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Namayah Chakai
Knecht / Magd
Beiträge: 9
Registriert: Di 26. Okt 2021, 07:48

#476

Beitrag: # 52862Beitrag Namayah Chakai »

~wie erstarrt, saß die Magierin noch einen Moment im Sessel. Dann aber erhob sie sich, stellte sich aufrecht hin, zupft und zoppelt ihre Robe zurecht. Einige Schritte trat sie an ihren Vater heran.
Den Kopf auf die Brust gelegt, als Zeichen des Grußes, spricht mit einer eher etwas zittrigen Stimme~

Dem einzig Wahren zur Ehr', Vater!

~und schon konnte sie nichts mehr halten. Schnelle Schritte treiben sie zu Ninian, ihre Arme weit geöffnet, wollte sie ihn nun endlich einfach in ihre Arme nehmen. Zu lange haben beide sich nicht mehr gesehen~

Ich bin wieder zu Hause, Vater.

~Mehr vermag sie nicht zu sprechen, denn als sie sich in den Väterlichen Armen befindet, fließen die Tränen nur so die Wange hinab~
~Angetraute des Vigiliae~

~Erstgeborene des Ninian und der Caidith Chakai~
~Schwester von Ayden, Solanah, den Zwillingen Falalina und Mahaba, Zaron, Liam~
~Tante von Iva, Liara und Tiak~

~stolze Mutter des Varyn und des Zwillingspärchens Karagon und Pulchra~
Namayah Chakai
Knecht / Magd
Beiträge: 9
Registriert: Di 26. Okt 2021, 07:48

#477

Beitrag: # 55035Beitrag Namayah Chakai »

~weh wie viel Zeit mittlerweile in die Lande gezogen war.
Alles hatte sich verändert, so auch Namayah.
Auf ihren üblichen Streifzügen über die Inseln fand sie einen jungen Magier vor - Vigiliae.
Es dauerte nicht lange und die beiden entschlossen sich von nun an gemeinsam ihre Wege zu bestreiten.
Schon früh spürten die beiden, dass es keine Zukunft mehr ohne den anderen geben sollte. So kam es, dass Namayah ihren Vigiliae mit in das Anwesen der Familie Chakai nahm.

Dort angekommen, stellte man den Magier den Eltern und Geschwistern vor.
Es kommt, wie es kommen musste.
Die Glocken im Felsendom erklangen für die Eheschließung der beiden.
Als wäre das nicht schon das größte Glück der frisch Vermählten, kamen nach einigen Monden deren Zwillinge Vayana und Varyn zur Welt.

Die jüngsten der Chakais standen ihren Eltern in nichts nach. Ebenso neugierig, wie auch wissbegierig trieben die beiden ihr Unwesen auf Althea und wuchsen an deren Aufgaben.
Doch Namayah und Vigiliae zog es nach einer Weile wieder hinaus in die Welt.
Die Kinder gut behütet im Kreise der Famlie wissend, zog das Ehepaar von dannen.
Auch jetzt vergeht einiges an Zeit, ehe sie den Weg nach Hause zu ihren Kindern und in den Kreis der Familie antreten.

Doch kommen sie nicht alleine nach Hause - auf der Reise wurde Namayah wieder Schwanger und gebar ihrem Gatten einen weiteren Sohn, der als Karagon Chakai die Familie um einen weiteren Mitstreiter reicher machen würde.

An der Pforte zum Anwesen wurden die drei wohl schon erwartet, denn man öffnete rasch die Tore und gewehrte ihnen Einlass.~

Endlich wieder zu Hause, Geliebter!

~mit dem Bündel im Arm traten sie ein und gingen auf direktem Weg zum Kaminzimmer.~
~Angetraute des Vigiliae~

~Erstgeborene des Ninian und der Caidith Chakai~
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Namayah Chakai
Knecht / Magd
Beiträge: 9
Registriert: Di 26. Okt 2021, 07:48

#478

Beitrag: # 55058Beitrag Namayah Chakai »

~im Hause ist es noch still. Kein Wunder, es ist ja noch nicht einmal die Sonne aufgegangen.
 
Die Magierin zieht es hinaus auf den Markt, war sie doch schon lange nicht mehr dort gewesen.
Wie hat sie das vermisst. Im Morgengrauen, alles noch so unberührt vom Tage, so still, doch schien es eben nur so. Man sollte wissen, dass die Schatten niemals still sind!
So wird in den Ecken gemunkelt, getuschelt und gelästert!
 
Auf dem Weg zum Markt kommt Namayah auch zwangsläufig an der Stadtmauer vorbei und überfliegt das ein oder andere Pergament. Hier wird wieder ein Krieg angezettelt, der Eine fordert den Kopf des Anderen.
 
Moment – laß sie das richtig? Der Bruder fordert den Kopf der eigenen Schwester? Mit schüttelndem Kopf werden auch fix die anderen Pergamente oder was von jenen noch übrig ist gelesen. Doch das der Kopf der eigenen Schwester rollen soll, das hätte es zu früheren Zeiten so nicht gegeben. Der Forderer wäre mit nacktem Hintern an den Pranger gestellt worden und bis auf die Knochen ausgepeitscht worden!
 
Seit wann darf ein Gläubiger der gleichen Gesinnung so etwas tun, ohne auch nur eine winzige Konsequenz zu verspüren?
Barbarische Zeiten scheinen auf sie zugerollt zu kommen!
 
Das eigentlichen Ziel, den Markt, hatte die Chakai Tochter völlig vergessen und macht sich wieder auf den Weg nach Hause um das gerade gelesene zu verarbeiten.
 
Kaum verständliche Worte huschen ihr hin und wieder über die Lippen und das einzige, was man verstehen konnte war
 
Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht!
 
Wieder in den Hallen ihrer kleinen Behausung, welche sie mit ihrem Gatten Vigiliae nahe des Anwesens der Chakais aufgebaut hatte, warf sie ihrem Höllenhund einen alles sagenden Blick zu. Er habe aufzupassen und niemand unerwünschten eintreten zu lassen.
 
Mit einem Glas ihren edelsten Tropfens, machte es sich Namayah vorm Kamin gemütlich und ließ ihre Gedanken schweifen~
 
oO(Im Blut Ogrimars steht geschrieben, dass kein Anhänger seines Glaubens je einem anderen Anhänger der gleichen Gesinnung nach dem Leben trachten darf.
Doch was tat denn jener Herr? Genau das, was Ogrimar selbst untersagt hat. Und die Kirche ist nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen?)Oo
 
~immer wieder genehmigt sie sich einen Schluck aus dem Kelch. Unverständnis macht sich in ihr breit~
 
oO(Es gab Zeiten, da hätte man diesen Kerl gesteinigt und ausgepeitscht! Mit nackter Haut hätte man ihn vor der gesamten Gemeinde um Ogrimar an den Pranger gestellt, festgebunden und unaussprechliches mit ihm gemacht!
 
Uns tut man Unrecht und dieser Bengel darf sich alles erlauben? Wo bleibt die Priesterschaft, wo bleibt das zutun der Gemeinschaft Ogrimar?)Oo
~kurz schüttelt Namayah ihren Kopf, um die Gedanken beiseite zu schieben, um Platz für neue zu schaffen~
 
oO(Sie ist gegangen. Ohne ein leises Wort. Keiner wusste, was geschehen war, bis zu jenem Tag. Lysiana und Vater sprachen mit mir über das, was passiert ist. Wie hilflos sie waren, aber auch, wie sie sich im Stich gelassen gefühlt haben, von jenen, die tiefer in der Materie und im Thema waren.
Hätte man nicht auf den Vater zugehen müssen? Sie haben es einfach geschehen lassen.
Das Kind von den Eltern entrissen, von den Geschwistern getrennt. Man sagt oft, Blut sei dicker als Wasser. Aber das Herz fühlt, was es fühlen will!)Oo
 
~ihre Ohren vernahmen ein tapsen, oder eher ein watscheln. Da scheint jemand den Weg aus dem Bett gefunden zu haben.
Karagon kam mit noch verschlafenem Blick auf Namayah zu.
 
Du schon wach? waren die einzigen Worte, die der jüngste ihrer Sprösslinge über seine Lippen bekam. Ja, Mama ist schon eine Weile wach. Und du ja jetzt auch. Setz dich ruhig noch einen Moment an den Kamin und wärme dich! Ich melde Sakura, dass sie dir etwas zu Essen richten soll!
 
Kaum die Worte gesprochen, kam Sakura auch schon um die Ecke, nickt kurz und verschwand in der Küche. Ihre Angestellte hatte ein Gespühr dafür, wann man sie brauchte. Namayah sah ihrem Sohn beim spielen zu~
 
oO(Lass das Vergangene hinter dir. Vor dir liegt deine Zukunft, nein eure Zukunft. Das ist alles was zählt! Varyn, Vayana und Karagon. Deine Kinder brauchen dich! Und nicht zu vergessen deine Geschwister, die noch da sind, deine Nichten und Neffen und erst deine Eltern! Ninian und Caidith haben wahrlich schon genug durchmachen müssen. Jetzt reicht es!)Oo
 
~mit dem Spross auf dem Arm nahm Namayah an der großen Tafel platz, welche bereits von Sakura reichlich gedeckt wurde. Mit dem Blick auf Karagon sah Namayah ihre Zukunft, alles was nun noch von Wert ist. Vergangen ist vergangen und ist nicht mehr der Rede wert. Es hat von nun an keinen Platz mehr in ihrem Kopf geschweige denn in ihrem Herzen!~
 
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-Freya-
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#479

Beitrag: # 55059Beitrag -Freya- »

In weiter Ferne, verborgen in der Stille der Nacht, lag ein Kind tief im Schlaf. Ein Mädchen, das den Weg nach Hause nicht fand. Wie lange schon? Wochen, Monate… oder war es noch länger?
War das jedoch die Frage, die unmittelbar hier aufkam? Oder gab es nicht ganz andere, die man sich stellen sollte?

 
~~~

Wann war es ihrer Familie aufgefallen? Nach Stunden, Tagen, Wochen? Oder ... tatsächlich nach Monaten? Erschütternd. War sie doch geliebt wie jede andere Tochter. Sollte man meinen. Vielleicht aber auch nicht. Es ist eben nicht jeder so gleich wie der andere. Das traf auf Personen zu, auf Lügen allerdings nicht. Die waren immer gleich.

Gedanken waren frei, doch wenn jene weit fort von den Tatsachen abschweiften, neigten sie schnell dazu, die Fakten zu verfälschen. Meist sicherlich zum Vorteil des Denkenden und seinem Gewissen dahinter. Ein falsches Zeugnis dabei über andere abzulegen, war selbst im Geiste heikel, denn Ogrimar sah alles. Und er urteilte ohne Gnade.

Allein selbst die gedankliche Frage, wo die Gemeinde Ogrimars in Zeiten wie diesen war, sollte man sich zuerst selbst und seinem Umfeld stellen, bevor man einen Zweifel an falscher Stelle schürte. Ja genau, was hatte man selbst getan? Vieles wollte man annehmen, denn es galten für sie alle dieselben Gebote, oder etwa nicht?

Eine Frage, unter der man seinen eigenen Stellenwert überdenken sollte im Hinblick darauf, was man forderte und was man bereit zu geben war.

War es also gerecht oder einfach nur selbstgerecht, mit dem Finger auf andere zu zeigen ohne in irgendeiner Weise zuerst seine eigenen Taten zu reflektieren. Wie so etwas funktioniert? Ganz einfach.

Wo waren sie gewesen, als sie an dem Abend ihrer Adeptenweihe verschwunden war? Eine so simple Frage, mit der alles beginnt.

Man hätte ja fast meinen können, dass es ihnen schlicht entgangen war. So beschäftigt, so in sich selbst versunken. Und doch, ist das nicht faszinierend? Dass ein solch bedeutender Tag für Familie und Glaube einfach übersehen werden konnte? Dass man ihn nicht würdigte, nicht einmal mit einer beiläufigen Notiz im geistigen Kalender? Aber ja, natürlich. Sicherlich ein Versehen.

Derjenige, den sie Bengel nannte, dabei aber schon seit langer Zeit ein erwachsener Mann war, was gewiss auch ihrer Schwester aufgefallen sein musste, aber womöglich war die Kommunikation da, genauso wie bei der Organisation der Suche etwas mangelhaft, war zumindest derjenige gewesen, der zu den Feierlichkeiten der Ernennung bei ihr gewesen war. Aber das ist nur eine Randbemerkung.

Wir gehen einfach davon aus, dass es keiner Gleichgültigkeit entsprungen war. Weder dem Glauben, noch der Familie gegenüber, sondern schlicht ein Versehen. So etwas kann jedem passieren.

Sie hatten doch auch schließlich bestimmt nach ihr gesucht? Natürlich hatten sie das. Es musste ihnen doch irgendwann aufgefallen sein. Genauso wie ein sorgenvolles Schreiben an die Legion oder gar den Besuch in den Hallen oder dem Felsendom, denn dort würde die Familie doch zuerst suchen. Das hatten sie doch bestimmt gemacht. Denn schließlich war es naheliegend.

Hatten sie? Freya konnte es nicht wissen. Nur daran glauben, weil man das so machte in einer Familie.

Es wäre auch eine hübsche Theorie, wenn sie einfach gegangen wäre. Denn dann musste man sich darüber keine Gedanken oder Vorwürfe machen. Stattdessen konnte man sich auf dem Markt herumtrollen, um anschließend sich daheim ein Glas Wein einzuschenken und bedeutungsschwer zu seufzen, während man sich in der absoluten Überzeugung wiegt, dass man ja nichts hätte tun können und die Fehler, das Verschulden und die Untätigkeit bei allen anderen lag. Wie praktisch. 

Natürlich, das wäre das alles nicht ihr Problem. Schließlich müssten sie ja nicht suchen, sondern erfreuten sich an dem roten Rebensaft. Das war die Aufgabe anderer, jener Kirche, in der das Kind lernte. Sie standen somit doch in voller Verantwortung und Schuld. Dass jene aber möglicherweise längst gehandelt hatten, dass jene bereit waren, ihr Leben zu geben – nun, das wäre eine ungemütliche Wahrheit. Und wer liebt schon ungemütliche Wahrheiten?

Oh, gewiss – es ist leicht, sich empört zu zeigen, wenn man von solch bequemer Warte aus urteilen konnte. Die Unwissenheit kam ja nicht aus einem Desinteresse heraus. Wer so etwas behaupten würde, durfte sich vermutlich unmittelbar geistig an Naheniels Seite zur Steinigung stellen. Man selbst musste sich dabei doch nicht hinterfragen oder gar Vorwürfe machen. An jenem Unwissen schließlich waren alle schuld, die davon wussten und die Überheblichkeit und Arroganz besaßen nicht mit diesem Wissen an jede Haustür zu klopfen. Nein, man hatte immerhin alles Erdenkliche getan.

Ach, und die Moral? Die war natürlich auch immer auf ihrer Seite. Besonders, wenn es darum ging, all jenen eine Bringschuld aufzuerlegen, die längst gegeben hatten, was sie konnten. Das ist das Schöne an einer verzerrten Wahrnehmung: Man kann sich selbst stets als Opfer der Umstände betrachten, während man mit dem Finger auf andere zeigt.
 

~~~

Ruhig schlief das Mädchen in weiter Ferne. Aufgelöst und zerbrochen. Sie hatte nichts außer ihrem Glauben, sie war einfach Freya.
In der Hoffnung geht es weiter, nicht wahr? So bleiben vorerst nur die Gedankenspiele allein, zusammen mit einer Menge Fragen, die auf sie zukommen würden, aber die sich andere vielleicht bereits schon jetzt stellten.  Aber keine Sorge. Eines Tages würde das Mädchen namens Freya zurückkehren.

Und dann?
Dann wird es keine fadenscheinigen Ausreden mehr geben, kein Wegsehen, kein Zurechtbiegen der Realität. Dann wird sich zeigen, wer den Mut hat, die Wahrheit auszusprechen. Und wer sich in der Bequemlichkeit der Lüge verkriecht. Denn Ogrimar sieht alles. Und Ogrimar urteilt ohne Gnade.

Taten statt Worte.
Erst wenn man in die Dunkelheit stürzt, zeigt sich, welche Hände nach einem greifen. Wer sich vorbeugt, um dich zu halten – und wer sich unter fadenscheinigen Ausreden abwendet und die Augen verschließt.
Bild

Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit.
~ Einfach Freya ~

In den Momenten, in denen nichts mehr bleibt, sieht man die unsichtbaren Fäden, die uns wirklich halten.
Ein Name allein hat dabei keine Bedeutung. Er kann verblassen, wie Tinte auf einem Pergament - wie ein leeres Versprechen.
Caidith
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Registriert: Do 21. Okt 2010, 22:16

#480

Beitrag: # 55301Beitrag Caidith »

Caidhit war von ihrer Reise zurück, umgeben von ihren Kindern fühlt sie trotzdem diese unendliche Leere in sich. Es war, als würde diese Liebe nicht ausreichen, um die Lücke in ihrem Herzen zu füllen. Wie auch?
-Unendlich viele Stunden waren nun schon verstrichen, in denen sie sich weiter verlor, doch gegen Dämonen zu kämpfen war und blieb nun einmal eine Herausforderung für sich. Ob die Dinger nun einen Namen trugen oder eben auch nicht, es gehörte Sorgfalt und Konsequenz dazu sie zu ertragen und auf den Tag hinauszuarbeiten um sie im Dreck liegen zu sehen. Man nutzt Magie, in diesem Fall jener der ehrlichen Worte, aber auch das Schwert, welches unerbittlich Bindungen kappen musste, um wieder auf festem Untergrund ein Standbein zu erhalten.

Von je her war sie die Art Mutter, welche die Mauer hinter sich kleiner werden ließ, damit ihre Sprösslinge aus dem Haus herausmussten, da es sonst zu klein wurde. Eine Metapher schlechthin, denn niemals würde sie diese Räume zu eng werden lassen. Es war eher ein Stoß nach vorn, damit sie sich selbst finden konnten. Und das taten sie, während Cai sich ab und an verlor. Immer wieder ein Stück mehr und doch kehrte sie immer wieder Heim.

Dieses Mal aber, um zu erfahren, dass Ihr Mann sich trennen wollte.
Nein, nicht den Eid brechen, das wäre ein gefundenes Fressen für eine hungrige Meute gewesen.
Nein, dieses neue Weib an seiner Seite hatte es geschafft, dass sie neben Ninian stehen wollte, obwohl es Caidhit gab!
Sie war geschockt, besonders da ihre eigenen Dämonen noch nicht fort waren und sie sich auf dieses Stück Seele stürzen würden – und taten.

Ninian hatte seine Gründe, warum er diesen Ausweg suchte, auch wenn sie sie zuerst nicht verstand oder verstehen wollte. Sie hatten sich auch ein Stück weit entfremdet, obwohl sein Anblick so vertraut erschien.

Hin und her gerissen, zwischen ihrer Liebe zu ihrem Mann und ihrer eigenen Unsicherheit kam immer wieder die Frage auf, ob das Ganze noch Sinn machte, oder ob sie zu spät zurückgekehrt sei. Vielleicht war es auch genau der richtige Moment?  
Egal wie – dieser Moment war nun mal da und sie begann zu kämpfen.

Es gab in diesem Kampf einen Augenblick, da war sie schon fast mit einem Fuß ausgezogen.
Sie war auf dem Weg zum Anwesen der Chakais, aber es war der Hof ihrer Erstgeborenen und ihrem Gatten Vigiliae. Der Himmel weinte an diesem Tag die symbolischen Tränen, welche Caidhit sich einfach verbot. Sie hatte beim Gehen die Blicke Ninians gespürt, er hatte sie beobachtet, aber nicht aufgehalten. Vielleicht bereute er es, seine Entscheidung sie zu verlassen, aber er ließ sie gehen und die Kutsche fuhr vom Hof und hielt erst wieder vor der großen Türe am anderen Gebäude. Es ging alles so schnell, Cai hätte nicht einmal sagen können, wer ihr die Türe öffnete. Diese Trance führte noch dazu, dass sie ihre Sinne verlor, doch Namayah konnte da energischer sein als man glauben mochte, und Cai erzählte ihrer Tochter einfach alles. Alles, was geschehen war, was geschehen sollte und nun würde. Doch da hatte sie die Rechnung ohne ihre Tochter gemacht. Wie Ninian war sie aufgesprungen und tobte durch den kleinen Raum, so dass ihre Angestellten Reißaus nahmen. Sofort fing sie an ihre Gedanken laufen zu lassen. Zwischen Trauer und Wut lag Verständnis aber auch wahre Zweifel.
Was aber nie fehlte war ihr Kampfgeist, der war sichtlich erweckt.


Caidhit blieb genau zwei Tage und Nächte, dann fuhr sie zurück zum eigenen Anwesen.
Sie hatte verstanden das sie nicht aufgeben durfte, selbst wenn es die letzte Handlung in ihrem Leben werden würde. Sie funktionierte – mehr schlecht als recht – aber sie tat es. Während Namayah endlich die Steine ins Rollen brachte, blieb Caidhit wieder im Verborgenen. Sie kümmerte sich um die Vorräte, sah dann und wann über die Papiere, welche Namayah mit ihr besprach und verfasste, also somit die Diplomatie der Familie übernahm. Mahaba achtete in der Zeit auf die Sicherheit des Anwesend. Unbeachtet, ob Freund oder Feind verschloss sie die Riegel bei Besuchern, welche ihr nicht koscher vorkamen und schützte somit die Familie vor feindlichen Blicken. Innerhalb der Garde achtete sie darauf, dass Neuankömmlinge auch solche blieben. Sie misstraute Jedem und das nachweislich aus gutem Grund.


Und dann gab es sie – diese eine magische Sekunde im Leben eines jeden Wesens, das noch ein winziges Klopfen im Herzen besaß.
Cai war wieder einmal unterwegs die Vorräte aufzufüllen. Dieses ungeliebte Labyrinth der Minotauren war ihr Ziel. Sie benötigten Nachtschatten, also blieb ihr nichts anderes übrig als geschützt durch ihre Magie hinaus in die Wüste zu ziehen, denn dort lag im Verborgenen der Eingang zur Grotte. Gefühlt zog sich der Weg ins Unendliche, allerdings hallte der Schrei sicher noch durch manch Ohren, denn nach mehrmaligen Versuchen vorsichtig hinzugelangen, plumpste sie irgendwann einfach hinein. Sie konnte noch so alt werden, dieses ‚Ding‘ war ihr Graus!
Was allerdings so unsanft begann, war am Ende eine Rettung schlechthin – zumindest für Sie. Es kam was kommen musste, nachdem sie sich durch das ganze Labyrinth gekämpft, den ein oder anderen Beutel auch gefüllt hatte, landete sie auf dem Fuß eines Herrn, der soeben aus dem Raum das Königs kam. Ja, man höre und staune, selbst die Viecher haben so etwas! Sofort blieb ihr Herz fast stehen, denn mitten im Krieg, mit ihrer Beute erwischt zu werden konnte nur eines bedeuten – doch … Irrtum.
Die Tage darauf waren anders, denn die Begegnung entwickelte sich. Sie sprachen sehr viel und es fühlte sich plötzlich alles wieder so leicht und gut an. Durch diese ‚Rettungsinsel‘ kam es, das Caidhit tatsächlich begann wieder an sich zu glauben – auf der einen Seite. Dann gab es aber auch noch die andere – wo inzwischen Gespräche geführt wurden und ihre Anwesenheit erforderten, als es hieß, dass ein Gildenbruder gefangen genommen wurde, durch die Schuld einer Begleitung, die sich besser an der Seite ihres Gefährten hätte stellen sollen, als am Strand mit dem Gildenbruder!

Doch an all diesen Tagen, und es waren einige, gab es da diese Frau. Caidhit.
Sie konnte in ihrem Kopf sein Lachen hören, hat jeden Schritt bewacht, sie könnt' s schwören. Eben war er doch noch bei ihr, eben stand er noch dort. Eben konnte sie noch seine Hand in ihrer halten und nun war sie fort. In Gedanken, ja da durfte sie ihm nahe sein, da würde alles wieder gut, aber wenn Wunden heilen und Nächte wieder Tage bleiben, wären sie sich dann wieder nah?
Diese „Pest“, wie man sie mittlerweile nannte, hatte es verstanden, wie der Nebel funktioniert. Sie kontrollierte ihn – sie – alle um sich herum waren von ihrem Dunst verpestet und merkten es nicht einmal. Sie pokerte hoch – doch es war eben nur ein Spiel. Wenn man nicht aufpasste, verlor man eben – Haus und Hof! Und die Kontrolle.

Mittlerweile war Ninians Gattin wieder in sich gekehrt.
Wege waren gegangen und endlich waren auch Worte gesagt, die lange schon hätten fallen müssen. Man fand endlich wieder zueinander, was man eigentlich glaubte, verloren zu haben, allerdings machte man da die Rechnung ohne den Wirt und der war endlich aufgewacht.

Ninian nahm neben Namayah endlich wieder seine Position ein.
Hinter verschlossenen Türen wurden Gespräche geführt, ebenso durfte die Garde ihren Bruder im Kerker der Legion besuchen.
Tanuri hatte Wort gehalten gegenüber der Diplomatin, als sie versprach das es ihm, soweit es ging, eben gut ergeht.

Jeder hatte seinen Platz zurück – doch sie hatte ihren verloren.

Ein Dämon in ihr hatte ihr das deutlich klar gemacht. Sie brauchte nur noch zuzusehen, wie es seinen Lauf nahm, wie alles wieder in richtigen Tüchern gelangte, aber sie fand nicht zur alten Kraft zurück. Immer mehr spürte sie wie der Nebel sie drohte zu ersticken und mit Wonne zusehen würde. Dieser Name, mit all seinen Facetten, war nur noch erdrückend. Er blockierte sie mittlerweile, obwohl sie jedem riet endlich zu reden – schwieg die Herrin des Hauses Chakai immer mehr.- 
Bild
"Man sagt, manche Leben seien auf ewig miteinander verbunden durch den Ruf der Ahnen,
der durch die Jahrhunderte hallt.
Meines mit Deinem."
>Gattin des Ninian Chakai<
>Auf Ewig.<
>Mami der zauberhaften Namayah, ihres Herzbubens Ayden, der kleinen Zicke Solanah
& den Zwilligen Mahaba & Falilana und des kleinen Sternes Zaron.
stets in ihrem Herzen Liam+ ein Stückchen Freya
Großmama der bezaubernden Liara, Iva & dem Strolchen Tiak, Varyn & Koragon & Leander<
Brennt sie, war sie unschuldig,...tut sie es nicht, wird sie hängen!
Namayah Chakai
Knecht / Magd
Beiträge: 9
Registriert: Di 26. Okt 2021, 07:48

#481

Beitrag: # 55303Beitrag Namayah Chakai »

*Namayahs kleine Kammer, wie sie den Raum ständig für sich nannte, war mitlerweile fertig ausgestattet und nach ihren Wünschen eingerichtet worden. An dem alten Schreibtisch, dessen in sich gedrehte Beine die alte aufgemöbelte Tischplatte hielten, hatte sie die letzte Zeit einiges an Schriftkram erledigt. Es war für die Chakaistochter immer ein Segen, wenn sie das Erlebte zu Papier bringen und aus ihrem Kopf streichen konnte. Es war so viel geschehen, dass sie auch jetzt die Stunden nutzen wollte, um ihr eigenes Tagebuch weiter zu füllen.
In feinster Schrift, mit einem Datum versehen schrieb sie darunter:
Der Krieg gegen unser Haus, meiner Familie, hat mich erschüttert, mehr als mein Herz zugeben mag. Eigentlich ist das nicht das, was mich quält, doch es ist ein wahrer Gläubiger, der unseren Glauben anzweifelt und es hat mich aus der Bahn geworfen.
Es ist das Oberhaupt der Versallen, mit der Legion als Rückendeckung. Ich musste es an der Stadtmauer erst mit eigenen Augen lesen, um dem Getuschel der Dienerschaft Einhalt zu gebieten.
Meine Familie steht seid dem in einem Fokus. Ich, die immer gern auf Reisen gegangen ist, verstehe die Welt einfach nicht mehr.
Vor ein paar Tagen stand meine Mutter vor der Tür. Sie zog mich als ihre Erstgeborene ins Vertrauen und wirkte so verloren, dass es mir fast den letzten Rest des Bodens unter den Füßen nahm. Was und vor allem wie sie es berichtete, war kaum zu ertragen und anzusehen. Ich brauchte eine Weile und es kostete mich einige neue Möbel, aber ich brauchte das und mein Mann, Vigiliae ersetzte vieles wortlos.
Es war so verdammt viel Zeit ins Land gegangen, zu viele Stunden schon vorübergezogen. Wir hätten so viel früher reagieren, handeln und reden müssen, aber ich brauchte auch diese Zeit, um erst einmal alles verstehen zu können. Ich brauchte Antworten auf all meine Fragen und glaubt mir, wenn ich schreibe, es hat mich mehr Kraft gekostet als mir lieb gewesen ist. Die Lügen und Märchen, die sich vor mir aufgetan haben, waren zum Zerbersten.
Mein Vater wurde geblendet, umgarnt von einem Weib. Abgeschirmt durch Lysiana, dessen Namen ich mittlerweile nur noch in den Mund nehme, wenn ich muss, die Niemanden mehr in seiner Nähe geduldet hatte. Nicht einmal mehr mich, meine Mutter, meine Geschwister. Nichts und Niemand durfte an Ninian heran. Mittlerweile weiß ich den Grund sogar dafür. Sie nannte es Schutz, ich nenne es Egoismus.
Seis drum, Wir mussten jetzt handeln. Vater war noch zu sehr mit diesem Dunst des Grauens beschäftigt und wir begannen uns um die Nachwehen zu kümmern. Den Müll zu entfernen. So kam es, dass ich die Diplomatie der Familie übernahm, um endlich zu handeln.
Im dunklen Hörsaal begann ich nach Antworten zu suchen. Mein eiserner Wille und die Kraft der Worte meiner Mutter machten mir Mut und gaben meiner Stimme den Halt, den sie benötigte, um das zu erhalten, wonach ich so lange gesucht hatte. Mir wurden die Augen geöffnet und plötzlich verlor der dichte Nebel seine Kraft – sie wurde machtlos über mich.
Ich benötigte all mein Verständnis, mein Einfühlungsvermögen und vielem guten Zureden, doch eines Tages bat Vater mich ihn zu begleiten. Er wollte tatsächlich sich der Situation stellen und trat vor die Priesterin, Tanuri Al Saher nebst ihrem Gatten, dem dunklen General.
Von dem Mann, der angeblich nur in sich gekehrt in einem Sessel wie in Trance sitzen sollte, war an diesem Abend nichts zu erkennen. Er sprach anfangs abgebrochen, unentschlossen, doch je weiter die Stunden schritten, so offener wurde er und legte alle Fakten nieder. Man spürte den Stolz in sich zurückkehren, Wort für Wort trug es ihn weiter – und ja ich war so stolz.
Der Tag, an dem man unseren Gildenbruder Sorag aus dem Hause Carron gefangen nahm und im Kerker in Ketten legte war ein weiterer Schicksalsschlag. Er hatte einen harten Kampf verloren, warum auch immer er mit der Gattin Liams am Strand gestanden hatte, und sie nahmen ihn mit, während Chaya mit einem süffisanten Lächeln davonzog. Aktion = Reaktion!
Wieder war es an uns Schaden zu begrenzen, den Hörsaal aufzusuchen und die Verhandlungen aufzunehmen, während sie sich aus der Affaire zog. Nicht einmal hier hatte sie den Anstand sich zu zeigen! Wir, die ganze Garde, haben mit ihm reden können, selbst ansehen können das es ihm, soweit es die Umstände gestattete, gut geht.
Aber weißt du was mich am meisten trifft, liebes Tagebuch? Mein Sohn, Karagon hat das Wappen der Familie abgelegt. So wie einen Brief hinterlassen, worin er mir zu verstehen gibt, wie entrüstet er ist, dass es eine Einzige Person schaffen kann, Familie, Freunde und Mitstreiter des Einen, jene des wahren Glaubens! – so zu spalten.
Sohn, wenn du diese Zeilen je lesen wirst, deine Mutter ist so stolz auf dich und dankt dir aus vollem Herzen.
Wir kennen alle diese berühmten vier Sätze:
Um sich selbst zu erkennen,
muss man nur Augen haben.
Um seine eigene Dummheit zu erkennen,
muss man diese Augen aufmachen.
Denkt immer daran, diese Worte mögen für den Anfang unscheinbar sein, doch in ihnen steckt so viel mehr, so viel Kraft, wie in jedem von Euch.
Ihr müsst sie nur finden und gut darauf achten, denn der Nebel des Grauens wird immer einen Weg finden, um den seinen zu gehen. *
 
~Angetraute des Vigiliae~

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Tanuri
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#482

Beitrag: # 55304Beitrag Tanuri »

Zur gleichen Zeit in einem der Arbeitsräume der Legion des Schattens 
~~
Tanuris Sicht
 
Monate waren ins Land gezogen, seit der Krieg gegen die Familie Chakai begonnen hatte. Zahlreiche Opfer hatte es gegeben, und die Kämpfe hatten ganz unterschiedliche Spuren hinterlassen. Von leichten Blessuren bis zu tiefen Wunden und Narben, die zwar bereits begannen zu heilen, doch lange nicht vergessen sein würden – und damit waren nicht nur die sichtbaren gemeint.

Ob jede davon gerecht war oder nicht, darüber konnte nur der dunkle Vater und Meister des Chaos selbst entscheiden und zur rechten Zeit würde er ganz gewiss sein eigenes Urteil fällen.
 
Über eines jedoch würde er ganz sicher ein eindeutiges Urteil haben: Was für eine jämmerliche Darstellung es gewesen war, dort, hoch oben im Sumpfland.
Eigentlich trug – so war es zumindest die Einschätzung der Priesterin bisher – ein jeder den Namen Chakai mit stolzgeschwellter Brust. Gleich ob Krieg oder Frieden und gleich, wie schwer die Kämpfe gegen sie bereits tobten, niemand hatte bisher seinen Namen verleugnet. Die Familie über alles, auch über das eigene Wohl, den Selbsterhaltungstrieb, den Egoismus und die eigene Persönlichkeit.

Doch nicht jeder schien das verstanden zu haben, und so kam es, dass Chaya – die Gefährtin Liams, wie sie sich nannte – es vorzog, sich mit deplatzierter und aufgesetzter Arroganz um die Nennung ihres Nachnamens herumzuwinden, anstatt für diesen einzustehen. Eine Chakai im Leben wie auch im Tod? Nun das galt wohl nicht für sie. 

Worte und ein Verhalten, die eine Selbstverliebtheit zur Schau stellten, die nur noch damit überboten wurde, dass sie ihren Gildenbruder, Sorag Carron, lieber müde lächelnd und in die Nacht verschwindend in die Hände Adrians - dem Feind und Kriegsgegner - laufen ließ, anstatt alles dafür zu geben, ihn vor seinem Schicksal zu bewahren.

Der Mann mit dem Bogen hingegen, der der Familie unbedingte Treue und Hilfe schwor, hielt sein Wort und seinen Schwur und kämpfte zuvor unerbittlich gegen Tanuri und Adrian. Was man von jener Frau, die lieber an sich selbst, anstatt an ihren Gildenbruder dachte, wahrlich nicht behaupten konnte.

Umso mehr zeichnete es der Priesterin ein ungewohnt zufriedenes Schmunzeln auf die Lippen, als nur kurz darauf die Verkündung an der Stadtmauer erschien: Jene Chakai – verzeiht, Korrektur, Gefährtin Liams – war nicht länger in der Familie willkommen. Ein Schritt, der so unbedingt nötig war und nur der Beginn einer Befreiung, wie sie schon einige Zeit später aus erster Hand erfahren durfte.
 
Denn es war die Diplomatin, die trotz aller bisher gefallenen Worte und kriegerischen Taten erneut mutig an die Tür des Hörsaals klopfte. Die Ehrlichkeit, mit der sie einem eigentlichen Feind und Widersacher entgegentrat, und die offenen Worte, die sie dabei fand, rangen Adrian wie auch Tanuri ein hohes Maß an Anerkennung ab. Ihnen wurde von einem Nebel berichtet, der jahrelang die einst so strahlende und starke Familie verdunkelte und das Oberhaupt in einen Sog riss, aus dem es kaum noch ein Entkommen gab.

Natürlich wäre es nun einfach – gerade nach den zahlreichen Geschehnissen und Fehlern, welche die Garde der Finsternis und die Familie Chakai immer weiter von der schwarzen Gemeinde fortrücken ließen – sich nun höhnisch hinzustellen und sich zu amüsieren. Tanuri wusste mehr als gut, dass es Personen gab, die genau dies nur zu gerne taten: Beim Fallen hinterhältig lachend zusehen und anstatt helfend die Hand zu reichen, darauf zu hoffen, dass der Schlamm, in den man gefallen war, besonders eklig stank, nur um sich gleich darauf ein Grüppchen zu suchen, mit dem man über den Gefallenen herziehen konnte.

Es war so leicht, auf dieser einen Seite zu stehen und auf Menschen herabzublicken, die sich gerade einem möglichen Scheitern, einem Verlust und vor allem den eigenen Fehlern und nicht zuletzt sich selbst stellen mussten. Da gab es direkt so einige Namen, die ihr für diese Seite des Spiels direkt einfielen.
 
Das Bestreben Tanuris war es aber noch nie gewesen, die leichte und einfache Seite zu wählen, und so folgte auf diese ersten Gespräche schon bald ein weiteres – diesmal gemeinsam mit dem Anführer der Garde und der Familie Chakai.

Als Priesterin lernt man, schweigsam zu sein und das für sich zu behalten, was einem gesagt wird – gleich ob dies nun im Vertrauen geschieht oder nicht. Denn es ist eine der Tugenden, die unbedingt nötig ist, um das Vertrauen der Gläubigen zu gewinnen, welches dieses Amt benötigte. 

Auch wenn Ninian und Tanuri allbekannt seit jeher keine Freundschaft zueinander pflegten, sondern vielmehr das Gegenteil der Fall war, würde genau deshalb, und aus zahlreichen Gründen mehr, nichts von dem, was dort gesprochen wurde, jemals diesen Raum, in dem sie sich einfanden, verlassen. Doch eines darf durchaus gesagt und unbedingt betont werden: Es war wohl das erste Mal seit langer Zeit, dass sie Ninian wieder respektierte.
 
Aber auch wenn die Familie Chakai bereit war, ihren ganz neuen Pfad zu beschreiten, befreit von einer schweren und nahezu erdrückenden Last, war der Krieg nicht mit einem Wink des guten Willens vom Tisch. Zudem befand der Gildenbruder der Garde sich immer noch in Feindeshand.

Trotzdem aber durfte die in der Legion erschienene Familie sich über sein Wohlergehen mit eigenen Augen versichern, indem sie von der Priesterin hinab in die Katakomben geführt wurde, wo sich die Kerkerräume befanden. Angekettet war Sorag dort zwar, doch fehlte es ihm nicht an Nahrung und Gesellschaft. Der Kerkermann war sich seines Dienstes bewusst und achtete sorgsam darauf, dass der Gefangene in seiner Einsamkeit nicht auf unangemessene Ideen kam. Und so erfüllte sie ihren Teil einer ersten Abmachung, wodurch die nächsten Schritte gegangen werden konnten. 

Jetzt aber legte Tanuri vorerst den großen eisernen Schlüssel, der die Zellentür Sorags nach dem Besuch der Chakais wieder fest verschlossen hatte, zurück in eine Schatulle, die sie sogleich in einer Schublade verstaute. Kurz fiel ihr Blick auf die Habseligkeiten einer jüngst verstorbenen Gildenschwester, die Etoh vor einiger Zeit in die zurück Gilde gebracht hatte. Wie ähnlich sich doch so manche Ereignisse und Personen waren.

Als sie die Schublade wieder schloss, kam sie deshalb nicht umhin, an Worte zu denken, die ihr wie zufällig in den Sinn kamen:
 

 
Eine Narzisstin wird niemals die Wahrheit über ihre Taten zugeben,
stattdessen wird sie Geschichten erzählen, in denen sie entweder als Heldin oder Opfer dargestellt wird, niemals aber als Täterin.
 

 
"Ja, Ninian, selten waren wir so einer Meinung…"
 
Und so machte sie sich auf, um die Verhandlungen über die Freilassung des Gefangenen beginnen zu lassen.

Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


Bild
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya ~~ 

Anführerin der Legion des Schattens
Frau des Adrian Al Saher 
Mutter der Nymeria Al Saher 
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