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Die dunkle Prophezeiung

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Gesichtsloser Erzaehler
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Beiträge: 107
Registriert: Do 22. Jul 2021, 21:49

#365

Beitrag: # 52407Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Als Erzähler steht es mir frei, jederzeit die Szenerie zu wechseln. Ich kann hier sein und ich kann dort sein, lausche den Geschehnissen und trage sie all jenen vor, die nur als entfernte Beobachter erfahren wollen, wie die Geschichte weitergesponnen wird. Neutralität ist nicht meine Stärke und so steht es mir frei, hier und da – wenn denn nötig – ein kleines Urteil zu fällen, eigene Überlegungen miteinzubeziehen oder sogar ganze Geschehnisse für mich zu behalten. Ganz so wie es mir beliebt.

Und so beliebt es mir, meine Aufmerksamkeit nun dahin zu wenden, wo neues Leben den Boden Altheas berührt hat. Auf recht ungewöhnliche Art und Weise, wohl wahr, jedoch geschah es ganz ohne Tricks oder faule Karten – oder besser Spielfiguren. So ereignete es sich, dass der Wächter der Tore mit dem dunklen Schatten um den Zutritt in das Reich Ogrimars spielte. Auch wenn der Wächter sich vielleicht noch dafür zu verantworten hatte, dass er sich zu seinem alten Laster verführen hatte lassen, geschah alles mit rechten Dingen. Denn es war allein an Ogrimar zu entscheiden, dem Kind den Zutritt in sein Reich zu gewähren. So wurde dem Kind durch den Gott des Chaos in den Flammen seiner Herrschaft die Wiedergeburt gegeben. Er schenkte ihr das Leben, welches vor ihrem ersten Atemzug schon fast verblüht war.

Ein Leben, auf welches er selbst allergrößten Wert legte, wenn man bedachte, aus welchem Schoß das Kind entsprungen war, geschaffen für eine Bestimmung, die vor Jahren aus den Fugen geraten war. Konnte nun alles zurück an seinen Platz gerückt werden?


Wie? Ihr wisst nicht, wovon ich spreche? Nun, die Protagonisten, welcher wir uns nun zuwenden wusste es auch nicht. Lasst uns also lauschen und die Szenerie betreten, kurz nachdem Tanuri die Vergangenheit ihrer Familie offenbart worden war, um nicht jene zu langweilen, die bereits den Erzählungen des Wächters beigewohnt hatten.


Über die Prophezeiung - erzählt von dem Wächter der Tore

Waechter der Tore hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 20:12Eine Vergangenheit

„Es kann nicht sein!“
Die körperlose maskuline Stimme breitete sich um sie herum aus. War mal hier, war mal dort. Verflog zu einem leisen Flüstern, nur um dann mit aller Macht wieder in ihre Köpfe zu dringen.
„Wieso haben beide überlebt? Das ist ein Bruch in der Bestimmung meiner Familie. Einer muss sterben, einer überlebt. So ist es seit jeher und so muss es bleiben! Weib, Du hast versagt!“ Ein gellender Schrei brach über sie herein, legte sich qualvoll und erdrückend auf Tanuri und Naheniel, war getränkt von tiefem Schmerz und unsagbarem Leid.

Dann erstarb der Schrei, so wie auch der Körper starb, der ihn von sich gegeben hatte. „Niemand darf es erfahren, diese Schande, die sie über uns brachte. Ich hätte eine andere als Trägerin der neuen Generation wählen sollen.“ Erbost und voller Zorn war die Stimme des Vaters, der soeben seine Frau, ohne zu zögern, in die Abgründe geschickt hatte. Schemenhaft bildeten sich die Bilder in den Köpfen Tanuris und Naheniels. Ein stattlicher Mann mit schwarzen Schwingen, wie er in der Blutlache einer in Stücke zerrissenen Frau stand. Kalt und mit vor Zorn verzerrtem Gesicht. „Eines muss sterben.“ Abermals hob er die Hand, doch dieses Mal um eines der Neugeborenen, die neben dem zerfetzen Leib ihrer Mutter lagen, zu ermorden. Eine weitere Person trat aus den Schatten der Vergangenheit. Gesichtslos, wie so manche aus Erzählungen, die nur noch in den Köpfen weniger verankert waren. Doch nicht minder unwichtig, für das weitere Geschehen. Seine Stimme, nur ein Echo aus einer anderen Zeit. Und jene gab zu bedenken: „Aber woher wollt Ihr wissen, welches das Richtige ist?“ 

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Eine Vergangenheit, eine Gegenwart und vielleicht eine Zukunft

Denn so ging eine alte Sage und vieles ist seither geschehen. Die Zeit der Elfen und der Zwerge war vorüber. Sie hatten sich selbst von diesem Weltenboden getilgt, als sie dem Kampf zwischen dem Gott des Todes und dem Gott des Lebens nicht gerecht werden konnten und sie ihre Fehlbarkeit mit der Vernichtung ihres eigenen Volkes einbüßen mussten. So blieb den Göttern nichts anderes übrig, als sich an die Menschen zu wenden. Ein noch niederes Volk, gezeichnet durch mannigfaltige Makel. Erst viele Jahrtausende später, sollten sie zu jenem Geschlecht erstarken, wie wir sie heute kennen.

Zu jener Zeit zogen die Götter sich zurück in ihre Reiche, um ihre Heerscharen zu sammeln und zu kräftigen, bis der Tag kommen würde, an dem die Menschen bereit wären auszuziehen, um ihrem Gott die Macht des anderen zu überbringen. Die Bemühungen einiger darum, das Gleichgewicht der Mächte wieder zu erreichen, auf dass alle friedlich leben konnten, würde auch ihnen nicht gelingen. Götter sind wie sie sind. Ob sie nun der Seite des Lichtes, des Schattens oder aus einer völlig anderen Region entspringen: Ihr Durst nach der vollkommenen Macht wird niemals gestillt sein.
Da das Gleichgewicht aus den Fugen geraten und wahrscheinlich unwiederbringlich verloren war, als die Götter beschlossen, gegeneinander aufzubegehren und ganze Völker ihren Tod fanden, stellt sich nun die berechtigtet Frage: Was wird geschehen, wenn die Götter ohne einander existieren? Gäbe es eine Nacht ohne Tag? Ein Leben ohne Tod?

Und aus dem Gefüge der Begebenheiten heraus, entstand die schicksalhafte Prophezeiung, die der Welt ein endgültiges Gesicht geben würde, sobald sie sich zu erfüllen bereit war. Viele Male wurde sie weitergetragen und natürlich zum Vorteil des jeweilig anderen Glaubens verfälscht. Doch die Fassung, die selbst die Götter nicht leugnen können, verkündet in seiner ursprünglichsten Form:


 

Vor allen Urkräften und vor den Engelwesen,
bevor Meer und Himmel und auch die feste Erde entstand,
da waren die Götter schon immer gegenwärtig.
Sie, die keinen Anfang kennen und die die Vergänglichkeit nicht berührt.
Der Eine, der uns alle beherrschen und die Frevler in den Abgrund ziehen wird.
Der Andere, der die Kraft gibt, das Schlechte und das Böse zurückzuweisen.

Drei sollen es sein, denn nach Dreien wird gerufen:
Ein Nachkomme des Feuers wird kämpfen für das ewige Leben,
soll helfen der Weissagung durch der Macht Gewalt.
Die Dunkelheit wird sie begleiten. Weisen des Lichtes Weg.
Aber nur durch das Licht und das Feuer, wird erst der wahre Meister auferstehen.

Und erst dann, wenn des Schlüssels Blut, die Erde berührt,
werden entbrennen die Berge, kein Baum bleibt auf Erden bestehen.
Wenn die Flüsse vertrocknen und das Moor sich selbst verschlingt,
dann wird der Himmel in Flammen sich auflösen.
Und so scheint nicht ein einziger Stern, und nicht die Sonne,
es leuchtet weder der Mond, noch die glänzende See.

Dann wird sich entscheiden, ob aus dem Wasser die Erde wieder ergrünen wird,
oder ob das Chaos entbrennt und sich aus diesem die ewige Dunkelheit gebiert.
Denn dann, wenn das laute Horn erschallt,
wird der hohe Richter sich aufmachen,  
um sein Urteil zu fällen, über die Toten und Lebenden.
Mit ihm erhebt sich sein Heer, das Heer des Meisters,
und niemand wird ihm noch widerstehen können.


Eine Prophezeiung, die gedeutet werden kann im Sinne des Lebens und im Sinne der Todes. Jedoch, wer wird ihn bekommen, den Schlüssel, der dazu fähig ist, diese Tore zu öffnen, aus welchem der Gott treten wird, der die Entscheidung über die Welt, auf der ihr euch alle bewegt, bringen wird?

Die Götter wussten um die Prophezeiung und so war es ihr tunlichstes Ansinnen, sie für sich zu entscheiden. Aber es würde noch lange dauern, bis der Schlüssel bereit war, diese Welt zu betreten. Um vorbereitet und geschützt zu sein bis zu jenen Tag, erwählten sie jeweils einen aus dem Geschlecht der Menschen und erlegten ihm die Bürde auf, die Prophezeiung mit sich zu tragen und ihr Reich zu schützen. Aber nicht nur das, es lag in ihrer Verantwortung, den Schlüssel an sich zu bringen. Stark musste derjenige sein, tief im Glauben und fern des Zweifels. Weitab von der menschlichen Unstetigkeit, sollten sie ihr Leben einzig und allein ihrer Bestimmung widmen.

Ogrimar, der grausamste aller Götter, überlegte sich eine List. Und so erwählte er den ersten Mann unter seinen Jüngern, der seinen Samen weitergeben sollte, um der nächsten Generation der Beschützer seiner Deutung der Prophezeiung das Leben einzuhauchen.

 

Erschaffe das erste Leben von vielen. Du bildest den Anfang.
Sei mein Schutz, sei meine Vorsicht. Sei der Bote MEINER Prophezeiung.


Ein Mensch allein jedoch, konnte seine Ansprüche nicht erfüllen. Hatte sich jenes Volk bisher doch zu häufig als zu schwach und zu wankelmütig in ihrem Geist erwiesen. Aber Zweien wollte er auch sein Vertrauen, ob dieser komplexen Aufgabe, nicht geben, denn Neid und Missgunst wohnten seit Anbeginn ihres Lebens in den Geistern der Menschen.

Doch was, wenn er Zwei zu Einem vereinen würde? Ein gar grausames Unterfangen, doch schließlich ging es um sein eigenes Fortbestehen. Und so trug jede Frau der neuen Generation an Boten, Zwillinge in sich, ganz gleich ob sie selbst die Erwählte war oder nur durch den Mann dazu erkoren wurde. Aber nur eines der Kinder würde die Geburt überleben, auf das die Macht des Sterbenden auf ihn übergehen sollte. So verschmolz ein Geist sich mit dem anderen, zwei Mächte konnten sich vereinen und genug erstarken, um den Schutz Ogrimars aufrecht zu erhalten, bis der Schlüssel die Welt betreten und die Entscheidung darüber bringen sollte, ob die Dunkelheit über das Land fällt oder das strahlende Licht sich über sie legt.

Keine der Mütter weinte, denn sie wusste um die Bedeutung ihres zum Tode bestimmten Kindes. Voller Stolz trugen sie die toten Kinder zu Grabe, mit dem Wissen, dass das Lebende die Bestimmung ihres Gottes weitertrug. Bis es zu einem Bruch eines jahrhundertelangen Erbes kam.
War es nur eine Laune der Natur? Ein unentschuldbares Versehen? Oder sollte es gar etwas völlig anderes bedeuten? Einen unvorhersehbaren Wandel der Dinge herbeiführen?
 




„Zwei sollten zu Einem vereint werden, Eines sollte sterben. Doch beide haben überlebt. Das hätte nicht geschehen sollen.“
Wer er war, der die Priesterin, die vom Felsendom zurück in ihre Gemächer gebracht worden war, aufgesucht hatte und nun zu ihr sprach? Einmal sind wir ihm bereits begegnet. Dem aufmerksamen Zuhörer mag eine gewisse Ähnlichkeit zu einer jener Stimmen auffallen, die Tanuri und Naheniel in ihrer gemeinsamen Vision über die Vergangenheit begegnet war.
  

„Tunlichst wurde versucht, die Verfehlung wieder gut zu machen. Neue Kinder zu zeugen mit der Hoffnung, dass eines sterben würde. Oft genug erbarmungslos, von Zorn getrieben, nahm sich dein Vater die Frauen, ohne jegliche Rücksicht darauf, ob sie es wollten oder nicht. Doch sein Vorhaben gelang nicht. Wie sollte es auch? Den Hütern der Prophezeiung ist es nicht bestimmt, tausende von kleinen schreienden Bälgern in die Welt zu setzen und mit einer großen Schar an Kindern und Kindeskindern alt zu werden.“ Bevor der Besucher weitersprach, hob er einen seiner knöchernen Zeigefinger nach oben. „Nur ein einziges Mal ist es ihnen gestattet, ihre Linie fortzuführen.

Hatte er also versagt, dein Vater? Ausgerechnet er, der Ogrimar stets ein solch treuer Diener gewesen war, sollte seine größte Enttäuschung darstellen? Welch eine Schande, die er über seine Familie brachte. Ein jahrhundertelanges Erbe beschmutzt mit seiner Unfähigkeit. Er konnte der Mutter die Schuld geben, doch tief in sich drin, kannte er die Wahrheit. Und jene fraß sich wie ein eiterndes Geschwür immer tiefer hinein in seinen Geist.“ Er gönnte sich nur eine kurze Pause in seiner Erzählung. Viel Zeit blieb ihm ohnehin nicht mehr. Lange genug war er auf dieser Welt gewandelt, längst dafür gedacht gewesen, sie wieder zu verlassen. Doch er hatte warten müssen, bis die Zeit gekommen war, Tanuri zu offenbaren, wohin ihr Weg sie führte.
 

„Dein Vater, er fiel des Wahnsinns anheim. Schien er doch an der Aufgabe gescheitert zu sein, die der einzig Wahre ihm aufgetragen hatte. Sein Scheitern zerfraß ihn innerlich. Versagt hatte er vor Ogrimar, seinen Willen nicht erfüllt. Was für ein Untertan des dunklen Fürsten des Chaos war er, wenn er es nicht einmal schaffte, seiner Verpflichtung nachzukommen und den nächsten Bewahrer der Prophezeiung und somit den Behüter zur Sicherung von Ogrimars Göttergeschlecht zu erschaffen?
Voll der Scham brach seine Seele entzwei. Und so blieb mir die Aufgabe, jenes seiner Kinder ausfindig zu machen, welches einst dafür gedacht gewesen war, zu überleben. Es musste einen Hinweis darauf geben, welcher von euch der Richtige war.“
 


Sein Gesicht mochte von einer weiten Kapuze verhüllt sein, doch die Geringschätzung mit derer er sein Gegenüber bedachte, sollte deutlich zu spüren sein. „Ehrlich gesagt, ich hätte nicht gedacht, dass du es bist, den er als den Schutz und als Boten seiner Prophezeiung auserwählt hat. Du wirktest so schwach, so fehlerhaft. Als Kind unscheinbar und deplatziert auf dieser Welt. Ganz und gar wie deine leibliche Mutter es war. Deshalb war es deines Vaters erstes Ansinnen, dich zu töten und deinem Bruder das Leben zu geben. Seinen Fehler zu korrigieren. Aber, wir sind nur aus Fleisch und Blut, weit entfernt von göttlicher Macht. Und so nah wir dem schwarzen Fürsten auch stehen mögen, dürfen wir uns nicht erdreisten, seine Entscheidungen anzuzweifeln oder in sie nach unserem Gutdünken zu verändern.“
Unergründlich waren sie, die Entscheidungen die von den Göttern getroffen wurden. Und selbst wenn man versuchen würde, sie zu verstehen, würde man daran elendig zu Grunde gehen. Denn niemand konnte die Weitsicht und die Weisheit besitzen, die den Göttern allein gegeben worden war.
 

„Zugegeben, so manches mal packte selbst mich der Zweifel. Nicht über die Entscheidung unseres dunklen Herrn, oh nein. Vielmehr befürchtete ich, dass die Waage sich zu Gunsten des unsäglichen Gottes des Lebens und Frohsinns ausgerichtet hatte und es deshalb dazu kam, dass keiner von euch beiden für den anderen sein Leben gab.
Über Jahre hinweg geschah nichts. Eine Tatsache, die nicht weiter verwunderlich war, denn was sind die Jahre eines Lebens schon für die Götter? Nicht mehr wie ein Wimpernschlag. Mir blieb nichts außer abzuwarten und zu hoffen, dass meine Befürchtungen sich nicht bewahrheiten würden.
 

Und dann kam er, der Tag an dem die Prophezeiung dich fand und alles begann sich zu einem Bild zusammenzufügen. Dein Vater, er lag falsch. Eure Geburt, die Naheniels und von dir war keine Irritation, kein unachtsamer Fehler. Es war der Beginn der Prophezeiung. Seit jenem Tag, an dem dein Schützling auf deinen Bruder traf, schreitet sie unaufhaltsam voran.
Du wirst ihn nicht von ihr fernhalten können, denn es ist ihm bestimmt bei ihr zu sein. Auf ewig verwoben, durch das, was ihm auferlegt ist. Denn er ist einer von den Dreien, nach denen gerufen wurde. Er ist die Dunkelheit, die das Licht führen und begleiten wird.“

Der Besucher hielt in seiner Erzählung inne, neigte den Kopf etwas zur Seite und beobachtete Tanuri, die bisher nur stumm gelauscht hatte. „Aber das wusstest du bereits, nicht?“ Einige stille Momente verstrichen, bevor er mit einer knappen Geste seiner Hand die Stille durchbrach und weitersprach. „Zumindest dumm bist du nicht.“ Auch wenn er sein Gesicht nicht zeigte, man konnte das überhebliche Lächeln in seinem Tonfall merklich heraushören.
 

„Gehe ich also recht in der Annahme, dass du auch über den Nachkommen des Feuers weißt? Jene, die bekannt werden wird, als die neue Herrscherin über die Elemente und durch die Gewalt dieser Macht bereit sein wird, für das ewige Leben des dunklen Fürsten zu kämpfen?“ Eine Antwort ihrerseits wartete er gar nicht erst ab, da er sie bereits kannte.
„Ein Rätsel hingegen war mir, weshalb auch du wieder Kinder in dir trugst. Der Schlüssel ist gefunden und die Prophezeiung nimmt nun den Verlauf, welcher Ogrimar den Weg in das vernichtende Chaos eröffnen wird. Sie wären also völlig ohne Nutzen und Zweck, diese Kinder. Ein unnötiger Ballast, oder gar viel schlimmer noch, würden sie dich angreifbar und verletzlich machen. Denn so seid ihr Mütter, nicht wahr? Gesteuert von der kranken und überflüssigen Liebe zu euren Kindern. Warum also?“

Einige Atemzüge verstrichen, in denen die Gestalt schwieg. Wusste er die Antwort tatsächlich nicht oder wollte er Tanuri die Möglichkeit geben, selbst darauf zu kommen.
Aber wie bereits erwähnt, seine Zeit würde nur noch kurz währen und so beschloss er, fortzufahren. „Erst mit der Verlautbarung der Geburt deiner Tochter über die Ländereien Altheas hinweg, fügte sich das letzte fehlende Puzzleteil in das Bild hinein und zeigte mir, was ich nicht gesehen hatte.
Anders als es deiner Familie bisher vorherbestimmt war, galt es nun nicht mehr, dass eines der Kinder sterben würde. Es zählte nur, dass eines überlebt. Ein Kind der Elemente, geboren in den lodernden Flammen aus Ogrimars Unterwelt. Sie ist die Dritte, nach derer gerufen wurde. Sie ist das Feuer, welches an der Seite des Schlüssels Licht sein wird. Denn nur gemeinsam wird es gelingen, die Macht des Meisters zu erwecken.
Doch ist es nicht an Dir, sie über das zu lehren, was ihr innewohnt. Ein Phönix, ungezähmt und voll der Gier zu brennen, kann nur gezügelt und unterwiesen werden von einer ihres eigenen Blutes: Ihrer Schwester, dem Nachkommen des Feuers, der einzig wahren Erbin des Hauses derer van Darc.

Alles fügt sich ineinander und es zeigt sich, dass alles so geschehen musste. Jede Begegnung hat nun ihren Sinn erfüllt und nun ist es an den Dreien, den Schlüssel mit dem Tor zusammenzuführen.“
Alles war gesagt worden, was gesagt werden musste. Sollte etwas im Dunklen geblieben sein, würde es irgendwann ins Licht rücken, dessen war er sich sicher. Doch dies läge dann nicht mehr in seinen Händen. Das was er einst begonnen, war nun zu einem Abschluss gekommen.
 

„Meine lange Suche hat nun ein Ende und damit auch mein Leben. Eines Tages wird auch dein Leben zu Ende sein. Bis dahin ist es allerdings an dir, dich schützend vor die Prophezeiung zu stellen. Denn auch wenn sie ihren Anfang genommen hat, ist nichts entschieden. Die Tore zur Macht sind noch fest verschlossen. Der Schlüssel hat seinen Weg zu dir gefunden, doch wer vermag schon zu sagen, ob es der einzige ist?“ Lautlos trat er einige Schritte auf Tanuri zu, betrachtete sie für einen schweigsamen Moment. Vielleicht überdachte er das, was noch ausgesprochen und getan werden musste für ein letztes Mal. Nein, die Zeit des Zweifelns musste nun vorüber sein. Jeder hatte seinen angedachten Platz gefunden und eingenommen. Die Zeit des Chaos, der Vernichtung und des Untergangs war gekommen.

„Füge dich nun dem, was dir bestimmt. Trage den Namen deiner Familie und führe fort, was vor langer Zeit begonnen wurde.“ Mit jenen Worten griff er nach Tanuris Handgelenk und zog dieses an sich heran. „Als Hüterin und als Botin seiner Prophezeiung bist du verantwortlich für die Wahrung seines Göttergeschlechtes." Seine freie Hand schob den weiten Ärmel seines Mantels nach oben um eine in sich verschlungene Zeichnung freizugeben, die in jenem Moment, als seine Haut die ihrige berührte, mit Leben erfüllt wurde. Sie begann sich von seinem Arm zu lösen und einer Schlange gleich den Weg zu Tanuris Unterarm hinüber zu suchen. "Nimm es an, dein Schicksal und stelle dich ihm, Tanuri var Aesir.“

Wie glühendes Eisen brannte sich jene Zeichnung bei ihr ein, wand sich um ihren Arm bis hinauf zu ihrer Schulter um dann, an ihrem Schulterblatt, ein Ende zu finden. Immer wieder war sie durchzogen mit feingliedrigen, kleinen Symbolen. Symbole die von dem erzählen sollten, was der Sinn ihres Daseins war und die sie von nun an daran erinnern würde, woher sie entstammte.  

Immer noch hielt er ihr Handgelenk fest, nutzte nun aber die andere Hand dafür, um die die tief über das Gesicht gezogene Kapuze zurückzuschieben und das preis zu geben, was er bisher vor ihr verborgen gehalten hatte. Abweisend, hart und ohne jegliche Wärme war das, was sie in seinen Augen sehen sollte. Sie sah in ein Antlitz, welches gezeichnet war von jahrelangen Selbstzweifeln, die er mit sich getragen hatte. Von Alter, von Gram und vielleicht auch von der Last einer ihm auferlegten Bürde, die er sich jedoch nicht eingestehen würde. Nie zuvor hatte sie in sein Gesicht geblickt und doch erkannte sie sofort das Ebenbild ihres Bruders und ihrer selbst in jenem wieder.  

„Ich bereue nichts. Ich bereue nicht, deine Mutter getötet zu haben. Ich bereue nicht, dass ich dich töten wollte und ich bereue nicht, dass ich euch nicht liebe. Ich fühle nichts, denn dafür sind wir nicht geschaffen, dafür sind wir nicht erdacht.
Denke immer daran, wer du bist und weshalb du geschaffen wurdest. Lasse dich nicht verführen, von den süßen Zungen der Gefühle und den lügnerischen Worten der Zuneigung. Ehre das Blut unserer Vorfahren, ehre die Bestimmung unserer Familie.“

Erst jetzt befreite er sie aus seinem Griff und entfernte sich zwei Schritte von ihr. Ein letztes Mal musterte er sie, sie als das was er auf dieser Erde hinterließ. Die Trägerin seines Namens, sein Erbe.


„Die letzten Figuren, sie sind gesetzt. Der erste Zug im Spiel der Götter kann gezogen werden.“
Ohne eine Regung in seinem Gesicht zu zeigen, verneigte er sich vor ihr und zerfiel in jener Bewegung zu dunklem Nebel. Zurück blieb nur sein Umhang, der lautlos zu Boden fiel.    
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Tanuri
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#366

Beitrag: # 52409Beitrag Tanuri »

Lautlos wie der Gast gekommen war, war er wieder verschwunden. Geblieben waren nur seine Worte, die noch lange den Raum erfüllen sollten. Wie viel der Zeit vergangen war, seit Tanuri nun, einzig bekleidet mit einer leichten, ärmellosen Robe vor einem Tisch stand, vermag man nicht zu sagen.

Nicht nur ihre Haut war gezeichnet worden von der Geschichte ihrer Familie, von der Bestimmung, welche seit ihrer Geburt für sie angedacht gewesen war. Silbrig weiß waren die Strähnen, welche man in ihrem Haar erspähen konnte und nichts von dem Mädchen war geblieben, welches man hier und dort noch in ihrem Ausdruck oder ihrem Tun hatte erkennen können.
Lang war ihre Reise gewesen, nicht selten hatte sie an ihren Worten und Taten gezweifelt. Doch nun, da die letzte Figur ihren Platz gefunden und eingenommen hatte, das Bild einer Prophezeiung zu einem Ganzen geworden war, erkannte sie, dass alle Schritte von ihm vorherbestimmt gewesen waren. Selbst jene, die sie als völlig falsch und verfehlt gedeutet hatte.

Seit sie wusste, dass sie Kinder in sich trug, war sie der Überzeugung gewesen, dass dies die Strafe für jeden ihrer Fehltritte war, die sie sowohl als Dienerin des schwarzen Lords, so wie auch als Priesterin beging. Allem voran sollte es eine Sanktion für das Bedienen einer Magie sein, die sie aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft geschöpft hatte. Sprüche, erschaffen und zusammengefügt in einer längst vergangenen Ära der Götter. Gewirkt um Jenen zu stärken, der so Großes versprochen und an sich selbst gescheitert war.

Wieso hatte sie das, was sie gegeben hatte, nicht einfach wieder genommen um ihrer Strafe zu entgehen? Nun, derart mächtige Zauber konnten, wenn sie erst entstanden waren, nicht ohne weiteres wieder aufgelöst werden. Dafür war die Beschwörung zu mächtig, zu unberechenbar. Wohin also mit der Magie, die geschaffen und geformt worden war? Lange hatte sie darauf keine Antwort gewusst.

Doch nun lag die Antwort vor ihr, als wäre sie schon immer da gewesen. Ganz so wie fünf raue Steine, von welchem der Eine unscheinbarer war wie der Andere. „Gesprochen um zu schützen und Fortunas Weg zu lenken, nehm ich nun das, was ich einst gab."

Tief atmete sie ein, schloss ihre Augen und spürte nur noch sich allein und den dunklen Fürsten, welcher seine schwarzen Schwingen um sie legte. Jegliche Wärme entfloh aus dem Raum, das glühend, heiße Feuer des Kamins wandelte sich zu schwarzen, gierig züngelnden Flammen, die hinein in die Leere griffen um nach Leben zu suchen, an dem sie sich nähren konnten.
Dunkle Schatten legten sich über das Gesicht der Priesterin, hinterließen feine Linien, den Wurzeln eines weit verzweigten Baumes gleich, welche sich immer weiter über ihren gesamten Körper ausbreiteten, bis sie ihre Fingerspitzen erreicht hatten und erst dort ihr Ende fanden.

Leicht hob sie ihre Arme nach oben, zeigte mit ihren Handflächen gen der Decke, ließ sich von der Macht durchströmen, jedoch ohne sich in dieser auf gefährliche Weise zu verlieren. Als sie die Augen öffnete, hob sich das stechend, kalte Blau jener hell von der alles verschlingenden Finsternis ab, die den Raum für sich vereinnahmt hatte. 


Auf einem der Steine sollte das erste Schriftzeichen entstehen. Ein Zeichen, welches aus einem vergessenen Zeitalter der Götter geblieben war, aber nichts von der Macht, welche sie einst trugen, eingebüßt hatte. „Beschrieben mit dem Willen des einzig Wahren. Sträflich missachtet wurde er. Ausgeschlagen das Geschenk, was der dunkle Vater bereit war zu geben. Mit Hochmut verachtet sein Gesetz.“

Mit einem kühlen Lächeln auf den Lippen, strich sie über die Steine, die vor ihr lagen. Fast schon sacht strich sie über die einfache Schrift, die sich auf dem Stein eingeprägt hatte. "Niemals erzürne die Götter, weder den Einen, noch den Anderen.“ 

Sogleich erschienen zwei weitere Zeichen auf den Steinen. „Zerstörung und Neubeginn. Etwas Neues sollte aus der Vernichtung der Vergangenheit entstehen, doch die Verantwortung darüber war zu groß. Die Angst, das Chaos des Krieges nicht beherrschen zu können, zu übermächtig.“

Nun wand sie ihre Aufmerksamkeit den zwei verbliebenen leeren Steinen zu. Die Gravur, die sogleich darauf erschien, sollte am tiefsten eingeprägt sein und ließ sie für einige Atemzüge innehalten, während sie diese eingehend betrachtete.
Doch dann zog ein schwarzer Schatten über ihren Blick, kalt, erbarmungs- und gnadenlos. Ganz so wie ihre Stimme, die die Stille des Raumes durchschnitt: „Als Letztes nehme ich Dein Feuer. Ich nehme das, was einst Dein Schicksal war.“
 

Als sie mit ihren Worten endete, leuchteten die fünf Zeichen in den Steinen auf, prägten sich tief in jene ein und ließen sie heiß erglühen. Lange würde die Zaubermacht, die nun in ihnen gefangen war, nicht gehalten werden können. Zu alt war die Magie, zu stark die Mächte, die angerufen worden waren. Und so griff Tanuri nach den Steinen, die gerade so groß waren um in ihre Hand zu passen.  
Immer noch war der Raum in den Mantel einer tiefen Finsternis gehüllt, als sie mit bloßen Füßen über den kalten Boden schritt und erst bei ihrem Bett stehen zu bleiben.

Still beobachtete sie, wie sich die schwere Decke, welche über den schlafenden Körper gelegt worden war, hob und senkte. Kurz lauschte sie dem gleichmäßigen Atem, bevor sie ihre Hand zu einer Faust ballte. Lautlos brachen die Steine und zerfielen zu Staub und purer Magie.

„Das was ich nahm, geb ich nun Dir.“

Tanuris Stimme war nur ein Flüstern, durchdrang aber trotzdem jeden Bereich ihres Gemachs. Sie streckte ihren Arm über den Kopf des Mädchens aus, öffnete ihre Faust und der Staub der Steine und der Zauber, der in ihnen für so kurze Zeit gefangen gewesen war und dort, von wo er genommen worden, zu etwas viel Mächtigerem herangereift war, rieselte auf schwarzes, flaumiges Haar und eine kleine Stirn hinab.


„Sein Wille hat sich für Dein Leben entschieden. Vernichte und erschaffe neu. Reiche der Prophezeiung die Hand und gehe mit ihrem Licht den Weg der Zerstörung und des Untergangs.“ Als sich der Staub über das kleine Mädchen gelegt hatte, zeichnete sie ihr mit ihrem Zeigefinger jene Symbole auf die Stirn, die sich auch auf den Steinen befunden hatten.
Dann griff Tanuri nach dem Handgelenk des Kindes, ganz so wie ihr Vater es bei ihr getan hatte. In der noch so jungen und unberührten Haut Nymerias sollten sich erste Zeichnungen dessen einbrennen, was die Bestimmung ihrer Familie war, ist und auf ewig sein würde.


 „Ja, nun wissen wir, woher wir stammen.
Ungesättigt gleich der Flammen,
sehnst Du und verzehrst Du Dich.
Glut sei alles, was Du wirst fassen,
Asche wird alles, was Du wirst lassen.


Nymeria var Aesir, wahrer Phönix des Hauses van Darc,
meine Tochter,

Ogrimars Feuer, das bist Du sicherlich."

Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 

Anführerin der Legion des Schattens
Frau des Adrian Al Saher 
Mutter der Nymeria Al Saher 
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Nymeria
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Beiträge: 9
Registriert: Do 29. Jul 2021, 21:15

#367

Beitrag: # 52412Beitrag Nymeria »

Die ersten Gedanken eines Kindes, wenn es das Licht der Welt erblickt, ist zu atmen und das Leben in die Welt hinausbrüllen. Doch jenes war Nymeria nicht gegeben, denn bereits Monate zuvor schien ihr Schicksal selbst besiegelt worden zu sein.

Ein dunkler Fluch, welcher das Leben unter Tanuris Herzen befallen hatte, schwächte immer wieder alles Leben in jener. Wie ein verkommenes Geschwür hatte es sich genährt und versucht sich dessen zu bemächtigen, was ihm noch ungebändigt und rein heranwuchs.

Eine Dunkelheit, die von Anfang an immer wieder auch nach jener Brut gegriffen hatte, um das letzte Quäntchen Leben und Macht gnadenlos aus ihnen herauszuquetschen, als wäre es nur der Saft einer überreifen Zitrone. Doch auch wenn ihnen eine gnadenlose Macht, welche man ihnen vererbt hatte, eine Gabe, die in ihrem arkanen Blute verborgen lag, so war jenes vorerst nur ein Samen, der zwar gesetzt worden war. Ein Samen, der noch gedeihen musste. Ein Funken, der eines Tages Feuer fangen musste, um entfesselt zu werden und sich vollkommen zu entfalten.

Es waren somit nur Instinkte und Impulse, welche monatelang versucht hatten, den Fluch von sich fernzuhalten. Ein Kampf um Leben und Tod, an den Nymeria später keine Erinnerung haben würde, obwohl er sie vom ersten Tag an begleitet hatte, genau wie das beruhigende Donnern des Herzens unter dem sie, aus einem Samen heraus, herangewachsen war.

Ein Pochen, ein Trommeln, welches sie vom Anbeginn ihrer Existenz an begleitet hatte und mit einem Mal schwächer geworden war. Bedrohlich hatte es ausgesetzt, um dann plötzlich doppelt so schnell zu schlagen, unregelmäßig. Die Wärme des Körpers, der sie umgeben hatte, hatte abrupt abgenommen.

Es war wie ein Zeichen, ein Vorbote dessen, was kommen sollte. Ein Omen für einen letzten finalen Kampf, an den sie sich in dieser Form niemals erinnern würde, denn jene Dinge waren zu komplex, als dass ein ungeborenes Leben nur einen einzigen Bruchteil dessen verstehen würde, was geschah.

Gnadenlos und rein war eine weitere Finsternis zu ihnen vorgedrungen. Erbarmungslose dunkle Magie, welche nach dem schon bereits schwachen Seelenlicht an ihrer Seite gegriffen hatte. Jenem Leben, welches sich anfühlte, als wäre es ein Teil von ihr gewesen. Ein kleines Herz, welches mit einem mal verstummt war, als die reine Finsternis sich zu der Verkommenheit gesellt und unbarmherzig nach der Essenz des Lebens an ihrer Seite gegriffen hatte.

So war es nur ein Impuls gewesen, sich mit dem verbliebenen Teil zu vereinen, ihn zu schützen. Es gehörte auf eine unerklärliche Weise zu ihr. Sie waren zwei und doch gehörten sie zusammen. Sie waren eins.

Es waren alles nur Instinkte, ohne ein wahres Bewusstsein. Impulse, welche dafür sorgten, dass sie sich die verbleibende Kraft jener Seele einverleibte, um der niederschmetternden Finsternis, die auf jenen niedergegangen war, trotzen zu können. Die letzte verbliebene Macht daraus zu schöpfen, um im Zweifel das eigene Leben instinktiv zu schützen, da jener Schild, jene Obhut, jener Schoß, in dem sie ruhten, zu kapitulieren schien. Ein letztes Aufbäumen, um der Verkommenheit Widerstand zu leisten, bevor diese sich ihres Lebens und ihrer Gaben bemächtigen konnte. Denn jedwede Wärme um sie herum schien immer mehr zu weichen und jene behütende Macht, in deren Schoß sie ruhte, wurde mit jedem Moment spürbar schwächer.

Ein letzter Kampf, welcher entscheiden sollte, ob sie jemals das Licht der Welt je erblicken würde. So war es auch der Augenblick gekommen, da sie von jenem behütenden Schoß getrennt werden sollte. Der Moment, da jener bereit war, sie freizugeben.

Jenes eingangs erwähnte Erblicken des Lichtes der Welt wurde für jenes Kind zu einem freien Fall in die tiefste Dunkelheit. Zu sehr hatte jene verkommene Magie monatelang an ihr gezerrt und auch wenn sie hatte schreien wollen, so drang im ersten Moment kein Laut über ihre Lippen, denn der Fluch hatte sich nun, da das andere Leben erloschen war, auf sie gelegt.

Rücksichtslos hatte jener den Moment genutzt und sich nun, da das andere Leben bereits erloschen war, fokussiert und mit vollkommener Grausamkeit auf sie gelegt.  Machtlos war das unbedarfte Kind diesem erlegen und das pulsierende Feuer des Lebens in ihr war schwächer geworden, drohte gar zu erlischen, während es anstatt das Licht der Welt zu erblicken, in die endlosen Tiefen von Düsternis und Verkommenheit gerissen wurde. Ein freier Fall in die ewige Dunkelheit, hinab in jene Höllenfeuer, welche durch jedes Leben, welches in ihnen versiegt, erstarkte.

Lodernde Flammen schlugen empor, hinauf in unermessliche Höhen. Schonungslos wurde sie von jenen umschlossen, doch anstatt sie zu verbrennen, spendeten sie Nymeria genau das, was sie brauchte. Die Feuer züngelten und leckten an ihr, doch schienen jene sie nicht verzehren zu können. Eine Gabe, welche ihr im Blute lag, sodass sie im Grunde eins wurde mit dem, was sie umgab.

Eine Wärme, eine Hitze, welche die Verkommenheit ihr genommen hatte, die sie nun durchflutete und die etwas in ihr erweckte, was Nymeria in die Wiege gelegt worden war. Ein Instinkt, so alt wie die Welt selbst, so machtvoll wie die Essenz der Urgewalt um sie herum selbst.

Leise fast gebieterisch, war das Flüstern aus weiter Ferne. Es war als würde jene Finsternis, die zuvor noch jenen schwächlichen kapitulierenden Teil der Saat ausgelöscht hatte, sie aufrufen ihrem Wesen und dem Ruf in ihrem Blut zu folgen, um zu leben. Wiedergeboren zu werden.

Ein Aufruf, ein Befehl, der sie instinktiv die Augen hatte öffnen lassen, in deren Blau sich nun jene zerstörerische Macht widerspiegelte, welche durch den einzig Wahren entfesselt eine Welt in Schutt und Asche legen konnte. Als hätten jene Flammen die Fesseln der Verdammnis fortgerissen, hatte sie ihre Flügel gespreizt, einem Vogel gleich, welche hell loderten und die Ketten jener Verdammnis, die sie befallen hatte, von sich sprengten, während sie ihren eigenen befreienden Schrei hören konnte.

Es war nicht mehr als ein natürlicher Impuls, in Anbetracht dessen die gewonnene Freiheit zu spüren, die Macht und den Segen, welche das Kind durchflutete, als jener eine Schrei am Ende ihre Lippen verließ, welcher verkünden sollte, dass sie lebte, wahrhaftig lebte.



Doch ein solcher Kampf machte müde. So schlief sie seither frei von allen Fesseln und in dem Wissen, dass jene Stimme, die sie über Monate lang begleitet hatte, dafür sorgte, dass es ihr an nichts mangelte.

Friedvoll gab Nymeria sich ihren Träumen hin, jenen Träumen, die sie immer wieder dorthin führten, wo sie die Freiheit gespürt hatte, die Hitze des Feuers, die unbändige Freiheit von Macht.

Auch als Tanuri an ihrem Bett stand und ihre Stimme erhob, schien sie noch ruhig im Reich der Träume zu verharren. Es war erst der Staub, der auf sie herabrieselte, der ihre kleine Nase zucken ließ. Ein Kribbeln, unter welchem sich der Körper sich zu regen begann, bevor die Berührung an ihrer Stirn Nymeria erweckte.

Augen blau wie der Ozean, blickten hinauf zu ihrer Mutter, doch glichen jene noch jungen Augen einem Spiegel. Als wäre es ein Zeichen dessen, dass Tanuris Ritus Erfolg gehabt, entzündete sich schlagartig etwas in ihnen. Das Blau wandelte sich zu einem glühenden Züngeln, so als würde man auf mal das Höllenfeuer selbst in ihnen erblicken. Jenem Feuer, dem sie instinktiv mit jener Macht entstiegen war, die man ihr vererbt hatte. Schwingen aus gleißendem Feuer, welche die Brut des Phönix entfesselt durch den Segen wie ein Teil von sich selbst gespreizt hatte.

Wie gebannt blickte das kleine unbedarfte Kind hinauf, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben, als Tanuri ihr kleines Handgelenk umfasste. Als wüsste sie, dass jene die Einzige wäre, der sie vollkommen vertrauen durfte. Nymeria spürte jedoch die Wärme der Finger und den unnachgiebien Griff, als die Hitze der uralten Magien sich auf sie niedersenkte. So brannten sich jene Zeichnungen in ihre Haut. Glühend, als würde Lava selbst jene zeichnen und das Feuer, welches in ihren Adern pulsierte, sie gar in sich aufnehmen. Im selben Augenblick entzündeten sich alle Kerzen in dem Raum und der Kamin schlug in hohen Flammen aus und erfüllte den Raum mit Wärme und Licht. Wie einem Zeichen gleich züngelte jedwedes Feuer in die Höhe. 

Das Kind jedoch blickte unnatürlich schweigsam hinauf, fixiert auf den Blick in die kalten Augen ihrer Mutter, als wüsste sie um die Bedeutung des Momentes und würde jenem mit dem gebührenden Respekt begegnen und auf ihre Weise gar antworten, während jene Symbole glühend in ihre Haut senkten.

So vergingen einige stille Momente, in denen Nymeria sie nur ansah und sich in ihren Augen, der Moment ihrer Wiedergeburt, jener Augenblick, als sie dem Feuer entstiegen war, widerspiegelte.

Eine stumme Antwort, ein Versprechen. Ogrimars Feuer würde sie sein Ungesättigt, verschlingend, zerstörend und vollkommen rein.

Erst als jene Glut erlosch, drang ein kurzes, zufriedenes Glucksen über ihre Lippen. Eine Form der Dankbarkeit vielleicht, vielleicht auch nur ein kindlicher Impuls, dem ein letzter ehrfürchtiger Wimpernschlag fast demütig folgen sollte, der das Abbild in ihren Augen fortstrich und das klare, unschuldige Blau zurückholte. Es mochten auch einfach nur unwissende Gesten, instinktives Handeln und abgrundtiefes Vertrauen gewesen sein, denn immerhin noch fehlte das weitreichende Verständnis des gerade erst geborenen Mädchen über die Bedeutungen all der Dinge, welche um sie herum geschahen.

Der Tag würde aber kommen, da Tanuri ihr davon berichten würde. Noch war Nymeria nicht fähig dazu auf solch komplexe Art zu denken. Aber die Brut würde irgendwann wachsen und reifen und die Zeit würde kommen, da man ihr ihre Geschichte erzählen würde, vom Ursprung bis hin zu ihrer Vorhersehung, um sie auf das vorzubereiten, was vielleicht eines Tages ihre Bestimmung werden sollte. 
Bild
Die Entscheidung über Leben und Tod war gefallen.
Der Gott des Chaos traf seine Wahl und einem der Kinder wurde das Leben gegeben, ganz so, wie es immer angedacht gewesen war.
Wie der brennende Phönix aus seiner Asche, entstieg Nymeria den lodernden Flammen aus Ogrimars Reich.
Möge sie, die Tochter der Tanuri var Aesir, mit den gnadenlosen Gesetzen ihres dunklen Herrn aufwachsen und der ihr zugedachten Bestimmung gerecht werden.
08/06/2021 ["CC Main"] "Das Orakel": Wir gratulieren Nymeria zu ihrer ersten Wiedergeburt!

~ Alle doof, außer Mutter!~
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Gesichtsloser Erzaehler
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#368

Beitrag: # 52413Beitrag Gesichtsloser Erzaehler »

Ja, ein Erzähler verliert selten den Überblick über all die Protagonisten, die auf das Spielfeld traten und jene, die gingen. Auch behielt er stets die Schauplätze im Auge, auf welchen jene Figuren sich unaufhaltsam bewegten. Nun war ein weiterer Schlüsselmoment vorübergezogen. Ein Spiel um Leben und Tod, welches entschieden und mit der Verkündung der Geburt des Feuers gekrönt worden war. Auch wenn es vorerst nur eine kleine Flamme sein würde, die es zu schützen galt, so konnte aus dem kleinsten Feuer eine gewaltige Feuersbrunst entstehen. 

Doch wie ging es weiter? Das Geplänkel an dieser Stelle und müßig lange Szenen, die dafür sorgen würden, die Schauplätze zu wechseln, ersparen wir uns allen an dieser Stelle.

Adrian hatte dafür Sorge getragen, dass Tanuri und ihre Tochter wohlbehalten in die Hallen der Legion zurückkehren konnten und hatte kommentarlos auch Lyvia und nicht zuletzt die ihm noch unbekannte Syndra unter Geleit dorthin bringen lassen. Er selbst erachtete es als vielleicht nicht unklug, auch Letztere mitzunehmen, eben weil jenes Mädchen ihm vollkommen unbekannt war, aber es einen Zusammenhang zu ihr und dem, was Tanuri widerfahren war, geben musste. Aber sie alle brauchten einen Moment der Ruhe, der Erholung oder dem Fassen eines klaren Gedankens, weshalb man sie in zurecht gemachte Gemächer gebracht hatte.

Aber was war mit dem Rest des vermeintlich prophezeiten Dreigestirns? Nun, diese Frage stellten sich so einige und eine von ihnen war bereits aufgebrochen, um nach Antworten zu suchen.

Ganz so wie es ihr aufgetragen worden war, sollte das Ziel der Sumpf sein. Der ein oder andere Leser wird sich erinnern. Ein zauberhaftes Biotop voll wundersamer Pflanzen und Getier, welches eigenen Regeln folgte.

Riesige Mangrovenbäume, von welchen sich wie lebendiges Getier stachelige Schlingpflanzen hinab schlängelten und nur darauf warteten, dem Sumpf ein Opfer darzubringen, welches sich in sie hinein verirrte und jenen auf seine Weise mit Leben versorgte.


Doch auch die Wesen, die dort hausten, waren auf ihre Weise sonderbar. Oder besonders? Große katzengleiche Tiere, welche eins werden konnten mit ihrer Umgebung gewaltige Rochen, welche jedoch nicht durch das Wasser glitten, sondern schwebend durch das grünliche Zwielicht des Himmels glitten. Doch das dominante Volk, welches einst der Sumpf sein eigen genannt hatte, waren die Feenschnucken. Kleine sirenenhafte Feenwesen, die mit ihrem zauberhaften unschuldigen Aussehen ihre Opfer in den Sumpf lockten, um sich dort als Horde darauf zu stürzen und sich vom warmen Fleisch und Blut zu nähren.

Eine Legende des Sumpfes besagte, dass aus all jenen Opfern die im Sumpf vorherrschenden Pilze eines Tages gewachsen waren. Kleine, wie gar monströse Pilze, deren Kappen teils in solcher Höhe lagen, dass ein ausgewachsener Mann darunter aufrecht stehen konnte. Sicherlich etwas, zudem man niemandem anraten wollte, denn ihre Sporen waren zwar wunderschön anzusehen. Schillernd, glitzernd und farbenfroh, jedoch ebenso giftig. Manche hatten eine halluzinogene Wirkung, andere sorgten für einen qualvollen Tod. Doch sie allesamt hatten eines gemein. Man sagte ihnen eine gewisse Magie nach.

Magie, über die ein Einzelner herrschte. Jener, der den Sumpf selbst als sein Eigentum betrachtete und erbarmungslos alles darin unterworfen hatte. Er, der die Pilze, die Vegetation, die Tümpel manipulieren konnte. Er, welcher das Ziel der jungen Jägerin sein sollte. Von dem Ort aus, an dem das Portal in die Schatten jene freigeben sollten, konnte man für gewöhnlich den Sumpf in all seiner wundersamen Schönheit überblicken, bis zu jenem hügligen Horizont, wo der Sumpf in den ewigen Wald überging. Ein Wald, so alt wie die Zeit selbst und ein Kollektiv, welches seinesgleichen suchen mochte.

Als jener dunkle Schleier, der sie in jene entfernte Welt fernab jedweder Realität tragen sollte, von ihr glitt, war aber nichts von alledem so, wie es sein sollte. Unmittelbar bei ihrem Auftauchen strömte ein kleiner Schwarm der Feenschnucken vorbei. Streiften sie fast, wobei die Jägerin besser aufpassen sollte, ob sie einen Schritt vorwärts machen wollte oder doch lieber einen zurückging. Am Horizont brannte der Himmel. Der ewige Wald stand in Flammen. Ein so gewaltiges Feuer, welches alles in ein vernichtendes Rot tauchte, welches sich, je mehr es sich am Wald begierig labte, in schwarzen Rauch überging, der den Himmel verdunkelte.

Nichts von dem grünen Zwielicht war noch zu erkennen. Ebenso leuchte kein Mond oder gar Sterne am Himmel. Dunkelheit und Finsternis. sowohl im Himmel als auch auf Erden. Kein Licht durchdrang diese todbringende, und sich ausbreitende Schwärze, vor der die Bewohner, so es ihnen möglich war, flohen oder sich gar am Ende in jene gewaltige Tiefe stürzten, die vor Liadan aufklaffte. So als hätte die Welt den Sumpf verschluckt, war nichts mehr dort. Kein Pilz, kein Baum, Baum, kein Tümpel. Nichts außer einer gähnend tiefen Schlucht, die bis ins unendliche reichen konnte.

Während jene nun nach Orientierung suchen musste, flog eine der Feenschnucken ihr jedoch direkt ins Gesicht. Unwirsch fauchte das kleine Geschöpf, doch bei genauerem Hinsehen konnte jeder Erkennen, wieso jenes sonst so flinke, geschickte Wesen, so ungeschickt ihre Flugbahn genommen hatte.


Das zierliche Wesen mit den langen smaragdfarbenen Haaren und den schillernden Flügeln, blickte aus trüben, geblendete Augen direkt auf Liadan, auch wenn sie jene scheinbar nicht sehen konnte. Unwirsch facuchte sie in ihre Richtung, wobei sie ihre scharfkantigen Reißzähne offenbarte, die auch wenn sie klein wirken mochten, gemeine Wunden reißen konnten und zudem noch ein paralysierendes Gift absonderten, dass einen Hünen zu Fall bringen konnte.

„Dummessss Ding, stehsssst einfach im Weg.“ Keifte die zierliche Kreatur, bevor eine weitere ihr zu Hilfe kam. „Verschwinde bessssser, Menschlein. Allessss ist weg, die Welt geht unter!“ Summend schlug jene torkelnd mit ihren angesengten schillernden Flügeln, bevor sie das ungeschickte Geschöpf, welches Liadan angerempelt hatte, mit sich zog und sich ihrem Schwarm wieder anschloss. „Flieh, bevor es dich verschlingt. Nichts, was Du suchst, wirst Du hier noch finden.“

Eine Warnung, die nicht von ungefähr kommen sollte, wenn man die Umgebung im Auge behielt. Denn auch wenn der Abstand und somit die breite jener klaffenden Wunde inmitten der Erde gewaltig war, so konnte man am anderen Ende der Kluft, die einst den kompletten Sumpf beherbergt hatte, jedoch sehr deutlich erkennen, wie riesige Gesteinsbrocken aus den Bergen herausbrachen und jene zusammen mit den tief verwurzelten Bäumen von der Tiefe selbst verschlungen wurden, sodass nichts, reinweg gar nichts zurückblieb, als die Leere selbst.
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Syndra
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#369

Beitrag: # 52418Beitrag Syndra »

Fügsam hatte Syndra den Mohnblumensaft getrunken. Bitter im Geschmack und schmerzhaft mit jedem Schluck, den sie tat. Vertrauen. Was für eine grausame Ironie. Doch schon einen kurzen Moment darauf verschwamm die Welt um sie herum und sie hatte alles nur noch schemenhaft, nein eher durch einen immer trüber werdenden Nebel wahrgenommen, bevor es dunkel wurde. Eine befreiende Schwerelosigkeit, die sie mit sich trug und der sie sich in diesem Augenblick zu gern hingeben wollte. Eine beruhigende Dunkelheit empfing Syndra, als der Schmerz mit einem Mal nachließ.

Eine einfache, unbeschwerte Leere, in der sie sich treiben ließ. War das etwa der Tod?
      

~Finsternis~
    
„Wie fühlt es sich an zu sterben, Kind.“
    
Hallte es höhnisch in der Finsternis und verdrängte mit einem Mal alle Leichtigkeit. Reflexartig öffnete Syndra ihre Augen. Doch alles, was sie sah war ... nichts. Nichts außer die Dunkelheit. Dennoch war sie sich sicher, dass sie sich die Stimme nicht eingebildet hatte. Finster und mit Spott durchzogen. Kurz hatte sie um sich geschaut, bevor sie es gewagt hatte langsam einen Schritt vorwärts zu gehen. Sie war vollkommen allein gewesen.

Als ihre nackten Füße den Boden berührten formten sich kleine Ringe um ihre Zehen herum, als wäre sie in eine Pfütze getreten. Sie konnte die Kälte unter ihren Fußsohlen spüren, während sie bedacht einen weiteren Schritt wagte mit nicht mehr als einem dünnen weißen Nachthemd an ihrem Leib.

War sie wirklich tot? Nein. Oder doch? Ein kühler Schauer fuhr über ihre bloßen Arme. So als würde jener kalte Hauch, der sie gestreift hatte, den düsteren Schleier langsam für sie anheben, begann sie nach und nach Strukturen zu erkennen. Nur silhouettenhaft zeichneten sich diese ab und wurden hervorgehoben durch ihre helle Färbung, einem klaren eisigen Weiß.

Im ersten Augenblick begriff Syndra noch nicht wirklich, wo sie war, was es bedeuten sollte, doch dann berührten die ersten Schneeflocken ihre Stirn und Nasenspitze. So war es nur ein kurzes Blinzeln, da sah sie die dicken Flocken um sich herumtanzen und bemerkte im nächsten Moment den Schnee um sich herum - das ewige Eis der Schneefelder.

Zögerlich drehte sie sich um ihre eigene Achse. Es fühlte sich wunderbar an. Der weiche Schnee unter ihren nackten Zehen auf ihrer Haut. Eine willkommene Kälte, die sie dennoch weder frieren oder gar zittern ließ. Die anfängliche Skepsis ging über in ein kurzes Auflachen, während sie sich mit ausgestreckten Armen immer schneller im Kreis herumdrehte, sodass die Welt um sie herum verschwamm. Wie es sich anfühlte? Bei Ogrimar, dafür gab es keine Worte.

Nicht mehr als ein eisiges Schillern in der Finsternis ließ Syndra innehalten. Abrupt stoppte sie. War es ihr Tanz oder etwas anderes gewesen, dass sie plötzlich von den Ebenen direkt vor die Tore des Palastes getragen hatte? Ohne jedweden Zweifel fand sie sich mit einem Mal nicht mehr inmitten der schneebedeckten Ebenen wieder, sondern direkt davor wieder. Vor dem Nordpalast, ihrem Zuhause.

...Zuhause. Beim dunklen Lord, wie oft hatte sie es sich gewünscht, niemals fortgegangen zu sein, sich selbst eine Närrin geschalt, weil sie all das aufgegeben hatte, um einer längst verlorenen Hoffnung nachzujagen, welche von vornherein scheinbar zum Scheitern verurteilt gewesen war. Einem Scheitern, dessen Ausmaß sie bislang noch nicht einmal begriffen hatte. Doch das sollte sich schlagartig ändern.

Der Inbegriff der Freude erlosch jäh, als sie auf die eingestürzte Festung im ewigen Eis blickte. Eine Festung, die nicht mehr als eine Ruine darstellte. Kein Stein stand bildlich gesprochen mehr auf dem anderen. Ein Bild der Verwüstung, des Verfalls, der totalen Zerstörung all dessen, was sie kannte.

Ungläubig jedoch eilte Syndra durch den Säulengang. Das konnte, nein, es durfte nicht wahr sein. Ihre Handflächen streiften über die massiven Säulen, welche einst die hohen Decken getragen hatten. Decken so alt wie das Eis selbst. Das konnte nicht wahr sein. Unmöglich. Noch nie war der Palast gefallen. Vor niemandem.

Wie gefährliche Dornen ragten die eisigen Spitzen aus dem weißen, von Schnee bedeckten Boden heraus, als sie den Thronsaal betrat und zeugten davon, dass auch das unmögliche möglich werden konnte.

Das grünliche Schimmern der Nordlichter tauchte alles in ein unheimliches Licht und doch ließ es keinen Zweifel an jener Zerstörung. Alles war fort, all jene majestätische Pracht, bedeckt und begraben von Schnee und Eis.

"Mutter" Ihre Lippen formten nur stumm jenes Wort, als sie langsam nach vorne Platz zuschritt, welcher dem Herrscher des Nordens zustand. Ein unausgesprochenes Wort, und doch schien es nicht ungehört geblieben zu sein.
   

„Es gibt kein Zurück mehr, Kind.“
   
Eine Stimme, die nicht wie erwartet oder erhofft jene Miradorias sein sollte, die ihr sagen würde, dass sie die Konsequenzen für ihr Handeln übernehmen müsste und ihr ein mehr als willkommener Tadel gewesen wäre. Nein, auch wenn sie einen ähnlichen Spott mit sich trug, so war diese Stimme tiefer, finsterer und gehörte eindeutig nicht zu einer Frau.
   

„Du wolltest ihm die schöne Lüge glauben, anstatt die schmerzhafte Wahrheit zu sehen.“
   
Als Syndra sich irritiert umdrehte und eine Wendung um ihre eigene Achse machte, um nach dem Ursprung der Stimme zu suchen, gefror ihr jedoch fast der Atem, da sie ihren Ausgangspunkt wieder erreichte. Ein schwarzes Gebilde, undurchschaubar aufgrund der vielen tanzenden Schatten stand dort direkt vor dem Thron, als würde es jenen für sich beanspruchen, als wäre jener, der seine.
  

„So naiv. Hast Du wirklich von Harmonie geträumt? Gehofft, dass er die Wahrheit spricht? Er?“
  
Langsam setzte jener sich in Bewegung und auch wenn man weder ein Gesicht noch Augen erkennen konnte, so spürte Syndra dennoch, wie ein stechender Blick sie fixiert hielt.

Fast schon stand jene dunkle Gestalt ohne Gesicht und ohne Namen vor ihr. Undurchdringlich war die Finsternis um jenen herum. Dennoch wusste Syndra instinktiv, was es war, wer er war. Aber auch diese Erkenntnis ließ sie keinen Meter weichen. Nicht mehr.

Syndra verharrte an Ort und Stelle, während die Worte peitschend auf sie niedergingen, denn ja, sie hatte wahrlich diese Hoffnung in sich getragen gehabt. Eine Hoffnung, die er zertrampelt hatte, wie Unkraut unter seinen Füssen.

„Sei still, Du Bastard!“ Es war nur ein eisiges Funkeln aus ihren Augen heraus, bevor sie ihm vor die Füße spuckte. Ehe sich Syndra jedoch ihrer Genugtuung versah, schnellte aus dem Schatten eine Hand hervor und ohrfeigte sie, mit gnadenloser Härte.
  

„Manieren hätte man Dich lehren sollen.“
   
Eine Zurechtweisung, wie sie im Buche stand und die Syndra geradewegs von den Beinen gefegt hatte, als der Schlag sie eiskalt erwischte. Wollte er nun ihr Leben ein für alle Male aushauchen? Bitte sehr, sie würde ihm dennoch geradewegs ins Gesicht lächeln.

Unerbittlich führte er seinen kleinen Monolog jedoch fort, während er ihr lautlos folgte und abermals vor ihr stehen blieb.
  

„Wir haben keine Zeit für Geplänkel. Der Limbus hält nicht ewig und mit deinem Tod ist uns beiden im Moment nicht geholfen. In dir steckt so viel mehr. Allerdings nur, wenn du bereit dazu bist. Du spürst es bereits, nicht wahr? Dein Erbe. Wie es ausbrechen will, wie es dich innerlich verbrennt. Ich kann dir helfen. Und der Preis dafür ist verhältnismäßig gering. Wir werden die Ära der Magie neu aufleben lassen. Steh auf, Syndra. Begrabe deine erbärmliche Hoffnung und lass los.“
    
Seine mit Schatten behaftete Hand streckte sich ihr entgegen, als wolle er ihr aufhelfen. Doch egal, welche Bedeutung jene Geste haben sollte, Syndra ignorierte sie gänzlich und erhob sich aus eigener Kraft, ohne jedoch dabei ihren Blick auch nur einmal vor ihm zu senken. Im Gegenteil. Gar trotzig blickte sie in die undurchdringliche Dunkelheit, die sich unter der Kapuze und den Schatten verbarg. Ja, die Macht brannte in ihr, doch der Fluss selbst war unterbrochen. Sie hatte keinen Zugriff und genau das ließ sie innerlich zerbersten.
    
„Er hat dich belogen. Sie alle haben dich betrogen, alle, denen du je vertraut hast. Und doch spüre ich, dass du sie noch immer verteidigen willst. Aber du selbst hast jetzt den Schlüssel in der Hand, um all jenes zu ändern. Dein Blut Syndra, es liegt in deinem Blut, die Macht zu entfesseln und dir den Platz zu nehmen, der dir gebührt. Wie ein Phönix der Asche zu entsteigen. Du bist eine van Darc. Verstehe die Bedeutung.“
    
Er täuschte sich nicht. Sicher würde sie sich und ihr Handeln verteidigen und keine Schwäche oder Fehler eingestehen. Vor niemanden und erst recht nicht vor ihm, auch wenn sie es besser wusste. Nein, Syndra zog ein Schweigen vor, bevor sie ihm in irgendeiner Form nur ansatzweise ein Zugeständnis machen würde. Und das nicht nur aus der Vorsicht heraus, wem gegenüber sie etwas offenbarte, sondern weil sie schlussendlich wissen wollte, warum sie hier war.
    

„Du kannst von mir denken, was immer Du willst. Aber damit du verstehst, dass ich keine leeren Versprechungen mache...“
   
Seine Hand berührte den Armreif an ihrem Handgelenk und im selben Moment begannen die Runen darauf zu leuchten. Ein Farbenspiel aus flüssigem Feuer und tanzende Eis. Ungläubig richteten sich Syndras Augen darauf, bevor jenes Artefakt wie von Geisterhand sich von ihrem Arm löste und geräuschlos hinunterfiel.
   

„Keine schönen Worte, keine leeren Versprechen.
Du weißt was zu tun. Du weißt, wo du den Weg zum Ziel findest. Wie du mich findest.“
   
Der Armreif fiel in den Schnee, bevor die Dunkelheit mit einem Mal alles erfüllte...
 
~Leben~
  
... als Syndra die Augen aufschlug, war sie im selben Moment hellwach. Eisig blau leuchten ihre Augen auf, als sie instinktiv zu allererst auf ihr Handgelenk sah und den Armreif geöffnet auf dem Kissen neben sich liegen sah. Dunkel schillernd in dem Licht der Kerzen ruhte er dort auf weißem Untergrund. Unschuldig und unscheinbar und doch ein mächtiges Relikt, von dem sie unzählige Male versucht hatte sich zu befreien, aber es nicht geschafft hatte.

Es waren mehrere Atemzüge, die sie nur auf das Schmuckstück sah. Das war unmöglich und doch wusste sie, dass jenes Wort offenbar nicht existierte. Da lag er. Geöffnet. Aber wie nur und weshalb?

Verwirrt und nicht zuletzt auch desorientiert hob Syndra ihren Blick an. Wo war sie überhaupt. Dies war weder ihr Schlafzimmer noch das schmale Bett in der Taverne. Auch entpuppte sich alles nicht als ein Albtraum und sie fand sich in ihrem Mädchenzimmer wieder. Ihre Augen musterten den Raum, in welchem sie vollkommen allein zu sein schien. Im Kamin loderte ein kleines Feuer, während die schweren edlen Vorhänge zugezogen waren.

Mühsam versuchte sie sich aufzurichten. Eine normal einfache Bewegung, die dennoch dafür sorgte, dass sie schmerzverzerrt das Gesicht verzog. Schlagartig kehrten auch die Erinnerungen zurück, die aufgrund jenes Traumes im ersten Augenblick in Vergessenheit gerieten waren. All die Dinge, die offenbar und wie auch immer dafür gesorgt haben mussten, dass sie hier, wo auch immer es sein mochte, gelandet war und nicht Teil einer unausgereiften Fantasie. Naheniel, Tanuri, der Vampir, Vargus. Wie Geistesblitze huschten die Gesichter, die Erinnerungen vor ihrem inneren Auge auf, während sie sich die schwarzen langen Strähnen ihres Haare aus dem Gesicht strich und nach dem Armreif griff. Wie hatte das alles nur passieren können.

Langsam und bedacht versuchte Syndra sich aus den weichen Laken zu heben. Sie schlug die Decke beiseite und ließ ihre nackten Füße auf den hölzernen Boden gleiten. Mit nicht mehr als einem dünnen langen Hemdchen bekleidet trat sie vor den Spiegel. Syndra musste es einfach sehen, sich selbst einfach alles, um zu verstehen und sich im selben Atemzug dessen zu versichern, dass sie lebte und nicht noch immer in einem Traum gefangen war.

Vorsichtig zog sie den Träger ihres Hemdes hinunter, um daraufhin die feine Narbe des Knochensplitters zu erkennen. Ein unscheinbarer heller Fleck auf ihrer milchig weißen Haut. Vorsichtig berührte Syndra diesen, strich mit dem Finger behutsam darüber, während sie sich an den Moment erinnerte, da sie über Tanuri gebeugt gewesen war und sie machtlos der Gefahr durch einen Wiedergänger gegenübergestanden hatte. Als sie versucht hatte, sich auf die Halle der Legion zu fokussieren und all ihre Kraft ein letztes Mal zu bündeln, um die Priesterin und sich fort zu teleportieren und die unheiligen Geschosse sich schmerzhaft ohne jedweden Schutz unnachgiebig in ihr Fleisch gebohrt hatten.

Es war nicht ihre einzige Narbe, jedoch die erste, die man äußerlich erkennen konnte. So wohl behütet war sie aufgewachsen und am Ende für welchen Zweck? Bei Ogrimar, niemanden hätte ihr Tod interessiert, wäre er über sie gekommen. Die latente Hoffnung hatte sie bereits begraben.

Ihre Augen glitten über ihr Handgelenk, welches sich nun ohne den Reif nackt im Spiegel abzeichnete, während die Finger ihrer anderen Hand darüber glitten. Hatte jenes Relikt sie am Ende vielleicht sogar davor geschützt, dass er neben der Macht der Zitadelle nicht auch ihr jedwede Magie geraubt? Denn mit einem hatte der Dunkle sicherlich recht. Man hatte sie belogen und betrogen.

„Keine schönen Worte, keine leeren Versprechen.“ Kam es flüsternd über ihre Lippen. Worte, welche sie immer wieder einzuholen schienen. Ob durch ihren Vater, Tanuri, Naheniel oder ihn.  Sie alle hatten ihr genau darauf ihr Wort gegeben. Aber ausgerechnet er sollte nun der Erste sein, der diesen Taten folgen ließ?

Noch immer konnte sie es nicht glauben. Frei zu sein. Befreit von den Fesseln, doch der Blick in den Spiegel, in ihre eigenen eisig aufglühenden Augen, bestätigten, dass es wahr sein sollte. Sie war seit langem wieder eins mit dem, was in ihrem Blute lag. Syndra van Darc, Tochter des Nordens, Erbin des Phönix, Erstgeborene des Erzmagus Vaboris und der Miradoria van Darc.
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Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der
Legion des Schattens ~

Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
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-Freya-
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#370

Beitrag: # 52431Beitrag -Freya- »

Immer wieder hatte Freya sich umgesehen, nach hinten in Richtung der dunklen Tunnel, deren schimmerndes Licht versiegt war, denn nicht zuletzt hatten die einstürzenden Felsen auch die kleinen Insekten vertrieben oder gar in den Tod gerissen.

Der Klumpen in ihrem Hals wog wahrlich schwer, während die dunkle Stimme des Löwen in ihren Ohren nachhallte und das beklemmende Gefühl der Zerrissenheit und Hilflosigkeit nur mehr verstärkte. Es rief ihr vor Augen, dass sie gehen musste, um Hilfe zu holen, zu suchen. Von diesen Steinwesen war immerhin nix zu erwarten. Aber wen konnte sie fragen? Wen sollte sie bitten?

Kurz blickte das Mädchen auf den Boden und schloss dabei ihre Augen. Sie würde wiederkommen. Ein stummes Versprechen, dass sie ihm gab, in all der Beklommenheit, die sich in ihr auftat, weil sie das Gefühl hatte, ihn im Stich zu lassen. Doch es gab Momente, da musste man sich eingestehen, alleine ein Problem nicht lösen zu können. Man musste Hilfe suchen und so bedauerlich es klang, hier in diesen gewaltigen Kreaturen fand sie diese leider nicht, da diese scheinbar nur ihren eingepflanzten Befehlen nachgingen.

Vorsichtig griff sie an ihre Schwingen und griff nach einem der Kiele. „Autsch...“ Murrte sie kurz zu sich selbst, bevor sie auf die zarte schwarze Feder sah, welche in ihrer dreckigen Handfläche im Licht der Kerzen schimmerte.

„Damit du weißt, ein Teil von mir bleibt bei Dir. Aber ich komm zurück und hol sie mir wieder.“ Flüsterte sie, bevor sie diese fast schon mit einer zeremoniellen Geste ablegte.

L
angsam nur richtete sie sich wieder auf. Ein letzter Blick, welcher sie hoffnungsvoll auf das Geröll blicken ließ, bevor sie tief Luft holte. Freya hoffte inständig, dass er es überlebt hatte, dass Ogrimar in ihm mindestens das Gleiche sah, wie sie.

Beim dunklen Lord, egal, was manche über ihn dachten, egal wie unbedeutend er sie vielleicht empfinden mochte, sie würde die Hölle umgraben, wenn es ein musste, um ihn zu finden. Auch wenn es bedeutete, dass sie allein auf sich gestellt in einer ihr fremden und grotesk erscheinenden Umgebung, die ihr feindlich gesonnen schien, eine Nadel im Heuhaufen aufspüren zu müssen.

Doch welche Wahl blieb ihr. Sie würde ihn niemals im Stich lassen.

Zögerlich legte Freya ihre kleine Hand an den Türknauf, bevor sie hörbar den Atem aus ihren Lungen entließ. Vorsichtig öffnete sie die Tür und schon fiel der Blick auf das, was dahinter lag. Leicht bedeckte sie ihre Augen, denn das grelle Licht blendete Freya im ersten Moment so extrem, sodass sie auch mehrfach blinzeln musste, bevor sie das Geheimnis hinter der bewachten Tür wirklich wahrnehmen konnte.

Vor ihr zeigte sich eine über den Wolken schwebende Ebene. Nein, nicht eine, gleich vielfache, welche mit schwebenden Brücken verbunden zu sein schienen. Riesige Felsplateaus unglaublichen Ausmaßes hingen einfach in der Luft, während ihre steinernen Untergründe wie massive Berge, die auf dem Kopf standen. Würden sie abstürzen, könnten jene sich wie massive Pfeilspitzen tödlich in die Erde rammen. Gnadenlos und sicherlich mit einem unglaublichen Maß an Zerstörung.

Die kleinen Hängebrücken schienen die einzelnen Plateaus zu verbinden, Wege schmal und abenteuerlich, während n einigen Stellen wiederum ein Fluss sich einem Wasserfall gleich in die Tiefen stürzte. Doch trugen jene nicht die Farbe von klarem Blau, sondern waren sie tiefrot.

Überall standen scheinbar Hütten und Häuser, und je höher man blickte, desto prunkvoller wirkten sie. Das zentrale Herz des Ganzen jedoch sollte die Ebene bieten, welches mittig über allem schwebte und sich durch seine vollkommene Farblosigkeit auszeichnete. Es war tiefschwarz und schien aus schimmernden, schwarzen Stein gebaut. Wie ein schattenartiges Geschwür zeichnete es sich zwischen all der bunten Schönheit und dem blauen Himmel ab und durchbrach diese mit seinen harten Konturen. Dunkle Kreaturen, die Ähnlichkeit mit Fledermäusen haben mochten, allerdings um ein vielfaches größer zu sein schienen, kreisten um dieses, so wie Vögel es zu tun pflegten, doch diese Wesen waren größer und dunkler, und wenn Freya sich nicht täuschte, stürzte sich hin und wieder eines in die Tiefen und zerrte etwas hinauf, was es zerquetschte und dem Himmel in einen rotschimmernden Regen tauchte und die Flüsse nährte.

„Wow!“ Kam es staunend über Freyas Lippen, welche aufgrund der Aussicht sich mehr als sicher war, dass dies die Stadt der fallenden Berge sein musste. Es war so fürchterlich groß und vermutlich hatte niemand von ihnen Interesse an den Problemen eines kleinen Mädchens wie ihr. Höchstens dieser Fungus oder der Streuner. Aber in Anbetracht dessen, dass es gigantisch auf sie wirkte, musste sie sich eingestehen, dass es mehr als eine Herausforderung sein würde. Wenn der Streuner hier war, dann würde er sicherlich irgendwo sich ein neues Paar Stiefel verdienen. Wo könnte er nur sein? Sie ließ ihren Blick schweifen und spürte immer mehr die Verzweiflung aufsteigen.

Doch dafür war weder Zeit und Platz. Zögerlich wagte Freya einen Schritt vorwärts, als sie plötzlich etwas wie ein Sog erfasste. Wehrlos wurde Freya von etwas in einer rasenden Geschwindigkeit mitgerissen. So als hätte eine riesige unsichtbare Hand gegriffen, um sie neu auf dem Spielfeld zu positionieren. Ein Chaos aus Farben und Formen, Stimmen und Krach drang an ihre Ohren, bevor sie plötzlich taumelnd festen Boden unter ihren Füssen spürte.

Mit großen, weit aufgerissenen Augen blickte das Mädchen sich um, drehte sich im Kreis, bevor sie unsanft von mehreren Kreaturen angerempelt wurde. Ein graues Ungetüm mit einer hörnernen Nase blickte gefährlich zu ihr hinab. „Pass auf Abschaum!“ Zischte jener Koloss, welcher in scheußlich bunten Kleidern weiterzog, nachdem er sie beiseite gestoßen hatte. „Autsch...“ Murmelte Freya, bevor sie sich an die Mauer hinter sich drückte, um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen.

Sie ließ abermals ihren Blick schweifen und bemerkte erst nach einem kurzen Moment, dass sie den Atem angehalten hatte. Die Wesen waren, wie der Streuner sie beschrieben hatten, allesamt merkwürdig und alles wirkte feindlich und fremd.

In der Ferne konnte sie die Marktschreier hören. „Einhornhack... Menschenhaut... blutige Schmetterlingsflügel, Spinnengift und Dämonenblut.“

Schluckend blickte sie auf das Getümmel. All die erblickte Schönheit war gewichen und sie fand sich in einer widerwärtigen Gasse wider, welche weit unter den Schatten der Berge zu sein schien.

Leicht bekleidete zarte Wesen, welche nur einen Hauch von Tuch trugen, sodass sich ihre glänzende, schuppige Haut, die ihre weiblichen Formen umgab, durchschimmern ließen, standen vor einigen Häusern und rekelten sich auf widerwärtig anbiedernde Weise. Ein fast hypnotischer Blick ruhte jenen inne, während ihre Reptilienaugen über die anderen Wesen fuhren und sich hin und wieder eine lange Zunge züngelnd zwischen den Lippen abzeichnete.

Beim dunklen Lord, wo war sie gelandet und wie würde sie zurückkommen. Ihr Blick schnellte in die Höhen, doch sie hatte keine Ahnung, wie und was geschehen, geschweige denn aus welcher Richtung sie gekommen war. Aber bei Ogrimar, das war sicherlich nicht der Ort, den sie suchte.

Hilfe würde sie hier nicht finden, geschweige denn, dass ihr jemand den Weg zurück zeigen würde.

Eilig sah sie sich um und griff von einer der gespannten Wäscheleine einen dunkelgrauen Umhang. Schon lange hatte sie nicht stehlen müssen, aber wohl kaum wollte sie am Ende mit ihrer Haut oder ihrem Leben dafür bezahlen. Doch war niemand in ihrem direkten Blickfeld und Menschenhaut klang nicht gerade motivierend als Ware oder Tauschobjekt, weshalb sie besser unerkannt blieb. Sie hüllte sich in den dunklen Stoff, sodass dieser alles Menschliche in seinem Schatten versteckte.

Allen Mut zusammennehmend wagte Freya es erst dann auf die Straße zurückzukehren. Sie musste vorwärtskommen, jemanden finden, dem sie vielleicht vertrauen konnte, jemand, der wie Naheniel oder sie war. Sie durfte keine Angst haben und rief sich Jeremias Worte in die Gedanken, um Kraft zu schöpfen. Er würde sie leiten und sie war die Freya, sie konnte es schaffen, wenn sie glaubte.

Langsam reihte das Mädchen sich in all die Gestalten ein, ließ sich treiben von der Traube aus Wesen, während in der Ferne irgendwo Naheniel vielleicht um sein Leben kämpfend oder gar tot auf sie waten würde. Nein. Angst durfte sie eine haben und einen Plan musste sie auch irgendwie schmieden. Zweifel waren mehr als falsch.

Noch vollkommen desorientiert fand sie sich plötzlich auf dem Marktplatz. Befremdlich reihten sich die Stände mit den unglaublichsten Dingen aneinander und die noch unwirklicheren Kreaturen schienen geschäftig dort zu feilschen.

Aber all dies blendete Freya in jenem Moment aus, da sie das eigentliche Zentrum erblickte, welches auf majestätische Weise in die Höhe ragte und sich vollkommen deplatziert in das bunte Umfeld einreihte. Es wirkte durchaus fehl am Platz und ähnelte verdachtsweise jenem, welches sie aus der Ferne auf einer der Ebenen erkennen hatte können. Schwarzer glatter Stein, dessen Schimmern ihn beinahe lebendig wirken ließ.

Es sollte jedoch nicht das Gebäude sein, weshalb Freya wie versteinert stehengeblieben war. Nein. Es war das Symbol, welches sich wie flüssiges Blut auf dem schwarzen Stein abzeichnete, es mit einer Form von Leben erfüllte, das dafür sorgte, dass Freya scharf die Luft einsog. Sie kannte das Symbol, seit sie denken konnte. Die geschwungenen feinen Konturen. Instinktiv fasste sie sich an ihr Handgelenk, während sie wie gebannt ihre Augen nicht abwenden konnte. Was bei Ogrimar hatte das zu bedeuten?
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Haedinn
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#371

Beitrag: # 52432Beitrag Haedinn »

Auf lautlosen Pfoten war er ihr gefolgt. Mal links, mal rechts, mal auf und mal wieder ab. Mal entfernt und mal so nah, dass sie wohl seinen Atem gespürt hätte, wäre sie aufmerksam genug gewesen. Doch zu sehr war sie in den Bann der Stadt gezogen worden, als dass sie ihren stillen Begleiter wahrnehmen hätte können, der sich zwischen dieser und einer anderen Welt hin und her bewegte um ungesehen zu bleiben. Und doch blieb er stets an ihrer Seite. Hier und da musste er dem Drang widerstehen, sich genüsslich an ihrem Bein anzuschmiegen. Und das, obwohl es doch so einladend war, wenn bei ihren kleinen Schritten ihr kindliches Füßlein unter der Robe hervorstach. So warm, so zart, so menschlich duftend.

Alleine der Gedanke daran, war für ihn betörend. Zu lange war es ihm verwehrt worden, sich in dem Wohlgeruch, wie dem des Menschenkindes, voll und ganz zu verlieren. Fungus, nun, er war nur ein mäßiger Ersatz. Mit den Jahren hatte Haedinn sich mit dessen Ausdünstungen arrangiert und versucht seine Freude daran zu finden. Doch seitdem er das Menschenmädchen gerochen hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken, als sich an sie zu schmiegen, auf dass ihm durch ihre Duftwolke sämtliche kleine Härchen zu Berge standen und sein Geist in völlig neue Ebenen katapultiert wurde. Die Abwechslung die sie ihm bot war so erfrischend, so neuartig, so speziell. Fast schon konnte er sie auf seiner rauen Zunge schmecken und das genüssliche Schnurren, welches sie ihm entlocken konnte, hören.

Selten traf er hier auf Menschen, und schon gleich gar nicht auf jene, die von solcher Reinheit und Unschuld waren, wie es sich bei diesem Mädchen darbot. Und dies schlug sich eben mehr als deutlich auf ihren Geruch aus, den sie verströmte, der sie umgab und ihn einlullte. Auch wenn es schwierig war, es jemandem zu beschreiben, der nicht wusste, wie es sich anfühlen konnte, etwas nicht nur zu riechen, sondern es zu fühlen und in den allerprächtigsten Farben sehen zu können. Es war berauschend und drängte ihn innerlich dazu, noch mehr davon zu wollen und dies immer intensiver.  

So sehr, dass er fast unvorsichtig geworden wäre und verräterische Pfotenabdrücke hinterlassen hätte, als er mit eben jenen in eine der blutroten Pfützen trat. Ärgerlich wollte er die Tropfen abschütteln, besann sich dann jedoch noch eines Besseren und verzog nur verärgert sein Näschen. Er musste sich wieder angewöhnen, mehr auf seine Umgebung zu achten und sich nicht zu sehr ablenken zu lassen. Schließlich war er doch als ein lautloser und gefährlicher Jäger geboren worden. Allerdings ließ er oft genug Unvorsichtigkeit walten, wenn er sich einem seiner beiden großen Laster hingab. Das Spiel und seine Art des Rausches. Seine letzte „Dosis“ Fungus lag einfach schon wieder viel zu lange zurück. Und schließlich war auch er nur ein Lebewesen aus Haut und Blut und konnte nur schwerlich dem widerstehen, was sich vor ihm mit solcher Intensität präsentierte. 


Also schritt er weiterhin, nun allerdings etwas vorsichtiger, neben ihr her. Denn seine Konzentration lag nicht nur darauf, sich ihrem Duft nicht sofort widerstandslos hinzugeben, sondern auch seinen Körper mehr oder minder an den richtigen Stellen beisammen zu halten, während sich dieser zwischen den Ebenen hin und her bewegte. Er hätte sich ihr auch einfach zeigen können. Doch wäre dies nicht langweilig gewesen? So war es doch viel spannender sie dabei zu beobachten, wohin ihre kleinen Füße sie brachten und welche Wege sie einschlagen würde. Für ihn war hier nicht mehr viel überraschend, viel zu lange war er bereits ein Teil dieser Stadt und kannte deren funkelnde faszinierende Seite, genauso wie die, die die Abgründe jeglichen Seins in all seiner Pracht darbot. Wie also würde das Menschenkind damit umgehen? Für welche Wege würde sie sich entscheiden und wem würde sie ihre Aufmerksamkeit vielleicht ein wenig zu viel zuwenden? Ganz ohne ihren großen Beschützer. 

Naheniel, dieser Schlingel. Auch wenn es niemand sehen konnte, Haedinns Grinsen wurde nur noch breiter und legte sein in ledrige Haut gehülltes Gesicht in tausende von Falten. Was für ein nach außen hin äußerst unvorteilhafter und schlechter Handel, den er da mit Fungus eingegangen war. Aber weder der Eine noch der Andere waren so dumm, wie sie voneinander dachten. Oder schätzten sie einander etwa ganz und gar richtig ein? Eines konnte er auf jeden Fall mit Sicherheit behaupten: Es würde interessant werden. Und solange wie er es wohl erhoffte, konnte Naheniel sich dem nicht entziehen, was unaufhaltsam vor ihm lag. Auch wenn er es offenbar derzeit krampfhaft versuchte. Oder etwa doch nicht? 

Während Haedinn durchaus amüsiert seinen Gedanken nachgehangen war, die ihn zugegebenermaßen auch ein wenig von dem Menschenkind abgelenkt hatten, war ihm zunächst gar nicht aufgefallen, dass Freya wie angewurzelt stehen geblieben war. Etwas verwundert drehte er sich deshalb zu ihr um und ließ eines seiner glühenden Augen sichtbar werden, welches sogleich ihrem Blick folgte. Zunächst dachte er, sie hätte einen besonderen Hang zu mächtigen Gebäuden. Erst bei genauerer Betrachtung, fiel ihm das Symbol auf, welches sich an der Wand entlangschlängelte und fast schon lebendig wirkte. Sollte dies die Kunst eines heruntergekommenen Straßenjungen sein, der an einigen Gebäuden der Stadt voller Stolz seinen Schriftzug hinterließ um sich damit vor anderen zu profilieren? 

Haedinn konnte mit solcher Kunst nur wenig anfangen, seine Spezialitäten lagen in ganz anderen Bereichen. Doch wollte er ihr die Zeit gewähren, sie damit auseinander zu setzen. Auch wenn er es nicht verstand, es gab viele genug, die darin eine gewisse Faszination erkennen konnten. Warum also auch nicht ein Kind?
Aber bereits nach kurzer Zeit begann er sich zu langweilen und war für seine Begriffe ohnehin geduldig genug gewesen. Und so entstand langsam aus dem Nichts heraus sein restlicher Körper um sich zunächst unbeweglich neben sie zu setzen.

“Was für eine äußerst hübsche Zeichnung, die du da betrachtest. Fast so hübsch wie du.” Ein heiseres Lachen hüllte Freya ein, erklang warm an ihren Ohren. Doch obwohl sie das Lachen deutlich vernahm, sollte sie es nicht sofort sehen können. “Oh, wie äußerst unhöflich von mir.” Mit seiner Pfote griff Haedinn in die für Freya unsichtbare Ebene hinein und holte sein Grinsen dort hervor. Hatte er es wohl vor lauter Unaufmerksamkeit dort "vergessen".

Mit einem verschmitzten Zwinkern in einem seiner Augen sah er zu Freya hinüber und schob sich dann das breite Grinsen in seinem Gesicht zurecht. 
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Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
Verlion
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#372

Beitrag: # 52433Beitrag Verlion »

Wohl nicht viele verließen die privaten Gemächer der Priesterin und standen hinterher noch in ihrem Wohlwollen. Er gehörte zu jenen wenigen, die es jedoch beherrschten in ihrer Gunst zu verweilen. Was sein Geheimnis dabei war? Oh darüber schwieg er. Dennoch wusste er um das Privileg, das ihm damit zuteilwurde.

Nachdem die Priesterin nach seinem Besuch die Hallen der Legion ebenfalls verlassen hatte, war Verlion jener mit ein wenig Abstand gefolgt. Ihre Reaktion war für ihn mehr als berechenbar gewesen. Er kannte ihre abgrundtiefe Abneigung Naheniel gegenüber und nicht zuletzt auch das Misstrauen, welches sie Syndra entgegenbrachte.

Seine Absichten waren dabei nicht, Tanuri auszuspionieren, sondern eher die Intention ein wachsames Auge auf die angehende Mutter zu hegen, da jene, mit jedem Tag, da sie die Kinder unter ihrem Herzen getragen hatte, schwächer und launenhafter geworden war. Letzteres beurteilte Verlion nicht weiter. Er war ihr gegenüber verpflichtet, weshalb umso mehr die Tatsache, dass die Schwangerschaft an ihren Kräften zerrte der Auslöser gewesen war und seiner Meinung nach genug andere sowieso bereits ein Auge auf Freya selbst hatten. Ein Trugschluss, von dem er noch nicht erahnte, dass er ihm erlegen gewesen war.

Wo er sich also herumgetrieben hatte, während all der Zeit? Nun seine kluge und schöne Gemahlin hatte mit ihrer Vermutung nicht falsch liegen sollen.

Auch wenn Verlion kurzzeitig darüber nachgedacht hatte, ob es klug sei oder einen Schatten auf das Verhältnis zur Priesterin werfen würde, wenn sie dem gewahr werden sollte, hatte er sich dafür entschieden, dass er ihr mit etwas zeitlichem Abstand nun folgen sollte. Ein Auge auf sie gerichtet, während seine Ohren vielleicht noch die ein oder andere Information zu dem illustren romantischen Pärchen in der Taverne aufschnappen konnten.

Nachdem er im Schankraum von seiner kleinen hübschen Cousine erzählt hatte, nach welcher er suchen würde, um sie und ihre Tugend zu schützen,  wurde er recht schnell von einigen Damen in ein Gespräch verwickelt. Mit seinem charmantesten Lächeln und einem Krug Met hatte er sich zu jenen gesetzt und sich von ihnen in einem harmlosen Plausch erzählen lassen, wovon diese gestern Nacht Zeuge geworden waren.

Frauen waren so redselig, wenn man es nur richtig anstellte. Doch all ihre Aussagen hatten sich ziemlich mit den Worten, welche er bei dem Stallburschen und der Magd aufgeschnappt hatte, gedeckt und waren nur ein wenig romantisierter ausgeschmückt. Leidenschaftliche Blicke, feuriger Balztanz und dann waren sie die Treppe hinauf verschwunden. Natürlich hatten die trinkfreudigen Damen es noch detaillierter ausgeschmückt und Verlion hatte zu deutlich raushören können, wie viel Neid offenbar aus ihnen gesprochen hatte.

Wie sehr Frauen doch manipulierbar waren, durch ein hübsches Gesicht und die richtigen Gesten und Worte, dass sie sogar jenen Magier anschmachteten. Ja, in seinen Augen waren die meisten von ihnen einfach nur dumm und naiv, so dass man ihnen ebenso Wasser für Wein verkaufen konnte, wenn man es geschickt genug anstellte.

Nachdem die Damen bereits einiges an Wein getrunken hatten und mehr als redselig geworden waren, hatte er es allerdings vorgezogen, sich langsam zu verabschieden und nachzusehen, ob alles in Ordnung sei bei Tanuri, denn er war davon ausgegangen, dass er nicht viel mehr erfahren konnte.

Schließlich hatte das Gespräch seinen Zenit überschritten gehabt und die netten Damen hatten bereits damit begonnen ihre Avancen deutlich zu machen, indem sie seine angebliche dafür verwendeten, um ihm schöne Augen zu machen, da es immerhin seine Cousine war, welches dieses Abbild von Mann ihnen allen vor der Nase weggeschnappt hatte. „Und genau deshalb, meine Damen, muss ich gehen. Schlimmeres verhindern, ich denke Ihr versteht?“


Elegant hatte Verlion versucht sich aus der Affäre zu hangeln, als jedoch eine der Frauen schmunzelnd ein entscheidendes Detail auf den Tisch gebracht hatte, welches vielleicht zu Anfang erwähnt, die Situation gänzlich verändert hätte.

„Bleibt noch. Eure Cousine und er sind noch oben. Wir werden es schon mitbekommen, wenn sie durchbrennen. Gönnt ihnen doch noch ein wenig Spaß.“ Neben noch einigen pikanten Kommentaren und Avancen verdrehte er die Augen.

„Ich sorge lieber dafür, dass nicht mehr passiert und betrachtet es so meine Damen. Mit etwas Glück, ist das Objekt eurer wahren Begierde dann wieder zu haben.“ Lächelte er ihnen flachsend zu, bevor er seinen Krug in die Hand nahm.

Noch im Herumdrehen, hatte seine Miene einen Wandel vollzogen. Es waren nur wenige Schritte gewesen, die ihn zur Tresen geführt hatten.  Kühl hatten seine Augen zu Halam geblitzt und alles Belustigende, gar Charmante schien von ihm abgefallen und einen knallharten Ernst gewichen zu sein, als er nur zwei Worte über die Lippen gebrachte hatte. „Die Priesterin?“

Halam hatte daraufhin nur kurz seinen Blick abgewandt gehabt und zur Treppe hinaufgesehen. Ein Zeichen, dem Verlion umgehend folgen wollte, als jener allerdings noch etwas hinzufügte. „Eure ‚Cousine‘ und ein Vampir sind ihr hinaufgefolgt. Ich denke, das solltet Ihr wissen.“

Schweigend hatte er Halam angeblickt und seine verengten Augen hatten ein deutliches Urteil darüber widergespiegelt, dass jener ihn nicht gleich darüber informiert hatte. Ein Vampir auch noch.

Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, war Verlion die Treppe hinaufgegangen und war zu dem Zimmer geeilt. Bei Ogrimar, Halam sollte beten, dass das keine Konsequenzen mit sich bringen würde. Wofür bezahlte er die Leute, wenn er ihnen die Informationen aus der Nase ziehen musste.

Als er den Gang betrachtet hatte, war ihm eines direkt ins Auge gefallen. Die Tür hatte offen gestanden, was ihm gleich zur Vorsicht ermahnt hatte. Langsam war er drauf zugegangen, doch keinerlei Geräusche  waren zu hören gewesen. Keine Stimmen. Nichts.

Schweigend hatte er in den Raum hineingeblickt, eine Hand bereits an einem Dolch und einen dunklen Fluch gleichzeitig auf den Lippen tragend. Deutliche Kampfspuren waren zu sehen gewesen und es hatte verbrannt und verschmort gerochen. Doch war niemand außer ihm auf dem Zimmer.


Weder eine Spur von Naheniel, noch von Tanuri oder der Tochter des Erzmagiers und erst recht nicht die eines Vampirs. Wobei, nein. Während er den Raum eingehend einer Musterung unterzogen hatte, um sich ungefähr ausmalen zu können, was geschehen war, waren ihm einige Dinge sehr wohl ins Auge gefallen.

„Bei Ogrimar“ Die Spuren eines Kampfes waren ebenso wenig zu übersehen gewesen, wie das Zeugnis dessen, was in der Nacht zuvor geschehen war.

Vorsichtig hatte er einige der Knochensplitter aus dem Türrahmen und dem Boden entfernt, welche er ein einen seiner Beutel verschwinden hatte lassen. „Vampir...“ war dabei sein erster Gedanke gewesen, bevor er ein kleines Ledermäppchen mit Papieren halb unter dem Bett hatte erkennen können. Wem sie gehörte nun es war keine Kunst sich darauf einen Reim zu machen. Aber nichts desto trotz, war die Frage ungeklärt wo die Angreifer geblieben waren. Die Fensterläden waren geschlossen gewesen, so dass sie wohl kaum dort hinaus getürmt sein konnten.

Keiner hatte Naheniel gehen sehen. Und die Damenwelt hätte sich mit Sicherheit daran erinnert. Ebenso an Syndra. Nun Tanuri hätte vielleicht den Hintereingang gewählt und der Vampir, wer weiss, welche Möglichkeiten jener haben mochte.

Dennoch war es schon fast ein wenig merkwürdig und klang ziemlich weit hergeholt. Vier Personen und nicht eine hatte die Taverne verlassen, doch anwesend waren sie auch nicht.

Verlion warf Halam einen kleinen Beutel zu, bevor er den Schankraum durchkreuzte und Geena sowie den reizenden Damen zum Abschied ein kurzes Zwinkern schenkte.

Er hatte Syndras Papiere gefunden. Das war so ziemlich das einzige, neben den Knochen. Ein Zufall? Sicher nicht. Ebenso wenig, wie die Tatsache, dass einiges an Magie im Spiel gewesen sein musste. Doch bevor er nun die Pferde scheu machen hatte scheu machen wollen, wollte er in die Hallen der Legion zurückkehren und sicher gehen, dass ihm am Ende nichts entgangen war.  
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Liadan Al Saher
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#373

Beitrag: # 52434Beitrag Liadan Al Saher »

Nicht nur die Stimme der Feenschnucken kitzelten in ihren Ohren, auch der Feenstaub, den jene auf ihrer Nasenspitze hinterlassen hatte, mit welcher sie zusammengestoßen war, tat sein Übriges. “Verflixt!” mit einer schroffen Geste ihrer Hand wollte sie die Schnucke beiseite wischen. Doch diese hatte sich schon längst wieder ihrer Schnuckengruppe angeschlossen. Wie sie diese kleinen Biester doch hasste. Seit jeher schon hatte Liadan diese als äußerst lästig und noch dazu vollkommen unnötig empfunden. Sie mochten zwar mit ihren klingenden Flügeln und schimmerenden Haaren recht niedlich anzusehen sein, doch sobald sie ihre Mäuler öffneten, offenbarte sich ihre wahre Natur. Mit ihren spitzen Reißzähnen waren sie dazu fähig, durchaus beachtliche Wunden zuzufügen und zimperlich waren sie dabei ganz bestimmt nicht, wie sie schon des Öfteren zu spüren bekommen hatte.

Trotzdem kam sie nicht umhin, über die Worte der Schnucke nachzudenken. Vertrauen konnte sie jener wohl kaum, wusste sie nur zu gut, wie diese gestrickt waren. Nur auf den eigenen Vorteil bedacht und was sie absolut nicht in ihrer Nähe dulden konnten waren andere weibliche Wesen. Diese versuchten sie tunlichst aus ihrer Umgebung fernzuhalten, denn sie konnten ihnen gefährlich werden, wenn sie versuchten, den männlichen Geschöpfen, ganz egal welcher Art, mit ihren Liebreizen zu ködern. Was sie dann mit ihnen anstellten, nun, dies wollen wir aus vielerlei Gründen an dieser Stelle nicht ins kleinste Detail ausformulieren. Was am Ende von ihren “Auserwählten” allerdings übrigblieb, war weit entfernt von ansehnlich und dem, was sie einst gewesen waren. Feenschnucken genossen es, sich im Blut der Männer zu baden und ihr Fleisch als Schwamm zu benutzen oder davon hier und da zu kosten.

Vielleicht jedoch sollte dieses eine Mal eine Ausnahme bilden und jene kleine flirrende Gestalt meinte seine Warnung ernst. Denn beißender Rauch lag Liadan bereits seit ihrer Ankunft in der Nase. Er kratzte in ihrem Hals und füllte ihre Lungen, obwohl er noch so weit entfernt war. Doch die sengende Hitze, die sich ihren Weg durch den ewigen Wald fraß, sollte man nicht unterschätzen, denn sie war erbarmungslos und schnell. Das Holz brannte wie Zunder und aus der Ferne konnte sie sie hören, die Stimmen der Bäume, die ihren Schmerz kundtaten, infolge der feurigen Zungen, die sie umschlossen und gierig an ihrer Rinde leckten.

Bald schon würde das Feuer das Moos unter ihren Füßen erhitzen, die Pilze erreichen und zu jenen ebenso grausam sein, wie es zu den Bäumen war. Feuer kannte keine Gnade, es kannte keine Nachsicht. Feuer kannte weder Freund noch Feind. Feuer will nur eines ganz allein: Alles Leben in Glut und Asche wandeln. 


Natürlich wäre es deshalb klüger gewesen, dem Rat der Feenschnucke zu folgen und sich eiligst davon zu machen. Raus aus dem Moor, zurück in die Sicherheit der Welt, aus der sie soeben gekommen war. Klug wäre es außerdem, wenn sie ein gewisses Maß an Respekt für das zeigen würde, was vor ihr lag und die natürliche Angst zulassen würde, die so ein "alles verschlingendes" eben Feuer mit sich brachte. Denn unaufhörlich wuchsen die Flammen zu einem immer stärker werdenden Inferno heran und näherten sich dem Moor mit einem zufriedenen Knistern. Und trotzdem stand sie ruhig atmend da, legte ihren Kopf zur Seite und ein kämpferisches Lächeln stahl sich über ihre Lippen, wanderte hinauf bis zu ihren Augen und zeichnete sich dort in dem Glanz ihrer Augen ab.  

Oh nein, sie fürchtete sich nicht. Weder vor einer Naturgewalt noch vor dem, was auf sie zukommen würde.
Sie war eine Al Saher, mit jeder Faser ihres Körpers. Sie war eine Dienerin Ogrimars, mit all ihrem Sein. Und als Solche kannte sie keine Furcht. 


Und so griff sie entschlossen nach dem Rand der Pilzkappe und zog sich mit einem kräftigen Schwung nach oben. Zunächst ließ sie ihre Blicke über das Moor schweifen, welches nun nichts mehr von jener seltsamen Farbenpracht besaß, die so verstörend wie auch faszinierend zugleich war. Das lodernde Feuer im Hintergrund tauchte alles in bedrohliches rot, die dicken schwarzen Wolken, geschwängert von Ruß, verschluckten jeglichen Farbton und bedeckten den Boden und dessen Bewuchs mit ihrer erstickenden Asche.

Doch war es nicht nur das Feuer, von dem eine spürbare Gefahr ausging. Nein, etwas wesentlich Bedrohlicheres hatte sich über das Land gelegt und zerbrach es nach und nach in seine Einzelteile. Tiefe Krater hatten sich in die Ebene gegraben, brachen den Boden auseinander und gaben die unendliche Schwärze preis, die sich am Grunde der Welt befand. Das Leben wurde in wilder Raserei zerfetzt, um in noch skurrileren Formen wieder zusammenzufinden. Wurde die Welt etwa nun doch verschlungen? Fand sie hier ihr Ende? Aber warum? Nur ein Erschaffer war mächtig genug, sein eigenes Kunstwerk zu zerstören. Warum sollte er dies tun? Es war seine Zuflucht und er war hier. Mit ihr.
War sie ihm seine eigene Kreation entglitten?

Wie auch immer, jetzt war nicht die Zeit, sich über diese Feinheiten den Kopf zu zerbrechen.

Liadan sah hinab zu ihren Füßen.
 Alles in diesem Moor war durch den Untergrund miteinander vernetzt. Die Wurzeln einer jeden Pflanze verbunden mit der anderen. Sie schlangen sich umeinander, aneinander. Kommunizierten und pulsierten gemeinsam. Sie lebten voneinander und miteinander. Ein großer unterirdischer Teppich, der nur existierte, so lange er zu einem ganzen Bild miteinander verwoben war. Würde man auch nur ein Stück davon herausreißen, nur ein Loch - und sei es noch so klein - darin erschaffen, würde dies jede einzelne andere Pflanze spüren. Ein großer Organismus, angewiesen auf jede einzelne Zelle, die sich in ihm befand.

Was jedoch am interessantesten an jenem Organismus war, war die Tatsache, dass das Ende des Wurzelgeflechtes 
zu Einem führte. Durch ihn war das Moor entstanden. Er fühlte wie es lebte und er fühlte, wenn es litt. Vielleicht war es ähnlich zu einem Kind und seiner Mutter, auf ewig verbunden, egal wie weit sie voneinander getrennt waren. Es wurde durch einen geboren und die Verbindung nur durch den Tod zu trennen. Und so war auch jener mit seinen “Kindern” verbunden.
Das Moor spürte seine Launen, gehorchte seinem Willen. Es wuchs durch seine Macht, erschuf Neues dazu um ihn noch stärker zu machen. Wie wenig würde es ihm doch da gefallen, wenn er den Schmerz von einem seiner Kinder wahrnehmen würde? 
 

Bei jenem Gedanken zog ein heiteres Aufglimmen über ihre Augen. Sie nutzte die geleeartige Beschaffenheit des Pilzeskopfes, um aus dem Stand einen hohen Sprung zu vollführen. Noch bevor sie den höchsten Punkt ihres Sprunges erreicht hatte, zog sie einen Pfeil aus ihrem ledernen Köcher. Und während sie mit ihren Fingern in die Sehe des Bogens griff, wandelte sich die Spitze des Pfeiles in glühendes Eisen. Mit einer fließenden Bewegung spannte sie ihren Bogen und zielte auf die Mitte des Pilzhutes, genau hinein in einen seiner giftgrünen Pocken. Als sie die Sehne wieder aus ihren Fingern entließ, surrte der Pfeil unaufhaltsam nach unten. Die glühende Spitze wandelte sich zu versengenden Flammen, die sogleich in die weiche Oberfläche einschlagen sollten.

Mit einem Bein angewinkelt, auf dem anderen kniend und die Arme von sich gestreckt, kam Liadan direkt neben dem Pfeil wieder auf dem Hut des Pilzes an. Ihr Blick war nach unten gerichtet, als die auffordernden Worte ihre Lippen verließen: “Fungus,” ihre Stimme hallte über das Moor hinweg, “wir müssen reden.” Erst jetzt sah sie wieder nach oben, über die vielen anderen Pilzkappen hinweg, fast schon, als würde sie erwarten, dass er bereits auf dem Weg zu ihr wäre oder eben in diesem Moment vor ihr erschien.

Natürlich war dies nicht der Fall, magisches Wesen hin oder her, auch er musste seine Körpermasse erst einmal von einem Ort zum anderen zu einem zusammensammeln. Oder ignorierte er sie etwa? Verspielt spiegelten sich die immer näher kommenden Flammen in ihren Augen wider, als sie sich amüsiert ein provokantes Lächeln gewährte. So griff sie nach dem Pfeilschaft und versenkte diesen noch tiefer in die Pocke des Pilzes. “Sofort.”
 
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***  Purpurne Kaiserin *** 
Verlion
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#374

Beitrag: # 52435Beitrag Verlion »

Als Verlion in die Hallen der Legion zurückgekehrt war, herrschte im Eingangsbereich ein reges Treiben. Offenbar war einiges geschehen, das ihm entgangen war. Vielleicht war aber auch etwas im Met gewesen. Dennoch konnte er recht schnell heraushören, dass neben Adrian auch Syndra, Lyvia und allen vorn auch Tanuri mehr oder minder wohlbehalten anwesend waren. Immerhin etwas.

Natürlich nahm er sämtliche Gesprächsfetzen um sich herum auf, welche allesamt um die Niederkunft Tanuris rankten, was offenbar den Hausstand in tatkräftige Bewegung gesetzt hatte.

Kurz musste er lächeln, war er so lange fort gewesen? Das konnte und wollte er eigentlich nicht glauben.

Mit den Papieren Syndras in der Hand blickte Verlion die Treppenstufen empor und überdachte, wohin sein Weg ihn als erstes führen sollte. Immerhin waren ihm manche Zusammenhänge und Umstände selbst noch vollkommen unklar.

Gerade als er sich entschlossen hatte, die Priesterin aufzusuchen, um ihr seine Glückwünsche auszusprechen und gleichzeitig vielleicht bei ihr einige Antworten aufzutun, hielt eine große warme Hand ihn am Arm zurück. A machte man einmal kein Geheimnis draus, dass man zu Tanuri ging und schon stellte sich etwas oder vielmehr jemand in den Weg. Mila, die füllige Hausdame, zog ihn zur Seite und erklärte ihm, dass es im Augenblick keine gute Idee sei.

„Euer Bruder meinte, sie bräuchte Ruhe und Kraft, auch wenn sie das anders sehen würde. Aber es war wohl keine leichte Geburt. Mylady und ihre Tochter sind aber wohl auf und ich denke ein bisschen Schlaf und eine gute Mahlzeit werden sicher schon Wunder wirken. War bei meiner Schwester damals nicht anders.“

Interessant, also nicht das mit Milas Schwester, sondern, dass scheinbar Adrian dabei gewesen war. Nun somit musste er vermutlich Adrian weniger Rede und Antwort schulden, als angenommen. Im ersten Moment war es also vielleicht weniger spektakulär, als er dachte -oder am Ende schlimmer.

„Nun dann lassen wir ihr ein wenig Schlaf.“ Nickte er, während er sich untermalend zu seinen folgenden Worten suchend umsah.. „Mein Bruder?“


„Er ist in der Empfangshalle. Ach und Lord Al Saher. Er hatte Euch zuvor versucht eine Nachricht zukommen lassen. Auch wenn er nun selbst zurück ist, vielleicht ist der Inhalt ja wichtig.“ Mit diesen Worten bekam Verlion von Mila das Pergament in die Hand gedrückt, bevor sie in die Küche eilte.

Skeptisch hob er eine Augenbraue und las auf dem Treppenabsatz verweilend kurz die Zeilen, welche aufgrund der Schrift auch ohne ein Siegel allein schon seinem Bruder zu zuordnen wären. Nun ja alle, bis auf eine. Ein Satz, welcher in geschwungener eleganter Schrift nachträglich hinzugefügt worden war und einzig und allein dafür sorgte, dass seine Mundwinkel leicht zuckten. Immerhin war die Botschaft an sich alles andere als erfreulich oder erheiternd.

Naheniel hatte Freya. Das war alles andere als gut. Aber so langsam fügte sich das eine oder andere Teil zusammen, auch wenn das Puzzle noch kein wirkliches Bild ergab. Noch nicht.

Allerdings hatte Verlion dennoch auch nicht vor, den Anweisungen nachzukommen und somit Liadan direkt in den Sumpf zu folgen. Egal, wie heikel die Situation sein mochte. Fungus würde so umso redseliger werden, wenn Liadan sich allein um ihn kümmerte und ja, sie war gut darin. Nein, nicht nur gut. Sie war nahezu perfekt dafür, ebenso, wie sie einer Meinung nach einfach vollkommen war. Sein Verhältnis zu ihm hingegen war in der Hinsicht eher kontraproduktiv. Neid und Eifersucht auf Dinge, die man nicht haben konnte, waren bei Fungus allgegenwärtig. Daher überließ er es dem Charme seiner Gemahlin, all die Informationen, die jene schleimige Nacktschnecke ihr Eigen nennen mochte, aus ihm hinaus zu kitzeln.

Auch wenn Adrians Instruktionen deutlich waren, so war es sinnvoller erst ein paar Worte mit ihm zu wechseln, anstatt mit Fungus darüber zu debattieren, wie viele Feenschnucken er ihm bieten müsste, damit er Liadan freigeben würde. Wobei das noch die amüsante Variante wäre. Der Versuch, jene auf ihn zu hetzen, damit sie ihn mit ihrem Gift blind für alles andere machen würden und am Ende von ihm nicht mehr übrig bleiben würde, als ein paar Knochen und Haut, die am Ende auf dem Markt landen würde, lag dabei wesentlich näher. Fungus war aber auch nachtragend und ein wirklich schlechter Verlierer.

Sein Bruder war hier. Vor Ort. Und nachdem irgendetwas in der Taverne vorgefallen sein musste, war es klüger Informationen, auszutauschen und dann über ein weiteres Vorgehen nachzudenken, anstatt sich kopflos auf die Jagd zu machen. Somit machte er auf dem Absatz kehrt und schritt in Richtung der Empfangshalle. 
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Verlion Al Saher - Gemahl der einzigartigen Liadan Al Saher
Bruder des Adrian Al Saher

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Adrian
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#375

Beitrag: # 52437Beitrag Adrian »

Adrians Gedanken kreisten derweil noch immer um das Geschehene. Im Tempel, im Orakel und all den Konsequenzen, die sein Handeln selbst verursachen konnten. Was er für Tanuris Spross riskiert und dabei jenen Gefallen geopfert hatte - es war im Nachhinein betrachtet pure Ironie.

Es war eine Intuition, ein Instinkt, dem er gefolgt war und somit nichts, was er in vollem Umfang überdacht hatte. Es war nicht einmal ein direkter Befehl des Herrn gewesen, weshalb er nun hoffte, dass es am sich am Ende nicht doch noch als Fehler entpuppen würde, insbesondere, da das Mädchen bei ihm in seinen Fängen war. Was war nur in ihn gefahren, dass er so unüberlegt gehandelt hatte?

Gerade wollte er die Schatten fortwischen, welcher ihm das Gemach der Priestertochter zeigte, als er in jenem Fenster einen gedämpften Lichtstrahl erblickte. Die Tür öffnete sich. Im ersten Moment wachsam, hielt Adrian in seiner Bewegung inne und fixierte den Spalt, der sich in den Schatten offenbarte, mit verengten Augen.

Vielleicht war er in der Hinsicht paranoid, aber da ihm mancher Zusammenhang zu den Geschehnissen noch immer fehlte, reagierte er bewusst mit großer Vorsicht und beobachtete die Szenerie, die sich ihm unwissend für jenen, der sich Zutritt verschaffte, bot.

Seine Hand, welche die Schatten für ihn kontrollierte, hielt noch in der Bewegung inne, während die Anspannung kurzzeitig anstieg. Immerhin wusste Adrian, dass alles denkbar sein konnte und am Ende nichts wirklich unmöglich war. Für einen Bruchteil eines Momentes hielt er die Luft an, bevor sich seine Züge entspannten.

Es war ein schmales Lächeln, welches seine Lippen formte, als seine andere Hand das Glas an jene führte und er noch einen Schluck von der hochprozentigen honigfarbenen Flüssigkeit genüsslich über seine Zunge tanzen ließ, während seine Augen dem Gast der jungen Tochter der Legion folgten.

Scheinbar war irgendwo doch noch mehr als nur das eiskalte, selbstverliebte Miststück in der Priesterin verborgen. Einen Charakterzug von ihr, den sie vermutlich kaum offenkundig zeigen würde, aber dessen Zeuge er wurde. Fast schon ein wenig fasziniert betrachtete er das schemenhafte Tun, welches die Schatten ihm widerspiegelten. Ein Ritus. Ein Geschenk, welches die Priesterin ihrer Tochter offenbar machte und zugleich vermutlich eine Bürde sein konnte. Woher sollte er es am Ende wissen, denn er konnte nur sehen und nicht hören, was vor sich ging.

Hatte er selbst bei der Wahl um Leben und Tod die richtige Wahl getroffen? Nun, er hatte diese Tanuri abgenommen und an ihrer statt darüber entschieden. Beim dunklen Lord. Sie würde ihn dahingehend sicherlich noch durchbohren und so wie er sie einschätzte, lagen die Chancen sehr hoch, dass sie versuchen würde, all das, was ihr gegeben worden war und sein eigenmächtiges Handeln, mit größter Kunst zu zerlegen. Immerhin Undank war der Welten Lohn, und nachdem, was er bisher hatte kennenlernen dürfen, war sie nicht gerade der umgänglichste oder gar dankbarste Mensch. Ob sie ihn hasste oder nicht, war ihm im Grunde gelinde gesagt egal. Ihm ging es allein nur darum, Ogrimars Befehlen zu folgen und nicht ihren Launen.

Aber vielleicht täuschte er sich auch, und ihre Denkweise war pragmatisch genug, um es zu verstehen. Der dunkle Meister hatte ein Leben gefordert, um ein anderes zu retten. So simpel war die Gleichung. Und der Rest? Der Gefallen?

Adrian konnte nur darauf vertrauen, dass es wahrlich in dem Sinne des dunklen Lords gewesen war, das andere Kind zu retten und jenen Trumpf, den er sich für alle Fälle bereit gehalten hatte, nicht voreilig ausgespielt zu haben. Wohl kaum würde er dafür eine zweite Chance bekommen.

Dahingehend blieb seine Hoffnung vorerst auf Liadan beschränkt, denn so wie man ihm berichtet hatte, war Verlion noch nicht zurückgekehrt. Es war somit vorerst an ihr allein, das Kind zu finden und zwar in einem Stück. Ein Glücksspiel, wenn seine Intuition über den Ort, an den Naheniel sie gebracht hatte, ihn nicht täuschte.

Aber alles andere hätte fatale Konsequenzen, wohingegen der Zorn einer vielleicht emotionalen Priesterin vergleichsweise ein Kindergeburtstag wäre.

Wo zum Henker Verlion abgeblieben war, wusste er bisweilen nicht. Nur, dass jener kurz nach Tanuri die Legion verlassen hatte. Gerade wollte er die Szenerie wechseln und sehen, ob man ihm einen Blick auf seinen Bruder gewähren würde, als etwas ihn eine Regung hinter ihn dazu brachte, die Visionen abrupt fallen zu lassen. Wundersam, wie manche Zufälle sich einfach so aneinanderreihten.

„Bruder.“ Kam es kühl über seine Lippen, als er gerade das Glas absetzte. Adrians Blick war noch immer auf das Fenster gerichtet und auch wenn Verlion fähig war sich lautlos zu bewegen, wusste jener, dass er hinter ihm in der Tür stand.
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Gemahl der PriesterinTanuri Al Saher
❖ Bruder des Verlion Al Saher ❖
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-Freya-
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#376

Beitrag: # 52443Beitrag -Freya- »

Wie gebannt ruhten die großen Augen Freyas auf dem Gebäude. So sehr davon eingenommen, dass sie beinahe für einen Moment den eigentlichen Grund oder all die Gründe vergessen hatte, die sie überhaupt hergeführt hatten. Faszination und Schrecken zugleich durchfuhren ihren kleinen Körper, und sie spürte, wie sich die feinen Härchen unter dem Stoff der Robe aufstellten.

Ein leichtes Kribbeln durchzog ihr Handgelenk kurzzeitig, breitete sich langsam in ihr aus. Ein Kitzeln unter der Haut, welches ihr allzu bekannt war und welches sie jedes Mal den Atem anhielten ließ.

Oh nein. Sie kannte es bereits und dennoch wusste sie nie, was sie am Ende erwarten würde.

Freyas Blick verlor sich in dem lebendig wirkenden Symbol an der Hauswand und die Schwärze der Mauern ihre Gedanken übermannte sie wie eine Welle aus Finsternis, die über ihr zu brechen begann. Eine Welle, der sie sich bedingungslos ergeben musste.
   


   
Dunkelheit und Stille... Dieses Gefühl, mit ihrem Geist an einem anderen Ort oder einer anderen Zeit zu sein. Doch dieses Mal war sie wenigstens wieder sie selbst, oder wie immer man es nennen wollte.  Sie konnte sich bewegen und war nicht gezwungen, still und starr das mit anzusehen, was sich vor ihr abspielte. Wohl kaum würde sie es je vergessen. Auch wenn es nur Sekunden oder Minuten gewesen waren, hatte jener Anblick sich wie ein grausamer Tentakel um ihr Herz geschlungen. So war es fast eine Erlösung, dass es sich anfühlte, wie es sich anfühlen sollte. Sie war sie. Die Freya.

Ruhig blickte Freya sich um. Ogrimar hatte in dem Punkt wirklich einen Hang zur Dramatik, dass alles immer wieder mit einer schöpferischen Schwärze beginnen musste, in der sie kaum ihre eigene Hand vor Augen erkennen konnte. Doch hören konnte Freya sehr wohl etwas. Ein Geräusch.

Pulsierend wie das Symbol auf der Wand, hallte leise ein stetes Trommeln im Hintergrund, rhythmisch und paralysierend zugleich.

Langsam schritt Freya vorwärts durch die Finsternis, welche an ihr vorbeiglitt, als würde sie hunderte schwarze, hauchdünne Schleier durchkreuzen und an sich vorbeigleiten lassen. Sanft strichen jene über ihre Hände und ihre Haut, berührten sie kühl und wohltuend.

Wo immer sie war, sie hatte keine Ahnung. Wie ein rituelles Schlagen, ein Rufen, ein Beschwören, nahm die Intensität mit jedem Fuß, den sie vor den anderen setzte, zu.

Leise Stimmen, ein Singsang, einem Ritus gleich drang hervor, während das Beben der Trommeln lauter wurde und ihren Körper nahezu erfasste, indem es dem Rhythmus ihres eigenen Herzens folgte. Je weiter sie ging, desto mehr wurde sie davon getragen. Von dem hypnotischen Klang.

Freya wusste, sie sollte etwas sehen, doch was? Das Rufen und Schlagen der Trommeln konnte so vieles bedeuten. Ein Krieg? Eine Messe? Das spärliche Licht von Feuer zeichnete sich nach und nach ab, und mit jedem Schleier, den sie lüftete, wurden die tanzenden Schatten, welche die Flammen warfen, etwas deutlicher und gaben am Ende einen großen dunklen Raum frei, welcher aus düsterem schwarzen Stein gehauen zu sein schien. Es konnte auch eine Höhle sein, getragen von massiven Säulen, deren glatte Oberfläche im Schein der Flammen so lebendig wirkte wie das Symbol zuvor.
Riesige Feuerschalen brannten an jeder Säule und am Ende des Gangs rahmten Becken, in welchen ebenfalls die Flammen aufloderten, den Raum.

Im Grunde waren jene es, die der Szenerie erst eine Form von Leben einhauchten. Durch ihr Züngeln und Auftanzen gerieten die Schatten jener in dunkle Kutten gehüllten Gestalten, die regungslos und mit gesenktem Blick der Ursprung der des rituellen Summens zu sein schienen, erst in Bewegung. Beim dunklen Lord. Alles darin wirkte auf eine ergreifende Weise erhaben.

Unscheinbar schritt Freya an jenen vorbei, doch suchte ihr Blick immer wieder einen Weg nach oben, um vielleicht etwas in den Schatten der Kapuzen erkennen zu können, aber auch in der Hoffnung, dass sie in dieser Vision auch nur ein Beobachter und kein Teil dessen sein würde.

Neugierig schaute sie auf, doch alles, was sie neben dem fließenden schwarzen Stoff erkennen konnte, waren Gesichter, die nicht mehr als eine verschwommene Düsternis darstellten.

Mittlerweile wusste sie, dass man sie zwar in der Regel nicht wahrnahm, dass sie eigentlich nicht hier war, und doch schien der Humor des Dunklen sie immer wieder dennoch daran erinnern zu wollen, dass nicht alles nur Schein war, sondern Realität werden konnte oder dazu wurde.

Grund genug, warum sie dennoch versuchte, möglichst berührungslos an jenen vorbeizukommen. Nach den ganzen letzten Stunden wollte Freya nichts mehr ausschließen und mit Sicherheit würde sie nie wieder behaupten, dass etwas unmöglich sein konnte.

Langsam und bedacht schlängelte sie sich an jenen vorbei, um zu sehen, von was jene Zeuge werden sollte, wovon all jene Gesichtslosen Zeuge geworden waren.

Irgendetwas sollte sie sehen und das waren wohl kaum die Gestalten selbst.
„Oh!“ Kam es einem Flüstern gleich über ihre Lippen, als sie die letzte Barriere durchschritt und die lodernden Flammen drei finstere Silhouetten umgaben, von denen nur eine zu ihr gewandt war.

Vor ihr stand jemand dem Meister nicht ganz unähnlich, und allein seine Präsenz ließ sie vor Ehrfurcht fast nach Luft schnappen. Schlicht und in Schwarz gefüllt bedurfte es keiner schmuckvollen Roben oder irgendwelcher Reliquien. Seine Präsenz reichte allein aus, um sogar sie als unbeteiligte mit einer erdrückenden Ehrfurcht zu ergreifen.

Seine Finger waren in einen schimmernden Kelch getaucht. Ganz offensichtlich Blut, wie sich zeigen sollte, als er jene aus dem Gefäß erhob und jenen beiden, die vor ihm standen, damit scheinbar über die Stirn fuhr.

Es war nur ein kurzes Blinzeln, bevor sie plötzlich das mit Blut gemalte Zeichen vor sich sah. Ganz nah, als wäre sie direkt davor. Gezeichnet auf zarter, blasser Haut. Doch mehr konnte sie in dem Bruchteil einer Sekunde nicht erkennen, da die Flammen aufschlugen und sie geblendet die Lider senken musste. Bilder des Symbols durchzuckten sie wie Blitze, nur damit Freya im nächsten Moment feststellen konnte, dass sich etwas verändert hatte. Sie war noch immer dort.

Der Raum war derselbe und noch immer schlugen Trommeln eben und gleichmäßig wie ein pochendes Herz. Auch die Gestalten waren dieselben. So der Anschein, denn die Gesichter waren noch immer für sie vollkommen verborgen.

Nun jedoch standen sie im Kreis, in dessen Mitte eine hochschwangere Frau auf dem kalten, nackten steinernen Altartisch lag. Ihr Bauch wölbte sich markant in die Höhe und ihrem Gesicht nach zu urteilen, litt sie höllische Schmerzen, auch wenn kein Schrei scheinbar ihre Lippen verließ.

Bei Ogrimar, warum half ihr niemand. Gerade wollte sie einen Schritt auf jene zu machen, als sie die erhabene Gestalt auf die Frau zuschreiten sah. Ein silberner Dolch funkelte verheißungsvoll in seiner Hand. Eine Klinge, die Freya sehr bekannt vorkam, ein Schmerz, der ihr bekannt vorkam, weshalb sie instinktiv ihre Hand ausstrecken wollte, um ihn abzuhalten.

Doch erneut tanzten die Flammen auf, blendeten sie, nur um sie dieses Mal allein in der Dunkelheit zurückzulassen. Ihre Hand schwebte nun vor einem Spiegel. So groß, wie sie selbst und doch sah sie nicht sich in der normal glänzenden Oberfläche inmitten es Rahmens, sondern ihn. In einer schwarzen Robe gekleidet sahen seine blauen Augen auffordernd zu ihr.


„Vertraust Du mir Freya?“ hörte sie seine Stimme warm und so vertraut, währen er ihr seine Hand entgegenstreckte. „Es ist nur ein letzter Schritt und nichts kann uns mehr trennen.“

„Du lebst.“ Kam es wie eine Erkenntnis flüsternd über ihre Lippen. Doch gerade als sie ihre Hand in seine legen wollte, ließ Freya etwas erschrocken zusammen. Etwas oder jemand berührte sie, jedoch nicht hier, sondern dort wo ihr Geist ihren Körper zurückgelassen hatte. Bestimmung.“ Hallte eine dunkle Stimme in ihren Gedanken wider, als alles um sie herum verschwamm, und alles wie ein imaginäres Kartenhaus zusammenbrach.
 


 
Unsicher, wo sie gerade war, wer da sprach und gleichzeitig, mit dem Gefühl entdeckt worden zu sein, atmete sie tief ein und aus.

Alles verschwamm in jener Sekunde in einem Nebel aus Finsternis und löste sich auf, nur um in Haedinns funkelnde Augen zu sehen und sein breites, von gelben, kantigen Zähne gespicktes Grinsen zu erblicken.

Der Streuner war es, der sie wieder aus der verschwommenen Welt zurückgeholt hatte, in der sie selbst wohl scheinbar nur die harten Konturen des schwarzen Steins wahrgenommen hatte, in welchem das Symbol mit seinem Pulsieren, seinem Fluss lebendig erschien.

Noch immer klopfte ihr Herz vor dem Schreck wie wild klopfte. Und doch war sie froh, seine Stimme zu hören. Unglaublich. Mit den viel zu weiten Ärmeln des Stoffes umarmte sie den Kater im Überschwang der Erleichterung.

„Streuner!“ Kam es überrascht und zugleich fast mit einem erleichterten Lächeln über ihre Lippen, welches jedoch aufgrund der Kapuze fast gänzlich vom Stoff verdeckt wurde.

So schnell hatte Freya nicht geglaubt, ihn zu finden, wenn überhaupt. Diese Stadt wirkte riesig und zugleich hätte er auch überall, wo auch immer sie waren sein können.

Ogrimar sei Dank hatte jener sie beide dennoch zusammengeführt. Eine Fügung. Ganz sicher, auch wenn das, was sie hatte sehen sollen, von ihm unterbrochen worden war. Kurz wandte sie ihren Blick auf das Gebäude, bevor sie wieder zu dem Kater sah. Sie würde es herausfinden. Früher oder später. Und was immer es war, was sie gesehen hatte - Vergangenheit oder Zukunft ... Ein ‚könnte‘ oder ein ‚wird sein‘,..., das spielte keine Rolle, denn sie war hier und jetzt und genau dort brauchte sie Hilfe.

„Bei Ogrimar. Dich schickt der dunkle Lord.“ Ihre kleinen Hände zogen sich aus der Umarmung zurück, als sie ihn freigab. Fast wie bei einem echten Kätzchen, liess sie ihre Finger an den kleinen spitzen Ohren unterhalb der Wange entlanggleiten, bis sie wieder aus dem Schatten ihrer Kapuze heraus die lädierte Gestalt des Katers mit großen Augen ansehen konnte.  „Naheniel...“Begann sie mit leicht belegter Stimme, als plötzlich die Erde unter ihren Füßen erzitterte.  Nur ganz leicht geriet die Welt ins Wanken und offenbar nicht nur für Freya, deren Magen sich noch immer anfühlte, als hätte man ihn durch einen Fleischwolf gezogen. Der Gedanke, an Naheniel machte es nicht besser, sondern wühlte sie nur noch mehr auf. Sie war wütend auf ihn und dennoch hatte sie eine Todesangst um ihn. Wie sollte sie auch mit jener Ungewissheit an so etwas wie Schlaf oder Essen denken. 

Doch auch wenn Freya vielleicht kostbare Zeit mit der Vision vielleicht vergeudet haben mochte, so hatte sie wenigstens nun das Gefühl einer Erkenntnis in sich. Eine Erkenntnis, die ihr sagte, dass sie ihn finden musste, koste es, was es wolle. Die Frage war nur, wie hoch der Preis am Ende dafür sein würde.

„Die Tunnel sind eingestürzt und er muss dort noch irgendwo sein. Ich konnte ihn nicht finden und vielleicht ist er verletzt und allein. Da waren nur riesige Statuen, die den Weg nicht freiräumen wollten. Bitte, Du musst mir helfen, ihn zu finden, weil ..." Fast als würde sie erwarten, dass er den Zusammenhang verstehen würde, was sie von ihm erbitten wollte, brach sie ab. Warum, wieso und weshalb hatte niemanden zu interessieren.  Nein, er war in Gefahr.  Das reichte doch schon aus oder nicht? Tod war Naheniel unmöglich. Das würde sie spüren, da war sie sich sicher. Aber das ging den Streuner auch nichts an. Nein, nun konnte der Kater sich vor ihr beweisen oder eben auch nicht. Freund oder Feind.
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Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
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Haedinn
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#377

Beitrag: # 52444Beitrag Haedinn »

Hatte ein böser Geist von dem Mädchen Besitz ergriffen oder war sie vor Erschöpfung einfach nur im Stehen eingeschlafen? Fragend neigte er den Kopf zur Seite, wobei seine zahlreichen Ohrringe klimperten. Tod konnte sie nicht sein, dafür stand sie schließlich ziemlich aufrecht. Haedinn reckte eines seiner Ohren ihrem Gesicht entgegen. Sie atmete. Ziemlich gleichmäßig sogar. Was er allerdings unter ihrer Kapuze erkennen konnte war, dass ihre Augen nicht geschlossen waren, sondern gespenstisch in eine Leere blickten. Etwas verstörend, seiner Meinung nach, aber für diese Welt schon eher völlige Normalität.

Sie schlief also nicht. Hm, hatte sie etwa den Verstand verloren? Es wäre nicht weiter verwunderlich. Nur Wenige konnten jenen über die Jahre in einem Gesamten bei sich behalten. Bei Manchen geschah der Verlust eben etwas früher als bei den Anderen.
Manchmal stellte er sich selbst sogar die Frage, ob seiner noch in einem Stück war. Leicht zuckte er bei dieser Überlegung mit den Achseln. Selbst wenn, dies stand ja gerade wohl nicht zur Debatte. 
 

Prüfend ließ er seinen Blick durch die Umgebung gleiten. Niemand schien von ihnen Notiz zu nehmen, was es ihm erlaubte, seinen Kopf sacht an ihre Hüfte zu stupsen. Als sie daraufhin aber keinerlei Regung zeigte, rieb er jenen noch ein wenig stärker an ihr. Er musste nur höllisch aufpassen, sich nicht in dem Drang zu verlieren, in ihrem Duft zu versinken. Wieder erhielt er von ihr keine Reaktion auf sein Tun. “Bist du etwa kaputt, Menschenkind?” Mit funkelnden Augen betrachtete er Freya von oben bis unten, als sie sich plötzlich zu bewegen begann, ganz so als hätte jemand an dem Schlüssel einer Puppe gedreht und sie zu neuem Leben erweckt. 

Ihre unerwartete Umarmung kam mehr als überraschend. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet und somit war er zu überwältigt, um dieses kurze Geschenk ihrer Nähe voll und ganz auskosten zu können und ihren Geruch in die Windungen seines Gehirns strömen zu lassen, wo es all jene Farben zum tanzen brachte, die ihm in dieser tristen Umgebung nur selten begegneten. Aber schneller als er sich versah, löste sie ihre Arme wieder von ihm und begann darauf los zu plappern.

Er versuchte sich nichts von der Enttäuschung, ob des ihm entgangenen Rausches anmerken zu lassen und stattdessen ihren zusammenhanglosen Worten zu folgen. “Und nun erwartest du, dass ich mit dir zurück in die Tunnel gehe um deinen Freund zu suchen?” Ein heiteres Glimmen huschte über seine leuchtenden Augen. “Hast du denn schon vergessen, Menschenmädchen? Deine Entscheidung war endgültig und unwiderruflich. Die Türe, die du geöffnet hast, befindet sich längst nicht mehr dort, wo sie war. Und die Türe, die du hinter dir geschlossen 
hast, führt dich nun an einen völlig anderen Ort. Das sind die Gesetze, denen wir hier alle folgen müssen.”

Leise kicherte er, während sein Kopf begann sich im Uhrzeigersinn zu drehen. Mal waren die Augen oben, mal waren sie unten, mal stand sein Grinsen auf dem Kopf, mal war es wieder dort, wo es hingehörte. “Verwirrend, nicht wahr? Aber du wirst es schon noch lernen.” Mit einem knappen Griff gegen seinen Kopf, hörte jener mit der Drehung auf. Noch etwas schief saß sein Grinsen, doch dies sollte nicht weiter störend sein. “Du solltest nach vorne blicken, Menschenkind. Sei nicht länger Sklave deiner Erinnerung. Erst dann wirst du fähig sein, das zu finden, nach was du suchst.” Zu gerne hätte er sie weiter verwirrt und mit ihrem Geist gespielt, doch er wurde jäh unterbrochen. 


Laut war das Brüllen, welches den Boden unter ihnen merklich zum Erschüttern brachte. Aus den hängenden Bergen lösten sich gewaltige Felsformationen und schlugen ein, so sie denn einen Untergrund dafür fanden. Erschrocken stoben einige der Bewohner der schwebenden Inselformationen auseinander und versuchten auf jene Weise, den fallenden Felsbrocken zu entgehen. Aber der Fall war unvorhersehbar und so wurden nicht Wenige unter ihnen zerquetscht und fanden dort ihr steinernes Grab. Einige versuchten ihr Glück uns sprangen vom Rand der Stadt, hinein in die Wolken. Ob sie jemals wieder einen Boden berührten, wird uns ein Geheimnis bleiben. 

Was auch immer hier geschah, es verhieß nichts Gutes.
Nur einer kann diese Welt zum zerbrechen bringen und freiwillig würde er dies ganz gewiss nicht tun. 
Und so plötzlich, wie der Zerfall begonnen hatte, erstarrte er. Felsen, die soeben noch gefallen waren, schwebten in der Luft, ganz so, als hätte die Zeit vergessen, weiterzulaufen. Doch verloren sie dabei nichts von ihrer Bedrohung. Das Kreischen, der zahlreichen Wesen um sie herum, erstarb, gleich so wie das Donnern der wütenden Berge. “Interessant.”
Es war, als hätte die Welt den Atem angehalten. Lange würde es wohl nicht dauern, bis jene zurück in ein tosendes Gebrüll übergehen würde und so wand Haedinn seine Aufmerksamkeit wieder Freya zu. 


“Schade, wir scheinen keine Zeit für Sinnspiele zu haben.” In seinem Lächeln sollte sie wahres Bedauern erkennen, bevor jenes zum ersten Mal einer ernsten Miene wich. Geräuschlos sprang er über sie hinweg, drehte sich hinter ihr herum, um sich dann zu ducken und zwischen ihren Beinen hindurch wieder aufzurichten. Groß genug war er um sie zu tragen, nun musste er nur hoffen, dass es nicht ihr erster Ritt auf einem Kater war. Welch ein Wortspiel.

“Nicht fallen, kleines Menschenmädchen.” Und so spurtete er los, nach links, nach rechts, zwischen all jenen Figuren hindurch, die immer noch erstarrt waren. Ihre Münder weit aufgerissen um einen angsterfüllten Schrei aus den tiefen ihrer Seele herauszulassen. Manche hatten sich zusammengeduckt und die Arme schützend über ihren Kopf gehalten. Als würden sie sich in jener Position vor den fallenden Steinen retten können. Was für eine lächerliche Annahme dies war, würden sie spätestens dann merken, wenn das Rad der Zeit wieder in Schwung kam. Doch Haedinn sollte es nur noch mehr anspornen, seine Pfoten in nahezu lautlosem Galopp über den Boden schweben zu lassen. Hier und da setzte er zu einem geschmeidigen Sprung an, um schneller über Hindernisse zu kommen, die ihnen im Weg waren.

Da er das Gewicht auf seinem Rücken noch spürte, musste er sich eigentlich nicht sorgen, seine Reiterin verloren zu haben. Dennoch erlaubte sich ein Auge an seinen Hinterkopf zu wandern, um nachzusehen, ob mit dem Kind alles in Ordnung war und es noch fest auf seinem Rücken saß. “Wie ich sehe, befindet sich dein Kopf noch auf deinen Schultern. Du scheinst dich also nicht verloren zu haben. Noch nicht.” Das Auge fand zurück an seinen eigentlichen Platz, während seine Pfoten die beiden in atemberaubender Geschwindigkeit immer weiter trugen. Endlos war sie nicht, die Stadt der hängenden Berge. Irgendwo musste er Schutz für sie finden, denn es war nicht vorherzusehen, wie schnell die Zeit wieder zurückkehren würde. 
 
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Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
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Das Nichts
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#378

Beitrag: # 52446Beitrag Das Nichts »

Ein grausames stetes Hämmern sollte Naheniels Schläfen heimsuchen. Unbarmherzig und schonungslos, als würde etwas in seinem Inneren pulsieren.

Genug geschlafen, Sonnenschein. Wirst du wohl aufwachen?
Ich weiß, dass du mich hören kannst, großer Verdammnisbringer.
Was würdest Du nur ohne mich machen. Im Chaos versinken? 
Wohl kaum könntest Du Dir alleine die Stiefel zubinden.

Hat sich noch niemand gefragt, woher ein so erbärmlicher
Versager wie du eigentlich diesen Beinamen hat?


Es war ein Flüstern in seinen Gedanken. Ein Schatten, der sich an seinen Geist haftete und ihn mit gnadenloser Penetranz wissen ließ, dass er da war, mit all seiner Verachtung und seinem Spott.

Nur ganz nebenher.
Ich will ja Dein kleines Nickerchen und die fantasievollen Träume eigentlich nicht stören,
aber Dir ist schon bewusst, dass sie dir entkommen ist.
Und bevor du fragst, wer. Der Schlüssel Du Dilettant!
Weißt Du anfangs dachte ich ja fast, du wolltest das kleine Ding mit einer Illusion weiter in dein klebriges Spinnennetz locken.
Nettes Ambiente.
So viel düstere, morbide Romantik.
Ein vages Versprechen in Aussicht stellend.
Herrje. Da geht einem fast das Herz auf, wenn man eines hat.
Aber dann habe ich deinen eigenen dummen Gesichtsausdruck dabei gesehen.

So armselig und bemitleidenswert, dass man sich fragen muss, wer mit wem spielt.
Wärst Du jener, der Du meinst zu sein, hättest Du Dir nehmen können, was Du wolltest.


Ein mahnendes Schnalzen mit der Zunge war zu vernehmen.

Ich an deiner Stelle würde mir jetzt schon überlegen, was geschehen wird,
wenn sie auf deine kleine Gespielin trifft, die du ja anscheinend zu allererst in deinem kleinen Träumchen erwartet hast, zu sehen.


Erbarmungslos sollte das Hämmern in seinem Kopf zunehmen.
Ein Gefühl, als wolle etwas oder jemand ihm die Wahrheit in die Gedanken rammen.


Was wurde Dir nicht schon alles genommen.
Und nun entgleitet Dir selbst die Macht über eine Welt, die Du geschaffen hast.
Bist Du etwa so durcheinander, dass Du die Kontrolle über Deine eigene Schöpfung verlierst?


Fürchtest Du Dich davor, wenn nichts mehr von dem, was Du aufgebaut hast, weiter existiert?
Du weißt, dass Deine Schöpfung sich aus dem Leid aller Wesen nährt und Du daraus Deine Kraft und Deine Macht ziehst.
Was bleibt also von Dir, wenn sie nicht mehr Deinem Willen gehorcht und sich Deinen Launen unterwirft?


Das Moor hat sich selbst verschlungen und der ewige Wald steht in Flammen. Klingelt da etwas?

Du solltest anfangen, es zu begreifen: Sie ist es, die Deine Welt übernimmt und sie zerstört.
Sie wird immer stärker, sie wird Dich überflügeln.
Denn ohne es zu wissen, steigert sich ihre Kraft durch ihr eigenes Leid in unberechenbare Dimensionen.


Fragst Du Dich wirklich, welchen Schmerz sie verspürt? Oh, bist Du so blind?

Für einen Moment hielt die Stimme inne. Ganz so, als wollte sie es Naheniel erlauben darüber nachzudenken.
Ein kurzer, symbolischer Augenblick, bevor ein spöttisch resümierender Klang davon zeugte,
dass sie vorerst das Interesse verlor oder sich bereits an seinem vorhersehbaren nächsten Scheitern erfreute.

Bald schon wirst Du nicht länger die Augen davor verschließen können.
Du wirst sehen, dass du längst das Mittel zum Zweck bist und sie wird es sein, die dich benutzt.
Du wirst Dein Scheitern erkennen und endlich das verkörpern, was du immer warst. 
Der Dreck unter ihren Schuhen. Nicht mehr
Du wirst Deine Bestimmung finden.
Oh ja und dann, wenn sie dir alles genommen hat,
 wird sie auch Dich zu Staub zertreten.


Ein teuflisches Lachen ließ die Dunkelheit vibrieren.
Ein Echo, welches unerbittlich widerhallte.
Ein Zittern erfüllte die Schwärze, welche wie Sand auf ihn zu rieseln begann, bevor sie wie ein Spiegel in tausend messerscharfe Teile zersprang

Sieh Dich um, Naheniel. Mach die Augen auf.

Fragmente der Finsternis stürzten förmlich tosend auf ihn ein, schnitten sich schmerzhaft in sein Fleisch und reihten sich in das qualvolle Hämmern in seinem Schädel ein.

Die Zeit läuft.... ab...
Fungus
Kräuterkundiger / Kräuterkundige
Beiträge: 17
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 18:51

#379

Beitrag: # 52450Beitrag Fungus »

Die Pocke zerplatzte und setzte einen schimmlig grünen Schwall aus Sporen um Liadan frei, welche sie glimmenden und funkelnd umschlossen, nur um sie an einem tief verborgenen Ort freizugeben. Einem Ort so tief verborgen, dass es einer besonderen Einladung bedurfte, um ihn zu betreten.

Ein schwammiges Licht erfüllte jenen Raum oder vielmehr die Höhle, in der sie sich wiederfinden sollte. Nicht wohnlich, außer jemand liebte kalten, feuchten Stein und den morbiden Geruch von Erde und Verwesung.

Moderige Gerüche, gepaart mit dem eisernen süßlichen Duft von Blut und Tod gingen einher, während man bei genauerer Betrachtung diverse Einblicke in kleine, von Gitterstäben gesäumte Einbuchtungen erkennen konnte.

Auf einem steinernen Tisch lag der leblose Körper einer Meerjungfrau oder vielmehr einer Frau, welcher man den Unterkörper eines Fisches angenäht hatte.

Ihre Eingeweide waren ihr förmlich rausgerissen, während nur einen Raum weiter, ein lebloser Köper sich durch die Stäbe entgegen reckte. Leblos und nur gehalten von dem Metall seiner letzten Ruhestätte, war sein Schädel zertrümmert. Blut sickerte noch immer hervor und neben dem Geruch von Vergänglichkeit schwängerte jenes die Höhlen noch zusätzlich mit seinem Duft. Leises Stöhnen drang von allen Seiten hervor. Doch on jenes einem oder zig Wesen gehörte, welche sich in ihren letzten Atemzügen befanden, konnte man nicht sagen, denn die Wände trugen jedes Geräusch um ein vielfaches wieder.

Leichenreste, zerfetzt und angefressen lagen auf dem Boden, während einige rattenähnliche Wesen wie aufgewühlten Hühner an ihr vorbei in die Dunkelheit flüchteten. Ihre spitznasigen Schnauzen mit grausam gespaltenen Zähnen versetzt, während ihre großen dunklen Augen gefährlich in der Dunkelheit aufblitzten.

Ein schlurfendes Geräusch hallte in der dunklen Ecke wider. Schwerfällig und langsam, bevor ein kurzer Luftzug einem Wesen mit empfindlichem Magen das Atmen kurzzeitig erlaubte.      
   
„Liadan…“
   
Ihr Name hallte von den Wänden wider, getragen von etwas wie absoluter Hingabe und gleichzeitig vollkommener Abscheu.
    

„Kaum ein guter Moment, um Forderungen zu stellen. Erst recht nicht für ein Menschlein.“
   
Das schabende Geräusch von ledriger Haut kam näher, doch schien es von allen Seiten zugleich zu kommen. Ebenso wie seine Stimme, welche hörbar Zorn, Hass und Wut mit sich trug.
     

„Was willst Du?“
   
Das Flüstern von Fungus war leise, aber nicht minder vernichtend. Und wie weitreichend sein Zorn gehen mochte, blieb ihrer Fantasie selbst überlassen. Jeden anderen Zweibeiner hätte er auf kunstvolle Weise getötet und den Schnucken zum Fraß vorgeworfen. Allesamt bis der eine Letzte, den er nicht töten durfte, in seinem Käfig zwischen all dem Verfall selbst verrotten konnte.

Liadan, ja sie bildete vielleicht die eine glorreiche Ausnahme unter allen anderen. Immerhin stellte er seine Regeln auf. Und ja, er hatte etwas übrig für sie, war sie auf eine Weise immerhin doch etwas besonders. Ein Freigeist, ein Glühwürmchen, deren Licht zwischen den Pilzen im Moor zu tanzen wusste. Dass sie hier auftauchte. Er hätte damit rechnen sollen, dass, wenn vonseiten des Generals jemand sich vorwagen würde, man sie dafür erwählt hätte. Wohl kaum war sie aus einem anderen Grund hier. Oder doch?

Seine Stimme wurde kurz sanfter, wenngleich sie nichts von dem gefährlichen Unterton verlor, welcher die innere Raserei, die in ihm tobte, deutlich auszeichnete.    
    
„Sprich Schmetterling.“
Fungus Pedites
- Ein Vertrag ohne Kleingedrucktes ist das Werk eines Idioten -
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Naheniel
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#380

Beitrag: # 52456Beitrag Naheniel »

Zeitgleich, als die Aufmerksamkeit Freyas in ihrer Vision gefesselt war, wurde Naheniel eingehüllt von den schneidenden Worten des Nichts. Sein Geist war gefangen in den langgliedrigen Klauen der körperlosen Worte, was wohl der Grund dafür sein mochte, dass er, anders als es sonst der Fall gewesen war, nichts von dem sah und nichts von dem fühlte, was Freya sah und empfand. Hier war er abgeschnitten von dieser und allen anderen Welten, die noch existieren sollten.  


Als die Worte auf ihn niedergingen, versuchte er sich seine Verunsicherung nicht anerkennen zu lassen.
Wo, in Ogrimars Namen, war er überhaupt?
Er konnte sich nur noch schemenhaft an die letzten Momente in dem Tunnel erinnern. Die Flucht vor den Felsen, die Begegnung mit Haedinn.
Und dann: Schwärze. Nichts als Schwärze und eine Kälte, die durch all seine Glieder drang und sie beschwerten.
Mehrmals drehte er sich herum, versuchte der körperlosen Stimme zu folgen und auszumachen, woher sie kam. Doch dies war eine mehr als vergebene Liebesmüh.

Es war nicht nur ein Nichts, das zu ihm sprach, sondern es war auch das Nichts, was ihn umgab. Es gab weder einen Boden, noch Wände, die den Raum, in dem er sich befand, eingrenzen konnten.
Wäre er an dieser Stelle ehrlich mit sich selbst gewesen, so hätte er vielleicht erkannt, dass in einigen Worten ein gewisser Funke der Wahrheit lag.
Wahrheit, die wohl darauf abzielte, dass er zerbrach, so wie es die Wirklichkeit um ihn herum langsam tat.
Wahrheit, die ihn vergessen lassen sollte, wer er war und ihm das rauben wollte, woran er glaubte. 
Wahrheit, die ihm nun das vor Augen hielt, was er versucht hatte nicht zu sehen.  
 

Das Gewicht, das die Düsternis auf ihn legte, drückte ihn zu Boden, ließ ihn in die Knie gehen. Es presste ihm die Luft aus den Lungen und sichtlich erschöpft und kraftlos schloss er die Augen, versuchte nochmals nach Atem zu ringen, um sich nicht der Schwäche des eigenen Körpers hingeben zu müssen.
Aber weiterhin prasselten die Worte des Nichts ohne Unterlass auf ihn ein, beschwerten sein Bewusstsein und seine Kraft, bis es kaum noch auszuhalten war. Wie eine Decke aus massivem Eisen, hatten sie sich über ihn gelegt und versuchten seinen aufkeimenden Widerstand zu lähmen.
Wie ein tausendfaches Echo, hallten die Worte in seinem Kopf nach, wurden lauter, verstärkten sich und hämmerten auf ihn ein.


Der Schlüssel ist Dir entkommen.
Alles was Dir genommen worden ist.
Du verlierst die Kontrolle über Deine eigene Schöpfung.


Und dann zersprang die eisige Schwärze um ihn herum, bohrte sich in seine Haut und hinterließ dort brennende Rinnsale des Schmerzes.
Eine boshafte Erinnerung daran, dass auch er nur menschlich war.
Hatte die Stimme vielleicht recht? War er am Ende das Nichts, nicht einmal gut genug dafür, ein kleines Mädchen nach seinem Willen zu lenken und die Herrschaft über seine eigene Schaffung zu behalten? 


Wärst Du jener, der Du meinst zu sein, hättest Du Dir nehmen können, was Du wolltest.  

Fast wäre er der Versuchung erlegen, sich in den Abgrund fallen zu lassen, der ihm präsentiert wurde. Kein Abgrund im buchstäblichen Sinn, denn nach wie vor war alles um ihn herum verschluckende Schwärze, die ihm weder ein vor, noch zurück und kein oben oder unten aufzeigte.
Aber wenn es genau das war, was die körperlose Stimme von ihm wollte, so müsste sie ihre Art und Weise der Handlung nochmals überdenken.
Naheniel wusste wer er war.
Und so verschloss er sich, für das Gift der Worte, welches ihn schwächen und seinen Geist töten sollte. Er ignorierte die Last der Düsternis und erlaubte sich zu atmen, seine Lungen mit dem zu füllen, was sie zum Leben brauchten und was sogleich durch seinen ganzen Körper rauschen sollte.
 

Mach die Augen auf.  

Ein gefühlskaltes Lächeln zog über seine Lippen. Er öffnete die Augen und blickte direkt in das Nichts hinein.  
„Ich nehme mir immer das, was ich will.“

Immer noch auf seinen Knien hob er eine Hand und sammelte die zerbrechende Finsternis zu einem surrenden Strudel. Er fand zurück zu seinem Element, der Dunkelheit, die die Verdammnis brachte.
„Du willst mich bezwingen? Wohl an, diese Herausforderung nehme ich zu gerne an.
Bedenke bei unserem nächsten aufeinandertreffen aber die Wahl Deiner Waffe.
Ich manipuliere die Dunkelheit und die Abgründe der Seelen schon zu lange, als dass ich mich davon beeindrucken lassen würde.“


Während er in das Nichts sprach, wurde der Strudel in seiner Hand immer größer. Ein gefährlicher Zauber, wenn man bedachte, aus welcher Magie er gewoben wurde. Unberechenbar das Ergebnis, da durchaus die Möglichkeit bestand, dass er einen in tausend fleischliche Stücke zerriss. Selbst die zerfallende Schwärze um ihn herum, nahm er wie ein schwarzes Loch auf und verschluckte sie.
Und dann, in jenem Moment als die Finsternis bedrohlich zu zittern begann, erstarb das Surren zu unerträglicher Stille.
Gerade als der Zauber bereit war, in sich zu implodieren und alles zu zerfetzen, ließ Naheniel sich in die wabernde, schwarze, verschlingende Masse hineinfallen.
  

Dort wo er landete tobte das Leben um ihn herum und bildete einen lauten, fast schon unerträglichen Kontrast zu jenem Ort, von dem er gekommen war.
Ein geschäftiges Treiben, all jener Wesen, die mit jedem Bruch seines Geistes entstanden waren. 
Kurz sah er sich um, versuchte etwas zu erkennen, was ihm bekannt war. Ja, er war sich sicher, dies musste die Stadt der fallenden Berge sein.
Noch war sein Blick getrübt, musste sich an die plötzliche Helligkeit, die wie stechende Nadeln in seine Augen drang, wieder gewöhnen, doch wollte er sich einige erleichterte Atemzüge vergönnen.
Jene sollten ihn allerdings daran erinnern, wovor er gerade geflohen war und wie sein Körper malträtiert worden war.
Naheniel spürte eine Schwäche in sich, die er so nicht von sich gewöhnt war. Sichtlich verärgert über diese Demonstration seiner eigenen Fehlbarkeit, griff er nach dem ersten flatterhaften Wesen, welches an ihm vorüberzog.
Ohne jegliches Mitleid entzog es ihm mit einer knappen Bewegung seiner Hand sein Leben und warf es danach wie einen wertlosen Fetzen von sich.
Es war nicht viel, was er von dem Flatterding bekommen hatte, trotzdem konnte er spüren, wie das Leben langsam wieder in seinen Adern pochte und der Schmerz, den die zerbrechende schwarze Kälte auf seiner Haut hinterlassen hatte, immer dumpfer wurde.

War es wirklich geschehen oder war er nur gefangen gewesen in einer weiteren verwirrenden Vision?
Er sah sich um. Alles um ihn herum war unverändert. Nichts der Zerstörung anheim gefallen oder gar seiner Macht entglitten. 
Alles war, wie es zu sein hatte.

Doch dann ging ein alles zerberstender Ruck durch das Plateau, auf welchem er stand. Er runzelte die Stirn, trat einige Schritte zurück und betrachtete ungläubig den klaffenden Riss in dem Boden vor ihm. Nein, das konnte nicht sein. Aber er hatte nicht die Gelegenheit, sich weitere Gedanken zu machen. Das Donnern, welches von den hängenden Bergen ausging, ließ ihn nach oben blicken.
Wie kleine Regentropfen fielen sie herab und zerschlugen mit einem ohrenbetäubenden Getöse am Boden.
Lautlos zerfielen hingegen all jene Wesen, die von ihm geschaffen worden waren, entstanden aus der gebündelten Furcht, dem Zorn, dem Neid und der Missgunst aus jener Welt, aus der er entsprungen war.

Ihre Körper zerbarsten, als wären sie aus Ton oder Porzellan, innen völlig hohl und leer. Erst jetzt sollte er wirklich begreifen, was die körperlose Stimme ihm gesagt hatte.

Wenn sie Dir alles genommen hat, wird sie auch Dich zu Staub zertreten.
Die Zeit läuft ab.   


Aber was ist Zeit?
Zeit ist nichts als ein Konstrukt, einzig dafür geschaffen um den Lebewesen eine Orientierung zu bieten und ihnen Halt zu geben.
Gerade menschliches Leben brauchte stets etwas, an dem es sich festhalten kann, etwas, was man fassen und begreifen kann. Immer wieder wurde versucht, die Zeit für sich zu nutzen, sich ihrer zu bedienen um einen Vorteil daraus zu ziehen.
Dabei ist Zeit nichts, was sich einfach so begradigen lässt.
Sie ist wie ein wilder Fluss, der selbst dann nicht zu bändigen ist, wenn man versucht, ihn seiner Kurzen zu berauben.

Die Zeit gehört nur sich selbst, sie muss niemandem gehorchen, sich niemandem unterwerfen. Oder?  

„Meine Welt. Meine Regeln.“
Heiser waren seine Worte, als ein dunkles Lächeln hinauf bis zu seinen Augen huschte, die nun umherwanderten und dem Geschehen folgten. Unbeweglich war sein restlicher Körper.
Nur seine Finger zuckten immer wieder auf, gar so, als würden sie auf einer Klaviatur ein unbekanntes Stück zum Besten geben.
Jede Regung, jeder Bruch und jeglicher Zerfall wurde langsamer bis alles, was von ihm geschaffen, zu völliger Bewegungslosigkeit erstarrte und sämtliches Geräusch zu einer dumpfen Stille erstarb. 
 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Haedinn
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#381

Beitrag: # 52457Beitrag Haedinn »

Immer schneller und schneller flogen seine Pfoten über den Boden und berührten jenen kaum noch. Alles rauschte an ihnen vorüber, die Häuser, die erstarrten Bewohner und Gäste der Stadt. Als wären sie nur Ausstellungsstücke in einem Museum, waren die Geschöpfe Naheniels in ihrer letzten Bewegung gefangen und hielten im Ausdruck ihrer Gesichter die bittere Erkenntnis über das ihnen bevorstehende Schicksal fest.

Doch was sollte dies den Kater kümmern? Das Einzige was ihn vorerst interessierte war es, einen Unterschlupf zu finden, in dem zumindest das Mädchen in Sicherheit war. Für ihn war der Zusammenfall dieser Welt nicht weiter gefährlich oder gar von großer Bedeutung, denn er konnte in eine seiner sicheren Parallelen verschwinden und von dort aus mit einem heiteren Grinsen dem Schauspiel des Untergangs folgen. Aber sie mitnehmen, das konnte er nicht. Einfacher wäre es gewesen, wenn er sie einfach zurückgelassen hätte um völlig entspannt seinem Egoismus zu frönen. Was sollte ihn ein kleines Menschenmädchen auch weiter kümmern? Leise lächelte Haedinn in sich hinein. Mittlerweile wohl Vieles.

Hätte er die Gedanken bezüglich Freya ein wenig besser kontrolliert und somit auf seine Schritte geachtet, wäre ihm wahrscheinlich der Graben, auf den er ungebremst zugerast war, früher aufgefallen. Aber so blieb ihm nichts anderes übrig, als mit einem erschrockenen und viel zu hastigen Sprung über den klaffenden Bruch in der Erde hinwegzufliegen. Stolpernd versuchte er den Fall auf der anderen Seite angekommen abzufangen. Dies misslang ihm allerdings und so rammte er mit voller Wucht einen Mann, den er zunächst für ein weiteres jener Wesen hielt, die in ihrem Gefängnis des Stillstandes gefangen waren.

Doch in jenem Moment, als er auf ihn traf und ihn mit sich riss, begann die Welt sich wieder zu drehen. Die Zeit schlich sich zurück in das Geschehen, erfüllte Stein, Fleisch und Blut wieder mit neuem Leben. Der plötzliche Aufprall war auch für Freya nicht vorherzusehen und so purzelte sie von Haedinns Rücken, während neben ihr auf bedrohliche Weise die Felsen einschlugen und die Gestalten um sie herum in grellen Schreien zerbarsten.
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Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
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-Freya-
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#382

Beitrag: # 52458Beitrag -Freya- »

Gerade wollte Freya die Worte des Streuners hinterfragen, als die Ereignisse sich abermals zu überschlagen begannen, ganz so, als würde eine höhere Macht die Karten neu mischen, nur um alles erneut auf den Kopf zu stellen, bevor sie auch nur den Hauch einer Erkenntnis aus all dem ziehen oder gar der Situation entkommen konnte.

Trotzdem – NEIN – es konnte nicht wahr sein, es dufte nicht wahr sein, dass die Tür für immer verschlossen war und sie es einfach so hinnehmen sollte, dass Naheniel dort allein für immer begraben wäre. Sicherlich hatte der Kater sie vorgewarnt, aber sie hatte es als wirres Gebrabbel, das sie irritieren oder zu einer Entscheidung antreiben sollte, abgetan und nicht etwa für bare Münze genommen.

Das Mädchen spürte den Schmerz tief in ihrem Inneren. Eine Zerrissenheit, welche ihr grausam ins Gesicht lachte, dass sie ihn im Stich gelassen hatte, dass sie versagt hatte. Wieder einmal. Das Brennen in ihren Augen nahm zu, wollte aus ihr herausbrechen, genau wie die Wut und Verzweiflung. Feine Rinnsale spülten den Staub und Dreck von ihren Wangen, während die Worte wie ein vernichtendes Urteil klangen, welches über das Schicksal Naheniels entschieden hatten. Nein, sie konnte und wollte es nicht akzeptieren.

Es musste einen Weg geben. Und bei Ogrimar, dieser Kater musste ihn kennen.

Genau in jenem Moment, da sie Luft zu holen schien, erschütterte es abermals die Erde. Wie ein göttlicher Aufschrei erzitterten die Häuser und überall stürzte Gestein auf sie herab. Die vernichtende Zerstörung schien förmlich noch immer an ihren Hacken zu kleben und sie auf Schritt und Tritt zu verfolgen, als wäre es ihre Passion Freya vor sich herzutreiben.

Unerbittlich stürzten und krachten Felsbrocken und ganze Massive der oberen Ebenen auf sie hinab und hüllten alles in Staub und ohrenbetäubenden Lärm.

Erschrocken wandte Freya sich umher, versuchte die Situation zu erfassen und irgendwo vielleicht einen sicheren Unterschlupf für den Kater und sich zu finden, als plötzlich alle Geräusche verstummten. Die steinernen Geschosse schwebten vor ihren Augen auf der Stelle, während das Chaos um sie herum erstarb und alles in seiner Bewegung innehalten zu schien.  

Auch von Freya ging keine Regung aus. Sie selbst stand wie erstarrt einfach da und blickte den Streuner an. Als hätte auch sie für einen Moment den Atem angehalten, wanderten nur ihre Augen umher. Folgten den aufgescheuchten Wesen, die um ihr Leben gerannt waren, auch wenn sie ihrem eigenen Schicksal nicht entrinnen konnten. Angst, Panik und Furcht standen jenen zuvor grausam anmutenden Kreaturen mit einem Mal in die Gesichter geschrieben, als wären sie sich bewusst geworden, dass sie nicht die Krone der Schöpfung waren. Doch Gnade sollten sie keine erfahren, wie die todbringenden Schatten über ihren Köpfen bereits verraten sollte.

Als hätte etwas oder jemand sie erhört, betrachtete sie die eingefrorene Szenerie, die mit einem Mal und ohne erkenntlichen Grund um sie herum herrschte. Jedwede Bewegung schien in dem Moment eingeschlossen zu sein, so als hätte die Welt für einen Augenblick gar zusammen mit ihr den Atem angehalten.

Nur langsam wandte Freya sich zu Haedinn, während ihre Hand sich hob, um den Felsen zu berühren, er vor ihrer Nase umher schwebte. „Was hat das ...“ Weiter kam sie nicht, um nach der Bedeutung zu fragen, denn der Streuner hatte sie auf seinen Rücken platziert und hastete los, als gäbe es kein Morgen, wenn sie noch eine Sekunde weiter hierbleiben würden. Etwas, womit er sicherlich recht haben mochte.

Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihren Körper fest an ihn zu schmiegen und ihre Arme um ihn zu schlingen, damit sie nicht hinunterpurzelte. Immerhin war sie nicht wirklich sicher in einem Sattel, geschweige denn auf dem Rücken eines Katers. Und auch wenn sie innerlich mit sich rang, einfach nur loszulassen und darauf zu hoffen, von einem Stein zerquetscht zu werden, damit der Schmerz aufhören würde, klammerte sie sich an ihn.

Das Brennen in ihren Augen war noch immer da und die Tränen rannen lautlos über ihre Wangen herab, während sie unsanft durch die Gassen preschten. Alles war auf einmal so unbedeutend in Anbetracht dessen, dass Freya klar wurde, dass sie so viele Dinge und Zusammenhänge nicht verstand und sie offenbar prädestiniert dafür war, Entscheidungen zu fällen, die vollkommen falsch waren. Immer wieder mussten andere ihr helfen und riskierten oder opferten ihr Leben für sie.

„Pass auf!“ Krähte sie fast panisch, als sie kurz blinzeln musste und dabei den Graben auf sie beide zukommen sah. Verzweifelt und vorhersehend, was kommen würde, krallten ihre Finger sich in die Fellbüschel und Haut des Katers, in der Voraussicht, dass sie hinabfallen würden. Doch Freya spürte, wie der Kater alle Kraft einsetzte und sich vom Boden mit Schwung abstieß, um zum Sprung auszuholen.

Freya spürte nur noch den Luftzug an sich vorbeiziehen, während sie sich fester an ihn presste, bevor der Aufprall sie unsanft von Haedinns Rücken katapultierte und sie über Sand und Stein hinweg warf, als hätte eine gewaltige Hand wie eine lästige Fliege weggefegt.

Ein Schmerz vibrierte in ihren Knochen, als sie brutal aufschlug und durch den Schwung über den Boden gewirbelt wurde. Ein dumpfer, grausamer Aufprall, bevor der Schwung sie noch einige Meter weiter über die messerscharfen Kanten der Gesteinsgeschosse rutschen ließen, die sich wie Scherben in ihre Haut schnitten und ihr die Haut vom Fleisch abschälten, um pochende Wunden zurückzulassen. Alle Luft schien einen Augenblick lang wie aus ihren Lungen gepresst worden zu sein, sodass sie nicht mächtig war, einen Schrei hervorzubringen.

Haedinn hatte irgendetwas oder irgendjemanden gestreift. So viel hatte sie halb benommen mitbekommen, bevor sie sich mit geschlossenen Augen an den Kater geklammert hatte.

Doch was genau es war, das ein solches Kräftewirken ausgelöst hatte, entging ihr anfangs vollkommen. Staub wirbelte auf, und als hätte der Sturz die Zeit wieder zum Laufen gebracht, durchbrachen Schreie und das Krachen von Felsen die Stille.

„Streuner!...“ Hustete sie, während sie auf ihren Knien im Dreck lag. Ihre Lungen schmerzten, ebenso wie ihre Ohren und ihr Kopf. Übermannt von der plötzlichen Lautstärke und dem aufbrausenden Durcheinander hatte sie keine Ahnung, wo sie war, geschweige denn, wo in dem ganzen Chaos der Kater abgeblieben war. Panik keimte in ihr auf. Eine Panik erneut allein zu sein.   
   

"Allein in der Dunkelheit und mir war kalt. Allein in der Dunkelheit und ich hatte Hunger.
Allein in der Dunkelheit und ich hatte Durst. Allein in der Dunkelheit und ich war allein."
   
Ihr Blick glitt durch die Leute, während die Worte unheilvoll ihre Gedanken heimsuchten. Vielleicht wäre es besser für alle anderen, wenn es so wäre. Wenn das ihr Schicksal sein würde. Doch sie wusste, es war nicht ihre Bestimmung. Sie spürte das Pochen in ihrem Bein, während sie auf allen vieren versuchte, nicht zertrampelt oder zerquetscht zu werden. Deutlich konnte sie fühlen, wie ihr warmes Blut aus einer Wunde am Bein sickerte, aber sie erlaubte sich nicht darüber nachzudenken und dem Schmerz Einlass zu gewähren. Noch mehr Schmerz, wie sie schon in sich trug, würde es das Fass zum Überlaufen bringen. Nein!

Ein Albtraum reihte sich förmlich an den nächsten, sodass all die Unbegreiflichkeit sie nur noch den Moment erfassen und Freya nur noch aus Instinkten heraus handeln ließ.

„Ka...“ Unter einem erneuten Husten blickte sie sich suchend nach ihm um, „..ter, wo bist ...“

Immer wieder wurde sie von Wesen unsanft gestreift, getreten und geschubst. Gesteinsbrocken schnitten sich wie scharfe Geschosse in ihr Fleisch, während sie versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen in all jenem Chaos, welches über sie hereinbrach.

Grausam zerbarsten Geschöpfe unter markerschütternden Aufschreien. Doch nichts blieb von ihnen zurück außer Staub, als wären sie am Ende nicht mehr als leere Gefäße gewesen. Andere wurden unter riesigen Geröllbrocken wie faules Obst zerquetscht, doch auch von ihnen blieb nicht mehr als er Widerhall ihrs Todesschreies, während manche sich an Abgründe hinabstürzten, als könnten sie so ihrem Schicksal entfliehen.

„Streuner!?“ Rief sie abermals halberstickt in das Durcheinander, während sie sich hektisch nach dem Kater umblickte. Doch was sie statt seiner entdeckte, ließ sie mit einem Mal den Atem anhalten. Inmitten der panischen Menge, der Zerstörung und des Staubs sah sie ihn, die dunkle Gestalt mit dem blonden Haar. Das düstere Aufglimmen in seinen Augen, welches durchaus das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte, war unbeschreiblich, ebenso wie das Gefühl, welches sie plötzlich heimsuchte, als sie mit stumm seinen Namen formte, als wäre er eine Erkenntnis.

Ein unwirklicher Moment, da er, wie sie einfach da stand, während die Welt um sie herum in Aufruhr und totalem Chaos untergehen zu schien. Sein Blick war von Dunkelheit umgeben, während seine Züge von einer gewissen Überraschung zeugten.

Wie hypnotisiert ruhten ihre großen Augen auf ihm, unfähig, seinen Namen herauszurufen oder aufzustehen und ihn in die Arme zu schließen. Nicht weil sie Angst vor ihm hatte, nein, vielmehr fürchtete sie darum, dass es die Magie des Moments zerstören würde und im selben Augenblick, da sie sich erlaubte, vielleicht Hoffnung zu schöpfen, das Schicksal ihr abermals eine Ohrfeige erteilen würde und er sich vor ihren Augen auflösen oder unter einem Felsen begraben werden würde.

So verharrte sie vor ihm am Boden und blickte ihn starr aus den großen glasigen Augen heraus an. Als wolle sie den Moment festhalten, jene unvermeidliche Zerstörung für einen Augenblick fortschieben, zentrierte sich alles auf ihn.

Abermals wurde die Welt um sie herum still. Freya sah nur zu ihm auf, während alles, was sie hörte, nur noch ihr eigener Herzschlag war, der aufgeregt gegen ihre Brust schlug.

Ein kurzer knapper Moment, da alles um sie herum erneut ins Stocken geriet und die Felsgeschosse sowie die Geschöpfe still zu stehen schienen, als würden sie diesem eine Ehrfurcht gebieten. Vielleicht war es auch nur ihr eigene Wahrnehmung, da sie alles andere um sich herum ausblendete.

Er war hier. Er lebte. Eine Gewissheit, die neben Erleichterung und Freude dennoch nach einem Beweis verlangte und daher auch die Angst in ihr schürte. Langsam wollte sie sich erheben und allen Widrigkeiten zum Trotz ihn umarmen. Die Sicherheit haben, dass es wirklich er war und sie zusammen einen Weg hinausfinden würden. Er und sie ...

So sehr Freya sich bemühte, konnte sie sich nicht zurückhalten. Aber wie vermutet, sollte genau dies ausreichen, um jenen Sekunden den Zauber zu rauben. Wie vermutet genügte. Ein Wort einzelnes Wort, um den Bann, der für einen Moment geherrscht hatte, zu brechen und das Krachen und Tosen, das Schreien und Wimmern wieder in Gang zu setzen. Sein Name allein war es, der ausreichte, um jenen magischen Augenblick jäh enden zu lassen, als ihre Stimme ihn fast auf mystische Weise über ihre Lippen brachte und laut aussprach, so dass auch er ihn hören konnte.

„Naheniel...“
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Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
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Liadan Al Saher
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#383

Beitrag: # 52459Beitrag Liadan Al Saher »

Sie hätte es sich denken können, dass Fungus, selbst wenn die Welt um ihn herum in Flammen stand, einen gewissen effektvollen Auftritt benötigte. Schließlich lebte er davon, sich immer wieder selbst zu präsentieren und in Szene zu setzen. Nun, es sollte ihm vergönnt sein.  

„Warum bei solch' schlechter Laune, kleine Raupe? Hat Dir heute Dein Salatblatt nicht geschmeckt?“ Sichtlich vergnügt strich Liadan mit ihren feingliedrigen Fingern über den Käfig, in dem eines von Fungus Kunstwerken seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Sie hatte noch nie etwas übrig gehabt für seinen morbiden Kunstgeschmack. Aber was wusste sie schon? Den Sinn ihres Lebens sah sie einzig und allein in der Leidenschaft für die lautlose Jagd, in der Liebe zu ihrem Mann und dem uneingeschränkten Willen, Ogrimar, bis in den Tod hinein, zu dienen. Für solcherlei Schnickschnack, wie Fungus ihn feil bot, hatte sie keine Zeit und schon gleich gar kein Auge.

„Ganz unter uns: Eigentlich sollte ich diejenige sein, die mit Dir zürnt!“ Sie legte ein übertrieben mahnendes Gesicht auf, als sie sich auf seinen Tisch schwang und sich neben dem niederließ, was wohl einst eine selbst geschaffene Meerjungfrau werden sollte. "Hübsch."  Urteilte sie über das zerstückelte Gebilde, während sie ihre Beine miteinander verkreuzte und mit einem Zeigefinger tadelnd auf Fungus deutete. „Du mein Freund, bist nicht zu meiner Hochzeit erschienen. Ist dies ein Ausdruck dessen, dass Du den Mann an meiner Seite nicht akzeptieren kannst oder woher diese unangebrachte Garstigkeit meiner mehr als freundlichen Einladung gegenüber?“ Als die Pocke den Weg hinab in Fungus Erdreich geöffnet hatte, hatte sie den Pfeil weiterhin fest in ihrer Hand gehalten. Man sollte schließlich nicht verschwenderisch sein, schon gleich gar nicht, wenn es um Pfeile ging.

Jenen unterzog sie nun einer genaueren Betrachtung, drehte ihn einige Male hin und her, so dass sich der Schein des schummrigen Lichtes in dessen Spitze widerspiegelte. „Sind wir etwa keine Freunde mehr, nun da ich die Seine bin?“ Liadan sah an der Spitze hinweg zu ihm hinüber und musterte ihn mit unverhohlener Heiterkeit. „Hätte ich gewusst, dass Dich dies so verstimmt, hätten wir doch jederzeit noch einmal darüber reden können.“ Beide wussten, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. So war das freche Zwinkern, mit dem Liadan ihre Aussage unterstrich, eigentlich vollkommen unnötig. Doch es war Fungus der vor ihr stand. Und es waren einfach zu viele Rechnungen, die zwischen den beiden noch offen waren. Und eines wusste sie mit Gewissheit: Nur weil Fungus sie bisher nicht zu einem seiner Kunstwerke geformt hatte, musste dies nicht heißen, dass er dies nicht jederzeit noch nachholen könnte. 

Neben der toten Meerjungfrau auf dem Tisch stand dekorativ ein kleiner Korb voller buntem Obst in unterschiedlichster Form und Größe. Was genau ein Getier wie Fungus damit tat, sollte Liadan an dieser Stelle ein Rätsel bleiben. Dies war ohnehin etwas, was sie nicht hinterfragen wollte. Vielleicht würde sie von einer Vorliebe erfahren, die sie so gar nicht wissen wollte.

„Ich darf doch?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, griff sie nach etwas, was einer Traube wohl am ehesten glich und warf diese in die Luft. Seinen Weg zurück fand die Traube jedoch nicht. Und so wie die Traube in ihrem Flug erstarrte, erstarrte all das, was in Fungus unterirdischem Reich noch mit Leben erfüllt gewesen war. Sonderlich viel war dies allerdings nicht mehr. Denn das Meiste war in den letzten Stunden vor Liadans Ankunft seinem Jähzorn zum Opfer gefallen.

Es sollten aber nicht nur die abscheulichen Figuren in Fungus Werkstatt sein, die in ihrer letzten Bewegung versteinert waren. Auch der Arm von Liadan hatte sich nach dem Wurf mit der Traube nicht mehr gesenkt. In ihren Augen lag noch immer der herausfordernde, angriffslustige Glanz und selbst das schelmische Lächeln in ihren Mundwinkeln war geblieben. Doch sonst ging keinerlei Regung mehr von ihr aus, kein Atemzug, der ein Spiel ihrerseits, ob dieser ungewöhnlichen Situation,  offenbaren würde.
Ganz so, als wäre die Zeit stehengeblieben.
 

Meine Welt. Meine Regeln.  

Wie lange jener Zustand der absoluten Starre anhielt, war wohl schwer auszumachen. Als er sich aber wieder löste, fiel die in die Luft geworfene Traube lautlos zu Boden und kullerte in Fungus Richtung davon. Ein Umstand, den die ebenfalls wieder in Bewegung versetzte Bognerin, mit einem kurzen Runzeln ihrer Stirn quittierte. Es war noch nie vorgekommen, dass sie etwas nicht wieder aufgefangen hatte. Seltsam.
Hatte Fungus sie mit einem seiner Zauber belegt, als sie sein Reich betreten hatte? Wie sollte sie auch wissen können, 
was gerade geschehen war?

Und so schob sie die Verwirrung etwas beiseite und wand ihre Aufmerksamkeit wieder Fungus zu.

„Wir wollen uns nun aber doch den wichtigen Dingen zuwenden, nicht wahr?“ Den Pfeil, den sie immer noch in der anderen Hand hielt, ließ sie nun zurück in den Köcher auf ihrem Rücken gleiten und neigte sich ein wenig, immer noch im Schneidersitz, nach vorn und stütze den Kopf in ihren Händen ab.

„Bei Dir ist nicht zufällig ein kleines Mädchen vorbeigekommen? Sie mag Dir möglicherweise aufgefallen sein, da sie doch etwas deplatziert gewirkt haben mag. Vielleicht nicht ganz der Stil, den Du sonst so in Deinen Handel aufnimmst, aber mit Sicherheit durchaus ansprechend für Dich.“ Der Tonfall ihrer Stimme hatte etwas plauderhaftes angenommen, gar so, als würde sie über eine Belanglosigkeit wie das Wetter sprechen. Sie ließ einige stille Momente verstreichen, bis sie fast schon gelangweilt hinzufügte: „Ach, und sie war wahrscheinlich in Begleitung. Von Naheniel.“

Liadan schenkte der Raupe ein zuckersüßes Lächeln, wusste sie doch durchaus, um die ganz „besondere“ Beziehung die die beiden zueinander pflegten. Nun war sie gespannt darauf, ob Fungus auf den von ihr gesetzten Reiz anspringen würde.


Die zu Boden gefallene Traube sollte ihr allerdings keine Ruhe lassen.
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***  Purpurne Kaiserin *** 
Fungus
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#384

Beitrag: # 52460Beitrag Fungus »

Fungus Augen ruhten allesamt auf der kleinen Bognerin, welche trällerte, als wäre nichts geschehen, als stände die Welt nicht gerade kopf.

Seine wulstigen Lippen pressten sich verstimmt aufeinander. Die Hochzeit. Er ging nicht davon aus, dass Liadan es ihm wirklich nachtrug, geschweige denn Wert darauf gelegt hätte, wenn er ihren auserwählten mit all seinen eigenen Vorzügen zuerst abgestraft und anschließend wie eine überreife Kiwi zerquetscht hätte.
 
 „Wir haben Dir einen Obstkorb geschickt, war das nicht genug?“

War seine einzige Antwort, die schon mehr abfällig als alles andere klang.

Abermals hallte ein Schaben und Schlurfen, ein Ächzen und Krachen von Knochen, die unter einem schweren Gewicht zermalmt wurden, an den Wänden wider. Undurchschaubar, woher es kommen mochte. Doch sein voluminöser Körper war verräterisch genug, um sein Erscheinen anzukündigen.

Als er jenen Raum betrat, hüllte Fungus die Fackeln hinter sich mit einem Mal in einen Schatten, sodass er nur ein dunkles riesiges Gebilde abgab. Sein Blick jedoch war spürbar einzig und allein auf Liadan fokussiert.

Alle seine Augenäpfel ruhten auf der Bognerin, folgten jeder ihrer grazilen Bewegungen, als sie verspielt eine Traube in die Luft warf.
 
Meine Welt. Meine Regeln.

Dass etwas oder jemand die Zeit beeinflussen konnte, nun ein solcher Gedanke war selbst Fungus bisher nicht gekommen, geschweige denn, dass er, sollte es so etwas geben, je bisher bewusst dergleichen wahrgenommen oder von irgendwem davon gehört hätte. So hatte selbst er im Grunde nicht bemerkt, dass vielleicht eine ganze Zeitspanne an ihm vorbeigeschritten war.

Doch ein verräterisches Detail, so klein und unscheinbar, rollte über den Boden. Es war keine Sekunde vergangen, als jene Traube, die soeben noch in der Aufwärtsbewegung gewesen war, plötzlich am Boden lag. Wie konnte das sein?

Eines seiner Lider schloss sich zur Hälfte und widmete sich dem Obst, während der Blick aus seinen anderen Augen sehr wohl auch eine gewisse Irritation bei Liadan feststellen konnte. Sehr merkwürdig das Ganze. Scheinbar hatte sie es auch bemerkt, oder? Und in Anbetracht der Ereignisse im Moor mehr als bedrohlich, wenn er weiter darüber nachdachte. Doch Liadan lenkte ein, bevor er auch nur ansatzweise Wort für diese merkwürdige Situation hatte finden können. Im Grunde kam sie scheinbar direkt zum Punkt. Und jener war das, was Fungus von vornherein vermutet hatte. Er hätte daran vielleicht auch seinen Gefallen direkt gefunden dem Schmetterling und dem General die richtigen Worte zu zuflüstern, eine Beloung einzustreichen und sich selbst nicht die Finger schmutzig zu machen. Nun, vielleicht, gäbe es nicht ein fettes Aber.

Naheniel. Der Name hinterließ etwas in seinem Blick. Oder seinen Blicken? Eine abgründige, hasserfüllte Vorfreude. Seine Rache würde bittersüß sein, wenn er zusah, wie jener langsam und qualvoll leiden würde. Nein, Fungus hatte keinen Zweifel, dass es zwischen der Zerstörung des Moores und ihm einen Zusammenhang gab und bei allen Reichtümern dieser Welt, es schrieb förmlich nach Rache. Vergeltung durch seine eigene Hand und nicht durch die Hand des Generals.. Hatte er sich also vielleicht doch nicht getäuscht, dass es eine tiefere Verbindung zwischen Naheniel und dem Kotzbrocken gab? Und was machte jenes kleine Geschöpf scheinbar so interessant? Oder wichtig?
 
„Sag Liadan, wieso sollte sich ein Menschenmädchen hierher verirren?“ 

Entgegnete er daher fast vor Unschuld strotzend, während vier seiner Augen in alle Himmelsrichtungen blickten, in denen qualvoll verendete Wesen ausblutend den Boden und die Wände dekorierten, als hätte jemand seinem Zorn einen künstlerischen Ausdruck verleihen wollen. Ja Naheniels Blut würde sich fantastisch an den Wänden machen. Schade nur, dass er ihn nicht ohne weiteres töten konnte. Nicht so wie all diese anderen erbärmlichen Kreaturen. Aber vielleicht lieferte Liadan ihm ja nun etwas ganz anderes. Bei allen gequälten Seelen. Jeden anderen hätte er beim ersten Verdacht eines solchen Wissens auf seine persönliche Art zum Singen gebracht. Vermutlich war es genau deshalb Liadan, die ihn aufsuchte und niemand anderes. Aber gut. er und der Schmetterling würden sicherlich eine Übereinkunft finden und vielleicht würde jenes Wissen seine Laune ein wenig heben.
 
„Du kannst dich aber gern umsehen.“

Bot er ihr in all seinem aufgesetzten Großmut an, damit sie sich gerne selbst davon überzeugen konnte. Noch zierte sein kleines rosafarbenes Gesicht nicht einen seiner Käfige. Noch nicht. Aber bald.  Und wenn er jenen noch zusätzliche Qualen abverlangen konnte, indem das kleine Gör ebenfalls litt, würde es ihm eine Freude sein, dem Flatterding die Flügel ganz langsam auszureißen. Aber dafür musste er mehr über das Mädchen und seinen Bezug zu Naheniel erfahren.
 
"Mit Naheniel sagst du. Das wundert mich. Immerhin interessiert sich unser "Freund" wohl kaum für irgendjemanden.
Und erst recht nicht wenn es um kleine Menschenwelpen geht, oder doch?
Was ist an dem kleinen Ding denn besonders, kleiner Schmetterling?"

Sofern das Gör, ihm tatsächlich mehr bedeutete, wie er bereits angenommen hatte, nun dann dürfte Naheniel als Vorgeschmack auf die Dinge, die ihm blühen sollten, zusehen, was Fungus erst mit dem Kind anstellte. Oh jener Gefallen würde ihn bluten lassen und zwar aus allen Poren. Dafür brauchte Fungus nur Geduld und etwas, hm Fingerspitzengefühl.

Mit zwei seiner wulstigen Finger pflückte er eine Traube aus der Schale und warf sie spielerisch der Bognerin zu, abwartend, ob sie diese diesmal fangen würde, während seine Stimme fast einen leichten Plauderton erreichte.
 
„Aber nun, vielleicht habe ich doch etwas gehört. Ein Ort an dem sie sein könnten, wo man sie gesehen hat?
Erzähl mir mehr von dem kleinen Ding.  Vielleicht bei einer Pfeife. Menschen sehen allesamt so gleich aus.
Vielleicht kommen dann meine Erinnerungen zurück.“
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Naheniel
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#385

Beitrag: # 52461Beitrag Naheniel »

Als sein Zauber unterbrochen wurde, begann das grollende und unheilverkündende Donnern von Neuem. Dieses Mal jedoch noch unerbittlicher und bedrohlicher, als es ohnehin zuvor schon gewesen war.
Immer neue Risse bekam jene Welt, die er über so viele Jahre entstehen hatte lassen. Aber so wie die Zeit ihm noch kurz zuvor gehorcht hatte, sollte sie ihm nun seine Schranken aufzeigen und ihre eigene Macht demonstrieren.
Sie drehte sich gegen ihn und gegen das, was das zu Hause jener Abgründe war, die seine Seele genommen hatte.
Naheniel war versucht seinen Zorn direkt an Haedinn und Freya auszulassen, auf sie die alles zerreißende Macht der Dunkelheit zu hetzen, so dass sie von jener verschlungen worden wären.
Denn was hatte er noch zu verlieren, jetzt wo seine Welt so kurz vor dem Untergang stand?
Vorbei sollte es sein, dieses Versteckspiel, vorbei die Maskerade, die er für Freya so lange aufrecht gehalten hatte.
Noch nie hatte es in ihm Reue ausgelöst, wenn er das Leben eines anderen gestohlen hatte. Vielmehr noch, es bereitete ihm tiefe Freude, den Tod von seinen Zügeln zu lösen und die Jagd auf ein Leben zu eröffnen. Es würde jetzt mit Sicherheit nicht anders sein.


Doch er sollte jedoch nicht mehr die Gelegenheit haben, seinem intensiven Verlangen nach Rache und Vernichtung nachzukommen, denn direkt unter Haedinn tat sich ein weiterer Riss auf, in welchen der Kater laut- und machtlos fiel.
Erst als aus jenem Riss plötzlich scharfe Gebilde, wie alles zerschneidende Dolche, nach oben wuchsen hörte man ein durchdringendes und schmerzerfülltes Schreien. Durchbohrt war sein Körper, hing leblos an dem spitzen Felsen herab, welcher umschlossen wurde von des Katers rotem Blut.
Und auch wenn der Glanz in seinen Augen erstarb, sein Gesicht blieb gezeichnet von seinem steten, jedoch undurchschaubaren Grinsen.

Naheniel sah hinüber zu Freya, die nur wenige Schritte von ihm halb sitzend auf dem Boden lag. Konnte dies alles wirklich ihr Werk sein?


Als er ihr in die Augen sah, erwartete er in jenen den Vorwurf zu sehen, den sie ihm immer zeigte, wenn sie nicht verstand, was um sie herum geschah. Er suchte nach der kindlichen Unbedarftheit, mit diesen ständigen Fragen nach dem warum und wieso.
War es dort, ein Aufglimmen der Bewusstwerdung darüber, wer er wirklich war?
Brach ihr Vertrauen vollends, als die Dunkelheit ihn umhüllte und die Finsternis sich über das Blau seiner Augen legte, bis jene vollständig in tiefes Schwarz gehüllt waren.
Konnte sie es sehen?
So stand er vor ihr, mit allem was er war, mit allem was ihn ausmachte. Keine Maske, kein Schutz, kein Verstecken. Er war, was er war, ein Dieb von Leben und Seelen, ein Mörder, unerbittlich und ohne Gewissen.
 
Aber wo war sie, die Enttäuschung über die bittere Erkenntnis, dass alles was sie in ihm erhofft hatte zu finden, nicht vorhanden war?

Doch nichts von alledem, was er erwartet hatte in ihrem Blick zu sehen, konnte er erkennen.
Was sich ihm aber zeigte war viel mehr dem nah, was ihm bereits die letzte Vision präsentiert hatte. Er sah in die lodernden Augen einer jungen Frau, die all ihre Kindlichkeit abgelegt hatte, die bereit war, nach dem Verderben zu greifen und sich seiner Finsternis vollends hinzugeben.
Gefangen war er in ihrem Blick, der ein Spiegel seiner selbst war. Ein Blick in dem das innewohnte, was ihn selbst in jeder Faser seines Körpers erfüllte: Die Hingabe für die Dunkelheit und das kalte Verlangen nach Macht und Vernichtung.
Und auch wenn der Zauber, der die Zeit manipuliert hatte längst gebrochen war und die Welt um sie beide herum mit jeder Sekunde mehr im Chaos versank, konnte er sich nicht von dem Lösen, was er sah.
Ich erkenne mich in Dir.
Es war nur der Funke eines Gedankens, doch sollte er sich tief in Naheniel einbrennen.


Aber dann sprach Freya seinen Namen aus und der Bann brach in sich zusammen. Zurück war das Kind, in welchen Augen er jene Angst sehen konnte, die für ein kleines Mädchen in der Situation in der sie sich befanden, angemessen war. Ihr Gesicht war versteckt unter den getrockneten Tränen, die sich mit dem Staub und Dreck ihrer Reise vermischt hatten.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein Felsmassiv aus dem Plateau über ihnen bedrohlich zu wackeln begann und er wand seinen Blick nach oben. 

Um der Zeit ein weiteres Mal seinen Willen aufzuzwingen war nicht mehr genug eben dieser übrig.
Seine Welt, zu seinen Regeln.
Vielleicht wäre dies die Gelegenheit gewesen, um jene Fesseln zu lösen, die sie aneinander ketteten.
Sie dem Untergang zu überlassen, welchen sie selbst verursacht hatte. Eine Prophezeiung könnte neu gedeutet werden und die Karten müssten neu gemischt und verteilt werden. Es war jene Chance, auf die er solange gewartet hatte.
Zum greifen nah war die Freiheit, die er sich zurück erhoffte, seit dem Tag, als er ihr begegnet war. Doch das was er gesehen hatte...
Er hatte sich gesehen. Er hatte SIE gesehen.


Der sich lösende Felsen über ihnen ließ ihm keine Möglichkeit mehr, weiter darüber nachzudenken. In rasender Geschwindigkeit fiel er nach unten, direkt auf Freya zu. Es blieb ihm nichts anderes, als seine Magie gegen das zu wenden, was sie geschaffen hatte.
Schweigend beschwor er mit einer auslandenden Geste einen Meteor aus der Leere des in Düsternis gehüllten Himmels. Brennend flog dieser auf den fallenden Berg zu, der sich aus dem Plateau gelöst hatte.

Noch während der Meteor entstand, sprang Naheniel mit einem Satz hinüber zu Freya. Er ließ sich vor ihr auf die Knie fallen, legte schützend eine seiner Hände auf ihren Hinterkopf und drängte jenen gegen seine Brust, während er seinen anderen Arm um ihren Rücken schlang und versuchte, sie durch seinen Körper so gut zu schützen wie er konnte. Der Knall der Explosion war ohrenbetäubend und kleine Trümmerstücke prasselten wie glühende Geschosse auf den Rücken Naheniels nieder.
Grauer Staub legte sich über das am Boden kauernde Paar wie eine Decke und sollte ihnen für die Dauer eines Atemzuges die Illusion schenken, dass ihnen unter dem Schutz jener nichts geschehen konnte.
Ergeben schloss er seine Augen und nahm einen tiefen Atemzug.


Es wird nicht aufhören, solange sie hier ist. Sie wird mir alles nehmen.
Sie wird sich selbst vernichten.
Meine Bestimmung.


Erst als er seine Augen wieder öffnete, entließ er Freya aus seiner schützenden Umarmung und zeichnete ein fremdes, zunächst unsichtbares Symbol in die Luft neben sich. Jenes fing sofort Feuer, flammte schwarz auf und als die Flammen langsam verglühten blieb nur ein unscharfer Blick in die Welt, in welcher Freya ihr zu Hause hatte. Spiegelportale lagen außerhalb seiner Macht. Doch er benötigte sie nicht, um diese Welt zu betreten oder sie zu verlassen.


Erst jetzt löste er auch die Hand von ihrem Kopf, strich mit seinem Daumen über eine ihrer tränenverschmierten Wangen, während seine andere Hand nach wie vor auf das Portal gerichtet war, um die gewirkte Magie aufrecht zu halten.
„Du musst Dich nun nicht mehr fürchten, kleine Freundin. Alles wird gut.“
Das strahlende Blau war in seine Augen zurückgekehrt und leuchtete nun umso mehr, da es sich von seinem staubigen Gesicht abhob. Der Ausdruck in seinem Gesicht war sanft, als er ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte.
„Schließ jetzt Deine Augen.“
Sacht strich er mit seinen Fingerspitzen über ihre Stirn, ihre Augenlider, ihre Nasenspitze und Wangen.
Dann neigte er sich ein Stück weit zu ihr hinab, um mit warmer jedoch leiser Stimme in ihr Ohr zu flüstern:
„Ich werde Dich finden.“
Noch bevor sie begreifen konnte, was geschah, griff er nach ihrem Oberarm und stieß sie fast schon etwas zu grob durch das von ihm geschaffene Portal. Als sie von jenem verschluckt worden war, ballte er seine Hand zu einer Faust und als bestünde es aus heißem Wachs, schmolz das Portal langsam in sich zusammen.

Erst jetzt fügte er seinem Versprechen hinzu: „Denn Du gehörst mir.“
 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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#386

Beitrag: # 52462Beitrag Verlion »

"Bruder." Erwiderte er den Gruß, während er die Tür hinter sich schloss. Natürlich hatte er sein Eintreten bemerkt. Wie jedoch, nun Verlion hinterfragte es nicht. Nicht jetzt.

Schweigsam sah Verlion für ein paar Atemzüge zu seinem Bruder, während er leise durch den Raum schritt.  Ausnahmsweise ersparte Verlion sich einen feixenden Kommentar.  Es bedurfte keiner Worte, um zu erkennen, dass jener innerlich aufgewühlt war. Sicher, Verlion hatte das Pergament gelesen, aber auch ohne die Zeilen hätte er bemerkt, wie sich einiges in seinem Bruder aufgestaut hatte. Scheinbar hatte Adrian einiges nicht erwartet und nicht einkalkuliert. So etwas  verhagelte ihm verständlicherweise die Laune und raubte ihm vermutlich auch den Humor.

Verlion legte Syndras Papiere auf den Tisch, um sich selbst ein Glas von dem goldenen Gebräu einzuschenken, das sein Bruder trank. Bei Ogrimar, er würde es bestimmt brauchen, bei dem, was immer Adrian die Suppe versalzen hatte. Naja und gleichzeitig vertrieb es die Gedanken daran, dass Liadan bei Fungus verweilte. Nicht, dass er etwas wie Eifersucht fühlte. Eher eine gewisse Sorge, denn auch wenn seine Frau diesen launische Wurm um den Finger wickeln konnte, so war er unberechenbar.

Er beobachtete mit einem Aufblitzen in den Augen, wie die Flüssigkeit das Glas füllte, wobei er über den Rand dessen hinweg gleichzeitig noch einmal Adrian musterte. Ihm gefiel diese äußerst schweigsame Ader nicht, denn sie prophezeite nichts Gutes. Sicherlich hatten sie alle sich dem Willen des dunklen Lords verschrieben und eben auch jener Prophezeiung, aber es gab immer Dinge, die man nicht vorhersehen konnte. Eine Willkür des Zufalls. Sie würden das Kind schon finden.

Naheniel war nicht so dumm den Zorn Ogrimars auf sich zu lenken, indem er sie tötete. Immerhin betrachtete er sich selbst als die Krone der Schöpfung und nicht zuletzt als auserwählt. Nein, er würde es nicht wagen. Und genau deshalb würden sie sie auch finden. Das wusste auch Adrian.

Von daher musste ihm jemand anderes in die Suppe gespuckt haben. Tanuri vielleicht? Nein er war doch nicht wirklich dabei gewesen? Oder? Unmerklich schüttelte er den Kopf, um jenen amüsanten Gedanken, der ihn zum Grinsen bringen würde, zu vertreiben. Fragend legte sich stattdessen seine Stirn in leichte Falten, während er eine Augenbraue anhob, als auf den Rücken seines Bruders sah.

„Willst du darüber reden?“ Warum um den heißen Brei reden wenn man zum Punkt kommen konnte. „Was passiert ist?" Locker lehnte er sich an den Tisch und betrachtete seinen Bruder und kreuzte entspannt die Beine, bevor er an seinem Glas nippte.  „Oder sollte ich Liadan besser direkt folgen?"
Zuletzt geändert von Verlion am Fr 17. Sep 2021, 21:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Adrian
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#387

Beitrag: # 52463Beitrag Adrian »

„Was passiert ist?“ Kühl blickte Adrian in die Dunkelheit, während seine Worte fast vor Sarkasmus strotzten. Immerhin geriet alles an Gefüge auseinander. All die verschlüsselten Zeilen, die studiert worden waren,  Alle Pläne, die sie geschmiedet hatten, um die Prophezeiung zu schützen und den Willen Ogrimars über die Welt zu bringen. Also was erwartete Verlion für eine Antwort?

Oh er hatte einen außergewöhnlichen Tag hinter sich, mit Kindergeschrei und einer Frau, die ihm die Zunge herausschneiden würde, wenn er darüber sprechen würde. Aber einen Teil dessen konnte sich Verlion selbst ausmalen. Immerhin sollte es seinen aufmerksamen Ohren nicht entgangen sein, was im Felsendom geschehen war oder zumindest, was das Resultat dessen war, welches nun über ihnen schlief oder an der Mutterbrust lag.

Was also passiert war?

Tief atmete er ein, um seine Wut über sich selbst zu zügeln. Schräg blickte er zu Verlion.  Eine gefährliche Dunkelheit ruhte auf seinem Blick, überschattete das Blau, während due Finsternis danach griff.
Doch der Zorn, der noch immer in Adrian tobte, gebührte nicht seinem Bruder, auch wenn der Klang der Frage es im ersten Moment so erscheinen ließ.

Ausgehend von der Aneinanderreihung der Geschehnisse gab es darauf im Grunde ein Wort. Ein einziges. Naheniel.

Gut und gerne passte es haarklein zusammen, um sie allesamt für einen Moment unaufmerksam werden zu lassen, sie zu manipulieren. Ja, er hatte es nicht erwartet von Naheniel. Wäre sie eine junge, erblühte Frau, wäre er in dem Fall wesentlich wachsamer gewesen.

So hatte er vermutet, dass alle Augen der Legion und ihrer Familie über das junge Mädchen wachen würden. Sie erziehen und gleichzeitig vor einem solchen Einfluss schützen würden.

Er hatte das Kind selbst kennengelernt. Unschuldig, vertrauensvoll und unbedarft. Wenn jener sie mitgenommen hatte, dorthin, wo er es vermutete, nun es wäre für Freya mehr als eine Lektion. Nichts von dem, was sie dort sehen, hören oder erfahren würde, war am Ende für die Augen eines Kindes bestimmt. Nein, jene Anomalien, aus der Dunkelheit selbst entstanden, konnten eine so junge Seele brechen, sie zerquetschen, ausweiden und unwiederbringlich zerstören.

Dennoch war es ein Grund, seinen Bruder dafür abzustrafen. Auch wenn jener Tanuri im Auge hatte behalten sollen, hatte ein Moment des Wegsehens gereicht, um eine Kette an Ereignissen in Bewegung zu setzen, deren Folgen noch nicht abschätzbar waren.

Etwas, dass er aber ebenso der Verbissenheit des Weibes und ihrer überheblichen Überzeugung, alles selbst in die Hand nehmen zu können, zuschreiben konnte. Aber genau deshalb traf Verlion nicht weniger eine Teilschuld, da er über sie wachen hatte sollen.

Aber sie alle hatten für einen Augenblick die Augen abgewendet gehabt und damit war der Stein ins Rollen geraten.

Es war sicherlich nicht der Moment, um ‚Was-wäre-wenn‘ zu spielen. Am Ende war es vielleicht eine Fügung Ogrimars, dass er und nicht Verlion bei der Geburt des Kindes an ihrer Seite gestanden hatte. Ohne die Talente seines Bruders schmälern zu wollen, aber in dem Fall wären nicht eine, sondern drei Seelen in das Reich es einzig Wahren übergegangen.

Nichtsdestotrotz war Tanuri nun in Sicherheit. Wohlbehalten mit ihrer Tochter und egal was Verlions Gedanken sein mochten, Adrian würde kein Wort darüber verlieren. Nicht aus Angst vor dem Zorn der Priesterin, sondern aus dem Respekt, den er ihr zollte.

Ein finsteres Schmunzeln huschte zynisch über seine Züge, während er den Blick Verlions streifte. Er würde nichts dazu sagen – Nein. Seine Züge wurden weicher, wenngleich sie noch immer kühl und distanziert wirkten. Immerhin dachte er  bereits darüber nach, wie er die Kontrolle zurück erhalten konnte. Wie er die Ziele des dunklen Lords in die Tat umsetzen konnte, wobei es für ihn keinen Zweifel daran gab, dass sie sich Naheniels entledigen musste, bevor  sein Größenwahn alles was seine finstere Majestät im Sinn hatte, zerstören würde. Umso wichtiger denn je waren vielleicht nun die Dinge, die Verlion mitbekommen hatte, was er in Erfahrung hatte bringen können. Adrian brauchte einfach Antworten, um die Zusammenhänge zu verstehen, die sich hier ineinander verwoben. Gründe, weshalb die unvorhergesehenen Entwicklungen so fatale Ausmaße annahmen. Sie mussten ihn verstehen, um ihn zu finden und zu richten.

Leicht hoben sich beide Augenbrauen, als er genau deshalb die Frage direkt wieder an Verlion zurückgab.  „Das frage ich dich.“
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#388

Beitrag: # 52464Beitrag Verlion »

Es war kaum zu übersehen, dass Adrian sich ärgerte. Verlion ging es da nicht anders. Ein Moment der Unachtsamkeit und plötzlich stürzte das wohldurchdachte Kartenhaus direkt vor ihren Augen ein.

Sicher machte es keinen Sinn zu hinterfragen, was geschehen wäre, wenn er Tanuri offiziell begleitet hätte, anstatt sich unbemerkt an ihre Fersen zu heften. Es änderte nichts mehr oder machte es ungeschehen.

Ernst sah er zu seinem Bruder. Er konnte die Dunkelheit in ihm sehen. Seine Wut, welche ihm selbst wohl galt. Trotzdem war es klüger ihn nicht mit einem erheiternden Kommentar über Geburtshilfe herauszufordern. Dafür war die Situation auch selbst zu ernst. Und in Anbetracht dessen, was jener dafür geopfert und getan hatte, all das was Adrian zu dem gemacht hatte, was er war, konnte Verlion es mehr als nachvollziehen. Er musste einfach zugeben, dass sie Naheniels kaltblütigen Wahnsinn und seinen Einfluss unterschätzt hatten.

„Ehrlich gesagt, muss ich ausnahmsweise kapitulieren, Adrian.“

Räumte Verlion ein, während sein Blick auf seinem Bruder ruhte. Er konnte nur die Indizien zusammenfassen und seine Schlussfolgerung daraus mutmaßen.  Ob er damit richtig liegen würde, stand aber auf einem anderen Blatt Papier. Gelassen schwenkte er das Glas in seiner Hand und ließ die Flüssigkeit darin in Bewegung geraten, während er die Fakten zu sortieren versuchte.

„Nachdem Tanuri die Tochter des Erzmagus her zitiert hatte, hat unser Freund sie wohl am Tor abgefangen. Ein Junge erzählte später, dass dieser ihm Gold gezahlt hatte, damit ihr Pferd scheuen würde und er sich als ihr Retter aufspielen konnte.“

Verlion machte eine kurze Pause und trank einen Schluck, um die Worte wirken zu lassen, bevor er fortfahren würde. Es sollte seinem Bruder zeigen, dass er eine ähnliche Vermutung hatte. Ein Kalkül steckte dahinter und es trug einen Namen.

„Da ich für Tanuri ein Auge auf die Tochter von Vaboris haben sollte, bin ich ihr gefolgt. Nun irgendwann muss sie unserem Freund gegenüber eingeknickt sein. Zumindest pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass sie wohl ein wenig Spaß in die Nacht über gehabt hatten. Ausgiebigen Spaß über den ich selbstredend die Priesterin unterrichtet habe. Ihre Reaktion darauf, war absehbar, aber es war unvermeidlich, damit wir am Ende nicht die Natter vor ihr auf der Brust liegen haben.“

Ein vorausschauendes Funkeln durchzog seine Augen, denn immerhin war es die Halbschwester von Tanuris neugeborenen Tochter über die sie hier sprachen.

„Natürlich bin ich Tanuri gefolgt, als sie Naheniel zur Rede stellen wollte. Mit einigem Abstand und Distanz. Alles, was ich jedoch am Ende in der Taverne finden konnte, waren Anzeichen für einen Kampf, sowie dies hier...“ Mit einem Nicken deutete er auf die Mappe mit Papieren von Syndra, während seine Hand nach einem Beutel griff, welcher einen Moment später einige Knochensplitter auf das Bündel regnen liess. „Und nicht zu vergessen noch diese kleinen Bastarde, die wie Geschosse im Holz steckten. Allerdings gab es weder eine Spur von Tanuri, Naheniel noch der kleinen Magierin.“

Er liess den offenen Beutel auf die Mappe fallen, während seine Augen sich erwartungsvoll Adrian zuwandten, da dieser die drauffolgenden Handlungen wohl aus erster Hand kannte.

Es war nicht viel, aber nun es ergab zumindest ein schemenhaftes Bild, was in der Taverne geschehen war. Hatte Naheniel es tatsächlich so eiskalt geplant und so genau vorhersehen können? Wann wo und wie hatte er Freya in seine Gewalt gebracht? Oder waren es wirklich Zufälle, die ihm in die Hand gespielt hatten. Immerhin wem gehörten die Knochen?  Es waren zu viele Lücken, als das er eine Antwort darauf hätte geben könne, was geschehen war, doch ergab alles zusammen nur einen Rückschluss. Freya war bei Naheniel.

Kurz fuhr er sich über die Lippen, bevor er Adrian ansah. Immerhin war diese Erkenntnis ein Rückschlag. Ein Fiasko, welches das freudige Ereignis um die Geburt von Tanuris Tochter in einen Schatten hüllte.

 „Ich denke, wir sollten mit ihnen sprechen, damit wir wissen womit wir es zu tun haben.“

Laut Mila und dem Getuschel des Hausstandes, waren Syndra und Tanuri hier. Ebenso Lyvia, bei der Verlion die ganze Zeit über Freya vermutet hatte, nachdem er das Mädchen nicht bei ihrer Familie hatte auffinden können. Die drei Damen konnten allerdings sicher ein wenig Licht ins Dunkel bringen. 
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#389

Beitrag: # 52465Beitrag Adrian »

Kapitulieren war keine Option, ebenso wenig wie scheitern, auch wenn das Blatt im Augenblick schlecht war. Dennoch. Nicht wenn so viel auf dem Spiel stand und dem Preis, den er dafür bezahlt hatte. Beim Lord, er hatte Naheniel töten wollen und der Gefallen hätte Freya gebühren sollen, um das Band zu lösen. So einfach wäre der Weg gewesen. Nun hatte das Schicksal ihm mehr als nur in die Suppe gespuckt und er hatte genau diesen Trumpf verspielt.

Ob Schicksal oder Dummheit. Das Resultat war erst mal dasselbe. Er musste einen anderen Weg finden, um sich ihm zu entledigen, bevor er das Mädchen von ihrem vorherbestimmten Pfad abbringen konnte und alle Bemühungen in seinem kranken Wahn zunichtemachen würde.

„Morgen.“ Antwortete Adrian kühl, auch wenn er wusste, dass eigentlich jede Minute zählen konnte. Doch die junge Magierin und Lyvia sollten sich erholen, ebenso wie Tanuri und ihre Tochter. Ihnen sollten wenigstens ein paar Stunden zweifelhafter, aber dennoch erholsamer Ruhe vergönnt sein.

In dem Fall ruhte Adrians Hoffnung bei Liadan. Die Frau seines Bruders war für ihn wie eine Schwester. Er vertraute ihr und ihren Fähigkeiten blind und er würde für jene sein Blut geben, wie für Verlion auch.

„Sie alle haben einiges durchgemacht.“ Zeit die er nutzen konnte, um Gewissheit zu erlangen, nachdem Verlion ihn nur mehr in der Überzeugung bestärkt hatte, dass sie beide mit ihrer Vermutung einfach richtig liegen mussten.

Er würde jederzeit selbst gehen. Ihm gegenübertreten.  Aus den Schatten heraus und Naheniel seine Grenzen aufzeigen. Bislang hatte er sich zurückgehalten, hatte seine Augen nur wachsam über das Spielfeld fahren lassen und Figuren platziert oder in Stellung gebracht. Allein jedoch, dass Naheniel vielleicht hinter dem Angriff auf Tanuri stecken mochte, wäre ein häretischer Akt, der unmittelbare Vergeltung forderte.

Hatte Naheniel geahnt, was er vorgehabt hatte? Oder war es eine Provokation seinerseits gewesen, um sie herauszufordern? Ihm seine Macht zu demonstrieren?

Feuer bekämpfte man mit Feuer und Dunkelheit mit Finsternis. Der Bastard wollte es? Er sollte es bekommen. Adrian konnte förmlich spüren, wie die Düsternis in ihm wuchs, seine Macht nährte.

„Gönnen wir ihnen ein bisschen Ruhe vor dem nächsten Sturm.“

Wenn jener das Mädchen jedoch dieser ketzerischen Schöpfung ausgeliefert hatte, musste Adrian nun selbst einschreiten. Nicht dass sie diese Lehren irgendwann nicht durchmachen müsste, verstehen lernen müsste, inwiefern Chaos und Dunkelheit zusammenwirkten, welche Bedeutung es hatte, keine Gnade zu kennen, die Kausalitäten, die damit einhergingen. Früher oder später würde sie durch das Feuer zu schreiten und ihr Geist geformt und geschmiedet werden.

Allerdings nicht dort. Ihr Platz war hier. Sie war der Schlüssel und jene instabile fragile Ebene von Existenzen nicht der Ort, der ihr bestimmt war. Zudem hatte er es der Priesterin versprochen. Und er stand zu seinem Wort.

Aber auf kurz oder lang musste das Band entknotet werden oder im Zweifelsfall durchschnitten. Naheniel hatte jetzt schon zu viel Einfluss und vielleicht sogar Macht über sie, da sie ihm immer wieder blind ins Verderben nachlief. Dieses naive Vertrauen, woher sie es auch immer nahm oder schöpfte, würde ansonsten ihr Untergang werden.

Sie durften nichts mehr dem Zufall überlassen. ER durfte nichts mehr dem Zufall überlassen. Wie sie das anstellen sollten. Nun sie würden einen Weg finden. Und vorerst blieb ihnen nur der eine.

Das Vertrauen, das sie in diesen Ketzer hatte, musste bis ins Mark erschüttert werden. Freya musste das wahre Gesicht des Mannes erkennen und sehen.

Seine Miene verfinstere sich leicht, als er den Inhalt seines Glases leerte und in das Nichts blickte. Irgendwann würde das Mädchen zur Frau werden müssen und erfüllen, was ihr vorbestimmt war und dann durfte Naheniel ihr nicht im Weg stehen. 

Er hatte keinen Zweifel, dass Ogrimar ihn leiten würde und auch keine Skrupel den Willen seiner dunklen Lordschaft durchzusetzen, selbst wenn Freya ihn für diese Lektion vielleicht hassen würde. Doch der Zweck heiligte die Mittel.

Es war nur ein Blinzeln, das seinen Blick klärte und und zu Verlion sah. Nicht, dass er Zweifel daran hegen würde das Mädchen zu finden.

Im Gegenteil, er war davon überzeugt, ebenso wie von den Dingen, die notwendig waren, um die Kontrolle zurückzugewinnen.

„Wir werden sie zurückholen und dafür sorgen, dass er nie wieder Hand an sie legen wird. Koste es was es wolle.“
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✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Gemahl der PriesterinTanuri Al Saher
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Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
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