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Verfasst: So 22. Jun 2014, 14:55
von Lysis Ynica
(zur erklärung: auf wunsch stell ich hier mal die abreise von lys von althea (gamigo) rein, um an ihr rp anknüpfen zu können. da ich ausgesprochener forumsmuffel bin, bitte hier kein weiterführendes rp draus machen.)

*Aus dem Boden krochen nach Schwefel duftende Nebelschwaden - die Luft war erfüllt davon - und sie wandelte durch einen Irrgarten aus wunderschönem, kahlem Dornengestrüpp, welches nur von schwarzen Blüten geziert wurde. In der Mitte des Irrgartens befand sich der aus weißem Marmor gehauene Brunnen - statt einer Statue loderte eine blassblaue Flamme aus dem Sockel in seiner Mitte. Pech floss zähflüssig aus sechs Öffnungen im Sockel. An diesem Brunnen hielt sie inne und verweilte …

Geschrei und Gezeter und das Poltern auf der Treppe vor ihrem Gemach weckten sie aus ihren Träumen. Hochgeschreckt saß sie aufrecht in ihrem Lager aus edlen Stoffen und Fellen, als ein Diener ihr Gemach betrat und völlig außer sich rief:*

Herrin ! Herrin ! Der Turm !

*Atemlos rang er nach Luft. Er bemerkte schnell, dass er gegen das Verbot verstoßen hatte und sich nicht rücklings in das Gemach seiner Herrin, begeben hatte. Schnell wandte er sich um und starrte auf den Boden, während sein Körper unter den schweren Atemzügen bebte.
Während sie sich rasch von ihrem Bette erhob, streifte sie sich einen Mantel über und ging auf ihn zu.*

Sieh mich an ! *Befahl sie in barschem Tone.* Was ist los ? Welcher Turm ?

*Er wendete sich erneut ihr zu und berichtete, dass der Magierturm zu Sturmkante Feuer gefangen hätte und lichterloh brannte. Die halbe Stadt wäre herbei geeilt und würde sich beim Löschen beteiligen. Einen Moment lang stand sie regungslos und mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen da.*

.oO(All die Arbeit über all die vielen langen Jahre !? Die alten überlieferten Magien, Zaubersprüche – ihr Zauberbuch ?! Die mühevoll zusammengetragenen, seltenen Rohstoffe und Materialien und die kunstvollen, gläsernen Behältnisse ?! Dem Feuer zum Fraß ?)Oo.

*Schoss es ihr durch den Kopf. Sie zog sich rasch ihre Schuhe über und rannte, ohne weitere Worte aus dem Haus. Ihr langes, kastanienfarbenes Haar flog im Winde hinter ihr her, während sie das „Lange Elend“ entlang um die Ecke von Gwens Rüstungsladen rannte. Noch ein paar Straßen und sie würde… Ihr Adept kam ihr eiligen Schrittes entgegen und hielt ein Bündel in die Höhe. Wild fuchtelnd und außer Atem hielt er ihr das Bündel hin. Sie riss es ihm aus den Händen.*

Was hast du da ? Zeig her !

*Vorsichtig öffnete sie das Bündel aus altem Leinenstoff und hatte dabei das Gefühl ein Sog würde sich um sie herum bilden. Sie erkannte ihr Zauberbuch und einen Folianten, in dem sie ihre Beobachtungen und andere Notizen festhielt. Sie schienen unversehrt. Während sie das Buch und den Folianten prüfte berichtete ihr der Adept, dass die Magier zur Zeit, als das Feuer ausbrach, nicht im Magierturm gewesen wären und die Werkstatt durch die Flammen gänzlich zerstört sei und er nicht mehr, als dieses Bündel, retten konnte. Es würde lange Zeit brauchen, um den Schaden am Turm zu reparieren. Niemand wusste, ob ein heimliches Experiment Liurns oder Rryleths misslang, oder eine chemische Reaktion in einem der Gläser und Fläschchen in ihrer Werkstatt dieses Feuer ausgelöst hatte, oder ob es vielleicht jemand absichtlich gelegt hatte.*

Das ist alles, was gerettet werden konnte ?

*Sprach sie fast tonlos mit wankender Stimme. Ihr Blick wurde starr und sie schien dem Hier und Jetzt zu entrücken. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen – alles um sie schien sich wie eine endlose Spirale zu drehen. Sie hörte auch nicht mehr die letzten Worte ihres Adepten. Sie ließ ihn ohne weitere Worte stehen und lief, das Buch und den Folianten mit beiden Händen an ihre Brust gepresst, langsamen Schrittes weiter. Sie bog in den Heldenpfad ein und als sie an Yolaks Laden vorbei kam, sah sie schon die aufgebrachte Menschenmenge, welche das Feuer so nach und nach in den Griff zu bekommen schien. Wassereimer wurden an ihr vorbei gereicht und sie wandelte, wie in Trance, bis sie vor dem Turm stehen blieb. Stechender Rauch stieg ihr in die Nase und sie schaute langsam den Turm hinauf.
Wie oft stand sie schon dort oben und schaute weit über Arakas ?! Die Nebelwälder, der Wald der schlafenden Eichen, das Meer.

Sie nahm die Rufe und Schreie der Leute um sich herum nicht mehr wahr. Langsam wandte sie sich ab und ging mit dem Wenigen, was ihr aus ihrer Werkstatt geblieben war, zurück in ihr Anwesen am Schlosspark.

Den Tag verbrachte sie, wie in einer eigenen Welt aus Gedanken und Erinnerungen, auf der Bank im Schlosspark sitzend. Sie verspürte weder Hunger noch Durst, noch wusste sie, wie es nun weiter gehen sollte.

Die Dämmerung brach herein und als der Mond schon hoch am Firmament stand, stand sie auf. Sie straffte sich und glättete ihre vom Sitzen gefaltete Robe und sagte leis vor sich hin.*

Nun, dann beginnt nun ein neuer Abschnitt und dieser mit einer langen Reise und – da mir das Wichtigste von den Flammen genommen wurde, so soll das Unwichtige auch zurück bleiben. Und was ich nicht bei mir haben kann, soll für alle Zeiten vor fremden Augen verborgen sein.

*Sie ging ins Haus, packte einige Sachen ein, warf sich ein Cape über und machte sich auf den Weg zur Nordfurche. Sie würde den ‚schnellen Weg’ nehmen, beschloss sie und durchschritt die Nordfurche von Norden aus. Als sie am Ende des Felsmassivs zur Linken angekommen war, umrundete sie dieses und schlich am Orklager vorbei zu jenem alten Platz, der ihr eine zweite Heimat wurde. Es war der alte Platz der Riten. Dort, wo sie als Kind zum Schutze vor Fremden spielte, wo sie später die Magie des Ortes kennen lernen sollte und schließlich in den Kreis der alten Hexen aufgenommen wurde, deren Geister an diesen Platz gebunden waren.

Sie setzte sich ins Gras und strich mit den Handflächen über die zartgrünen Halme, die im Schein des Mondlichtes silbrig glänzten. Nach einer Weile der Meditation stand sie auf, zog ein Pentagramm aus seltsam glänzendem, schwarzen Staub und begann eine alte Weise zu summen. Hin und wieder waren auch unverständliche Worte zu hören und die Silhouette der großen, schlanken Frau tanzte auf dem felsigen Massiv, welches diesen Platz säumte. Es schien, als würde aus dem tanzenden Schatten an der Wand ein zweiter und dritter sich lösen und schon tanzten viele dieser Schatten über die felsigen Wände. Mehrere Stimmen waren nun zu hören und gemeinsam sangen sie das alte Lied – die alten Hexen waren erwacht.
Nebelschwaden und kleine bläuliche Flammen krochen aus dem Rand des Pentagramms am Boden, schneller und schneller wurde der Reigen der Schatten und lauter wurde der Gesang. Schreie und ausgestoßene Laute hallten in die mondhelle Nacht und der Reigen ging bis weit nach Hochmond.

Abrupt endete das Schauspiel und die Flammen zogen sich zurück. Nur die Nebelschwaden, welche vom Rand des Pentagramms aufgestiegen waren hüllten den Ort ein. Sie sollten ihn für immer vor den Augen Fremder schützen. Lysis stand inmitten des Pentagramms, nahm eine Hand voll Erde auf und füllte sie in ein irdenes Gefäß. Dann sprach sie einige Bannsprüche und versiegelte diesen Ort. Niemals sollte der dichte Nebel von diesem Ort weichen und niemals sollte ein fremdes Auge diesen Ort erblicken. Und wenn sich doch einmal jemand dorthin verirren sollte, würde er nie wieder aus dem Nebel heraus finden.

Sie nahm ihr irdenes Gefäß und begab sich auf dem schnellsten Weg zurück nach Sturmkante in ihr Anwesen am Schlosspark.
Dort angekommen packte sie nur das Wichtigste zusammen. Es waren Dinge, auf die sie auf keinen Fall auf ihrer Reise verzichten wollte und dabei war auch ihr altes Zauberbuch und der Foliant aus dem Magierturm. Sie wies ihrem Adepten, der bis zu ihrer Rückkehr auf sie gewartet hatte und der einzige schien, der zu dieser Stunde noch wach war an, sich mit den Sachen in Richtung Hafen aufzumachen.

Langsam und mit bedächtigem Schritt wandelte die zeitlos, jugendliche Schönheit, die sie war, durch die Räume ihres Anwesens. Die Dienerschaft war in den oberen Stockwerken längst zu Bett gegangen und eine unsägliche, fast unerträgliche Stille durchströmte die Räume. Fast schwebend durchschritt sie, mit einer Öllampe in der Hand, die Bildergalerie mit all den großen Werken, die Waffenkammer mit all den wertvollen Waffen und Schilden und nicht zuletzt ihre Kammer mit all den Kleinodien die sie im Laufe ihres Lebens zusammen getragen hatte: wertvolle Schmuckstücke von außergewöhnlicher Schönheit, da waren Kronen und Diademe, Armreife und zahllose Ringe, es funkelte und blinkte ihr von unzähligen Edelsteinen entgegen. Im nächsten Raum waren Schachteln bis unter die Decke gestapelt. Jede barg eine in Papyrus geschlagene Robe. Sie riss einige der Schachteln auf und hielt sich die Roben vor und betrachtete sich dabei in dem silbernen Spiegel an der Wand. Ein Lächeln huschte über ihre Züge bevor sie die Roben achtlos auf dem Boden zurück ließ. Noch einmal durchschritt sie die lange Eingangshalle, durch deren hohe Fenster das erste zaghafte Licht des Tages hineinfiel und kam vor der Tür zum Stehen. Sie wandte sich um und blieb einen Moment lang regungslos stehen.*

Da mir das Wichtigste von den Flammen genommen wurde, so soll das Unwichtige auch zurück bleiben.

*Sprach sie mit fast monotoner Stimme und holte weit aus. Es machte nicht sehr viel Lärm, als die Öllampe nahe der Fenster am Boden zerschellte. Schnell fingen die schweren Vorhänge Feuer und die Flammen züngelten sich ihren Weg über die Dielen hin zur Treppe. Dunkler, beißender Rauch erfüllte den Raum und schon versperrten die Flammen den Weg in die oberen Stockwerke.

Sie wandelte langsam das „Lange Elend“ entlang und drehte sich, bei Gwens Laden angekommen, noch einmal um. Aus dem Dach züngelten erste kleine Flammen und das ganze Haus schien in eine Rauchwolke gehüllt. Nichts sollte hinterlassen werden, was an sie erinnerte. All ihr Hab und Gut, was sie auf ihrer Reise nicht mitnehmen konnte, sollte den Flammen zum Opfer fallen.

Noch einmal schritt sie am Magierturm entlang in Richtung Hafen. Wo einst der Schein der Kerzen durch die Fensterscheiben ihrer kleinen Werkstatt nach draußen in die Nacht fiel, gähnte nur noch ein schwarzes Loch und gab den Blick auf den verkohlten Innenraum jenes einst so behaglichen Zimmers frei. Sie hatte in ihrem Leben zu viel schon an Tränen vergießen müssen – heimlich und ungesehen, so dass sie schon lange keine mehr hatte um das Zurückgelassene zu beweinen. Sie verließ den Heldenpfad und nach wenigen Schritten sah sie schon die ersten Schiffe. Und da lag es, das weite Meer. Die Morgensonne erklomm gerade den Horizont, als sie mit ihrem Adepten das kristallene Schiff betrat und ihre Reise ins Ungewisse und der letzten Nacht hinterher begann.