Nebel der Zeit

[Shilana]

Allein verharrt die zarte Gestalt auf jener Anhöhe, von welcher man das Schloss des Clans überblicken kann. Direkt hinter ihr beginnt Wald des Nebels, welchen nur wenige Sterbliche ohne Einladung zu durchdringen vermögen.
Wehmütig scheint ihr Blick und fast hilflos wirkt die anmutige Geste mit welcher sie sich das Haar zurückstreicht.
Viel hat sich gewandelt.
Jene neue Welt...auferstanden wie ein Phoenix aus der Asche, nachdem die Alte von der Katastrophe heimgesucht wurde
Sie seufzt leise und schüttelt ihren Kopf
Natürlich sind Veränderungen nötig…der Lauf der Zeit…unabänderlich und unabdingbar…ein stetes sich anpassen an die Begebenheiten…und doch.
Ihre Gedanken scheinen sich unaufhörlich im Kreis zu drehen
…zu viele Veränderungen...zu viel Altbewährtes und Vertrautes, welches dem Rad der Zeit hat weichen müssen, die Weichen zu stellen für die neue Generation.
Gesetze der Nacht…die alten Traditionen…scheinen zu versinken im Strudel der Zeit, im Nebel des Vergessens-….sich anzupassen um des Überlebens willens.
Doch fremd ist es ihr geworden…alles was sie über die Jahrhunderte begleitet...stets in seinen festen Grundmauern Sicherheit vermittelt hat, scheint vom Nebel der Zeit verschlungen.
Auch wenn dies nicht der Grund ist warum sie geht…macht es ihr den Abschied doch leicht…jene Reise...ungeplant sicher...ungewollt? Sicher nicht. Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, jenen Weg zu beschreiten, welchen sie nun zu gehen gedenkt…jenen Weg auf welchen das Schicksal sie unausweichlich zwingt…und doch wird sie ihm folgen…
Ein neuer Anfang, ein neuer Weg, um ihr eigenes Überleben zu sichern…vielleicht stürzt es sie in die Abgrund…vielleicht erhebt es sie in den Himmel…doch wer vermag es schon zu sagen?
Noch liegt die Zukunft verborgen in dunklem Nebel.
Langsam wendet sich die zarte Gestalt…kehrt dem Schloss des Clanes den Rücken…beide Abzeichen…jenes der Zugehörigkeit des Clanes und jenes der Zugehörigkeit ihrer Familie zurücklassend…die Vergangenheit hinter sich und somit dem Rad der Zeit und dem Nebel des Schicksals ihren Tribut zollend.
Die Kutsche wartet am Stadtrand
Die Zeit ist gekommen und kein Blick weht leise zurück.
Kein Lebewohl…denn die Rückkehr ist gewiss…doch die Umstände nicht…Verborgen im Nebel der Zeit ruht was kommen wird.