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Naheniel
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#26

Beitrag: # 50760Beitrag Naheniel »

So leicht wie er sich das gedacht hatte, schien sie nicht zu überzeugen. Aber das sollte kein Hindernis darstellen. Auf dem restlichen Weg durch das Orakel hatte er lange genug Zeit gehabt, sie zu studieren, ihre Bewegungen zu erforschen, in ihrem Blick in ihre Gedankenwelt hinabzusehen. Wenn sie durch die Visionen verbunden waren, dann hatte sie auch das gesehen, was er gesehen hatte.
Leichenberge, Düsternis, die Asche von den Toten.
War auch sie magisch angezogen worden von diesen Bildern? Sie war hier alleine gewesen, und das obwohl sie an ihrer Robe das Siegel einer Gilde trug. Waren Gildenschwestern und Gildenbrüder nicht stets füreinander da? Und standen einander zur Seite? Er hatte sie hier völlig alleine angetroffen, sichtlich verwirrt noch dazu.
Vielleicht war sie ja von ihrer Gilde verstoßen wurden und trug das Wappen unerlaubt weiter.
Vielleicht hatte sie von der Vision erzählt und war belächelt und hinfortgejagt worden. Wie auch immer, er würde sie dazu nicht befragen können. Nicht in dieser kurzen Zeit. Deshalb musst er es riskieren. Ein Wagnis, dessen Ende er noch nicht herbeisehen konnte, doch was blieb ihm anderes übrig? Für ihn zählte einzig und alleine diese Verbindung zu trennen, denn, so glaubte er immer mehr, sie war nicht von Ogrimar geschmiedet worden.
Was sollte dieses kleine Kind für einen Zweck in seinem großen Plan haben? 
 
„Ich finde wirklich, dass Ihr das großartig gemacht habt, kleine Lady. Alleine hätte ich diesen Weg niemals geschafft. Dafür, dass Ihr noch so klein seid, scheint Ihr Eurer Magie wirklich sehr sicher zu sein.
Er setzte wieder dieses Lächeln auf, welches er bereits dem Bibliothekar geschenkt hatte, ein Lächeln, das niemals etwas Böses vermuten lassen würde. 
„Wisst Ihr, das mag seltsam für Euch klingen... aber es scheint mir, als wäre ich schon einmal hier gewesen. Ich kann Euch nicht einmal beschreiben, warum ich das denke.
Es kommt mir alles so vertraut vor. Lächerlich, nicht wahr? Als Kind hatte ich häufiger seltsame Träume. Träume, die sich so real anfühlten. Einmal habe ich meinen Eltern davon erzählt, weil ich dachte...“

er lachte kurz peinlich berührt auf, „weil ich wirklich so dumm war und dachte, der einzig Wahre hätte mir diese Träume geschickt um mich durch diese Welt zu leiten. Das Ende vom Lied war, dass sie mich verstießen. So jemand wie ich war für unsere ehrfürchtige Familie nicht mehr tragbar.“

Er brachte diese Lüge so glaubhaft vor, dass er schon fast versucht war, sie selbst zu glauben.
Erkannte er Mitleid in ihrem Gesicht?
Oder war es vielleicht sogar ein Teil der Selbstidentifikation?
Hatte er etwa genau den Nerv getroffen, den er treffen wollte?

„Heute schäme ich mich dafür, dass ich jemals geglaubt habe, dass ich zum Kreis derer gehören würde, durch den Ogrimar spricht.“ Er zuckte ergeben mit den Schultern und hielt einige Augenblicke mit gesenktem Kopf inne.
Die Versuchung war sehr groß jetzt in ihr Gesicht zu blicken und aus diesem zu lesen, was sie dachte.
Doch er widerstand. Leise, aber fast mit kindlicher Unschuld sprach er weiter:
„Aber wisst Ihr, irgendwie haben mich diese Träume niemals losgelassen. Heute habe ich sie nicht mehr, vielleicht, weil ich sie später verleugnet habe? Aber diese Faszination und gleichzeitige Angst die sie in mir ausgelöst haben … und bis heute tun, diese ist ungebrochen. Aber es ist auch etwas anderes... etwas, von dem man gar nicht sprechen darf... Vielleicht ein klein wenig Faszination?"
Nun wagte er es, ihr direkt in die Augen zu sehen. Und was er dort sah, erfreute ihn so sehr, dass es ihm nur schwer fiel, nicht laut loszulachen.
Er hatte sie erwischt.

Sie nickte, zwar sehr zögerlich aber sie nickte. Mit einem gespielten Erstaunen betrachtete er sie weiter und flüsterte ganz leise:
„Ihr versteht mich?“
Wieder ein Nicken, nicht mehr ganz so zögerlich:
„Ich kenne diese Träume …“
Die Worte kamen ihr so leise über die Lippen, dass er sie kaum verstand. Doch sie waren ausgesprochen worden. Triumph breitete sich in ihm aus.

Aber er wusste, dass die Schlacht noch nicht geschlagen war.
Sie musste ihn zum Orakel begleiten. Nach diesen wenigen Worten war er sich sicher, dass sie es war, nach der er suchte. Sie war jung, unbedarft und völlig alleine hier. Niemand konnte sie lenken, ihr irgendetwas einflüstern.
Nur er.

Und so war es jetzt an ihm, ihre kindliche Unerfahrenheit, ihre Ängste und doch auch … nun wenn sie ein klein wenig so war wie er als Kind, als er zum ersten Mal die Visionen hatte … diese Neugier nach dem Unbekannten, nach der Finsternis die nach ihnen gegriffen hatte.
Vorsichtig ging er einen Schritt auf sie zu, immer noch im gebührenden Abstand zu ihr um sie nicht zu verschrecken, aber doch, um etwas Nähe zu schaffen, damit sie sich nicht fürchten musste vor ihrer eigenen Angst und vor ihren eigenen Gedanken und der verworrenen Gefühlswelt die sie erfasst hatte, seitdem sie die Visionen gehabt hatte. 

„Hast Du je dahin gestrebt, wo das Unerforschte lebt? Ganz weit fort, an einen Ort, wo die Finsternis ihre Geheimnisse verdeckt? 
Zieht das Düstere Dich an, schlägt es auch Dich in seinen Bann? Willst Du es sehen und verstehen, was die Dunkelheit verbirgt?“
Seine Stimme wurde immer leiser. Fast schon zögerlich sah er auf sie hinab, gar so, als würde er sich für seine Worte schämen und Angst davor haben, was sie für diese Offenbarung von ihm halten würde. 
„Wenn die Dämmerung beginnt, spürst Du das dort Dinge sind... Dinge die noch keiner sah und auch Du fühlst Dich ihnen nah?“ Ohne eine Antwort abzuwarten sprach er weiter, jetzt wieder mit etwas lauterer, von sich überzeugterer Stimme und einem nur schwer deutbaren Funkeln in den Augen. 
„Bist Du innerlich erhitzt, wenn Du Grenzen übertrittst? Fühlst Du Dich mit der Dunkelheit verwandt, wie durch ein unsichtbares Band? Treibt Dein Sinn Dich dorthin, wo das Verbotene sich verbirgt? Wenn die Nacht ihr Haupt erhebt, spürst Du wie es in Dir bebt? 
Betrittst Du dann diesen Ort, spürst Du den Einen dort, dort wo die Zeit nicht verrinnt und der nach Deinen Träumen beginnt? 
Fühlst Du dort Dinge, die kaum aussprechbar? Fern von einfach und greifbar? 
Mit einer kurzen Geste seiner rechten Hand wies er den Säulengang hinab und ließ dabei seinen Blick auf ihr ruhen. Seine blauen Augen betrachteten sie, neugierig, auffordernd und immer noch mit etwas, das sie nicht zu deuten vermochte. 
 
"Folgst Du mir nun dorthin, wo das Wissen um die Ungewissheit sich verbirgt?"
 

 
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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-Freya-
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#27

Beitrag: # 50761Beitrag -Freya- »

Ihr Körper fühlte sich müde und matt an und am liebsten wäre sie unter anderen Umständen einfach in ihr Bett gekrochen und hätte die Augen zugemacht. Doch jenes war weit entfernt und nicht zuletzt waren es seine Worte, die sie spürbar immer mehr in seinen Bann zogen.

Trotz aller Erschöpfung, die ihr ins Gesicht geschrieben stand,  sah sie mit großen Augen zu Naheniel hinauf. Das, was er ihr da erzählte. Es klang alles so vertraut und es konnte unmöglich ein Trick sein. Niemand wusste davon, mit niemandem hatte sie darüber gesprochen und zwar genau aus jenen Ängsten, deren Berechtigung er ihr mit seiner Geschichte bestätigte. Woher sollte er es also wissen, wenn er es nicht selbst erlebt hatte. Nur jemand, der es selbst gesehen oder gespürt hatte konnte es auf diese Art beschreiben.  


Es tat ihr dabei mehr als leid, dass niemand ihm scheinbar geglaubt hatte und sich seine Familie von ihm abgewandt hatte. Das war gemein und grausam und nicht zuletzt auch ihre größte Angst, welche nicht zuletzt der Grund dafür war, dass sie selbst darüber geschwiegen hatte. Um nichts in der Welt wollte sie von ihrer Gilde, die ihr wie eine Familie vorkam, verstoßen werden. Ebenso wenig wie sie wollte, dass einem von ihnen etwas schlimmes zustieß. Beides wäre eine Katastrophe.

Während er sprach, klebte sie förmlich an seinen Lippen, denn mit vielem hatte sie bis hierher gerechnet, aber nicht mit einer solchen Offenbarung und dem Zufall einer solchen Gemeinsamkeit, durch welche sie sich ihm gegenüber irgendwie mit einem Mal verbunden fühlte. Dass ihre Gedanken, vielleicht sogar Gefühle ihr dabei ins Gesicht geschrieben standen und er in ihm lesen konnte, wie in einem offenen Buch, erahnte sie nicht einmal annähernd. Denn das alles, was über seine Lippen kam schien ihr so vertraut, so als könnte er der erste sein, bei dem auch sie sich öffnen konnte, dass er sie vielleicht sogar verstehen würde oder helfen konnte, wie es die anderen Erwachsenen sicherlich nicht vermochten.

All dies - die Angst vor dem Ungewissen, dem Wieso und Warum, aber gleichzeitig auch die Faszination und Neugier, ein klein wenig zu erfahren oder zu sehen, das anderen verborgen blieb. Ja sie kannte es zu gut. Jedes seiner Worte schien sie daher aufzusaugen und es wurde mit jedem Satz, den er sprach, schwieriger all die Fragen zurückzuhalten, die sich ihr auftaten.  Allem voran die Frage nach seiner Vision von dem Säulengang und ob sie darin vorgekommen war. Doch dazu kam sie nicht. Nein, so viel sie auch hinterfragen wollte, sein erwartungsvoller Blick ruhte spürbar auf ihrer kleinen Gestalt und erwartete eine Antwort, welche ihre Augen bereits verrieten, bevor sie selbst ihre Entscheidung bewusst traf.  Sollte sie ihm folgen? Aber was, wenn er sich doch als das entpuppte, vor dem sie gewarnt worden war.

Da war noch immer die Angst. Doch wich diese nach und nach der Faszination, zumindest so wie er es ihr schilderte und dabei durch seine Wortwahl und Betonung dem ganzen irgendwie einen vollkommen anderen Blickwinkel verlieh. Die Träume, die Worte, welche in ihren Gedanken auftauchten, und nicht zuletzt die körperlose Stimme, welche allerdings erst zur ihr gesprochen hatte, nachdem sie die Warnungen ignoriert hatte. Mit niemandem hatte sie es teilen können. Bis jetzt. Das war einfach unfassbar!

Zögerlich machte sie einen Schritt auf ihn zu, sah zu ihm auf, in seine Augen in denen sich das Licht der Fackeln warm widerspiegelte.  Es schien ihr gar unmöglich, dass ihm diese kalten berechnenden Augen gehörten. Und doch brannte die Frage danach unter ihren Nägeln, ob er sie in einem seiner Träume gesehen hatte oder es vielleicht sogar derselbe gewesen war. Und wenn, warum man sie vielleicht gar vor ihm hatte warnen wollen.

Doch schien er auf eine Weise genauso verwirrt und zu sein wie sie und bei Ogrimar, nun da sie jemanden vielleicht zum Reden gefunden hatte, würde sie sich das nicht durch irgendwelche, vielleicht sogar selbst gesäten Zweifel wieder nehmen lassen. So sah sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag zu ihm hoch und deutete ein Nicken als Zeichen dafür an, dass sie gewillt war mit ihm zu gehen, ganz egal ob es ein Spiel mit dem Feuer sein mochte. Der Reiz des Verbotenen und die Hoffnung, dass er vielleicht sogar Antworten haben würde, waren zu groß, als dass sie sich wieder in ihr Schneckenhaus verkriechen wollte.

„Bist Du vielleicht auch deswegen hier? Um Antworten zu finden?“ sprach sie leise, aber etwas wohnte ihrer Stimme inne, das darauf hindeutete, dass sie langsam ihm gegenüber auftaute. Seine Ausstrahlung auf sie war mitreißend, lockend und nicht zuletzt ermutigte er das Mädchen. Weshalb auch immer er das tat und was auch immer seine Gründe dafür sein mochten.

Fast unmerklich hob sie dabei ihre Hand, um seine zu nehmen und ihm zu folgen.  Eine vermutlich unerwartete Geste für ihn, doch ebenso überraschend durchfuhr sie ein blitzartiges Gefühl, als ihre Fingerspitzen ihn streiften. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, in dem sie seine Hand berührt hatte und sogleich etwas Magisches und zugleich Schmerzhaftes dafür Sorge trug, dass sie ihre Hand unmittelbar wieder zurückzog. War dies eine Warnung? Sie wagte es nicht dabei seinen Blick zu suchen oder ihn darauf anzusprechen, denn sie war sich sicher, dass auch er es gespürt hatte.


Aber auch wenn dies das mulmige Gefühl der Gefahr in ihrem Bauch noch weiter verstärkte, diese düstere Ahnung, dass sie dabei war einen großen Fehler begehen, so überzeugt schien sie dennoch, dass sie kurz davor war den Schleier zu lüften. Nun wegzulaufen würde sie vielleicht der einzigen Chance berauben mit jemandem zu sprechen, der sie verstand, der vielleicht schon mehr wusste, als sie selbst und der bereit war bis zum Ende zu gehen. 

Selbstredend würde sie auf sich aufpassen, aber sie durfte sich weder von ihrer Angst lenken noch von Misstrauen von ihrem Ziel abbringen lassen. Zumindest redete das Mädchen sich dies ein. Nicht jetzt, wo sie sich zum ersten Mal verstanden vorkam. Ihn nun offen gar als Mörder und Wahnsinnigen einzustufen würde sowieso zu weit gehen und sich einfach abzuwenden ,würde sie nicht minder von jenen unterscheiden, die sie in seiner Geschichte verurteilt hatte und welche sie dazu bewog daran zu glauben, dass alles was geschah einen tieferen Sinn ergeben würde. Dass es vielleicht sogar eine Prüfung des Schicksals selbst sein mochte und sie zusammen am Ende das finden würden, wonach sie suchten.

So trat das Mädchen in den Säulengang und folgte diesem an seiner Seite mit ruhigen Schritten ohne ihn oder seinen Schatten, der sich im Fackelschein tanzend nebenher bewegte aus den Augen zu lassen. Um von diesem kleinen elektrisierenden Schlag schnell abzulenken oder vielmehr so zu tun, als habe sie ihn eigentlich gar nicht verspürt, plapperte sie neugierig eine der Fragen heraus, die ihr auf der Zunge brannten.

„Wenn nicht er es war, der zu uns sprach, was denkst Du, wer ist es dann?“ Die geweckte Begeisterung und Neugier in ihrer Stimme konnte sie dabei nicht unterdrücken. Ihrer Meinung nach lief nämlich alles bisher nur an einer Stelle zusammen - all die Bilder, Visionen und Worte, welche ihr immer wieder wie ein Déjà-vu vorgekommen waren. Sie alle hatten, neben der Tatsache, dass sie alle wahr geworden waren, eine Gemeinsamkeit gehabt - den dunklen Lord.  Und wenn nicht er dahinter steckte, war die Frage mehr als berechtigt. Oder nicht?

Ein wenig verunsichert fuhr sie sich mit den Fingern um ihr Handgelenk. Dort an jene Stelle, wo jemand oder etwas sie im Traum gepackt hatte. Wenn es nicht er war, wer hatte dann versucht sie zu warnen oder zu verunsichern und weshalb? 
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Naheniel
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#28

Beitrag: # 50762Beitrag Naheniel »

Er hatte es auch gespürt, dieses kurze elektrische Knistern zwischen der ihrigen und der seinen Hand, an den Fingerkuppen war es gewesen, als hätten sich kleine gefährliche Blitze entladen.
Doch er war nicht zurückgeschreckt.
Lieber wollte er dieses Zeichen mit Vorsicht genießen und das Mädchen nicht gleich wieder verschrecken. Schien sie doch immer noch zögerlich ihm gegenüber zu sein.
Dummes, kleines Gör. Wie schwer konnte es den sein, ein kleines Kind von seiner Rechtschaffenheit zu überzeugen? 
Noch würde er sie gewähren lassen.
Doch sah er diese Berührung als Warnung an. Er war sich nahezu sicher, dass sie aus dem feindlichen Lager geschickt wurde. Vielleicht wusste sie selbst gar nichts davon, dass sie nur benutzt wurde.
Das würde so einiges erklären, schließlich verplapperten sich so kleine Kinder recht häufig.
Aber, dass sie sich nicht berühren konnten, das musste einfach eine Warnung des dunklen Herrn sein.
War sie gar wirklich eine Dienerin des Götzengottes im falschen Gewand?
Eiskalt lief es ihm bei diesem Gedanken den Rücken hinab. Da konnte er sich nur glücklich schätzen, dass er diesen Abschaum nicht angefasst hatte.
Finsternis legte sich über seinen Blick, als er daran dachte, dass er es fast zugelassen hatte, dass jemand von diesem widerwärtigen Pack seine Haut berührt hätte. Rein und gesegnet von Ogrimar.
Wohl war sie nun in ihrem aufgeregten Eifer doch etwas unvorsichtig geworden und einige Schritte vor ihn getreten. Hingerissen von seinem Zorn auf sich selbst und seinem fahrlässigen Verhalten war er versucht,
ihr jetzt und an dieser Stelle das Leben zu nehmen, welches ihr wohl von den Dienern dieses falschen Gottes eingehaucht worden war.
Seine Hand fuhr mit gespreizten Fingern fast schon zärtlich der Rundung ihres kindlichen Kopfes entlang, jedoch ohne diesen zu berühren.
'Kleines, unschuldiges Mädchen. Wenn Du nur die Tragweite Deiner Anwesenheit hier erahnen könntest.. ' dachte er bei sich.
Abrupt drehte sie sich zu ihm um und sah ihn mit fragendem Blick an, als würde sie auf die Antwort einer Frage warten.
Hastig zog er seine Hand zurück. Nein, es wäre nun verkehrt, den Kopf zu verlieren. Er musste sich in Geduld üben, denn er wusste nicht, was nach diesem Säulengang noch auf ihn wartete.
Schließlich wollte sie ihn zuerst alleine weiter schicken. Wer weiß, ob dies nicht am Ende eine Falle gewesen wäre und noch weitere bösartige Wesen auf ihn lauerten. 
 
Wenn er sie also durch den Prozess der Wiedergeburt riss und sie stand hier, auf der Seite Ogrimars, würde der Eine sie tatsächlich in Stücke zerreißen, sobald die Worte gesprochen waren.
Was für ein herrlicher Gedanke das war. Und er wäre Zeuge dessen! Zeuge über diese Macht des einzig Wahren.
Für dieses Bild und diese Genugtuung, dem Götzengott ein Schnippchen zu schlagen, würde er sich zu gerne gedulden. Verzückung erfüllte ihn, die das Mädchen nun deuten könnte als ähnliche Aufregung, die sie ob seiner Worte gepackt hatte. Sollte ihm nur recht sein. 
„Das ist eine gute Frage. Ich hatte die Hoffnung, dass uns das Orakel diese Fragen beantworten kann. In der Bibliothek wurde mir nämlich verraten, dass das Orakel alles weiß!“ er sah mit etwas ungläubigem Blick auf sie herab. „Ich kann mir zwar beileibe nicht vorstellen, dass jemand wirklich ALLES weiß, aber auf einen Versuch kann man es ja ankommen lassen, nicht wahr?“
er lächelte ihr aufmunternd zu. „Und außerdem..“ verlegen strich er sich durch sein blondes Haar. „Selbst wenn wir keinen Erfolg beim Orakel haben, den Lohn für die Mühen diesen Ort hier zu betreten, habe ich schon bekommen. Schließlich habe ich Euch hier gefunden kleine Lady.
Endlich jemanden, der mich versteht und mich nicht für meine Träume auslacht. Wisst Ihr, seid damals, habe ich das nämlich niemandem mehr erzählt.“


Mit diesen Worten schritten sie gemeinsam weiter durch den Säulengang, sie wieder direkt neben ihm, nun wieder in gebührendem Abstand und mehr darauf bedacht, dass sie keinen Schritt vor ihm ging.
Und wie sie da so gingen, erreichten sie die letzte Treppe, die letzte Türe, die sie noch von dem Raum des allwissenden Orakels trennte.
Ein leichtes Schauern packte ihn, als er sich zurückerinnerte an die Vision, wie das Mädchen vor ihm lag,
die schwarze Asche, die auf ihr Haupt regnete.
Fast schon war es, als wäre er wieder direkt in dieser Szene. Welch ein Genuss würde es sein, sie aus diesem Leben zu reißen. Doch von all diesen Gedanken ließ er sich nichts anmerken.

Im Gegenteil, charmant verneigte er sich vor ihr, bevor sie den letzten Raum betreten sollten und deutete ihr mit einer galanten Handbewegung den Vortritt. „
My Lady, der letzte Schritt zu diesem mächtigen Wesen soll Euch gebühren!“ wieder blickte er auf ihren mit schwarzen Haaren bedeckten Kopf hinab mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen. „Schreitet ruhig voran, dann wenn ich ehrlich bin,
fürchte ich mich nun doch ein wenig und hoffe auf Euren Schutz!“
 ... 'Und auf Deinen baldigen Tod... dass dieses leidige Band getrennt sein möge.' fügte er in Gedanken hinzu.
 

 
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#29

Beitrag: # 50763Beitrag -Freya- »

Sicherlich waren da noch immer die Bilder ihrer Vision in ihren Gedanken und säten Zweifel im Vertrauen darauf, dass er als Diener des Einen ihr wohlgesonnen sei. Doch seine Worte selbst vermochten es, sie nach und nach immer mehr in seinen Bann zu ziehen.

Ob sich dies auf ihrem Gesicht widerspiegelte, nun das konnte durchaus sein, denn darüber machte sie sich als solches keine Gedanken, außer, dass sie versuchte die innere Stimme, die in ihrem Bauch laut wurde, zu unterdrücken.

Immerhin waren es gemischte Empfindungen, mit denen sie an seiner Seite den Säulengang entlang geschritten war. Zuerst erschien es ihr einfach wundervoll jemanden gefunden zu haben, der diese Bilder teilte, doch war er sehr engagiert dabei, sie bis zum Ende mitzunehmen.

Kurz dachte sie an das Gefühl, das sie gespürt hatte, als sie ihn berührt hatte. Dieses Kribbeln, abschreckend, aber nicht weniger magisch.  Eine weitere Mischung aus Faszination und Angst. Und mit jener Euphorie und Begeisterung er von seinen Visionen erzählte,  liess sie wahrlich unvorsichtig werden.

Ein leichtes Glänzen huschte über ihre Augen bei dem Gedanken mit jemandem Reden zu können und von jemandem, der ganz bestimmt schon viel mehr gelernt hatte  wie sie, vielleicht über die Bedeutung dessen zu erfahren. Da waren so unendlich viele Fragen. Fragen an das Orakel, Fragen an ihn. Und doch war da bei all der Neugier noch immer die Angst, die sie tief im inneren beherrschte, diese auszusprechen. Die Furcht vor der Antwort.

Es war ein ernüchternder Wimpernschlag, welcher für den Bruchteil einer Sekunde die Bilder beinahe wieder lebendig vor ihr inneres Auge führte und sie fühlen liess, wie sie denselben Weg durch das Zwielicht und den Ascheregen hinweg über die Leichen bereits gegangen war.  Sie konnte fast Bitterkeit die Asche schmecken und das süße verbrannte Fleisch riechen. Kurz blickte sie nach oben - über sich - so als erwarte sie dort irgendetwas zu entdecken. Etwas, das darauf hindeuten würde, dass sie die Schwelle zwischen Traum und Realität durchschritten. Doch nichts dergleichen geschah.

Stattdessen bemerkte sie, dass sie bereits ein paar Schritte vor ihm lief. Er in ihrem Rücken. Kurz musste sie schlucken. Fast bedrohlich wirkte der Schatten, den er im Fackelschein warf und welcher  hinterrücks über ihrem Kopf wie das Schwert des Damokles schwebte. Für einen Augenblick wurde ihr übel und das Ziehen in ihrem Bauch fühlte sich wie ein Dolchstoß an. Oh nein.

Abrupt blieb sie stehen und drehte sich mit großen Augen zu ihm herum, voller Erwartung etwas Goldenes vor sich aufblitzen zu sehen.  Doch alles was sie sah, war Nichts. Erleichtert stellte sie jedoch fest, dass es nur seine Hand allein war, die sich nach ihr ausgestreckt hatte und mit der er ihr offenbar lediglich über das Haar hatte streichen wollen. Eine Geste, von der sie ihn vermutlich durch ihr stoppen abgehalten hatte.

Kurz musste sie lächeln. Ihre Fantasie ging wohl wirklich mit ihr durch. Das Blau ihrer Augen wanderte musternd über ihn und wurde dabei ein wenig weicher und offener. Denn da war kein Dolch, keine eiskalten Augen und erst recht nirgendwo war der Tod zu sehen.

Nur der fremde Mann, der sie liebevoll 'kleine Lady' nannte und der ehrwürdige Ort der Wiedergeburt, der vor ihm lag. Nein, das wollte sie nun keinesfalls zerstören.

Nicht ihm, dem sie so viele Fragen stellen wollte und der sie trotz ihrer Skepsis immer mehr in seinen  Bann zog. ~Hör auf damit Freya...~ tadelte sie sich innerlich selbst.

Aber auch wenn sie diesen Vorsatz für sich hegte, achtete etwas in dem Mädchen unterbewusst darauf an seiner Seite zu bleiben und nicht wieder vorzulaufen, da sie das Gefühl des Unbehagens nicht vollkommen abschütteln konnte.

"Ich würde niemals über die Träume eines anderen lachen. Aber ich weiß genau, wie Du Dich fühlst." nickte sie nur zustimmend. Wobei sie nicht Angst davor hatte, dass man sie auslachte, sondern eher für verrückt erklärte und sie dadurch ihre ‚Familie‘ verlieren würde. Gerade wollte sie noch die Frage stellen, was er in dem Säulengang in seinem Traum gesehen hatte, ganz unverfänglich, als sie jedoch den letzten Treppenabsatz bereits erreicht hatten. Wie ein Geistesblitz kam ihr dabei der Gedanke, dass er vielleicht selbst Bedenken hatte. Es war eigentlich nachvollziehbar, dass er aufrichtig waren und sie beide einfach nur vor der gleichen Sache Angst hatten. Also mehr oder weniger, denn die Tante Tanuri oder Morrigan und den Rest der Legion kannte er natürlich nicht, aber er hatte sicher auch Freunde und hatte die bestimmt dann stattdessen gesehen. Ja, das musste es sein, denn wenn sie ehrlich war, standen sie ja schon fast am Ziel und bisher war nichts von allem eingetreten.

Vielleicht liess er sie deshalb und aus dem gleichen Grund vorlaufen, wie sie danach strebte an seiner Seite zu bleiben. Hm vielleicht war er nämlich genauso unsicher wie sie. Hatte er ähnlich verstörende Bilder gesehen?


"Wir gehen zusammen. Oder vertraust du mir nicht?" Ein leichtes Grinsen huschte über ihre Züge, doch aufgrund ihrer inneren Angst, erreichte jenes nicht vollkommen ihre Augen, um diesen den aufmunternden neckenden Glanz zu verleihen. "Du hast mir noch gar nicht erzählt, was Du in dem Gang gesehen hast in deinem Traum." Mutig nahm sie aller Zweifel zum Trotz und ohne zu wissen, ob er ihren Worten folgte, die erste Stufe und schaute nur kurz mit fragenden Augen und einem neugierigen Lächeln auf den Lippen über die Schulter hinweg zu ihm. Immerhin hatte sie nun das Gefühl eine gute Erklärung für sein Drängen zu haben und alles weitere nun das würden sie dann zusammen das Orakel fragen. Ganz genau! 
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Naheniel
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#30

Beitrag: # 50794Beitrag Naheniel »

Dummes kleines Kind, konnte sie nicht endlich Ruhe geben und ihre Fragen zurückhalten? Es wurde ihm langsam lästig, immer und immer auf sie einzugehen. Dabei wollte er doch nur endlich den Weg zum Orakel vollenden und sich ihrer entledigen.
Aber nein, ständig dieses unnötige Geplappere. Hätte er gekonnt, hätte er die Augen verdreht.

Doch natürlich musste er sich weiter zurückhalten und in Geduld üben. Bei Ogrimar, das war wirklich eine harte Prüfung, die er sich zu unterziehen hatte.
Er hatte Kinder noch nie gemocht. Selbst als er eines gewesen har, waren sie ihm immer nur auf die Nerven gegangen. Seiner Meinung nach waren sie vollkommen unnötig für diese Welt. Dieses unschuldige Lächeln, die großen fragenden Augen, überall verursachten sie nur Müll und Scherereien. 

Seine Eltern hatten ihn bereits früh als Erwachsenen erzogen, auch sie mochten keine Kinder und hatten ihm immer wieder gesagt, dass er nur dem einen Zweck diene, Ogrimar treu ergeben zu sein und seinen Lehren bis aufs kleinste Wort zu folgen.
Er war gezeugt worden, um eine Unterstützung für den einzig Wahren im Kampf gegen die Diener des Götzengottes zu sein. Nicht weniger. Kind sein kannte er nicht und verurteilte er deshalb.

Als er noch ein kleiner Junge war, so um die 3 Jahre, hatte ihm ein Gaukler auf dem Markt einen kleinen Bären aus Stoff geschenkt.
Wohl weil er diesen mit so großen Augen betrachtet hatte, kannte er das doch nicht von zu Hause. Fasziniert hatte er den Bären in seinen Händen gehalten und ihm verwundert über den Kopf gestreichelt.
Seltsame Gefühle hatte es in ihm ausgelöst und das Bedürfnis, dieses Ding, was nur ihm gehörte, fest an sich zu drücken und zu beschützen.
Als seine Mutter den Bären in seinem Arm sah, hatte sich ein grausames Lachen über ihr Gesicht gezeichnet.
Bis heute hatte er das nicht vergessen, den Klang und wie kalt ihre Augen dabei gewirkt hatten.
Sie hatte ihn ausgelacht für seine kindlich unangemessenen Gefühle und den Teddybären mit einem kurz geflüsterten Feuerzauber zu Asche in seinen Händen verwandelt.
Tränen waren in seine Augen gestiegen, doch hatte er sie schnell heruntergeschluckt. Er wusste, hätte er auch nur den Hauch eines Gefühls gezeigt, wäre sie bitter enttäuscht von ihm gewesen.



Und nun stand er hier und hatte dieses Kind an seinem Robenzipfel kleben. So unschuldig war sie, schien noch nicht viel Böses von der Welt gesehen zu haben. Wäre die Lage eine andere, hätte er sich durchaus vorstellen können, sie für seine Zwecke zu benutzen.
Oh ja, sie wäre bestimmt ein wunderbares Werkzeug.
Doch traute er ihr nicht einmal soweit, wie er spucken konnte. Sie musste zu den Anhängern des weißen Götzengottes gehören, anders ließ sich diese Situation in die er geraten war einfach nicht erklären.
 „Aber natürlich vertraue ich Euch! Ich meine... Seht Euch nur einmal um! Ihr habt mich hier durch feuerspeiende Drachen geführt, einfach so. Als wäre es nichts. Wenn man es genau nimmt...“ er schnippte einmal kurz mit den Fingern zur Untermalung des Gesagten und betrachtete sie mit großer Bewunderung, „habt Ihr ja schon auch ein wenig Euer Leben für das meine riskiert.
Und dabei kennen wir uns doch überhaupt nicht. Wenn ich nicht Euch vertrauen sollte, kleine Lady, wem denn dann?“

Als er zu ihr herabsah zuckte er leicht mit den Schultern. „Sonst habe ich doch auch keinen, dem ich vertrauen könnte. Also muss ich wohl oder übel auf Eure Gunst vertrauen, nicht wahr?“ Ein amüsiertes Schmunzeln huschte über seine Lippen. 


Mein Traum...“ er schüttelte sich ein wenig, gar so, als würde er damit versuchen die schlimmen Erinnerungen die damit verbunden waren loszuwerden. „Wisst Ihr, ich kann mich nur noch bruchstückhaft daran erinnern. Aber … Es hat mir ein wenig Angst gemacht.“
Seine letzten Worte flüsterte er, es klang fast so, als würde er sich schämen.
„Verzeiht, kleine Lady, Ihr müsst mich für ziemlich nutzlos und ängstlich halten. Alleine durchs Orakel schaffe ich es nicht und von einem Traum fürchte ich mich so lange danach immer noch ein wenig. Aber glaubt mir, ich kann auch recht mutig sein.“ er grinste sie verschmitzt an,
„Als ich noch ein wenig jünger war, habe ich einem Jungen der mit mir die Lehren Ogrimars studierte ein Säckchen bunter Bonbons geklaut, weil er immer so frech zu mir war. Ich muss dazu sagen, er war mindestens einen Kopf größer als ich!“

Auch seine Augen lächelten bei der Erzählung mit. Im Lügen war er schon immer recht gut gewesen, das Gefühle vortäuschen hingegen lernte er noch. Ob es bei ihr fruchten würde?
 Während er so dahin erzählte und damit von ihrem eigentlichen Thema ablenkte, kamen sie dem Orakel immer näher.

Nur noch wenige Augenblicke würden ihn von seinem Triumph trennen und die Belohnung die der einzig Wahre für ihn bereithielt ließ ihn bereits bei dem Gedanken daran wohlig erschauern.  
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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-Freya-
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#31

Beitrag: # 50796Beitrag -Freya- »

Schweigsam schritt sie neben Naheniel her und hatte nicht einmal bemerkt, dass sie in einer zunehmenden Faszination immer mehr an seinen Lippen klebte, während sie seiner Geschichte lauschte. Ihre Wangen unter dem leicht zerzausten Zopf  waren ein wenig gerötet, was nicht nur den Anstrengungen des Weges geschuldet war, sondern auch ein wenig der Verlegenheit entsprang, die er mit seinen schmeichelnden Worten in ihr hervorrief, auf die sie jedoch nicht weiter einging.

Es vermittelte ihr jedoch das Gefühl, dass er ihr vertraute und hey, da er, ein großer Mann, sogar über seine Ängste sprach, war sie sich sicher, dass er wohl kaum ein eiskalter meuchelnder Schurke sein konnte. Nein der wäre garantiert unerschrocken, eiskalt und gnadenlos gewesen und nicht so nett wie er. Tatsächlich musste sie sich selbst eingestehen, dass sie ihn irgendwie sogar ein wenig zu mögen begann, weil er sich ihr gegenüber so offen gab.

Kurz nur hob sie, ob dem, was sie hörte, ihre Augenbraue in Tantchenmanier und sah zu ihm hoch. "Pssst... Auch wenn er es verdient hat, man beklaut keinen Glaubensbruder! Das hört der einzig wahre sicher nicht gern."

Zur Untermalung ihrer Worte legt sie den Zeigefinger ihrer rechten Hand auf ihre eigenen kleinen, noch von einem Lächeln gezeichneten Lippen. Eine Geste, bei der ihr Robenärmel ein wenig verrutschte und den Rand ihres Mals preisgab. Etwas, worüber sie sowieso nicht nachdachte.  Nein.

Vielmehr kreisten ihre Gedanken um Naheniel, den sie in ihrem Inneren in bisher fast jeder Hinsicht nur zu gut verstehen konnte. Oh ja. Der Sloan ärgerte sie ja auch immer wieder und ihre Bonbons hatte der auch mal weggenommen. Vielleicht sah Ogrimar bei kleineren Vergeltungen hinweg. Vielleicht wär ein Rückdiebstahl ja auch ganz was anderes. Bei dem Gedanken lächelte sie ein wenig verwegen zu Naheniel und strich sich mit der rechten Hand eine aus ihrem Zopf gelöste Haarsträhne hinter ihr Ohr. Na und wenn - ihn hatte ja auch nicht der Blitz getroffen.

"Du bist nicht ängstlich oder nutzlos. Ganz bestimmt nicht. Ich finde Du bist mutig. Oh ja Immerhin bist Du ja allein hierhergekommen und wolltest den Weg zurücklegen, und bestimmt hättest Du das auch allein geschafft. Ganz sicher! Du konntest ja nicht wissen, ob noch jemand hier ist. Und nun sind wir beide eben zusammen bis zum Orakel gegangen." versuchte sie seine Zweifel zu zerstreuen und zu ermutigen, denn sie hatte nicht die geringste Ahnung von seiner Doppelzüngigkeit und Täuschung und wollte ihn daher umso mehr aufmuntern, da er sie wirklich mit seinem Lob ganz verlegen machte.

Dabei glitt ihre Hand weiter auf die Mauer hinüber, über welche sie mit ihren Fingerspitzen strich und um die sie nur noch herumgehen mussten, um dann dem Orakel persönlich gegenüberzustehen. Oh ja. sie konnte es schon spüren oder vielmehr sie - die ehrfurchtgebietende Aura, welche mit der Weisheit von vermutlich ganz vielen Jahren und Ausgewogenheit der absoluten Neutralität  diesem Ort innewohnte.

Puh. Nun war sie an ihrem Ziel und ihre Ängste waren am Ende vollkommen unbegründet gewesen.
Nichts aus dem Traum hatte sich in irgendeiner Form bewahrheitet. Und jedwede Angst schien nahezu unbegründet gewesen, weshalb diese sie nun endlich verließ. Im Gegenteil,  sie hatte endlich jemanden getroffen, der sie verstehen und dem gegenüber sie sich vielleicht öffnen konnte ohne das Gefühl dabei zu haben, verrückt zu sein.

Mit einem Blinzeln sah sie zu ihm rauf und in ihren Augen spiegelten sich die Aufregung und nicht zuletzt die Ehrfurcht regelrecht wieder, die der Moment selbst in ihr hervorrief. Er würde nun vor den einzig wahren schreiten und vielleicht würde sie endlich erfahren, warum der dunkle Lord in ihren Träumen mit ihren Ängsten gespielt hat, um sie fernzuhalten. Oder war es doch am Ende alles nur eine Einbildung und sie sollte ihre Fragen besser unausgesprochen lassen? Sollte es sie vielleicht gar genau an diesen Punkt führen, so dass sie beide aufeinander trafen? Vielleicht hatte sie ihn begleiten sollen, um mit ihm gemeinsam die Antworten zu finden.

Aber was, wenn nicht? Wenn er, der ihre Träume, Ängste und Zweifel teilte, nun vor den einzig Wahren trat und sie ihn danach vielleicht nie wieder sehen würde, was dann? Dabei fiel ihr auf, dass sie nicht einmal seinen Namen kannte. Wie sollte sie später jemanden suchen, von dem sie nicht einmal wusste, wie er hieß? Das war aber auch alles zum Haare raufen.

Bevor sie nun um die Mauer herumschritt, wandte sie sich daher Naheniel zu und stellte sich ihm gegenüber, so dass sie nun zwischen ihm und dem Orakel selbst stand, welches er mit einem Blick über sie hinweg deutlich erkennen konnte, sofern sie nicht seine vollkommene Aufmerksamkeit mit dieser simplen Frage für den Moment auf sich lenken würde. "Bevor ich es vergesse und wir uns vielleicht nie wiedersehen... also ich bin die Freya. Und Du?" Erwartungs-, oder nein, vielmehr hoffnungsvoll sahen ihre großen blauen Augen zu ihm auf und es schien, als suchten sie dabei fast spürbar Anzeichen in seinem freundlichen Gesicht dafür, dass er ihr diese Angst, dass er mit den gleich folgenden Schritten wieder aus ihrem Leben verschwand, mit dem nächsten Satz nehmen würde.
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Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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Naheniel
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#32

Beitrag: # 50806Beitrag Naheniel »

Wäre er ein anderer gewesen, hätten ihn ihre Worte vielleicht geschmeichelt. Doch so einer war er nicht. Was waren schon bloße Worte?
Nichts konnten sie bewirken in dieser Welt. Taten waren es die zählten, und zwar nur die Taten, die für den einzig Wahren vollbracht wurden. Wobei, ihre kindlichen Aufmunterungsversuche
erheiterten ihn doch ein klein wenig. Versuchte sie doch sichtlich auch ein wenig mehr das Kind in sich abzulegen und mit den Erwachsenen aufzuschließen.

Dummes Ding. Lang würde sie sowieso nicht mehr am Leben sein, sollte sie ihre letzten Momente als unschuldiges kleines Balg noch ausnutzen. Als sie den Zeigefinger kurz auf ihre Lippen legte, erkannte unter ihrem Robenärmel nur ganz flüchtig eine kleine Zeichnung.
War es etwa das letzte Zeichen, auf welches er gehofft hatte?
Wollte Ogrimar ihm dadurch sagen, dass er richtig lag mit seiner Annahme? 
Eigentlich hatte er so oder so schon längst keinerlei Zweifel mehr daran.
Aber dieser letzte Wink war es gewesen, denn er von ihm gebraucht hatte.
Jetzt konnte er sich seiner Sache nur noch sicherer sein. Er hatte zu ihm gesprochen, ein weiteres Mal. Gänsehaut überzog seine Arme bei dem Gedanken daran, dass auch jetzt der dunkle Fürst an seiner Seite stand und ihn leitete.

„Oh, wie unhöflich von mir, dass ich mich Euch nicht vorgestellt habe, kleine Lady. Nun, das will ich sogleich nachholen. Mein Name lautet Naheniel.“ er verneigte sich vor dem Kind, so dass sein Blick nun fast auf einer Ebene mit dem ihrigen war.
Ein Funkeln, welches für sie vielleicht unergründlich war, überzog seine blauen Augen als er in Gedanken anfügte: `Naheniel, der Verdammnisbringer und Dein Untergang.'

Kurz hielt er in seiner Verbeugung inne. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, den eisigen Dolch aus seinem Beutel zu ziehen und ihr die Kehle durchzuschneiden.
So unschuldig stand sie vor ihm, nichtsahnend.
Er merkte, wie er nach und nach ihr Vertrauen gewonnen hatte. Innerlich triumphierte er. Er war nur einen Wimpernschlag von ihr entfernt, eine Armesbreite.
Ganz einfach könnte er mit seiner Hand die kleine dünne Kehle packen, den Dolch in ihren Bauch rammen und ihr dabei zusehen, wie ihr Lebenslicht langsam erlosch. Und doch richtete er sich wieder auf und lächelte sie breit an. Vor dem Orakel konnte er sie nicht ermorden, am Ende würde es ihm die letzte Prüfung versagen. Das dürfte er nicht riskieren.

„Und verratet Ihr mir auch Euren Namen, kleine Lady?“
Freya knickste höflich, als sie ihm ihren Namen nannte.
Es war fraglich, ob er sich diesen Namen merken würde. Schließlich wäre auch sie nur eine kleine Figur in diesem bevorstehenden Krieg der Götter gewesen.
Vielleicht ein kleiner Bauer, dessen Verlust man durchaus verschmerzen konnte. Doch was hatte ihm einst sein Vater gelehrt? Unterschätze nie die Bauern, sie können am Ende das ganze Spiel entscheiden.

„Nun werte Freya, dann werde ich die Gunst nutzen, Euch an meiner Seite und zu meinem Schutz zu haben und das Orakel zu unserer Situation befragen.“ er grinste sie verschwörerisch an und murmelte leise: „Nicht, dass uns der Gute am Ende noch einschläft. Von so jungen Jahren wird er auch nicht mehr sein.“

So trat er vor den weiß gewandeten Mann. Er konnte nicht verleugnen, dass sein Herz nun doch ein paar Schläge schneller schlug. Viele Jahre hatte er auf diesen einen Moment hingearbeitet. Vor seinen Gott zu treten, nicht nur in den Visionen die er ihm schenkte, sondern sein Leben für ihn zu lassen und allein durch seine Macht wiedergeboren zu werden.
„Wertes Orakel, meine Begleitung und ich sind heute vor Euch getreten um Euch einige Fragen zu stellen, wenn Ihr das erlaubt. Man sagt, Ihr seid allwissend.
So bitten wir Euch um Eure Gunst und ein Erleuchtung.“


Das Orakel blieb vor den beiden stehen und musterte sie aufmerksam.
Vielleicht um zu ergründen, ob sie seiner Antworten auch würdig waren oder weil es zu so später Stunde niemanden mehr erwartet hatte.
Aber kannte das Orakel eigentlich den Begriff der Zeit?

Es sprach mit weicher und doch alles einnehmender Stimme zu den beiden:
„Nun denn, was ist Euer Begehr. Sprecht."
Naheniel warf einen kurzen Blick auf Freya, der fast schon unsicher wirkte.
Dann atmete er einmal tief ein und aus: „Wir, also Freya und ich würden gerne mehr über gewisse Visionen erfahren. Was sie zu bedeuten haben.“

Das Orakel blickte Richtung Freya, dann zurück auf Naheniel.
„Freya, Euch bin ich bereits einmal begegnet. Ihr habt den Test vor mir abgelegt.
Doch Euch, junger Mann,“
sein Blick wanderte wieder gen Naheniel, „Euch sehe ich hier zum ersten Mal.
Zuerst müsst Ihr Euch vor mir beweisen.
Nehmt diesen Schlüssel an Euch und tretet in die Prüfungskammer ein.
Solltet Ihr erfolgreich sein, werde ich bereit für Eure Fragen sein.
Und vergesst nicht, dass Euch sämtliche Magie sowie Ausrüstung untersagt ist.“

Mit diesen Worten drehte das Orakel den beiden wieder den Rücken zu.

Naheniel hatte bereits von dieser Prüfungskammer gehört, sich aber bisher nicht vorstellen können, dass dies auch der Wirklichkeit entsprach.
Nackt kämpfen ohne auch nur einen Zauber des Schutzes?
Was sollte das für eine Prüfung sein?
Er sah sich hilfesuchend zu Freya um. Doch diese grinste ihn nur mit ihrem Zahnlückenlächeln an und zuckte knapp mit den Schultern: „Da mussten wir alle mal durch!“ 
Er seufzte ergeben und verschwand hinter einer Mauer, um sich seiner Kleidung langsam zu entledigen. Widerwillig zog er auch den Siegelring seiner Familie ab und legte ihn vorsichtig
zwischen die Robe und seine ledernen Handschuhe. Seine Tasche verstaute er ganz unter dem Kleiderberg und hoffe inständig, sie käme nicht darauf, diese zu durchsuchen. 
Und so machte er sich auf den Weg zu seiner letzten Prüfung.
Es war nicht leicht Gaenen Elthorn zur Strecke zu bringen, doch nach einem schmerzhaften Handgemenge und einigen blauen Flecken mehr auf seiner Brust war es ihm letztendlich doch noch gelungen. 

Wieder betrat er den Raum, welches das Orakel beherbergte. Freya stand immer noch dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Sie schien wohl wirklich kein Interesse daran gehabt zu haben, seine Sachen zu durchwühlen. Gutes Kind.
Er stellte sich nah an das Mädchen heran und lächelte ihr verschmitzt zu: „Zäher Bursche da drin, das kann ich Euch sagen!“ 

„Wie ich sehe, Naheniel, habt Ihr vor mir Eure Reinheit des Geistes und der Seele bewiesen. Er seid nun bereit, vor Euren Gott zu treten. Denn dadurch werden all Eure Fragen beantwortet. Ich bin nur der Wächter zu den Toren der Götter.
Deshalb frage ich Euch, Naheniel, seid Ihr bereit, wiedergeboren zu werden?“ 
Er ließ seinen Blick kurz zu Freya wandern, welche ihm aufmunternd zulächelte und nickte, gar so, als wollte sie ihm sagen: Los, mach schon!

Somit schloß er seine Augen und holte tief Luft. Dieser Augenblick musste genossen werden. Er spürte bereits, wie die Macht Ogrimars ihn durchströmte, jede einzelne Faser seines Körpers auf seine Seite zog und ihn endlich zu einem Krieger an seiner Seite machte.
Als er seine Augen wieder öffnete, war das Blau aus seinen Augen fast verschwunden, eher ähnelten sie loderndem Feuer, als er sprach:
„Ich bin bereit, wiedergeboren zu werden!“
In diesem Moment, als er die letzten Worte sprach, versuchte er Freya an ihrem Arm zu packen
und mit sich zu ziehen. Sie hatte sich nicht bewiesen, weder vor ihrem Götzengott und schon gleich gar nicht vor dem Seinigen.
Aber nur kurz berührten seine Finger ihre helle Haut.
Was er da sah, drückte ihm schlagartig sämtliche Luft aus den Lunge. 
Über ihm brach der Himmel zusammen, Meteore aus Feuer und Verderben schlugen auf den Erdboden ein, Städte waren der Zerstörung unterworfen, tiefe Risse hatten sich im Boden gebildet in denen nach und nach alles versank.
Das Gefieder der weißen Seraphen des Götzengottes zerfielen brennend zu Asche. Kreischende Schreie drangen an seine Ohren.
Ein heißer Sturm fegte über alles, was nicht schnell genug war zu flüchten und sich zu verstecken.
Althea stand in Flammen. 

Und vor sich, da sah er vollkommen unversehrt von all der Zerstörung die um sie wütete, eine junge Frau.
Ihre schwarzen langen Haare umspielten, vom Wind getragen, ihren schlanken Körper.
Ihre großen blauen Augen glühten, aufgeladen von all der Macht, die sie selbst freigegeben hatte.
Ein kleines, fast schon grausam zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf ihren zarten Lippen ab.
All dies, schien von ihr auszugehen.
Sollte etwa sie das Chaos bringen, welches solange vorausgesagt worden war?
War sie am Ende die dunkle Prophezeiung? 

Bevor er seine Gedanken und die Vision richtig greifen konnte, wurde sein nackter Körper von den prächtigen Schwingen des dunklen Herrn enthüllt.
Ein wütender, gellender Schrei machte sich in dem schwarzen Raum breit, in welchem er soeben aus den Flammen entstieg als das Orakel laut über Althea verkündete: 
 

 Wir gratulieren Naheniel zu seiner ersten Wiedergeburt!  
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
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-Freya-
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#33

Beitrag: # 50811Beitrag -Freya- »

Fast ungeduldig schien das Mädchen zu sein, in der Erwartung seiner Wiedergeburt und nicht zuletzt in der Hoffnung im Anschluss darauf mit ihm zusammen auch Antworten zu finden. So lächelte sie vorfreudig, als er die Worte sprach und zuckte auch nur leicht zusammen, während seine Hand nach ihr griff. Eine Geste, welche sie seiner Unsicherheit, was auf ihn zukommen würde, zuschrieb.

Ermutigend neigte sie den Kopf zur Seite und sah ihn mit glänzenden Augen an. „Keine Angst.“ weiter kam sie nicht. Denn während der einzig Wahre seinen Körper davon trug und ihn mit seiner Macht segnete, war es, als würde ihr Körper gar vom Blitz getroffen. 
Plötzlich und vollkommen unerwartet durchfuhr ein Gefühl ihren Körper. So machtvoll und nicht ungleich unheimlich. Sie konnte es spüren. Die Kraft, die Stärke, wie sie ihren Körper berührten, so als wäre sie selbst durch die Tore der Götter getreten. Eine unbeschreibliche Energie, ähnlich jener, welche sie bei ihrer ersten Segnung verspürt hatte.

„Es ist wundervoll.“ beschrieb sie mit flüsternder Ehrfurcht den Machtrausch, welcher sie überraschend und unmittelbar ebenfalls traf ohne selbst vor den einzig wahren zu schreiten.  So als würde sie fühlen, was er fühlte.

Das war durchaus merkwürdig, immerhin hatte sie bei Verlion und Ellà nichts dergleichen erfahren, doch es würde dauern, bevor sie nur ansatzweise daran einen Gedanken verlieren würde. Denn anstatt zu hinterfragen, liess sie die Macht in sich strömen und genoss das Kribbeln in ihren Adern, während sie sich überwältigt um ihre eigene Achse drehte.


Erst als die Stimme des Orakels ihre Gedanken berührte und die Wiedergeburt Naheniels verkündete, verebbte langsam der Rausch, welcher sie für einige Momente gefangen gehalten hatte. „Oh?!“ Für einen kurzen Augenblick musste sie sogar die Orientierung wieder finden. Denn im ersten Augenblick hatte sie vermutet, dass er sie womöglich auch unabsichtlich mit sich gerissen hatte. Doch die Stimme rief ihre zweite Segnung nicht aus.

„Was war das?“ fragte sie mehr oder minder sich selbst, während das Kribbeln ihren Körper langsam verließ und sie sich bewusst wurde, dass sie noch immer vor dem Orakel verweilte und keineswegs vor den Herrn getreten war. Aber er war fort. Naheniel! Oh nein! Ob sie ihn je wiedersehen würde?
Unbewusst hatten sich ihre Augen auf der Suche nach ihrem Weggefährten dem Orakel zugewandt, dessen Blick wohl schon einige Minuten  auf dem Mädchen ruhte. Sollte es gar der Aufruf des einzig Wahren gewesen sein nun den zweiten Schritt zu gehen? Es Naheniel gleichzutun? Eine Demonstration dessen, was sie erwarten würde?

Kurz schluckte das Mädchen. Nein, erst wollte sie, dass das Orakel ihnen die geschuldete Antwort gab. Oh je es war gar nicht so einfach die richtigen Worte zu finden, auch wenn sie annahm, dass das Orakel genau wusste, was sie fragen würde. Aber das war eigentlich auch blöd, da Naheniel war nicht mehr an ihrer Seite war und ihn vermutlich kein Zauber der Welt hier wieder hintragen würde. Also  musste sie nun alleine die richtigen Worte und Entscheidungen treffen. Das Blau ihrer Augen ruhte für einen Moment schweigend auf dem androgynen Wesen, welchem man nicht einmal ein Alter zuschreiben konnte, bevor sie den Mut fasste und tief Luft holte. „Wertes Orakel. Er hat seine letzte Prüfung bestritten. Seid Ihr nun bereit, die Frage zu beantworten?“ erwiderte sie voller Ehrfurcht.

„Freya.“ Seine Stimme  schien von zeitloser Weisheit durchströmt zu sein und als er ihren Namen aussprach weiteten sich die blauen Augen des Kindes vor Aufregung, endlich Antworten zu finden. In seinem Blick lag eine unbeschreibliche Ruhe und Ausgeglichenheit. „Ihr habt Recht. Er hat seine Prüfung bestanden und wurde als würdig angesehen.“ nickte es mit ruhiger Stimme, bevor er offenbar einen Augenblick lang über die Antwort nachdenken musste. „Eure Visionen. Sie können vieles bedeuten und doch zugleich auch nichts. So es denn Visionen sind, sind sie von den Göttern gegeben und nur sie allein wissen um deren Bedeutung.“

Ihre Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, während das Orakel sprach und die Worte  geisterten durch ihre Gedanken geisterten, wo sie diese versuchte zu sortieren und irgendeinen Sinn darin zu finden. „Also wird das nich‘ passieren?“

Die geduldige samtene Stimme des Orakels erhob sich ruhig. „Die Antwort ist ebenso lang wie am Ende unmöglich zu geben ohne dadurch vielleicht den Lauf der Dinge zu verändern, mein Kind.“
Na klasse. Was immer das nun wieder heißen sollte. Doch das konnte sie nicht aussprechen. Das wäre immerhin respektlos. Also dachte sie einen Augenblick nach und ging das ganze mit ihrer kindlichen Logik an. „Hm heißt es, wenn Du es mir verrätst, geschieht das alles nicht?“ Ja das wäre dann doch genau das, was sie wollte.  Ein Funkeln suchte das Blau ihrer Augen heim, während sie das Orakel erwartungsvoll ansah.„Ja und nein mein Kind. Die Zukunft ist noch nicht geschrieben und was immer morgen geschehen wird, hängt von den Entscheidungen ab, die man im heute oder gestern getroffen hat. Ich weiß, die Antwort ist nicht die, nach der Du suchst oder auf die Du gehofft hast. Doch ich werde Dir nicht sagen können, was Du tun sollst oder ob Deine Visionen die Zukunft zeigen. Noch nie haben wir uns in die Belange der Sterblichen oder die der Götter eingemischt. So war es stets und so wird es immer sein.“

Na in einem Punkt hatte es recht. Das wollte sie nicht hören. Und dies liess sich in ihrem Gesicht, nicht zuletzt an der kleinen Falte, welche sich aus Missmut auf ihrer Stirn gebildet hatte, auch ablesen. Aber mit dem Missmut kehrte auch der eigentliche Mut zurück, so dass sie es ein wenig forscher anging, als eigentlich angedacht, denn aus ihrer Sicht konnte es doch gar nicht so schwer sein eine einfache klare Antwort auf ihre Frage zu geben.

„Aber wenn es Visionen sind, wie Du ja nun bestätigt hast, wieso sehe ich sie dann, wenn sie nicht eintreten? Sie müssen dann doch etwas bedeuten. Und wieso hab ich sie? Was habe ich mit allem zu tun? Ich habe nix gemacht. Ich will nur meine Freunde, meine Familie schützen.“ plapperte sie unüberlegt ihre Gedanken heraus, während sie untermalend  und vor Trotz ihre Hände in die Hüften stemmte. „Ich finde, Du könntest da schon etwas deutlicher werden, denn auch Du warst tot.“  Die Überdeutlichkeit ihrer Worte schien für den Bruchteil einer Sekunde eine kurze Regung in den sonst undurchschaubaren Zügen des Wesens sichtbar werden zu lassen. Doch es konnte auch eine Einbildung sein, dass sie ein Aufblitzen in seinen Augen hatte erkennen können.

Dennoch wenn er oder es wusste, wovon sie sprach, von all der Zerstörung und dem Tod, sogar seinem eigenen, warum sagte er ihr nicht, wie sie es aufhalten konnte oder wenigstens, was sie damit zu tun hatte. Als das Orakel ihr jedoch antwortete, schien diese Regung verebbt zu oder gar wahrhaft ihrer Einbildung entsprungen gewesen zu sein.

„Nun Euer Freund hat sich bewiesen. Seine dunkle Majestät hat Euch beide für würdig erachtet seine Insignien zu tragen.  Ihr werdet die Antworten auf eurem Weg finden. Jedoch nicht hier, sondern in euren Reihen und eurem Glauben. Das Wissen liegt dort verborgen. Doch vertraue nicht allem, woran Du glauben willst, sondern nur dem woran Du wahrhaft glaubst. Damit habe ich bereits mehr gesagt, als ich sollte. Und nun ist es Zeit für Dich zu gehen!“

Na fantastisch. Sie hatte doch in sämtlichen Büchern schon nach Antworten gesucht. Und  er als eine letzte Lösung warf sie freundlich hinaus? Oh nein! Gerade noch will sie ihm widersprechen,  denn wie konnte das Orakel sich sicher sein, dass sie nicht vor den einzig Wahren treten wollte, denn wie hatte es so schön gesagt? Vielleicht würde sie im Glauben ihre Antworten finden. Doch  jenes erhob seine Hand aus welcher ein magisches Schimmern entglitt, welches sie sanft umnebelt.  Trotzig ruhte ihr Blick auf dem Wesen, doch die Magie umfing sie, bevor sie etwas sagen oder sich gar gegen dessen Zauber wehren konnte. „Es ist Zeit mich ein wenig auszuruhen und für Dich...“

Bevor die letzten Worte ihr Ohr erreichen konnten, fand sie sich in Lichthafen wieder. Enttäuscht über sich selbst und wütend über die Antwort des Orakels, welche in ihren Augen keine Berechtigung hatte sich eine solche zu schimpfen,  blickte sie sich schnaufend um. Zum Grott nochmal. Somit hatte sie wieder versagt. 

Aber nein, sie würde nicht aufgeben. Nein. Sie musste mit der Suche nur von ganz vorne beginnen, aber wenigstens wusste sie jetzt, dass es jemanden gab, der nach den gleichen Antworten suchte wie sie. Und wenn es der Wille des Einen gewesen war, dann würde er ihre Wege erneut sich kreuzen lassen.
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Waechter der Tore
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#34

Beitrag: # 50816Beitrag Waechter der Tore »

Und so war ein weiteres mal einer der Gläubigen vor ihn getreten. So viele hatte er schon auf den letzten Schritten begleitet, so viele hatten sich seiner Prüfung unterzogen.Trotzdem hatten sie alle noch immer nicht begriffen, dass es nicht darauf ankam, von welcher Farbe die Schwingen waren, die sie dann trugen.Alle wünschten sich die Zerstörung des jeweilig anderen Gottes, damit nur ihr Gott alleine auf der Welt regieren konnte. Sie alle dachten, dass nur ihr Glaube alleine, der einzig richtige wäre.

Wie sie sich doch alle irrten.


Der Torwächter legte nachdenklich seine Stirn in Falten. Es war nicht an ihm zu urteilen und zu entscheiden. Seine Aufgabe war einzig und alleine, den Weg zu den Hallen der Götter zu schützen und zu entscheiden, ob die Anhänger vorgelassen werden sollten, oder nicht. Doch die Beweggründe hatten ihn nicht zu interessieren. Auch nicht, vor welchen Gott sie treten sollten. Doch, tief in seinem Inneren, da erschreckte es ihn hin und wieder doch, mit welcher Vehemenz gegen den anderen Glauben vorgegangen werden sollte. Viele sahen nur aus der Zerstörung heraus die Lösung. 

 

Aber sie begreifen nicht, dass der Eine ohne den Anderen nicht existieren kann. Beide Götter regieren diese Welt, sie sind wie die Sonne und der Mond. Voneinander abhängig und im steten Einklang. Beginnt die Sonne zu schwinden, so wäre ewige Nacht. Lebewesen könnten nicht mehr gedeihen, die Pflanzen würden langsam sterben und somit die Lebensgrundlage für alle hier.
Würde hingegen ewiger Tag sein, würden sie alle nicht mehr in den erholsamen Schlaf finden und ziellos und erschöpft über die Welt wandern. Die Gezeiten würden verschwinden und mit ihnen die Meeresbewohner.
Alles ist im Einklang, so auch Artherk und Ogrimar.
leise murmelte er seine Gedanken vor ich hin, wohlwissend, dass niemand ihn bei seinen Ausführungen hören würde.Gerne würde er denjenigen kennenlernen, der sich einst in den Kopf gesetzt hatte, dass es nur einen Gott auf diesen Welten geben dürfte. Dass nur einer, der einzig Wahre sein könnte.

Fast schon seufzend drehte er seine Runde durch den Raum weiter fort. Was hatte das kleine Mädchen gesagt? Alle hatte sie tot gesehen. Selbst ihn. Nun, das erschütterte ihn nicht, denn er wusste, dass der Tod unweigerlich auf das Leben folgte. Bisher wurde der Dienst des Wächters immer weitergegeben, wenn die Zeit gekommen war. Er verrichtete seinen Dienst nun schon viele Jahre, gezählt hatte er sie nicht. Wozu auch? Er war hier, um die Hallen zu schützen. Dies war seine Aufgabe und dafür war er erschaffen worden aus den Götterhänden selbst.
Was ihm jedoch Sorgen bereitete war, dass er diese Zukunft nicht gesehen hatte. Wenn der natürliche Tod des Torwächters, des Orakels, nahte, dann sah dieses schon bald die Schatten eines Nachfolgers in den Hallen umherwandern, die Geburtsstunde eines neuen Orakels war dann hereingebrochen und alles begann von vorne, so, wie es schon immer gewesen war, so wie es auf Ewig sein sollte.
Doch hier waren keine Schatten.

Er war nach wie vor allein.

Bedeutete dies, dass der natürliche Lauf der Dinge unterbrochen werden würde?
Wenn auf ihn niemand folgte, dann würden die Tore zu den Göttern unbewacht sein. Und was dies bedeutete ... Zugang für jeden ins Reich der Götter, ganz gleich, von welcher geistigen Natur sie waren. Doch nicht nur der Eintritt wurde gewährt, sondern all jene konnten die Welt der Götter verlassen, die auf diesem Erdboden eigentlich nichts verloren hatten. 
Das lang 
ersehnte Chaos würde ausbrechen, doch ganz anders, als sie es sich alle vorgestellt und erwünscht hatten.
Aber es würde nicht an ihm sein, dies aufzuhalten. Er war nicht erschaffen worden, um die Geschehnisse zu lenken, zu bewerten oder zu kommentieren. Sehr leise seufzte er:

 

So lasst uns diese Geschichte beginnen.
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Tanuri
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#35

Beitrag: # 50817Beitrag Tanuri »

Stille.  

Eine angenehme Ruhe war in die Hallen der Legion eingekehrt. Wobei diese Ruhe auch oft genug erdrückend war. Tanuri vermisste vieler ihrer Gildenbrüder und -schwestern. Auch wenn sie es nicht zugegeben hätte, waren sie ihr doch ans Herz gewachsen. Doch vor allem fehlte ihr ihre Schwester. Sie war vor vielen Wochen zu einer unbekannten Reise aufgebrochen. Noch hoffte sie, dass sie unbeschadet den Weg zurückfinden würde.

So wie alle, die das Wappen der Legion an ihren Mänteln trugen. Wohin sie alle aufgebrochen waren, das konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen. Die einen wollten stärker und weiser werden, wieder andere suchten das Abenteuer. Doch sie wusste, würden sie zurückkehren, würden sie wissen, wo ihre Heimat war. 

Immer noch Stille die sie umfing, ihren Körper durchdrang. Nur ihr Atem klingelte ihr schon fast unverschämt laut in den Ohren. Diese wenigen Augenblicke der Ruhe, die ihr geblieben waren, genoss sie mittlerweile in vollen Zügen. Seitdem Freya Einzug in die Gilde genommen hatte, waren diese Momente sehr rar geworden, Momente in denen sie in Zwiesprache mit dem einzig Wahren war und sich seiner Allmacht immer aufs Neue bewusst wurde. Aber wie sie nun so daran dachte fiel ihr auf, dass sie das Mädchen schon eine ganze Weile nicht mehr gehört hatte. Ob sie sich wohl in Morrigans Labor endgültig die Finger verbrannt hatte? Es würde ihr nicht schaden, endlich den nötigen Respekt vor der Macht der Magie und des Feuers zu lernen. Noch immer ging sie damit um, als wäre es nur Spielzeug. 
Was auch immer das Kind trieb, sie vernachlässigte mit Sicherheit ein weiteres Mal ihre Studien und Aufgaben.

Noch immer hatte sie es nicht geschafft, wieder vor das Orakel zu treten. Ständig hatte sie ihren Kopf und ihre Augen woanders und wurde davon abgelenkt, ihre Pflichten für Ogrimar nachzugehen. Aber das hatte sie ihr jetzt lange genug durchgehen lassen. Es reichte ihr damit, dass ihr Freya immer wieder auf der Nase herumtanzte und ständig vergaß, zu welchem Zwecke sie hier auf Althea war, einzig und allein um dem dunklen Herrn zu dienen und Kraft dafür zu sammeln, seine Gegner auszumerzen. 

Mit diesem Gedanken machte sie sich auf die Suche nach Freya. Viele Plätze sollte es in den Hallen der Legion nicht geben, an denen sie sich herumtreiben konnte. Am wenigsten wohl bei dem Hüter des Wissens, bei dem sie eigentlich ihre Stunden zu verbringen hatte.Somit machte sie sich zunächst auf, um die Räumlichkeiten Morrigans zu besuchen. In den letzten Wochen hatten die beiden ständig ihre Köpfe zusammengesteckt, sie mochte sich gar nicht ausmalen, was dabei herausgekommen war.

Aber sowohl die kleine Zauberküche, sowie auch das Schlafgemach waren verlassen. Nun, weit konnte sie nicht sein. Noch bevor Tanuri es bis zu Freyas Zimmer schaffte, lief ihr eine der Dienerinnen über den Weg. Sie trugt gerade einige frische Laken in der Hand, als sie etwas verschreckt vor Tanuri zu stehen kam. „My Lady.“ sagte sie leise und verneigte sich leicht.

Tanuri nickte nur knapp zum Gruße und fragte sie sogleich, ob sie etwas über den Aufenthaltsort des Kindes wüsste. Etwas verwirrt blickte Mila, die Dienerin, drein. Sie hätte gedacht, dass sich Freya aufgrund ihrer Verletzungen die letzten Tage einfach gesund geschlafen hatte und sie deshalb nichts mehr von ihr gehört hatte. Sie hatte Wort gehalten und ihrer Herrin nichts von den Vorkommnissen erzählt.
Doch nun war sie doch besorgt. Welche Flausen hatte das kleine Kind nun schon wieder im Kopf?
„Nein Herrin, ich habe Freya nicht gesehen seit... nun..“ sie kämpfte mit sich. Ihr Gehorsam galt eigentlich der Herren dieser Hallen, und dazu zählte die Lady nun einmal. Dennoch mochte sie das Mädchen doch sehr, hatte sie sich immer so sehr eigene Kinder gewünscht. Aber Ogrimar hatte ihr diesen Wunsch leider verwehrt. Sie wollte Freya nicht enttäuschen und sie verraten. Doch sie wusste, würde Tanuri jemals herausfinden, dass sie ihr eine wichtige Information verheimlichte, würde das ihr Ende bedeuten. 

„Sie fühlte sich nicht wohl und legte sich nieder. Doch, nun, wie soll ich es Euch sagen? Das ist nun schon einige Zeit her. Wenn nicht sogar Tage. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie mit diesen Verletzungen an Fußsohlen irgendwohin gegangen sein kann.. Das müssten ja höllische Schm...“ weiter kam sie nicht. Sie hatte es selbst gar nicht gemerkt, dass sie unvorsichtig einfach weitererzählt hatte. Das, was sie sich eigentlich denken wollte, war einfach aus ihrem Mund gekommen. Sie hätte sich ohrfeigen können. Aber vielleicht war es am Ende besser, wenn die Herrin nun Bescheid wusste.
Wobei... sie bezweifelte dies doch ein wenig, nachdem sie das zornige Funkeln in den Augen Tanuris sah. Nur ihr von eisiger Kälte durchzogener Blick reichte aus, um Mila zum schweigen zu bringen.

„Verletzungen? An den Fußsohlen?“ scharf sog sie die Luft ein, bevor sie gen der Dienerin zischte: „Und warum, in Ogrimars Namen, erfahre ich davon erst jetzt?“ Mila zog den Kopf zwischen den Schultern ein und wagte es nicht, noch etwas darauf zu antworten, wusste sie ohnehin, dass, egal welche Antwort sie nun geben würde, es die falsche wäre. Somit blieb sie einfach stehen und blickte zu Boden. 
Tanuri hingegen bedachte die Dienerin mit einem abfälligen Blick, bevor sie sich umdrehte und auf Freyas Zimmer zuging, welches sie natürlich leer vorfand. Wie hätte es auch anders sein sollen. Gefährlich leise ließ sie die Türe wieder ins Schloss fallen. Nach einigen Atemzügen schloss sie ihre Augen und flüsterte so leise, dass nicht einmal Tiere mit den besten Ohren es hören konnten: "Freya!"

Sie wusste, das kleine Mädchen würde es ganz genau hören.  
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
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-Freya-
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#36

Beitrag: # 50818Beitrag -Freya- »

Nicht einmal in den Tempel des Herrn hatte das Orakel sie gebracht. Das war wirklich nicht nett. Nun stand sie hier auch noch ausgerechnet vor dem Götzentempel und wenn die Tante vorbeikäme, würde sie sicherlich einiges zu hören bekommen. Die Tante, oh weia...

Wie lange war sie eigentlich weg gewesen? Nicht lange, oder doch? Bei ihrem letzten Besuch im Orakel hatte sie bereits bemerkt, dass die Zeit dort anders verlief. Mal schneller, mal kürzer, so als gäbe es keinerlei Regeln dafür. Wer weiss, wie lange sie dieses Mal dort verbracht hatte. Das Mädchen blickte sich um und versuchte die Tageszeit auszumachen. Verdammt. Sie hatte das Gefühl, dass es sicher aus Sicht des Hüters und der Tanuri zu lange gewesen sein musste.

Es war schon beinahe so, als könne sie bereits förmlich schon das gefährliche Flüstern ihres Namens auf Tanuris Lippen hören. Ein Gedanke, bei dem sie unverweigerlich kurz schlucken musste. Sie wollte doch eigentlich nur eines und zwar von ihr gemocht werden, doch egal, was sie anfasste und versuchte, es ging jedes Mal ohne Wenn und Aber nach hinten los.

Aber dieses Mal hatte sie doch für alles eine gute Erklärung, oder nicht?  Ja genau. Sie war im Orakel gewesen, das wollte Tanuri doch immer. Dass das Orakel sie nicht ohne ein Wort der Erklärung hier her geschickt hatte, obwohl es vor Naheniel die Reinheit ihres Geistes und ihrer Seele bestätigt hat, dafür konnte sie ja immerhin nix. Und zudme hatte sie ihm geholfen. Ihm einen Diener des Herrn, der nun nicht zuletzt mit ihrer Hilfe seinen Segen empfangen hatte.

Nein. Verdammt, vermutlich würde Tanuri ihr kein einziges Wort glauben und ihr nur wieder unterstellen, dass sie sich herumgetrieben hatte und einfach nur faul sei. Und der einzige Zeuge, der alles klarstellen konnte, war irgendwo da draußen.

Verflixt nochmal sie musste schnellstmöglich zum Tempel des dunklen Lords. Vielleicht würde sie ihn noch erwischen. Er könnte alles bestätigen. Bestätigen, dass sie, die Freya ihn durch das Orakel geleitet hat und ihrer Pflicht nachgekommen war einem Diener des Herrn den Weg zu weisen.

Eilig drängte sie sich durch die Straße an Halams Taverne vorbei an den ganzen Erwachsenen und bahnte sich einen Weg in Richtung des Heiligtums. Aufmerksam schaute sie jedoch, ob sie irgendwo das freundliche Gesicht des Mannes wiedererkennen konnte. Immerhin, vielleicht hatte er auch den Tempel bereits verlassen. Oh weia. Das wäre schlimm, denn dann würde sie ihn bestimmt nie wieder finden. Zumindest nicht so einfach. Und Tanuri würde sie die halbe Bibliothek zur Strafe abschreiben lassen, bis ihr die Finger bluten würden.

Nein, nein, nein! Er musste einfach noch da sein. Wie ein geölter Blitz rannte sie ungestüm über das Gras vor dem Friedhof, wo die Krypta stand, die nicht zuletzt als Eingang zum Tempel diente, wobei sie wie ein Mantra zu sich selbst die ganze Zeit flüsterte. „Einzig Wahrer. Ich flehe Dich an, lass ihn noch da sein... bitte... bitte... bitte... ich verspreche immer zu lernen und dir zu diene, aber bitte lass ihn da sein."   

Mit wehender Robe und fliegenden Haarsträhnen rannte sie an dem Hüter der heiligen Hallen vorbei und den Gang entlang, wobei sie einiges an Staub aufwirbelte. „Nahenieeel!“ rief sie aufgeregt und außer Atem. Doch das einzige, was sie hörte, war der Widerhall ihrer Schritte sowie das Echo ihrer eigenen hellen Stimme. „Naheniel?“ rief sie fragend in die quälende Stille der Leere, während sie auf den verlassen scheinenden Altarraum blickte. Verdammt. Sie hatte ihn verpasst.

Seufzend  ging sie die Reihen der Bänke entlang, bevor sie vor dem Altar innehielt. Nicht einmal der dunkle Abt schien zugegen zu sein, so dass sie ihn hätte fragen können, ob er Naheniel gesehen hatte.

Und nun? Das würde so einen Mordsärger geben. Aber sie wollte im Grunde im Augenblick nichts lieber, als sich ins Bett legen. Die Euphorie hatte ihren kleinen Körper wieder fast verlassen, so dass die Erschöpfung und nicht zuletzt der Schmerz in ihren Füssen zurückkehrte. Aber sie fühlte sich im Moment nicht in der Lage sich der Schimpftirade Tanuris zu stellen. „Autsch verdammt... Das ist doch alles Mist...“ murmelte sie leise vor sich hin fluchend. Wenn ihr kein grandioser Einfall kam oder Ogrimar ihr half, dann hatte sie sicher mal wieder ein großes Problem. Niemand würde ihr glauben und sie würde wochenlang nur über den Büchern hocken.

Mit einem Hauch von Verzweiflung, weil alles was sie tat generell daneben zu gehen schien, liess sie sich auf die Knie sinken.  Das Blau ihrer Augen ruhte dabei auf dem nackten kalten Stein, als würde sie dort die Antwort finden, was sie nun tun sollte. Doch das einzige worauf ihr Blick fiel, war das triste grau des Bodens .. und eine glänzende schwarze Feder. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen. War das ein Zeichen? Aber wie sollte sie ihn finden?

Sie war einfach nur müde und ihre Füße pulsierten förmlich vor Schmerz, aber sie würde ohne einen Beweis für ihren Fleiß nicht heimkehren können. Nein. Ihre kleinen Finger griffen nach der tiefschwarzen Feder. Fast liebevoll strich sie über jene, als wäre sie ein Zeichen des Herrn für sie, während sie gedankenversunken nach einer Lösung suchte.

So senkte sie die Lider. Immerhin, was hatte das Orakel noch gesagt? Die komplizierten Antworten auf ihre Frage würde sie im Glauben finden. Vielleicht fand sie dann auch eine einfache Lösung für dieses kleine Problem.
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Lyvia
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#37

Beitrag: # 50965Beitrag Lyvia »

Eigentlich ist es ein schöner Tag, stellt sie fest, während sie sich rasch der Stadt nähern. Wäre da nicht…sie blickt stirnrunzelnd auf ihre rechte Hand, als das leichte Kribbeln sich erneut erhebt. Jene Hand die stets in einen schwarzen Handschuh gehüllt ist. Ein Handschuh jedoch aus einem derart feinen Stoff, dass es eher wie eine zweite Haut anmutet. Irgendetwas stimmt nicht...ganz und gar nicht. Sie wirft einen kurzen Seitenblick auf Caelin. Doch jene scheint entspannt, insoweit diese dazu überhaupt fähig ist, neben ihr her zuschreiten. Alles scheint wie immer. Auch wenn sie stets froh ist, den monatlichen Einkauf in der Stadt hinter sich zu haben. Das Anwesen der Familie versorgt sich zwar größtenteils selbst, doch gibt es immer einige Sachen, die sich leichter bei den Händlern in der Stadt besorgen lassen. Sachen die ein funktionierende Haushalt eben benötigt. 

Und wie gewöhnlich begleitet Caelin sie. Eine ihrer Ansicht nach unnötige Maßnahme. Doch manchmal war ihr Bruder störrischer als ein Esel. Seit den Ereignissen mit jenem verfluchten Hochlord, bestand er darauf, dass die Kommandantin seiner Wache sie stets begleitet, wenn sie den Weg in die Stadt antritt. Nun ja…zumindest, wenn er es mitbekommt. Als ob sie nicht in der Lage wäre auf sich selbst aufzupassen, was sie wiederrum regelmäßig zur Weißglut treibt. 

Das Kribbeln senkt ihren Blick erneut auf ihre Hand. Lange Zeit hat sie dies nicht mehr wahr genommen…und unpassender könnte der Zeitpunkt kaum sein, wie sie mit einem Blick auf die ersten Häuser Lichthafens feststellt. Doch liegt die Entscheidung kaum bei ihr und bereits früh hat sie gelernt, dass man ich dem Willen des einzig Wahren nicht widersetzt.
Für einen Moment wandelt sich das Kribbeln in einen kurzen stechenden Schmerz und nur mit Mühe unterdrückt sie einen leisen Aufschrei. Das fehlt ihr noch, dass Caelin etwas bemerkt und Verdacht schöpft. Kaum mehr als die Ahnung eines Gedankens taucht ein Bild in ihrem Inneren auf…so kurz, dass man meinen könnte einem Trugschluss zu erliegen. Doch er hat sie gelehrt das keine Trugschlüsse gibt, was die Visionen betrifft...so wie sie lernen musste jene zu akzeptieren, ohne zu hinterfragen, geschweige denn sie deuten zu wollen. Dies obliegt andern….sie ist nur der Übermittler...nicht mehr, aber auch nicht weniger. Doch dieses Bild ist ein deutlicher Befehl, an dem es nichts zu deuten gibt. Der Tempel Ogrimars…

Erneut streift ein rascher Blick ihre Begleiterin.

Kannst du vorausgehen und schonmal alles besorgen?

Fragt sie jene nach kurzem Überlegen
 
Ich möchte noch schnell in den Tempel…ein Gebet sprechen. 

Eine Bitte die jene sicher kaum ablehnen konnte. Ohne Umschweife drück sie Caelin die Liste in die Hände und eilt in Richtung des Friedhofes davon, bevor dieser vielleicht doch noch ein Grund einfällt, warum sie sie begleiten sollte. 

Das Bild das zu ignorieren kommt nicht in Frage. Einmal nur hat sie es gewagt…und eine Lektion erhalten die sie nicht zu widerholen wünscht. Und das Bild, das ihr erschienen war, beinhaltet eine deutliche Aufforderung sich dahin zu begeben, auch wenn die Gründe und was sie dort erwartet verschleiert bleiben.
Erneut streicht sie mit ihrer linken Hand über den Stoff, der ihre recht Hand umspannt. So manch fragender Blick, vage Versuche, direkte Fragen hat sie diesbezüglich schon über sich ergehen lassen. Doch die Antwort war stets ein kühler blick aus den tiefgrünen Augen und ein angedeutetes Schulterzucken. Warum versuchen zu erklären, was sich ihrem eigenen Verständnis entzieht, was niemand glauben möchte oder gar versteht. 

Nachdenklich streicht ihr Blick über den alten Finsterzahn, bevor sie die schmalen Schultern strafft und sich durch den Friedhof zum Eingang des Tempels begibt. Zugegeben, ein wenig Neugier verspürt sie durchaus. Lange hat die Hand geschwiege. So lange, dass sie tatsächlich fast versucht war ihre Gabe zu vergessen. Nur fast…alles andere hätte sich unweigerlich Bestrafung zur Folge. Einer der Gründe, warum sie es tatsächlich mehr als einen Fluch und nicht so sehr als eine Gabe bezeichnen würde. 
Unwirsch schiebt sie ihre Gedanken beiseite und atmet tief durch. Dem Tempel des einzig wahren sollte man stets mit der gebührenden Ehrfurcht betreten.

Was sie jedoch vorfindet überrascht sie gewissermaßen. Mit der Kleinen hat sie hier nicht gerechnet. Möglichst leise, um Freyas Gebet nicht zu stören, durchschreitet sie den Raum. Doch außer dem Kind scheint niemand anwesend, was ein erneutes Stirnrunzeln hervorruft. Warum sollte Freya der Grund sein warum sie her befohlen wurde. Doch andererseits…es steht ihr nicht zu, zu hinterfragen…ob sie will oder nicht…sie hat zu gehorchen, zumindest solange sie nicht bereit ist die Konsequenzen zu tragen.
Sie blickt auf ihre Hand und kann gerade noch beobachten wie das letzte Stück des Stoffes sich scheinbar einfach auflöst, während sie leise neben das Kind tritt. 

Erschrick nicht…ich bin es nur…Lyvia.. 

Raunt sie leise, während sie das Kind kurz nur an der Schulter berührt. Die kurze Berührung würde genügen, um zu sehen….zu erkennen. Und sie sollte recht behalten. Also war sie doch des Kindes wegen hier. Sie erbleicht sichtlich, während sie einen Moment wie erstarrt steht….die weit aufgerissenen Augen von einer undurchdringlichen Schwärze erfüllt. Ein so kurzer Augenblick, dass es wie eine Sinnestäuschung erscheinen mag, bevor sie unwirsch den Kopf schüttelt und neben Freya auf die Knie sinkt, während sie die unbändige Wut in sich zu mäßigen sucht. Eine Wut die ihr nicht zusteht. Denn niemand das recht die Handlungsweisen und Beweggründe des einzig wahren zu hinterfragen oder gar darüber zu urteilen. 

Sie faltet ihre Hände…die Rechte erneut von dem feinen schwarzen Stoff überzogen... und senkt den Kopf…schließt die Augen, um einen Moment zur Ruhe zu kommen.
Sie ist sich nicht sicher, ob Freya die Verbindung ebenso gespürt hat oder ob jene auch nur ahnt, dass sie ihre 'Vision‘ sozusagen geteilt hat.
Trotzdem raunt sie ihr leise zu.

Es muss nicht so kommen….es kann vieles bedeuten… 

Wie erschreckend muss jene Erfahrung gewesen sein. Die Kleine ist wohl stärker als es auf den ersten Blick scheint. Viele wären nach so einem Erlebnis dem Wahnsinn verfallen….doch sie kniet hier und betet.

Ein kurzes Lächeln huscht über die Züge der jungen Seraphin. Erinnert Freya sie doch ein wenig an sie selbst….an das Kind, das sie einst war,…und auch an die Einsamkeit, das Geheimnis, das keiner erfahren durfte, weil es keiner verstehen würde. Aber sie hatte ihre Familie, die ihr geholfen hat, für sie da gewesen ist. Die Kleine hat offensichtlich niemand dem sie sich anvertraut, niemand außer dem einzigen Wahren. Aber aus eigener Erfahrung weiß sie, dass er zwar ein guter Zuhörer ist, aber nichts von Erklärungen hält. 

Viele würden es nicht verstehen, warum sie nach all den Geschehnissen noch immer treu in ihrem Glauben zu Ogrimar steht und nicht schwankt. Tatsache ist, dass all das was sie durchleiden musste, sie in ihrem Glauben noch bestärkt hat. Es alles so geschehen musste, um sie ihren Weg gehen zu lassen, sie zu dem zu machen was sie ist und ihrer Gabe gerecht zu werden. 
Sie spricht ein, zugegeben kurzes, Gebet bevor sie sich erhebt, den Blick auf Freya gerichtet…abwartend... 
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#38

Beitrag: # 50966Beitrag -Freya- »

Wie lange Freya im Tempel nach Antworten suchte, wusste sie nicht. Das Tageslicht kam hier nicht hin, so dass Zeit und Raum an Bedeutung verloren, während sie mit geschlossenen Augen vor dem Altar kniete. Lediglich die Kälte des Steins unter ihren Beinen, welche langsam und schleichend immer mehr Einzug in ihren Körper gewann und ihre Lippen bereits bläulich färbte, war ein Anhaltspunkt dafür, dass es bereits länger  sein musste, als gut war.

Doch auch wenn der Sand durch das Stundenglas rieselte und die Zeit verging, während sie nach Antworten oder einer Idee suchte, um sich aus dem Schlamassel zu ziehen, blieben ihre Gedanken leer.  Einen Schlamassel, der eigentlich Tanuri hätte stolz machen sollen und nun? Es war einfach verflixt. Das Orakel hatte wirklich gut reden. Die Antworten im Glauben finden.

Sie wusste, dass sie es mit jeder Minute, die sie hier ausharrte, vermutlich noch schlimmer machen würde vor Tanuri zu treten.
Dennoch hielt sie ihre Lider gesenkt, denn die Option ohne eine gute Erklärung heimzukehren gab es nicht. So als wäre es ein Strohhalm, an den sie sich klammerte, hielt sie die Feder von Naheniel mit ihren kleinen Händen umschlossen. Der einzige Beweis, welchen sie hatte und trotzdem wäre er vermutlich in den Augen ihrer Tante wertlos.

Es herrschte eine unheimliche Stille um sie herum und die Angst sich einen erneuten Tadel anhören zu müssen, zog immer tiefer in ihre Eingeweide, ebenso wie die Kälte immer tiefer in ihre Knochen zog. Ob die Gänsehaut unter ihrem Umhang von Furcht oder durch das Frösteln sich auf ihre Arme gelegt hatte, wusste nur das Mädchen allein.

So schreckte sie in sich gekehrt unmittelbar zusammen, als jemand überraschend hinter ihr stand. Trotz der Stimme Lyvias zuckte sie spürbar zusammen, als jene ihre Hand unerwartet auf ihre Schulter legte. Aber es war nicht nur die Angst allein, dass man sie gefunden hatte. Es war wie ein Impuls, der sie durchfuhr. Mit jener Berührung füllte sich die Leere ihrer Gedanken mit einem Mal mit Bildern aus ihren Träumen.

Kurz keuchte sie erschrocken auf, als sie erneut das Szenario in einer willkürlichen Form an sich vorbeirasen sah, ohne dieses Mal jedoch ein Teil davon zu sein. Vielmehr kam sie sich wie  ein stummer Beobachter vor, der einfach daran teilhatte. Aber dennoch war es beängstigend.

Schnell riss sie die Augen auf. Überrascht darüber, dass es ihr so mühelos gelang und sie nicht darin gefangen war. . “Lyvia!” kam es vielleicht doch noch etwas lauter als angemessen über ihre bläulichen Lippen und im ersten Moment durchfuhr sie der Impuls jene zu fragen, ob sie das gewesen ist. Doch bremste ihre Unsicherheit sie sogleich wieder aus, als sie die dunkle Seraphin vor sich sah. Sollte sie es hinterfragen oder sich einfach freuen sie zu sehen oder war es besser die Beine in die Hand zu nehmen? 
 Die Hand jener hatte sich bereits von ihrer Schulter gelöst, doch während Freya noch mit einem Blinzeln die Erinnerungen versuchte wegzuwischen, hatte sie das Gefühl einen Funken von ungeahntem Zorn auf Lyvias Zügen erkennen zu können. Oh, oh! 

Lyvia hatte sie erwischt und sah ihr wohl an der Nasenspitze die Angst an.  ~Es muss nicht so kommen~ Sicherlich. Der kurze zornige Blick bestätigte Freya nur mehr, dass sie mit ihrer Vermutung recht hatte, dass Weglaufen wohl besser gewesen wäre! Doch das Lächeln, das die Tante ihr daraufhin schenkte und die Worte ~Es kann vieles bedeuten~. Das passte nicht zu dem Rest. 

Ungläubig blickte Freya Lyvia nun direkt an, als würde sie für die Dauer eines Wimpernschlages verstehen, was eben passiert war. Oder doch nicht? Das Blau ihrer Augen, welches auf der Tante ruhte, wirkte müde und gleichzeitig waren die Unsicherheit und Ängste klar und deutlich sichtbar.

Langsam richtete das Mädchen sich auf und machte einen Schritt auf sie zu. Ihr fast schwarzes Haar hing zerzaust über ihre Schultern hinab und auch die Robe, welche unter dem Umhang hervortrat, wies Staubflecken auf und trug zudem vereinzelte Brandlöcher von den Drachen aus dem Orakel. 

Zum Weglaufen war es eh zu spät. Ihr erster Impuls war es sich zu rechtfertigen, während ihre Hände sich an die kleine schwarze Feder klammerten. Doch als sie mit ihren Füssen den Boden berührte, liess der Schmerz sie abermals zusammenzucken und verdeutlichte dem Mädchen, dass sie immer näher an ihre Grenzen stiess. 

Nein. Es schien ihr gar unmöglich, dass jene wusste, was in ihr vorging.  All die Toten unter den ihren und die Zerstörung, für die sich das Mädchen verantwortlich sah, wenn sie nur einen falschen Schritt gehen würde. Einen Schritt auf jenem geradlinigen Pfad, den Tanuri von ihr forderte, dass sie ihn beschreiten sollte. 


Mehrfach blinzelte Freya, unfähig die richtigen Worte zu finden, da die Angst verrückt erklärt zu werden tief auf ihr lastete.  Offenbar verdrängte sie die Erkenntnis gleich wieder und suchte schlicht und ergreifend eine einfache Erklärung. “Woher willst Du das wissen?” kam es leise über ihre Lippen. Eine Frage, die nach außen hin vieles bedeuten mochte und vielleicht sogar geschickter gestellt war, als das Mädchen ahnte.

Immerhin offenbarte das Mädchen dadurch rein gar nichts, so dass sie genauso gut die damit vielleicht unnötige Furcht gegenüber Tanuris Reaktion auf ihre Abwesenheit hinterfragen wollte, denn im Grunde zeugte ihr Anblick davon, dass sie nichts dringender als Schlaf brauchte.

Kurz bebten ihre Lippen, doch gab sie keinen Laut und kein Klagen von sich. Lediglich ihre müden glasigen Augen und der klammernde Griff um die Feder sprachen aus, wie sehr das ganze sie mitnahm und wie erschöpft sie war. Alles was Freya für den Moment offenbar wollte, war scheinbar Lyvia einfach nur in den Arm zu nehmen, um ein wenig Sicherheit, Halt und etwas Wärme zu suchen.
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Lyvia
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#39

Beitrag: # 50967Beitrag Lyvia »

Der Blick in die blauen Augen der Kleinen, der Ausdruck in jenen Augen, weckt Erinnerungen. Erinnerungen an längst vergangene Zeiten und Empfindungen. Und doch scheint es so vertraut als wäre es erst gestern gewesen.

Vermutlich ahnt das Kind nicht einmal wie gut sie jene Ängste und die Unsicherheit nachvollziehen kann. Woher auch?
Und so wie Freya hatte damals auch sie Antworten im Gebet gesucht…Antworten, die sie auf diese Weise nie erhalten oder gefunden hat.Dafür hat jemand sie gefunden, nachdem sie vor Erschöpfung im Tempel vor dem Altar zusammengebrochen war. Vargus….und jener nahm sich ihrer an, glaubte ihr nicht nur, nein…er hatte Antworten auf ihre Fragen…hörte geduldig dem Geplapper eines Kindes zu und lehrte es auf seine ganz eigene Art. Es ist fraglich was aus ihr geworden wäre, hätte der alte Tempeldiener sie nicht unter seine Fittiche genommen. Der Felsendom wurde zu ihrem zweiten Zuhause. Und schließlich richtete er ihr sogar eine winzige Kammer ein, wenn es des Abends mal wieder zu spät wurde mit ihren Studien und Aufgaben.
 
Die überraschende Umarmung reißt sie aus ihren Gedanken.
 
Weil ich auch sehe…
 
Das muss vorerst als Erklärung genügen während sie ihre Arme vorsichtig um das Kind legt und sie sanft an sich drückt.
 
Die Füße…hmm?
 
Fragt sie leise. Sie hat den schmerzverzerrten Gesichtsausdruck bemerkt, als jene aufstand. Natürlich…schließlich hat sie die scharfen Knochensplitter, die den Boden bedeckten, in deren Vision gesehen. Und das bestätigt ihre Vermutung, dass das Kind nicht nur gesehen hat, sondern ein Teil der Vision war.
 
Ich bringe dich zu unserem Anwesen.
 
Erklärt sie entschlossen während sie sich, mit Freya im Arm erhebt. Sie bezweifelt das die Kleine überhaupt noch den Weg aus dem Tempel herausschaffen würde.
 
Da kannst du dich erstmal ausschlafen. Und danach werde ich deine Fragen beantworten.
 
Beschließt sie kurzerhand. Vorsichtig bettet sie den Kleinen Kopf an ihrer Schulter während sie sich daran macht den Tempel zu verlassen und auf das Pentagramm zugeht.
 
Tanuri ist sicher nicht begeistert, schießt es ihr durch den Kopf, aber darauf kann sie im Moment keine Rücksicht nehmen. Und wer weiß..., wenn sie sehen würde in welchem Zustand sich ihr Mündel befindet würde sie ihr vielleicht sogar zustimmen. Also warum das Kind nicht zur Legion bringen, sondern zum Anwesen. Nun…sie hofft das Tanuri verstehen wird, aber sie ist sich so gar nicht sicher, was dies betrifft. Und das Kind braucht erstmal Ruhe und dann Antworten…und beides könnte ihr versagt werden, bräuchte sie sie zur Legion. Nicht aus Bosheit heraus, sondern schlicht der Unwissenheit wäre dies geschuldet.
 
Sie blinzelt ein wenig als sie aus dem Tempel heraus ans Tageslicht geportet wird. Erst als sich ihre Augen an das helle Licht gewöhnt haben, sieht sie sich suchend um und blickt genau in Caelins Angesicht, welche sie mit hochgezogenen Augenbrauen mustert und schließlich einen fragenden Blick auf die Kleine wirft. Ein Blick der von ihr lediglich mit einem Schulterzucken beantwortet wird.Offensichtlich scheint ihr das zu genügen, denn gleich darauf hebt sie die Hand, in der sie die Zügel zweier Pferde hält. Ihr Bruder hatte die Pferde letzte Woche gekauft, um ihren eigenen Bestand zu verstärken.

Alles erledigt. Die Bestellungen werden geliefert und mit den Pferden gab es auch kein Problem. 

Erklärt diese soeben in ihrer gewohnt fast ausdruckslosen Art. Sie versucht sich zu erinnern wann die Kommandantin das letzte Mal gelächelt hat und schüttelt den Kopf unmerklich. Ist wohl sehr lange her, dabei hat jene eine fast bezauberndes Lächeln. Allerdings so selten, dass man es für einen Trugschluss halten könnte.
 
Die Pferde entheben sie zumindest der Sorge wie sie das Kind am besten zum Anwesen bringt. Sie sieht zu der Kleinen auf ihrem Arm und sie lächelt unwillkürlich.
 
Es ist dir doch recht, wenn du heute erstmal mit zu mir kommst?
 
Fragt sie vorsichtig. Sie deutet mit dem Kopf auf Caelin.
 
Sie kann in der Legion Bescheid sagen, dass es dir gut geht und wo du bist. 
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#40

Beitrag: # 50968Beitrag -Freya- »

Als Lyvia sie sanft drückte, genoss Freya den Moment der Nähe förmlich, denn erst jetzt merkte sie aufgrund der Wärme, die sie durchströmte, wie kalt ihr wirklich war. Vermutlich hätte sie es noch ein wenig länger einfach genossen, doch Lyvias Worte, diese Offenbarung, ließen das Mädchen kurz schlucken. War sie also doch nicht einem Streich ihrer Sinne zum Opfer gefallen? Hatte die Tante das wirklich gesagt oder träumte sie schon wieder oder gar immer noch?

“Du konntest das sehen?” kam es daher nur unsicher über ihre Lippen, aber die Seraphin  schwieg vorerst dazu und Freya fehlte im Augenblick die Kraft mit ihrer Penetranz dem ganzen auf den Grund zu gehen. Die Kälte und die Erschöpfung hatten sie ungewohnt ruhig werden lassen.

So ruhig, dass sie nicht einmal Einspruch erhob, als Lyvia sie einfach auf den Arm hob.  Ganz vorsichtig suchte ihre kleine Hand Halt an er Schulter der Tante, während die andere die Feder umklammerte. Ihren Kopf lehnte das Mädchen vorsichtig an die Schulter und atmete für einen Augenblick durch. , während sie dem beruhigend monotonen Herzschlag Lyvias lauschte.

“Die Mila hat sie mir verbunden.” erzählt sie nur knapp zu dem kleinen Malheur an ihren Füssen. Doch dass jene ihr verboten hatte, damit herumzulaufen, ersparte sie sich, denn weshalb die Haushälterin der Legion es ihr untersagt hatte, spürte sie nun selbst deutlich genug. Da brauchte sie nun nicht nochmal Schimpfe für zu bekommen.

“Ich hab ihn durch das Orakel geführt.” sprach sie stattdessen leise weiter, fast als wolle sie sich für die Situation rechtfertigen. Doch bar jeder Befürchtung brauchte sie da sgar nicht, da Lyvia gar nicht vorhatte sie zur Legion zu bringen.

Etwas, dass ein kleines beruhigtes Zahnlückenlächeln auf ihren Lippen hervorrief, während sie nickte. Ein wenig schlafen klang zu schön um wahr zu sein, besonders, wenn es vor dem vermutlich unvermeidbaren Gang zu Tanuri sein würde.

Nun vielleicht mochte die Sorge einer Konfrontation mit Tanuri auf einen Erwachsenen belächelnd wirken, jedoch hatte Tanuri das Kind unter ihre strenge Obhut genommen und alles was Freya anstrebte, war ihren Ansprüchen zu genügen und ihre Ideale zu erfüllen, um die Tante stolz zu machen und ihr vielleicht sogar irgendwann einmal ein Lächeln abzuringen. Doch das war schwerer als es klang. 

Umso schlimmer erschien es Freya einfach, dass egal was sie tat, am Ende nichts vorzuweisen hatte und immer wieder im größten Schlamassel steckte, so dass man sie als faul und unnütz wieder hinter die Bücher scheuchte. Etwas, dass sie auch jetzt wieder befürchtete.

Kurz schmiegte das Mädchen ihren Kopf an der Schulter. “Ich mag nur schlafen, Lyvia.” antwortete Freya, was einer Zustimmung zu den Plänen der Tante gleichkommen sollte, dass sie mitkommen wollte, während ihr kleiner Daumen sanft über die weiche Feder strich.

“Glaubst du, sie wird sehr wütend sein?”  wollte sie wissen, auch wenn es für Lyvia merkwürdig wirken mochte, dass jene Frage sie offenbar am meisten beschäftigte. Ihre Lider fühlten sich so verdammt schwer an, aber sie kämpfte weiterhin dagegen an, dass sie zufielen. Immerhin musste sie vermutlich irgendwie auf das riesige Pferd hinauf.  
Zuletzt geändert von -Freya- am Mi 15. Jan 2020, 22:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Naheniel
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#41

Beitrag: # 50969Beitrag Naheniel »

Was, was war nur geschehen?
Verloren strich er sich mit seiner Hand durch das blonde Haar bevor er auf sich herabblickte. Nackt, er war vollkommen nackt.
Wobei, nein, das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Seinen Rücken zierten die dunklen Schwingen seines Meisters.
Er hatte ihn tatsächlich zu sich genommen und ihn als würdig empfunden, durch seine Hand zu sterben und wiedergeboren zu werden.
 Doch wo war er nun? Um ihn herum war zunächst eine fast undurchdringbare Schwärze gewesen. An dem Versuch mit seiner Magie ein Licht zu entzünden war er gescheitert.

Ogrimar gibt, Ogrimar nimmt.

So hatte er ihm all seine Magie genommen, damit er sich auf ein neues beweisen konnte. Er hatte einige zaghafte Schritte durch die Dunkelheit gewagt, als eine Stimme zu ihm sprach: „Ihr seid weit gekommen, Reisender. Doch nun wird Eure Suche von vorne beginnen. Eigentlich dürfen die Wanderer, die diese Hallen betreten selbst über ihr weiteres Schicksal entscheiden. Doch mit Euch hatte Euer Gott wohl andere Pläne. Die dunklen Mächte werden von nun ab die Euren sein. Geht behutsam damit um – vor der Nekromantie sollte man stets Respekt haben.“
Mit diesen Worten verschwand der Unbekannte wieder in die Dunkelheit und nur einen Wimpernschlag später stand Naheniel – immer noch völlig unbekleidet im Tempel Ogrimars zu Lichthafen.
  
Es dauerte einige Augenblicke, bevor er sich wieder zurechtfand.
Mit diesen Teleportationen hatte er immer schon seine Schwierigkeiten gehabt. Vorsichtig, um nicht vom Schwindel übermannt zu werden, öffnete er die Augen. Es schien ihm eine Ewigkeit her, seitdem er zuletzt diesen versteckten Tempel besucht hatte. Mit noch unsicheren Schritten trat er das Podest hinab und hielt sich an einer der Gebetsbänke fest.
In diesem Moment überkam ihn eine Flut von Bildern – Freya, wie sie zurückgelassen im Orakel stand – wie sie hier betend saß, Stunde über Stunde.


„Sie war hier.“ Raunte er leise und umklammerte dabei wütend das Holz der Bank, sodass seine Fingerknöchel weiß zum Vorschein kamen. Er hatte sie verpasst.
Doch allzu lange durfte das noch nicht her sein. Suchend blickte er sich um, ob er nicht irgendwo eine zurückgelassene Decke finden würde, die er notdürftig als Kleidung verwenden konnte, bis er wieder an seine Habseligkeiten kommen würde.
Und er hatte Glück, unter einer der Bänke hatte wohl ein altes Mütterchen eine alte kratzige Decke vergessen. Schnell warf er sich diese über und trat auf das Pentagram, welches ihn an die Oberfläche bringen sollte.
  
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Caelin
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#42

Beitrag: # 50970Beitrag Caelin »

Natürlich kann sie sich weitaus schöneres vorstellen, als den Aufpasser zu spielen, zumal die Lady gewöhnlich sehr gut selbst auf sich aufpassen kann, aber Befehl ist Befehl. Und auch wenn es die ersten Male furchtbar nervig war…man gewöhnt sich anscheinend dran. Und zumindest hat sie so die Möglichkeit ein Auge drauf zu haben was für Wachmannschaft an Ausrüstung angeschafft wird.

In Gedanken geht sie bereits die nächsten Trainingseinheiten durch, als Lyvias Worte sie aus diesen Gedanken reißen und innehalten lassen. Einen Moment mustert sie diese schweigend bevor sie schließlich einfach nur kurz nickt. Wozu auch unnötige Worte verschwenden. Und es ist nicht das erste Mal das Lyvia den Tempel aufsucht während sie die Bestellungen an die Krämer und Händler weitergibt. Insofern also nichts wirklich Ungewöhnliches.

Mit der Liste in der Hand macht sie sich auf den Weg. Sie ist ohnehin lieber allein unterwegs und kann auf Gesellschaft gut verzichten. Von daher hebt sich ihre Laune sogar ein wenig.
Erfreulicherweise kann sie einen Händler nach dem anderen abklappern ohne größere Wartezeiten und so erscheint sie schon recht bald am Hafen wo die beiden Pferde, die Calebo gekauft hat in Verwahrung waren. Schöne kräftige gesunde Tiere, wie sie nach einer kurzen Überprüfung anerkennend feststellen muss. Und Sättel und Zaumzeug schienen inbegriffen, denn beide Tiere waren gezäumt und gesattelt.

So erreicht sie bereits vor Lyvia die Übungshalle, wo sie sich für gewöhnlich treffen. Und wie stets weigert sie sich schlichtweg vor dem Tempel des Götzengottes zu warten. Stattdessen führt sie die Tiere auf die kleine Wiese zwischen den Krämerladen von Iris und Rolf und der Übungshalle, um sie ein wenig grasen zu lassen während sie, bequem an die Hausmauer gelehnt, das Treiben in den Straßen beobachtet.

Endlich scheint Lyvia aufzutauchen, wie das Flimmern an jener Stelle verrät, an welcher man auftaucht, wenn man das Pentagramm im Tempel benutzt.
Mit dem Bild, das sich ihr dann allerdings bietet, hat sie wohl kaum gerechnet, wie die hochgezogenen Augenbrauen und der fragende Blick in Richtung des Kindes auf dem Arm der Lady deutlich verraten. Doch das Schulterzucken Lyvias hält sie von allen weiteren Fragen ab…das Schulterzucken und auch der offensichtlich desolate Zustand des Kindes. Ein Kind ausgerechnet. Sie kann nicht von sich behaupten, dass sie Kinder sonderlich mag oder auch nur irgendetwas mit ihnen anfangen kann. Also hebt sie nur die Hand, die die Zügel der beiden Tiere hält.

Alles erledigt. Die Bestellungen werden geliefert und mit den Pferden gab es auch kein Problem.

Was soll sie auch sonst sagen. Sie hat keine Ahnung wie die Lady an das Kind kommt. Aber zumindest scheint sie es ja zu kennen. Also wenigstens etwas. Ein Blick auf das Gildenwappen erklärt dann allerdings den Rest von selbst.
Sichtlich ungern nimmt sie das Kind auf den Arm, damit Lyvia in den Sattel steigen kann, um es dann vorsichtig vor ihr auf das Pferd zu heben. Ein kurzer prüfender Blick, ob es so geht und sie reicht Lyvia die Zügel während sie bezüglich deren Anweisungen nur knapp nickt. Sie scheint wirklich kein Freund großer Worte zu sein.

Ein wenig  nachdenklich blickt sie ihr dann hinterher und wartet bis Lyvia nicht mehr zu sehen ist, bevor auch sie sich in den Sattel schwingt. Sie will das Tier bereits antrieben als eine weitere Gestalt an dem Teleportpunkt auftaucht. Eine ungewisse Neugier lässt sie innehalten. Und als sie den offensichtlich recht neugeborenen Seraphen erblickt muss sogar sie kurz schmunzeln. Denn selbst die alte zerlumpte Decke verhüllt nur sehr unzureichend die Blöße des Mannes. Wenn auch genug, um der Fantasie ausreichend Spielraum zu bieten.Sie grinst erneut recht anzüglich während sie mit dem Daumen auf den Laden hinter sich deutet.

Da findet ihr sicher etwas Passenderes zum Anziehen….

Klärt sie ihn auf.Ein Blick, dem die Anzüglichkeit ihres Grinsens in Nichts nachsteht, streicht genüsslich über den Mann, bevor sie ihr Pferd in jene Richtung wendet, in der sie das Haus der Legion weiß. 
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Naheniel
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#43

Beitrag: # 50971Beitrag Naheniel »

Nur leicht war das verärgerte Flackern in seinen hellblauen Augen zu erkennen, als die unbekannte Frau ihn keck darauf hinwies, wo er Kleidung finden würde. Zu freundlich, diese Bewohner dieses kleinen Städtchens, wirklich.
Doch auch dieser würden die frechen Sprüche irgendwann vergehen, wenn ER am Tag der Vergeltung Ogrimars ganz vorne neben ihm stehen und für ihn all die Magie dieser Welt entfesseln würde um die Ungläubigen und Zweifler in den Abgrund zu reißen. 

 
Durchaus war ihm ihr lüsterner Blick nicht entgangen, mit dem sie ihn bedacht hatte. Als sie sich auf ihr – zugegebenermaßen – sehr stattliches Ross schwang und davonritt, blickte er ihr noch kurz mit einem überheblichen Grinsen nach. Frauen waren immer wieder so anfällig für diese derart niederen Bedürfnisse. 

Die vergilbte Decke begann spürbar auf seiner nackten Haut zu kratzen.
Sollten ihn nun Läuse oder anderes Krabbelgetier befallen, würde er jenen, der die Decke dort achtlos liegen lag persönlich dafür zur Strecke bringen.
Ein kurzes amüsiertes Lächeln huschte über seine Züge, als er die Decke losließ und sie zu Boden glitt.
Er hatte nichts an sich, wofür es sich zu schämen galt. So ging er, wie Gott ihn sprichwörtlich schuf, in die Richtung, die die Frau ihm gewiesen hatte, um sich dort mit neuer Kleidung einzudecken.
Seine Blicke ließ er dabei jedoch immer wieder über die Gesichte derer gleiten, die ihm auf seinem Weg begegneten.

Vielleicht traf er ja doch auf das Kind. Doch was sollte er dann tun? Er stand mit seiner Magie wieder ganz am Anfang.
Derzeit hatte er ihr also nichts entgegen zu setzen. Mit nur einem Zauber konnte sie ihm dem Erdboden gleich machen. Nein, nun galt es die Taktik zu ändern. Bis er wieder zu seiner alten Stärke zurückgefunden hatte, würde einige Zeit vergehen. 
Doch diese wollte er nicht ungenutzt verstreichen lassen. Er musste herausfinden, was es mit seiner letzten Vision auf sich hatte. Und vor allem musste er herausfinden, ob sie diese Vision auch gesehen hatte.
Wusste sie gar, welche Rolle sie zu spielen hatte?
Oder war es am Ende doch eine List des Götzengottes?
Hatte er nicht Ogrimars, sondern den Aufstieg Artherks gesehen?
Bei diesem Gedanken entkam ihm ein leises Knurren aus seiner Kehle.
Sollte dies so sein, dann würde er das zu verhindern wissen.
Er musste sich Gewissheit darüber verschaffen. Und es würde kein Weg an diesem nervigen Balg vorbeiführen, so sehr er sich auch dagegen sträubte. Die Verbindung die er zu ihr hatte und die ganz offensichtlich durch seine Wiedergeburt erstarkt war – sonst hätte er nicht ihre Anwesenheit in dem Tempel gespürt – musst er für seine Zwecke nutzen. 

Der junge Schneider legte ihm während Naheniel in diesen Gedanken versunken war einige einfache Kleidungsstücke zurecht. „Darf ich dem jungen Herrn beim Einkleiden helfen?“ Ein verachtendes Funkeln machte sich in Naheniels Augen breit, wusste er doch, dass die meisten der Bewohner dieses Ständchens sich eher neutral zu den Göttern und den Gesinnungen ihrer Anhänger verhielten.
Von einem Neutralen berührt werden? Es schauderte ihm alleine beim Gedanken daran.
 

Ohne weitere Worte entriss er dem Verkäufer die einfach gefertigte Kleidung aus Leder, zog sich die Hose und Schuhe über und ließ das Lederwams über seinen muskulösen Oberkörper gleiten. Es passte sich perfekt an die neu erworbenen Schwingen an und verbarg die zahlreichen tiefen Narben auf seinem Rücken. „Ich werde Euch später für Eure Dienste bezahlen. Wie Ihr wohl bemerkt habt, hatte ich keine Möglichkeit mein Gold zu verstauen.“ Ohne den Verkäufer noch eines Blickes zu würdigen, verließ er mit diesen Worten den Laden und trat wieder hinaus auf die Straßen Lichthafens.  

Kurz hielt er inne um in die neue Macht die Ogrimar ihm gegeben hatte hineinzuspüren.
Je tiefer er in seine neue Magie versank, desto deutlicher spürte er auch, dass sie hier gewesen war. Während er seine Augen geschlossen hielt, sah er vor sich das Zeichen, welches er in seinem Nacken trug mit dem Zeichen des Mädchens auf ihrem Handgelenk ineinander verweben, wie sie sich zu einem verschlangen. Als hätte er einen inneren Kompass drang es ihn in eine Richtung, in eben jene, wohin Freya vor nicht gar nicht so langer Zeit verschwunden war.
 Ein dunkler Schatten überzog seine Züge, als er die Augen wieder öffnete. „Wo auch immer Du Dich versteckst, ich finde Dich.“ 


Selbstzufrieden machte er sich auf den Weg in sein eigenes Versteck – denn es galt zunächst, zumindest ein wenig Erfahrung in seiner neuen Magie zu finden.

Der Nekromantie.
Dem Lebensentzug.
Dem Seelendiebstahl.
 

Wie passend.  
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?


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Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir? 
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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Lyvia
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#44

Beitrag: # 50973Beitrag Lyvia »

Erst als sie sicher ist, dass Freya sicher und bequem vor ihr sitzt, nimmt sie die Zügel aus Caelins Hand. Kurz nickt sie dieser zu, bevor sie das Tier antreibt.
Der Weg zurück zum Anwesen ist Ogrimar sei Dank nicht allzu weit…wenn auch weit genug. Zu Fuß benötigt man mehr als eine Stunde und auch zu Pferd braucht es seine Zeit. Sie treibt das Tier an, denn auch wenn sie es sich nicht hat anmerken lassen, sitzt die Sorge tief. Die offensichtliche Erschöpfung des Kindes hat sie erschreckt.Endlich prescht sie in den Hof des Gutes. Tänzelnd wartet das Tier, bis einer der Männer herbeieilt und es am Zügel packt, während ein Zweiter ihr das Kind abnimmt, damit sie absteigen kann. Mit einem kurzen Befehl, sich um das Pferd zu kümmern, eilt sie mit dem Kind auf dem Arm ins Haus.

Alma!!!

dringt ihre Stimme laut durchs Haus.

Bringe mir Wundsalbe und Verbände!!!

Kurz blickt sie auf Freya und lächelt

Und ein Hemd.

Fügt sie hinzu.

Das Bad würde warten müssen. Wichtig waren nur die Füßchen und ein ausgiebiger ruhiger Schlaf.
Rasch bringt sie die Kleine in eines der freien Zimmer und setzt sie auf das Bett. Sehr vorsichtig zieht sie ihr die Stiefelchen aus und erbleicht sichtlich.

Herrje,…. wie hast du damit überhaupt noch laufen können…

Murmelt sie, bevor sie Alma die soeben das Gewünschte brachte, dankend zunickt. Die gute Seele schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und schiebt Lyvia resolut beiseite, um sich selber gekonnt um die zahlreichen Wunden und Schnitte zu kümmern, von denen sich einige scheinbar entzündet haben. Erst nachdem die Füße versorgt sind, streift sie der Kleinen die Robe ab, um ihr das Hemdchen überzuziehen.

Oje,…die hat gelitten..

Entrinnt es ihr nach einem Blick auf das Kleidungsstück, bevor sie es Alma reicht, die nur abwinkt und meint, dass sie das schon machen würde. Was ihr ein dankbares Lächeln Lyvias einbringt, bevor sie dieser zuraunt.

Kannst du noch ein paar Kekse und einen Becher Milch bringen?

Vermutlich war Freya ebenso hungrig wie müde.Erst als Alma eifrig davonwatschelt, setzt sie sich zu dem Kind auf das Bett und bettet es vorsichtig auf das Kissen bevor sie diese zudeckt und ihr sanft übers Haar streicht.

Nun schlaf erstmal….

sagt sie leise, bevor sie auf den großen gemütlichen Sessel deutet.

Ich bleibe hier und passe auf…versprochen 
Zuletzt geändert von Lyvia am Do 30. Jan 2020, 13:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Caelin
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#45

Beitrag: # 50976Beitrag Caelin »

Für Freundlichkeit war sie definitiv nicht bekannt. Es scherrte sie ehrlich gesagt recht wenig, was andere über sie denken oder reden.

Noch im Wegreiten schüttelt sie verächtlich den Kopf. Männer scheinen sich einfach immer für ein Geschenk des Gottes zu halten. Doch wie oft schon wurde der Gott Nebensache, wenn die Triebe das Regiment übernahmen. Etwas was ihr ganz sicher nicht niemals geschehen wird…davon ist sie überzeugt. Für sie gibt es nur ihren Glauben und ihre Arbeit.

Aber gut, das heißt aber auch nicht, dass sie bei einem derartigen Anblick mitten in Lichthafen wegschauen würde…wozu auch. Das Leben ist oft eintönig genug, als dass man so eine Ablenkung nicht hin und wieder begrüßen würde.

Ruhig lenkt sie ihr Tier durch die Straßen, bis sie das Haus der Legion erreicht hat. Sie seufzt leise. Solche Botengänge sind nun auch nicht wirklich ihr Ding, also am besten schnell hinter sich bringen. Sie schwingt sich aus dem Sattel und betätigt den Türklopfer…vermutlich lauter als es angemessen ist, aber so überhört man ihn wenigstens nicht.
Es dauert auch nur wenige Augenblicke bis die Tür aufgerissen wurde.

Ogrimar mit euch.

Legt Caelin auch sogleich los. Es scheint egal, wer die Tür geöffnet hat. Ihre Botschaft würde schon die Richtige erreichen.

Ich habe eine Nachricht von Lady Lyvia an Lady Tanuri. Ich soll ausrichten das das Kind Freya für ein paar Tage Gast im Anwesen der Zars ist und Lady Lyvia Freya höchstpersönlich danach hierher begleiten wird.

Ohne ein weiteres Wort oder gar eine Antwort abzuwarten, dreht sie sich um und schwingt sich wieder auf ihr Ross. Sie hat ihren Auftrag erfüllt…mehr interessiert sie nicht.
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-Freya-
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#46

Beitrag: # 50977Beitrag -Freya- »

Freya merkte nur noch, wie sie plötzlich noch höher gehoben wurde.  Ein kurzes Kribbeln durchzog ihren Bauch, bevor sich beruhigend und haltgebend ein Arm um sie legte und ihre Lider nachgaben, so dass sie für einen gefühlt nur einen klitzekleinen Moment zufielen. Nur eine Sekunde, da war sich die Freya sicher. Länger war es nicht, als Lyvias Stimme, die nach einer Alma rief, sie weckte. 

"Sind wir da?" murmelte sie leise und rieb sich mit der linken Hand durch die Augen, während sie kurz überlegen musste, wo 'da' nochmal war.

Für einen Augenblick war sie vollkommen desorientiert, als jemand sie vom Pferd hebt, bevor sie einordnen kann, wo sie sich befindet. Aber eh sie sich versehen hatte, drückte man sie kurzerhand auch schon wieder der Tante in den Arm. Nach einem kurzen Blinzeln stellte Freya erst einmal fest, dass sie ganz klar nicht bei Tanuri waren und sowieso nicht in Lichthafen. Da fiel ihr wieder ein, dass sie ja zur Lyvia nach Hause wollten.

Noch immer im Halbschlaf  hatte Freya das Gefühl, es würde alles ganz schnell gehen. So als zöge alles nur so an ihr vorüber, ohne dass sie selbst viel Einfluß darauf nehmen konnte.

So fand Freya sich bei ihrem nächsten gefühlten Blinzeln überrascht auf einem Bett sitzend wieder und trug sogar ein sauberes Hemdchen, während, Lyvia werkelte an ihren Schuhen herum. Autsch! Für einen Moment fühlte sie sich nahezu hellwach und das Mädchen biss sich sichtlich kurz auf die Lippen, als Lyvia ihr die Stiefel auszog. Himmel Herrgott blauer See, das tat wirklich weh. Doch  der kühlende Verband linderte das pulsieren in ihren Füsschen recht schnell. Aber, was sollte sie antworten? Sie wusste nur, dass sie Antworten gesucht und Naheniel gefunden hatte. 


Kurz schaute sie auf die Feder, die sie nicht eine Sekunde losgelassen hatte, und die noch immer ihre Finger umschloss. Ogrimar sei Dank hatte sie die nicht verloren! "Ich musste den Weg zu Ende gehen. Er hat meine Hilfe gebraucht." versuchte sie nun, da Lyvia noch an ihrer Seite saß, sich zu erklären. Derweil hatte Lyvia sie bereits unter die Decke gesteckte, so dass nur noch ihre Nasenspitze rausguckte. Doch das hielt Freya nicht davon ab die Feder als Beweis der Tante direkt unter die Nase zu halten. "Und ich hab’s geschafft... " für einen kurzen Moment huscht ein stolzes Zahnlückenlächeln über ihre Lippen, bevor es langsam wieder dem müden Ausdruck weicht und ein Gähnen das Mädchen überkommt.

"Ich schwöre Dir, ich hab keinen Dummfug gemacht..." bekräftigt sie dann jedoch nochmals, wenngleich sich wieder eine gewisse Trägheit in die kleine aufgeregte Stimme mischt. "Aber ich konnte nicht hinterhergehen.“

Ihr Kopf wurde zunehmend schwerer, aber falls sie sich das vorhin im Tempel nicht eingebildet und die Lyvia es wirklich gesehen hatte, dann würde sie das ganz sicher verstehen. „Du glaubst mir doch..." kam es noch leiser über ihre Lippen. Ihre Lider senkten sich langsam unter einem kleinen Flattern, als wolle sie eigentlich noch etwas sagen, doch bevor sie ansetzen konnte, war sie in einen tiefen Schlaf gefallen.
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Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
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Jeremias Rabenherz
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#47

Beitrag: # 50980Beitrag Jeremias Rabenherz »

Vor den Hallen der Legion sucht ein Greis nach Tanuri. "Herrje.. sie wird wissen wer ich bin. Sagt der alte Rabe.. steht vor den Toren. Dieses Gespräch ist lange überfällig." Er wirkte müde. Wie alt er genau war, weiß vermutlich niemand. Das entstellte Gesicht zuckte leicht unter der Kapuze des Priesterornats. Er war es nicht gewohnt zu warten oder besser nicht mehr gewohnt. Doch viele kennen die Namen der Alten nicht mal mehr. Die alten Archive - vergessen. Die alten Geschichten - verstaubt. Ein Grund mehr hier zu sein. Ein Grund mehr, dass zu tun, was er schon hätte lange tun sollen. Es blieb zu warten und zu hoffen, dass sie sich an den Greis erinnern würde und nicht nur an die Momente wo ihre Meinungen auseinander gegangen waren. 
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"Ich diente dem HERRN bis er mich rief, jetzt diene ich ihm erneut."
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Tanuri
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#48

Beitrag: # 50981Beitrag Tanuri »

Mila räumte gerade den großen Tisch auf, der in der warmen Halle der Legion immer ein Ort der Zusammenkunft gewesen war. Viele Becher von feinstem Honigmet und tiefrotem Wein waren hier getrunken worden, während die Mitglieder der Gilde über Plänen und Gesprächen gebrütet hatten. Es war leer geworden in den letzten Wochen und Monaten. Sie vermisste es, den vielen Stimmen zu lauschen, die mal geheimnisvoll, mal laut und herzlich miteinander gesprochen hatten. Derzeit traf sie zumeist nur die Gildenleiterin an, die einsam ins Feuer blickte und tief in ihre Gedanken versunken war. Selten hatte sie die junge Frau so still erlebt, irgendetwas schien sie zu beschäftigen. Doch was es war, dass wusste nur Tanuri selbst und sie kannte sie mittlerweile zu gut: Gewisse Gedanken würde sie mit niemandem teilen, wohl nicht einmal mit ihrer Schwester, die ihr das Liebste auf dieser Welt war... nun, soweit die Herrin zu Gefühlen überhaupt im Stande war. Doch diesen Gedanken würde sie sich hüten, laut auszusprechen. 

So schrack sie sichtlich auf, als plötzlich die Türe in die Haupthalle aufgerissen wurde und ein junges Energiebündel hereinstürmte. Es gelang Mila nicht einmal sie richtig zu betrachten, so schnell war sie wieder aus der Türe verschwunden. Was hatte sie gesagt? Freya verweilte eine Weile bei Lyvia? Oh je, das würde der Herrin nicht gefallen. Ein Donnerwetter würde es wieder geben, da das kleine Mädchen sich ohne sich selbst abzumelden aus den schützenden Hallen der Legion verschwunden war. Mila schluckte ein wenig. Hach, sie hatte das kleine Ding doch sehr lieb gewonnen und vielleicht würde es ihr auch gut tun, wenn sie für einige Zeit aus diesem Schweigen, welches sich über die Hallen derzeit zog, entkommen konnte um wieder mehr Kind zu sein. Ihre Gedanken zu alledem hatte sie kaum beendet, als ein junger Diener mit leisen Schritten herein trat. Ganz anders als die Unbekannte, die so schnell geredet hatte wie ein Wirbelwind, suchte er wohl zuerst nach den richtigen Worten. 

"Mila, vor den Toren wartet ein Herr. Ich habe ihn noch nie gesehen. Doch..." fast schon ehrfürchtig sprach er weiter. "Er trägt ein Priestergewand." seine Augen leuchteten bei diesen Worten auf. Einem echten Priester war er noch nie begegnet! "Meinst Du, meinst Du, wir dürfen ihn hereinlassen?" 

Mila dachte einige Sekunden nach, bevor sie leicht den Kopf schüttelte. "Warte hier. Ich werde die Herrin suchen. Mir sind unsere Köpfe zu schade, als dass sie sie uns abschlägt, wenn wir ungebetene Gäste hereinbitten." Sie seufzte hörbar, hatte sie doch gehofft, Tanuri noch ein wenig länger aus dem Weg gehen zu können um ihr die Botschaft bezüglich Freya überbringen zu können. So langsam sie konnte, machte sie sich in Richtung von Tanuris Gemächern auf. Zeit schinden, so weit es ihr eben möglich war. Doch allzu groß war die Festung der Legion nicht und schon bald stand sie vor ihrer Türe und klopfte zögerlich daran. "Herrin? Mir wurde so eben die Kunde überbracht, dass ein Gast vor den Toren steht. Seinen Namen hat er wohl niemandem genannt, offenbar hat er sogar mit niemandem gesprochen. Doch der junge Arlin behauptet, er trüge ein Priestergewand. Vielleicht hat er sich auch in seinem jugendlichen Übermut etwas eingebildet. Dennoch dachte ich.. nun.." sprach sie leise durch die geschlossene Türe. 

Tanuri schloß bei dieser Nachricht ihre Augen und ein leichtes kühles Lächeln huschte über ihre oft so versteinerten Züge. Der Priester also. Hat er den Weg letzt endlich doch hierher gefunden? Lange genug hat er sich dafür Zeit gelassen. 

Ihre blauen Augen funkelten kalt, als sie Mila zur Antwort gab: "Nun denn, einen betagten Mann sollte man draußen vor den Toren nicht warten und frieren lassen. Am Ende geben sie uns noch die Schuld, wenn er sich bei den frostigen Temperaturen dort draußen einen Schnupfen zuzieht." sprach sie amüsiert. 

Mila nickte nur und zog wieder von dannen um Arlin auszurichten, er möge dem Mann Einlass gewähren. Doch Tanuri blieb in aller Ruhe sitzen, füllte sich ein Glas mit Wein ein und blickte in das prasselnde Feuer. 

Alter Mann, Du hast mich warten lassen. Nun wirst auch Du Dich gedulden müssen. 
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!


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~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~ 
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~ 
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~ 
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Lyvia
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#49

Beitrag: # 50984Beitrag Lyvia »

Beruhigend streicht sie Freya übers Haar. 

Das weiß ich doch….

Sagt sie leise mit einem Lächeln

Aber das kannst du mir morgen alles in Ruhe erklären…

Sie hat sich auf die Bettkante gesetzt, um bei ihr zu bleiben, bis der Schlaf Freya übermannt.
Die schwarze Feder in der Hand des Kindes lässt sie erneut lächeln, während gleichzeitig ihre Neugier erwacht. Stärker noch als zuvor. Doch auch die Neugier wird warten müssen, bis der Körper des kleinen Mädchens die Erholung erhalten hat, die nötig ist.
Sie erhebt sich erst, als die ruhigen tiefen Atemzüge verraten das das Kind tief schläft.

Der große Sessel war durchaus bequem, aber sicher nicht für Übernachtungen gedacht.
 
Das leise Klopfen an der Tür lässt sie auffahren und mit einem besorgten Blick zum Bett eilt sie sich die Tür zu öffnen, bevor sich das Klopfen vielleicht noch lauter wiederholt.
Die gute Alma strahlt sie an und hält ihr Decke und Kissen entgegen, bevor sie ihr zuraunt, dass sie für das Frühstück alles vorbereitet hat, da das kleine Ding sicher Hunger hat, wenn es aufwacht.
Das dankbare Lächeln Lyvias lässt die Gute noch mehr strahlen, bevor sie sich wieder zurück in ihr Refugium begibt.

Leise schließt Lyvia die Tür und legt Kissen und Decke auf den Sessel, bevor sie noch einmal kurz nach Freya sieht.
Erst danach macht sie es sich erneut im Sessel gemütlich in der Hoffnung auf ein paar Stunden Schlaf.
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Jeremias Rabenherz
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#50

Beitrag: # 50985Beitrag Jeremias Rabenherz »

Gewiss war es ihr gutes Recht ihn warten zu lassen. Die Kälte würde ihn nicht umbringen, auch wenn es manchmal recht knapp schien, so war er dem Tod immer wieder von der Schippe gesprungen. Mehr oder weniger galant. Dennoch nagte das Alter immer schwerer an den müden Knochen und wirklich aus mehr bestand dieser Greis teilweise nicht mehr. Ein magerer dürrer alter Mann, mit weiß-grauen Haar und kleinen kalten Augen. Nachdem sie ihn wenigsten eingelassen haben wartete er. Geduldig,. denn er hatte sich auch Zeit gelassen. Nicht das es Absicht war, sie warten zu lassen, sondern den Umständen zu verschulden, aber er hatte sie warten lassen. Das mochte er an Tanuri. Selbstbewusst und wohl wissend, was sie will und wie sie die Welt sah. Selbst als sie noch jünger war, war sie schon immer selbstsicher gewesen und dem Herrn loyal, leider aber auch manchmal unnachgiebig und stur. Aber jeder hatte Stärken und Schwächen, da machten sie alle auch keine Ausnahme. Manche Dinge der Lösungsfindung hatten nicht funktioniert, manche waren im Sande verlaufen. Ein Umstand der ihm ebenso aufstieß, aber er konnte es auch nicht ändern. Ein Grund wieso er nun hier war, war eben die Zukunft und er hätte zu vielen gehen können. Doch er war hier. 

Der Blick streifte über die Einrichtung des Zimmers in welches er gebracht worden war. Seine Finger spielen mit dem Ring, der an einem Lederband um seinen Hals hing. Das Familienwappen wurde von den Fingerkuppen erforscht. Die Familie die einst so groß und Präsent erschienen war, war nun mehr in alle Winde verstreut. Er ließ den Ring in den Aussschnitt der Robe zurück gleiten und legte die Hände anschließend auf den Rücken. Dabei sich an eines der Fenster stellend, um weiter zu warten.
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Rabenvater •  Stammbaum Rabenherz
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