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Thuryn
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#1

Beitrag: # 55274Beitrag Thuryn »

Thuryn war etwas in die Jahre gekommen, aber sein Herz machte große Freudensprünge als er durch die nur zu gut bekannten und geliebten Gassen von Lichthafen streifte.
*Ach, Geena. Es wird eine große Freude sein, dich wieder in die Arme schließen zu können. Auch wenn dein Hintern nicht mehr so knackig sein wird...Die Zeit hinterlässt an uns allen ihre Spuren. Schau mich an. Keine Flügel mehr, nix mit Sera, alles auf Anfang. Aber irgendwie freu ich mich auch darauf..*

Thuryn hielt an der Anschlagtafel inne. *Man muss ja auf dem Laufenden sein*
Bei der Geschichte der Chakei's und den Kriegerklärungen verzog sich sein Gesicht.
*Warum nur? So sinnlos*
"Pfaffen und Besserwisser", spuckte er aus und ging rasch zu Halam's Taverne.

Zu seinem Leidwesen war Geena nicht da und niemand erkannte ihn. So musterte er die Gäste eindringlich, nahm die Gitarre von Wand *manches bleibt wohl ewig*,
stellte einen leeren Bierkrug in die Mitte des Tresen...
" Wenn es den Herrschaften gefällt. Von Sonn' und Welten, vermag ich nichts zu sagen. Ich sehe nur die 'kleinen Götter' und ihre Sorgen und bringe ein bißchen Spaß und Freude. Mein Zauber besteht aus dem Lächeln in Euren Gesichtern. ...
Ein kleines Liedchen vom
Zupfgeigenhansel...

Es wollt ein Bauer früh aufsteh
wollt raus auf seinen Acker gehen
Falteri-tarallala-Falteri- trara

Und als der Bauer nach Hause kam
Da wollt er was zu fressen ha'm
Falteri-trallalala-Falteri-trara

Und als der Bauer saß und fraß
Da raschelt in der Kammer was
Falteri.....

"Ei liebe Frau, was ist denn da
was raschelt in der Kammer da
Falteri...

Die Frau, die sprach, "das ist der Wind,
der raschelt da am Küchenspind"
Falteri...

Der Bauer sprach: "Will selber seh'n,
will selber in die Kammer gehn".
Falteri...

Und als der Bauer in die Kammer kam
Da zog der Pfaff die Hosen an.
Falteri...

"Ei Pfaff, was machst in meinem Haus?
Ich jag dich ja sogleich hinaus."
Falteri...

Der Pfaff der sprach,"was ich verricht'?
Deine Frau, die kann die Beicht' noch nicht"
Falteri...

Da nahm der Bauer nen Ofenscheit
Und haut den Pfaffen bis er schreit
Falteri...

Der Pfaff der schrie, "O Schreck, o Graus"
Und hängt den Arsch zum Fenster raus.
Falteri...

Da kamen die Leut von nah und fern
und dachten es sei der Abendstern.
Falteri...

Und die Moral von der Geschicht:
Trau keines Pfaffen Arschgesicht

Falteri-traralala-Falteri-tra

Mit dem verklingen der letzten Akkorde nimmt Thuryn das Glas vom Tresen und geht lächelnd und auffordernd zu den Tischen....

Freiheit, des is, wennst vor nix und koana Oangst host
Thuryn Rhys

Du bist nur ein Träumer
und ich bin nur ein Traum
28.08.2001 "Das Orakel": Wir gratulieren Thuryn Rhys zu seiner ersten Wiedergeburt!
Thuryn
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#2

Beitrag: # 55329Beitrag Thuryn »


Die Gretchenfrage

Als Thuryn Halams Taverne betritt, verstummt kurz das Gemurmel an den Tischen. Etliche Gäste wenden schnell den Blick ab, einige winken ihm erfreut zu, zwei oder drei verhaltene Zurufe: "Ein Lied, zwo, drei" sind zu hören. Die Blicke wenden sich erwartungsvoll dem Barden zu.

Thuryn stellt seinen Rucksack am Tresen ab und schon eilt Geena mit finsterem Blick und vollem Bierglas herbei.
"Da bist du ja, du Schuft. Lässt dich tagelang nicht sehen", schmollt sie.
Thuryn blickt sie mit gewinnendem Lächeln an. "Ich hatte zu tun. Nicht böse sein."
Er nimmt einen tiefen Zug und reicht das leere Glas an Geena zurück. "Muss kaputt sein, ist leer".
"Thuryn, wirklich," Geena zieht ihn zu sich herab und zischt ihm geheimnisvoll ins Ohr,
"du solltest deine Finger von dem Chakai Mädel lassen. Sie wird dich noch den Kopf kosten."

Thuryn zuckt mit den Achseln. "Der Kopf ist nicht das wichtigste Körperteil."

Da die Rufe nach einem Lied inzwischen lauter und fordernder geworden sind, nimmt Thuryn die Laute von der Wand und wendet sich seinem Publikum zu.

"Ihr lieben Leute!" ruft er, nun ganz in seinem Element und lässt einen kräftigen Akkord erklingen.
"Neulich im Wald" *pling* traf ich Gretchen." *pling*
Effektvolle Pause.
" Sie hies natürlich nicht Gretchen, wie ihr euch denken könnt. *pling*
Aber ihr alle kennt ihr Frage..."

Er fordert mit Gesten die Gäste zur Antwort auf und sprich langsam und laut vor:
"Wie .. hast ... du’s... mit der Religion?...Jawohl" *pling Pling Pling*

"Hier meine Antwort zum mitsingen.
🪕 In der Weise eines alten Wandervogelsongs – leicht zu singen, schwer zu widerlegen."

I. (Einleitung – gesprochen)*Pling*
"Du fragst mich, Kind, mit ernsten Blicken,
ob Gott mir fehlt beim Weinschlauchfass.
Ob ich wohl knie in dunklen Ecken,
wenn niemand sieht, was heilig - was?
So hör mein Lied – nicht aus den Büchern,
doch aus dem Bauch, mit Bart und Brauch."

II.
"Ich sah keinen Gott im Turmgemurmel,
noch zwischen Kelch und Glockenton –
doch manchmal blitzt er in dem Schlurmel
der Magd beim Tanze vor dem Thron.
Im Lachen, das die Zunge löst,
da find ich mehr als im Gebet –
und wenn vor Lust die Brust sich stößt,
weiß ich: Auch das ist Gottes Weg."

III.
"Ich glaub an nichts – und doch an vieles,
das in der Brust mir flackern will.
Nicht Himmel braucht's, wenn du mich fühlest,
nicht Hölle – wenn dein Blick ist still.
Ich glaub, dass Güte manchmal sticht,
dass Liebe schmutzt und trotzdem heilt –
dass Gott vielleicht kein Antlitz trägt,
doch weint, wenn man ihn fragt: „Wer's sei?“"

IV. 
"Ich steh nicht gern auf Kanzelstufen,
doch flüster manches Wort ins Ohr.
Und wenn zwei nackte Seelen rufen,
dann hör ich mehr als Chor im Chor.
Ob das nun Gott ist – weiß ich kaum,
doch fühlt es sich nach Wahrheit an.
Ein Kuß ist auch ein stiller Psalm,
wenn ihn kein Eifer bänd'gen kann."

An den Tischen hatte man begonnen mit zu schunkeln.
Thuryn lies den Schlussakkord ausklingen, gebot Einhalt und sprach dann gedämpft:

V. (Schluss – gesprochen)
"So frag mich, *Name geschwärzt*, nicht mit Beben,
ob ich den rechten Glauben trag –
ich glaub ans Fleisch, ans Lied, ans Leben –
und manchmal, Kind, auch an den Tag."
*Pling*


"Ein grosses Bier für den Barden", ruft jemand von den ersten Tischen und so nimmt ein fröhlicher Abend seinen Lauf..... 


 
Zuletzt geändert von Thuryn am Do 26. Jun 2025, 18:44, insgesamt 1-mal geändert.

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#3

Beitrag: # 55332Beitrag Thuryn »

Über die Kunst nicht nüchtern zu verzweifeln

Die Taverne von Halam war an jenem Abend voller Stimmen und Schatten. Der Biergarten roch nach Holzrauch, gebratenem Fleisch und dem dumpfen Schweiß vieler Menschen und Seraphen. 


Thuryn saß im Schatten, die Füße auf einem wackeligen Hocker, den Becher fest in der Hand. Sein Blick war müde und gleichzeitig wachsam, denn trotz der lauten Gesellschaft war er allein mit seinen Gedanken.
Gedankenverloren ritzte er an einem Herzchen in der Ahornplatte.


 „Ich war so jung", murmelte er, "als ich mir ein Herz aus Stein wünschte. Jetzt merke ich, dass Stein auch brennt, nur langsamer.“

Ärgerlich wischte er den Schmutz beiseite.
"So beginnt kein Lied. Höchstens ein Kater", grummelte er. 


Oder eben ein weiterer Abend in Halam’s Taverne, wo Menschen und Seraphen lernen, mit dem Schmerz umzugehen.

"Ihr, die ihr den Schmerz überwinden wollt, ihr müsst zuerst lernen, was mich erfreut."
so hatte Thuryn die Worte Ogrimars nach der geplatzten Hochzeit vor vielen, vielen Jahren noch im Ohr.

Thuryns Antwort waren Spottlieder, heisse Nächte und zuviel Alkohol. Man nannte ihn Barde, Streuner, Ketzer, Schürzenjäger, Tavernenheld, Flüsterer dunkler Verse.
Nichts davon stimmte wirklich. Aber genug um misstrauisch zu werden, wenn jemand „Freund“ zu ihm sagte – und stets fügte er in Gedanken hinzu: Nur solange das gerade passt.

Die Schankmaid Geena bewegte sich geschickt durch die Menge. Wortlos stellte sie Thuryn ein neues Getränk hin, ihre Hand verweilte nur einen Moment auf seiner Schulter – gerade lange genug, um nicht zu lügen. Eine Geste, die weder Trost noch Verheißung versprach, sondern einfach war. Warm genug für die Nacht, kalt genug für den Tag danach.

Am Rand der Menge stand ein Seraph Ogrimars in dunkelrotem Umhang, mit geschwärzter Rüstung und erhobenem Finger. Er hetzte die Zuhörer auf, schrie von Verdammnis, Reinheit und der Pflicht, die Stadt von Unreinen zu säubern. Seine Stimme überschlug sich vor Zorn und fanatischem Eifer. Doch seine Worte fanden kaum Gehör - hier hörte niemand zu, der nicht schon verloren war.

Am Tresen rief Halam, der Wirt, nach Thuryn:
„Spiel was! Die Leute wollen hören und tanzen – was von Liebe.. und mit Flügeln!“


Thuryn verzog das Gesicht, stand auf, rückte den Gürtel zurecht und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ein düsteres Lachen entwich seinen Lippen, als er laut rief:

„Liebe? Ist das nicht der jener Zustand zwischen zwei Enttäuschungen?“


Einige raunten, die Meisten lachten, andere warfen ihm finstere Blicke zu. Der Priester-Seraph funkelte ihn finster an, seine Lippen zu einem strengen, kaum verhohlenen Fluch verzogen.

Thuryn griff zur Laute und begann zu spielen. Seine Stimme füllte die Taverne mit spöttischen Worten über Flügel, Götter, Liebe und Menschen, die in Ketten, Kreuz und Stahl gebunden waren, doch nur durch Wein und Spott wirklich frei wurden.


---
🎶 Lied: „Ob wir weiße, schwarze Schwingen“

(nach der Melodie des Bürgerlieds – bissig, spöttisch, mit einem Augenzwinkern)

Ob mit weißen, schwarzen Schwingen,
golden, blutig oder kahl –
keiner kann sein Herz bezwingen,
ob in Kette, Kreuz und Stahl.

Ogrimar will Stärke beugen,
Artherk bietet Trost im Licht –
doch ein Becher kann bezeugen:
Wahrheit trägt ein Spottgesicht.

Manche beten, andre fluchen,
alle glauben, keiner denkt.
Wer die Wahrheit wagt zu suchen,
wird verbrannt oder verschenkt.

Ich steh hier mit offnem Kragen,
meine Flügel schwarz und schwer –
doch mein Lied darf alles sagen,
und der Zorn kommt hinterher.

Also tanzt, solang wir taumeln,
küsst, bevor der Morgen schreit.
Lasst die Heiligen nur schnauben –
uns gehört die Dunkelheit!

Ob wir fallen, ob wir fliegen,
ob ein Gott uns je vergibt –
ist mir einerlei, ihr Lieben:
Hauptsach, jemand hat mich .... geliebt.


---

Als die letzten Töne verklangen, verblasste das aufgesetze Lachen. Thuryn setzte sich zurück, Geena war verschwunden, und der Seraph hatte sich entfernt, finster und schmollend.

Ein Schatten legte sich auf Thuryns Gesicht. Die Erinnerung an den Streit im Tempel, die verletzten Worte mit dem Mädchen, nagte an ihm.

Er spürte die Schwere nicht als Reue, sondern als drückende Frage an sich selbst: Hatte er genug erklärt? Hatte sie verstanden, was er wirklich meinte? War er zuweit gegangen?

Er sehnte sich nicht nach Vergebung, sondern nach Verständnis – nach einem stillen Zeichen, dass die Kluft zwischen ihnen nicht unüberwindbar war.

Vielleicht war sie wütend.
Wahrscheinlich verletzt.
Und er hatte kein Lied, das entschuldigen konnte, was er gesagt hatte.
Langsam trank er den Becher aus, griff zur Laute.

"Dann wollen wir wenigsten tanzen bis die Sonne aufgeht", rief er und und spielte auf.

 

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#4

Beitrag: # 55334Beitrag Thuryn »

Rosenduft und Rausch im Blut

Geena bemerkte es sofort: Irgendetwas war anders an Thuryn.
Nicht viel – aber wer ihn kannte, sah es. Er ging aufrechter als sonst, trug mehr Spannung in der Brust, doch nicht wie einer, der marschiert – eher wie jemand, der vergessen hat, gebeugt zu gehen.
Und heute – Geena wagte es kaum zu glauben – kam er sogar pfeifend zur Tür herein.

Wie immer hatte er sich nicht angekündigt. Thuryn kam, wann es ihm gefiel. Und doch war er längst mehr als nur ein Gast.
Seit einiger Zeit sprach man in der Stadt von den Abenden in Halam’s Taverne – von ketzerischen Liedern, mitreißenden Tänzen und dem Barden mit den schwarzen Federn und der scharfen Zunge.

Heute ließ er sich auf einem der Tische vor dem Tresen nieder, das Rhyn’tar locker im Arm, als hätte es ihn zufällig dorthin getragen.
Geena schnaubte leise. Dieses verdammte Ding. Halb Trommel, halb Saiteninstrument, mit einem hohlen Korpus aus gegerbter Sumpftierhaut, einem dünnen, langen Hals mit silbernen Schellen – es sah aus, als hätte es in einem Irrlichtnest gelegen. Thuryn behauptete, es stamme aus den Sumpflanden, von fahrenden Leuten – aber ob das stimmte, wusste keiner.

Er sagte kein Wort, nur ein dunkles, geheimnisvolles Lächeln glitt über seine Lippen.
Geena wagte es kaum, ihn anzusprechen. Er war anders heute. Leichter, aber aufgeladen.
Seine Finger begannen zu spielen, fast unmerklich, wie aus Gedanken geboren.

Der Klang des Rhyn’tar setzte ein – zunächst zögerlich, doch mit pochendem Puls.
Ein tiefer, vibrierender Saitenlauf, dann ein Schlag auf die Trommelhaut. Wieder Saiten, schneller jetzt, durchsetzt von Schellen, die wie zerbrechende Sterne klangen.
Es war ein Klang, der unter die Haut kroch – schnell, heiß, fordernd.

Noch ehe er die Stimme erhob, erhob sich eine der Frauen vom Nachbartisch.
Sie löste ihr Kopftuch, warf es hinter sich und trat mit bloßen Füßen in den kleinen Kreis vor dem Tisch.
Ihr Rock wirbelte, als sie sich drehte – langsam erst, dann schneller. Die Bewegungen flossen wie Wein, der über den Rand eines Bechers schwappt – sinnlich, überschäumend.
Ihre Gefährtin sprang auf, klatschte im Takt und fiel ein, lachte, stampfte, warf die Hüften.
Und der Rhythmus trieb sie an. Die Taverne begann zu brodeln.

Dann hob Thuryn an zu singen:


---

Rosenduft und Rausch im Blut

Ein Lied von Thuryn, dem Barden, im Stile wirbelnder Tanzmusik des fahrenden Volkes
(der Rhythmus, steigert sich von Strophe zu Strophe)

1. Strophe
Die Worte schwingen, das Feuer lacht,
ein Funkeln liegt in der Sommernacht.
Ich sah ihr Lächeln – o welch ein Glück!
Da blieb mein Herz bei ihr zurück.

Refrain:
Rosenduft und Rausch im Blut,
sie tanzt wie Flammen – wild und gut.
Ich singe heut für sie allein,
doch jeder darf mein Zeuge sein!

2. Strophe
Das Rhyn’tar flirrt, der Takt ist frei,
ihr Tanz ist Lust und Zauberei.
Und wenn ihr Blick den meinen trifft,
vergess ich Welt, Verstand und Schrift!

Refrain:
Rosenduft und Rausch im Blut,
sie tanzt wie Flammen – wild und gut.
Ich singe heut für sie allein,
doch jeder darf mein Zeuge sein!

3. Strophe
Ein Schritt, ein Lächeln, kaum gewagt,
die Finger zittern, Herz befragt.
Sie legt die Hand ganz leicht in mein –
die Welt wird still, wir drehn uns ein.

(ein langes, schnell wirbelndes Instrumental-Teil auf dem Rhyn’tar – wild, treibend, taumelnd)

4. Strophe
Ein Kuss? Noch nicht – es ist zu früh,
doch träumt mein Lied sich nah herzu.
Vielleicht bei Mondenschein, ganz sacht,
macht sie mein Herz ...mhmh *lacht verschmitzt*
Ende offen

Refrain (leicht verlangsamt):
Rosenduft und Rausch im Blut,
sie tanzt wie Flammen – wild und gut.
Ich singe heut für sie allein,
vielleicht wird sie —

[scharfer Stopp – Stille]

trocken:
„Ich sollte mal wieder den Barbier aufsuchen.“


---

Für einen ganz kurzen Moment war es still in Halam’s Taverne.
Nicht diese gespannte Stille, die einem das Herz in die Hose treibt – sondern jene seltene, kostbare Leere, in der man noch nachschmeckt, was gerade geschehen ist.
Ein paar Gäste hatten die Augen geschlossen. Andere saßen mit halb geöffnetem Mund da, wie nach einem kräftigen Schluck Schnaps, der hinterkehlig seine Wirkung zeigt.

Dann brach es los.
Ein Johlen, ein Klatschen, ein paar schräge Pfiffe. Der dicke Harl schlug mit der Faust auf den Tisch und rief etwas Unverständliches, was bei ihm meist ein Lob war.
Die beiden Frauen, noch ganz außer Atem, fielen sich lachend in die Arme und begannen sofort, die Melodie nachzusingen – schief, aber mit einer Lust, die ansteckend war.
Und irgendwo hinter dem Schankfass hörte man Halam selbst ein kehliges „Ha!“ ausstoßen, das selten und teuer war wie ein gutes Jahr.

Geena lehnte sich gegen den Tresen und schüttelte kaum merklich den Kopf.
Ihre Lippen lächelten nicht, aber in ihren Augen blitzte etwas auf.
Vielleicht war es Stolz. Vielleicht Unverständnis. Vielleicht beides.

Thuryn hatte sich da schon ein Glas vom Nachbartisch genommen – und starrte gedankenverloren hinein, als suchte er dort etwas, das er verloren hatte.
In seinen Augen blitzte es wild auf.
Er sagte kein Wort.

Und doch war der Abend ab da ein anderer.
Unter seinen Händen erwachte das Rhyn’tar – eine lodernde Zunge aus Leder und Draht.
Manchmal hatte man den Eindruck, Thuryn müsse das Instrument bändigen, dann wieder war es, als triebe er es an.
Thuryn und das Rhyn’tar wurden eins. Er nahm sein Umfeld kaum noch wahr, spielte sich in eine Art Ekstase.
Thuryns Lieder waren heute klarer. Vielleicht ein bißchen weniger provokativ. Vielleicht ein wenig versöhnlicher. Trotzdem schaute sich der eine oder andere manchmal verstohlen nach der Inquisition um, ließ sich aber schnell wieder von der Musik gefangen nehmen.
Und die Nacht wurde lang und feurig.
Zuletzt geändert von Thuryn am So 22. Jun 2025, 14:34, insgesamt 1-mal geändert.

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#5

Beitrag: # 55335Beitrag Ajona »

Ajona kehrt nach einem langen und erfolgreichen Tag bei Halem ein. Schon von draußen hörte sie Musik. Ajona betritt fröhlich, den Tag ausklingen lassen zu wollen die Traverne. Ihre Blicke schweifen durch die Räumlichkeit und sie erblickt auch den Musiker. Leicht schunkelt sie mit der Musik und geht zum Thresen. Lächelnd zu Geena „ gib mir bitte einen guten Wein“ Mit dem Glas in der Hand genießt Ajona die Musik .
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Thuryn
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#6

Beitrag: # 55337Beitrag Thuryn »

Zwischen 2 Liedern sinnierte Thuryn, ob er nicht besser in die Taverne zu Steinheim umziehen sollte. Hier wurde es einfach zu eng. Halam wollte ihn nicht mehr im Biergarten auftreten lassen. Der Tempel sei zu nah, hatte er gesagt.
Wahrscheinlicher war, dass viele der Gäste nicht halb-öffentlich gesehen werden wollten. Was Thuryn aber auch verstehen konnte.
Allein, die Taverne war ihm ans Herz gewachsen UND es gab dort keine Geena.
Geena war einfach einzigartig.
Schon vor vielen Jahren hatte Thuryn einen Limerick für sie geschrieben.

Die Geena in Halam's Taverne
Hat nicht nur den Thuryn so gerne.
So ganz generell
ging's mit ihr meist recht schnell
versprach man ihr Gold und die Sterne.

Damit Gäste und insbesondere Tänzer Thuryn nicht so auf die Pelle rückten, hatte Halam eine kleine provisorische Bühne aus 2 zusammengeschobenen und verkeilten Tischen bauen lassen.
Thuryn war das eher unangenehm. Irgendwie abgehoben. Es schaffte eine Distanz, die Thuryn nicht recht war. Und er musste sich immer entscheiden: Stuhl auf die Bühne zum sitzen und damit er z.b. das recht schwere Rhyn'tar auf den Schenkeln ablegen konnte. Oder doch stehen und mitstampfen und mittänzeln, allerdings mit der Gefahr runterzufallen.
Ausserdem konnte er sich so nicht mal eben von einem der Tische was zu trinken abgreifen.

Das war auch im Moment sein Problem. Die Kehle war trocken und seine Augen suchten Geena.
Die unterhielt sich am Tresen gerade mit einer jungen Frau, die Thuryn hier noch nie gesehen hatte. Gewohnheitsmäßig musterte er sie: Attraktive Gestalt mit Rundungen an den richtigen Stellen, schöne lange Haare, ein adrettes Gesicht, offene Augen und ein anziehendes Lächeln, soweit er es von hier beurteilen konnte. Jedenfalls womöglich einen 2.Blick wert.
Nur verhindert sie gerade, dass Thuryn Geenas Aufmerksamkeit erlangen konnte. Er versuchte es mit rufen und winken. Aber Geena war abgelenkt und von ihm abgewandt. Nur jene Frau blickte Thuryn an und so versuchte er ihr mit Gesten zu vermitteln, dass er von Geena etwas zu trinken wünschte. Sie schaute etwas fragend, bewegte sich dann aber.
"Na, bin gespannt, was dabei rauskommt", murmelte er.
Zuletzt geändert von Thuryn am So 22. Jun 2025, 18:02, insgesamt 1-mal geändert.

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#7

Beitrag: # 55339Beitrag Ajona »

Während Ajona ihren Wein genießt und zur Musik schunkelt, kam sie auch mit Geena, die sich nun die Zeit nimmt, ins Gespräch. 
"Ich freue mich, dich gesund wiederzusehen. Wo warst du die ganze Zeit ? Diese und viele weitere Fragen hatte Geena an die junge Dame. Fast hätte ich dich nicht wieder erkannt. Groß und reifer bist du geworden. Gut siehst du aus ! Zuletzt sah ich dich als kleines Mädchen und du holtest dir bei mir * lächelt* immer deine geliebten Erdbeerbonbons ab und ich bekam einen selbstgepflückten Blumenstrauß von dir "
*Beide  umarmten sich vor Freude des Wiedersehens und fingen an sich angeregt zu unterhalten*
Geena war ganz im Bann der Erzählungen und ihre Augen wichen nicht mehr von den Lippen der jungen Dame.
Während Ajona von ihren Erlebnissen der letzten Jahre berichtet und Geena auch über Dies und Das was es Neues gab berichtete, schweiften die Blicke der jungen Dame immer wieder durch den Raum. Dort wurde lauthals oft auch schief mitgesungen und angestoßen, da wurde fröhlich ausgelassen getanzt und der Musiker machte, während das Publikum den Refrain mitsang, Gesten des Trinkens und rief immer wieder etwas. Was der Herr da rief, konnte man nicht verstehen. Zu laut gröhlte das Publikum seine Musik mit.
Ajona verstand dann jedoch, dass er eventuell ein neues Getränk wünscht und unterbricht ihre Erzählung. 
" Geena ich würde ja gern weiter erzählen, aber da oben *zeigt zum Musiker* der Herr wünscht glaube ich ein neues Getränk und bestimmt noch ein paar andere Gäste hier. Ich bin ja nun wieder öfter da und wir können miteinander reden." *leicht grinsend fragt sie* " Bevor du dich um deine Gäste kümmerst, hast du noch diese leckeren Bonbons von früher?"
Geena ist etwas erschrocken, über den plötzlichen Abbruch, aber bekommt sich schnell wieder in Griff. Auch sie schaut nun zu dem Herrn da oben und zeigt ihm mit einer Geste, das sein Getränk sofort kommt. " Bevor er dran ist, bekommst du natürlich noch einen Bonbon" Sie lacht und verschwindet hinter dem Tresen. Dort greift sie in ein großes Glas, entnimmt eine Handvoll Bonbons, packt sie in ein Tuch und überreicht sie Ajona. " So nun muss ich mich tatsächlich um den Rest der Kundschaft kümmern"
Geene läuft mit einem großen Tablett los und läuft zuerst in Richtung des Musikers mit der trockenen Kehle.




 


 
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Thuryn
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#8

Beitrag: # 55341Beitrag Thuryn »

Artherk? Ogrimar? - Ich lach mich krumm

Thuryn klettert von seinem 'Turm' und legt 3 'Hüte' auf dem Tisch zurecht:
– Ein weißer Blumenkranz als Heiligenschein für Artherk
– Eine schwarze Kapuze mit Hörnern für Ogrimar
– Ein zerschlissener Filzhut für Thuryn selbst

Geena stellt sein Getränk auf den Tisch, Thuryn lächelt sie an.
"Wo hast du denn deine neue Freundin gelassen? Ich hatte gehofft, du würdest sie vorstellen...."
Geena: " Seit wann stellt man das Schaf dem Wolf vor?" und verdrückt sich wieder.

Thuryn zuckt mit den Achseln.
"Ausserdem bin ich höchstens ein Wölfchen", knurrt er.

🎭 Titel: „Artherk? Ogrimar? – Ich lach mich krumm!“
(Ein satirisch-spöttisches Lied von und mit Thuryn dem Barden)

Thuryn verbeugt sich, setzt sich auf den Stuhl. Greift zum Heiligenschein-Hut, setzt ihn schief auf und hebt die Stimme.

1. Strophe – Artherk
(feierlich, übertrieben gutmütig)
🎵
"Ich bin der Artherk, Vater des Lichts,
mein Herz ist rein – bis du’s zerbrichst.
Ich liebe die Elfen, die Guten, die Frommen –
doch wehe, du kommst mir mit Zweifeln daher:
Dann brennst du! So steht’s in meinem Kodex,
den schreib ich mit Feder und Notwehrkomplex.
*abfällig, nachsetzend*
Lüg nie! Sei nett! Und sag immer die Wahrheit –
solang sie mich Lobpreist, sonst gibt’s eine Klarheit!"

Einige Zuschauer johlen, manche buhen.

2. Strophe – Ogrimar
Thuryn setzt die Kapuze mit den Hörnern auf, im Sprechgesang mit knurrender Stimme:
🎵
"Ich bin Ogrimar, Herr des Zorns,
ich halt mich nicht auf mit Gnade und Norms!
Der Schwache kreucht, der Starke herrscht,
wer zögert, fällt – wer kämpft, der zecht!
Ich predig Chaos, listigen Sinn,
wer fragt nach Moral, hat schon verloren.
Ich nenn dich Bruder – und schubs dich vom Turm,
und lach, wenn du fällst wie ein blutiger Wurm".

Thuryn spuckt aus, aus dem Publikum ertönt ein „Uuh!“

3. Strophe
Thuryn nimmt seinen eigenen Hut, schief ins Gesicht gezogen
🎵
"Ich sitz hier dazwischen – mit Wein und Gesang,
der eine zu fromm, der andre zu krank.
Der eine will Herzen, der andre will Blut –
und ich? Ich will gar nichts – außer mein Gut.
Ich predig den Zweifel, die Liebe, den Spott,
und lache den Ernst aus bei jedem Gebot.
Denn heiliger Krieg und gerechter Zorn
sind zwei Seiten von demselben Horn!"

Refrain
Thuryn steht auf, wechselt die Hüte im Takt
🎵
"Artherk? Ogrimar? – Ich lach mich krumm!
Der eine macht friedlich – der andre macht dumm!
Ein Gott, der befiehlt, ein Gott, der befiehlt –
nur das Etikett hat sich anders verspielt."

Einige Gäste fallen ein: „Ich lach mich krumm!“

4. Strophe – (Schneller Wechsel)
(Artherk)
„Du musst dich beugen – für Licht und für Recht!“
(Ogrimar)
„Du musst dich neigen – für Schatten und Knecht!“
(Thuryn dazwischen)
„Ihr müsst euch schleichen – ich trink noch ein Krüglein,
und morgen erklär ich’s den Fliegen im Sargstein!“

Schlussvers –
Thuryn setzt sich langsam, schaut ins Publikum
🎵
"Götter zieh’n Linien – mit Blut und mit Licht,
doch wer malt da draußen das eig’ne Gesicht?
Ich bin kein Prophet, kein Feind, kein Held –
ich bin nur ein Sänger – in einer irren Welt."

Endrefrain (Publikum einbeziehend)
🎵
"Artherk? Ogrimar? – Ich lach mich krumm!
Der eine macht’s heilig, der andre macht’s stumm!
Doch keiner von beiden fragt je:
„Was fühlst du denn wirklich – mein Kind?“ – och nee!"

Zuschauer wieder: „Ich lach mich krumm!“

Thuryn verbeugt sich übertrieben, hebt den Krug:
„Ich folge meinem Kodex: Nie nüchtern spotten.“

Frenetischer Applaus und "Hoch"-Rufe belohnen den Barden.
Zuletzt geändert von Thuryn am Do 26. Jun 2025, 18:46, insgesamt 1-mal geändert.

Freiheit, des is, wennst vor nix und koana Oangst host
Thuryn Rhys

Du bist nur ein Träumer
und ich bin nur ein Traum
28.08.2001 "Das Orakel": Wir gratulieren Thuryn Rhys zu seiner ersten Wiedergeburt!
Thuryn
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#9

Beitrag: # 55346Beitrag Thuryn »

Der Traum

Fliegen gab einfach ein ekstatisches Gefühl. Wie guter Sex. Nur das Gefühl hielt länger.
Er grinste wölfisch. Aber die berühmten 2 Minuten galten natürlich nicht für ihn. Nur für die anderen.
 
Thuryn glitt durch den frühen Abendhimmel wie durch warmen Wein.
Die Luft trug ihn, strich durch die Federn, nahm ihm Gewicht und Sorgen.
Unter ihm verschmolz das Land mit dem Dunst. So musste Freiheit riechen.
Die Farben wurden weich, die Kanten verflossen.
Nur der Himmel blieb scharf.
Jeder Flügelschlag ein Herzschlag.
Jeder Atemzug eine Erlösung.
In ihm blieb kein Gedanke – nur Weite, nur Klang.

Zuerst leise, dann immer näher:
Ein Flüstern.

„Auch Ogrimar konnte mich nicht retten. Nicht einmal er.“
 
Er lachte. Lautlos.
Dann legte er die Armschwingen an und ließ sich fallen.
Der Wind schrie auf, umschlang ihn, trug ihn –
Trug ihn in etwas, das kein Ort war,
und doch wie ein Zimmer roch.
 
Der erste Raum.
Er war hell, golden durchleuchtet.
Es erklang ein lasziver Tango – dunkel, verwaschen, schleppend, mit fiependen Geigen und flirrenden Akkordeontönen.
Die Melodie drehte sich im Kreis, als wolle sie niemals enden.
 
Die Wände nicht sichtbar, doch zu ahnen.

Und in der Mitte stand eine Frau.
 
Ihr Gesicht: undeutlich.
Ihre Silhouette: vertraut.
Sie stand da, wie jemand, dem man längst etwas schuldet.
 
Als sie sich ihm zu wandte, flackerten ihre Gesichtszüge.
Ein Augenpaar wich dem nächsten, ein Mund dem anderen.
Ein Lächeln wurde schmal, dann süß, dann stumm.
Manchmal meinte er, ein Gesicht wieder zu erkennen, aber sie wechselten zu schnell.
 
Er wollte sie erreichen.
Doch jeder Schritt auf sie zu ließ sie weiter verschwimmen.
 
Zu dem Tango ertönte jetzt ein Lied
 
„Ich habe gelacht
und ihre Namen vergessen.
Ich habe gezählt,
nicht mehr gezählt –
nur gestöhnt.
 
Jeder Kuss ein Pflaster
auf ein Messer im Fleisch.
 
Sie kamen und gingen,
und ich blieb.
Unberührt.
Von innen hohl,
wie ein Becher
nach dem letzten Schluck.“
 
Der Wind brauste auf und trug ihn fort.
 
Ein Zweiter Raum.
Kühl. Dunkle Statuen mit verzerrten Gesichtern.
Ein Altar – leer. Eine Stimme, die nicht ruft, sondern schweigt. Schritte hallen – und kehren immer wieder zurück. Kerzen flackern in Fenstern ohne Glas.

Kühle Streichermusik, fast wie Atem. Tiefes Grollen im Hintergrund. Der Rhythmus fehlte – oder wurde längst begraben. Wie ein schwarzes Gebet, ohne Adresse.
 
 
Und SIE war wieder da.
Barfuß, mit schwarzem Haar.
Die Haut wie Licht, das zu lange verborgen lag.
 
Diesmal sah sie ihn an.
 
„Ich weiß, wer du bist“, sagte sie.
Keine Anklage. Nur ein Satz.
Wie ein Band, das sich um seine Kehle legte.
 
„Du willst mich“, sagte sie.
„Aber nicht, weil du liebst. Sondern weil du fliehst.“
 
Er schüttelte den Kopf.
„Nein… ich… ich meine es ernst.
Lass mich dich berühren.“
 
Sie trat näher. Ihre Wärme war echt.
„Dann tu es.“
 
Er hob die Hand –
aber erstarrte in der Bewegung.
 
"So fern, egal wie nah ich dir komme," sagte sie.
„Du hast Angst“, flüsterte sie.
„Nicht vor mir.“
 
Er wollte widersprechen, doch die Stimme versagte.
Wieder ertönte der Tango.
 
„Kälte schmeckt metallisch.
Sie legt sich auf die Zunge,
zieht ins Herz.
 
Nicht der Tod war’s –
es war das Immerweiter.
Immer mehr.
Immer leerer.
 
Ich hab mich selbst vergraben,
Schicht für Schicht.
Und jeder Versuch, mich zu spüren,
war ein weiterer Verrat an mir."
 
Der  Wind nahm an Stärke zu. Zerrte an ihm und trug ihn fort zu einem weiteren Raum
 
Eine Lichtung – still, zu still.
 
Leise Klaviermotive sind zu hören, die sich wie tastende Fragen in den Raum legten. Im Hintergrund ein weicher Männerchor – nicht tröstlich, sondern erinnernd.
 
Das Chakai-Mädel vom Tempel, vom Strand kniet, sieht auf, sagt nichts.
Ihre Augen: nicht Vorwurf, nicht Verzeihen.
Nur ein spiegelnder See.
Der Wind bewegt ihr Haar.
Thuryn steht – zwischen Hoffnung und Wiederholung.
Ihre schwarz-roten Flügel sind gefaltet wie ein Friedensangebot.
 
Er stellt sich zu ihr, sieht sie an,
legt seine Hand auf ihre, spürt sie aber nicht.
 
Sie lächelt.
Er flüstert: „Ich bleibe.“
 
Und im selben Moment wusste er, dass er log.
 
„Ich wollte ihr geben,
was ich selbst verloren.
Ein Stück Nähe – mit Stacheln.
Ein Tropfen Hoffnung – vergiftet.
Ein Kuss – wie ein Biss"
 
Der Wind nahm Orkanstärke an. Thuryn wurde umher gewirbelt und landete im nächsten Raum.

Leere-
Keine Wände, kein Boden – nur er.
Der Himmel grau. Sein Schatten liegt vor ihm wie eine Narbe.
Die Welt schweigt. Und in der Stille bleibt nur einer, der ihn richten kann.
 
Es ist fast still. Nur ein einzelner Ton, gehalten, kaum hörbar. Vielleicht ein Cello, vielleicht bloß das Echo seiner Gedanken.
 
Sein Schatten steht ruhig da.
Ohne Flügel.
Ohne Waffen.
Ohne Instrument.
Nur mit Blick.
 
Dieser Blick ist schlimmer als jede Wahrheit.
Denn er fragt nichts.
Er weiss längst.
 
Thuryn tritt auf sich selbst zu –
und weicht zurück.
 
„Ich kenne dich“, sagt er.
 
Wie als Antwort erklingt ein melodischer Singsang

„Kein Gott,
kein Rausch,
kein Körper
zwischen mir
und der Wahrheit.
 
Ich bin der Zirkel,
der sich schließt.
Der Pfeil,
der immer auf mich zeigt."
 
Leise aber eindringlich hörte er die Stimme in seinem Kopf.
Es war seine eigene, begleitet von einem weinenden Cello.
 
„Gab es je Eine, Thuryn, die in sanftem Blick
Und Duft und Kuss und Traum sich nicht verfing?
Sieh, da ihr Aug' entbrannt an deinem, ging
Dein Bann durch sie; gebeugt bleibt ihr Genick,
Und um ihr Herz ein drosselnd blut'ges Haar."
 
 
 Dann fiel der Himmel.
 
Musik brach.
Wände stürzten.
Frauenstimmen schrien durcheinander, lösten sich auf.
 
Er taumelte durch Räume, die keine mehr waren.
Nur Fragmente: ein Lächeln, ein Finger auf nackter Haut,
ein Lachen, das sich in Tränen verwandelte.
 
Ein Knall.
Ein Blitz - eine Implosion.
Der Schrei brach ihm aus der Brust.
 
Dann – Hände.
Jemand packte ihn. Schüttelte.
„WACH AUF!“
 
Er riss die Augen auf.
 
Weiß.
Alles weiß.
 
Ein Zimmer.
Gleißendes Sonnenlicht.
Ein nackter Körper über ihm.
 
Eine Frau.
Helles Haar. Helle Haut, weisse Flügel.
 
Sie sah ihn erschrocken und besorgt an.
 
„Alles gut?“, fragte sie.
 
Er starrte sie an.
Die Züge verschwommen noch.
 
Er kannte sie nicht.
Wusste nicht, woher.
Nicht, wie sie hieß.
Nicht, was in der Nacht geschehen war.
 
Nur, dass seine Hände zitterten.
Nur, dass er schweißgebadet war.
 
Nur, dass SIE verloren war.
 
Nur, dass er das Mädel nie wiedersehen durfte.

Nur, dass es dämmerte.

Der Tag ging vorüber und er bekam davon nichts mit.

Freiheit, des is, wennst vor nix und koana Oangst host
Thuryn Rhys

Du bist nur ein Träumer
und ich bin nur ein Traum
28.08.2001 "Das Orakel": Wir gratulieren Thuryn Rhys zu seiner ersten Wiedergeburt!
Thuryn
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#10

Beitrag: # 55347Beitrag Thuryn »

Ein Jahr mit dir – und eine Ewigkeit zu viel

Thuryn war heute unkonzentriert.
Er duftete nach Rosen (und Rasierschaum), aber das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er litt.
Er spielte die Lieder lustlos und so wollte keine rechte Stimmung aufkommen.
Natürlich hatte er es nicht geschafft, sie nicht wiederzusehen.
"Ich sollte aufhören, sie Mädel zu nennen." murmelte er. "Das ist vielleicht ein- oder zweimal leidlich witzig. Danach nur noch peinlich."
Aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr.
Als ihre Taube ihn erreichte, war er freudig aufgesprungen.
Aber nach der Begrüßung hatte er "idiotischerweise" versucht, ihr den Traum zu erzählen. Aber wer kann solche Bilder in verständliche Worte fassen?
Es ging natürlich schief. Sie hörte nicht sein Leid. Sie hörte nur 'Frauen' und da war das Gespräch eigentlich schon zu Ende.
Sie war alleine auf die Jagd gegangen. "Er solle erst seine Wunden heilen", hatte sie gesagt.
Er hatte gedacht, Sie wäre etwas besonderes. Anders eben. Aber scheinbar hatte er sich getäuscht. 'Einfach standart', dachte er, 'vielleicht einen Zipfel hübscher'.
Sie wünsche sich mehr Leichtigkeit, hatte sie gesagt. Nunja, da liefen ja genug picklige 19-jährige rum.

Vielleicht kam es daher, dass in den Wäldern seine Gedanken nicht um Sie kreisten, sondern um jene verpatzte Hochzeit vor so vielen Jahren.

Tadu hatte ihn stehen lassen.
Völlig unvorbereitet tief gedemütigt - vor allen Freunden und Gästen. Nach Wochen der Vorfreude und Vorbereitung.
Alle waren sie erschienen. Am 29.Februar.
Nur nicht die Braut.
Und er hatte - zuerst ungläubig, später verzweifelt - den Schmerz herausgeschrieen und dann mit nach innen gezogen und sich in ihm versteckt. Sich ein Herz aus Stein gewünscht.
Er hatte geflucht und alle verwünscht.

"Wer,
wenn ich schriee, 
hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?
Und gesetzt selbst,
es nähme einer mich plötzlich ans Herz:
ich verginge von seinem stärkeren Dasein. 
Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang..."(1)

Der Priester hatte einen meditativen Singsang angeschlagen und nannte es:
Kontemplation Ogrimars.

"Ihr, die ihr die Liebe erfahren wollt, ihr müsst erst den Schmerz zulassen.
Ihr, die Ihr den Schmerz überwinden wollt, Ihr müsst erst lernen, was es bedeutet, mich zu erfreuen."

Thuryn lebte den Schmerz.
"Überwinden," murmelte er, "heisst mehr. Heisst dorthin zu gehen, wo der Schmerz sitzt. Ogrimar erfreuen, bedeutet mit der Dunkelheit im Herzen zu leben und zu lieben. Nicht sich zu quälen, nicht sich zu betäuben. Mit Frauen oder mit Alkohol". Er seuftze schwer.

Langsam bewegten sich seine Finger fast ohne sein Zutun auf den Saiten des Ryn'tars. Er lies sich gehen, spürte den Tönen nach, während er sie spielte. Es dauerte eine Weile, bis sich eine Melodie herausschälte. Er schwang mit dem Oberkörper mit und schlug mit dem Stiefel den Takt, der seinen Widerhall in den Schellen des Rhyn'tars fand.
Die Worte formten sich wie von selbst.

Taduchepa FdS (Fledermäuse des Schreckens)

Strophe 1:
Du kamst wie ein Rausch, wie ein Lächeln aus Glas,
schön anzuseh’n – und zerbrochen, sobald ich's vergaß.
Ein Blick – und ich fiel, zu schwach zum Verzeih’n,
doch dumm genug, um noch immer zu schrei’n.

Strophe 2:
Ein Jahr mit dir – war ein Jahr ohne mich.
Du nahmst, was du brauchtest, und ließest den Rest im Stich.
Du nanntest es Liebe – ich nenne es Frist.
Ein Haltbarkeitsdatum, das keiner vermisst.

Refrain:
Ein Jahr mit dir – und kein Gramm bleibt zurück,
außer Liedern voll Spott und verbranntem Glück.
Ich trank auf dein Wohl – nun sauf ich allein,
denn Liebe, mein Schatz, darf auch feige sein.

Strophe 3:
Taduchepa, mein Fluch mit den samtenen Augen,
du lehrtest mich Lügen, um an Wahrheit zu glauben.
Dein Kuss war Gift – so süß wie der Tod.
Ich leb’ noch... verflucht sei dein roter Schwur im Lot.

Refrain:
Ein Jahr mit dir – klingt fast schon wie Poesie,
doch selbst mein Zynismus hat Grenzen, siehst du sie?
Ein Jahr mit dir – das ist nun reif für's Archiv.
Ich war verliebt – du warst... kreativ.

Bridge (trocken, resigniert):
Ich schrieb dir Lieder – du hast sie verkauft.
Ich brachte dir Sterne – du hast sie geraubt.
Jetzt steh ich allein, doch immerhin wach –
und trag deine Liebe wie einen schlechten Vertrag.

Final-Refrain:
Ein Jahr mit dir – war ein Jahr im Verfall,
die Bühne war groß, doch der Applaus blieb schal.
Ein Jahr mit dir – und ich weiß nun genau:
Der Schmerz beginnt mit dem Wort: „Ich vertrau.“ (2)

Der Applaus war verhalten. Die meisten begriffen wohl gar nicht, was gerade passiert war.
Aber Geena verstand es sehr wohl, brachte ein neues Glas, schenkte ihm ein Lächeln und einen Hüftschwung.
Thuryn stand auf und stellte das Instrument weg. Irgendwie war er noch völlig benommen.
Er verfehlte die Podiumskante, verlor das Gleichgewicht und fiel.
Er krachte seitlich auf die Kante, schlug mit dem Kopf auf den Boden.
Und dann wurde es dunkel.

(1) - Rainer Maria Rilke - Duineser Elegien (Anm: 'schriee'- ist kein Schreibfehler, sondern Konjunktiv='schreien würde' ;-) )
(2) - Melody: Queen - Just one year of love, Text: Thuryn, der Barde
Zuletzt geändert von Thuryn am So 29. Jun 2025, 17:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Mahaba Chakai
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#11

Beitrag: # 55349Beitrag Mahaba Chakai »

An diesem Abend kam ihre Ablöse auf dem Anwesen recht früh, somit konnte sich Mahaba auf dem Weg machen in die Taverne.
Wer war dieser Mann? Was wollte er von ihrer Tochter?! Liara war ihr Schatz! Ein Diamant den nicht jeder Verdient hat..... *Sätze die ihr im Kopf herum gingen*
Sie hörte schon von draußen die Musik, öffnete die Tür zu Halam's Taverne. Sie schaute sich um, nickte einigen zu und andere beachtete sie überhaupt nicht, sie waren ihr einfach nicht wichtig genug!
sie ging direkt an die Theke, lächelte Halam zu und drückte ihn herzlich, dieser gute Alte Mann! Er stellte Mahaba ein kühles Bier vor die Nase, sie nickte dankend. 
Ihr Blick schweifte zu diesem Wicht! 
Halam spürte das mit Mahaba heute Abend nicht einfach so vorbei gekommen ist, sondern aus einem ganz bestimmten Grund. Er zog sie näher an sich, Flüstert ihr etwas ins Ohr, Mahaba nickte, so ging es einige male hin und her.
Geena spürte ihren Blick und kam zu ihr rüber, legte ihre Hand auf Mahaba's Arm.

Ich wusste das kann nicht gut ausgehen! Lass mich Dir erklären *sprach Geena leise*
*Mahaba betrachtete Geena und schüttelt nur leicht den Kopf*
Zuviel ist passiert die letzte Zeit! Noch mehr Ärger verträgt mein Ego nicht und schon gar nicht wenn es um eins meiner Kinder geht!
*Fauchte Mahaba leise zu Geena und betrachtet wieder den Wicht, wendet sich dann zu Halam um noch einiges in Erfahrung zu bringen*
Mädchen, Mädchen, Chakai Mädchen... *fluchte sie leise die Worte* Er wird gleich seinen Gesang wo anders vorbringen!
Die Musik war zu Ende, erst nahm sie es nicht wahr. Doch dann gab es dieses Geräusch! Danach dieser dumpfe Aufschlag!
Alle drehten sich zum Podest wo eigentlich eben noch der Herr stand. Mahaba sah in am Boden liegen, wendete sich dann zu Halam, machte ein Gesicht das alles Aussagte.
Zog die Schultern zusammen.
Dann hoffe ich! Das Problem ist nun ist nun beseitigt! Sollte das nun nicht sein, werde ich wieder kommen!
Sie setze ein paar Zeilen auf ein Pergament und gab es Geena, die gerade dabei war sich auf den Weg zu machen um nach Thuryn zu schauen.
Gib ihm Das! Sollte er nicht ganz von dieser Welt sein!
Geena liest die Zeilen die darauf standen. 
Finger weg! Sie wird nie Dir gehören! Du hast sie nicht Verdient!
gez. Mahaba Chakai
Geena lief zu Thuryn, Mahaba wendet sich zu ihrem Bier trank den Rest aus ihrem Becher, drückte Halam zum Abschied macht sich auf den Weg zum Anwesen.


 
Euer Blut ist Mein Blut
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Jemand fragte mich : Was willst Du ?! Ich sagte : Was ich will ?! Ich will sehen wie es Dich zerfrisst,
will sehen wie es Dich zerbricht,will mich laben in Deinem Schmerz !!
Reich mir die Hand du süsser Tod
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Liara
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#12

Beitrag: # 55350Beitrag Liara »

*Ja, sie war nach dem Gespräch mit ihm alleine zur Jagd gegangen. Sie hatte gehofft, dass sie so ihre Gedanken besser ordnen konnte. Doch dies gelang ihr kaum. Er hatte ihr gesagt, wo er hingehen würde - zu den Spinnen. Liara machte sich also auf den Weg zu den Spinnen und verlies Felsriff durch das Tor hinter dem Tempel. Auf das was sie dann auf dem Weg sah, darauf war sie sichtlich nicht vorbereitet. Er stand auf dem Weg, jedoch nicht allein. Eine Frau stand bei ihm - recht nah sogar. So nah wie sie eines Abends bei ihm stand.
Wut keimte in ihr auf, was sollte das? War sie doch nur eine von vielen?
Liara suchte in dem Moment nicht das Gespräch - vielleicht hätte sie es gesollt. Doch geleitet von ihren Gefühlen drehte sie wieder ab und lies die beiden alleine.*

*Nach einiger Zeit, die sie alleine verbracht hatte, hatte sie eine Entscheidung getroffen und hatte ihm diese mitgeteilt. Für sie schien es so, als würde es ihn nicht wirklich stören. Weitere Worte wurden gewechselt. Es wurde auf Abstand gegangen. 
Am Abend entschied sie sich nach Lichthafen zu reisen, in die Taverne von Halam. Seine Worte lagen ihr noch im Ohr, in denen er ihr sagte, sie solle doch einmal in die Taverne kommen und seinen Liedern lauschen. Nun, es war sicherlich interessant, was für Lieder er singen würde und ob sie Teil seiner Lieder war oder gar das, was zwischen den beiden passierte. Die Musik war schon gut zu hören, als sie nicht mehr weit entfernt war von der Taverne. Sie öffnete die Türe und blieb dort erst einmal stehen um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Tür hielt sie weiterhin auf. Einige Köpfe drehten sich zu ihr um, einige blickten sie so an, als würden sie Liara kennen. Liara lies ihren Blick schweifen, sie kannte hier niemanden. Wieso bekam sie ein komisches Gefühl, dass jedoch einige Gäste sie scheinbar kannten? Ihren Blick lies sie weiterhin schweifen. Und dann blieb ihr Blick an ihm haften - Thuryn. Er schien in seinem Element zu sein und sang seine Lieder.*

Ob sie das ist? Das Chakai-Mädchen?

*Drang es an ihr Ohr, als ein Gast an ihr vorbei lief. Das Chakai-Mädchen? Was war hier alles denn schon gesungen oder gesagt worden? Sie schnaufte und blickte dem Gast hinter. Liara entschied sich wieder zu gehen, sie hatte für diesen Moment genug gesehen. Sie trat nach draußen und lies die Tür der Taverne zu fallen. In diesem Moment wollte sie nur noch nach Hause und mit ihrer Mutter sprechen. Mit jener hatte sie schon vieles besprochen und Mahaba konnte ihr gut dabei helfen ihre Gedanken wieder zu ordnen. Jedoch verpasste sie ihre Mutter nur um einige Augenblicke und so würden die beiden sich erst in den Hallen der Familie wiedersehen.*
Bild

Tochter der Mahaba ~ Schwester von Iva & Tiak ~ Enkelin von Caidhit & Ninian ~ Krümel ihrer Tante Namayah
...Trägt ihre Tante Freya im Herzen...

Tanz mit mir durch die Nacht und ich zeige dir eine Welt, die du nicht kennst!
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#13

Beitrag: # 55351Beitrag Thuryn »

„Ich spiele mich selbst“

Der nächste Abend brachte Regen und Kopfweh. Thuryn war schwindelig – kaum merklich, aber deutlich genug, dass sich alles in einem leicht verschobenen Winkel anfühlte. Natürlich tat er so, als sei nichts. „Holz auf Holz“, knurrte er Halam zu, als der vorsichtig nach seinem Befinden fragte. Dann stieg er auf die Bühne, als trüge ihn ein Sturm.
Halam beobachtete ihn von der Theke aus.
Halam war kein Freund großer Gefühle, aber die Spannung zwischen Loyalität und Gewinn lastete schwer auf ihm. Das Haus Chakai war alt und einflussreich – und Mahabas Mahnung, Thuryn keine Bühne mehr für Spott, Ketzerei oder Lieder über gewisse junge Damen zu geben, war unmissverständlich.
Doch die Gäste kamen wegen Thuryn. Und blieben. Und zahlten.
„Nur was Dezentes, ja?“ hatte Halam gesagt.
Thuryn hatte nichts erwidert – nur kurz genickt.
Geena hatte Mahabas Botschaft übermittelt. Thuryn hatte den Zettel mit einem Naserümpfen zerknüllt und weggeworfen. Er hatte mit einer solchen Reaktion gerechnet. Mahabas Worte trafen ihn daher nicht unvorbereitet - eher wie ein feines Rasiermesser, das dort schneidet, wo die Haut bereits wund ist. Die Warnung, klug formuliert und mit der Autorität einer Frau, die schon vieles gesehen hatte, ließ keinen Zweifel: Wenn er nicht achtsamer war, würde er verlieren, was ihm vielleicht längst entglitten war. Vielleicht hatte sie sogar recht. Aber das war für Thuryn nicht der Punkt. Der Punkt war: dass sie geschrieben hatte, dass sie reagierte, dass sie ihn sah - doch es stach tief.
Geena hatte wie immer ein Auge auf Thuryn, aber ihr Blick war nicht zu deuten.
"Übrigens war Liara hier", sagte sie beiläufig, als sie ihm den Tee reichte. Nicht den mit dem Rum. Den anderen.
"Nur kurz. Hat nicht mal was getrunken. Aber sie war hier."
Thuryn spürte, wie sich etwas in seiner Brust zusammenzog - und gleichzeitig wie ein Glühen ausbreitete. Sie war gekommen! Sie hatte den Weg zu ihm gefunden. Dass sie gleich wieder gegangen war, ignorierte er. 'Sie war gekommen - zu ihm!' Dann gab es auch Hoffnung.

Thuryn saß lange schweigend mit dem Rhyn'tar auf den Schenkeln. Als der Raum sich langsam füllte und der Lärm zunahm, schien es fast wie ein Automatismus, dass er zu spielen begann. Die Akkorde fanden ihre Plätze wie von selbst.
Er spielte. 4 Lieder nur. Kein Spott, kein Skandal, keine Götter, keine Geliebten.
Das Publikum war freundlich, aber zurückhaltend.
Halam schien erleichtert.
Geena blieb unlesbar und brachte nun den richtigen Tee. Den mit Rum.
In der Pause schaute sich Thuryn lange im Raum um. Der Blick hatte etwas Wehmütiges - wie von Abschied nehmen. Er verlor sich im Zwielicht der flackernden Kerzen.

Er nickte Halam zu.
Die Musik begann langsam. Schwer. Ein Tango, wie nasses Kopfsteinpflaster.
🎭 „Ich spiele mich selbst“
(Melancholischer Tango – langsam, sarkastisch, mit Trauer in den Tiefen von Thuryn, dem Barden)

1.Strophe
Ich hab mich oft genug verlor‘n,
verstellt, verkauft, zu oft genarrt.
Bin tausend Tode schon gestorben –
und wach doch auf, mit kaltem Herz.
Ich bin kein Narr, kein Held, kein Dichter –
nur ein Schattenriss in grellem Licht.

Refrain
Ich trag den Spott wie andre ihre Orden,
spiel die Figur, wie‘s euch gefällt.
Doch glaubt mir – ich hab mir nicht erkoren,
was ihr in mir so stolz entstellt.
Ein leerer Blick, ein Glanzvernichter –
der seine eigne Wahrheit bricht.

2.Strophe
Ich kann verfluchen, flirten, lügen,
ich kann euch tanzen, trinken, drehn.
Doch wenn wir uns zu tief verbeugen,
vergisst man, je gerade zu stehn.
Ich weiß, wie tief der Abgrund reicht,
hab ihn gegraben – ganz allein.

Refrain
Ich trag den Spott wie andre ihre Orden,
doch manchmal fällt er mir zu schwer.
Ein Hoch auf all die bunten Masken,
auf jeden falschen Glanz der Zeit –
doch fragt mich nicht, was drunter flackert…
ich selbst bin dafür nicht bereit.


Die letzten Töne verglühten, als hätte jemand den Atem aus der Luft genommen. Nur der Nachhall des letzten Akkords vibrierte noch zwischen den Steinen. Ein leises Husten, dann Stille - dann der erste Applaus zaghaft, tastend, fast wie eine Entschuldigung.

Thuryn ließ das Rhyn'tar los, als hätte es ihm einen Teil seiner Schwere genommen. Er sah nicht auf, sprach nur leise in den Raum:
"Wenn du das hörst, Liara... Ich wünschte, du wärest geblieben."
Dann mit einem angedeuteten Lächeln: "Und deine Mutter - Ich schätze, sie kennt das Spiel weit besser als ich."

Er stand auf, hob das Glas:
"Auf die Frauen, die wissen, was sie tun „

Diesmal war der Applaus fast heftiger. 
Aber da war Thuryn schon verschwunden. Nicht durch die Menge.
Er nahm den schmalen Seitengang, an den Kräutertöpfen vorbei, die Geena immer pflegte. Dort rauchte er oft, wenn er allein sein wollte.
Heute zitterten ihm die Finger. Er zündete das Pfeifchen noch nicht an.

Hinter ihm Stimmen, Gelächter, Leben.
Doch es klang wie durch Glas.
Irgendwo schlug eine Tür.
Vielleicht Liara (hoffte er insgeheim)
Vielleicht auch nur der Wind.

"Morgen," sagte er in die Nacht,
"morgen gehe ich Sie suchen." und nach einem kurzen Moment fügte er - über sich selbst lachend - hinzu: "und wenn ich sie nicht finde, statte ich dem Hause Chakai einen Besuch ab..." 


 

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#14

Beitrag: # 55354Beitrag Thuryn »

Der Puppenspieler

Als Thuryn nach einigen Tagen wieder bei Halam erscheint, wirkt er aufgeräumt.
Er pfeift, er tänzelt und überhaupt scheint er bester Laune zu sein.
Am nachmittag spricht er Geena an, "Wenn ich nach Steinheim zöge...könntest du dir vorstellen, mitzukommen?"
Geena zieht eine Augenbraue hoch. "Ist das da, wo Narren ungestraft alles tun und lassen können?"
"Hm, nein, "antwortet Thuryn, "aber dort kennt man mich nicht."
Geena schüttelt den Kopf: "Du bist und bleibst ein Träumer."

Thuryn werkelt den Rest des Tages in seiner Stube herum.
Abends erscheint er spät mit gepacktem Rucksack, einer schulterhohen bemalten Pappe und einer kleinen Kiste.
Er spielt nur 3 fröhliche Lieder. Immer wieder gibt es Zwischenrufe."Was ist denn jetzt?"."Wie geht es weiter". "Wozu der Rucksack?" Und ähnliches.
Schließlich steht Thuryn auf.
"Natürlich möchte das interessierte Publikum wissen, wie die Geschichte nun ausgeht."
Pause.
"Nun, 1. darf ich das gar nicht sagen, schon gar nicht singen.
2. sie geht gar nicht aus. Sie geht weiter.
und 3. Nur vielleicht nicht hier. Vielleicht nicht morgen.
Ich werde eine Zeitlang die Inseln bereisen. Aber ich komme wieder. Keine Sorge. Und vielleicht schaue ich zwischendurch mal rein.
Für heute und damit ihr in meiner Abwesenheit etwas zu erzählen habt, habe ich euch etwas Neues mitgebracht.
Man nennt es Puppenspiel. Das Stück heißt

„Kasperle, die Großmutter und das Chaos im Kopf“
Ein tragisch-komisches Puppenspiel für Erwachsene , und solche, die es nie sein wollten, in fünf Bildern."

Während er spricht, faltet er den mitgebrachten Karton auseinander. Man sieht einen Ausschnitt mit Vorhang.

Thuryn stellt die Besetzung vor, indem er aus der Kiste die Puppen hervorholt und hochhebt.

"Hier haben wir Kasper" (eine Figur mit schwarzem Zylinder, rotem Schal – Thuryns Alter Ego)

"Ogrimars Großmutter" (eine runzlige Holzmaske, mit einer schwarzen Pfauenfeder und einem schwerem Buch: „Die 77 Regeln im Hause Tschaka“)

"Prinzessin Lilaria von Chaosien" (träumerisch, wirrhaarig, mit drehbaren Augen)

"und das Krokodil" (aus einem Schuh und einem Besen improvisiert).
"Alle Personen, die in dieser Geschichte auftreten, sind frei erfunden, jede Ähnlichkeit mit bekannten Personen wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt."

Dann verschwindet Thuryn hinter der Pappe.

Das Rhyn’tar gibt drei pompöse Takte vor. Der Vorhang geht auf. Man sieht ein wild bemaltes Bühnenbild: ein zerzauster Garten mit einer zerbrochenen Schaukel.

Kasper (springt hervor, verbeugt sich):
„Kuckuck! Da bin ich! Kasperle, Freund der Missverständnisse, König der falschen Töne – und wie immer:
unschuldig wie ein Mord im Dunkeln.“
(verbeugt sich nochmal, dann flüstert er zum Publikum:)
„Psst! Ich glaub, ich hab wieder wen beleidigt...“

(Die Großmutter erscheint, dramatisch mit Rauch und einem Glöckchen)

Großmutter (grimmig):
„Kasper! Was höre ich? Du hast die Regeln unseres Hauses verletzt!
Schon wieder gesungen!
Schon wieder gespottet!
Schon wieder... Gefühle gezeigt!!“

Kasper (unschuldig):
„Ich?! Ich hab doch nur... getanzt.
Mit Worten. Und einer gewissen... Mylady.
Aber ich hab versprochen, dass sie nie wieder vorkommt.
Nie wieder! Nie wieder!
Außer in diesem Stück.
Und in meinem Tagebuch.
Und vielleicht in einem metaphorischen Kräuterteebeutel.“

(Die Prinzessin erscheint, leicht schwankend, ein Zettel hängt an ihr: „Ich bin nicht da.“)

Prinzessin Lilaria (flatternd):
„Oh Kasper, mein Kasper! Ich habe so viele Gedanken im Kopf –
sie purzeln, sie tanzen, sie reden in Sprachen, die ich nicht verstehe!“

Kasper (überlegt):
„Also... wie immer.“

(Zum Publikum:)
„Ich hab sie geliebt. Wirklich!
Aber sie ist weggelaufen – nicht vor mir.
Vor ihrem eigenen Orchester.“

Prinzessin (drehende Augen):
„Ich brauch Abstand! Einen Raum nur für mich! Und vielleicht ein Boot. “

(Sie verlässt die Bühne torkelnd. Ein „Achtung: Abstand halten“-Schild bleibt zurück.)

(Großmutter tritt wieder auf, wedelt mit einem Kochlöffel.)
Großmutter:
„Na bravo, Kasper! Jetzt hast du’s geschafft!
Und das Mädchen auch noch in die große Melancholiekur geschickt!
Du musst büßen!“

Kasper (zieht das Krokodil hervor, das sofort zu tanzen beginnt):
„Ich hab dir was mitgebracht, Großmutter: Mein schlechtes Gewissen.
Es sieht aus wie ein Krokodil, frisst mich nachts,
und hat nie gelernt, 'Entschuldigung' zu sagen.“

(Krokodil schnappt nach Kasper, beißt ihn ins Bein.)

Kasper (springt auf):
„Aua! Das war der letzte Biss, versprochen!
Ab jetzt gibt’s nur noch Tee.
Mit Rum.
Ohne Romantik.“

(Er verbeugt sich tief. Das Rhyn’tar klingt melancholisch aus.)

Kasper (leise zum Publikum):
„Wenn ihr je liebt – denkt dran: Puppen sind leichter zu führen.“

Der Vorhang fällt.
Applaus. Oder betretenes Schweigen. Oder Gelächter.
Thuryn verneigt sich – ohne Kommentar.
Er lässt Puppenspiel Puppenspiel sein, schnappt sich seinen Rucksack und das Rhyn’tar und ist zur Tür hinaus, bevor man "Pupp" sagen könnte.
Man darf gespannt sein, wann und wo er ins nächste Fettnäpfchen tritt.

Freiheit, des is, wennst vor nix und koana Oangst host
Thuryn Rhys

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28.08.2001 "Das Orakel": Wir gratulieren Thuryn Rhys zu seiner ersten Wiedergeburt!
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#15

Beitrag: # 55360Beitrag Thuryn »

Ich liebte ein Mädchen

Einige Wochen später betraten 4 junge Männer Halams Biergarten, die sich offensichtlich köstlich amüsierten. Laut lachend lasen sie sich gegenseitig von einem Leporello etwas vor.
Halam war heute alleine - Geena hatte sich ein paar Tage frei genommen, keiner wusste, wo sie war - also nahm er die Bestellung selber auf.
Dabei hörte er auch einen Vers, der gerade vorgetragen wurde und musste selber schmunzeln.
"Was ist das, was ihr euch da vorlest," fragte er neugierig.
"Ach," sagte Heidrich, einer der vier Kumpanen lachend, das sind die neuesten Verse von Thuryn. Die werden zur Zeit auf allen Inseln, in allen Strassen gesungen und weiter gedichtet. Ein echter Gassenhauer.
Ein Freund aus Felsriff hat ein paar davon für uns aufgeschrieben, wobei es nicht verbürgt ist, dass die Verse so auch von Thuryn stammen. Aber das ist egal. Jeder dichtet daran herum."
"Achja," sagte Halam, der die Ohren bei dem Namen des Barden gespitzt hatte, "keine Lust sie uns vor zu tragen?" Er deutete auf das verwaiste Podest.
Heidrichs Kumpanen waren sofort Feuer und Flamme und schließlich lies sich Heidrich auch drängen. Halam besorgte die Laute, Heidrich stapfte auf das Podest.

"Einen Gruß von Thuryn, dem Barden bringe ich euch und wünsche viel Vergnügen", rief er und klimperte los.

🎶 Ich liebte ein Mädchen – (Thuryns Version als Hommage an Ingo Insterburg, von dem die Musik und so manche Textzeile stammt(mit * gekennzeichnet))


🎶 "Ich liebte ein Mädchen in der Taverne,
die hatte den Thuryn so gerne.

Ich liebte ein Mädchen in Lichthafen West,
sie hielt sich für weise und war doch ne Pest.

Ich liebte ein Mädchen im Tempelkeller,
sie war nicht fromm - doch umso schneller.

Ich liebte ein Mädchen bei Barlork,
die liebte wie'n Zwerg und schlug zu wie ein Ork.

Ich liebte ein Mädchen bei Jarko,
die hatte einen süssen sexy Po(*).

Ich liebte ein Mädchen bei Marsac Cred,
sie warf mit Blitzen und nannte mich nett.

Ich liebte ein Mädchen am Rand des Druidenhains,
das war gar keins(*)

Ich liebte ein Mädchen am Gobo-x,
das war wohl nix

Ich liebte ein Mädchen auf Orkanisburg,
die liebte Ingo Insterburg(*)
Dann war es mir auf Arakas zu klein
Und so zog ich in die Welt hinein

Ich liebte ein Mädchen am Spinnensee
sie hatte mehr Beine als ich je versteh.

Ich liebte ein Mädchen am Königshof,
die war sehr lieb, doch ein bisschen doof(*)

Ich liebte ein Mädchen bei Xanth,
doch die hat mich kaum erkannt.

Ich liebte ein Mädchen auf den MoonTug-Feldern
die liebte am liebsten sich selber(*).

Ich liebte ein Mädchen bei Kimtesar,
bei der war auch immer der Mann noch da

Ich liebte ein Mädchen, das war Anthors Gast,
sie schnitzte am Wahnsinn und aß nur aus Hass.

Ich liebte ein Mädchen im versunkenen Wald,
bei der wars immer ganz furchtbar kalt

Ich liebte ein Mädchen in Felsriff am Strand,
die schrieb dabei Tauben am laufenden Band.

Ich liebte ein Mädchen im Orakel,
das war vielleicht ein Debakel.

Ich liebte ein Mädchen auf Chronland,
weder Insel noch Mädchen ich je wieder fand

Ich liebte ein Mädchen, ich weiß nicht mehr wo –
vielleicht war sie real, vielleicht war sie ein Floh.

Ich liebte ein Mädchen, das war grad für'n Ars'
Ja, das wars.(*)"


Dichtung oder Wahrheit?
Oder Profilpflege?
Das Leben ist bunt...

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#16

Beitrag: # 55361Beitrag Thuryn »

Mondscheinpark

Der Mondscheinpark lag still. Die wenigen Laternen warfen silberne Muster auf die weißen Kiesel zwischen den weiten, ruhigen Büschen. Ganz entfernt drangen leise Choräle aus dem Tempel – nicht gespielt, sondern gepflegt, wie eine Pflanze, mit Bedacht gestreichelt vom alten Gärtner Otihad.

Thuryn saß auf einer der Steinbänke, halb im Schatten, halb im Licht. Den Hut hatte er tief ins Gesicht gezogen, das Rhyn’tar lehnte stumm an seiner Seite. Kein Auftritt, kein Publikum. Nur der Abend, das Atmen der Blumen, das sanfte Plätschern des Teiches.

„Ich hätte dich kaum erkannt ... so ohne Robe“

Die Stimme kam ohne Warnung, doch sie war nicht fremd. Eine Frau stand da, schlank, ganz in Bauwolle. Thuryn ließ
sich nicht in die Irre führen. Sie wollte es ihm schwer machen, sie einzuschätzen. Ihre Stimme trug ein Lächeln, ihre Augen waren voller Wärme.

Thuryn hob den Kopf, sagte nichts. Er lächelte.

„Du bist ruhiger geworden“, fuhr sie fort, „nach allem, was ich von dir höre. Klarer, glatter. Weniger Sprünge im Ton.“

Er zuckte kaum merklich mit den Schultern. „Vielleicht habe ich das Springen satt.“

Sie setzte sich dicht neben ihn. Sie roch angenehm nach Maiglöckchen - wie früher. Kein Hauch von Zögern. Es war eine alte Nähe, vertraut und unangetastet von all den Jahren dazwischen.

„Aber du bist zerrissener als früher“, sagte sie leise.

Er sah sie an. Ihre Züge waren schwer zu lesen im fahlen Licht, aber er wusste, dass sie Recht hatte.

„Du warst einst ein Sturm, Thuryn. Jetzt bist du der Himmel danach – aufgerissen, still, aber mit Blitzen tief dahinter.“

Er schmunzelte. „Hübsch gesagt. Du solltest dichten.“

„Ich hab nie damit aufgehört.“

Eine Pause. Dann, ganz leise, hob er das Rhyn’tar, als wäre es schwerer geworden. Seine Finger glitten über die Saiten, zögerlich, suchend. Und dann stimmte er ein Lied an – eine Melodie, die nicht neu war, aber verändert. Verlangsamt. Weicher.

Thuryn:

🎶 "Ich ging einst fort mit leerem Blick,
Die Lieder stumm, der Takt zerknickt.
Ein Herz aus Stein – das wollt ich sein,
Doch Steine frieren auch allein."

Die Frau neben ihm lauschte – und stieg ein - ohne zu zögern und ohne falschen Ton, als hätte sie das Lied schon vor Jahren gelernt.

Sie:

🎶" Du wolltest schweigen – ich verstand.
Doch trug dein Schweigen meinen Namen.
Ich schrieb dir Worte in den Wind,
Doch fandest du sie nie geschwind."

Beide (leise, fast flüsternd):

🎶 "Was war, klingt weiter - leis' und bang,
Es bleibt – verwandelt – lebenslang."

Ein letzter Akkord. Offen. Nicht aufgelöst.

Sie sah ihn an.
„Das war früher dein letztes Lied. Jetzt klingt es wie ein erstes.“

Er lächelte schief.
„Vielleicht bin ich wieder Anfänger.“
Zuletzt geändert von Thuryn am Do 3. Jul 2025, 17:05, insgesamt 2-mal geändert.

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#17

Beitrag: # 55363Beitrag Thuryn »

Die Welt ist Klang

Sie schwieg kurz, dann sagte sie:
„Aber vielleicht… heilt die Zeit doch mehr, als wir glauben. Manche Wunden werden wenigstens stumpf.“

„Die Zeit heilt alle Wunden,“ sagte Thuryn, „klingt - tröstlich, ist aber ein Ammenmärchen. Eine Lüge, die Mütter ihren schreienden Kindern erzählen, damit sie den Schmerz ertragen.“

Sie sah ihn nachdenklich an.
„Was dann?“

„Die Zeit heilt nicht“, sagte er leise, „sie überdeckt nur. Die Wunde selbst bleibt – und ihr Echo im Klang.“

„Klang?“

Er hob das Rhyn’tar ein Stück.
„Die Welt ist Klang. Die Sterne ziehen ihre Bahnen nicht in stummer Dunkelheit, sondern in einem ewigen Gesang.“

„So wie Johan Keepeler es nannte, der Sphärensänger?“

Er nickte.
„Genau. Er vernahm die Harmonie der Planeten, eine Musik, die für uns meist zu fein bleibt. Doch sie webt das Gefüge des Universums. Er ist aber nur einer von vielen Sphärensängern.“

Sie runzelte die Stirn.
„Und unsere Wunden?“

„Jede Seele trägt ihren eigenen Klang“, antwortete Thuryn.
„Jede Verletzung - körperlich oder psychisch - hinterlässt eine Schwingung, die eine Disharmonie im Inneren erzeugt. Die Wunde selbst und ihre Melodie, ihr Klang, bleiben. Die Zeit, kann sie nur überdecken.
Manchmal wird aus Schmerz ein Lied. Und manchmal wird ein Lied ein Ort, an dem man Überlebt.
Manchmal aber reicht ein ähnlicher Klang - aktuell und ohne jeden Bezug zur ursprünglichen Verletzung - und die alte Wunde bricht wieder auf und der Schmerz ist vielleicht sogar stärker als zuvor.

Auch hier haben wir das Zusammenspiel von Harmonie und Disharmonie. Von Artherk und Ogrimar. Es gibt das Eine, nicht ohne das Andere.“

„Heilen heißt also…“

„…den Klang zu hören, ihn zu verstehen, und aus der Disharmonie eine neue Harmonie zu formen. Nicht die Zeit heilt. Heilen braucht Zeit, ja. Das Heilen selbst beginnt im Lauschen.“

Er sah sie an, das Rhyn’tar ruhte in seinen Händen.
„Ein Rhyn'tar ist das Instrument der Sphärensänger. Es begleitet mich – es lehrt mich, zuzuhören. Den feinen Ton, den auch der Wind nicht überhört. “
"Ein Rhyn'tar," fragte sie? Woher hast du es?

"Es ist ein Geschenk, oder vielleicht besser: eine Leihgabe, der ich mich noch würdig erweisen muss. Am besten erzählt diese Geschichte das Rhyn'tar selber, aber heute ist nicht der Tag dafür. Wir sind noch nicht soweit.", sagte er. "Aber eines kann ich dir veraten: Das Instrument ist sehr mächtig und ich verstehe nur einen Bruchteil davon. Da stehe ich ganz am Anfang.
Für jeden Anderen ist es nur ein Instrument. Auf mich wurde es eingestimmt und nur mit mir kann es seiner Bestimmung gerecht werden."
Pause.
"... und ich mit ihm.
Wir sind noch im Einschwingen." Er lächelte sanft.

Sie nickte langsam, als würde sie es nachspüren. Kein Widerspruch, keine Frage. Nur ein leichtes Blinzeln, als hätte sie etwas im Auge.

Sie raffte sich auf und wollte aufstehen, doch Thuryn hielt sie zurück.

"Du wolltest, dass ich es noch einmal singe," sagte er leise. "Doch ich singe es für keine Andere".
Er stimmte zunächst leise summend ein Lied an. Ohne Instrument, A-capella, mit den Fingerspitzen nur sacht den Rhythmus auf dem Rhyn’tar kloppfend, doch beide hörten im Kopf die 4 Cellos, die das Lied begleiteten:
Nothing else matters
(original Text und Musik: Metallica
Übersetzung und Anpassung by Thuryn
Cello-Version by Apocalyptica)

So nah,
egal, wie weit entfernt

es könnte nicht inniger
von Herzen kommen

Wir vertrauen für immer
auf uns

(beide 2-stimmig)
Und nichts anderes zählt.

Ich suche Vertrauen
und finde es in dir

Jeder Tag hält Neues
für uns bereit

Wir öffnen uns
für eine neue Welt

(beide 2-stimmig)
Und nichts anderes zählt

UND ich weiß:
So nah,
egal, wie weit entfernt

es könnte nicht inniger
von Herzen kommen

(beide 2-stimmig)
Und nichts anderes zählt.

Als die Melodie in der Nacht verstummte hatte sie Tränen in den Augen.
"Danke", schniefte sie kurz
Dann stand sie auf, zog die Bluse enger, als fröre sie plötzlich. Zwei Schritte, dann drehte sie sich noch einmal um.

„Du könntest bleiben.“

Einen Moment war da nichts als der Wind.
Sein Blick blieb ruhig, der Ton trocken:

"Das Lied bleibt für immer bei dir.
Ich - - bin keiner, der bleibt.“

Keine Härte, keine Bitterkeit – nur eine Feststellung. Wie das Licht des Mondes auf kaltem Stein.

Sie nickte. Nicht enttäuscht – nicht überrascht. Nur wissend.
„Pass auf dich auf. Du weißt, ich bin immer da.“

Dann verschwand sie zwischen den Wegen des Parks, eine lautlose Bewegung im silbernen Dämmer.

Thuryn saß noch eine Weile. Das Rhyn’tar in seinem Schoß. Die Finger lagen still auf den Saiten. Er summte ganz für sich.

Die Blätter im Park bewegten sich leise – als hörten sie zu.

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Thuryn Rhys

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Ajona
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#18

Beitrag: # 55364Beitrag Ajona »

Ajona ist auf dem Heimweg von der Jagd und kommt auch durch den Mondscheinpark. Dort sieht sie Thuryn einsam sitzen. Leise schleicht sie sich an ihn heran und zupft ihm wieder einmal eine kleine Feder. „ Ich habe dich fast nicht erkannt. Du siehst anders als beim letzten Mal aus „
Ajona lächelt und fragt „ Was machst du denn hier so allein ? Darf ich mich zu dir setzen und dir Gesellschaft leisten oder magst du gern allein bleiben? Wir haben uns einige Zeit nicht gesehen und ich würde gern wissen, wie es dir geht „
Wartet gar nicht auf eine Antwort von Thuryn und setzt sich einfach neben ihn auf die Bank . Denkt sich. So kann er nicht mehr Nein sagen.
Ajona wartet nun gespannt auf seine Antworten.
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Das Leben mag vielleicht keinen Sinn haben, was aber noch lange nicht heißt das es sinnlos ist.[/center][/align]
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#19

Beitrag: # 55365Beitrag Lyssa »

*In so vielem hatte er Recht, doch wie einst hing sie an seinen Lippen, bevor sie aus dem Mondscheinpark ging und gerade es noch schaffte aus dem Blick der Dame zu verschwinden. Doch sollte der Wind ihre Worte zu ihm tragen, melancholisch, warm und leise*

„In den Hallen der Zeit, wo die Schatten tanzen,
singt dein Herz ein Lied, von Liebe und Schmerz.
Die Flammen des Feuers, die in deiner Seele brennen,
erhellen den Weg, durch die dunkle Nacht.

Du singst von Helden, von Liebe und vom Tod,
von Träumen und von Wirklichkeit.
Dein Gesang ist ein Ruf, durch die Zeiten und Räume,
ein Ruf nach Freiheit, nach Liebe und nach Wahrheit.

Die Saiten deines Rhyn’tar, erklingen in Harmonie
Ein Klang, der die Seele berührt und bewegt.
Die Melodie meiner Träume ist ein Geschenk an Dich
Ein Geschenk der Liebe, ein Geschenk des Lebens.

In den Hallen der Zeit, wo die Schatten tanzen,
singt dein Herz ein Lied von Hoffnung und vom Traum.
Die Musik deiner Seele ist ein Ruf nach Dir,
ein Ruf nach Liebe, ein Ruf nach Dir.

Aus der Ferne sehe ich dein Gesicht,
ein Lächeln das mich durch die Nacht begleitet.
Ich sehne mich nach dir, nach deiner Nähe und Wärme
Vielleicht auch nach einem Kuss.


„Das Lied bleibt für immer bei dir. Ich - - bin keiner, der bleibt.“
*sie war nicht enttäuscht? – Sie würde es Thuryn keinesfalls merken lassen und blieb in der Hoffnung, das sie sich eines Tages wieder nah sein konnten.
– so nah & doch so fern- "Ihr Lied" *

 
Thuryn
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#20

Beitrag: # 55366Beitrag Thuryn »

Nachhall

Ajona saß schon neben ihm auf der Bank, als er den Kopf hob.
„Na, wenn das nicht meine Lieblingsfedersammlerin ist“, sagte er mit einem leisen Schmunzeln. „Pünktlich wie das erste Blatt im Herbst.“
Sie grinste. Und für einen flüchtigen Moment war es, als hätte der Abend nichts Schweres an sich.

Doch dann legte sich eine andere Stimmung über ihn – warm, weich, unaufdringlich.
Nicht als Gedanke, sondern als Klang – als etwas, das nachzitterte zwischen Herz und Rhyn’tar.

„In den Hallen der Zeit, wo die Schatten tanzen …“
Es war ihr Lied – Lyssas Lied – und es hatte sich in ihn gelegt wie Licht durch dünnes Laub. Er spürte das Lied wie eine warme Welle unter der Haut.
"So ganz abgeklärt war unsere Begegnung ja wohl doch nicht gewesen", dachte er.
Nicht für sie. Und – verdammt – auch nicht für ihn.
Ihr Lied war harmonisch, einfühlsam, mit einem Ton, der nicht forderte, aber blieb.
Es berührte ihn tief.
So viel feine Wärme – und kein Hauch von Vorwurf.
Er war dankbar.
Dankbar, dass sie nicht gegangen war, ohne ihm dieses Geschenk zu hinterlassen.

„He, schläfst du mit offenen Augen?“, rief Ajona und schnipste mit den Fingern vor seinem Gesicht.
Thuryn blinzelte, ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
„Ich? Niemals. Ich meditiere in Bewegungslosigkeit.“
„Klar“, grinste sie. „So nennt man das heutzutage also.“
Er lehnte sich zurück, warf einen Blick in den Himmel.
„Weißt du“, murmelte er, „manche Lieder bleiben – und das ist gut so.“
Ajona und Thuryn plauderten noch eine ganze Weile. Ihre herzhafte und erfrischende Art tat ihm gut und nahm die Schwere von ihm.

Noch lange nachdem Ajona gegangen war, blieb Thuryn auf der Bank zurück.
Lyssas Lied – war nicht verklungen, aber ruhiger geworden.
Es hatte etwas in ihm geöffnet, das weder Schmerz war noch Frieden. Nur: Klang. Nur: Weite.

Er spürte, dass diese Nacht nicht mehr still sein würde.

Also stand er auf, zog sich den Umhang fester um die Schultern – und ging.
Nicht heim. Nicht fort. Nur... weiter.

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#21

Beitrag: # 55369Beitrag Thuryn »

Eingestimmt

Die Nacht war fortgeschritten. Felsriff schlief, doch über den Dächern stand die Luft still – gespannt wie eine Saite kurz vorm Klingen.

Thuryn trieb es auf der Suche nach einem lauen Lüftchen an den Strand.
Er zuckte nur leicht resigniert mit den Schultern.
„Medaillen können sie mir schicken, aber wenn ich mir eine Bank und ein Lagerfeuer wünsche, sind die halbgöttlichen Kräfte offenkundig überfordert“, murmelte er.
Er häufelte etwas Sand an, legte ein Antilopenfell darüber und ließ sich – leicht ächzend – nieder. Hier konnte man es aushalten.

Er legte das Rhyn’tar auf seine Knie, spielte aber nicht.
Seine Finger tasteten über die Saiten wie ein Blinder, der einen alten Pfad sucht. Das Instrument begann leicht zu schwanken.

Ein Laut, kaum hörbar, vibrierte unter seiner Haut. Kein Klang – eher ein Gefühl.
Eine Erinnerung, die noch nicht gedacht war.

„Nicht wehren, spricht der Engel, dann trägt es dich …“

Er schloss die Augen.

Und da war kein Strand mehr. Kein Felsriff. Kein Körper.
Nur ein Raum aus Schweigen – tief, weich, endlos.
Wie unter Wasser, doch ohne Kälte. Lautlos … und voll von Klang.

Ein einzelner Ton schwebte darin – lang gezogen, silbern, uralt.
Er vibrierte durch ihn hindurch, so fein, dass es brannte.

„Willkommen.“

Die Stimme kam von überall. Oder aus ihm selbst.

„Du bist eingestimmt.“

Thuryn versuchte zu antworten, aber seine Stimme klang nicht.
Statt Worten bildete sich eine Melodie – unsicher, tastend.
Das Rhyn’tar in seinen Händen war da, doch nicht aus Holz. Es bestand aus Licht. Oder Klang. Oder beidem.

„Dies ist kein Ort“, hörte er die Stimme. „Dies ist ein Übergang.“

Bilder flackerten auf – wie von innen beleuchtet.
Bekannte und unbekannte Gesichter, Männer wie Frauen.

Und dazwischen: er selbst. Immer wieder.
Anders. Zerbrechlich, zynisch, freudig, müde, stolz, betrunken, suchend.

„Warum bin ich hier?“, fragte er – diesmal mit Klang, nicht mit Sprache.

„Weil du hören willst.“

Das Rhyn’tar begann zu spielen – von selbst. Es führte ihn.
Ein Ton wurde zur Melodie, wurde zu einem Strom.
Die Welt formte sich daraus: Wind, Bäume, Feuer, Stimmen – alle aus Klang.
Ein Lied ohne Worte – und doch war alles gesagt.

Dann – ein Bruch. Ein fremder Ton. Dunkel. Verzerrt.
Eine Disharmonie, die sich wie ein Riss durch das Lied zog.
Schmerz. Wut. Schuld.

Ein Schatten betrat den Raum.

Er war nicht sichtbar. Und doch wuchs er.

„Du kennst mich“, sagte der Schatten. „Du hast mich gewählt.“

Die Stimme war rau wie verbrannte Asche – und vertraut.
Thuryn widersprach, mit stumpfem Klang.

„Zeit, diese Geschichte richtig zu stellen.
Ich hatte Artherk erwählt – damals auf Sommernacht – und ich stand schon vor dem Orakel für den letzten Schritt. Doch der Bruch mit Liliann machte es unmöglich.
In mir war nur noch Kälte, Chaos und Dunkelheit. Ich hatte nicht das Gefühl, nunmehr eine Wahl zu haben.“

„Hrhr“, war vom Schatten zu hören. „Und was kam dann? Erinnerst du dich auch daran?“

„Ja“, erklang es aus Thuryn. „Ich verbrachte zwei Jahre in den Kraanierhöhlen, um den notwendigen Erfahrungszuwachs für den Teleport nach Rabenfels zu erlangen. Zwei Jahre ohne Licht und ohne Freunde.“

„Das war deine Prüfung“, sprach der Schatten. „Du hast also mich erwählt – und die Prüfung bestanden. Und es war nicht die einzige.“

Dann, zögernd, formte Thuryn eine Frage. Kein Protest, keine Verteidigung – nur eine ehrliche Frage.
Sie kam nicht aus Trotz, sondern aus echtem Zweifel:

„Wenn ich dich gewählt habe … warum bin ich dann nicht die Disharmonie selbst?“

Einen Moment lang war alles still.

Dann antwortete der Schatten. Langsam. Mit einem Ton, der nicht kalt war, sondern uralt.

„Weil du sie hörst.“

Thuryns Herz schlug schneller.

„Die wahre Disharmonie erkennt sich nicht.
Sie übertönt. Sie löscht. Sie ist taub.“

Der Schatten trat näher – nicht bedrohlich, sondern wie eine alte Erinnerung. Dann sprach er weiter:

„Du denkst in Lagern. Gut – böse. Licht – Schatten. Harmonie – Bruch.“

„Aber das ist ein Spiel. Ein Tanz. Ein Duell.“

Thuryn sah ihn fragend an. Die Luft vibrierte.

„Stell dir Harmonie und Disharmonie wie Degenfechter vor“, sagte der Schatten.
Seine Stimme klang nun fast heiter – wie ein Lehrer mit dunklem Humor.

„Die Harmonie macht den ersten Zug – ein klarer Klang, sicher, rein.
Die Disharmonie antwortet – schnell, kantig, unverschämt.
Doch was entsteht, ist kein Sieg. Es ist Steigerung.“

Um sie herum begann sich Klang zu formen – wie Noten in Bewegung.
Zwei Töne stießen aufeinander: erst schrill, dann ineinandergreifend, dann wieder auseinander – aber immer im Spiel.

"Klingenklang – kein Lied ist rein.
Töne fechten, Form will sein.
Nur wer sticht und sich verliert,
kann erschaffen, was berührt."

„Wenn beide fechten, ohne einander zu vernichten, entsteht Musik.
Wahrer Klang. Lebendiger Klang.
Das Leben selbst“

Und plötzlich verstand Thuryn.

„Dann … ist Disharmonie kein Fehler?“

„Nein“, sagte der Schatten leise. „Sie ist Herausforderung.“

„Und Harmonie?“

„Mut.“

Der Schatten trat zurück – und wurde durchsichtiger.

„Es geht nicht darum, wer gewinnt.
Es geht darum, dass beide lange in Bewegung bleiben.
Nur solange sie spielen, herrscht Balance.“

Die Klangwelt um sie wirbelte.
Thuryn merkte, wie seine Entschlossenheit sank und er sich mehr und mehr zum Schatten hingezogen fühlte.
„Ich bin nicht das Böse. Ich bin nur... du.“

Und dann hörte Thuryn leise aber ganz klar das Rhyn’tar. Eine Melodie die aus dem Riss zu kommen schien – nicht gegen den Schatten, sondern aus ihm heraus. Der Klang war scharf, zerrissen, unrein – und wahr. Und aus dieser Bewegung heraus erhob sich das Lied:

🎶 Zirkel aus Asche (by Thuryn)

> Ich trug ein Lied aus kaltem Stein,
Geboren aus verlor’nem Sein.
Kein Licht, kein Trost, kein Morgenrot –
Nur Ogrimars geborgter Tod.

> Ich sprach in Flammen, lachte blind,
Verlor mich selbst im Sturm und Wind.
Doch jede Lüge, die ich sang,
Trug still den Keim des Widerklangs.

> Ich bin kein Held, kein heil’ger Knecht,
Kein Auserwählter, gut und echt.
Ich bin nur Ton – gespalten, roh,
Ein Klang im Dienst der Zwischentöne.

> Und wenn ich falle, fall ich leis,
Kein Himmel weint, kein Höllenpreis.
Doch aus dem Fall, aus Schmerz und Klang
Entsteht vielleicht … ein neuer Sang.

Der Schatten schwieg.

Nicht besiegt. Aber gehört.

Langsam löste sich die Dunkelheit.
Der Lichtton blieb – heller als zuvor.
Nicht rein. Aber vollständig.

Thuryn öffnete die Augen.
Noch immer saß er am Strand. Das Rhyn’tar lag in seinem Schoß. Die Saiten zitterten kaum merklich.
Die Stadt schlief.

Doch etwas war anders.

Ein Ton war in ihm geblieben.

Nicht laut. Nicht fertig.

Aber echt.

„Vielleicht ist Ogrimar nicht mein Herr.
Aber er ist ein Teil meiner Stimme“, versuchte er zu verstehen.

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#22

Beitrag: # 55373Beitrag Thuryn »

Eine heisse Nacht

Die Nacht war lau, das Meer schwieg.
Und Thuryn hatte genug von Schwermut.
 
Seit Tagen trug er Melancholie wie einen nassen Mantel mit sich herum.
Heute Nacht wollte er ihn abwerfen. Nicht vergessen – nur für einen Moment ablegen.
Und wo ging das besser als bei Halam?
In jener Taverne, in der Geschichten schneller wuchsen als Bärte – und mit doppelt so viel Schaum.
 
Lichthafen schlief nie ganz – aber in dieser Nacht schien es zu glühen.
Lampen warfen tanzende Schatten über die Holzbalken, draußen zirpten Grillen, und drinnen... tobte das Leben.
 
Dann knarrte die Tür - und Thuryn trat ein, das Rhyn’tar auf dem Rücken.
Nicht der düstere Wanderer. Nicht der Zyniker mit Schatten unter den Augen. Sondern der Mann mit offener Brust, losem Gürtel, dem Rhyn’tar über der Schulter – und einem verschmitzten Grinsen.
 
„Ich dachte, es wird mal wieder Zeit, euch den Abend zu verderben!“ rief er in die Runde.
 
Geena lachte. „Wenn du damit meinst: zum Tanzen zu zwingen und halb Althea zu verführen – dann bitte sehr. Bühne frei!“
 
„Er hat das Hemd offen, Leute – das kann nur gefährlich werden!“ rief Halam und stellte einen Krug auf den Tresen.
 
„Da ist er! Der Sänger mit dem Gewissen aus Stein!“
„Thuryn! Gib uns was für die Sünde!“
 
Ein rhythmisches Klopfen auf der Tischplatte begann, gefolgt von Füßen, die in Takt traten.
 
Er antwortete nicht mit Worten – sondern mit einem Griff zum Rhyn’tar.
 
Er schlug an – eine Habanera, heiß, stolz, verführerisch.

(Die Habanera aus der Oper Carmen von Georges Bizet. Oft einfach nur „Die Habanera“ genannt und beginnt mit:
„L’amour est un oiseau rebelle que nul ne peut apprivoiser…“
(Die Liebe ist ein wilder Vogel, den niemand zähmen kann…) –
 
🎵 Thuryns Habanera (Musik Bizet, Text: Thuryn)
leidenschaftlich, schalkhaft, gefährlich)
( habanera carmen carlos saura https://g.co/kgs/M5u1Ggv
Habanera https://g.co/kgs/7wGmMJ3
)

🎶 „Ich bin nicht dein Held“
 
🎵 "Ich bin kein Mann für leise Fragen,
ich komm, um Glut ins Herz zu tragen.
Ich küss dich heiß – doch bleib nicht steh’n,
denn Bardenwind will weiter wehn."
 
Geena (ruft):
"Dann blas mir was – und zwar mit Stil!"
Die Gäste klatschten im Takt – unsicher zuerst, dann lauter.
Kaum erklangen die ersten Takte, trat Ajona in den offenen Raum. Es passierte einfach.
 
Sie setzte sich langsam in Bewegung,
ihr Schritt ein Versprechen, ihr Lächeln eine Herausforderung.
Ihr Rock flog wie eine Flamme.
 
Mit roten Locken und einem Funkeln aus ihren grünen Augen, das keinem gehörte und einem Hüftschwung, der Seemannsgarn auf drei Meter Länge verdrehte, bewegte sie sich in weiten Kreisen, die jeden Gedanken in Brand setzten.
Ein Hauch Carmen, ein Schuss Wahnsinn.
 
Thuryn (grinst):
"Ich komm nicht oft – doch wenn, dann viel!"
 
Pfiffe. Applaus.
 
🎵 "Die Liebe tanzt auf heißen Sohlen,
wer sie besitzt, hat nichts zu holen.
Ich bin der Traum, der flieht, nicht bleibt –
und dich im Schatten doch erreicht."
 
Als Ajona sich in einer fließenden Bewegung drehte,
blieben die Männer stumm,
weil ihr Blut zu laut rauschte, um noch etwas zu sagen
 
🎵 Thuryn (klatscht, pfeift, ruft):
"Kommt, Leute – fühlt ihr’s in den Knien?
Das Leben wird nicht still verliehn –
Drum hebt den Rock, vergesst den Gram:
Wer heute liebt, der lebt den Flam – emco"
 
Frau (aus dem Publikum):
"Dann tanz mit mir – du Ungeheuer!"
 
🎵 "Drum glaub mir nichts – genieß den Klang!
Ich lieb nur kurz. Doch dafür lang."
 
Ajonas Tanz war wie ein Streitfall:
Selbstbewusst, verführerisch und ohne jedes Bedauern.
Der Takt war langsam – nicht aus Unsicherheit, sondern aus Überlegenheit.
Jede Drehung sagte: „Wenn du mich willst, musst du mit mir kämpfen.“
Und alle sahen zu, wie sie sich durch die Blicke der Männer tanzte.

🎵 "Ich bin nicht dein Held.
Ich bin dein Moment.
Und wenn du mich willst –
dann nur, bis es brennt!"
 
Ajona wirbelte durch die Gäste wie Rauch, schlang sich barfuß an einen der Männer, drehte sich und lachte – mit genau der Portion Unverschämtheit, die ein ganzes Dutzend Köpfe verdrehen konnte.
 
Ein Fingerschnips – und drei Männer stießen fast gleichzeitig ihre Krüge um.
Als sie ihren Rocksaum hob, nur einen Hauch,
und sich mit einer halben Drehung über die Bühne wand,
setzte das Johlen ein wie ein Sommergewitter.
Geena warf ein Tuch in die Luft und fing es mit den Zähnen auf.
 
🎵 "Die Liebe ist ein wildes Spiel,
sie kommt mit Glut – und geht mit Stil.
Wer sie zu fassen glaubt – verliert,
denn wer sie fängt, wird ignoriert."
 
Die Menge tobte. Zwei Frauen hängten sich ein, tanzten barfuß im Kreis, während der Boden unter ihren Füßen wie lebendig bebte. Gläser klirrten, das Rhyn’tar zitterte vor Hitze – und mittendrin Thuryn, der lachte und sang.
 
„Wer nicht tanzt, kriegt keinen Nachschlag!
Und wer den Rock nur anschaut, darf den Boden wischen!“
 
🎵 "Ich bin kein Held, kein Heimathafen,
ich komm zum Tanzen, nicht zum Schlafen.
Ich küss dich heiß – und sag nicht wann
ich wieder geh. Und ob ich kann."
 
Zwischenrufe aus dem Publikum:
„Den kenn ich!“ – „Lügner!“ – „Nimm mich trotzdem mit!“
 
🎵 "Ich liebe dich – vielleicht für Stunden.
Dann such ich neu, was nicht zu binden.
Ich lüge nicht – bin ehrlich kühn:
Ich nehm den Applaus. Und lass dich blühn."
 
Thuryn verbeugte sich, das Rhyn’tar kurz wie eine Rose geschwenkt.
Publikum ruft: „Da capo!“
Geena, leise zu Halam:
„Wenn er lacht, stirbt irgendwo ein Gewissen.“
 
Ajona fixierte einen Gast und schmolz zurück in die Menge und hinterließ nur Hitze und Gerüchte.
Geena: „Ich bring ihr das nächste Mal selbst den Rock mit.“
Halam, in sein Bier murmelnd:
„Und ich den Mut, sie anzusprechen.“
 
Thuryn spürte, dass die Stimmung zu kippen drohte – zu laut, zu lose, zu wild.
Ein schriller Ton fuhr plötzlich durch das Rhyn’tar – hoch, vibrierend, wie aus einer anderen Wirklichkeit.
Die Menge stockte – nur ein Hauch, nur ein Herzschlag lang.
Dann fiel ein neuer Takt ein. Nicht mehr rasend – sondern geerdet, tief, kraftvoll.
Die Disharmonie hatte sich neu sortiert.
Wie ein Tänzer, der stolpert und sich elegant weiterdreht.
 
Thuryns Finger ruhten kaum auf den Saiten – es spielte sich selbst.
Und er wusste: Das war auch die Show des Rhyn‘tars. Das war Musik, wie sie sein sollte.
Aus Chaos geformt – durch Klang gezähmt – für alle hörbar gemacht.
 
„So.“ rief Thuryn, „Jetzt etwas fürs Herz –
für alle, die heute lieber fühlen als verstehen.“
 
🎵 Thuryn (singt, spielt mit dem Publikum – call and response):
"Mein Herz schlägt schnell – doch nie für zwei."
Drum tanz mit mir – und frag nicht viel:
Die Liebe ist ein wildes Spiel."
 
🎵 
"Ich nehm kein Herz, ich nehm nur Zeit –"
 
Geena (schnell zurück):
"Dann kriegst du keine Zärtlichkeit!"
 
Thuryn (grinst, spielt weiter):
"Wer sich verliebt, verliert den Kopf –"
 
Halam (lacht):
"Und du verlierst bald deinen Job!"
 
Thuryn (zwinkert, legt nach):
"Ich bring den Sturm, doch keinen Ring –"
 
Ajona (lehnt sich vor):
"Dann tanz mit mir – das ist mein Ding!"
 
Publikum (klatscht im Takt, ruft im Chor):
¡Olé! – Noch eins! – Mehr davon!
„Bring uns zum Weinen, du Mistkerl!“
„Oder wenigstens zum Küssen!“
 
🎶 „Küss mich – vielleicht“
(frei nach „Bésame mucho“ von Thuryn, im gleichen Tempo und Melodiegefühl
Original Text und Musik von Consuelo Velázquez
https://youtu.be/KKYN7lB3qtA? )
 
🎵 Thuryn
"Küss mich – vielleicht
tu ich so, als wär heut der Morgen egal.
Küss mich – vielleicht
wird aus Lust doch ein wenig Gefühl."
 
Als Ajona den Tanzkreis betrat, machten alle Platz. Sie drehte sich ein. Ihr Bein glitt an Thuryns vorbei wie ein Versprecher im Beichtstuhl.
Er hielt sie nicht fest – ließ sie tanzen wie eine Lüge, die sich an die Wahrheit schmiegt.
Die Musik war langsam, fast obszön.
Rumba, nannte man das wohl.
Doch hier sagte man:
„Wenn du so tanzt, brauchst du keine Worte mehr – nur ein freies Zimmer.“

🎵 "Ich bin kein Mann
für die Hoffnung auf ewig und mehr.
Ich bin nur Klang,
der sich windet im Rausch und im Scherz."
 
🎵 "Bésame – nur heut Nacht!
Küsst man sich nicht, wenn das Feuer entfacht?
Wer weiß, ob wir morgen noch tanzen –
drum halt mich fest in deinen Gedanken."
 
Das Publikum seufzte – dann johlte es.
Ein älteres Paar legte die Stirn aneinander, zwei junge Männer standen auf den Tischen und hielten sich an den Händen. Geena wischte sich verstohlen die Augen und knuffte Halam in die Seite.
 
🎵 "Bésame – und vergiss!
Alles, was mal war oder morgen ist.
Die Zeit, sie beißt – doch du und ich,
wir stehlen ihr heut das Gesicht."
 
Geena:
„Du hast zu viele schöne Lügen im Repertoire.“
 
🎵 "Doch: Küss mich – vielleicht
wird aus gestern ein heute, ganz leis.
Und falls du’s bereust –
vergiss mich… nur nicht gleich.
 
Die Musik floss wie warmer Wein durch den Raum – schwer, dunkelrot, langsam drehend.
Man tanzte eng, fast zu eng für die Luft zwischen ihnen. Kein Wort, nur ein Blick, der länger blieb, als es unschuldig war.
Die Schritte wiegten sich im Rhythmus eines stillen Versprechens, das niemand laut aussprach – doch alle verstanden:
Ein letzter Tanz… bevor man sich wieder belügt.


🎵 "Doch: Besame - Küss mich
Ich flieh nicht vor Nähe – ich geh nur zuerst.
Denn bleib ich zu lang,
wird mein Schatten zu schwer."
 
Geena, halblaut, fast zärtlich:
„Du bist so ein Arsch … aber mit Gefühl.“
 
Thuryn hob das Glas – nicht zum Trinken, sondern wie eine kleine Geste der Versöhnung.

Die letzten Töne von Bésame mucho verharrten wie Tau auf warmer Haut – kaum hörbar, aber spürbar. Der Boden knisterte. Gespräche verstummten. Die Tänzer hielten inne.
Er ließ das Rhyn’tar ausklingen und die Taverne verstummte. Nicht abrupt – sondern wie ein Raum, der den Atem anhält.
Ein Paar hörte auf zu lachen.
Eine junge Frau sah plötzlich woanders hin, als wäre ihr Blick zu laut.
Ein alter Mann legte das Kinn in die Hand – ganz langsam.
 
Ein paar der Gäste hielten inne, als hätten sie plötzlich jemanden vor Augen, den sie vergessen wollten.
Nur das Knacken des Kamins war zu hören.
 
Thuryn strich sich einmal durch die Haare, grinste spitzbübisch. Er stand da wie ein König der Nacht.
Er verbeugte sich, atmete durch – doch sein Blick war hellwach.
 
Er hatte sie. Alle.
Und alle wollten mehr.
 
Das Rhyn’tar begann zu summen – ein tiefer, sirrender Ton, der nicht gespielt war.
Es vibrierte zwischen Thuryns Rippen, schien Impulse aufzunehmen, zu bündeln – und zurückzugeben.
 
Und dann – wie eine Antwort auf einen stillen Ruf – schnellte Thuryn auf. Er war bereit.
 
Er hob das Rhyn’tar, drehte sich einmal um die eigene Achse und rief:
„¡Vamos, nos! Zeit, die Schatten aus den Knochen zu schütteln!“
 
Ein Rhythmus brach hervor – zackig, voller Ecken, voller Lust.
Nicht geglättet, nicht höflich – aber echt.
Und die Gäste?
Sie verstanden. Mit den Füßen. Mit den Hüften. Mit dem Herz.
 
🎶 „Mein Herz aus Dornen“
 
(frei nach „Corazón Espinado“ von Carlos Santana/Mana, in gleicher Struktur und Melodie
https://youtu.be/t6omUxqhG78?si=7yfQfK4Vlh50Eln8
Text von Thuryn)
 
🎵 Thuryn
"Sie kam wie Hitze in der Nacht,
hat mich geküsst, hat mich verlacht.
Ich wollt sie nicht – ich wollt nur Ruh…
Doch nun sing ich – und sie bist du!"
 
Der Puls der Taverne schlug weiter, wild und heißblütig. Und da war sie wieder:
Ajona.
Doch diesmal anders: Haare offen, Hals glänzend, die Augen wie Feuer. Sie war nicht mehr Carmen – sie war Sturm.
 
Sie sprang auf den Tisch, rief ein „¡Vale, Thuryn! Vamos a bailar! “, warf ihren Rosenkranz in die Menge– und tanzte rhytmisch und heißblütig.
 
🎵 Refrain:
"Ai-ai-ai… mein Herz aus Dorn,
warum schlägst du noch für sie?
Ai-ai-ai… du alter Narr –
du blutest, doch vergisst sie nie!"
 
Der Boden bebte unter den Absätzen, Krügen und stampfenden Füßen.
Zwei Frauen hatten ihre Schuhe längst von sich geschleudert,
sie hakten sich lachend unter, drehten sich im Kreis,
wirbelten Haare und Röcke wie Feuerzungen.
  
🎵 "Ich sprach von Wein, von Spaß, von Glanz,
sie sprach von „uns“ und „zweitem Tanz“.
Ich lachte laut – doch es war spät:
Ich war verliebt. Und sie – geht."
 
Refrain:
"Ai-ai-ai… mein Herz aus Dorn,
warum schlägst du noch für sie?
Ai-ai-ai… du sturer Klang –
dein Lied ist schön. Doch viel zu lang."
 
Thuryn steht auf dem Tisch, das Rhyn’tar vor dem Bauch wie eine Rockgitarre. Gäste klatschen im Takt,  Geena, laut, über das Getümmel hinweg:
„Wenn du noch einmal ai-ai-ai singst, schick ich dich zum Abwasch!“
 
🎵 "Ai-ai-ai… mein Herz aus Dorn,
warum schlägst du noch für sie?
Ai-ai-ai… du sturer Klang –
dein Lied ist schön. Doch viel zu lang."
 
 Zwei Paare – einer alten Gewohnheit folgend oder einem plötzlichen Ziehen in der Hüfte nachgebend – schoben Stühle beiseite und nahmen Haltung an. Mit verführerischer Gelassenheit glitten sie in den Tarsaschritt, wie man ihn hier nannte: ein verwegener Dreiklang aus Annäherung, Rückzug und doppeltem Hüftstoß. (Cha-Cha)

Die Frauen führten mit Blicken, die Männer mit Schultern. Röcke schwirrten, Absätze klackten im Rhythmus, und wer hinsah, wusste nicht, ob da getanzt oder gelockt wurde.

Jetzt war die Stimmung elektrisch.
Die ganze Taverne vibrierte.

 🎵 "Ich leb für diese Nächte,
wo keiner ehrlich ist.
Wo Sehnsucht aus den Bechern
wie Glut am Gaumen zischt."
 
Unweit davon rückten Geena und zwei andere Schankmägde fluchend die Tische zur Seite. „Los, Halam, jetzt sei kein alter Baumstumpf!“ – „Ich bin Wirt, kein Tänzer.“ – „Dann bist du eben ein tanzender Wirt.“ Noch ehe Halam protestieren konnte, stand er in einer Linie, schief grinsend neben fünf anderen eingefleischten Nicht-Tänzern, bereit zum Kreis von Vael – dem traditionellen Line Dance, bei dem keiner allein peinlich wirkt, weil alle sich gleichzeitig blamierten.

Sie stampften, drehten, patschten in die Hände. Zwei Takte zu spät. Aber niemanden interessierte es. Hauptsache, es klang nach Leben.

 🎵 "Ich tanze mit der Freiheit –
und schlaf mit der Nacht.
Und wenn du fragst, wen ich vermisse –
dann sag ich: „Nur mein altes Ich.“"

Der Rhythmus triebt. Der Boden bebte.
Die Krüge klirrten im Takt.
Stiefel stampften, bloße Füße wirbelten in Sand und Asche.
Jemand schlug mit dem Messer auf den Tisch.
 
Halam rief:
„Wer jetzt nicht tanzt, muss morgen mit mir aufräumen!“
 
Der Rhythmus kehrte zurück – heißer, treibender, wild.
Ajona schnappte sich einen der Tänzer, hakte sich unter und schrie vor Begeisterung. Sie drehten sich mit fliegendem Haar und lautem Lachen.
 
🎵  "Corazón – mein Herz ist wild,
in meinem Blut tanzt Hitze und Schuld.
Ich lieb mit Stachel, mit Glut und mit Schwur,
doch bleib ich nie – ich bin die Spur."
 
Der Takt wurde schneller, die Menge tanzte außer sich. Alte Männer trommelten mit Krücken gegen Fässer.
Der Boden bebte wie bei einem Erdbeben aus Lachen, Wein und Ekstase.
 
Und Thuryn blieb!
Er war kein Zuschauer. Kein Gast. Er war Quelle, Sturm und Zündung.
 
Und als irgendwann die Tänzer lachend und außer Atem in der offenen Tür im kühlenden Lufthauch standen,
Geena hinter dem Tresen den Kopf schüttelte und Halam mit hochrotem Gesicht Wasser einschenkte –
 
da war klar:
Diese Nacht war nicht still.
Und nicht kurz.
Und nicht harmlos.
 
Thuryn spielte weiter, sang weiter –
nicht als Flucht, sondern als Feuer.
Die Nacht war noch jung. Die Sehnsucht alt.
Sein Blick war wach, seine Finger glühten.
Es war keine Nacht für Vernunft, kein Platz für Masken.
Es war eine Nacht für Wein, Hitze, Rhythmus –
für schiefe Reime, nasse Wangen und barfüßige Tänze.
Für das Leben – in seiner schönsten Unvernunft.
 
Die Glut hielt an.
Selbst als die Musik verklang, bebte der Boden weiter – in Beinen, in Kehlen, in Herzen.
Lichter flackerten, Umarmungen wurden enger, Blicke wurden tiefer, Schatten tanzten noch an den Wänden.
 
Ein Fest ohne Moral.
Ein Tanz ohne Ziel.
Eine Nacht wie ein Versprechen, das niemand halten will
aber alle lieben.
 
„Vielleicht“, dachte Thuryn, „ist Lebenslust auch eine Art von Glauben. Nur mit anderem Klang.“
 
„Weißt du eigentlich, wie gefährlich es ist, wenn du so glücklich wirkst?“, fragte Ajona.
„Ja," antwortete er, “Deshalb mach ich’s nur im Dunkeln.“
 
 

Freiheit, des is, wennst vor nix und koana Oangst host
Thuryn Rhys

Du bist nur ein Träumer
und ich bin nur ein Traum
28.08.2001 "Das Orakel": Wir gratulieren Thuryn Rhys zu seiner ersten Wiedergeburt!
Ajona
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#23

Beitrag: # 55375Beitrag Ajona »

Später, draußen. Die Nacht atmet aus.
Thuryn lehnt an der Wand, das Rhyn’tar bei sich. Ajona tritt hinzu, barfuß, mit einem leisen Lächeln im Gesicht.
„Wenn du noch zweimal so spielst, gibt es in Lichthafen einen Geburtenanstieg. Und einen Alkoholengpass.“
Kurz lacht Ajona über die gesagten Worte und lehnt sich an den Pfosten neben ihm.
„Ich kannte dich traurig. Ich kannte dich zynisch.
Aber heute…
Heute warst du lebendig.
So sehr, dass es fast weh tat.“
Sie sieht ihn nicht an, nur den Himmel.
„Du bist nicht der Held, nein.
Aber heute Nacht…
warst du der Grund, warum sich Leute erinnern werden, dass sie ein Herz haben.“
Leise
„Ich auch.“
Stolze Tochter von Mystify LeGuin

Das Leben mag vielleicht keinen Sinn haben, was aber noch lange nicht heißt das es sinnlos ist.[/center][/align]
Thuryn
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#24

Beitrag: # 55376Beitrag Thuryn »

Thuryn sah sie an, das Profil im Halbschatten, den Mund leicht geöffnet, als wäre da noch etwas ungesagt.
Dann sagte er leise:

„Das war nicht der Plan.“

Mehr nicht.

Aber er lächelte – kaum merklich – und sah weg, bevor sie es sehen konnte.

Sein Blick glitt in die Dunkelheit.

„Dafür werden sie mir noch Kerzen im Tempel anzünden.
…Für all die gebrochenen Herzen.“

Ein schiefer Ton in der Stimme, doch als er sich ihr wieder zuwandte, war da kein Spott. Nur Müdigkeit. Und ein Hauch von Dank.

Er wandte sich zum Gehen, verharrte dann aber kurz, drehte sich noch einmal um.
Sein Lächeln war sanft, fast zu weich für den Mann, der da sprach:

„Komm nicht zu nah, Ajona.
Ich bin wie Glut. Wärm dich – aber fass mich nicht an.“

Und in seinem Blick:
der Schmerz eines Mannes, der weiß, was er zerstören kann.

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Thuryn Rhys

Du bist nur ein Träumer
und ich bin nur ein Traum
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Lyssa
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#25

Beitrag: # 55377Beitrag Lyssa »

*wie bei so vielen Wesen dieser Welt waren die Schatten ihr Schutz geworden. Ein magischer Schutz, um sich vor den Herausforderungen des Lebens zu schützen. Ein Ort, an dem man sich sammeln und erholen kann, bevor man wieder ins Licht des Morgens tritt. Sie sind lebendig, sie bewegen sich und passen sich an. Sie haben ein Bewusstsein, die es ihnen ermöglicht kleine Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen. Ihre verschiedenen Formen verwandeln sich in einen ruhigen, friedlichen Ort, in diesem Fall um Lyssa, während sie Trost und Ruhe verschenken. *

„In deinen Augen sehe ich den Schmerz,
ein Spiegelbild meiner Seele.
Die Liebe, die mich mit Dir verbindet,
doch allein bin ich mit meiner Sehnsucht.

Deine Stimme hallt in meinem Kopf,
ein Echo, das nie verklingt.
Ich sehne mich nach deiner Nähe.

Der Schmerz ist wie ein Feuer,
ein Feuer das niemals erlischt.
Die Sehnsucht ist mein ständiger Begleiter
Ein Schatten, der mich nie verlässt.

Ich wünschte, ich könnte in die Zeit zurück,
als unsere Liebe noch lebte.“


*die melancholische Melodie erklang aus den Schatten heraus, wie ein leises Flüstern, das nur von denen gehört werden konnte, die bereit waren, zuzuhören. Die Schatten selbst schienen zu singen, ihre Stimmen ein harmonisches Zusammenspiel von Schmerz. Ein Schleier legt sich über Lyssas Welt und ließ alles in einem sanften, traurigem Licht erscheinen. Als die Melodie verklang, blieb ein Gefühl der Leere zurück, ein Gefühl, das nur durch die Erinnerung an die Schönheit ihres Liedes gemildert werden konnte. Die Schatten selbst schienen still zu sein, aber man konnte fühlen, dass sie noch immer da waren, wartend auf den nächsten Moment, in dem sie ihre Melodie erklingen lassen konnten.
Kurz nur blieb ihr Blick noch auf Thuryn und Ajona ruhen, dann nahm sie der Schatten wieder in Besitz. *
 
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