch intakt, wenn man von umgefallenen Gläsern und Mixturen absah. Doch darum bemühten sich bereits Grommit und Ronak. Schon bald sollte seine Kammer wieder vollends Einsatzbereit sein. Im Grunde ging es ja auch nur darum nicht bei jedem Schritt über etwas zu stolpern oder sich etwas einzutreten. Man musste nur kurz durchfegen und wischen. Sozusagen das Fachgebiet der Gehirnbeschränkten Muskelberge mit Herz.
Schon fast keimte ein Funke von Mitleid für Nathalia auf, wenn er daran dachte was alles nötig war um dem Geheimnis der anderen Bluttrinker zu erkunden. Schließlich hatte man sich auf der Schiffsreise besser kennen gelernt und auch wenn es mehr als nur oft anstrengend mit ihr war, so konnte man nicht leugnen dass ein gewisses Maß an Grundsympathie entstand.
Keinen Gedanken daran verschwenden Kipa! Der Zweck heiligt die Mittel und du tust dies alles nur für ein gutes –wenn auch egoistisches– Ziel.
Benutzeravatar
Cifer Almasy
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 25
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 19:22

#4

Beitrag: # 39695Beitrag Cifer Almasy »

Als Nathalia sich am Strand einfindet ist es um die beiden jungen Abenteurer bereits Nacht geworden – im doppelten Sinne. Die Sonne hatte sich hinter der Schützenden Linie des Horizontes verkrochen und Isaac befand sich bereits auf dem Weg zu seinen längst verstorbenen Ahnen. Und Garet… nun… Kipa würde sich seiner sicherlich dankend annehmen.
Wie eine Elster durchstöbert Cifer die Taschen des Hinterbliebenen – findet jedoch nichts, was auch nur im Geringsten von Nutzen wäre. Eine Tatsache, die nicht überraschte, bedachte man den Ursprungsort der neuen Fracht.
Frisch von der Insel entflohen besaßen die Neuankömmlinge nur in den seltensten Fällen mehr als die drei nächtlichen Bewo… Besetzer Nightwoods.

Besagte Insel hatte sich für eben jene jedoch schnell als wahre Fundgrube herausgestellt. Seit einigen Wochen befand man sich jetzt schon in der kargen Einöde, die einst vor blutgefüllten Wesen nur so wimmelte. Doch jetzt – ja, jetzt hatte man es als hungriger Nager der Nacht ausgesprochen schwer, etwas Trinkbares aufzutreiben.
Da kamen die Neuankömmlinge, die fast täglich in kleinen Grüppchen hinüber schipperten, wie bestellt.
Da diese ebenfalls die für Sterbliche durchaus verständliche Angewohnheit hatten, tagsüber ihre Floßreise anzutreten, kamen so gut wie alle ebenfalls zum gleichen Zeitpunkt an – bei Einbruch der Dunkelheit.
So musste Cifer schlicht jeden Abend für einige wenige Stunden am Strand Wache halten…
… und die Bestellung entgegen nehmen, wenn sie an der Tür klingelte.

Als er sich von seiner erfolglosen Plünderung wieder in den Stand erhebt, erkennt er auch schon Nathalia den Hügel hinuntertanzen. Die Rauchschwaden, die von überall hinter besagtem Hügel aufstiegen, waren für das menschliche Auge bei Nacht kaum zu erkennen. Für seine übernatürlichen Sinne jedoch, wirkte der Anblick schon nahezu… wie sollte er es ausdrücken….
…traurig.
Wie definiert man Heimat? Cifer stammte nicht von hier, ebenso wenig wie Kipa. Bei Nightwood handelte es sich ebenso wie bei Althea und einigen anderen Reisestationen eben nur um das – Reisestationen. Irgendwie hatte es einen vor geraumer Zeit hierher verschlagen und man blieb aufgrund zahlreicher Gründe, bevor man wegen weiterer Gründe irgendwann wieder abreiste.
Dennoch war die Bindung zu diesem Ort kaum abzustreiten.
Von allen bereisten Gegenden, war diese wohl die, die „Heimat“ am nächsten kam.

Was genau der Grund für die Zerstörung war, konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sagen. Es schien so, als hätte sich das Unglück schon Monate vor ihrer Rückreise zugetragen. Und auch die genaue Ursache war schwer festzustellen – denn zwar fanden sich eindeutige Spuren schwerer Kämpfe all überall um die Stadtmauern und innerhalb der äußeren Bezirke.
Doch inmitten der Stadt sah es anders aus.
Es gab keine Anzeichen auch nur eines geringsten Kampfes. Es schien so, als wären wie durch ein Fingerschnippen sämtliche Bewohner einfach tot zusammen gesackt.
Als hätte man den Stecker gezogen.
Und Nightwood wie aus dem Nichts heraus einfach von der Erdoberfläche gelöscht.
Alles was zurückblieb, war diese verkohlte Einöde, und Leichen, die reglos in zurecht gemachten Betten lagen, oder noch mit dem Besen in der Hand auf dem Wohnzimmerboden.

Doch für weitere Melancholie blieb keine Zeit, denn schon fand sich Nathalia endgültig vor ihm ein, ihm ein zerbrochenes Weinglas mit einer Blume darin unter die Nase haltend.
Fast wäre ihm ein leichtes Lächeln entfleucht, als er sie da so vor sich stehen sah. Vollkommen von sich überzeugt und sichtlich froh darüber, einen wichtigen Auftrag nach Möglichkeit bewältigt zu haben. So wie er sie kannte, hatte sie sicherlich Stunden damit zugebracht, die Stadt nach diesem Kleinod abzusuchen.

Dumm nur, dass er Nathalia niemals auf irgendeine Suche geschickt hatte. Was hätte er mit diesem Müll denn auch schon groß anfangen können?

Vielen Dank junge Dame.

Dennoch spielt er mit.
Sich mit der linken Hand einige Blutspritzerchen des jungen Isaac aus dem Mundwinkel wischend, nimmt er mit der Rechten das fragwürdige Questitem entgegen und verstaut es in seiner Brusttasche. Sofort schneiden ihm die scharfen Kanten des zerbrochenen Glases in den Brustkorb – aber das muss man sich ja nicht anmerken lassen. Mit einem vampirischen Körper konnte es ihm ohnehin egal sein, da alles im Nu verheilen würde, sobald man Zuhause war.
Nachdem die Hand nun wieder frei ist, legt er Nathalia wie als lobende Geste die flache Hand auf den Kopf und hält einige Sekunden inne.

Das sollte reichen. Wir gehen.

Noch einmal bücken um sich den bewusstlosen Garet über die Schulter zu werfen wie einen nassen Sandsack macht er sich auf den Weg über den Strand hinweg und den Hügel hinauf, zurück in Richtung Eigenheim, wo Kipa die beiden sicherlich bereits sehnsüchtig erwartete.
Jede Maske findet irgendwann ihr Ende
Benutzeravatar
Nathalia
Kräuterkundiger / Kräuterkundige
Beiträge: 16
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 21:30

#5

Beitrag: # 39702Beitrag Nathalia »

Paramore - One of those crazy girls
[color=#8000BF]Sie klatscht begeistert in die Hände als Cifer ihr Geschenk entgegen nimmt. Das Blut, das aus ihren Augen rinnt, tropft ihr auf den Handrücken. Die Schmerzen gewannen mit jeder Sekunde an Intensität. Sie war es gewohnt, unter ihrem Wahn zu leiden. Doch so schlimm wie in diesem Moment - So stark waren die Schmerzen selten. Cifer streckt die Hand nach ihr aus. Sie senkt sofort den Kopf.[/color] [color=#0000BF]Ihr Grinsen wird breiter. Schelmisch. Sie faltet die Hände hinter dem Kopf zusammen. Ihre Schritte werden länger, den Blick richtet sie gespielt heroisch gen Himmel. Sie ahmt Cifers übliche Art des Herumstolzierens nach – überzeugend.[/color] [color=#0080FF]„Ich könnte ihn uns einfach folgen lassen, weißt du, Cifer?“ „Du musst ihn nicht tragen, ich kann das übernehmen.“[/color] [color=#0000BF]Sie geht nicht davon aus, dass er annimmt. So gut kannte sie ihn mittlerweile schon. Zugegebenermaßen keine Kunst. Er war leicht zu durchschauen.[/color] [color=#408040]Ihre Hände greifen nach seinem Gesicht. Sie muss sich auf die Zehenspitzen stellen. An den Wangen vorbei tasten ihre Finger unter den Ohren den Kiefer entlang. Sie suchte den Ort, an dem sich diese elendige Maske herunterreisen lies. Finden kann sie nichts. Ihr Griff wird fester. Sie nähert sich ihm. Als sie nah genug ist, pfeift sie ihm ins Ohr. Schrill. Laut. Cifer würde auf dem Boden zusammensacken. Als hätte man ihm beide Beine gebrochen. Vielleicht röchelt er auch etwas Blut. Das würde sich noch zeigen. [/color] [color=#BF0040]Ohne auf Garet zu achten stützt sie ihn mit dem Arm um ihre Schulter, führt ihn weiter Richtung Haus. Als wäre nichts geschehen leitet sie ihn weiter voran, summt fröhlich vor sich hin.[/color] [color=#FF0000]„Du kannst froh sein, dass ich mich um dich kümmere, Cifer.“[/color] [color=#BF0040]Sie lächelt ihn unschuldig unter seinem Arm heraus an.[/color] [color=#FF0000]„Ich kümmere mich um dich, sobald wir ankommen.“[/color] [color=#BF0040]Ihr lächeln wird breiter. Sie pfeift erneut. Cifers Schmerzen vervielfachen sich.[/color] [color=#FF0000]„Du hast mir ja auch geholfen.“[/color][align=right][color=#008000]In dem Moment, als seine Hand ihren Kopf berührt, verschwindet jeglicher Schmerz. Wie weggeblasen ist das Stechen, als hätte es von Beginn an nie existiert. Cifer stolziert los. Sie folgt ihm auf den Fuß, wie so oft summend. Wie ein neugieriges Kind begutachtet sie ihn von der Seite. Selbst den Oberkörper beugt sie etwas nach vorne.[/color] [color=#00BF00]„Ich bin nicht verrückt, weißt du“ flüstert sie.[/color] [color=#008000]Danach lächelt sie ihn wieder breit an. Ihre Stimme gewinnt an Lautstärke.[/color] [color=#00BF00]„Nur einzigartig“ ergänzt sie. „Aber nicht verrückt.“[/color] [color=#FF0000]„Ich würde euch wirklich gerne etwas besser kennen lernen, weißt du? Verstehst du das?“[/color] [color=#800000]Sie passieren die Stadtgrenze. Der Geruch des Todes wird intensiver. Eindringlicher.[/color] [color=#FF0000]„Manchmal habe ich das Gefühl, dass ihr mich nicht als gleichwertig anseht.“[/color] [color=#800000]Sie nimmt die Arme hinter dem Kopf hervor. In ihren Augen funkelt etwas.[/color] [color=#FF0000]„Ich bin stets ehrlich zu dir Cifer. Ich befürchte, du schätzt das nicht.“[/color] [color=#800000]Mit einer Drehung stellt sie sich vor ihn, bäumt sich auf.[/color] [color=#FF0000]„Behandele mich nicht wie ein Kind. Ich kenne dich.“ „Ich kenne dich besser als du dich selbst kennst.“ „Tu nicht so als wäre ich verrückt.“[/color] [color=#800080]Sie legt die Hand auf seinen Kopf. In ihren Augen spiegelt sich aufrichtiges Mitleid.[/color] [color=#8000FF]„Das wollte ich nicht. Wirklich. Es ist mir so herausgerutscht. Es tut mir leid.“[/color] [color=#800080]Die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus. Sie geht vor ihm auf die Knie. In ihren Augen stehen wieder Tränen, jedoch nicht vor Schmerz.[/color] [color=#8000FF]„Ich weiß nicht was mich dazu getrieben hat, wirklich.“[/color] [color=#800080]Sie greift nach seinen Schultern, hilft ihm hoch. Garets bewusstloser Körper bleibt zurück.[/color] [color=#8000FF]„Aber ich bin nicht verrückt, hörst du?“[/color] [color=#800080]Sie beisst sich auf die Unterlippe.[/color] [color=#0000BF]Schließlicht erreichen sie das Haus. Kipa begutachtet voller Trauer die Überreste. Doch keine Zeit.[/color] [color=#00BFFF]„Ich glaube er ist erkältet“ lacht sie Kipa fröhlich entgegen, als sie mit Cifer an ihm vorbei zieht. „Ich werde ihn im Auge behalten. Sorg dich nicht weiter um ihn. Vertrau mir.“[/color] [color=#0000BF]Sie ballt die freie Hand zur Faust. Cifer entfährt ein blutiges Röcheln. Die Treppen empor, die Tür hinein und die erste Tür links. Sie wirft ihn schon fast auf die Überreste eines Bettes. Sie selbst setzt sich daneben auf einen Stuhl. Eine ehemalige Decke zieht sie über ihn[/color].[/align]

„Ich hoffe du weißt, dass ich es nur gut meine. Du hilfst mir so oft, wenn ich leide.
Jetzt kann ich mich endlich dafür revanchieren. Zur Abwechslung dir helfen.“

Ihr Blick fällt auf den Boden. Sie spielt nervös mit den Fingern.
Wäre sie ein Mensch, würde sie jetzt wohl rot werden.
„Du denkst bestimmt, ich bin verrückt, oder?“
Sie lacht schüchtern auf. Pfeift erneut.
Cifers Schmerzen lassen nach.
„Vielleicht..“
Malkavianerin des Clans der Vampire
Öffne deine Augen für die Musik
Benutzeravatar
Kipa Saoshyant
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 22
Registriert: Mi 20. Jun 2012, 18:15

#6

Beitrag: # 39725Beitrag Kipa Saoshyant »

Seinem Alter gemäß hatte er sich auf einen Schaukelstuhl im Garten gesetzt. Auch wenn dieser halb eingewachsen und vom Wetter angegriffen war bot er einen formidablen Überblick. Leider fehlten die frohlockend hüpfenden Kinder, welche man zu mehr Ruhe ermahnen konnte. Wie gesagt, man kann nicht alles haben.

Die gespenstige Ruhe um ihn herum hätte ihn beinah zu einem Nickerchen verführt. Dieses konnte er jedoch damit vertreiben ein Auge auf den wandernden Cifer mit seinem Schoßhündchen zu werfen. Was er wohl dieses Mal wieder vom Strand mitbrachte? Muscheln, kleine Krebse oder gar einen Mensch? Ja, es musste wohl ein Mensch sein, oder ein ganzer Sack voller Seefrüchte, welchen er über die Schultern geworfen hatte.
Was dann geschah weckte in ihm dann doch leichtes Unbehagen. Unscharf konnte er nur erahnen was sich dort hinten abspielte. Er sah wie sich die Umrisse von Nathalia und Cifer annäherten, bevor die größere Gestalt einknickte. War Cifer zu alt und zu gebrechlich geworden, als dass er noch einen Menschen schultern konnte? Fraglich.
Da ihm voreilige Schlüsse nicht lagen entschied er sich für die menschlichste aller Reaktionen. Abwarten und gucken was passiert.

Mit dieser Haltung dauerte es nicht lang, bis das einzigartige Fräulein mit Herren Almasy die Bühne betrat. Ja er wirkte wirklich wie ein alter Mann den man stützen müsste und irgendwie schien er auch mit der Gesamtsituation unzufrieden. Woran Kipa das merkte? Nun vielleicht an den röchelnden Lauten und den Blutstropfen, welche seiner Kehle entwichen oder was viel wahrscheinlicher war: Cifer soll seine Beute zurück gelassen haben?! Denn die Wege Cifers und seines Mitbringsels trennten sich just in dem Moment als Kipa Zeuge von Nathalias Annäherungsversuch war.
Ein fataler Fehler –wenn man von der Notlüge mit der Erkältung absah. Denn wie jeder wusste hat der schwarze Prinz mit den Silberhaaren noch nie etwas verkommen lassen.

Die Skepsisaugenbraue höher als die andere gezogen, verfolgte Kipa die Wege seiner Mitbewohner aus dem Augenwinkel heraus und fragte sich wie er dieses diffizile Thema ansprechen konnte. In solchen Zeiten bedarf es einem hohen Maß an Taktgefühl, Zurückhaltung und Feingefühl.

_ _ _ _ _ _ _

„Was treibt ihr zwei Hübschen denn hier?“

Kam es auch schon über seine Lippen als er sich im Fensterrahmen kniend am Zimmer der Turteltauben wiederfand. Endlich hatten die zerstörten Fenster einen Sinn, denn sonst hätte er auf einen weniger spektakulären Auftritt durch die Tür zurückgreifen müssen.
Sich mit einer Hand am Rahmen abdrückend schwang er sich auch schon hinein und landete auf den knackenden Dielen. Die Hände auf Höhe der Nieren hinter dem Rücken verschränkt schlenderte er zu Cifers Ruhestätte und beugte sich über ihn.

„Alter Freund, du siehst wahrlich mitgenommen aus. Sag kann ich dir etwas Gutes tun? Gleichwohl du ein so reizendes Weib an deiner Seite hast.“

Ja man spürte die überschäumende, fast unerträgliche Sorge um seinen besten Freund. Aber ernsthaft jetzt. Cifer war wohl der zähste Hund, welchen die Menschheit je gesehen hatte. Sorge oder Mitleid waren also mehr oder minder fehl am Platz. Im schlimmsten Fall bedarf es nur den geschundenen Überresten von ihm und fünf bis zwanzig Liter Blut. Beides vermengt man gut in einem Sarg und lässt dies für drei Tage im Keller durchziehen. Schnell noch ein paar Kleidungsstücke darüber gestreut und e vola man hat den alten, kalten Hund wieder.

Viel mehr Sorgen machte er sich um Nathalia. Denn langsam aber sicher beschlich ihn das Gefühl, dass sie nicht mehr ganz alle beisammen hatte und somit eine potentielle Gefahr darstellte. Freilich werden alle Vampire mit der Zeit etwas sonderbar und eigenwillig, aber so wie sie sich manchmal aufführte müsste sie schon älter sein als das Leben auf dieser wundervollen Welt.
Benutzeravatar
Cifer Almasy
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 25
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 19:22

#7

Beitrag: # 39756Beitrag Cifer Almasy »

Mehrere Jahrhunderte an Lebenszeit – die man nicht einmal in Isolation, sondern in Begleitung zahlreicher unterschiedlicher Charaktere zugebracht hatte – sorgten dafür, dass man ein gewisses Grad an Geduld entwickelt hatte. Für sein ausgeglichenes Gemüt und den Galgenhumor, den er selbst in den schlimmsten Situationen noch zu wahren wusste – ja, dafür war Cifer bekannt.
Doch irgendwo gab es dennoch eine feine Grenze, die man nicht zu oft überschreiten sollte.

Gerade noch war er mit der Tagesration auf dem Weg zurück zu seinem untreuen Begleiter, da reisst ihn Nathalia mit ihren immer wieder beeindruckenden Fähigkeiten auch schon zu Boden. Ein brodelnder Schmerz, wie er ihn selten erlebt hatte, frisst sich elegant durch seine Eingeweide – herrlich. So startet man doch gerne in die Nacht.
Letztendlich findet er sich im Bett liegend wieder. Der Schmerz verschwindet nach und nach – als sie ihre Rede beendet, kommt es ihm fast so vor, als wäre nie etwas gewesen.
Wenn da nicht unser lieber Graf Zahl wieder sein bespitztes Maul zu öffnen wüsste.

Nathalia, Liebes. Es wird Zeit. Du solltest schon vorgehen.“

Sein Blick in ihre Richtung ist eindringlich als er sich langsam im Bett aufrichtet und die Füße auf den Boden setzt, ohne sich von der Bettkante zu erheben. Nathalia würde auf ihn hören und aus dem Raum spazieren, egal ob glücklich oder nicht. Die Prozedur hatten sie schließlich über die letzten Wochen hinweg bereits so oft einstudiert, dass sie selbst durch ihre wirren Gedankengänge hindurchdrang.
Als sich die Tür – wenn man sie denn noch als solche bezeichnen konnte – hinter ihr schließt, erhebt sich Cifer gemächlich vom Bett. Sein Blick fällt in Richtung Kipa.
Im Gegensatz zu sonst liegt jedoch nichts Schelmisches oder gar Belustigtes in seinen Augen – die ernste Ausstrahlung, die sich nun darin widerspiegelte, war eher ungewöhnlich für ihn. Und aus den seltenen Situationen in denen dies zuvor der Fall war, sollte Kipa wissen, dass mit ihm nun nicht mehr zu spaßen war.

Ausgesprochen witzig, Kipa. Wirklich. Ich bin entzückt.“

Mit der rechten Hand und ohne auch nur das geringste, typische Cifergrinsen auf den Lippen greift seine Hand nach dem kleinen Rattenfänger und packt diesen am Kragen, um ihn ruckartig bis auf wenige Centimeter vor das eigene Gesicht zu ziehen. Da er ihn nun genau vor sich stehen hatte, kommt der Größenunterschied der beiden Vampire umso mehr zu Geltung – nicht bedeutend groß, aber trotzdem auffällig. Von oben herab blickt Cifer seinem Freund direkt in die Augen, ohne auch nur eine einzige Miene zu verziehen.

Muss ich dich daran erinnern, was genau wir hier tun?
Ich weise dich jetzt freundlich darauf hin – ein einziges Mal.
Ich habe es satt, meine Zeit weiter zu verschwenden.
Deshalb rate ich dir dringend – mein Freund - , mehr Zeit in deine Pflichten zu investieren, als in deine süßen häuslichen Dekorationen.
Sonst werde ich dir zeigen, was Ich witzig finde
.“

Erneut bleibt der passende Moment für ein typisches Cifergrinsen ungenutzt – es scheint ihm wirklich ernst zu sein. Seine Stimme klingt drohend und kalt, wie es bei ihm seit seinen wilderen Zeiten selten der Fall war.
Sein Griff löst sich, jedoch nicht ohne dem Komparsen einen kleinen Schubs mitzugeben. Mit einem Seufzen fährt sich Cifer schließlich mit der nun wieder freien Hand durch die Haare.

Klar soweit?“

Endlich zeichnet sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen ab. Einladend und freundlich ist jedoch anders – es wirkt zwar authentisch, jedoch eher beunruhigend als aufheiternd, bedenkt man seine vorherigen Worte.

Ausgezeichnet.“

Im Vorbeigehen klopft er Kipa aufheiternd – oder so – auf die Schulter, bevor er durch dieselbe Tür wie Nathalia aus dem Raum schreitet. Seine Schritte führen ihn hinunter Richtung Keller, dorthin, wo sich ihr ehemaliges Labor befand. Nathalia würde sich dort hoffentlich schon brav eingefunden haben.
Schade eigentlich.
Er konnte die Grundsympathie, die sich trotz ihrer offensichtlichen Macken zu ihr entwickelt hatte, nicht abstreiten. Da kam man einfach nicht umhin, das Folgende zu bedauern.
Jede Maske findet irgendwann ihr Ende
Benutzeravatar
Kipa Saoshyant
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 22
Registriert: Mi 20. Jun 2012, 18:15

#8

Beitrag: # 39768Beitrag Kipa Saoshyant »

Da hatte wohl jemand einen Miesepeter zum Frühstück gehabt – aber was für einen. Selten hatte er seinen Kumpanen so in Rage erlebt und Kipa hätte schwören können, dass er ein leichtes Knacken an Cifers Maske hören konnte. Aber was half es? Mit den Handflächen schnell die Kleidung gerafft murmelte er noch ein paar halbherzige Flüche in seinen nicht vorhandenen Bart.
Die Hände schließlich vor der Brust überkreuzt flaniert er etwas langsamer als sein Vorläufer gen Untergeschoss. Nur eine Frage blieb trotz des geplanten Desinteresses bestehen. Warum gerade jetzt? Was ließ den Herren Almasy gerade heute, in dieser Stunde so aus dem Raster fallen? Lief ihm etwa die Zeit weg? – Hier bitte Zeit für einen Schenkelklopfer einplanen –

Thema Numero eins, die Frage nach Cifers Gründen, erfolglos abgehackt. Doch schon brannten tausende Ideen für Thema zwei in seinem Kopf. Hier war die Frage einzig und allein wie man aus einem einzelnen Exemplar der extranightwoodschen Vampire so viel wie möglich an Informationen heraus bekommen könnte. Der Körper war zwar mindestens so robust wie der ihre, aber der Geist stellte zumindest bei Nathalia die größte Schwachstelle dar. Aber warum ist dies so, was für Unterschiede in der Anatomie gab es sonst noch? All diese Frage und noch viel mehr musste er möglichst schnell, exakt und schonend aus ihr heraus kitzeln.
Vergleichswerte hatte er genug, denn -wie er hoffentlich einst Gott beichten muss- hat er unzählige Einwohner dieser Stadt gewandelt, nur um sie für Versuche zu nutzen. Freilich handelte es sich um ausgewählte Kaninchen welche entweder:
nie vermisst werden würden
der Gesellschaft unzumutbar waren
bereits selbst das Leben aufgegeben hatten
oder ihm nicht als Nachbarn zusagten,
aber dennoch würden viele Menschen meinen, dass dies ethisch gesehen recht unmoralisch war.

Ein scharfen Gedankenschnitt und schon gelangte er zum Eingang des Labors. In den hinteren Zimmern hörte man noch Grommit und Ronak schuften, jedoch schien der vordere, wichtigere Bereich bereits fertig gesäubert. Mit einem kleinen Schritt für ihn, aber einen lebensentscheidend großen für Nathalia, trat er durch die steinerne Bogenpforte und winkte die Anwesenden herein.

„Bitte treten sie näher meine Damen und Herren.“

Fast schon närrisch wartete er bis die Beiden ihm folgten, um seine kleine Führung zu beginnen.
Die Arme hinter dem Rücken verschränkt erhob er sie nur an bestimmten Positionen, damit er seinen Erklärungen eine Richtung geben konnte.

„Mit einem Blick auf die Sternenkarte eröffne ich unseren kleinen Ausflug und sogleich schwenken wir hinüber zu …“

Unaufhörlich begann er alles zu beschreiben, was sie in den Katakomben fanden, doch im Grunde sollte dies nur den Zweck haben Nathalia weitestgehend zu beschäftigen, damit man sie sicher zu den Zellen bringen konnte.

„… Links von Ihnen erkennen Sie die Vorratskammer für alle möglichen Kräuter und Pflanzen aus der Umgebung. Gegenüber sehen Sie eine Veredelungsstrecke mit Feuerzonen, einer Destille und mehreren Gläsern. Im Falle eines Notfalles gibt es nur einen Weg in die Freiheit, welcher ebenso als Eingang dient.
Doch nun möchte ich mich etwas zurückhalten und Ihr könnt auf eigenen Weg etwas umher laufen.“


Nicht gerade zufällig hielt er die Gruppe in der Nähe eines kleinen Wandbrunnens an, welcher vom Grundwasser gespeist wurde und das Wasser durch den Rachen eines Speiers in eine kesselgroße Ziegelsteinwanne laufen ließ. Denn wenn er eines über diese Frau wusste, dann das sie von dem quellenden Nass magisch angezogen schien. Wie bei einer Mücke und Kerzenschein dauerte es nicht lang, bis sie sich von Cifer und Kipa entfernte, damit diese ein paar Sekunden für sich hatten.

„Hat dir der Ablauf gefallen alter Freund?“

Fragte er scherzhaft ehe seine Mimik schier versteinerte und er sich näher zu ihm beugte.

„Wie hast du es dir vorgestellt? Bekommst du sie freiwillig zu den Untersuchungen, oder müssen wir körperliche Überzeugungsarbeit leisten?“
Benutzeravatar
Nathalia
Kräuterkundiger / Kräuterkundige
Beiträge: 16
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 21:30

#9

Beitrag: # 39815Beitrag Nathalia »

Ben E. King - Stand by me

Das Zimmer verlässt Sie durch die brüchige Tür.
Schritt. Schritt-Schritt.
Ein langer Schritt zur Seite gefolgt von zwei kleineren, schnellen Schritten mit denen sie sich um 180° dreht. Sie presst ihr Ohr fest an die Wand direkt neben der Tür, aus der sie soeben trat. Die Hände legt sie rechts und links ihres Kopfes an die Wand, um sich Halt zu verschaffen. Ihre Füße tanzen auf der Stelle weiter.
Schritt. Schritt-Schritt. Schritt. Schritt-Schritt.
Ein simpler Grundschritt. Lang zur Seite, kurz vor und direkt zurück. Wiederholung in die andere Richtung.
*

Sie hört Cifer schimpfen. Er schreit nicht. Doch sie erkennt es in den Schwingungen seiner Sprache.
Intensiv. Farbenfroh. Selten in seinem Fall.
Schritt. Schritt-Schritt.
Ein Lächeln ziert ihre Lippen.
Sie findet es schön. Er zeigt selten wahre Emotion.
Sie löst sich von der Wand und dreht sich einige Male im Takt der Musik. Dann tanzt sie durch den Gang hinweg Richtung Keller.
Schritt. Schritt-Schritt.
Im Vorbeigehen greift sie sich einen verrußten Kleiderständer. Sie braucht einen Tanzpartner.
*

Beim nächsten Schritt kommt sie ins Stolpern. Der Ständer schlägt mit einem lauten Krachen auf dem Boden auf.
Nathalia kneift die Augen zusammen. Das hatte sie sich anders ausgemalt. Seine Führung lies zu wünschen übrig.
Schritt. Schritt-Schritt.
Also tanzt sie allein weiter. Dann schreitet Cifer aus der Tür.
Sie lächelt wieder. Tanzt auf ihn zu, ohne den Takt zu brechen.
Sie legt den Kopf schief während sie sich ihm nähert. Ob seine Führung wohl besser sein würde?
Schritt. Schritt-Schritt.
„Vermutlich nicht.“
Ruft sie ihm auf halbem Weg entgegen. Ihr Grinsen wird breit. Schelmisch.
Sie machte ihm Konkurrenz.
*

Bei ihm angekommen hakt sie sich in seinen Arm ein.
Tanzen will sie nicht mit ihm. Nicht aus Abneigung gegen ihn.
Er würde den Moment sicherlich ohnehin verderben.
Schritt. Schritt-Schritt.
Im Schneckentempo schreiten sie nebeneinander voran. Denn sie tanzt neben ihm weiter.
Als sie schließlich ankommen hat Kipa sie lange eingeholt.
Er beginnt mit seiner Führung. Ihre Augen mustern alles eindringlich.
Schritt. Schritt-Schritt.
Haarproben. Hautproben. Blutproben.
Sie hatte den beiden schon einiges von sich gegeben. Jedoch stets Kleinigkeiten. Ein Labor war nie von Nöten.
„Und was tun wir hier? Wollt ihr mich aufschneiden?“
*

Noch immer ist sie in Cifers Arm eingehakt. Bei der Frage zwinkert sie Kipa lieb zu.
Ihre Stimme ist jedoch nicht vollkommen sarkastisch. Die Frage ist unterschwellig ernst gemeint.
Jedoch nicht aus Angst.
Interesse.
Schritt. Schritt-Schritt.
Am Brunnen angelangt klopft sie Cifer sachte mit der freien Hand auf die Seine.
Sie lächelt zu ihm hoch. Dann löst sie ihren Griff um seinen Arm und geht zu Kipa hinüber.
Schritt. Schritt-Schritt.
Sie legt eine Hand auf seinen rechten Oberarm und knufft ihn. Nun lächelt sie ihn an.
„Ich weiß deine Fürsorge zu schätzen Kipa. Aber bitte mach dir keine Umstände.
Die Welt erscheint mir momentan sehr klar. Ich weiß wer und wo ich bin.
Wenn du Zeit zum reden willst – wieso fragst du mich nicht einfach?“

Sie zwinkert ihm zu und stößt ihm anschließend den Ellbogen scherzhaft in die Seite.
Schritt. Schritt-Schritt.
Sie tanzt zum Brunnen herüber. Sie beobachtet ihr Spiegelbild im plätschernden Wasser.
Kipa hat Recht. Sie liebt das kühle Nass.
Nach einer Weile kehrt sie zurück.
„Haben die beiden Herren ihre Unterhaltung beendet?“
Sie wartet nicht auf eine Antwort. Sie tänzelt hinüber zu einer in den Boden eingemeißelten, steinernen Erhöhung.
Es könnte ein Abstelltisch für Reagenzgläser und Tinkturen sein. Oder ein Operationstisch. Oder beides.
Sie setzt sich mit dem Gesicht zu den Beiden darauf. Faltet die Hände im Schoß zusammen und wartet.
*

Summ. Summ-Summ.
Da die Füße nicht bis zum Boden langen, summt sie ihr Lied leise weiter.
„Ich kann sehen, dass ihr euch etwas schwer tut. Aber das ist in Ordnung.
Vergesst nicht, dass ich gewusst habe, was ihr plant, bevor ich mich entschied mit euch zu kommen.“

Cifer tritt zu ihr herüber. Er steht nun direkt vor ihr.
Sie lächelt noch immer und zwinkert ihm einmal zu.
Ihre Stimme klingt ein wenig traurig. Doch sie lächelt weiter.
„Tu mir nur einen Gefallen.
Tu mir nicht unnötig weh.“

*

Summ. Summ-Su-
Ihr stockt der Atem.
Ein Holzpflock ragt aus ihrem Brustkorb.
Etwas Blut rinnt durch ihr weißes Kleid hindurch.
Ihre Hände klammert sie für einen kurzen Moment um Cifers ausgestreckten Arm.
Dann sackt sie zusammen.
Kippt zur Seite weg.
Bleibt auf dem Tisch liegen.
Ihre ungleichen Augen sind weit aufgerissen. Ebenso wie der Mund.
Stille.
Malkavianerin des Clans der Vampire
Öffne deine Augen für die Musik
Benutzeravatar
Cifer Almasy
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 25
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 19:22

#10

Beitrag: # 39888Beitrag Cifer Almasy »

Cifer wischt sich mit einem schon zuvor dafür bereitgelegten Tuch das Blut von den Fingerspitzen. Die Sauerei auf seinem Hemd würde wohl noch etwas bestehen müssen.
Tja nun. So viel zu Gastfreundschaft.
Das Tuch wird nach Benutzung in die nächste Ecke des Raumes gefeuert - dann beginnt Cifer damit, Nathalia mit dem Gesicht zur Decke auf dem Operationstisch auszulegen. Anschließend beugt er sich über sie um Puls, Aten und Augen zu kontrollieren.
Kein Puls. Kein Atem. Keine Reaktion.
Na, Gott sei dank. Alles schien wie zuvor. Ob die gute Dame nun jedoch vollkommen den Weg über den großen Fluß passiert hatte, oder ob es sich nur um eine komplette Paralyse handelte, das würde man wohl erst beim Ziehen des Steck... Pflocks erfahren. Zumindest hatten die Gerüchte aus Althea schon einmal recht:
Pflock ins Herz bedeutet vorerst Ruhe vor dem Nager.

"Schreib das auf Kipa"

Buchführung war in diesem Fall bedeutend wichtig - denn der einzige Unterschied zwischen sinnlosem Mord und rechtschaffender, wissentschaftlicher Untersuchung besteht in der Datengewinnung.
Cifer stemmt eine Hand in die Hüfte und reibt sich mit der anderen das Kinn.
Was nun?
Direkt aufs ganze gehen, oder erst einmal langsam anfangen?
Ohne die Haltung zu verändern stolziert er um den Tisch herum, bis er sich schließlich ein kleines Skalpell von einem Beistelltisch heranholt.

Mit einem kurzen Blick zu Kipa hinüber sticht er die Spitze des Messers in Nathalias Unterleib.
Seine Augen ruhen auf Nathalias Antlitz während sich ein kleiner Rinnsaal an Blut über die Klinge und den Tisch ergießt - Keine Reaktion.
Keine verzogene Miene, nicht einmal ein Zucken. Als hätte er eine tote Kuh angestochen.
Das Messer wird - vielleicht etwas zu schwungvoll - wieder aus dem Körper gezogen. Die Wunde blutet noch ein wenig... und verschließt sich anschließend komplett.

"Selbstheilungsprozess unbeeinträchtigt.
Interessant.
Das wird uns noch einige Probleme bereiten schätze ich
."

Das Skalpell legt er beiseite - stattdessen greift er nun nach einem scharf gezackten Messer, das eher an eine kleine Knochensäge als an ein Frühstücksutensil erinnert.
Wieder ruht sein Blick auf dem Gesicht Nathalias. Das tat ihm jetzt wirklich leid.
Über die letzten Wochen hatte er wirklich Sympathien für das kleine rothaarige Ungeheuer mit den ungleichen Augen entwickelt. Im Grunde wollte er ihr nicht schaden - doch wie sagt man so schön: Im Dienste der Wissenschaft.
Etwas zögernd greift er nach Nathalias Hand - und trennt ihr mit einem kräftigen Hieb Mittel und Zeigefinger der rechten Hand ab.

"Geben wir ihr eine Stunde.
Hat sich bis dann nichts getan, schließen wir Gliedmaßenreproduktion aus
"

Als nächstes nimmt er von dem Beistelltischchen mit dem Folterwerkzeug etwas eher ungewöhnliches - einen großen Eimer und ein gewöhnliches Hausmesser.
Den Eimer stellt er auf den Boden neben den Operationstisch - dann greift er nach der noch unbeschädigten Hand Nathalias. Das Messer stößt er ihr gerade durch das Handgelenk hindurch, lässt es anschließend über dem Eimer baumeln.
Ohne Puls rinnt das Blut gerade so aus der offenen Wunde, die aufgrund des noch steckenden Messers nur langsam verheilt.
Nathalia hatte unbewusst in den letzten Tagen nur relativ wenig Blut verabreicht bekommen - das Ausbluten sollte also nicht all zuviel Zeit in Anspruch nehmen.

"Und jetzt warten wir."

Die Hände in den Hosentaschen schreitet Cifer an Kipa vorbei zur Tür des Labors - seine Schritte würden ihn hinauf in die Überbleibsel der ehemaligen Hausbibliothek führen.
Er und sein untoter Begleiter verfielen bei starkem Blutmangel in eine Art Raserei. Also testen wir doch einfach mal, wie das ganze bei altheanischen Vampiren verläuft.
Jede Maske findet irgendwann ihr Ende
Benutzeravatar
Endric Raglan
Landstreicher / Landstreicherin
Beiträge: 1
Registriert: So 29. Sep 2013, 19:49

#11

Beitrag: # 39900Beitrag Endric Raglan »

Die freundliche Stubenfliege aus der Nachbarschaft musste sich in diesen schweren Zeiten nach einer Alternative umsehen und orientierte sich beruflich um. Gestatten Sarcophagidae, profan auch Fleischfliege genannt. Mit dem nervenaufreibenden Geräusch, welches ein jedem ihrer Brüder und Schwestern gemein war, machte sie sich auf zu ihrem ersten Kunden. Isaac sein Name und entgegen der Fliege kein Mann des Bestattungsgewerbers, sondern Abenteurer, Weltenbummler und wenn das Schicksal es besser gemeint hätte vielleicht sogar zukünftiger Held von Nightwood.
Angekommen musste sie feststellen, dass sich bereits eine Hand voll ihrer Kollegen an die Arbeit machte. Der Zugang zu Mund, Nase und Ohren war demnach schon besetzt, doch eine Delikatesse wurde bislang verschmäht. In einem akrobatischen Meisterflug landete sie auf dem starr aufgerissenen Auge und ließ sich den dünnen Tränenfilm schmecken, während die unrasierten Beine über die Hornhaut rutschten.

Mit der Zeit lockten die erkalteten Überreste Isaacs mehr und mehr Getier an. Darunter auch eine nur schemenhaft erkennbare Eidechse, nicht viel größer als die ausgestreckte Hand eines Mannes. Mal schnell und mal behäbig, wie es die Art der Kriechtiere war näherte sie sich durch das Gras und erklomm über die Beine hinweg seine Brust. Züngelnd tastete sich dieser animalische Schatten bis zum Hals vor an welchem eine Reihe kleiner Wunden klaffte. Nachdem diese Stigmata ebenfalls eine Massage mit zwei Zungenspitzen erhielten, schlich sich das Tier zielstrebig hoch zum Mund um sich mit aller Kraft durch die Lippen zu pressen. Zum Glück war die Leichenstarre noch nicht so weit fortgeschritten als dass dieser Weg behindert werden würde.

Unterdessen kam Garet wieder zu Bewusstsein und kam nicht umhin sich zu Fragen was genau passiert war. War er nicht eben erst mit seinen Kumpanen gestrandet und … und ja was dann? Jetzt fand er sich auf halben Weg zwischen Strand und Stadt wieder – allein. Aber es war weder seine Art rum zu sitzen noch sich Gedanken zu machen. So schwang er sich mit einem geübten, ja fast schon reflexartigen Sprung auf und stemmte die Hände in die Hüfte. Der Blick wanderte nach vorn und zurück. Irgendwie hatte er sich Nightwood anders vorgestellt: größer, … lebhafter. Doch in der Nacht sind alle Katzen grau und von nahem wirkte gewiss alles anders. Hach siehe da es müssen doch noch Menschen auf sein, denn wenn auch nur schwer konnte er erkennen wie sich kleine Rauchsäulen in den Himmel streckten. Gewiss bereiteten gerade ein paar tapfere Leute ihr Abendessen zu und das Wirtshaus würde solch schneidige Kerle wie ihn und Isaac schon willkommen heißen.
Da war wieder das Thema. Isaac. Mit diesem halslauten Ausruf stürmte Garet zum Strand zurück. Auch wenn nur der Hauch einer Chance bestand ihn dort zu finden, er würde jeden Tag zurück kommen. Doch dies war nicht nötig. Bereits aus einigen Metern Entfernung konnte er den faulen Pelz der sein Freund sein musste ausmachen und ihn rufen.

Und das Rufen tat scheinbar seine Wirkung. Mit einem Röcheln durch welches ein paar der Fliegen aus dem Rachen flüchteten bäumte sich sein Leib auf und auch unser Freund die Fleischfliege musste das Weite suchen. Der ebenso belustigte wie besorgte Garet kam sogleich als Stütze herbei und fragte nach seinem Wohlbefinden.

„Alles in Ordnung Isaac? Fehlt dir auch nichts?“

Trübe Augen blickten zurück und nach dem dritten Versuch schaffte es Isaac endlich auf die Beine zu kommen. Eindringlich betrachtete er sich selbst, was für den außenstehenden Rotschopf Garet wohl etwas befremdlich wirken muss. Nach und nach wackelte er mit Armen und Beinen und meinte nur.

„Arme sind noch dran, ein guter Anfang.
Beine funktionieren … also los.“


Verdutzt betrachtet Garet seinen Gefährten und erblickt erst jetzt die Wunde an dessen Hals.

„Ha! Du bist wirklich nicht tot zu kriegen. Musst wohl unsterblich sein. Auch wenn du selten so Gesprächig warst.“

Dies kam jedoch mit weniger Ironie über die Lippen als angenommen, aber dafür mit einem Kräftigen Rückenklopfer. Eingefleischte Sympathisanten dieser Truppe wissen natürlich, dass Isaac ein großes Lebensmotto hat. Schweigen ist Gold und Reden Schlamm.

„Uff! Mit nichten. Ich bin so sterblich wie du.
Jedoch sag … woran erinnerst du dich?“


Der beherzte Schlag auf den Rücken löste noch eine Fliege die sich wohl irgendwo zwischen Speiseröhre und Magen verirrt hatte. Unentdeckt von Garet flog sie aber davon und suchte sich gewiss ein neues Ziel.

„An nicht viel. Ich weiß noch wie unser Floß anlegte und dann … dann wurde es plötzlich schwarz.“

Nach einem kurzen Gespräch entschloss man sich dazu den Weg zur Stadt einzuschlagen, da scheinbar alles in Ordnung war. Viel wichtiger als das was hinter ihnen lag, war das was vor ihnen Lag und in diesem Fall war es: überleben. Was immer am Strand passiert war konnte sicher wieder passieren und was noch viel sicherer war ist die Tatsache, dass man sich am Strand eine deftige Unterkühlung einfangen konnte.

Voller Elan stolzierte Garet unwissend wie ein Schaf zur Stadt. Nichts ahnend dass Nightwood verlassen war. Nichts ahnend was ihnen zugestoßen war. Nichts ahnend dass Isaac gestorben war und nichts ahnend mit wem er sich nun auf Wanderschaft befand.
Zuletzt geändert von Endric Raglan am Mo 30. Sep 2013, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Kipa Saoshyant
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 22
Registriert: Mi 20. Jun 2012, 18:15

#12

Beitrag: # 39916Beitrag Kipa Saoshyant »

Letzten Endes lösten sich all die eingebildeten Probleme von selbst. Nathalia hatte sich unverständlicher Weise mit ihrer Rolle abgefunden. Die ungewöhnliche Sedierung wirkte und Cifer – der Arzt dem die Frauen vertrauen – hatte bereits die ersten Experimente durchgeführt. Besonders auf die Ergebnisse der Gliedmaßenrekonstruktion war er gespannt, da er aus eigener Erfahrung wusste wie schwer sich sein Vampirstamm damit tat. Viel Hoffnung ließ er aber gar nicht erst aufkeimen. Diese würde auch nur den unabhängigen Blick vernebeln, so dass man ein Fitzelchen Fleisch bereits als Ansatz eines neuen Fingers deuten könnte.
Während das Blut mittlerweile fröhlich vor sich hin tröpfelte und sein werter Fachkollege die Räumlichkeiten verlassen hatte, machte er es sich auf einen Hocker gemütlich. Wie aufgetragen notierte er die ersten Resultate zur Anatomie auf einem vergilbten Pergament, während er überlegte welche Versuche als nächstes anstünden.
Natürlich galt noch zu erforschen welche Einflüsse die unterschiedlichsten Stoffe auf sie haben würden. Dinge die für Menschen tödlich waren hatten häufig keinerlei Wirkung auf einen untoten Körper und wenn doch ging es oft nicht über eine allgemeine Übelkeit oder Benommenheit hinaus.
Silberstaub, erhitztes Blei, Quecksilber … dies waren Stoffe von denen entweder gemunkelt wurde sie würden helfen, oder von denen er bereits wusste, dass sie seinen Kaninchen nicht bekamen. Mit Schaudern erinnerte er sich an den Tag an welchem er einem seiner Patienten eine großzügige Dosis Quecksilber in die Adern gepumpt hatte. Zuerst schien alles in Ordnung aber als es sich langsam anfing zu verteilen führte es zur Lähmungen von Körperteilen, Verlust des Bewusstseins und lokale Nekrose. Kein schöner Anblick, aber dennoch nicht tödlich. Vermutungen nach führte das Schwermetall nur zu Verstopften Blutgefäßen wodurch für vampirische Verhältnisse keine Verbindung mehr zu besagten Gliedmaßen mehr möglich war.

Als sich auf dem Papier nun mehrere Tests eingefunden hatten musste er schweren Herzens feststellen, dass man sich in Geduld üben musste. Stück für Stück musste man sich vorarbeiten. Denn wenn man alles zur gleichen Zeit durchführen würde, hätte man am Ende kein Verständnis darüber welche Ursache für diese oder jene Wirkung zu Grunde lag.
Viel konnte er zu dieser Stunde folglich nicht mehr bewerkstelligen, also war es das Beste Cifers Beispiel zu folgen und sich die Zeit auf angenehmere Weise zu vertreiben. Im Gehen strich er noch eine von ihren Haarsträhnen aus dem Gesicht und meinte.

„Keine Sorge Liebes. Wir werden so schonend sein wie wir können.“

Sprach er und erblickte die beiden Finger, welche regungslos und kalt dalagen.
Geschwind notieren dass es scheinbar keine ungewollten Kontraktionen von abgetrennten Teilen gab!
Jedes Detail, egal wie unbedeutend es auch jetzt wirkte konnte später der Schlüssel sein um … doch das wird eine andere Geschichte erzählen.
Um dem Ganzen eine gewisse Chance einzuräumen griff er sich die Griffel und brachte den Zeigefinger möglichst nah an seine Ausgangsposition. Sacht angedrückt und etwas gepustet. Vielleicht bringt es ja etwas. Den Mittelfinger verwahrte er jedoch mit Bedacht in einem Glas, welches er sogleich in ein Regal stellte. Anwachsen und Nachwachsen waren schließlich zwei verschiedene Wege um wieder in alter Pracht zu erstrahlen, also warum nicht beides erforschen.

In der Bibliothek, oder das was von ihr übrig war, fand man schließlich wieder zusammen.
Schnell verfielen sie in Fachgesimpel, wodurch man letztlich auf das Folgende kam.

„… ist natürlich kritisch zu betrachten.
Und für denn Fall, dass sie nicht in der Lage sein sollte ihren Mittelfinger zu erneuern hätte ich einen Vorschlag. Wir könnten ihr eine Rippe entfernen. Dass Brüche heilen, darüber brauchen wir nicht zu streiten. Besagten Knochen dagegen zu rekonstruieren … wäre eine interessante Zwischenstufe von: Gliedmaßen nach- und Knochen zusammenwachsen zu lassen.
Bei Erfolg müsste man ihr freilich ein Organ entnehmen, aber darüber sollten wir erst debattieren, wenn es so weit kommt.“
Benutzeravatar
Cifer Almasy
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 25
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 19:22

#13

Beitrag: # 39945Beitrag Cifer Almasy »

Mit den Händen im Schoß gefaltet und gekrümmtem Rücken sitzt Cifer auf einem alten Schreibtisch – Elan sieht anders aus. Unter seinen zotteligen Haaren blickt er Kipa entgegen, der, wie immer wenn es um etwas auch nur ansatzweise wissenschaftliches ging, wie im Wahn durch den Raum stolzierte, die Hände durch die Luft schwingend und Theorien in alle Richtungen versprühend.
Hier hatte sie also ihr Weg hingeführt.
Waren sie wirklich so besessen, dass sie vor nichts mehr zurückschreckten? Vampire, egal woher sie nun stammten, neigten dazu im wachsenden Alter den Respekt für die Menschheit zu verlieren. Nicht einmal im bösen Sinne nein – viel mehr fand man sich mit dem Fortschritt der Zeit mit seiner eigenen Rasse ab. Ein neu erschaffener Vampir klammert sich an seine Menschlichkeit und akzeptiert seine neue Gestalt nur nach und nach.
Cifer stützt sich vom Schreibtisch ab und stellt sich auf die Füße. Seine Schritte lenken ihn zu einem Fenster… oder eher gesagt, zu dessen Rahmen.

Hat man sein vampirisches Dasein jedoch erst einmal akzeptiert – oder sich zumindest damit abgefunden – erscheint die Rasse Mensch schlagartig in einem anderen Licht. Man gehört nicht mehr zu ihnen. Sie sind etwas anderes. Rein argumentativ schwächer, daran bestand kein Zweifel, egal, wie sehr man daran auch herumdiskutieren wollte.
Haben Menschen genau so viel Respekt vor Kühen wie vor anderen Menschen? Natürlich nicht.
Kühe sind ja vielleicht ganz nützliche und sympathische Nutztiere, sicher. Man erfreute sich nicht unbedingt an ihrem Leid und war vermutlich sogar zugeneigt, eine Kuh in Not zu retten.
Aber im direkten Vergleich von Kuh zu Mensch – da lag es doch einfach auf der Hand, dem Menschen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, oder?

Cifer hielt nicht viel davon, Menschen sinnlos zu schlachten. Für ihn waren sie schlicht wie Kühe.
Merkwürdiger Vergleich. Aber gut, ihr versteht die Metapher schon. Gute Nahrungsquelle, sympathisch zu beobachten, aber im Ernstfall bedenkenlos unschädlich zu machen. Methan und so.
Menschen standen einfach eine Stufe tiefer als Vampire – er gehörte nicht zu ihnen, also fehlte ihm auch die Rassentreue zu ihnen. Schlicht und simpel.
Mit den Händen stützt sich Cifer auf dem Fensterbrett ab, lässt seinen Blick mit verengten Augen über die verkohlte Landschaft schweifen.
Tja, doch was nun? Was dort unten in ihrem Keller aufgeschnitten wurde war weder Kuh noch Mensch, sondern eine angehörige der eigenen Spezies. Würde man die menschliche Moral auf sie übertragen, sollte sich also nun schweres Schuldgefühl in ihnen regen.
Dies blieb jedoch aus.
In seinem Inneren zeigt sich keinerlei Reue für die Tat an sich - es war ihm wirklich egal, ob es sich bei ihr um eine Kuh handelte, oder nicht.
Lediglich für die Dame selbst tat es ihm Leid. Denn über die letzten Wochen war ihm die kleine Irre dann doch ein Stück weit ans Herz gewachsen.

Schon merkwürdig diese Gedanken die ihm da durch den Kopf schwirrten, während sein Blick die Landschaft nach irgendetwas Interessantem absucht. Über 700 Jahre alt und dennoch philosophierte er hier in seinem Kopf über Moral und Ehrgefühl. Wie erbärmlich.
Als würde sich in seinem Schädel nicht noch Platz für wesentlich wichtigere, interessantere Gedanken finden.
Und mit eben diesem Gedankensprung macht es in seinen Gehirnwindungen unheilvoll Klick.
Schwungartig richtet er sich aus der vornüber gebeugten Haltung vom Fensterbrett empor wieder in den vollen Stand, bevor er sich mit einer Drehung zu Kipa wendet und die Hand hebt, um dessen Gefasel Einhalt zu gebieten.

„Weißt du was mich an Nathalia fasziniert? Es ist viel weniger ihr Körper.“
Er stoppt kurz aufgrund seiner eigenen Wortwahl, fährt nach einem kurzen Räuspern und Kopfschütteln jedoch fort. Keine Zeit für Flachwitze.
„Natürlich sind die Unterschiede in unserer Anatomie für erfolgreiche Kriegsführung unentbehrlich – was mich jedoch anzieht, ist ihre Persönlichkeit.“
Das sagen alle Männer.

Cifer verschränkt die Arme vor der Brust und setzt sich auf die Fensterbank, auf der er sich zuvor noch abgestützt hatte. Sein Blick ruht wie zu Beginn auf Kipa – dieses Mal sagt er jedoch mehr aus, als teilnahmsloses Zuhören. Kipa sollte das Funkeln kennen, das sich in diesen blutroten Pupillen wiederspiegelte.
Er hatte eine Idee. Und zumeist führten Cifers Ideen zu tatenschweren Folgen – nicht immer in ihrem Sinne. Das Risiko würden sie nahezu immer jedoch trotzdem eingehen.

„Ganz offensichtlich ist unser Rotschopf nicht immer ganz bei Sinnen. Trotzdem scheint sie stets zu wissen, was vorgeht. Viel mehr noch – sie weiß es schon, bevor wir es wissen, selbst wenn sie es nicht können sollte.“

Nathalia hatte nun schon einige Male unter Beweis gestellt, dass sie zumindest auf sehr grobe Weise in die Zukunft blicken konnte. Ebenso schien sie mühelos Gedanken lesen zu können – viel mehr noch, sie konnte ein komplettes Wesen bis auf ihre tiefsten Geheimnisse durchschauen, wenn sie sie nur ein einziges Mal berührte.
Ganz zu schweigen von ihren anderen, zahlreichen geistigen Fähigkeiten. Manchmal schien es ihm fast so, als könnte sie ihren Wahnsinn auf Andere überspringen lassen.

„Ich frage mich, auf was wir alles stoßen würden, wenn wir einen Blick in ihren Kopf werfen.“
Jede Maske findet irgendwann ihr Ende
Benutzeravatar
Kipa Saoshyant
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 22
Registriert: Mi 20. Jun 2012, 18:15

#14

Beitrag: # 39978Beitrag Kipa Saoshyant »

Der gefühlte Selbstdialog über medizinische Auswirkungen auf das verehrte Fräulein endet abrupt als sich Fachkollege Almasy zu Wort meldete. Seinen Worten war schnell zu entnehmen, dass er sein Fachgebiet von der Chirurgie zu der Psychologie mit angewandter Neurowissenschaft erweitern wollte. Was für ein engagierter Berufsgenosse. Kipas Begeisterung wäre jedoch bedeutend deutlicher ausgefallen, wenn sein messerscharfer Verstand den Hacken am Braten nicht direkt durchschaut hätte.

-einen Blick in ihren Kopf werfen-
Wenn man Cifer lang genug kennt, dann glaubt man, dass man hierbei nicht um eine Säge und Schürze herum kommt.
Wenn man ihn aber noch länger kennt, dann ahnt man, dass er es weniger wörtlich meinte und wirklich ein Ausflug in ihren Geist ansteht.
Und wenn man ihn so lang kennt wie Kipa, dann …

„… ich weis schon wer diese Reise unternehmen darf.“

Um seiner Abneigung Nachdruck zu verleihen beugt er sich fast angeekelt zurück und setzt einen Fuß nach hinten. Nur zwei Gestalten auf diesem himmlischen Eiland waren überhaupt verrückt genug solch ein Vorhaben in ihren Geist zu lassen und beide befanden sich in diesem Raum.
Zweifelsohne hatte er bereits diverse Einblicke in die eine oder andere Seele erhaschen dürfen. Ja selbst Cifer blieb davon nicht verschont, … doch in Nathalias Geist vordringen? Da klingelte sein Spinn… Vampirsinn.

Das konnte nicht gut gehen. In keiner bekannten und in keiner der nächsten vier unbekannten Dimensionen konnte solch eine Tat folgenlos bleiben. Doch wo der Prinz recht hat, hatte er recht.
Obwohl das Wissen über ihren Körper taktisch wertvolle Informationen liefern konnte, waren die kognitiven wie spirituellen Fähigkeiten des Weibsbildes außergewöhnlich und man sollte sie nicht vernachlässigen.
Wie immer gab es demnach drei Wege die man einschlagen konnte.
Man könnte alles sein lassen und gehen. Ebenso war es möglich sich weiter mit ihr anzufreunden, sie über Jahre hinweg verstehen zu lernen, sie auf die menschliche Weise Stücke für Stück zu begreifen. Oder aber auf brachiale Art durch alle Sperren ihrer Psyche zu brechen und mit eigenen Augen sehen was ihr diese Gaben verlieh.

Aufgeben war natürlich keine Option und als unsterbliches Wesen dem die Ewigkeit gehörte hatte man selbstverständlich nur wenig Zeit –Termine über Termine, man kennt das ja- so bleibt also nur noch die Holzhammermethode.

In einem anschließenden Gedankenspiel mit welchen er die Für und Wider abwägte, lief er still auf und ab. Schließlich war das einzig wahrlich verletzbare für einen Bluttrinker das Ich selbst. Mit dem Körper lebt man de facto zwar immer, doch wenn man es genau betrachtete erneuerte er sich binne Sekunden, Minuten, Stunden. Nichts war auf ihm für die Ewigkeit. Doch mit sich selbst musste man ewig klar kommen. Ein Schaden an der Persönlichkeit würde wohl nicht viel schneller verheilen als bei einem normalen Menschen. Wenn er denn überhaupt verheilen würde.

„Da du –wie ich dich kenne– gewiss wichtige Angelegenheiten zu regeln hast, kannst du sicher nicht diese Rolle übernehmen.
Wenn ICH aber schon mein Seelenheil riskieren muss, dann sollten wir uns etwas genauer darüber unterhalten. Ich weis ja nicht ob du neue Kniffe dein eigen nennen kannst. Anderenfalls stehen uns wohl nur die Artefaktdolche Schuld und Sühne zur Verfügung, um eine solche Verbindung herzustellen.“
Benutzeravatar
Cifer Almasy
Bauer / Bäuerin
Beiträge: 25
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 19:22

#15

Beitrag: # 40148Beitrag Cifer Almasy »

Ein Zuck durchfährt Cifer, als ihm in einem Moment der Erleuchtung bewusst wird, dass er immer noch in diesem Raum steht. Das Gespräch der zwei fachsimpelnden Pseudowissenschaftler hatte wirklich einen erstaunlichen Batzen an Zeit in Anspruch genommen– es kam ihm fast vor, als hätte er sich seit Monaten nicht mehr gerührt, so verloren war er im Gespräch.

Nun jedoch war der Plan aufgestellt und bereit zur Ausführung.
Wie immer wird Kipa das schon schaukeln.
Mit einem überzeugenden Patscher auf die Schulter versichert Cifer seinem getreuen Freund vollste geistige Unterstützung, bevor er sich mit einem Winken über die Schulter hinaus in die Welt von Nightwood verabschiedet.

Viel Spaß im Land der unbegrenzten Möglichkeiten mein Freund.“

Und jetzt nichts wie weg, bevor der Gute noch eine Chance hat, sich die Sache anders zu überlegen. In freier Natur angelangt verliert Cifer keine Zeit, die ersten Abzweigungen hinter sich zu bringen – erst dann hält er inne. Sein Blick fällt auf die Umgebung, die einst für lange Zeit seine Heimat war, den Himmel, der von dicken Rauchschwaden bedeckt nicht auch nur im Ansatz das Gefühl des einstigen sicheren Hafens für allerlei magische Kreaturen vermittelt, den Wald zu seiner Rechten, in dem einst Scharen von Abenteurern und Monstern statt verkohlte Baumreste standen.
Eigentlich lag es nahe, dass man sich alsbald um diese Angelegenheit kümmerte. Schließlich hatte man als augenscheinlich letzter Überlebender eines zerstörten Ortes die ungeschriebene Pflicht, für Vergeltung zu kämpfen.
Doch Heimat hin oder her – der Durst nach Rache machte sich im inneren des weißhaarigen Vampires nicht einmal im Ansatz breit.
Das Ganze würde ja vielleicht irgendwann guter Stoff für neue Abenteuer sein, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hatte.
Aber sicherlich nicht heute.
Wäre doch auch ein zu großes Klischee, oder?

Satt gesehen, weitergehen.
Seine Schritte führen Cifer über einige – bewusst gewählte – Umwege zur alten Stadtbibliothek. Nicht etwa, weil er sich das ganze Ausmaß der Zerstörung im weitläufigen Umfang ansehen wollte, nein. Er kundschaftete schlicht ein möglichst großes Gebiet aus, bevor er sich zu seinem Ziel begab.
Sein Gefühl sagte ihm, dass sich in diesem zerstörten Eiland doch noch die ein oder andere Seele tummelte – und nur zu oft behielt sein Gefühl Recht.
Mehr als Leichen über Leichen bringt seine Suche jedoch nicht hervor. Doch eines fällt ihm immer wieder erneut als merkwürdig ins Auge – bis auf einige vereinzelte Körper, sind nahezu alle Tote komplett unverletzt. Keine Wunden, keine Anzeichen von Gegenwehr. Nicht einmal Schmutz auf der Kleidung.
Äußerst merkwürdig.

Letztlich gelangt Cifer an der Bibliothek an. Das große Werk war einst Stützpunkt des gesamten Ortes – lediglich der Wald und das Wohnviertel verbuchten wohl mehr Betrieb, als dieses Werk der Architektur. Heute jedoch… nunja. Ich denke, das haben wir nun oft genug erklärt.
Ein Kratzen hallt in den Gängen der großen Eingangshalle wieder, als der Vampir die Pforte öffnet. Da das Gebäude aus mehreren Stockwerken besteht, und nicht alle Böden genügend in Mitleidenschaft gezogen wurden, dringen nur wenige Lichtstrahlen von oben durch die zerstörte Decke bis in die Eingangshalle vor – ein Mensch würde wohl die Hand vor Augen nicht erkennen, würde er sich auch nur ansatzweise von den mageren Lichtstrahlen der Fensteröffnungen entfernen.

Langsam und mit starrem Blick geradeaus schreitet Cifer durch die Halle hinweg, hier und da besonders elegant über am Boden liegende Dorfbewohner steigend. Manche mit dem frisch ausgesuchten Buch noch in der Hand – wie vom Schlag getroffen zusammengesackt. Seine Ohren sind gespitzt – er würde wirklich schwören, dass sich hier in diesen Gängen etwas versteckte, würde man ihn fragen.
Dennoch kommt Cifer nicht von seinem Plan ab. Er bahnt sich seinen Weg durch die verschachtelten Reihen von Bücherregalen, die wirken wie ein Labyrinth. Seine Schritte enden vor einem Regal, genau so unscheinbar, wie sämtliche zuvor.
Zielsicher und mit blitzenden Augen streichen seine Finger über den Buchrücken nach dem er gesucht hatte, bevor er das Buch aus dem Regal zieht, wie einen Schatz.
„Oma Berthas bezaubernde Backwaren“.
Fast schon mit Ehrfurcht – und als würde er es ahnen – verengen sich Cifers Augen zu kleinen Schlitzen, bevor er das Buch aufklappt. Im Inneren waren die Seiten Kreisförmig ausgehöhlt worden, um Platz für ein Geheimfach zu machen. Und in diesem kleinen Fach funkelte majestätisch… Nichts.

Natürlich, was auch sonst. Wie hätte es auch anders sein können – jetzt aber mal im Ernst.
Cifer klappt das Buch regungslose zu und schiebt es zurück ins Regal, bevor er einen Moment pausiert.
Dann Tritt er mit solcher Wucht und einem zornigen Aufschrei dagegen, dass mit viel Getöse der Dominoeffekt seinen Lauf nimmt – das Regal kippt, stößt das dahinter um, dieses nun das folgende und so weiter.
Staub wird aufgewirbelt, der Krach würde sicherlich in einem guten Kilometer Umkreis noch zu hören sein.
Und Cifer… Cifer schmollt. Der sonst so unnahbare und stets erhabene Vampirprinz stiert mit zusammengepressten Lippen und hängenden Schultern auf die Zerstörung vor sich, ohne sich zu bewegen.

Fein.“

Mit den Händen in den Hosentaschen stackst Cifer nicht mehr ganz so erhaben und schmollend wie drei saure Ehefrauen mit einem Schneckentempo das seinesgleichen sucht auf den Ausgang zu, das Gesicht so langgezogen, dass sein Kinn den Boden schrubbt.
So viel dazu, dass das offensichtlichste Versteck auch wirklich das Sicherste sei.
Zuletzt geändert von Cifer Almasy am Fr 13. Dez 2013, 11:14, insgesamt 1-mal geändert.
Jede Maske findet irgendwann ihr Ende
Antworten

Zurück zu „Bücherei der Geschichten (Purpurschuppe)“