(ooc: Autoren des folgenden Textes sind Adrian & Kenna zu je 50% )
Noch immer in der Hütte am Waldsee
So schnell wie das Messer in ihrer Faust aufgetaucht war, so schnell verschwand es auch wieder, als Adrian an sie herantrat. Nur allzu deutlich konnte sie das Wechselbad der Gefühle in seinem Blick lesen und schuldbewusst zogen sich ihre Augenbrauen in der Mitte ihrer Stirn nach oben. Sie stellte gar nicht erst in Frage, wie er sie gefunden hatte. Zögerlich streckte sie eine Hand nach ihm aus.
„Ich konnte nicht…“ Sie vollendete den Satz nicht und legte ihre erhobene Hand einfach auf seine Brust, fast so als wollte sie damit sein Chaos besänftigen. Schweigend und eisig sah er auf sie hinab, während die Wärme ihrer Berührung zu ihm durchdrang, ohne jedoch die Kälte aus seiner Stimme zu vertreiben.
„Du konntest was nicht?“ Leicht nur bebten seine Nasenflügel unter ihrer Berührung oder waren es vielmehr ihre Worte, die ihn aufhorchen ließen? Konnte sie nicht länger Lorena gegenüberstehen oder sich einem finsteren Drang widersetzen? Forschend sah er sie an, als würde er die Antwort vielleicht in ihren Augen finden können.
Kenna presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick, als der seine so bohrend auf ihr ruhte.
„Ich konnte nicht länger dort im Kaminzimmer bleiben.“ Ihr eigener Zorn wollte wieder in ihr aufglimmen und sie holte tief Luft, um dies nicht zuzulassen.
„Ich lasse mich doch nicht von Lorena herumkommandieren!“ Beinahe trotzig hob sie den Blick wieder.
„Du weißt, dass ich ihr den Dolch nicht übergeben kann und selbst wenn ich es könnte, dies nicht tun werde.“ Die Kälte seiner Stimme, schmerzte und sie wappnete sich innerlich gegen die unbekannte Empfindung.
Langsam nur hob Adrian seine Hand und legte sie unter ihr Kinn, um ihren ausweichenden Blick wieder anzuheben, den sie bereits selbst im selben Moment trotzig auf ihn richtete. Einen Atemzug lang bedachte er sie nur musternd, bevor sein Daumen über ihre Lippen hinwegstrich.
„Und was hattest du vor?“ Seine Stimme war von einer gewissen Herausforderung untermalt, wusste Kenna immerhin, wie er über Fluchtverhalten dachte.
„Weglaufen und dann?“
Intensiv sah er in ihre Augen. Er hatte nicht die Erwartung, dass sie sich von Lorena herumschubsen lassen würde. Im Gegenteil. Er war überzeugt davon, dass sie mehr als deutlich ihre Position kannte und fähig war diese zu behaupten.
„Ich weiß es nicht. Ich kam hier her, um nachzudenken.“ Es war unmissverständlich, was sie mit ‚hier her' meinte. Hinter ihnen knackten die Holzscheite wie zur Bestätigung ihrer Worte. Sie stritt gar nicht erst ab, weggelaufen zu sein.
„Vielleicht war es ein Fehler, mich der Legion anzuschließen. Ich passe nicht in solche Gefüge.“ Sprach sie offen ihre Zweifel aus, denn Adrian und sie waren längst über den Punkt von Geheimniskrämerei hinaus und sein Blick allein schien in ihr lesen zu können, wie in einem offenen Buch.
„Eine winzige Hürde und du kapitulierst?“ Fast unscheinbar hob sich eine Augenbraue an und formte eine leichte Falte unter seinem feuchten Haar. Ein leichter Tadel schwang in seiner Stimme mit, bevor seine Hand sich von ihrem Kinn löste. Beinahe sanft strich er mit seinen Fingern einige lose Strähnen aus ihrem Gesicht heraus, während seine andere Hand sich um ihre Hüften legte und er sie, entgegengesetzt zu der zarten Berührung der anderen, bestimmend an sich heranzog.
„Winzig?“ Ein kurzes Schnauben unterstrich, wie sie seine Untertreibung fand.
„Diese Waffe, die du hier klein redest, ist alles andere als das und wir wissen beide, dass sie nicht in Lorenas Hände gehört.“ Seine sanften Berührungen in ihrem Gesicht und der Tadel in seiner Stimme brachten sie gleichermaßen aus dem Konzept. Als er sie unvermittelt an sich zog, spürte sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut, doch sie wollte sich nicht einlullen lassen, so hielt sie seinem Blick weiter stand, ohne sich selbst zu regen.
Ihre Reaktion hinterließen ein düsteres Schimmern in Adrians Augen, ohne dass er seinen Griff lockerte. Keineswegs hatte er vor, ihr eine Flucht dermaßen einfach zu machen, wie sie es sich vielleicht vorstellen mochte. Sie hatte einen Weg eingeschlagen und in seinen Augen gab es kein Zurück. Wenn ihr Pfad sie in eine andere Richtung führen würde, so musste sie dennoch weiter vorwärtsgehen.
„Und das konntest du ihr nicht sagen?“ Hinterfragte er ihr Handeln weiter, wenngleich seine Stimme einen Funken an Wärme gewinnen sollte. Ihm selbst war bewusst, dass es keine winzige Waffe war, sondern eine mehr als finstere Macht, die in jener schlummerte.
„Nein, das konnte ich nicht, denn ich hatte nicht vor, ihr von dem hier…“ Kenna hob ihre Hand, die verborgen unter dem feinen Lederhandschuh auf seiner Brust geruht hatte
„… zu erzählen.“
Das Blau ihrer Augen leicht beschattet, ein Zeugnis von der Stimmung, in der sie sich befand.
„Gehört diese Waffe denn in deine Hände?“ Suchend glitt sein Blick über das Azur ihrer Augen hinweg, welches ihre eigentlichen Gedanken hinter einer hartnäckigen Verbissenheit und Trotz zu verbergen versuchten.
„Ob die Waffe in meine Hände gehört, weiß ich nicht, aber sie hat mich erwählt - oder nicht?“ Sie ging seit jeher ihren Weg, stehts aufrecht und landete sie im Dreck, so sprang sie wieder auf die Füße. Niemand zwang sie in die Knie. Allein ihr Stolz würde das verhindern. Manch einer würde es für Trotz halten, doch war es genau das, was sie in ihrer Einsamkeit stark gemacht hatte. In der Zeit, in der niemand ihr zur Seite stand und alles und jeder gegen sie zu sein schien. In der Vergangenheit ebenso wie in der Gegenwart.
Adrians Hand, welche schwebend neben ihrer Wange geruht hatte, legte sich um das weiche Leder, welches sie ihm entgegenstreckte. Behutsam strich er über die verborgenen Linien ihrer Adern hinweg, als würde er die dunkle Macht, welche durch jene drang, deutlich spüren können.
„Sie hat Dich gezeichnet, aber nicht gewählt.“ Widersprach er ihr mit jener ungeschönten Ehrlichkeit, die er ihr versprochen hatte. Egal ob jene ihr gefallen würde oder nicht.
„Und dennoch entscheidest du darüber, ob wir die Waffe am Ende in den Händen halten oder nicht.“ Eine Entscheidung, die sie am Ende vielleicht nicht nur für sich, sondern ebenso vielleicht auch für das Mädchen traf.
Am liebsten hätte sie in dem Moment einfach ihren Kopf an seine Brust gelehnt und sich von seinen Armen halten lassen. Ohne Vorwürfe, Tadel und ohne stark sein zu müssen. Doch niemals würde sie solch einer Schwäche nachgeben, so widerstand sie dem plötzlichen Bedürfnis nach seiner Nähe.
„Dann geh Du an meiner statt und hole den ‚Bluttrinker'.“ Sie entzog ihm ihre Hand, sanft aber bestimmt.
„Nicht ich entscheide über unser Schicksal, das obliegt einzig und allein unserem Herrscher Ogrimar.“
Schon einmal wollte sie ihm den Dolch überlassen, für Freya. Für das große Ganze. Warum also nicht jetzt gleich?
„Ich weiß nicht, wie die Inquisitorin von dem Dolch erfahren hat oder was ihr damit vorhabt und ganz offenbar schließt der Plan mich auch nicht ein, außer mit Botengängen. Doch dafür werde ich mich nicht vor den Karren spannen lassen.“
Ohne einen Einwand ließ er es zu, dass sie ihm die Hand entzog, doch sie selbst gab er nicht frei. Stattdessen legte er seine Hand in ihren Rücken und drückte sie an sich, um seine Stirn an ihre zu legen. „Es sind keine Botengänge.“ Er war sich bewusst darüber, wie Lorenas Worte für sie geklungen hatten. Ein Tonfall und eine Wortwahl, die ihm deutlich missfallen hatten, woraus er auch kein Geheimnis gemacht hatte.
„Ihr Plan schließt dich mehr mit ein, als du denkst.“ Versuchte er ihr das zu erläutern, wozu Lorena selbst im Moment nicht fähig gewesen war.
„Lorena vertraut dir den Weg an, vor jene Hüter zu treten, um am Ende eine Macht zu beschwören, die ein Band göttlicher Magie zu durchtrennen vermag.“ Eine Macht, die durchaus auch zu vielen anderen Dingen fähig wäre, wenn diese in falsche Hände geraten würde. Seicht nur strich er instinktiv über ihren Rücken. er vertraute ihr ebenso, die richtige Entscheidung zu treffen. Ohne seinen Blick von ihr zu lösen, betrachtete er das Spiel von Licht und Schatten in ihren Augen und lauschte allein dem Schlagen ihres Herzens. Er wollte nicht, dass sie dem Fluch erlag. Doch ahnte sie überhaupt, wie wichtig sie ihm war?
„Ich habe mich ihr gegenüber mehr als einmal vertrauenswürdig erwiesen und doch zieht sie es vor, irrsinnige Pläne ohne mich zu schmieden. Wer berechtigt sie überhaupt dazu?“ Kenna schüttelte leicht den Kopf, als hätte sie es längst aufgegeben.
„Soll sie machen was sie will, ich vertraue auf meinen eigenen Weg.“ Fest und distanziert klangen ihre Worte, doch seine Hand in ihrem Rücken schien sie zu besänftigen und so wurde der harte Ausdruck in ihrem Gesicht weicher, als er weitersprach. Der Blick mit dem er sie bedachte, verunsicherte sie und gerade als seine Geste ihren Herzschlag zu beruhigen begann, schlug dieses wieder schneller.
„Adrian… ich…“ Kurz senkte sie die Lider und unterbrach ihren Blickkontakt, bevor sie ihre gesunde Hand an seine Wange und gleichzeitig ihren Blick wieder zu ihm hob.
„... ich weiß einfach nicht was ich tun soll.“ Gestand sie dem dunklen Magier in der Abgeschiedenheit der Hütte ein, ihre Stimme leiser werdend. In seiner Nähe konnte sie die Maske der Unnahbarkeit längst fallen lassen. Er verstand es, sie auf eine Weise in seinen Bann zu ziehen, die ihr bis dato völlig fremd gewesen war. So strichen ihre Finger nahezu liebevoll über seine kurzen blonden Barthaare.
Leicht nur senkte Adrian unter ihrer Berührung die Lider, jedoch nicht vollkommen, um sie nicht aus dem Blick zu verlieren. Weder konnte, noch wollte er sich selbst belügen, dass sie eine Bedeutung für ihn hatte. Ein gefährliches Terrain, je mehr er darüber nachdachte.
„Was du tun sollst? Sei die, die du bist.“ Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern, bevor er seine Lider hob, um die Bedeutsamkeit seiner Worte zu untermalen.
„An meiner Seite.“ Er würde im Zweifelsfall einen anderen Weg finden, Freya von ihrem Band zu befreien.
Kenna war bewusst, was es bedeutete, dass er ihr hierher gefolgt war. Dass er sie nicht leichtfertig hatte gehen lassen, obwohl er dies natürlich ohne Weiteres gekonnt hätte.
Die sein, die sie war? Sie erkannte sich ja selbst nicht wieder, seit sie ihn getroffen hatte. Doch vielleicht musste sie langsam umdenken. Von ‚
ich' zu ‚
wir'. Sie musterte sein Gesicht, forschte nach der Bedeutung seiner Worte.
„Wie Dunkelheit und Dunkelheit. Vereint zur tiefsten Finsternis.“ Flüsterte sie ebenso leise, wie zuvor Adrian.
Er kannte ihre Abgründe, hatte selbst schon bis auf den Grund gesehen. Das er immer noch hier war, sprach wohl für sich.
„Ich werde Dir sagen, wo Du den Dolch findest. Dann kannst Du ihn Lorena übergeben oder was immer ihr damit vorhabt, tun.“ Sie rückte ein wenig von ihm ab, übergab auch ihr letztes Wissen in seine Hände. Sollte er darüber verfügen, wie er wollte.
„Es gibt einen Mechanismus an einem der Steine hinter dem Altar im Felsendom. Dort wo Du mich zum ersten Mal geküsst hast. Doch sei gewarnt, ohne das dazugehörige Amulett, hat man keinerlei Kontrolle über die todbringende Klinge.“
Nicht nur sie musste sich einer Veränderung stellen. Auch wenn er sich anfangs versucht hatte dagegen zu wehren, musste er sich eingestehen, dass ihre Warnung, dass es ihm zu gut gefallen könnte, nicht unberechtigt gewesen war. Nicht, dass er sich davor fürchtete, doch er hatte immer geglaubt, sich diesbezüglich unter Kontrolle zu haben. Doch hatte sie ihn dahingehend entmachtet. Er scheute sich dennoch nicht davor, ihrem Blick zu begegnen. Ihr auf seine Weise zu sagen, welchen Stellenwert sie für ihn hatte. Sie wissen zu lassen, was er tief in seinem Inneren fühlte.
„Wir.“ Antwortete er leise, aber mit einer klaren Betonung, welche sie unmittelbar miteinschließen sollte. Bestimmend zog er sie wieder näher an sich heran, als würde er es nicht zulassen, dass sich eine Distanz zwischen ihnen breit machen würde.
„Wir werden das tun.“ Sagte er eindringlich, als dass deutlich werden sollte, dass er keinen Widerspruch ihrerseits akzeptieren würde.
„Zusammen.“ Flüsterte er an ihre Lippen heran, bereit ihr beim ersten Anzeichen von Widerworten den Atem zu nehmen.
Adrian wusste das sie ihm kaum widerstehen konnte, wenn er ihr so nah kam, da seine Lippen fast die ihren berührten. Durch ihre dichten Wimpern sah Kenna ihn noch immer an.
„Wir.“ Gab sie ihm endlich nach. Er würde nicht lockerlassen, das war ihr klar und weiterer Widerspruch war sinnlos.
„Zusammen.“ Ein warmer Hauch nur, weniger als ein Flüstern, als sie ebenseine Worte wiederholte und dann ihren Mund auf seinen legte und gleichzeitig die Lider senkte. Ein zartes Lippenbekenntnis, welches sie ihm gab.
Allein ihren Duft einzuatmen ließ das Dunkel in Adrians Augen finster aufschimmern. Sicher würde er sie nicht einfach gehen lassen. Nicht mehr, nicht an diesem Punkt und sicherlich nicht aus diesen Gründen.
„Nachdem wir uns um deine Hand gekümmert haben.“ Flüsterte er, wobei er sanft gegen ihre Lippen stieß. Auch wenn jene Dunkelheit ihn zu ihr geführt hatte, würde jene weiter in ihr wachsen und der Fluch selbst sie mit voller Wucht treffen.
Es war ungewohnt für sie, dass sich jemand um ihre Belange scherte, dennoch nickte sie leicht.
„Die Frage ist nur - wie?“ Für ihr ganzes Dasein war der Gebrauch ihrer Hand existenziell und schon jetzt spürte sie die Einschränkungen deutlich, auch wenn sie dies bisher geheim gehalten hatte.
„Ich bin da in einer Sackgasse gelandet und mir fehlt jeglicher Anhaltspunkt, das Amulett zu finden. Vielleicht lässt sich der Prozess auch gar nicht mehr aufhalten.“ Das Blau ihrer Augen wurde ein paar Nuancen dunkler und innerlich erfüllte sie eine Ruhe, als wäre die Bürde viel leichter zu tragen, seit er deutlich gemacht hatte, an ihrer Seite zu stehen.
„Ich sagte Dir, es gibt mehrere Wege. Du musst dich nur für einen entscheiden.“ Eindringlich sah er sie an. Sicherlich war Tanuris Hilfe weggefallen, aber dennoch könnte Freya es versuchen oder er. Wenngleich jener Weg nicht nur unkonventionell, sondern auch unangenehm sein würde.
„Wie lange, willst du es noch verstecken?“ Flüsterte er einnehmend an ihre Lippen, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden.
Seine Nähe, seine Wärme und seine verführerischen Lippen an ihren, ließen sie kaum einen klaren Gedanken fassen.
„Ich dachte ich hätte mehr Zeit.“ Warm sollte ihr Atem sein Gesicht streifen, als sie sprach und ihre Hände schob sie unter seinen Armen hindurch, um ihn festzuhalten. Sein Blick ließ sie nicht los und sie wagte nicht zu blinzeln.
„Wenn ich aufhöre es zu verstecken, würde man meine Schwäche erkennen. Das kann ich mir nicht erlauben.“ Natürlich war ihr klar, dass die Priesterin nun für sie ausfiel und Freya… nun sie war in ihren Grundfesten erschüttert worden. Ob sie wirklich gerade zu einem solchen Vorhaben im Stande war?
„Mehr Zeit zu warten?“ Erwiderte er, wobei ein leichter Tadel in seiner Stimme mitschwingen sollte, welcher nicht zuletzt auch seine Augen verdunkelte. Er hatte ihr die Entscheidung überlassen, aber dies in der Überzeugung, dass sie jene treffen würde.
„Wie weit lässt sich der Bogen noch spannen oder ruhig halten?“ Er zog sie fester an sich, während er die Wärme ihrer Hände an seinem Rücken spürte. Es wäre ihm ein leichtes, ihr die Wahl jederzeit abzunehmen.
„Irgendwann wirst du sie nicht mehr verbergen können.“
„Mehr Zeit das Amulett zu finden und wieder Herrin meiner Lage zu werden.“ Antwortete sie schlicht auf seinen Tadel.
„Eigentlich sollte nie jemand von alledem etwas mitbekommen. Aber es ist wie es ist.“ Sie seufzte resigniert bevor sie fortfuhr.
„Einen Hasen kriege ich wohl noch erlegt… - wenn er groß genug ist.“ Murmelte sie und hätte am liebsten weggeguckt.
„Vielleicht solltest du es einfach tun.“ Ob der Dunkelmagier im Stande sein würde, die Verbindung zwischen ihr und der Klinge zu durchtrennen? Ruhig lag ihr Blick auf seinen verdunkelten Augen, die noch immer leicht vorwurfsvoll auf sie hinab sahen.
„Vielleicht?“ Das Feuer, welches sie entzündet hatte, spiegelte sich in seinen Augen wider, während er sie für einen Atemzug schweigend ansah. Überzeugung und Wille sahen anders aus in seinen Augen, sodass sich einige Falten auf seiner Stirn formten, während er darüber nachdachte, ob sie überhaupt die Absicht hegte, sich davon loszusagen.
Minimal verengten sich ihre Augen, was sollte diese Frage bezwecken?
„Den Schmerz scheue ich nicht, falls Du das denkst. Ich zweifle eher den Erfolg an.“
Ein wenig störrisch hob sie ihr Kinn an, während sie seine gerunzelte Stirn durchaus bemerkte, welche wohl signalisierte, dass er ihren Worten wenig Glauben schenkte.
Es ging nicht darum, ob er ihr glaubte. Vielmehr zweifelte er an ihrem Willen, sich von dem Fluch lossagen zu wollen. Er wusste sehr wohl, wie verführerisch die Finsternis einen locken konnte. Es würde erklären, weshalb sie lieber ihre Hand unter dem Leder versteckte, als sich davon befreien zu lassen.
„Also zweifelst du an mir?“ Herausfordernd blickte er in das Blau ihrer Augen.
Kenna hatte sich bisher immer alleine durchgeschlagen, nun auf jemanden angewiesen zu sein, passte ihr gar nicht. Selbst wenn dieser jemand Adrian war. So hatte sie zunächst beschlossen, das Amulett ausfindig zu machen und die völlige Kontrolle über den
Bluttrinker zu erlangen. Doch nun standen sie hier, alle anderen Optionen schienen nicht mehr in Frage zu kommen, wenn sie verhindern wollten, dass die Klinge stattdessen weiter die Kontrolle über die Bognerin erlangte.
„Der Dolch ist eine mächtige magische Waffe. Sie ist viel älter, als wir uns überhaupt vorstellen können. Ich kann daher nur hoffen, dass Deine Magie stark genug ist. Hoffnung ist jedoch etwas, auf das ich mich noch nie verlassen habe.“
Kurz fuhr er sich über die Lippen, während seine Hand sich an ihren Arm legte und er seine Finger zwischen ihre fahren ließ, ohne seine Augen von ihr zu lösen.
„Für Zweifel haben wir weder Zeit noch Platz.“ Sicherlich war die Waffe eine Reliquie aus längst vergangenen Tagen, getränkt mit uralter Magie, die auch seine Fähigkeiten übersteigen mochte. Sich tatenlos seinem Schicksal zu ergeben, war jedoch etwas, dass in seiner Welt keinen Platz hatte.
„Wenn du es willst, dann treffe ich die Vorbereitungen.“
Sie straffte sich und ein harter Ausdruck legte sich über ihren Blick.
„Ich will es.“
Im gleichen Atemzug löste sie sich von ihm und trat an den einfachen Holztisch heran, auf dem noch immer der Flachmann stand. Sie griff danach, öffnete ihn und trank ein paar Schlucke. Das vertraute wohltuende Brennen, welches der hochprozentige Alkohol hervorrief, rann ihr die Kehle hinunter, bevor sie Adrian das Gefäß hinhielt. Es war also beschlossen. Sie würden sich dem Fluch widmen, mit allen Konsequenzen für sie beide. Denn was das Prozedere Adrian abverlangen würde, darüber konnte Kenna nur spekulieren.
Er folgte dem Wandel auf ihren Zügen und jener Entschlossenheit, die sie aufbrachte. Auch wenn dies zur Folge hatte, dass sie sich von ihm löste. Da war er, der Funken Widerspenstigkeit in ihr, mit dem sie ihn spüren ließ, dass sie keine Schwäche zeigen wollte. Kühl folgten seine hellen Augen ihren Schritten, mit welchen sie eine Distanz zwischen ihnen schuf, während er ihre Worte schweigend im Raum stehen ließ. Schweigend nahm er den Flachmann an sich, allerdings ohne einen Schluck zu trinken.
„Womit lockt dich der Dolch, Kenna?“ Fragte er leise, bevor er sich entschied einen Schluck davon zu nehmen, immerhin hatte sie zugestimmt und ein Zurück würde er nicht mehr akzeptieren.
Sie betrachtete ihn kurz, während er einen Schluck nahm und lenkte dann nachdenklich ihren Blick auf die Flammen, die so ungezähmt und doch beruhigend im Kamin loderten. Sie antwortete ihm nicht sofort, sondern ließ sich Zeit.
„Es ist schwer zu beschreiben.“ Sagte sie in Richtung des Feuers.
„Wie ein ständiges Summen in meinem Kopf und es wird täglich eindringlicher.“ Sie lehnte sich an die Tischkante und verschränkte die Arme, als könnte sie so etwas festhalten, was längst aus dem Ruder gelaufen war.
Langsam nur trat er neben sie, während er das Spiel des Feuers in ihren Zügen beobachtete. Ohne sie jedoch zu berühren, lehnte er sich an die Tischkante.
„Ein Summen.“ Wiederholte er leise, während er ihrem Blick folgte und für einige Atemzüge die Flammen nachdenklich betrachtete. Es klang in seinen Ohren wie eine Form von Sirenengesang, lockend und todbringend, allerdings konnte er dahingehend nur mutmaßen. Schweigend wandte er seine hell schimmernden Augen auf sie und hielt ihr den Flachmann entgegen. Am liebsten würde er sich selbst dessen versichern, dass sie dem nicht erlag, bevor sie sie davon befreien konnten.
Im Augenwinkel sah sie den ihr dargereichten Flachmann und griff danach, ohne hinzusehen.
„Weißt du, als ich ihn berührte… und er mein Blut trank…“ Möglicherweise irritierte ihn ihre Wortwahl, doch es traf es ziemlich genau.
„... da war es, als hörte ich die Schreie derer, dessen Leben er genommen hatte, ich konnte sie sehen, ihre aufgerissenen Münder, das Blut, konnte die Verzweiflung spüren, die Angst…“ Sie schluckte kurz, als sie in der Erinnerung abtauchte.
„Und ich wollte mehr davon.“ Bei ihrem letzten Satz heftete sie ihren Blick auf sein Gesicht, ob er verstehen würde, wovon sie sprach. Welche Mühe es sie seitdem kostete, dem Ruf nicht einfach zu folgen. Tag für Tag. Nacht für Nacht.
Er hatte seinen Kopf leicht in die Schräge gelegt. Sehr genau betrachtete er ihre Züge und Regungen, als könnte er aus jenen herauslesen, wie es sich für sie anfühlen sollte. Ohne selbst dabei jedoch seine Miene zu verziehen, senkte er nur einmal die Lider und streckte seine Hand nach ihr aus, um sie zu berühren.
„Macht ist verführerisch.“ Erwiderte er eindringlich und trat vor sie. Fast sanft legte er einen Finger auf ihr Schlüsselbein, während sein Blick sich an ihren heftete. Bedacht und langsam zeichnete er die Linie zwischen ihren Rippen nach, während er das Pulsieren unter seiner Fingerspitze spüren konnte und bedacht zu lenken versuchte.
„... es lockt einen und doch muss man die Kontrolle wahren…“
Kurz nur hielt er inne. Sowohl in seiner Bewegung, als auch mit seinen ausgesprochenen Gedanken.
„Wenn man dem Rausch erliegt, kann der Preis dafür hoch sein.“
Kenna spürte deutlich die Linie, welche Adrian auf ihrer Haut beschrieb, kurz senkte sie die Lider.
Kontrolle und Macht. Ging es nicht immer nur darum? Ihr Herzschlag folgte ihm jedenfalls ohne Gegenwehr und sie hob den Blick wieder zu ihm an.
„Ich war bereit jeden Preis zu zahlen. Doch jetzt nicht mehr.“ Ein leicht gequälter Ausdruck überflog ihre Augen, denn inzwischen hatte sie viel zu verlieren, was früher schlichtweg nicht der Fall gewesen war.
Sie stellte den Schnaps beiseite, ohne noch einmal davon getrunken zu haben und stützte sich mit beiden Handflächen auf der Tischplatte ab.
Sein Blick hielt an ihr fest, während er dem sanften, ruhigen Pulsieren ihres Blutes lauschte. Ein Rauschen in ihren Adern, welches über Leben und Tod entscheiden konnte. Langsam strich er die Linie über ihre warme, weiche Haut wieder hinauf, während er den Ausdruck in ihren Augen betrachtete. Seine Hand löste, nur um sie am Ende mit dem Handrücken an ihre Wange zu legen. Ihre Worte hatten eine Bedeutung, von der er annahm, sie zu kennen. Ob er damit richtig lag, wusste er nicht, doch änderte es nichts an dem, was er wollte.
„Ich würde es auch niemals zulassen.“ eine Entschlossenheit schwang in seiner Stimme mit. Zum einen ihr mit Ehrlichkeit zu begegnen und zum anderen, dass er sich eingestand, dass er lieber ihren Zorn auf sich ziehen würde, wenn er sie gewaltsam davon befreien würde, anstatt sie aufzugeben und dadurch zu verlieren.
Sie legte ihren Kopf seitlich gegen seine Hand. Eine Geste gepaart mit seinen Worten und dem Ausdruck seiner Augen, die ihr die Brust eng werden ließen. Er würde seinen Willen durchsetzen, da war sie sich sicher.
„Ich gehe davon aus, dass ich mich gegen die Prozedur wehren werde, wie auch immer diese aussehen wird.“ Meinte sie beinahe entschuldigend.
„Aber ich will, dass du vorher eines weißt.“
Sie wich seinem Blick nicht aus, denn sie wusste er legte Wert auf Ehrlichkeit, auch wenn sie es Zeit ihres Lebens gewohnt gewesen war, zu täuschen und zu lügen. Zumindest ihm gegenüber hatte sie diese Eigenschaften nie an den Tag gelegt.
Seicht nur strichen seine Fingerkuppen über ihre Haut hinweg. Fast als würde er dadurch versuchen, ihr die Qual zu nehmen. So leicht jedoch verhielt es sich selten, weshalb er ihr auch nicht vorgaukeln würde, dass sie nichts zu befürchten hatte oder es sich als einfach erweisen würde.
„Kenna.“ Das Blau seiner Augen verdunkelte sich leicht unter ihren Worten, während er sich über die Lippen fuhr und seine Hand sich von ihrer Wange löste, nur um einen Finger auf ihre Lippen zu legen.
„Es gibt ein Nachher.“ Seine Stimme nahm eine warme Farbe an, bevor er seinen Finger über ihre Lippen hinwegstreichen ließ, um seine Hand wieder an ihre Wange zu legen.
Als er seinen Finger nun auf ihre Lippen legte, schwieg sie. Und doch brannte es ihr auf der Seele. So hob sie die Hand und legte ihre Finger über seinen, um diesen fortzuziehen.
„Hör mir zu.“ Forderte sie ihn auf. Ihr Blick unnachgiebig.
„Wenn etwas schief geht, lass mich gehen.“ Möglicherweise war sie überdramatisch, aber sie wollte sichergehen, dass ihm nichts passierte durch ihre Schuld. Er war ihr wichtiger geworden, als ihr eigenes Leben es je war.
„Höre rechtzeitig auf, wenn es aussichtslos wird.“ Und sie kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, wie starrsinnig er sein konnte, wenn er sich einmal für etwas entschieden hatte.
Seine Stirn legte sich in Falten, während er ihr lauschte und ihre Hand seinen Finger beiseiteschob, bevor er seine Geste vollendet hatte. Das Feuer selbst schien sich kurz in seinen Augen abzuzeichnen. Ein Aufblitzen und Lodern in deren Zentrum, welche beinahe wie eine stumme Antwort auf ihre Forderung wirken sollte.
„Ich werde dir nichts versprechen, was ich nicht halten kann." Entgegnete er mit deutlicher Bestimmtheit, die genug darüber aussagte, dass er nicht loslassen würde.
Sie stieß sich leicht von der Tischplatte ab und kam dadurch noch näher an Adrian heran. Beide Hände umfassten sein Gesicht, die eine normale Hand und die andere gezeichnete, unter dem weichen Lederhandschuh verborgen. Ihr Blick so intensiv und eindringlich, legte sie alle Wichtigkeit in ihr Anliegen. Doch sah sie auch die Unnachgiebigkeit in dem hellen Blau seiner tiefgründigen Augen.
„Das war keine Bitte.“ Raunte sie leise und ihr Atem mit einer leichten Alkoholnote, sollte über seine Lippen hinwegstreifen.
Ohne eine Regung auf seinen Zügen zu zeigen, sah er zu ihr hinab. Ein kühler Ausdruck glitt über seine Augen hinweg, während das Zentrum derer tiefer in Dunkelheit versank.
„Sondern was?“ Seine Stimme war gedämpft, wobei man trotz allem den unverkennbaren Einspruch darin vernehmen konnte, welcher zusammen mit seinem Blick mehr als klar zum Ausdruck brachte, dass er sich dahingehend keine Vorschriften machen ließ.
Kenna sah weiterhin zu ihm auf, die Kälte in seinem Blick und die Unnachgiebigkeit seiner Worte entgingen ihr keineswegs.
„Ich könnte es nicht ertragen, dass dir meinetwegen etwas geschieht.“ Sie überging seine Frage und sprach unbeirrt, seinem kühlen Ausdruck zum Trotz. Ihre Hände nahm sie von seinem Gesicht, ließ diese jedoch über seine Arme hinabgleiten und dort liegen, wollte sie die Berührung nicht ganz auflösen. Vielleicht ein subtiler Versuch, ihn milder zu stimmen und zu überzeugen. Suchten ihre Augen auf seinen Zügen nach einer Regung in diese Richtung.
Ein kurzes Aufglimmen tauchte in seinem Blick ein, bevor er seine Lider kurz senkte und sich über die Lippen fuhr.
„Und du denkst, ich schaue zu und rette lieber feige mein Leben?“ Antwortete er ihr mit ruhiger Stimme. Eine Ruhe, die sich als trügerisch entpuppen sollte, nachdem er seine Augen wieder öffnete und sie mit ernster Miene nach ihrem Blick griffen. Die noch immer an ihrer Wange liegende Hand, ließ er nach unten hinwegstreichen, während der düstere Glanz in seinen Augen zunahm.
„Lektion eins: Wenn ich mich für etwas entschieden habe, gibt es kein Zurück.“
„Es wäre nicht feige, in einer aussichtslosen Situation das Richtige zu tun. Noch einer weniger, der Freya beschützen kann, damit ist sicher niemandem geholfen.“ Erklärte sie nachsichtig. Bei der Berührung seiner Hand, reckte sie leicht das Kinn, ob seiner Belehrung. Wofür genau hatte er sich entschieden? Ihr in den Tod zu folgen? - Sie war für ihre Gnadenlosigkeit bekannt, doch was Adrian anging, lag ihr der Gedanke schwer auf der Brust. Wie ein Mühlstein, der ihr die Kraft zum Atmen raubte. Doch hatte sie keine andere Wahl.
„Dann bringen wir es am besten hinter uns.“ Lenkte sie erneut ein. Eine gewisse Härte kehrte auf ihre Züge zurück, vielleicht auch um sich selbst vor ihren Gefühlen abzuschotten.
Seine Augen verengten sich leicht unter ihren Worten. Sicherlich hatte sie recht und traf nicht zuletzt damit auch einen Nerv bei ihm. Hörbar ließ es ihn einatmen, doch sah er es auf seine Weise. Es gab kein Scheitern und kein Zweifeln. Noch einmal strich sein Handrücken behutsam über ihre Wange, bevor seine Mundwinkel sich unter ihrer Aufforderung kurz zu einem ungläubigen Lächeln formen sollten.
„Du gehst die ganze Zeit davon aus, dass es nicht funktionieren wird. Wieso?“ Fragend blickte er zu ihr hinab. Er hatte ihr am ersten Tag bereits geschworen, an ihrer Seite zu kämpfen.
Sein Lächeln irritierte sie etwas, doch fuhr sie dann scheinbar unbeirrt fort.
„Ich gehe von nichts aus, es ging mir nur darum, für alle Fälle vorzusorgen.“ Sie wich seiner Hand nicht aus und hätte sich am liebsten hineinziehen lassen, in die Sanftheit der Berührung. Noch immer ruhten ihre Finger warm auf seinen Unterarmen und ihr Blick auf seinem.
„Ich habe dir mein Vertrauen bereits geschenkt und ich vertraue dir auch hierbei. Mein Leben ist deins.“
„Ich werde es aber nicht zulassen, dass es dazu kommt.“ Erwiderte er ruhig während sein Daumen über ihre Wange zeichnete. Er wusste um ihr Vertrauen und keineswegs würde er vor einem kleinen Risiko zurückschrecken. Alles hatte sicherlich seinen Preis und wenn er dafür diesen zahlen musste, dann würde er es im Zweifel auf seine Weise auch tun. Ein Leben für ein Leben, das er dem Lord oder jener Waffe zum Opfer bringen würde.
„Ich will dich und ich brauche dich.“ Seine Stimme senkte sich leicht, doch die Entschlossenheit in ihr sollte sich dadurch nicht mindern. Vielmehr bekam sie eine greifbare Bedeutung.
Und sie brauchte und wollte
ihn. Dennoch oder gerade deshalb, wollte sie in dieser Sache nicht nachgeben.
„Ich weiß, Du wirst tun, was getan werden muss.“ Entgegnete sie. Denn auch Adrian würde erkannt haben, dass es um Wichtigeres ging, als um ein einzelnes Leben.
Sicher hielt das Schicksal noch mehr für sie beide bereit und würde ihre Lebenslinie nicht an diesem Punkt enden lassen. Nicht heute und nicht in naher Zukunft oder auf diese Weise, daran glaubte sie fest. Und wenn ihr Auftrag darin bestanden hatte die Reihen der Götzenanbeter zu dezimieren und die alles entscheidende Waffe seiner rechtmäßigen Bestimmung zuzuführen, dann sollte es so sein.
Kurz sah er auf ihre Hand. Selbstredend könnte er auch ohne weitere Vorbereitungen jederzeit einen Versuch angehen. Jedoch wäre dieser in der Form offensiver Natur und riskanter, da er die dunkle Macht in ihr mehr als deutlich herausfordern würde. Andererseits spielte die Zeit gegen sie. Leicht fuhr er sich über die Lippen, während er darüber nachdachte.
Während er noch nachdachte, löste sie sich entschlossen von ihm. Ihr Blick glitt über die Felle, welche den Boden vor dem Kamin auskleideten und eigentlich für Gemütlichkeit sorgen sollten. Mit zwei Schritten trat sie heran und kniete sich unmittelbar vor dem Feuer hin. Langsam zupfte sie mit der linken Hand an den Fingerspitzen des Handschuhs, welcher die von schwarzen Adern durchzogene rechte Hand bedeckte. Sie streifte den Handschuh vollends ab und ließ ihn achtlos neben sich auf den Boden fallen. Nacheinander krempelte sie beide Hemdsärmel hoch und legte danach beide Hände auf ihre Oberschenkel, die durch das dünne Leder ihrer Hosen bedeckt waren. Weich spürte sie die Tierhaut und die eigene Körperwärme auf den Handflächen.
Dann wandte sie den Kopf zu Adrian empor. Ein warmer Feuerschein umspielte ihre sonst dunkle Silhouette und verlieh ihrem rabenschwarzen Haar einen noch dunkleren Glanz.
„Tu es. Jetzt.“
Wie zur Untermalung oder als Vorbote eines Omens, war entferntes Donnergrollen zu hören und eine aufkommende Windböe ließ die einfache Holztür der Hütte in ihren Angeln klappern.