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Die dunkle Prophezeiung
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- Naheniel
- Dorfältester / Dorfälteste
- Beiträge: 184
- Registriert: Mo 27. Mai 2019, 19:18
- Danksagung erhalten: 1 Mal
#926
Es war so leicht. Fast schon zu leicht. Früher, da hatten sie es ihm schwerer gemacht. Sie aufzufinden, sie herauszufordern, sie zu reizen. Aber jetzt? Jetzt präsentierten sie sich alle von sich selbst überzeugt und unvorsichtig in der Öffentlichkeit und warteten geradezu darauf, gefunden zu werden.
War das ihr Plan? Ihm sein Spiel zu verderben? Ihn auf diese Weise mürbe machen und bezwingen? Tonlos lachte er in sich hinein, während sein von Spott geprägter Blick auf Adrian gerichtet war.
Mit einem Bein angewinkelt und gegen einen massiven Balken gelehnt, beobachtete er, noch verborgen in den Schatten, wie dieser sich am Tresen einen ungenießbaren Fusel für wenige Silberlinge kaufte und sich darauf einen Platz in der Taverne suchte. Der Raum war erfüllt von einem Gemisch aus dem Duft Bier, dampfendem Honigwein und dem Rauch von einigen Pfeifen, die mit unterschiedlichsten Kräutern gefüllt waren.
Das Gemurmel der wenigen Gäste war dumpf und nur vereinzelt waren lautere Lacher zu hören. Viele Besucher hatte es nicht hierher verschlagen, aber so war Sturmkante eben mittlerweile. Das wirkliche Leben fanden größtenteils im Untergrund statt. Angeblich auch in speziellen Etablissements mit bestimmten Angeboten.
Jene aber waren für Naheniel weder ansprechend noch interessant, weshalb er sehr zufrieden darüber war, dass Adrian und er zumindest dahingehend immer noch gleich waren.
Naheniel strich sich mit seinen Fingern durch sein blondes Haar, von welchem sich einige Strähnen in sein Gesicht verirrt hatten. In der dämmrigen Atmosphäre der Taverne fanden sich eine Vielzahl von Schatten und er nutzte diesen Übergang von flackerndem Kerzenlicht zur Dunkelheit, um von dort aus zunächst in aller Ruhe zu beobachten. Blieb Adrian allein oder erwartete er Gesellschaft? Seine Augen, durchdringend und von einem kühlen Glanz geprägt, blieben auf dem Dunkelmagier fixiert, der sich auf einen der letzten Plätze zurückzog, um sich dort im halbdunkel zu verbergen, aber doch so präsent zu bleiben. Es war wirklich schon zu leicht.
Ein leises Lächeln umspielte die Züge Naheniels und zeigten eine Mischung aus Erheiterung und Arroganz. Auch wenn es ihm eine gewisse Genugtuung gegeben hätte, wenn sie alle derart durchschaubar wären, so einfach ließ er sich nicht täuschen.
Das Kalkül, das dahinter steckte, war schlichtweg zu offensichtlich. Etwas, das er neidlos anerkannte, denn alles andere hätte ihn auf längere Sicht nur gelangweilt. Und zumindest der dunkle General sollte sich noch gut genug daran erinnern, was es bedeutete, wenn Naheniel sich langweilte.
Was aber erhoffte man sich dadurch? Wollte man ihn abgelenkt halten von Freya? Ihm Angst machen? Sein Vater war zumindest ein fürchterlich billiger Versuch gewesen. Vielleicht aber konnte man ihn ja doch noch mit etwas mehr Raffinesse an anderer Stelle beeindrucken.
Allerdings, wenn Adrian und die Schar an blinden Nachläufern dachten, es wäre klug und durchdacht, in sein Spiel und das von ihm beschworene Schicksal einzugreifen, musste er sie eines Besseren belehren. Was er natürlich gerne tat, war schon allein der Gedanke daran eine wahre Freude. Ob diese aber von den anderen geteilt wurde, wagte er zu bezweifeln. Das Licht der flackernden Kerzen tanzte auf seinem markanten Gesicht und offenbarte ein Teil der schonungslosen und unerbittlichen Gefahr, die er nicht mehr länger verbarg.
Wie sich doch alles genau nach seinen Vorstellungen fügte. Selbst der Fall Freyas in seine Welt erwies sich mittlerweile als ein ungeplanter Vorteil für ihn. Zusätzlich durfte er an diesem Abend mit einem alten Freund sein Vergnügen über die Fügungen, die sich zu seinen Gunsten entwickelt hatten, teilen. Sein Blick fiel auf seine rechte Hand, in welcher er eine schwere Flasche trug, die gefüllt war mit dunklen, honigfarbenen Whiskey, der im schummrigen Licht der Taverne eher bräunlich schimmerte.
Ein besonders guter Tropfen, lange gelagert in rauchigen Fässern und nicht überall zu bekommen. Nachdem Naheniel Adrian aber bei ihrem letzten Aufeinandertreffen in Silberstreif die Bezahlung übernehmen hatte lassen, war es das Mindeste, ihm ein nachträgliches Dankeschön mitzubringen. Mit einem höhnischen Gesichtsausdruck hob er seine Augen wieder an und sah in Richtung des Dunkelmagiers, der weiterhin allein an einem rustikalen Tisch saß und dessen Silhouette sich fast in den schlecht beleuchteten Räumlichkeiten verlor.
Fester umfasste Naheniel den Hals der Flasche, stieß sich von der Wand ab, löste die umschmeichelnden Schatten von sich, um sie allein zurückzulassen. Sein dicker Mantel passte nicht zu der drückenden und stickigen Wärme der Taverne, genauso wenig wie der nach oben geklappte hohe Kragen. Trotzdem trug er das schwere Gewand an diesem Abend mit berechnender Absicht, war es schließlich derselbe Mantel, den er Freya überlassen hatte, als er sie zurück von seinem Unterschlupf im Orakelwald in den Felsendom brachte. Eine höchst erhebende Erinnerung, wenn er an die nicht vorhandene Begeisterung Adrians und Lorenas zurückdachte, als er ihnen das Mädchen übergab.
Angestachelt von der Erinnerung und der Aussicht auf eine für ihn gewollt provokante Begegnung, schritt er mit selbstbewussten und anmutigen Bewegungen durch die Taverne. Es war ihm gleich, ob er Aufmerksamkeit erregte oder nicht, denn für ihn gab es nur ein Ziel und das hielt er fest.
An dem Tisch Adrians angekommen, stellte Naheniel die Flasche neben diesem ab und sprach mit ruhiger, aber kraftvoller Stimme: "Ich bin Dir noch eine Flasche schuldig und Schulden, wie auch Versprechen löse ich immer ein. Noch dazu glaube ich, dass das billige Gesöff dort", mit einer knappen Geste deutete er auf das Glas vor Adrian, "nicht annähernd der Qualität entspricht, von der Du sonst kostest." Eine recht zweideutige Anmerkung, die untermalt wurde von einem spöttischen Tonfall.
"Ich darf doch?" Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte Naheniel sich mit ungezwungener Eleganz, lehnte sich bequem zurück und zeigte seinem alten Freund ein distanziertes Lächeln, während sein Blick mit einer herausfordernden Intensität auf jenen Adrians traf. "Was für ein Zufall, nicht wahr?"
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
- Adrian
- Dorfältester / Dorfälteste
- Beiträge: 148
- Registriert: Di 1. Feb 2011, 15:18
- Danksagung erhalten: 2 Mal
#927
Schicksal, Fügung oder Berechnung? Was auch immer es war, war nicht von Relevanz. Zugegeben, so schnell hatte Adrian nicht damit gerechnet, dass sein alter Freund und er erneut aufeinandertreffen würden. Es war tatsächlich fast ein wenig unerwartet, dass es keinem gezielten Tritt in sein Ego bedurfte. Dieser Zufall an sich, wie Naheniel es selbst jedoch nannte, hinterließ allerdings ein nahezu zynisches Lächeln auf den Zügen des Magiers. Was für eine Wortwahl.
Nur eine Braue verzog sich fragend in die Stirn, als Naheniel eine Flasche vor ihn abstellte. Weder glaubten sie beide an Zufälle, noch überließen sie je etwas einem solchen. Kühl, beinahe unbeeindruckt legte sich Adrians Blick unmittelbar auf jenes Mitbringsel, wissend, dass er damit erkennbar den Eindruck vermittelte, dass es ihn spürbar wenig überraschte. War dies Naheniels Ziel, so würde er ihn in seiner Erwartung geringfügig enttäuschen müssen. In vielen Augen schien sein Freund unberechenbar und aus seinem eigenen arroganten Blickwinkel mochte er vielleicht unaufhaltsam scheinen.
Adrian hingegen hatte im Zuge der Rückschläge und seiner eigenen Fehler durchaus mittlerweile einen anderen Blickwinkel gewonnen. Eine Erfahrung, an der er seinen alten Freund sicher teilhaben lassen könnte, wenn es ihm beliebte. Doch aus welchem Grund sollte er das? Naheniel hatte jede bisherige Warnung ausgeschlagen und würde auch jetzt in seiner Überheblichkeit seiner Einschätzung treu bleiben, unantastbar zu sein. Doch es war ein unwiderlegbares Gesetz, dass umso länger es brauchte, desto tiefer und gnadenloser würde der Häretiker fallen und Adrians dunkle Mächte würden sich über das Schauspiel des Untergangs ergötzen.
„Naheniel.“ Eine vernehmbar aufgesetzte Überraschung legte in Adrians Stimme, während er mit einem einzelnen Senken seiner Lider seine hellen Augen mit kühler Präsenz auf seinen Freund legte. Knapp und ohne eine Form von Emotion musterte er sichtlich dessen Kleiderwahl, ehe er abschätzig, beinahe enttäuscht dessen Blick aufgriff. Das schmale Zucken in seinen Mundwinkeln zeigte, dass er die Provokation dahinter jedoch zweifelsohne verstanden hatte, aber sie eher lächerlich einstufte, als dass sie ihn herausforderte. Den Gefallen, dem mehr Aufmerksamkeit oder Beachtung zu schenken oder darauf einzugehen, tat er ihm daher ebenso wenig wie ihm gegenüber eine Einladung auszusprechen, an seinem Tisch Platz zunehmen.
„Ein Zufall.“ Unterstrich der Dunkelmagier die Bedeutung von Naheniels Wortwahl. Ohne eine Miene zu verziehen, lehnte er sich entspannt zurück und überschlug seine Beine, während das Echo des Sarkasmus nachhallen sollte, um ihm seinen persönlichen Eindruck zu vermitteln. Wären sie ehrlich zueinander, so würden sie beide einräumen, dass sich hinter ihrem jeweiligen Handeln jeweils ein für den anderen noch nicht durchschaubares Kalkül verbarg. „Ich hatte angenommen, dass deine Pläne selbst dich bei den hohen Zielen in Anspruch nehmen würden.“
Abschätzig hielt er mit seinem Blick für einen schweigenden Moment fest. In den dunklen Tiefen seiner Augen verbarg sich eine unergründliche Finsternis, die selbst die hellsten Lichter zu verschlingen schien. Noch immer ging Adrian von dem Fakt aus, dass die Adeptin sich in Naheniels Reich befand. Es mochte somit für seinen Freund auf eine Art als Triumph zählen. Ein Sieg, den er entschieden für sich beanspruchte
Doch war Adrian war sich nicht wirklich sicher, ob es je wirklich in der Absicht seines Gegenübers gelegen hatte, Freya ausgerechnet dort hinzubringen. Forschend und aufmerksam ruhte der undurchdringliche Blick des Magiers auf ihm, denn tatsächlich wäre er ein noch überheblicher Idiot, als bisher er angenommen hatte. Erst recht nicht, nachdem die Konsequenzen ihrer Anwesenheit auf jener Ebene Naheniel als Schöpfer selbst nicht entgangen waren.
„Aber verrate mir, welcher Zufall hat dich hergeführt?“ Adrians Blick wandte sich kurz auf die Flasche, von der man immerhin behaupten konnte, dass die Farbe des Inhalts allein sich bereits auf eine erlesene Weise von dem gepanschten Fusel unterschied und ihn sicherlich auch in jeder anderen Form an Qualität übertreffen sollte. Fast war es ein Funken von Erheiterung, welches sich in dem dunklen Zentrum seiner Augen abzeichnete, als er es sich nicht nehmen ließ, Naheniels schicksalshaftes Erscheinen mit eisigem Spott zu hinterfragen. „Und dann auch noch nebenher mit einer ausgesprochen gut gewählten Flasche und dem Gedanken deine Schulden zu begleichen?“
Nur eine Braue verzog sich fragend in die Stirn, als Naheniel eine Flasche vor ihn abstellte. Weder glaubten sie beide an Zufälle, noch überließen sie je etwas einem solchen. Kühl, beinahe unbeeindruckt legte sich Adrians Blick unmittelbar auf jenes Mitbringsel, wissend, dass er damit erkennbar den Eindruck vermittelte, dass es ihn spürbar wenig überraschte. War dies Naheniels Ziel, so würde er ihn in seiner Erwartung geringfügig enttäuschen müssen. In vielen Augen schien sein Freund unberechenbar und aus seinem eigenen arroganten Blickwinkel mochte er vielleicht unaufhaltsam scheinen.
Adrian hingegen hatte im Zuge der Rückschläge und seiner eigenen Fehler durchaus mittlerweile einen anderen Blickwinkel gewonnen. Eine Erfahrung, an der er seinen alten Freund sicher teilhaben lassen könnte, wenn es ihm beliebte. Doch aus welchem Grund sollte er das? Naheniel hatte jede bisherige Warnung ausgeschlagen und würde auch jetzt in seiner Überheblichkeit seiner Einschätzung treu bleiben, unantastbar zu sein. Doch es war ein unwiderlegbares Gesetz, dass umso länger es brauchte, desto tiefer und gnadenloser würde der Häretiker fallen und Adrians dunkle Mächte würden sich über das Schauspiel des Untergangs ergötzen.
„Naheniel.“ Eine vernehmbar aufgesetzte Überraschung legte in Adrians Stimme, während er mit einem einzelnen Senken seiner Lider seine hellen Augen mit kühler Präsenz auf seinen Freund legte. Knapp und ohne eine Form von Emotion musterte er sichtlich dessen Kleiderwahl, ehe er abschätzig, beinahe enttäuscht dessen Blick aufgriff. Das schmale Zucken in seinen Mundwinkeln zeigte, dass er die Provokation dahinter jedoch zweifelsohne verstanden hatte, aber sie eher lächerlich einstufte, als dass sie ihn herausforderte. Den Gefallen, dem mehr Aufmerksamkeit oder Beachtung zu schenken oder darauf einzugehen, tat er ihm daher ebenso wenig wie ihm gegenüber eine Einladung auszusprechen, an seinem Tisch Platz zunehmen.
„Ein Zufall.“ Unterstrich der Dunkelmagier die Bedeutung von Naheniels Wortwahl. Ohne eine Miene zu verziehen, lehnte er sich entspannt zurück und überschlug seine Beine, während das Echo des Sarkasmus nachhallen sollte, um ihm seinen persönlichen Eindruck zu vermitteln. Wären sie ehrlich zueinander, so würden sie beide einräumen, dass sich hinter ihrem jeweiligen Handeln jeweils ein für den anderen noch nicht durchschaubares Kalkül verbarg. „Ich hatte angenommen, dass deine Pläne selbst dich bei den hohen Zielen in Anspruch nehmen würden.“
Abschätzig hielt er mit seinem Blick für einen schweigenden Moment fest. In den dunklen Tiefen seiner Augen verbarg sich eine unergründliche Finsternis, die selbst die hellsten Lichter zu verschlingen schien. Noch immer ging Adrian von dem Fakt aus, dass die Adeptin sich in Naheniels Reich befand. Es mochte somit für seinen Freund auf eine Art als Triumph zählen. Ein Sieg, den er entschieden für sich beanspruchte
Doch war Adrian war sich nicht wirklich sicher, ob es je wirklich in der Absicht seines Gegenübers gelegen hatte, Freya ausgerechnet dort hinzubringen. Forschend und aufmerksam ruhte der undurchdringliche Blick des Magiers auf ihm, denn tatsächlich wäre er ein noch überheblicher Idiot, als bisher er angenommen hatte. Erst recht nicht, nachdem die Konsequenzen ihrer Anwesenheit auf jener Ebene Naheniel als Schöpfer selbst nicht entgangen waren.
„Aber verrate mir, welcher Zufall hat dich hergeführt?“ Adrians Blick wandte sich kurz auf die Flasche, von der man immerhin behaupten konnte, dass die Farbe des Inhalts allein sich bereits auf eine erlesene Weise von dem gepanschten Fusel unterschied und ihn sicherlich auch in jeder anderen Form an Qualität übertreffen sollte. Fast war es ein Funken von Erheiterung, welches sich in dem dunklen Zentrum seiner Augen abzeichnete, als er es sich nicht nehmen ließ, Naheniels schicksalshaftes Erscheinen mit eisigem Spott zu hinterfragen. „Und dann auch noch nebenher mit einer ausgesprochen gut gewählten Flasche und dem Gedanken deine Schulden zu begleichen?“
✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
- Tanuri
- Geschichtenschreiber / Geschichtenschreiberin
- Beiträge: 290
- Registriert: Sa 30. Dez 2017, 09:57
- Danksagung erhalten: 2 Mal
#928
Langsam, fast mechanisch, klatschte Tanuri unbeeindruckt in ihre Hände. Das Geräusch klang hohl, ohne Bedeutung oder Freude und sollte einzig und allein als leere Geste und Zeichen einer aufgesetzten Begeisterung dienen. "An Euch ist ein wahrer Prediger verloren gegangen. Für die Kirche des Meisters reicht es bei Weitem nicht aus, aber vielleicht solltet Ihr in der Gemeindehalle der weißen Häretiker vorsprechen?
Wie man hört, sind sie dort sehr dehnbar, was die Auslegung und Umsetzung des Glaubens betrifft. Gleich hält es sich angeblich auch mit der Treue zu diesem. Ich bin mir sicher, so jemand wie Euch heißen sie gerne willkommen und erfreuen sich an einem neuen Verkünder der Worte ihrer Gottheit." Das Klatschen war schon längst verhallt und ihre Hände fielen betont langsam zurück auf ihre vorherige Position.
"Noch tiefer können sie, die sich dort scharen, ohnehin nicht mehr sinken." Sie stand immer noch in der Nähe des Altars und warf Landru einen emotionslosen Blick, der frei von jeglicher verräterischen Regung war, zu. Ihre Stimme hingegen, durchtränkt von Hohn, sollte ganz ohne falsche Zurückhaltung zeigen, dass sie keinen Zweifel über ihre Einschätzung bezüglich der weißen Kirche hatte und ihre Meinung über diese und ihren Anhang nur zu gerne aussprach und bei Bedarf auch wiederholte.
Leicht hoben sich ihre Mundwinkel, doch die eisblauen Augen blieben kalt und distanziert und zeigten nicht den geringsten Funken von Sympathie und Verständnis gegenüber jenen, die der Wahrheit gegenüber immer noch resistent waren. "Da wir nun Eure Zukunftsmöglichkeiten erörtert haben, können wir uns der Gegenwart zuwenden. Auch wenn Eure Zeit endlos ist, meine ist es nicht. Unter anderem deshalb möchte ich über eine Sache sicher sein, bevor wir das Gespräch vertiefen."
Kaum konnte man sie übersehen oder ignorieren, die Ironie, mit der die Konstellation in der kleinen Kirche des einzig Wahren durchzogen war. Wollte der Lord Tanuri prüfen? Sie strafen für ihre wankenden Schritte? Ihr eine Lektion erteilen für ihre bewussten Ausbrüche aus den Zwängen und Ketten, die ihr auferlegt worden waren? Irgendeine logische Erklärung musste es geben, denn ohne eine solche, war all dies einfach zu absurd, um wahr zu sein.
"Habe ich mich verhört?" Der Tempel war klein und übersichtlich und eigentlich verstand man die Stimmen selbst dann noch, wenn sie leiser wurden. Landru hingegen war nicht einmal leise gewesen. Genauso wenig war seine Aussprache undeutlich oder nicht klar. "Meine Gebärmutter?" Zwar war ihr Tonfall sachlich, dennoch breitete sich ein widerwärtiger Geschmack auf ihrer Zunge aus, der bis über ihren Gaumen, hinab zu ihrem Hals reichte.
Das Abscheuliche an seiner Forderung - nein, sie zweifelte nicht daran, dass er diese genau so meinte wie er sie vorbrachte, schließlich sah Landru nicht danach aus, als wäre das Scherzen ein Teil seines Charakters - war nicht einmal die Überlegung, wie er es anstellen wollte, sondern eher jene, was genau er damit vor hatte. Gefasst und zurückhaltend faltete auch sie ihre Hände vor ihrem Bauch.
Eine Geste, derer sie sich öfter bediente, wenn sie entweder ihre Stellung unterstreichen wollte, unsicher wurde oder vielleicht auch ein verräterisches Zittern zu unterdrücken versuchte. In diesem Moment aber kam es fast schon einer beschützenden Berührung gleich, die ihr nicht ähnlich sah.
Ganz gleich, welche Abneigung sie Landru gegenüber verspürte und wie sehr es ihr widerstrebte, dass er hier an diesem für Gläubige heiligen und unberührbaren Ort mit der Sünde spielte, als wäre die Glaubenslehre und die Überzeugungen, denen die wahren Jünger folgten, nicht mehr wert als wahllos ersetzbarer Plunder, musste sie das Bild der Beherrschung wahren. Und eigentlich sollte sie es nicht wundern, wie offen und ohne Scheu Landru die Abgründe seiner nicht existierenden Seele präsentierte.
Nichts als Geringschätzung verspürte sie, legte ihren Kopf mit genau dieser etwas in die Schräge und deutete ein leichtes Rümpfen ihrer Nasenflügel an. Was für eine Verhöhnung Landrus Angebot an der Einzigartigkeit des von der dunklen Majestät geschaffenen Glaubens und derer, die diesem ohne Zweifel und ohne Furcht folgten, doch war.
Es wäre erheiternd gewesen, wenn sie behaupten könnte, dass einzig der Neid und der Wunsch nach gemeinsamen, wahren Werten aus ihm sprach. Da sie es aber besser wusste, gab sie sich keiner Illusion hin, auch wenn er wahrscheinlich bei anderen mit der Kunst der Manipulation Erfolg hatte.
"Ich könnte mich nun in allem sprachlichen Pomp und Ausführlichkeit darüber ergehen, von welcher Unverschämtheit Euer Wunsch ist. Ich denke aber, dass Ihr Euch dessen selbst bewusst seid. Wenn nicht, dann gibt es so einiges, was Ihr über die dunkle Kirche - vor allem aber über mich - noch lernen solltet." Ihre Lippen zeichneten eine starre Linie, während auf ihrem Gesicht eine Maske der Zurückweisung lag. Trotzdem schluckte Tanuri mit Nachdruck die die Herablassung in ihrer Stimme hinunter.
Unhold. Wie passend.
"Mein Amt soll an dieser Stelle aber nicht von Belang sein. Denn nach was ich suche, suche ich als die, die ich bin. Ein guter Rat sei Euch aber doch erteilt - sagen wir einfach, aus der überschwänglichen Sentimentalität aufgrund eines erneuten Zusammentreffen heraus: Es gab schon andere, die versuchten, sich etwas von mir zu nehmen. Gleich ob es physischer oder psychischer Natur war. Am Ende haben sich alle ihre Hände bei dem Versuch verbrannt. Wollt Ihr Euch wirklich in die Reihen dieser gesellen?"
Langsam überdeckte ihre eigentliche Selbstsicherheit und Entschlossenheit den inneren Aufruhr, ob der Anmaßung seiner Worte. Entgegen ihrer sonst strikten Einhaltung von Regeln und Gepflogenheiten innerhalb und auch außerhalb ihrer Wirkungsstätte, lehnte sie sich, wenn auch nur leicht, gegen den Altar.
"Womöglich seid Ihr Euch dessen aber bereits bewusst, weshalb Ihr versucht habt, um mein Blut zu handeln? Warum sonst sich auf diesen unvorhersehbaren Pfad für etwas begeben, was Ihr Euch auch einfach holen könntet? Noch dazu von jeder beliebigen Person, die Euch über den Weg läuft. Wie kommt es also, dass Eure", abschätzig hob sie eine ihrer Brauen und fuhr mit einem kalten Blick über das Aussehen Landrus hinweg, ""Gattung" sich plötzlich in Höflichkeit und Fragen nach Erlaubnis übt?"
Beleidigungen und boshafte Sticheleien waren nicht ihre Vorgangsweise. Für den Anfang war es vielleicht erhebend, diese anzuhören, auf Dauer aber gleichtönig und einzig auf Oberflächlichkeit ausgerichtet. Es mochte mit Sicherheit ein Mittel darstellen, war aber nach ihrem Empfinden weder besonders zielführend noch in irgendeiner Weise erfolgversprechend. Schon gleich gar nicht, wenn ein wesentliches Element fehlte: Zeit.
Die Maske auf ihrem Gesicht blieb weiterhin unberührt, trotz seines Ersuchens und seinen Feststellungen. Aus Unachtsamkeit geschah es aber entgegen aller Beherrschung, dass ihr Herzschlag sich für den Bruchteil eines Augenblicks beschleunigte, als sie seine Worte für sich im Geist rekapitulierte.
Was machte Landru so selbstsicher, dass er scheinbar alles seine Trümpfe einfach so auf den Tisch legte? Nicht nur die Erwähnung Freyas, sondern auch jene ihres Bruders, schnitt wie ein frisch geschliffener Dolch durch ihre Haut und öffnete eine brennende Wunde. Eine, von der Sorte, vor er sie immer Angst hatte, andere könnten sie sehen. Was wusste der Vampir und vor allem bis zu welchem Detail?
Mit Konzentration blieb sie bedacht darauf, so wenig wie möglich von dem Sturm ihrer Gedanken preiszugeben und so ging sie mit angespanntem Körper wieder auf Landru zu, während ihre Hände immer noch verkrampft ineinander verschränkt waren.
"Ihr wisst, welche Antwort ich Euch geben werde." Ihrer inneren Unruhe zum Trotz, blieb ihre Haltung auch in seiner Nähe nach außen unbeugsam und unerschüttert. Das priesterliche Gewand, bestickt mit Verzierungen und Symbolen des Glaubens, fungierte als Untermalung ihrer Stellung. Auch wenn sie in dem jetzigen Gespräch mit Absicht keinen Wert darauf legte und ihr Amt außen vor ließ, verlieh es dennoch den Hauch der jahrhundertealten Autorität, Tradition und Macht der dunklen Kirche.
"Wollt Ihr mir aber dennoch einen Gefallen tun, ja? Stillt meine weibliche Neugier und verratet mir, was genau Ihr mit meinen Innereien vor habt. Dienen sie zum experimentieren, um eine neue Generation für Euch zu schaffen, die Eure Sehnsucht nach einer wärmenden Familie stillt, die Euch bei Tagesanbruch zu Hause begrüßt, Euch in die Arme schließt und die Ewigkeit etwas erträglicher macht?"
Tanuri tat nichts dafür, sich mit ihrer Arroganz zurückzuhalten. Nicht deshalb, weil sie dachte, Landru damit beeindrucken zu können. Ein solches Vorhaben wäre kindisch und noch dazu von einer aufgesetzten Überheblichkeit, um etwaige Schwäche und tiefsitzende Selbstzweifel zu übertünchen. An solchen Vorgangsweisen durften sich gerne andere bedienen. Nein, für sie galt allein, die tatsächliche Wahrheit zu finden, die tief verborgen lag in einem Labyrinth aus Täuschung und Eigennutz.
"Oder wollt Ihr daraus einen Eintopf für die Bedürftigen der weißen Brut kochen?"
Wie man hört, sind sie dort sehr dehnbar, was die Auslegung und Umsetzung des Glaubens betrifft. Gleich hält es sich angeblich auch mit der Treue zu diesem. Ich bin mir sicher, so jemand wie Euch heißen sie gerne willkommen und erfreuen sich an einem neuen Verkünder der Worte ihrer Gottheit." Das Klatschen war schon längst verhallt und ihre Hände fielen betont langsam zurück auf ihre vorherige Position.
"Noch tiefer können sie, die sich dort scharen, ohnehin nicht mehr sinken." Sie stand immer noch in der Nähe des Altars und warf Landru einen emotionslosen Blick, der frei von jeglicher verräterischen Regung war, zu. Ihre Stimme hingegen, durchtränkt von Hohn, sollte ganz ohne falsche Zurückhaltung zeigen, dass sie keinen Zweifel über ihre Einschätzung bezüglich der weißen Kirche hatte und ihre Meinung über diese und ihren Anhang nur zu gerne aussprach und bei Bedarf auch wiederholte.
Leicht hoben sich ihre Mundwinkel, doch die eisblauen Augen blieben kalt und distanziert und zeigten nicht den geringsten Funken von Sympathie und Verständnis gegenüber jenen, die der Wahrheit gegenüber immer noch resistent waren. "Da wir nun Eure Zukunftsmöglichkeiten erörtert haben, können wir uns der Gegenwart zuwenden. Auch wenn Eure Zeit endlos ist, meine ist es nicht. Unter anderem deshalb möchte ich über eine Sache sicher sein, bevor wir das Gespräch vertiefen."
Kaum konnte man sie übersehen oder ignorieren, die Ironie, mit der die Konstellation in der kleinen Kirche des einzig Wahren durchzogen war. Wollte der Lord Tanuri prüfen? Sie strafen für ihre wankenden Schritte? Ihr eine Lektion erteilen für ihre bewussten Ausbrüche aus den Zwängen und Ketten, die ihr auferlegt worden waren? Irgendeine logische Erklärung musste es geben, denn ohne eine solche, war all dies einfach zu absurd, um wahr zu sein.
"Habe ich mich verhört?" Der Tempel war klein und übersichtlich und eigentlich verstand man die Stimmen selbst dann noch, wenn sie leiser wurden. Landru hingegen war nicht einmal leise gewesen. Genauso wenig war seine Aussprache undeutlich oder nicht klar. "Meine Gebärmutter?" Zwar war ihr Tonfall sachlich, dennoch breitete sich ein widerwärtiger Geschmack auf ihrer Zunge aus, der bis über ihren Gaumen, hinab zu ihrem Hals reichte.
Das Abscheuliche an seiner Forderung - nein, sie zweifelte nicht daran, dass er diese genau so meinte wie er sie vorbrachte, schließlich sah Landru nicht danach aus, als wäre das Scherzen ein Teil seines Charakters - war nicht einmal die Überlegung, wie er es anstellen wollte, sondern eher jene, was genau er damit vor hatte. Gefasst und zurückhaltend faltete auch sie ihre Hände vor ihrem Bauch.
Eine Geste, derer sie sich öfter bediente, wenn sie entweder ihre Stellung unterstreichen wollte, unsicher wurde oder vielleicht auch ein verräterisches Zittern zu unterdrücken versuchte. In diesem Moment aber kam es fast schon einer beschützenden Berührung gleich, die ihr nicht ähnlich sah.
Ganz gleich, welche Abneigung sie Landru gegenüber verspürte und wie sehr es ihr widerstrebte, dass er hier an diesem für Gläubige heiligen und unberührbaren Ort mit der Sünde spielte, als wäre die Glaubenslehre und die Überzeugungen, denen die wahren Jünger folgten, nicht mehr wert als wahllos ersetzbarer Plunder, musste sie das Bild der Beherrschung wahren. Und eigentlich sollte sie es nicht wundern, wie offen und ohne Scheu Landru die Abgründe seiner nicht existierenden Seele präsentierte.
Nichts als Geringschätzung verspürte sie, legte ihren Kopf mit genau dieser etwas in die Schräge und deutete ein leichtes Rümpfen ihrer Nasenflügel an. Was für eine Verhöhnung Landrus Angebot an der Einzigartigkeit des von der dunklen Majestät geschaffenen Glaubens und derer, die diesem ohne Zweifel und ohne Furcht folgten, doch war.
Es wäre erheiternd gewesen, wenn sie behaupten könnte, dass einzig der Neid und der Wunsch nach gemeinsamen, wahren Werten aus ihm sprach. Da sie es aber besser wusste, gab sie sich keiner Illusion hin, auch wenn er wahrscheinlich bei anderen mit der Kunst der Manipulation Erfolg hatte.
"Ich könnte mich nun in allem sprachlichen Pomp und Ausführlichkeit darüber ergehen, von welcher Unverschämtheit Euer Wunsch ist. Ich denke aber, dass Ihr Euch dessen selbst bewusst seid. Wenn nicht, dann gibt es so einiges, was Ihr über die dunkle Kirche - vor allem aber über mich - noch lernen solltet." Ihre Lippen zeichneten eine starre Linie, während auf ihrem Gesicht eine Maske der Zurückweisung lag. Trotzdem schluckte Tanuri mit Nachdruck die die Herablassung in ihrer Stimme hinunter.
Unhold. Wie passend.
"Mein Amt soll an dieser Stelle aber nicht von Belang sein. Denn nach was ich suche, suche ich als die, die ich bin. Ein guter Rat sei Euch aber doch erteilt - sagen wir einfach, aus der überschwänglichen Sentimentalität aufgrund eines erneuten Zusammentreffen heraus: Es gab schon andere, die versuchten, sich etwas von mir zu nehmen. Gleich ob es physischer oder psychischer Natur war. Am Ende haben sich alle ihre Hände bei dem Versuch verbrannt. Wollt Ihr Euch wirklich in die Reihen dieser gesellen?"
Langsam überdeckte ihre eigentliche Selbstsicherheit und Entschlossenheit den inneren Aufruhr, ob der Anmaßung seiner Worte. Entgegen ihrer sonst strikten Einhaltung von Regeln und Gepflogenheiten innerhalb und auch außerhalb ihrer Wirkungsstätte, lehnte sie sich, wenn auch nur leicht, gegen den Altar.
"Womöglich seid Ihr Euch dessen aber bereits bewusst, weshalb Ihr versucht habt, um mein Blut zu handeln? Warum sonst sich auf diesen unvorhersehbaren Pfad für etwas begeben, was Ihr Euch auch einfach holen könntet? Noch dazu von jeder beliebigen Person, die Euch über den Weg läuft. Wie kommt es also, dass Eure", abschätzig hob sie eine ihrer Brauen und fuhr mit einem kalten Blick über das Aussehen Landrus hinweg, ""Gattung" sich plötzlich in Höflichkeit und Fragen nach Erlaubnis übt?"
Beleidigungen und boshafte Sticheleien waren nicht ihre Vorgangsweise. Für den Anfang war es vielleicht erhebend, diese anzuhören, auf Dauer aber gleichtönig und einzig auf Oberflächlichkeit ausgerichtet. Es mochte mit Sicherheit ein Mittel darstellen, war aber nach ihrem Empfinden weder besonders zielführend noch in irgendeiner Weise erfolgversprechend. Schon gleich gar nicht, wenn ein wesentliches Element fehlte: Zeit.
Die Maske auf ihrem Gesicht blieb weiterhin unberührt, trotz seines Ersuchens und seinen Feststellungen. Aus Unachtsamkeit geschah es aber entgegen aller Beherrschung, dass ihr Herzschlag sich für den Bruchteil eines Augenblicks beschleunigte, als sie seine Worte für sich im Geist rekapitulierte.
Was machte Landru so selbstsicher, dass er scheinbar alles seine Trümpfe einfach so auf den Tisch legte? Nicht nur die Erwähnung Freyas, sondern auch jene ihres Bruders, schnitt wie ein frisch geschliffener Dolch durch ihre Haut und öffnete eine brennende Wunde. Eine, von der Sorte, vor er sie immer Angst hatte, andere könnten sie sehen. Was wusste der Vampir und vor allem bis zu welchem Detail?
Mit Konzentration blieb sie bedacht darauf, so wenig wie möglich von dem Sturm ihrer Gedanken preiszugeben und so ging sie mit angespanntem Körper wieder auf Landru zu, während ihre Hände immer noch verkrampft ineinander verschränkt waren.
"Ihr wisst, welche Antwort ich Euch geben werde." Ihrer inneren Unruhe zum Trotz, blieb ihre Haltung auch in seiner Nähe nach außen unbeugsam und unerschüttert. Das priesterliche Gewand, bestickt mit Verzierungen und Symbolen des Glaubens, fungierte als Untermalung ihrer Stellung. Auch wenn sie in dem jetzigen Gespräch mit Absicht keinen Wert darauf legte und ihr Amt außen vor ließ, verlieh es dennoch den Hauch der jahrhundertealten Autorität, Tradition und Macht der dunklen Kirche.
"Wollt Ihr mir aber dennoch einen Gefallen tun, ja? Stillt meine weibliche Neugier und verratet mir, was genau Ihr mit meinen Innereien vor habt. Dienen sie zum experimentieren, um eine neue Generation für Euch zu schaffen, die Eure Sehnsucht nach einer wärmenden Familie stillt, die Euch bei Tagesanbruch zu Hause begrüßt, Euch in die Arme schließt und die Ewigkeit etwas erträglicher macht?"
Tanuri tat nichts dafür, sich mit ihrer Arroganz zurückzuhalten. Nicht deshalb, weil sie dachte, Landru damit beeindrucken zu können. Ein solches Vorhaben wäre kindisch und noch dazu von einer aufgesetzten Überheblichkeit, um etwaige Schwäche und tiefsitzende Selbstzweifel zu übertünchen. An solchen Vorgangsweisen durften sich gerne andere bedienen. Nein, für sie galt allein, die tatsächliche Wahrheit zu finden, die tief verborgen lag in einem Labyrinth aus Täuschung und Eigennutz.
"Oder wollt Ihr daraus einen Eintopf für die Bedürftigen der weißen Brut kochen?"
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
#929
Regungslos wartete das Mädchen an der Tür vom Stall. Ein Ort, an dem es ihr verboten war zu spielen, wie es die Erwachsenen nannten. Kerzengerade stand sie dort. Das seidige schwarze Haar umsäumte in kleinen Locken verspielt ihre kindlichen Züge, während ein seichter Wind feinen Strähnen wie zarte Schatten über ihre Haut tanzen ließ.
Warten. Ein Wort, dass Nymeria sehr genau kannte und zumeist befolgte. Gehüllt in einen warmen Umhang aus Wolle schien das tiefe Blau ihrer Augen ohne zu Blinzeln dem Treiben auf dem Hof zu folgen. Ohne sich zu rühren, erweckte es den Eindruck, dass sie das Leben um sich herum aus einem anderen Blickwinkel betrachtete. Als wäre sie ein unbeteiligter Zuschauer beobachtete sie, wie hektisch die Menschen um sie herum umhereilten ohne dabei ein erkennbares Ziel zu verfolgen.
„Bring den Gaul in den Stall.“ Milas resolute Stimme war unüberhörbar, während die Haushälterin mit wehenden Röcken aufgebracht und überfordert um etwas herum schritt und irgendwelche Anweisungen erteilte.
Ohne eine Regung zu zeigen, blickte sie von der hölzernen Wand des Stalls hinüber zu der kleinen Menschentraube, die sich um die Eingangspforte scharrte. Etwas, das Neugier erweckte und doch blieb sie an Ort und Stelle stehen. Nur ihr Blick ruhte beharrlich auf dem einen Punkt, als würde sie durch die Ansammlung selbst hindurchsehen.
Bleib hier stehen. Die Worte waren klar. Allerdings war ihr Gehorsam nicht unumstößlich. Unmerklich bewegten sich ihre Lippen stetig, ohne einen Laut oder ein Wort hervorzubringen, bevor sie mir einem einzigen Blinzeln aus ihrer Starre zu erwachen schien. Als würde etwas inmitten des Menschenauflaufs sie anziehen, löste Nymeria sich unmittelbar vom Eingang des Stalls..
Ungewöhnlich langsam und in einer Haltung, die für ein Kind ihres Alters ungewöhnlich aufrecht wirkte, setzte sie einen Fuß vor den anderen ohne ihren Blick von dem Punkt, den sie fixiert hielt zu lösen.
Niemand schien jedoch von dem Mädchen Notiz zu nehmen. Weder der Knecht, der mit der Mähre an ihr vorüber schritt, noch die Mägde, die einen Bogen um sie machten, ohne sie anzusprechen. Für einen außenstehenden sollte es fast schon so wirken, als wichen sie ihr aus.
Selbst als das kleine Mädchen sich auf das Zentrum zubewegte, hielt niemand sie auf, bis sie vor dem Greis stehen blieb. Niemand zog sie zurück oder stellte sich ihr in den Weg.
Wie gebannt blickte das kleine unbedarfte Kind hinab, auf den Körper, den alle umkreisten und der sie offenbar in Aufruhr versetzte, als hätte man einen Ameisenhaufen angezündet. Ein Tumult, den das Mädchen für sich nicht verstand.
Langsam kniete Nymeria sich an dessen Seite, ohne die umherstehenden scheinbar wahrzunehmen. Ihr Blick ruhte auf den leeren Augen, die durch sie hindurchzusehen schienen.
„Nymeria!“ Sie hörte ihren Namen, ehe Mila sie an der Schulter fassen wollte. Ein Griff dem sie mit kühlem Trotz begegnete und dem siemit einer unwirschen Geste auswich, ehe sie warnend zu der Hausdame blickte.
Augen blau wie der Ozean sahen kühl zu ihr hinauf, doch glichen sie vielmehr einem Spiegel, in dem man die Schwelle zu erkennen glaubte, die das Mädchen bei ihrer Geburt überschritten hatte. Ein Züngeln von gleißenden Flammen, als würde man in die Unterwelt selbst sehen.
Ein Blick, der Mila zurückweichen ließ, um stattdessen die Burschen anzuspornen, den Mann von der Treppe zu tragen. "Seht zu, dass man ihn von der Tür wegschafft und einen Medicus holt! Und bringt jemand das Kind ins Haus!"
Nymeria schien jedoch weder Intersse zu hegen noch Notiz davon zu nehmen, was sie brüllten und riefen. Sanft und doch ohne eine Form von Gefühlen, beugte sich das Mädchen wieder hinab. Ihre kleine Hand legte sich an die kalte Wange, als ihr Blick sich erneut ohne eine Erwiderung des Greises auf ihn legte. Lautlos formten ihre Lippen dabei stumme Worte, während ihre Hand zärtlich über die rauen faltigen Züge strich. Sie alle konnten es nicht verstehen und das mussten sie auch nicht.
Vorsichtig strich sie die grauen Strähnen aus seinem fahlen Gesicht, welches ohne jeden Zweifel viele Geschichten zu erzählen gewusst hätte. Beinahe ehrfürchtig schien dies zumindest dem Kind bewusst, welches ihm, als würde etwas sie führen und leiten, ihren Respekt entgegenbrachte und genau das tat, was ihm richtig erschien.
Als würde sie einem Ritus folgen, gar wissen, was sie hier tat, berührte Nymeria behutsam mit ihrem Zeigefinger die Stirn des Mannes. Fast schon bedeutsam strich jener über diese hinweg gleichsam eines unsichtbaren Symbols, das sie auf seiner Haut zeichnete. Dasselbe Symbol, welches sie vor einigen Tagen noch auf dieselbe Art mit dem Finger an die rußbedeckte Wand im Tempel hinterlassen hatte, doch dem niemand Beachtung geschenkt hatte.
Ehrfürchtig senkte Nymeria ihre Lider und ihren Blick, bevor leise aber dennoch für jeden hörbar, ein einzelnes Wort über die Lippen des Mädchens kam. „Hagal…“
Warten. Ein Wort, dass Nymeria sehr genau kannte und zumeist befolgte. Gehüllt in einen warmen Umhang aus Wolle schien das tiefe Blau ihrer Augen ohne zu Blinzeln dem Treiben auf dem Hof zu folgen. Ohne sich zu rühren, erweckte es den Eindruck, dass sie das Leben um sich herum aus einem anderen Blickwinkel betrachtete. Als wäre sie ein unbeteiligter Zuschauer beobachtete sie, wie hektisch die Menschen um sie herum umhereilten ohne dabei ein erkennbares Ziel zu verfolgen.
„Bring den Gaul in den Stall.“ Milas resolute Stimme war unüberhörbar, während die Haushälterin mit wehenden Röcken aufgebracht und überfordert um etwas herum schritt und irgendwelche Anweisungen erteilte.
Ohne eine Regung zu zeigen, blickte sie von der hölzernen Wand des Stalls hinüber zu der kleinen Menschentraube, die sich um die Eingangspforte scharrte. Etwas, das Neugier erweckte und doch blieb sie an Ort und Stelle stehen. Nur ihr Blick ruhte beharrlich auf dem einen Punkt, als würde sie durch die Ansammlung selbst hindurchsehen.
Bleib hier stehen. Die Worte waren klar. Allerdings war ihr Gehorsam nicht unumstößlich. Unmerklich bewegten sich ihre Lippen stetig, ohne einen Laut oder ein Wort hervorzubringen, bevor sie mir einem einzigen Blinzeln aus ihrer Starre zu erwachen schien. Als würde etwas inmitten des Menschenauflaufs sie anziehen, löste Nymeria sich unmittelbar vom Eingang des Stalls..
Ungewöhnlich langsam und in einer Haltung, die für ein Kind ihres Alters ungewöhnlich aufrecht wirkte, setzte sie einen Fuß vor den anderen ohne ihren Blick von dem Punkt, den sie fixiert hielt zu lösen.
Niemand schien jedoch von dem Mädchen Notiz zu nehmen. Weder der Knecht, der mit der Mähre an ihr vorüber schritt, noch die Mägde, die einen Bogen um sie machten, ohne sie anzusprechen. Für einen außenstehenden sollte es fast schon so wirken, als wichen sie ihr aus.
Selbst als das kleine Mädchen sich auf das Zentrum zubewegte, hielt niemand sie auf, bis sie vor dem Greis stehen blieb. Niemand zog sie zurück oder stellte sich ihr in den Weg.
Wie gebannt blickte das kleine unbedarfte Kind hinab, auf den Körper, den alle umkreisten und der sie offenbar in Aufruhr versetzte, als hätte man einen Ameisenhaufen angezündet. Ein Tumult, den das Mädchen für sich nicht verstand.
Langsam kniete Nymeria sich an dessen Seite, ohne die umherstehenden scheinbar wahrzunehmen. Ihr Blick ruhte auf den leeren Augen, die durch sie hindurchzusehen schienen.
„Nymeria!“ Sie hörte ihren Namen, ehe Mila sie an der Schulter fassen wollte. Ein Griff dem sie mit kühlem Trotz begegnete und dem siemit einer unwirschen Geste auswich, ehe sie warnend zu der Hausdame blickte.
Augen blau wie der Ozean sahen kühl zu ihr hinauf, doch glichen sie vielmehr einem Spiegel, in dem man die Schwelle zu erkennen glaubte, die das Mädchen bei ihrer Geburt überschritten hatte. Ein Züngeln von gleißenden Flammen, als würde man in die Unterwelt selbst sehen.
Ein Blick, der Mila zurückweichen ließ, um stattdessen die Burschen anzuspornen, den Mann von der Treppe zu tragen. "Seht zu, dass man ihn von der Tür wegschafft und einen Medicus holt! Und bringt jemand das Kind ins Haus!"
Nymeria schien jedoch weder Intersse zu hegen noch Notiz davon zu nehmen, was sie brüllten und riefen. Sanft und doch ohne eine Form von Gefühlen, beugte sich das Mädchen wieder hinab. Ihre kleine Hand legte sich an die kalte Wange, als ihr Blick sich erneut ohne eine Erwiderung des Greises auf ihn legte. Lautlos formten ihre Lippen dabei stumme Worte, während ihre Hand zärtlich über die rauen faltigen Züge strich. Sie alle konnten es nicht verstehen und das mussten sie auch nicht.
Vorsichtig strich sie die grauen Strähnen aus seinem fahlen Gesicht, welches ohne jeden Zweifel viele Geschichten zu erzählen gewusst hätte. Beinahe ehrfürchtig schien dies zumindest dem Kind bewusst, welches ihm, als würde etwas sie führen und leiten, ihren Respekt entgegenbrachte und genau das tat, was ihm richtig erschien.
Als würde sie einem Ritus folgen, gar wissen, was sie hier tat, berührte Nymeria behutsam mit ihrem Zeigefinger die Stirn des Mannes. Fast schon bedeutsam strich jener über diese hinweg gleichsam eines unsichtbaren Symbols, das sie auf seiner Haut zeichnete. Dasselbe Symbol, welches sie vor einigen Tagen noch auf dieselbe Art mit dem Finger an die rußbedeckte Wand im Tempel hinterlassen hatte, doch dem niemand Beachtung geschenkt hatte.
Ehrfürchtig senkte Nymeria ihre Lider und ihren Blick, bevor leise aber dennoch für jeden hörbar, ein einzelnes Wort über die Lippen des Mädchens kam. „Hagal…“
Die Entscheidung über Leben und Tod war gefallen.
Der Gott des Chaos traf seine Wahl und einem der Kinder wurde das Leben gegeben, ganz so, wie es immer angedacht gewesen war.
Wie der brennende Phönix aus seiner Asche, entstieg Nymeria den lodernden Flammen aus Ogrimars Reich.
Möge sie, die Tochter der Tanuri var Aesir, mit den gnadenlosen Gesetzen ihres dunklen Herrn aufwachsen und der ihr zugedachten Bestimmung gerecht werden.
08/06/2021 ["CC Main"] "Das Orakel": Wir gratulieren Nymeria zu ihrer ersten Wiedergeburt!
~ Alle doof, außer Mutter!~
#930
Nachdem Syndra das Pferd abgezäumt und den Sattel verstaut hatte, schob die Magierin die Kapuze ihres Umhangs zurück. Seit sie durch das Portal getreten war, hatte sie sich ihren Pflichten wieder nahtlos zugewandt. Bereute sie den Schritt? Dass sie seine Hand ausgeschlagen hatte?
Seine Argumente, weshalb er sie von sich wegschieben wollte, waren für die junge Magierin noch immer nicht annähernd greifbar. Es war gelinde gesagt vollkommener Schwachsinn der, je länger sie darüber nachdachte, förmlich jenen Gründen glich, die auch ihr Erzeuger so heldenhaft zur Untermauerung für seine Entscheidungen vorgebracht hatte.
Dafür, dass Naheniel sie trotz aller ihrer Zugeständnisse nicht weiter in seine Pläne einschloss, war es jedoch nur ein geringes Zeichen ihres Missfallens gewesen und sie gewährte ihm durchaus Zeit darüber nachzudenken. Es hatte nichts mit Gefühlsduselei oder Verletztheit zu tun, sondern einzig mit dem Fakt, dass er sie nicht auf Augenhöhe sah.
Jedes Handeln von ihr stand bereits im Fokus der Inquisition. All die Fragen Lorenas zu ihrem Verhältnis mit Naheniel waren mitnichten aus einem rein freundschaftlichen Interesse. Auch die durchdringenden Blicke Adrians waren ihr nicht entgangen und inwiefern Kenna dahingehend für ihn informationstechnische Brücken baute, blieb dahingestellt.
Ganz gleich was ihre Absichten waren, Syndra kannte ihre Rolle und wusste sehr genau, was sie zu tun hatte, um auf die eine oder andere Weise an ihr Ziel zu gelangen und ihren Platz einzunehmen, der ihr zustand.
Zärtlich strich ihre Hand über den Hals des Pferdes, ehe die junge Erzmagierin sich herumwandte, um ihren Part einzunehmen, den sie Tanuri zugesichert hatte. Das Halbblut. Ihre schwesterlichen Gefühle hielten sich in Grenzen. Es war eine notwendige Bürde, mit der sie sich arrangieren musste, ohne jedoch die Kontrolle des Kindes aus der Hand zu geben geschweige denn es aus den Augen zu verlieren, ehe es seinen Zweck erfüllt hatte.
„Nymeria?“ Suchend ließ sie ihren Blick durch den Stall gleiten. Sie hatte sie doch angewiesen, zu warten. Wieso konnte das Kind nicht einfach einmal hören. So gehorsam wie das Kind wirken mochte, war es ganz gewiss nicht. Vielmehr schien es von einem Moment auf den andere zu verschwinden. Dinge schienen sie immer wieder abzulenken. Imaginäre Dinge, die sie an Orte lenkten oder ihren Blick einfach in die Leere zogen. Es wunderte Syndra nicht, dass viele das Mädchen für sonderbar hielten. Aber es änderte nichts an dem Erbe, das in ihrem Blut floss.
„Komm sofort her, Nymeria.“ Eisig flammten die Augen der Erzmagierin auf, hatte sie immerhin nicht das rege Bedürfnis Verstecken mit dem Kind zu spielen. Eine Box nach der anderen ging die Magierin ab, doch alles, was sie fand, waren Stroh und Pferdeäpfel, während die Stimmen draußen auf dem Hof immer lauter wurden. Verwundert sah sie über ihre Schulter hinweg, doch zugleich keimte eine Vorahnung in ihr auf, was das Kind nun wieder angestellt haben mochte.
Gerade als sie sich in einer fließenden Bewegung in der leeren Box herumwandte, lief sie beinahe in den Stallburschen hinein, der ein fremdes Pferd in die Stallungen führte.
„Verzeiht, Mylady. Ich hab‘ Euch nur rufen gehört.“ Deutlich eingeschüchtert tat der bleiche Knecht, dem eine unerklärbare Furcht ins Gesicht geschrieben stand, einen Schritt zurück. Verunsichert fuhr er sich mit der freien Hand über sein unrasiertes Kinn, während er immer wieder nervös seinen Blick wandern ließ, wäre das, was ihm Angst eingeflößt hatte, noch immer greifbar. „Wenn ihr die Kleine sucht, die ist zu dem sterbenden Greis an der Treppe gelaufen.“
Scheinbar wollte er nichts Falsches sagen, weshalb er sich schnell nach einer anderen freien Box umsah, um die Mähre erstmal unterzubringen. War es Unglaube oder Verwirrung, die sich in Syndras Augen für einen Atemzug widerspiegeln sollten? Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie nicht weiter nachhaken, sondern stattdessen dem Halbblut folgen sollte.
Mit einem Nicken wandte sich die Erzmagierin ab und entließ ihn ohne ein weiteres Wort, um sich selbst dem Eingang der Gildenhallen und dem Menschenauflauf zu zuwenden.
Schnellen Schrittes, die jedoch nicht an Eleganz und Erhabenheit geizten, durchkreuzte Syndra entschlossen den Hof. „Bei Ogrimar, was ist hier los?“ Schneidend, ohne dabei jedoch auch nur im Ansatz laut zu werden, wandte sich ihre dominante Stimme tadelnd an das Gesindel, das in ihren Augen unfähig schien angemessen und der Situation entsprechend zu reagieren.
„Jemand hat einen Mann vor den Türen zum Sterben abgelegt.“ Stammelte Mila. „Ein blonder Lord.“
Syndra hatte sich bereits selbst an die Seite von Nymeria und des alten Mannes begeben. Immerhin erzählte ihr die Hausdame nicht wirklich etwas Neues und falls es jener nicht entgangen war, Syndra hatte durchaus Augen und Ohren und war zudem weder blind noch taub. Grenzdebiles Gesindel, das im Zuge von Wohlstand und Lethargie beinahe in Schockstarre verfiel, anstatt angemessen zu reagieren.
Eisig sah Syndra auf das ihr fremde Gesicht. Blonder Lord. Es war nicht unbedingt eine sehr ausgeprägte Beschreibung, weshalb, auch wenn ihr unmittelbar erster Verdacht auf Naheniel fiel, es so ziemlich jeder und niemand sein konnte. Insbesondere, welches Interesse könnte jener haben, einen alten, unbedeutenden Greis, vor die Türen der Legion zu legen?
„Wie hilfreich.“ Musternd fuhr ihr Blick über dessen Züge hinweg, ehe sie der Klang von Nymerias Stimme unmittelbar an das Kind an ihrer Seite erinnerte. Hatte sie etwas gesagt?
„Will man ihm hier vielleicht direkt einen Gedenkgottesdienst abhalten?“ Schmerzhaft fest legten sich Syndras Finger um den zierlichen, gebrechlichen Arm des Mädchens, um sie auf die Beine zu ziehen. Sicherlich war der Anblick eines Toten etwas, womit man nie zu früh konfrontiert werden konnte. Der Tod war allgegenwärtig. Allerdings musste das Mädchen ihn nicht anfassen, erst recht nicht, wenn ihn eine Krankheit dahingerafft hatte. „Steh auf, Kind.“
„Seht zu, dass man ihn von den Stufen schafft und schickt nach einem Heiler.“ Leicht rümpfte Syndra ihre Nase, als sie selbst sich zu ihm hinabbeugte. Vorsichtig hielt sie ihre noch von schwarzen Leder geschützten Hand an seine Halsader, um zu fühlen, ob das Blut in seinen Adern noch pulsierte oder ob seine Zeit bereits abgelaufen war.
Wenn ihr erster Verdacht zu dem unbekannten Lore sich jedoch bewahrheitete, dann war dessen Absicht ohnehin wohl kaum eine die Rettung des Mannes oder eine letzte Ölung des Greises, sondern ganz eindeutig Aufmerksamkeit. Leicht nur hob Syndra ihre elegant geschwungene Braue in die Höhe und blickte der Hausdame unmittelbar mit einer klaren Forderung in die Augen, welche so oder so selbstverständlich sein sollte.
„Und jemand sollte unter Umständen die Priesterin informieren."
Seine Argumente, weshalb er sie von sich wegschieben wollte, waren für die junge Magierin noch immer nicht annähernd greifbar. Es war gelinde gesagt vollkommener Schwachsinn der, je länger sie darüber nachdachte, förmlich jenen Gründen glich, die auch ihr Erzeuger so heldenhaft zur Untermauerung für seine Entscheidungen vorgebracht hatte.
Dafür, dass Naheniel sie trotz aller ihrer Zugeständnisse nicht weiter in seine Pläne einschloss, war es jedoch nur ein geringes Zeichen ihres Missfallens gewesen und sie gewährte ihm durchaus Zeit darüber nachzudenken. Es hatte nichts mit Gefühlsduselei oder Verletztheit zu tun, sondern einzig mit dem Fakt, dass er sie nicht auf Augenhöhe sah.
Jedes Handeln von ihr stand bereits im Fokus der Inquisition. All die Fragen Lorenas zu ihrem Verhältnis mit Naheniel waren mitnichten aus einem rein freundschaftlichen Interesse. Auch die durchdringenden Blicke Adrians waren ihr nicht entgangen und inwiefern Kenna dahingehend für ihn informationstechnische Brücken baute, blieb dahingestellt.
Ganz gleich was ihre Absichten waren, Syndra kannte ihre Rolle und wusste sehr genau, was sie zu tun hatte, um auf die eine oder andere Weise an ihr Ziel zu gelangen und ihren Platz einzunehmen, der ihr zustand.
Zärtlich strich ihre Hand über den Hals des Pferdes, ehe die junge Erzmagierin sich herumwandte, um ihren Part einzunehmen, den sie Tanuri zugesichert hatte. Das Halbblut. Ihre schwesterlichen Gefühle hielten sich in Grenzen. Es war eine notwendige Bürde, mit der sie sich arrangieren musste, ohne jedoch die Kontrolle des Kindes aus der Hand zu geben geschweige denn es aus den Augen zu verlieren, ehe es seinen Zweck erfüllt hatte.
„Nymeria?“ Suchend ließ sie ihren Blick durch den Stall gleiten. Sie hatte sie doch angewiesen, zu warten. Wieso konnte das Kind nicht einfach einmal hören. So gehorsam wie das Kind wirken mochte, war es ganz gewiss nicht. Vielmehr schien es von einem Moment auf den andere zu verschwinden. Dinge schienen sie immer wieder abzulenken. Imaginäre Dinge, die sie an Orte lenkten oder ihren Blick einfach in die Leere zogen. Es wunderte Syndra nicht, dass viele das Mädchen für sonderbar hielten. Aber es änderte nichts an dem Erbe, das in ihrem Blut floss.
„Komm sofort her, Nymeria.“ Eisig flammten die Augen der Erzmagierin auf, hatte sie immerhin nicht das rege Bedürfnis Verstecken mit dem Kind zu spielen. Eine Box nach der anderen ging die Magierin ab, doch alles, was sie fand, waren Stroh und Pferdeäpfel, während die Stimmen draußen auf dem Hof immer lauter wurden. Verwundert sah sie über ihre Schulter hinweg, doch zugleich keimte eine Vorahnung in ihr auf, was das Kind nun wieder angestellt haben mochte.
Gerade als sie sich in einer fließenden Bewegung in der leeren Box herumwandte, lief sie beinahe in den Stallburschen hinein, der ein fremdes Pferd in die Stallungen führte.
„Verzeiht, Mylady. Ich hab‘ Euch nur rufen gehört.“ Deutlich eingeschüchtert tat der bleiche Knecht, dem eine unerklärbare Furcht ins Gesicht geschrieben stand, einen Schritt zurück. Verunsichert fuhr er sich mit der freien Hand über sein unrasiertes Kinn, während er immer wieder nervös seinen Blick wandern ließ, wäre das, was ihm Angst eingeflößt hatte, noch immer greifbar. „Wenn ihr die Kleine sucht, die ist zu dem sterbenden Greis an der Treppe gelaufen.“
Scheinbar wollte er nichts Falsches sagen, weshalb er sich schnell nach einer anderen freien Box umsah, um die Mähre erstmal unterzubringen. War es Unglaube oder Verwirrung, die sich in Syndras Augen für einen Atemzug widerspiegeln sollten? Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie nicht weiter nachhaken, sondern stattdessen dem Halbblut folgen sollte.
Mit einem Nicken wandte sich die Erzmagierin ab und entließ ihn ohne ein weiteres Wort, um sich selbst dem Eingang der Gildenhallen und dem Menschenauflauf zu zuwenden.
Schnellen Schrittes, die jedoch nicht an Eleganz und Erhabenheit geizten, durchkreuzte Syndra entschlossen den Hof. „Bei Ogrimar, was ist hier los?“ Schneidend, ohne dabei jedoch auch nur im Ansatz laut zu werden, wandte sich ihre dominante Stimme tadelnd an das Gesindel, das in ihren Augen unfähig schien angemessen und der Situation entsprechend zu reagieren.
„Jemand hat einen Mann vor den Türen zum Sterben abgelegt.“ Stammelte Mila. „Ein blonder Lord.“
Syndra hatte sich bereits selbst an die Seite von Nymeria und des alten Mannes begeben. Immerhin erzählte ihr die Hausdame nicht wirklich etwas Neues und falls es jener nicht entgangen war, Syndra hatte durchaus Augen und Ohren und war zudem weder blind noch taub. Grenzdebiles Gesindel, das im Zuge von Wohlstand und Lethargie beinahe in Schockstarre verfiel, anstatt angemessen zu reagieren.
Eisig sah Syndra auf das ihr fremde Gesicht. Blonder Lord. Es war nicht unbedingt eine sehr ausgeprägte Beschreibung, weshalb, auch wenn ihr unmittelbar erster Verdacht auf Naheniel fiel, es so ziemlich jeder und niemand sein konnte. Insbesondere, welches Interesse könnte jener haben, einen alten, unbedeutenden Greis, vor die Türen der Legion zu legen?
„Wie hilfreich.“ Musternd fuhr ihr Blick über dessen Züge hinweg, ehe sie der Klang von Nymerias Stimme unmittelbar an das Kind an ihrer Seite erinnerte. Hatte sie etwas gesagt?
„Will man ihm hier vielleicht direkt einen Gedenkgottesdienst abhalten?“ Schmerzhaft fest legten sich Syndras Finger um den zierlichen, gebrechlichen Arm des Mädchens, um sie auf die Beine zu ziehen. Sicherlich war der Anblick eines Toten etwas, womit man nie zu früh konfrontiert werden konnte. Der Tod war allgegenwärtig. Allerdings musste das Mädchen ihn nicht anfassen, erst recht nicht, wenn ihn eine Krankheit dahingerafft hatte. „Steh auf, Kind.“
„Seht zu, dass man ihn von den Stufen schafft und schickt nach einem Heiler.“ Leicht rümpfte Syndra ihre Nase, als sie selbst sich zu ihm hinabbeugte. Vorsichtig hielt sie ihre noch von schwarzen Leder geschützten Hand an seine Halsader, um zu fühlen, ob das Blut in seinen Adern noch pulsierte oder ob seine Zeit bereits abgelaufen war.
Wenn ihr erster Verdacht zu dem unbekannten Lore sich jedoch bewahrheitete, dann war dessen Absicht ohnehin wohl kaum eine die Rettung des Mannes oder eine letzte Ölung des Greises, sondern ganz eindeutig Aufmerksamkeit. Leicht nur hob Syndra ihre elegant geschwungene Braue in die Höhe und blickte der Hausdame unmittelbar mit einer klaren Forderung in die Augen, welche so oder so selbstverständlich sein sollte.
„Und jemand sollte unter Umständen die Priesterin informieren."
Zuletzt geändert von Syndra am Di 26. Mär 2024, 22:59, insgesamt 2-mal geändert.
Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der Legion des Schattens ~
~ Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
- Naheniel
- Dorfältester / Dorfälteste
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- Registriert: Mo 27. Mai 2019, 19:18
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#931
Abwägend fuhr Naheniel sich durch seinen Bart und nahm nebenbei eine bequeme Position auf dem Stuhl ein. "Vielleicht habe ich nach Dir gesucht und das Schicksal war es, dass mir den Weg wies?" Seine Lippen kräuselten sich selbstsicher und offenbarten seine Überlegenheit und den Hauch einer gewissen Unberechenbarkeit. Sein Blick, durchdringend und intensiv, blieb für einen Moment noch an Adrian haften, bevor er sich suchend nach einem eigenen Glas umsah.
Auf den Nachbartischen, die bereits verwaist waren, standen Becher, Krüge und Gläser herum, aber benutztes und verschmutztes mochte er nicht gerne in seiner Hand halten. Seine Augen wanderten hinüber zu dem Tresen, hinter welchem der Besitzer der Taverne stand. Naheniel hob seine Hand und winkte den Mann mit einem knappen Deut seines Zeige- und Mittelfingers zu sich heran.
"Für mich ein Glas Whiskey." Aus seiner Manteltasche zog er einige Silberlinge hervor und legte sie auf dem Tisch ab. "Aber ohne den Whiskey."
Abwartend schob er seine Braue nach oben und beobachtete das Gesicht des Wirts eingehend auf Reaktion. Trotz der Aura der Dominanz, die ihn umgab, war seine Geste begleitet von von einer gewissen Verspieltheit. Über die Wirkung von beidem war Naheniel sich durchaus bewusst und vor allem, wie er dies immer wieder zu seinem Vorteil einsetzen konnte.
Der Wirt starrte zuerst auf die Silberlinge, dann auf Naheniel und zuletzt etwas ratlos auf Adrian. Was war nur aus seinem guten alten Sturmkante geworden?
Wohin waren die Zeiten entschwunden, als sich noch fröhliche Seemänner, suchende Reisende oder einfach nur motivierte Abenteurer in den Straßen herum trieben?
In diesen Tragen trug die Stadt eine Schwere mit sich, die er so nicht kannte. Woher genau diese aber rührte?
Vielleicht waren es die neuen Geschäfte, die sich einige Straßen weiter angesiedelt hatten.
Vielleicht aber war es einfach nur der Wandel der Zeit und er zu alt, um noch Schritt zu halten.
Resignierend schüttelte der Wirt seinen Kopf und ging zurück an seinen Tresen, um von dort ein einigermaßen sauberes Glas zu holen.
Zurück an dem Tisch stellte er es ohne große Vorsicht ab, nahm sich die Silberlinge und trottete wieder davon.
Mit einem auffordernden Nicken sah kurz darauf Naheniel zu der Flasche. "Bitte, nur zu. Deine Kehle soll schließlich nicht zu lange trocken bleiben." Geduldig wartete er dann ab, ob Adrian nach der Flasche griff.
Seine in einem hellen Blau gefärbten Augen funkelten heiter auf und ein warmes, aber leises Lachen, erfüllte die direkte Umgebung. "Er ist nicht vergiftet, solltest Du das annehmen." Mit einer Hand deutete er auf die Höhe der schwarzen Narbe, die der Fluch hinterlassen hatte. "Ich bin nicht hier, um diese Schuld zu begleichen. Das, mein Freund, vergönne ich mir an einem anderen Ort." Leicht verengten seine Augen sich zu Schlitzen und deuteten ein, von sich selbst eingenommenes und von gefährlicher Verschmitztheit geprägtes, Zwinkern an.
"Das will ich ganz besonders genießen, wenn ich Dir Schmerzen bereiten darf."
Als wäre seine Bemerkung ein normales Alltagsgeschäft, lehnte er sich zurück, überschlug seine langen Beine übereinander und dachte für einige schweigende Augenblicke wieder über Adrians Frage nach, während seine Augen prüfend durch die Taverne glitten. Noch hatte er niemanden von dem sonstigen Gefolge seines einstigen Freundes ausmachen können.
Das hieß aber nicht, dass es so blieb. Naheniel fürchtete keinen von ihnen, waren sie bisher schließlich nicht mehr gewesen als nur langweilige und durchschaubare Redenschwinger.
Unvorsichtig war er aber trotzdem nicht. So viel auch unter seiner Kontrolle war, es gab überall Winkel, die nicht einsehbar waren und Möglichkeiten, die man vergaß, einzukalkulieren. Auch er.
Aber gerade weil er sich dessen bewusst war, war ein jeder seiner Schritte bisher erfolgreich gewesen.
Sein kühler Blick, der stets darauf bedacht war, eine unsichtbare Barriere zwischen sich und dem Rest der Welt zu errrichten, traf wieder auf Adrian und kurz darauf zuckte Naheniel knapp mit seinen Schultern. "Das Schicksal, der Zufall oder die Fügung, nenne es wie Du willst, hat es an diesem Abend eben gut mit Dir gemeint. Was könnte man mehr wollen als eine gute Flasche von seinem bevorzugten Getränk? Und das noch dazu in vorzüglicher Gesellschaft und der Aussicht auf Rückzahlung einer offenen Rechnung?"
Ein selbstsicheres Lächeln umspielte seine Lippen, während er seine Arme vor der Brust verschränkte. Überheblich war die Erheiterung, die in seinen Augen aufflammte und davon zeugte, dass die Situation ihm pures Vergnügen bereitete.
Auf den Nachbartischen, die bereits verwaist waren, standen Becher, Krüge und Gläser herum, aber benutztes und verschmutztes mochte er nicht gerne in seiner Hand halten. Seine Augen wanderten hinüber zu dem Tresen, hinter welchem der Besitzer der Taverne stand. Naheniel hob seine Hand und winkte den Mann mit einem knappen Deut seines Zeige- und Mittelfingers zu sich heran.
"Für mich ein Glas Whiskey." Aus seiner Manteltasche zog er einige Silberlinge hervor und legte sie auf dem Tisch ab. "Aber ohne den Whiskey."
Abwartend schob er seine Braue nach oben und beobachtete das Gesicht des Wirts eingehend auf Reaktion. Trotz der Aura der Dominanz, die ihn umgab, war seine Geste begleitet von von einer gewissen Verspieltheit. Über die Wirkung von beidem war Naheniel sich durchaus bewusst und vor allem, wie er dies immer wieder zu seinem Vorteil einsetzen konnte.
Der Wirt starrte zuerst auf die Silberlinge, dann auf Naheniel und zuletzt etwas ratlos auf Adrian. Was war nur aus seinem guten alten Sturmkante geworden?
Wohin waren die Zeiten entschwunden, als sich noch fröhliche Seemänner, suchende Reisende oder einfach nur motivierte Abenteurer in den Straßen herum trieben?
In diesen Tragen trug die Stadt eine Schwere mit sich, die er so nicht kannte. Woher genau diese aber rührte?
Vielleicht waren es die neuen Geschäfte, die sich einige Straßen weiter angesiedelt hatten.
Vielleicht aber war es einfach nur der Wandel der Zeit und er zu alt, um noch Schritt zu halten.
Resignierend schüttelte der Wirt seinen Kopf und ging zurück an seinen Tresen, um von dort ein einigermaßen sauberes Glas zu holen.
Zurück an dem Tisch stellte er es ohne große Vorsicht ab, nahm sich die Silberlinge und trottete wieder davon.
Mit einem auffordernden Nicken sah kurz darauf Naheniel zu der Flasche. "Bitte, nur zu. Deine Kehle soll schließlich nicht zu lange trocken bleiben." Geduldig wartete er dann ab, ob Adrian nach der Flasche griff.
Seine in einem hellen Blau gefärbten Augen funkelten heiter auf und ein warmes, aber leises Lachen, erfüllte die direkte Umgebung. "Er ist nicht vergiftet, solltest Du das annehmen." Mit einer Hand deutete er auf die Höhe der schwarzen Narbe, die der Fluch hinterlassen hatte. "Ich bin nicht hier, um diese Schuld zu begleichen. Das, mein Freund, vergönne ich mir an einem anderen Ort." Leicht verengten seine Augen sich zu Schlitzen und deuteten ein, von sich selbst eingenommenes und von gefährlicher Verschmitztheit geprägtes, Zwinkern an.
"Das will ich ganz besonders genießen, wenn ich Dir Schmerzen bereiten darf."
Als wäre seine Bemerkung ein normales Alltagsgeschäft, lehnte er sich zurück, überschlug seine langen Beine übereinander und dachte für einige schweigende Augenblicke wieder über Adrians Frage nach, während seine Augen prüfend durch die Taverne glitten. Noch hatte er niemanden von dem sonstigen Gefolge seines einstigen Freundes ausmachen können.
Das hieß aber nicht, dass es so blieb. Naheniel fürchtete keinen von ihnen, waren sie bisher schließlich nicht mehr gewesen als nur langweilige und durchschaubare Redenschwinger.
Unvorsichtig war er aber trotzdem nicht. So viel auch unter seiner Kontrolle war, es gab überall Winkel, die nicht einsehbar waren und Möglichkeiten, die man vergaß, einzukalkulieren. Auch er.
Aber gerade weil er sich dessen bewusst war, war ein jeder seiner Schritte bisher erfolgreich gewesen.
Sein kühler Blick, der stets darauf bedacht war, eine unsichtbare Barriere zwischen sich und dem Rest der Welt zu errrichten, traf wieder auf Adrian und kurz darauf zuckte Naheniel knapp mit seinen Schultern. "Das Schicksal, der Zufall oder die Fügung, nenne es wie Du willst, hat es an diesem Abend eben gut mit Dir gemeint. Was könnte man mehr wollen als eine gute Flasche von seinem bevorzugten Getränk? Und das noch dazu in vorzüglicher Gesellschaft und der Aussicht auf Rückzahlung einer offenen Rechnung?"
Ein selbstsicheres Lächeln umspielte seine Lippen, während er seine Arme vor der Brust verschränkte. Überheblich war die Erheiterung, die in seinen Augen aufflammte und davon zeugte, dass die Situation ihm pures Vergnügen bereitete.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
- Der Waechter
- Landstreicher / Landstreicherin
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#932
Erneut erfüllte nur eine Stille die Gruft. Keine Flamme wagte es zu flackern, und selbst das rauschende Flüstern des Windes verstummte.
Ein geheimnisvolles Schweigen umfasste den Raum und alles darin, als wolle man der Schülerin Zeit geben, Erleuchtung zu finden und die Antworten, die offen vor ihnen lagen, selbst zu erkennen.
„Artherk schenkt uns Hoffnung, Schülerin. Sie haben den Schlüssel verloren.“
Wozu sie erwählt worden war, war offensichtlich. Nie zuvor waren sie dem Geheimnis selbst so nah gekommen, bis sie Licht ins Dunkel gebracht hatte. Auch wenn vieles noch in Schatten gehüllt war und ihnen verborgen blieb, so wussten sie nun, wonach oder vielmehr nach wem sie suchen mussten. Eine Offenbarung, für die der Herr im Lauf der Zeit und der gescheiterten Wächter, Maryam, erwählt hatte.
„Er sendet uns ein Zeichen durch Dich. Du musst ihn finden. Koste es, was es wolle.“
Was erwartete er von ihr, nun da sie wussten, was der Schlüssel war und wo er sich all die Zeit über verborgen gehalten hatte? Was war Artherks Wille, in einem Moment der Zuversicht, da die dunkle Brut ihre Waffe verloren hatte?
Auch wenn sie sich darüber noch nicht im Klaren sein mochte. Maryam kannte die Antwort darauf bereits seit langem. Die Erwartung, die folgen würde.
„Der Herr hat dich bereits einmal zu ihm geführt. Vertraue auf Artherk. Er wird dich leiten.“
Tief in ihrem Geist wusste seine Schülerin, wofür sie auserkoren war, auch wenn ihr die Gewissheit dafür noch fehlte.
Wie tief der Schlüssel von Dunkelheit befleckt worden war, wusste nur das reine Licht. War der Weg noch umkehrbar? Inmitten des Sumpfes der finsteren Kirche schien diese Hoffnung fern und je mehr Zeit sie verstreichen ließen, desto weiter entfernte sich die schwindende Möglichkeit, ihn noch in das Licht zu führen zu können, sodass ihnen womöglich nur eine Wahl bleiben würde.
„Du musst tun, was getan werden muss. Finde den Schlüssel in seinem Namen. Führe ihn ins Licht und vernichte ihn.“
Wie ein Zeichen erloschen die Kerzen im selben Moment, und von einem Augenblick auf den anderen legte sich die Finsternis über das Grab.
Ein geheimnisvolles Schweigen umfasste den Raum und alles darin, als wolle man der Schülerin Zeit geben, Erleuchtung zu finden und die Antworten, die offen vor ihnen lagen, selbst zu erkennen.
„Artherk schenkt uns Hoffnung, Schülerin. Sie haben den Schlüssel verloren.“
Wozu sie erwählt worden war, war offensichtlich. Nie zuvor waren sie dem Geheimnis selbst so nah gekommen, bis sie Licht ins Dunkel gebracht hatte. Auch wenn vieles noch in Schatten gehüllt war und ihnen verborgen blieb, so wussten sie nun, wonach oder vielmehr nach wem sie suchen mussten. Eine Offenbarung, für die der Herr im Lauf der Zeit und der gescheiterten Wächter, Maryam, erwählt hatte.
„Er sendet uns ein Zeichen durch Dich. Du musst ihn finden. Koste es, was es wolle.“
Was erwartete er von ihr, nun da sie wussten, was der Schlüssel war und wo er sich all die Zeit über verborgen gehalten hatte? Was war Artherks Wille, in einem Moment der Zuversicht, da die dunkle Brut ihre Waffe verloren hatte?
Auch wenn sie sich darüber noch nicht im Klaren sein mochte. Maryam kannte die Antwort darauf bereits seit langem. Die Erwartung, die folgen würde.
„Der Herr hat dich bereits einmal zu ihm geführt. Vertraue auf Artherk. Er wird dich leiten.“
Tief in ihrem Geist wusste seine Schülerin, wofür sie auserkoren war, auch wenn ihr die Gewissheit dafür noch fehlte.
Wie tief der Schlüssel von Dunkelheit befleckt worden war, wusste nur das reine Licht. War der Weg noch umkehrbar? Inmitten des Sumpfes der finsteren Kirche schien diese Hoffnung fern und je mehr Zeit sie verstreichen ließen, desto weiter entfernte sich die schwindende Möglichkeit, ihn noch in das Licht zu führen zu können, sodass ihnen womöglich nur eine Wahl bleiben würde.
„Du musst tun, was getan werden muss. Finde den Schlüssel in seinem Namen. Führe ihn ins Licht und vernichte ihn.“
Wie ein Zeichen erloschen die Kerzen im selben Moment, und von einem Augenblick auf den anderen legte sich die Finsternis über das Grab.
- Adrian
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#933
Distanziert folgte Adrian dem Gebaren, das Naheniel offen zur Schau trug. Ein fast schon lächerliches Schauspiel, das nahezu von absoluter Selbstüberzeugung und überheblicher Arroganz strotzte.
Ohne es jedoch zu kommentieren, hob Adrian durchaus erheitert nur schlicht eine Braue, während sein alter Freund sein Possenspiel fortsetzte und den Wirt heranwinkte. Glaubte Naheniel wirklich die Welt würde sich ihm ebenso auf einem Silbertablett servieren und Ogrimar würde Däumchen drehend und stillschweigend darauf warten, dass ein verblendeter Narr wie er es wagen würde, ihm die Macht zu entreißen?
Es bestand sicher die Möglichkeit, dass der dunkle Lord wartete, bevor er gnadenlos über Naheniel richten würde. Wie er durch Tanuri erfahren hatte, sah die Prophezeiung als solche durchaus eine gewisse Konstellation vor, die es zu erreichen galt, ehe das Chaos entfesselt werden konnte. Etwas, von dem sie noch weit entfernt waren und Adrian es nicht für ausgeschlossen hielt, dass auch Naheniel vielleicht noch eine entscheidende Rolle spielen mochte. Ein Weg, der nicht nur sie, sondern auch den Schlüssel selbst formen und prüfen sollte.
Umso deutlicher war der Dunkelmagier sich darüber bewusst, dass jeder Zweifel an dem Willen Ogrimars und seinen Plänen nicht nur das weiße Pack erstarken ließ, sondern ebenso Naheniel in die Hände spielen würde. Ganz gleich, wer oder was sich ihnen entgegenstellen würde oder was Freya oder ihnen abverlangt werden sollte, es durfte sie nicht ins Wanken und erst recht nicht von ihrem Weg abbringen.
Nachdenklich griff Adrian nach seinem Glas, ohne es jedoch anzuheben. Stattdessen wandten sich seine hell glänzenden Augen auf dessen Inhalt, während er mit dem Zeigefinger gegen den Rand tippte.
„Die Selbstherrlichkeit scheint in der Familie zu liegen.“ Bemerkte er, während er sein Glas zwischen seinen Fingern kurz herumdrehte. Mit einem Lidschlag wandte er seine Augen kühl auf Naheniels Blick. Seine Brauen hatten sich in ihrer Mitte beinahe feststellend zusammengeschoben.
„Bist du deswegen hier? Um deinen brillanten Schachzug zu feiern?“ Verächtlich atmete Adrian durch die Nase aus. Der Sarkasmus, der in der Luft schwebte, war beinahe greifbar und doch zeichnete sich nichts davon in seinen Zügen oder seiner Stimmlage wider.
„Möchtest du vielleicht ein Lob von mir hören?“ Mit einem aufgesetzten Lächeln, das den Zynismus darin untermalte, strich Adrian sich kurz über sein Kinn, ehe er ein ungläubiges Kopfschütteln andeutete. Zugegeben man hatte es Naheniel leichtgemacht. Fügung oder Schicksal. Aber sicher kein unvorhergesehener Zufall, den der dunkle Lord sich da erlaubte.
Dennoch konnte er nicht abstreiten, dass Naheniel bisher nicht eine einzige Chance übersehen oder vergeudet hatte. Ein Zugeständnis, das er ihm insgeheim nahtlos anerkennen musste, auch wenn er nicht vorhatte, ihm gegebüber nur ansatzweise zum Ausdruck zu bringen.
Viele der Legion folgten schlichtweg ihren eigenen Plänen und einigen fiel es mehr als schwer, sich in mancher Hinsicht anderen unterzuordnen oder auf Augenhöhe ihre Gedanken einzubringen. Stattdessen beschworen sie neue Schlachtfelder, die fern von jenem Fokus lagen, welcher am Ende nicht nur ihre eigenen Schicksale betraf, sondern das von ihnen allesamt. Zu einfach ließen sie sich verleiten. Sei es aus Neugier, aus Geltungssucht oder weil es ihnen womöglich bestimmt war, vom Weg abzuweichen.
Auch er hatte sich verleiten lassen, doch niemals hatte er den Fokus für das Wesentliche verloren. Es jedoch wie eine Vorhersehung zu deuten, durch die sein alter Freund sich in göttliche Höhen erhob, war mehr als überheblich.
Auch wenn der Kreis derer, die der Aufgabe ohne zu zögern folgten, am Ende klein erschien, so sollte Naheniel niemals vergessen, dass Ogrimar selbst auf seiner Seite stand.
Seine Hand löste sich von seinem Glas und er griff nach der Flasche, die Naheniel so großzügig spendierte, um seinen vermeintlichen Erfolg vor ihm zu präsentieren. Ein Zug, der aus seiner Sicht vielleicht ein wenig voreilig war, doch kannte er ihn lange genug, um zu wissen, dass eine Belehrung verschwendete Zeit war.
„Noch immer suchst du nach Anerkennung, Naheniel. Ich bin beinahe beeindruckt von deiner unermüdlichen Geltungssucht.“ Ein spöttisches Lächeln sollte Adrians Worte untermalen, während er unbeeindruckt die Flasche entkorkte und die dunkelschimmernde Flüssigkeit langsam in das Glas rinnen ließ.
„Allerdings halte ich dich nicht für einen Idioten, der tatsächlich glaubt, damit Erfolg bei mir zu haben.“ Es war nur ein Lidschlag, mit dem er kurz seinen Blick auffing. Ernst, aber ebenso mit einer gefährlichen Warnung behaftet, ehe dich dieser sich dieser wieder der Flasche zuwandte, die der Dunkelmagier verschloss ohne selbst davon zu kosten.
Auch wenn vieles den Schein erweckte, so war Naheniel nicht etwa so blind von seinen vermeintlichen Erfolgen, dass er wirklich glaubte, sie geschweige denn der Lord würden es ihm tatsächlich so einfach machen. Hochmut kommt vor dem Fall. Eine Lektion, die auch Naheniel noch lernen würde.
Schwungvoll schob er das Glas über die Tischplatte hinweg, sodass es vor Naheniel zum Stehen kam. „Also, erspar uns beiden doch die unnötigen heuchlerischen Floskeln.“
Entspannt lehnte sich der Magier selbst auf dem Stuhl zurück, ehe er ein Bein anwinkelte und seinen Arm über die Lehne des Stuhls legte. Anstatt seinem eigenen Getränk weitere Beachtung zu schenken, wandte Adrians eisiger Blick sich fordernd und unbeeindruckt auf Naheniel. „Was willst du wirklich?“
Ohne es jedoch zu kommentieren, hob Adrian durchaus erheitert nur schlicht eine Braue, während sein alter Freund sein Possenspiel fortsetzte und den Wirt heranwinkte. Glaubte Naheniel wirklich die Welt würde sich ihm ebenso auf einem Silbertablett servieren und Ogrimar würde Däumchen drehend und stillschweigend darauf warten, dass ein verblendeter Narr wie er es wagen würde, ihm die Macht zu entreißen?
Es bestand sicher die Möglichkeit, dass der dunkle Lord wartete, bevor er gnadenlos über Naheniel richten würde. Wie er durch Tanuri erfahren hatte, sah die Prophezeiung als solche durchaus eine gewisse Konstellation vor, die es zu erreichen galt, ehe das Chaos entfesselt werden konnte. Etwas, von dem sie noch weit entfernt waren und Adrian es nicht für ausgeschlossen hielt, dass auch Naheniel vielleicht noch eine entscheidende Rolle spielen mochte. Ein Weg, der nicht nur sie, sondern auch den Schlüssel selbst formen und prüfen sollte.
Umso deutlicher war der Dunkelmagier sich darüber bewusst, dass jeder Zweifel an dem Willen Ogrimars und seinen Plänen nicht nur das weiße Pack erstarken ließ, sondern ebenso Naheniel in die Hände spielen würde. Ganz gleich, wer oder was sich ihnen entgegenstellen würde oder was Freya oder ihnen abverlangt werden sollte, es durfte sie nicht ins Wanken und erst recht nicht von ihrem Weg abbringen.
Nachdenklich griff Adrian nach seinem Glas, ohne es jedoch anzuheben. Stattdessen wandten sich seine hell glänzenden Augen auf dessen Inhalt, während er mit dem Zeigefinger gegen den Rand tippte.
„Die Selbstherrlichkeit scheint in der Familie zu liegen.“ Bemerkte er, während er sein Glas zwischen seinen Fingern kurz herumdrehte. Mit einem Lidschlag wandte er seine Augen kühl auf Naheniels Blick. Seine Brauen hatten sich in ihrer Mitte beinahe feststellend zusammengeschoben.
„Bist du deswegen hier? Um deinen brillanten Schachzug zu feiern?“ Verächtlich atmete Adrian durch die Nase aus. Der Sarkasmus, der in der Luft schwebte, war beinahe greifbar und doch zeichnete sich nichts davon in seinen Zügen oder seiner Stimmlage wider.
„Möchtest du vielleicht ein Lob von mir hören?“ Mit einem aufgesetzten Lächeln, das den Zynismus darin untermalte, strich Adrian sich kurz über sein Kinn, ehe er ein ungläubiges Kopfschütteln andeutete. Zugegeben man hatte es Naheniel leichtgemacht. Fügung oder Schicksal. Aber sicher kein unvorhergesehener Zufall, den der dunkle Lord sich da erlaubte.
Dennoch konnte er nicht abstreiten, dass Naheniel bisher nicht eine einzige Chance übersehen oder vergeudet hatte. Ein Zugeständnis, das er ihm insgeheim nahtlos anerkennen musste, auch wenn er nicht vorhatte, ihm gegebüber nur ansatzweise zum Ausdruck zu bringen.
Viele der Legion folgten schlichtweg ihren eigenen Plänen und einigen fiel es mehr als schwer, sich in mancher Hinsicht anderen unterzuordnen oder auf Augenhöhe ihre Gedanken einzubringen. Stattdessen beschworen sie neue Schlachtfelder, die fern von jenem Fokus lagen, welcher am Ende nicht nur ihre eigenen Schicksale betraf, sondern das von ihnen allesamt. Zu einfach ließen sie sich verleiten. Sei es aus Neugier, aus Geltungssucht oder weil es ihnen womöglich bestimmt war, vom Weg abzuweichen.
Auch er hatte sich verleiten lassen, doch niemals hatte er den Fokus für das Wesentliche verloren. Es jedoch wie eine Vorhersehung zu deuten, durch die sein alter Freund sich in göttliche Höhen erhob, war mehr als überheblich.
Auch wenn der Kreis derer, die der Aufgabe ohne zu zögern folgten, am Ende klein erschien, so sollte Naheniel niemals vergessen, dass Ogrimar selbst auf seiner Seite stand.
Seine Hand löste sich von seinem Glas und er griff nach der Flasche, die Naheniel so großzügig spendierte, um seinen vermeintlichen Erfolg vor ihm zu präsentieren. Ein Zug, der aus seiner Sicht vielleicht ein wenig voreilig war, doch kannte er ihn lange genug, um zu wissen, dass eine Belehrung verschwendete Zeit war.
„Noch immer suchst du nach Anerkennung, Naheniel. Ich bin beinahe beeindruckt von deiner unermüdlichen Geltungssucht.“ Ein spöttisches Lächeln sollte Adrians Worte untermalen, während er unbeeindruckt die Flasche entkorkte und die dunkelschimmernde Flüssigkeit langsam in das Glas rinnen ließ.
„Allerdings halte ich dich nicht für einen Idioten, der tatsächlich glaubt, damit Erfolg bei mir zu haben.“ Es war nur ein Lidschlag, mit dem er kurz seinen Blick auffing. Ernst, aber ebenso mit einer gefährlichen Warnung behaftet, ehe dich dieser sich dieser wieder der Flasche zuwandte, die der Dunkelmagier verschloss ohne selbst davon zu kosten.
Auch wenn vieles den Schein erweckte, so war Naheniel nicht etwa so blind von seinen vermeintlichen Erfolgen, dass er wirklich glaubte, sie geschweige denn der Lord würden es ihm tatsächlich so einfach machen. Hochmut kommt vor dem Fall. Eine Lektion, die auch Naheniel noch lernen würde.
Schwungvoll schob er das Glas über die Tischplatte hinweg, sodass es vor Naheniel zum Stehen kam. „Also, erspar uns beiden doch die unnötigen heuchlerischen Floskeln.“
Entspannt lehnte sich der Magier selbst auf dem Stuhl zurück, ehe er ein Bein anwinkelte und seinen Arm über die Lehne des Stuhls legte. Anstatt seinem eigenen Getränk weitere Beachtung zu schenken, wandte Adrians eisiger Blick sich fordernd und unbeeindruckt auf Naheniel. „Was willst du wirklich?“
✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
- Naheniel
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#934
"So misstrauisch? Vielleicht sehne ich mich nur nach alten Erinnerungen und wollte diese in einem netten Gespräch gemeinsam mit Dir wieder aufleben lassen?"
Natürlich gab es keinerlei Notwendigkeit, Adrian etwas vorzumachen. Aber gerade das war es, was Naheniel am meisten genoss: Seinem einstigen Weggefährten direkt vor Augen zu führen, wie die derzeitige Situation sich gestaltete und wer es genau war, der den Vorteil für sich verbuchte.
Mit Freude griff er nach dem Glas, schwenkte es in seiner Hand und beobachtete dabei aus den Augenwinkeln die
alkoholische Flüssigkeit, die wie fließendes Gold kleine Wellen schlug und in dem schummrigen Licht der Taverne glänzte.
"Wo ist sie nur hin, die gute Zeit, als wir beide Seit an Seit und ohne den anderen auch nur in Gedanken in Frage zu stellen, gekämpft haben?" Theatralisch seufzte er, lehnte sich noch etwas weiter gegen die Lehne und ließ seinen Blick träumerisch schweifen.
"Wie ergeht es Dir nun, da Du wahrscheinlich hoffentlich erkannt hast, dass Dein Kampf völlig aussichtslos ist? Stößt der General endlich an seine Grenzen?" Naheniel konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Er erhob sein Glas in Richtung Adrian, prostete ihm zu und wartete aber noch ab, ob er es ihm gleich tat.
"Wer von uns hat also tatsächlich Anerkennung nötig?" Fragend legte er seine Stirn in Falten und dachte über die Worte Adrians nach. "Ich bin es nicht, der sie sucht. Was ich aber sehr wohl suche, oder sagen wir besser, nach was ich verlange ist, dass alle Augen auf mich gerichtet sind."
Gut erzogen war er durchaus, weshalb er wusste, dass es sich eigentlich gehörte mit dem ersten Schluck zu warten, gerade dann, wenn es ein Geschenk war. Trotzdem entschied Naheniel sich dafür, eine Ausnahme zu machen. Schließlich war er durstig und hatte lange genug gewartet.
Mit einem frechen Zwinkern sah er über den Glasrand nochmals zu Adrian, hob das Getränk dann aber an seine Lippen und trank einen kleinen Schluck davon. Es war eine wahre Delikatesse für die Sinne, als die Aromen sich langsam ausbreiteten und sich auf seine Kehle legten.
Holzig und warm, mit einer Prise karamellisierter Süße, die seinen Gaumen leicht kitzelte. Die Kombination aus Schwere und rauchiger Würze war wahrlich verführerisch und lud ein, gleich den nächsten Schluck zu nehmen, um sich erneut darin zu erproben, die Vielzahl an Aromen zu erkennen.
"Lass mich nicht alleine trinken. Das wäre erstens unhöflich und zweitens ein Verschmähen meines Geschenks. Wer weiß, vielleicht lockert es Dich ein wenig? Du wirkst seit einiger Zeit immer so fürchterlich angespannt."
Naheniel behielt das Glas in seiner Hand, drehte es in diesem zwischen seinen Fingern herum und ließ seine Augen forschend auf dem Gesicht Adrians ruhen.
"Ich sagte Dir ja bereits bei unserem letzten Gespräch, die Gesellschaft, mit der Du Dich mittlerweile umgibst, ist nicht besonders vorteilhaft für Dich. Du wirkst so… ausgelaugt und schwach. Fordern gewisse Leute in Deiner Gilde Dich etwa zu sehr?"
Amüsiert und angetrieben von seine Feststellung und den auf der Hand liegenden Beweis, den Adrian ihm damit bot, dass er alleine hier in Sturmkante war ohne ein weiteres Mitglied der Legion, die doch bei jeder Möglichkeit lautstark krakeelten, was für eine Art Mann Naheniel war, zeigte er ohne Zurückhaltung weiterhin die unumstößliche Selbstsicherheit und den absoluten Glauben daran, dass die Welt sich nach seinem Willen beugen und formen werden würde.
"Aber Du hast recht, warum einen unnötigen Tanz um die Wahrheit machen? Das stand uns beiden noch nie besonders gut."
Der Schelm in seinem Gesicht verschwand und machte einer unbezwingbaren Düsternis Platz. Der Ausdruck in Naheniels Augen spiegelte wider, zu was er bereit war und mit welchen Mitteln er sein Schicksal zum Gehorsam zwang.
Für ihn gab es kein Mitleid oder Rücksicht. Entgegen seiner Schwester, die sich so leicht auf Irrwege verleiten ließ, blieb er immer auf das fokussiert, was seine Bestimmung war.
Naheniel hatte nicht vergessen, was die Prophezeiung vorhersagte und was sein wahrer Platz in dieser sein würde. Für ihn gab es nur einen Weg und nur eine Überzeugung.
Roh und gefühllos war der knappe Anflug eines Lächelns, das sich nur für einen kurzen Augenblick auf seine Lippen stahl. Er kannte keine Grenzen oder Hindernisse, stattdessen lebte in ihm die unerschütterliche Gewissheit, dass er allein es war, der herrschen würde.
"Solltest Du es gehofft haben: ich bin nicht hier, um mein Angebot von damals zu wiederholen." Naheniel schob das Glas zur Seite, legte seine Handfläche auf die Tischplatte ab und strich über die unregelmäßige Maserung des Holzes. Die vielen Kerben und Kratzer waren ein Zeugnis der vielen Jahre und Gäste, die hier einst, womöglich genauso wie Adrian und Naheniel, gesessen waren.
"Und obwohl Du Deine beste Chance, die ich Dir geboten habe, ausgeschlagen hast, Deine Augen vor der einzigen Wahrheit immer noch verschließt und oben drauf versuchtest, mir Deine Version von einer Zukunft aufzutischen, die fernab einer jeden noch so abstrusen Fantasie liegt, bin ich nicht nachtragend.
Im Gegenteil."
Er stützte nun seinen Ellenbogen auf dem Tisch ab und lehnte seinen Kopf gegen seine Hand. Mit seinem Daumen strich er sich durch seinen blonden Bart, der von einigen weißen Haaren durchzogen war. In seinem Blick lag eine undurchdringliche Finsternis, die keinen Zweifel an sich und seiner Bestimmung zuließ.
Naheniel beherrschte nicht nur die Schatten, sondern er war diese. Er war die Dunkelheit und ihn durchströmte eine unermessliche Macht, die sich in keine Ketten legen ließ. Weder von seinem Freund, noch von irgendjemand anderem.
"Freu Dich, nur weil Du einst ein Vertrauter warst, gebe ich Dir die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen."
Natürlich gab es keinerlei Notwendigkeit, Adrian etwas vorzumachen. Aber gerade das war es, was Naheniel am meisten genoss: Seinem einstigen Weggefährten direkt vor Augen zu führen, wie die derzeitige Situation sich gestaltete und wer es genau war, der den Vorteil für sich verbuchte.
Mit Freude griff er nach dem Glas, schwenkte es in seiner Hand und beobachtete dabei aus den Augenwinkeln die
alkoholische Flüssigkeit, die wie fließendes Gold kleine Wellen schlug und in dem schummrigen Licht der Taverne glänzte.
"Wo ist sie nur hin, die gute Zeit, als wir beide Seit an Seit und ohne den anderen auch nur in Gedanken in Frage zu stellen, gekämpft haben?" Theatralisch seufzte er, lehnte sich noch etwas weiter gegen die Lehne und ließ seinen Blick träumerisch schweifen.
"Wie ergeht es Dir nun, da Du wahrscheinlich hoffentlich erkannt hast, dass Dein Kampf völlig aussichtslos ist? Stößt der General endlich an seine Grenzen?" Naheniel konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Er erhob sein Glas in Richtung Adrian, prostete ihm zu und wartete aber noch ab, ob er es ihm gleich tat.
"Wer von uns hat also tatsächlich Anerkennung nötig?" Fragend legte er seine Stirn in Falten und dachte über die Worte Adrians nach. "Ich bin es nicht, der sie sucht. Was ich aber sehr wohl suche, oder sagen wir besser, nach was ich verlange ist, dass alle Augen auf mich gerichtet sind."
Gut erzogen war er durchaus, weshalb er wusste, dass es sich eigentlich gehörte mit dem ersten Schluck zu warten, gerade dann, wenn es ein Geschenk war. Trotzdem entschied Naheniel sich dafür, eine Ausnahme zu machen. Schließlich war er durstig und hatte lange genug gewartet.
Mit einem frechen Zwinkern sah er über den Glasrand nochmals zu Adrian, hob das Getränk dann aber an seine Lippen und trank einen kleinen Schluck davon. Es war eine wahre Delikatesse für die Sinne, als die Aromen sich langsam ausbreiteten und sich auf seine Kehle legten.
Holzig und warm, mit einer Prise karamellisierter Süße, die seinen Gaumen leicht kitzelte. Die Kombination aus Schwere und rauchiger Würze war wahrlich verführerisch und lud ein, gleich den nächsten Schluck zu nehmen, um sich erneut darin zu erproben, die Vielzahl an Aromen zu erkennen.
"Lass mich nicht alleine trinken. Das wäre erstens unhöflich und zweitens ein Verschmähen meines Geschenks. Wer weiß, vielleicht lockert es Dich ein wenig? Du wirkst seit einiger Zeit immer so fürchterlich angespannt."
Naheniel behielt das Glas in seiner Hand, drehte es in diesem zwischen seinen Fingern herum und ließ seine Augen forschend auf dem Gesicht Adrians ruhen.
"Ich sagte Dir ja bereits bei unserem letzten Gespräch, die Gesellschaft, mit der Du Dich mittlerweile umgibst, ist nicht besonders vorteilhaft für Dich. Du wirkst so… ausgelaugt und schwach. Fordern gewisse Leute in Deiner Gilde Dich etwa zu sehr?"
Amüsiert und angetrieben von seine Feststellung und den auf der Hand liegenden Beweis, den Adrian ihm damit bot, dass er alleine hier in Sturmkante war ohne ein weiteres Mitglied der Legion, die doch bei jeder Möglichkeit lautstark krakeelten, was für eine Art Mann Naheniel war, zeigte er ohne Zurückhaltung weiterhin die unumstößliche Selbstsicherheit und den absoluten Glauben daran, dass die Welt sich nach seinem Willen beugen und formen werden würde.
"Aber Du hast recht, warum einen unnötigen Tanz um die Wahrheit machen? Das stand uns beiden noch nie besonders gut."
Der Schelm in seinem Gesicht verschwand und machte einer unbezwingbaren Düsternis Platz. Der Ausdruck in Naheniels Augen spiegelte wider, zu was er bereit war und mit welchen Mitteln er sein Schicksal zum Gehorsam zwang.
Für ihn gab es kein Mitleid oder Rücksicht. Entgegen seiner Schwester, die sich so leicht auf Irrwege verleiten ließ, blieb er immer auf das fokussiert, was seine Bestimmung war.
Naheniel hatte nicht vergessen, was die Prophezeiung vorhersagte und was sein wahrer Platz in dieser sein würde. Für ihn gab es nur einen Weg und nur eine Überzeugung.
Roh und gefühllos war der knappe Anflug eines Lächelns, das sich nur für einen kurzen Augenblick auf seine Lippen stahl. Er kannte keine Grenzen oder Hindernisse, stattdessen lebte in ihm die unerschütterliche Gewissheit, dass er allein es war, der herrschen würde.
"Solltest Du es gehofft haben: ich bin nicht hier, um mein Angebot von damals zu wiederholen." Naheniel schob das Glas zur Seite, legte seine Handfläche auf die Tischplatte ab und strich über die unregelmäßige Maserung des Holzes. Die vielen Kerben und Kratzer waren ein Zeugnis der vielen Jahre und Gäste, die hier einst, womöglich genauso wie Adrian und Naheniel, gesessen waren.
"Und obwohl Du Deine beste Chance, die ich Dir geboten habe, ausgeschlagen hast, Deine Augen vor der einzigen Wahrheit immer noch verschließt und oben drauf versuchtest, mir Deine Version von einer Zukunft aufzutischen, die fernab einer jeden noch so abstrusen Fantasie liegt, bin ich nicht nachtragend.
Im Gegenteil."
Er stützte nun seinen Ellenbogen auf dem Tisch ab und lehnte seinen Kopf gegen seine Hand. Mit seinem Daumen strich er sich durch seinen blonden Bart, der von einigen weißen Haaren durchzogen war. In seinem Blick lag eine undurchdringliche Finsternis, die keinen Zweifel an sich und seiner Bestimmung zuließ.
Naheniel beherrschte nicht nur die Schatten, sondern er war diese. Er war die Dunkelheit und ihn durchströmte eine unermessliche Macht, die sich in keine Ketten legen ließ. Weder von seinem Freund, noch von irgendjemand anderem.
"Freu Dich, nur weil Du einst ein Vertrauter warst, gebe ich Dir die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
- Adrian
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#935
Offenbar unbeeindruckt von Naheniels theatralischer Selbstdarstellung, ließ Adrian seinen Blick durch den Schankraum schweifen. Die schwachen Kerzenflammen warfen nur ein fahles Licht auf die abgenutzten Möbel und die kahlen Wände, die den Raum umgaben.
Seine hochgezogenen Brauen verliehen seinem Gesicht einen Ausdruck distanzierter Überheblichkeit, während er die Darbietung seines alten Freundes mit einer fast beiläufigen Geste aus Ignoranz begegnete.
Als Naheniel sein Glas erhob und auf die vergangenen Zeiten anspielte, wandte Adrian kurz den Blick dem goldenen Schimmer der alkoholischen Flüssigkeit zu, welchen sein Freund so provokant schwenkte und genoss. Er hatte nicht vor den Toast zu erwidern. Im Gegenteil, der Dunkelmagier ließ das Glas unberührt vor sich stehen.
Die Motive hinter der Nostalgie sowie den Anspielungen seines alten Freundes waren so offensichtlich, wie durchschaubar.
Adrian kannte seine Schwächen genauso, wie er sich seiner Fehler bewusst war. Allerdings hatte der Magier keineswegs vor, den nächsten zu begehen, indem er sich von Naheniel in die Karten schauen lassen würde. Sein Blick war kalt und durchdringend, als würde er ihn lediglich wissen lassen wollen, dass er seine Absichten durchschaute.
„Wo ist die alte Zeit geblieben, in der du deinen Platz kanntest?“ Adrians Lippen kräuselten sich zu einem süffisanten Lächeln, das seine abschätzigen Züge durchdrang und ihnen fast einen Nachhall von Mitleid verlieh. Es war ein Lächeln voller Verachtung, das den bedauernswerten Versuch seines Freundes, sich zu inszenieren, geradezu verspottete.
„Dein Geltungsbedürfnis ist fast schon erbärmlich, wenn ich das bemerken darf, mein Freund“, entgegnete Adrian mit einer pragmatischen Kühle, die Naheniels überhebliches Schauspiel konterte. Seine Worte waren knapp und sachlich, frei von jeglicher Emotion, während er den kläglichen Versuchen seines Freundes widerstand, ihn aus der Reserve zu locken.
„Es war schon immer ein Fehler von dir, dich selbst zu überschätzen und Möglichkeiten außer Acht zu lassen“ Seine Stimme war ruhig, aber ihre Tiefe und Strenge verlieh ihr eine unüberwindbare Autorität, während eine warnende Finsternis sich wie ein Schatten über den hellen Glanz seiner Augen legte. Kaum musste er zu der Narbe blicken, um ihn zu erinnern.
Fast schon zu einem höhnischen Lächeln verleitet, fuhr er sich über die Lippen. Es war offensichtlich, wie sein alter Freund dem Irrglauben unterlag, ihn manipulieren zu können. Lächerlich und doch blieb Adrian nach außen hin vollkommen beherrscht.
Immerhin wussten sie beide, wo Freya war. Doch noch konnte der Magier nicht einmal für sich entscheiden, wem in diesem Moment der Umstand mehr, und wem weniger gefallen sollte. Auch wenn sie in seinen Augen noch nicht bereit gewesen war, so war Adrian sich mehr denn je darüber bewusst, dass er sich keinen Zweifel erlauben durfte.
Jedoch durfte er auch zu keinem Moment seinen alten Freund unterschätzen. Naheniel klopfte nicht umsonst immer wieder seine vermeintlichen Schwachstellen ab und versuchte ihn zu provozieren. Genau wie bei ihrem letzten Zusammentreffen, wo sein Freund ihn weniger subtil mit der Offenbarung über Tanuri dazu bringen wollte eine Unsicherheit oder Zwiespalt zu schüren.
Weshalb? Darüber konnte Adrian bislang nur mutmaßen. Naheniel glaubte schließlich wohl kaum, dass er so leicht beeinflussbar war, geschweige denn sich auf diese Weise die Kontrolle nehmen oder in die Schranken weisen lassen würde.
„Du hast deine Wahl getroffen, Naheniel“ Eine kühle Entschlossenheit schwang in der eisigen Stimmlage mit, als Adrian ihm vor Augen führte, dass es für sie beide schon lange kein Zurück mehr gab. Unausgesprochen und dennoch in seiner Gnadenlosigkeit präsent, wussten sie beide, dass dieser Krieg bereits schon vor langer Zeit begonnen hatte. „Und ich die meine.“
Sein Blick blieb auf Naheniel gerichtet, und in seinen Augen lag eine unerschütterliche Überzeugung, die keine Zweifel zuließ. Er wusste, dass ihre Begegnung nur ein Vorspiel für das war, was noch kommen würde.
Mit zwei Fingern griff Adrian beiläufig nach seinem Glas und kostete einen Schluck von dem Getränk, das von seinem äußeren Anschein deutlich neben Naheniels verblassen mochte. Ohne den Geschmack oder die Aromen jedoch zu kommentieren, strich Dunkelmagier sich nur flüchtig mit der Zungenspitze über die Lippen und stellte das Glas wieder vor sich ab.
„Ich wüsste daher nicht, welche Entscheidung ich treffen sollte, außer der, ob wir es hier und jetzt enden lassen oder ich die unweigerlichen Konsequenzen deiner Wahl noch auskosten werde.“
Seine hochgezogenen Brauen verliehen seinem Gesicht einen Ausdruck distanzierter Überheblichkeit, während er die Darbietung seines alten Freundes mit einer fast beiläufigen Geste aus Ignoranz begegnete.
Als Naheniel sein Glas erhob und auf die vergangenen Zeiten anspielte, wandte Adrian kurz den Blick dem goldenen Schimmer der alkoholischen Flüssigkeit zu, welchen sein Freund so provokant schwenkte und genoss. Er hatte nicht vor den Toast zu erwidern. Im Gegenteil, der Dunkelmagier ließ das Glas unberührt vor sich stehen.
Die Motive hinter der Nostalgie sowie den Anspielungen seines alten Freundes waren so offensichtlich, wie durchschaubar.
Adrian kannte seine Schwächen genauso, wie er sich seiner Fehler bewusst war. Allerdings hatte der Magier keineswegs vor, den nächsten zu begehen, indem er sich von Naheniel in die Karten schauen lassen würde. Sein Blick war kalt und durchdringend, als würde er ihn lediglich wissen lassen wollen, dass er seine Absichten durchschaute.
„Wo ist die alte Zeit geblieben, in der du deinen Platz kanntest?“ Adrians Lippen kräuselten sich zu einem süffisanten Lächeln, das seine abschätzigen Züge durchdrang und ihnen fast einen Nachhall von Mitleid verlieh. Es war ein Lächeln voller Verachtung, das den bedauernswerten Versuch seines Freundes, sich zu inszenieren, geradezu verspottete.
„Dein Geltungsbedürfnis ist fast schon erbärmlich, wenn ich das bemerken darf, mein Freund“, entgegnete Adrian mit einer pragmatischen Kühle, die Naheniels überhebliches Schauspiel konterte. Seine Worte waren knapp und sachlich, frei von jeglicher Emotion, während er den kläglichen Versuchen seines Freundes widerstand, ihn aus der Reserve zu locken.
„Es war schon immer ein Fehler von dir, dich selbst zu überschätzen und Möglichkeiten außer Acht zu lassen“ Seine Stimme war ruhig, aber ihre Tiefe und Strenge verlieh ihr eine unüberwindbare Autorität, während eine warnende Finsternis sich wie ein Schatten über den hellen Glanz seiner Augen legte. Kaum musste er zu der Narbe blicken, um ihn zu erinnern.
Fast schon zu einem höhnischen Lächeln verleitet, fuhr er sich über die Lippen. Es war offensichtlich, wie sein alter Freund dem Irrglauben unterlag, ihn manipulieren zu können. Lächerlich und doch blieb Adrian nach außen hin vollkommen beherrscht.
Immerhin wussten sie beide, wo Freya war. Doch noch konnte der Magier nicht einmal für sich entscheiden, wem in diesem Moment der Umstand mehr, und wem weniger gefallen sollte. Auch wenn sie in seinen Augen noch nicht bereit gewesen war, so war Adrian sich mehr denn je darüber bewusst, dass er sich keinen Zweifel erlauben durfte.
Jedoch durfte er auch zu keinem Moment seinen alten Freund unterschätzen. Naheniel klopfte nicht umsonst immer wieder seine vermeintlichen Schwachstellen ab und versuchte ihn zu provozieren. Genau wie bei ihrem letzten Zusammentreffen, wo sein Freund ihn weniger subtil mit der Offenbarung über Tanuri dazu bringen wollte eine Unsicherheit oder Zwiespalt zu schüren.
Weshalb? Darüber konnte Adrian bislang nur mutmaßen. Naheniel glaubte schließlich wohl kaum, dass er so leicht beeinflussbar war, geschweige denn sich auf diese Weise die Kontrolle nehmen oder in die Schranken weisen lassen würde.
„Du hast deine Wahl getroffen, Naheniel“ Eine kühle Entschlossenheit schwang in der eisigen Stimmlage mit, als Adrian ihm vor Augen führte, dass es für sie beide schon lange kein Zurück mehr gab. Unausgesprochen und dennoch in seiner Gnadenlosigkeit präsent, wussten sie beide, dass dieser Krieg bereits schon vor langer Zeit begonnen hatte. „Und ich die meine.“
Sein Blick blieb auf Naheniel gerichtet, und in seinen Augen lag eine unerschütterliche Überzeugung, die keine Zweifel zuließ. Er wusste, dass ihre Begegnung nur ein Vorspiel für das war, was noch kommen würde.
Mit zwei Fingern griff Adrian beiläufig nach seinem Glas und kostete einen Schluck von dem Getränk, das von seinem äußeren Anschein deutlich neben Naheniels verblassen mochte. Ohne den Geschmack oder die Aromen jedoch zu kommentieren, strich Dunkelmagier sich nur flüchtig mit der Zungenspitze über die Lippen und stellte das Glas wieder vor sich ab.
„Ich wüsste daher nicht, welche Entscheidung ich treffen sollte, außer der, ob wir es hier und jetzt enden lassen oder ich die unweigerlichen Konsequenzen deiner Wahl noch auskosten werde.“
✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
#936
"Ja, mein Herr." Mit aller Macht versuchte sie sich selbst und ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. Sie hatte vielleicht doch zu viel verlangt, zu viel gewollt. Sie spürte, wie die Anwesenheit ihres Meisters sich zurückzog und sie schon bald wieder ganz allein in dem Mausoleum stand. Ganz gleich, was sie nun machen würde, wie sehr sie auch flehte und bettelte, für heute war er fort. Ob er es tat, um sie zu strafen? Er war streng, immer gewesen. Aber nur durch Strenge und Disziplin konnten Ziele erreicht werden. Nicht alle sahen das so, das wusste sie. Viele die ihr bisher begegneten waren für Maryam eine Enttäuschung gewesen. Ihnen fehlte das Feuer und die Leidenschaft, für ihre Überzeugungen einzutreten. Auch sie war nicht ohne Tadel. Natürlich war sie das nicht. Was aber, wenn sie heute einen Fehler zu viel begangen hatte? Zu laut hatte sie ihr Verlangen ausgesprochen, ihrem seit Jahren tiefsitzenden Wunsch freien Lauf gelassen, nur um jetzt wieder allein zu sein und vor einer schier unlösbaren Aufgabe zu stehen.
Eilig schluckte sie eine heiße Träne hinunter und riss sich zusammen. Der Meister verließ sich auf sie und vertraute ihr. Sein Blick war so viel weiser als der ihre und längst auf etwas gerichtet, das für sie verborgen war. Sie war aber bereit, alles zu geben und sich zu beweisen. Vor Artherk und auch vor ihm, ihrem Meister. Nichts wollte sie sich erschleichen, keine Zuneigung, kein Lob und keine Worte. Maryam war fest entschlossen, sich alles zu verdienen.
Ein letztes Mal sah sie über ihre Schulter, bevor sie das Mausoleum verließ. "Ich werde Euch nicht enttäuschen, Meister. Weder Euch, noch Artherk."
Leise sprach sie einen Zauber und im nächsten Augenblick fand sie sich im Tempel von Felsriff wieder. Erleichtert atmete sie aus und schloss ihre Augen. Egal, wie oft sie diesen Ort schon aufgesucht hatte, es war für sie immer als käme sie nach Hause. Hier spürte sie die Anwesenheit des Glaubens und des einzigen Gottes, der überhaupt akzeptiert werden durfte. Hier war ihr Anker und ihre Festung, die von niemandem zerstört werden konnte.
Maryam legte ihre Hände in ihren Schoß und suchte zunächst schweigend nach der Zwiesprache mit ihrem Gott. Kurz darauf aber erklang ihre Stimme fest und mit einer tiefsitzenden Überzeugung in dem imposanten Bauwerk.
"Artherk, Du bist das Licht, das mich führt.
Bitte gib mir den Mut, an mich selbst zu glauben.
Bitte stärke meine Entschlossenheit und zeige mir den Weg, selbst wenn das Dunkel versucht mich in die Irre zu leiten.
Artherk, sei bei mir, sei an meiner Seite und verliere auch jetzt nicht Dein Vertrauen in mich!"
Gestärkt erhob sie sich und blickte tapfer auf den Altar. Sie brauchte keine gesprochene Antwort, sie fühlte sie. Noch nie gab es für sie einen Zweifel an der Existenz Artherks, aber gerade jetzt da der Schlüssel den Händen der schwarzen Kirche entglitten war, war Maryam sich seiner Allmächtigkeit umso bewusster. Erfüllt von Ehrfurcht senkte sie ihren Kopf und knickste tief um ihm nochmals ihre Ehrerbietung zu zeigen.
So gerne sie auch verweilt wäre, verließ sie gleich darauf aber den Ort, der ihr eine Heimat war und trat hinaus um den Felsendom aufzusuchen. Auch wenn sich alles in Maryam sträubte, sie wusste, dass es der einzige Weg war, um dem Auftrag ihres Meisters nachzukommen. Unauffällig genug konnte sie dort wieder die Rolle einer Betenden einnehmen und sich zwischen den Anhängern Ogrimars bewegen. Trotz ihrer Überzeugung, dass Artherk ihr bei ihrem Vorhaben schützend die Hand hielt, klopfte ihr das Herz bis zum Hals, als sie nach einer Wanderung durch die Wälder vor dem Tor des Felsendoms stand. Bisher hatte sie sich nur in den Hörsaal gewagt und versucht nicht gesehen zu werden, während ihre Ohren immer aufmerksam gespitzt waren. Der Dom stellte eine neue Herausforderung für sie dar. Hier konnte sie auffallen und wahrgenommen werden, weshalb sie ihre Maskerade umso überzeugender aufrecht halten musste.
Mit einem tapferen Atemzug übertrat sie die Schwelle. Übelkeit stieg in ihr auf und ihr Körper wehrte sich gegen die Tortur, die Maryam ihm auferlegte. Alles in ihr schrie danach, diesen fürchterlichen Ort sofort zu verlassen. Es stank nach Verrat, Selbstherrlichkeit und falschen Glaubenssätzen und die Niedertracht dieser Glaubensgemeinschaft trof beinahe von den kalten Wänden.
"Artherk, führe mich. Bleib bei mir." Es waren keine Worte die sie laut aussprach, aber in denen sie Kraft suchte, um ein Bein vor das andere zu setzen. Trotzdem fühlte Maryam sich beschmutzt, als übte sie Verrat an allem aus, woran sie glaubte. "Artherk, verzeih mir." Nur der Glaube daran zu wissen, dass es nichts zu verzeihen gab, gab ihr die Energie nicht zu fliegen und bis zu den vorderen Bänken gehen.
Warum ausgerechnet aber dieser Ort, der ihr schon beim betrachten eine Qual war? Schlecht konnte sie bei der Familie oder der Gilde Freyas anklopfen, um Einlass bitten und danach fragen, wo diese zu finden war. Hier aber war die Wirkungsstätte der Adeptin, hier waren Khoron und Vargus, die bestimmt etwas über Freya wussten und hier trafen sich die Anhänger jenes Monsters, das sich selbst Gott nannte. Alle Möglichkeiten lagen vor Marya und sie wusste, dass sie nur Geschick genug beweisen musste, diese im richtigen Moment zu ergreifen.
Eilig schluckte sie eine heiße Träne hinunter und riss sich zusammen. Der Meister verließ sich auf sie und vertraute ihr. Sein Blick war so viel weiser als der ihre und längst auf etwas gerichtet, das für sie verborgen war. Sie war aber bereit, alles zu geben und sich zu beweisen. Vor Artherk und auch vor ihm, ihrem Meister. Nichts wollte sie sich erschleichen, keine Zuneigung, kein Lob und keine Worte. Maryam war fest entschlossen, sich alles zu verdienen.
Ein letztes Mal sah sie über ihre Schulter, bevor sie das Mausoleum verließ. "Ich werde Euch nicht enttäuschen, Meister. Weder Euch, noch Artherk."
Leise sprach sie einen Zauber und im nächsten Augenblick fand sie sich im Tempel von Felsriff wieder. Erleichtert atmete sie aus und schloss ihre Augen. Egal, wie oft sie diesen Ort schon aufgesucht hatte, es war für sie immer als käme sie nach Hause. Hier spürte sie die Anwesenheit des Glaubens und des einzigen Gottes, der überhaupt akzeptiert werden durfte. Hier war ihr Anker und ihre Festung, die von niemandem zerstört werden konnte.
Maryam legte ihre Hände in ihren Schoß und suchte zunächst schweigend nach der Zwiesprache mit ihrem Gott. Kurz darauf aber erklang ihre Stimme fest und mit einer tiefsitzenden Überzeugung in dem imposanten Bauwerk.
"Artherk, Du bist das Licht, das mich führt.
Bitte gib mir den Mut, an mich selbst zu glauben.
Bitte stärke meine Entschlossenheit und zeige mir den Weg, selbst wenn das Dunkel versucht mich in die Irre zu leiten.
Artherk, sei bei mir, sei an meiner Seite und verliere auch jetzt nicht Dein Vertrauen in mich!"
Gestärkt erhob sie sich und blickte tapfer auf den Altar. Sie brauchte keine gesprochene Antwort, sie fühlte sie. Noch nie gab es für sie einen Zweifel an der Existenz Artherks, aber gerade jetzt da der Schlüssel den Händen der schwarzen Kirche entglitten war, war Maryam sich seiner Allmächtigkeit umso bewusster. Erfüllt von Ehrfurcht senkte sie ihren Kopf und knickste tief um ihm nochmals ihre Ehrerbietung zu zeigen.
So gerne sie auch verweilt wäre, verließ sie gleich darauf aber den Ort, der ihr eine Heimat war und trat hinaus um den Felsendom aufzusuchen. Auch wenn sich alles in Maryam sträubte, sie wusste, dass es der einzige Weg war, um dem Auftrag ihres Meisters nachzukommen. Unauffällig genug konnte sie dort wieder die Rolle einer Betenden einnehmen und sich zwischen den Anhängern Ogrimars bewegen. Trotz ihrer Überzeugung, dass Artherk ihr bei ihrem Vorhaben schützend die Hand hielt, klopfte ihr das Herz bis zum Hals, als sie nach einer Wanderung durch die Wälder vor dem Tor des Felsendoms stand. Bisher hatte sie sich nur in den Hörsaal gewagt und versucht nicht gesehen zu werden, während ihre Ohren immer aufmerksam gespitzt waren. Der Dom stellte eine neue Herausforderung für sie dar. Hier konnte sie auffallen und wahrgenommen werden, weshalb sie ihre Maskerade umso überzeugender aufrecht halten musste.
Mit einem tapferen Atemzug übertrat sie die Schwelle. Übelkeit stieg in ihr auf und ihr Körper wehrte sich gegen die Tortur, die Maryam ihm auferlegte. Alles in ihr schrie danach, diesen fürchterlichen Ort sofort zu verlassen. Es stank nach Verrat, Selbstherrlichkeit und falschen Glaubenssätzen und die Niedertracht dieser Glaubensgemeinschaft trof beinahe von den kalten Wänden.
"Artherk, führe mich. Bleib bei mir." Es waren keine Worte die sie laut aussprach, aber in denen sie Kraft suchte, um ein Bein vor das andere zu setzen. Trotzdem fühlte Maryam sich beschmutzt, als übte sie Verrat an allem aus, woran sie glaubte. "Artherk, verzeih mir." Nur der Glaube daran zu wissen, dass es nichts zu verzeihen gab, gab ihr die Energie nicht zu fliegen und bis zu den vorderen Bänken gehen.
Warum ausgerechnet aber dieser Ort, der ihr schon beim betrachten eine Qual war? Schlecht konnte sie bei der Familie oder der Gilde Freyas anklopfen, um Einlass bitten und danach fragen, wo diese zu finden war. Hier aber war die Wirkungsstätte der Adeptin, hier waren Khoron und Vargus, die bestimmt etwas über Freya wussten und hier trafen sich die Anhänger jenes Monsters, das sich selbst Gott nannte. Alle Möglichkeiten lagen vor Marya und sie wusste, dass sie nur Geschick genug beweisen musste, diese im richtigen Moment zu ergreifen.
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#937
Kehlig lachte Naheniel auf. "Mein Fehler, mich zu überschätzen und Möglichkeiten außer Acht zu lassen?"
Eine unsichtbare Dunkelheit wob sich, ohne einen Befehl zu sprechen, nur um sie beide und den Tisch herum. Die Gäste merkten davon noch nichts, aber er wusste genau, dass Adrian es spürte.
Sie waren beide durch dieselbe, oft harte und grausame Schule gegangen. Die Bedeutung von Kindheit kannten sie nicht. Jene Lehranstalt, die nicht nur Priester ausbildete, sondern sich voll und ganz der Magie und im Speziellen den dunklen Künsten verschrieben hatte, gab nichts auf Nachlässigkeit, Tränen oder Schwäche.
Bereits vor den Eingangstoren musste man, gleich wie jung man auch war, das Kind abstreifen und zu einem Erwachsenen werden. Es war die erste Lektion und nicht alle bestanden sie.
Lange war dies alles bereits her, ein halbes Leben sozusagen. Und doch war nichts davon vergessen. Gerade weil sie den gleichen Weg gegangen waren, wusste zumindest Naheniel sein Gegenüber nicht zu unterschätzen, weshalb er zurecht die Position des Überlegenen einnahm.
"Bist nicht vielmehr Du es, der sich überschätzt, indem er denkt, ich sähe nicht alle Möglichkeiten?" Sinnierend strich er sich wieder über seine Wange, richtete sich dann aus seiner bequemen Position auf und blickte direkt und unverwandt in Adrians Augen.
Naheniel war von Adrians Versuch, Stärke und Unnahbarkeit zu beweisen, nicht wirklich beeindruckt. Aber wenigstens verschaffte sein Freund ihm von Satz zu Satz eine immer größer werdende Genugtuung.
"Wie ist es mit Dir? Hast Du denn alle Möglichkeiten gründlich durchdacht?" Er ließ seine Hand wieder sinken, setzte sich etwas mehr seitlich, um seinen langen Beinen mehr Platz zu verschaffen und zeichnete mit seinen Fingerkuppen Linien auf das alte Holz des Tischs.
"Falls ja", das Lächeln war zwar echt, dennoch trug es keine Herzlichkeit mit sich, als es sich auf seine Lippen legte, "dann darf ich Dir im Sinne einer alten Freundschaft sagen, die einst keine Lügen kannte: Erfolgreich warst Du damit bisher nicht. Vielleicht solltest Du wieder etwas mehr an Dir arbeiten?"
Strafend, aber trotzdem leise, schnalzte er mit seiner Zunge und warf Adrian einen aufgesetzten, enttäuscht traurigen Blick zu. "Bisher bist Du sehr nachlässig, fast schon stümperhaft. So kenne ich Dich nicht."
Naheniel atmete tief ein, umfasste sein Glas, drehte es einige Male und hob es dann wieder an seinen Mund. Zumindest war der Geschmack ein Hochgenuss, was man von dem Schlagabtausch bisher nicht sagen konnte. Adrian war sich, für Naheniel nicht nachvollziehbare Weise, trotz der bisherigen Rückschläge zu sicher in seiner Position und das, obwohl der Schlüssel nicht mehr in den Händen der Hüterin lag. Was also übersah er?
"Lass mich die Gelegenheit nutzen und eine Annahme von Dir korrigieren. Ich habe keine Wahl getroffen, sondern folge unbeirrt dem Willen einer Bestimmung." Er lehnte sich etwas nach vorn, überbrückte die Distanz, die ihnen der Tisch gab und beobachtete Adrian mit durchdringender Genauigkeit. "Gestatte mir deshalb die Frage: Warum ist Deine Meinung bezüglich des Schlüssels und seines gedachten Wegs unerschütterlich, mein Schicksal aber erkennst Du nicht an?"
Kälter und wesentlich abgeklärter, färbte sich nun seine Stimmlage ein, als er einer beherrschten Härte fortfuhr. "Aber warum versuche ich überhaupt noch, Deine Beweggründe zu verstehen? Ich habe nicht vergessen, dass Du Dich nur ungern bekehren lässt und lieber Deiner eigenen Sturheit folgst.
Selbst dann noch, wenn sie Dich noch so sehr in die Irre leitet."
Die schneidende Kälte verschwand und mit einem von Süffisanz durchzogenen Lächeln nahm er sein Glas wieder an sich, prostete Adrian mit Knappheit zu und leerte es.
In aller Ruhe, ganz so, als würde das Gefüge der Welt sich vor der Türe der Taverne gerade nicht neu sortieren, ließ er auf seiner Zunge den Geschmack zur Geltung kommen und nahm den Geruch in sich auf.
"Zugegeben, trotz der Veränderung Deines Charakters wäre es einfacher gewesen, Dich neben mir, anstelle auf der Gegenseite zu wissen." Seine Nase kräuselte sich leicht und ein herausforderndes Zwinkern begleitete seine Worte.
"Erliege aber nicht dem Glauben, dass ich Dich nötig hätte. So viel bist Du nicht wert, als dass es mich trifft, wenn Du mit offenen Augen in Dein Verderben rennst. Jedem das seine, nicht wahr, Adrian?" Den Namen seines Freundes untermalte er mit einem scharfen Unterton, der mahnend zwischen ihnen verklang und sie zunächst in eine bedrohliche Stille hüllte.
Als wäre er bereits der Herrscher der Welten, bedachte Naheniel Adrian mit einem nachgiebigen Blick, der aber trotzdem von der Eingenommenheit zeugte, alles durchschauen zu können.
"Wozu aber unnötig abschweifen. Eigentlich sprachen wir über Entscheidungen. Ich will ja nicht so sein wie Du und mich irgendwelchen Antworten entziehen. Das könnte mir noch als feige ausgelegt werden und das wäre eine äußerst unangebrachte Einschätzung meiner Person, findest Du nicht?"
Er wusste, dass Adrian ihm nur erneut einen überheblichen und von sich selbst überzeugten Konter darauf geben würde und so fuhr er einfach fort. "Eine Entscheidung hast Du bereits getroffen, sagst Du?
Dann lass mich Dir dabei helfen, an einer weiteren zu wachsen." Einer seiner Mundwinkel verzog sich verächtlich nach oben, zeichnete aber trotzdem ein amüsiertes Grübchen unter seinen Bart. "Wenn ich mir aber schon die Arbeit mache, dann gib Dir im Gegenzug wenigstens Mühe, es zu versuchen."
Eine unsichtbare Dunkelheit wob sich, ohne einen Befehl zu sprechen, nur um sie beide und den Tisch herum. Die Gäste merkten davon noch nichts, aber er wusste genau, dass Adrian es spürte.
Sie waren beide durch dieselbe, oft harte und grausame Schule gegangen. Die Bedeutung von Kindheit kannten sie nicht. Jene Lehranstalt, die nicht nur Priester ausbildete, sondern sich voll und ganz der Magie und im Speziellen den dunklen Künsten verschrieben hatte, gab nichts auf Nachlässigkeit, Tränen oder Schwäche.
Bereits vor den Eingangstoren musste man, gleich wie jung man auch war, das Kind abstreifen und zu einem Erwachsenen werden. Es war die erste Lektion und nicht alle bestanden sie.
Lange war dies alles bereits her, ein halbes Leben sozusagen. Und doch war nichts davon vergessen. Gerade weil sie den gleichen Weg gegangen waren, wusste zumindest Naheniel sein Gegenüber nicht zu unterschätzen, weshalb er zurecht die Position des Überlegenen einnahm.
"Bist nicht vielmehr Du es, der sich überschätzt, indem er denkt, ich sähe nicht alle Möglichkeiten?" Sinnierend strich er sich wieder über seine Wange, richtete sich dann aus seiner bequemen Position auf und blickte direkt und unverwandt in Adrians Augen.
Naheniel war von Adrians Versuch, Stärke und Unnahbarkeit zu beweisen, nicht wirklich beeindruckt. Aber wenigstens verschaffte sein Freund ihm von Satz zu Satz eine immer größer werdende Genugtuung.
"Wie ist es mit Dir? Hast Du denn alle Möglichkeiten gründlich durchdacht?" Er ließ seine Hand wieder sinken, setzte sich etwas mehr seitlich, um seinen langen Beinen mehr Platz zu verschaffen und zeichnete mit seinen Fingerkuppen Linien auf das alte Holz des Tischs.
"Falls ja", das Lächeln war zwar echt, dennoch trug es keine Herzlichkeit mit sich, als es sich auf seine Lippen legte, "dann darf ich Dir im Sinne einer alten Freundschaft sagen, die einst keine Lügen kannte: Erfolgreich warst Du damit bisher nicht. Vielleicht solltest Du wieder etwas mehr an Dir arbeiten?"
Strafend, aber trotzdem leise, schnalzte er mit seiner Zunge und warf Adrian einen aufgesetzten, enttäuscht traurigen Blick zu. "Bisher bist Du sehr nachlässig, fast schon stümperhaft. So kenne ich Dich nicht."
Naheniel atmete tief ein, umfasste sein Glas, drehte es einige Male und hob es dann wieder an seinen Mund. Zumindest war der Geschmack ein Hochgenuss, was man von dem Schlagabtausch bisher nicht sagen konnte. Adrian war sich, für Naheniel nicht nachvollziehbare Weise, trotz der bisherigen Rückschläge zu sicher in seiner Position und das, obwohl der Schlüssel nicht mehr in den Händen der Hüterin lag. Was also übersah er?
"Lass mich die Gelegenheit nutzen und eine Annahme von Dir korrigieren. Ich habe keine Wahl getroffen, sondern folge unbeirrt dem Willen einer Bestimmung." Er lehnte sich etwas nach vorn, überbrückte die Distanz, die ihnen der Tisch gab und beobachtete Adrian mit durchdringender Genauigkeit. "Gestatte mir deshalb die Frage: Warum ist Deine Meinung bezüglich des Schlüssels und seines gedachten Wegs unerschütterlich, mein Schicksal aber erkennst Du nicht an?"
Kälter und wesentlich abgeklärter, färbte sich nun seine Stimmlage ein, als er einer beherrschten Härte fortfuhr. "Aber warum versuche ich überhaupt noch, Deine Beweggründe zu verstehen? Ich habe nicht vergessen, dass Du Dich nur ungern bekehren lässt und lieber Deiner eigenen Sturheit folgst.
Selbst dann noch, wenn sie Dich noch so sehr in die Irre leitet."
Die schneidende Kälte verschwand und mit einem von Süffisanz durchzogenen Lächeln nahm er sein Glas wieder an sich, prostete Adrian mit Knappheit zu und leerte es.
In aller Ruhe, ganz so, als würde das Gefüge der Welt sich vor der Türe der Taverne gerade nicht neu sortieren, ließ er auf seiner Zunge den Geschmack zur Geltung kommen und nahm den Geruch in sich auf.
"Zugegeben, trotz der Veränderung Deines Charakters wäre es einfacher gewesen, Dich neben mir, anstelle auf der Gegenseite zu wissen." Seine Nase kräuselte sich leicht und ein herausforderndes Zwinkern begleitete seine Worte.
"Erliege aber nicht dem Glauben, dass ich Dich nötig hätte. So viel bist Du nicht wert, als dass es mich trifft, wenn Du mit offenen Augen in Dein Verderben rennst. Jedem das seine, nicht wahr, Adrian?" Den Namen seines Freundes untermalte er mit einem scharfen Unterton, der mahnend zwischen ihnen verklang und sie zunächst in eine bedrohliche Stille hüllte.
Als wäre er bereits der Herrscher der Welten, bedachte Naheniel Adrian mit einem nachgiebigen Blick, der aber trotzdem von der Eingenommenheit zeugte, alles durchschauen zu können.
"Wozu aber unnötig abschweifen. Eigentlich sprachen wir über Entscheidungen. Ich will ja nicht so sein wie Du und mich irgendwelchen Antworten entziehen. Das könnte mir noch als feige ausgelegt werden und das wäre eine äußerst unangebrachte Einschätzung meiner Person, findest Du nicht?"
Er wusste, dass Adrian ihm nur erneut einen überheblichen und von sich selbst überzeugten Konter darauf geben würde und so fuhr er einfach fort. "Eine Entscheidung hast Du bereits getroffen, sagst Du?
Dann lass mich Dir dabei helfen, an einer weiteren zu wachsen." Einer seiner Mundwinkel verzog sich verächtlich nach oben, zeichnete aber trotzdem ein amüsiertes Grübchen unter seinen Bart. "Wenn ich mir aber schon die Arbeit mache, dann gib Dir im Gegenzug wenigstens Mühe, es zu versuchen."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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#938
Residenz der Tränen
Der Bursche führte sie zwar, aber schwieg sonst. Es war eher der Hund der das Reden übernahm. "Du bist wer du sein musst, wenn du es sein musst. Möglicherweise. Es gibt .. Wendungen und Wege die gegangen werden müssen um dort anzukommen, wenn es richtig ist. Aber du merkst es .. wird schwierig zu wissen wann welcher Weg wohin.. dorthin bringt wohin es richtig ist. Es ist .. sehr schwer. Paradox würde ich meinen. Aber.. die Gräfin zum Beispiel." Er machte eine Pause um kurz an dem Türrahmen zu schnuppern. Ein längeres Schnuppern. So eine Hundenase war extrem anfällig für Ablenkung. "Moment.. moment.. ich hab es gleich."
Unterdessen wurde die Kutsche abgezäumt und die Pferde in den Stall geführt. Das Gefährt von mehreren kräftigen Burschenhänden unter einen Unterstand gezogen. Niemand bemerkte die Katze. Sie hatte nun Zeit sich umzusehen oder was unsichtbare Katzen so tun zu pflegen. Die Gräfin hatte sich kurz zurück gezogen, vermutlich um die Reisegarderobe abzulegen.
Der Bursche schloss die Tür hinter Freya und Absolom nachdem dieser sich endlich loseisen konnte und auf ein Körbchen zutrottet, dass recht gemütlich aussah. "Wo war ich?" Er überlegte einen Moment. "Ah ja, wer wir sein müssen, ohne zu wissen wer wir wirklich sind. Tja, Freya. Das ist die Frage, wer bist du wirklich. Wer willst du sein, wer musst du sein. So viele .. W Worte können Kopfschmerzen machen." Er drehte den Kopf und bellte kurz ein Gemälde an. Sie sieht eine junge schwarzhaarige Edeldame, dass ließ sich an der Kleidung vermuten. Sie sah zu einem stolzen kräftigen Burschen auf, die Hand an seine Brust gelegt, der Blick verliebt und stolz. Er wirkte eben so glücklich und das Bild strahlte eine Wärme aus, im Gegensatz zu dem Kamin darunter. "Sie war nicht immer so." Meinte der Hund schließlich. "Aber Dinge können verderben, korrupiert werden und am Ende zu einem schrecklichen Abbild, verzerrt und morbide grotesk entstellt werden. Du hast einen langen Weg vor dir und jeder Weg verlangt einen Preis. Aber sie .. wird nicht deine Endstation sein." Sicherlich könnte man versuchen die Gräfin zu kurieren von ihrer Entstellten Verzerrung, aber was kostet das? War es den Preis wert? Freya konnte sich entscheiden, wie sie diesen Weg gehen will. Will ihn mit Widerstand gehen? Oder Fügsamkeit in der Hoffnung es stellt zum besseren? Oder versucht sie gar, die Ursache für diese Verderbheit heraus zu finden, aber würde sie das heilen wollen?
Freya wurde immer wieder gefordert und vor eine Wahl gestellt. Egal ob es moralisch oder religiöser Natur war. Egal ob es vom Verstand, Gewissen oder Ethik herrührte. Immer wieder wurde sie vor eine Wahl gestellt. Der Hund legte die Schnauze auf die Vorderpfoten. "Wir haben alle eine Geschichte. Wir alle sind einen Weg gegangen, um zu sein wer wir sind. Manche gehen einen Weg um zu werden wer sie sein sollen, aber sind sie dann noch sie? Ein Dilemma Freya. Hinter all deinem Namen und der Bürde.. was bleibt da. Wer bist du?"
Der Bursche führte sie zwar, aber schwieg sonst. Es war eher der Hund der das Reden übernahm. "Du bist wer du sein musst, wenn du es sein musst. Möglicherweise. Es gibt .. Wendungen und Wege die gegangen werden müssen um dort anzukommen, wenn es richtig ist. Aber du merkst es .. wird schwierig zu wissen wann welcher Weg wohin.. dorthin bringt wohin es richtig ist. Es ist .. sehr schwer. Paradox würde ich meinen. Aber.. die Gräfin zum Beispiel." Er machte eine Pause um kurz an dem Türrahmen zu schnuppern. Ein längeres Schnuppern. So eine Hundenase war extrem anfällig für Ablenkung. "Moment.. moment.. ich hab es gleich."
Unterdessen wurde die Kutsche abgezäumt und die Pferde in den Stall geführt. Das Gefährt von mehreren kräftigen Burschenhänden unter einen Unterstand gezogen. Niemand bemerkte die Katze. Sie hatte nun Zeit sich umzusehen oder was unsichtbare Katzen so tun zu pflegen. Die Gräfin hatte sich kurz zurück gezogen, vermutlich um die Reisegarderobe abzulegen.
Der Bursche schloss die Tür hinter Freya und Absolom nachdem dieser sich endlich loseisen konnte und auf ein Körbchen zutrottet, dass recht gemütlich aussah. "Wo war ich?" Er überlegte einen Moment. "Ah ja, wer wir sein müssen, ohne zu wissen wer wir wirklich sind. Tja, Freya. Das ist die Frage, wer bist du wirklich. Wer willst du sein, wer musst du sein. So viele .. W Worte können Kopfschmerzen machen." Er drehte den Kopf und bellte kurz ein Gemälde an. Sie sieht eine junge schwarzhaarige Edeldame, dass ließ sich an der Kleidung vermuten. Sie sah zu einem stolzen kräftigen Burschen auf, die Hand an seine Brust gelegt, der Blick verliebt und stolz. Er wirkte eben so glücklich und das Bild strahlte eine Wärme aus, im Gegensatz zu dem Kamin darunter. "Sie war nicht immer so." Meinte der Hund schließlich. "Aber Dinge können verderben, korrupiert werden und am Ende zu einem schrecklichen Abbild, verzerrt und morbide grotesk entstellt werden. Du hast einen langen Weg vor dir und jeder Weg verlangt einen Preis. Aber sie .. wird nicht deine Endstation sein." Sicherlich könnte man versuchen die Gräfin zu kurieren von ihrer Entstellten Verzerrung, aber was kostet das? War es den Preis wert? Freya konnte sich entscheiden, wie sie diesen Weg gehen will. Will ihn mit Widerstand gehen? Oder Fügsamkeit in der Hoffnung es stellt zum besseren? Oder versucht sie gar, die Ursache für diese Verderbheit heraus zu finden, aber würde sie das heilen wollen?
Freya wurde immer wieder gefordert und vor eine Wahl gestellt. Egal ob es moralisch oder religiöser Natur war. Egal ob es vom Verstand, Gewissen oder Ethik herrührte. Immer wieder wurde sie vor eine Wahl gestellt. Der Hund legte die Schnauze auf die Vorderpfoten. "Wir haben alle eine Geschichte. Wir alle sind einen Weg gegangen, um zu sein wer wir sind. Manche gehen einen Weg um zu werden wer sie sein sollen, aber sind sie dann noch sie? Ein Dilemma Freya. Hinter all deinem Namen und der Bürde.. was bleibt da. Wer bist du?"
- Adrian
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- Beiträge: 148
- Registriert: Di 1. Feb 2011, 15:18
- Danksagung erhalten: 2 Mal
#939
Adrian spürte die Dunkelheit, die sich um sie herum zu weben schien. Ein Gespinst aus Schatten und Finsternis, die sie beide gleichermaßen beherrschten. Eine Macht, die ihren Preis schon immer gehabt hatte.
Die nette Inszenierung um sie herum mochte für manche wie eine faszinierende Darbietung erscheinen. Eine mystische Dunkelheit, die Bewunderung hervorrufen konnte und den Fokus seiner Gespielin oder auch Freyas unbedarfter Seele auf ihn lenkte.
Adrian hingegen ließ sich von solchen kleinen Schattenspielen gewiss nicht beeindrucken, geschweige denn, dass es ihn zu einem Kräftemessen verleiten würde. Es wäre nur eine beherrschende Bewegung nötig, um die Dunkelheit wie einen Haufen Scherben zerbrechen zu lassen oder den Schatten wie einen Schleier zu lüften und ihn Rauch aufzulösen.
Ein beiläufiger Blick, ein belangloser Gedanke – das war alles, was Adrian der absurden Szenerie für die Dauer eines einen lieblosen Lidschlag an Aufmerksamkeit widmete.
„Du möchtest also, dass ich mich mehr bemühe?“ Seine Hand lag noch immer um sein Glas, während lediglich sein Zeigefinger wie eine nachdenkliche Geste über den Rand hinwegstrich, ohne auch nur ansatzweise eine Emotion zu zeigen. Sie nannten sich alte Freunde. Vielleicht waren sie sogar mehr als das gewesen. Zwei Brüdern, auch wenn das Blut, das in ihren Adern floss, nicht dasselbe war. Aber all das war vor einer langen Zeit gewesen und nichts davon schien geblieben.
„Gestatte mir die Frage nach dem Weshalb, Naheniel. Ist es doch ein Geltungsbedürfnis und das Missfallen darüber, dass ich deine Schritte nicht deinen Vorstellungen entsprechend würdige?“ Fragend hatten sich seine Brauen in die Stirn gelegt, als Adrian seinen kühlen Blick seinem Gegenüber zuwandte. Ruhig fuhr er fort, während sein Kopf sich leicht zur Seite neigte, gab es immerhin noch weitere Optionen, die sein Handeln begründen konnten. „Oder verbirgt sich vielleicht dahinter am Ende der Schatten eines Zweifels?“
Sein Blick war ruhig und durchdringend, als er Naheniel mit einer Spiegelung seiner eigenen Gelassenheit ansah. Adrian erwartete nicht wirklich eine Antwort darauf, weshalb er die Worte seines Freundes aufgriff, um diese auf die eine oder andere Weise selbst zu erhalten.
„Ich habe mich verändert…“ Bemerkte er mit kühler Beherrschung. Souverän und doch mit einer gewissen Gleichgültigkeit griff Adrian den spöttischen Blick Naheniels auf und nahm seine Einschätzung zur Kenntnis.
„Interessant.“ Das Dunkel in Adrians Augen funkelte leicht, während sich für nur wenige Sekunden ein abfälliges Lächeln wie eine versteckte Warnung auf seine Lippen schlich. Eine Form von Sarkasmus, mit der er nicht nur die Worte selbst, sondern das selbstherrliche Brüsten seines Freundes bedachte. Weder würde er es abstreiten, noch bejahen. Sie beide hatten dieselben Lektionen gelernt und daher ließ er ihm auch seine Einschätzung.
„Aber auch, wenn ich mich ungern wiederhole, deine Selbstüberschätzung ist dein größter Fehler. Sag mir Naheniel, wie sehr nagt es an dir? Dieses schleichende Gefühl, dass dir etwas entgangen sein muss. Du spürst es doch, oder?“ Es war eine rhetorische Frage aus seiner Sicht, die aus den feinen Nuancen seiner Worte und seines Auftretens keine Erwiderung brauchte.
„Zugegeben. Deine Schritte waren gut. Immerhin weiß ich noch immer nicht, wie du an Freya herankommen konntest.“ Ein knappes Nicken ging von ihm aus, als wolle er ihm Anerkennung zollen, ehe Adrian das Glas anhob. Nur für einen Moment streiften seine Augen dennoch fast richtungsweisend an die Stelle von Naheniels Brust, an welcher er die noch immer vorhandenen Spuren des Fluchs spüren konnte.
„Nicht perfekt, aber immerhin gut. Denn auch wenn du es irgendwie geschafft hast, fragt sich etwas in dir, was du übersehen haben könntest.“ Nachdenklich schwenkte er den Inhalt, sodass er den verbliebenen Schluck des Alkohols ein wenig Wallung brachte. Hell golden schimmernde Wellen, die er beäugte, ehe sich das helle Blau in einer fast durchdringenden Kälte auf ihn legte. „Aber dir geht es ja nicht darum, nicht wahr? Weder um meine Einschätzung, noch um meine Meinung, auch wenn du daran selbst noch wachsen könntest.“
Eine deutliche Aufforderung, welche in Adrians Worten verborgen lag und sich nahtlos in seinem Blick widerspiegeln sollte, ehe er sein Glas leerte.
Die nette Inszenierung um sie herum mochte für manche wie eine faszinierende Darbietung erscheinen. Eine mystische Dunkelheit, die Bewunderung hervorrufen konnte und den Fokus seiner Gespielin oder auch Freyas unbedarfter Seele auf ihn lenkte.
Adrian hingegen ließ sich von solchen kleinen Schattenspielen gewiss nicht beeindrucken, geschweige denn, dass es ihn zu einem Kräftemessen verleiten würde. Es wäre nur eine beherrschende Bewegung nötig, um die Dunkelheit wie einen Haufen Scherben zerbrechen zu lassen oder den Schatten wie einen Schleier zu lüften und ihn Rauch aufzulösen.
Ein beiläufiger Blick, ein belangloser Gedanke – das war alles, was Adrian der absurden Szenerie für die Dauer eines einen lieblosen Lidschlag an Aufmerksamkeit widmete.
„Du möchtest also, dass ich mich mehr bemühe?“ Seine Hand lag noch immer um sein Glas, während lediglich sein Zeigefinger wie eine nachdenkliche Geste über den Rand hinwegstrich, ohne auch nur ansatzweise eine Emotion zu zeigen. Sie nannten sich alte Freunde. Vielleicht waren sie sogar mehr als das gewesen. Zwei Brüdern, auch wenn das Blut, das in ihren Adern floss, nicht dasselbe war. Aber all das war vor einer langen Zeit gewesen und nichts davon schien geblieben.
„Gestatte mir die Frage nach dem Weshalb, Naheniel. Ist es doch ein Geltungsbedürfnis und das Missfallen darüber, dass ich deine Schritte nicht deinen Vorstellungen entsprechend würdige?“ Fragend hatten sich seine Brauen in die Stirn gelegt, als Adrian seinen kühlen Blick seinem Gegenüber zuwandte. Ruhig fuhr er fort, während sein Kopf sich leicht zur Seite neigte, gab es immerhin noch weitere Optionen, die sein Handeln begründen konnten. „Oder verbirgt sich vielleicht dahinter am Ende der Schatten eines Zweifels?“
Sein Blick war ruhig und durchdringend, als er Naheniel mit einer Spiegelung seiner eigenen Gelassenheit ansah. Adrian erwartete nicht wirklich eine Antwort darauf, weshalb er die Worte seines Freundes aufgriff, um diese auf die eine oder andere Weise selbst zu erhalten.
„Ich habe mich verändert…“ Bemerkte er mit kühler Beherrschung. Souverän und doch mit einer gewissen Gleichgültigkeit griff Adrian den spöttischen Blick Naheniels auf und nahm seine Einschätzung zur Kenntnis.
„Interessant.“ Das Dunkel in Adrians Augen funkelte leicht, während sich für nur wenige Sekunden ein abfälliges Lächeln wie eine versteckte Warnung auf seine Lippen schlich. Eine Form von Sarkasmus, mit der er nicht nur die Worte selbst, sondern das selbstherrliche Brüsten seines Freundes bedachte. Weder würde er es abstreiten, noch bejahen. Sie beide hatten dieselben Lektionen gelernt und daher ließ er ihm auch seine Einschätzung.
„Aber auch, wenn ich mich ungern wiederhole, deine Selbstüberschätzung ist dein größter Fehler. Sag mir Naheniel, wie sehr nagt es an dir? Dieses schleichende Gefühl, dass dir etwas entgangen sein muss. Du spürst es doch, oder?“ Es war eine rhetorische Frage aus seiner Sicht, die aus den feinen Nuancen seiner Worte und seines Auftretens keine Erwiderung brauchte.
„Zugegeben. Deine Schritte waren gut. Immerhin weiß ich noch immer nicht, wie du an Freya herankommen konntest.“ Ein knappes Nicken ging von ihm aus, als wolle er ihm Anerkennung zollen, ehe Adrian das Glas anhob. Nur für einen Moment streiften seine Augen dennoch fast richtungsweisend an die Stelle von Naheniels Brust, an welcher er die noch immer vorhandenen Spuren des Fluchs spüren konnte.
„Nicht perfekt, aber immerhin gut. Denn auch wenn du es irgendwie geschafft hast, fragt sich etwas in dir, was du übersehen haben könntest.“ Nachdenklich schwenkte er den Inhalt, sodass er den verbliebenen Schluck des Alkohols ein wenig Wallung brachte. Hell golden schimmernde Wellen, die er beäugte, ehe sich das helle Blau in einer fast durchdringenden Kälte auf ihn legte. „Aber dir geht es ja nicht darum, nicht wahr? Weder um meine Einschätzung, noch um meine Meinung, auch wenn du daran selbst noch wachsen könntest.“
Eine deutliche Aufforderung, welche in Adrians Worten verborgen lag und sich nahtlos in seinem Blick widerspiegeln sollte, ehe er sein Glas leerte.
✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
#940
Der Kater kauerte sich immer noch eng an die Decke der Kutsche, als diese bereits verlassen unter dem Unterstand stand. Sein kleines Herz schlug ihm bis zum Halse, machte dort Purzelbäume und fiel dann zurück in seinen Brustkorb und sein verbliebenes Ohr war feuerrot und heiß von dem ganzen wild umherfließenden Blut in seinen Adern. Auch wenn er bisher nicht nach einem Plan gehandelt hatte, irgendwie verlief das alles so gar nicht, wie er es wollte. Ein Mädchen in der falschen Welt hier, ein erzürnter Bischof da, ein verlorenes Ohr auf dem er gerade sehr konzentriert kaute und ein völlig aus dem Ruder laufendes Geschäft.
Haedinn konnte sich nicht helfen, aber gleich wohin er seine großen Pfoten bewegte, es wollte ihm nicht gelingen, vorwärts zu kommen. Alles drehte sich in einem Kreis, es war nicht einmal ein hin und her, oder gar ein auf und ab. Nein, immer schön rundherum, bis einem der Kopf ganz schwindelig wurde und die Augen völlig verdreht umherkullerten. Es war alles nur ein Suchen und Finden. Hei, er war doch kein Spürhund! Seine Nackenhaare stellten sich auf und sogleich schmeckte er diesen unverkennbaren Geschmack des Hundes aus der Kutsche auf seiner feinen Zunge. Eilig schleckte er sich einige Male über seine Nase, womöglich half es ja, diesen loszuwerden. Aber so ein Hund war eben auf viele Weisen ziemlich hartnäckig.
Nun, es half alles nichts. Der Kater konnte hier nun weiterhin verweilen und darauf warten, dass ihn sein knurrender Magen irgendwann verriet oder sich aus seinem Versteck trauen. Der Hunger war jetzt schon fast unerträglich, denn irgendwie hatte er es verpasst, sich in dem ganzen Tumult um eine angemessene Leckerei zu kümmern. Dumm nur, dass Hunger, Verletzungen, Schmerz aber auch Wohlempfinden zur Sichtbarkeit führten. Daran konnte er nichts ändern, es war einfach so.
Und so leuchteten seine Augen gelb auf, während ein orangener Farbton sich deutlich von dem schwarzen Fell abzeichnete. Vorsichtig lugte Haedinn von dem Dach herunter. Doppelte Absicherung war besser als eine halbe, schließlich saß er bereits mehr als genug in der Klemme, noch enger durfte sich diese um seinen klapperdürren Körper nicht legen. Die Gefahr, dass er zerquetscht wurde, bestand nämlich durchaus und langsam aber sicher musste er mit seinen verbliebenen Leben geizig werden. Außerdem mochte er diese äußerst unansehnliche Art des Sterbens nicht gut leiden. Sie machte Dreck und es dauerte viel zu lange, bis einem endlich die Puste ausging und man dahinschlummerte. Wobei, ein Schlummern war es kaum. Aber in Anbetracht der Situation, in der er steckte, konnte es ihm keiner übel nehmen, wenn er es sich schön redete. Trotzdem galt für Haedinn: Wenn schon sterben, dann schnell und ohne aufgeblasenes Drama, austretenden Eingeweider oder spritzendes Blut. Und bedeutsame letzte Worte waren ohnehin nichts für den Kater, zumeist hörte ihm nämlich sowieso keiner zu, wenn er starb.
Mit einem geschmeidigen, lautlosen Satz, sprang Haedinn von der Kutsche herunter, duckte sich zwischen einigen Schatten und verbarg sich hinter einem Fass, das aufgestapelt neben vielen anderen in der Nähe des Unterstands stand. Bereits bei der Anfahrt hatte er das prunkvolle Haus genauer betrachtet. Bisschen zu kitschig nach seinem Geschmack, aber er musste ja nicht drin wohnen. Zumindest noch nicht, wie er sich mit einem sichtbaren Schlucken eingestehen musste.
Ob das arme Hündchen wusste, was ihm außerhalb des Zaungitters entging? Was Freiheit war? Oder kannte er nur dieses Leben in Abhängigkeit und Gehorsam? Ein großer Welpe, dem es nie erlaubt sein würde, Selbstständigkeit zu lernen?
Haedinn konnte ein abwehrendes Fauchen nicht unterdrücken und zog sich noch weiter zwischen den Fässern zurück. Wer wusste schon, was diese schräge Gräfin noch für Haustiere hinter den Toren hielt. Sie war nicht gerade dafür bekannt, zimperlich zu sein. Und mit den richtigen Methoden konnte ein jeder Wildling gezähmt werden. Wieder musste Haedinn sich einmal von der Schnauze bis zur Schwanzspitze schütteln. Ein wenig Mitleid empfand er tatsächlich, mit dem kalbartigen Vieh, das für ihn einfach so schrecklich hundig roch.
Was nun aber tun? Fliehen stellte nach wie vor keine Option da. Und selbst wenn, wie sollte er in diesem Zustand der Sichtbarkeit entkommen? Die Gitter waren viel zu eng, hindurchzwängen wäre äußerst unpraktisch und ging noch dazu sehr auf das körperliche Gefüge. Ein fehlendes Ohr konnte er vorerst verschmerzen, was aber wenn er bei dem Versuch, sich durch das Gitter zu quetschen, seinen Kopf verlor? Der Körper war leicht zu pressen, der Schädel aber nicht ganz so flexibel. Aber selbst wenn es gelang, dann war er zwar draußen, Freya aber immer noch hier drin. Blöde Idee also auf vielen Ebenen.
Nervös leckte er sich mit seiner rauen Zunge über die Lippen und spitzen Eckzähne. Warum aber auch ausgerechnet die Gräfin? Jedem hätte Freya in die Arme laufen können, dem Gärtner, dem Boten oder dem Kaiser. Allesamt nette Personen, von denen keine Gefahr ausging. Selbst wenn sie irgendwelche herumstehenden Getränke in sich gekippt hätte, die schon alleine deshalb, weil sie einfach an den seltsamsten Orten erschienen, niemals angefasst werden sollten, wäre das nicht so gravierend gewesen.
Aber nein, das Menschenmädchen besaß ja ein Händchen sich in äußerst unpassende Gesellschaft zu begeben. Naheniel, Fungus, der Bischof, Hafrun und nun auch noch die Gräfin. Vielleicht trug sie ja ein für den Kater nicht sichtbares Schild oder eine nicht wahrnehmbare Duftnote an sich, die diese schrecklichen Personen in Scharen anlockte und so etwas aussagte wie: "Iss mich."
Haedinn kniff seine glühenden Augen zusammen und dachte über seinen immer abschweifenderen Gedankengang nach. Nein, das machte irgendwie keinen Sinn. Aber was machte schon Sinn? Sinn war etwas für Krümelkacker. Und Krümel mochte er nicht. Nicht im Fell, nicht auf den Pfoten, nicht auf der Nase und auch nicht auf dem Boden.
Es half alles nichts, irgendwie musste er in der Nähe des Kindes bleiben. Auch wenn dieses ihm genau das äußerst schwer machte.
In schleichender Haltung verließ er sein Versteck, sauste elegant hinüber bis zu dem Haus und suchte nach einem Fenster oder einer Hintertür. Hier ein Stups mit der Nase, da ein Stups mit der Pfote. Naja, mit ein wenig Glück würde er in dem Haus zumindest so etwas wie Nadel und Faden finden. Die Aussicht auf ein wieder angenähtes, zweites Ohr verschaffte ihm ein klein wenig Trost.
Haedinn konnte sich nicht helfen, aber gleich wohin er seine großen Pfoten bewegte, es wollte ihm nicht gelingen, vorwärts zu kommen. Alles drehte sich in einem Kreis, es war nicht einmal ein hin und her, oder gar ein auf und ab. Nein, immer schön rundherum, bis einem der Kopf ganz schwindelig wurde und die Augen völlig verdreht umherkullerten. Es war alles nur ein Suchen und Finden. Hei, er war doch kein Spürhund! Seine Nackenhaare stellten sich auf und sogleich schmeckte er diesen unverkennbaren Geschmack des Hundes aus der Kutsche auf seiner feinen Zunge. Eilig schleckte er sich einige Male über seine Nase, womöglich half es ja, diesen loszuwerden. Aber so ein Hund war eben auf viele Weisen ziemlich hartnäckig.
Nun, es half alles nichts. Der Kater konnte hier nun weiterhin verweilen und darauf warten, dass ihn sein knurrender Magen irgendwann verriet oder sich aus seinem Versteck trauen. Der Hunger war jetzt schon fast unerträglich, denn irgendwie hatte er es verpasst, sich in dem ganzen Tumult um eine angemessene Leckerei zu kümmern. Dumm nur, dass Hunger, Verletzungen, Schmerz aber auch Wohlempfinden zur Sichtbarkeit führten. Daran konnte er nichts ändern, es war einfach so.
Und so leuchteten seine Augen gelb auf, während ein orangener Farbton sich deutlich von dem schwarzen Fell abzeichnete. Vorsichtig lugte Haedinn von dem Dach herunter. Doppelte Absicherung war besser als eine halbe, schließlich saß er bereits mehr als genug in der Klemme, noch enger durfte sich diese um seinen klapperdürren Körper nicht legen. Die Gefahr, dass er zerquetscht wurde, bestand nämlich durchaus und langsam aber sicher musste er mit seinen verbliebenen Leben geizig werden. Außerdem mochte er diese äußerst unansehnliche Art des Sterbens nicht gut leiden. Sie machte Dreck und es dauerte viel zu lange, bis einem endlich die Puste ausging und man dahinschlummerte. Wobei, ein Schlummern war es kaum. Aber in Anbetracht der Situation, in der er steckte, konnte es ihm keiner übel nehmen, wenn er es sich schön redete. Trotzdem galt für Haedinn: Wenn schon sterben, dann schnell und ohne aufgeblasenes Drama, austretenden Eingeweider oder spritzendes Blut. Und bedeutsame letzte Worte waren ohnehin nichts für den Kater, zumeist hörte ihm nämlich sowieso keiner zu, wenn er starb.
Mit einem geschmeidigen, lautlosen Satz, sprang Haedinn von der Kutsche herunter, duckte sich zwischen einigen Schatten und verbarg sich hinter einem Fass, das aufgestapelt neben vielen anderen in der Nähe des Unterstands stand. Bereits bei der Anfahrt hatte er das prunkvolle Haus genauer betrachtet. Bisschen zu kitschig nach seinem Geschmack, aber er musste ja nicht drin wohnen. Zumindest noch nicht, wie er sich mit einem sichtbaren Schlucken eingestehen musste.
Ob das arme Hündchen wusste, was ihm außerhalb des Zaungitters entging? Was Freiheit war? Oder kannte er nur dieses Leben in Abhängigkeit und Gehorsam? Ein großer Welpe, dem es nie erlaubt sein würde, Selbstständigkeit zu lernen?
Haedinn konnte ein abwehrendes Fauchen nicht unterdrücken und zog sich noch weiter zwischen den Fässern zurück. Wer wusste schon, was diese schräge Gräfin noch für Haustiere hinter den Toren hielt. Sie war nicht gerade dafür bekannt, zimperlich zu sein. Und mit den richtigen Methoden konnte ein jeder Wildling gezähmt werden. Wieder musste Haedinn sich einmal von der Schnauze bis zur Schwanzspitze schütteln. Ein wenig Mitleid empfand er tatsächlich, mit dem kalbartigen Vieh, das für ihn einfach so schrecklich hundig roch.
Was nun aber tun? Fliehen stellte nach wie vor keine Option da. Und selbst wenn, wie sollte er in diesem Zustand der Sichtbarkeit entkommen? Die Gitter waren viel zu eng, hindurchzwängen wäre äußerst unpraktisch und ging noch dazu sehr auf das körperliche Gefüge. Ein fehlendes Ohr konnte er vorerst verschmerzen, was aber wenn er bei dem Versuch, sich durch das Gitter zu quetschen, seinen Kopf verlor? Der Körper war leicht zu pressen, der Schädel aber nicht ganz so flexibel. Aber selbst wenn es gelang, dann war er zwar draußen, Freya aber immer noch hier drin. Blöde Idee also auf vielen Ebenen.
Nervös leckte er sich mit seiner rauen Zunge über die Lippen und spitzen Eckzähne. Warum aber auch ausgerechnet die Gräfin? Jedem hätte Freya in die Arme laufen können, dem Gärtner, dem Boten oder dem Kaiser. Allesamt nette Personen, von denen keine Gefahr ausging. Selbst wenn sie irgendwelche herumstehenden Getränke in sich gekippt hätte, die schon alleine deshalb, weil sie einfach an den seltsamsten Orten erschienen, niemals angefasst werden sollten, wäre das nicht so gravierend gewesen.
Aber nein, das Menschenmädchen besaß ja ein Händchen sich in äußerst unpassende Gesellschaft zu begeben. Naheniel, Fungus, der Bischof, Hafrun und nun auch noch die Gräfin. Vielleicht trug sie ja ein für den Kater nicht sichtbares Schild oder eine nicht wahrnehmbare Duftnote an sich, die diese schrecklichen Personen in Scharen anlockte und so etwas aussagte wie: "Iss mich."
Haedinn kniff seine glühenden Augen zusammen und dachte über seinen immer abschweifenderen Gedankengang nach. Nein, das machte irgendwie keinen Sinn. Aber was machte schon Sinn? Sinn war etwas für Krümelkacker. Und Krümel mochte er nicht. Nicht im Fell, nicht auf den Pfoten, nicht auf der Nase und auch nicht auf dem Boden.
Es half alles nichts, irgendwie musste er in der Nähe des Kindes bleiben. Auch wenn dieses ihm genau das äußerst schwer machte.
In schleichender Haltung verließ er sein Versteck, sauste elegant hinüber bis zu dem Haus und suchte nach einem Fenster oder einer Hintertür. Hier ein Stups mit der Nase, da ein Stups mit der Pfote. Naja, mit ein wenig Glück würde er in dem Haus zumindest so etwas wie Nadel und Faden finden. Die Aussicht auf ein wieder angenähtes, zweites Ohr verschaffte ihm ein klein wenig Trost.
Wie willst du vor dem fliehen, was in deinem Kopf ist?
- -Freya-
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#941
Freya folgte dem schweigenden Burschen ohne ein Wort ins Innere des Anwesens. Sie hatte keine andere Wahl. Zumindest für diesen Moment nicht.
Welchen Sinn hätte es immerhin, sich zu widersetzen? Kopflos einen Ausweg zu suchen, nur um an den Mauern zu scheitern oder sich spätestens im Wald gnadenlos zu verirren? Obwohl ein innerer Drang in dem Mädchen immer wieder einfach losrennen wollte, flüsterte ihr ein Funke Vernunft leise zu, es nicht zu tun.
So gut es ging und trotz des Verbands unter ihrem Hemd, hielt sich Freya aufrecht, während sie hinter dem Knaben und Absolom hinterherging.
Ihre großen blauen Augen glitten aufmerksam über den edlen Tand hinweg. Kunst und Eleganz, die Freya selbst nicht beeindruckten, aber viel über die Herrin der Residenz aussagten, die ihren Beinamen nicht ohne Grund trug. Makellose Perfektion, die ihren Preis hatte.
Jene düstere Eleganz, die bereits am Eingang geherrscht hatte, schien sich in allem widerzuspiegeln. Immer mehr schien sich jene zu verdichten. Fast wie ein unsichtbarer, erdrückender Schatten, der sich über alles und jeden im Inneren ausbreitete, während der kalte Stein unter ihren nackten Füßen sie Schritt für Schritt daran erinnerte, welchen vermeintlichen Status man ihr zugedachte.
Als der Hund plötzlich stehenblieb und sie bat zu warten, warf Freya instinktiv der Eingangstür einen kurzen, verstohlenen Blick zu. Der Salon schien nicht weit entfernt zu sein. Es schadete nicht, sich jedes Detail einzuprägen, auch wenn eine Flucht weder physisch möglich noch unter den gegebenen Umständen erlaubt war. Doch hatte sie auch nicht vor, sich zu einer seelenlosen Hülle wie dem Knaben formen zu lassen.
Bevor der Bursche oder Absolom ihre Neugierde bemerken konnte, wandte Freya sich blinzeln wieder herum und folgte ihnen in den Salon. Beiläufig sahen ihre Augen dabei für einen kurzen Moment zum Türrahmen, als der Hund bereits weiter trottete und er es sich auf einem Kissen bequem machte. Etwas hatte ihn aufmerksam gemacht, doch Freya konnte nur schweres dunkles Holz sehen, welches die Tür selbst einfasste.
Ruhig atmete das Mädchen ein. Was immer sie erwarten sollte, sie musste von allem ausgehen. Auch vom schlimmsten. Unmöglich oder vollkommen falsch waren Begrifflichkeiten, die hier nicht galten.
Kurz nur strich ihr Blick auf die Sessel, doch zögerte Freya damit, es Absolom gleichzutun indem sie sich setzen würde. Tatsächlich hatte das Mädchen das Gefühl, dass man von ihr erwarten würde, auf diese Annehmlichkeit zu verzichten.
Das Hemd umspielte lose ihre Beine, als Freya daher weiter in den Raum hineintrat und ihren Blick umherschweifen ließ. Langsam drehte sie sich dabei um ihre Achse und musterte ihre Umgebung, während Absolom seine Worte wieder aufgriff.
Warum erzählte er ihr das alles? Fragend wandte das Blau ihrer Augen sich auf das edle Tier. Doch das Bellen des Hundes ließ sie unmittelbar zusammenzucken und seinem Blick folgen.
Leicht nur wandte sich das Mädchen sich wieder herum, und betrachtete das Bild. Es war sicherlich unnötig zu fragen, wer die Frau dort war und was es zeigte. Menschen veränderten sich. Ob gewollt oder ungewollt. Es gab sicher Gründe dafür. Was immer jedoch geschehen war, sie schien offenbar an dieser Erinnerung zu hängen.
„Jeder Weg, den man geht, verändert den Menschen. Auch wenn man sich selbst treu zu bleiben versuchen. Am Ende jedoch hinterlässt alles eine Spur. Jede Begegnung, jedes Wort. Es ist also nicht die Frage, wer man ist, sondern wer man sein will und was man bereit ist dafür zu geben und zu opfern oder ob man vor dem, was sich einem entgegenstellt, kapituliert.“
Demut, Entschlossenheit, Hingabe - wie nah blieb sie ihrem Weg? Ihrer Bestimmung. Das waren die Fragen, denen sich Freya stellen musste. Ließ sie es zu, dass man sie von ihrem Weg drängte oder gab sie sich auf? War sie am Ende zu schwach? Zu unbedeutend?
Unbewusst wanderte Freyas Blick zum Fenster. Erschrocken strichen ihre Augen über die verzerrte Spiegelung hinweg, die ihr eigenes verschwommenes Abbild zeigte.
Sie war es und doch hatte jenes Ebenbild nichts mehr mit dem Mädchen gemeinsam, das zur Zeremonie geschritten war oder jenem, welches sie zuletzt im Spiegel betrachtet hatte, bevor sie ihn in tausend Teile zerschlagen hatte, weil es nie gut genug war.
Kein glänzendes Haar, welches kunstvoll verflochten worden war, nur damit ein paar Strähnen ihr vor Aufregung gerötetes Gesicht umspielte und ihre klaren Augen betonte. Kein edles fließendes Gewand, das sich in seiner Leichtigkeit an ihren Körper schmiegte, als wäre es für sie gemacht. Das Mädchen, das sich danach sehnte, nur einmal gesehen zu werden. Nicht als Kind oder Schlüssel, sondern als der Mensch, der sie war. Es war fort. Nichts war geblieben.
Lange schwarze Strähnen umrahmten stattdessen ihr blasses Gesicht, dessen Züge sich jedoch kaum wiedererkennen ließen. Aber das war auch nicht notwendig. Freya wusste genau, wie sie sich fühlte. Verloren. Genau wie sie in diesem schlichten übergroßen Hemd wirken mochte, das wie ein Sack ihren zierlichen Körper bedeckte.
Seit sie hier jedoch gelandet war, hatte sie sich darüber keine Gedanken gemacht, wie sie aussah oder wie andere sie sehen mochten. Doch umso deutlicher hallte Absoloms Frage in ihren Gedanken wider.
Wer war sie? Das Spiegelbild selbst zeigte ihr ungeschönt, was jene um sie herum schlicht in ihr sahen. Hier war sie ein Niemand. Das, was sie sehen konnte, war das, was die Menschen oder vielmehr Wesen um sie herum aus ihr machten.
Ein verschrobenes groteskes Abbild ihrer selbst. Verloren, gebrochen und allein. Doch das war sie nicht. Nein, ihr weg endete nicht hier, nicht auf diese Weise. Ihre Augen verengten sich unter dem Gedanken. Nein, sie war noch immer Freya und sie würde es immer bleiben.
Zart wehte das Hemd in ihrem Spiegelbild auf, als wäre es der Rock einer Robe. Freya musste nicht hinabsehen, um zu wissen, dass es nicht das widerspiegelte, was hier im Raum geschah, sondern ihr etwas vollkommen anderes zeigte.
Wild umspielte der Stoff ihre Beine, während das lange schwarze Haar sich in einem Spiel aus Wind und Sturm zu ergeben schien, so dass es ihre verschwommenen Züge wie finstere Schatten umspielte.
„Spürst du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in dir?“ Mahnend senkte sie ihre Wimpern, als würde sie selbst erkennen, was sie niemals sein würde.
Nein, sie war noch immer Freya. Adeptin des einzig Wahren und, so es sein Wille war, der Schlüssel seiner Prophezeiung. Nichts und niemand würde sie davon abbringen. Ja, sie wusste, wer sie sein wollte.
Zu deutlich konnte Freya es spüren, sodass die Dunkelheit sich beim Senken ihrer Lider unmittelbar über sie legte, als würde jene nach ihr greifen und sie in Besitz nehmen. Eine Finsternis, deren Stimme sie immer wieder rief.
Kühl blickte das helle Blau seiner Augen unumwunden in ihre hinab. So klar und rein in seiner Farbe, dass die Finsternis, die sich dahinter verbarg, umso deutlicher erkennbar wurde. Eine Dunkelheit, die sie lockte und nahezu umschmeichelte. Eine Finsternis, die nach ihr zu greifen versuchte.
"Sieh mir in die Augen und sag mir, wen siehst du dort? Bist es immer noch du, oder bin es nun ich?"
Die Macht um sich herum, sie meinte, sie spüren zu können. Jene unglaubliche Magie, die ebenso ein Kitzeln auf ihrer Haut hinterließ, wenn sie ihm zu nahe kam.
„Ich sehe dich“, hörte sie sich selbst sagen. Ein Flüstern, dessen sehnsuchtsvollen Schmerz sie spüren konnte und der sie tiefer als je zuvor ergriff, nachdem er ihren Ruf zuvor nicht erhört hatte. Doch jeder musste seinen Weg gehen, um zu dem zu werden, was ihm bestimmt war. „Und ich erkenne mich in dir.“
„Doch siehst du auch, was ich sehe?“ Ihre andere Hand legte sich an seine Wange, während sie einen winzigen Schritt auf ihn zumachte. Ein Augenblick der vollkommenen Gewissheit, nun da sie wusste, dass er in ihr nicht mehr als den Schlüssel sah. Ein Ding, das er formen und benutzen wollte, doch zu dem er nie hinaufsehen würde.
Umso bedeutungsvoller berührten ihre Lippen die seinen nur wie ein Hauch. Ein Kuss so rein und unschuldig, dass er das Rot ihrer Lippen auf seine Haut malte, während die Klinge sich lautlos in ihren Körper drängte, um ihn spüren zu lassen, wie sie ihm die Macht nahm. Die Macht über sich und ebenso über jene, die er mehr als alles andere begehrte. Ja sie konnte es fühlen, auch wenn es nur eine Illusion war. „Kannst du es erkennen, kannst du es spüren, Naheniel?“
Sie fühlte den Hunger, die Macht, die auf ihrer Haut kribbelte. Ein Rausch, der sie einnehmen wollte, da Freya für einen winzigen Augenblick das Gefühl hatte, sie bräuchte nur ihre Hand ausstrecken, um danach greifen zu können.
Ein Moment der jäh endete, als ein schmerzhaftes Stechen unter dem Verband sie ruckartig zusammenfahren ließ. Unmittelbar riss Freya ihre Augen auf und schluckte erschrocken, als ein metallischer Geschmack sich unangenehm in ihrem Mund ausbreitete. Verflixt, was hatte sie getan?
Instinktiv war sie versucht ihre Hand unmittelbar an ihren Bauch zu legen, doch hielt Freya in ihrer Bewegung inne.
Stattdessen atmete das Mädchen vorsichtig ein, doch der wärmende Heilzauber, den sie unscheinbar hervorrufen wollte, liess sie erneut zusammenzucken.
Nur für einen Moment weiteten sich Freyas Augen, als ein Hämmern ihren Geist erfasste. Ein Dröhnen, das es dem Mädchen massiv erschwerte, nicht nur die Situation, sondern auch den Schmerz im nächsten Atemzug zu überspielen. Weder konnte noch durfte sie sich eine Schwäche erlauben oder zeigen. Wie es endete, hatte sie immerhin zu spüren bekommen.
Waren es nur Sekunden, ein flatterhafter Lidschlag oder hatte Absolom etwas bemerkt? Etwas gesehen? Das Pochen in ihrem Kopf hallte noch nach.
Unsicher, ob der Hund ihr Zögern wahrgenommen hatte oder es unbemerkt geblieben war, sah sie mit einem Wimpernschlag zu ihm. Doch was konnte man in seinen dunklen Augen deuten? Leise nur, damit er das Beben in ihrer Stimme vielleicht nicht hören würde, wandte sie sich Absolom zu, um einfach an seine Worten anzuknüpfen. Antworten zu finden oder ein Schlupfloch.
„Was meinst du damit, dass ich einen langen Weg vor mir habe und dass jeder Weg einen Preis verlangen wird?“
Was genau hatte die Gräfin vor oder sprach der Hund von etwas ganz anderem? Welches Schicksal man ihr zugedachte war Freya durchaus bewusst, aber wenn es nur um Reichtum ging, würde ein Schreiben an ihre Familie oder ihre Mentorin selbst genügen. War es aber so simpel, wie sie glaubte? Ohne jeden Zweifel hatte die Herrin der Tränen ihren Weg gewählt. Einen Pfad, der ihr selbst und diesem Anwesen seinen Namen verliehen hatte. Doch was für eine Bedeutung hatte es für sie?
„Um was geht es der Gräfin? Um Gold?“
Fragend wandte das Blau ihrer Augen sich auf ihn und griff nahezu nach seinem Blick. Rätsel hatte sie genug, ebenso wie Fragen. Wohin sie kam, taten sich neue auf, doch nirgendwo hatte sie bisher je eine Antwort gefunden. Vielleicht musste sie daher umdenken. Simpler.
„Wer bist du Absolom?
Welchen Sinn hätte es immerhin, sich zu widersetzen? Kopflos einen Ausweg zu suchen, nur um an den Mauern zu scheitern oder sich spätestens im Wald gnadenlos zu verirren? Obwohl ein innerer Drang in dem Mädchen immer wieder einfach losrennen wollte, flüsterte ihr ein Funke Vernunft leise zu, es nicht zu tun.
So gut es ging und trotz des Verbands unter ihrem Hemd, hielt sich Freya aufrecht, während sie hinter dem Knaben und Absolom hinterherging.
Ihre großen blauen Augen glitten aufmerksam über den edlen Tand hinweg. Kunst und Eleganz, die Freya selbst nicht beeindruckten, aber viel über die Herrin der Residenz aussagten, die ihren Beinamen nicht ohne Grund trug. Makellose Perfektion, die ihren Preis hatte.
Jene düstere Eleganz, die bereits am Eingang geherrscht hatte, schien sich in allem widerzuspiegeln. Immer mehr schien sich jene zu verdichten. Fast wie ein unsichtbarer, erdrückender Schatten, der sich über alles und jeden im Inneren ausbreitete, während der kalte Stein unter ihren nackten Füßen sie Schritt für Schritt daran erinnerte, welchen vermeintlichen Status man ihr zugedachte.
Als der Hund plötzlich stehenblieb und sie bat zu warten, warf Freya instinktiv der Eingangstür einen kurzen, verstohlenen Blick zu. Der Salon schien nicht weit entfernt zu sein. Es schadete nicht, sich jedes Detail einzuprägen, auch wenn eine Flucht weder physisch möglich noch unter den gegebenen Umständen erlaubt war. Doch hatte sie auch nicht vor, sich zu einer seelenlosen Hülle wie dem Knaben formen zu lassen.
Bevor der Bursche oder Absolom ihre Neugierde bemerken konnte, wandte Freya sich blinzeln wieder herum und folgte ihnen in den Salon. Beiläufig sahen ihre Augen dabei für einen kurzen Moment zum Türrahmen, als der Hund bereits weiter trottete und er es sich auf einem Kissen bequem machte. Etwas hatte ihn aufmerksam gemacht, doch Freya konnte nur schweres dunkles Holz sehen, welches die Tür selbst einfasste.
Ruhig atmete das Mädchen ein. Was immer sie erwarten sollte, sie musste von allem ausgehen. Auch vom schlimmsten. Unmöglich oder vollkommen falsch waren Begrifflichkeiten, die hier nicht galten.
Kurz nur strich ihr Blick auf die Sessel, doch zögerte Freya damit, es Absolom gleichzutun indem sie sich setzen würde. Tatsächlich hatte das Mädchen das Gefühl, dass man von ihr erwarten würde, auf diese Annehmlichkeit zu verzichten.
Das Hemd umspielte lose ihre Beine, als Freya daher weiter in den Raum hineintrat und ihren Blick umherschweifen ließ. Langsam drehte sie sich dabei um ihre Achse und musterte ihre Umgebung, während Absolom seine Worte wieder aufgriff.
Warum erzählte er ihr das alles? Fragend wandte das Blau ihrer Augen sich auf das edle Tier. Doch das Bellen des Hundes ließ sie unmittelbar zusammenzucken und seinem Blick folgen.
Leicht nur wandte sich das Mädchen sich wieder herum, und betrachtete das Bild. Es war sicherlich unnötig zu fragen, wer die Frau dort war und was es zeigte. Menschen veränderten sich. Ob gewollt oder ungewollt. Es gab sicher Gründe dafür. Was immer jedoch geschehen war, sie schien offenbar an dieser Erinnerung zu hängen.
„Jeder Weg, den man geht, verändert den Menschen. Auch wenn man sich selbst treu zu bleiben versuchen. Am Ende jedoch hinterlässt alles eine Spur. Jede Begegnung, jedes Wort. Es ist also nicht die Frage, wer man ist, sondern wer man sein will und was man bereit ist dafür zu geben und zu opfern oder ob man vor dem, was sich einem entgegenstellt, kapituliert.“
Demut, Entschlossenheit, Hingabe - wie nah blieb sie ihrem Weg? Ihrer Bestimmung. Das waren die Fragen, denen sich Freya stellen musste. Ließ sie es zu, dass man sie von ihrem Weg drängte oder gab sie sich auf? War sie am Ende zu schwach? Zu unbedeutend?
Unbewusst wanderte Freyas Blick zum Fenster. Erschrocken strichen ihre Augen über die verzerrte Spiegelung hinweg, die ihr eigenes verschwommenes Abbild zeigte.
Sie war es und doch hatte jenes Ebenbild nichts mehr mit dem Mädchen gemeinsam, das zur Zeremonie geschritten war oder jenem, welches sie zuletzt im Spiegel betrachtet hatte, bevor sie ihn in tausend Teile zerschlagen hatte, weil es nie gut genug war.
Kein glänzendes Haar, welches kunstvoll verflochten worden war, nur damit ein paar Strähnen ihr vor Aufregung gerötetes Gesicht umspielte und ihre klaren Augen betonte. Kein edles fließendes Gewand, das sich in seiner Leichtigkeit an ihren Körper schmiegte, als wäre es für sie gemacht. Das Mädchen, das sich danach sehnte, nur einmal gesehen zu werden. Nicht als Kind oder Schlüssel, sondern als der Mensch, der sie war. Es war fort. Nichts war geblieben.
Lange schwarze Strähnen umrahmten stattdessen ihr blasses Gesicht, dessen Züge sich jedoch kaum wiedererkennen ließen. Aber das war auch nicht notwendig. Freya wusste genau, wie sie sich fühlte. Verloren. Genau wie sie in diesem schlichten übergroßen Hemd wirken mochte, das wie ein Sack ihren zierlichen Körper bedeckte.
Seit sie hier jedoch gelandet war, hatte sie sich darüber keine Gedanken gemacht, wie sie aussah oder wie andere sie sehen mochten. Doch umso deutlicher hallte Absoloms Frage in ihren Gedanken wider.
Wer war sie? Das Spiegelbild selbst zeigte ihr ungeschönt, was jene um sie herum schlicht in ihr sahen. Hier war sie ein Niemand. Das, was sie sehen konnte, war das, was die Menschen oder vielmehr Wesen um sie herum aus ihr machten.
Ein verschrobenes groteskes Abbild ihrer selbst. Verloren, gebrochen und allein. Doch das war sie nicht. Nein, ihr weg endete nicht hier, nicht auf diese Weise. Ihre Augen verengten sich unter dem Gedanken. Nein, sie war noch immer Freya und sie würde es immer bleiben.
Zart wehte das Hemd in ihrem Spiegelbild auf, als wäre es der Rock einer Robe. Freya musste nicht hinabsehen, um zu wissen, dass es nicht das widerspiegelte, was hier im Raum geschah, sondern ihr etwas vollkommen anderes zeigte.
Wild umspielte der Stoff ihre Beine, während das lange schwarze Haar sich in einem Spiel aus Wind und Sturm zu ergeben schien, so dass es ihre verschwommenen Züge wie finstere Schatten umspielte.
„Spürst du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in dir?“ Mahnend senkte sie ihre Wimpern, als würde sie selbst erkennen, was sie niemals sein würde.
Nein, sie war noch immer Freya. Adeptin des einzig Wahren und, so es sein Wille war, der Schlüssel seiner Prophezeiung. Nichts und niemand würde sie davon abbringen. Ja, sie wusste, wer sie sein wollte.
Zu deutlich konnte Freya es spüren, sodass die Dunkelheit sich beim Senken ihrer Lider unmittelbar über sie legte, als würde jene nach ihr greifen und sie in Besitz nehmen. Eine Finsternis, deren Stimme sie immer wieder rief.
Kühl blickte das helle Blau seiner Augen unumwunden in ihre hinab. So klar und rein in seiner Farbe, dass die Finsternis, die sich dahinter verbarg, umso deutlicher erkennbar wurde. Eine Dunkelheit, die sie lockte und nahezu umschmeichelte. Eine Finsternis, die nach ihr zu greifen versuchte.
"Sieh mir in die Augen und sag mir, wen siehst du dort? Bist es immer noch du, oder bin es nun ich?"
Die Macht um sich herum, sie meinte, sie spüren zu können. Jene unglaubliche Magie, die ebenso ein Kitzeln auf ihrer Haut hinterließ, wenn sie ihm zu nahe kam.
„Ich sehe dich“, hörte sie sich selbst sagen. Ein Flüstern, dessen sehnsuchtsvollen Schmerz sie spüren konnte und der sie tiefer als je zuvor ergriff, nachdem er ihren Ruf zuvor nicht erhört hatte. Doch jeder musste seinen Weg gehen, um zu dem zu werden, was ihm bestimmt war. „Und ich erkenne mich in dir.“
„Doch siehst du auch, was ich sehe?“ Ihre andere Hand legte sich an seine Wange, während sie einen winzigen Schritt auf ihn zumachte. Ein Augenblick der vollkommenen Gewissheit, nun da sie wusste, dass er in ihr nicht mehr als den Schlüssel sah. Ein Ding, das er formen und benutzen wollte, doch zu dem er nie hinaufsehen würde.
Umso bedeutungsvoller berührten ihre Lippen die seinen nur wie ein Hauch. Ein Kuss so rein und unschuldig, dass er das Rot ihrer Lippen auf seine Haut malte, während die Klinge sich lautlos in ihren Körper drängte, um ihn spüren zu lassen, wie sie ihm die Macht nahm. Die Macht über sich und ebenso über jene, die er mehr als alles andere begehrte. Ja sie konnte es fühlen, auch wenn es nur eine Illusion war. „Kannst du es erkennen, kannst du es spüren, Naheniel?“
Sie fühlte den Hunger, die Macht, die auf ihrer Haut kribbelte. Ein Rausch, der sie einnehmen wollte, da Freya für einen winzigen Augenblick das Gefühl hatte, sie bräuchte nur ihre Hand ausstrecken, um danach greifen zu können.
Ein Moment der jäh endete, als ein schmerzhaftes Stechen unter dem Verband sie ruckartig zusammenfahren ließ. Unmittelbar riss Freya ihre Augen auf und schluckte erschrocken, als ein metallischer Geschmack sich unangenehm in ihrem Mund ausbreitete. Verflixt, was hatte sie getan?
Instinktiv war sie versucht ihre Hand unmittelbar an ihren Bauch zu legen, doch hielt Freya in ihrer Bewegung inne.
Stattdessen atmete das Mädchen vorsichtig ein, doch der wärmende Heilzauber, den sie unscheinbar hervorrufen wollte, liess sie erneut zusammenzucken.
Nur für einen Moment weiteten sich Freyas Augen, als ein Hämmern ihren Geist erfasste. Ein Dröhnen, das es dem Mädchen massiv erschwerte, nicht nur die Situation, sondern auch den Schmerz im nächsten Atemzug zu überspielen. Weder konnte noch durfte sie sich eine Schwäche erlauben oder zeigen. Wie es endete, hatte sie immerhin zu spüren bekommen.
Waren es nur Sekunden, ein flatterhafter Lidschlag oder hatte Absolom etwas bemerkt? Etwas gesehen? Das Pochen in ihrem Kopf hallte noch nach.
Unsicher, ob der Hund ihr Zögern wahrgenommen hatte oder es unbemerkt geblieben war, sah sie mit einem Wimpernschlag zu ihm. Doch was konnte man in seinen dunklen Augen deuten? Leise nur, damit er das Beben in ihrer Stimme vielleicht nicht hören würde, wandte sie sich Absolom zu, um einfach an seine Worten anzuknüpfen. Antworten zu finden oder ein Schlupfloch.
„Was meinst du damit, dass ich einen langen Weg vor mir habe und dass jeder Weg einen Preis verlangen wird?“
Was genau hatte die Gräfin vor oder sprach der Hund von etwas ganz anderem? Welches Schicksal man ihr zugedachte war Freya durchaus bewusst, aber wenn es nur um Reichtum ging, würde ein Schreiben an ihre Familie oder ihre Mentorin selbst genügen. War es aber so simpel, wie sie glaubte? Ohne jeden Zweifel hatte die Herrin der Tränen ihren Weg gewählt. Einen Pfad, der ihr selbst und diesem Anwesen seinen Namen verliehen hatte. Doch was für eine Bedeutung hatte es für sie?
„Um was geht es der Gräfin? Um Gold?“
Fragend wandte das Blau ihrer Augen sich auf ihn und griff nahezu nach seinem Blick. Rätsel hatte sie genug, ebenso wie Fragen. Wohin sie kam, taten sich neue auf, doch nirgendwo hatte sie bisher je eine Antwort gefunden. Vielleicht musste sie daher umdenken. Simpler.
„Wer bist du Absolom?
Zuletzt geändert von -Freya- am Di 2. Apr 2024, 17:59, insgesamt 5-mal geändert.
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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#942
Er schmunzelte dünn bei ihrer Reaktion. Sie hatte gefragt, sie hatte eine Antwort bekommen. "Ihr habt gefragt.. welche Antwort habt ihr erwartet? Ich bevorzuge weder eures noch die von Artherks Vasallen gepredigtes Wort. Macht mich das zu einem Ungläubigen, ja. Aber es gibt so vieles in der Welt, dass nötig ist, damit es das andere geben kann. Wie wäre es, wenn alle rechtschaffen wären. Die Zeit der Helden wäre vorbei, weil niemand weiß das es Helden sind. Wenn kein Licht existiert, wird ein Schatten bedeutungslos und die absolute Dunkelheit verliert an Schrecken. Oder? Wie dem auch sei, darum bin ich nicht hier. Wir könnten sicher Abende damit füllen zu sinnieren" Er hob leicht die Schultern. Nicht das es Erfolg versprach. Es ist ihm vielleicht mal hier und da gelungen, jemanden aus dem Klammergriff der Religionen zu befreien, aber oft mit dem Preis eines Todes oder einer zerbrochenen Seele.
Die Antwort auf die Frage war simpel. "Ja, genau. Eure Gebärmutter." Wiederholte er ohne heben der Stimme, als wäre es das normalste der Welt oder als würde er bei Halam ein Feierabendbier bestellen. Es klang absolut nicht erregt oder in irgendeiner Form provokant, weil er versuchte sie damit zu provozieren, nein. Er klang als würde er es ständig tun. Als wäre es normal mit Eingeweiden zu handeln. Für ihn stimmte dieses Fazit durchaus.
"Unverschämtheit?" Er lachte dunkel auf, dass es fast schon amüsiert von den dunklen Wänden des Gebäudes widerhallte. "Für mich ist es keinesfalls unverschämt, sondern ein Material das ich zu erwerben gedenke. Das einzige was sich unterscheidet, dass ich überhaupt mit euch handel. Normalerweise frage nicht mal um Erlaubnis." Die Finger streichen über die Seitliche Lehne der Bank. Die Verzierungen und das Holz. "Eine einfache Frau war meine erste Wahl. Ihr habt Recht, diese Idee hatte ich schon. Es hätte nicht mal diese ganze Mühen gekostet. Unsere Wege hätten sich vielleicht nie kreuzen müssen. Doch .. es funktionierte nicht. So ist das manchmal. Es braucht das spezielle, dass besondere, ein Zwillingskind, bestimmt geboren.. ihr glaubt nicht wirklich das es Zufall ist, dass ich euch aufsuche. Tz..tz.. nicht doch. Mit großer Bürde kommen ungeahnte Möglichkeiten auf einen zu. Um so mehr.. überdenkt eure Antwort." Er schnippte mit den Fingern. Der Tonfall hatte eine Nuance von Dunkelheit angenommen. Man könnte meinen seine Geduld war strapaziert. Er hatte sehr lange gewartet und versucht über andere Wege Hebel in Bewegung zu setzen und nun war das was er haben will zum greifen nahe. Es war allerdings durchaus ein Unterschied ob man eine Priesterin ausweidet oder ein namensloses Ding aus dem Amenviertel.
"Ich bin alt Priesterin. Ich beschäftige mich seit Ewigkeiten mit Dingen, wo andere schlicht weg keine Zeit für haben. Sie sterben bevor sie es zur verstehen können." Er lächelte versonnen. "In den winzigen Fasern dieses Holzes leben die Erinnerungen all jener die vor euch hier standen. Ich kann darin lesen. Könnt ihr darin lesen? Ich kann lesen in jedem einzelnen Objekt. Seine Geschichte, seine Vergangenheit, die Erinnerung werden sichtbar für den Hauch eines Moments. Also was kann ich alles gelesen haben, was uns jetzt zusammen bringt?" Es klang machtvoll, war es bis zu gewissen Grad sicher auch. Wenn auch die Möglichkeit die Geschichte eines Objektes zu 'sehen' seine Grenzen hatte, so verschwieg er sie bewusst. Für Grenzen war keine Zeit und es könnte Zweifel an seinen Möglichkeiten aufwerfen. "Ich erfahre so Dinge, die anderen verborgen blieben. Oder die andere verschweigen. Ist euch je in den Sinn gekommen, dass es Personen in eurer Umgebung gibt, die euch bewusst betrügen? Aber wer bin ich schon, dass ich euch davon überzeugen könnte. Ein unbedeutender Ungläubiger. Ja vielleicht genau deswegen. Weil mich eurer Glauben nicht schert. Ihr könnt wesentlich weniger Personen trauen als ihr denkt. Wenn ich das erkenne, erkennen Andere das auch."
Die Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Einem unheilvollen Lächeln. Es war wie eine Saat, die gepflanzt wurde. Natürlich könnte man einfach sagen, hör nicht zu, sein Wort ist nichts wert. Aber die Saat wird nicht verhindern, dass in dem finsteren Gedanken doch sowas wie Zweifel aufkommen. Ein einfaches simples: Was.. wenn .. doch? Wie sicher kann jemand sein? Aus der Saat wird der Zweifel geboren und wird zum Gedanken, eine Idee, eine Paranoia und sie wird wachsen. Immer weiter wachsen. Niemand kann wirklich Vertrauen beweisen, solange man nicht in die Köpfe anderer sehen kann, wird es immer einen Restzweifel geben. Aus der Idee werden Prinzipien und Intrigen gesponnen. "Alles in euch will ablehnen. Das verstehe ich durchaus, aber die Alternative.. habt ihr je die Alternative bedacht?" Eine einfache Frage. Was wäre wenn sie nein sagt? Hatte sie darüber nachgedacht?
Er war den ganzen Weg und alles was getan hat führte sie hier zusammen. Sie war klug genug zu wissen, dass ein Nein, nur einen anderen Plan aktivierte. Einer der möglicherweise schon lange in der Hinterhand ruhte. Wofür er Weichen gestellt hatte. Es war kein spontaner Auftritt, dass konnte sie sicher wissen. Ihre Neugierde lässt seinen Kopf schrägen. "Ihr würdet es nicht verstehen können. Gewiss verfügt ihr über die Intelligenz es zu verstehen, aber .. mein Wesen zu verstehen verlangt euch jetzt schon eine Menge ab. Im Grunde geht es um gebären in gewisser Hinsicht." Die Vorstellung das Landru eine Familie gründen will mit einem plärrenden Säugling als Nachkomme hatte schon eine gewisse Situationskomik. Leider war überhaupt nicht zum lachen für ihn oder er verstand diesen Humor nicht. "Damit beweist ihr, dass ihr es nicht verstehen könnt und mich immer noch mit einem sterblichen sehnsüchtigen Träumer verwechselt. Ist es das Bild was ihr habt von den Unseren? Bitter." Es klang ein wenig süffisant. Ja, doch autsch. Das kratzt das Ego schon ein wenig.
Er drehte sich ein. "Die Zeit .. ist nicht eurer Freund. Sie rennt euch davon. Für mich ist es gleich wer was ist und wieso. Mir ist auch gleich welches Schicksal eurer Blut teilt. Ihr und eurer Bruder, aber wenn ihr ablehnt und mir nicht gebt was ich will.." Einen Moment durchzog ein waberndes Rot die Augen, nicht nur die Pupille, den gesamten Augapfel. "Werde ich euch nicht mehr fragen." Natürlich klang das erstmal lukrativ, aber erneut klang etwas dabei, was nicht gesagt wurde. Es klang dabei, als wäre es egal ob sie nein sagt oder ja, weil am Ende.. blieb die Frage was geschieht, nach dem Nein.
Die Antwort auf die Frage war simpel. "Ja, genau. Eure Gebärmutter." Wiederholte er ohne heben der Stimme, als wäre es das normalste der Welt oder als würde er bei Halam ein Feierabendbier bestellen. Es klang absolut nicht erregt oder in irgendeiner Form provokant, weil er versuchte sie damit zu provozieren, nein. Er klang als würde er es ständig tun. Als wäre es normal mit Eingeweiden zu handeln. Für ihn stimmte dieses Fazit durchaus.
"Unverschämtheit?" Er lachte dunkel auf, dass es fast schon amüsiert von den dunklen Wänden des Gebäudes widerhallte. "Für mich ist es keinesfalls unverschämt, sondern ein Material das ich zu erwerben gedenke. Das einzige was sich unterscheidet, dass ich überhaupt mit euch handel. Normalerweise frage nicht mal um Erlaubnis." Die Finger streichen über die Seitliche Lehne der Bank. Die Verzierungen und das Holz. "Eine einfache Frau war meine erste Wahl. Ihr habt Recht, diese Idee hatte ich schon. Es hätte nicht mal diese ganze Mühen gekostet. Unsere Wege hätten sich vielleicht nie kreuzen müssen. Doch .. es funktionierte nicht. So ist das manchmal. Es braucht das spezielle, dass besondere, ein Zwillingskind, bestimmt geboren.. ihr glaubt nicht wirklich das es Zufall ist, dass ich euch aufsuche. Tz..tz.. nicht doch. Mit großer Bürde kommen ungeahnte Möglichkeiten auf einen zu. Um so mehr.. überdenkt eure Antwort." Er schnippte mit den Fingern. Der Tonfall hatte eine Nuance von Dunkelheit angenommen. Man könnte meinen seine Geduld war strapaziert. Er hatte sehr lange gewartet und versucht über andere Wege Hebel in Bewegung zu setzen und nun war das was er haben will zum greifen nahe. Es war allerdings durchaus ein Unterschied ob man eine Priesterin ausweidet oder ein namensloses Ding aus dem Amenviertel.
"Ich bin alt Priesterin. Ich beschäftige mich seit Ewigkeiten mit Dingen, wo andere schlicht weg keine Zeit für haben. Sie sterben bevor sie es zur verstehen können." Er lächelte versonnen. "In den winzigen Fasern dieses Holzes leben die Erinnerungen all jener die vor euch hier standen. Ich kann darin lesen. Könnt ihr darin lesen? Ich kann lesen in jedem einzelnen Objekt. Seine Geschichte, seine Vergangenheit, die Erinnerung werden sichtbar für den Hauch eines Moments. Also was kann ich alles gelesen haben, was uns jetzt zusammen bringt?" Es klang machtvoll, war es bis zu gewissen Grad sicher auch. Wenn auch die Möglichkeit die Geschichte eines Objektes zu 'sehen' seine Grenzen hatte, so verschwieg er sie bewusst. Für Grenzen war keine Zeit und es könnte Zweifel an seinen Möglichkeiten aufwerfen. "Ich erfahre so Dinge, die anderen verborgen blieben. Oder die andere verschweigen. Ist euch je in den Sinn gekommen, dass es Personen in eurer Umgebung gibt, die euch bewusst betrügen? Aber wer bin ich schon, dass ich euch davon überzeugen könnte. Ein unbedeutender Ungläubiger. Ja vielleicht genau deswegen. Weil mich eurer Glauben nicht schert. Ihr könnt wesentlich weniger Personen trauen als ihr denkt. Wenn ich das erkenne, erkennen Andere das auch."
Die Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Einem unheilvollen Lächeln. Es war wie eine Saat, die gepflanzt wurde. Natürlich könnte man einfach sagen, hör nicht zu, sein Wort ist nichts wert. Aber die Saat wird nicht verhindern, dass in dem finsteren Gedanken doch sowas wie Zweifel aufkommen. Ein einfaches simples: Was.. wenn .. doch? Wie sicher kann jemand sein? Aus der Saat wird der Zweifel geboren und wird zum Gedanken, eine Idee, eine Paranoia und sie wird wachsen. Immer weiter wachsen. Niemand kann wirklich Vertrauen beweisen, solange man nicht in die Köpfe anderer sehen kann, wird es immer einen Restzweifel geben. Aus der Idee werden Prinzipien und Intrigen gesponnen. "Alles in euch will ablehnen. Das verstehe ich durchaus, aber die Alternative.. habt ihr je die Alternative bedacht?" Eine einfache Frage. Was wäre wenn sie nein sagt? Hatte sie darüber nachgedacht?
Er war den ganzen Weg und alles was getan hat führte sie hier zusammen. Sie war klug genug zu wissen, dass ein Nein, nur einen anderen Plan aktivierte. Einer der möglicherweise schon lange in der Hinterhand ruhte. Wofür er Weichen gestellt hatte. Es war kein spontaner Auftritt, dass konnte sie sicher wissen. Ihre Neugierde lässt seinen Kopf schrägen. "Ihr würdet es nicht verstehen können. Gewiss verfügt ihr über die Intelligenz es zu verstehen, aber .. mein Wesen zu verstehen verlangt euch jetzt schon eine Menge ab. Im Grunde geht es um gebären in gewisser Hinsicht." Die Vorstellung das Landru eine Familie gründen will mit einem plärrenden Säugling als Nachkomme hatte schon eine gewisse Situationskomik. Leider war überhaupt nicht zum lachen für ihn oder er verstand diesen Humor nicht. "Damit beweist ihr, dass ihr es nicht verstehen könnt und mich immer noch mit einem sterblichen sehnsüchtigen Träumer verwechselt. Ist es das Bild was ihr habt von den Unseren? Bitter." Es klang ein wenig süffisant. Ja, doch autsch. Das kratzt das Ego schon ein wenig.
Er drehte sich ein. "Die Zeit .. ist nicht eurer Freund. Sie rennt euch davon. Für mich ist es gleich wer was ist und wieso. Mir ist auch gleich welches Schicksal eurer Blut teilt. Ihr und eurer Bruder, aber wenn ihr ablehnt und mir nicht gebt was ich will.." Einen Moment durchzog ein waberndes Rot die Augen, nicht nur die Pupille, den gesamten Augapfel. "Werde ich euch nicht mehr fragen." Natürlich klang das erstmal lukrativ, aber erneut klang etwas dabei, was nicht gesagt wurde. Es klang dabei, als wäre es egal ob sie nein sagt oder ja, weil am Ende.. blieb die Frage was geschieht, nach dem Nein.
Sohn seiner Lordschaft Kain und der Lady Enoia Vykos
"Es widerspricht meiner Moral, mich an eure zu halten!"- Naheniel
- Dorfältester / Dorfälteste
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- Registriert: Mo 27. Mai 2019, 19:18
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#943
"Ach Adrian," mit vollkommener Gleichgültigkeit hatte Naheniel ihm gelauscht, "was ist es, dass Dich aufhält, meine Fragen zu beantworten?" Mitleidig betrachtete er sein Gegenüber und strafte ihn mit kühler Arroganz. "Verunsichere ich Dich etwa? Oder sind sie Dir schlichtweg zu schwierig?" Er leerte sein Glas und warf einen Blick auf das von Adrian.
Sehr zurückhaltend, wie er für sich bemerken musste. Das war durchaus schade, war doch ihr letztes Treffen in Silberstreif erst ertragreich an Informationen geworden, nachdem sich die dort getrunkene Flasche ihrem Ende zuneigte.
Für einen Atemzug verweilte er in dieser Position und hielt das leere Glas an seinen Lippen, um auch den letzten Tropfen ausgiebig zu genießen. "Wenn Du sonst schon nicht auf mich eingehen willst, dann verrate mir wenigstens, warum Du denkst, ich würde zweifeln? Mache ich etwa den Anschein?"
Langsam stellte er das Glas zurück auf dem Tisch ab und deutete mit einem Nicken gegen die Flasche. "Du hast sicher nichts dagegen." Ohne abzuwarten füllte er sich etwas von dem Getränk ein, trank aber vorerst nicht. Die Züge in Naheniels Gesicht waren von einer gelassenen Selbstsicherheit geprägt, die davon zeugten, dass Adrians Worte ihn bisher in keinster Weise trafen.
Und so konnte er sich wieder vollkommen entspannt zurücklehnen, während er eine Aura aus Macht und Kontrolle ausstrahlte.
Natürlich genoss er es, die Aufmerksamkeit Adrians auf sich gelenkt zu haben. Aber nicht, weil er es irgendwie nötig hatte, das sein alter Freund ihn sah und sich mit ihm auseinandersetzte. Nein, es war, weil er wusste, dass es Adrian absolut zuwider war, Naheniel diese Form der Aufmerksamkeit geben zu müssen.
Lässig strich er sich eine Strähne seines blonden Haares aus dem Gesicht und entließ Adrian zu keinem Zeitpunkt aus seinem Blick. Bedächtig legte er seinen Zeigefinger auf den Rand des Glases und wog seinen Kopf nachdenklich hin und wieder her.
"Es muss Dich ziemlich beschäftigen, dass Freya mir vertraut und überall hinfolgen würde, wenn ich sie darum bitte, nicht wahr?"
Langsam wanderte die Fingerkuppe seines Fingers über den Glasrand und zog eine Bahn nach der anderen. Mit jedem Kreis, den er vollführte, wurden die dunklen Schatten in der Taverne dichter.
Nach und nach verschwanden die anderen Gäste hinter der Barriere der um den Tisch und die beiden Männer kreisenden Dunkelheit. Auch die Stimmen der Anwesenden wurden von der wabernden Finsternis verschluckt und so machte es den Anschein, als wären nur die beiden Männer im Auge eines aus Schwärze bestehenden Tornados geblieben. Ihre Gesichter aber blieben gespenstisch erleuchtet von den dicken, tief herab gebrannten Kerzen, die auf dem Tisch standen.
"Du kennst sie doch, meine Kreation. Bisher machtest Du den Eindruck, dass Du Dir sehr sicher darüber bist, wie sie funktioniert. Hast Du sie etwa doch nicht durchschaut?"
Seine eisblauen Augen funkelten vor Überlegenheit, während seine Lippen sich zu einem spöttischen Lächeln kräuselten, das seine Meinung über Adrian noch stärker unterstrich. Naheniels gesamte Ausstrahlung zeigte, dass er sich seiner Fähigkeiten, wie auch seiner Macht, absolut bewusst war und weder Angst noch irgendwelche Hemmungen hatte, diese in allen möglichen Varianten einzusetzen.
"Wie erschütternd." Kehlig lachte er auf und sah Adrian mitfühlend an. "Ich würde Dir ja eine kostenlose Lehrstunde anbieten, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Du meine Gefälligkeiten nicht besonders zu schätzen weißt.
Trotzdem will ich Dir einen weiteren Gefallen tun und bei dem eigentlichen Grund unseres Zusammentreffens bleiben. Schließlich kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ein Mann wie Du womöglich bereits sehnsüchtig erwartet wird. Das will ich mir nicht nachsagen lassen, dass ich Dich zu sehr in Beschlag nehme." Als seine von Sarkasmus getränkte Stimme verklang wurden die Schatten dichter.
Sie nährten sich von den dunklen Ecken und dem dem wenigen Licht der Taverne.
Schwarz und schwärzer wurden die Umrisse, gierig und unheilvoll die Begehren, die von ihnen ausgingen. Wie gefräßige Geister nahm die Finsternis sich das Licht und umschwirrte unbeirrt den Tisch.
"Ich sagte bereits, was mich interessiert. Deine Meinung und Einschätzung sind es nicht."
Auch wenn Adrian versuchte, ihn mit gekonnten Bemerkungen aus der Ruhe zu bringen, blieb er beherrscht. Selbst seine Züge sollten nichts über seine wahren Gedanken verraten.
Und dann, ganz plötzlich, hielt Naheniel mit seinen kreisenden Bewegungen inne. Die Schatten hörten damit auf, ihre unaufhörlichen Bahnen zu ziehen, aber die Spannung, die sich zwischen den beiden Männern aufgebaut hatte, blieb. Naheniels Blick glich dem eines Raubtiers, das seine Beute genauestens beobachtete, nur um sich darauf vorzubereiten, zuzuschlagen. Er zeigte weder Schwäche, noch Zögern oder Zweifel, sondern einzig eine eiserne Entschlossenheit, die die Dominanz seines Charakters widerspiegelte.
Es herrschte ein Moment der absoluten Stille. Eine Stille, die weder die Ohren noch der Geist gewohnt war und deshalb etwas Unerträgliches an sich hatte. Dann glitt Naheniels Handfläche über den Rand des Glases und im nächsten Atemzug verloren sich die dunklen Schatten und die geräuschverschluckende Dunkelheit.
Aber die beiden befanden sich nicht mehr in der Taverne, sondern saßen auf ihren Stühlen, zwischen ihnen der Tisch mit den Gläsern und der Flasche Whiskey, inmitten einer zerklüfteten Landschaft. Dunkles, noch heißes Lavagestein befand sich zu ihren Füßen und türmte sich mit scharfen Kanten auf.
Das tosende Meer schlug gegen die hohen Felsen und verdunstete teilweise durch die Hitze, die von diesen ausging. Das führte dazu, dass die Umgebung nicht nur warm, sondern unangenehm stickig war.
"Ich würde Dir raten, sitzen zu bleiben. Jede Bewegung kann hier sehr schmerzhaft sein." Höhnisch waren die Züge Naheniels, während sich der See aus Feuer und Lava, der sich hinter Adrian befand, in seinen Augen widerspiegelte. In ihnen lag außerdem die unumstößliche Gewissheit, dass er unbesiegbar war und das erbarmungslos kalte Lächeln war eine Herausforderung an alle, die es wagten, sich ihm in den Weg zu stellen.
Sehr zurückhaltend, wie er für sich bemerken musste. Das war durchaus schade, war doch ihr letztes Treffen in Silberstreif erst ertragreich an Informationen geworden, nachdem sich die dort getrunkene Flasche ihrem Ende zuneigte.
Für einen Atemzug verweilte er in dieser Position und hielt das leere Glas an seinen Lippen, um auch den letzten Tropfen ausgiebig zu genießen. "Wenn Du sonst schon nicht auf mich eingehen willst, dann verrate mir wenigstens, warum Du denkst, ich würde zweifeln? Mache ich etwa den Anschein?"
Langsam stellte er das Glas zurück auf dem Tisch ab und deutete mit einem Nicken gegen die Flasche. "Du hast sicher nichts dagegen." Ohne abzuwarten füllte er sich etwas von dem Getränk ein, trank aber vorerst nicht. Die Züge in Naheniels Gesicht waren von einer gelassenen Selbstsicherheit geprägt, die davon zeugten, dass Adrians Worte ihn bisher in keinster Weise trafen.
Und so konnte er sich wieder vollkommen entspannt zurücklehnen, während er eine Aura aus Macht und Kontrolle ausstrahlte.
Natürlich genoss er es, die Aufmerksamkeit Adrians auf sich gelenkt zu haben. Aber nicht, weil er es irgendwie nötig hatte, das sein alter Freund ihn sah und sich mit ihm auseinandersetzte. Nein, es war, weil er wusste, dass es Adrian absolut zuwider war, Naheniel diese Form der Aufmerksamkeit geben zu müssen.
Lässig strich er sich eine Strähne seines blonden Haares aus dem Gesicht und entließ Adrian zu keinem Zeitpunkt aus seinem Blick. Bedächtig legte er seinen Zeigefinger auf den Rand des Glases und wog seinen Kopf nachdenklich hin und wieder her.
"Es muss Dich ziemlich beschäftigen, dass Freya mir vertraut und überall hinfolgen würde, wenn ich sie darum bitte, nicht wahr?"
Langsam wanderte die Fingerkuppe seines Fingers über den Glasrand und zog eine Bahn nach der anderen. Mit jedem Kreis, den er vollführte, wurden die dunklen Schatten in der Taverne dichter.
Nach und nach verschwanden die anderen Gäste hinter der Barriere der um den Tisch und die beiden Männer kreisenden Dunkelheit. Auch die Stimmen der Anwesenden wurden von der wabernden Finsternis verschluckt und so machte es den Anschein, als wären nur die beiden Männer im Auge eines aus Schwärze bestehenden Tornados geblieben. Ihre Gesichter aber blieben gespenstisch erleuchtet von den dicken, tief herab gebrannten Kerzen, die auf dem Tisch standen.
"Du kennst sie doch, meine Kreation. Bisher machtest Du den Eindruck, dass Du Dir sehr sicher darüber bist, wie sie funktioniert. Hast Du sie etwa doch nicht durchschaut?"
Seine eisblauen Augen funkelten vor Überlegenheit, während seine Lippen sich zu einem spöttischen Lächeln kräuselten, das seine Meinung über Adrian noch stärker unterstrich. Naheniels gesamte Ausstrahlung zeigte, dass er sich seiner Fähigkeiten, wie auch seiner Macht, absolut bewusst war und weder Angst noch irgendwelche Hemmungen hatte, diese in allen möglichen Varianten einzusetzen.
"Wie erschütternd." Kehlig lachte er auf und sah Adrian mitfühlend an. "Ich würde Dir ja eine kostenlose Lehrstunde anbieten, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Du meine Gefälligkeiten nicht besonders zu schätzen weißt.
Trotzdem will ich Dir einen weiteren Gefallen tun und bei dem eigentlichen Grund unseres Zusammentreffens bleiben. Schließlich kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ein Mann wie Du womöglich bereits sehnsüchtig erwartet wird. Das will ich mir nicht nachsagen lassen, dass ich Dich zu sehr in Beschlag nehme." Als seine von Sarkasmus getränkte Stimme verklang wurden die Schatten dichter.
Sie nährten sich von den dunklen Ecken und dem dem wenigen Licht der Taverne.
Schwarz und schwärzer wurden die Umrisse, gierig und unheilvoll die Begehren, die von ihnen ausgingen. Wie gefräßige Geister nahm die Finsternis sich das Licht und umschwirrte unbeirrt den Tisch.
"Ich sagte bereits, was mich interessiert. Deine Meinung und Einschätzung sind es nicht."
Auch wenn Adrian versuchte, ihn mit gekonnten Bemerkungen aus der Ruhe zu bringen, blieb er beherrscht. Selbst seine Züge sollten nichts über seine wahren Gedanken verraten.
Und dann, ganz plötzlich, hielt Naheniel mit seinen kreisenden Bewegungen inne. Die Schatten hörten damit auf, ihre unaufhörlichen Bahnen zu ziehen, aber die Spannung, die sich zwischen den beiden Männern aufgebaut hatte, blieb. Naheniels Blick glich dem eines Raubtiers, das seine Beute genauestens beobachtete, nur um sich darauf vorzubereiten, zuzuschlagen. Er zeigte weder Schwäche, noch Zögern oder Zweifel, sondern einzig eine eiserne Entschlossenheit, die die Dominanz seines Charakters widerspiegelte.
Es herrschte ein Moment der absoluten Stille. Eine Stille, die weder die Ohren noch der Geist gewohnt war und deshalb etwas Unerträgliches an sich hatte. Dann glitt Naheniels Handfläche über den Rand des Glases und im nächsten Atemzug verloren sich die dunklen Schatten und die geräuschverschluckende Dunkelheit.
Aber die beiden befanden sich nicht mehr in der Taverne, sondern saßen auf ihren Stühlen, zwischen ihnen der Tisch mit den Gläsern und der Flasche Whiskey, inmitten einer zerklüfteten Landschaft. Dunkles, noch heißes Lavagestein befand sich zu ihren Füßen und türmte sich mit scharfen Kanten auf.
Das tosende Meer schlug gegen die hohen Felsen und verdunstete teilweise durch die Hitze, die von diesen ausging. Das führte dazu, dass die Umgebung nicht nur warm, sondern unangenehm stickig war.
"Ich würde Dir raten, sitzen zu bleiben. Jede Bewegung kann hier sehr schmerzhaft sein." Höhnisch waren die Züge Naheniels, während sich der See aus Feuer und Lava, der sich hinter Adrian befand, in seinen Augen widerspiegelte. In ihnen lag außerdem die unumstößliche Gewissheit, dass er unbesiegbar war und das erbarmungslos kalte Lächeln war eine Herausforderung an alle, die es wagten, sich ihm in den Weg zu stellen.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
- Adrian
- Dorfältester / Dorfälteste
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#944
Als die Szenerie sich plötzlich veränderte und sie sich in einer Landschaft aus Feuer und Lava, umgeben von preschender Meeresgischt wiederfanden, blieb Adrian ruhig und gelassen. Es war offensichtlich, dass er Naheniels Selbstsicherheit und seine Versuche, ihn aus der Reserve zu locken, nur als lächerliche Schwäche betrachtete.
Auch wenn Naheniel glaubte, die Oberhand zu haben, so begegnete Adrian ihm tatsächlich mit nicht mehr als einer überzeugten Beherrschung, die schlicht nur auf das Schauspiel herabzusehen schien. Ein geringschätziger Blick, wie der eines Mentors, welcher seinem lobsuchenden Schüler kritisch begegnete.
„Vielleicht solltest du deine Fragen präziser stellen. Möglicherweise kann es sein, dass du dann die Antworten bekommst, die du scheinbar suchst.“ Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Umgebung nur beiläufig musterte, um sich daraufhin der Flasche Whiskey zu zuwenden. Kurz nur hielt Adrian inne, während er den Korken löste und sein Glas heranzog. Fast schon schien sich ein Anflug von Erheiterung in seinen Zügen zu stehlen. Jene Kälte, die Adrian jedoch ausstrahlte, verlieh diesem allerdings nicht einmal den Anschein irgendeiner Wärme, sondern zeugte von tiefer Verachtung.
„Ob sie dir gefallen werden, dafür garantiere ich allerdings nicht, mein Freund.“ Auch wenn sie sich in vielerlei Hinsicht voneinander entfernt hatten, seinen Geschmack konnte er Naheniel bei der Wahl des Getränks nicht absprechen. Nur langsam ließ er das flüssige Gold in sein Glas rinnen. Zumindest vom ersten Anblick her. Mit einem gelassenen Ausdruck versenkte er den Stopfen wieder in der Flasche und lehnte sich mit dem Glas zusammen zurück, um seinen Blick tadelnd auf Naheniel zu legen. Jede seiner Bewegungen war nahezu präzise berechnend und kontrolliert, wie die eines erfahrenen Schachspielers, der bereits jeden Zug seines Gegners vorausahnte.
Kalt schimmerte das Blau seiner Augen ihm entgegen, ohne in irgendeiner Form nur ansatzweise dem kindischen Wunschgedanken Naheniels folgend Anzeichen von Unsicherheit und Schwäche zu zeigen. Seine Antwort blieb ebenso knapp wie pragmatisch in ihrer Schlussfolgerung.
„Warum ich am Schlüssel festhalte und nicht an dir, sollte dir bewusst sein, wenn nicht, habe ich dich vermutlich überschätzt.“ Leicht nur verengten sich Adrians eisblaue Augen zu schmalen Schlitzen, und ein leichtes Anheben seiner Augenbrauen signalisierte eine kaum verhüllte Verachtung für Naheniels Worte. Auch wenn sein alter Freund nicht alle Zusammenhänge kennen oder deuten konnte, so sollte ihm dennoch bewusst sein, dass sein häretischer Kreuzzug eine Kriegserklärung gegen Ogrimar war, dem Adrian sich aus Überzeugung stellte.
„Außerdem, wenn deine Auslegung der Prophezeiung stimmt, mein Freund, weiß ich nicht, was du hiermit bezwecken willst. Nichts und niemand könnte dich und deine Pläne aufhalten, wenn es der Wille des Lords wäre. Und ein Interesse an meiner Person wäre gemäß deinen Aussagen verschwendete Zeit. Wofür also der Aufwand? Was ist es? Unsicherheit? Hm?“
Ohne eine Spur von Interesse oder Besorgnis zu zeigen, führte er das Glas an seine Lippen, um einen Schluck des edlen Tropfens zu kosten. Nicht etwa, weil ihm das Ambiente gefiel, mit dem er bei der kleinen van Darc und Freya vielleicht Eindruck schinden mochte oder ihm gar die Gesellschaft zusagte. Das einzige, was Adrian tatsächlich zu würdigen wusste, war jenes flüssige Gold, dessen würzige Aromen sich auf seinem Gaumen ausbreiteten. Für einen schweigsamen Moment kostete Adrian diese vollends aus, ehe er sein Glas wieder vor sich abstellte ohne seine Hand jedoch davon zu lösen.
Anerkennend hob er Dunkelmagier eine Braue, als er sich entschloss das Glas abzustellen. Ohne seine Finger jedoch davon zu lösen, wandte sich Adrians Blick seinem so bescheidenen Gastgeber zu. „Ich denke, damit ich genug Bemühung gezeigt, deiner Selbstinszenierung zu folgen, auch wenn sie mich bisher nicht erfolgreich überzeugen konnte.“
Aus seiner Sicht war es nicht notwendig zu erwähnen, dass Naheniels Fragen bisher in seinen Augen nicht mehr als alberne Provokationen darstellten. Welchen Grund hatte es sonst, dass sein alter Freund sich diese im nächsten Atemzug selbst beantwortete oder ein übermäßiges Desinteresse heuchelte. Beiläufig schwenkte Adrian sein Glas, sodass die Flüssigkeit darin kleine Wellen schlug, während er seinen Blick auf die zischende Brandung wandte, die an dem glühenden Gestein verdampfte.
„Also Naheniel, beenden wir die Kindereien. Warum sind wir hier?“
Auch wenn Naheniel glaubte, die Oberhand zu haben, so begegnete Adrian ihm tatsächlich mit nicht mehr als einer überzeugten Beherrschung, die schlicht nur auf das Schauspiel herabzusehen schien. Ein geringschätziger Blick, wie der eines Mentors, welcher seinem lobsuchenden Schüler kritisch begegnete.
„Vielleicht solltest du deine Fragen präziser stellen. Möglicherweise kann es sein, dass du dann die Antworten bekommst, die du scheinbar suchst.“ Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Umgebung nur beiläufig musterte, um sich daraufhin der Flasche Whiskey zu zuwenden. Kurz nur hielt Adrian inne, während er den Korken löste und sein Glas heranzog. Fast schon schien sich ein Anflug von Erheiterung in seinen Zügen zu stehlen. Jene Kälte, die Adrian jedoch ausstrahlte, verlieh diesem allerdings nicht einmal den Anschein irgendeiner Wärme, sondern zeugte von tiefer Verachtung.
„Ob sie dir gefallen werden, dafür garantiere ich allerdings nicht, mein Freund.“ Auch wenn sie sich in vielerlei Hinsicht voneinander entfernt hatten, seinen Geschmack konnte er Naheniel bei der Wahl des Getränks nicht absprechen. Nur langsam ließ er das flüssige Gold in sein Glas rinnen. Zumindest vom ersten Anblick her. Mit einem gelassenen Ausdruck versenkte er den Stopfen wieder in der Flasche und lehnte sich mit dem Glas zusammen zurück, um seinen Blick tadelnd auf Naheniel zu legen. Jede seiner Bewegungen war nahezu präzise berechnend und kontrolliert, wie die eines erfahrenen Schachspielers, der bereits jeden Zug seines Gegners vorausahnte.
Kalt schimmerte das Blau seiner Augen ihm entgegen, ohne in irgendeiner Form nur ansatzweise dem kindischen Wunschgedanken Naheniels folgend Anzeichen von Unsicherheit und Schwäche zu zeigen. Seine Antwort blieb ebenso knapp wie pragmatisch in ihrer Schlussfolgerung.
„Warum ich am Schlüssel festhalte und nicht an dir, sollte dir bewusst sein, wenn nicht, habe ich dich vermutlich überschätzt.“ Leicht nur verengten sich Adrians eisblaue Augen zu schmalen Schlitzen, und ein leichtes Anheben seiner Augenbrauen signalisierte eine kaum verhüllte Verachtung für Naheniels Worte. Auch wenn sein alter Freund nicht alle Zusammenhänge kennen oder deuten konnte, so sollte ihm dennoch bewusst sein, dass sein häretischer Kreuzzug eine Kriegserklärung gegen Ogrimar war, dem Adrian sich aus Überzeugung stellte.
„Außerdem, wenn deine Auslegung der Prophezeiung stimmt, mein Freund, weiß ich nicht, was du hiermit bezwecken willst. Nichts und niemand könnte dich und deine Pläne aufhalten, wenn es der Wille des Lords wäre. Und ein Interesse an meiner Person wäre gemäß deinen Aussagen verschwendete Zeit. Wofür also der Aufwand? Was ist es? Unsicherheit? Hm?“
Ohne eine Spur von Interesse oder Besorgnis zu zeigen, führte er das Glas an seine Lippen, um einen Schluck des edlen Tropfens zu kosten. Nicht etwa, weil ihm das Ambiente gefiel, mit dem er bei der kleinen van Darc und Freya vielleicht Eindruck schinden mochte oder ihm gar die Gesellschaft zusagte. Das einzige, was Adrian tatsächlich zu würdigen wusste, war jenes flüssige Gold, dessen würzige Aromen sich auf seinem Gaumen ausbreiteten. Für einen schweigsamen Moment kostete Adrian diese vollends aus, ehe er sein Glas wieder vor sich abstellte ohne seine Hand jedoch davon zu lösen.
Anerkennend hob er Dunkelmagier eine Braue, als er sich entschloss das Glas abzustellen. Ohne seine Finger jedoch davon zu lösen, wandte sich Adrians Blick seinem so bescheidenen Gastgeber zu. „Ich denke, damit ich genug Bemühung gezeigt, deiner Selbstinszenierung zu folgen, auch wenn sie mich bisher nicht erfolgreich überzeugen konnte.“
Aus seiner Sicht war es nicht notwendig zu erwähnen, dass Naheniels Fragen bisher in seinen Augen nicht mehr als alberne Provokationen darstellten. Welchen Grund hatte es sonst, dass sein alter Freund sich diese im nächsten Atemzug selbst beantwortete oder ein übermäßiges Desinteresse heuchelte. Beiläufig schwenkte Adrian sein Glas, sodass die Flüssigkeit darin kleine Wellen schlug, während er seinen Blick auf die zischende Brandung wandte, die an dem glühenden Gestein verdampfte.
„Also Naheniel, beenden wir die Kindereien. Warum sind wir hier?“
✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
- Tanuri
- Geschichtenschreiber / Geschichtenschreiberin
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#945
Ihre Hände verblieben fest ineinander verschränkt, während sie den Worten des Vampirs mit einer Mischung aus Abscheu und doch einem winzigen Teil Anerkennung folgte. Es gehörte schon etwas dazu, sich derart provokant vor sie zu stellen und eine Forderung zu äußern, die nicht nur inakzeptabel, sondern noch dazu lachhaft war.
Ungern, aber doch, musste die Priesterin zugeben, dass Landru ein gewisses Fünkchen an Schneid besaß. Eine Charaktereigenschaft, die man dieser Tage nicht mehr sonderlich häufig vorfand. Wäre er ein anderer und die Umstände, zu welchen sie einander begegneten, nicht so ernst, sie wäre versucht ihm zu gratulieren. Trotz seiner, in gewissem Sinne, bewundernswerten Anmaßung, störte es sie außerordentlich, dass er erneut ihren Bruder erwähnte.
"Ihr macht Euer Angebot von Wort zu Wort verlockender." Ihre Lippen waren zu einem dünnen Lächeln verzogen, als sie mit aufgesetzter Bedauerung ihren Kopf schüttelte und tief seufzte. "Eine Schande, dass meine Antwort die gleiche bleibt…Wenn ihr sie meinem Bruder vortragen wollt, nun… ", Süffisanz breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sie Landru nicht aus ihrem wachsamen Blick ließ, "so sei Euch gesagt, bei ihm werdet Ihr erfolglos nach einer Gebärmutter suchen. Ihr könnt ihn aber natürlich trotzdem gerne auseinandernehmen und bis ins kleinste Detail seine Innereien inspizieren, wenn Ihr Euch selbst überzeugen wollt." Zwar mochten ihre Augen von der gleichen Selbstgefälligkeit durchtränkt sein wie ihre Worte, doch fand sich, bei genauerer Betrachtung, der Funken des Widerwillens darüber, sich weiterhin in der Nähe des Vampirs aufhalten zu müssen.
Sie könnte gehen. Nichts hielt sie fest oder befahl es ihr, stehen zu bleiben. Es wäre ganz einfach, sich umzudrehen und den kleinen Tempel zu verlassen. Was kümmerten sie schon die Worte eines Verräters? Denn nichts anderes waren er, seine bloße Existenz und die seines ganzen Clans. Sie waren Verräter und Diebe, die den Tod um das Leben betrogen und die Götter um das Bekenntnis, nur für sie allein zu sterben und wiedergeboren zu werden.
Aber trotz alledem rührte Tanuri sich nicht. Woher nahm er seine Behauptungen? War sein eigentliches Ansinnen, Zwietracht zu säen und sie zu verunsichern? Aber wozu das Ganze? Und vor allem, warum jetzt?
Sie waren einander schon früher begegnet und bereits damals hatte Landru bewiesen, dass er von Zurückhaltung nur wenig hielt. Seitdem war viel Zeit vergangen und Tanuri zumeist in aller Öffentlichkeit anzutreffen und das noch dazu ohne Begleitung oder Schutz.
Doch er wählte genau diesen Zeitpunkt. Und das war es, was sie misstrauisch machte und dazu bewog, Vorsicht walten zu lassen, indem sie ihm nicht den Rücken zukehrte und einfach ging. Sie konnte es nicht vermeiden, dass seine Worte in ihrem Kopf widerhallten und sich dort einnisteten, wie das Ungeziefer es in den modrigen Kellern tat.
"Da wir aber gerade noch so nett beieinander sind, wollen wir ein Gedankenspiel wagen." Mit würdevollen Schritten setzte sie sich wieder in Bewegung, ließ den Vampir hinter sich und ging zwischen den wenigen Bänken entlang. Auf der Höhe der hintersten Bank hielt sie inne und drehte sich wieder zu Landru herum. Ihr Gesicht, von scharfen Linien und unerbittlichen Konturen geprägt, verriet nichts weiter von der Wirkung des Samens der Unsicherheit, den der Vampir gekonnt fallen gelassen hatte.
Tanuri löste ihre Hände voneinander und mit einer nachdenklichen Berührung strich sie über die oberste Kante der Rückenlehne hinweg. Auch wenn das Holz schon seit Jahrzehnten verarbeitet war, strahlte es Wärme und ein Leben aus. Sah man genau lauschte, hörte man die Geschichten, die es zu erzählen hatte. "Ich sehe mehr und kann mehr lesen, als Ihr glaubt." Ihre Worte waren nur ein Flüstern - oder vielleicht doch nur ein Gedanke - und erweckten den Eindruck, als wäre sie schon gar nicht mehr wirklich hier.
Eilig zog sie ihre Hand von dem Holz zurück und richtete mit einem Atemzug ihre Aufmerksamkeit wieder in die Richtung Landrus. "Ob ich Euch verstehen kann oder nicht, das könnt Ihr getrost mir überlassen. Sollte es mir nicht gelingen, dann könnt Ihr Euch daran erfreuen, im Recht geblieben zu sein. Wenn die Lage sich anders gestaltet, habt Ihr trotzdem nichts verloren.
Vielleicht hatte er recht und sie mochte nicht verstehen, was in seinem verdrehten Geist vor sich hing. Allerdings war sie sich ihres eigenen Willens wohl bewusst und dieser würde sich niemals einem Vampir beugen.
Wollen wir einmal so tun, als würde ich auf Euer Angebot eingehen, nachdem Ihr mir dargelegt habt, was Ihr damit anzustellen gedenkt. Was ist es, dass ich dafür im Gegenzug erhalte? Ihre Augen musterten ihn herausfordernd, während ihre Stimme so kühl wie ein aufziehender Winter den heiligen Ort des dunklen Meisters erfüllte. "Ich höre."
Landru mochte seine Worte klug gewählt haben, dennoch zeigte die Priesterin in diesem Moment keine äußere Regung, denn jede Emotion wäre ein Zeugnis von Schwäche. "Um meine Zeit zu sparen - von der ich, wie Ihr richtig erkannt habt, keine habe - führt gerne die Alternative aus, von der Ihr mehr als ich zu wissen scheint."
Ungern, aber doch, musste die Priesterin zugeben, dass Landru ein gewisses Fünkchen an Schneid besaß. Eine Charaktereigenschaft, die man dieser Tage nicht mehr sonderlich häufig vorfand. Wäre er ein anderer und die Umstände, zu welchen sie einander begegneten, nicht so ernst, sie wäre versucht ihm zu gratulieren. Trotz seiner, in gewissem Sinne, bewundernswerten Anmaßung, störte es sie außerordentlich, dass er erneut ihren Bruder erwähnte.
"Ihr macht Euer Angebot von Wort zu Wort verlockender." Ihre Lippen waren zu einem dünnen Lächeln verzogen, als sie mit aufgesetzter Bedauerung ihren Kopf schüttelte und tief seufzte. "Eine Schande, dass meine Antwort die gleiche bleibt…Wenn ihr sie meinem Bruder vortragen wollt, nun… ", Süffisanz breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sie Landru nicht aus ihrem wachsamen Blick ließ, "so sei Euch gesagt, bei ihm werdet Ihr erfolglos nach einer Gebärmutter suchen. Ihr könnt ihn aber natürlich trotzdem gerne auseinandernehmen und bis ins kleinste Detail seine Innereien inspizieren, wenn Ihr Euch selbst überzeugen wollt." Zwar mochten ihre Augen von der gleichen Selbstgefälligkeit durchtränkt sein wie ihre Worte, doch fand sich, bei genauerer Betrachtung, der Funken des Widerwillens darüber, sich weiterhin in der Nähe des Vampirs aufhalten zu müssen.
Sie könnte gehen. Nichts hielt sie fest oder befahl es ihr, stehen zu bleiben. Es wäre ganz einfach, sich umzudrehen und den kleinen Tempel zu verlassen. Was kümmerten sie schon die Worte eines Verräters? Denn nichts anderes waren er, seine bloße Existenz und die seines ganzen Clans. Sie waren Verräter und Diebe, die den Tod um das Leben betrogen und die Götter um das Bekenntnis, nur für sie allein zu sterben und wiedergeboren zu werden.
Aber trotz alledem rührte Tanuri sich nicht. Woher nahm er seine Behauptungen? War sein eigentliches Ansinnen, Zwietracht zu säen und sie zu verunsichern? Aber wozu das Ganze? Und vor allem, warum jetzt?
Sie waren einander schon früher begegnet und bereits damals hatte Landru bewiesen, dass er von Zurückhaltung nur wenig hielt. Seitdem war viel Zeit vergangen und Tanuri zumeist in aller Öffentlichkeit anzutreffen und das noch dazu ohne Begleitung oder Schutz.
Doch er wählte genau diesen Zeitpunkt. Und das war es, was sie misstrauisch machte und dazu bewog, Vorsicht walten zu lassen, indem sie ihm nicht den Rücken zukehrte und einfach ging. Sie konnte es nicht vermeiden, dass seine Worte in ihrem Kopf widerhallten und sich dort einnisteten, wie das Ungeziefer es in den modrigen Kellern tat.
"Da wir aber gerade noch so nett beieinander sind, wollen wir ein Gedankenspiel wagen." Mit würdevollen Schritten setzte sie sich wieder in Bewegung, ließ den Vampir hinter sich und ging zwischen den wenigen Bänken entlang. Auf der Höhe der hintersten Bank hielt sie inne und drehte sich wieder zu Landru herum. Ihr Gesicht, von scharfen Linien und unerbittlichen Konturen geprägt, verriet nichts weiter von der Wirkung des Samens der Unsicherheit, den der Vampir gekonnt fallen gelassen hatte.
Tanuri löste ihre Hände voneinander und mit einer nachdenklichen Berührung strich sie über die oberste Kante der Rückenlehne hinweg. Auch wenn das Holz schon seit Jahrzehnten verarbeitet war, strahlte es Wärme und ein Leben aus. Sah man genau lauschte, hörte man die Geschichten, die es zu erzählen hatte. "Ich sehe mehr und kann mehr lesen, als Ihr glaubt." Ihre Worte waren nur ein Flüstern - oder vielleicht doch nur ein Gedanke - und erweckten den Eindruck, als wäre sie schon gar nicht mehr wirklich hier.
Eilig zog sie ihre Hand von dem Holz zurück und richtete mit einem Atemzug ihre Aufmerksamkeit wieder in die Richtung Landrus. "Ob ich Euch verstehen kann oder nicht, das könnt Ihr getrost mir überlassen. Sollte es mir nicht gelingen, dann könnt Ihr Euch daran erfreuen, im Recht geblieben zu sein. Wenn die Lage sich anders gestaltet, habt Ihr trotzdem nichts verloren.
Vielleicht hatte er recht und sie mochte nicht verstehen, was in seinem verdrehten Geist vor sich hing. Allerdings war sie sich ihres eigenen Willens wohl bewusst und dieser würde sich niemals einem Vampir beugen.
Wollen wir einmal so tun, als würde ich auf Euer Angebot eingehen, nachdem Ihr mir dargelegt habt, was Ihr damit anzustellen gedenkt. Was ist es, dass ich dafür im Gegenzug erhalte? Ihre Augen musterten ihn herausfordernd, während ihre Stimme so kühl wie ein aufziehender Winter den heiligen Ort des dunklen Meisters erfüllte. "Ich höre."
Landru mochte seine Worte klug gewählt haben, dennoch zeigte die Priesterin in diesem Moment keine äußere Regung, denn jede Emotion wäre ein Zeugnis von Schwäche. "Um meine Zeit zu sparen - von der ich, wie Ihr richtig erkannt habt, keine habe - führt gerne die Alternative aus, von der Ihr mehr als ich zu wissen scheint."
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
- Naheniel
- Dorfältester / Dorfälteste
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#946
Naheniel kam gar nicht erst dazu, Adrian eine Antwort zu geben, da die Bindung zu Freya ihn völlig überraschend traf.
Die Barriere zwischen ihnen, die Trennung durch die Welten war hier, auf dieser Ebene der Schatten und der finsteren Magie, aufgehoben. Er wollte es nicht, doch sein Herz schlug lauter und heftiger, als er die Worte Freyas hörte.
Er wusste, dass sie nicht wirklich hier war. Ihre Stimme und sie selbst waren nur ein Echo, der letzte verzerrte Schatten einer Vision. Und doch war sie spürbar.
Für diesen Moment vergaß er Adrian, vergaß die Hitze des Vulkangesteins und der verbrannten Welt, er vergaß die Flammen, die immer noch an einigen Flecken die Luft erwärmten und das Tosen des nach Leben gierigen Meeres.
Alles, was in diesen Sekunden zählte, waren nur Freya und er.
Mittlerweile fanden sie ihn immer häufiger, die Bilder von ihr als Frau und immer seltener blieb sie das Mädchen, das sie war. Adrian selbst war es damals bei ihrem letzten Treffen in Silberstreif gewesen, der einen Blick in eine von ihm gewünschte Zukunft heraufbeschworen hatte. In dieser war Freya die Vollkommenheit der Schöpfung des dunklen Meister. Ihr Körper entstieg neugeboren aus dem Chaos der Vernichtung, fernab von allem, was noch menschlich und sterblich war. Sie war eine vollendete Frau, durchdrungen von einer puren und verlockenden Macht.
„Kannst du es erkennen, kannst du es spüren, Naheniel?“
Reglos verharrte er, als ihre Worte ihn wie ein eisiger Wind in der brennenden Welt einhüllten. Und obwohl sie nur ein Schemen war, nicht greifbar und doch hier, sah er die Klarheit und Entschlossenheit in ihren Augen.
Naheniel fühlte ihre Berührung, spürte den Hauch ihrer Anwesenheit, die ihn umschloss, wie ein unsichtbares Netz und ihn daran hinderte, sich von ihr zu abzuwenden.
Seine eigene Macht schien plötzlich fragil, als wäre allein das Echo ihres Seins nötig, um seine eigene Gegenwart zu bedrohen. Der Ort, an dem die Dunkelheit Adrian und ihn gebracht hatte, begann verräterisch zu flackern und brach in einige Risse.
Je näher Freya ihm kam, desto mehr entglitt ihm die Kontrolle. Nicht nur jetzt und diesem Moment, sondern bereits seit einer längeren Zeit. Die Bindung, die mit den Jahren ihres Lebens stärker wurde, schwächte ihn und seine Schöpfung.
Immer noch verstand er nicht, was sich geändert hatte. Sie war immer nur das Kind gewesen, ein Schlüssel, ein Objekt. Etwas, das er für sich benutzen wollte, um zu erfahren, was sein werden musste. Seitdem die gemeinsamen Visionen aber intensiver in ihrer Bildgewalt wurden und er sich immer stärker in diese ziehen lassen musste, geriet seine eigene Macht ins Wanken. Hier und da hatte er gewusst, die Traumbilder zu seinem Vorteil zu führen und zu drehen, aber jetzt? Alles hatte sein Eigenleben entwickelt und führte immer wieder zu einem bestimmten Punkt.
Als Freyas Lippen auf ihn trafen und die Klinge durch ihren Körper glitt, spürte er den stechenden Schmerz, der Tod und Leben zugleich bedeutete.
Der tobende Schmerz, der sich wie kaltes Eis durch seine Muskeln und Adern zog, riss ihn fort und löste den Schemen aus Licht und Finsternis auf. Endlich gewann er wieder die Kontrolle und stieß auch das letzte Flüstern ihrer Stimme aus seinem Geist.
Vorsicht, kleiner Schlüssel, wage nicht zuviel. Ich kann Dich nicht vernichten, aber ich kann Dich zu meinem Besitz machen und zu Gehorsam zwingen.
Naheniel wusste, dass es verlorene Liebesmüh wäre, so zu tun, als wäre nichts geschehen. Adrian kannte die Magie, derer er sich bemächtigte. Außerdem zweifelte er nicht daran, dass Adrian das Flimmern und Zittern der Umgebung gespürt hatte, als Naheniel die Kontrolle für einige Augenblicke entglitten war.
Warum sich also mit Lügen aufhalten, anstatt die Geschehnisse wieder für sich zu nutzen? Adrian schien etwas an Freya zu liegen. Eine schwache Stelle, die er nur zu gerne für sich nutzen wollte.
"Was ich suche und was ich will, Adrian, das ist einfach zu beantworten. Ich will die absolute Herrschaft und die unbedingte Gefolgschaft der schwarzen Jünger.
Was ich aber noch viel mehr will ist, dass Du und meine Schwester das Knie vor mir beugt, ganz gleich ob freiwillig oder nicht. Ihr sollt dabei zusehen, wie Freya immer mehr zu Meinem wird."
Seine Hand schloss sich wieder um das Glas, während sein Blick aber mit gewollter Provokation an seinem Gegenüber festhielt. "Sieh hin, dann zeige ich Dir, weshalb Du hier bist." Die Düsternis stahl sich die Farbe aus seinen Augen und er erhob seine andere, geöffnete Hand.
In einem der Seen aus Magma und Flammen entstand das Abbild des Mädchens, unschuldig und rein. Das Lächeln auf seinen Zügen war bedrohlich und zugleich voller Vergnügen, als er mit einem Deut seines Kopfes in Richtung des Kindes zeigte.
"Sie schmeckt so süß, wusstest Du das?"
Die Barriere zwischen ihnen, die Trennung durch die Welten war hier, auf dieser Ebene der Schatten und der finsteren Magie, aufgehoben. Er wollte es nicht, doch sein Herz schlug lauter und heftiger, als er die Worte Freyas hörte.
Er wusste, dass sie nicht wirklich hier war. Ihre Stimme und sie selbst waren nur ein Echo, der letzte verzerrte Schatten einer Vision. Und doch war sie spürbar.
Für diesen Moment vergaß er Adrian, vergaß die Hitze des Vulkangesteins und der verbrannten Welt, er vergaß die Flammen, die immer noch an einigen Flecken die Luft erwärmten und das Tosen des nach Leben gierigen Meeres.
Alles, was in diesen Sekunden zählte, waren nur Freya und er.
Mittlerweile fanden sie ihn immer häufiger, die Bilder von ihr als Frau und immer seltener blieb sie das Mädchen, das sie war. Adrian selbst war es damals bei ihrem letzten Treffen in Silberstreif gewesen, der einen Blick in eine von ihm gewünschte Zukunft heraufbeschworen hatte. In dieser war Freya die Vollkommenheit der Schöpfung des dunklen Meister. Ihr Körper entstieg neugeboren aus dem Chaos der Vernichtung, fernab von allem, was noch menschlich und sterblich war. Sie war eine vollendete Frau, durchdrungen von einer puren und verlockenden Macht.
„Kannst du es erkennen, kannst du es spüren, Naheniel?“
Reglos verharrte er, als ihre Worte ihn wie ein eisiger Wind in der brennenden Welt einhüllten. Und obwohl sie nur ein Schemen war, nicht greifbar und doch hier, sah er die Klarheit und Entschlossenheit in ihren Augen.
Naheniel fühlte ihre Berührung, spürte den Hauch ihrer Anwesenheit, die ihn umschloss, wie ein unsichtbares Netz und ihn daran hinderte, sich von ihr zu abzuwenden.
Seine eigene Macht schien plötzlich fragil, als wäre allein das Echo ihres Seins nötig, um seine eigene Gegenwart zu bedrohen. Der Ort, an dem die Dunkelheit Adrian und ihn gebracht hatte, begann verräterisch zu flackern und brach in einige Risse.
Je näher Freya ihm kam, desto mehr entglitt ihm die Kontrolle. Nicht nur jetzt und diesem Moment, sondern bereits seit einer längeren Zeit. Die Bindung, die mit den Jahren ihres Lebens stärker wurde, schwächte ihn und seine Schöpfung.
Immer noch verstand er nicht, was sich geändert hatte. Sie war immer nur das Kind gewesen, ein Schlüssel, ein Objekt. Etwas, das er für sich benutzen wollte, um zu erfahren, was sein werden musste. Seitdem die gemeinsamen Visionen aber intensiver in ihrer Bildgewalt wurden und er sich immer stärker in diese ziehen lassen musste, geriet seine eigene Macht ins Wanken. Hier und da hatte er gewusst, die Traumbilder zu seinem Vorteil zu führen und zu drehen, aber jetzt? Alles hatte sein Eigenleben entwickelt und führte immer wieder zu einem bestimmten Punkt.
Als Freyas Lippen auf ihn trafen und die Klinge durch ihren Körper glitt, spürte er den stechenden Schmerz, der Tod und Leben zugleich bedeutete.
Der tobende Schmerz, der sich wie kaltes Eis durch seine Muskeln und Adern zog, riss ihn fort und löste den Schemen aus Licht und Finsternis auf. Endlich gewann er wieder die Kontrolle und stieß auch das letzte Flüstern ihrer Stimme aus seinem Geist.
Vorsicht, kleiner Schlüssel, wage nicht zuviel. Ich kann Dich nicht vernichten, aber ich kann Dich zu meinem Besitz machen und zu Gehorsam zwingen.
Naheniel wusste, dass es verlorene Liebesmüh wäre, so zu tun, als wäre nichts geschehen. Adrian kannte die Magie, derer er sich bemächtigte. Außerdem zweifelte er nicht daran, dass Adrian das Flimmern und Zittern der Umgebung gespürt hatte, als Naheniel die Kontrolle für einige Augenblicke entglitten war.
Warum sich also mit Lügen aufhalten, anstatt die Geschehnisse wieder für sich zu nutzen? Adrian schien etwas an Freya zu liegen. Eine schwache Stelle, die er nur zu gerne für sich nutzen wollte.
"Was ich suche und was ich will, Adrian, das ist einfach zu beantworten. Ich will die absolute Herrschaft und die unbedingte Gefolgschaft der schwarzen Jünger.
Was ich aber noch viel mehr will ist, dass Du und meine Schwester das Knie vor mir beugt, ganz gleich ob freiwillig oder nicht. Ihr sollt dabei zusehen, wie Freya immer mehr zu Meinem wird."
Seine Hand schloss sich wieder um das Glas, während sein Blick aber mit gewollter Provokation an seinem Gegenüber festhielt. "Sieh hin, dann zeige ich Dir, weshalb Du hier bist." Die Düsternis stahl sich die Farbe aus seinen Augen und er erhob seine andere, geöffnete Hand.
In einem der Seen aus Magma und Flammen entstand das Abbild des Mädchens, unschuldig und rein. Das Lächeln auf seinen Zügen war bedrohlich und zugleich voller Vergnügen, als er mit einem Deut seines Kopfes in Richtung des Kindes zeigte.
"Sie schmeckt so süß, wusstest Du das?"
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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- Bauer / Bäuerin
- Beiträge: 34
- Registriert: So 25. Jul 2021, 20:15
#947
"Verdammt, verdammt, verdammt." Liadan versuchte mit tiefen Atemzügen zur Ruhe zu kommen. Wie blöd das doch alles war. Erst dieser Sturm aus Feuer und Flammen und nun das. Ein falscher Schritt, eine kleine Unaufmerksamkeit, die ihr egentlich gar nicht ähnlich sah und schon war sie gefangen.
Vorsichtig zog sie an der Schlinge und versuchte ihren Arm aus der groben Umklammerung der Bäume zu lösen. Aber das führte nur dazu, dass die Wurzeln noch steifer wurden und sich noch fester um ihren Unterarm wanden. Die Gefahr wuchs mit jeder Bewegung an und es würde nicht mehr lange dauern, bis der Baum sie soweit in das Erdreich zog, dass auch sie Wurzeln schlug.
Schon als Kind hatte sie den ewigen Wald gehasst und gemieden. Jeder wusste, dass das Betreten mehr als heikel war. Wenn es den Bäuman einmal gelang, einen zu erwischen, konnte das durchaus das eigene Ende bedeuten.
Ihr war aber eben nichts anderes geblieben, denn die Spuren Freyas führten genau durch dieses Gehölz hindurch. Natürlich ausgerechnet durch dieses. Nicht durch irgendeines der zahlreichen anderen, die zwar ebenfalls keinen erholsamen Spaziergang versprachen, aber bei denen die Möglichkeit zumindest höher war, nicht selber zu einem Waldbewohner zu werden. Das wäre schließlich auch viel zu leicht gewesen. Liadan war versucht, genervt ihre Augen zu rollen, ließ es dann aber, da sowieso niemand hier war, um es zu bemerken.
Bereits als sie am Beginn des ewigen Waldes stand, hatte sie geahnt, dass das nicht gut ausgehen konnte. Zumindest trügte sie ihre Einschätzung nach wie vor nicht, das war doch schon etwas. Auch wenn es ihr gerade jetzt genau gar nicht weiterhalf.
Gleich, welche Gefahr von dem Wald ausging, sie hatte ein Versprechen gegeben. Und dieses würde sie um nichts auf diesen Welten brechen. Mein Blut für die Familie... Nochmals zog sie an der knorrigen Wurzel. Diese reagierte sofort und schnitt nahezu durch ihre Haut. Sie seufzte leise und entschied sich dafür, diese Experimente erstmal sein zu lassen. Wenigstens blieb sie ihrem Schwur treu.
So viel mehr als nur ihr Blut war sie Verlion und Adrian schuldig. Wären sie nicht gewesen, wäre sie wahrscheinlich gerade in einem hübschen Kleidchen auf dem Thron des Kaisers, müsste langweilige Regierungsgeschäfte führen und sich gegen den Einfluss ihrer Tanten auflehnen. Sie wäre in Ketten gelegt, obwohl sie alle Freiheiten besaß, die ihre Erbschaft mit sich brachte.
Verlion…
Wieder seufzte sie, diesmal allerdings aus tiefstem Herzen und mit ehrlicher Sehnsucht. Wie lange war sie mittlerweile schon wieder in dieser Welt? Hier vergaß man die Zeit und fernab dieser widersinnigen Kreation rannte sie unaufhörlich weiter.
Er machte sich bestimmt schon Sorgen. Hoffentlich war er nicht zu streng deshalb zu Adrian. Sie konnte sich nicht helfen, doch ein wenig musste sie bei der Vorstellung lächeln. Ein wärmender Gedanke in dieser trostlosen und tödlichen Landschaft das doch war.
Längst schon hätte sie ihm eine Nachricht zukommen lassen müssen. Aber die Geschehnisse hatten sich überschlagen und bevor sie sich versah, hatte sie die Spur der Kutsche gefunden. Manchmal war eben keine Zeit und eine Nachricht aus dem Reich des Schöpfers hinauszubringen war gar nicht so leicht, wie man vielleicht dachte.
Trotzdem merkte sie erst jetzt, da sie gezwungenermaßen zur Ruhe kam und ihre Konzentration nicht mehr nur auf die Spur Freyas fixiert war, wie fürchterlich sie ihn vermisste und sich nichts mehr wünschte, als dass sie endlich wieder an seiner Seite sein konnte.
Aber es half nichts, sich nun in trübsinnigen Gedanken zu verlieren. Wenn sie nicht acht gab, würde sie sowieso niemals wieder zurückkehren, sondern zu einem Gewächs des ewigen Waldes werden.
Liadan sah hinab zu ihrem Arm, der sich bereits blau färbte. Die Schlinge wuchs immer weiter hinauf und erreichte bald ihre Schulter. Grübelnd biss sie sich auf ihre Unterlippe und versuchte, ihr Bein zu sich zu ziehen. Aber der Baum war sehr aufmerksam und bemerkte sofort, was sie vorhatte. Unerbittlich zog er seine Wurzel zu und zog die Hand ein Stück in die Erde hinein. Das tat natürlich höllisch weh und so flüsterte Liadan leise: "Ist ja schon gut." Und legte ihr Bein wieder zurück.
Sie brauchte einen Plan und zwar schnell. Vielleicht war Schnelligkeit genau das, was ihr helfen würde? Zu verlieren hatte sie gerade sowieso nichts mehr und so blieb sie so ruhig sie konnte und hielt den Atem an. Sie schloss ihre Augen und dachte an das, was sie glücklich machte. Verlion.
Und die Familie, die sie als Al Saher bekommen hatte. Sowie auch an die Gilde, von der sie ein Teil sein durfte.
Liadan entspannte sich langsam. Einatmen und wieder ausatmen, sprach sie in Gedanken zu sich selbst und wartete geduldig ab. Nur keine Angst zeigen oder sie überhaupt haben.
Dann fühlte sie, wie der Griff der holzigen Wurzel um ihren Arm lockerer wurde. Noch einmal einatmen… Mit einer blitzschnellen Bewegung streckte sie ihre andere Hand nach dem Schaft ihres Stiefels aus, um aus diesem ihren Dolch zu ziehen.
Der Baum aber war schneller. Das Holz wurde hart wie Stein und eine weitere Wurzel schoss hervor, umschlang auch ihren zweiten Arm und zog sie gewaltsam zurück. "Ach komm schon…" Liadans Oberkörper wurde zu Boden gerissen und sie war unfähig, sich noch irgendwie zu bewegen.
Wie aus dem Nichts hörte sie plötzlich ein markerschütterndes Brechen von Holz, tausende scharfkantige Splitter flogen wild umher und legten sich auf ihre Gesicht.
Vorsichtig zog sie an der Schlinge und versuchte ihren Arm aus der groben Umklammerung der Bäume zu lösen. Aber das führte nur dazu, dass die Wurzeln noch steifer wurden und sich noch fester um ihren Unterarm wanden. Die Gefahr wuchs mit jeder Bewegung an und es würde nicht mehr lange dauern, bis der Baum sie soweit in das Erdreich zog, dass auch sie Wurzeln schlug.
Schon als Kind hatte sie den ewigen Wald gehasst und gemieden. Jeder wusste, dass das Betreten mehr als heikel war. Wenn es den Bäuman einmal gelang, einen zu erwischen, konnte das durchaus das eigene Ende bedeuten.
Ihr war aber eben nichts anderes geblieben, denn die Spuren Freyas führten genau durch dieses Gehölz hindurch. Natürlich ausgerechnet durch dieses. Nicht durch irgendeines der zahlreichen anderen, die zwar ebenfalls keinen erholsamen Spaziergang versprachen, aber bei denen die Möglichkeit zumindest höher war, nicht selber zu einem Waldbewohner zu werden. Das wäre schließlich auch viel zu leicht gewesen. Liadan war versucht, genervt ihre Augen zu rollen, ließ es dann aber, da sowieso niemand hier war, um es zu bemerken.
Bereits als sie am Beginn des ewigen Waldes stand, hatte sie geahnt, dass das nicht gut ausgehen konnte. Zumindest trügte sie ihre Einschätzung nach wie vor nicht, das war doch schon etwas. Auch wenn es ihr gerade jetzt genau gar nicht weiterhalf.
Gleich, welche Gefahr von dem Wald ausging, sie hatte ein Versprechen gegeben. Und dieses würde sie um nichts auf diesen Welten brechen. Mein Blut für die Familie... Nochmals zog sie an der knorrigen Wurzel. Diese reagierte sofort und schnitt nahezu durch ihre Haut. Sie seufzte leise und entschied sich dafür, diese Experimente erstmal sein zu lassen. Wenigstens blieb sie ihrem Schwur treu.
So viel mehr als nur ihr Blut war sie Verlion und Adrian schuldig. Wären sie nicht gewesen, wäre sie wahrscheinlich gerade in einem hübschen Kleidchen auf dem Thron des Kaisers, müsste langweilige Regierungsgeschäfte führen und sich gegen den Einfluss ihrer Tanten auflehnen. Sie wäre in Ketten gelegt, obwohl sie alle Freiheiten besaß, die ihre Erbschaft mit sich brachte.
Verlion…
Wieder seufzte sie, diesmal allerdings aus tiefstem Herzen und mit ehrlicher Sehnsucht. Wie lange war sie mittlerweile schon wieder in dieser Welt? Hier vergaß man die Zeit und fernab dieser widersinnigen Kreation rannte sie unaufhörlich weiter.
Er machte sich bestimmt schon Sorgen. Hoffentlich war er nicht zu streng deshalb zu Adrian. Sie konnte sich nicht helfen, doch ein wenig musste sie bei der Vorstellung lächeln. Ein wärmender Gedanke in dieser trostlosen und tödlichen Landschaft das doch war.
Längst schon hätte sie ihm eine Nachricht zukommen lassen müssen. Aber die Geschehnisse hatten sich überschlagen und bevor sie sich versah, hatte sie die Spur der Kutsche gefunden. Manchmal war eben keine Zeit und eine Nachricht aus dem Reich des Schöpfers hinauszubringen war gar nicht so leicht, wie man vielleicht dachte.
Trotzdem merkte sie erst jetzt, da sie gezwungenermaßen zur Ruhe kam und ihre Konzentration nicht mehr nur auf die Spur Freyas fixiert war, wie fürchterlich sie ihn vermisste und sich nichts mehr wünschte, als dass sie endlich wieder an seiner Seite sein konnte.
Aber es half nichts, sich nun in trübsinnigen Gedanken zu verlieren. Wenn sie nicht acht gab, würde sie sowieso niemals wieder zurückkehren, sondern zu einem Gewächs des ewigen Waldes werden.
Liadan sah hinab zu ihrem Arm, der sich bereits blau färbte. Die Schlinge wuchs immer weiter hinauf und erreichte bald ihre Schulter. Grübelnd biss sie sich auf ihre Unterlippe und versuchte, ihr Bein zu sich zu ziehen. Aber der Baum war sehr aufmerksam und bemerkte sofort, was sie vorhatte. Unerbittlich zog er seine Wurzel zu und zog die Hand ein Stück in die Erde hinein. Das tat natürlich höllisch weh und so flüsterte Liadan leise: "Ist ja schon gut." Und legte ihr Bein wieder zurück.
Sie brauchte einen Plan und zwar schnell. Vielleicht war Schnelligkeit genau das, was ihr helfen würde? Zu verlieren hatte sie gerade sowieso nichts mehr und so blieb sie so ruhig sie konnte und hielt den Atem an. Sie schloss ihre Augen und dachte an das, was sie glücklich machte. Verlion.
Und die Familie, die sie als Al Saher bekommen hatte. Sowie auch an die Gilde, von der sie ein Teil sein durfte.
Liadan entspannte sich langsam. Einatmen und wieder ausatmen, sprach sie in Gedanken zu sich selbst und wartete geduldig ab. Nur keine Angst zeigen oder sie überhaupt haben.
Dann fühlte sie, wie der Griff der holzigen Wurzel um ihren Arm lockerer wurde. Noch einmal einatmen… Mit einer blitzschnellen Bewegung streckte sie ihre andere Hand nach dem Schaft ihres Stiefels aus, um aus diesem ihren Dolch zu ziehen.
Der Baum aber war schneller. Das Holz wurde hart wie Stein und eine weitere Wurzel schoss hervor, umschlang auch ihren zweiten Arm und zog sie gewaltsam zurück. "Ach komm schon…" Liadans Oberkörper wurde zu Boden gerissen und sie war unfähig, sich noch irgendwie zu bewegen.
Wie aus dem Nichts hörte sie plötzlich ein markerschütterndes Brechen von Holz, tausende scharfkantige Splitter flogen wild umher und legten sich auf ihre Gesicht.
*** Purpurne Kaiserin ***
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#948
Residenz der Tränen
Wie viel konnte er sehen von dem was sie war? Hatte er es gesehen? Konnte er es wahrnehmen. Der Hund hatte kaum Mimik, es war also schwer darin zu lesen. Er schien zumindest erstmal nicht offensichtlich was bemerkt zu haben. Doch er hatte durchaus etwas bemerkt. "Ich bin nur ein Hund." War es so einfach. Simpel. Freya hatte Recht, manche Dinge waren simpel. Vielleicht war es gar nicht so kompliziert. Vielleicht war es sogar sehr einfach.
Der Kater braucht eine Weile bis er ein Fenster findet, dass tatsächlich etwas offen stand. Je nachdem ob er noch unsichtbar durch die Gegend huschte oder ob er zu sehen war, bemerkte er dahinter die Küche. Ein Koch der gerade Fleisch mit einem Beil zerteilte, dass es auf dem Brett knallte wie ein Donnerschlag. Ein Bursche der den harschen Befehlen des Koches folge leistete und eine Küchenmagd die Kartoffeln schälte. Alle waren in Eile und hektisch und daher auch recht abgelenkt. Es roch nach Küche. Es roch nach Fleisch, Gemüse und Brühe. Es roch aber auch nach Abfällen und Schweiß. Aber die Katze war drin.
Unterdessen schaute Absolom das Mädchen weiterhin mit den treuen loyalen Augen an. Wie ein Hund eben sein kann, dass manche Herzen schmelzen mögen. Doch Freya weiß es lag eine gewisse Ernsthaftigkeit darin. Er weiß nichts von ihren wirklichen Mächten, nichts von Naheniel und auch nichts von einer Prophezeiung. Dann wechselte der Blick von Freya auf die Tür. Eine Minute bevor die Klinke herunter gedrückt wurde und eine junge Frau eintrat mit einem Kleid und Schuhe. "Die Herrin wünscht das du dieses bekommst. Wenn es nicht passt suchen wir eine andere Größe." Das Mädchen war hübsch. Auf ihrer Wange zierte ein feuerrotes Mal die Seite und sie hatte hellbraunes glattes Haar und helle braune Augen, wie Honig. Sie wirkte nicht wie eine Hausmagd, aber sie trug am Hals ein kleinen Reif aus Metall. Ein Collar, ein Sklavenkragen wie mancher sagen würde. Wie genau er verschlossen war, war nicht gleich ersichtlich, es schien kein klobiges Schloss zu geben. "Ich bin Milla. Wir werden ein Zimmer teilen." Fügte sie an.
Absolom schwieg.
"Die Herrin kommt gleich. Wir müssen dich bis dahin angezogen haben. Ohweh, deine Haare brauchen echt eine gute Pflege." Das Millan lächelte sachte. Sie wirkte älter als Freya und ihre Hände legten das Paket auf einen Stuhl ab. "Ein paar Sachen solltest du vorweg wissen. Wir sprechen die Gräfin mit Herrin an. Jeder Satz beginnt oder endet mit Herrin. Wir zeigen die Hände vor. So.." Sie streckte ihre Finger aus, was Freya einen Blick auf die Hände werfen ließ. Schlanke Finger, gut gepflegt und doch war der Handrücken von Narben übersät die so gerade schienen dass sie nicht durch Arbeit entstanden sein können, als hätte man sie mit einem Lineal gezogen. "Handrücken, dann drehen wenn sie es anzeigt - Handfläche." Sie zog die Hände wieder zurück. "Du bist angehalten stehts ordentlich gekleidet zu sein. Die Haare gebürstet und geflochten, die Kleidung sauber und korrekt angelegt. Wir sind anders als die Angestellten."
Sie wendet sich der Kleidung zu. Die Schuhe stellte sie auf den Boden. Es waren Damenschuhe, auf feinen weichen Leder. Sie waren sauber wie neu und wirkten sehr bequem. Sie hatten sogar eine feste Sohle und ein gefüttertertes Inlay. Das Kleid bestand aus mehreren Schichten. Zum einen die Unterwäsche. Langbeinige mit Spitze versehene Höschen, ein Hemd. Dafür ein Mieder. Weiche Wolle die nicht kratzte. Also keine Schafswolle. Dann das Unterkleid, ein Überkleid, ein Korsett und Armlinge die an das Überkleid angeknüpft werden mit sogenannten Nestelungen. Das Unterkleid bestand aus weichen hochwertigen Leinen, das Überkleid aus schweren Brokat. Die Nestelärmel aus Seide.
Und dann war da noch der Reif.
Ein schmaler Reif für den Hals. Er wirkte wie aus einem Guß. Schlicht.
"Mh.. vielleicht solltest du vorher gewaschen werden?" Grübelte Milla unterdessen. Als versuchte sie abzuschätzen wie lange die Gräfin noch brauchen würde und ob jene es lieber hätte das Freya frisch gewaschen und angekleidet war oder ob sie sie gleich sehen wollte. Sie entschied sich dann fürs erstmal ankleiden. "Hast du schonmal sowas getragen?" Sie sah das Mädchen offen an.
Absolom schwieg.
Wie viel konnte er sehen von dem was sie war? Hatte er es gesehen? Konnte er es wahrnehmen. Der Hund hatte kaum Mimik, es war also schwer darin zu lesen. Er schien zumindest erstmal nicht offensichtlich was bemerkt zu haben. Doch er hatte durchaus etwas bemerkt. "Ich bin nur ein Hund." War es so einfach. Simpel. Freya hatte Recht, manche Dinge waren simpel. Vielleicht war es gar nicht so kompliziert. Vielleicht war es sogar sehr einfach.
Der Kater braucht eine Weile bis er ein Fenster findet, dass tatsächlich etwas offen stand. Je nachdem ob er noch unsichtbar durch die Gegend huschte oder ob er zu sehen war, bemerkte er dahinter die Küche. Ein Koch der gerade Fleisch mit einem Beil zerteilte, dass es auf dem Brett knallte wie ein Donnerschlag. Ein Bursche der den harschen Befehlen des Koches folge leistete und eine Küchenmagd die Kartoffeln schälte. Alle waren in Eile und hektisch und daher auch recht abgelenkt. Es roch nach Küche. Es roch nach Fleisch, Gemüse und Brühe. Es roch aber auch nach Abfällen und Schweiß. Aber die Katze war drin.
Unterdessen schaute Absolom das Mädchen weiterhin mit den treuen loyalen Augen an. Wie ein Hund eben sein kann, dass manche Herzen schmelzen mögen. Doch Freya weiß es lag eine gewisse Ernsthaftigkeit darin. Er weiß nichts von ihren wirklichen Mächten, nichts von Naheniel und auch nichts von einer Prophezeiung. Dann wechselte der Blick von Freya auf die Tür. Eine Minute bevor die Klinke herunter gedrückt wurde und eine junge Frau eintrat mit einem Kleid und Schuhe. "Die Herrin wünscht das du dieses bekommst. Wenn es nicht passt suchen wir eine andere Größe." Das Mädchen war hübsch. Auf ihrer Wange zierte ein feuerrotes Mal die Seite und sie hatte hellbraunes glattes Haar und helle braune Augen, wie Honig. Sie wirkte nicht wie eine Hausmagd, aber sie trug am Hals ein kleinen Reif aus Metall. Ein Collar, ein Sklavenkragen wie mancher sagen würde. Wie genau er verschlossen war, war nicht gleich ersichtlich, es schien kein klobiges Schloss zu geben. "Ich bin Milla. Wir werden ein Zimmer teilen." Fügte sie an.
Absolom schwieg.
"Die Herrin kommt gleich. Wir müssen dich bis dahin angezogen haben. Ohweh, deine Haare brauchen echt eine gute Pflege." Das Millan lächelte sachte. Sie wirkte älter als Freya und ihre Hände legten das Paket auf einen Stuhl ab. "Ein paar Sachen solltest du vorweg wissen. Wir sprechen die Gräfin mit Herrin an. Jeder Satz beginnt oder endet mit Herrin. Wir zeigen die Hände vor. So.." Sie streckte ihre Finger aus, was Freya einen Blick auf die Hände werfen ließ. Schlanke Finger, gut gepflegt und doch war der Handrücken von Narben übersät die so gerade schienen dass sie nicht durch Arbeit entstanden sein können, als hätte man sie mit einem Lineal gezogen. "Handrücken, dann drehen wenn sie es anzeigt - Handfläche." Sie zog die Hände wieder zurück. "Du bist angehalten stehts ordentlich gekleidet zu sein. Die Haare gebürstet und geflochten, die Kleidung sauber und korrekt angelegt. Wir sind anders als die Angestellten."
Sie wendet sich der Kleidung zu. Die Schuhe stellte sie auf den Boden. Es waren Damenschuhe, auf feinen weichen Leder. Sie waren sauber wie neu und wirkten sehr bequem. Sie hatten sogar eine feste Sohle und ein gefüttertertes Inlay. Das Kleid bestand aus mehreren Schichten. Zum einen die Unterwäsche. Langbeinige mit Spitze versehene Höschen, ein Hemd. Dafür ein Mieder. Weiche Wolle die nicht kratzte. Also keine Schafswolle. Dann das Unterkleid, ein Überkleid, ein Korsett und Armlinge die an das Überkleid angeknüpft werden mit sogenannten Nestelungen. Das Unterkleid bestand aus weichen hochwertigen Leinen, das Überkleid aus schweren Brokat. Die Nestelärmel aus Seide.
Und dann war da noch der Reif.
Ein schmaler Reif für den Hals. Er wirkte wie aus einem Guß. Schlicht.
"Mh.. vielleicht solltest du vorher gewaschen werden?" Grübelte Milla unterdessen. Als versuchte sie abzuschätzen wie lange die Gräfin noch brauchen würde und ob jene es lieber hätte das Freya frisch gewaschen und angekleidet war oder ob sie sie gleich sehen wollte. Sie entschied sich dann fürs erstmal ankleiden. "Hast du schonmal sowas getragen?" Sie sah das Mädchen offen an.
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#949
Der Kerkermeister
Seine Pranke schloss sich um eine der kräftigen Wurzeln, riss sie mit einem Ruck aus dem Boden und schnappte sich im gleichen Moment bereits die nächste. Der Baum ächzte, bewegte sich und wollte bereits mit seinen blattlosen, knorrigen Ästen nach ihm schlagen. Aber auch die packte der Kerkermeister und brach sie entzwei. Es hätt ihm egal sein können, ob der Wald sich einen neuen Bewohner holte. Sich in das Leben und Sterben einzumischen, war nicht seine Aufgabe. Etwas aber hatte seine Aufmerksamkeit erweckt, als die Bognerin sich gegen ihr aussichtsloses Schicksal wand: Das Abzeichen an ihrem Gürtel.
Kurz nachdem das Mädchen, nach welchem er eigentlich suchen sollte, im Verlies gelandet war, hatte ein Schüler des Bischofs ihre Habseligkeiten zu ihm hinunter in die steinernen Katakomben gebracht. Ein hübsches Kleid mit einem filigranen Gürtel daran. Und an eben diesem Gürtel, war dasselbe Zeichen wie an dem Gurt der Bognerin angebracht gewesen. Der Kerkermeister mochte mit seinen muskulösen Körper und seiner Entscheidung, nur dann zu sprechen, wenn es wirklich nötig war, auf viele plump und einfältig wirken. Das war er aber nicht. Er verstand durchaus die Problematik von der Verschlossenheit der Tore zur Residenz. Wenn diese nicht zu öffnen waren, konnte er nicht hinein. Auch wenn er die Stätte seines Wirkens nicht oft verließ, wusste er, was die Gesetze dieser Welt waren. Umgehen konnte man sie nicht. Zumindest nicht, wenn man einer war wie er.
Noch dazu war es nur eine Vermutung, dass das Kind vielleicht dort war. Was, wenn er Tage, womöglich Wochen vor den Toren wartete, um sie zu erspähen, nur um dann doch mit leeren Händen zum Bischof zurückzukehren? Angst hatte er keine vor der Raserei des Kirchenmannes. Aber er war ihm zu Respekt und Gehorsam verpflichtet.
Die Frau, die da am Boden lag, versprach aber wesentlich mehr Erfolg. Sie und das Mädchen trugen ein und dasselbe Abzeichen und es wäre schon ein unglaublicher Zufall, und an diese glaubte der Kerkermeister nicht, wenn sie nichts über das Kind wusste. Und das war es schließlich, nach was der Bischof verlangte. Wissen über das Mädchen. Deshalb war sie besser als Nichts und der Kerkermeister entschied sich dafür, dass der Bischof das ähnlich sehen würde.
Nachdem die Wurzeln und Äste gebrochen waren und der Baum in eine sich schützende Starre verfallen war, hob der Kerkermeister mit Leichtigkeit die Frau vom Boden auf. "Kein Laut, kein Mucks. Der Wald ist bereits in Aufruhr. Aufmerksamkeit ist das Letzte, was Ihr wollt."
Seine Arbeit brachte es mit sich, dass er sehr kräftig war und sein Arm sich wie eine Klammer um die Frau legte. Schritt um Schritt ging er den Weg zurück, den er gekommen war, immer weiter weg von der Residenz und hinaus aus dem Wald. Stehenbleiben durfte er nicht, denn die Bäume würden das Leben in seinem Arm bemerken. Auch wenn er die Bognerin gewarnt hatte, drückte er zur Sicherheit seine Hand auf ihren Mund, damit sie schwieg. Schließlich wusste er nicht, ob sie klug genug war, seiner Anweisung zu folgen. Erst als der Wald lichter wurde und das Rot des Tages durch die letzten wenigen Äste deutlich zu sehen war, hielt er ein und stellte sie zwischen zwei Bäumen ab. Der Weg bis zur Kathedrale war noch weit und da er sie nicht durchgehend tragen wollte, nahm er die Ketten von seiner Schulter und legte sie um ihren Leib. Eigentlich mochte er es nicht besonders, einer Frau seine schweren, eisernen Ketten anzulegen, aber hier musste er sich eine Ausnahme gewähren.
"Es ist besser, wenn Ihr Euch nicht wehrt. Glaubt mir, es dient nur Eurer Sicherheit." Der Kerkermeister sprach nun nicht mehr, für heute hatte er seine Worte verbraucht. Ohne sich umzusehen ging er weiter und zog Liadan hinter sich her.
Er war ein Kerkermeister. Er wusste nichts von Spuren, weder, wie man sie las, noch wie man sie deutete. Was er aber konnte, das war zuhören. Da er selbst nicht viel zu sagen hatte, hatte er dafür noch dazu sehr viel Zeit. Und die Gefangenen in den Katakomben, der in den Felsen gehauenen Kathedrale, hatten sehr viel zu erzählen. Was nicht darauf beruhte, dass sie in ihm einen Freund suchten. Schlicht und ergreifend bettelten sie um Sicherheit und suchten diese im Klang ihrer eigenen Stimmen. Das beruhigte sie anscheinend und war ihnen eine Garantie, dass sie noch lebten. Wie lange Letzteres aber der Fall war oder ob sie vorher dem Wahn erlagen, der früher oder später auf jeden traf, der einsam, ohne Fenster, ohne Licht und ohne irgendeinen anderen Einfluss auf die Sinne leben musste, war ganz individuell.
Warum sie in den Katakomben aus Stein landeten? So viele Möglichkeiten gab es nicht. Entweder wurden Regeln und Gesetze übertreten, oder aber man war dem Bischof nicht genehm. So oder so, das Urteil war meistens das Gleiche.
Einmal, da war ein Jüngling in den Kerkern gesessen. Ausgemergelt war sein Körper, gekleidet aber war er in hübschen und reich verzierten Kleidern. Beides mochte gar nicht miteinander zusammenpassen, vor allem nicht der äußerst prekäre Geisteszustand, den er bereits aufwies, als er im Verlies ankam. Der Bischof hatte ihn hinunter bringen lassen, da er an den Kirchentoren bettelte. Als der Bischof ihm einen Klumpen Brot hinwarf und ihn daraufhin aufforderte, dem dunklen Herrn für die Gabe zu danken, sah der Junge ihn mit vor Panik geweiteten Augen an. "Es gibt nur eine Herrin! Zeigt mir die Hände." Ein wirres Lachen entkam dem Jungen der zitternd seine Hände ausstreckte und mit seinen Blicken den Bischof aufforderte, es ihm gleich zu tun. Angeklagt wurde er kurz darauf für gleich zwei Vergehen: Gotteslästerung und anmaßendes Verhalten gegenüber einem Würdenträger.
Sein Leben dauerte nicht mehr lange, was für den armen Kerl wahrscheinlich sowieso besser war. Solche wie er kamen nicht weit. Nicht in dieser Welt. Bis er aber starb, hörte der Kerkermeister ihn oft mit sich selbst sprechen.
Warum sie in den Katakomben aus Stein landeten? So viele Möglichkeiten gab es nicht. Entweder wurden Regeln und Gesetze übertreten, oder aber man war dem Bischof nicht genehm. So oder so, das Urteil war meistens das Gleiche.
Einmal, da war ein Jüngling in den Kerkern gesessen. Ausgemergelt war sein Körper, gekleidet aber war er in hübschen und reich verzierten Kleidern. Beides mochte gar nicht miteinander zusammenpassen, vor allem nicht der äußerst prekäre Geisteszustand, den er bereits aufwies, als er im Verlies ankam. Der Bischof hatte ihn hinunter bringen lassen, da er an den Kirchentoren bettelte. Als der Bischof ihm einen Klumpen Brot hinwarf und ihn daraufhin aufforderte, dem dunklen Herrn für die Gabe zu danken, sah der Junge ihn mit vor Panik geweiteten Augen an. "Es gibt nur eine Herrin! Zeigt mir die Hände." Ein wirres Lachen entkam dem Jungen der zitternd seine Hände ausstreckte und mit seinen Blicken den Bischof aufforderte, es ihm gleich zu tun. Angeklagt wurde er kurz darauf für gleich zwei Vergehen: Gotteslästerung und anmaßendes Verhalten gegenüber einem Würdenträger.
Sein Leben dauerte nicht mehr lange, was für den armen Kerl wahrscheinlich sowieso besser war. Solche wie er kamen nicht weit. Nicht in dieser Welt. Bis er aber starb, hörte der Kerkermeister ihn oft mit sich selbst sprechen.
"Sie darf nicht lächeln. Wenn sie lächelt, geschehen schlimme Dinge."
"Wir dienen mit Eifer, Sorgfalt und Gehorsam."
"Ich will eine Perle sein. Ich werde zu einem Diamant."
"Wir dienen mit Eifer, Sorgfalt und Gehorsam."
"Ich will eine Perle sein. Ich werde zu einem Diamant."
Zwischen seinen Sätzen war immer wieder ein wirres Lachen zu hören, meistens gefolgt von einem lauten Schluchzen, woraufhin er sich selbst auf seine Hände schlug. Manches Mal hatte der Jüngling aber auch einen wachen Moment. Dann klammerte er sich an die schmalen Gitterstäbe des kleinen Fensters in der Kerkertüre und erzählte unzusammenhängend etwas von der Residenz der Tränen und Kindern, so vielen Kindern. Einige durften mit ihrer Kutsche wieder weiter reisen, andere verschwanden. Wenn sie lächelt, geschehen schlimme Dinge.
Immer wenn der Junge das sagte, stürmte er zurück zu seiner Schlafstätte, stellte sich kerzengerade davor und streckte zitternd seine Hände nach vorn. Was mit ihm selbst geschehen war, warum er eines Morgens vor dem Tor der Kathedrale stand, das erzählte er sich selbst aber nicht.
Viele Residenzen gab es hier nicht. Nachdem der Bischof den Kerkermeister befohlen hatte, das Mädchen zu suchen, hatte er sich bei den Bewohnern, der weiter unten in den Berg geschlagenen Häusern, umgehört. Keiner wollte wirklich etwas offenbaren, aber das Munkeln verriet, dass sie alle etwas wussten. Ein Kleidermacher war dann doch etwas redseliger und erzählte, dass er ab und an neue Stoffe zu entzückenden KIeidern vernähte und sie an ein prunkvolles Anwesen auslieferte. Nur bis zu den Toren, weiter durfte er nicht gehen. Weiter durfte niemand gehen.
Von dem gut verschlossenen Tor hatte auch der Junge berichtet, kurz bevor ihm der letzte Lebenswillen abhandengekommen war. Ein eisernes Tor, fest im Boden verankert und nur mit der Erlaubnis der Gräfin, wurde es geöffnet. War man drin, kam man nicht hinaus. War man draußen, kam man nicht hinein.
Trotzdem war es der beste Anhaltspunkt den er hatte. Und so begann der Kerkermeister seinen Marsch. Einige Tage sollte es dauern, bis er den düsteren Wald erreichte. Nach ihm aber griffen die Wurzeln nicht, da sein Leben nicht von Interesse für die Ewigkeit war. Es gab nichts in ihm, was er aufgeben konnte, er besaß keine Hoffnung. Und auch keine Angst oder Verzweiflung, von der das alte, meterhohe und bedrohliche Gewächs sich ernähren konnte, um ihn zu einem der ihren zu machen. Für ihn war der Wald keine Gefahr.
Immer wenn der Junge das sagte, stürmte er zurück zu seiner Schlafstätte, stellte sich kerzengerade davor und streckte zitternd seine Hände nach vorn. Was mit ihm selbst geschehen war, warum er eines Morgens vor dem Tor der Kathedrale stand, das erzählte er sich selbst aber nicht.
Viele Residenzen gab es hier nicht. Nachdem der Bischof den Kerkermeister befohlen hatte, das Mädchen zu suchen, hatte er sich bei den Bewohnern, der weiter unten in den Berg geschlagenen Häusern, umgehört. Keiner wollte wirklich etwas offenbaren, aber das Munkeln verriet, dass sie alle etwas wussten. Ein Kleidermacher war dann doch etwas redseliger und erzählte, dass er ab und an neue Stoffe zu entzückenden KIeidern vernähte und sie an ein prunkvolles Anwesen auslieferte. Nur bis zu den Toren, weiter durfte er nicht gehen. Weiter durfte niemand gehen.
Von dem gut verschlossenen Tor hatte auch der Junge berichtet, kurz bevor ihm der letzte Lebenswillen abhandengekommen war. Ein eisernes Tor, fest im Boden verankert und nur mit der Erlaubnis der Gräfin, wurde es geöffnet. War man drin, kam man nicht hinaus. War man draußen, kam man nicht hinein.
Trotzdem war es der beste Anhaltspunkt den er hatte. Und so begann der Kerkermeister seinen Marsch. Einige Tage sollte es dauern, bis er den düsteren Wald erreichte. Nach ihm aber griffen die Wurzeln nicht, da sein Leben nicht von Interesse für die Ewigkeit war. Es gab nichts in ihm, was er aufgeben konnte, er besaß keine Hoffnung. Und auch keine Angst oder Verzweiflung, von der das alte, meterhohe und bedrohliche Gewächs sich ernähren konnte, um ihn zu einem der ihren zu machen. Für ihn war der Wald keine Gefahr.
Aber bis zur Residenz der Tränen kam er nicht…
Seine Pranke schloss sich um eine der kräftigen Wurzeln, riss sie mit einem Ruck aus dem Boden und schnappte sich im gleichen Moment bereits die nächste. Der Baum ächzte, bewegte sich und wollte bereits mit seinen blattlosen, knorrigen Ästen nach ihm schlagen. Aber auch die packte der Kerkermeister und brach sie entzwei. Es hätt ihm egal sein können, ob der Wald sich einen neuen Bewohner holte. Sich in das Leben und Sterben einzumischen, war nicht seine Aufgabe. Etwas aber hatte seine Aufmerksamkeit erweckt, als die Bognerin sich gegen ihr aussichtsloses Schicksal wand: Das Abzeichen an ihrem Gürtel.
Kurz nachdem das Mädchen, nach welchem er eigentlich suchen sollte, im Verlies gelandet war, hatte ein Schüler des Bischofs ihre Habseligkeiten zu ihm hinunter in die steinernen Katakomben gebracht. Ein hübsches Kleid mit einem filigranen Gürtel daran. Und an eben diesem Gürtel, war dasselbe Zeichen wie an dem Gurt der Bognerin angebracht gewesen. Der Kerkermeister mochte mit seinen muskulösen Körper und seiner Entscheidung, nur dann zu sprechen, wenn es wirklich nötig war, auf viele plump und einfältig wirken. Das war er aber nicht. Er verstand durchaus die Problematik von der Verschlossenheit der Tore zur Residenz. Wenn diese nicht zu öffnen waren, konnte er nicht hinein. Auch wenn er die Stätte seines Wirkens nicht oft verließ, wusste er, was die Gesetze dieser Welt waren. Umgehen konnte man sie nicht. Zumindest nicht, wenn man einer war wie er.
Noch dazu war es nur eine Vermutung, dass das Kind vielleicht dort war. Was, wenn er Tage, womöglich Wochen vor den Toren wartete, um sie zu erspähen, nur um dann doch mit leeren Händen zum Bischof zurückzukehren? Angst hatte er keine vor der Raserei des Kirchenmannes. Aber er war ihm zu Respekt und Gehorsam verpflichtet.
Die Frau, die da am Boden lag, versprach aber wesentlich mehr Erfolg. Sie und das Mädchen trugen ein und dasselbe Abzeichen und es wäre schon ein unglaublicher Zufall, und an diese glaubte der Kerkermeister nicht, wenn sie nichts über das Kind wusste. Und das war es schließlich, nach was der Bischof verlangte. Wissen über das Mädchen. Deshalb war sie besser als Nichts und der Kerkermeister entschied sich dafür, dass der Bischof das ähnlich sehen würde.
Nachdem die Wurzeln und Äste gebrochen waren und der Baum in eine sich schützende Starre verfallen war, hob der Kerkermeister mit Leichtigkeit die Frau vom Boden auf. "Kein Laut, kein Mucks. Der Wald ist bereits in Aufruhr. Aufmerksamkeit ist das Letzte, was Ihr wollt."
Seine Arbeit brachte es mit sich, dass er sehr kräftig war und sein Arm sich wie eine Klammer um die Frau legte. Schritt um Schritt ging er den Weg zurück, den er gekommen war, immer weiter weg von der Residenz und hinaus aus dem Wald. Stehenbleiben durfte er nicht, denn die Bäume würden das Leben in seinem Arm bemerken. Auch wenn er die Bognerin gewarnt hatte, drückte er zur Sicherheit seine Hand auf ihren Mund, damit sie schwieg. Schließlich wusste er nicht, ob sie klug genug war, seiner Anweisung zu folgen. Erst als der Wald lichter wurde und das Rot des Tages durch die letzten wenigen Äste deutlich zu sehen war, hielt er ein und stellte sie zwischen zwei Bäumen ab. Der Weg bis zur Kathedrale war noch weit und da er sie nicht durchgehend tragen wollte, nahm er die Ketten von seiner Schulter und legte sie um ihren Leib. Eigentlich mochte er es nicht besonders, einer Frau seine schweren, eisernen Ketten anzulegen, aber hier musste er sich eine Ausnahme gewähren.
"Es ist besser, wenn Ihr Euch nicht wehrt. Glaubt mir, es dient nur Eurer Sicherheit." Der Kerkermeister sprach nun nicht mehr, für heute hatte er seine Worte verbraucht. Ohne sich umzusehen ging er weiter und zog Liadan hinter sich her.
- -Freya-
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- Danksagung erhalten: 2 Mal
#950
Fragen über Fragen. Doch die Antworten blieben unverändert - auf dieselbe Weise offen.
Freyas Blick ruhte weiterhin auf dem eleganten Tier, dessen Augen treu, ehrlich und zugleich traurig auf sie wirkten. So als hätten sie bereits viel gesehen oder mitansehen müssen. Ob es so war, konnte das Mädchen nur mutmaßen, denn die Antwort, die er gab, war ebenso simpel und einfach gehalten. Er war ein Hund.
Resigniert senkte Freya nur ihre Lider und legte eine Hand an ihre Schläfe, um den Druck dahinter wegzumassieren. Der lähmende Schmerz, welcher sie nur für wenige Sekunden wie ein Schlag getroffen hatte, als sie das Kitzeln von Magie in ihren Fingerspitzen hervorrufen wollte, hallte noch immer mahnend nach. Sicherlich war es keine gute Idee, es nochmal zu versuchen.
Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? - Was erwartet der Einzige Wahre von ihr? Hier war sie ein Niemand. Ein Nichts verloren im irgendwo. Ohne Besitz, ohne Magie, ohne einen Freund.
Angestrengt versuchte Freya sich zu konzentrieren und zu sammeln. Auch wenn sie nichts hatte, wonach sie greifen konnte, musste sie sich an dem festhalten, was ihr noch geblieben war. Ihr Glaube.
Es war fast wie bei dem Ritual. Kurz nur flammten Erinnerungen auf. Eshira und sie. Beinahe hinterließ es ein Lächeln auf ihren Lippen. Es schien so unglaublich lange her. In einfacher Baumwolle gekleidet hatten sie sich auf die Suche nach Relikten der Ur-Elemente gewagt. Eine Lektion, die sie nicht nur Selbstbeherrschung gelehrt hatte, sondern auch auf den Willen des Lords zu vertrauen.
Wie viele blaue Flecke hatte sie damals gehabt? Doch hatten sie ihr Ziel damals erreicht und es hatte ihnen gezeigt, dass es gleich war welche Kleider oder welchen Namen man trug. Es brauchte keine Magie oder Waffen, um sein Ziel zu erreichen. Wenn ihr Glaube stark genug war, dann zeigte sich ihnen der Weg durch seinen Willen.
Allerdings waren die Umstände andere gewesen. Sie kannte jeden Winkel der Inseln und sie hätte jederzeit nach ihrer Magie greifen können, wenn es heikel geworden wäre. Das Ritual selbst wäre vielleicht gescheitert, aber die Gewissheit, dass sie es hätte könne, verlieh doch eine vollkommen andere Sicherheit.
Hier jedoch war sie auf sich gestellt, in einer fremden und feindlichen Umgebung, in er sich ihr kein Ausweg zeigen sollte, sondern schien die Welt sie stattdessen immer tiefer in ihren Abgrund hineinzuziehen.
Das Geräusch der Tür holte Freya unerwartet aus ihren Gedanken. Erschrocken riss das Mädchen ihre Augen und sah unmittelbar auf die heruntergedrückte Klinke, wobei ihr Atem für einen Moment ins Stocken geriet.
Statt der Gräfin jedoch blickten ihre geweiteten Augen direkt auf eine junge Frau, deren braunes Haar unmittelbar im schummrigen Licht glänzte. Sie wirkte ein wenig älter als sie und zudem viel hübscher. Ihre Züge strahlten förmlich und jede Nuance ihrer Haut, sogar die Schatten ihrer Haare arbeiteten ihre Vorzüge heraus, so dass auch das Mal an ihrer Wange im ersten Moment nicht wie ein Makel auf Freya wirkte, welche sich ungewollt unmittelbar wie ein Nichts fühlte.
Schweigend sah sie nur zu, wie Milla mit Kleidern bepackt den Raum betrat und mit schnellen disziplinierten Schritten durchkreuzte, um das Bündel abzulegen. Verunsichert wanderte Freyas Blick den Worten folgend, über den sauberen Stapel Kleidung, den ein schlichter Reif krönte hinweg immer wieder zu der jungen Frau. Was sollte es bedeuten, sie waren anders? Doch ehe sie ihre Frage, geschweige denn ihren Namen über die Lippen bringen konnte, streckten sich ihr die Hände Millas entgegen.
Mit einem kleinen Stirnrunzeln wandten sich betrachtete sie die Hände der jungen Frau, während sie die sauberen und gepflegten Handrücken betrachtete, die von hellen Schatten gezeichnet waren. Die Anweisung hatte die Gräfin ihr bereits gegeben, aber die feinen Linien auf der zarten Haut verrieten mehr als deutlich, dass die Gräfin dies mit eiserner Disziplin durchzusetzen wusste.
Zittrig atmete Freya aus, nur um kurz zu Absolom zu sehen, der schweigend ihnen spürbar nur mit seinen Blicken folgte. Offenbar blieb ihr keine Wahl, als sich den Umständen anzupassen. Hände, Herrin ...
Mit einem Wimpernschlag sah sie wieder zu Milla, welche mit den Anweisungen, die sie wohl bekommen hatte, haderte und unmittelbar für sie beide entschied, dass für ein Bad keine Zeit wäre.
„Ich bin Freya“ Leise nur durchbrach das Freya ihr Schweigen. Für einen kurzen Moment sah das Mädchen die junge Frau ein wenig verunsichert an, bevor ihre Augen erneut über die Kleidung glitten, welche die junge Frau scheinbar nach und nach drapierte, wohl in der klaren Erwartung, dass Freya sie direkt überziehen sollte.
So viele Kleidungsstücke hatte Freya noch nie anziehen müssen. Strümpfe, Unterwäsche und eine Robe. Im Winter einen Mantel – ja, und Handschuhe – jedoch hatten diese weder einen wärmenden noch einen optischen Grund.
Doch all das da vor ihr lag? Weder besaß sie ein Mieder noch ein Korsett, geschweige denn Unterwäsche, die mit Spitze besetzt war oder mehrlagige Kleider, für deren komplizierte Details man eine zweite Person benötigte, um sie anzulegen, zu schnüren und entsprechend zu drapieren.
Ihre Adeptenrobe war dahingehend eines der edelsten Gewänder gewesen, die sie je getragen hatte. Und doch hätte sie diese ebenso allein anziehen können. Es hatte zwar auch eine Schnürung, doch war der Stoff so seidig und leicht, das er von selbst über ihre Beine fiel und diese mit schlichter Eleganz umspielte.
„Nein, habe ich nicht“ Ihr Eingeständnis war nicht mehr als ein ausgesprochener Gedanke. Ehrlich gesagt fragte sie sich selbst, wie man all diese Schichten aus Stoff anordnen und anziehen sollte? Nicht zu vergessen, zu welchem Zweck? Was genau hatte die Gräfin vor?
Zögernd sah Freya in die hellbraunen Augen, bevor sie Millas Handeln für sich deutete. Ihre Hand löst sich jedoch nur langsam von ihrem Hemd, durch das hindurch sie den Verband hatte spüren können. Doch noch deutlicher spürte sie die darunterliegende Wunde, die sie permanent daran erinnerte, dass ihre einzige Verbindung und der einzige Mensch, der ihr helfen konnte, nicht kommen würde.
Ein Schmerz, der ihr die Tränen in die Augen treiben wollte. Doch gleichzeitig schwang eine Form von Genugtuung mit. Der Schmerz war echt, wie der tiefe Schnitt in ihrem Fleisch. Aber wenn sie sich diesen auf unerklärliche Weise hatte zufügen können, war es auf eine Art wenigstens in ihrer Vorstellung befriedigend, dass er ihn ebenso spüren konnte.
Vorsichtig beugte sich das Mädchen etwas hinab und umfasste den Saum ihres Hemdes. Bedacht versuchte sie den Stoff über ihren Kopf zu ziehen, doch war das Überstreifen leichter gewesen, als das Ausziehen.
„Au verflixt“ Flüsterte sie fluchend, als eine einzige unbedachte Bewegung sie zusammenzucken ließ, da sie ihre Arme hinauf reckte. Schmerzverzerrt kamen ihre Züge wieder zum Vorschein, als sie das Hemd von ihren Armen abstreifte und die schwarzen Haare, die ihr wild ins Gesicht fielen, sich aus den Augen strich.
Ein Zittern durchfuhr das Mädchen, als sie die Kälte auf ihrer Haut spürte, die von ihrem Nacken abwärts kroch und sich mit einem erdrückenden Gefühl um ihren Magen legte. Sie fühlte sich tatsächlich nackt und verletzlich, doch hatte sie keine andere Wahl. Ogrimar hatte sie alle so geschaffen. Unvollkommen und zerbrechlich in ihrem Äußeren, sodass der Reinheit ihres Glaubens ihnen eine umso größere Stärke verlieh.
Langsam ließ Freya das Hemd neben sich auf den Boden sinken, als die langen, ungebändigten, dunklen Strähnen sich wie Schatten auf ihre blasse Haut legten, die nur noch von einem Verband bedeckt war, durch welchen frische rote Spuren hindurch zu schimmern schienen.
Ihre großen blauen Augen suchten unbeholfen nach Millas Blick, während Freya nur mit einem Nicken auf die rätselhaften Kleidungsstücke deutete.
„Kannst du mir vielleicht helfen?
Freyas Blick ruhte weiterhin auf dem eleganten Tier, dessen Augen treu, ehrlich und zugleich traurig auf sie wirkten. So als hätten sie bereits viel gesehen oder mitansehen müssen. Ob es so war, konnte das Mädchen nur mutmaßen, denn die Antwort, die er gab, war ebenso simpel und einfach gehalten. Er war ein Hund.
Resigniert senkte Freya nur ihre Lider und legte eine Hand an ihre Schläfe, um den Druck dahinter wegzumassieren. Der lähmende Schmerz, welcher sie nur für wenige Sekunden wie ein Schlag getroffen hatte, als sie das Kitzeln von Magie in ihren Fingerspitzen hervorrufen wollte, hallte noch immer mahnend nach. Sicherlich war es keine gute Idee, es nochmal zu versuchen.
Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? - Was erwartet der Einzige Wahre von ihr? Hier war sie ein Niemand. Ein Nichts verloren im irgendwo. Ohne Besitz, ohne Magie, ohne einen Freund.
Angestrengt versuchte Freya sich zu konzentrieren und zu sammeln. Auch wenn sie nichts hatte, wonach sie greifen konnte, musste sie sich an dem festhalten, was ihr noch geblieben war. Ihr Glaube.
Es war fast wie bei dem Ritual. Kurz nur flammten Erinnerungen auf. Eshira und sie. Beinahe hinterließ es ein Lächeln auf ihren Lippen. Es schien so unglaublich lange her. In einfacher Baumwolle gekleidet hatten sie sich auf die Suche nach Relikten der Ur-Elemente gewagt. Eine Lektion, die sie nicht nur Selbstbeherrschung gelehrt hatte, sondern auch auf den Willen des Lords zu vertrauen.
Wie viele blaue Flecke hatte sie damals gehabt? Doch hatten sie ihr Ziel damals erreicht und es hatte ihnen gezeigt, dass es gleich war welche Kleider oder welchen Namen man trug. Es brauchte keine Magie oder Waffen, um sein Ziel zu erreichen. Wenn ihr Glaube stark genug war, dann zeigte sich ihnen der Weg durch seinen Willen.
Allerdings waren die Umstände andere gewesen. Sie kannte jeden Winkel der Inseln und sie hätte jederzeit nach ihrer Magie greifen können, wenn es heikel geworden wäre. Das Ritual selbst wäre vielleicht gescheitert, aber die Gewissheit, dass sie es hätte könne, verlieh doch eine vollkommen andere Sicherheit.
Hier jedoch war sie auf sich gestellt, in einer fremden und feindlichen Umgebung, in er sich ihr kein Ausweg zeigen sollte, sondern schien die Welt sie stattdessen immer tiefer in ihren Abgrund hineinzuziehen.
Das Geräusch der Tür holte Freya unerwartet aus ihren Gedanken. Erschrocken riss das Mädchen ihre Augen und sah unmittelbar auf die heruntergedrückte Klinke, wobei ihr Atem für einen Moment ins Stocken geriet.
Statt der Gräfin jedoch blickten ihre geweiteten Augen direkt auf eine junge Frau, deren braunes Haar unmittelbar im schummrigen Licht glänzte. Sie wirkte ein wenig älter als sie und zudem viel hübscher. Ihre Züge strahlten förmlich und jede Nuance ihrer Haut, sogar die Schatten ihrer Haare arbeiteten ihre Vorzüge heraus, so dass auch das Mal an ihrer Wange im ersten Moment nicht wie ein Makel auf Freya wirkte, welche sich ungewollt unmittelbar wie ein Nichts fühlte.
Schweigend sah sie nur zu, wie Milla mit Kleidern bepackt den Raum betrat und mit schnellen disziplinierten Schritten durchkreuzte, um das Bündel abzulegen. Verunsichert wanderte Freyas Blick den Worten folgend, über den sauberen Stapel Kleidung, den ein schlichter Reif krönte hinweg immer wieder zu der jungen Frau. Was sollte es bedeuten, sie waren anders? Doch ehe sie ihre Frage, geschweige denn ihren Namen über die Lippen bringen konnte, streckten sich ihr die Hände Millas entgegen.
Mit einem kleinen Stirnrunzeln wandten sich betrachtete sie die Hände der jungen Frau, während sie die sauberen und gepflegten Handrücken betrachtete, die von hellen Schatten gezeichnet waren. Die Anweisung hatte die Gräfin ihr bereits gegeben, aber die feinen Linien auf der zarten Haut verrieten mehr als deutlich, dass die Gräfin dies mit eiserner Disziplin durchzusetzen wusste.
Zittrig atmete Freya aus, nur um kurz zu Absolom zu sehen, der schweigend ihnen spürbar nur mit seinen Blicken folgte. Offenbar blieb ihr keine Wahl, als sich den Umständen anzupassen. Hände, Herrin ...
Mit einem Wimpernschlag sah sie wieder zu Milla, welche mit den Anweisungen, die sie wohl bekommen hatte, haderte und unmittelbar für sie beide entschied, dass für ein Bad keine Zeit wäre.
„Ich bin Freya“ Leise nur durchbrach das Freya ihr Schweigen. Für einen kurzen Moment sah das Mädchen die junge Frau ein wenig verunsichert an, bevor ihre Augen erneut über die Kleidung glitten, welche die junge Frau scheinbar nach und nach drapierte, wohl in der klaren Erwartung, dass Freya sie direkt überziehen sollte.
So viele Kleidungsstücke hatte Freya noch nie anziehen müssen. Strümpfe, Unterwäsche und eine Robe. Im Winter einen Mantel – ja, und Handschuhe – jedoch hatten diese weder einen wärmenden noch einen optischen Grund.
Doch all das da vor ihr lag? Weder besaß sie ein Mieder noch ein Korsett, geschweige denn Unterwäsche, die mit Spitze besetzt war oder mehrlagige Kleider, für deren komplizierte Details man eine zweite Person benötigte, um sie anzulegen, zu schnüren und entsprechend zu drapieren.
Ihre Adeptenrobe war dahingehend eines der edelsten Gewänder gewesen, die sie je getragen hatte. Und doch hätte sie diese ebenso allein anziehen können. Es hatte zwar auch eine Schnürung, doch war der Stoff so seidig und leicht, das er von selbst über ihre Beine fiel und diese mit schlichter Eleganz umspielte.
„Nein, habe ich nicht“ Ihr Eingeständnis war nicht mehr als ein ausgesprochener Gedanke. Ehrlich gesagt fragte sie sich selbst, wie man all diese Schichten aus Stoff anordnen und anziehen sollte? Nicht zu vergessen, zu welchem Zweck? Was genau hatte die Gräfin vor?
Zögernd sah Freya in die hellbraunen Augen, bevor sie Millas Handeln für sich deutete. Ihre Hand löst sich jedoch nur langsam von ihrem Hemd, durch das hindurch sie den Verband hatte spüren können. Doch noch deutlicher spürte sie die darunterliegende Wunde, die sie permanent daran erinnerte, dass ihre einzige Verbindung und der einzige Mensch, der ihr helfen konnte, nicht kommen würde.
Ein Schmerz, der ihr die Tränen in die Augen treiben wollte. Doch gleichzeitig schwang eine Form von Genugtuung mit. Der Schmerz war echt, wie der tiefe Schnitt in ihrem Fleisch. Aber wenn sie sich diesen auf unerklärliche Weise hatte zufügen können, war es auf eine Art wenigstens in ihrer Vorstellung befriedigend, dass er ihn ebenso spüren konnte.
Vorsichtig beugte sich das Mädchen etwas hinab und umfasste den Saum ihres Hemdes. Bedacht versuchte sie den Stoff über ihren Kopf zu ziehen, doch war das Überstreifen leichter gewesen, als das Ausziehen.
„Au verflixt“ Flüsterte sie fluchend, als eine einzige unbedachte Bewegung sie zusammenzucken ließ, da sie ihre Arme hinauf reckte. Schmerzverzerrt kamen ihre Züge wieder zum Vorschein, als sie das Hemd von ihren Armen abstreifte und die schwarzen Haare, die ihr wild ins Gesicht fielen, sich aus den Augen strich.
Ein Zittern durchfuhr das Mädchen, als sie die Kälte auf ihrer Haut spürte, die von ihrem Nacken abwärts kroch und sich mit einem erdrückenden Gefühl um ihren Magen legte. Sie fühlte sich tatsächlich nackt und verletzlich, doch hatte sie keine andere Wahl. Ogrimar hatte sie alle so geschaffen. Unvollkommen und zerbrechlich in ihrem Äußeren, sodass der Reinheit ihres Glaubens ihnen eine umso größere Stärke verlieh.
Langsam ließ Freya das Hemd neben sich auf den Boden sinken, als die langen, ungebändigten, dunklen Strähnen sich wie Schatten auf ihre blasse Haut legten, die nur noch von einem Verband bedeckt war, durch welchen frische rote Spuren hindurch zu schimmern schienen.
Ihre großen blauen Augen suchten unbeholfen nach Millas Blick, während Freya nur mit einem Nicken auf die rätselhaften Kleidungsstücke deutete.
„Kannst du mir vielleicht helfen?
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?