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Die dunkle Prophezeiung
Forumsregeln
Bezgl. Urheberrecht
Bitte beachtet, das fremde Texte nicht so einfach benutzt werden dürfen. Es hilft auch nichts, wenn man die Namen ändert oder einzelne Wörter austauscht. Benutzt ihr für eure RP fremde Texte, muss eine Quellenangabe bzw. die Erlaubnis des Erstellers vorliegen.
Bei Verstoß dagegen erfolgen folgende Strafen :
1. Verstoß
Verwarnung des Users, sowie Löschung der auf das Urheberrecht bezogenen Texte
2. Verstoß
Forumsperre für ALLE Accounts des Users für 48 Stunden, sowie Löschung der auf das Urheberrecht bezogenen Texte
3. Verstoß
Dauerhafte Sperrung sämtlicher Forenaccounts des Users, sowie Löschung der auf das Urheberrecht bezogenen Texte
Dieses betrifft nur eure Accounts hier im Forum und nicht eure Spielaccounts für Die 4te Offenbarung.
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#1351
"Du wirst ihn schon finden."
Es war nicht das was er gesagt hatte, sondern was er nicht gesagt hatte. Das was wenn er ihn nicht fand. Wenn er enttäuscht war. Islaf war längst nicht mehr nur der Schneider. Nachdem Frau und Kind gegangen waren, war er nur noch eines. Ein Vasall und damit war die Welt die er einst hatte für ihn völlig anders geworden. Seine Abläufe, sein Leben hatten sich verändert und er war nicht in der Lage es zu brechen. Sein Herr verlangte einen Ersatz und er wüsste nicht, wem er diese Bürde auflegen konnte ohne sein Gewissen zu beschweren. Mittlerweile hatte das Band zu dem Unhold seine Gedanken mehr und mehr eingenommen. Er war immer mehr gewillt zu dienen, etwas was er nie von sich kannte. Er wollte gefallen, er wollte es richtig machen und er wollte vor allem nicht enttäuschen.
Die Hand hatte das Pergament aus der Tasche gezogen. Es war mit Tinte geschrieben, aufwendig. Jemand wollte, dass es kein einfacher Brief war, der wirkte als wäre er in Eile geschrieben worden. Sondern es steckte Zeit und Mühe dahinter. Jetzt hatte das Pergament Knicke bekommen, weil er nicht daran gedacht hatte als er, nervös wie er war, seine Hände an die Hose gekrallt hatte. Er hatte sich durchgefragt.
Seine Spur führte zur Legion, aber da konnte er nicht einfach rein. Aber der letzte meinte der Gesuchte Mann wäre dort hinein gegangen und noch nicht wieder hinaus. Also wartete er geduldig. Mit Erfolg. Der Mann verließ die Hallen und er schlich sich auf leisen Sohlen hinterher. Er musste diesen Brief irgendwie zu ihm bringen. Er schloss auf, aber kurz vor dem Mann verließ ihn der Mut. Die Eindringlichkeit mit der sein Herr ihn befohlen hatte, es zu überbringen, war noch so heftig in seinen Gedanken. Was wenn er ihn ablehnte? Was wenn er nicht glücklich mit dem Inhalt ist? Dann wird der Kurier doch meistens dafür gestraft. Doch auf der anderen Seite. Er stöhnte innerlich, weil sein Ziel schon wieder weiter weg war. Zu spät... in einem Haus verschwand.
Wie ein Dieb drückte er sich an der Hauswand entlang und versuchte ein Fenster zu erwischen von dem er ins Innere sehen kann. Er zog die zerfranzte Kapuze dichter ins Gesicht und fand schließlich einen Platz im kratzigen Rosenstrauch, aber immerhin mit gutem Blick ins Innere. Die Augen weiten sich als er Zeuge eines für ihn total befremdlich wirkendem Ritus wurde. Er war nicht sicher was er dort sah, aber es geschah erstmal gar nicht so viel. Magier hatten sie nicht alle. Das war definitiv eine Lehre die er daraus zog.
Die Kälte wurde merklich stärker und seine Beine wurden allmählich schwer und müde. Doch gerade als er sich entschließen wollte zu versuchen den Brief durch den Fensterschlitz zu schubsen und einfach anzuklopfen um dann so schnell er konnte weg zulaufen, gerade in dem Moment, trat eine Frau ein. "Ohhhh.." Entwicht ihm leise und hastig schlug er eine Hand vor dem Mund und kauerte sich tiefer in den Busch. Es war nicht laut gewesen, aber gerade Lauscher hören sich dann noch um einiges Lauter. Vorsichtig hob er den Kopf gerade so das er ins Innere blicken kann und verfolgt was er sieht. Auge und Ohr des Herrn sein, vielleicht konnte damit Punkten, wenn er ihm was berichten konnte, was er noch nicht weiß. Oh, gewiss kann ich das. Das wird Islafs Feigheit ein wenig ausgleichen. Der Herr wird mir gnädig sein.
Es war nicht das was er gesagt hatte, sondern was er nicht gesagt hatte. Das was wenn er ihn nicht fand. Wenn er enttäuscht war. Islaf war längst nicht mehr nur der Schneider. Nachdem Frau und Kind gegangen waren, war er nur noch eines. Ein Vasall und damit war die Welt die er einst hatte für ihn völlig anders geworden. Seine Abläufe, sein Leben hatten sich verändert und er war nicht in der Lage es zu brechen. Sein Herr verlangte einen Ersatz und er wüsste nicht, wem er diese Bürde auflegen konnte ohne sein Gewissen zu beschweren. Mittlerweile hatte das Band zu dem Unhold seine Gedanken mehr und mehr eingenommen. Er war immer mehr gewillt zu dienen, etwas was er nie von sich kannte. Er wollte gefallen, er wollte es richtig machen und er wollte vor allem nicht enttäuschen.
Die Hand hatte das Pergament aus der Tasche gezogen. Es war mit Tinte geschrieben, aufwendig. Jemand wollte, dass es kein einfacher Brief war, der wirkte als wäre er in Eile geschrieben worden. Sondern es steckte Zeit und Mühe dahinter. Jetzt hatte das Pergament Knicke bekommen, weil er nicht daran gedacht hatte als er, nervös wie er war, seine Hände an die Hose gekrallt hatte. Er hatte sich durchgefragt.
Seine Spur führte zur Legion, aber da konnte er nicht einfach rein. Aber der letzte meinte der Gesuchte Mann wäre dort hinein gegangen und noch nicht wieder hinaus. Also wartete er geduldig. Mit Erfolg. Der Mann verließ die Hallen und er schlich sich auf leisen Sohlen hinterher. Er musste diesen Brief irgendwie zu ihm bringen. Er schloss auf, aber kurz vor dem Mann verließ ihn der Mut. Die Eindringlichkeit mit der sein Herr ihn befohlen hatte, es zu überbringen, war noch so heftig in seinen Gedanken. Was wenn er ihn ablehnte? Was wenn er nicht glücklich mit dem Inhalt ist? Dann wird der Kurier doch meistens dafür gestraft. Doch auf der anderen Seite. Er stöhnte innerlich, weil sein Ziel schon wieder weiter weg war. Zu spät... in einem Haus verschwand.
Wie ein Dieb drückte er sich an der Hauswand entlang und versuchte ein Fenster zu erwischen von dem er ins Innere sehen kann. Er zog die zerfranzte Kapuze dichter ins Gesicht und fand schließlich einen Platz im kratzigen Rosenstrauch, aber immerhin mit gutem Blick ins Innere. Die Augen weiten sich als er Zeuge eines für ihn total befremdlich wirkendem Ritus wurde. Er war nicht sicher was er dort sah, aber es geschah erstmal gar nicht so viel. Magier hatten sie nicht alle. Das war definitiv eine Lehre die er daraus zog.
Die Kälte wurde merklich stärker und seine Beine wurden allmählich schwer und müde. Doch gerade als er sich entschließen wollte zu versuchen den Brief durch den Fensterschlitz zu schubsen und einfach anzuklopfen um dann so schnell er konnte weg zulaufen, gerade in dem Moment, trat eine Frau ein. "Ohhhh.." Entwicht ihm leise und hastig schlug er eine Hand vor dem Mund und kauerte sich tiefer in den Busch. Es war nicht laut gewesen, aber gerade Lauscher hören sich dann noch um einiges Lauter. Vorsichtig hob er den Kopf gerade so das er ins Innere blicken kann und verfolgt was er sieht. Auge und Ohr des Herrn sein, vielleicht konnte damit Punkten, wenn er ihm was berichten konnte, was er noch nicht weiß. Oh, gewiss kann ich das. Das wird Islafs Feigheit ein wenig ausgleichen. Der Herr wird mir gnädig sein.
"Diejenigen, die Ihr mit Kains Stärke zu segnen beschliesst, können bei Euch in Eurem Hause leben, um Euch zu schützen,
Lasst niemanden an diese Wächter den Kuss weitergeben, gebt ihnen Blut zur rechten Zeit.
Lasst ihre Stärke Eure Stärke sein, Stärke, die nicht mit der Sonne schwindet.
Lasst ihre Augen Eure Augen sein, Augen, die bei Tage zu sehen vermögen.
Lasst ihre Ohren Eure Ohren sein, Ohren, die zu hören vermögen, alldieweil Ihr im Schlummer liegt."
Chronik der Schatten
Vasall des Landru Vykos
Lasst niemanden an diese Wächter den Kuss weitergeben, gebt ihnen Blut zur rechten Zeit.
Lasst ihre Stärke Eure Stärke sein, Stärke, die nicht mit der Sonne schwindet.
Lasst ihre Augen Eure Augen sein, Augen, die bei Tage zu sehen vermögen.
Lasst ihre Ohren Eure Ohren sein, Ohren, die zu hören vermögen, alldieweil Ihr im Schlummer liegt."
Chronik der Schatten
Vasall des Landru Vykos
#1352
Die Aufforderung zu warten, irritierte die Inquisitorin zugegebenermaßen ein wenig, weder konnte sie zum jetzigen
Zeitpunkt erahnen, was Tanuri vorhatte, noch was in ihren Gedanken vor sich ging. Für einige Herzschläge legte sich
ihre Stirn in Falten. Gerne hätte sie ihre Gildenschwester hinterfragt, um zu ergründen, was mit ihr geschehen war,
als der Unhold sie in seinen Fängen hatte, warum sie derart verändert wirkte und wie ihr ungewöhnlicher Anblick ins
Gesamtbild passte. Doch all dies war nicht möglich, solange der Götzendiener anwesend war.
Bei ihrem letzten Gedanken, legte sich ihr Blick instinktiv aber nicht minder skeptisch erneut auf den Pfaffen. Weder
vertraute sie auf dessen Können, noch darauf, dass es wirklich zu ihrem Vorteil wäre, wenn er ebenfalls nach der
Adeptin suchen würde. Allerdings saß ihnen die Zeit im Nacken. Adrian war bei ihrer letzten Zusammenkunft
dahingehend sehr eindringlich gewesen. Solange sich Freya alleine in Naheniels Reich befand, schwebte sie in Gefahr.
Vermutlich würde er es ihnen ewig zum Vorwurf machen, wenn sie eine Gelegenheit, die Adeptin wiederzufinden,
untätig verstreichen lassen würden.
„~ Tick, Tack, die Zeit rennt, schau nur wie schnell der Sand durchs Stundenglas rieselt, mit jedem weiteren Korn
verplemperst du weitere kostbare Zeit, wundervoll findest du nicht? ~“ So ungern sie es zugab, doch die Schattenseele
hatte recht, sie musste sich entscheiden. Fast schon widerwillig blickte sie auf ihre Hände und öffnete diese, damit der
Sand seinen Weg zurück auf die Tischplatte finden konnte. Es wäre zwar verlockend gewesen, die Klangschale zu
zerstören, doch könnte sie es sich nicht verzeihen, damit noch mehr Schuld auf sich zu laden.
In dem Moment, wo sie ihre Aufmerksamkeit erneut auf Tanuri legen wollte, die sich anschickte den Raum zu verlassen,
erfasste sie im Augenwinkel jedoch eine Veränderung in der Silberschale. Schwarze Schlieren sammelten sich in dessen
Mitte und projizierten kurz darauf bewegte Bilder. Bilder welche mehr Fragen als Antworten nach sich zogen.
Misstrauisch und ungehalten sah sie den Prediger an, nachdem die Sequenz geendet hatte. „Steckt ihr dahinter?“
Die Mimik von Etoh war zwar durchaus von Schock oder Entsetzen gezeichnet, doch welchen Ursprung diese Emotionen
tatsächlich hatten, konnte wohl nur er selbst benennen.
War er entsetz davon, dass man seinen Machenschaften auf die Schliche gekommen war? Die Argumentation, dass
unnatürliche Dinge geschahen, würde sie jedenfalls nicht gelten lassen. Für sie war es nicht nachvollziehbar, dass die
Bognerin den Freitod gewählt hatte, kopfschüttelnd ließ sie die Bilder nochmals in ihrem Kopf Revue passieren, als auch
schon wieder Etohs selbstgefällige Worte in ihren Kopf eindrangen, welche von einem durchtriebenen Lächeln untermalt
wurden. Eindeutig schien er sie verhöhnen zu wollen. Möglicherweise hatte er die Jägerin in den Tod getrieben und war
nun hier, um ihnen seine Schadenfreude unter die Nase zu reiben.
Kenna hatte sich geraume Zeit in seiner Gefangenschaft befunden, war seither jedoch nicht mehr dieselbe. Scheinbar
hatte man ihr dort nicht nur ihre Würde, sondern auch noch etwas anderes genommen. Die Eismagierin kannte nicht alle
Einzelheiten, aber durch eine grobe Zusammenfassung wusste sie, dass der Pater seine dreckigen Griffel in ihr Fleisch
gerammt hatte, ihr jedoch keine Linderung ihrer Beschwerden verschafft hatte, sondern sie damit zusätzlicher Pein
ausgesetzt hatte. „~ Er bettelt regelrecht darum, lass ihn für seine Taten bluten und bereite seinem erbärmlichen Leben
ein Ende. Tue es jetzt solange es keine Zeugen gibt. ~“
„Glaubt mir Pater, dass wollt ihr nicht wissen.“ Die Klangfarbe ihrer Stimme war distanziert und eisig, doch vorerst gab
es nichts hinzuzufügen. Endlich ließ der Pfaffe seine geheuchelte Freundlichkeit fallen. Sie hatte nie bezweifelt, dass der
Geistliche die Hallen nur aus purem Eigennutzen aufgesucht hatte. Wie auch immer er an die Informationen über Freya
gelangt war, er teilte sie vermutlich nur mit ihnen, weil ihm noch ein entscheidendes Detail fehlte. „~ Ein Tod durch
Erstickung ist recht geräuscharm, geht schnell und lässt sicher gut als Herzinfarkt tarnen, aber du musst dich sputen,
ich höre sich nähernde Schritte. ~“
Fast wäre sie dazu geneigt gewesen, dem Ratschlag ihrer Schattenseele zu folgen, doch etwas in ihr mahnte sie zur
Beherrschung, es war noch nicht die richtige Zeit für Vergeltung. Selbst der Dämon fügte sich dessen, verstummte und
zog sich zurück, um ihren eigenen Gedanken Raum zu geben. Ein Umstand, der sowohl befreiend war, sie aber ebenso in
gewisser Form wahnsinnig machte. Sie konnte es nicht einordnen, was das nun wieder zu bedeuten hatte, aber eines stand
fest, es passierte zur rechten Zeit. In den letzten Wochen war es immer schwerer gewesen den Dämon hinter ihrer eisigen
Fassade zu verstecken.
Umso schwieriger war es, ihre Gemütslage vor jenen zu verbergen, welche ihr nahestanden und sie besser kannten.
Sie wollte nicht, dass jemand hinter ihr Geheimnis kam. Sicher wäre es nur eine Frage der Zeit, bis ihre Gildenmitglieder
eine Veränderung an ihr bemerken würden, so wie auch ihr aufgefallen war, dass etwas an Tanuri anders war. Das jene nun
bereitwillig dem Pater eine Chance einräumte, sein ‘Können‘ erneut unter Beweis zu stellen, war tatsächlich eine Fügung,
die sie nicht in Betracht gezogen hatte.
Vielmehr hätte sie damit gerechnet, dass jene den Götzendiener der Hallen verweisen würde, um auf eigene Faust
herauszufinden, was hinter der Magie der Spiegel steckte. Schien diese bislang immerhin nicht besonders viel Wissen zu
erfordern, um sie nach eigenem Ermessen nutzen zu können. Aber auch wenn es von dem Pater wirklich nicht sonderlich
intelligent war, als erste Demonstration dieser Gabe ausgerechnet zu präsentieren, was sich in den Wäldern zugetragen
hatte, zeigte es, dass diese Art der Magie ihnen möglicherweise weiterhelfen konnte.
Es war seltsam das Kind nach so vielen Wochen plötzlich zu sehen, ihre Wut, Verzweiflung, der ganze Seelenschmerz den
sie in sich trug. Viel war in den Monaten vor der Weihe auf die Adeptin eingeprasselt. Vielleicht zu viel. Vermutlich hatte
der Pfaffe ähnliches gesehen, als Freya ihm das erste Mal in der Schale erschienen war. Aber eines würde er wohl nie
wirklich verstehen. Der Weg Ogrimars war steinig und schwer. Er stellte einen jeden von ihnen immer und immer wieder
vor Herausforderungen, welche einen brechen oder zerstören konnten, es jedoch ebenso vermochten, zu wachsen und
gestärkt daraus hervorzutreten.
Wenn Freya nach solch einen langen Zeitraum, vollkommen alleine auf sich gestellt in einer Fremden Welt, die womöglich
sogar anderen Regeln unterlag, also noch lebte und klar im Geiste war, so sah die Inquisitorin dies nicht als Katastrophe an,
nur weil sie in einem Moment der Schwäche haderte. Vor einigen Monaten hatte sich die Adeptin bereits schon einmal in
einer ähnlichen Gemütslage befunden- einsam und verlassen. Es war müßig und nervenaufreibend sie aus dieser Lethargie
zu befreien, ihr zu vermitteln, dass sie nicht aufgeben durfte, aber Freya hatte es letztendlich geschafft sich von diesem
Gefühlschaos zu lösen.
Warum sollte ihr das also nicht noch ein weiteres Mal gelingen, nun wo sie bereits gelernt hatte, mit derartigen Gefühlen
umzugehen? Sicher die Rahmenbedingungen waren nochmals andere als vorher, aber wenn das Kind auf sich selbst vertraute,
würde sie auch diese Situation meistern. Zumindest wenn sie einen Weg fanden, die Adeptin aus Naheniels Reich zu befreien.
Es würde sicher nicht einfach werden, ein Spiegelportal ausgerechnet in diese Welt zu öffnen, ohne stichfesten Anhaltspunkt
oder Anker, der ihnen den Weg dorthin ebnete.
Zeitpunkt erahnen, was Tanuri vorhatte, noch was in ihren Gedanken vor sich ging. Für einige Herzschläge legte sich
ihre Stirn in Falten. Gerne hätte sie ihre Gildenschwester hinterfragt, um zu ergründen, was mit ihr geschehen war,
als der Unhold sie in seinen Fängen hatte, warum sie derart verändert wirkte und wie ihr ungewöhnlicher Anblick ins
Gesamtbild passte. Doch all dies war nicht möglich, solange der Götzendiener anwesend war.
Bei ihrem letzten Gedanken, legte sich ihr Blick instinktiv aber nicht minder skeptisch erneut auf den Pfaffen. Weder
vertraute sie auf dessen Können, noch darauf, dass es wirklich zu ihrem Vorteil wäre, wenn er ebenfalls nach der
Adeptin suchen würde. Allerdings saß ihnen die Zeit im Nacken. Adrian war bei ihrer letzten Zusammenkunft
dahingehend sehr eindringlich gewesen. Solange sich Freya alleine in Naheniels Reich befand, schwebte sie in Gefahr.
Vermutlich würde er es ihnen ewig zum Vorwurf machen, wenn sie eine Gelegenheit, die Adeptin wiederzufinden,
untätig verstreichen lassen würden.
„~ Tick, Tack, die Zeit rennt, schau nur wie schnell der Sand durchs Stundenglas rieselt, mit jedem weiteren Korn
verplemperst du weitere kostbare Zeit, wundervoll findest du nicht? ~“ So ungern sie es zugab, doch die Schattenseele
hatte recht, sie musste sich entscheiden. Fast schon widerwillig blickte sie auf ihre Hände und öffnete diese, damit der
Sand seinen Weg zurück auf die Tischplatte finden konnte. Es wäre zwar verlockend gewesen, die Klangschale zu
zerstören, doch könnte sie es sich nicht verzeihen, damit noch mehr Schuld auf sich zu laden.
In dem Moment, wo sie ihre Aufmerksamkeit erneut auf Tanuri legen wollte, die sich anschickte den Raum zu verlassen,
erfasste sie im Augenwinkel jedoch eine Veränderung in der Silberschale. Schwarze Schlieren sammelten sich in dessen
Mitte und projizierten kurz darauf bewegte Bilder. Bilder welche mehr Fragen als Antworten nach sich zogen.
Misstrauisch und ungehalten sah sie den Prediger an, nachdem die Sequenz geendet hatte. „Steckt ihr dahinter?“
Die Mimik von Etoh war zwar durchaus von Schock oder Entsetzen gezeichnet, doch welchen Ursprung diese Emotionen
tatsächlich hatten, konnte wohl nur er selbst benennen.
War er entsetz davon, dass man seinen Machenschaften auf die Schliche gekommen war? Die Argumentation, dass
unnatürliche Dinge geschahen, würde sie jedenfalls nicht gelten lassen. Für sie war es nicht nachvollziehbar, dass die
Bognerin den Freitod gewählt hatte, kopfschüttelnd ließ sie die Bilder nochmals in ihrem Kopf Revue passieren, als auch
schon wieder Etohs selbstgefällige Worte in ihren Kopf eindrangen, welche von einem durchtriebenen Lächeln untermalt
wurden. Eindeutig schien er sie verhöhnen zu wollen. Möglicherweise hatte er die Jägerin in den Tod getrieben und war
nun hier, um ihnen seine Schadenfreude unter die Nase zu reiben.
Kenna hatte sich geraume Zeit in seiner Gefangenschaft befunden, war seither jedoch nicht mehr dieselbe. Scheinbar
hatte man ihr dort nicht nur ihre Würde, sondern auch noch etwas anderes genommen. Die Eismagierin kannte nicht alle
Einzelheiten, aber durch eine grobe Zusammenfassung wusste sie, dass der Pater seine dreckigen Griffel in ihr Fleisch
gerammt hatte, ihr jedoch keine Linderung ihrer Beschwerden verschafft hatte, sondern sie damit zusätzlicher Pein
ausgesetzt hatte. „~ Er bettelt regelrecht darum, lass ihn für seine Taten bluten und bereite seinem erbärmlichen Leben
ein Ende. Tue es jetzt solange es keine Zeugen gibt. ~“
„Glaubt mir Pater, dass wollt ihr nicht wissen.“ Die Klangfarbe ihrer Stimme war distanziert und eisig, doch vorerst gab
es nichts hinzuzufügen. Endlich ließ der Pfaffe seine geheuchelte Freundlichkeit fallen. Sie hatte nie bezweifelt, dass der
Geistliche die Hallen nur aus purem Eigennutzen aufgesucht hatte. Wie auch immer er an die Informationen über Freya
gelangt war, er teilte sie vermutlich nur mit ihnen, weil ihm noch ein entscheidendes Detail fehlte. „~ Ein Tod durch
Erstickung ist recht geräuscharm, geht schnell und lässt sicher gut als Herzinfarkt tarnen, aber du musst dich sputen,
ich höre sich nähernde Schritte. ~“
Fast wäre sie dazu geneigt gewesen, dem Ratschlag ihrer Schattenseele zu folgen, doch etwas in ihr mahnte sie zur
Beherrschung, es war noch nicht die richtige Zeit für Vergeltung. Selbst der Dämon fügte sich dessen, verstummte und
zog sich zurück, um ihren eigenen Gedanken Raum zu geben. Ein Umstand, der sowohl befreiend war, sie aber ebenso in
gewisser Form wahnsinnig machte. Sie konnte es nicht einordnen, was das nun wieder zu bedeuten hatte, aber eines stand
fest, es passierte zur rechten Zeit. In den letzten Wochen war es immer schwerer gewesen den Dämon hinter ihrer eisigen
Fassade zu verstecken.
Umso schwieriger war es, ihre Gemütslage vor jenen zu verbergen, welche ihr nahestanden und sie besser kannten.
Sie wollte nicht, dass jemand hinter ihr Geheimnis kam. Sicher wäre es nur eine Frage der Zeit, bis ihre Gildenmitglieder
eine Veränderung an ihr bemerken würden, so wie auch ihr aufgefallen war, dass etwas an Tanuri anders war. Das jene nun
bereitwillig dem Pater eine Chance einräumte, sein ‘Können‘ erneut unter Beweis zu stellen, war tatsächlich eine Fügung,
die sie nicht in Betracht gezogen hatte.
Vielmehr hätte sie damit gerechnet, dass jene den Götzendiener der Hallen verweisen würde, um auf eigene Faust
herauszufinden, was hinter der Magie der Spiegel steckte. Schien diese bislang immerhin nicht besonders viel Wissen zu
erfordern, um sie nach eigenem Ermessen nutzen zu können. Aber auch wenn es von dem Pater wirklich nicht sonderlich
intelligent war, als erste Demonstration dieser Gabe ausgerechnet zu präsentieren, was sich in den Wäldern zugetragen
hatte, zeigte es, dass diese Art der Magie ihnen möglicherweise weiterhelfen konnte.
Es war seltsam das Kind nach so vielen Wochen plötzlich zu sehen, ihre Wut, Verzweiflung, der ganze Seelenschmerz den
sie in sich trug. Viel war in den Monaten vor der Weihe auf die Adeptin eingeprasselt. Vielleicht zu viel. Vermutlich hatte
der Pfaffe ähnliches gesehen, als Freya ihm das erste Mal in der Schale erschienen war. Aber eines würde er wohl nie
wirklich verstehen. Der Weg Ogrimars war steinig und schwer. Er stellte einen jeden von ihnen immer und immer wieder
vor Herausforderungen, welche einen brechen oder zerstören konnten, es jedoch ebenso vermochten, zu wachsen und
gestärkt daraus hervorzutreten.
Wenn Freya nach solch einen langen Zeitraum, vollkommen alleine auf sich gestellt in einer Fremden Welt, die womöglich
sogar anderen Regeln unterlag, also noch lebte und klar im Geiste war, so sah die Inquisitorin dies nicht als Katastrophe an,
nur weil sie in einem Moment der Schwäche haderte. Vor einigen Monaten hatte sich die Adeptin bereits schon einmal in
einer ähnlichen Gemütslage befunden- einsam und verlassen. Es war müßig und nervenaufreibend sie aus dieser Lethargie
zu befreien, ihr zu vermitteln, dass sie nicht aufgeben durfte, aber Freya hatte es letztendlich geschafft sich von diesem
Gefühlschaos zu lösen.
Warum sollte ihr das also nicht noch ein weiteres Mal gelingen, nun wo sie bereits gelernt hatte, mit derartigen Gefühlen
umzugehen? Sicher die Rahmenbedingungen waren nochmals andere als vorher, aber wenn das Kind auf sich selbst vertraute,
würde sie auch diese Situation meistern. Zumindest wenn sie einen Weg fanden, die Adeptin aus Naheniels Reich zu befreien.
Es würde sicher nicht einfach werden, ein Spiegelportal ausgerechnet in diese Welt zu öffnen, ohne stichfesten Anhaltspunkt
oder Anker, der ihnen den Weg dorthin ebnete.
~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~
❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
- Naheniel
- Dorfältester / Dorfälteste
- Beiträge: 178
- Registriert: Mo 27. Mai 2019, 19:18
- Danksagung erhalten: 1 Mal
#1353
"Du musst mir schon genau zuhören, ich sprach nicht davon, dass Du Zeit bekommst. Ich sagte, ich verschone Dich." Ein listiger Ausdruck zeigte sich auf seinem Gesicht, bevor er sich vollends zu ihr herum drehte und sich bequem gegen die Tischplatte lehnte. Knapp deutete er eine Geste an und sah dabei zu der Tür, die Liadan geöffnet hatte.
"Komm nur herein, oder fürchtest Du Dich etwa vor mir?" Leise lachte er auf und wartete, ob sie seiner Aufforderung ohne Gegenwehr folgen würde.
Locker verschränkte er kurz darauf locker seine Arme und ließ zeitgleich schweigend seinen durchdringenden Blick auf dem Wesen ruhen, das so unerwartet seiner Kontrolle entglitten war.
Seine Schöpfung, die er offenbar unterschätzt hatte. Nein, 'unterschätzt' war das falsche Wort. Dass eines seiner Wesen das, was seine Welt war, verstand und ihr entkommen konnte, wäre ihm nicht einmal in den Sinn gekommen. Der Gedanke war beunruhigend und störte für ihn die Selbstverständlichkeit seiner Macht.
Derzeit konnte er allerdings nur darauf hoffen, dass Liadan die Einzige war, der eine Flucht und ein Ausbruch aus der für seine Geschöpfe festgelegten Gedankenwelt gelungen war, da er sich weitere Unliebsamkeiten im Moment nicht leisten konnte und wollte.
War es schließlich nicht nur so, dass es Freya mittlerweile mehrmals gelungen war, sich bewusst oder auch unbewusst, gegen ihn aufzulehnen, nun schien sich noch dazu etwas aus seiner Welt gegen ihn zu erheben. Umstände aber konnte man, wenn klug durchdacht, zum Vorteil wenden. Und genau das war es, was er damit beabsichtigt hatte, als er sie zu sich befehligte.
Deutlich war es in diesem Moment in seinen Augen zu erkennen, dass er Liadan als sein Eigentum ansah und sie als dieses zu benutzen gedachte. So wanderte langsam sein strenger Blick weiter über ihre Gestalt hinweg, hinab bis zu ihren Füßen und wieder hinauf bis zu ihrem Schopf.
Zumindest verschaffte es ihm eine gewisse Form der Genugtuung, dass sie seinem Ruf gefolgt war. Es bedeutete, dass Liadan ihm nach wie vor gehorchen musste und dies auch tat. Kluges Mädchen. Zumindest jetzt.
Leicht richtete Naheniel sich auf, verlagerte sein Gewicht und erhob seine Stimme kalt und kontrollierend in den Raum hinein. "Du hast also beschlossen, eigene Wege zu gehen? Ist Dir das, was ich Dir gab, etwa nicht genug?"
Seine Augen weiteten sich etwas, während der Hauch von theatralischen Entsetzen seine Züge durchzog. Als er die Verschränkung seiner Arme löste und seine Hand mit aufgesetzter Dramatik auf sein Herz legte, hoben sich seine Mundwinkel ein wenig, jedoch gewollt verräterisch.
"Das trifft mich wirklich sehr, Kaisertochter."
Für einige Atemzüge ließ er seine Worte schwer im Raum stehen, stieß sich dann vom Tisch ab und schritt in geschmeidigen Bewegungen auf Liadan zu. Die für die Bognerin absichernde Distanz schmolz somit mit jedem seiner Schritte dahin, während sein Blick unerbittlich auf ihr lag.
"Wie betrüblich, nicht?" Mit seiner einnehmenden Aura blieb er vor ihr stehen und schnalzte mahnend mit seiner Zunge. "Muss ich mich nun selbst dafür tadeln, es Dir nicht angenehmer gemacht zu haben?"
Neugierig war er natürlich darauf, was Liadan dazu bewogen hatte, die Welt aus der sie stammte, soweit zu hinterfragen, dass sie begriff, was diese war und ihn als den Schöpfer zu erkennen. Auch wenn er nicht viel Zeit dafür besaß, in einem ausufernden Gespräch jede Kleinigkeit zu klären, bestand er dennoch darauf, dass Liadan ihn aufklärte.
Tat sie es nicht, musste er sie wohl oder übel dazu zwingen und mit ihr würde er weitaus weniger zimperlich umgehen, als er es bei Syndra getan hatte.
Ohne ein einziges weiteres Wort zu sprechen, veränderte sich die Atmosphäre um ihn herum zu einer nahezu erdrückenden Spannung. Seine Augen waren eiskalt und scharf wie Klingen, die förmlich über ihr Gesicht fuhren, sie daran erinnernd, wen sie vor sich hatte und das es besser wäre, dies nicht erneut zu vergessen oder gar zu ignorieren.
Mit einer wegwerfenden Geste seiner Hand durchbrach Naheniel kurz darauf die bedrohliche Stille und zeigte Liadan ein einnehmendes Lächeln, als wäre nichts gewesen. "Also Prinzessin, wie bist Du mir entkommen?"
"Komm nur herein, oder fürchtest Du Dich etwa vor mir?" Leise lachte er auf und wartete, ob sie seiner Aufforderung ohne Gegenwehr folgen würde.
Locker verschränkte er kurz darauf locker seine Arme und ließ zeitgleich schweigend seinen durchdringenden Blick auf dem Wesen ruhen, das so unerwartet seiner Kontrolle entglitten war.
Seine Schöpfung, die er offenbar unterschätzt hatte. Nein, 'unterschätzt' war das falsche Wort. Dass eines seiner Wesen das, was seine Welt war, verstand und ihr entkommen konnte, wäre ihm nicht einmal in den Sinn gekommen. Der Gedanke war beunruhigend und störte für ihn die Selbstverständlichkeit seiner Macht.
Derzeit konnte er allerdings nur darauf hoffen, dass Liadan die Einzige war, der eine Flucht und ein Ausbruch aus der für seine Geschöpfe festgelegten Gedankenwelt gelungen war, da er sich weitere Unliebsamkeiten im Moment nicht leisten konnte und wollte.
War es schließlich nicht nur so, dass es Freya mittlerweile mehrmals gelungen war, sich bewusst oder auch unbewusst, gegen ihn aufzulehnen, nun schien sich noch dazu etwas aus seiner Welt gegen ihn zu erheben. Umstände aber konnte man, wenn klug durchdacht, zum Vorteil wenden. Und genau das war es, was er damit beabsichtigt hatte, als er sie zu sich befehligte.
Deutlich war es in diesem Moment in seinen Augen zu erkennen, dass er Liadan als sein Eigentum ansah und sie als dieses zu benutzen gedachte. So wanderte langsam sein strenger Blick weiter über ihre Gestalt hinweg, hinab bis zu ihren Füßen und wieder hinauf bis zu ihrem Schopf.
Zumindest verschaffte es ihm eine gewisse Form der Genugtuung, dass sie seinem Ruf gefolgt war. Es bedeutete, dass Liadan ihm nach wie vor gehorchen musste und dies auch tat. Kluges Mädchen. Zumindest jetzt.
Leicht richtete Naheniel sich auf, verlagerte sein Gewicht und erhob seine Stimme kalt und kontrollierend in den Raum hinein. "Du hast also beschlossen, eigene Wege zu gehen? Ist Dir das, was ich Dir gab, etwa nicht genug?"
Seine Augen weiteten sich etwas, während der Hauch von theatralischen Entsetzen seine Züge durchzog. Als er die Verschränkung seiner Arme löste und seine Hand mit aufgesetzter Dramatik auf sein Herz legte, hoben sich seine Mundwinkel ein wenig, jedoch gewollt verräterisch.
"Das trifft mich wirklich sehr, Kaisertochter."
Für einige Atemzüge ließ er seine Worte schwer im Raum stehen, stieß sich dann vom Tisch ab und schritt in geschmeidigen Bewegungen auf Liadan zu. Die für die Bognerin absichernde Distanz schmolz somit mit jedem seiner Schritte dahin, während sein Blick unerbittlich auf ihr lag.
"Wie betrüblich, nicht?" Mit seiner einnehmenden Aura blieb er vor ihr stehen und schnalzte mahnend mit seiner Zunge. "Muss ich mich nun selbst dafür tadeln, es Dir nicht angenehmer gemacht zu haben?"
Neugierig war er natürlich darauf, was Liadan dazu bewogen hatte, die Welt aus der sie stammte, soweit zu hinterfragen, dass sie begriff, was diese war und ihn als den Schöpfer zu erkennen. Auch wenn er nicht viel Zeit dafür besaß, in einem ausufernden Gespräch jede Kleinigkeit zu klären, bestand er dennoch darauf, dass Liadan ihn aufklärte.
Tat sie es nicht, musste er sie wohl oder übel dazu zwingen und mit ihr würde er weitaus weniger zimperlich umgehen, als er es bei Syndra getan hatte.
Ohne ein einziges weiteres Wort zu sprechen, veränderte sich die Atmosphäre um ihn herum zu einer nahezu erdrückenden Spannung. Seine Augen waren eiskalt und scharf wie Klingen, die förmlich über ihr Gesicht fuhren, sie daran erinnernd, wen sie vor sich hatte und das es besser wäre, dies nicht erneut zu vergessen oder gar zu ignorieren.
Mit einer wegwerfenden Geste seiner Hand durchbrach Naheniel kurz darauf die bedrohliche Stille und zeigte Liadan ein einnehmendes Lächeln, als wäre nichts gewesen. "Also Prinzessin, wie bist Du mir entkommen?"
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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#1354
Nachdem Liadan die Tür hinter sich geschlossen hatte, senkte sie ihren Blick. Sie wollte Naheniel nicht in die Augen sehen. Viel lieber wollte sie ihm diese auskratzen. Aber das konnte sie eben nicht. Also sie konnte es tatsächlich nicht. Die Hand gegen den Schöpfer zu erheben, hatte immer Konsequenzen. Das war es zumindest gewesen, was ihnen allen beigebracht wurde. Und natürlich stellten die Wesen aus Naheniels Kreation das nicht in Frage. Zumindest die meisten.
Dachte man genauer drüber nach, war diese Welt aus der sie kam eigentlich gar nicht so anders zu der, in der sie leben wollte. Denn wenn Ogrimar einen menschlichen Körper hätte, würde es sich irgendjemand trauen, sich aufzulehnen und ihm Schaden zuzufügen? Gut ja, die Gegenseite bestimmt. Die hätten ihre größte Freude daran einen Gott zu malträtieren. Aber die, die die er durch den Glauben geschaffen hatte, würden dies nicht tun. Ob nun hier oder dort, man durfte nicht vergessen, dass sie Geschöpfe geschaffen aus den Händen von Schöpfern waren.
Für Liadan aber galt zusätzlich, dass sie gezwungen war, die Wahrheit vor Naheniel auszusprechen. Aber nicht nur das, sie musste überhaupt antworten. Obwohl sie es nicht wollte. Genauso wenig wie sie hier in diesem Haus sein wollte. Wäre sie doch einfach durch das Portal gegangen…
Nun musste sie zusehen, wie sie sich den Fragen von Naheniel stellte. Bei der Wahrheit bleiben und doch nicht zu viel davon offenbaren. Er durfte nicht davon erfahren, dass Verlion und Adrian einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen hatten, dass sie ihre Heimat verlassen konnte und da sie Naheniels Laune als extrem unberechenbar einstufte durfte sie keinesfalls zu viel von der Vergangenheit offenlegen. Das war sie den beiden Männern schuldig.
"Ich bin nicht entkommen." Murrte Liadan leise, während ihr Blick weiterhin fest auf den Boden und ihre Füße gerichtet war. "Wie man ja sieht." Ihre Augen verdüsterten sich, aber sie sah weiterhin nicht auf. Diese Feststellung traf sie in genau diesem Moment wie ein Schlag mit der Faust ins Gesicht. Sie entkam weder dieser Welt, in die sie geboren worden war, noch Naheniel, der diese geschaffen hatte. Es gab keinen Stein, der groß genug war, um sich unter diesem zu verstecken oder ein Loch, in das sie sie verkriechen konnte. Auch keine Mauern einer Gilde, die sie beschützten oder ein Palast, der sie vor ihm verbarg.
Schon wieder stiegen ihr heiße Tränen in die Augen, aber sie verbot es sich selbst, diese hinab kullern zu lassen. Der Traum einer Freiheit war so schön gewesen und endgültig zerplatzt.
"Der rote Bischof hat mir geholfen." Das war nicht einmal eine Lüge. Und vielleicht tat Naheniel ihr sogar den Gefallen, den alten Kirchenmann für diese Tat zu bestrafen oder ihn gleich umzubringen. Das käme ihr ziemlich gelegen, weil dieser dann auch keinen Einfluss mehr auf Verlion und Adrian nehmen konnte. Blöder Pakt, der damals geschlossen worden war. Und das alles nur wegen ihr, die jetzt hier stand und versuchen musste, nicht alles zu verraten, für was ihr Herz in Wahrheit stand.
Nervös spielte sie mit ihren Fingern und kaute dabei auf ihrer Unterlippe. Es war gar nicht so einfach, genau auszuwählen, was sie sagen sollte und was nicht. Dieses ganze Ding mit der Taktik war nicht ihrs, aber jetzt musste sie es umso mehr versuchen.
"Der Bischof ist kein unbekannter Mann. Ich wollte weg vom Palast und meinen Pflichten und er bot mir einen Ausweg." Mehr oder minder war auch das ein Teil der Geschichte. Dass sie aber schon viel früher und von ganz allein Portale gefunden hatte, die es ihr möglich machten, zwischen den Welten zu wandern und durch die sie herausfand, wer sie eigentlich war, verschwieg Liadan. Solange Naheniel nicht explizit danach fragte, sah sie überhaupt keine Notwendigkeit darin, ihm freiwillig etwas preiszugeben.
Mit einem Blinzeln sah sie nun doch zu Naheniel auf und versuchte ihm in die Augen zu sehen, von denen sie wusste, dass es nur einen Wimpernschlag benötigte, um sie zu Staub zu zermahlen. "Das ist alles."
Dachte man genauer drüber nach, war diese Welt aus der sie kam eigentlich gar nicht so anders zu der, in der sie leben wollte. Denn wenn Ogrimar einen menschlichen Körper hätte, würde es sich irgendjemand trauen, sich aufzulehnen und ihm Schaden zuzufügen? Gut ja, die Gegenseite bestimmt. Die hätten ihre größte Freude daran einen Gott zu malträtieren. Aber die, die die er durch den Glauben geschaffen hatte, würden dies nicht tun. Ob nun hier oder dort, man durfte nicht vergessen, dass sie Geschöpfe geschaffen aus den Händen von Schöpfern waren.
Für Liadan aber galt zusätzlich, dass sie gezwungen war, die Wahrheit vor Naheniel auszusprechen. Aber nicht nur das, sie musste überhaupt antworten. Obwohl sie es nicht wollte. Genauso wenig wie sie hier in diesem Haus sein wollte. Wäre sie doch einfach durch das Portal gegangen…
Nun musste sie zusehen, wie sie sich den Fragen von Naheniel stellte. Bei der Wahrheit bleiben und doch nicht zu viel davon offenbaren. Er durfte nicht davon erfahren, dass Verlion und Adrian einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen hatten, dass sie ihre Heimat verlassen konnte und da sie Naheniels Laune als extrem unberechenbar einstufte durfte sie keinesfalls zu viel von der Vergangenheit offenlegen. Das war sie den beiden Männern schuldig.
"Ich bin nicht entkommen." Murrte Liadan leise, während ihr Blick weiterhin fest auf den Boden und ihre Füße gerichtet war. "Wie man ja sieht." Ihre Augen verdüsterten sich, aber sie sah weiterhin nicht auf. Diese Feststellung traf sie in genau diesem Moment wie ein Schlag mit der Faust ins Gesicht. Sie entkam weder dieser Welt, in die sie geboren worden war, noch Naheniel, der diese geschaffen hatte. Es gab keinen Stein, der groß genug war, um sich unter diesem zu verstecken oder ein Loch, in das sie sie verkriechen konnte. Auch keine Mauern einer Gilde, die sie beschützten oder ein Palast, der sie vor ihm verbarg.
Schon wieder stiegen ihr heiße Tränen in die Augen, aber sie verbot es sich selbst, diese hinab kullern zu lassen. Der Traum einer Freiheit war so schön gewesen und endgültig zerplatzt.
"Der rote Bischof hat mir geholfen." Das war nicht einmal eine Lüge. Und vielleicht tat Naheniel ihr sogar den Gefallen, den alten Kirchenmann für diese Tat zu bestrafen oder ihn gleich umzubringen. Das käme ihr ziemlich gelegen, weil dieser dann auch keinen Einfluss mehr auf Verlion und Adrian nehmen konnte. Blöder Pakt, der damals geschlossen worden war. Und das alles nur wegen ihr, die jetzt hier stand und versuchen musste, nicht alles zu verraten, für was ihr Herz in Wahrheit stand.
Nervös spielte sie mit ihren Fingern und kaute dabei auf ihrer Unterlippe. Es war gar nicht so einfach, genau auszuwählen, was sie sagen sollte und was nicht. Dieses ganze Ding mit der Taktik war nicht ihrs, aber jetzt musste sie es umso mehr versuchen.
"Der Bischof ist kein unbekannter Mann. Ich wollte weg vom Palast und meinen Pflichten und er bot mir einen Ausweg." Mehr oder minder war auch das ein Teil der Geschichte. Dass sie aber schon viel früher und von ganz allein Portale gefunden hatte, die es ihr möglich machten, zwischen den Welten zu wandern und durch die sie herausfand, wer sie eigentlich war, verschwieg Liadan. Solange Naheniel nicht explizit danach fragte, sah sie überhaupt keine Notwendigkeit darin, ihm freiwillig etwas preiszugeben.
Mit einem Blinzeln sah sie nun doch zu Naheniel auf und versuchte ihm in die Augen zu sehen, von denen sie wusste, dass es nur einen Wimpernschlag benötigte, um sie zu Staub zu zermahlen. "Das ist alles."
#1355
Syndra ließ ihm den Raum, offen zu sprechen. Tatsächlich begrüßte sie diese Offenheit, indem sie seinen Worten aufmerksam und ohne ihn zu unterbrechen lauschte. Ihr tiefblauer Blick ruhte kühl auf Stellan, ohne sich von den allgegenwärtigen Echos der Vorkommnisse ablenken zu lassen.
Das Chaos um sie herum war ein Zeugnis, aber ebenso konnte sie noch immer das Pulsieren an ihrem Handgelenk sowie die Glieder der Ketten auf ihrer Haut spüren.
Nichts geschah aus Zufall, das war ein Grundsatz, den sie mit Stellan teilte. Die zahlreichen, scheinbar zusammenhangslosen Ereignisse, die sie bis zu diesem Moment geführt hatten. Wie unwahrscheinlich war es doch, dass all diese einzelnen Fäden ein solches Muster ergeben würden, in dem sie einander zufällig nun gegenübersaßen?
„Eine Philosophie, die ich durchaus bis zu einem gewissen Grad mit Euch teile, Lord var Aesir.“ Elegant schlug sie ihre Beine übereinander, nur um einen Schluck von ihrem Wein zu trinken. Betrachtete man es nur rein faktisch, war es mehr als naiv zu glauben, es wäre alles bloßer Zufall.
Ob Stellan dabei wusste, dass sie es gewesen war, die ihn gefunden hatte, spielte aus Syndras Sicht keine Rolle. Im Gegenteil. In Hinblick darauf, dass es am Ende sogar Naheniel gewesen war, der ihn dort abgelegt hatte, war es möglicherweise sogar gut, dass der einstige Hüter sich vielleicht nicht wirklich daran erinnerte. Einen Dank brauchte es keineswegs, waren Sympathiepunkte noch nie für sie von besonderer Tragweite gewesen. Dennoch sah er selbst ebenso wenig eine zufällige Fügung.
„Nichts geschieht ohne einen guten Grund. Allerdings bin ich ehrlich genug einzuräumen, dass ich mir noch nicht sicherbin, wo genau Euer Platz in der Gleichung ist.“ Ihr Blick wanderte von dem Wein in ihrem Becher hinauf zu ihm. Ein sachtes Glitzern des Misstrauen, während ihre Stimme in einem ruhigen, aber durchaus selbstsicheren Klang ihre Gedanken aussprach.
Bislang hatte sich für sie nicht wirklich die Gelegenheit ergeben, Tanuri näher kennenzulernen. Ein kurzes Treffen in den Legionshallen, oder auf der Feier vor Lorenas abgesagter Hochzeit. Nichts jedoch, was eine tiefere Substanz hatte oder ihr ein eigenes Bild vermittelte. Alles was sie bisher von der Priesterin hatte, war ein flüchtiger Eindruck jener Frau, die ihre Halbschwester geboren hatte.
„Aber um Eure Fragen vorerst zu beantworten.“ Bemerkte sie, während ihr Blick sich dem Wein zuwandte, den sie jedoch in einer fließenden Bewegung langsam an ihre Lippen heranführte. Eine einfache Handlung, bei der sie unmittelbar unter dem nächsten Wimpernschlag das Blau ihrer Augen wieder auf Stellan zu richten.
„Was sie bisher von der Welt gesehen hat? Nun Lord var Aesir. Sie ist zwei und wie Euch vielleicht nicht verborgen geblieben sein dürfte, bereits vor den einzig Wahren getreten. Es ist mehr als viele andere in ihrem Alter erblickt haben. Ein Ort, der sie womöglich geprägt hat, nachdem er sie mit seinen Insignien gezeichnet hat. Nicht wahr?“
Ob sie dabei von einem Zwillingsbund wusste, ließ die Tochter des Eises offen. Ihre Andeutung sollte ausreichen, um zu zeigen, dass sie sehr genau wusste, dass etwas Besonderes in Nymerias Adern floss. Etwas, das durch das Blut sowohl der Hüter als auch der arkanen Kräfte hindurch seinen Weg nahm. Syndra wusste um die ungewöhnliche Natur des Kindes, auch wenn sie nicht alles zu durchdringen vermochte.
„Inwiefern ich ihr eine gute Schwester bin, sei dahingestellt. Ich habe mich niemals in der Rolle einer Schwester geschweige denn einer Mutter gesehen, aber ich habe bislang getan, was in meiner Macht stand, da mir ihr Schutz ebenso wichtig ist, wie ihre Förderung. Nymeria ist ganz offenbar nicht wie andere Kinder.“
Bemerkenswert, wie viele Zugeständnisse sie ihm tatsächlich bereits mehr oder minder gemacht hatte, und wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie dabei noch nicht einmal alles zum Ausdruck gebracht.
Leicht nur hob Syndra eine ihrer Brauen zu einer eleganten Welle in die Stirn und nippte an ihrem Wein. Stillschweigend musste sie sich eingestehen, dass seine Darlegungsweise eine ähnliche Überzeugungskraft hatte, wie Naheniel - nur nicht auf derart einnehmende Weise.
Es war jedoch kaum zu bestreiten, dass das kleine Halbblut auch in ihren Augen einige Eigenheiten für sich beanspruchte und damit meinte sie kaum, dass sie meist schweigsam und in sich gekehrt war. Stellan hatte recht, es war kaum angemessen, das Kind immer wieder an eine Magd zu übergeben, wenn sie selbst keine Zeit hatte, sich dessen anzunehmen. Nicht, dass Nymeria sich nicht zu beschäftigen wusste, war sie, wie Stellan bereits einräumte, instinktiv weitaus wissender, als man ihr ansah.
„Wie Ihr schon sagtet, sie ist etwas Besonderes. In mehrfacher Hinsicht. Weshalb ich Euch zustimme, dass dies derzeit nicht der richtige Ort für sie zu sein scheint.“
Skeptisch beäugte sie ihn, und es lag ein wissender Ausdruck in ihrem Blick. Auch wenn sie es nicht laut aussprach und seine Argumente tatsächlich bislang durchaus überzeugend waren, war Syndra sich darüber bewusst, dass das Vater-Sohn-Gespräch zwischen Naheniel und Stellan weitreichender war, als es den Anschein hatte. Es gab Dinge, die durch ihre bloße Andeutung allein umso bedeutsamer wurden, sodass man umso mehr in die unausgesprochenen Worte hineininterpretieren konnte.
„Eure Freude war im Übrigen kaum zu überhören, als Ihr Naheniel davon berichten konntet, dass sie sich bester Gesundheit erfreut,“ fügte sie schließlich mit sanfter und durchdringender Stimme zugleich hinzu, als würde sie ein feines Netz um ihn weben.
Die tiefblauen Augen schimmerten intensiv zu ihm hinüber, darum wissend, welches Schicksal Naheniel dem Mädchen zugedacht hatte, sobald die Zeit dafür gekommen war. War dies ein Moment, den Stellan als überfällig betrachtete? Ein Plan, den er längst für Nymeria entworfen hatte, der nun endlich umgesetzt werden sollte?
„Wie stehe ich zu meiner Schwester?“ Syndra ließ die Frage in der Luft hängen, während sie die Becherkante mit einem Finger umspielte. „Tatsächlich ist sie wertvoll für mich, weshalb, Lord var Aesir, wir vielleicht einfach offen miteinander sprechen sollten. Denkt Ihr nicht?“ Ihre Augen blieben intensiv auf Stellan gerichtet, ein sanfter, aber bestimmter Ausdruck darin. Sie konnte leugnen, etwas hineininterpretiert zu haben, oder sie konnte ihm die Gelegenheit geben, dieses kleine mögliche Missverständnis zu klären.
Es war deutlich, dass Syndra seine Absichten nicht nur hinterfragte, sondern sie infrage stellte. Sie wollte wissen, welchen Platz er in diesem Konstrukt einnahm und ob sie wirklich bereit sein konnte, ihm unter gewissen Umständen und Voraussetzungen ihre Schwester anzuvertrauen. Es war eine Einladung, die Wahrheit auszusprechen, eine Aufforderung zu einem offenen Austausch, ohne die Masken, die sie beide so mühelos trugen.
Das Chaos um sie herum war ein Zeugnis, aber ebenso konnte sie noch immer das Pulsieren an ihrem Handgelenk sowie die Glieder der Ketten auf ihrer Haut spüren.
Nichts geschah aus Zufall, das war ein Grundsatz, den sie mit Stellan teilte. Die zahlreichen, scheinbar zusammenhangslosen Ereignisse, die sie bis zu diesem Moment geführt hatten. Wie unwahrscheinlich war es doch, dass all diese einzelnen Fäden ein solches Muster ergeben würden, in dem sie einander zufällig nun gegenübersaßen?
„Eine Philosophie, die ich durchaus bis zu einem gewissen Grad mit Euch teile, Lord var Aesir.“ Elegant schlug sie ihre Beine übereinander, nur um einen Schluck von ihrem Wein zu trinken. Betrachtete man es nur rein faktisch, war es mehr als naiv zu glauben, es wäre alles bloßer Zufall.
- Da war Tanuri, die Priesterin, die ihre Halbschwester geboren hatte und die sie zur Legion geholt hatte.
- Naheniel, der sie seinerzeit ‚zufällig‘ vor einem ausschlagenden Pferd heldenhaft gerettet hatte und gleichzeitig der Mann, dem sie sich trotz ihrer Natur voll und ganz hingegeben hatte.
- Der einstige Hüter, den sie näher dem Tod als dem Leben auf den Treppen vorgefunden hatte.
- Sie hätte einen Zusammenhang bereits erahnen können, als das kleine, stumme Halbblut an Stellans Seite Wache gehalten hatte, ohne ihn zu kennen. An der Seite des Mannes, welcher der Vater Tanuris und Naheniels war.
- Nymerias Großvater, der nun hier vor ihr saß, während scheinbar die Pläne seines Sohnes offenbar einer Nachbesserung bedurften.
Ob Stellan dabei wusste, dass sie es gewesen war, die ihn gefunden hatte, spielte aus Syndras Sicht keine Rolle. Im Gegenteil. In Hinblick darauf, dass es am Ende sogar Naheniel gewesen war, der ihn dort abgelegt hatte, war es möglicherweise sogar gut, dass der einstige Hüter sich vielleicht nicht wirklich daran erinnerte. Einen Dank brauchte es keineswegs, waren Sympathiepunkte noch nie für sie von besonderer Tragweite gewesen. Dennoch sah er selbst ebenso wenig eine zufällige Fügung.
„Nichts geschieht ohne einen guten Grund. Allerdings bin ich ehrlich genug einzuräumen, dass ich mir noch nicht sicherbin, wo genau Euer Platz in der Gleichung ist.“ Ihr Blick wanderte von dem Wein in ihrem Becher hinauf zu ihm. Ein sachtes Glitzern des Misstrauen, während ihre Stimme in einem ruhigen, aber durchaus selbstsicheren Klang ihre Gedanken aussprach.
Bislang hatte sich für sie nicht wirklich die Gelegenheit ergeben, Tanuri näher kennenzulernen. Ein kurzes Treffen in den Legionshallen, oder auf der Feier vor Lorenas abgesagter Hochzeit. Nichts jedoch, was eine tiefere Substanz hatte oder ihr ein eigenes Bild vermittelte. Alles was sie bisher von der Priesterin hatte, war ein flüchtiger Eindruck jener Frau, die ihre Halbschwester geboren hatte.
„Aber um Eure Fragen vorerst zu beantworten.“ Bemerkte sie, während ihr Blick sich dem Wein zuwandte, den sie jedoch in einer fließenden Bewegung langsam an ihre Lippen heranführte. Eine einfache Handlung, bei der sie unmittelbar unter dem nächsten Wimpernschlag das Blau ihrer Augen wieder auf Stellan zu richten.
„Was sie bisher von der Welt gesehen hat? Nun Lord var Aesir. Sie ist zwei und wie Euch vielleicht nicht verborgen geblieben sein dürfte, bereits vor den einzig Wahren getreten. Es ist mehr als viele andere in ihrem Alter erblickt haben. Ein Ort, der sie womöglich geprägt hat, nachdem er sie mit seinen Insignien gezeichnet hat. Nicht wahr?“
Ob sie dabei von einem Zwillingsbund wusste, ließ die Tochter des Eises offen. Ihre Andeutung sollte ausreichen, um zu zeigen, dass sie sehr genau wusste, dass etwas Besonderes in Nymerias Adern floss. Etwas, das durch das Blut sowohl der Hüter als auch der arkanen Kräfte hindurch seinen Weg nahm. Syndra wusste um die ungewöhnliche Natur des Kindes, auch wenn sie nicht alles zu durchdringen vermochte.
„Inwiefern ich ihr eine gute Schwester bin, sei dahingestellt. Ich habe mich niemals in der Rolle einer Schwester geschweige denn einer Mutter gesehen, aber ich habe bislang getan, was in meiner Macht stand, da mir ihr Schutz ebenso wichtig ist, wie ihre Förderung. Nymeria ist ganz offenbar nicht wie andere Kinder.“
Bemerkenswert, wie viele Zugeständnisse sie ihm tatsächlich bereits mehr oder minder gemacht hatte, und wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie dabei noch nicht einmal alles zum Ausdruck gebracht.
Leicht nur hob Syndra eine ihrer Brauen zu einer eleganten Welle in die Stirn und nippte an ihrem Wein. Stillschweigend musste sie sich eingestehen, dass seine Darlegungsweise eine ähnliche Überzeugungskraft hatte, wie Naheniel - nur nicht auf derart einnehmende Weise.
Es war jedoch kaum zu bestreiten, dass das kleine Halbblut auch in ihren Augen einige Eigenheiten für sich beanspruchte und damit meinte sie kaum, dass sie meist schweigsam und in sich gekehrt war. Stellan hatte recht, es war kaum angemessen, das Kind immer wieder an eine Magd zu übergeben, wenn sie selbst keine Zeit hatte, sich dessen anzunehmen. Nicht, dass Nymeria sich nicht zu beschäftigen wusste, war sie, wie Stellan bereits einräumte, instinktiv weitaus wissender, als man ihr ansah.
„Wie Ihr schon sagtet, sie ist etwas Besonderes. In mehrfacher Hinsicht. Weshalb ich Euch zustimme, dass dies derzeit nicht der richtige Ort für sie zu sein scheint.“
Skeptisch beäugte sie ihn, und es lag ein wissender Ausdruck in ihrem Blick. Auch wenn sie es nicht laut aussprach und seine Argumente tatsächlich bislang durchaus überzeugend waren, war Syndra sich darüber bewusst, dass das Vater-Sohn-Gespräch zwischen Naheniel und Stellan weitreichender war, als es den Anschein hatte. Es gab Dinge, die durch ihre bloße Andeutung allein umso bedeutsamer wurden, sodass man umso mehr in die unausgesprochenen Worte hineininterpretieren konnte.
„Eure Freude war im Übrigen kaum zu überhören, als Ihr Naheniel davon berichten konntet, dass sie sich bester Gesundheit erfreut,“ fügte sie schließlich mit sanfter und durchdringender Stimme zugleich hinzu, als würde sie ein feines Netz um ihn weben.
Die tiefblauen Augen schimmerten intensiv zu ihm hinüber, darum wissend, welches Schicksal Naheniel dem Mädchen zugedacht hatte, sobald die Zeit dafür gekommen war. War dies ein Moment, den Stellan als überfällig betrachtete? Ein Plan, den er längst für Nymeria entworfen hatte, der nun endlich umgesetzt werden sollte?
„Wie stehe ich zu meiner Schwester?“ Syndra ließ die Frage in der Luft hängen, während sie die Becherkante mit einem Finger umspielte. „Tatsächlich ist sie wertvoll für mich, weshalb, Lord var Aesir, wir vielleicht einfach offen miteinander sprechen sollten. Denkt Ihr nicht?“ Ihre Augen blieben intensiv auf Stellan gerichtet, ein sanfter, aber bestimmter Ausdruck darin. Sie konnte leugnen, etwas hineininterpretiert zu haben, oder sie konnte ihm die Gelegenheit geben, dieses kleine mögliche Missverständnis zu klären.
Es war deutlich, dass Syndra seine Absichten nicht nur hinterfragte, sondern sie infrage stellte. Sie wollte wissen, welchen Platz er in diesem Konstrukt einnahm und ob sie wirklich bereit sein konnte, ihm unter gewissen Umständen und Voraussetzungen ihre Schwester anzuvertrauen. Es war eine Einladung, die Wahrheit auszusprechen, eine Aufforderung zu einem offenen Austausch, ohne die Masken, die sie beide so mühelos trugen.
Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der Legion des Schattens ~
~ Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
- -Freya-
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#1356
Freyas Augen beobachteten den Prinzen aufmerksam, als er das Buch beiseitelegte und sich ihr näherte. Ein sanftes, kühles Blau durchzog den Glanz ihrer Augen, beleuchtet vom Licht des jungen Morgen, während sie jeder seiner Bewegungen folgte.
Die Macht, die er ausstrahlte, war für sie beinahe greifbar – eine magische Präsenz, die ihre Sinne berührte. Sie spürte diese Energie, die sie ebenso überraschte, wie die plötzliche Nähe, in der sie sich nur einen Augenblick später zu ihm befand, als er berührungslos ihr Gesicht umrahmte.
Es ließ Freya instinktiv schlucken, bevor sie ihren Blick vor ihm senkte. Ein zögerndes Ausweichen, unter dem ihre Augen auf den Schatten einer Narbe fielen, die sichtlich an seiner Brust hinab führte. Wie weit vermochte sie nicht zu sagen. Unverwundbar war er aber offenbar trotz all seiner Macht, seines Reichtums und seiner Magie nicht.
Verlegen senkte Freya ihre Wimpern, bevor er ihren Blick bemerken oder als ungebührlich auffassen würde, nur um im nächsten Lidschlag unmerklich wieder zu ihm aufzusehen, während er weitersprach. Worte, mit denen er ihr anvertraute, was er unter anderem gesehen hatte.
Wenn einer seiner Wesire ein solches Wesen kontrollieren konnte, welche Macht hatte dann erst der Prinz oder sein Vater, um diese wiederum zu beherrschen? Oder flunkerte er sie an und sie waren auf seinen Befehl hin ausgesandt worden. Zuerst einer und nachdem sie vor und in seinen Augen einen zerstört hatte, weitere.
Es waren bedachte und anmutige Schritte, die jedoch noch immer spürbar angespannt waren in seiner Gegenwart. Eine Zurückhaltung, die nicht feindselig, aber mehr als vorsichtig war, während sie ihm durch die prunkvollen Gänge folgte, deren faszinierender Anblick sie beinahe einen Augenblick ablenkte, ehe sie sich beim Betrachten all der Schönheit an seine Worte erinnerte.
Ihre Gedanken wanderten zu dem Spiegel, durch den er sie offenbar beobachtet hatte. Könnte er auch ihre Welt zeigen? Sie vielleicht sogar zurückführen? „Was ist der Spiegel der Sande?“
Ihre Stimme war leise. Beinahe sanft, als würde sie sich dem Zauber der fremden Eleganz und Schönheit, die sich vor ihr entfaltete, nicht entziehen können. Ihre Zurückhaltung konnte zumindest einen Rückschluss darauf andeuten, dass sie von einer Faszination erfasst worden war, während das schimmernde Blau ihrer Augen über das schillernde, frische Wasser der angelegten Kanäle und die vielen Farben hinwegwanderten.
Warum strebte ein Mann, wie er, der offenbar alles besaß und dem eine Welt zu Füßen lag, nach noch mehr? War es die Suche nach Wissen oder am Ende eine Gier, die jemanden wie ihn erfasste. Zu sehen oder gar zu besitzen zu wollen, was sein Schöpfer hinter dem Schleier verborgen hielt. Mit einem zarten Wimpernschlag sah sie zu dem Prinzen auf, dessen leichtfüßige und zugleich selbstsichere Gangart sich dennoch ihrem Schritttempo angepasst hatte.
„Scheinbar kennt Ihr durch ihn einen großen Teil dessen, was mir widerfahren ist, oder täusche ich mich?“ Ihr Blick war direkt, als sie seine Aufmerksamkeit suchte. Freya zweifelte nicht daran, dass die Antwort darauf ‚Ja‘ lauten würde.
„Ich habe fast alles verloren, Eure Hoheit.“ Ihre Stimme war fest, doch dahinter lag das Gewicht von Schmerz und Erinnerung, während ein leiser Zweifel in ihren Augen flackerte, ob er eine Vorstellung davon haben mochte, wie es sich anfühlte.
„Mein Zuhause, meine Familie, meine Freunde...“ Es war nicht nur der Verlust, der an ihr nagte, sondern auch die Verzweiflung darüber, wie jeder Schritt sie bislang in einen tieferen Abgrund hineingeführt hatte. Eine Verwirrung über die seltsamen und schrecklichen Dinge, die ihr widerfahren waren. In einem Moment hatte sie noch ehrfürchtig die donnernde Stimme des einzig Wahren vernommen, die sie in seinen Kreis aufgenommen hatte. Eine Bestimmung, die sie verspürt hatte, nur und im nächsten Augenblick alles genommen zu bekommen. Als hätte sie es alles nur geträumt oder er, der dunkle Allvater, sie vor eine Prüfung gestellt, die sie mit ihren größten Ängsten konfrontierte. Was war ihr widerfahren. Würde er es verstehen?
Wie es sich anfühlte, von einem Moment auf den anderen in einem Albtraum zu erwachen. Wie es war, ein Nichts zu sein. In Ketten gelegt und von Bildern verfolgt zu werden, die mit der Furcht spielten, um die Fesseln immer enger zu schnallen und die Seele zu brechen.
Der Reiter, der sie gerettet hatte, bevor die Wüste sie eingeholt hatte. Der rote Sand, die gleißende Hitze. Das Reich des Prinzen selbst, wo ein einfacher Mann wie Yusaf es gewesen war, der ihr die Tür geöffnet hatte, um einen Ausweg zu finden.
Kurz blinzelte Freya zu ihm auf. Andererseits - er hatte sie beobachtet. Die Gräfin, der Auktionator, der Reiter. Kühl schimmerten ihre Augen. Hatte er vielleicht den Sandsturm hervorgerufen, um sie vor sich herzutreiben, als der schwarze Mann sie aus den Fängen des Menschenhändlers befreit hatte? War er es möglicherweise selbst, der den Dschinn geschickt hatte, um sie zu bekommen?
War es ein wahres Interesse, was ihr widerfahren war? Jene Ängste, jene Verzweiflung und die Wut, die sie gespürt hatte.
Oder war es das, was sie entfesselt hatte? Er wusste lange bevor sie die roten Sande betreten hatte, dass sie nicht hierhergehörte. Freya erinnerte sich an die Worte und die Flüsterungen, die um jenen Mann rankten, der neben ihr stand. So einnehmend und zuvorkommend wie er auch erschien. Er sammelte seltene Juwelen, daraus machte er kein Geheimnis und der Preis dafür war ihm egal. Auch wenn sie keines mehr war, so hatte er sie verfolgt. Der Prinz bekam stets alles, was er wollte.
Sie hatte gespürt, wie die Magie aus ihr hervor geströmt war. Ein tiefes Aufbegehren, das sie in diesem Augenblick heimgesucht hatte, als alles in ihr aufgeschrien hatte, dass es genug war. Man hatte ihr alles nehmen können, aber nicht ihren Glauben selbst, auch wenn es aus einer inneren Wut heraus geschah. Eine Kraft, von der sie nicht wusste, woher sie gekommen war, aber die den Dschinn in die Knie gezwungen hatte. Ob sie ihn getötet hatte? Sie wusste es nicht, aber der Prinz schien überzeugt, dass sie in diesen Momenten eine Macht entfesselt hatte, die größer war, als sie und vielleicht auch er es je erwartet hatte.
„Verratet mir, habt Ihr daraufhin die anderen drei Geschöpfe, die Dschinns, geschickt?“ Sie warf ihm ein vorsichtiges Lächeln zu, als sie ihn hinterfragte. Eine Mimik, die sich unter einem leichten Glanz in den blauen Augen abzeichnete und diese eher wie eine Ahnung, als einen Vorwurf untermalte, bevor der Prinz nur einige Atemzüge später stehen blieb. Täuschte sie sich vielleicht? Möglich. So viel Macht und Wissen er hatte, konnte er durchausganz andere Absichten haben, aber ebenso war er ihre womöglich beste Option einen Weg nach Hause zu finden.
Freyas Augen folgten ihm unmittelbar und legten sich auf den massiven Torbogen, der sich vor ihnen erhob. Eine strahlende goldschimmernde Tür, deren Ornamente und Symbole für sie fremd und undurchschaubar waren. Ein Tor, welches sich unter dem Ziehen dicker Seile durch einige Diener mit einem leisen Knarren bewegte und sich flügelartig öffnete, um den Raum dahinter freizugeben.
Ein Saal, der sich hell und lebendig vor ihr offenbarte. So anders als die düsteren Orte, in denen sie bisher Erkenntnisse gefunden hatte. Das blendende Licht hätte sie irreführen können, doch sie blieb aufmerksam. Das Chaos und die Dunkelheit, in denen sie ihren Glauben einst gefunden hatte, schienen hier fehl am Platz zu sein. Und dennoch war dies ein heiliger Ort. Erneut sah sie zu dem Prinzen. Ein verstohlener Blick, unter dem sie beobachtete wie dieser sich die Schuhe auszog. Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen. Auch wenn es nicht ihr Glaube war, würde sie diesen Ort mit Respekt betreten und nicht leichtfertig einen Gott herausfordern.
Leicht beugte Freya sich hinab, um ebenfalls vorsichtig aus ihren Schuhen zu schlüpfen, ehe sie leise und bedächtig dem Prinzen folgte. Ihre nackten Füße berührten kaum den glänzenden Boden. Zart kräuselten sich die Fäden vom Räucherwerk hinauf, ein warmer betörender Duft, der etwas Erhabenes ausstrahlte, sodass sie durchaus bedacht nur mit den Zehenspitzen den Raum betrat, um einen Einblick in seinen Glauben zu bekommen.
Jede Bewegung war umsichtig, beinahe schwebend, als sie sich neben den Prinzen stellte. Der Glanz des inneren Scheins erfasste ihre umherwandernden Augen, welche ehrfürchtig aufschimmerten, während sie sich umsah, ohne dass sie das Ende des Saals unmittelbar oder direkt erkennen konnte. Dies war also einer der Orte, an dem man dem bislang namenlosen Schöpfer dieser Welt nahe war. Dem Herrn der Welten?
Die Macht, die er ausstrahlte, war für sie beinahe greifbar – eine magische Präsenz, die ihre Sinne berührte. Sie spürte diese Energie, die sie ebenso überraschte, wie die plötzliche Nähe, in der sie sich nur einen Augenblick später zu ihm befand, als er berührungslos ihr Gesicht umrahmte.
Es ließ Freya instinktiv schlucken, bevor sie ihren Blick vor ihm senkte. Ein zögerndes Ausweichen, unter dem ihre Augen auf den Schatten einer Narbe fielen, die sichtlich an seiner Brust hinab führte. Wie weit vermochte sie nicht zu sagen. Unverwundbar war er aber offenbar trotz all seiner Macht, seines Reichtums und seiner Magie nicht.
Verlegen senkte Freya ihre Wimpern, bevor er ihren Blick bemerken oder als ungebührlich auffassen würde, nur um im nächsten Lidschlag unmerklich wieder zu ihm aufzusehen, während er weitersprach. Worte, mit denen er ihr anvertraute, was er unter anderem gesehen hatte.
Wenn einer seiner Wesire ein solches Wesen kontrollieren konnte, welche Macht hatte dann erst der Prinz oder sein Vater, um diese wiederum zu beherrschen? Oder flunkerte er sie an und sie waren auf seinen Befehl hin ausgesandt worden. Zuerst einer und nachdem sie vor und in seinen Augen einen zerstört hatte, weitere.
Es waren bedachte und anmutige Schritte, die jedoch noch immer spürbar angespannt waren in seiner Gegenwart. Eine Zurückhaltung, die nicht feindselig, aber mehr als vorsichtig war, während sie ihm durch die prunkvollen Gänge folgte, deren faszinierender Anblick sie beinahe einen Augenblick ablenkte, ehe sie sich beim Betrachten all der Schönheit an seine Worte erinnerte.
Ihre Gedanken wanderten zu dem Spiegel, durch den er sie offenbar beobachtet hatte. Könnte er auch ihre Welt zeigen? Sie vielleicht sogar zurückführen? „Was ist der Spiegel der Sande?“
Ihre Stimme war leise. Beinahe sanft, als würde sie sich dem Zauber der fremden Eleganz und Schönheit, die sich vor ihr entfaltete, nicht entziehen können. Ihre Zurückhaltung konnte zumindest einen Rückschluss darauf andeuten, dass sie von einer Faszination erfasst worden war, während das schimmernde Blau ihrer Augen über das schillernde, frische Wasser der angelegten Kanäle und die vielen Farben hinwegwanderten.
Warum strebte ein Mann, wie er, der offenbar alles besaß und dem eine Welt zu Füßen lag, nach noch mehr? War es die Suche nach Wissen oder am Ende eine Gier, die jemanden wie ihn erfasste. Zu sehen oder gar zu besitzen zu wollen, was sein Schöpfer hinter dem Schleier verborgen hielt. Mit einem zarten Wimpernschlag sah sie zu dem Prinzen auf, dessen leichtfüßige und zugleich selbstsichere Gangart sich dennoch ihrem Schritttempo angepasst hatte.
„Scheinbar kennt Ihr durch ihn einen großen Teil dessen, was mir widerfahren ist, oder täusche ich mich?“ Ihr Blick war direkt, als sie seine Aufmerksamkeit suchte. Freya zweifelte nicht daran, dass die Antwort darauf ‚Ja‘ lauten würde.
„Ich habe fast alles verloren, Eure Hoheit.“ Ihre Stimme war fest, doch dahinter lag das Gewicht von Schmerz und Erinnerung, während ein leiser Zweifel in ihren Augen flackerte, ob er eine Vorstellung davon haben mochte, wie es sich anfühlte.
„Mein Zuhause, meine Familie, meine Freunde...“ Es war nicht nur der Verlust, der an ihr nagte, sondern auch die Verzweiflung darüber, wie jeder Schritt sie bislang in einen tieferen Abgrund hineingeführt hatte. Eine Verwirrung über die seltsamen und schrecklichen Dinge, die ihr widerfahren waren. In einem Moment hatte sie noch ehrfürchtig die donnernde Stimme des einzig Wahren vernommen, die sie in seinen Kreis aufgenommen hatte. Eine Bestimmung, die sie verspürt hatte, nur und im nächsten Augenblick alles genommen zu bekommen. Als hätte sie es alles nur geträumt oder er, der dunkle Allvater, sie vor eine Prüfung gestellt, die sie mit ihren größten Ängsten konfrontierte. Was war ihr widerfahren. Würde er es verstehen?
Wie es sich anfühlte, von einem Moment auf den anderen in einem Albtraum zu erwachen. Wie es war, ein Nichts zu sein. In Ketten gelegt und von Bildern verfolgt zu werden, die mit der Furcht spielten, um die Fesseln immer enger zu schnallen und die Seele zu brechen.
Der Reiter, der sie gerettet hatte, bevor die Wüste sie eingeholt hatte. Der rote Sand, die gleißende Hitze. Das Reich des Prinzen selbst, wo ein einfacher Mann wie Yusaf es gewesen war, der ihr die Tür geöffnet hatte, um einen Ausweg zu finden.
Kurz blinzelte Freya zu ihm auf. Andererseits - er hatte sie beobachtet. Die Gräfin, der Auktionator, der Reiter. Kühl schimmerten ihre Augen. Hatte er vielleicht den Sandsturm hervorgerufen, um sie vor sich herzutreiben, als der schwarze Mann sie aus den Fängen des Menschenhändlers befreit hatte? War er es möglicherweise selbst, der den Dschinn geschickt hatte, um sie zu bekommen?
War es ein wahres Interesse, was ihr widerfahren war? Jene Ängste, jene Verzweiflung und die Wut, die sie gespürt hatte.
Oder war es das, was sie entfesselt hatte? Er wusste lange bevor sie die roten Sande betreten hatte, dass sie nicht hierhergehörte. Freya erinnerte sich an die Worte und die Flüsterungen, die um jenen Mann rankten, der neben ihr stand. So einnehmend und zuvorkommend wie er auch erschien. Er sammelte seltene Juwelen, daraus machte er kein Geheimnis und der Preis dafür war ihm egal. Auch wenn sie keines mehr war, so hatte er sie verfolgt. Der Prinz bekam stets alles, was er wollte.
Sie hatte gespürt, wie die Magie aus ihr hervor geströmt war. Ein tiefes Aufbegehren, das sie in diesem Augenblick heimgesucht hatte, als alles in ihr aufgeschrien hatte, dass es genug war. Man hatte ihr alles nehmen können, aber nicht ihren Glauben selbst, auch wenn es aus einer inneren Wut heraus geschah. Eine Kraft, von der sie nicht wusste, woher sie gekommen war, aber die den Dschinn in die Knie gezwungen hatte. Ob sie ihn getötet hatte? Sie wusste es nicht, aber der Prinz schien überzeugt, dass sie in diesen Momenten eine Macht entfesselt hatte, die größer war, als sie und vielleicht auch er es je erwartet hatte.
„Verratet mir, habt Ihr daraufhin die anderen drei Geschöpfe, die Dschinns, geschickt?“ Sie warf ihm ein vorsichtiges Lächeln zu, als sie ihn hinterfragte. Eine Mimik, die sich unter einem leichten Glanz in den blauen Augen abzeichnete und diese eher wie eine Ahnung, als einen Vorwurf untermalte, bevor der Prinz nur einige Atemzüge später stehen blieb. Täuschte sie sich vielleicht? Möglich. So viel Macht und Wissen er hatte, konnte er durchausganz andere Absichten haben, aber ebenso war er ihre womöglich beste Option einen Weg nach Hause zu finden.
Freyas Augen folgten ihm unmittelbar und legten sich auf den massiven Torbogen, der sich vor ihnen erhob. Eine strahlende goldschimmernde Tür, deren Ornamente und Symbole für sie fremd und undurchschaubar waren. Ein Tor, welches sich unter dem Ziehen dicker Seile durch einige Diener mit einem leisen Knarren bewegte und sich flügelartig öffnete, um den Raum dahinter freizugeben.
Ein Saal, der sich hell und lebendig vor ihr offenbarte. So anders als die düsteren Orte, in denen sie bisher Erkenntnisse gefunden hatte. Das blendende Licht hätte sie irreführen können, doch sie blieb aufmerksam. Das Chaos und die Dunkelheit, in denen sie ihren Glauben einst gefunden hatte, schienen hier fehl am Platz zu sein. Und dennoch war dies ein heiliger Ort. Erneut sah sie zu dem Prinzen. Ein verstohlener Blick, unter dem sie beobachtete wie dieser sich die Schuhe auszog. Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen. Auch wenn es nicht ihr Glaube war, würde sie diesen Ort mit Respekt betreten und nicht leichtfertig einen Gott herausfordern.
Leicht beugte Freya sich hinab, um ebenfalls vorsichtig aus ihren Schuhen zu schlüpfen, ehe sie leise und bedächtig dem Prinzen folgte. Ihre nackten Füße berührten kaum den glänzenden Boden. Zart kräuselten sich die Fäden vom Räucherwerk hinauf, ein warmer betörender Duft, der etwas Erhabenes ausstrahlte, sodass sie durchaus bedacht nur mit den Zehenspitzen den Raum betrat, um einen Einblick in seinen Glauben zu bekommen.
Jede Bewegung war umsichtig, beinahe schwebend, als sie sich neben den Prinzen stellte. Der Glanz des inneren Scheins erfasste ihre umherwandernden Augen, welche ehrfürchtig aufschimmerten, während sie sich umsah, ohne dass sie das Ende des Saals unmittelbar oder direkt erkennen konnte. Dies war also einer der Orte, an dem man dem bislang namenlosen Schöpfer dieser Welt nahe war. Dem Herrn der Welten?
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
- Tanuri
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#1357
Tanuri hielt ihr Gesicht ungerührt, ihre Maske der Zurückhaltung fest bewahrend. Wahrscheinlich erwartete man von ihr eine Reaktion - einen Moment des Erstaunens, vielleicht gar eine Spur der Erleichterung oder der Sorge? Nun, das war natürlich verständlich, für ihre Verhältnisse aber vollkommen fehl am Platze.
Dem Prediger würde es bestimmt gefallen, wenn sie ihre Gedanken zu dem, was sich zeigte, für ihn zugänglich machte, aber das, was in ihrem Inneren vor sich ging, war schlichtweg nicht seine Angelegenheit. Auch dann nicht, wenn er sich womöglich gerne ob ihrer Reserviertheit erneut bestätigt darin fühlte, das Freya mit der Gilde und ihrem Weg als Priesterschülerin nicht gerade ein Los gezogen hatte, welches von Herzlichkeit und Zuneigung zeugte.
Dem Prediger würde es bestimmt gefallen, wenn sie ihre Gedanken zu dem, was sich zeigte, für ihn zugänglich machte, aber das, was in ihrem Inneren vor sich ging, war schlichtweg nicht seine Angelegenheit. Auch dann nicht, wenn er sich womöglich gerne ob ihrer Reserviertheit erneut bestätigt darin fühlte, das Freya mit der Gilde und ihrem Weg als Priesterschülerin nicht gerade ein Los gezogen hatte, welches von Herzlichkeit und Zuneigung zeugte.
Es war nicht der erste Gefühlsausbruch, den Tanuri von ihrer Adeptin zu sehen bekam, der letzte hatte dazu geführt, dass das Mädchen das Wappen von ihrer Robe riss und wütend auf den Boden schleuderte. Eine Geste, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, genauso wie der Abend und die Nacht, die darauf gefolgt war. Alles davon war der Priesterin auf mehrfache Weise in Erinnerung geblieben.
"Ist das alles, was Ihr mir zeigen könnt?" Ihr Blick, der vorerst noch auf der Schale und der Scherbe geruht hatte, hob sich nun und richtete sich direkt auf Etoh. "Wenn Ihr mich überzeugen wollt, wird mehr von Nöten sein."
Mit einem hauchdünnen Lächeln, das über ihre Lippen glitt, blieb sie für einen Atemzug konzentriert auf den Prediger, bevor sie sich an die Inquisitorin richtete. "Oder sollte ich etwa dieser bisher für mich äußerst unbeeindruckenden Demonstration Beifall spenden? Was meinst Du, Lorena?"
Missgestimmt über diese sehr spärlichen Informationen, die sie aus den Bildern erhalten hatte, wandte sie sich von den beiden ab, trat um den Tisch herum und ging wieder zu dem Raben, der das Geschehen mit Sicherheit weiterhin mit großer Aufmerksamkeit verfolgte. Steif legte sie ihre Hände vor ihrem Unterleib ineinander und ließ eine zum Schneiden dichte Stille über dem Raum ruhen.
Missgestimmt über diese sehr spärlichen Informationen, die sie aus den Bildern erhalten hatte, wandte sie sich von den beiden ab, trat um den Tisch herum und ging wieder zu dem Raben, der das Geschehen mit Sicherheit weiterhin mit großer Aufmerksamkeit verfolgte. Steif legte sie ihre Hände vor ihrem Unterleib ineinander und ließ eine zum Schneiden dichte Stille über dem Raum ruhen.
"Ihr habt mir mit Euren großen Worten suggeriert, etwas über die derzeitige Gemütslage meiner Adeptin zu wissen. Sie wäre..", ihre Augen hoben sich nach oben, wanderten umher, als müsse sie sich die Formulierungen Etohs tatsächlich zurück ins Gedächtnis rufen. Dabei waren sie dort so frisch, als hätte er sie gerade erst ausgesprochen. Für Tanuri war es von äußerst bedenklicher Natur, wie tief das "Verständnis" Etohs für die Lage und die seelische Not Freyas war. Für wen sie es allerdings bedenklich hielt, würde sie zum derzeitigen Zeitpunkt noch für sich behalten. Was allerdings nicht hieß, dass sie das vergaß und dieser gewollten Nähe nicht noch eingehender nachzugehen gedachte, "verwirrt in ihrem Verstand, stellt die Dinge, die sie sieht in deren Wahrhaftigkeit in Frage, ihre Seele zerrissen, sie hätte keinerlei Hoffnung - ah ja, und fühlte sich von allen vergessen."
Als ihr Blick jenen Etohs wieder fand, beendete sie das Rezitieren seiner Worte mit einem einem spitzen "Hm" und hob dann, durchzogen von der Ironie ihrer folgenden Fragestellung eine ihrer geschwungenen Brauen nach oben. "Bitte, nur keine Scheu, habe ich etwas von Eurer ausschweifenden Beschreibung vergessen?"
Mit Bedacht schüttelte sie leicht ihren Kopf, ließ ihre Braue sinken und kräuselte leicht ihre Lippen. "Alles was Ihr mir bisher geboten habt, war eine recht väterliche Einschätzung zu dem derzeitigen Zustand Freyas und einer Geschichte darüber, dass Ihr mit Ihr gesprochen habt. Nun gab ich Euch die Möglichkeit, Euch zu beweisen und alles was ich erhalte ist ein Blick in eine Vergangenheit, die uns nicht weiter bringt."
Ihr strenger Ausdruck wanderte von dem Prediger fort und legte sich auf den Raben neben ihr. Wie befreiend wäre es doch, könnte dieser als Jeremias seine Stimme erheben und darlegen, wie er die derzeitige Lage und die Worte von Etoh einschätzte. Ob er ähnlich verstimmt wäre wie sie, über diese bisher sehr enttäuschende Darbietung?
Sie sprach den Raben nicht an, bisher war es sein und ihr Geheimnis, wer sich in ihm verbarg und sie würde sich hüten, dies zu offenbaren, gerade jetzt, da sich eine Seite in ihre Gilde begeben hatte, derer sie am liebsten sofort die Türe wieder verschließen wollte.
Sie sprach den Raben nicht an, bisher war es sein und ihr Geheimnis, wer sich in ihm verbarg und sie würde sich hüten, dies zu offenbaren, gerade jetzt, da sich eine Seite in ihre Gilde begeben hatte, derer sie am liebsten sofort die Türe wieder verschließen wollte.
Mit einem gespielt ungeduldigen Seufzen blickte sie wieder zu dem Prediger und der Inquisitorin und setzte ihre langsame Wanderung durch den Raum fort. Schritt für Schritt entfernte sie sich wieder von dem Rabenvater, ihr Haupt mit der Erhabenheit, die nicht nur ihrem Amt, sondern auch ihr als Person mehr als gebührte, nach oben haltend, während ihre Hände weiterhin ineinander gelegt blieben.
"Lasst mich das für uns alle zusammenfassen, nur damit hier niemand - gedanklich gesehen - verloren geht." Für einen Moment zeigte sich in ihrem Gesicht der Hauch einer Süffisanz, die begleitet wurde von einer kaum zu übersehenden Missbilligung.
"Ihr erscheint hier, in die Hallen der Legion und behauptet mit einer Selbstverständlichkeit, als würden wir über das Wetter und die Jahreszeiten sprechen, dass Ihr Euch mit Freya ausgetauscht habt." Sie hielt inne, hob eine Hand in die Luft, um jegliche mögliche Unterbrechung bereits im Keim zu ersticken.
"Keine Sorge, diese Worte von Euch bezweifle ich nicht." Ein knappes Lächeln hob ihre Mundwinkel, welches jedoch an jeglicher Wärme und Freundlichkeit vermissen ließ. "Als Zeichen meines Entgegenkommens bringe ich Euch eine Scherbe des Spiegels," mit einer fließenden Geste richtete sie ihren Arm in Richtung der Schale, die nun nichts weiter war als ein banales Gefäß, "ist alles was Ihr mir dafür gebt?"
Weiter durchschritt sie den Raum, gesellte sich nach kurzer Zeit wieder an den Tisch, jedoch in einem gebührenden Abstand zu dem Prediger. "Etwas dürftig, findet Ihr nicht?"
Darüber, dass Kenna, wie es schien, den Freitod gewählt hatte, verlor sie kein Wort. Dies waren Themen, die nur innerhalb des Kreises der Gilde besprochen werden sollten und gewiss nicht in der Anwesenheit eines Mannes, der die Bognerin noch zuvor in seiner Gewalt gehabt hatte. Ob er aber für ihre Entscheidung verantwortlich war, bezweifelte Tanuri doch sehr, dafür war Kennas Auftreten innerhalb der Gilde zumeist abgeklärt genug gewesen, als dass sie sich von so etwas wie einem Aufenthalt in Etohs Haus irritieren hätte lassen.
Ob es die Gelegenheit geben würde, dem noch genauer nachzugehen, würde sich zur rechten Zeit zeigen. Allerdings war es nahezu unendlich faszinierend, was sich plötzlich alles für Geschehnisse in einer Schale zeigten, nur weil gewisse Objekte wie Sand, Scherben oder Dolche sich in der Nähe dieser befanden. Das musste schon ein besonders mächtiges, magisches Gefäß sein, was der Prediger ihnen da gebracht hatte. Seltsam, dass man es erst jetzt zu verwenden wusste. Aber auch das gehörte gewiss zu jenen Dingen, die einfach den fantastischen Effekten einer vielschichtigen Geschichte geschuldet waren.
Darüber, dass Kenna, wie es schien, den Freitod gewählt hatte, verlor sie kein Wort. Dies waren Themen, die nur innerhalb des Kreises der Gilde besprochen werden sollten und gewiss nicht in der Anwesenheit eines Mannes, der die Bognerin noch zuvor in seiner Gewalt gehabt hatte. Ob er aber für ihre Entscheidung verantwortlich war, bezweifelte Tanuri doch sehr, dafür war Kennas Auftreten innerhalb der Gilde zumeist abgeklärt genug gewesen, als dass sie sich von so etwas wie einem Aufenthalt in Etohs Haus irritieren hätte lassen.
Ob es die Gelegenheit geben würde, dem noch genauer nachzugehen, würde sich zur rechten Zeit zeigen. Allerdings war es nahezu unendlich faszinierend, was sich plötzlich alles für Geschehnisse in einer Schale zeigten, nur weil gewisse Objekte wie Sand, Scherben oder Dolche sich in der Nähe dieser befanden. Das musste schon ein besonders mächtiges, magisches Gefäß sein, was der Prediger ihnen da gebracht hatte. Seltsam, dass man es erst jetzt zu verwenden wusste. Aber auch das gehörte gewiss zu jenen Dingen, die einfach den fantastischen Effekten einer vielschichtigen Geschichte geschuldet waren.
Anstatt dies aber entsprechend zu kommentieren, ergriff Tanuri die Scherbe, hob sie prüfend vor ihre Augen und drehte sie einige Male von einer Seite zu der anderen. Wie erwartet erkannte sie darin nichts außer ihr eigenes Spiegelbild, welchem sie mit der gleichen Unerbittlichkeit begegnete wie dem Prediger vor sich.
"Und was, Lucis, sind nun Eure Erwartungen an mich nach dieser Vorstellung?"
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
#1358
Seine Augen wanderten an ihr entlang. Nicht anzüglich, nicht bewertend, aber studierend. Es konnte nicht schaden die Frau kennen zu lernen für die Naheniel Ansprüche erhob. Wohl gemerkt einen Anspruch. Das mag den Damen in der Regel nicht gefallen, aber sie hat sich dafür entschieden an der Seite eines Mannes zu stehen, der aus eben einer solchen doch recht konservativen Familie entsprang. Selbst wenn Stellans Einfluss jahrelang nicht sichtbar war. Tanuri hatte immer schon ein schweres Los sich gegen die Männer zu behaupten. Ungleich schwerer einfach weil sie eine Frau war. Deshalb wählte Naheniel auch keine Partnerin er erhob Anspruch auf eine. Wie es schien sogar mit der Macht einer Kette. Er schien sehr entschlossen zu sein, diesen Besitz für sich zu kennzeichnen. Warum? Der Gedanke kam ihm wahrlich einen Moment. Wen fürchtet Naheniel als Konkurrenz? Gab es überhaupt eine? Oder war es reine Paranoia sich der Frau sicher zu sein. "Die kennst du zu gut, nicht wahr? Die Paranoia. Dein Sohn ist dir ähnlicher als man vermuten mag." Flüstert es in seinen Gedanken und der Mundwinkel zuckte leicht missbilligend und er wischte sich einen Moment über die Augen. Es war schon wieder weg nur ein flüchtiges nachtragendes Echo.
"Ich gestehe ich kenne meinen Platz in der Gleichung selbst nicht. Einst war es recht klar, welche Rolle ich spielte und heute? Ich schätze ich finde es heraus." Nicht das sie geboren waren, dass sie beide überlebt haben eher. Es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen, ob er nicht doch hätte nachhelfen müssen. Es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen ob nicht immer noch nachhelfen sollte. Auf gewisse Weise tat er es bereits. Wo er lange sich bedeckt gehalten hatte und nicht eindeutig war, wem seine Sympatien gelten oder eher wem er die Stärke zu traute, so schien sich das hier etwas deutlicher zu kristallisieren. Vielleicht hätte die Inquisitorin Einfluss auf seine Ansicht nehmen können, aber das wollte sie nicht. "Ich sehe das Ergebnis der Gleichung und das lautet nicht Tanuri." Meinte er dann und stellte damit das erste und vielleicht das einzige Mal für ein Ohrenpaar seine Meinung da. Ob sich das wiederholt käme auf die Situation an und welche Ohren daran teilhaben.
"Gewiss und doch ist eine Wiedergeburt nicht das Leben. Sondern das Gegenteil dessen. Es ist die Aufgabe und das Opfern, aber nicht die Weisheit ein Leben zu leben. Sterben kann jeder in jedem Alter und für einen Gott sterben erst Recht. Sicher mag es für sie ungewöhnlich sein, es in diesem Alter zu tun, aber dies macht sie nicht besonders. Sie hat den Pfad gesehen und ist diesen gegangen. Ich bezweifel das sie tief in sich verstanden hat was das bedeutet. Nicht mal das größte Wunderkind der Welt vermag mit zwei die Welt so zu begreifen. Aber dennoch habt ihr Recht, sie ist besonders." Er wiegte den Kopf. "Was sie besonders macht ist ihre sein Selbst. Sie besitzt Macht, auch wenn sie diese noch nicht kennt und kontrollieren kann." Er räumte ihr die Besonderheit ein, aber nicht aufgrund einer Wiedergeburt. "Sie hat die Stärke bewiesen für den Herrn zu sterben, jetzt muss sie Stärke beweisen für den Herrn zu leben." Meinte er nachdenklich.
Sie hatte also die feinen Nuancen in seiner Spitze gegen Naheniel durchaus gehört. Aufmerksam. Er musste ihr das wahrlich zu Gute halten. Sie war eine sehr aufmerksame Zuhörerin. "Niemand kann sagen was passiert, wenn dem Kind was passiert. Es wäre also besser es passiert ihm nichts." Er dementierte somit seine alten Ideen, das Kind einfach aus der Gleichung zu nehmen. Die Konsequezen dessen waren zu unkalkulierbar. Aber.. "Es wäre besser es zu formen, wie es gebraucht wird. Meint ihr nicht. Sie ist zwei und die Welt hält viele Lektionen für sie bereit." Syndra hatte bewiesen, dass sie durchaus in der Lage war Zusammenhänge zu erkennen. Er will sie nicht töten, hatte es aber mal vor, weil die Lösung am einfachsten schien. Er will sie fördern, die Welt bereisen und ihr diese zeigen. Er will sie formen, nutzen um am Ende zumindest auf das Kind einen gewissen Einfluss zu haben. Das ging nur, wenn er sich mit ihr beschäftigen konnte. Wenn er so früh wie möglich das Kind prägt und zwar in die Richtung die Naheniel braucht. Er musterte Syndra eindringlich.
Er konnte es nicht einschätzen. Stand sie wirklich hinter Naheniel mit allen was dieser gedachte zu tun? Sie müsste dafür wissen, dass die Welt aus den Angeln gehoben werden würde, wenn es soweit war. Der Schlüssel korrekt geprägt, die Tore sich öffnen und sich dann eine neue Welt fügen wird. Er rieb sich über das Gesicht. Das ganze wirkte riesig und groß. Aber alles deutet für darauf hin, dass es so kommen wird. "Wer ist mein Sohn für euch?" Fügte er an. Wie sah sie ihn. Welche Worte fand sie, um ihn zu beschreiben.
"Ich gestehe ich kenne meinen Platz in der Gleichung selbst nicht. Einst war es recht klar, welche Rolle ich spielte und heute? Ich schätze ich finde es heraus." Nicht das sie geboren waren, dass sie beide überlebt haben eher. Es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen, ob er nicht doch hätte nachhelfen müssen. Es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen ob nicht immer noch nachhelfen sollte. Auf gewisse Weise tat er es bereits. Wo er lange sich bedeckt gehalten hatte und nicht eindeutig war, wem seine Sympatien gelten oder eher wem er die Stärke zu traute, so schien sich das hier etwas deutlicher zu kristallisieren. Vielleicht hätte die Inquisitorin Einfluss auf seine Ansicht nehmen können, aber das wollte sie nicht. "Ich sehe das Ergebnis der Gleichung und das lautet nicht Tanuri." Meinte er dann und stellte damit das erste und vielleicht das einzige Mal für ein Ohrenpaar seine Meinung da. Ob sich das wiederholt käme auf die Situation an und welche Ohren daran teilhaben.
"Gewiss und doch ist eine Wiedergeburt nicht das Leben. Sondern das Gegenteil dessen. Es ist die Aufgabe und das Opfern, aber nicht die Weisheit ein Leben zu leben. Sterben kann jeder in jedem Alter und für einen Gott sterben erst Recht. Sicher mag es für sie ungewöhnlich sein, es in diesem Alter zu tun, aber dies macht sie nicht besonders. Sie hat den Pfad gesehen und ist diesen gegangen. Ich bezweifel das sie tief in sich verstanden hat was das bedeutet. Nicht mal das größte Wunderkind der Welt vermag mit zwei die Welt so zu begreifen. Aber dennoch habt ihr Recht, sie ist besonders." Er wiegte den Kopf. "Was sie besonders macht ist ihre sein Selbst. Sie besitzt Macht, auch wenn sie diese noch nicht kennt und kontrollieren kann." Er räumte ihr die Besonderheit ein, aber nicht aufgrund einer Wiedergeburt. "Sie hat die Stärke bewiesen für den Herrn zu sterben, jetzt muss sie Stärke beweisen für den Herrn zu leben." Meinte er nachdenklich.
Sie hatte also die feinen Nuancen in seiner Spitze gegen Naheniel durchaus gehört. Aufmerksam. Er musste ihr das wahrlich zu Gute halten. Sie war eine sehr aufmerksame Zuhörerin. "Niemand kann sagen was passiert, wenn dem Kind was passiert. Es wäre also besser es passiert ihm nichts." Er dementierte somit seine alten Ideen, das Kind einfach aus der Gleichung zu nehmen. Die Konsequezen dessen waren zu unkalkulierbar. Aber.. "Es wäre besser es zu formen, wie es gebraucht wird. Meint ihr nicht. Sie ist zwei und die Welt hält viele Lektionen für sie bereit." Syndra hatte bewiesen, dass sie durchaus in der Lage war Zusammenhänge zu erkennen. Er will sie nicht töten, hatte es aber mal vor, weil die Lösung am einfachsten schien. Er will sie fördern, die Welt bereisen und ihr diese zeigen. Er will sie formen, nutzen um am Ende zumindest auf das Kind einen gewissen Einfluss zu haben. Das ging nur, wenn er sich mit ihr beschäftigen konnte. Wenn er so früh wie möglich das Kind prägt und zwar in die Richtung die Naheniel braucht. Er musterte Syndra eindringlich.
Er konnte es nicht einschätzen. Stand sie wirklich hinter Naheniel mit allen was dieser gedachte zu tun? Sie müsste dafür wissen, dass die Welt aus den Angeln gehoben werden würde, wenn es soweit war. Der Schlüssel korrekt geprägt, die Tore sich öffnen und sich dann eine neue Welt fügen wird. Er rieb sich über das Gesicht. Das ganze wirkte riesig und groß. Aber alles deutet für darauf hin, dass es so kommen wird. "Wer ist mein Sohn für euch?" Fügte er an. Wie sah sie ihn. Welche Worte fand sie, um ihn zu beschreiben.
- Yasin bin Saaid al Sabbah
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#1359
Sein Blick glitt immer wieder wachsam zu dem jungen Mädchen. Ein Mädchen das noch in der Entwicklung steckte, aber begann aufzublühen. Dunkles Haar, fahle Haut und leuchtende Augen, wenn sie nicht gerade von Verzweiflung getrübt waren. Er kennt nur einen Bruchteil ihres Weges und längst nicht alles. Aber war das nötig? Sie hätte dann weit weniger zu erzählen. Eigentlich wusste er nur seit ihrem Weg von der Gräfin über sie irgendwas. Sie hatte sich als wertvoll entpuppt. Ob die ganzen Vermutungen die er über sie anstellte wirklich richtig sind, weiß niemand. Aber wenn er ihre Macht mit seiner kombinierte und selbst schon Risse erschaffen konnte, konnte er dann vielleicht die Barrieren einreißen und den Schöpfer zwingen eingreifen zu müssen. Er wird sich zeigen müssen.
Ein Problem war das auch der Prinz sicher dem Schöpfer unterworfen war. Ein Gedanke der ihn lange geschäftigt hatte. Wenn ein Wesen die macht hatte einen mit einem Gedanken auszulöschen, wie umging man das? Er konnte nur probieren. Aber er hat für sich einen Weg gefunden, an dem er möglicherweise tatsächlich in der Lage wäre dem Schöpfer nicht nur zu trotzen, sondern auch ihn zu bezwingen. Faszinierend, wenn man bedachte das Naheniel ähnliches mit einen Gott vor hatte? Vielleicht waren sie sich nicht unähnlich? Um den Kreis zu schließen zurück zu Freya, sie hatte eine Macht in sich die ein Wesen getötet hatte das bis dato unzerstörbar galt. Natürlich war sie seine beste Option. Doch niemand funktionierte gut unter Zwang. Zwang war tückisch. Man bekam seinen Willen, aber selten wie es sein könnte. Jemanden überzeugen hingegen. Vielleicht nicht mehr mit der Wahrheit überzeugen.
Die Gerüchteküche um den Prinzen ranken weit und doch hatte er es bedeckt gehalten. Sollten sie alle Glauben er sammelt Frauen der Frauen wegen. Sicherlich waren sie ansprechend und für weitere Vergnügungen nützlich, aber sie alle hatten eine Gemeinsamkeit und vielleicht würde Freya irgendwann dahinter kommen. Allerdings gab es hier einen gewaltigen Unterschied. Freya war zu jung um sie einfach in den Harem aufzunehmen. Sie war nicht mal erblüht, damit noch ein Kind. Er musste es also auf einem anderen Weg versuchen. Die des Freundes vielleicht. Sie war so verzweifelt gewesen, so allein, so voller Schmerz, vielleicht tat ihr jetzt einfach ein 'Freund' gut.
"Der Spiegel der Sande ist ein Auge über die Wüste. Er zeigt was sich in meinem Reich ereignet." Der Spiegel war allerdings nicht immer gewillt zu tun was er möchte. So hatte er nicht ihre Unterhaltung am See gesehen. So hatte er nicht die kleinen Zwischensequenzen gesehen am Riss. Ihm sind durchaus einige Dinge entgangen. "Wenn du möchtest, werde ich ihn dir zeigen. Aber es gibt viel zu entdecken." Eine ganze Stadt, ein ganzer Palast und ein Tag wird nicht reichen um alles zu erkunden. Die Möglichkeiten zu erfassen, welche sie haben könnte. Und auch die Gefahren nicht, die in den Ecken lauern und seien es neidische Blicke, weil sie etwas bekam was anderen verwehrt blieb. Seine Aufmerksamkeit.
"Manches konnte ich sehen, manches wurde nur berichtet. Aber ich denke ich weiß, dass eurer Weg kein leichter war, wenn ihr bei der Gräfin gelandet seid. Sie ist gut in dem was sie tut, aber auch ein Ungetüm das besser in dem Dunkel bleibt in dem es haust." Meinte er unterstreichend. "Der Auktionator wird ersetzt. Früher oder später wird wieder jemand den Nutzen sehen und somit ein neues Netzwerk aufbauen. Sein Tod ist so bedeutungslos wie das erschlagen einer Ratte." Er machte zwei Dinge damit deutlich. Ihn interessierte der Mord nicht im geringsten, der Auktionator schien nur ein winziges Rad zu sein, ersetzbar und es wird sicher ein neuer kommen und zweitens, er kennt die Gräfin, aber ist nicht daran interessiert es zu vertiefen. Möglicherweise weiß er sogar was sie war.
"Ja. Um etwas zu gewinnen muss man erst was verlieren. Die Wüste ist sehr harsch was das angeht. Aber man kann auch wieder füllen, Freya. Was verloren ist, kann gefunden werden. Was einsam ist, kann Gesellschaft kriegen und zu Hause kann dort sein wo ihr wünscht." Er schlug den Kaftan zurück um sich nicht drauf zu setzen als er auf die Knie ging. "Seid ich denken kann, gehe ich in diesen Tempel, erst mit dem Vater dann mit dem Wesir, dann alleine." Er beute sich vor um mit den Handfllächen den Teppich zu berühren. Den Kopf mit der Stirn voran ablegnend, eine demütige Haltung, aber nicht erniedigend, es war Glaube und gleichzeitig tiefster Respekt.
Wie passt das zusammen mit einem Mann der seinen eigenen Schöpfer stützen will? Er hat soviel Respekt vor dem Gott, dass ihn niemals verleugnen würde. Aber er will die größte Macht herausfordern die es gibt, alles andere wäre zu schwach. Er will scheitern oder aufsteigen. Aber er verachtet seinen Schöpfer nicht, im Gegenteil, wie alle Menschen hier war er tiefgläubig. Nur in seinem Weltbild können nur die außergewöhnlichen Starken mit außergewöhnlichen Ideen, wie absurd sie sein mögen, wirklich eine Legende oder sogar Gottgleich werden. Trotzdem erwies er dem Schöpfer seinen tiefsten Respekt und Ehrfurcht. Er erwartete aber nicht das Freya es ihm gleich tut. Dies war nicht ihre Gottheit. Oder doch? Wusste sie wer der Schöpfer war?
Nach zirka einer Minute hob sich der Körper wieder in die sitzende Haltung, dann in die stehende. Er machte eine einladende Geste. Dem Mittelschiff entlang. Er überlegte was er ihr sagen könnte. "Es gibt vier Dschinn für jede Richtung einen. Sie sind verbunden, sie fühlen einander, sie wissen einander. Ihr Macht zu ketten ist nicht leicht und wie erwähnt, es gelang bis jetzt niemanden einen zu zerstören. Seid ich denken kann gibt es vier. Immer vier. Wenn einer nun fehlt, fehlt eine Richtung. Wenn einer sieht, sehen alle, wenn einer fühlt, fühlen alle." Er ahnte nicht das diese Lücke bereits gefüllt wurde. "Sie finden den Weg zueinander immer alleine." Erklärte er und schritt weiter durch den Tempel. Natürlich umschiffte er die Frage nach dem schicken ein wenig, denn jetzt eingestehen das er sie geschickt hatte würde seine Aufrichtigkeit in Zweifel ziehen. In dem Tempel war es allerdings nicht leicht wahr zu sprechen und doch nicht alles kund zu tun.
Langsam näherten sie sich dem Zentrum. Es war nicht wie in ihren Kirchen, ein Schiff mit Altar sondern recht zentral. Der Raum war nicht eckig sondern rund und in der Mitte befand sich der Sockel. Er war Golden und reflektierte das gleißende Licht der Sonne durch die schmalen Öffnnungen an den Seiten. Das Licht bricht sich im Gold und warf es an die Wände. So wurde der Raum so hell und warm, dass man das Gefühl hatte in dem gleißenden Atem des Schöpfers zu stehen. Es gab aber kein Bild, keine Statue und kein Buch. Nur dieser Raum mit dem Reflektor und dem warmen fast heißen Wind.
Er schloss sie Augen hob die Hände und ließ den hießen Wind mit seinen Haaren spielen.
Ein Problem war das auch der Prinz sicher dem Schöpfer unterworfen war. Ein Gedanke der ihn lange geschäftigt hatte. Wenn ein Wesen die macht hatte einen mit einem Gedanken auszulöschen, wie umging man das? Er konnte nur probieren. Aber er hat für sich einen Weg gefunden, an dem er möglicherweise tatsächlich in der Lage wäre dem Schöpfer nicht nur zu trotzen, sondern auch ihn zu bezwingen. Faszinierend, wenn man bedachte das Naheniel ähnliches mit einen Gott vor hatte? Vielleicht waren sie sich nicht unähnlich? Um den Kreis zu schließen zurück zu Freya, sie hatte eine Macht in sich die ein Wesen getötet hatte das bis dato unzerstörbar galt. Natürlich war sie seine beste Option. Doch niemand funktionierte gut unter Zwang. Zwang war tückisch. Man bekam seinen Willen, aber selten wie es sein könnte. Jemanden überzeugen hingegen. Vielleicht nicht mehr mit der Wahrheit überzeugen.
Die Gerüchteküche um den Prinzen ranken weit und doch hatte er es bedeckt gehalten. Sollten sie alle Glauben er sammelt Frauen der Frauen wegen. Sicherlich waren sie ansprechend und für weitere Vergnügungen nützlich, aber sie alle hatten eine Gemeinsamkeit und vielleicht würde Freya irgendwann dahinter kommen. Allerdings gab es hier einen gewaltigen Unterschied. Freya war zu jung um sie einfach in den Harem aufzunehmen. Sie war nicht mal erblüht, damit noch ein Kind. Er musste es also auf einem anderen Weg versuchen. Die des Freundes vielleicht. Sie war so verzweifelt gewesen, so allein, so voller Schmerz, vielleicht tat ihr jetzt einfach ein 'Freund' gut.
"Der Spiegel der Sande ist ein Auge über die Wüste. Er zeigt was sich in meinem Reich ereignet." Der Spiegel war allerdings nicht immer gewillt zu tun was er möchte. So hatte er nicht ihre Unterhaltung am See gesehen. So hatte er nicht die kleinen Zwischensequenzen gesehen am Riss. Ihm sind durchaus einige Dinge entgangen. "Wenn du möchtest, werde ich ihn dir zeigen. Aber es gibt viel zu entdecken." Eine ganze Stadt, ein ganzer Palast und ein Tag wird nicht reichen um alles zu erkunden. Die Möglichkeiten zu erfassen, welche sie haben könnte. Und auch die Gefahren nicht, die in den Ecken lauern und seien es neidische Blicke, weil sie etwas bekam was anderen verwehrt blieb. Seine Aufmerksamkeit.
"Manches konnte ich sehen, manches wurde nur berichtet. Aber ich denke ich weiß, dass eurer Weg kein leichter war, wenn ihr bei der Gräfin gelandet seid. Sie ist gut in dem was sie tut, aber auch ein Ungetüm das besser in dem Dunkel bleibt in dem es haust." Meinte er unterstreichend. "Der Auktionator wird ersetzt. Früher oder später wird wieder jemand den Nutzen sehen und somit ein neues Netzwerk aufbauen. Sein Tod ist so bedeutungslos wie das erschlagen einer Ratte." Er machte zwei Dinge damit deutlich. Ihn interessierte der Mord nicht im geringsten, der Auktionator schien nur ein winziges Rad zu sein, ersetzbar und es wird sicher ein neuer kommen und zweitens, er kennt die Gräfin, aber ist nicht daran interessiert es zu vertiefen. Möglicherweise weiß er sogar was sie war.
"Ja. Um etwas zu gewinnen muss man erst was verlieren. Die Wüste ist sehr harsch was das angeht. Aber man kann auch wieder füllen, Freya. Was verloren ist, kann gefunden werden. Was einsam ist, kann Gesellschaft kriegen und zu Hause kann dort sein wo ihr wünscht." Er schlug den Kaftan zurück um sich nicht drauf zu setzen als er auf die Knie ging. "Seid ich denken kann, gehe ich in diesen Tempel, erst mit dem Vater dann mit dem Wesir, dann alleine." Er beute sich vor um mit den Handfllächen den Teppich zu berühren. Den Kopf mit der Stirn voran ablegnend, eine demütige Haltung, aber nicht erniedigend, es war Glaube und gleichzeitig tiefster Respekt.
Wie passt das zusammen mit einem Mann der seinen eigenen Schöpfer stützen will? Er hat soviel Respekt vor dem Gott, dass ihn niemals verleugnen würde. Aber er will die größte Macht herausfordern die es gibt, alles andere wäre zu schwach. Er will scheitern oder aufsteigen. Aber er verachtet seinen Schöpfer nicht, im Gegenteil, wie alle Menschen hier war er tiefgläubig. Nur in seinem Weltbild können nur die außergewöhnlichen Starken mit außergewöhnlichen Ideen, wie absurd sie sein mögen, wirklich eine Legende oder sogar Gottgleich werden. Trotzdem erwies er dem Schöpfer seinen tiefsten Respekt und Ehrfurcht. Er erwartete aber nicht das Freya es ihm gleich tut. Dies war nicht ihre Gottheit. Oder doch? Wusste sie wer der Schöpfer war?
Nach zirka einer Minute hob sich der Körper wieder in die sitzende Haltung, dann in die stehende. Er machte eine einladende Geste. Dem Mittelschiff entlang. Er überlegte was er ihr sagen könnte. "Es gibt vier Dschinn für jede Richtung einen. Sie sind verbunden, sie fühlen einander, sie wissen einander. Ihr Macht zu ketten ist nicht leicht und wie erwähnt, es gelang bis jetzt niemanden einen zu zerstören. Seid ich denken kann gibt es vier. Immer vier. Wenn einer nun fehlt, fehlt eine Richtung. Wenn einer sieht, sehen alle, wenn einer fühlt, fühlen alle." Er ahnte nicht das diese Lücke bereits gefüllt wurde. "Sie finden den Weg zueinander immer alleine." Erklärte er und schritt weiter durch den Tempel. Natürlich umschiffte er die Frage nach dem schicken ein wenig, denn jetzt eingestehen das er sie geschickt hatte würde seine Aufrichtigkeit in Zweifel ziehen. In dem Tempel war es allerdings nicht leicht wahr zu sprechen und doch nicht alles kund zu tun.
Langsam näherten sie sich dem Zentrum. Es war nicht wie in ihren Kirchen, ein Schiff mit Altar sondern recht zentral. Der Raum war nicht eckig sondern rund und in der Mitte befand sich der Sockel. Er war Golden und reflektierte das gleißende Licht der Sonne durch die schmalen Öffnnungen an den Seiten. Das Licht bricht sich im Gold und warf es an die Wände. So wurde der Raum so hell und warm, dass man das Gefühl hatte in dem gleißenden Atem des Schöpfers zu stehen. Es gab aber kein Bild, keine Statue und kein Buch. Nur dieser Raum mit dem Reflektor und dem warmen fast heißen Wind.
Er schloss sie Augen hob die Hände und ließ den hießen Wind mit seinen Haaren spielen.
"Und aus dem endlosen Gedanken
schuf der Schöpfer die Welt
aus seinem Atem das Leben
Aus dem Funken der Sterne
Die Schleier des Himmels
Zu bewahren was dahinter läge.
Sein Mantel bringt die Nacht
die Hand tadelt gerecht
Sein Wort ist das Flüstern
in der Zeit der Zweifel
Sein Antlitz verborgen und rar
doch siehe, er ist immer da."
"schuf der Schöpfer die Welt
aus seinem Atem das Leben
Aus dem Funken der Sterne
Die Schleier des Himmels
Zu bewahren was dahinter läge.
Sein Mantel bringt die Nacht
die Hand tadelt gerecht
Sein Wort ist das Flüstern
in der Zeit der Zweifel
Sein Antlitz verborgen und rar
doch siehe, er ist immer da."
Der Sand verbirgt die Erinnerungen
Der Fluss offenbart die Sünden
Der Himmel legt seinen Atem da
#1360
Unaufmerksamkeit führte oft zu Fehlern oder falschen Entscheidungen, weshalb Syndra sich diese in der Regel nicht erlaubte. Sehr genau achtete sie auf die Blicke und Regungen ihrer Gesprächspartner ebenso wie auf die feinen Nuancen, die in ihren Stimmen mitschwangen. Nicht selten waren sie aufschlussreich und so manches Mal auch durchaus verräterisch, indem sie eine vollkommen andere Geschichte erzählten .
Gut gewählte Worte hatten immer einen gewissen Spielraum, ebenso wie Wahrheiten. Umso konzentrierter lauschte die Magierin Stellans Worten. Auch wenn ihre Finger noch immer um den Becherrand tanzten, sollte es keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass sie den Hüter vor sich nicht aus den Augenwinkeln verlor oder gar gedanklich abschweifte.
Im Gegenteil. Es wäre ein Trugschluss anzunehmen, dass ihr Stellans beiläufige Blicke auf das Geschmeide, welches sich kühl auf ihrer Haut ruhte, entgangen wären. Nostalgie? Zweifel?
Kurz hielten ihre Finger in dem Spiel mit dem Kelch inne, während sich unter einem disziplinierten Wimpernschlag das tiefe Blau schimmernd auf ihn legte, als Stellan sich über die Augen wischte. Fast schon herausfordernd eine Augenbraue anhob, um seinen Blick unmittelbar daraufhin aufzugreifen.
Welches düstere Geheimnis verbarg sich hinter diesen Augen nur? Wollte er es aussprechen? Lag ihm etwas auf der Zunge? Ihre Mundwinkel formten sich zu einem Lächeln, das durchaus freundlich wirkte, doch der Glanz ihrer Augen verlieh ihm eine subtile Schärfe.
Es war, als ob sie die unausgesprochene Wahrheit hinter den Worten spürte, die wie ein Schatten zwischen ihnen schwebte. Während die Lippen sich sanft zu einem Lächeln verzogen, funkelte eine Herausforderung in ihrem Blick, der die Atmosphäre auflud. Es war das Wissen um etwas, das verborgen lag. Etwas, das Stellan ablenkte und von seinem Anliegen abschweifen ließ, aber er bisher nicht auszusprechen wagte.
Nachdenklich tippte Syndra mit ihrem Zeigefinger auf den Becherrand, während der Hüter stattdessen sich ihren Worten widmete und jenen fast schon in eine erwartete Richtung gehend folgte.
„Sterben kann jeder, erneut habt Ihr recht. Auch für einen Gott. Möglicherweise habe ich auch damit gerechnet, dass es geschehen wird. Wie vielen von Ihnen wird jedoch ein weiteres Leben gegeben?“ Vielsagend ruhte ihr Blick auf ihm, während ihre langen Finger sich um den Becher legten. „Wenn Ihr Euch imstande seht, Nymeria zu schützen, dann kann ich vermutlich auch erwarten, dass Ihr mir auf Eurer Reise Nachrichten über Eure Fortschritte und Euren Aufenthaltsort zukommen lasst? Nicht aus Misstrauen, versteht mich nicht falsch — doch sollten es die Umstände erfordern, sollte ich jederzeit mit Euch in Kontakt treten können.“
Langsam hob Syndra den Kelch an und führte ihn an ihre Lippen ohne ihre Augen abzuwenden. Vertrauen verschenkte sie nicht, geschweige denn so schnell. Allerdings musste sie zugeben, dass sie ihn nicht für einen Lügner hielt. Vielmehr schien Stellan sehr genau zu überdenken, was er sagte und wie er es zum Ausdruck brachte. Dass er Tanuri nicht am Ende der Gleichung sah, war eine der vielen kleinen Feinheiten. Ein Punkt, dem sie sich durchaus noch widmen würde, da Stellan das Gespräch bereits in eine passende Richtung führte. Allerdings musste sie sich wohl erst seiner Frage widmen, die kaum einfach zu beantworten war, ohne dabei Worte auszusprechen, die Naheniel mehr zugestehen würden, als sie bereit war sich selbst gegenüber einzugestehen.
„Sorgt Ihr Euch um Euer Familienerbe?“ Ein leichtes Zucken überflog ihre Lippen, bevor sie vorsichtig mit den Fingerspitzen an ihrem Hals entlang über die fein verknoteten Glieder der Kette strich. Das filigrane, kühle Metall, das sich auf eine unerklärliche Weise wie eine Fessel abfühlte. Tatsächlich konnte sie sich nicht erklären, ob sie es wirklich gefühlt hatte oder es eine Einbildung im Affekt gewesen war. Dieses kalte Gewicht, das sich in ihre Haut gebrannt hatte, zusammen mit dem Gefühl ihm machtlos ausgeliefert zu sein.
„Naheniel. Er ist der Mann, der mich an seine Seite gewählt hat. Ich denke, wir beide wissen, dass er sehr entschlossen und zugleich gefährlich sein kann. Allerdings ist er ebenso überzeugend. Eure Worte treffen es in der Hinsicht sehr passend. Ich glaube an ihn. An seine Ziele und Ambitionen. An ihn. Dafür hätte ich mich nicht entschieden, würde ich einen Zweifel an ihm hegen.“
Sie stellte ihren Becher beiseite wobei ihr Blick nur kurz über die Verfärbungen hinwegstreifte, die sich unter dem Stoff ihrer Robe auf ihrem Handgelenk zeigten, bevor sie diese zurückzog und den Ärmel in einer fließenden Bewegung richtete.
„Oder war es eher eine emotionale Abhandlung, die Ihr erwartet?“ Ein feines Lächeln hob ihre Mundwinkel, während ihr Tonfall eine leichte Ironie widerspiegelte. „Ich denke nicht, oder?“
Schließlich worauf zielte seine Frage hin? Ob ihre Interessen Naheniel gegenüber aufrichtig waren? Ihre Loyalität ihm gegenüber Grenzen kannte oder sie bedingungslos an seiner Seite stand? Vielleicht, ob sie seiner würdig war? Es wäre schon absurd ihr zu unterstellen, sie würde Naheniel womöglich von seinen Zielen ablenken, auch wenn es zeitweilen durchaus möglich sein mochte. Aber war es emotional besaitet? Tatsächlich konnte sie es nicht vollkommen abstreiten. Immerhin konnte sie sich seiner Anziehung ebenso wenig entziehen, wie seiner Präsenz, welche sie in mancher Weise zu einem irrationalen Handeln verleitete, das ihr fremd war. Etwas, das durchaus wechselseitig vorhanden zu sein schien, wie sie noch immer spüren konnte.
„Aber was ist mit Euch, Stellan?“ Fragend hob sie eine ihrer geschwungenen Augenbrauen in die Höhe, während ihr Blick mit einem Anflug von Herausforderung erneut seinen suchte, um sich fast schon durchdringend auf jenen zu legen. „Ihr sagtet, es wäre nicht Tanuri, die Ihr am Ende der Gleichung seht. Eine bewusste Wahl Eurer Worte? Wo seht Ihr Euren Sohn und was seht Ihr in ihm?“
Gut gewählte Worte hatten immer einen gewissen Spielraum, ebenso wie Wahrheiten. Umso konzentrierter lauschte die Magierin Stellans Worten. Auch wenn ihre Finger noch immer um den Becherrand tanzten, sollte es keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass sie den Hüter vor sich nicht aus den Augenwinkeln verlor oder gar gedanklich abschweifte.
Im Gegenteil. Es wäre ein Trugschluss anzunehmen, dass ihr Stellans beiläufige Blicke auf das Geschmeide, welches sich kühl auf ihrer Haut ruhte, entgangen wären. Nostalgie? Zweifel?
Kurz hielten ihre Finger in dem Spiel mit dem Kelch inne, während sich unter einem disziplinierten Wimpernschlag das tiefe Blau schimmernd auf ihn legte, als Stellan sich über die Augen wischte. Fast schon herausfordernd eine Augenbraue anhob, um seinen Blick unmittelbar daraufhin aufzugreifen.
Welches düstere Geheimnis verbarg sich hinter diesen Augen nur? Wollte er es aussprechen? Lag ihm etwas auf der Zunge? Ihre Mundwinkel formten sich zu einem Lächeln, das durchaus freundlich wirkte, doch der Glanz ihrer Augen verlieh ihm eine subtile Schärfe.
Es war, als ob sie die unausgesprochene Wahrheit hinter den Worten spürte, die wie ein Schatten zwischen ihnen schwebte. Während die Lippen sich sanft zu einem Lächeln verzogen, funkelte eine Herausforderung in ihrem Blick, der die Atmosphäre auflud. Es war das Wissen um etwas, das verborgen lag. Etwas, das Stellan ablenkte und von seinem Anliegen abschweifen ließ, aber er bisher nicht auszusprechen wagte.
Nachdenklich tippte Syndra mit ihrem Zeigefinger auf den Becherrand, während der Hüter stattdessen sich ihren Worten widmete und jenen fast schon in eine erwartete Richtung gehend folgte.
„Sterben kann jeder, erneut habt Ihr recht. Auch für einen Gott. Möglicherweise habe ich auch damit gerechnet, dass es geschehen wird. Wie vielen von Ihnen wird jedoch ein weiteres Leben gegeben?“ Vielsagend ruhte ihr Blick auf ihm, während ihre langen Finger sich um den Becher legten. „Wenn Ihr Euch imstande seht, Nymeria zu schützen, dann kann ich vermutlich auch erwarten, dass Ihr mir auf Eurer Reise Nachrichten über Eure Fortschritte und Euren Aufenthaltsort zukommen lasst? Nicht aus Misstrauen, versteht mich nicht falsch — doch sollten es die Umstände erfordern, sollte ich jederzeit mit Euch in Kontakt treten können.“
Langsam hob Syndra den Kelch an und führte ihn an ihre Lippen ohne ihre Augen abzuwenden. Vertrauen verschenkte sie nicht, geschweige denn so schnell. Allerdings musste sie zugeben, dass sie ihn nicht für einen Lügner hielt. Vielmehr schien Stellan sehr genau zu überdenken, was er sagte und wie er es zum Ausdruck brachte. Dass er Tanuri nicht am Ende der Gleichung sah, war eine der vielen kleinen Feinheiten. Ein Punkt, dem sie sich durchaus noch widmen würde, da Stellan das Gespräch bereits in eine passende Richtung führte. Allerdings musste sie sich wohl erst seiner Frage widmen, die kaum einfach zu beantworten war, ohne dabei Worte auszusprechen, die Naheniel mehr zugestehen würden, als sie bereit war sich selbst gegenüber einzugestehen.
„Sorgt Ihr Euch um Euer Familienerbe?“ Ein leichtes Zucken überflog ihre Lippen, bevor sie vorsichtig mit den Fingerspitzen an ihrem Hals entlang über die fein verknoteten Glieder der Kette strich. Das filigrane, kühle Metall, das sich auf eine unerklärliche Weise wie eine Fessel abfühlte. Tatsächlich konnte sie sich nicht erklären, ob sie es wirklich gefühlt hatte oder es eine Einbildung im Affekt gewesen war. Dieses kalte Gewicht, das sich in ihre Haut gebrannt hatte, zusammen mit dem Gefühl ihm machtlos ausgeliefert zu sein.
„Naheniel. Er ist der Mann, der mich an seine Seite gewählt hat. Ich denke, wir beide wissen, dass er sehr entschlossen und zugleich gefährlich sein kann. Allerdings ist er ebenso überzeugend. Eure Worte treffen es in der Hinsicht sehr passend. Ich glaube an ihn. An seine Ziele und Ambitionen. An ihn. Dafür hätte ich mich nicht entschieden, würde ich einen Zweifel an ihm hegen.“
Sie stellte ihren Becher beiseite wobei ihr Blick nur kurz über die Verfärbungen hinwegstreifte, die sich unter dem Stoff ihrer Robe auf ihrem Handgelenk zeigten, bevor sie diese zurückzog und den Ärmel in einer fließenden Bewegung richtete.
„Oder war es eher eine emotionale Abhandlung, die Ihr erwartet?“ Ein feines Lächeln hob ihre Mundwinkel, während ihr Tonfall eine leichte Ironie widerspiegelte. „Ich denke nicht, oder?“
Schließlich worauf zielte seine Frage hin? Ob ihre Interessen Naheniel gegenüber aufrichtig waren? Ihre Loyalität ihm gegenüber Grenzen kannte oder sie bedingungslos an seiner Seite stand? Vielleicht, ob sie seiner würdig war? Es wäre schon absurd ihr zu unterstellen, sie würde Naheniel womöglich von seinen Zielen ablenken, auch wenn es zeitweilen durchaus möglich sein mochte. Aber war es emotional besaitet? Tatsächlich konnte sie es nicht vollkommen abstreiten. Immerhin konnte sie sich seiner Anziehung ebenso wenig entziehen, wie seiner Präsenz, welche sie in mancher Weise zu einem irrationalen Handeln verleitete, das ihr fremd war. Etwas, das durchaus wechselseitig vorhanden zu sein schien, wie sie noch immer spüren konnte.
„Aber was ist mit Euch, Stellan?“ Fragend hob sie eine ihrer geschwungenen Augenbrauen in die Höhe, während ihr Blick mit einem Anflug von Herausforderung erneut seinen suchte, um sich fast schon durchdringend auf jenen zu legen. „Ihr sagtet, es wäre nicht Tanuri, die Ihr am Ende der Gleichung seht. Eine bewusste Wahl Eurer Worte? Wo seht Ihr Euren Sohn und was seht Ihr in ihm?“
Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der Legion des Schattens ~
~ Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
- Naheniel
- Dorfältester / Dorfälteste
- Beiträge: 178
- Registriert: Mo 27. Mai 2019, 19:18
- Danksagung erhalten: 1 Mal
#1361
"Der rote Bischof."
Sichtlich unzufrieden zog Naheniel seine Brauen ein Stück nach oben, überbrückte die letzte Distanz zu Liadan und baute sich in seiner vollen Größe vor ihr auf. Seine stahlblauen Augen ruhten mit einem Ausdruck auf ihr, der ihr sehr deutlich ermitteln sollte, dass sie als seine Schöpfung seiner Laune unterlag und er sie formen und zerstören konnte, wie es ihm beliebte.
Der Gedanke, sie mit einem Fingerschnippen zu zerbrechen, war nur allzu verlockend, vor allem, weil sie seine Geduld und Nachsicht derart auf die Probe gestellt hatte. Die Zerstörung der Perle war seine erste Warnung gewesen und er würde nicht davor zurückschrecken, an ihr ein Exempel zu statuieren.
Dabei war er weder vollkommen gefühlskalt noch emotionslos. Gefühle waren für Naheniel ein Werkzeug, stets von ihm kontrolliert und nur dann zugelassen, wenn sie ihm einen Nutzen brachten.
Umso lächerlicher war es für ihn, wenn andere versuchten, sich hinter der Fassade einer angeblichen Unberührbarkeit ihres Empfindens zu verstecken. Das zeigte tatsächlich wesentlich mehr Schwäche, als man damit zeigen wollte. Ansatt Empfindungen dafür mit einem scharfen Verstand zu lenken. Nicht nur die eigenen, sondern vor allem jene der anderen. Er aber belehrte nicht, alles was seine Feinde nicht beherrschten, konnte ihm zum Vorteil werden.
Genauso wie es ihm zum Vorteil war, dass seine Kreation ihm gehorcht hatte. Nicht erst hier, sondern bereits im Hörsaal. Andere mochten seine Handlungsweisen und sein Auftreten als überheblich und präpotent betiteln. Am Ende, so schloss er aus etwaigen belächelnden Kommentaren, war es nur der Neid oder vielleicht sogar das tiefe innere Verlangen, er möge ihnen ähnlich viel Aufmerksamkeit schenken, wie er es bei jenen tat, die er für sich zu benutzen wusste oder tatsächlich bevorzugt in seiner Nähe hatte.
Langsam glitten seine Augen über Liadan gleiten und trugen eine lautlose Warnung mit sich, die auf die Bognerin traf, als ihre Blicke sich kreuzten. Es war für ihn indiskutabel, ihren Ungehorsam ungestraft zu lassen, würde man ihn andernfalls womöglich noch als weich und unnachgiebig halten.
Ihm hafteten schon genug angebliche Eigenschaften an, wenigstens konnte er dieser eventuellen Annahme direkt Einhalt gebieten.
"Und das tat der alte Mann ganz uneigennützig? Aus reiner Güte, ohne dem Verlangen nach einer Gegenleistung?" Die Sanftheit in Naheniels Stimme stand dem eisigen Aufflammen in seinen Augen entgegen.
"Liadan, Du weißt, das Du mich nicht belügen kannst." Leicht neigte er sich zu ihr hinab, jedoch ohne sie dabei in irgendeiner Form zu berühren. Immer leiser wurde seine Stimme, bis sie nur noch einem Flüstern gleichkam.
"Oder doch, Du kannst es. Allerdings wird es sehr schmerzhaft für Dich sein, wenn Du das tust." Für einen Atemzug hielt er die Spannung zwischen ihr und sich aufrecht, bevor er sich wieder streckte und zunächst mit falscher Ruhe abwartete, ob sie etwas sinnvolles beizutragen hatte.
"Wie eigenartig außerdem, Dich ausgerechnet in Adrians Nähe aufzufinden. Und wie vertraut ihr miteinander gewirkt habt…" Naheniel entfernte sich einige Schritte von ihr, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Selbst ohne die Schatten, die er gewöhnlich rif, hüllte seine Präsenz Liadan in eine unheilvolle Dunkelheit, die ihr in Erinnerung rufen sollte, woher und aus wessen Hand sie entstammte. "Ihr habt mir beide so viel verschwiegen. Sag, ist das die Art, wie man einem Freund begegnet? Hat Dich das der Palast gelehrt?"
Seine Stimme klang zwar sanft, fast schon gütig nachgebend, aber die unausgesprochene Gefahr in ihr war unmissverständlich. Zu gerne hätte er dieses Gespräch vertieft, hätte Liadan um alle Details gebracht und vielleicht auch mit ihr ein kleines, perfides Spiel, die seine Macht über sie unterstrich, gespielt, aber die Zeit war ihm nicht gegeben.
Eine Weile ließ Naheniel seine Worte im Raum stehen und betrachtete weiterhin sein Geschöpf, als ob er ihre Gedanken ohnehin auch unausgesprochen hören konnte.
"Ich finde die Wahrheit so oder so heraus. Tu Dir den Gefallen und zwinge mich nicht, sie dir abzuringen. Das könnte … unangenehm werden. Für Dich versteht sich, nicht für mich."
Er machte wieder einen federnden Schritt auf sie zu und ließ seinen Blick über ihr junges Gesicht bis hinab zu ihren Händen wandern, die sie anscheinend nervös versuchte unter Kontrolle zu halten.
"Zerbricht es Dich gerade, dass Deine Befreiung misslungen ist? Schau mich an, Liadan." Mit einer durchdringenden Bestimmtheit fasste seine gesamte Präsenz nach ihr, umschlang sie, nahm sie ein und ließ ihr keinerlei Raum zum Ausweichen.
"Hast Du wirklich geglaubt, Du könntest Deine Herkunft hinter Dir lassen? Dass Du vor mir davon laufen kannst? Hast Du etwas vergessen was Du bist? Du bist und bleibst eine meiner Schöpfungen."
Ohne weitere Vorwarnung, griff er harsch nach ihrem Oberarm und zog sie mit einer Härte an sich heran, die keine Gegenwehr zuließ. "Und als solches hast Du mir Folge zu leisten."
Sichtlich unzufrieden zog Naheniel seine Brauen ein Stück nach oben, überbrückte die letzte Distanz zu Liadan und baute sich in seiner vollen Größe vor ihr auf. Seine stahlblauen Augen ruhten mit einem Ausdruck auf ihr, der ihr sehr deutlich ermitteln sollte, dass sie als seine Schöpfung seiner Laune unterlag und er sie formen und zerstören konnte, wie es ihm beliebte.
Der Gedanke, sie mit einem Fingerschnippen zu zerbrechen, war nur allzu verlockend, vor allem, weil sie seine Geduld und Nachsicht derart auf die Probe gestellt hatte. Die Zerstörung der Perle war seine erste Warnung gewesen und er würde nicht davor zurückschrecken, an ihr ein Exempel zu statuieren.
Dabei war er weder vollkommen gefühlskalt noch emotionslos. Gefühle waren für Naheniel ein Werkzeug, stets von ihm kontrolliert und nur dann zugelassen, wenn sie ihm einen Nutzen brachten.
Umso lächerlicher war es für ihn, wenn andere versuchten, sich hinter der Fassade einer angeblichen Unberührbarkeit ihres Empfindens zu verstecken. Das zeigte tatsächlich wesentlich mehr Schwäche, als man damit zeigen wollte. Ansatt Empfindungen dafür mit einem scharfen Verstand zu lenken. Nicht nur die eigenen, sondern vor allem jene der anderen. Er aber belehrte nicht, alles was seine Feinde nicht beherrschten, konnte ihm zum Vorteil werden.
Genauso wie es ihm zum Vorteil war, dass seine Kreation ihm gehorcht hatte. Nicht erst hier, sondern bereits im Hörsaal. Andere mochten seine Handlungsweisen und sein Auftreten als überheblich und präpotent betiteln. Am Ende, so schloss er aus etwaigen belächelnden Kommentaren, war es nur der Neid oder vielleicht sogar das tiefe innere Verlangen, er möge ihnen ähnlich viel Aufmerksamkeit schenken, wie er es bei jenen tat, die er für sich zu benutzen wusste oder tatsächlich bevorzugt in seiner Nähe hatte.
Langsam glitten seine Augen über Liadan gleiten und trugen eine lautlose Warnung mit sich, die auf die Bognerin traf, als ihre Blicke sich kreuzten. Es war für ihn indiskutabel, ihren Ungehorsam ungestraft zu lassen, würde man ihn andernfalls womöglich noch als weich und unnachgiebig halten.
Ihm hafteten schon genug angebliche Eigenschaften an, wenigstens konnte er dieser eventuellen Annahme direkt Einhalt gebieten.
"Und das tat der alte Mann ganz uneigennützig? Aus reiner Güte, ohne dem Verlangen nach einer Gegenleistung?" Die Sanftheit in Naheniels Stimme stand dem eisigen Aufflammen in seinen Augen entgegen.
"Liadan, Du weißt, das Du mich nicht belügen kannst." Leicht neigte er sich zu ihr hinab, jedoch ohne sie dabei in irgendeiner Form zu berühren. Immer leiser wurde seine Stimme, bis sie nur noch einem Flüstern gleichkam.
"Oder doch, Du kannst es. Allerdings wird es sehr schmerzhaft für Dich sein, wenn Du das tust." Für einen Atemzug hielt er die Spannung zwischen ihr und sich aufrecht, bevor er sich wieder streckte und zunächst mit falscher Ruhe abwartete, ob sie etwas sinnvolles beizutragen hatte.
"Wie eigenartig außerdem, Dich ausgerechnet in Adrians Nähe aufzufinden. Und wie vertraut ihr miteinander gewirkt habt…" Naheniel entfernte sich einige Schritte von ihr, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Selbst ohne die Schatten, die er gewöhnlich rif, hüllte seine Präsenz Liadan in eine unheilvolle Dunkelheit, die ihr in Erinnerung rufen sollte, woher und aus wessen Hand sie entstammte. "Ihr habt mir beide so viel verschwiegen. Sag, ist das die Art, wie man einem Freund begegnet? Hat Dich das der Palast gelehrt?"
Seine Stimme klang zwar sanft, fast schon gütig nachgebend, aber die unausgesprochene Gefahr in ihr war unmissverständlich. Zu gerne hätte er dieses Gespräch vertieft, hätte Liadan um alle Details gebracht und vielleicht auch mit ihr ein kleines, perfides Spiel, die seine Macht über sie unterstrich, gespielt, aber die Zeit war ihm nicht gegeben.
Eine Weile ließ Naheniel seine Worte im Raum stehen und betrachtete weiterhin sein Geschöpf, als ob er ihre Gedanken ohnehin auch unausgesprochen hören konnte.
"Ich finde die Wahrheit so oder so heraus. Tu Dir den Gefallen und zwinge mich nicht, sie dir abzuringen. Das könnte … unangenehm werden. Für Dich versteht sich, nicht für mich."
Er machte wieder einen federnden Schritt auf sie zu und ließ seinen Blick über ihr junges Gesicht bis hinab zu ihren Händen wandern, die sie anscheinend nervös versuchte unter Kontrolle zu halten.
"Zerbricht es Dich gerade, dass Deine Befreiung misslungen ist? Schau mich an, Liadan." Mit einer durchdringenden Bestimmtheit fasste seine gesamte Präsenz nach ihr, umschlang sie, nahm sie ein und ließ ihr keinerlei Raum zum Ausweichen.
"Hast Du wirklich geglaubt, Du könntest Deine Herkunft hinter Dir lassen? Dass Du vor mir davon laufen kannst? Hast Du etwas vergessen was Du bist? Du bist und bleibst eine meiner Schöpfungen."
Ohne weitere Vorwarnung, griff er harsch nach ihrem Oberarm und zog sie mit einer Härte an sich heran, die keine Gegenwehr zuließ. "Und als solches hast Du mir Folge zu leisten."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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- Bauer / Bäuerin
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#1362
Zornig funkelte Liadan zu Naheniel auf, versuchte sich mit einem Ruck von seinem groben Griff zu befreien, aber es gelang ihr nicht. "Ich lüge nicht!" Je mehr sie sich wand, desto schmerzhafter wurde die Umklammerung um ihren Arm, weshalb sie es aufgab, sich dagegen zu wehren. Die Wut aber, die wie wild in ihr aufkochte, blieb bestehen. Was wollte er von ihr? Sie war doch bereit gewesen, nach Hause zu gehen. Ganz so, wie er es von ihr verlangt hatte. Was brachte es ihm, wenn er nun noch mehr nachbohrte?
"Die Flucht aus dem Palast war ganz allein meine Entscheidung." Auch das war keine Lüge. Sie wollte nie die Tochter des Kaisers sein. Selbst als sie noch ein junges Mädchen war, hatte diese Rolle ihr nicht gefallen. Sie mochte keiner Kleider und schon gleich gar keine Krone. Auch aus Schmuck und Edelsteinen machte sie sich nichts. Das Leben fand für sie weit entfernt von den Mauern statt, draußen, in den Wäldern, den Sümpfen, den Dörfern und Städten. Dort war sie zu Hause und nicht auf irgendwelchen gähnend langweiligen Banketten und noch langweiligeren Staatsgeschäften. Von beidem gab es genug, schließlich war der Adel ziemlich gut vertreten.
Dass sie Verlion kennenlernte, war ein Zufall gewesen und stellte sich kurz darauf als ihr größtes Glück heraus. Aber trotzdem hatte er nichts mit ihrer Entscheidung zu tun gehabt, diese hatte sie schon viel viel früher getroffen. Verlion und Adrian hatten nur dafür gesorgt, dass sie ihrer Entscheidung nachkommen konnte. Auf eine Weise, die sie niemals für möglich gehalten hatte. Aber davon würde sie kein Wort verlieren. Nicht freiwillig. Und wenn Naheniel dachte, er müsse es aus ihr herausprügeln, sollte er das nur machen. Alles würde sie ertragen um die zu beschützen, die ihr ein richtiges Leben geschenkt hatten. Alle bis auf den Bischof natürlich. Der konnte gern sterben, den brauchte niemand, sie am allerwenigsten.
"Ich bin mit jedem vertrauter als mit Dir. Es soll Männer geben, die Manieren haben." Liadan war sich genau bewusst darüber, dass sie mit ihrer Art zu sprechen auf einer sehr gefährlichen Grenzen balancierte. Aber was hatte sie noch zu verlieren? Es war doch schon alles fort, was ihr etwas bedeutet hatte. Wenn Naheniel also beschloss, ihr für ihre unpassende Tonart ihm gegenüber das Leben auszuhauchen und sie zu vernichten, sollte er das tun. Wenigstens starb sie dann einen Tod, auf den sie stolz sein konnte.
"Und wenn Du etwas über die Beweggründe des Bischofs wissen willst, frag ihn doch selbst. Er freut sich bestimmt, Dich zu sehen." Mit einem letzten hilflosen Versuch probierte sie es nochmals, ihm zu entkommen, aber es war zwecklos. Resignierend ließ sie ihre Arme sinken. "Im Gegensatz zu mir." Es war ihr mittlerweile gleich, was Naheniel mit ihr vor hatte. So oder so wäre es ihr unmöglich, sich dem zu entziehen. Aber wenigstens konnte sie versuchen, ein wenig ihrer Ehre für sich zu bewahren.
Trotzdem begann sie von innen heraus zu zittern. Zuerst nur ganz leicht, dann immer stärker. Sie fror nicht, aber sie spürte eine eisige Kälte, die vom Griff um ihren Oberarm ausging und sich wie ein sich windender Fluss durch ihren Körper zog. Sie kannte das Gefühl bereits, jedoch bisher nicht in dieser Intensität, die ihre Adern zum Erkalten brachte.
Wenn der Schöpfer erbost war, bekamen es seine Wesen zu spüren. Dann zogen die Schatten über das Land, erstickten das Licht und das Leben und schlängelten sich um alle Lebewesen.
Sie alle wussten, wenn es geschah, überlebten nicht alle von ihnen, denn die aufkommende Finsternis vernichtete völlig willkürlich. Den Nachbarn, den Freund, den Fremden, die Familie oder das Dorf. Ohne eine Vorwarnung oder Ähnliches, plötzlich war der Mensch, der eben noch da gewesen war, fort. Aufgelöst, als hätte er nie existiert. Sie alle fürchteten deshalb die Dunkelheit. Auch Liadan fürchtete sie, hatte diese ihr schließlich die Mutter genommen. Eine Mutter, die sie nicht wirklich kannte, denn sie war noch zu klein gewesen als die Schatten sie ihr nahmen und danach war sie in die erzieherischen Hände der Tanten gelangt.
Aber in ihrer Erinnerung war sie nett gewesen. Zumindest redete sie sich das seit Jahren ein, um ihre restliche Familie etwas leichter ertragen zu können. Außerdem brauchte sie ein wenig Hoffnung, dass sie nicht so werden würde wie die drei Tanten und ihr Vater. Somit musste ihre Mutter besser gewesen sein. Eigentlich hatte Liadan ihre Mutter nie wirklich vermisst. Jetzt aber tat sie es. Oder vielleicht vermisste sie auch nur, dass niemand das war, um sie vor Naheniel zu beschützen.
Immer weiter kroch die Kälte mittlerweile durch sie hindurch. Wärmend und warnend richteten sich ihre dünnen, flaumigen Härchen an Armen und Nacken auf, brachten jedoch keine Linderung und dass sie in Gefahr war, wusste Liadan auch so. Irgendwie war diese Reaktion also vollkommen unnütz, auf der anderen Seite irgendwie doch tröstlich, weil es sich ziemlich menschlich anfühlte und sie also doch nicht nur ein Ding war, das Naheniel geschaffen hatte.
Aber auch wenn sie mehr war, konnte sie sich ihm nicht entziehen. Je mehr Zeit an ihnen vorüberzog, desto tiefer drangen die Schatten in sie ein und sie spürte, wie sie sich durch ihren Körper wanden und vielleicht nicht nur nach ihrem Leben, sondern auch nach ihrer Seele suchten. Ihre Wut und der heiße Zorn war verraucht und machte nun einer fürchterlichen Verzweiflung Platz, die sich wie ein dicker Stein auf sie legte und auf sie einen Druck ausübte, die ihr jegliche Kraft raubte. War das etwa das Ende? Falls ja entschied sie sich gerade dafür, es doch nicht haben zu wollen. Und sie verstand, dass Naheniel genau das wusste.
"Hör auf damit. Bitte…" Sich fügend senkte sie zunächst ihren Blick und daraufhin ihren Kopf und flüsterte mit gebrochener Stimme. "Du strafst mich doch sowieso schon genug."
"Die Flucht aus dem Palast war ganz allein meine Entscheidung." Auch das war keine Lüge. Sie wollte nie die Tochter des Kaisers sein. Selbst als sie noch ein junges Mädchen war, hatte diese Rolle ihr nicht gefallen. Sie mochte keiner Kleider und schon gleich gar keine Krone. Auch aus Schmuck und Edelsteinen machte sie sich nichts. Das Leben fand für sie weit entfernt von den Mauern statt, draußen, in den Wäldern, den Sümpfen, den Dörfern und Städten. Dort war sie zu Hause und nicht auf irgendwelchen gähnend langweiligen Banketten und noch langweiligeren Staatsgeschäften. Von beidem gab es genug, schließlich war der Adel ziemlich gut vertreten.
Dass sie Verlion kennenlernte, war ein Zufall gewesen und stellte sich kurz darauf als ihr größtes Glück heraus. Aber trotzdem hatte er nichts mit ihrer Entscheidung zu tun gehabt, diese hatte sie schon viel viel früher getroffen. Verlion und Adrian hatten nur dafür gesorgt, dass sie ihrer Entscheidung nachkommen konnte. Auf eine Weise, die sie niemals für möglich gehalten hatte. Aber davon würde sie kein Wort verlieren. Nicht freiwillig. Und wenn Naheniel dachte, er müsse es aus ihr herausprügeln, sollte er das nur machen. Alles würde sie ertragen um die zu beschützen, die ihr ein richtiges Leben geschenkt hatten. Alle bis auf den Bischof natürlich. Der konnte gern sterben, den brauchte niemand, sie am allerwenigsten.
"Ich bin mit jedem vertrauter als mit Dir. Es soll Männer geben, die Manieren haben." Liadan war sich genau bewusst darüber, dass sie mit ihrer Art zu sprechen auf einer sehr gefährlichen Grenzen balancierte. Aber was hatte sie noch zu verlieren? Es war doch schon alles fort, was ihr etwas bedeutet hatte. Wenn Naheniel also beschloss, ihr für ihre unpassende Tonart ihm gegenüber das Leben auszuhauchen und sie zu vernichten, sollte er das tun. Wenigstens starb sie dann einen Tod, auf den sie stolz sein konnte.
"Und wenn Du etwas über die Beweggründe des Bischofs wissen willst, frag ihn doch selbst. Er freut sich bestimmt, Dich zu sehen." Mit einem letzten hilflosen Versuch probierte sie es nochmals, ihm zu entkommen, aber es war zwecklos. Resignierend ließ sie ihre Arme sinken. "Im Gegensatz zu mir." Es war ihr mittlerweile gleich, was Naheniel mit ihr vor hatte. So oder so wäre es ihr unmöglich, sich dem zu entziehen. Aber wenigstens konnte sie versuchen, ein wenig ihrer Ehre für sich zu bewahren.
Trotzdem begann sie von innen heraus zu zittern. Zuerst nur ganz leicht, dann immer stärker. Sie fror nicht, aber sie spürte eine eisige Kälte, die vom Griff um ihren Oberarm ausging und sich wie ein sich windender Fluss durch ihren Körper zog. Sie kannte das Gefühl bereits, jedoch bisher nicht in dieser Intensität, die ihre Adern zum Erkalten brachte.
Wenn der Schöpfer erbost war, bekamen es seine Wesen zu spüren. Dann zogen die Schatten über das Land, erstickten das Licht und das Leben und schlängelten sich um alle Lebewesen.
Sie alle wussten, wenn es geschah, überlebten nicht alle von ihnen, denn die aufkommende Finsternis vernichtete völlig willkürlich. Den Nachbarn, den Freund, den Fremden, die Familie oder das Dorf. Ohne eine Vorwarnung oder Ähnliches, plötzlich war der Mensch, der eben noch da gewesen war, fort. Aufgelöst, als hätte er nie existiert. Sie alle fürchteten deshalb die Dunkelheit. Auch Liadan fürchtete sie, hatte diese ihr schließlich die Mutter genommen. Eine Mutter, die sie nicht wirklich kannte, denn sie war noch zu klein gewesen als die Schatten sie ihr nahmen und danach war sie in die erzieherischen Hände der Tanten gelangt.
Aber in ihrer Erinnerung war sie nett gewesen. Zumindest redete sie sich das seit Jahren ein, um ihre restliche Familie etwas leichter ertragen zu können. Außerdem brauchte sie ein wenig Hoffnung, dass sie nicht so werden würde wie die drei Tanten und ihr Vater. Somit musste ihre Mutter besser gewesen sein. Eigentlich hatte Liadan ihre Mutter nie wirklich vermisst. Jetzt aber tat sie es. Oder vielleicht vermisste sie auch nur, dass niemand das war, um sie vor Naheniel zu beschützen.
Immer weiter kroch die Kälte mittlerweile durch sie hindurch. Wärmend und warnend richteten sich ihre dünnen, flaumigen Härchen an Armen und Nacken auf, brachten jedoch keine Linderung und dass sie in Gefahr war, wusste Liadan auch so. Irgendwie war diese Reaktion also vollkommen unnütz, auf der anderen Seite irgendwie doch tröstlich, weil es sich ziemlich menschlich anfühlte und sie also doch nicht nur ein Ding war, das Naheniel geschaffen hatte.
Aber auch wenn sie mehr war, konnte sie sich ihm nicht entziehen. Je mehr Zeit an ihnen vorüberzog, desto tiefer drangen die Schatten in sie ein und sie spürte, wie sie sich durch ihren Körper wanden und vielleicht nicht nur nach ihrem Leben, sondern auch nach ihrer Seele suchten. Ihre Wut und der heiße Zorn war verraucht und machte nun einer fürchterlichen Verzweiflung Platz, die sich wie ein dicker Stein auf sie legte und auf sie einen Druck ausübte, die ihr jegliche Kraft raubte. War das etwa das Ende? Falls ja entschied sie sich gerade dafür, es doch nicht haben zu wollen. Und sie verstand, dass Naheniel genau das wusste.
"Hör auf damit. Bitte…" Sich fügend senkte sie zunächst ihren Blick und daraufhin ihren Kopf und flüsterte mit gebrochener Stimme. "Du strafst mich doch sowieso schon genug."
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#1363
Seine Absichten oder Ziele nach so kurzer Zeit zu durchschauen - dafür müsste Freya Gedankenlesen können. Doch diese Ungewissheit verstärkte lediglich ihre Wachsamkeit. Die letzten Wochen oder Monate hatten sie gelehrt, vorsichtig zu sein – niemandem allzu offen zu begegnen und Vertrauen sparsam zu schenken, besonders nach allem, was sie erlebt hatte und nicht zuletzt über ihn gehört hatte.
Eines war ihr klar: Sie war nicht zufällig hier. Sie war hier, weil er es wollte. Das Blau ihrer Augen musterte den Mann vor sich, ohne jedoch auch nur einen Hauch ihrer Gedanken preiszugeben – so hoffte sie zumindest.
„Ihr nehmt Euch die Zeit, mir Eure Welt zu zeigen, also lasse ich Euch entscheiden,“ sagte sie leise. Sie ging nicht weiter auf die Erwähnungen über die Gräfin und den Auktionator ein, doch das, was er mitteilte, war aufschlussreich genug. Freya hegte keinen Zweifel daran, dass er einer der Bieter gewesen wäre.
Er war älter, reich, einflussreich und umgeben von allem, was er begehrte. Jemand wie er konnte sich vermutlich fast alles nehmen. Freya hatte seine Macht gespürt. Einen Auszug seiner Aura, die ihn umgeben hatte. Mit einem Blinzeln löste sie ihren Blick von ihm, war es länger als es gebührlich erschien. Er wollte durch sie den Schleier zu seinem Schöpfer lüften. Dass er sich mit jenem messen wollte, einem Streben nach höherem folgte, obwohl er ihn sichtlich verehrte, blieb jedoch vor ihr verborgen.
Vielmehr stellte sich ihr die Frage, wie sie ihm helfen könnte. Der Prinz selbst war kein dummer Narr. Wüsste sie wie oder wäre sie dazu in der Lage und hätte die Macht dazu einen Weg nach Hause zu formen, ein Portal zu schaffen, dann hätte sie davon schon längst Gebrauch gemacht. Dann hätte sie all das sicherlich nicht über sich ergehen oder sich gar in Ketten legen lassen. Andererseits konnte sie sich auch nicht erklären, was in der Oase selbst geschehen war. Eine Frage, die selbst den Prinzen zu beschäftigen schien. Doch zweifelte er nicht daran, dass sie ihm helfen konnte und machte weder ein Geheimnis aus seinem Interesse an ihr noch aus den Gründen.
Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen, beobachtete sie, wie der Prinz seinem Schöpfer die Ehre erbot, ehe Freya sich mit einem federleichten Lidschlag gebührend abwandte, um ihren Blick schweifen zu lassen.
Der Prinz hatte nicht unrecht. Sicherlich konnte etwas, das verloren war, gefunden werden. Man konnte durchaus auch einige Lücken füllen, aber ersetzen, was sie vermisste, wohin sie zurückwollte, das könnte allerdings nichts und niemand.
Langsam drehte sich Freya, um die Symbole und Inschriften an den Wänden zu betrachten. Hauchzart berührten ihre Zehen nur den Boden. Obwohl es nicht ihr Glaube war, konnte Freya nicht leugnen, dass sich ein feines Kribbeln auf ihre Haut legte. War es die leichte Unsicherheit in ihr, die jenes auslöste, eine unterdrückte Ehrfurcht, die sie durchfuhr oder das Gefühl, sie könnte etwas spüren. Nein. Das war Quatsch.
Sicher, sie könnte sich von den überwältigenden Eindrücken mitreißen lassen oder ebenso in endlosem Grübeln verlieren. Beides waren Dinge, zu denen sie sich vor einiger Zeit hätte hinreißen lassen. Doch konnte sie sich kaum das eine oder andere erlauben. Vielmehr musste sie die Gelegenheit für sich nutzen, ebenso wie die Aufmerksamkeit und das Interesse des Herrschersohnes.
War es eine Intuition, ein leises Geräusch oder sein Schatten? Als der Prinz sich erhob, wandte sie sich in einem respektvollen Schweigen wieder dem Prinzen zu und konzentrierte sich darauf, seinen Worten zu lauschen, während sie ihm folgte.
Freya bemerkte, wie er dabei immer wieder die Förmlichkeit in seiner Ansprache ein wenig auflockerte, sie beiläufig mit „Du“ ansprach, was ihr keineswegs entgangen war. Aber auch wenn er als Prinz diese Vertraulichkeit rechtmäßig nutzen konnte, sah sie keinen Anlass, ebenso leichtfertig Grenzen zu überschreiten.
Ein warmer Windhauch wehte durch den Saal, umspielte spielerisch die zarten Stoffe und ließ lose Haarsträhnen über ihr Gesicht streichen. Freya schloss kurz die Augen, ihre Lippen umspielte ein feines Lächeln, während sie erneut das sanfte Prickeln auf ihrer Haut spürte. Eine kaum merkliche Erregung die über sie hinwegfuhr, fast wie eine flüchtige Gänsehaut – vielleicht ausgelöst durch einen Hauch von Ehrfurcht vor dem Ort, vielleicht aber auch durch das, was sie glaubte wahrnehmen zu können.
Der Wind trug den Duft von Zedernholz, Kardamom und einer Spur Jasmin mit sich – wie ein Hauch aus einer Welt, die in ihren Augen fast unwirklich schien. Eine Einbildung, die sich vermutlich aus jenen vielen Düften um sie herum zusammensetzte, während sie selbst im Gedanken zu Tanuri abschweifte, welche mit einer ähnlichen Geste, den dunklen Lord selbst heranbeschworen hatte.
Es war nur der Hauch eines Moments gewesen. Sie war gelaufen, mit dem Mädchen und auch wenn sie alleine gewesen war, so war es, als würde ihre Mentorin sie berühren. Ein feines Licht, das sie in der Dunkelheit leitete, sie führte, ihr Kraft gegeben hatte. Niemand würde sie jemals ersetzen können. Auch nicht ihre Familie oder ihre Freunde. Aber sie waren nicht hier und sich neuen Wegen zu öffnen konnte vorerst die Einsamkeit lindern.
„Ihr verehrt ihn sehr, Euren Schöpfer?“ sprach sie leise, ehe sie die dunklen Haarsträhnen mit einem sachten Fingerstrich hinter ihr Ohr verbannte. Blinzelnd sahen ihre Augen zu ihm auf. Ein helles blaues Schimmern inmitten all des Lichts, von dem sie umgeben waren, wobei sie beinahe unbedarft ihre Nase krauste. „Gibt es noch andere Götter oder Heilige in Eurem Pantheon oder nur ihn allein?
Eines war ihr klar: Sie war nicht zufällig hier. Sie war hier, weil er es wollte. Das Blau ihrer Augen musterte den Mann vor sich, ohne jedoch auch nur einen Hauch ihrer Gedanken preiszugeben – so hoffte sie zumindest.
„Ihr nehmt Euch die Zeit, mir Eure Welt zu zeigen, also lasse ich Euch entscheiden,“ sagte sie leise. Sie ging nicht weiter auf die Erwähnungen über die Gräfin und den Auktionator ein, doch das, was er mitteilte, war aufschlussreich genug. Freya hegte keinen Zweifel daran, dass er einer der Bieter gewesen wäre.
Er war älter, reich, einflussreich und umgeben von allem, was er begehrte. Jemand wie er konnte sich vermutlich fast alles nehmen. Freya hatte seine Macht gespürt. Einen Auszug seiner Aura, die ihn umgeben hatte. Mit einem Blinzeln löste sie ihren Blick von ihm, war es länger als es gebührlich erschien. Er wollte durch sie den Schleier zu seinem Schöpfer lüften. Dass er sich mit jenem messen wollte, einem Streben nach höherem folgte, obwohl er ihn sichtlich verehrte, blieb jedoch vor ihr verborgen.
Vielmehr stellte sich ihr die Frage, wie sie ihm helfen könnte. Der Prinz selbst war kein dummer Narr. Wüsste sie wie oder wäre sie dazu in der Lage und hätte die Macht dazu einen Weg nach Hause zu formen, ein Portal zu schaffen, dann hätte sie davon schon längst Gebrauch gemacht. Dann hätte sie all das sicherlich nicht über sich ergehen oder sich gar in Ketten legen lassen. Andererseits konnte sie sich auch nicht erklären, was in der Oase selbst geschehen war. Eine Frage, die selbst den Prinzen zu beschäftigen schien. Doch zweifelte er nicht daran, dass sie ihm helfen konnte und machte weder ein Geheimnis aus seinem Interesse an ihr noch aus den Gründen.
Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen, beobachtete sie, wie der Prinz seinem Schöpfer die Ehre erbot, ehe Freya sich mit einem federleichten Lidschlag gebührend abwandte, um ihren Blick schweifen zu lassen.
Der Prinz hatte nicht unrecht. Sicherlich konnte etwas, das verloren war, gefunden werden. Man konnte durchaus auch einige Lücken füllen, aber ersetzen, was sie vermisste, wohin sie zurückwollte, das könnte allerdings nichts und niemand.
Langsam drehte sich Freya, um die Symbole und Inschriften an den Wänden zu betrachten. Hauchzart berührten ihre Zehen nur den Boden. Obwohl es nicht ihr Glaube war, konnte Freya nicht leugnen, dass sich ein feines Kribbeln auf ihre Haut legte. War es die leichte Unsicherheit in ihr, die jenes auslöste, eine unterdrückte Ehrfurcht, die sie durchfuhr oder das Gefühl, sie könnte etwas spüren. Nein. Das war Quatsch.
Sicher, sie könnte sich von den überwältigenden Eindrücken mitreißen lassen oder ebenso in endlosem Grübeln verlieren. Beides waren Dinge, zu denen sie sich vor einiger Zeit hätte hinreißen lassen. Doch konnte sie sich kaum das eine oder andere erlauben. Vielmehr musste sie die Gelegenheit für sich nutzen, ebenso wie die Aufmerksamkeit und das Interesse des Herrschersohnes.
War es eine Intuition, ein leises Geräusch oder sein Schatten? Als der Prinz sich erhob, wandte sie sich in einem respektvollen Schweigen wieder dem Prinzen zu und konzentrierte sich darauf, seinen Worten zu lauschen, während sie ihm folgte.
Freya bemerkte, wie er dabei immer wieder die Förmlichkeit in seiner Ansprache ein wenig auflockerte, sie beiläufig mit „Du“ ansprach, was ihr keineswegs entgangen war. Aber auch wenn er als Prinz diese Vertraulichkeit rechtmäßig nutzen konnte, sah sie keinen Anlass, ebenso leichtfertig Grenzen zu überschreiten.
Ein warmer Windhauch wehte durch den Saal, umspielte spielerisch die zarten Stoffe und ließ lose Haarsträhnen über ihr Gesicht streichen. Freya schloss kurz die Augen, ihre Lippen umspielte ein feines Lächeln, während sie erneut das sanfte Prickeln auf ihrer Haut spürte. Eine kaum merkliche Erregung die über sie hinwegfuhr, fast wie eine flüchtige Gänsehaut – vielleicht ausgelöst durch einen Hauch von Ehrfurcht vor dem Ort, vielleicht aber auch durch das, was sie glaubte wahrnehmen zu können.
Der Wind trug den Duft von Zedernholz, Kardamom und einer Spur Jasmin mit sich – wie ein Hauch aus einer Welt, die in ihren Augen fast unwirklich schien. Eine Einbildung, die sich vermutlich aus jenen vielen Düften um sie herum zusammensetzte, während sie selbst im Gedanken zu Tanuri abschweifte, welche mit einer ähnlichen Geste, den dunklen Lord selbst heranbeschworen hatte.
Es war nur der Hauch eines Moments gewesen. Sie war gelaufen, mit dem Mädchen und auch wenn sie alleine gewesen war, so war es, als würde ihre Mentorin sie berühren. Ein feines Licht, das sie in der Dunkelheit leitete, sie führte, ihr Kraft gegeben hatte. Niemand würde sie jemals ersetzen können. Auch nicht ihre Familie oder ihre Freunde. Aber sie waren nicht hier und sich neuen Wegen zu öffnen konnte vorerst die Einsamkeit lindern.
„Ihr verehrt ihn sehr, Euren Schöpfer?“ sprach sie leise, ehe sie die dunklen Haarsträhnen mit einem sachten Fingerstrich hinter ihr Ohr verbannte. Blinzelnd sahen ihre Augen zu ihm auf. Ein helles blaues Schimmern inmitten all des Lichts, von dem sie umgeben waren, wobei sie beinahe unbedarft ihre Nase krauste. „Gibt es noch andere Götter oder Heilige in Eurem Pantheon oder nur ihn allein?
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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#1364
Es war Naheniel ein sichtlicher Genuss, als Liadan sich ihm ergab. "Wann es genug ist, bestimme ich."
Seine Stimme umgab sie ruhig und samtig, während sein Griff fest und unerbittlich blieb. Er wusste, dass sie es spürte, seine Macht aus Dunkelheit, die er auf sie ausübte. Weder eine seine Kreaturen noch ein normaler Mensch, konnte sich dieser entziehen.
Nur wählte er sehr genau, auf wen er diese zu welchem Zeitpunkt ausübte. Auch auf Syndra hätte er sie wirken können, die Finsternis, die sich durch einen ganzen Körper zu schlängeln vermochte, sich durch die Blutgefäße fraß und sich um die Organe legte, um auf diese einen vehementen Druck zu hinterlassen, der deutlich machte, dass es kein Entrinnen gab.
Es war so einfach, es hätte nicht einmal einer Berührung bedurft. Sie alle schienen ihn mittlerweile zu unterschätzen, dachten, seine größte Angriffsfläche wäre die Welt, die er geschaffen hatte. Dass man ihn zu Fall bringen konnte, wenn diese aus den Fugen geriet. Natürlich gefiel es ihm nicht, wenn diese ein Eigenleben entwickelte, auch mochte er es nicht, dass Freya einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Geschehen dort hatte. Noch dazu gab es nun diesen Riss zwischen dem Hier und dem Dort. Dieser aber, so wusste er mit Sicherheit, kam nicht von ihr und doch konnte er davon ausgehen, dass ihr Aufenthalt etwas damit zu tun hatte.
Trotzdem büßte er nicht an dem ein, was ihn zu dem machte, wer er war und wozu er bereit war. Sollten sie alle dem Glauben erliegen, er wäre nur durch eine Sache zu schwächen und es würde ihm Angst bereiten, eine gewisse Kontrolle nicht ständig ausüben zu können. Wenn das alles war, was sie gegen ihn in der Hand zu halten dachten und womit sie versuchten, ihn anzugreifen, würden seine sogenannten Widersacher wesentlich früher am Boden liegen, als er es ihnen bisher zugestanden hatte.
Wie armselig, wie schwach, wie unausgegoren ein jeder Schritt gegen ihn bisher war. Er hatte mehr erwartet als das und eigentlich hoffte er nach wie vor auf wesentlich mehr. Etwas, das ihn wirklich forderte und vielleicht sogar unter Druck setzte. Es wäre wenigstens eine nette Abwechslung zu den bisherigen Taten, die ihm eigentlich nur den Weg zu seinem Vorteil geebnet hatten.
"Manieren werden überbewertet. Sie halten nur auf und schränken ein. Und ich bin niemand, der sich gerne einschränken lässt."
Seine Oberlippe zuckte leicht als sich seine Augen verdunkelten und die Kälte sich noch tiefer durch Liadan bewegen sollte, auf der Suche nach ihrem Leben und ihrer Seele. "Außerdem solltest Du nicht von etwas reden, was Du offenbar selbst nicht begriffen hast. Du hast Deine Heimat verlassen und überlässt Deinem Vater und den Tanten einem Schicksal, das sich nun mehr denn je gegen sie wenden wird."
Naheniel beugte sich zu ihr hinab und berührte mit seinem heißen Atem ihr Gesicht, nachdem er mit seiner freien Hand ihren Kiefer griff, damit ihr Blick sich auf ihn richtete. "Was für eine Schande für das Kaiserhaus und auch für mich. So wenig Anstand und Dankbarkeit."
Seine Pupillen weiteten sich und nahmen das Blau vollständig ein und ohne irgendeine Form der Zurückhaltung zu zeigen, schleuderte er die junge Frau von sich gegen das hölzerne Regal. Ein krachendes Geräusch erfüllte den Raum, als sich zwei Bretter lösten, herausbrachen und zu Boden fielen. Er spürte dabei nichts, weder Bedauern noch Rücksicht.
Schon längst war es für ihn genug und wäre es taktisch nicht so unpraktisch, er hätte Liadan bereits im Hörsaal für ihr Zuwiderhalten leiden lassen. Er fürchtete nicht ihren Beschützer oder ihre Gilde, im Gegenteil, wären sie zu ihrem Schutz eingeschritten, hätte es ihm sogar eine Freude bereitet. Schließlich wartete er darauf, endlich einer echten Herausforderung gegenüber zu stehen und nicht nur Worten.
Aber auch wenn es ihm Vergnügen verschaffen würde, es wäre nicht klug, sie vollständig zu zerbrechen, denn er wusste genau, wofür er sie benutzen konnte. Aber nicht nur das. Noch dazu wusste er, dass sie sich beugen würde. Jetzt besaß er ein Druckmittel, vor dem sie ihre hübschen Augen nicht verschließen konnte.
Auch wenn ihn dies zufrieden stimmte, bedachte er mit einer nicht zu übersehenden Abfälligkeit in seinem Ausdruck die von sich geworfene Bognerin und blieb für einige Momente stehen, um darauf zu warten, dass sie sich von selbst aufrichtete.
"Schämst Du Dich gar nicht für Dein Handeln und dafür, dass Du mich verärgert hast?" Seine Stimme klang anklagend, jedoch warm, als seine Züge weicher wurden und er darauf wartete, eine Entschuldigung von ihr für ihr Verhalten zu erhalten. Wieder ging er mit weiten Schritten auf sie zu, packte sie an ihrer Kluft und zog sie mit einer Leichtigkeit zu sich herauf. Das Dunkle in ihm verlangte danach befriedigt zu werden, denn viel zu lange musste er es bereits kontrollieren und zügeln.
Doch auch wenn er seinem inneren Drang nicht vollständig freien Lauf lassen durfte, bot ihm Liadan eine für ihn sehr willkommene Gelegenheit, sich nicht weiterhin zurückhalten zu müssen, denn es gab niemanden, der ihn aufhielt oder für den er den Schein um seine Person wahren musste.
"Es ist Deine eigene Schuld, dass Deine Fehler nun Konsequenzen haben." Tiefer und durchdringender wurde der Klang seiner Worte, während es schien, als würde seine Aura die Luft um sie herum in eine tiefe Finsternis reißen, die alles Leben und allen Frohsinn erstickte.
Weiterhin blieben seine Finger fest in dem Leder von Liadans Bekleidung vergraben, als er seine zweite Hand langsam erhob. Unter dieser bildete sich ein purpurner Nebel, waberte um seine Füße und zog sich immer weiter nach oben, bis er die Handfläche Naheniels berührte. Aus diesem Nebel entstand ein Abbild des purpurnen Kaisers. Ein eingefallenes, müdes Gesicht, weder Herrscher, noch Mann. Was für ein Trauerspiel. Naheniel lachte amüsiert auf, als er seine Augen auf den Mann richtete und seinen Kopf nachdenklich zur Seite legte.
"Sieh, was Du mit Deinem Egoismus bewirkt hast. Dein Vater gehört nicht auf den Thron, das tat er nie. Aber Dein Eigensinn zwingt ihn dazu, auf diesem zu sitzen und über das Kaiserreich, dass ich schuf, zu regieren. Was bist Du nur für eine Tochter, ihm das zuzumuten?"
Strafend traf sein Blick auf die Bognerin, die er nun ein wenig näher an sich heranzog, damit sie nicht nur seine Kraft, sondern auch seinen Unmut spüren konnte. "Aber das…", mit einer nahezu unmerklichen Bewegung seines kleinen Fingers brach das Genick des Kaisers und sein Kopf fiel auf eine unnatürliche Weise nach hinten weg, während seine Augen vor Schreck weit geöffnet waren, "ist nun vorbei. Von nun an wirst Du die Krone tragen und Du wirst mir als purpurne Kaiserin dienen."
Seine Stimme umgab sie ruhig und samtig, während sein Griff fest und unerbittlich blieb. Er wusste, dass sie es spürte, seine Macht aus Dunkelheit, die er auf sie ausübte. Weder eine seine Kreaturen noch ein normaler Mensch, konnte sich dieser entziehen.
Nur wählte er sehr genau, auf wen er diese zu welchem Zeitpunkt ausübte. Auch auf Syndra hätte er sie wirken können, die Finsternis, die sich durch einen ganzen Körper zu schlängeln vermochte, sich durch die Blutgefäße fraß und sich um die Organe legte, um auf diese einen vehementen Druck zu hinterlassen, der deutlich machte, dass es kein Entrinnen gab.
Es war so einfach, es hätte nicht einmal einer Berührung bedurft. Sie alle schienen ihn mittlerweile zu unterschätzen, dachten, seine größte Angriffsfläche wäre die Welt, die er geschaffen hatte. Dass man ihn zu Fall bringen konnte, wenn diese aus den Fugen geriet. Natürlich gefiel es ihm nicht, wenn diese ein Eigenleben entwickelte, auch mochte er es nicht, dass Freya einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Geschehen dort hatte. Noch dazu gab es nun diesen Riss zwischen dem Hier und dem Dort. Dieser aber, so wusste er mit Sicherheit, kam nicht von ihr und doch konnte er davon ausgehen, dass ihr Aufenthalt etwas damit zu tun hatte.
Trotzdem büßte er nicht an dem ein, was ihn zu dem machte, wer er war und wozu er bereit war. Sollten sie alle dem Glauben erliegen, er wäre nur durch eine Sache zu schwächen und es würde ihm Angst bereiten, eine gewisse Kontrolle nicht ständig ausüben zu können. Wenn das alles war, was sie gegen ihn in der Hand zu halten dachten und womit sie versuchten, ihn anzugreifen, würden seine sogenannten Widersacher wesentlich früher am Boden liegen, als er es ihnen bisher zugestanden hatte.
Wie armselig, wie schwach, wie unausgegoren ein jeder Schritt gegen ihn bisher war. Er hatte mehr erwartet als das und eigentlich hoffte er nach wie vor auf wesentlich mehr. Etwas, das ihn wirklich forderte und vielleicht sogar unter Druck setzte. Es wäre wenigstens eine nette Abwechslung zu den bisherigen Taten, die ihm eigentlich nur den Weg zu seinem Vorteil geebnet hatten.
"Manieren werden überbewertet. Sie halten nur auf und schränken ein. Und ich bin niemand, der sich gerne einschränken lässt."
Seine Oberlippe zuckte leicht als sich seine Augen verdunkelten und die Kälte sich noch tiefer durch Liadan bewegen sollte, auf der Suche nach ihrem Leben und ihrer Seele. "Außerdem solltest Du nicht von etwas reden, was Du offenbar selbst nicht begriffen hast. Du hast Deine Heimat verlassen und überlässt Deinem Vater und den Tanten einem Schicksal, das sich nun mehr denn je gegen sie wenden wird."
Naheniel beugte sich zu ihr hinab und berührte mit seinem heißen Atem ihr Gesicht, nachdem er mit seiner freien Hand ihren Kiefer griff, damit ihr Blick sich auf ihn richtete. "Was für eine Schande für das Kaiserhaus und auch für mich. So wenig Anstand und Dankbarkeit."
Seine Pupillen weiteten sich und nahmen das Blau vollständig ein und ohne irgendeine Form der Zurückhaltung zu zeigen, schleuderte er die junge Frau von sich gegen das hölzerne Regal. Ein krachendes Geräusch erfüllte den Raum, als sich zwei Bretter lösten, herausbrachen und zu Boden fielen. Er spürte dabei nichts, weder Bedauern noch Rücksicht.
Schon längst war es für ihn genug und wäre es taktisch nicht so unpraktisch, er hätte Liadan bereits im Hörsaal für ihr Zuwiderhalten leiden lassen. Er fürchtete nicht ihren Beschützer oder ihre Gilde, im Gegenteil, wären sie zu ihrem Schutz eingeschritten, hätte es ihm sogar eine Freude bereitet. Schließlich wartete er darauf, endlich einer echten Herausforderung gegenüber zu stehen und nicht nur Worten.
Aber auch wenn es ihm Vergnügen verschaffen würde, es wäre nicht klug, sie vollständig zu zerbrechen, denn er wusste genau, wofür er sie benutzen konnte. Aber nicht nur das. Noch dazu wusste er, dass sie sich beugen würde. Jetzt besaß er ein Druckmittel, vor dem sie ihre hübschen Augen nicht verschließen konnte.
Auch wenn ihn dies zufrieden stimmte, bedachte er mit einer nicht zu übersehenden Abfälligkeit in seinem Ausdruck die von sich geworfene Bognerin und blieb für einige Momente stehen, um darauf zu warten, dass sie sich von selbst aufrichtete.
"Schämst Du Dich gar nicht für Dein Handeln und dafür, dass Du mich verärgert hast?" Seine Stimme klang anklagend, jedoch warm, als seine Züge weicher wurden und er darauf wartete, eine Entschuldigung von ihr für ihr Verhalten zu erhalten. Wieder ging er mit weiten Schritten auf sie zu, packte sie an ihrer Kluft und zog sie mit einer Leichtigkeit zu sich herauf. Das Dunkle in ihm verlangte danach befriedigt zu werden, denn viel zu lange musste er es bereits kontrollieren und zügeln.
Doch auch wenn er seinem inneren Drang nicht vollständig freien Lauf lassen durfte, bot ihm Liadan eine für ihn sehr willkommene Gelegenheit, sich nicht weiterhin zurückhalten zu müssen, denn es gab niemanden, der ihn aufhielt oder für den er den Schein um seine Person wahren musste.
"Es ist Deine eigene Schuld, dass Deine Fehler nun Konsequenzen haben." Tiefer und durchdringender wurde der Klang seiner Worte, während es schien, als würde seine Aura die Luft um sie herum in eine tiefe Finsternis reißen, die alles Leben und allen Frohsinn erstickte.
Weiterhin blieben seine Finger fest in dem Leder von Liadans Bekleidung vergraben, als er seine zweite Hand langsam erhob. Unter dieser bildete sich ein purpurner Nebel, waberte um seine Füße und zog sich immer weiter nach oben, bis er die Handfläche Naheniels berührte. Aus diesem Nebel entstand ein Abbild des purpurnen Kaisers. Ein eingefallenes, müdes Gesicht, weder Herrscher, noch Mann. Was für ein Trauerspiel. Naheniel lachte amüsiert auf, als er seine Augen auf den Mann richtete und seinen Kopf nachdenklich zur Seite legte.
"Sieh, was Du mit Deinem Egoismus bewirkt hast. Dein Vater gehört nicht auf den Thron, das tat er nie. Aber Dein Eigensinn zwingt ihn dazu, auf diesem zu sitzen und über das Kaiserreich, dass ich schuf, zu regieren. Was bist Du nur für eine Tochter, ihm das zuzumuten?"
Strafend traf sein Blick auf die Bognerin, die er nun ein wenig näher an sich heranzog, damit sie nicht nur seine Kraft, sondern auch seinen Unmut spüren konnte. "Aber das…", mit einer nahezu unmerklichen Bewegung seines kleinen Fingers brach das Genick des Kaisers und sein Kopf fiel auf eine unnatürliche Weise nach hinten weg, während seine Augen vor Schreck weit geöffnet waren, "ist nun vorbei. Von nun an wirst Du die Krone tragen und Du wirst mir als purpurne Kaiserin dienen."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
- Etoh
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#1365
„Nun vielleicht bedarf es ab und an einer väterlichen...“ er sieht sie abschätzend an. Mochte Tanuri noch so viel Kälte und Gleichgültigkeit demonstrieren, tief im inneren glaubte Etoh daran dass auch in Tanuri so etwas wie Fürsorge für die ihr Anvertraute steckte. „….oder mütterlichen Einschätzung zum Gemütszustand eines Kindes für das man eine Verantwortung übernommen hat. Ihr fragt euch sicherlich gleich wie ich dazu komme mir Anzumaßen eine Verantwortung für Freya zu haben.“ Er sieht Tanuri gleichmütig an und hebt dabei die Schultern leicht an. „Nehmt es einfach hin das es so ist. Also sagt ihr mir was ihr in den Augen Freyas gesehen habt.“
„Ich sah Wut, Verzweiflung, Erkenntnis und noch mehr Wut. Ich sah keine Adeptin die Stolz auf ihre Leistungen wäre. Die stolzen Hauptes die zuvor empfangene Weihe mit sich trägt, in sich fühlt und erhobenen Hauptes nach außen trägt.
Ich habe ein gebrochenes Kind gesehen, das seine Gefühle noch nicht im Griff hat und fokussiert kanalisieren kann.“
Was er selber noch alles sehen konnte, hielt er für sich zurück. Er hatte gesehen was er sehen wollte, hatte erreicht was er erreichen wollte. Manchmal brauchte es eben mehr Wahnsinn als Mut um in den eigenen Bestrebungen weiter voran zu kommen. Er drehte Tanuri und dem Raben den Rücken zu, sah eine Weile, als ob er in Gedanken versunken wäre, auf den Tisch und die Schale.
„Der Blick in die Vergangenheit bringt uns sogar um einiges mehr als ihr in diesen Moment zu sehen scheint. Sagt uns dieser Blick eben nicht, auf welchen Weg Freya es schaffte dieses Portal zu öffnen?“
Etoh dreht sich, um wieder zu Tanuri zu sehen. Er spricht mit ruhigen Worten weiter. Dabei sah und hörte er aus ihren Gesten und Worten dass sie es weiterhin missbilligte das er in ihren Hallen anwesend war. Doch mit Spott alleine würden sie beide nicht weiter kommen. Aus diesem Grund wollte Etoh weiterhin sachlich bleiben um über den Gedankenaustausch ihnen die Chance zu geben aus ihren eigenen festgefahrenen Gedankenmustern auszubrechen.
„Welche Macht trägt sie in sich das sie allein durch den Einsatz von Gefühlen Tore öffnen kann?
Glaubt ihr es ist Ratsam sie mit diesen alleine zu lassen? Könnt ihr das gesamte Spektrum an Gefühlen abdecken um ihr zu lehren mit diesen Umzugehen?
Meine Erwartung an euch Priesterin, seht genau hin, zieht eure Schlüsse und bleibt mit mir in Kontakt. Wenn ihr oder ich einen Weg in dieses Reich finden, lasst uns gemeinsam diesen Weg beschreiten. Wir haben ein gemeinsames Ziel. Nämlich das Mädchen wohl behalten nach Althea zurück zu bringen, damit sie da ist, wenn sie gebraucht wird. Wir wissen nicht was uns dort erwarten wird, vielleicht braucht es den beistand zweier Götter um Freya retten zu können. Und dann Tanuri..“ kurz gleitet sein Blick auch zu Lorena rüber. „fangt an eurer Schülerin zuzuhören.“
Wie tief sein Einblick in die Beziehung zwischen Tanuri und Freya war, lies er im Verborgenen. Doch sollte der letzte Satz ein Hinweis sein, dass er wohl nicht ganz unwissend wäre.
Er wendet sich dem Tisch wieder zu und entrollt die Waffen Kennas aus den Tüchern. Die Dolche legt er fein säuberlich der Reihe nach auf dem Tisch. Noch einmal schiebt er sie mit den Fingern zurecht. Sein Blick gleitet noch einmal über die Waffen. Ruhig mit fester Stimme erklärt er noch seine Stellung in dieser Geschichte.
„Der Krieg ist vorbei, und wenn wir eben den Freitod der Jägerin gesehen haben, dann sollen ihre Waffen auch an sie zurück gehen. Es war lediglich eine Inobhutnahme meinerseits. Die Waffen sind für uns keine Kriegsbeute.“
Beim Mitnehmen der Tücher, wischt er über den kleinen Sandhaufen den Lorena zurück gelegt hatte mit einem der Tücher auf und wickelt diesen sorgfältig ein. Wie nebenbei lässt er alles in seiner Robentasche verschwinden. Dann legt er das Tuch in dem die Silberschale eingewickelt war über diese. Bereit auch diese einzuwickeln.
„Wenn ihr erlaubt, würde ich wieder kommen, wenn ich weiß wie man mit dem Spiegel der Schale die Bilder und Gedanken steuern kann.“
Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
- Adrian
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#1366
Ein schwerer Nebel kroch am Boden entlang und umhüllte die verfallenen Mauern, als würde er das Geheimnis des Ortes selbst beschützen. Tief und schwer lag jener Dunst über dem Boden, doch statt der fahlen Grautöne war er pechschwarz. Ein wogender, leiser Fluss, der jedwedes Licht verschlang, bevor es den Boden berühren konnte.
Schemenhaft hoben sich die Konturen der Überreste des uralten Tempels ab, verloren in einem Meer von Schatten. Verfallene Pfeiler und Säulen waren nur blasse Silhouetten, verschwommen und zerbrechlich, als würden sie im nächsten Augenblick von der Finsternis gänzlich verschluckt werden.
Die gebrochenen Säulen ragten aus dem Nebel empor, wie zerfetzte Knochen. Blass und zerbrechlich, als könnten sie jeden Moment zerfallen und von der Finsternis vereinnahmt werden. Die Luft war schwer und still, so erdrückend, dass jeder Atemzug wie ein Frevel wirkte. Keine Geräusche, kein Lüftchen, nur ein gespenstisches Schweigen, das die Welt zu einer lebendigen Grabstätte machte.
Am Boden lag die tote Krähe. Asche. Ihre Flügel waren grotesk verrenkt, während die Federn matt und stumpf, wie von Staub getränkt zu sein schienen. Ihre toten Augen starrten leer in die Unendlichkeit, als hätte die Dunkelheit sie augenblicklich verschlungen. Sie lag dort wie ein stummer Vorwurf. Eine Mahnung, ein Opfer, das dem finsteren Chaos dargebracht worden war, welches über diesen Ort herrschte.
Umgeben von Schatten, die wie lebendige Geister seiner eigenen Beschwörung aus dem Boden krochen und sich in endlosen, dunklen Spiralen um ihn aus allen Himmelsrichtungen heraus rankten, kniete der Magier inmitten der Finsternis. Eine Dunkelheit, die mehr als eine Anwesenheit war. Sie war eine unbarmherzige Gewalt, die ihn umschlang. Gnadenlos kroch sie unter seine Haut und bahnte sich in einem schwarzen Geflecht aus zitternden Linien einen Weg durch seine Adern. Dunkle Ranken, die sich wie ein Geäst über seinen Körper hinweg ausgebreitet hatten und selbst seine Züge zeichneten. Die Schatten waren Teil von ihm geworden, ein Kettenhemd aus Schwärze, das ihn mit dem kalten Griff des Todes in seiner Umklammerung hielt.
Sein Geist jedoch wanderte, fiel in das Grauen seiner eigenen Erinnerungen, in die verzerrten Gesichter derer, die er gerichtet hatte. Der erbarmungslose Glanz in seinen Augen und das erheiterte Zucken seiner Lippen, wenn er das Leben aus einem Körper riss und die letzten, flehenden Schreie seiner Opfer hörte. Er sah sie alle, die Toten, die ihn anklagten, die gefallenen Gesichter, die seine Hände in die Dunkelheit geschickt hatten. Es war eine Passion gewesen. Er war Richter und Henker gewesen. Ein Nachtkrieger. Bis er das Gesicht seiner Schwester sah. Zerrissen vor Enttäuschung und Schmerz, die Worte formend, die ihn anklagten, bevor es sich zu Liadan wandelte. Ihr kalter zorniger Blick, als er sie von sich gestoßen hatte, um sie jedoch zu schützen.
Seine Nasenflügel bebten kurz. Kaum konnte Adrian leugnen, wie sehr er seinen einstigen Freund hasste und nun gesellte sich ein Blutsauger dazu. Gefühle waren jedoch gefährlich. Sie verführten zu unbeherrschten Taten, allerdings war er nicht länger gewillt, jedes Opfer bedingungslos zu bringen, geschweige denn zu akzeptieren.
Seine Augen glommen hell in einem kalten Blau, das in groteskem Kontrast zur Düsternis stand und die unheilvolle Macht widerspiegelte, die in ihm tobte.
Hatte er gewusst, dass Tanuri Naheniels Schwester gewesen war? Vielleicht. Hatte er vorgehabt, sie zu benutzen, weil er um die Geschichte seines Freundes wusste? Möglicherweise. Hatte er seine Pläne dahingehend jedoch verändert?
„Soll ich Reue empfinden? Sie haben ihr Schicksal selbst gewählt." flüsterte er eiskalt, aber nicht weniger überzeugt. Jeder von ihnen hatte seinen Weg gewählt, ebenso wie er und jeder musste die Konsequenzen dafür tragen. Seine Hände krallten sich in die Leere, als kämpfte er gegen einen unsichtbaren Feind, der sich durch seine Glieder fraß und ihn mit einem tiefen, gnadenlosen Schmerz erfüllte. Einer Qual, die man jedoch nicht greifen konnte und doch um die Beherrschung brachte.
Adrians Atem gefror in der kalten Luft. Die Stille um ihn herum war so vollkommen, dass selbst dieses schwache Geräusch sich wie eine Entweihung anfühlte. Unter ihm summte die Erde, eine vibrierende, uralte Macht, die sich wie ein Netz aus schwarzem Blut durch die Risse der Steinplatten zog und den Tempel wie ein fauliges, schlagendes Herz pulsieren ließ. Jeder Moment, den er in dieser Dunkelheit verbrachte, zog ihn tiefer in das Grauen, das er selbst beschworen hatte. Adrian konnte die Kälte seiner eigenen Verdammnis in ihm erwachen spüren. Eine Flamme aus Finsternis, die seine Seele erbarmungslos in den Abgrund zog.
Schemenhaft hoben sich die Konturen der Überreste des uralten Tempels ab, verloren in einem Meer von Schatten. Verfallene Pfeiler und Säulen waren nur blasse Silhouetten, verschwommen und zerbrechlich, als würden sie im nächsten Augenblick von der Finsternis gänzlich verschluckt werden.
Die gebrochenen Säulen ragten aus dem Nebel empor, wie zerfetzte Knochen. Blass und zerbrechlich, als könnten sie jeden Moment zerfallen und von der Finsternis vereinnahmt werden. Die Luft war schwer und still, so erdrückend, dass jeder Atemzug wie ein Frevel wirkte. Keine Geräusche, kein Lüftchen, nur ein gespenstisches Schweigen, das die Welt zu einer lebendigen Grabstätte machte.
Am Boden lag die tote Krähe. Asche. Ihre Flügel waren grotesk verrenkt, während die Federn matt und stumpf, wie von Staub getränkt zu sein schienen. Ihre toten Augen starrten leer in die Unendlichkeit, als hätte die Dunkelheit sie augenblicklich verschlungen. Sie lag dort wie ein stummer Vorwurf. Eine Mahnung, ein Opfer, das dem finsteren Chaos dargebracht worden war, welches über diesen Ort herrschte.
Umgeben von Schatten, die wie lebendige Geister seiner eigenen Beschwörung aus dem Boden krochen und sich in endlosen, dunklen Spiralen um ihn aus allen Himmelsrichtungen heraus rankten, kniete der Magier inmitten der Finsternis. Eine Dunkelheit, die mehr als eine Anwesenheit war. Sie war eine unbarmherzige Gewalt, die ihn umschlang. Gnadenlos kroch sie unter seine Haut und bahnte sich in einem schwarzen Geflecht aus zitternden Linien einen Weg durch seine Adern. Dunkle Ranken, die sich wie ein Geäst über seinen Körper hinweg ausgebreitet hatten und selbst seine Züge zeichneten. Die Schatten waren Teil von ihm geworden, ein Kettenhemd aus Schwärze, das ihn mit dem kalten Griff des Todes in seiner Umklammerung hielt.
Sein Geist jedoch wanderte, fiel in das Grauen seiner eigenen Erinnerungen, in die verzerrten Gesichter derer, die er gerichtet hatte. Der erbarmungslose Glanz in seinen Augen und das erheiterte Zucken seiner Lippen, wenn er das Leben aus einem Körper riss und die letzten, flehenden Schreie seiner Opfer hörte. Er sah sie alle, die Toten, die ihn anklagten, die gefallenen Gesichter, die seine Hände in die Dunkelheit geschickt hatten. Es war eine Passion gewesen. Er war Richter und Henker gewesen. Ein Nachtkrieger. Bis er das Gesicht seiner Schwester sah. Zerrissen vor Enttäuschung und Schmerz, die Worte formend, die ihn anklagten, bevor es sich zu Liadan wandelte. Ihr kalter zorniger Blick, als er sie von sich gestoßen hatte, um sie jedoch zu schützen.
Seine Nasenflügel bebten kurz. Kaum konnte Adrian leugnen, wie sehr er seinen einstigen Freund hasste und nun gesellte sich ein Blutsauger dazu. Gefühle waren jedoch gefährlich. Sie verführten zu unbeherrschten Taten, allerdings war er nicht länger gewillt, jedes Opfer bedingungslos zu bringen, geschweige denn zu akzeptieren.
Seine Augen glommen hell in einem kalten Blau, das in groteskem Kontrast zur Düsternis stand und die unheilvolle Macht widerspiegelte, die in ihm tobte.
Hatte er gewusst, dass Tanuri Naheniels Schwester gewesen war? Vielleicht. Hatte er vorgehabt, sie zu benutzen, weil er um die Geschichte seines Freundes wusste? Möglicherweise. Hatte er seine Pläne dahingehend jedoch verändert?
„Soll ich Reue empfinden? Sie haben ihr Schicksal selbst gewählt." flüsterte er eiskalt, aber nicht weniger überzeugt. Jeder von ihnen hatte seinen Weg gewählt, ebenso wie er und jeder musste die Konsequenzen dafür tragen. Seine Hände krallten sich in die Leere, als kämpfte er gegen einen unsichtbaren Feind, der sich durch seine Glieder fraß und ihn mit einem tiefen, gnadenlosen Schmerz erfüllte. Einer Qual, die man jedoch nicht greifen konnte und doch um die Beherrschung brachte.
Adrians Atem gefror in der kalten Luft. Die Stille um ihn herum war so vollkommen, dass selbst dieses schwache Geräusch sich wie eine Entweihung anfühlte. Unter ihm summte die Erde, eine vibrierende, uralte Macht, die sich wie ein Netz aus schwarzem Blut durch die Risse der Steinplatten zog und den Tempel wie ein fauliges, schlagendes Herz pulsieren ließ. Jeder Moment, den er in dieser Dunkelheit verbrachte, zog ihn tiefer in das Grauen, das er selbst beschworen hatte. Adrian konnte die Kälte seiner eigenen Verdammnis in ihm erwachen spüren. Eine Flamme aus Finsternis, die seine Seele erbarmungslos in den Abgrund zog.
✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
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#1367
Als sie mit voller Wucht gegen das Regal donnerte, blieb ihr für einen Moment die Luft weg. Ein dumpfer Schmerz zog sich durch ihren Rücken bis hinauf zu ihrer Haarwurzel und mit vor Zorn gerötetem Gesicht sah sie zu Naheniel auf. Aber auch wenn die Wut sie nahezu ohnmächtig machte, verkniff sie sich vorerst weitere Worte. Diese hätten ihr nur noch mehr Ärger eingebrockt und bereits jetzt war sie genug damit beschäftigt, diese Minuten überhaupt zu überleben. Mittlerweile war sie nämlich überzeugt davon, dass Naheniel sie töten wollte. Ob nun als Strafe oder rein, weil es ihm anscheinend irgendeine kranke Genugtuung verschaffte, Leben auszulöschen war letztendlich dann auch schon irgendwie gleich.
Manchmal, in ihren ganz schwachen Momenten, da hatte Liadan sich gefragt, was wohl dazu geführt hatte, dass er so wurde. Irgendwoher musste es schließlich kommen, dass er nicht war wie andere und anscheinend nicht einen Funken Anstand und Menschlichkeit in sich trug. Sie hatte es gesehen, wenn ganze Landstriche in der kalten Finsternis verschwanden und von vielen Leben nichts mehr übrig blieb als schwarze Kohle. Umso häufiger hatte sie sich die Frage nach dem Ursprung von Naheniels Handeln gestellt, als sie seiner Welt ein Schnippchen geschlagen hatte, frei war und sich darüber bewusst wurde, dass auch er nicht mehr als ein Mensch war. Somit war es noch unbegreiflicher, was er tat und warum.
Einmal da hatte sie Adrian gefragt, aber er hatte ihr, wie schon so oft, keine Antwort darauf gegeben, dabei zweifelte sie nicht daran, dass er etwas wusste. Viel war über die gemeinsame Zeit des Generals und des Schöpfers nicht bekannt, selbst Verlion verriet nur wenig. Aber trotzdem musste es da irgendwas geben, darüber war sie sich sicher. Jetzt aber konnte sie es sowieso nicht mehr rausfinden. Selbst wenn, sie würde nicht mal mehr fragen, weil sie, völlig egal welche Antwort sie erhielte, nicht mal das winzig kleinste Stück Mitgefühl empfinden könnte. In ihren Augen war Naheniel ein grausamer Schöpfer, den nur Mord und Tod zufrieden stellte.
Liadan versuchte den pochenden Schmerz in ihrem Rücken zu ignorieren und sich wieder aufzurichten, damit sie zumindest dieser Schmach irgendwie entgehen konnte. Wenn sie schon zu Grunde ging, dann wenigstens aufrecht. Dazu aber kam es gar nicht, denn sie spürte Naheniels Hand an ihrer eng geschnürten Weste aus Elfenleder und als wäre sie nicht schwerer wie ein Federkissen, wurde sie wieder nach oben gezogen.
"Würde es etwas ändern, wenn ich Reue für meine Taten fühlen würde?" Es war ihr nicht möglich, die volle Kraft ihrer Stimme erklingen zu lassen. Auch wenn sie sonst von einem sehr imposanten Sturkopf geprägt war, versuchte sie jetzt die Logik über den starken Drang ihres Herzens ihm einfach die Augen auszukratzen zu stellen. Sie verachtete ihn bis aufs Mark, aber trotzdem musste sie das tiefsitzende Verlangen einfach hinunterschlucken.
"Vater verste…" Ein weiteres Mal wurde sie unterbrochen und musste mit vor Schreck geweiteten Augen sehen, wie genau dieser vor ihr zu einem Bild entstand. Fließende purpurne Nebel entstanden und zeichneten das alternde Gesicht des purpurnen Kaisers, dem die Krone, die er auf seinem Haupt trug, niemals wirklich gepasst hatte. Nicht nur im wörtlichen Sinn. Sie war die erste Frau im Kaiserhaus, die die Nachfolge abgelehnt hatte. Ob Vater es je wirklich verstand, warum sie das getan hatte?
Es war immer da gewesen, das schlechte Gewissen, aber ihr Herz hatte sich für Verlion und gegen ihre Familie entschieden. Bereut hatte sie das nie. Auch jetzt nicht, da sie der Gewalt des Schöpfers direkt in die Augen sah, als dieser einfach so den Kaiser tötete. Liadan keuchte auf und schüttelte ungläubig ihren Kopf. "Warum tust Du das?" Auch wenn ihr die Bindung zu ihrem Geburtsort schon lange fehlte und sie auch nie eine besonders enge Beziehung zu ihrer Herkunft gefühlt hatte, schossen ihr salzige Tränen in die Augen. Es war immer noch ihr Vater, der da nun vor ihr und nach Naheniels Worten wegen ihr zusammensackte und sein Leben verlor.
Es war ein Schlag tief in ihre Magengrube und ein grausamer Stich in ihr Herz. Damit hatte sie nicht gerechnet. Das war nicht fair! Was konnte der Kaiser dafür, dass sie sich für etwas anderes entschieden hatte, was ich eigentlich zugedacht gewesen war? Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten und schlug mit diesen ohne weiter nachzudenken auf die Brust Naheniels ein. Es war natürlich lächerlich, das wusste sie selbst, aber irgendetwas musste sie tun.
Erst als sie richtig wahrnahm, was er von ihr wollte, ließ sie ihre Hände wieder kraftlos sinken und sah mit bebender Lippe und zornerfüllt zu ihm auf. "Gar nichts werde ich! Du nimmst mir alles weg, warum sollte ich Dir dienen?" Was dachte dieses arrogante Arsch eigentlich, wer sie war? Nur, weil er so unablässig seine Macht demonstrierte und über ihr Leben bestimmen konnte, entschied er noch lange nicht über ihren Geist. Das war das Einzige, was ihr als Freiheit geblieben war. Und um diesen würde sie kämpfen, bis zu ihrem letzten Atemzug.
Womit wollte er sie denn jetzt noch zwingen? Mit ihrem eigenen Leben, nachdem er doch sowieso alle anderen wahllos zerstörte? Aber auch wenn die Wut in Liadan immer stärker brodelte und sie Naheniel seine arrogante Selbstsicherheit aus seinem Gesicht prügeln wollte, blieben ihre Hände gesenkt. Wären es aber ihre Augen, die töten könnten, so hätten sie dies gerade eindeutig getan. "Setz Dir die scheiß Krone doch selber auf!" Und mit diesen Worten, die ihr zumindest irgendeine Möglichkeit gaben, ihren Hass auszudrücken, spuckte sie ihm ins Gesicht.
Manchmal, in ihren ganz schwachen Momenten, da hatte Liadan sich gefragt, was wohl dazu geführt hatte, dass er so wurde. Irgendwoher musste es schließlich kommen, dass er nicht war wie andere und anscheinend nicht einen Funken Anstand und Menschlichkeit in sich trug. Sie hatte es gesehen, wenn ganze Landstriche in der kalten Finsternis verschwanden und von vielen Leben nichts mehr übrig blieb als schwarze Kohle. Umso häufiger hatte sie sich die Frage nach dem Ursprung von Naheniels Handeln gestellt, als sie seiner Welt ein Schnippchen geschlagen hatte, frei war und sich darüber bewusst wurde, dass auch er nicht mehr als ein Mensch war. Somit war es noch unbegreiflicher, was er tat und warum.
Einmal da hatte sie Adrian gefragt, aber er hatte ihr, wie schon so oft, keine Antwort darauf gegeben, dabei zweifelte sie nicht daran, dass er etwas wusste. Viel war über die gemeinsame Zeit des Generals und des Schöpfers nicht bekannt, selbst Verlion verriet nur wenig. Aber trotzdem musste es da irgendwas geben, darüber war sie sich sicher. Jetzt aber konnte sie es sowieso nicht mehr rausfinden. Selbst wenn, sie würde nicht mal mehr fragen, weil sie, völlig egal welche Antwort sie erhielte, nicht mal das winzig kleinste Stück Mitgefühl empfinden könnte. In ihren Augen war Naheniel ein grausamer Schöpfer, den nur Mord und Tod zufrieden stellte.
Liadan versuchte den pochenden Schmerz in ihrem Rücken zu ignorieren und sich wieder aufzurichten, damit sie zumindest dieser Schmach irgendwie entgehen konnte. Wenn sie schon zu Grunde ging, dann wenigstens aufrecht. Dazu aber kam es gar nicht, denn sie spürte Naheniels Hand an ihrer eng geschnürten Weste aus Elfenleder und als wäre sie nicht schwerer wie ein Federkissen, wurde sie wieder nach oben gezogen.
"Würde es etwas ändern, wenn ich Reue für meine Taten fühlen würde?" Es war ihr nicht möglich, die volle Kraft ihrer Stimme erklingen zu lassen. Auch wenn sie sonst von einem sehr imposanten Sturkopf geprägt war, versuchte sie jetzt die Logik über den starken Drang ihres Herzens ihm einfach die Augen auszukratzen zu stellen. Sie verachtete ihn bis aufs Mark, aber trotzdem musste sie das tiefsitzende Verlangen einfach hinunterschlucken.
"Vater verste…" Ein weiteres Mal wurde sie unterbrochen und musste mit vor Schreck geweiteten Augen sehen, wie genau dieser vor ihr zu einem Bild entstand. Fließende purpurne Nebel entstanden und zeichneten das alternde Gesicht des purpurnen Kaisers, dem die Krone, die er auf seinem Haupt trug, niemals wirklich gepasst hatte. Nicht nur im wörtlichen Sinn. Sie war die erste Frau im Kaiserhaus, die die Nachfolge abgelehnt hatte. Ob Vater es je wirklich verstand, warum sie das getan hatte?
Es war immer da gewesen, das schlechte Gewissen, aber ihr Herz hatte sich für Verlion und gegen ihre Familie entschieden. Bereut hatte sie das nie. Auch jetzt nicht, da sie der Gewalt des Schöpfers direkt in die Augen sah, als dieser einfach so den Kaiser tötete. Liadan keuchte auf und schüttelte ungläubig ihren Kopf. "Warum tust Du das?" Auch wenn ihr die Bindung zu ihrem Geburtsort schon lange fehlte und sie auch nie eine besonders enge Beziehung zu ihrer Herkunft gefühlt hatte, schossen ihr salzige Tränen in die Augen. Es war immer noch ihr Vater, der da nun vor ihr und nach Naheniels Worten wegen ihr zusammensackte und sein Leben verlor.
Es war ein Schlag tief in ihre Magengrube und ein grausamer Stich in ihr Herz. Damit hatte sie nicht gerechnet. Das war nicht fair! Was konnte der Kaiser dafür, dass sie sich für etwas anderes entschieden hatte, was ich eigentlich zugedacht gewesen war? Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten und schlug mit diesen ohne weiter nachzudenken auf die Brust Naheniels ein. Es war natürlich lächerlich, das wusste sie selbst, aber irgendetwas musste sie tun.
Erst als sie richtig wahrnahm, was er von ihr wollte, ließ sie ihre Hände wieder kraftlos sinken und sah mit bebender Lippe und zornerfüllt zu ihm auf. "Gar nichts werde ich! Du nimmst mir alles weg, warum sollte ich Dir dienen?" Was dachte dieses arrogante Arsch eigentlich, wer sie war? Nur, weil er so unablässig seine Macht demonstrierte und über ihr Leben bestimmen konnte, entschied er noch lange nicht über ihren Geist. Das war das Einzige, was ihr als Freiheit geblieben war. Und um diesen würde sie kämpfen, bis zu ihrem letzten Atemzug.
Womit wollte er sie denn jetzt noch zwingen? Mit ihrem eigenen Leben, nachdem er doch sowieso alle anderen wahllos zerstörte? Aber auch wenn die Wut in Liadan immer stärker brodelte und sie Naheniel seine arrogante Selbstsicherheit aus seinem Gesicht prügeln wollte, blieben ihre Hände gesenkt. Wären es aber ihre Augen, die töten könnten, so hätten sie dies gerade eindeutig getan. "Setz Dir die scheiß Krone doch selber auf!" Und mit diesen Worten, die ihr zumindest irgendeine Möglichkeit gaben, ihren Hass auszudrücken, spuckte sie ihm ins Gesicht.
- Naheniel
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#1368
"Wie unhöflich." Er fuhr sich über sein Gesicht, ein bösärtiges Lächeln hob seine Mundwinkel und die Finsternis zog sich in diesem Moment selbst durch Liadans feinste Äderchen. Mit jener Hand, die gerade noch das Bild des toten Kaisers aufrechterhalten hatte, holte er aus und schlug der Kaiserstochter mit seinem Handrücken in ihr Gesicht, während er sie mit der anderen Hand weiterhin fest hielt.
"Willst Du mich etwa mit Absicht verärgern?" Mit einem tiefen Bedauern in seinem Gesicht hob er die Frau etwas weiter an, schüttelte dann seinen Kopf und drängte sie daraufhin gegen das Regal.
"Glaubst Du nicht, dass Du bereits genug angerichtet hast?" Naheniel deutete zu Boden. Der purpurne Nebel war zerfallen, nichts von dem Mann, der einst ein Kaiser gewesen war, wenn auch ein ziemlich jämmerlicher, war geblieben. Die Erinnerung an das Abbild von dem gebrochenen Genick sollte sich dafür allerdings umso eindringlicher eingeprägt haben. Ohne Liadan aus seinem stechenden Blick zu entlassen, löste er seine Hand von dem Leder, strich über ihren Brustkorb hinauf und hielt mit seinen Fingern an ihrem Hals inne und diesen zu umfassen.
Noch übte er keinen Druck aus, jedoch sollte das Gewicht, das seine Berührung hinterließ, bereits unangenehm und mahnend genug sein.
Es herrschte eine beklemmende Stille, während die Kälte seiner Augen sich in Liadan fraß. Auch wenn sein Gesicht versteinert und hart blieb, loderte die Dunkelheit in seinem ganzen Sein auf, was nur ein Vorbote dessen sein sollte, was ihr für ihre erneute Respektlosigkeit bevorstand.
"Für das Ableben Deines Vaters bist Du bereits verantwortlich und scheinst nur halb so betrübt, wie es sich eigentlich für ein fühlendes Wesen gehören würde." Langsam strich sein Daumen über ihre Kehle, während seine Aura nach ihr fasste, sich von ihrer Hüfte aufwärts wand und sie zusätzlich zu seiner körperlichen Kraftanwendung gegen das Regal presste.
"Man merkt eben doch, dass Du von meiner Hand geschaffen wurdest." Naheniel lachte leise und zufrieden auf und ließ nun doch einen gewissen Druck seiner Finger auf den Hals der Bognerin wirken.
Es war unberechenbar, wie er weiter mit ihr verfahren würde. Ein Einfaches wäre es, ihr das Leben auszulöschen und eigentlich hätte sie nichts anderes für das verdient, was sie sich nur innerhalb kürzester Zeit geleistet hatte. Vielleicht hätte er ihr vergeben, dass sie einen Weg aus seiner Welt fand.
Eigentlich, überdachte er es genau, müsste er ihr dafür sogar dankbar sein, da sie ihm damit eine gewisse Schwachstelle in seinem Konstrukt aufgezeigt hatte. Eine Schwachstelle, um die er sich zeitnah kümmern musste, damit dies nicht wieder geschah. Dass sie aber ausgerechnet die Nähe seiner größten Feinde gesucht hatte und auch jetzt versuchte, sich gegen ihn aufzulehnen, war unverzeihlich.
Es war schon großzügig genug von ihm gewesen, ihr im Hörsaal die Gelegenheit einzuräumen, Abschied zu nehmen. Eine freundliche Geste, die sein Entgegenkommen gezeigt hatte. War dies nun etwa der sehr magere Dank dafür?
Gleich von welchem Winkel aus man es betrachtete, es war für ihn nicht zufriedenstellend. Es war unmöglich, die Beweggründe und Gedanken jedes seiner Geschöpfe zu kennen. Das wäre auch zu viel verlangt, denn die Welt, die er einst baute, wuchs und wuchs und schuf von selbst immer neue Bereiche und Lebewesen.
Diese Kreatur aber, deren Puls er nun deutlich spüren konnte, war für ihn wie ein offenes Buch. Gefühle, der Ursprung jeder Schwäche. Und beides führte zu Fehlern. Fehler und Schwächen, die ihm nun zu Gute kamen. Wenn er schon keinen Dank bekam, würde diese offene Rechnung anders beglichen werden.
"Nicht ich nehme Dir etwas weg, Liadan. Sondern Du Dir selbst. Dein Vater hätte nicht sterben müssen."
Seine Stimme hatte einen beinahe sanften, entschuldigenden Klang, der nahezu tröstend anmutete. Selbstverständlich sah er aber die Verantwortung für den Tod des Kaisers nicht bei sich. Es war eine Notwendigkeit gewesen, eine Form seiner Maßregelung und ein Aufzeigen von Konsequenzen, wenn man nicht befolgte, was er wollte.
"Ich bin mir sicher, Du möchtest nicht, dass so etwas nochmal passiert. Nicht wahr?" Für einen Moment spannten die Muskeln seines Kiefers sich an und sein Atem wurde langsam und schwer. Es war unübersehbar, dass es ihn immer mehr Beherrschung kostete, seine tatsächliche Laune nicht in voller Ausprägung auf Liadan niedergehen zu lassen.
"Also wirst Du als Kaiserin Deine Staatsgeschäfte führen und Dein erstes Ziel ist der Wüstenpalast. Ich will alles von dort wissen, vor allem über denjenigen, der dort regiert. Du wirst tun was notwendig ist, um sein Vertrauen zu gewinnen. Und wenn es bedeutet, dass Du dafür die Beine spreizen musst." Es interessierte ihn nicht, wie weit Liadan für die Erfüllung ihrer Aufgabe gehen musste, denn sie war für ihn von keiner Bedeutung und würde es nie sein.
Sie war eine Kreatur von vielen, ein Werkzeug, das er für sich benutzte.
Derzeit konnte sie ihm helfen. Was aber sein würde, wenn sie ihren Dienst vollbracht hatte und er darüber informiert war, was in der Wüste außerhalb seines derzeitigen Einflusses vor sich ging, blieb offen. Vielleicht zeigte er Gnade, vielleicht auch nicht.
Bedrohlich baute er sich vor ihr auf und auch wenn die Schatten nach wie vor verschwunden waren, schien seine Präsenz die Luft zu verdunkeln und Liadan einzuhüllen. "Bevor Du wieder daran denkst, Dich gegen mich zu stellen…" Sein Griff um ihren Hals löste sich und gab für einen Augenblick die trügerische Hoffnung, sie wäre frei. Allerdings fasste er sofort in ihren Nacken, klammerte seine Finger in ihre Haut und führte sie drängend und unter dem Zwang seiner Berührung zu dem Tisch, auf dem sich das Messer und die erloschene Kerze befanden.
"Willst Du wissen, womit ich beschäftigt war, bevor Du zur Tür hereinkamst?" Ohne eine Antwort abzuwarten, gruben seine Finger sich immer tiefer in ihren Nacken, hinterließen dort ein erdrückendes Gefühl von seiner Kraft, mit der er der jungen Frau schonungslos deutlich machte, dass er dazu bereit war, jede falsche Regung nach seinem Ermessen direkt und gnadenlos zu beantworten.
"Dein edler Beschützer, Adrian, er hat etwas wirklich, wirklich Dummes getan." Mit einem beiläufigen Schnippen seiner Finger entzündete er die Kerze erneut und hielt seine andere Hand mit der Schnittverletzung gegen den Schein der Flamme. "Siehst Du etwas?"
Naheniel drückte mit einem Anspannen seines Arms den Kopf Liadans etwas weiter nach unten und hielt sie in dieser unbequemen Position fest. "Nein, stimmts? Könntest Du auch nicht, denn sie sind fort, die Schatten." Die Flamme war hell und tänzelte, erleuchtete den Tisch, doch nirgends war auch nur ein winziger Fall von Schatten zu sehen. Alles war nur Licht und keine Dunkelheit.
"Die Gefahr ist groß, dass er von ihnen verschlungen wird. Seine Zeit läuft, Prinzessin."
Mit kalkulierter Absicht nannte er sie bei dem Namen, den sie von ihrem Schwager sonst bekamt und zog sie mit einem kräftigen Ruck wieder nach oben, so dass sie ihm in die Augen sehen musste, deren Blau weiterhin von der Schwärze verschluckt wurde. "Ich weiß wo er ist." Ohne eine weitere Ausführung ließ er diese Bemerkung im Raum stehen und beobachtete stattdessen jede Regung in dem Gesicht Liadans. Ob das kluge Kaisermädchen von ganz allein darauf kam, worauf er hinaus wollte?
Ein gefährliches Zucken zeigte sich auf seine Oberlippe und verzog kurz darauf seinen Mund zu einem eiskalten Lächeln. "Du wirst die Krone tragen, wenn Dir sein Überleben am Herzen liegt."
"Willst Du mich etwa mit Absicht verärgern?" Mit einem tiefen Bedauern in seinem Gesicht hob er die Frau etwas weiter an, schüttelte dann seinen Kopf und drängte sie daraufhin gegen das Regal.
"Glaubst Du nicht, dass Du bereits genug angerichtet hast?" Naheniel deutete zu Boden. Der purpurne Nebel war zerfallen, nichts von dem Mann, der einst ein Kaiser gewesen war, wenn auch ein ziemlich jämmerlicher, war geblieben. Die Erinnerung an das Abbild von dem gebrochenen Genick sollte sich dafür allerdings umso eindringlicher eingeprägt haben. Ohne Liadan aus seinem stechenden Blick zu entlassen, löste er seine Hand von dem Leder, strich über ihren Brustkorb hinauf und hielt mit seinen Fingern an ihrem Hals inne und diesen zu umfassen.
Noch übte er keinen Druck aus, jedoch sollte das Gewicht, das seine Berührung hinterließ, bereits unangenehm und mahnend genug sein.
Es herrschte eine beklemmende Stille, während die Kälte seiner Augen sich in Liadan fraß. Auch wenn sein Gesicht versteinert und hart blieb, loderte die Dunkelheit in seinem ganzen Sein auf, was nur ein Vorbote dessen sein sollte, was ihr für ihre erneute Respektlosigkeit bevorstand.
"Für das Ableben Deines Vaters bist Du bereits verantwortlich und scheinst nur halb so betrübt, wie es sich eigentlich für ein fühlendes Wesen gehören würde." Langsam strich sein Daumen über ihre Kehle, während seine Aura nach ihr fasste, sich von ihrer Hüfte aufwärts wand und sie zusätzlich zu seiner körperlichen Kraftanwendung gegen das Regal presste.
"Man merkt eben doch, dass Du von meiner Hand geschaffen wurdest." Naheniel lachte leise und zufrieden auf und ließ nun doch einen gewissen Druck seiner Finger auf den Hals der Bognerin wirken.
Es war unberechenbar, wie er weiter mit ihr verfahren würde. Ein Einfaches wäre es, ihr das Leben auszulöschen und eigentlich hätte sie nichts anderes für das verdient, was sie sich nur innerhalb kürzester Zeit geleistet hatte. Vielleicht hätte er ihr vergeben, dass sie einen Weg aus seiner Welt fand.
Eigentlich, überdachte er es genau, müsste er ihr dafür sogar dankbar sein, da sie ihm damit eine gewisse Schwachstelle in seinem Konstrukt aufgezeigt hatte. Eine Schwachstelle, um die er sich zeitnah kümmern musste, damit dies nicht wieder geschah. Dass sie aber ausgerechnet die Nähe seiner größten Feinde gesucht hatte und auch jetzt versuchte, sich gegen ihn aufzulehnen, war unverzeihlich.
Es war schon großzügig genug von ihm gewesen, ihr im Hörsaal die Gelegenheit einzuräumen, Abschied zu nehmen. Eine freundliche Geste, die sein Entgegenkommen gezeigt hatte. War dies nun etwa der sehr magere Dank dafür?
Gleich von welchem Winkel aus man es betrachtete, es war für ihn nicht zufriedenstellend. Es war unmöglich, die Beweggründe und Gedanken jedes seiner Geschöpfe zu kennen. Das wäre auch zu viel verlangt, denn die Welt, die er einst baute, wuchs und wuchs und schuf von selbst immer neue Bereiche und Lebewesen.
Diese Kreatur aber, deren Puls er nun deutlich spüren konnte, war für ihn wie ein offenes Buch. Gefühle, der Ursprung jeder Schwäche. Und beides führte zu Fehlern. Fehler und Schwächen, die ihm nun zu Gute kamen. Wenn er schon keinen Dank bekam, würde diese offene Rechnung anders beglichen werden.
"Nicht ich nehme Dir etwas weg, Liadan. Sondern Du Dir selbst. Dein Vater hätte nicht sterben müssen."
Seine Stimme hatte einen beinahe sanften, entschuldigenden Klang, der nahezu tröstend anmutete. Selbstverständlich sah er aber die Verantwortung für den Tod des Kaisers nicht bei sich. Es war eine Notwendigkeit gewesen, eine Form seiner Maßregelung und ein Aufzeigen von Konsequenzen, wenn man nicht befolgte, was er wollte.
"Ich bin mir sicher, Du möchtest nicht, dass so etwas nochmal passiert. Nicht wahr?" Für einen Moment spannten die Muskeln seines Kiefers sich an und sein Atem wurde langsam und schwer. Es war unübersehbar, dass es ihn immer mehr Beherrschung kostete, seine tatsächliche Laune nicht in voller Ausprägung auf Liadan niedergehen zu lassen.
"Also wirst Du als Kaiserin Deine Staatsgeschäfte führen und Dein erstes Ziel ist der Wüstenpalast. Ich will alles von dort wissen, vor allem über denjenigen, der dort regiert. Du wirst tun was notwendig ist, um sein Vertrauen zu gewinnen. Und wenn es bedeutet, dass Du dafür die Beine spreizen musst." Es interessierte ihn nicht, wie weit Liadan für die Erfüllung ihrer Aufgabe gehen musste, denn sie war für ihn von keiner Bedeutung und würde es nie sein.
Sie war eine Kreatur von vielen, ein Werkzeug, das er für sich benutzte.
Derzeit konnte sie ihm helfen. Was aber sein würde, wenn sie ihren Dienst vollbracht hatte und er darüber informiert war, was in der Wüste außerhalb seines derzeitigen Einflusses vor sich ging, blieb offen. Vielleicht zeigte er Gnade, vielleicht auch nicht.
Bedrohlich baute er sich vor ihr auf und auch wenn die Schatten nach wie vor verschwunden waren, schien seine Präsenz die Luft zu verdunkeln und Liadan einzuhüllen. "Bevor Du wieder daran denkst, Dich gegen mich zu stellen…" Sein Griff um ihren Hals löste sich und gab für einen Augenblick die trügerische Hoffnung, sie wäre frei. Allerdings fasste er sofort in ihren Nacken, klammerte seine Finger in ihre Haut und führte sie drängend und unter dem Zwang seiner Berührung zu dem Tisch, auf dem sich das Messer und die erloschene Kerze befanden.
"Willst Du wissen, womit ich beschäftigt war, bevor Du zur Tür hereinkamst?" Ohne eine Antwort abzuwarten, gruben seine Finger sich immer tiefer in ihren Nacken, hinterließen dort ein erdrückendes Gefühl von seiner Kraft, mit der er der jungen Frau schonungslos deutlich machte, dass er dazu bereit war, jede falsche Regung nach seinem Ermessen direkt und gnadenlos zu beantworten.
"Dein edler Beschützer, Adrian, er hat etwas wirklich, wirklich Dummes getan." Mit einem beiläufigen Schnippen seiner Finger entzündete er die Kerze erneut und hielt seine andere Hand mit der Schnittverletzung gegen den Schein der Flamme. "Siehst Du etwas?"
Naheniel drückte mit einem Anspannen seines Arms den Kopf Liadans etwas weiter nach unten und hielt sie in dieser unbequemen Position fest. "Nein, stimmts? Könntest Du auch nicht, denn sie sind fort, die Schatten." Die Flamme war hell und tänzelte, erleuchtete den Tisch, doch nirgends war auch nur ein winziger Fall von Schatten zu sehen. Alles war nur Licht und keine Dunkelheit.
"Die Gefahr ist groß, dass er von ihnen verschlungen wird. Seine Zeit läuft, Prinzessin."
Mit kalkulierter Absicht nannte er sie bei dem Namen, den sie von ihrem Schwager sonst bekamt und zog sie mit einem kräftigen Ruck wieder nach oben, so dass sie ihm in die Augen sehen musste, deren Blau weiterhin von der Schwärze verschluckt wurde. "Ich weiß wo er ist." Ohne eine weitere Ausführung ließ er diese Bemerkung im Raum stehen und beobachtete stattdessen jede Regung in dem Gesicht Liadans. Ob das kluge Kaisermädchen von ganz allein darauf kam, worauf er hinaus wollte?
Ein gefährliches Zucken zeigte sich auf seine Oberlippe und verzog kurz darauf seinen Mund zu einem eiskalten Lächeln. "Du wirst die Krone tragen, wenn Dir sein Überleben am Herzen liegt."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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#1369
Obwohl Liadan den Schlag erwartet hatte, durchzog ein brennender Schmerz ihre Wange und es tat höllisch weh, als Naheniels Hand sie traf. Sie war noch nie zuvor von irgendjemand geschlagen worden, nicht einmal vom Kaiser, obwohl sie diesem oft genug Anlass dafür gegeben hatte. Nun glühte ihre Backe und sie spürte, wie sich die Tränen aus ihren Augen lösten und über ihr Gesicht kullerten. Gerade jetzt, in diesen Sekunden, war es ihr innerlichster Wunsche, dass Freya und Syndra ihn so erleben könnten. Vielleicht würden die beiden es dann endlich begreifen, was für ein Mensch, oder vielmehr Tier, Naheniel war.
Wie konnte gerade das kleine Mädchen immer noch das Gute in ihm sehen? Und warum hielten sie beide ständig zu ihm? Ihn durfte man nicht anschmachten oder gern haben, denn an ihm gab es nichts, was es verdient hatte, gern gehabt zu werden.
Es würde nichts bringen, es ihm gleich zu tun und einfach zurückzuschlagen. Wahrscheinlich, so schätzte Liadan ihn ein, würde es ihn sogar noch anstacheln und das nächste Mal könnte seine Faust auf ihr Gesicht treffen. Sie scheute zwar den Schmerz nicht, aber diesen unbedingt herausprovozieren und durch ihr Verhalten darum bitten musste sie nun auch nicht. Stattdessen funkelte sie Naheniel weiterhin mit zornigen Augen an, aus denen unaufhörlich Tränen flossen.
Es war einfach nicht fair wie das ablief. Sie hatte sich nicht wirklich etwas zu Schulden kommen lassen, sondern nur auf ihr Herz gehört. Sie wollte eben frei sein von den Zwängen und Regeln die ihr durch den Palast und durch die Welt, in die sie geboren, oder wahrscheinlich eher geschaffen, worden war, auferlegt wurden. Klar, sie hatte nicht gehorcht, das stimmte schon. Aber was konnte ihr Vater dafür? Nichts, überhaupt gar nichts. Es war aber ziemlich schwer, ihre Gedanken zu Ende zu fassen und sich immer mehr in dem Schicksal zu verfangen, das ihr auferlegt worden war. Denn als sich die Hand Naheniels an ihrem Hals entlang bewegte, blinzelte sie erschrocken und senkte gefügig ihren Blick.
Jetzt war es wohl so weit. In Wahrheit brauchte er keine Kaiserin, sondern irgendein Opfer. Liadan atmete nochmal tief ein in der Hoffnung, dieser Atemzug würde ihr noch einige weitere Augenblicke verschaffen. Dann könnte sie nochmal über alles, was in den letzten Jahren so schön für sie gewesen war, nachdenken. Die Begegnung mit Verlion, der sie mit nur einem klitzekleinen Lächeln im Sturm erobert hatte. Der Abend, als sie in der Kathedrale des roten Bischofs ihre Ringe austauschten und einen Vertrag unterzeichneten, der ihr blöderweise zu einem ihrer Verhängnisse geworden war. Aber alles davon würde sie genauso wieder machen für diese kostbare Zeit, die ihr geschenkt worden war. Ihre Aufnahme in die Gilde und die Freunde, die sie dadurch gewonnen hatte.
Obwohl sie immer eine gewisse Vorsicht ihr gegenüber wahrgenommen hatte, weil man sie nicht kannte und sie nie etwas zu ihrer Herkunft erzählte, besaßen die Worte von Verlion und Adrian genug Gewicht, dass sie, ohne laut hinterfragt zu werden, das Wappen bekam. Es war ein Ort der Sicherheit gewesen. Ein Ort, den sie nun wohl niemals wieder sehen würde.
Liadan schluckte schwer und wartete darauf, dass Naheniel endlich zudrückte und es beendete. Stattdessen aber sprach er zu ihrer Überraschung weiter und sie schlug mit verkrampften Gesicht ihren Blick wieder nach oben. "Ich bin nicht wie Du!" Kam es heiser über ihre Lippen. Auch wenn die Hand auf ihrem Hals kaum zu spüren war, fühlte es sich ziemlich beklemmend an. Außerdem trafen Naheniels Worte. Jedes einzelne davon saß genau dort, wo es anscheinend sitzen sollte und alles was er sagte ließ den Zweifel an sich selbst nun umso stärker und ausgeprägter keimen.
Der Kaiser hätte nicht sterben müssen, wäre sie gar nicht erst in die Fänge Naheniels geraten. Hätte sie sich widersetzen können oder wäre schon längst in dem Portal verschwunden. Oder auch, wenn sie es gar nicht erst jemals verlassen hätte. Liadan hatte es immer gewusst, dass es irgendwann so weit kommen würde und Naheniel sie fand. Und tief in ihrem Inneren hatte sie auch gewusst, was es für sie bedeutete, wenn das passierte. Immer noch in seinem Griff gefangen, begann sie am ganzen Leib zu zittern. Eine riesengroße Angst überkam sie, weil sie verstand, dass es keine Chance gab, sich von ihm zu lösen. Das galt gleich für mehrere Belange. Weder konnte sie sich aus dem Halt seiner Hand befreien, noch sich seiner Macht über sie entziehen.
"Bitte, hör einfach auf damit…" So gut es dieser Situation noch möglich war, versuchte Liadan sich zu kontrollieren und zusammen zu nehmen. Sie wusste, es würde nichts helfen, aber trotzdem legte sie ihre Hand auf das Handgelenk Naheniels. Vielleicht konnte sie das im richtigen Moment doch noch vor einem Ausbruch seines Wahns nach Mord und Zerstörung bewahren. Mit Schreck musste sie aber feststellen, dass es absolut gar nichts änderte, sondern sie am Nacken gepackt und durch den ganzen Raum geschliffen wurde.
Unbeholfen stolperte sie, versuchte irgendwie das Gleichgewicht wieder zu bekommen und musste sich darauf verlassen, dass Naheniel sie halten würde. Wie sehr es sie anekelte, dass sie nun sogar schon darauf vertrauen musste, von ihm festgehalten zu werden. Aber gleich wie sehr sich alles in ihr sträubte und sich gegen ihn stellen wollte, sie war ihm kräftemäßig unterlegen. Dumm war sie aber dafür nicht. Ganz und gar nicht. So schmerzhaft sich die Finger zwar in ihrer Haut vergruben, sah sie trotzdem das Messer auf dem Tisch liegen. Es war ihre Gelegenheit. Eine, die bestimmt nicht nochmal kommen würde. Gerade als sie ihren Arm, flink wie sie als Bognerin war, nach dem Messer ausstrecken wollte, um es diesem abstoßenden Kerl irgendwohin zu rammen, am liebsten natürlich dahin, wo es einem Mann am meisten wehtat, hielt sie wie vom Blitz getroffen inne.
"Adrian?" Sie hauchte den Namen ihres Schwagers ganz leise, als sie das erkannte, worauf Naheniel sie hinwies. Es war kein Schatten zu sehen. Und nun, da sie etwas konzentrierter darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass es auch davor keine gegeben hatte. Nicht seitdem sie das Haus betreten hatte und… auch nirgends sonst. Weit riss sie ihre Augen auf und schlug von Wut und Kummer getrieben um sich. Irgendetwas von Naheniel würde sie schon treffen, jetzt war es ihr auch ganz egal was. "Was hast Du ihm angetan?!" Sie hatte die Worte, es wäre Adrian allein gewesen, der etwas Dummes getan hatte, durchaus gehört. Aber gerade in diesem Moment konnte sie diese nicht verarbeiten, weil nun nur noch eins in ihrem Kopf war: Naheniel hatte sie gefunden. Die Stelle, die ihr am meisten weh tat. Ihre Familie. Ihre richtige Familie.
Als sie wieder nach oben gezogen wurde, versuchte sie mit ihren Fäusten seine Brust zu treffen und holte dafür so weit aus, wie sie konnte. Es war wirklich genug, mehr als genug. Wenn Naheniel unbedingt beweisen wollte, wie groß seine Macht über sie war, hatte er das doch bereits mehr als genug getan. Warum nun auch noch Adrian? Wieder haute sie zu, als die Stimme des Schöpfers sie aus ihrer Rage heraus riss und sie wie erstarrt in seine schwarzen Augen sah und erkennen musste, dass es vollkommen gleich war, ob Adrian selbst sich in eine Gefahr gebracht hatte oder es Naheniel gewesen war. Das Ergebnis blieb gleich.
Auch zog sie die Worte nicht in Zweifel, im Gegenteil. Dafür war der Vorteil, der sich für ihr Gegenüber aus der Wahrheit ergab zu groß. Für den Bruchteil eines Augenblicks ratterten alle Möglichkeiten, wie sie nun weiter verfahren konnte, durch ihren Kopf. Aber gleich, was sie durchdachte, es gab nur das eine, was für sie zählte und das größte Gewicht besaß. Sie musste Adrian retten, egal wie hoch der Preis war.
"Du bekommst was Du willst."
Ein Beben der Traurigkeit und der Hoffnungslosigkeit erfasste sie als sie ihm mit gebrochenem Blick in die Augen sah. "Ich werde die Krone tragen."
Wie konnte gerade das kleine Mädchen immer noch das Gute in ihm sehen? Und warum hielten sie beide ständig zu ihm? Ihn durfte man nicht anschmachten oder gern haben, denn an ihm gab es nichts, was es verdient hatte, gern gehabt zu werden.
Es würde nichts bringen, es ihm gleich zu tun und einfach zurückzuschlagen. Wahrscheinlich, so schätzte Liadan ihn ein, würde es ihn sogar noch anstacheln und das nächste Mal könnte seine Faust auf ihr Gesicht treffen. Sie scheute zwar den Schmerz nicht, aber diesen unbedingt herausprovozieren und durch ihr Verhalten darum bitten musste sie nun auch nicht. Stattdessen funkelte sie Naheniel weiterhin mit zornigen Augen an, aus denen unaufhörlich Tränen flossen.
Es war einfach nicht fair wie das ablief. Sie hatte sich nicht wirklich etwas zu Schulden kommen lassen, sondern nur auf ihr Herz gehört. Sie wollte eben frei sein von den Zwängen und Regeln die ihr durch den Palast und durch die Welt, in die sie geboren, oder wahrscheinlich eher geschaffen, worden war, auferlegt wurden. Klar, sie hatte nicht gehorcht, das stimmte schon. Aber was konnte ihr Vater dafür? Nichts, überhaupt gar nichts. Es war aber ziemlich schwer, ihre Gedanken zu Ende zu fassen und sich immer mehr in dem Schicksal zu verfangen, das ihr auferlegt worden war. Denn als sich die Hand Naheniels an ihrem Hals entlang bewegte, blinzelte sie erschrocken und senkte gefügig ihren Blick.
Jetzt war es wohl so weit. In Wahrheit brauchte er keine Kaiserin, sondern irgendein Opfer. Liadan atmete nochmal tief ein in der Hoffnung, dieser Atemzug würde ihr noch einige weitere Augenblicke verschaffen. Dann könnte sie nochmal über alles, was in den letzten Jahren so schön für sie gewesen war, nachdenken. Die Begegnung mit Verlion, der sie mit nur einem klitzekleinen Lächeln im Sturm erobert hatte. Der Abend, als sie in der Kathedrale des roten Bischofs ihre Ringe austauschten und einen Vertrag unterzeichneten, der ihr blöderweise zu einem ihrer Verhängnisse geworden war. Aber alles davon würde sie genauso wieder machen für diese kostbare Zeit, die ihr geschenkt worden war. Ihre Aufnahme in die Gilde und die Freunde, die sie dadurch gewonnen hatte.
Obwohl sie immer eine gewisse Vorsicht ihr gegenüber wahrgenommen hatte, weil man sie nicht kannte und sie nie etwas zu ihrer Herkunft erzählte, besaßen die Worte von Verlion und Adrian genug Gewicht, dass sie, ohne laut hinterfragt zu werden, das Wappen bekam. Es war ein Ort der Sicherheit gewesen. Ein Ort, den sie nun wohl niemals wieder sehen würde.
Liadan schluckte schwer und wartete darauf, dass Naheniel endlich zudrückte und es beendete. Stattdessen aber sprach er zu ihrer Überraschung weiter und sie schlug mit verkrampften Gesicht ihren Blick wieder nach oben. "Ich bin nicht wie Du!" Kam es heiser über ihre Lippen. Auch wenn die Hand auf ihrem Hals kaum zu spüren war, fühlte es sich ziemlich beklemmend an. Außerdem trafen Naheniels Worte. Jedes einzelne davon saß genau dort, wo es anscheinend sitzen sollte und alles was er sagte ließ den Zweifel an sich selbst nun umso stärker und ausgeprägter keimen.
Der Kaiser hätte nicht sterben müssen, wäre sie gar nicht erst in die Fänge Naheniels geraten. Hätte sie sich widersetzen können oder wäre schon längst in dem Portal verschwunden. Oder auch, wenn sie es gar nicht erst jemals verlassen hätte. Liadan hatte es immer gewusst, dass es irgendwann so weit kommen würde und Naheniel sie fand. Und tief in ihrem Inneren hatte sie auch gewusst, was es für sie bedeutete, wenn das passierte. Immer noch in seinem Griff gefangen, begann sie am ganzen Leib zu zittern. Eine riesengroße Angst überkam sie, weil sie verstand, dass es keine Chance gab, sich von ihm zu lösen. Das galt gleich für mehrere Belange. Weder konnte sie sich aus dem Halt seiner Hand befreien, noch sich seiner Macht über sie entziehen.
"Bitte, hör einfach auf damit…" So gut es dieser Situation noch möglich war, versuchte Liadan sich zu kontrollieren und zusammen zu nehmen. Sie wusste, es würde nichts helfen, aber trotzdem legte sie ihre Hand auf das Handgelenk Naheniels. Vielleicht konnte sie das im richtigen Moment doch noch vor einem Ausbruch seines Wahns nach Mord und Zerstörung bewahren. Mit Schreck musste sie aber feststellen, dass es absolut gar nichts änderte, sondern sie am Nacken gepackt und durch den ganzen Raum geschliffen wurde.
Unbeholfen stolperte sie, versuchte irgendwie das Gleichgewicht wieder zu bekommen und musste sich darauf verlassen, dass Naheniel sie halten würde. Wie sehr es sie anekelte, dass sie nun sogar schon darauf vertrauen musste, von ihm festgehalten zu werden. Aber gleich wie sehr sich alles in ihr sträubte und sich gegen ihn stellen wollte, sie war ihm kräftemäßig unterlegen. Dumm war sie aber dafür nicht. Ganz und gar nicht. So schmerzhaft sich die Finger zwar in ihrer Haut vergruben, sah sie trotzdem das Messer auf dem Tisch liegen. Es war ihre Gelegenheit. Eine, die bestimmt nicht nochmal kommen würde. Gerade als sie ihren Arm, flink wie sie als Bognerin war, nach dem Messer ausstrecken wollte, um es diesem abstoßenden Kerl irgendwohin zu rammen, am liebsten natürlich dahin, wo es einem Mann am meisten wehtat, hielt sie wie vom Blitz getroffen inne.
"Adrian?" Sie hauchte den Namen ihres Schwagers ganz leise, als sie das erkannte, worauf Naheniel sie hinwies. Es war kein Schatten zu sehen. Und nun, da sie etwas konzentrierter darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass es auch davor keine gegeben hatte. Nicht seitdem sie das Haus betreten hatte und… auch nirgends sonst. Weit riss sie ihre Augen auf und schlug von Wut und Kummer getrieben um sich. Irgendetwas von Naheniel würde sie schon treffen, jetzt war es ihr auch ganz egal was. "Was hast Du ihm angetan?!" Sie hatte die Worte, es wäre Adrian allein gewesen, der etwas Dummes getan hatte, durchaus gehört. Aber gerade in diesem Moment konnte sie diese nicht verarbeiten, weil nun nur noch eins in ihrem Kopf war: Naheniel hatte sie gefunden. Die Stelle, die ihr am meisten weh tat. Ihre Familie. Ihre richtige Familie.
Als sie wieder nach oben gezogen wurde, versuchte sie mit ihren Fäusten seine Brust zu treffen und holte dafür so weit aus, wie sie konnte. Es war wirklich genug, mehr als genug. Wenn Naheniel unbedingt beweisen wollte, wie groß seine Macht über sie war, hatte er das doch bereits mehr als genug getan. Warum nun auch noch Adrian? Wieder haute sie zu, als die Stimme des Schöpfers sie aus ihrer Rage heraus riss und sie wie erstarrt in seine schwarzen Augen sah und erkennen musste, dass es vollkommen gleich war, ob Adrian selbst sich in eine Gefahr gebracht hatte oder es Naheniel gewesen war. Das Ergebnis blieb gleich.
Auch zog sie die Worte nicht in Zweifel, im Gegenteil. Dafür war der Vorteil, der sich für ihr Gegenüber aus der Wahrheit ergab zu groß. Für den Bruchteil eines Augenblicks ratterten alle Möglichkeiten, wie sie nun weiter verfahren konnte, durch ihren Kopf. Aber gleich, was sie durchdachte, es gab nur das eine, was für sie zählte und das größte Gewicht besaß. Sie musste Adrian retten, egal wie hoch der Preis war.
"Du bekommst was Du willst."
Ein Beben der Traurigkeit und der Hoffnungslosigkeit erfasste sie als sie ihm mit gebrochenem Blick in die Augen sah. "Ich werde die Krone tragen."
*** Purpurne Kaiserin ***
- Naheniel
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#1370
"Na also, geht doch." Ohne einen Funken Nachsicht zu zeigen, schleuderte er Liadan zu Boden. Er hatte was er wollte. Die Kaiserin mochte es nicht wissen, doch er hätte auch ohne das Übereinkommen zwischen ihm und ihr nach Adrian gesucht. Ihre Einwilligung war für ihn nur ein sehr gut passender Bonus.
Die Geschichte zwischen Naheniel und seinem einstigen Freund war eben noch lange nicht auserzählt, schließlich, was wäre ein Krieger ohne einen passenden Gegner? Es wäre langweilig und alle seine zukünftigen Handlungen noch dazu schlicht ohne jede Herausforderung. Außerdem benötigte er Adrian, um seine Schwester zu richten.
Es war von einer nahezu poetischen Dramatik, wenn sich der Liebhaber Tanuris schon in kurzer Zeit zu ihrem Mörder wandeln würde, denn Naheniel hatte vor, auch Adrian vor die Wahl zu stellen.
Die sichere Rückkehr Freyas gegen das Leben der Hüterin. Wie einfach es doch war, sie alle gegeneinander zu benutzen.
Alles aber zu seiner Zeit.
Sein Blick streifte über die am Boden liegende Kaiserin und ein Hauch von Erheiterung zeigte sich in seinem Ausdruck. Auch bei ihr war ein Umschwenken mit nur einer Bemerkung gelungen. Zu schade, dass sie so wenig Selbstkontrolle bewiesen hatte und was für eine lausige Schauspielerin sie doch war und ihm somit offen verraten hatte, dass das, was sie für Adrian empfand, über eine bloße Bekanntschaft hinaus ging.
Was es tatsächlich war, was Liadan mit ihm verband, vermochte er nicht zu sagen. War sein einstiger Freund etwa mit den Jahren so weich geworden, dass er enge Bindungen zuließ?
Bindungen, die schwach machten und eine für den Feind nutzbare Angriffsfläche boten? Einst waren sie sich in nahezu nichts nachgestanden und sich auch in ihrer Härte des Handelns und des durchsetzens ihre Willens ebenbürtig gewesen.
Genauso wie sie beide kompromisslos gegenüber allem und jedem waren, was ihren Zielen im Wege stand. Was hatte sich für Adrian seitdem verändert?
Ehrlicherweise aber, war es so, dass es Naheniel nicht kümmern sollte. Es machte es ihm nur noch leichter zu bekommen, was er wollte. Und doch… Etwas, das er nicht fassen konnte, nagte an ihm.
Eilig verscheuchte er den Gedanken und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Bognerin. Eine sichtliche Zufriedenheit zeigte sich auf seinen Zügen, als er sich auf einem Knie zu ihr nieder ließ und ihr väterlich eine Strähne aus ihrem Gesicht strich. "Das war ein guter Tausch, Kaiserin. Du hältst Deine Versprechen und ich meine."
Nun konnte er Liadan sich selbst überlassen, denn er wusste, dass sie sich nicht mehr widersetzen würde und in kurzer Zeit in ihr Land zurückkehren würde.
Er musste sie nicht mehr auffordern oder sie selbst dorthin bringen, dessen war er sich sicher. Denn, so war er überzeugt, sie wusste sehr genau, was auf dem Spiel stand, wenn sie sich erneut versuchte, gegen ihn durchzusetzen.
Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich, drehte sich herum und verließ das kleine Haus mit dem wehenden Mantel des Reiters, der sich an seinen Körper schmiegte.
Den Schneider bemerkte er nach wie vor nicht. Da nun aber die Türe offen stand, konnte dieser das, was er zu überbringen hatte, in dem Haus hinterlassen oder sogar den Mut zeigen, dort zu warten, bis Naheniel zurückkehren würde.
Vorerst aber führte sein nächster Weg ihn an einen Ort, an dem er lange nicht gewesen war. Einst, da war es wie ein zu Hause für ihn, in einer Zeit, als die Dinge und die Beziehungen noch anders lagen. Wie er nun dorthin kam und wie lange die Reise dauerte, spielte keine Rolle. Es zählte nur, dass er sein Ziel erreichte.
Nun stand er vor dem Tor des Anwesens, den Blick starr auf die hohen Mauern und das für ihn immer noch beeindruckende, dunkle, aber dennoch schlichte Gebäude dahinter gerichtet. Nichts hatte sich verändert, seit seinem letzten Besuch, selbst die Erinnerungen waren immer noch lebendig. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen auf die moosbedeckten Pflastersteine, die den Pfad zum Haus säumten und kurz vor dem Treppenaufgang verzweigten.
Das Gebäude wollte er nicht betreten, trotzdem hielt er aber inne und sah zu der schweren Flügeltür, die das Innere vor der Außenwelt versperrte. Fast war es ihm, als könnte er die Personen von damals wieder sehen, als wären die Begegnungen von einst gerade erst geschehen. Ein frostiger, kaum spürbarer Wind streifte und erinnerte ihn, weshalb er eigentlich hier war und zog ihn fort von dem Haus, weiter den Weg entlang.
Damals, in jenen Zeiten, als Namen noch das Gewicht von Macht und Herkunft trugen, besaßen einige der dunklen Familien ihrer Geschichte und ihrer Bedeutung entsprechend einen Grund mit mehreren Gebäuden und Ställen.
Prunkvoll und protzig hatten viele sich damit zur Schau gestellt und versuchten damit zu beweisen, wie hoch sie in der Gemeinde standen und wenn sie es noch nicht taten, bemühten sie sich auf diese Weise, ihr Ansehen zu steigern. Sie bauten sich Burgen oder gar ganze Schlösser, mit hunderten von Zimmern und gebärten dort einen Gläubigen nach dem anderen, der den altehrwürdigen Namen entweder mit Stolz trug und sich in Schlachten bewies oder zu einem schwarzen Schaf wurde und alles was der Familie heilig war, in den Dreck zog.
Hier aber suchte man umsonst nach einer Burg oder einem Schloss. Zwar war das Gelände weitläufig und hätte durchaus den Platz dafür geboten, aber alles was es zu sehen gab, war seit jeher von Schlichtheit und Klarheit geprägt, was dafür sorgte, dass der wahre Mittelpunkt dieses Ortes nicht überstrahlt wurde.
Denn der Pfad führte in einen Wald zu einer Lichtung, auf der sich ein uralter Tempel befand. Dieser war schon immer hier gewesen, lange bevor das Land in die Hände der Familie fiel, die über Generationen hinweg das Hauptgebäude, Ställe und kleine Häuser für das Gesinde gebaut hatte, allerdings immer darauf achtend, die Magie des Tempels zu bewahren. Ganz so als hätten sie einen Schwur abgeleistet, diesen besonderen Ort zu beschützen, der von etwas umgeben war, was Worte nicht umfassen konnten.
Naheniel war in seiner Jugend häufig hier gewesen, Seite an Seite mit seinem Freund, dem Sohn des Mannes, dem all das hier damals gehörte und das er nach seinem Tod an ihn weitervererben würde. Hier hatten sie Pläne gegen das weiße Pack geschmiedet, Gebete gesprochen, den Glauben diskutiert und die ein oder andere jugendliche Dummheit begangen. Als sie älter wurde, waren die wahren Kriege dazugekommen und die Wunden, die sie einander stolz präsentierten.
An einem alten großen Baum, dessen Krone sich weit verzweigte und der schon lange keine Blätter mehr trug, blieb er stehen. Der Wind trug den Singsang einer Stimme mit sich, die er nie vergessen hatte. Alyssa. Ein eisiges Lächeln zuckte über seine Mundwinkel und er trat an die Schaukel heran, die schon kaum mehr vorhanden war, aber immer noch mit Seilen an einem der dicken Äste befestigt war.
Er erinnerte sich sehr genau an das verträumte, oft entrückte Gesicht des Mädchens, das irgendwann zu einer jungen Frau geworden war. "Alyssa." Die Schaukel schwang sacht hin und her und die Haare der Frau schwebten geisterhaft im Wind. Etwas verloren, wie in einem Traum, schien sie ihm zuzuhören. Naheniel, noch wesentlich jünger als heute, stoppte die Schaukel und betrachtete sie mit einem lockenden Blick.
"Es ist soweit." Er streckte seine Hand nach ihr aus und bot ihr diese einladend dar. "Ich bin hier, um Dich mit mir zu nehmen."
Das Bild der Erinnerung löste sich auf, so plötzlich wie es gekommen war. Jahre waren seit diesem Tag vergangen, als Naheniels Rache an der Familie Al Saher begann. Es war einer von vielen Brüchen gewesen, die eine tiefe Freundschaft langsam entzweite.
Die Schatten der Vergangenheit hingen aber immer noch an diesem Ort und als Naheniel eines der Seile berührte, an der die Schaukel hing, spürte er ein schwaches Kribbeln, das ihm zeigte, dass nichts davon vergessen war. Es war aber keine Zeit in Nostalgie zu verfallen, weshalb sein Weg ihn weiter zu dem Wald führte und der Lichtung, auf der sich der Tempel befand.
Ein dunkelgrauer, viel zu dichter Nebel zog sich durch den Wald und wurde immer dunkler, je näher Naheniel dem Tempel kam. Er hatte also recht gehabt. Adrian war nach Hause zurückgekehrt, dorthin, wo die Magie der Ahnen am stärksten war. Zu seiner Überraschung war nicht mehr viel von dem einstigen Gebäude übrig, es war verfallen und nur noch an den Überresten war zu erkennen, dass es einst ein Ort des Glaubens gewesen war.
Ob es die Heftigkeit des dunklen Zaubers gewesen war, der die Mauern zum Einsturz brachte und nicht mehr als verfallene Pfeiler und Säulen gelassen hatte? Möglich war es durchaus, schließlich hatte Adrian sich an einer Macht bedient, die mit zu den stärksten und unberechenbarsten gehörte.
Für einige Atemzüge ließ Naheniel sich von der Schwärze der Dunkelheit umfangen, die sich wie eine Decke über den gesamten Bereich gelegt hatte und alles für sich vereinnahmte. Es war verführerisch, sich ebenfalls von dieser leiten zu lassen und zu versuchen, sie in sich aufzunehmen. Niemals war die Finsternis vor ihm in dieser Masse erschienen, zum Greifen nah und gleichzeitig so unkontrollierbar.
Er hörte das Flüstern der Schatten, die wie ein leiser Rhythmus aus Trommelschlägen erklang und nach ihm rief. Genüsslich schloß er die Augen und ließ sich von all dem durchdringen, was Adrian entfesselt hatte. Naheniel verstand durchaus, welche Verführung von all dem, was ihn umgab, ausging. Elemente waren immer noch frei und ungezügelt und wenn man sie erst aus ihrem Gefängnis entließ, konnten sie einen vereinnahmen.
Mit einem kühlen Lächeln öffnete er seine Augen wieder und sah zu dem knieenden Dunkelmagier, der von der Schwärze hungrig umtanzt wurde. Niemals hätte er es zugegeben, aber er zollte Adrian Respekt dafür, dass er der Dunkelheit so lange widerstanden hatte. Andere wären binnen Minuten von ihr verschlungen worden. Trotzdem war es nicht zu übersehen, dass es an der Kraft Adrians zehrte.
Kopfschüttelnd trat Naheniel durch den zähen Nebel aus Dunkelheit und Schatten hindurch und versuchte dabei die Schlieren aus Finsternis, die pulsierend den Tempel zu einem grotesken Leben erweckten und auch ihn versuchten zu umfassen, zu ignorieren.
Mit jedem Schritt nahm die Magie an Intensität zu, ein nahezu übermächtiger Sog, der surrend die Luft auflud und an der Aura, die Adrian umgab, auch für Naheniel spürbar zerrte und drohte, diese auseinanderzureißen.
Er wusste, dass es nur eines falschen Wortes oder Luftzugs bedurfte, um die letzte Kontrolle, die sein einstiger Weggefährte noch über sich und das, was er entfesselt hatte, besaß, aus dem Gleichgewicht zu bringen. Was dann geschah, wenn Adrian selbst zur Dunkelheit wurde, war unvorhersehbar.
Deshalb umschritt Naheniel ihn vorsichtig, stellte sich vor ihm auf und ließ sich langsam zu ihm herab, bis ihre Blicke sich auf Augenhöhe trafen und er seine Hand wie beiläufig auf die Schulter seines Gegenübers legte.
"Du weißt, dass Du ein vollkommener Idiot bist, Dich dieser Magie zu bedienen?" Sein Blick fiel auf die tote Krähe, die er als jene seiner Schwester erkannte und erneut schüttelte er seinen Kopf, bevor er wieder zu Adrian sah. Es passte also alles tatsächlich zusammen und so kam er nicht umhin, seine Gedanken, die er in der Legion gehabt hatte, nun laut zu wiederholen. "Ich hoffe, sie war es wert."
Die Geschichte zwischen Naheniel und seinem einstigen Freund war eben noch lange nicht auserzählt, schließlich, was wäre ein Krieger ohne einen passenden Gegner? Es wäre langweilig und alle seine zukünftigen Handlungen noch dazu schlicht ohne jede Herausforderung. Außerdem benötigte er Adrian, um seine Schwester zu richten.
Es war von einer nahezu poetischen Dramatik, wenn sich der Liebhaber Tanuris schon in kurzer Zeit zu ihrem Mörder wandeln würde, denn Naheniel hatte vor, auch Adrian vor die Wahl zu stellen.
Die sichere Rückkehr Freyas gegen das Leben der Hüterin. Wie einfach es doch war, sie alle gegeneinander zu benutzen.
Alles aber zu seiner Zeit.
Sein Blick streifte über die am Boden liegende Kaiserin und ein Hauch von Erheiterung zeigte sich in seinem Ausdruck. Auch bei ihr war ein Umschwenken mit nur einer Bemerkung gelungen. Zu schade, dass sie so wenig Selbstkontrolle bewiesen hatte und was für eine lausige Schauspielerin sie doch war und ihm somit offen verraten hatte, dass das, was sie für Adrian empfand, über eine bloße Bekanntschaft hinaus ging.
Was es tatsächlich war, was Liadan mit ihm verband, vermochte er nicht zu sagen. War sein einstiger Freund etwa mit den Jahren so weich geworden, dass er enge Bindungen zuließ?
Bindungen, die schwach machten und eine für den Feind nutzbare Angriffsfläche boten? Einst waren sie sich in nahezu nichts nachgestanden und sich auch in ihrer Härte des Handelns und des durchsetzens ihre Willens ebenbürtig gewesen.
Genauso wie sie beide kompromisslos gegenüber allem und jedem waren, was ihren Zielen im Wege stand. Was hatte sich für Adrian seitdem verändert?
Ehrlicherweise aber, war es so, dass es Naheniel nicht kümmern sollte. Es machte es ihm nur noch leichter zu bekommen, was er wollte. Und doch… Etwas, das er nicht fassen konnte, nagte an ihm.
Eilig verscheuchte er den Gedanken und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Bognerin. Eine sichtliche Zufriedenheit zeigte sich auf seinen Zügen, als er sich auf einem Knie zu ihr nieder ließ und ihr väterlich eine Strähne aus ihrem Gesicht strich. "Das war ein guter Tausch, Kaiserin. Du hältst Deine Versprechen und ich meine."
Nun konnte er Liadan sich selbst überlassen, denn er wusste, dass sie sich nicht mehr widersetzen würde und in kurzer Zeit in ihr Land zurückkehren würde.
Er musste sie nicht mehr auffordern oder sie selbst dorthin bringen, dessen war er sich sicher. Denn, so war er überzeugt, sie wusste sehr genau, was auf dem Spiel stand, wenn sie sich erneut versuchte, gegen ihn durchzusetzen.
Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich, drehte sich herum und verließ das kleine Haus mit dem wehenden Mantel des Reiters, der sich an seinen Körper schmiegte.
Den Schneider bemerkte er nach wie vor nicht. Da nun aber die Türe offen stand, konnte dieser das, was er zu überbringen hatte, in dem Haus hinterlassen oder sogar den Mut zeigen, dort zu warten, bis Naheniel zurückkehren würde.
Vorerst aber führte sein nächster Weg ihn an einen Ort, an dem er lange nicht gewesen war. Einst, da war es wie ein zu Hause für ihn, in einer Zeit, als die Dinge und die Beziehungen noch anders lagen. Wie er nun dorthin kam und wie lange die Reise dauerte, spielte keine Rolle. Es zählte nur, dass er sein Ziel erreichte.
Nun stand er vor dem Tor des Anwesens, den Blick starr auf die hohen Mauern und das für ihn immer noch beeindruckende, dunkle, aber dennoch schlichte Gebäude dahinter gerichtet. Nichts hatte sich verändert, seit seinem letzten Besuch, selbst die Erinnerungen waren immer noch lebendig. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen auf die moosbedeckten Pflastersteine, die den Pfad zum Haus säumten und kurz vor dem Treppenaufgang verzweigten.
Das Gebäude wollte er nicht betreten, trotzdem hielt er aber inne und sah zu der schweren Flügeltür, die das Innere vor der Außenwelt versperrte. Fast war es ihm, als könnte er die Personen von damals wieder sehen, als wären die Begegnungen von einst gerade erst geschehen. Ein frostiger, kaum spürbarer Wind streifte und erinnerte ihn, weshalb er eigentlich hier war und zog ihn fort von dem Haus, weiter den Weg entlang.
Damals, in jenen Zeiten, als Namen noch das Gewicht von Macht und Herkunft trugen, besaßen einige der dunklen Familien ihrer Geschichte und ihrer Bedeutung entsprechend einen Grund mit mehreren Gebäuden und Ställen.
Prunkvoll und protzig hatten viele sich damit zur Schau gestellt und versuchten damit zu beweisen, wie hoch sie in der Gemeinde standen und wenn sie es noch nicht taten, bemühten sie sich auf diese Weise, ihr Ansehen zu steigern. Sie bauten sich Burgen oder gar ganze Schlösser, mit hunderten von Zimmern und gebärten dort einen Gläubigen nach dem anderen, der den altehrwürdigen Namen entweder mit Stolz trug und sich in Schlachten bewies oder zu einem schwarzen Schaf wurde und alles was der Familie heilig war, in den Dreck zog.
Hier aber suchte man umsonst nach einer Burg oder einem Schloss. Zwar war das Gelände weitläufig und hätte durchaus den Platz dafür geboten, aber alles was es zu sehen gab, war seit jeher von Schlichtheit und Klarheit geprägt, was dafür sorgte, dass der wahre Mittelpunkt dieses Ortes nicht überstrahlt wurde.
Denn der Pfad führte in einen Wald zu einer Lichtung, auf der sich ein uralter Tempel befand. Dieser war schon immer hier gewesen, lange bevor das Land in die Hände der Familie fiel, die über Generationen hinweg das Hauptgebäude, Ställe und kleine Häuser für das Gesinde gebaut hatte, allerdings immer darauf achtend, die Magie des Tempels zu bewahren. Ganz so als hätten sie einen Schwur abgeleistet, diesen besonderen Ort zu beschützen, der von etwas umgeben war, was Worte nicht umfassen konnten.
Naheniel war in seiner Jugend häufig hier gewesen, Seite an Seite mit seinem Freund, dem Sohn des Mannes, dem all das hier damals gehörte und das er nach seinem Tod an ihn weitervererben würde. Hier hatten sie Pläne gegen das weiße Pack geschmiedet, Gebete gesprochen, den Glauben diskutiert und die ein oder andere jugendliche Dummheit begangen. Als sie älter wurde, waren die wahren Kriege dazugekommen und die Wunden, die sie einander stolz präsentierten.
An einem alten großen Baum, dessen Krone sich weit verzweigte und der schon lange keine Blätter mehr trug, blieb er stehen. Der Wind trug den Singsang einer Stimme mit sich, die er nie vergessen hatte. Alyssa. Ein eisiges Lächeln zuckte über seine Mundwinkel und er trat an die Schaukel heran, die schon kaum mehr vorhanden war, aber immer noch mit Seilen an einem der dicken Äste befestigt war.
Er erinnerte sich sehr genau an das verträumte, oft entrückte Gesicht des Mädchens, das irgendwann zu einer jungen Frau geworden war. "Alyssa." Die Schaukel schwang sacht hin und her und die Haare der Frau schwebten geisterhaft im Wind. Etwas verloren, wie in einem Traum, schien sie ihm zuzuhören. Naheniel, noch wesentlich jünger als heute, stoppte die Schaukel und betrachtete sie mit einem lockenden Blick.
"Es ist soweit." Er streckte seine Hand nach ihr aus und bot ihr diese einladend dar. "Ich bin hier, um Dich mit mir zu nehmen."
Das Bild der Erinnerung löste sich auf, so plötzlich wie es gekommen war. Jahre waren seit diesem Tag vergangen, als Naheniels Rache an der Familie Al Saher begann. Es war einer von vielen Brüchen gewesen, die eine tiefe Freundschaft langsam entzweite.
Die Schatten der Vergangenheit hingen aber immer noch an diesem Ort und als Naheniel eines der Seile berührte, an der die Schaukel hing, spürte er ein schwaches Kribbeln, das ihm zeigte, dass nichts davon vergessen war. Es war aber keine Zeit in Nostalgie zu verfallen, weshalb sein Weg ihn weiter zu dem Wald führte und der Lichtung, auf der sich der Tempel befand.
Ein dunkelgrauer, viel zu dichter Nebel zog sich durch den Wald und wurde immer dunkler, je näher Naheniel dem Tempel kam. Er hatte also recht gehabt. Adrian war nach Hause zurückgekehrt, dorthin, wo die Magie der Ahnen am stärksten war. Zu seiner Überraschung war nicht mehr viel von dem einstigen Gebäude übrig, es war verfallen und nur noch an den Überresten war zu erkennen, dass es einst ein Ort des Glaubens gewesen war.
Ob es die Heftigkeit des dunklen Zaubers gewesen war, der die Mauern zum Einsturz brachte und nicht mehr als verfallene Pfeiler und Säulen gelassen hatte? Möglich war es durchaus, schließlich hatte Adrian sich an einer Macht bedient, die mit zu den stärksten und unberechenbarsten gehörte.
Für einige Atemzüge ließ Naheniel sich von der Schwärze der Dunkelheit umfangen, die sich wie eine Decke über den gesamten Bereich gelegt hatte und alles für sich vereinnahmte. Es war verführerisch, sich ebenfalls von dieser leiten zu lassen und zu versuchen, sie in sich aufzunehmen. Niemals war die Finsternis vor ihm in dieser Masse erschienen, zum Greifen nah und gleichzeitig so unkontrollierbar.
Er hörte das Flüstern der Schatten, die wie ein leiser Rhythmus aus Trommelschlägen erklang und nach ihm rief. Genüsslich schloß er die Augen und ließ sich von all dem durchdringen, was Adrian entfesselt hatte. Naheniel verstand durchaus, welche Verführung von all dem, was ihn umgab, ausging. Elemente waren immer noch frei und ungezügelt und wenn man sie erst aus ihrem Gefängnis entließ, konnten sie einen vereinnahmen.
Mit einem kühlen Lächeln öffnete er seine Augen wieder und sah zu dem knieenden Dunkelmagier, der von der Schwärze hungrig umtanzt wurde. Niemals hätte er es zugegeben, aber er zollte Adrian Respekt dafür, dass er der Dunkelheit so lange widerstanden hatte. Andere wären binnen Minuten von ihr verschlungen worden. Trotzdem war es nicht zu übersehen, dass es an der Kraft Adrians zehrte.
Kopfschüttelnd trat Naheniel durch den zähen Nebel aus Dunkelheit und Schatten hindurch und versuchte dabei die Schlieren aus Finsternis, die pulsierend den Tempel zu einem grotesken Leben erweckten und auch ihn versuchten zu umfassen, zu ignorieren.
Mit jedem Schritt nahm die Magie an Intensität zu, ein nahezu übermächtiger Sog, der surrend die Luft auflud und an der Aura, die Adrian umgab, auch für Naheniel spürbar zerrte und drohte, diese auseinanderzureißen.
Er wusste, dass es nur eines falschen Wortes oder Luftzugs bedurfte, um die letzte Kontrolle, die sein einstiger Weggefährte noch über sich und das, was er entfesselt hatte, besaß, aus dem Gleichgewicht zu bringen. Was dann geschah, wenn Adrian selbst zur Dunkelheit wurde, war unvorhersehbar.
Deshalb umschritt Naheniel ihn vorsichtig, stellte sich vor ihm auf und ließ sich langsam zu ihm herab, bis ihre Blicke sich auf Augenhöhe trafen und er seine Hand wie beiläufig auf die Schulter seines Gegenübers legte.
"Du weißt, dass Du ein vollkommener Idiot bist, Dich dieser Magie zu bedienen?" Sein Blick fiel auf die tote Krähe, die er als jene seiner Schwester erkannte und erneut schüttelte er seinen Kopf, bevor er wieder zu Adrian sah. Es passte also alles tatsächlich zusammen und so kam er nicht umhin, seine Gedanken, die er in der Legion gehabt hatte, nun laut zu wiederholen. "Ich hoffe, sie war es wert."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?