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Die dunkle Prophezeiung
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2. Verstoß
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3. Verstoß
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Dieses betrifft nur eure Accounts hier im Forum und nicht eure Spielaccounts für Die 4te Offenbarung.
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- Naheniel
- Dorfältester / Dorfälteste
- Beiträge: 184
- Registriert: Mo 27. Mai 2019, 19:18
- Danksagung erhalten: 1 Mal
#1376
Naheniel folgte mit seinen Augen aufmerksam den Bewegungen seines Gegenübers. Es war nicht leicht, aus den Gesten Adrians etwas herauszulesen, zu undurchdringlich war die Dunkelheit, zu bestimmend die Schatten. Trotzdem aber schien immer noch etwas von dem Mann da zu sein, den er noch von damals kannte. Einer Zeit, die sich nicht selten anfühlte, als läge sie in einem anderen Leben. Pläne, Kriege, Schlachten und ein Glaube.
Vieles davon schien sich auf den ersten Blick verändert zu haben, doch in Wirklichkeit war das meiste gleich geblieben. Beide verfolgten ihre Vorstellungen und beide waren bereit, dafür Opfer zu bringen. Heute aber war es keine gemeinsame Vision mehr. Es war ein Wettlauf darum geworden, wer zuerst das Ziel erreichen würde.
Er verzog seine Lippen zu einem berechnenden Lächeln. Die Wege, die sie bereit waren zu gehen, waren unterschiedlich und doch gleichermaßen gnadenlos. Er kannte Adrians Prinzipien von damals, so wie er seine eigenen kannte. Für ihn aber war die Wahl einfach geblieben: Entweder ergab man sich seinem Willen oder man wurde von ihm zerstört. Somit war beides für ihn ein Gewinn, der Triumph über einen Gegner oder die Unterwerfung derer, die sich ihm entgegenstellten.
Nachdem die Schatten nun gewichen waren, streckte Naheniel Adrian seine Hand entgegen und richtete sich ebenfalls auf. Für einen Moment standen sie einander reglos gegenüber, Mann gegen Mann, Freund gegen Freund und Feind gegen Feind.
Es war damals des Dunkelmagiers Entscheidung gewesen, welche Seite er wählte. Immer noch auf gewisse Weise bedauerlich, da er Naheniel durchaus von Nutzen hätte sein können. Ein fähiger General, der wusste, was er tat und wie er Armeen befehligen musste. Doch auch ein annehmbarer Feind, der ihn hier und da herausfordern konnte, hatte seinen ganz eigenen Wert.
Sein Griff um Adrians Hand verfestigte sich plötzlich und er zog ihn mit einem schnellen Ruck näher an sich heran.
Das Strahlen seiner tiefblauen Augen durchbrach die düstere Atmosphäre des verwüsteten Tempels und seine Stimme, samtig und beinahe trügerisch flüsternd, durchschnitt die schwere Stille. "Wir sind also quitt."
Ein kurzes, diebisches Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er Adrian wieder losließ. Es war eine Anspielung an ein Ereignis, das sich viele Jahre zuvor abspielte. Ein Tag wie jeder für alle anderen, ein niemals in Vergessen geratener für ihn, als Adrian ihm das Leben rettete.
Ob er sich heute wünschte, er hätte es nicht getan? Was wäre, wenn er ihn damals zum Sterben zurückgelassen hätte? Es waren Fragen, die Naheniel durchaus amüsierten. Denn somit wäre all das, was bereits geschah und noch geschehen würde, abwendbar gewesen.
"Bereust Du es?" Er deutete ein leichtes, vergnügtes Zwinkern an, bevor er sich herum drehte und seine Aufmerksamkeit über den zerstörten Tempel streifen ließ. Nun, da die Finsternis sich gesenkt hatte, war es nicht mehr als eine graue Ruine, die hier und da noch die letzten Anzeichen einer dunklen Magie zeigte, die sich aber mehr und mehr zurückzog.
Kurz nur zogen einige Bilder durch Naheniels Geist, Hochzeiten, die nur im engsten Kreis der Familie Al Saher an diesem Ort stattgefunden hatten, sowie auch einige besondere Messen und Rituale, zu denen man die Priester der damaligen Zeit geladen hatte. Niemals pompös und trotzdem sehr einprägsam. Lauschte man genau, sprachen sie noch immer zwischen dem kaputten Gemäuer, die Stimmen aus der Vergangenheit. Für einen Moment verharrte er, gab sich einigen der aufflammenden Erinnerungen hin und ein Funken Melancholie blitzte in seinen Augen auf, verschwand jedoch so schnell wieder, wie er gekommen war.
Dann schritt er weiter voran, in die Richtung, in der noch immer der Altar zu erkennen war. Der Saum seines Mantels strich über den aufgewirbelten Staub, während sein verloren gegangener Schatten sich zurück an seine Fersen heftete und ihn wieder wieder zu einem machte und ihn vervollständigte.
Genüsslich nahm er die zu ihm gehörige Macht wahr, blieb stehen und hob langsam seine geöffnete Hand und beobachtete, wie sich schwarze Fäden wie lebendige Wesen auf seiner Handfläche regten und tanzten. Seine eigene, ihm sonst so präsent anhaftende Dunkelheit, war für ihn wieder greifbar und war begleitet von einem lockenden und gleichermaßen bedrohlichen Zischen und Flüstern. Seine Schultern spannten sich, sowie auch gleich darauf sein gesamter Körper und ein Hauch von Zufriedenheit spielte um seine Lippen, als die Finsternis ihn durchströmte und ihn erfüllte. "Schon besser."
Mit einer fließenden Bewegung umrundete er schon kurz darauf den Altar. Von dort aus machte er zwei weitere lange Schritte, bevor er zur Seite blickte und fast beiläufig zu zählen begann. Eins. Zwei. Drei. Vier. Sein Fuß stoppte über einer alten Steinplatte, über die er mit diesem wischte, nur um sich dann auf sein Knie niederzulassen, um den restlichen Staub und Schmutz der Ruine fortzuwischen. Mit seinen Fingerknöcheln klopfte er aufmerksam die Platte ab, bis ein dumpfer Klang seine Erinnerung an das Versteck bestätigte.
Vorsichtig hob er die Steinplatte an und holte aus dem Hohlraum darunter eine aus Kirschholz gefertigte Kiste hervor. Es war offensichtlich, dass diese seit vielen Jahren nicht mehr hervorgeholt worden war. Naheniel warf einen Blick über seine Schulter und ließ diesen wachsam über die Statur von Adrian wandern. Was er in den Händen hielt, war ein letztes Überbleibsel aus einer Zeit, die womöglich nur zu gern verdrängt und vergessen wurde.
Ob er damals schon ahnte, wie nah Freundschaft und Feindschaft beieinander liegen konnten?
Mühelos erhob Naheniel sich wieder und trat mit der kleinen Kiste an sein Gegenüber heran. Auch wenn die Dunkelheit sich zurückzog und das Schwarz aus den Augen Adrians langsam wich, war es trotzdem nicht zu übersehen, dass der Kampf noch nicht zu Ende war. Auf gleich mehrere Weisen.
Alles hatte eben seinen Preis, nichts bekam man umsonst. Begehrte man eine derartige Macht, musste man dafür dementsprechend bezahlen. Wie hoch am Ende das war, was von Adrian dafür eingefordert wurde, würde sich deshalb wohl erst noch zeigen.
"Ein wenig Ruhe würde Dir nicht schaden." Seine Stimme war ruhig, beinahe mild und es war keine Belehrung oder gewollte Demütigung in dieser zu hören, sondern es war einzig eine klare Feststellung der vorliegenden Tatsache.
Er wusste, wie sehr die alten Elemente einen vereinnahmten und, dass ein Rückzug von ihnen und die damit einhergehende unbedingte Kontrolle über sie noch mehr fordern konnte, als das Heraufbeschwören.
"Komm, wir setzen uns und sprechen über Grausamkeit und Gnade."
Vieles davon schien sich auf den ersten Blick verändert zu haben, doch in Wirklichkeit war das meiste gleich geblieben. Beide verfolgten ihre Vorstellungen und beide waren bereit, dafür Opfer zu bringen. Heute aber war es keine gemeinsame Vision mehr. Es war ein Wettlauf darum geworden, wer zuerst das Ziel erreichen würde.
Er verzog seine Lippen zu einem berechnenden Lächeln. Die Wege, die sie bereit waren zu gehen, waren unterschiedlich und doch gleichermaßen gnadenlos. Er kannte Adrians Prinzipien von damals, so wie er seine eigenen kannte. Für ihn aber war die Wahl einfach geblieben: Entweder ergab man sich seinem Willen oder man wurde von ihm zerstört. Somit war beides für ihn ein Gewinn, der Triumph über einen Gegner oder die Unterwerfung derer, die sich ihm entgegenstellten.
Nachdem die Schatten nun gewichen waren, streckte Naheniel Adrian seine Hand entgegen und richtete sich ebenfalls auf. Für einen Moment standen sie einander reglos gegenüber, Mann gegen Mann, Freund gegen Freund und Feind gegen Feind.
Es war damals des Dunkelmagiers Entscheidung gewesen, welche Seite er wählte. Immer noch auf gewisse Weise bedauerlich, da er Naheniel durchaus von Nutzen hätte sein können. Ein fähiger General, der wusste, was er tat und wie er Armeen befehligen musste. Doch auch ein annehmbarer Feind, der ihn hier und da herausfordern konnte, hatte seinen ganz eigenen Wert.
Sein Griff um Adrians Hand verfestigte sich plötzlich und er zog ihn mit einem schnellen Ruck näher an sich heran.
Das Strahlen seiner tiefblauen Augen durchbrach die düstere Atmosphäre des verwüsteten Tempels und seine Stimme, samtig und beinahe trügerisch flüsternd, durchschnitt die schwere Stille. "Wir sind also quitt."
Ein kurzes, diebisches Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er Adrian wieder losließ. Es war eine Anspielung an ein Ereignis, das sich viele Jahre zuvor abspielte. Ein Tag wie jeder für alle anderen, ein niemals in Vergessen geratener für ihn, als Adrian ihm das Leben rettete.
Ob er sich heute wünschte, er hätte es nicht getan? Was wäre, wenn er ihn damals zum Sterben zurückgelassen hätte? Es waren Fragen, die Naheniel durchaus amüsierten. Denn somit wäre all das, was bereits geschah und noch geschehen würde, abwendbar gewesen.
"Bereust Du es?" Er deutete ein leichtes, vergnügtes Zwinkern an, bevor er sich herum drehte und seine Aufmerksamkeit über den zerstörten Tempel streifen ließ. Nun, da die Finsternis sich gesenkt hatte, war es nicht mehr als eine graue Ruine, die hier und da noch die letzten Anzeichen einer dunklen Magie zeigte, die sich aber mehr und mehr zurückzog.
Kurz nur zogen einige Bilder durch Naheniels Geist, Hochzeiten, die nur im engsten Kreis der Familie Al Saher an diesem Ort stattgefunden hatten, sowie auch einige besondere Messen und Rituale, zu denen man die Priester der damaligen Zeit geladen hatte. Niemals pompös und trotzdem sehr einprägsam. Lauschte man genau, sprachen sie noch immer zwischen dem kaputten Gemäuer, die Stimmen aus der Vergangenheit. Für einen Moment verharrte er, gab sich einigen der aufflammenden Erinnerungen hin und ein Funken Melancholie blitzte in seinen Augen auf, verschwand jedoch so schnell wieder, wie er gekommen war.
Dann schritt er weiter voran, in die Richtung, in der noch immer der Altar zu erkennen war. Der Saum seines Mantels strich über den aufgewirbelten Staub, während sein verloren gegangener Schatten sich zurück an seine Fersen heftete und ihn wieder wieder zu einem machte und ihn vervollständigte.
Genüsslich nahm er die zu ihm gehörige Macht wahr, blieb stehen und hob langsam seine geöffnete Hand und beobachtete, wie sich schwarze Fäden wie lebendige Wesen auf seiner Handfläche regten und tanzten. Seine eigene, ihm sonst so präsent anhaftende Dunkelheit, war für ihn wieder greifbar und war begleitet von einem lockenden und gleichermaßen bedrohlichen Zischen und Flüstern. Seine Schultern spannten sich, sowie auch gleich darauf sein gesamter Körper und ein Hauch von Zufriedenheit spielte um seine Lippen, als die Finsternis ihn durchströmte und ihn erfüllte. "Schon besser."
Mit einer fließenden Bewegung umrundete er schon kurz darauf den Altar. Von dort aus machte er zwei weitere lange Schritte, bevor er zur Seite blickte und fast beiläufig zu zählen begann. Eins. Zwei. Drei. Vier. Sein Fuß stoppte über einer alten Steinplatte, über die er mit diesem wischte, nur um sich dann auf sein Knie niederzulassen, um den restlichen Staub und Schmutz der Ruine fortzuwischen. Mit seinen Fingerknöcheln klopfte er aufmerksam die Platte ab, bis ein dumpfer Klang seine Erinnerung an das Versteck bestätigte.
Vorsichtig hob er die Steinplatte an und holte aus dem Hohlraum darunter eine aus Kirschholz gefertigte Kiste hervor. Es war offensichtlich, dass diese seit vielen Jahren nicht mehr hervorgeholt worden war. Naheniel warf einen Blick über seine Schulter und ließ diesen wachsam über die Statur von Adrian wandern. Was er in den Händen hielt, war ein letztes Überbleibsel aus einer Zeit, die womöglich nur zu gern verdrängt und vergessen wurde.
Ob er damals schon ahnte, wie nah Freundschaft und Feindschaft beieinander liegen konnten?
Mühelos erhob Naheniel sich wieder und trat mit der kleinen Kiste an sein Gegenüber heran. Auch wenn die Dunkelheit sich zurückzog und das Schwarz aus den Augen Adrians langsam wich, war es trotzdem nicht zu übersehen, dass der Kampf noch nicht zu Ende war. Auf gleich mehrere Weisen.
Alles hatte eben seinen Preis, nichts bekam man umsonst. Begehrte man eine derartige Macht, musste man dafür dementsprechend bezahlen. Wie hoch am Ende das war, was von Adrian dafür eingefordert wurde, würde sich deshalb wohl erst noch zeigen.
"Ein wenig Ruhe würde Dir nicht schaden." Seine Stimme war ruhig, beinahe mild und es war keine Belehrung oder gewollte Demütigung in dieser zu hören, sondern es war einzig eine klare Feststellung der vorliegenden Tatsache.
Er wusste, wie sehr die alten Elemente einen vereinnahmten und, dass ein Rückzug von ihnen und die damit einhergehende unbedingte Kontrolle über sie noch mehr fordern konnte, als das Heraufbeschwören.
"Komm, wir setzen uns und sprechen über Grausamkeit und Gnade."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
- Yasin bin Saaid al Sabbah
- Bauer / Bäuerin
- Beiträge: 23
- Registriert: Fr 2. Aug 2024, 15:18
#1377
Eine Weile hüllte schweigen den Raum. Nicht aus Ignoranz sondern aus Wirkung. Die Wärme hier und das Gefühl in den warmen Wogen eines göttlichen Atems zu stehen waren durchaus überwältigend. Zumindest vertiefte es Gefühle. Seis einfach fühlen an sich, die Wärme und das Licht oder auch das Wissen darum, was dieses symbolisierte. Für jeden Glauben gab es Symbole und wie absurt sie für manche erscheinen mögen, waren sie für diese Menschen wichtig. Symbole hatten Macht. Einen Schöpfer mit dem Symbol eines unkontrollierbaren Atem des Windes darstellen, erhitzt durch die Wüstensonne und surrend durch den Sand, war beeindruckend. Man konnte den Wind nicht kontrollieren.
Doch in diesem Fall gab es eine Nuance in dem Glauben der Freya spürbar machte, dass sie IHM nahe war. Eine Art Vertrautheit, die irgendwo noch tief in ihr saß. Wusste sie denn wer der Schöpfer ist? Es gab keinen Namen, aber es gab ein Gefühl. Eines das sich gerade an Ballungszentren wie hier, so vertraut wie sanft in ihre Gedanken schleicht. War das möglich oder erkannte sie es nicht? Zugeben es war nicht leicht nach all dem was passiert ist, diesem Gefühl einen Wert bei zumessen. Aber in Tempeln und Schreinen, wo die Symbolkraft und auch der Glaube am stärksten waren, konnte man durchaus die Präsenz spüren. Eine Präsenz die Freya nicht unbekannt war. Als würden teile des Schöpfers Energien wahrlich gebündelt werden und damit auch ein Teil von ihm selbst.
Natürlich darf man das persönlicher werden als kleine Versuche werten, Vertrauen aufzubauen, persönlicher zu werden. Aber er tut es mit Bedacht und Vorsicht. Vielleicht auch als Test um zu sehen wie sie darauf reagierte. Sie wahrte Distanz und Respekt. Sie war auch vorsichtig. Er musste schmunzeln. Wenn die Gräfin und all die Leute vor ihm etwas erreicht hatten, dann Misstrauen zu schaffen. "Oh ja. Er hat die Welt geschaffen. Er hat sie erbaut und uns die Möglichkeit gegeben zu sein."
Glaube. Glaube war so alt wie das Leben. Selbst Tiere glauben. Alles was keine Erklärung fand, wurde damit gestützt. Glaube gab Hoffnung, Glaube war Antrieb und Glaube war Festigung in sich selbst. Doch glaube konnte auch extrem werden. Fanatismus, Verblendung, Unterdrückung und Diskrimierung. Allgegenwärtig. In der Wüste gab es keine anderen Glaubensrichtungen. "Mh, möglicherweise mag es sie außerhalb der Sande geben. Für uns gibt es nur den Schöpfer. Der uns Sinn gibt, den Atem und den Willen." In den Worten schwang nichts mit was irgendwie böse klang, aber viel wic htiger war, was er nicht gesagt hatte. Was passiert mit denen die nicht glauben? Die über die Sande fremde Götter brachten.
Er wandte sich ihr wieder zu. Ein wenig ernster von der Mimik her. "Die Gräfin sagte, du bist eine .. Adeptin?" Er schien das Wort nicht zu kennen. "Du bringst also einen Gott?" Fragte er nach. "Erzähl mir von diesem Gott." Wobei ein kurzer Windzug durch die Lücken des Tempels fegte und heißen Atem ins Innere spühlte. "Was bist du für die deinen?" Er blieb vor ihr stehen. Betrachtete sie. So jung. So zerbrechlich könnte er fast meinen und doch, er weiß da steckte eine unglaubliche Kraft drin. Die Kraft seinen eigenen Schöpfer herauszufordern. Er seufzte leise. "Ich bin ein wenig froh, dass du keine Fesseln mehr trägst, Freya. Sonst wären wir uns nie so begegnet." Das hatte eine andere Dynamik. Aber hätte er dann erkannt, welche Kraft in ihr steckte? Wohl weniger. Sie wäre eine der vielen Sklavinnen gewesen, vielleicht hätte er anfangs Interesse gehabt und sie dann genauso wie alle anderen fallen gelassen. Ihnen gings nicht schlecht, aber nach gewisser Zeit langweilte er sich. In diesem Fall war es gut, dass sie sich auf fast Augenhöhe begegnen konnten. Ohne Fessel, ohne Einschränkung und sie als Gast. Das gab weit mehr Möglichkeiten, für beide Seiten.
Doch in diesem Fall gab es eine Nuance in dem Glauben der Freya spürbar machte, dass sie IHM nahe war. Eine Art Vertrautheit, die irgendwo noch tief in ihr saß. Wusste sie denn wer der Schöpfer ist? Es gab keinen Namen, aber es gab ein Gefühl. Eines das sich gerade an Ballungszentren wie hier, so vertraut wie sanft in ihre Gedanken schleicht. War das möglich oder erkannte sie es nicht? Zugeben es war nicht leicht nach all dem was passiert ist, diesem Gefühl einen Wert bei zumessen. Aber in Tempeln und Schreinen, wo die Symbolkraft und auch der Glaube am stärksten waren, konnte man durchaus die Präsenz spüren. Eine Präsenz die Freya nicht unbekannt war. Als würden teile des Schöpfers Energien wahrlich gebündelt werden und damit auch ein Teil von ihm selbst.
Natürlich darf man das persönlicher werden als kleine Versuche werten, Vertrauen aufzubauen, persönlicher zu werden. Aber er tut es mit Bedacht und Vorsicht. Vielleicht auch als Test um zu sehen wie sie darauf reagierte. Sie wahrte Distanz und Respekt. Sie war auch vorsichtig. Er musste schmunzeln. Wenn die Gräfin und all die Leute vor ihm etwas erreicht hatten, dann Misstrauen zu schaffen. "Oh ja. Er hat die Welt geschaffen. Er hat sie erbaut und uns die Möglichkeit gegeben zu sein."
Glaube. Glaube war so alt wie das Leben. Selbst Tiere glauben. Alles was keine Erklärung fand, wurde damit gestützt. Glaube gab Hoffnung, Glaube war Antrieb und Glaube war Festigung in sich selbst. Doch glaube konnte auch extrem werden. Fanatismus, Verblendung, Unterdrückung und Diskrimierung. Allgegenwärtig. In der Wüste gab es keine anderen Glaubensrichtungen. "Mh, möglicherweise mag es sie außerhalb der Sande geben. Für uns gibt es nur den Schöpfer. Der uns Sinn gibt, den Atem und den Willen." In den Worten schwang nichts mit was irgendwie böse klang, aber viel wic htiger war, was er nicht gesagt hatte. Was passiert mit denen die nicht glauben? Die über die Sande fremde Götter brachten.
Er wandte sich ihr wieder zu. Ein wenig ernster von der Mimik her. "Die Gräfin sagte, du bist eine .. Adeptin?" Er schien das Wort nicht zu kennen. "Du bringst also einen Gott?" Fragte er nach. "Erzähl mir von diesem Gott." Wobei ein kurzer Windzug durch die Lücken des Tempels fegte und heißen Atem ins Innere spühlte. "Was bist du für die deinen?" Er blieb vor ihr stehen. Betrachtete sie. So jung. So zerbrechlich könnte er fast meinen und doch, er weiß da steckte eine unglaubliche Kraft drin. Die Kraft seinen eigenen Schöpfer herauszufordern. Er seufzte leise. "Ich bin ein wenig froh, dass du keine Fesseln mehr trägst, Freya. Sonst wären wir uns nie so begegnet." Das hatte eine andere Dynamik. Aber hätte er dann erkannt, welche Kraft in ihr steckte? Wohl weniger. Sie wäre eine der vielen Sklavinnen gewesen, vielleicht hätte er anfangs Interesse gehabt und sie dann genauso wie alle anderen fallen gelassen. Ihnen gings nicht schlecht, aber nach gewisser Zeit langweilte er sich. In diesem Fall war es gut, dass sie sich auf fast Augenhöhe begegnen konnten. Ohne Fessel, ohne Einschränkung und sie als Gast. Das gab weit mehr Möglichkeiten, für beide Seiten.
Der Sand verbirgt die Erinnerungen
Der Fluss offenbart die Sünden
Der Himmel legt seinen Atem da
#1378
Er hatte früh gelernt, dass Worte oft dazu führten missverstanden zu werden. Früh gelernt, dass gesagtes oft schwer war wieder zu erklären oder rückgängig zu machen waren. Worte konnten mehr verletzen wie ein Schwert. Er war daher recht abgehärtet worden. Worte dürfen ihn nicht treffen oder verletzen. Gerade in diplomatischen oder politischen Dingen waren Worte sehr schwierig zu wählen und jeder versteht sie anders. Der Eine fühlt sich angegriffen, der andere provoziert und wieder jemand erkennt eine Liebeserklärung. Grotesk, wie die gleiche Sprache so sehr oft zu Missverständnissen führen konnte. Daher war er durchaus vorsichtig mit dem wie er etwas sagte. Als Kind war das einfacher gewesen, sie sagen einfach was sie denken ohne sich daüber den Kopf zu zerbrechen. Er kanns ich nicht mehr erinnern, wann das Kind in ihm gestorben ist. Lange her.
Die Finger lagen auf dem Stock auf den er sich vor dem Stuhl stützte. Wie ein Halt, aber trotzdem hatte seine Haltung auch was aufrechtes. Stellan war kein krummer Mann und auch, wenn er angegriffen war und sicherlich noch immer im Prozess der Genesung, so kehrte allmählich seine Stärke und auch Macht zurück. "Daran möge es nicht scheitern. Ich verstehe mich auf Magie. Es sollte kein Problem sein in Kontakt zu treten. Ich würde allerdings nicht nicht Briefweg wählen, außer die spekralen Vögel, welche nicht mit einem Bogen abgeschossen werden können. Ich würde nicht riskieren wollen, dass Nachrichten nicht ankommen oder in falsche Hände geraten." Er nickte leicht. Es gab genug Kommunikative Magie. Portale, Schriftrollen, Artefakte oder eben Spekrale Boten. Irgendwas wird sich da finden.
Er schüttelte den Kopf bezüglich ihrer Emotionalen Abhandlung. Scheinbar war er durchaus zufrieden mit dem was sie erklärt hatte. Es wäre und war einfach glaubwürdiger als ein 'Wir lieben uns' oder ähnlicher Unsinn, wie Stellan sagen würde. "Mh nicht nötig nein. Wir finden Menschen sympathisch und begehren. Aus Begehren wächst Verlangen und Naheniel ist gut darin zu bekommen was er verlangt. Da kommt er nach mir ohne das ich es ihm beigebracht hätte." Er wiegte den Kopf leicht. Die Kette. "Ich fürchte nicht um mein Erbe, ich fürchte um den Erber. Sie ging durch viele Hände und doch für einige war sie mehr Bürde als Zier. Ich hoffe sehr für euch wird es keine." Er war sich nicht sicher wie weit Naheniel ihr die Bedeutung die Kette klar gemacht hatte oder ob er einfach ohne ihr Wissen diese Fessel angelegt hatte. Wenn letzteres war es zerstörerischer als er dachte. Die Gegenwehr gegen die Kette, die Aufbegehrung, oh vielleicht hatte Naheniel nicht nur das Durchsetzen von Willen von ihm, sondern auch die Neigung was er begehrte zu binden und damit irgendwann unerweigerlich zu zerstören. Diese Sache war aber für ihn nicht relevant. Er würde sich nicht einmischen.
"Nun lasst es mich so ausdrücken." Es war nicht leicht in Worte zu fassen was er in Naheniel sah. Es klang so fantastisch, selbst für einen Mann wie Stellan erstmal total ungeheuerlich. Er musste also abwegen wie er es ausdrückte ohne zu verrückt dabei zu klingen. "Manchmal werden Menschen geboren, die in der Lage sind die Welt maßgeblich zu verändern. Sei es ein Erfinder oder ein Prediger oder ein König. Ihr seid gewöhnlich, ich bin gewöhnlich, alle in diesem Haus bis auf Nymeria sind gewöhnlich. Gewöhnlich sein ist erstmal nichts schlechtes, es ist einfacher. Naheniel wird die Welt verändern, auf die eine oder andere Weise. Das sehe ich. Er ist der Erbauer, der Prediger oder König, der Geschichte schreiben wird." Er sah sie direkt an. Beobachtend wie sie darauf reagieren würde.
Die Finger lagen auf dem Stock auf den er sich vor dem Stuhl stützte. Wie ein Halt, aber trotzdem hatte seine Haltung auch was aufrechtes. Stellan war kein krummer Mann und auch, wenn er angegriffen war und sicherlich noch immer im Prozess der Genesung, so kehrte allmählich seine Stärke und auch Macht zurück. "Daran möge es nicht scheitern. Ich verstehe mich auf Magie. Es sollte kein Problem sein in Kontakt zu treten. Ich würde allerdings nicht nicht Briefweg wählen, außer die spekralen Vögel, welche nicht mit einem Bogen abgeschossen werden können. Ich würde nicht riskieren wollen, dass Nachrichten nicht ankommen oder in falsche Hände geraten." Er nickte leicht. Es gab genug Kommunikative Magie. Portale, Schriftrollen, Artefakte oder eben Spekrale Boten. Irgendwas wird sich da finden.
Er schüttelte den Kopf bezüglich ihrer Emotionalen Abhandlung. Scheinbar war er durchaus zufrieden mit dem was sie erklärt hatte. Es wäre und war einfach glaubwürdiger als ein 'Wir lieben uns' oder ähnlicher Unsinn, wie Stellan sagen würde. "Mh nicht nötig nein. Wir finden Menschen sympathisch und begehren. Aus Begehren wächst Verlangen und Naheniel ist gut darin zu bekommen was er verlangt. Da kommt er nach mir ohne das ich es ihm beigebracht hätte." Er wiegte den Kopf leicht. Die Kette. "Ich fürchte nicht um mein Erbe, ich fürchte um den Erber. Sie ging durch viele Hände und doch für einige war sie mehr Bürde als Zier. Ich hoffe sehr für euch wird es keine." Er war sich nicht sicher wie weit Naheniel ihr die Bedeutung die Kette klar gemacht hatte oder ob er einfach ohne ihr Wissen diese Fessel angelegt hatte. Wenn letzteres war es zerstörerischer als er dachte. Die Gegenwehr gegen die Kette, die Aufbegehrung, oh vielleicht hatte Naheniel nicht nur das Durchsetzen von Willen von ihm, sondern auch die Neigung was er begehrte zu binden und damit irgendwann unerweigerlich zu zerstören. Diese Sache war aber für ihn nicht relevant. Er würde sich nicht einmischen.
"Nun lasst es mich so ausdrücken." Es war nicht leicht in Worte zu fassen was er in Naheniel sah. Es klang so fantastisch, selbst für einen Mann wie Stellan erstmal total ungeheuerlich. Er musste also abwegen wie er es ausdrückte ohne zu verrückt dabei zu klingen. "Manchmal werden Menschen geboren, die in der Lage sind die Welt maßgeblich zu verändern. Sei es ein Erfinder oder ein Prediger oder ein König. Ihr seid gewöhnlich, ich bin gewöhnlich, alle in diesem Haus bis auf Nymeria sind gewöhnlich. Gewöhnlich sein ist erstmal nichts schlechtes, es ist einfacher. Naheniel wird die Welt verändern, auf die eine oder andere Weise. Das sehe ich. Er ist der Erbauer, der Prediger oder König, der Geschichte schreiben wird." Er sah sie direkt an. Beobachtend wie sie darauf reagieren würde.
- Etoh
- Geschichtenschreiber / Geschichtenschreiberin
- Beiträge: 202
- Registriert: Mi 12. Mai 2010, 11:14
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#1379
Sein Blick ging zu Lorena. Es war ihre Aufgabe jedes seiner Worte in Frage zu stellen. Vielleicht hatte sie ihn auch einfach nur falsch verstanden. Vielleicht lag es aber auch nur an der Skepsis das etwas das sie noch nicht kannte tatsächlich funktionieren könnte.
„Ich sagte nicht das mit Hilfe der Silberschale die Gedanken anderer Manipuliert werden sollen, sondern viel mehr die eigenen Gedanken 'fokussiert'. So dass es möglich ist gewünschte Orte oder Personen direkt anzusteuern, um jegliche Art von Spiegel, oder Spiegelung, zur Kommunikation oder einschätzen der Lage an anderen Orten nutzen zu können.“
Ihre weitere Frage zur Herkunft der Silberschale kommentierte er mit einem kurzen zucken seiner Mundwinkel, doch sah er sie mit ernstem Blick an. „Ich sagte gar nichts darüber“ Mehr sagte Etoh dazu auch nicht weiter. Entweder war er nicht bereit sein Wissen darüber weiter zu teilen, oder er wusste selber nicht mehr und verschleierte auf diese Weise seine eigene Unwissenheit. Bisher war er derjenige der sämtliche Informationen die er hatte Preis gab. Weiteres Wissen über die Herkunft, den Gebrauch und die Geschichte der Schale würde er der Gegenseite erst zukommen lassen, wenn er im Gegenzug auch weitere vernünftige und brauchbare Informationen zu dieser Anderswelt erhalten würde.
Das Wischen mit dem Tuch über den Tisch wollte Etoh eher wie Beiläufig erscheinen lassen. Dass das Wegwischen von Staub sogleich als Diebstahl ausgelegt wurde, quittierte er mit einem Gesichtsausdruck der ihn sowohl Erstaunen wie eine gewisse Empörung zeigen sollte. Sicherlich hatte er vor gehabt von dem Sand zu Studienzwecken etwas mit zu nehmen. Dabei wurde ihm nun auf sehr direkte Art und Weiße aufgezeigt, das es ihn eben nicht zu Eigen war eine Täuschung oder Heimlichkeit in dieser Form nach zu gehen. Er setzt ein entschuldigendes Lächeln auf, zieht das Tuch mit dem Sand heraus und schüttelt es einmalig auf.
„Entschuldigt, ich hätte nicht gedacht das ihr einen derartigen Besitzanspruch auf Dreck in eurem Haus hegt. Es lag auch nicht in meiner Absicht euch zu 'bestehlen' Es sollte vielmehr ein borgen sein. Wollte euch mit derlei Nebensächlichkeiten aber nicht weiter behelligen oder vom eigentlichen ablenken. Ich werde es beim nächsten mal berücksichtigen. Wenn ihr also erlaubt, würde ich eine Probe mitnehmen um einen Weg zu finden in diese Anderswelt zu gelangen und vor allem auch Sicher wieder heraus zu gelangen“
Ruhig hörte er sich hingegen ihre Überzeugung zu den Glaubensansätzen an. Dabei stimmte er ihr nicht in allen Punkten überein. Selbst wenn sie im Kern der Sache durchaus recht hatte.
„Und ihr wollt euch Gottgleich mit den Göttern auf eine Stufe stellen und versagt somit ein jeden anderen fühlenden Wesen Trost und Beistand? Ich denke das ist aber genau unsere Aufgabe als Priester. Für die Gläubigen ein Beistand sein, gerade weil wir wissen das es den Göttern nicht Möglich ist sich um die Gefühlswelt des Einzelnen zu kümmern. Unsere Aufgabe ist es den Hauch der Illusion den Gläubigen gegenüber aufrecht zu erhalten. Denn hätten sie alle diese Erkenntnis würden sie Reihenweise vom Glauben abfallen.“
Während er sprach packte er seine Sachen zusammen und verstaute die Silberschale nun in seiner frei gewordenen Tasche. Wie zuvor auch schon überging er jeden Ton der Ironie und Überheblichkeit in ihren Worten. Sollte sie Glauben die eine oder andere Lücke in seinem Denken oder Handeln gefunden zu haben. Es würde sie nur in ihrer eigenen Selbstüberschätzung fördern und ihm vielleicht zu dem einen oder anderen Vorteil reichen.
Wäre sie frei von jeden Fehl und aller Weisheit erhaben, würde sie tatsächlich ohne Selbstzweifel ihrer eigenen Worte Glauben schenken, bräuchte sie diese erst gar nicht auf derart belehrende Art und Weiße vortragen. Für ihn hatte es vielmehr den Anschein, als ob Tanuri mit ihrem Vortrag sich eher selbst noch einmal eine Art Zuspruch oder Legitimation ihres Denkens und Handelns aussprechen würde.
Er folgte Tanuri zur Türe, bereit die Hallen der Legion wieder zu verlassen. „Dass ich in einer Bringschuld stehe, wage ich zu bezweifeln. Kam ich bereits aus freien Stücken zu euch um euch meinen Kontakt zu Freya mitzuteilen. Aus den Reihen der Meinen war der Tenor diesbezüglich ein weitaus anderer. Dennoch möchte ich mich bei eurer Gastfreundschaft und euren durchaus inspirierenden Worten bedanken und werde diese auch Wohlwollend den Meinen gegenüber erwähnen.“
An der Türe dreht er sich auch noch einmal zu Lorena um und deutet ihr ein Nicken an.
„Inquisitorin... Priesterin... Ich empfehle mich. Ihr werdet von mir hören, denn es steht weit mehr auf dem Spiel als nur das Kind.“
„Ich sagte nicht das mit Hilfe der Silberschale die Gedanken anderer Manipuliert werden sollen, sondern viel mehr die eigenen Gedanken 'fokussiert'. So dass es möglich ist gewünschte Orte oder Personen direkt anzusteuern, um jegliche Art von Spiegel, oder Spiegelung, zur Kommunikation oder einschätzen der Lage an anderen Orten nutzen zu können.“
Ihre weitere Frage zur Herkunft der Silberschale kommentierte er mit einem kurzen zucken seiner Mundwinkel, doch sah er sie mit ernstem Blick an. „Ich sagte gar nichts darüber“ Mehr sagte Etoh dazu auch nicht weiter. Entweder war er nicht bereit sein Wissen darüber weiter zu teilen, oder er wusste selber nicht mehr und verschleierte auf diese Weise seine eigene Unwissenheit. Bisher war er derjenige der sämtliche Informationen die er hatte Preis gab. Weiteres Wissen über die Herkunft, den Gebrauch und die Geschichte der Schale würde er der Gegenseite erst zukommen lassen, wenn er im Gegenzug auch weitere vernünftige und brauchbare Informationen zu dieser Anderswelt erhalten würde.
Das Wischen mit dem Tuch über den Tisch wollte Etoh eher wie Beiläufig erscheinen lassen. Dass das Wegwischen von Staub sogleich als Diebstahl ausgelegt wurde, quittierte er mit einem Gesichtsausdruck der ihn sowohl Erstaunen wie eine gewisse Empörung zeigen sollte. Sicherlich hatte er vor gehabt von dem Sand zu Studienzwecken etwas mit zu nehmen. Dabei wurde ihm nun auf sehr direkte Art und Weiße aufgezeigt, das es ihn eben nicht zu Eigen war eine Täuschung oder Heimlichkeit in dieser Form nach zu gehen. Er setzt ein entschuldigendes Lächeln auf, zieht das Tuch mit dem Sand heraus und schüttelt es einmalig auf.
„Entschuldigt, ich hätte nicht gedacht das ihr einen derartigen Besitzanspruch auf Dreck in eurem Haus hegt. Es lag auch nicht in meiner Absicht euch zu 'bestehlen' Es sollte vielmehr ein borgen sein. Wollte euch mit derlei Nebensächlichkeiten aber nicht weiter behelligen oder vom eigentlichen ablenken. Ich werde es beim nächsten mal berücksichtigen. Wenn ihr also erlaubt, würde ich eine Probe mitnehmen um einen Weg zu finden in diese Anderswelt zu gelangen und vor allem auch Sicher wieder heraus zu gelangen“
Ruhig hörte er sich hingegen ihre Überzeugung zu den Glaubensansätzen an. Dabei stimmte er ihr nicht in allen Punkten überein. Selbst wenn sie im Kern der Sache durchaus recht hatte.
„Und ihr wollt euch Gottgleich mit den Göttern auf eine Stufe stellen und versagt somit ein jeden anderen fühlenden Wesen Trost und Beistand? Ich denke das ist aber genau unsere Aufgabe als Priester. Für die Gläubigen ein Beistand sein, gerade weil wir wissen das es den Göttern nicht Möglich ist sich um die Gefühlswelt des Einzelnen zu kümmern. Unsere Aufgabe ist es den Hauch der Illusion den Gläubigen gegenüber aufrecht zu erhalten. Denn hätten sie alle diese Erkenntnis würden sie Reihenweise vom Glauben abfallen.“
Während er sprach packte er seine Sachen zusammen und verstaute die Silberschale nun in seiner frei gewordenen Tasche. Wie zuvor auch schon überging er jeden Ton der Ironie und Überheblichkeit in ihren Worten. Sollte sie Glauben die eine oder andere Lücke in seinem Denken oder Handeln gefunden zu haben. Es würde sie nur in ihrer eigenen Selbstüberschätzung fördern und ihm vielleicht zu dem einen oder anderen Vorteil reichen.
Wäre sie frei von jeden Fehl und aller Weisheit erhaben, würde sie tatsächlich ohne Selbstzweifel ihrer eigenen Worte Glauben schenken, bräuchte sie diese erst gar nicht auf derart belehrende Art und Weiße vortragen. Für ihn hatte es vielmehr den Anschein, als ob Tanuri mit ihrem Vortrag sich eher selbst noch einmal eine Art Zuspruch oder Legitimation ihres Denkens und Handelns aussprechen würde.
Er folgte Tanuri zur Türe, bereit die Hallen der Legion wieder zu verlassen. „Dass ich in einer Bringschuld stehe, wage ich zu bezweifeln. Kam ich bereits aus freien Stücken zu euch um euch meinen Kontakt zu Freya mitzuteilen. Aus den Reihen der Meinen war der Tenor diesbezüglich ein weitaus anderer. Dennoch möchte ich mich bei eurer Gastfreundschaft und euren durchaus inspirierenden Worten bedanken und werde diese auch Wohlwollend den Meinen gegenüber erwähnen.“
An der Türe dreht er sich auch noch einmal zu Lorena um und deutet ihr ein Nicken an.
„Inquisitorin... Priesterin... Ich empfehle mich. Ihr werdet von mir hören, denn es steht weit mehr auf dem Spiel als nur das Kind.“
Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
- Adrian
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#1380
Leise ließ Adrian den Atem entweichen, während seine Augen mit der Wachsamkeit eines Mannes auf Naheniel ruhten, der zu viel wusste, um jenen jemals wieder blind zu vertrauen. Die Erinnerung an die Vergangenheit war wie eine geisterhafte Präsenz, die zwischen ihnen schwebte – spürbar, aber unerreichbar, wie ein Echo aus jener Zeit, in welcher sie wie Brüder gewesen waren. Doch jener stumme Hall trug ebenso eine Dissonanz in sich, die von Entscheidungen erzählte, die sie trotz aller Verbundenheit auf entgegengesetzte Pfade geführt hatten.
„Quitt?“ Seine Stimme war ruhig, doch das dunkle Timbre trug den Nachhall von Macht und Müdigkeit gleichermaßen. „Wenn du es so sehen willst, Naheniel.“ Die Wahrheit hinter seinen Gedanken schwang deutlich mit. Nichts an dem, was zwischen ihnen geschehen war, konnte jemals vollständig getilgt werden. Die Narben, die sie einander zugefügt hatten, waren zu tief und unauslöschlich.
Natürlich hätte Adrian ihm weiterhin den Schatten nehmen können. Doch war diese Ansammlung einer Urmacht nichts, das man ewig aufrecht erhalten konnte, ohne am Ende selbst davon verschlungen zu werden.
Ausgelaugt lehnte er sich an die Mauerreste und ließ sich schwerfällig auf den Stufen nieder. Die Schatten um ihn herum begannen sich zu lichten, doch das Nachglühen der Finsternis in seinem Inneren war etwas, das er nicht so leicht abschütteln konnte. Die Macht, die er entfesselt hatte, hinterließ Spuren – ein brennendes Pulsieren in seinen Adern, ein Schmerz, der ihn zwar daran erinnerte, dass er noch lebte, aber auch, das die Finsternis selbst unerbittlich ihren Preis einforderte.
Nach außen hin entspannt, winkelte Adrian ein Bein an und legte seinen Arm auf sein Knie. Die Erschöpfung war für ihn in jedem Muskel spürbar, während das Gewicht der Dunkelheit, die er heraufbeschworen hatte, wie ein hungriges Biest an ihm zerrte.
Adrian ließ seinen Blick langsam zu der Kiste wandern, ehe ein kurzes, amüsiertes Zucken seine Mundwinkel hob. Die Erinnerungen, die dieses unscheinbare Objekt heraufbeschwor, waren ein bittersüßer Kontrast zu der Dunkelheit, die zwischen ihnen schwebte. Es war, als hätte dieses Relikt aus ihrer Vergangenheit die Zeit überdauert, um sie beide an das zu erinnern, was sie einmal geteilt hatten.
Eine Zeit, bevor Verrat und das Streben nach Macht sie zu Feinden gemacht hatten. Es war ein Augenblick, in dem die Vergangenheit und die Gegenwart ineinanderflossen. Für einen Moment sah er nicht den Feind vor sich, sondern den Mann, der einst an seiner Seite gestanden hatte, mit dem er gelacht, getrunken und gekämpft hatte. Doch das war lange her.
„Ruhe?“ wiederholte er, während sein Blick Naheniels Gesicht studierte. Die Ironie jener Worte rangen ihm trotz der Wahrheit in ihnen ein zynisches Lächeln ab. „Ausgerechnet von dir diesen Rat zu hören, klingt reichlich absurd.“
Allerdings konnte Adrian nicht abstreiten, dass Naheniel recht hatte, auch wenn er es nicht offen aussprechen würde. Sowohl körperlich als auch mental hatte ihm die Dunkelheit vieles abgerungen. Eine Schwäche, die ihn zeichnete, aber die man nicht falsch einschätzen sollte, da der Magier von der Macht selbst gekostet hatte.
Er deutete auf die Kiste, während ein Hauch von sardonischem Humor in seine Stimme einkehrte. „Gnade und Grausamkeit. Sie scheint davon angezogen zu werden.“
Wie lang war es her? Geschichten, die jene Kiste erzählen könnte... oder besser, die sie besser für sich behielt.
Ob er damals etwas geahnt hatte? Er musste gestehen, dass er niemals daran geglaubt hätte. Zu jener Zeit war Naheniel tatsächlich wie ein Bruder gewesen. Auch wenn nicht dasselbe Blut durch ihre Adern floss, Jemand für den er bedenkenlos eingestanden und getötet hatte. Jemand, dem er blind vertraut hatte. Wie lange Naheniel damals bereits seiner eigenen Vision tatsächlich folgte und er selbst sich von ihm hatte blenden oder sich sogar manipulieren lassen, war eine Frage, die Adrian schon lange beschäftigte. Hätte er es vielleicht sogar verhindern können?
„Es hätte nie so kommen müssen.“ Seine Worte schwebten in der Luft, ein Balanceakt zwischen Nostalgie und einer bitteren Akzeptanz. Eine Erinnerung, die sie womöglich teilten, doch die Schuld daran oder die falsche Entscheidung hatte in ihren Augen jeweils der andere getroffen.
Brüder, die sich befehden und Geschwister sehen, wie sie mit der Sippe brechen.
Es gab Dinge, die waren vorherbestimmt
„Quitt?“ Seine Stimme war ruhig, doch das dunkle Timbre trug den Nachhall von Macht und Müdigkeit gleichermaßen. „Wenn du es so sehen willst, Naheniel.“ Die Wahrheit hinter seinen Gedanken schwang deutlich mit. Nichts an dem, was zwischen ihnen geschehen war, konnte jemals vollständig getilgt werden. Die Narben, die sie einander zugefügt hatten, waren zu tief und unauslöschlich.
Natürlich hätte Adrian ihm weiterhin den Schatten nehmen können. Doch war diese Ansammlung einer Urmacht nichts, das man ewig aufrecht erhalten konnte, ohne am Ende selbst davon verschlungen zu werden.
Ausgelaugt lehnte er sich an die Mauerreste und ließ sich schwerfällig auf den Stufen nieder. Die Schatten um ihn herum begannen sich zu lichten, doch das Nachglühen der Finsternis in seinem Inneren war etwas, das er nicht so leicht abschütteln konnte. Die Macht, die er entfesselt hatte, hinterließ Spuren – ein brennendes Pulsieren in seinen Adern, ein Schmerz, der ihn zwar daran erinnerte, dass er noch lebte, aber auch, das die Finsternis selbst unerbittlich ihren Preis einforderte.
Nach außen hin entspannt, winkelte Adrian ein Bein an und legte seinen Arm auf sein Knie. Die Erschöpfung war für ihn in jedem Muskel spürbar, während das Gewicht der Dunkelheit, die er heraufbeschworen hatte, wie ein hungriges Biest an ihm zerrte.
Adrian ließ seinen Blick langsam zu der Kiste wandern, ehe ein kurzes, amüsiertes Zucken seine Mundwinkel hob. Die Erinnerungen, die dieses unscheinbare Objekt heraufbeschwor, waren ein bittersüßer Kontrast zu der Dunkelheit, die zwischen ihnen schwebte. Es war, als hätte dieses Relikt aus ihrer Vergangenheit die Zeit überdauert, um sie beide an das zu erinnern, was sie einmal geteilt hatten.
Eine Zeit, bevor Verrat und das Streben nach Macht sie zu Feinden gemacht hatten. Es war ein Augenblick, in dem die Vergangenheit und die Gegenwart ineinanderflossen. Für einen Moment sah er nicht den Feind vor sich, sondern den Mann, der einst an seiner Seite gestanden hatte, mit dem er gelacht, getrunken und gekämpft hatte. Doch das war lange her.
„Ruhe?“ wiederholte er, während sein Blick Naheniels Gesicht studierte. Die Ironie jener Worte rangen ihm trotz der Wahrheit in ihnen ein zynisches Lächeln ab. „Ausgerechnet von dir diesen Rat zu hören, klingt reichlich absurd.“
Allerdings konnte Adrian nicht abstreiten, dass Naheniel recht hatte, auch wenn er es nicht offen aussprechen würde. Sowohl körperlich als auch mental hatte ihm die Dunkelheit vieles abgerungen. Eine Schwäche, die ihn zeichnete, aber die man nicht falsch einschätzen sollte, da der Magier von der Macht selbst gekostet hatte.
Er deutete auf die Kiste, während ein Hauch von sardonischem Humor in seine Stimme einkehrte. „Gnade und Grausamkeit. Sie scheint davon angezogen zu werden.“
Wie lang war es her? Geschichten, die jene Kiste erzählen könnte... oder besser, die sie besser für sich behielt.
Ob er damals etwas geahnt hatte? Er musste gestehen, dass er niemals daran geglaubt hätte. Zu jener Zeit war Naheniel tatsächlich wie ein Bruder gewesen. Auch wenn nicht dasselbe Blut durch ihre Adern floss, Jemand für den er bedenkenlos eingestanden und getötet hatte. Jemand, dem er blind vertraut hatte. Wie lange Naheniel damals bereits seiner eigenen Vision tatsächlich folgte und er selbst sich von ihm hatte blenden oder sich sogar manipulieren lassen, war eine Frage, die Adrian schon lange beschäftigte. Hätte er es vielleicht sogar verhindern können?
„Es hätte nie so kommen müssen.“ Seine Worte schwebten in der Luft, ein Balanceakt zwischen Nostalgie und einer bitteren Akzeptanz. Eine Erinnerung, die sie womöglich teilten, doch die Schuld daran oder die falsche Entscheidung hatte in ihren Augen jeweils der andere getroffen.
Brüder, die sich befehden und Geschwister sehen, wie sie mit der Sippe brechen.
Es gab Dinge, die waren vorherbestimmt
✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
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#1381
Freya blieb vorsichtig. Ihre Zurückhaltung war allerdings mehr als nur eine simple Gewohnheit. Es war ein Misstrauen, genährt von Erfahrung, das sie dazu brachte, genau hinzusehen und zu prüfen, bevor sie sich jemandem öffnete.
Der Prinz kannte die Gräfin. Konnte er sich allerdings vorstellen, wie es sich anfühlte dort zu leben? In seiner Position bestand vermutlich wenig Anlass, über die Einschränkungen anderer nachzudenken. Menschen wie die Herrin der Tränen oder er genossen eine Freiheit, die keine Grenzen kannte, und waren es gewohnt, dass andere sich ihrem Willen beugten. Wer sich weigerte, zu folgen, musste oft den Preis zahlen, bis er schließlich zerbrach.
Sicher, bisher hatte er sie königlich behandelt. Jede seiner Gesten ihr gegenüber war freundlich und mehr als großzügig. Tatsächlich wirkte er bisher weder wie ein Tyrann noch ein Sklavenhalter auf sie, auch wenn er kein Geheimnis daraus gemacht hatte, dass er sich an dem Angebot der Gräfin sowie auch anderer Anbieter erfreute. Auch wenn er nicht einmal leugnete, dass er sie beobachtet und vermutlich durchaus ein Gebot gesetzt hätte, war er bislang ein durchaus aufmerksamer Gastgeber. Trotzdem war die Distanz, die sie wahrte sicherlich auch durch Vorsicht begründet – aber nicht nur.
Zudem war er ebenso ein Prinz. Sie hatte von ihren Gemächern aus einen Ausblick auf einen Bruchteil seines Reiches werfen können, ebenso, wie sie dort die Aura seiner Macht hatte spüren können, die er unverhohlen ausstrahlte. Es war genug gewesen, um ihr zu zeigen, dass er alles andere als gewöhnlich war. Ihm sollte bewusst sein, dass allein die Erziehung durch die Gräfin ihr dahingehend sehr deutlich indoktriniert hatte, welche Form von Respekt man erwartete und das Naivität oder Unaufmerksamkeit in solchen Kreisen fehl am Platz war.
Natürlich stand es dem Prinzen zu, sie zu duzen. Es gab ihr jedoch noch lange nicht die Erlaubnis, es ihm gleichzutun. Auch wenn er nett war und ihr derart offen gegenübertrat, war Freya bemüht, sich an die Regeln einer Etikette zu halten. Seine vertraute Umgangsweise machte es jedoch nicht leicht, den Respekt zu wahren. Mehrfach erwischte sie sich dabei, wie sie ihn beinahe unbedacht mit einem ~du~ angesprochen hätte.
Für einen Moment ließ Freya den Raum auf sich wirken. Obwohl dieser Ort einem anderen Gott gewidmet war als ihrem eigenen, kam es ihr vor, als würde sie eine seltsame Vertrautheit spüren. Fast zärtlich spielte der Wind mit ihrem Haar und ließ die leichte Tunika aufwehen, während sie auf ihren nackten Füßen den Raum erkundete. Doch war da noch mehr an diesem Ort. Ein Kribbeln, das die warme Luft in ihr erzeugte, während sie eine merkwürdige und unerwartete Verbundenheit gegenüber jener Präsenz fühlte, deren Atem über ihre Haut und ihr Gesicht hinwegstrich.
Ihre Sinne dafür öffnend, senkte Freya ihre Lider und ließ sich für einen Augenblick davon durchströmen, ohne sich dafür schuldig zu fühlen. Ein sanftes Kitzeln auf ihrer Haut, während sie den Duft einer Vertrautheit in sich aufnahm. Es war verwunderlich.
Noch bevor sie ihre Wimpern anhob und zu dem Prinzen sah, konnte sie spüren, wie der Mann an ihrer Seite ernster wurde. Aufmerksam hatte das Mädchen seinen Worten gelauscht, weshalb sie nicht einmal hinsehen musste, um es zu bemerken. Es schwang in seiner Stimme mit, ehe sie den warmen Windstrom um sich herum erneut wahrnehmen konnte, der ihren Körper umschmiegte, während er den zarten Stoff aufwallen ließ, als wolle er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken.
„Ihr wisst viel, Hoheit.“ Als sie die Augen öffnete, stand er bereits nah vor ihr. Eine Nähe, die sie unbewusst schlucken liess. Einen Augenblick lang zögerte Freya, bevor sie ihren Blick hob. Möglicherweise gehörte es sich nicht einem Mann direkt und unverhohlen in die Augen zu sehen. Doch um ihre Worte zu unterstreichen, tat sie es dennoch.
„Es wundert mich, dass ihr es bevorzugt, nach Antworten fragen zu müssen, anstatt sie einfach einzufordern.“ Ein leichtes Schimmern überflog das Blau ihrer Augen, während sie den Duft von Jasmin einatmete, der wie eine Erinnerung an etwas Vergangenes ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte.
Unter einem zarten Wimpernschlag senkte sie ihren Blick und löste sich von ihm. Eine leichte Distanz, die sie schuf, in dem sie ihn auf ihren nackten Zehen langsam umschritt, ehe sie die Ornamente und fremden Schriftzeichen um sich herum betrachtete.
Leicht nur streckten sich ihre Finger aus, um den Wind durch ihre Finger gleiten zu lassen, als könnte sie ihn für einen Moment einfangen. Doch umspielte er sie lediglich und strich berührungslos an ihnen vorüber.
„Es ist richtig. Ich diene einem Gott.“ Ihre Augen wanderten über den goldenen Sockel hinweg, von dem aus das Sonnenlicht den ganzen Raum in seinen glänzenden Schein tauchte.
„Sein Name ist Ogrimar. Der Herrscher des Ursprungs und Gebieter über die Finsternis und dem Chaos, dem alles Leben entsprungen ist.“ Ihre Stimme blieb gedämpft, doch obwohl das Lächeln noch auf ihren Lippen lag, konnte man die Überzeugung in ihren Worten nicht überhören. „Seine Lehren stehen für Stärke und dem Willen aus eigener Kraft zu wachsen.“
Der Wind war nicht einzufangen, ebenso wenig, wie er sie nach dem, was sie spürte, greifen ließ. Es glitt ihr durch die Finger und streichelte herausfordernd über ihre Haut hinweg, wobei es jedoch etwas in ihrem Geist berührte, ohne sich dabei zu offenbaren. Langsam ließ sie ihre Hand sinken, nur um sich in einer anmutigen Drehung dem Prinzen zu zuwenden.
Es war kaum möglich, jedes Wort der Doktrin zu rezitieren geschweige denn für ihn zu interpretieren. Jedes Details auszusprechen wäre zeitaufwendig, so reichte es sicher aus ihm einen Blick auf die Essenz ihres Glaubens geben.
„Mit der Erhebung zur Adeptin bedeutet es, dass ich ihm sowohl mein Leben als auch meine Seele verschrieben habe. Alles, was ich bin, wer ich bin.“ Das Gefühl, das sie für den dunklen Lord empfand, trug sich in ihrer Stimme fort. Eine bedingungslose Hingabe, die sie mit jenem verband. Dabei ging es ihr selbst nicht darum, Priesterin zu werden. Das war es nie gewesen. Es war die Nähe zu dem Lord selbst, die sie spüren wollte.
Seinem Willen zu dienen, wobei der Titel vollkommen gleich war, wenn der dunkle Meister sich dazu entschied, jemanden zu berühren. Sie gehörte Ogrimar allein, im Leben, wie im Tod und was immer er daraufhin für sie vorbestimmt hatte. Etwas, das sie jedoch nicht erwähnte, da sie selbst die Gewalt und Macht, die hinter dem, was man in ihr gesehen hatte, nicht wirklich greifen konnte.
„Für die meinen bin ich Freya. Eine Tochter, eine Schülerin, eine Adeptin oder eine Freundin. Einige sehen in mir nur ein Mädchen, andere eine zukünftige Priesterin. “ Alles, was man sie lehrte, ob über den Glauben oder aber auch ihr eigenes Verhalten und die Prägung ihrer Persönlichkeit, zielte darauf ab. Sie hatte ihr Leben gegeben und war von Ogrimar selbst als seine Adeptin angenommen worden. Und nun? Nun stand sie hier. In einem fremden Land und dem Heiligtum eines ihr fremden Schöpfers.
Allerdings konnte Freya nicht abstreiten, dass sie an diesem Ort etwas spürte, dass sie tief in ihrem Inneren berührte. War es Glaube, Hoffnung oder etwas vollkommen anderes?
„Der Wille von Göttern ist undurchschaubar.“ Freya konnte es bisher nur fühlen, ohne es in irgendeiner Form umschreiben zu können. Eine Macht, die sich in ihr spürbar regte, als würde der Ort oder etwas an ihm sie entfachen. Eine Energie, die jener ähnlich war, die sie in der Oase durchdrungen hatte und doch war es anders. Eine Dunkelheit, die von etwas hervorgerufen worde, auch wenn sie verborgen blieb. Eine Finsternis, die umso intensiver eine Seite von ihr berührte und weckte, die tief in Freya schlummerte - die Macht des Schlüssels?
„Vielleicht war es eine Fügung Eures Schöpfers, dass wir uns auf diese Weise begegnen, um uns gegenseitig zu helfen.“ Eine leichte Herausforderung huschte über ihre Augen, in denen das goldene Licht sich verfing und beinahe intensiver glänzte, als dessen Ursprung. Vielleicht war es ein wenig unbedacht ihm durch ihre Worte einen Spielraum in die Hand zu legen, den er ebenso für seine Ziele nutzen konnte. Doch Glaube bedeutete nicht nur das Wesen hinter den Fügungen oder Hindernissen immer wieder zu hinterfragen, sondern auch sich selbst, um die Bedeutung zu verstehen und seinen Weg oder möglichweise seine Bestimmung zu finden.
Der Prinz kannte die Gräfin. Konnte er sich allerdings vorstellen, wie es sich anfühlte dort zu leben? In seiner Position bestand vermutlich wenig Anlass, über die Einschränkungen anderer nachzudenken. Menschen wie die Herrin der Tränen oder er genossen eine Freiheit, die keine Grenzen kannte, und waren es gewohnt, dass andere sich ihrem Willen beugten. Wer sich weigerte, zu folgen, musste oft den Preis zahlen, bis er schließlich zerbrach.
Sicher, bisher hatte er sie königlich behandelt. Jede seiner Gesten ihr gegenüber war freundlich und mehr als großzügig. Tatsächlich wirkte er bisher weder wie ein Tyrann noch ein Sklavenhalter auf sie, auch wenn er kein Geheimnis daraus gemacht hatte, dass er sich an dem Angebot der Gräfin sowie auch anderer Anbieter erfreute. Auch wenn er nicht einmal leugnete, dass er sie beobachtet und vermutlich durchaus ein Gebot gesetzt hätte, war er bislang ein durchaus aufmerksamer Gastgeber. Trotzdem war die Distanz, die sie wahrte sicherlich auch durch Vorsicht begründet – aber nicht nur.
Zudem war er ebenso ein Prinz. Sie hatte von ihren Gemächern aus einen Ausblick auf einen Bruchteil seines Reiches werfen können, ebenso, wie sie dort die Aura seiner Macht hatte spüren können, die er unverhohlen ausstrahlte. Es war genug gewesen, um ihr zu zeigen, dass er alles andere als gewöhnlich war. Ihm sollte bewusst sein, dass allein die Erziehung durch die Gräfin ihr dahingehend sehr deutlich indoktriniert hatte, welche Form von Respekt man erwartete und das Naivität oder Unaufmerksamkeit in solchen Kreisen fehl am Platz war.
Natürlich stand es dem Prinzen zu, sie zu duzen. Es gab ihr jedoch noch lange nicht die Erlaubnis, es ihm gleichzutun. Auch wenn er nett war und ihr derart offen gegenübertrat, war Freya bemüht, sich an die Regeln einer Etikette zu halten. Seine vertraute Umgangsweise machte es jedoch nicht leicht, den Respekt zu wahren. Mehrfach erwischte sie sich dabei, wie sie ihn beinahe unbedacht mit einem ~du~ angesprochen hätte.
Für einen Moment ließ Freya den Raum auf sich wirken. Obwohl dieser Ort einem anderen Gott gewidmet war als ihrem eigenen, kam es ihr vor, als würde sie eine seltsame Vertrautheit spüren. Fast zärtlich spielte der Wind mit ihrem Haar und ließ die leichte Tunika aufwehen, während sie auf ihren nackten Füßen den Raum erkundete. Doch war da noch mehr an diesem Ort. Ein Kribbeln, das die warme Luft in ihr erzeugte, während sie eine merkwürdige und unerwartete Verbundenheit gegenüber jener Präsenz fühlte, deren Atem über ihre Haut und ihr Gesicht hinwegstrich.
Ihre Sinne dafür öffnend, senkte Freya ihre Lider und ließ sich für einen Augenblick davon durchströmen, ohne sich dafür schuldig zu fühlen. Ein sanftes Kitzeln auf ihrer Haut, während sie den Duft einer Vertrautheit in sich aufnahm. Es war verwunderlich.
Noch bevor sie ihre Wimpern anhob und zu dem Prinzen sah, konnte sie spüren, wie der Mann an ihrer Seite ernster wurde. Aufmerksam hatte das Mädchen seinen Worten gelauscht, weshalb sie nicht einmal hinsehen musste, um es zu bemerken. Es schwang in seiner Stimme mit, ehe sie den warmen Windstrom um sich herum erneut wahrnehmen konnte, der ihren Körper umschmiegte, während er den zarten Stoff aufwallen ließ, als wolle er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken.
„Ihr wisst viel, Hoheit.“ Als sie die Augen öffnete, stand er bereits nah vor ihr. Eine Nähe, die sie unbewusst schlucken liess. Einen Augenblick lang zögerte Freya, bevor sie ihren Blick hob. Möglicherweise gehörte es sich nicht einem Mann direkt und unverhohlen in die Augen zu sehen. Doch um ihre Worte zu unterstreichen, tat sie es dennoch.
„Es wundert mich, dass ihr es bevorzugt, nach Antworten fragen zu müssen, anstatt sie einfach einzufordern.“ Ein leichtes Schimmern überflog das Blau ihrer Augen, während sie den Duft von Jasmin einatmete, der wie eine Erinnerung an etwas Vergangenes ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte.
Unter einem zarten Wimpernschlag senkte sie ihren Blick und löste sich von ihm. Eine leichte Distanz, die sie schuf, in dem sie ihn auf ihren nackten Zehen langsam umschritt, ehe sie die Ornamente und fremden Schriftzeichen um sich herum betrachtete.
Leicht nur streckten sich ihre Finger aus, um den Wind durch ihre Finger gleiten zu lassen, als könnte sie ihn für einen Moment einfangen. Doch umspielte er sie lediglich und strich berührungslos an ihnen vorüber.
„Es ist richtig. Ich diene einem Gott.“ Ihre Augen wanderten über den goldenen Sockel hinweg, von dem aus das Sonnenlicht den ganzen Raum in seinen glänzenden Schein tauchte.
„Sein Name ist Ogrimar. Der Herrscher des Ursprungs und Gebieter über die Finsternis und dem Chaos, dem alles Leben entsprungen ist.“ Ihre Stimme blieb gedämpft, doch obwohl das Lächeln noch auf ihren Lippen lag, konnte man die Überzeugung in ihren Worten nicht überhören. „Seine Lehren stehen für Stärke und dem Willen aus eigener Kraft zu wachsen.“
Der Wind war nicht einzufangen, ebenso wenig, wie er sie nach dem, was sie spürte, greifen ließ. Es glitt ihr durch die Finger und streichelte herausfordernd über ihre Haut hinweg, wobei es jedoch etwas in ihrem Geist berührte, ohne sich dabei zu offenbaren. Langsam ließ sie ihre Hand sinken, nur um sich in einer anmutigen Drehung dem Prinzen zu zuwenden.
Es war kaum möglich, jedes Wort der Doktrin zu rezitieren geschweige denn für ihn zu interpretieren. Jedes Details auszusprechen wäre zeitaufwendig, so reichte es sicher aus ihm einen Blick auf die Essenz ihres Glaubens geben.
„Mit der Erhebung zur Adeptin bedeutet es, dass ich ihm sowohl mein Leben als auch meine Seele verschrieben habe. Alles, was ich bin, wer ich bin.“ Das Gefühl, das sie für den dunklen Lord empfand, trug sich in ihrer Stimme fort. Eine bedingungslose Hingabe, die sie mit jenem verband. Dabei ging es ihr selbst nicht darum, Priesterin zu werden. Das war es nie gewesen. Es war die Nähe zu dem Lord selbst, die sie spüren wollte.
Seinem Willen zu dienen, wobei der Titel vollkommen gleich war, wenn der dunkle Meister sich dazu entschied, jemanden zu berühren. Sie gehörte Ogrimar allein, im Leben, wie im Tod und was immer er daraufhin für sie vorbestimmt hatte. Etwas, das sie jedoch nicht erwähnte, da sie selbst die Gewalt und Macht, die hinter dem, was man in ihr gesehen hatte, nicht wirklich greifen konnte.
„Für die meinen bin ich Freya. Eine Tochter, eine Schülerin, eine Adeptin oder eine Freundin. Einige sehen in mir nur ein Mädchen, andere eine zukünftige Priesterin. “ Alles, was man sie lehrte, ob über den Glauben oder aber auch ihr eigenes Verhalten und die Prägung ihrer Persönlichkeit, zielte darauf ab. Sie hatte ihr Leben gegeben und war von Ogrimar selbst als seine Adeptin angenommen worden. Und nun? Nun stand sie hier. In einem fremden Land und dem Heiligtum eines ihr fremden Schöpfers.
Allerdings konnte Freya nicht abstreiten, dass sie an diesem Ort etwas spürte, dass sie tief in ihrem Inneren berührte. War es Glaube, Hoffnung oder etwas vollkommen anderes?
„Der Wille von Göttern ist undurchschaubar.“ Freya konnte es bisher nur fühlen, ohne es in irgendeiner Form umschreiben zu können. Eine Macht, die sich in ihr spürbar regte, als würde der Ort oder etwas an ihm sie entfachen. Eine Energie, die jener ähnlich war, die sie in der Oase durchdrungen hatte und doch war es anders. Eine Dunkelheit, die von etwas hervorgerufen worde, auch wenn sie verborgen blieb. Eine Finsternis, die umso intensiver eine Seite von ihr berührte und weckte, die tief in Freya schlummerte - die Macht des Schlüssels?
„Vielleicht war es eine Fügung Eures Schöpfers, dass wir uns auf diese Weise begegnen, um uns gegenseitig zu helfen.“ Eine leichte Herausforderung huschte über ihre Augen, in denen das goldene Licht sich verfing und beinahe intensiver glänzte, als dessen Ursprung. Vielleicht war es ein wenig unbedacht ihm durch ihre Worte einen Spielraum in die Hand zu legen, den er ebenso für seine Ziele nutzen konnte. Doch Glaube bedeutete nicht nur das Wesen hinter den Fügungen oder Hindernissen immer wieder zu hinterfragen, sondern auch sich selbst, um die Bedeutung zu verstehen und seinen Weg oder möglichweise seine Bestimmung zu finden.
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
#1382
So allmählich drängte sich Lorena tatsächlich der Verdacht auf, dass der Priester nicht nur am Messwein genippt hatte,
sondern sich daran möglicherweise in rauen Mengen gütlich getan hatte. Er konnte doch nicht wirklich annehmen, dass es
lediglich einer mystischen Klangschale, sowie einem fokussierten Verstand bedurfte, um eine Verbindung zu fernen Orten
oder den Menschen und ihren Empfindungen aufzubauen, um dort mit jenen zu interagieren.
„Mit Verlaub Pater, aber das was Ihr da behauptet, ist nichts weiter als esoterischer Schwachsinn. Bedenkt doch alleine mal,
welche Oberflächen es vermögen zu spiegeln. In solch einem Fall wäre niemand, der ein Schmuckstück an sich trägt, je wieder
für sich, kein Krieger in schillernder Rüstung hätte auch nur den Hauch einer Privatsphäre.“ Und das waren auch nur die
offensichtlichsten Beispiele, die ihr Ad-hoc einfielen. Kopfschüttelnd tat sie jenen Gedanken ab. „Wenn Ihr mich fragt,
ist das Blödsinn. Außerdem bedurfte es für eure Präsentationen Hilfsmittel.“
Mittels einer einladenden Geste deutete sie auf den Tisch, um auf den verwitterten Dolch und die nun etwas matte Scherbe
aufmerksam zu machen. „Ich weiß zwar noch nicht was dahintersteckt, aber ich wage ganz stark zu bezweifeln, dass Ihr auf der
richtigen Fährte seid. Das wäre zu einfach.“ Zumal solch eine übermächtige Kraft sich gewiss nicht von jenem kontrollieren ließe,
der selbst offenbart hatte, sich mit jener Magieform nicht auszukennen. Vielleicht war es auch nur einem Versehen geschuldet,
dass ausgerechnet Etoh, diese ersten Bilder zu sehen bekommen hatte.
Etwas an der ganzen Sache stimmte jedenfalls ganz und gar nicht und es nervte sie, dass sie bislang nicht präzisieren konnte,
was sie störte. Während sich die Geistlichen abermals in Glaubensfragen und dem Befinden der Adeptin verloren, dachte Lorena
über die gesehenen Bilder und die Geschichte über Freyas erste Kontaktaufnahme nach, welche Etoh ihr eingangs erzählt hatte.
Die sogenannte Silberschale, wirkte auch nach eingehender Betrachtung nicht so, als wäre sie wirklich etwas Besonderes.
Vermutlich war dieses Artefakt nicht mehr als ein Relikt der Vergangenheit, welches als ein Medium im Zusammenspiel mit einer
alten bisher gut versteckten Magie oder einem anderen Hilfsmittel, Bilder projizieren konnte.
Zwar zweifelte die Eismagierin die Echtheit jener Bildnisse nicht an, da sich der erste Teil von Etohs Worten zu sehr mit den
Erzählungen ihrer Gildenschwester glich, doch durfte man auch nicht außer Acht lassen, dass der Pfaffe nur etwas zu
demonstrieren hatte, als der Dolch die Klangschale touchierte bzw. die Scherbe in jene gelegt wurde. Ohne diese Instrumente
hätten sie sich, aller Wahrscheinlichkeit nach, nur ihr eigenes Spiegelbild ansehen können. Lediglich die erste Interaktion, bei
der offenbar sogar ein Gespräch stattgefunden hatte, schien ganz ohne fremdes Zutun geglückt zu sein.
„~Das Kind könnte der Schlüssel sein, immerhin trägt sie eine Macht in sich, die ich nur zu gern ergründet hätte, wenn du dich
mir nicht unnötigerweise in den Weg gestellt hättest.~“ Eine Überlegung, welche vielleicht ebenso absurd war, wie jene, die der
Götzenprediger dargelegt hatte, doch theoretisch möglich. Freya wurde schließlich nicht umsonst gehütet, wie ein kostbares
Juwel. Zwar hatte sie ihr volles Potential in ihrem jungen Alter noch nicht entfalten können, doch starke Emotionen, konnten
Zauber und Fähigkeiten hervorbrechen lassen.
Wenn sie wirklich so hoffnungslos und verzweifelt war, wie Etoh es beschrieben hatte, war es nicht auszuschließen, dass sie
somit unwissentlich eine Brücke zu dem Götzendiener gebaut hatte. Schien es doch so zu sein, dass er sie in der Vergangenheit
schon öfters mit dem Thema Glauben und Hoffnung behelligt hatte. Vielleicht war aber auch sein Geist in jenem Moment, der
Einzige, welcher für derartige spirituelle Schwingungen empfänglich war. Schien er doch an Wurzelchakra und ähnlichen
Hokuspokus zu glauben.
Das Gespräch zwischen Tanuri und ihrem Gast hatte Lorena, vollkommen in ihren Gedanken, mehr oder weniger ausgeblendet.
Erst als der Götzenknecht sich anschickte den Raum mitsamt seiner Klangschale zu verlassen, überlegte sie, ob man ihn nicht
um diese Bürde erleichtern sollte. Besonders wenn sie hörte mit welch einem Hochmut er durch ihre Hallen Schritt und sich
anmaßte ihre Gastfreundschaft ironisch in Zweifel zu ziehen.
„Danke für Euren Besuch Pater, wir freuen uns schon auf die Einladung in Euer Heim, sicher finden auch wir dort ein
schnuckeliges Gastgeschenk, welches wir uns zu eigen machen können.“ Ihre Worte sollten jedoch keine Drohung darstellen,
sondern ihrem Besucher nur verdeutlichen, was sie von seinem Brauch der ungefragten Eigentumsaneignung hielt. Aber
möglicherweise war das in den Reihen Artherks eben auch eine Angewohnheit, die zum guten Ton zählte. Wer wusste schon wie
es dort zuging. Im Zweifelsfall konnten ihre Worte sicher auch als Provokation aufgefasst werden, doch nachdem sie sich so
nett miteinander ausgetauscht hatten, sollten sie alle längst über solche kleinen Nettigkeiten hinaus sein.
„Hier und dort ein Staubfänger weniger, gestaltet den Raum gleich viel offener und erspart viel Arbeit, nicht wahr ? Ihr Blick
streifte noch einmal kurz abwägend seine Silhouette hinab, bevor sie die Überlegung verwarf ihren Gast von seiner Klangschale
zu befreien. Es war besser, wenn er dieses Teil fortschaffte, zumindest solange wie sie nur spekulieren konnten. Wenn ihm
wirklich an einer Zusammenarbeit gelegen war, würde er sich sicher abermals an sie wenden, sollte sich Freya nochmal bei ihm
melden. Ob sich diese Silberschale wirklich als Trumpf entpuppen würde, war jedenfalls höchst fragwürdig.
„~ Passt auf, dass er auf den Weg nach draußen nichts mitgehen lässt, was er dann wahllos in seine Schüssel werfen kann.
Er steckt sein Riechorgan so schon in genug Angelegenheiten hinein, die ihn nichts angehen. ~“ Eine Aussage, der nicht einmal die
Inquisitorin widersprechen konnte . Aber etwas an der ganzen Angelegenheit sollte sie noch immer noch nicht loslassen. Daher
kümmerte sie sich nicht weiter darum, ob der Pater den Ausgang fand, ohne dass ihm die Taschen zu schwer wurden, sondern
überlegte weiter, was nichts ins Bild passte.
Wieder ging sie in Gedanken die Schauplätze durch, an denen sich die Ereignisse zugetragen hatten, die sie gesehen, bzw. von
dem sie gehört hatten. Die Oase, der See und Freyas Zimmer, was hatten all diese Orte miteinander gemein ? Kurz weiteten sich
ihre Augen als sie einen Geistesblitz hatte. Das Wasser! Natürlich, dass musste es sein. Wasser hatte ein Gedächtnis. Warum
war sie nicht vorher darauf gekommen. Freya hatte in ihrem Zimmer in einer Lache aus eben diesem Elements gehockt und saß an
einer Oase mit der Hand im Wasser, während Kenna in den Tiefen des Sees verschwunden war.
Warum sich jene Erinnerungen an die Scherbe oder den Dolch gehängt hatten, konnte Lorena zwar nicht beantworten, aber
vielleicht hatte das ebenfalls etwas mit der Magie der Spiegel, gebrochenem Licht und Reflexion zu tun. Und da wusste sie, was
sie zu tun hatte, sie musste nach Sturmkante reisen, um dort einen ihrer alten Lehrer zu treffen. Vielleicht wusste er etwas
darüber, wie man das Gedächtnis von Wasser konservieren konnte. Außerdem lebte in jener Stadt ebenso ein alter Bekannter,
dem sie vielleicht mal wieder einen Besucht abstatten sollte.
sondern sich daran möglicherweise in rauen Mengen gütlich getan hatte. Er konnte doch nicht wirklich annehmen, dass es
lediglich einer mystischen Klangschale, sowie einem fokussierten Verstand bedurfte, um eine Verbindung zu fernen Orten
oder den Menschen und ihren Empfindungen aufzubauen, um dort mit jenen zu interagieren.
„Mit Verlaub Pater, aber das was Ihr da behauptet, ist nichts weiter als esoterischer Schwachsinn. Bedenkt doch alleine mal,
welche Oberflächen es vermögen zu spiegeln. In solch einem Fall wäre niemand, der ein Schmuckstück an sich trägt, je wieder
für sich, kein Krieger in schillernder Rüstung hätte auch nur den Hauch einer Privatsphäre.“ Und das waren auch nur die
offensichtlichsten Beispiele, die ihr Ad-hoc einfielen. Kopfschüttelnd tat sie jenen Gedanken ab. „Wenn Ihr mich fragt,
ist das Blödsinn. Außerdem bedurfte es für eure Präsentationen Hilfsmittel.“
Mittels einer einladenden Geste deutete sie auf den Tisch, um auf den verwitterten Dolch und die nun etwas matte Scherbe
aufmerksam zu machen. „Ich weiß zwar noch nicht was dahintersteckt, aber ich wage ganz stark zu bezweifeln, dass Ihr auf der
richtigen Fährte seid. Das wäre zu einfach.“ Zumal solch eine übermächtige Kraft sich gewiss nicht von jenem kontrollieren ließe,
der selbst offenbart hatte, sich mit jener Magieform nicht auszukennen. Vielleicht war es auch nur einem Versehen geschuldet,
dass ausgerechnet Etoh, diese ersten Bilder zu sehen bekommen hatte.
Etwas an der ganzen Sache stimmte jedenfalls ganz und gar nicht und es nervte sie, dass sie bislang nicht präzisieren konnte,
was sie störte. Während sich die Geistlichen abermals in Glaubensfragen und dem Befinden der Adeptin verloren, dachte Lorena
über die gesehenen Bilder und die Geschichte über Freyas erste Kontaktaufnahme nach, welche Etoh ihr eingangs erzählt hatte.
Die sogenannte Silberschale, wirkte auch nach eingehender Betrachtung nicht so, als wäre sie wirklich etwas Besonderes.
Vermutlich war dieses Artefakt nicht mehr als ein Relikt der Vergangenheit, welches als ein Medium im Zusammenspiel mit einer
alten bisher gut versteckten Magie oder einem anderen Hilfsmittel, Bilder projizieren konnte.
Zwar zweifelte die Eismagierin die Echtheit jener Bildnisse nicht an, da sich der erste Teil von Etohs Worten zu sehr mit den
Erzählungen ihrer Gildenschwester glich, doch durfte man auch nicht außer Acht lassen, dass der Pfaffe nur etwas zu
demonstrieren hatte, als der Dolch die Klangschale touchierte bzw. die Scherbe in jene gelegt wurde. Ohne diese Instrumente
hätten sie sich, aller Wahrscheinlichkeit nach, nur ihr eigenes Spiegelbild ansehen können. Lediglich die erste Interaktion, bei
der offenbar sogar ein Gespräch stattgefunden hatte, schien ganz ohne fremdes Zutun geglückt zu sein.
„~Das Kind könnte der Schlüssel sein, immerhin trägt sie eine Macht in sich, die ich nur zu gern ergründet hätte, wenn du dich
mir nicht unnötigerweise in den Weg gestellt hättest.~“ Eine Überlegung, welche vielleicht ebenso absurd war, wie jene, die der
Götzenprediger dargelegt hatte, doch theoretisch möglich. Freya wurde schließlich nicht umsonst gehütet, wie ein kostbares
Juwel. Zwar hatte sie ihr volles Potential in ihrem jungen Alter noch nicht entfalten können, doch starke Emotionen, konnten
Zauber und Fähigkeiten hervorbrechen lassen.
Wenn sie wirklich so hoffnungslos und verzweifelt war, wie Etoh es beschrieben hatte, war es nicht auszuschließen, dass sie
somit unwissentlich eine Brücke zu dem Götzendiener gebaut hatte. Schien es doch so zu sein, dass er sie in der Vergangenheit
schon öfters mit dem Thema Glauben und Hoffnung behelligt hatte. Vielleicht war aber auch sein Geist in jenem Moment, der
Einzige, welcher für derartige spirituelle Schwingungen empfänglich war. Schien er doch an Wurzelchakra und ähnlichen
Hokuspokus zu glauben.
Das Gespräch zwischen Tanuri und ihrem Gast hatte Lorena, vollkommen in ihren Gedanken, mehr oder weniger ausgeblendet.
Erst als der Götzenknecht sich anschickte den Raum mitsamt seiner Klangschale zu verlassen, überlegte sie, ob man ihn nicht
um diese Bürde erleichtern sollte. Besonders wenn sie hörte mit welch einem Hochmut er durch ihre Hallen Schritt und sich
anmaßte ihre Gastfreundschaft ironisch in Zweifel zu ziehen.
„Danke für Euren Besuch Pater, wir freuen uns schon auf die Einladung in Euer Heim, sicher finden auch wir dort ein
schnuckeliges Gastgeschenk, welches wir uns zu eigen machen können.“ Ihre Worte sollten jedoch keine Drohung darstellen,
sondern ihrem Besucher nur verdeutlichen, was sie von seinem Brauch der ungefragten Eigentumsaneignung hielt. Aber
möglicherweise war das in den Reihen Artherks eben auch eine Angewohnheit, die zum guten Ton zählte. Wer wusste schon wie
es dort zuging. Im Zweifelsfall konnten ihre Worte sicher auch als Provokation aufgefasst werden, doch nachdem sie sich so
nett miteinander ausgetauscht hatten, sollten sie alle längst über solche kleinen Nettigkeiten hinaus sein.
„Hier und dort ein Staubfänger weniger, gestaltet den Raum gleich viel offener und erspart viel Arbeit, nicht wahr ? Ihr Blick
streifte noch einmal kurz abwägend seine Silhouette hinab, bevor sie die Überlegung verwarf ihren Gast von seiner Klangschale
zu befreien. Es war besser, wenn er dieses Teil fortschaffte, zumindest solange wie sie nur spekulieren konnten. Wenn ihm
wirklich an einer Zusammenarbeit gelegen war, würde er sich sicher abermals an sie wenden, sollte sich Freya nochmal bei ihm
melden. Ob sich diese Silberschale wirklich als Trumpf entpuppen würde, war jedenfalls höchst fragwürdig.
„~ Passt auf, dass er auf den Weg nach draußen nichts mitgehen lässt, was er dann wahllos in seine Schüssel werfen kann.
Er steckt sein Riechorgan so schon in genug Angelegenheiten hinein, die ihn nichts angehen. ~“ Eine Aussage, der nicht einmal die
Inquisitorin widersprechen konnte . Aber etwas an der ganzen Angelegenheit sollte sie noch immer noch nicht loslassen. Daher
kümmerte sie sich nicht weiter darum, ob der Pater den Ausgang fand, ohne dass ihm die Taschen zu schwer wurden, sondern
überlegte weiter, was nichts ins Bild passte.
Wieder ging sie in Gedanken die Schauplätze durch, an denen sich die Ereignisse zugetragen hatten, die sie gesehen, bzw. von
dem sie gehört hatten. Die Oase, der See und Freyas Zimmer, was hatten all diese Orte miteinander gemein ? Kurz weiteten sich
ihre Augen als sie einen Geistesblitz hatte. Das Wasser! Natürlich, dass musste es sein. Wasser hatte ein Gedächtnis. Warum
war sie nicht vorher darauf gekommen. Freya hatte in ihrem Zimmer in einer Lache aus eben diesem Elements gehockt und saß an
einer Oase mit der Hand im Wasser, während Kenna in den Tiefen des Sees verschwunden war.
Warum sich jene Erinnerungen an die Scherbe oder den Dolch gehängt hatten, konnte Lorena zwar nicht beantworten, aber
vielleicht hatte das ebenfalls etwas mit der Magie der Spiegel, gebrochenem Licht und Reflexion zu tun. Und da wusste sie, was
sie zu tun hatte, sie musste nach Sturmkante reisen, um dort einen ihrer alten Lehrer zu treffen. Vielleicht wusste er etwas
darüber, wie man das Gedächtnis von Wasser konservieren konnte. Außerdem lebte in jener Stadt ebenso ein alter Bekannter,
dem sie vielleicht mal wieder einen Besucht abstatten sollte.
~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~
❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
- Naheniel
- Dorfältester / Dorfälteste
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- Registriert: Mo 27. Mai 2019, 19:18
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#1383
Naheniel ließ sich neben Adrian auf der steinernen Treppenstufe nieder, sodass der Umhang des Reiters sich wie ein dunkler Schatten um ihn ausbreitete. Ein überlegenes Lächeln, das begleitet wurde von einem amüsierten Leuchten in seinen Augen, strich er über die Oberfläche der Schatulle. "Nein, es hätte nie so kommen müssen."
Kurz glitt sein Blick zu Adrian hinüber und betrachtete für einen Moment schweigend dessen Gesicht. Mit einem nachdenklichen Raunen warf er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Schachtel in seiner Hand und strich mit seinem Daumen an dem untern Rand entlang. "Und doch … musste es genau so sein." Begleitet von seinen Worten öffnete sich mit einem leisen Klicken der Deckel der Kiste.
Unter einem Himmel, der in einem feurigen Rot brannte und von dunklen, pechschwarzen Wolken zerrissen wurde, lenkte Naheniel sein Pferd durch ein Feld von gefallenen Kriegern und Bauern. Mit einem jeden Schritt wirbelte das Tier die Asche der verbrannten Erde und Leiber auf, sowie den Staub, den die Zerstörung des Krieges hinterlassen hatte. Naheniel, der in den Anfängen seiner Zwanziger stand, betrachtet das Werk des Todes mit mitleidloser Gelassenheit.
Jeder, der dort lag, hatte sein Schicksal selbst und frei gewählt. Zu Beginn des Krieges hätte es Möglichkeiten gegeben, sich zu beugen und sich zum alten Glauben bekennen, die Schwerter niederzulegen und Reue zu zeigen für die Sünden, die im Namen Ogrimars begangen worden waren. Aber keiner hatte es getan und nun waren sie ihrer rechtmäßigen Strafe zugeführt worden.
Gerade auch jene, die sich zu den Gläubigen des dunklen Herrn zählten und einst ihr Leben auf ihn schworen, nur um ihn zu betrügen, sobald ihnen Lügen zugeflüstert wurden.
Die Soldaten hatten ihr Werk getan und waren unter den Befehlen des dunklen Generals weitergezogen. Frauen, Kinder, die Alten und die, die sich ergeben hatten, waren verschont geblieben, so wie es sich für einen Krieg gehörte. Nicht aber für Naheniel, er hatte es schon lange satt, Gnade walten zu lassen. Wozu auch? Sie alle hatten eine Entscheidung getroffen und nur, weil die Schlacht verloren war und sie weiße Fahnen der Kapitulation und des Friedens schwenkten, sollte man von ihnen ablassen?
Inmitten der vom Kampf gebeutelten Stadt griff Naheniel in die Zügel und zog sie leicht an. Ein leises Wiehern erklang, hallte in den Straßen wider, ganz so, als wolle es die sich versteckenden Überlebenden aus ihren Häusern locken. Mit einem geschmeidigen Schwung glitt er aus dem Sattel und sein dunkler, knöchellanger Mantel wehte leicht im aufgekommenen Wind. Ein Wind, der nicht nur den Geruch des Feuers der Zerstörung mit sich trug, sondern auch jenen der Toten und der Angst.
Langsam und in aller Ruhe sah Naheniel sich um und genoss es, das zu sehen, was der Krieg hinterlassen hatte. Leid, Furcht und Vernichtung. Vor den Toren lag ein Meer aus Leichen, während in der Stadt noch immer einige Herzen pochten. Ein Pochen, das die Hoffnung auf Erbarmen in einem unaufhörlichen Rhythmus durch die Straßen trug. Wie lächerlich sie doch war, die Hoffnung. Leicht neigte er seinen Kopf zur Seite, um darauf zu lauschen, auf die vergebenen leisen Bitten um Gnade und die Echos, die von Leid und Tod zeugten und sich zwischen den Mauern hin und her warfen.
Ein Mann, begleitet von seiner Frau, trat vorsichtig aus einem der Häuser und ging langsam und mit einem vorsichtig forschenden Blick auf Naheniel zu. "Seid ihr gekommen, um zu helfen?"
Unter der weiten Kapuze, die Naheniel über seinen Kopf gezogen hatte, flammte das tiefe Blau seiner Augen auf, als er das lange Schwert zog, welches er auf seinem Rücken trug und dann mit der Spitze den Boden berührte, wodurch ein leises Geräusch erklang, quälend und warnend für alle, die es hören konnten, ganz so, als würde die Erde, auf der sie alle standen, versuchen, mit letzter Kraft eine Warnung auszuschicken.
"Nein."
Der Mann drängte die Frau an seiner Seite schützend hinter sich und trat einige Schritte zurück. "Der Krieg ist vorbei! Wir haben uns ergeben!" Erbost blickte er Naheniel entgegen.
Mochte die Zeit eine andere sein, gab es trotzdem Rechte und Gesetze, die während eines Kriegs galten und einzuhalten waren. Für beide Seiten.
"Es ist dann vorbei, wenn ich es sage." Mit jenen Worten hob Naheniel mühelos sein mit getrocknetem Blut beflecktes Schwert und drang damit durch den Bauch des Mannes, nur um es gleich darauf aus diesem zu ziehen und mit einer schwungvollen Drehung die Frau, die hinter ihm stand, zu köpfen. Nachdem die Körper leblos in sich zusammen gesackt waren, ging er auf eines seiner Knie und legte seine Hand abwechselnd auf die beiden Toten. "Ich nehme mir eure Schatten, denn nun braucht ihr sie nicht mehr."
Kurz darauf schritt er weiter, immer die Hauptstraße entlang. Obwohl der Himmel von den Feuern des Schlachtfeldes immer noch in einem flammenden Rot erleuchtet war, folgte ihm eine Dunkelheit, die mit jedem Schritt tiefer wurde, während die Luft an Kälte zunahm.
Irgendwann hielt er an, wählte eines der Häuser für sich aus und strich mit seinen Fingerkuppen über die raue, bröckelnde Mauer. Die Berührung schien beinahe zärtlich und nachsichtig, wären da nicht die Schatten, die nah bei ihm waren und gleich darauf an der Mauer entlang krochen. Er spürte es, das Leben, welches sich in dem Haus befand und versuchte, sich so hilflos vor ihm zu verstecken.
Naheniel legte seine Handfläche auf das Holz der Türe, die einen letzten, wenn auch armseligen Schutz bot, senkte ein wenig seinen Kopf und strich sich mit seiner Zungenspitze über seine Lippen, die sich sogleich zu einem kalten und unerbittlichen Lächeln hoben, als er die Tür aufdrückte. "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?"
"Wenn Dein Vater Dich erwischt, wird er Dich zum Tempeldienst nach Felsriff schicken und Dich mehrmals die Doktrin abschreiben lassen." Naheniel grinste in Richtung Adrian und klopfte ihm auf die Schulter. Eigentlich mussten sie bereits am nächsten Tag, noch vor Sonnenaufgang, eine Prüfung vor den Lehrern der Priesterschule ablegen.
Er lebte bereits seit Jahren auf dem Gelände der Schule und wusste selbst um die strengen Regeln, die einem dort auferlegt waren. Um kein Stück besser war es aber, wenn man aus dem Haus Al Saher stammte und dort lebte. Aber genau diese strikte Regelhaftigkeit war eines der Dinge, die Adrian und Naheniel zueinander geführt hatte, da sie diese immer und immer wieder herausforderten. Beide waren auf ihre Weise rebellisch und bisher hatte ihnen das nicht selten Schwierigkeiten eingebracht. Was sie aber nicht davon abhielt, ihr Glück und die Geduld der Priesterlehrer und der Familie von Adrian immer wieder auf die Probe zu stellen.
"Wenn er mich nach Felsriff schickt, nehme ich dich mit. Ich werde einfach behaupten, dass du mich angestiftet hast."
Naheniel zeigte seinem Freund ein Zwinkern, das unterstrichen wurde, von einem schelmischen Funkeln in seinen Augen.
"Dann sollten wir den Abend besser lohnenswert machen, oder? Wenn ich schon bestraft werde, will ich wenigstens etwas haben, woran ich mich erinnern kann."
Kurz glitt sein Blick zu Adrian hinüber und betrachtete für einen Moment schweigend dessen Gesicht. Mit einem nachdenklichen Raunen warf er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Schachtel in seiner Hand und strich mit seinem Daumen an dem untern Rand entlang. "Und doch … musste es genau so sein." Begleitet von seinen Worten öffnete sich mit einem leisen Klicken der Deckel der Kiste.
Ungefähr 15 Jahre früher
Über Gnade & Grausamkeit
Über Gnade & Grausamkeit
Unter einem Himmel, der in einem feurigen Rot brannte und von dunklen, pechschwarzen Wolken zerrissen wurde, lenkte Naheniel sein Pferd durch ein Feld von gefallenen Kriegern und Bauern. Mit einem jeden Schritt wirbelte das Tier die Asche der verbrannten Erde und Leiber auf, sowie den Staub, den die Zerstörung des Krieges hinterlassen hatte. Naheniel, der in den Anfängen seiner Zwanziger stand, betrachtet das Werk des Todes mit mitleidloser Gelassenheit.
Jeder, der dort lag, hatte sein Schicksal selbst und frei gewählt. Zu Beginn des Krieges hätte es Möglichkeiten gegeben, sich zu beugen und sich zum alten Glauben bekennen, die Schwerter niederzulegen und Reue zu zeigen für die Sünden, die im Namen Ogrimars begangen worden waren. Aber keiner hatte es getan und nun waren sie ihrer rechtmäßigen Strafe zugeführt worden.
Gerade auch jene, die sich zu den Gläubigen des dunklen Herrn zählten und einst ihr Leben auf ihn schworen, nur um ihn zu betrügen, sobald ihnen Lügen zugeflüstert wurden.
Die Soldaten hatten ihr Werk getan und waren unter den Befehlen des dunklen Generals weitergezogen. Frauen, Kinder, die Alten und die, die sich ergeben hatten, waren verschont geblieben, so wie es sich für einen Krieg gehörte. Nicht aber für Naheniel, er hatte es schon lange satt, Gnade walten zu lassen. Wozu auch? Sie alle hatten eine Entscheidung getroffen und nur, weil die Schlacht verloren war und sie weiße Fahnen der Kapitulation und des Friedens schwenkten, sollte man von ihnen ablassen?
Inmitten der vom Kampf gebeutelten Stadt griff Naheniel in die Zügel und zog sie leicht an. Ein leises Wiehern erklang, hallte in den Straßen wider, ganz so, als wolle es die sich versteckenden Überlebenden aus ihren Häusern locken. Mit einem geschmeidigen Schwung glitt er aus dem Sattel und sein dunkler, knöchellanger Mantel wehte leicht im aufgekommenen Wind. Ein Wind, der nicht nur den Geruch des Feuers der Zerstörung mit sich trug, sondern auch jenen der Toten und der Angst.
Langsam und in aller Ruhe sah Naheniel sich um und genoss es, das zu sehen, was der Krieg hinterlassen hatte. Leid, Furcht und Vernichtung. Vor den Toren lag ein Meer aus Leichen, während in der Stadt noch immer einige Herzen pochten. Ein Pochen, das die Hoffnung auf Erbarmen in einem unaufhörlichen Rhythmus durch die Straßen trug. Wie lächerlich sie doch war, die Hoffnung. Leicht neigte er seinen Kopf zur Seite, um darauf zu lauschen, auf die vergebenen leisen Bitten um Gnade und die Echos, die von Leid und Tod zeugten und sich zwischen den Mauern hin und her warfen.
Ein Mann, begleitet von seiner Frau, trat vorsichtig aus einem der Häuser und ging langsam und mit einem vorsichtig forschenden Blick auf Naheniel zu. "Seid ihr gekommen, um zu helfen?"
Unter der weiten Kapuze, die Naheniel über seinen Kopf gezogen hatte, flammte das tiefe Blau seiner Augen auf, als er das lange Schwert zog, welches er auf seinem Rücken trug und dann mit der Spitze den Boden berührte, wodurch ein leises Geräusch erklang, quälend und warnend für alle, die es hören konnten, ganz so, als würde die Erde, auf der sie alle standen, versuchen, mit letzter Kraft eine Warnung auszuschicken.
"Nein."
Der Mann drängte die Frau an seiner Seite schützend hinter sich und trat einige Schritte zurück. "Der Krieg ist vorbei! Wir haben uns ergeben!" Erbost blickte er Naheniel entgegen.
Mochte die Zeit eine andere sein, gab es trotzdem Rechte und Gesetze, die während eines Kriegs galten und einzuhalten waren. Für beide Seiten.
"Es ist dann vorbei, wenn ich es sage." Mit jenen Worten hob Naheniel mühelos sein mit getrocknetem Blut beflecktes Schwert und drang damit durch den Bauch des Mannes, nur um es gleich darauf aus diesem zu ziehen und mit einer schwungvollen Drehung die Frau, die hinter ihm stand, zu köpfen. Nachdem die Körper leblos in sich zusammen gesackt waren, ging er auf eines seiner Knie und legte seine Hand abwechselnd auf die beiden Toten. "Ich nehme mir eure Schatten, denn nun braucht ihr sie nicht mehr."
Kurz darauf schritt er weiter, immer die Hauptstraße entlang. Obwohl der Himmel von den Feuern des Schlachtfeldes immer noch in einem flammenden Rot erleuchtet war, folgte ihm eine Dunkelheit, die mit jedem Schritt tiefer wurde, während die Luft an Kälte zunahm.
Irgendwann hielt er an, wählte eines der Häuser für sich aus und strich mit seinen Fingerkuppen über die raue, bröckelnde Mauer. Die Berührung schien beinahe zärtlich und nachsichtig, wären da nicht die Schatten, die nah bei ihm waren und gleich darauf an der Mauer entlang krochen. Er spürte es, das Leben, welches sich in dem Haus befand und versuchte, sich so hilflos vor ihm zu verstecken.
Naheniel legte seine Handfläche auf das Holz der Türe, die einen letzten, wenn auch armseligen Schutz bot, senkte ein wenig seinen Kopf und strich sich mit seiner Zungenspitze über seine Lippen, die sich sogleich zu einem kalten und unerbittlichen Lächeln hoben, als er die Tür aufdrückte. "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?"
Einige Jahre zuvor
"Wenn Dein Vater Dich erwischt, wird er Dich zum Tempeldienst nach Felsriff schicken und Dich mehrmals die Doktrin abschreiben lassen." Naheniel grinste in Richtung Adrian und klopfte ihm auf die Schulter. Eigentlich mussten sie bereits am nächsten Tag, noch vor Sonnenaufgang, eine Prüfung vor den Lehrern der Priesterschule ablegen.
Er lebte bereits seit Jahren auf dem Gelände der Schule und wusste selbst um die strengen Regeln, die einem dort auferlegt waren. Um kein Stück besser war es aber, wenn man aus dem Haus Al Saher stammte und dort lebte. Aber genau diese strikte Regelhaftigkeit war eines der Dinge, die Adrian und Naheniel zueinander geführt hatte, da sie diese immer und immer wieder herausforderten. Beide waren auf ihre Weise rebellisch und bisher hatte ihnen das nicht selten Schwierigkeiten eingebracht. Was sie aber nicht davon abhielt, ihr Glück und die Geduld der Priesterlehrer und der Familie von Adrian immer wieder auf die Probe zu stellen.
"Wenn er mich nach Felsriff schickt, nehme ich dich mit. Ich werde einfach behaupten, dass du mich angestiftet hast."
Naheniel zeigte seinem Freund ein Zwinkern, das unterstrichen wurde, von einem schelmischen Funkeln in seinen Augen.
"Dann sollten wir den Abend besser lohnenswert machen, oder? Wenn ich schon bestraft werde, will ich wenigstens etwas haben, woran ich mich erinnern kann."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
#1384
Syndras Blick blieb unverwandt auf Stellan gerichtet, durchzogen von offener Neugier und einem Hauch kalkulierter Abschätzung. Doch trotz der subtilen Distanz war die Anerkennung in dem Glanz der tiefblauen Augen nicht zu übersehen. Seine Worte schienen entweder von unverblümter Ehrlichkeit geprägt oder sorgfältig kalkuliert – eine Kunst, die sie zu schätzen wusste. Ebenso wenig zweifelte sie daran, dass er über die Mittel verfügte, Nymeria zu schützen, falls es darauf ankäme. Die eigentliche Frage war, ob er es auch tun würde, wenn der Fall eintrat.
„Ich will ehrlich sein. Naheniel hat mir geraten, mir selbst ein Bild von Euch zu machen.“ Der leichte Schein ihrer Augen intensivierte sich, als sie den Hüter musterte und ihre Stimme höflich, aber doch nicht minder eindringlich an ihn richtete. „Und ich nehme seine Ratschläge ernst. Ihr versteht sicherlich, dass ich nicht leichtfertig urteile, Lord var Aesir.“
Ihre Worte waren keine Frage, sondern eine Feststellung. Oh sie hatte gewiss nicht vor, sich eine vorschnelle Meinung über Stellan zu bilden. In der Hinsicht verstand sie durchaus, dass auch er präzise überdachte, was er sagte. Lotete vermutlich nicht nur sie für sich vorerst aus, wer ihr gegenüber wirklich war. Nicht wahr? Eine erste Einschätzung, die Syndra sowohl in seinen Worten als auch in seiner Mimik suchte.
Niemand mochte immerhin Missverständnisse oder erfreute sich an einem vorschnellen Urteil. So etwas war ärgerlich und vollkommen unnötig. Zudem konnten diese sehr schnell unschön enden, wie die bläulich anlaufenden Verfärbungen an ihrem Handgelenk ihr mahnend vor Augen führten. Male, die Stellan nichts angingen und mit der Zeit verblassen würden, und für die sie weder Mitleid noch Beistand wollte. Eine Angelegenheit, die lediglich Naheniel und sie betraf.
Nachdenklich strich Syndra über ihren Becherrand, während sie mit einem kühlen und dennoch gleichzeitig vielsagenden Lächeln den Bahnen ihres Zeigefingers folgte. Ein verschlossener Gedanke, der vorerst verborgen blieb, ehe ihre Fingerspitze gegen den Rand tippte und sie sich dem Hüter wieder zuwandte.
„Euer Sohn ist außergewöhnlich.“ Ein sicherlich hochtrabendes Wort, aber es umschrieb die Entschlossenheit hinter seinem Ehrgeiz am prägnantesten. Ein kurzes Schimmern flutete das Blau ihrer Augen, als sie ihren Blick Stellan zuwandte. „Hin und wieder auch unbestreitbar ein wenig energisch und forsch, wie wir beide sicherlich wissen, wenn es um seine Ziele geht. Allerdings würde ich selbst es bislang nicht eine Bürde nennen. Oder deuten Eure Worte auf etwas hin, wovon ich vielleicht noch nicht weiß?“
Langsam nur hob sich eine von Syndras elegant geformten Brauen, um ihren Zügen eine fragende Mimik zu verleihen, die vielleicht herausfordernd wirken mochte, aber keineswegs unhöflich oder respektlos. Unter einem zarten Lächeln hielt ihr Blick forschend an dem Hüter fest, als würde sie in jenem womöglich eine andere Antwort erwarten, gegenüber dem, was er sie hören lassen wollte. Ein Umstand, den jedoch das Ausloten von Loyalitäten in gewisser Weise mit sich brachte.
Stellans Sohn kannte sie besser als die meisten anderen und ihm war ohne jeden Zweifel bewusst, dass Syndra in der Weise nicht gerade leichtfertig mit Vertrauen umging oder kurzsichtig handelte, sondern vielmehr jede Facette einzeln beleuchtete, um überzeugt zu werden. Daher geriet der Umstand, dass Naheniel seinen Vater zu töten versucht hatte ebenso in Vergessenheit, wie die Spannung, die zwischen beiden hier im Raum geherrscht hatte.
„Sollte es etwas geben, das Ihr mir sagen möchtet oder ich wissen sollte, kann ich doch sicher davon ausgehen, dass Ihr es auszusprechen würdet. Immerhin sind wir unter uns und schließlich vertraue ich Euch auch etwas an, oder Lord var Aesir?“
Ob es eine unmittelbare Bestätigung der Magierin war, dass sie ihm Nymeria anvertrauen wollte, schwebte im Raum. Tatsächlich fand sie bislang keinerlei schlüssiges Gegenargument, das einen Einspruch ihrerseits handfest begründen würde.
Durchaus sollten ihre Worte daher eine Zustimmung implizieren, auch wenn Syndras Blick weiterhin aufmerksam jede Nuance seiner Reaktion erforschte.
„Ich will ehrlich sein. Naheniel hat mir geraten, mir selbst ein Bild von Euch zu machen.“ Der leichte Schein ihrer Augen intensivierte sich, als sie den Hüter musterte und ihre Stimme höflich, aber doch nicht minder eindringlich an ihn richtete. „Und ich nehme seine Ratschläge ernst. Ihr versteht sicherlich, dass ich nicht leichtfertig urteile, Lord var Aesir.“
Ihre Worte waren keine Frage, sondern eine Feststellung. Oh sie hatte gewiss nicht vor, sich eine vorschnelle Meinung über Stellan zu bilden. In der Hinsicht verstand sie durchaus, dass auch er präzise überdachte, was er sagte. Lotete vermutlich nicht nur sie für sich vorerst aus, wer ihr gegenüber wirklich war. Nicht wahr? Eine erste Einschätzung, die Syndra sowohl in seinen Worten als auch in seiner Mimik suchte.
Niemand mochte immerhin Missverständnisse oder erfreute sich an einem vorschnellen Urteil. So etwas war ärgerlich und vollkommen unnötig. Zudem konnten diese sehr schnell unschön enden, wie die bläulich anlaufenden Verfärbungen an ihrem Handgelenk ihr mahnend vor Augen führten. Male, die Stellan nichts angingen und mit der Zeit verblassen würden, und für die sie weder Mitleid noch Beistand wollte. Eine Angelegenheit, die lediglich Naheniel und sie betraf.
Nachdenklich strich Syndra über ihren Becherrand, während sie mit einem kühlen und dennoch gleichzeitig vielsagenden Lächeln den Bahnen ihres Zeigefingers folgte. Ein verschlossener Gedanke, der vorerst verborgen blieb, ehe ihre Fingerspitze gegen den Rand tippte und sie sich dem Hüter wieder zuwandte.
„Euer Sohn ist außergewöhnlich.“ Ein sicherlich hochtrabendes Wort, aber es umschrieb die Entschlossenheit hinter seinem Ehrgeiz am prägnantesten. Ein kurzes Schimmern flutete das Blau ihrer Augen, als sie ihren Blick Stellan zuwandte. „Hin und wieder auch unbestreitbar ein wenig energisch und forsch, wie wir beide sicherlich wissen, wenn es um seine Ziele geht. Allerdings würde ich selbst es bislang nicht eine Bürde nennen. Oder deuten Eure Worte auf etwas hin, wovon ich vielleicht noch nicht weiß?“
Langsam nur hob sich eine von Syndras elegant geformten Brauen, um ihren Zügen eine fragende Mimik zu verleihen, die vielleicht herausfordernd wirken mochte, aber keineswegs unhöflich oder respektlos. Unter einem zarten Lächeln hielt ihr Blick forschend an dem Hüter fest, als würde sie in jenem womöglich eine andere Antwort erwarten, gegenüber dem, was er sie hören lassen wollte. Ein Umstand, den jedoch das Ausloten von Loyalitäten in gewisser Weise mit sich brachte.
Stellans Sohn kannte sie besser als die meisten anderen und ihm war ohne jeden Zweifel bewusst, dass Syndra in der Weise nicht gerade leichtfertig mit Vertrauen umging oder kurzsichtig handelte, sondern vielmehr jede Facette einzeln beleuchtete, um überzeugt zu werden. Daher geriet der Umstand, dass Naheniel seinen Vater zu töten versucht hatte ebenso in Vergessenheit, wie die Spannung, die zwischen beiden hier im Raum geherrscht hatte.
„Sollte es etwas geben, das Ihr mir sagen möchtet oder ich wissen sollte, kann ich doch sicher davon ausgehen, dass Ihr es auszusprechen würdet. Immerhin sind wir unter uns und schließlich vertraue ich Euch auch etwas an, oder Lord var Aesir?“
Ob es eine unmittelbare Bestätigung der Magierin war, dass sie ihm Nymeria anvertrauen wollte, schwebte im Raum. Tatsächlich fand sie bislang keinerlei schlüssiges Gegenargument, das einen Einspruch ihrerseits handfest begründen würde.
Durchaus sollten ihre Worte daher eine Zustimmung implizieren, auch wenn Syndras Blick weiterhin aufmerksam jede Nuance seiner Reaktion erforschte.
Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der Legion des Schattens ~
~ Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
- Tanuri
- Geschichtenschreiber / Geschichtenschreiberin
- Beiträge: 290
- Registriert: Sa 30. Dez 2017, 09:57
- Danksagung erhalten: 2 Mal
#1385
Zweifelsohne war das, was der Priester ihnen bisher präsentiert hatte, nicht halb so ergiebig, wie erhofft. Nichts von dem, was seine Schale bisher gezeigt hatte, war von Nutzen oder gar einer greifbaren Substanz. Und doch blieb Etoh offenbar davon überzeugt, ihnen einen Gefallen getan zu haben und eine Kostbarkeit geliefert zu haben, die von großem Wert war.
Ganz gleich aber, wie oft sie innerlich rekapitulierte, was er gezeigt hatte, sie konnte dieser Einschätzung beim besten Willen nicht zustimmen. Wussten sie nun mehr als zuvor? Nicht wirklich. Noch dazu, und das war es, was sie besonders misstrauisch machte, war der Prediger nicht nur mit einer schier unerträglichen Selbstverständlichkeit in ihre Hallen getreten, sondern hatte ihnen mit unbrechbarer Überzeugung unterbreitet, wie er Freya zu kennen glaubte.
Ganz gleich aber, wie oft sie innerlich rekapitulierte, was er gezeigt hatte, sie konnte dieser Einschätzung beim besten Willen nicht zustimmen. Wussten sie nun mehr als zuvor? Nicht wirklich. Noch dazu, und das war es, was sie besonders misstrauisch machte, war der Prediger nicht nur mit einer schier unerträglichen Selbstverständlichkeit in ihre Hallen getreten, sondern hatte ihnen mit unbrechbarer Überzeugung unterbreitet, wie er Freya zu kennen glaubte.
Womöglich, und das schien ihr von Minute zu Minute sinniger, war es gar nicht das, was er über ihre Adeptin zu berichten wusste, was ihn angelockt hatte. Sondern etwas ganz anderes. Auch wenn er, so ihre Meinung, als möglicher Spion ziemlich lausig agierte, kam sie nicht umhin zu bemerken, dass sie sein Auftreten störte. Warum? Weil es keinen Beweis dafür gab, dass das, was er ihnen zeigte, wirklich geschehen war.
Innerhalb der Legion war Freyas Verschwinden zum Mittelpunkt zahlloser Gespräche und ausschweifender Spekulationen geworden. Gemurmel, Gerüchte und noch mehr Halbwahrheiten hatten sich wie ein Lauffeuer ausgebreitet und all das war nicht nur innerhalb der Mauern geblieben. Noch dazu war kurze Zeit nach dem Abend der Zeremonie eine Frau aus dem Gesinde der Legion abhanden gekommen und dem Haus des Predigers zugelaufen, weshalb niemand genau sagen konnte, welche internen Informationen womöglich dort auf sehr wache und offene Ohren stießen.
Es hatte deshalb einen sehr guten Grund gehabt, weshalb Tanuri die Dienerschaft verkleinert hatte, nachdem Samoel zur Flucht verholfen worden war. Trotzdem war es nicht abzuschätzen, ob Cordula nicht doch noch die ein oder andere Bezugsperson innerhalb der Legion besaß. Es musste sich dabei nicht einmal um einen gewollten Verrat handeln. Eigentlich bedurfte es schon weniger aufgeschnappter Sätze, um sich ein eigenes Bild über die Geschehnisse jenes Abends, als Freya verschwand, zusammen zu spinnen.
Es hatte deshalb einen sehr guten Grund gehabt, weshalb Tanuri die Dienerschaft verkleinert hatte, nachdem Samoel zur Flucht verholfen worden war. Trotzdem war es nicht abzuschätzen, ob Cordula nicht doch noch die ein oder andere Bezugsperson innerhalb der Legion besaß. Es musste sich dabei nicht einmal um einen gewollten Verrat handeln. Eigentlich bedurfte es schon weniger aufgeschnappter Sätze, um sich ein eigenes Bild über die Geschehnisse jenes Abends, als Freya verschwand, zusammen zu spinnen.
Auch das Ableben Kennas konnte nicht bewiesen werden. Es waren Bilder, die er ihnen zeigte, mehr nicht. Keine Leiche, kein weiterer Anhaltspunkt. Gut möglich, dass er selbst es gewesen war, der eines der Mitglieder der Legion getötet hatte. Oder sie unter Folter und Schmerzen gefangen hielt und ihnen hier eine von ihm erfundene Realität zeigte, um nicht unter Verdacht zu geraten.
Güte und eine lebensfrohe Fassade waren nicht selten das geschliffene Werkzeug eines Täuschers. Jeder aber, der mit wachen Augen über die Welten schritt, sollte wissen, dass sich hinter den schönsten Worten tiefste Abgründe des menschlichen Seins befinden konnten.
Güte und eine lebensfrohe Fassade waren nicht selten das geschliffene Werkzeug eines Täuschers. Jeder aber, der mit wachen Augen über die Welten schritt, sollte wissen, dass sich hinter den schönsten Worten tiefste Abgründe des menschlichen Seins befinden konnten.
Bis in die Halle waren sie Etoh gefolgt, da Tanuri sicher stellen wollte, dass seine Finger und seine Blicke sich nicht noch für andere Habseligkeiten in der Gilde interessierten. Als die Türe hinaus in Sichtweite war, genauso wie einer der Wachen, die ihr Leben an den Dienst der Gilde verschworen hatte, blieb sie stehen. Der Prediger würde nun die letzten Meter bestimmt ohne das Geleit von Lorena und ihr schaffen, dessen war sie sich sicher.
Und da sowieso gesagt worden war, was gesagt werden musste, sah sie auch keinen weiteren Anlass, ihm die Tür hinaus zu öffnen. Dies bot noch dazu auf praktische Weise die perfekte Gelegenheit, die Annahme darüber, dass sie von Unhöflichkeit und Respektlosigkeit geprägt war, zu festigen.
Und da sowieso gesagt worden war, was gesagt werden musste, sah sie auch keinen weiteren Anlass, ihm die Tür hinaus zu öffnen. Dies bot noch dazu auf praktische Weise die perfekte Gelegenheit, die Annahme darüber, dass sie von Unhöflichkeit und Respektlosigkeit geprägt war, zu festigen.
Erst als der Abstand groß genug geworden war und sie sicher sein konnte, dass er nichts mehr von dem hören konnte, was sich weiter zutragen sollte, sprach sie in die aufgekommene Stille hinein.
"Ich traue ihm nicht." Sie wendete sich, ohne jegliche Wertung in ihrer Stimme an niemanden, der sichtbar war. Und obwohl Lorena direkt neben ihr stand, galten die Worte nicht ihr.
Tanuri wusste, dass er da war. Ein lebendiger Schatten aus Fleisch und Blut, der zumeist aus dem Verborgenen handelte und sich derzeit in den Ecken vor unliebsamer Aufmerksamkeit versteckte. Vielleicht war es auch sein schlechtes Gewissen, im richtigen Moment nicht dort gewesen zu sein, wo sie gewesen war, als der Vampir sie mit sich nahm, was dazu führte, dass sie sich gerade jetzt umso beobachteter von ihm vorkam.
Tanuri wusste, dass er da war. Ein lebendiger Schatten aus Fleisch und Blut, der zumeist aus dem Verborgenen handelte und sich derzeit in den Ecken vor unliebsamer Aufmerksamkeit versteckte. Vielleicht war es auch sein schlechtes Gewissen, im richtigen Moment nicht dort gewesen zu sein, wo sie gewesen war, als der Vampir sie mit sich nahm, was dazu führte, dass sie sich gerade jetzt umso beobachteter von ihm vorkam.
"Bleib ihm auf den Fersen und finde heraus, was er vor hat." Mehr musste sie nicht erklären und drehte sich stattdessen herum, um sich kurz mit Lorena auszutauschen, schließlich gab es noch so einiges, was unbesprochen war. Die Augen blieben aber auf ihr haften und so schüttelte sie nur knapp ihren Kopf. Mit den Jahren hatte sie ein gutes Gespür dafür entwickelt, wann er da war und wann nicht und derzeit war er mehr als präsent.
"Es ist nicht Deine Schuld. Er wollte mich finden… Gleich ob ich eine ganze Armee um mich gehabt hätte oder nicht, es hätte keinen Unterschied gemacht. So oder so hätte er mich geholt." Zwar hörte man die Ruhe in ihrer Stimme, aber in dieser lag, kaum wahrzunehmen, eine tiefsitzende Angst. Jene die Landru wachgerufen hatte. Es war eine Furcht, die sie zuvor auf diese Weise nicht kannte und von der sie wusste, dass sie nun für immer bleiben würde, um ein Teil von ihr zu sein.
Trotzdem gab es für sie aber nichts mehr, was sie ihrer Aussage hinzuzufügen hatte - nicht jetzt und auch nicht in der Zukunft. Niemand konnte ständig überwacht und begleitet werden. Wie man sah, gelang ein sicherer Schutz nicht einmal innerhalb der Wände der Legion. Freya war vor ihren allen Augen verschwunden und war man ehrlich zu sich, gab es nichts, was dies verhindert hätte. Wäre es nicht an diesem einen Abend geschehen, so an einem anderen Tag. Denn die Gefühle des Mädchens und all die Emotionen, die sie nicht nur verzweifeln ließen, sondern auch voran brachten, waren immer da gewesen und würden es auch weiterhin sein.
Trotzdem gab es für sie aber nichts mehr, was sie ihrer Aussage hinzuzufügen hatte - nicht jetzt und auch nicht in der Zukunft. Niemand konnte ständig überwacht und begleitet werden. Wie man sah, gelang ein sicherer Schutz nicht einmal innerhalb der Wände der Legion. Freya war vor ihren allen Augen verschwunden und war man ehrlich zu sich, gab es nichts, was dies verhindert hätte. Wäre es nicht an diesem einen Abend geschehen, so an einem anderen Tag. Denn die Gefühle des Mädchens und all die Emotionen, die sie nicht nur verzweifeln ließen, sondern auch voran brachten, waren immer da gewesen und würden es auch weiterhin sein.
Tanuri beschloss aber nun doch, ihre Fragen an Lorena vorerst für sich zu behalten. Sie beide waren nicht allein und sie musste sichergehen, dass Verlion seinen Fokus auf das legte, was sie ihm aufgetragen hatte. Würde er davon hören - wenn er es nicht ohnehin schon aufgrund des Fehlens der Dunkelheit vermutete - dass sein Bruder Adrian nach seinem geglückten Versuch, sie aus den Fängen des Vampirs zu befreien, nicht mit ihr zurückgekehrt war, konnte sie sich nicht darauf verlassen, dass er auf das, was sie von ihm verlangte, seine volle Konzentration legte.
Und auch wenn die Sorge um Adrian sie fast erdrückte und die Ereignisse der vergangenen Stunden und Tage es ihr immer schwerer machten, ihren Geist klar zu fokussieren, versuchte sie, so gefasst wie eben möglich, zu sein und als das, was immer von ihr verlangt worden war zu agieren. Als Gildenoberhaupt, als Priesterin und als Hüterin.
Ihr Blick richtete sich deshalb fragend, oder viel mehr fordernd, an Lorena. "Wie gedenkst Du weiter vorzugehen, Inquisitorin?"
Und auch wenn die Sorge um Adrian sie fast erdrückte und die Ereignisse der vergangenen Stunden und Tage es ihr immer schwerer machten, ihren Geist klar zu fokussieren, versuchte sie, so gefasst wie eben möglich, zu sein und als das, was immer von ihr verlangt worden war zu agieren. Als Gildenoberhaupt, als Priesterin und als Hüterin.
Ihr Blick richtete sich deshalb fragend, oder viel mehr fordernd, an Lorena. "Wie gedenkst Du weiter vorzugehen, Inquisitorin?"
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Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
#1386
Er war sich nicht sicher ob er sich je wieder bewegen kann. Aber er wollte verharren bis wirklich niemand mehr da war. Dann schob er sich aus dem Gebüsch und stellte fest, dass die Tür offenstand. Mit vorsicht stieß er die Türe auf und betrat das kleine Häuschen. Er hatte nicht vor wirklich lange zu bleiben. Dazu war er nie mutig genug gewesen. Sicher war es feige und viele würden ihn das vorwerfen, aber auch jene Menschen gab es. Nicht jeder konnte ein Held sein, furchtlos, selbstbewusst und zielsicher. Er war es nicht. Vielleicht zu dem Moment wo er einfach nur ein Schneider gewesen war. Sein Handwerk kannte er. Damit konnte er umgehen. Aber er konnte weder lesen noch schreiben, außer Zahlen und mehr brauchte er für seinen Beruf nicht. Bis dahin war er der Meinung gewesen im Leben zu stehen.
Doch im Grunde hatte man ihm alles genommen. Indirekt. Das Band zerstörte viel, vergiftete einen und brachte einen dazu Dinge zu tun, die man früher nie getan hätte. Diese schleichende Zuneigung, die Fessel, die einen bindet und verhindert dagegen zu handeln. Dieser Gehorsam, wenn auch manchmal mit dezenter Rebellion verbunden, am Ende verliert man. Er dachte einen Moment an seine Frau und sein Kind. Welche gegangen waren. Seinen Job tat er zwar weiterhin, aber weniger als vorher und er lebte komplett in der Gunst eines Ungetüms. Jeder Zeit konnte er sich entscheiden ihn fallen zu lassen. Einfach so. Das durfte nicht passieren.
Islaf dachte einen Moment an seine Schwester und hoffte sehr sie hat es besser getroffen. Sein Kenntnisstand war nicht beruhigend diesbezüglich. Seine Finger strichen über die Tischplatte vor der er stand. Dann legte er den Brief ab. Einen Moment stellte er sich vor, den Brief ins Feuer zu werfen, einmal aufzubegehren. Doch am Ende tat er nichts. Er konnte nicht. Wie als würde einfach eine Blockade da sein. Der Brief selbst war schmucklos und ohne Schnörkel, aber mit einem Siegel versehen. Das Siegel eines Ouroboros. Ein Drache oder eine Schlange die sich selbst in den Schwanz beißt und einen Kreis bildet. Islaf selbst weiß nicht was drin steht. Er hatte zwar eine gewisse Neugierde, aber lesen konnte er ihn eh nicht. Er drehte sich wieder ab und verließ das Haus, denn bleiben? Nein, er war ein Feigling und noch dazu ein Knecht. Er war zwar unverzichtbar, aber ersetzbar.
---------------
Einige Stunden später hatte er sich aufgewärmt und erfreute sich an einer Mahlzeit. Eine warme Suppe die ihm neue Kraft spendete. Er ließ Revue passieren was er mitbekommen hatte und war sich sicher, dass diese Informationen seinen Herrn sehr interessieren würden. Er sollte nicht lange warten. Langsam stellte er die Schüssel wieder ab und senkte den Blick.
"Herr." Flüstert der Schneider ehrfürchtig, durch das Band mit einem feinen Lächeln verbunden. Sich der Anwesenheit und Präsenz seines Meisters erfreuend. Seid er einmal die Einladung ausgesprochen hatte, gab es nichts was verhinderte das er einfach eintrat. Das tat der Unhold mit einer gewissen Dreistigkeit und Selbstverständlichkeit, die ihn manchmal kurz ein wenig ärgerte, aber er konnte nichts dagegen tun. "Du hast getan was ich dir auftrug?" Islaf nickte, aber wagte es nicht ihn anzusehen. Es gab ihm immer das Gefühl irgendwas übersehen zu haben. Eine schlechtes Gewissen, dass dann unverhohlen an ihm nagte. "Ja, ich hab den Brief zugestellt, wie verlangt und... und... was herausgefunden." Er suchte einen Anfang. Etwas wo er nicht so schlecht weg kommen würde, aber auch nicht gleich zu viel Preis gab, er will etwas erreichen und seis einen Moment des Glücks. Einen Moment das Gefühl gebraucht zu werden, einen Sinn zu haben und nicht einfach nur eine Bauernfigur, die eigentlich in ihrem Sein völlig unbedeutend ist. "So hast du das? Und was?" Folgte prompt die Frage. Doch mit aller Willenskraft blieb Islaf vorerst die Antwort schuldig.
"Herr wer bin ich für euch?" Bracht es aus dem Ghul hervor, der nervös an seinen fingerlosen Handschuhen knippelte. Dabei suchte der Blick irgendwo auf dem Boden einen Fixpunkt. Irgendwas. Er konnte spüren wie die Bedrohlichkeit im Raum einen Moment zunahm. Oder er bildete sich das ein. War es die falsche Frage?
"Bin ich euch wichtig?"
Eine Frage die soviel für ihn bedeutete und dem säuselnden Band, aber gleichsam war es völlig egal wie sie beantwortet wird. Denn er wird weiter funktionieren. Trotzdem war der Dran da sei einmal zu stellen.
"Wie bitte?" Klang es dann ruhig, aber leise.
Doch im Grunde hatte man ihm alles genommen. Indirekt. Das Band zerstörte viel, vergiftete einen und brachte einen dazu Dinge zu tun, die man früher nie getan hätte. Diese schleichende Zuneigung, die Fessel, die einen bindet und verhindert dagegen zu handeln. Dieser Gehorsam, wenn auch manchmal mit dezenter Rebellion verbunden, am Ende verliert man. Er dachte einen Moment an seine Frau und sein Kind. Welche gegangen waren. Seinen Job tat er zwar weiterhin, aber weniger als vorher und er lebte komplett in der Gunst eines Ungetüms. Jeder Zeit konnte er sich entscheiden ihn fallen zu lassen. Einfach so. Das durfte nicht passieren.
Islaf dachte einen Moment an seine Schwester und hoffte sehr sie hat es besser getroffen. Sein Kenntnisstand war nicht beruhigend diesbezüglich. Seine Finger strichen über die Tischplatte vor der er stand. Dann legte er den Brief ab. Einen Moment stellte er sich vor, den Brief ins Feuer zu werfen, einmal aufzubegehren. Doch am Ende tat er nichts. Er konnte nicht. Wie als würde einfach eine Blockade da sein. Der Brief selbst war schmucklos und ohne Schnörkel, aber mit einem Siegel versehen. Das Siegel eines Ouroboros. Ein Drache oder eine Schlange die sich selbst in den Schwanz beißt und einen Kreis bildet. Islaf selbst weiß nicht was drin steht. Er hatte zwar eine gewisse Neugierde, aber lesen konnte er ihn eh nicht. Er drehte sich wieder ab und verließ das Haus, denn bleiben? Nein, er war ein Feigling und noch dazu ein Knecht. Er war zwar unverzichtbar, aber ersetzbar.
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Einige Stunden später hatte er sich aufgewärmt und erfreute sich an einer Mahlzeit. Eine warme Suppe die ihm neue Kraft spendete. Er ließ Revue passieren was er mitbekommen hatte und war sich sicher, dass diese Informationen seinen Herrn sehr interessieren würden. Er sollte nicht lange warten. Langsam stellte er die Schüssel wieder ab und senkte den Blick.
"Herr." Flüstert der Schneider ehrfürchtig, durch das Band mit einem feinen Lächeln verbunden. Sich der Anwesenheit und Präsenz seines Meisters erfreuend. Seid er einmal die Einladung ausgesprochen hatte, gab es nichts was verhinderte das er einfach eintrat. Das tat der Unhold mit einer gewissen Dreistigkeit und Selbstverständlichkeit, die ihn manchmal kurz ein wenig ärgerte, aber er konnte nichts dagegen tun. "Du hast getan was ich dir auftrug?" Islaf nickte, aber wagte es nicht ihn anzusehen. Es gab ihm immer das Gefühl irgendwas übersehen zu haben. Eine schlechtes Gewissen, dass dann unverhohlen an ihm nagte. "Ja, ich hab den Brief zugestellt, wie verlangt und... und... was herausgefunden." Er suchte einen Anfang. Etwas wo er nicht so schlecht weg kommen würde, aber auch nicht gleich zu viel Preis gab, er will etwas erreichen und seis einen Moment des Glücks. Einen Moment das Gefühl gebraucht zu werden, einen Sinn zu haben und nicht einfach nur eine Bauernfigur, die eigentlich in ihrem Sein völlig unbedeutend ist. "So hast du das? Und was?" Folgte prompt die Frage. Doch mit aller Willenskraft blieb Islaf vorerst die Antwort schuldig.
"Herr wer bin ich für euch?" Bracht es aus dem Ghul hervor, der nervös an seinen fingerlosen Handschuhen knippelte. Dabei suchte der Blick irgendwo auf dem Boden einen Fixpunkt. Irgendwas. Er konnte spüren wie die Bedrohlichkeit im Raum einen Moment zunahm. Oder er bildete sich das ein. War es die falsche Frage?
"Bin ich euch wichtig?"
Eine Frage die soviel für ihn bedeutete und dem säuselnden Band, aber gleichsam war es völlig egal wie sie beantwortet wird. Denn er wird weiter funktionieren. Trotzdem war der Dran da sei einmal zu stellen.
"Wie bitte?" Klang es dann ruhig, aber leise.
"Diejenigen, die Ihr mit Kains Stärke zu segnen beschliesst, können bei Euch in Eurem Hause leben, um Euch zu schützen,
Lasst niemanden an diese Wächter den Kuss weitergeben, gebt ihnen Blut zur rechten Zeit.
Lasst ihre Stärke Eure Stärke sein, Stärke, die nicht mit der Sonne schwindet.
Lasst ihre Augen Eure Augen sein, Augen, die bei Tage zu sehen vermögen.
Lasst ihre Ohren Eure Ohren sein, Ohren, die zu hören vermögen, alldieweil Ihr im Schlummer liegt."
Chronik der Schatten
Vasall des Landru Vykos
Lasst niemanden an diese Wächter den Kuss weitergeben, gebt ihnen Blut zur rechten Zeit.
Lasst ihre Stärke Eure Stärke sein, Stärke, die nicht mit der Sonne schwindet.
Lasst ihre Augen Eure Augen sein, Augen, die bei Tage zu sehen vermögen.
Lasst ihre Ohren Eure Ohren sein, Ohren, die zu hören vermögen, alldieweil Ihr im Schlummer liegt."
Chronik der Schatten
Vasall des Landru Vykos
- Yasin bin Saaid al Sabbah
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#1387
Sie hatte Recht. Er war nicht in der Lage zu verstehen was es bedeutet zu verzichten. Oder sowas wie Askese, Bescheidenheit oder Kompromisse. All diese Dinge waren nicht unbedingt Hauptattribute, welche er vertrat oder kannte. Wie sollte er es auch je gelernt haben. Als Sohn eines der mächtigsten Männer dieser Lande, noch dazu ein ewiger Erbe, da der Vater schlicht einfach nicht starb war er ziemlich frei von irgendwelchen Verpflichtungen, die wirklich gefährlich werden könnten. Natürlich hatte er hier die Stadt. Die er auch durchaus mit Verantwortung regierte, aber wenn hier irgendwas schief lief, bemerkte es niemand. Weit um sie herum nur Sand. Sein Vater schon seid Jahren nicht einmal mehr hier gewesen. War es vielleicht auch Trotz? Sicherlicher. Er war von Kindermädchen und Wesiren großgezogen worden. Die Mutter selbst eine Dame des Harems, welche seine Geburt nicht überlebte. Sowas geschah, aber sein Vater hatte es nicht viel Interessiert, dass da ein Kind war.
Im Laufe der Zeit suchte sich der Sohn seine Herausforderungen und seine Grenzen. Das Problem war, dass niemand ihm eine Grenze zeigte. Bis hierhin und nicht weiter. Kein Vater, kein Wesir, keine Frau, keine Naturgewalt. Es schien als würde er mit allem was er wollte Erfolg haben und so wuchs seine Überzeugung, dass er es schaffen könnte den einzigen zu bezwingen, den er so verehrte. Den Schöpfer selbst. Dieses Bild zu erschüttern oder zu korrigieren war schwierig. Seine Überzeugungen waren so festgefahren und jede Kritik seines Hofstaates wurde schnell erstickt oder beseitigt. Es gab ja auch niemanden der das verhindern könnte.
Doch er war nicht nur schlecht oder ein narzistischer Charakter, er hatte durchaus gute Seiten. Er besaß ein gewisses Charisma und sowas wie Etiquette. Gastfreundschaft und Höflichkeit. Die Wesire haben ihn gelehrt, dass ein freundlicher Ton oft mehr zum Ziel führt als ein herrschender. Doch auch freundlicher Ton konnte herrschen. Wichtig war um so mehr was er nicht sagte, was er nicht versprach, was er nicht in Aussicht stellte. Rhetorik war die halb gewonnene Schlacht.
So auch die Sklaven als Statussymbol. Natürlich hätte er geboten. Natürlich hätte er sie aufgenommen. Den Sklaven geht es gut, sie werden umsorgt und verpflegt, aber dafür müssen sie gehorchen und haben keinerlei Rechte. Das war normal. Für ihn gab es immer diese drei Klassen. Herrscher, Volk und Sklave. Manchmal ändern sich Klassen, wie in ihrem Fall. Erst Volk, dann Sklavin, dann wieder Volk. Selbst innerhalb des Volkes gab es Klassen und Wertigkeiten. Meist mit dem Bildungsstand verbunden. Priester standen weit oben, Wesire, Lehrende und Heilkundige. Erst dann kamen die Handwerker und zum Schluss die Dirnen und Bettler. Sie war also im Volk recht weit oben, aber in seiner Gegenward war sie Volk. Oder wäre fast sogar Sklavin gewesen. Ob sie dann jedoch so miteinander gesprochen hätten? Eher unwahrscheinlich. Eine Sklavin oder ein Sklave hatte feste Aufgaben, die er erfüllen muss. Mehr nicht. Ein Sklave würde niemals einen Tempel betreten dürfen.
"Ich könnte fordern, aber hätte es den gleichen Sinn wie fragen?" Er war sich dessen auch bewusst. Obwohl es schön einfach wäre, sich einfach darauf auszuruhen. Die meisten würden ihm gehorchen, aber sie war nicht die meisten. Sie war anders. Also musste er auch ein wenig umdenken. "Ich könnte befehlen: Berichte von deinem Gott. Oder aber, erzähle mir von deinem Gott und wieso du ihm dienst. Letzteres hat doch einen viel angenehmeren Klang und ich schätze auch die Antwort ist eine andere. Ein Befehl ruiniert ein Gespräch und ich möchte mit dir sprechen und nicht befehlen." Erklärte er ihr seine Sichtweise.
"Mh Stärke und Willen aus eigener Kraft zu wachsen. Klingt vertraut. Ich habe den Namen noch nie gehört." Tatsächlich war ihm gänzlich unbekannt. Was aber daran lag, dass Ogrimar hier auch nie Einzug erhalten hatte, weder durch den Schöpfer noch durch Einflüsse von außen. Einzig Freya brachte den Gott das erste mal hierher und damit durchaus einen Samen. Glaube war existenz sobald jemand glaubte. Damit war auch Ogrimar existent sobald jemand glaubte. Seis erstmal nur Freya. "Warum dienst du ihm?" Fragte er nach. Die Definition war eine Sache, aber der Grund wieso jemand Dinge tat war eine andere. Sie war jung und schien früh auf den Weg gelenkt worden zu sein, war sie das? War es ihr Wille oder der Wille anderer, die sie in eine Rolle bringen wollten? Wieso also dient sie Ogrimar? Tat sie es wirklich oder war es eher ein Pflichtgefühl? Hatte sie Gründe für das was sie tat? Oder war es einfach weil jemand sagte tu das.
"Vielleicht genau das Freya. Der Schöpfer und Ogrimar sind für uns nicht greifbar als Wesen. Wir können sie verehren, wir können ihnen Treue schwören, wir können versuchen ihre Existenz und ihr Wirken zu fassen. Aber am Ende sind es unsere Eingebungen, unsere Entscheidungen wie wir Dinge aufnehmen wollen. Wofür wie sie aufnehmen wollen. Wie bedingungslos wir sie aufnehmen wollen. Mancher sieht hier nur einen Raum, gefüllt mit Wüstenwind, der das göttliche zeigt. Aber andere Augen sehen andere Dinge. Kannst du dir vorstellen, dass ich auch etwas anderes in dir möglicherweise sehen kann?" Fragte er nach.
"Woher weißt du was dein Gott will von dir?" Versuchte er die Frage besser zu stellen.
Im Laufe der Zeit suchte sich der Sohn seine Herausforderungen und seine Grenzen. Das Problem war, dass niemand ihm eine Grenze zeigte. Bis hierhin und nicht weiter. Kein Vater, kein Wesir, keine Frau, keine Naturgewalt. Es schien als würde er mit allem was er wollte Erfolg haben und so wuchs seine Überzeugung, dass er es schaffen könnte den einzigen zu bezwingen, den er so verehrte. Den Schöpfer selbst. Dieses Bild zu erschüttern oder zu korrigieren war schwierig. Seine Überzeugungen waren so festgefahren und jede Kritik seines Hofstaates wurde schnell erstickt oder beseitigt. Es gab ja auch niemanden der das verhindern könnte.
Doch er war nicht nur schlecht oder ein narzistischer Charakter, er hatte durchaus gute Seiten. Er besaß ein gewisses Charisma und sowas wie Etiquette. Gastfreundschaft und Höflichkeit. Die Wesire haben ihn gelehrt, dass ein freundlicher Ton oft mehr zum Ziel führt als ein herrschender. Doch auch freundlicher Ton konnte herrschen. Wichtig war um so mehr was er nicht sagte, was er nicht versprach, was er nicht in Aussicht stellte. Rhetorik war die halb gewonnene Schlacht.
So auch die Sklaven als Statussymbol. Natürlich hätte er geboten. Natürlich hätte er sie aufgenommen. Den Sklaven geht es gut, sie werden umsorgt und verpflegt, aber dafür müssen sie gehorchen und haben keinerlei Rechte. Das war normal. Für ihn gab es immer diese drei Klassen. Herrscher, Volk und Sklave. Manchmal ändern sich Klassen, wie in ihrem Fall. Erst Volk, dann Sklavin, dann wieder Volk. Selbst innerhalb des Volkes gab es Klassen und Wertigkeiten. Meist mit dem Bildungsstand verbunden. Priester standen weit oben, Wesire, Lehrende und Heilkundige. Erst dann kamen die Handwerker und zum Schluss die Dirnen und Bettler. Sie war also im Volk recht weit oben, aber in seiner Gegenward war sie Volk. Oder wäre fast sogar Sklavin gewesen. Ob sie dann jedoch so miteinander gesprochen hätten? Eher unwahrscheinlich. Eine Sklavin oder ein Sklave hatte feste Aufgaben, die er erfüllen muss. Mehr nicht. Ein Sklave würde niemals einen Tempel betreten dürfen.
"Ich könnte fordern, aber hätte es den gleichen Sinn wie fragen?" Er war sich dessen auch bewusst. Obwohl es schön einfach wäre, sich einfach darauf auszuruhen. Die meisten würden ihm gehorchen, aber sie war nicht die meisten. Sie war anders. Also musste er auch ein wenig umdenken. "Ich könnte befehlen: Berichte von deinem Gott. Oder aber, erzähle mir von deinem Gott und wieso du ihm dienst. Letzteres hat doch einen viel angenehmeren Klang und ich schätze auch die Antwort ist eine andere. Ein Befehl ruiniert ein Gespräch und ich möchte mit dir sprechen und nicht befehlen." Erklärte er ihr seine Sichtweise.
"Mh Stärke und Willen aus eigener Kraft zu wachsen. Klingt vertraut. Ich habe den Namen noch nie gehört." Tatsächlich war ihm gänzlich unbekannt. Was aber daran lag, dass Ogrimar hier auch nie Einzug erhalten hatte, weder durch den Schöpfer noch durch Einflüsse von außen. Einzig Freya brachte den Gott das erste mal hierher und damit durchaus einen Samen. Glaube war existenz sobald jemand glaubte. Damit war auch Ogrimar existent sobald jemand glaubte. Seis erstmal nur Freya. "Warum dienst du ihm?" Fragte er nach. Die Definition war eine Sache, aber der Grund wieso jemand Dinge tat war eine andere. Sie war jung und schien früh auf den Weg gelenkt worden zu sein, war sie das? War es ihr Wille oder der Wille anderer, die sie in eine Rolle bringen wollten? Wieso also dient sie Ogrimar? Tat sie es wirklich oder war es eher ein Pflichtgefühl? Hatte sie Gründe für das was sie tat? Oder war es einfach weil jemand sagte tu das.
"Vielleicht genau das Freya. Der Schöpfer und Ogrimar sind für uns nicht greifbar als Wesen. Wir können sie verehren, wir können ihnen Treue schwören, wir können versuchen ihre Existenz und ihr Wirken zu fassen. Aber am Ende sind es unsere Eingebungen, unsere Entscheidungen wie wir Dinge aufnehmen wollen. Wofür wie sie aufnehmen wollen. Wie bedingungslos wir sie aufnehmen wollen. Mancher sieht hier nur einen Raum, gefüllt mit Wüstenwind, der das göttliche zeigt. Aber andere Augen sehen andere Dinge. Kannst du dir vorstellen, dass ich auch etwas anderes in dir möglicherweise sehen kann?" Fragte er nach.
"Woher weißt du was dein Gott will von dir?" Versuchte er die Frage besser zu stellen.
Der Sand verbirgt die Erinnerungen
Der Fluss offenbart die Sünden
Der Himmel legt seinen Atem da
- Adrian
- Dorfältester / Dorfälteste
- Beiträge: 148
- Registriert: Di 1. Feb 2011, 15:18
- Danksagung erhalten: 2 Mal
#1388
Ein kurzes erinnerndes Zucken überflog seine Mundwinkel. Ein nachdenkliches Lächeln, das sich abzeichnete, als er das amüsierte Leuchten in Naheniels Augen streifte. Ja es musste wohl so kommen. Mit einem knappen Lidschlag sah er zu dem leisen Klicken der Kiste, dessen Deckel sein Freund erkennbar mit ähnlichen Gedanken nur langsam anhob.
Das Schlachtfeld war ein Meer aus Zerstörung. Asche wirbelte durch die Luft und legte sich wie ein Leichentuch über die verbrannten Überreste von Gebäuden und Körpern. Erfüllt von einem kalten Glanz führte Adrian seinen schwarzen Hengst mit sicherer Hand durch die engen Gassen. Je tiefer er in den Nebel aus Zerstörung vordrang, desto deutlicher vermischte sich die Süße verbrannten Fleisches mit dem Kupfergeruch von Blut und dem beißenden Gestank von Rauch. Eine Symphonie des Todes, die für ihn längst vertraut war und ein Mahnmal für jeden sein sollte, der sich ihnen in den Weg stellte.
Sein Herz schlug ruhig, fast zu ruhig, angesichts der Grausamkeit, die sie entfesselt hatten. Die Befehle waren eindeutig gewesen: Keine Gnade außer für die, die vor Ogrimar Buße leisten. Und doch, trotz ihrer Effizienz, war der Wächter ihnen erneut entwischt.
Er spürte einen Hauch von Unmut in seiner Brust, als er Naheniels Pferd vor einer der Hütten sah. Adrian schnaubte leise und ließ sich vom Sattel gleiten.
Seine Hand legte sich auf dem Griff seines Schwertes. Die Klinge war getränkt vom Blut derer, die sich ihrem Urteil nicht ergeben hatten. Vollstreckungen, die er mit jeder Faser genossen hatte, während sie den eigentlichen Feind noch immer vor sich hertrieben. Doch schien Naheniel noch nicht genug zu haben.
Sie hatten einige zurückgelassen. Einige wenige, um die sich der lichte Bastard kümmern sollte. Ein Moment von Sicherheit, die er dem Wächter einräumte, um aus dem Dunkel ins Licht zu treten und die Menschen, die ihm von Bedeutung waren, versuchen sollte zu retten.
Langsam und lautlos bewegten sich seine Stiefel durch die Asche, ehe er von der Tür aus die Silhouette seines Freundes sah, welche von dem Rauch und dem schwachen Schein der verbleibenden Flammen umrahmt war. Es war nur ein unbewegter Lidschlag, mit dem Adrian die Szenerie für sich einfing. Ausnahmsweise mussten sie sich zusammenreißen, um einen vernichtenden Schlag gegen das Pack des lichten Götzen auszuführen.
Stattdessen glitt sein Blick über den Leichnam einer Frau, sowie den Torso eines Mannes, deren Blut in einer dunklen Pfütze seinen Freund mit unbewegter Miene umgab. Naheniels Schatten hingen um ihn wie ein Mantel, geisterhafte Wellen, die seine Gegenwart verstärkten. Was hatte dieser Idiot nicht verstanden.
„Niemand hat noch Angst. Sie sind alle tot.“ Adrians Stimme war so kalt wie die Klinge, die er in der Hand hielt. Kopfschüttelnd hielt er seinen Blick auf Naheniel fixiert.
„Wir hatten den Befehl, uns zurückzuziehen.“ fuhr Adrian fort. Seine Augen glitzerten im Halbdunkel. Zu genau kannte er den Rausch von Macht über Leben und Tod und doch waren Befehle immer noch Befehle. Sie waren Nachtkrieger Ogrimars und sein Wille allein zählte. „Es ist also vorbei, wenn ich es sage.“
Naheniel drehte sich um, sein Gesicht in einem Ausdruck, der zwischen Gelassenheit und provokanter Herausforderung balancierte. „Sonst noch etwas, Adrian?“ fragte er ruhig, doch in seinen Worten lag eine süffisante Schärfe, die in ihm deutlich etwas wecken sollte. Tatsächlich sah Adrian es grundsätzlich ähnlich wie Naheniel. Keine Gnade, egal wie huldvoll sie winselten - doch dies alles diente einem höheren Zweck.
Eine Jagd und ein Krieg, die sie zur Beherrschung aufforderten, wenn sie einer der tiefsten Wurzeln des Abschaums unter ihren Stiefeln zerquetschen wollten. Eine Tatsache, die umso deutlicher wurde, wenn man an Prophezeiungen glaubte. Einen Glauben, den er teilte, seitdem Alyssas Visionen zunehmend eintrafen. Sie mussten ihn rauslocken und nicht dafür sorgen, dass er nicht erneut für Jahre untertauchte, um sich erstarkt als rächender Märtyrer zu erheben. Ein simpler Fakt, zudem sich gleichzeitig die mahnenden Worte seiner Schwester gesellten.
Seine Schritte waren langsam und von einer bedeutsamen Schwere untermalt, die das Knarren der Dielen unter ihm wie das Voranschreiten eines Todesboten klingen ließen. Sein Blick war auf die losen Bretter zu seinen Füßen gerichtet. Das Licht, das durch die Ritzen fiel, wurde durch seinen Schatten blockiert. Ein Herzschlag verging, dachten sie dort unten wirklich, es würde ihm entgehen? Eiskalt stieß er die Klinge in die Dunkelheit unter den Brettern und ein spitzer Schrei erstarb, bevor er sich entfalten konnte. Kein Zögern, keine Reue. Keine Zeugen.
Adrians Kiefer spannte sich an. „Lass den Scheiß, Naheniel.“ Seine Stimme war leiser, eine Warnung, vielleicht sogar ein Hauch von Appell, obwohl er wusste, dass Worte selten die Macht hatten, Naheniels Überzeugung zu brechen. Doch irgendwann war es genug. Mit ernster Miene und einem bedrohlichen Schimmern in seinen Augen wandte Adrian sich ab und trat hinaus.
„General, wir müssen gehen.“ Hörte er seinen Knappen, der ihm wie ein Furunkel am Arsch klebte. Irgendein kleiner Moralapostel, den sein Vater bestimmt hatte. Entweder, weil er seine eigenen Triebe nicht hatte zügeln können und eine Schuld damit begleichen wollte oder um ihn durch diesen Speichellecker stets im Auge zu behalten.
Adrians Blick richtete sich jedoch erneut auf die Tür. Naheniel folgte ihm nicht. Stattdessen nahm er nur eine Bewegung wahr, die sich aus den Schatten löste. Ein Wimpernschlag – zu kurz, um zu reagieren. Eine dunkle Silhouette, die im Halbdunkel der brennenden Luft wie ein Phantom wirkte und seine Chance ergreifen wollte, bevor sie sich wie Rauch vor ihm auflösen würde. Eine Gestalt , die von den verkohlten Dachsparren ins Innere der Hütte sprang.
„Wir gehen, wenn ich es befehle.“ Bestimmend und ohne einen Widerspruch zu dulden, durchschnitt seine Stimme die Gasse. Adrians Körper spannte sich instinktiv an, als er sich in einer fließenden Bewegung der Hütte zuwandte. Die Dunkelheit, die ihn umgab, war selbst nicht länger nur ein einfacher Schatten, sondern eine sehr reale Bedrohung, die er ausstrahlte. Eine Präsenz, welche sich um ihn hüllte wie ein Mantel und in diesem Moment mehr als deutlich beschrieb, wie weit seine Beherrschung auf die Probe gestellt wurde.
Sein Fuß stieß gegen die Tür, welche beinahe aus den Angeln flog, sodass das die Feuer von den Straßen aus das Innere in ein schummrigen Licht hüllten, indem er die zusammengesackte Silhouette seines Freundes sowie seines Angreifers erkannte. Eisig fixierte der Dunkelmagier den Schatten, der von den Dächern gekommen war, bevor er im nächsten Atemzug unmittelbar vor ihm stand, um ihm sein Schwert vernichtend durch die Brust zu stoßen. Blut quoll aus seinen grinsenden Mundwinkeln hervor, als Adrian sein Schwert herumdrehte und zusah, wie das Leben aus seinen triumphierenden Augen schwand.
„Lord Al Saher.“ Die Stimme, die hinter ihm erklang, erstarb wie jener Körper in seinen Händen. „Bei Ogrimar!“
„Steh nicht rum wie ein Feigling.“ Seine Finger lösten sich von der Kehle des Fremden, als er sich herumdrehte und zu Naheniel sah. Der Körper hinter ihm sackte leblos an der Wand zusammen, als hätte man bei einer Marionette die Fäden durchtrennt, während sein Blut eine rote Spur hinter ihm die Mauer zeichnete.
Beherrscht beugte Adrian sich über Naheniel hinweg. Blut sickerte aus dessen Brust heraus, während seine Hände den Knauf umschlossen hielten. Stümperhaft und nicht einmal präzise. Die dunklen Schlieren auf seiner Haut zeugten davon, dass es nicht nur eine einfache Klinge war. Fast als hätte jener gewusst, wem er einen Dolch ins Herz rammen wollte, schien er seine Waffe wohlgewählt zu haben. „Überheblichkeit wird irgendwann dein Tod sein. Aber nicht heute.“
Das würde nun sicher wehtun und unschön werden. Ein kühles Glimmen erfüllte fordernd das helle Blau seine Augen, als er sich zu seinem Knappen wandte. „Soll ich dich wegen Befehlsverweigerung hängen lassen, komm her.“
Wie lächerlich es doch war und doch schien der Bursche zum ersten Mal tatsächlich einen Sinn zu erfüllen. Adrians Hände pressten sich auf die Wunde, bevor seine Stimme sich unter einer eisigen Beherrschung an den Burschen wandte.
„Dir ist bewusst, dass wir Ogrimar auch mit unserem Tod dienen.“ Worte, die einer Berechnung entsprangen und von einer Kälte zeugten, die sich spürbar im Raum verteilte. Ein Mantra, das jedoch auf dem Schlachtfeld allgegenwärtig war.
„Ein Opfer, für das wir alle bereit sein müssen.“ Er konnte die Angst spüren, welche die Worte des Jungen begleiteten. Eine berechtigte Angst, wenn man dem Tod tatsächlich so nahe ins Auge blickte und sich nicht nur feige durch hinter Mauern versteckte, um später sein Ansehen durch Flüsterungen zu erkaufen versuchte.
„Mehr wollte ich nicht hören.“ Wie einfach es war ihn zu manipulieren, grenzte schon an einem gewissen Spott, ihn überhaupt als seinen Schwertdiener dulden zu müssen. Doch zum ersten Mal erwies er sich als nützlich. Entschlossen zog er den Dolch aus Naheniels Brust und ließ ihn zu Boden fallen. Seine Hand streckte sich ohne eine Form von Gnade aus. Dunkelheit entströmte jener. Schlieren, die wie körperlose Schatten durch die Luft schnellten und den Jungen zu Boden rissen, bevor Adrian seine Hand auf die Brust des Knappen legte. Fast schon eisig war seine Stimme, als sich diese an den Jungen richtete. Ein unheilvolles Flüstern, unter dem sich zusammen mit dem harschen Griff dessen Augen erkennend weiteten. „Ich werde deinem Vater von deinem tapferen Opfer berichten.“
Gnadenlos legte sich die Finsternis über seine Eingeweide hinweg. Eine Schwärze, die alles Leben aus dem Körper hinauszerrte und jeden Schrei in den Lungen des Knaben erstickte, während Adrian das geraubte Leben in brennenden und gleißenden Wellen in Naheniels Adern zurückfließen ließ. Eine Dunkelheit, die sich wie ein Schatten über sie hinweglegte und in dessen Gegenwart selbst Adrian die Kontrolle wahren musste, um ihr nicht zu verfallen, während der Körper sich immer mehr zusammenzog, als würde die Zeit selbst ihm die Jahre nehmen.
Der Blutgeruch mischte sich mit dem metallischen Nachgeschmack von Magie, die in den Schatten um sie herum pulsierte. Adrian war sich bewusst, dass er die Grenzen dessen, was erlaubt und notwendig war, erneut überschritten hatte. Doch das kümmerte ihn nicht. Ogrimars Wille war absolut. Jede Handlung diente einem höheren Zweck und der Zweck wiederum heiligte die Mittel.
Die Wunde hatte sich geschlossen und das leise Rasseln in Naheniels Lungen gefolgt von einem leisen Husten zeigte, dass das Leben wenn auch etwas träge in seinen Körper zurückkehrte. Kopfschüttelnd strich Adrians Blick über seinen Freund hinweg, während er sich aufrichtete. „Du weißt, wie dämlich das war.“
Adrians Blick blieb hart, doch er half seinem Freund auf die Beine. Naheniel grinste schwach, trotz des Schmerzes in seiner Brust. „Wenn du zugibst, dass es dir gefallen hat.“
Die Schlieren der Dunkelheit, die sie beide umgaben, legten sich langsam wie ein Mantel aus schleichendem Nebel, der die Zeugen ihrer Taten verschluckte. Es gab keine Zeit für Diskussionen, keine Zeit für Zweifel, wobei wenn er nicht leugnete, dass der Rausch von Magie und Macht mehr als einnehmend war. Er spürte weder Gewissensbisse noch ein Schuldbewusstsein gegenüber dem Knappen. Jener hatte seinen Dienst erfüllt. Ob er es dennoch irgendwann auf andere Weise bereuen würde, wusste nur das Schicksal. Das kalte Lächeln auf Naheniels Lippen war jedoch ein deutlicher Vorbote.
„Es war ein Hinterhalt. Wir brennen alles nieder.“ Seine Stimme war leise, aber endgültig in ihrem Urteil, das keine weitere Gnade für jene, die sich verborgen hielten, kannte und ebenso alle Spuren in Vergessenheit hüllen würde. Ohne einen Widerspruch zu erwarten, stützte er Naheniel und lenkte ihn hinaus in die rußige Dunkelheit, wo die Überreste der Welt unter ihnen zu Asche zerfielen.
Alles wurde ausgelöscht – jedes Leben, jede Erinnerung, jeder Widerstand. So wie man es ihm beigebracht hatte und es sein musste.
Adrian richtete sich langsam auf. Jede seine Bewegungen war von einer angespannten Ruhe durchzogen, die jedoch die Überzeugung in seinem Handeln ausstrahlte. Beiläufig wischte er mit seinem Handrücken das Blut von seinen Lippen, während das pochende Dröhnen in seinem Schädel ihn gleich in mehrfacher Weise an die Konsequenzen der letzten Nacht erinnerten. Doch weder Reue noch Entschuldigungen spiegelten sich in seinem Blick. Das Blau seiner Augen flammte in aller Kälte auf und haftete sich auf die mächtige Gestalt seines Vaters. Jeder Moment hatte sich gelohnt.
„Unbeherrscht, überheblich und dumm.“ Die Stimme seines Vaters war ruhig, aber dennoch von einer eisigen Präzision, die sich schneidend und voller Geringschätzung ins Gedächtnis brannte. „Von Naheniel habe ich nichts zu erwarten. Von Dir Adrian schon. Du bist mein Erbe.“
Adrians Augen blieben auf die Bewegung der Hand seines Vaters gerichtet, der nach einem makellos weißen Tuch auf seinem Schreibtisch griff, um das Blut von seinen Knöcheln zu wischen, als wäre dies alles nur eine lästige Pflicht und nicht das Resultat seiner Wut oder Gewalt. Ebenso beherrscht wie sein Vater blieb er ihm jedoch keine Antwort schuldig, auch wenn er wusste, dass diese seinen Erzeuger weiter provozieren würde. Dennoch war es die Wahrheit, die er kalt und nüchtern, wie eine Feststelltung vorbrachte. „Ich habe nie darum gebeten.“
„Nein, und doch bist du der Erstgeborene. Es ist eine Verantwortung, der du nicht nicht entziehen kannst. Daher werde ich keine weiteren Verfehlungen mehr dulden.“ Jede Geste und jedes Wort waren durchdrungen von einem kalkulierten Zorn und einem Maß an Kontrolle, das Adrian nur allzu gut kannte. Dennoch funkelten seine Augen hell und rebellisch. Es war offensichtlich, dass er nichts bereute, außer erwischt worden zu sein.
Vor ungefähr 15 Jahren
Das Schlachtfeld war ein Meer aus Zerstörung. Asche wirbelte durch die Luft und legte sich wie ein Leichentuch über die verbrannten Überreste von Gebäuden und Körpern. Erfüllt von einem kalten Glanz führte Adrian seinen schwarzen Hengst mit sicherer Hand durch die engen Gassen. Je tiefer er in den Nebel aus Zerstörung vordrang, desto deutlicher vermischte sich die Süße verbrannten Fleisches mit dem Kupfergeruch von Blut und dem beißenden Gestank von Rauch. Eine Symphonie des Todes, die für ihn längst vertraut war und ein Mahnmal für jeden sein sollte, der sich ihnen in den Weg stellte.
Sein Herz schlug ruhig, fast zu ruhig, angesichts der Grausamkeit, die sie entfesselt hatten. Die Befehle waren eindeutig gewesen: Keine Gnade außer für die, die vor Ogrimar Buße leisten. Und doch, trotz ihrer Effizienz, war der Wächter ihnen erneut entwischt.
Er spürte einen Hauch von Unmut in seiner Brust, als er Naheniels Pferd vor einer der Hütten sah. Adrian schnaubte leise und ließ sich vom Sattel gleiten.
Seine Hand legte sich auf dem Griff seines Schwertes. Die Klinge war getränkt vom Blut derer, die sich ihrem Urteil nicht ergeben hatten. Vollstreckungen, die er mit jeder Faser genossen hatte, während sie den eigentlichen Feind noch immer vor sich hertrieben. Doch schien Naheniel noch nicht genug zu haben.
Sie hatten einige zurückgelassen. Einige wenige, um die sich der lichte Bastard kümmern sollte. Ein Moment von Sicherheit, die er dem Wächter einräumte, um aus dem Dunkel ins Licht zu treten und die Menschen, die ihm von Bedeutung waren, versuchen sollte zu retten.
Langsam und lautlos bewegten sich seine Stiefel durch die Asche, ehe er von der Tür aus die Silhouette seines Freundes sah, welche von dem Rauch und dem schwachen Schein der verbleibenden Flammen umrahmt war. Es war nur ein unbewegter Lidschlag, mit dem Adrian die Szenerie für sich einfing. Ausnahmsweise mussten sie sich zusammenreißen, um einen vernichtenden Schlag gegen das Pack des lichten Götzen auszuführen.
Stattdessen glitt sein Blick über den Leichnam einer Frau, sowie den Torso eines Mannes, deren Blut in einer dunklen Pfütze seinen Freund mit unbewegter Miene umgab. Naheniels Schatten hingen um ihn wie ein Mantel, geisterhafte Wellen, die seine Gegenwart verstärkten. Was hatte dieser Idiot nicht verstanden.
„Niemand hat noch Angst. Sie sind alle tot.“ Adrians Stimme war so kalt wie die Klinge, die er in der Hand hielt. Kopfschüttelnd hielt er seinen Blick auf Naheniel fixiert.
„Wir hatten den Befehl, uns zurückzuziehen.“ fuhr Adrian fort. Seine Augen glitzerten im Halbdunkel. Zu genau kannte er den Rausch von Macht über Leben und Tod und doch waren Befehle immer noch Befehle. Sie waren Nachtkrieger Ogrimars und sein Wille allein zählte. „Es ist also vorbei, wenn ich es sage.“
Naheniel drehte sich um, sein Gesicht in einem Ausdruck, der zwischen Gelassenheit und provokanter Herausforderung balancierte. „Sonst noch etwas, Adrian?“ fragte er ruhig, doch in seinen Worten lag eine süffisante Schärfe, die in ihm deutlich etwas wecken sollte. Tatsächlich sah Adrian es grundsätzlich ähnlich wie Naheniel. Keine Gnade, egal wie huldvoll sie winselten - doch dies alles diente einem höheren Zweck.
Eine Jagd und ein Krieg, die sie zur Beherrschung aufforderten, wenn sie einer der tiefsten Wurzeln des Abschaums unter ihren Stiefeln zerquetschen wollten. Eine Tatsache, die umso deutlicher wurde, wenn man an Prophezeiungen glaubte. Einen Glauben, den er teilte, seitdem Alyssas Visionen zunehmend eintrafen. Sie mussten ihn rauslocken und nicht dafür sorgen, dass er nicht erneut für Jahre untertauchte, um sich erstarkt als rächender Märtyrer zu erheben. Ein simpler Fakt, zudem sich gleichzeitig die mahnenden Worte seiner Schwester gesellten.
Seine Schritte waren langsam und von einer bedeutsamen Schwere untermalt, die das Knarren der Dielen unter ihm wie das Voranschreiten eines Todesboten klingen ließen. Sein Blick war auf die losen Bretter zu seinen Füßen gerichtet. Das Licht, das durch die Ritzen fiel, wurde durch seinen Schatten blockiert. Ein Herzschlag verging, dachten sie dort unten wirklich, es würde ihm entgehen? Eiskalt stieß er die Klinge in die Dunkelheit unter den Brettern und ein spitzer Schrei erstarb, bevor er sich entfalten konnte. Kein Zögern, keine Reue. Keine Zeugen.
Adrians Kiefer spannte sich an. „Lass den Scheiß, Naheniel.“ Seine Stimme war leiser, eine Warnung, vielleicht sogar ein Hauch von Appell, obwohl er wusste, dass Worte selten die Macht hatten, Naheniels Überzeugung zu brechen. Doch irgendwann war es genug. Mit ernster Miene und einem bedrohlichen Schimmern in seinen Augen wandte Adrian sich ab und trat hinaus.
„General, wir müssen gehen.“ Hörte er seinen Knappen, der ihm wie ein Furunkel am Arsch klebte. Irgendein kleiner Moralapostel, den sein Vater bestimmt hatte. Entweder, weil er seine eigenen Triebe nicht hatte zügeln können und eine Schuld damit begleichen wollte oder um ihn durch diesen Speichellecker stets im Auge zu behalten.
Adrians Blick richtete sich jedoch erneut auf die Tür. Naheniel folgte ihm nicht. Stattdessen nahm er nur eine Bewegung wahr, die sich aus den Schatten löste. Ein Wimpernschlag – zu kurz, um zu reagieren. Eine dunkle Silhouette, die im Halbdunkel der brennenden Luft wie ein Phantom wirkte und seine Chance ergreifen wollte, bevor sie sich wie Rauch vor ihm auflösen würde. Eine Gestalt , die von den verkohlten Dachsparren ins Innere der Hütte sprang.
„Wir gehen, wenn ich es befehle.“ Bestimmend und ohne einen Widerspruch zu dulden, durchschnitt seine Stimme die Gasse. Adrians Körper spannte sich instinktiv an, als er sich in einer fließenden Bewegung der Hütte zuwandte. Die Dunkelheit, die ihn umgab, war selbst nicht länger nur ein einfacher Schatten, sondern eine sehr reale Bedrohung, die er ausstrahlte. Eine Präsenz, welche sich um ihn hüllte wie ein Mantel und in diesem Moment mehr als deutlich beschrieb, wie weit seine Beherrschung auf die Probe gestellt wurde.
Sein Fuß stieß gegen die Tür, welche beinahe aus den Angeln flog, sodass das die Feuer von den Straßen aus das Innere in ein schummrigen Licht hüllten, indem er die zusammengesackte Silhouette seines Freundes sowie seines Angreifers erkannte. Eisig fixierte der Dunkelmagier den Schatten, der von den Dächern gekommen war, bevor er im nächsten Atemzug unmittelbar vor ihm stand, um ihm sein Schwert vernichtend durch die Brust zu stoßen. Blut quoll aus seinen grinsenden Mundwinkeln hervor, als Adrian sein Schwert herumdrehte und zusah, wie das Leben aus seinen triumphierenden Augen schwand.
„Lord Al Saher.“ Die Stimme, die hinter ihm erklang, erstarb wie jener Körper in seinen Händen. „Bei Ogrimar!“
„Steh nicht rum wie ein Feigling.“ Seine Finger lösten sich von der Kehle des Fremden, als er sich herumdrehte und zu Naheniel sah. Der Körper hinter ihm sackte leblos an der Wand zusammen, als hätte man bei einer Marionette die Fäden durchtrennt, während sein Blut eine rote Spur hinter ihm die Mauer zeichnete.
Beherrscht beugte Adrian sich über Naheniel hinweg. Blut sickerte aus dessen Brust heraus, während seine Hände den Knauf umschlossen hielten. Stümperhaft und nicht einmal präzise. Die dunklen Schlieren auf seiner Haut zeugten davon, dass es nicht nur eine einfache Klinge war. Fast als hätte jener gewusst, wem er einen Dolch ins Herz rammen wollte, schien er seine Waffe wohlgewählt zu haben. „Überheblichkeit wird irgendwann dein Tod sein. Aber nicht heute.“
Das würde nun sicher wehtun und unschön werden. Ein kühles Glimmen erfüllte fordernd das helle Blau seine Augen, als er sich zu seinem Knappen wandte. „Soll ich dich wegen Befehlsverweigerung hängen lassen, komm her.“
Wie lächerlich es doch war und doch schien der Bursche zum ersten Mal tatsächlich einen Sinn zu erfüllen. Adrians Hände pressten sich auf die Wunde, bevor seine Stimme sich unter einer eisigen Beherrschung an den Burschen wandte.
„Dir ist bewusst, dass wir Ogrimar auch mit unserem Tod dienen.“ Worte, die einer Berechnung entsprangen und von einer Kälte zeugten, die sich spürbar im Raum verteilte. Ein Mantra, das jedoch auf dem Schlachtfeld allgegenwärtig war.
„Ein Opfer, für das wir alle bereit sein müssen.“ Er konnte die Angst spüren, welche die Worte des Jungen begleiteten. Eine berechtigte Angst, wenn man dem Tod tatsächlich so nahe ins Auge blickte und sich nicht nur feige durch hinter Mauern versteckte, um später sein Ansehen durch Flüsterungen zu erkaufen versuchte.
„Mehr wollte ich nicht hören.“ Wie einfach es war ihn zu manipulieren, grenzte schon an einem gewissen Spott, ihn überhaupt als seinen Schwertdiener dulden zu müssen. Doch zum ersten Mal erwies er sich als nützlich. Entschlossen zog er den Dolch aus Naheniels Brust und ließ ihn zu Boden fallen. Seine Hand streckte sich ohne eine Form von Gnade aus. Dunkelheit entströmte jener. Schlieren, die wie körperlose Schatten durch die Luft schnellten und den Jungen zu Boden rissen, bevor Adrian seine Hand auf die Brust des Knappen legte. Fast schon eisig war seine Stimme, als sich diese an den Jungen richtete. Ein unheilvolles Flüstern, unter dem sich zusammen mit dem harschen Griff dessen Augen erkennend weiteten. „Ich werde deinem Vater von deinem tapferen Opfer berichten.“
Gnadenlos legte sich die Finsternis über seine Eingeweide hinweg. Eine Schwärze, die alles Leben aus dem Körper hinauszerrte und jeden Schrei in den Lungen des Knaben erstickte, während Adrian das geraubte Leben in brennenden und gleißenden Wellen in Naheniels Adern zurückfließen ließ. Eine Dunkelheit, die sich wie ein Schatten über sie hinweglegte und in dessen Gegenwart selbst Adrian die Kontrolle wahren musste, um ihr nicht zu verfallen, während der Körper sich immer mehr zusammenzog, als würde die Zeit selbst ihm die Jahre nehmen.
Der Blutgeruch mischte sich mit dem metallischen Nachgeschmack von Magie, die in den Schatten um sie herum pulsierte. Adrian war sich bewusst, dass er die Grenzen dessen, was erlaubt und notwendig war, erneut überschritten hatte. Doch das kümmerte ihn nicht. Ogrimars Wille war absolut. Jede Handlung diente einem höheren Zweck und der Zweck wiederum heiligte die Mittel.
Die Wunde hatte sich geschlossen und das leise Rasseln in Naheniels Lungen gefolgt von einem leisen Husten zeigte, dass das Leben wenn auch etwas träge in seinen Körper zurückkehrte. Kopfschüttelnd strich Adrians Blick über seinen Freund hinweg, während er sich aufrichtete. „Du weißt, wie dämlich das war.“
Adrians Blick blieb hart, doch er half seinem Freund auf die Beine. Naheniel grinste schwach, trotz des Schmerzes in seiner Brust. „Wenn du zugibst, dass es dir gefallen hat.“
Die Schlieren der Dunkelheit, die sie beide umgaben, legten sich langsam wie ein Mantel aus schleichendem Nebel, der die Zeugen ihrer Taten verschluckte. Es gab keine Zeit für Diskussionen, keine Zeit für Zweifel, wobei wenn er nicht leugnete, dass der Rausch von Magie und Macht mehr als einnehmend war. Er spürte weder Gewissensbisse noch ein Schuldbewusstsein gegenüber dem Knappen. Jener hatte seinen Dienst erfüllt. Ob er es dennoch irgendwann auf andere Weise bereuen würde, wusste nur das Schicksal. Das kalte Lächeln auf Naheniels Lippen war jedoch ein deutlicher Vorbote.
„Es war ein Hinterhalt. Wir brennen alles nieder.“ Seine Stimme war leise, aber endgültig in ihrem Urteil, das keine weitere Gnade für jene, die sich verborgen hielten, kannte und ebenso alle Spuren in Vergessenheit hüllen würde. Ohne einen Widerspruch zu erwarten, stützte er Naheniel und lenkte ihn hinaus in die rußige Dunkelheit, wo die Überreste der Welt unter ihnen zu Asche zerfielen.
Alles wurde ausgelöscht – jedes Leben, jede Erinnerung, jeder Widerstand. So wie man es ihm beigebracht hatte und es sein musste.
Ein paar Jahre zuvor
Adrian richtete sich langsam auf. Jede seine Bewegungen war von einer angespannten Ruhe durchzogen, die jedoch die Überzeugung in seinem Handeln ausstrahlte. Beiläufig wischte er mit seinem Handrücken das Blut von seinen Lippen, während das pochende Dröhnen in seinem Schädel ihn gleich in mehrfacher Weise an die Konsequenzen der letzten Nacht erinnerten. Doch weder Reue noch Entschuldigungen spiegelten sich in seinem Blick. Das Blau seiner Augen flammte in aller Kälte auf und haftete sich auf die mächtige Gestalt seines Vaters. Jeder Moment hatte sich gelohnt.
„Unbeherrscht, überheblich und dumm.“ Die Stimme seines Vaters war ruhig, aber dennoch von einer eisigen Präzision, die sich schneidend und voller Geringschätzung ins Gedächtnis brannte. „Von Naheniel habe ich nichts zu erwarten. Von Dir Adrian schon. Du bist mein Erbe.“
Adrians Augen blieben auf die Bewegung der Hand seines Vaters gerichtet, der nach einem makellos weißen Tuch auf seinem Schreibtisch griff, um das Blut von seinen Knöcheln zu wischen, als wäre dies alles nur eine lästige Pflicht und nicht das Resultat seiner Wut oder Gewalt. Ebenso beherrscht wie sein Vater blieb er ihm jedoch keine Antwort schuldig, auch wenn er wusste, dass diese seinen Erzeuger weiter provozieren würde. Dennoch war es die Wahrheit, die er kalt und nüchtern, wie eine Feststelltung vorbrachte. „Ich habe nie darum gebeten.“
„Nein, und doch bist du der Erstgeborene. Es ist eine Verantwortung, der du nicht nicht entziehen kannst. Daher werde ich keine weiteren Verfehlungen mehr dulden.“ Jede Geste und jedes Wort waren durchdrungen von einem kalkulierten Zorn und einem Maß an Kontrolle, das Adrian nur allzu gut kannte. Dennoch funkelten seine Augen hell und rebellisch. Es war offensichtlich, dass er nichts bereute, außer erwischt worden zu sein.
✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
- -Freya-
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#1389
Der Prinz mochte vielleicht nie echte Grenzen erfahren haben, doch Freya war sich sicher, dass er sie kannte – auch wenn sie nur von ihm selbst gesetzt wurden. Trotz seiner Macht und seines Standes schien es für ihn einen Grund zu geben, weshalb er, selbst ihr gegenüber, Zurückhaltung zeigte. Obwohl sie hier nicht mehr als ein einfaches Mädchen war und ihm in seinem Status nichts entgegensetzen konnte, nahm er sich nicht einfach, was er wollte. Ein Handeln, mit dem sie fast gerechnet hätte – eine direkte Demonstration seiner Dominanz. Doch er wählte einen anderen Weg.
Freya konnte seine genauen Intentionen nicht annähernd erahnen. Nur das tiefere Verlangen aus seinem goldenen Käfig auszubrechen, das ihn antrieb und welches sie ihm vollkommen abnahm. Er wollte mehr sehen – ihre Welt, jene Sphäre, die er für die Ebene des Schöpfers hielt, mit eigenen Augen erleben. Einen Wunsch, den sie nachvollziehen konnte und der sie beide an dasselbe Ziel brachte.
Sie hatte eine eigene Motivation, seinem Willen zu folgen. Nicht aus Furcht oder Zwang, sondern weil er etwas tat, was ewig niemand mehr für sie getan hatte - Er nahm ihr nicht die Hoffnung, sondern gab sie ihr. Es war das erste Mal seit langem, dass sie das Gefühl hatte, sich – wenn auch nur ein wenig – öffnen zu können, ohne sich an eine Illusion wie in der Oase klammern zu müssen.
Der Prinz war greifbar. Nichts, das aus ihrem Geist gewachsen war, nichts, was sie sich einbildete zu sehen. Er stand hier direkt vor ihr und auch er hatte die Risse sowie ihre Welt dahinter gesehen.
Doch das, was er sich von ihr erhoffte, war nicht einfach. Nicht nach ihrem bisherigen Weg. Oft genug hatte sie ihr Vertrauen leichtfertig gegeben und war beinahe genauso oft dafür abgestraft worden. Seine Gastfreundschaft und auch seine offenen Worte machten es jedoch einfacher einen Schritt auf ihn zuzugehen. Eine feine Linie zu beschreiten, die zwischen ihrer Vorsicht, Hoffnung und ihrer wachsenden Neugier lag.
Leicht nur schlug Freya die Augen nieder. Er hätte es fordern können und vermutlich hätte sie auch gehorcht. Doch hatte der Prinz recht. Auf viele Fragen wären ihre Worte nicht unbedingt ehrlicher Natur gewesen.
„Was meinen Glauben betrifft, wäre die Antwort vielleicht gar nicht so unterschiedlich,“ begann sie leise, während das Mädchen mit gemächlichen Schritten durch den Tempel wanderte und ihren Blick über all die Schriftzeichen und Symbole wandern ließ. Das goldene Licht der Sonne verfing sich in ihrem Haar. Ein Kontrast zwischen einer weichen Dunkelheit und einem strahlenden Glanz, der sie umgab, als würde sie von der Dämmerung selbst in das Tageslicht schreiten. Schon fast warm schimmerten einzelne Strähnen, die ihr Gesicht umrahmten, als Freya kurz innehielt.
„Warum dient man einer höheren Macht?“ Ihre Stimme klang nachdenklich, fast leise, als sie die Worte formulierte. „Weil man an sie glaubt.“ In einer anmutigen Drehung wandte sie sich langsam herum und ließ den Blick über die hohen Wände und die kunstvollen Verzierungen gleiten. „Man glaubt an ihren Willen, an ihre Wahrheiten und an ihre Lehren. An etwas, das einen immer wieder aufstehen und nicht aufgeben lässt. Eine Kraft, die in uns lebt, wenn wir bereit sind zu vertrauen.“
Für einen Moment krauste sie die Nase, während sie sich nachdenklich über die Lippen fuhr. Der Wind, der den Tempel durchströmte, spielte erneut mit ihren Haaren und umschmeichelte ihre Haut. Ein Duft von Jasmin in einem Zusammenspiel mit anderen Gerüchen, die so vertraut an ihrer Nase kitzelten. Freya atmete tief ein und fuhr fort: „Ich habe sie gespürt. Seine Macht.“ Ihre Stimme war leise, fast ein sinnierender Hauch, von dem sie nicht ahnte, dass der Atem des Schöpfers ihn weitertragen könnte.
Ein unsichtbares Gewicht aus ihrer Erinnerung, das sich dennoch voller Überzeugung in dem Glanz ihrer Augen widerspiegelte, bevor ihr Blick für einen Atemzug sich daran festhaltend ins Leere glitt. Er hatte durchaus recht. Jede Wahrnehmung war anders und jeder deutet die Dinge, die er sah, hörte oder fühlte durchaus auf eine andere Weise.
Dreimal war sie vor ihn getreten und hatte ihr Leben in seine Hände gelegt, um für ihr Opfer mit seinem Segen belohnt zu werden. Sie hatte ihn gefühlt und nicht nur das. Nein, sie hatte seine donnernde Stimme vernommen, als er ihren Schwur als Adeptin beantwortet hatte. „Ich kann sie noch immer fühlen“ Ein Flüstern, das unbewusst über ihre Lippen kam, obwohl der Gedanke daran nur ihr selbst galt.
„Es war Ogrimar, der mich, als ich noch sehr klein war, zu der heutigen Priesterin führte. War es sein Wille? Ich zweifle in keiner Sekunde daran. Er gab mir eine Familie, er zeigte mir einen Weg und er gab mir eine Bestimmung und ebenso eine Bedeutung.“ Kurz nur senkte Freya ihre Lider, bevor sie sich zu dem Prinzen drehte, um sich nicht weiter selbst mit der den Bildern der Vergangenheit zu geißeln.
Als ihr Blick den seinen einfing, zeichnete bereits ein sanfter und fast unschuldiger Ausdruck ihre Züge. Ein Wimpernschlag, unter dem das Blau ihrer Augen fast neugierig schimmerte, obwohl in ihnen gleichzeitig eine deutliche Ernsthaftigkeit verborgen lag.
„Aber wäre es so einfach, den Willen eines Gottes zu erkennen, wodurch würden wir uns dann noch vor ihm als würdig erweisen. Es ist eher, wie Ihr es sagt. Es sind Ahnungen, die uns berühren – körperlos, kaum greifbar, und doch leiten sie uns. Eingebungen, die wir deuten müssen.“ Sie ließ den Blick kurz zu Boden gleiten, ehe ihre Stimme sanfter, fast nachdenklich wurde. „Es ist eine stete Prüfung, bei der wir unseren Erfolg genauso spüren wie unser Scheitern.“
Nicht ohne Grund saß sie hier fest - nicht grundlos stellte er sie vor all diese Prüfungen. Ein Hauch von Bitterkeit lag in ihren letzten Worten. Ihre zusammengezogenen Brauen waren ein Anzeichen dafür, dass Freya offensichtlich nicht nur über den Glauben selbst sprach, sondern eigene Erfahrungen dahinter lagen, die sie entscheidend geprägt hatten.
Dennoch lag auch eine leise Entschlossenheit in ihrem Blick, als Freya diesen langsam anhob. Sie blieb stehen, ließ den Wind einen Moment länger an sich ziehen, bevor sie den Prinzen erneut ansah.
Nichts geschah ohne einen Grund. Ogrimar war kein Gott, der sich einer Barmherzigkeit oder Gnade zuwandte, sondern das Chaos verkörperte. Seine Prüfungen dienten nur einem Zweck -die Stärken und den Willen all jener, die ihm dienten, zu formen. „Um ihren Willen zu erkennen, muss man bereit sein immer wieder von vorn zu beginnen, aus seinen Fehlern zu lernen und sich auch trotz der Ungewissheit leiten zu lassen. Wer dabei aufgibt, hat seinen Glauben verloren.“
Fast ein wenig verlegen, weil sie einfach ihren Gedanken mehr oder weniger unüberlegt freien Lauf gelassen hatte, blinzelte sie kurz und ließ ihre Augen über die flirrende Luft hinwegschweifen, welche den Atem des sogenannten Schöpfers fast sichtbar machte.
„Aber erzählt mir mehr von Euch. Wofür steht Euer Schöpfer oder vielmehr, was ist sein Wille, seine Lehren und wie offenbart er sich Euch, Eure Hoheit?“ Sie war jung und durchaus voller Fragen. Insbesondere, da ihr nicht nur die Kultur und die Gepflogenheiten hier fremd waren, sondern auch der Glaube. Eine stete Suche nach Antworten, die nicht nur ausschließlich dem Zweck diente, die vorherrschenden Regeln zu verstehen, um sich anzupassen, sondern in sich auch noch immer eine Verbindung zu dem ergründete, was es war, das an diesem Ort ein feines Kribbeln auf ihrer Haut hinterließ, welches sie weder erklären konnte, noch zu deuten wagte.
„Und vielleicht verratet Ihr mir auch, was Ihr in mir seht. Wenn es weder ein Mädchen noch eine Adeptin oder ein Gast sind, was ist es dann? Eine Möglichkeit? Ein Werkzeug?“ Ein leichtes Lächeln huschte über Freyas Lippen, sanft, aber auch herausfordernd, während ihr umherschweifender Blick sich forschend auf den Prinzen legte.
Freya konnte seine genauen Intentionen nicht annähernd erahnen. Nur das tiefere Verlangen aus seinem goldenen Käfig auszubrechen, das ihn antrieb und welches sie ihm vollkommen abnahm. Er wollte mehr sehen – ihre Welt, jene Sphäre, die er für die Ebene des Schöpfers hielt, mit eigenen Augen erleben. Einen Wunsch, den sie nachvollziehen konnte und der sie beide an dasselbe Ziel brachte.
Sie hatte eine eigene Motivation, seinem Willen zu folgen. Nicht aus Furcht oder Zwang, sondern weil er etwas tat, was ewig niemand mehr für sie getan hatte - Er nahm ihr nicht die Hoffnung, sondern gab sie ihr. Es war das erste Mal seit langem, dass sie das Gefühl hatte, sich – wenn auch nur ein wenig – öffnen zu können, ohne sich an eine Illusion wie in der Oase klammern zu müssen.
Der Prinz war greifbar. Nichts, das aus ihrem Geist gewachsen war, nichts, was sie sich einbildete zu sehen. Er stand hier direkt vor ihr und auch er hatte die Risse sowie ihre Welt dahinter gesehen.
Doch das, was er sich von ihr erhoffte, war nicht einfach. Nicht nach ihrem bisherigen Weg. Oft genug hatte sie ihr Vertrauen leichtfertig gegeben und war beinahe genauso oft dafür abgestraft worden. Seine Gastfreundschaft und auch seine offenen Worte machten es jedoch einfacher einen Schritt auf ihn zuzugehen. Eine feine Linie zu beschreiten, die zwischen ihrer Vorsicht, Hoffnung und ihrer wachsenden Neugier lag.
Leicht nur schlug Freya die Augen nieder. Er hätte es fordern können und vermutlich hätte sie auch gehorcht. Doch hatte der Prinz recht. Auf viele Fragen wären ihre Worte nicht unbedingt ehrlicher Natur gewesen.
„Was meinen Glauben betrifft, wäre die Antwort vielleicht gar nicht so unterschiedlich,“ begann sie leise, während das Mädchen mit gemächlichen Schritten durch den Tempel wanderte und ihren Blick über all die Schriftzeichen und Symbole wandern ließ. Das goldene Licht der Sonne verfing sich in ihrem Haar. Ein Kontrast zwischen einer weichen Dunkelheit und einem strahlenden Glanz, der sie umgab, als würde sie von der Dämmerung selbst in das Tageslicht schreiten. Schon fast warm schimmerten einzelne Strähnen, die ihr Gesicht umrahmten, als Freya kurz innehielt.
„Warum dient man einer höheren Macht?“ Ihre Stimme klang nachdenklich, fast leise, als sie die Worte formulierte. „Weil man an sie glaubt.“ In einer anmutigen Drehung wandte sie sich langsam herum und ließ den Blick über die hohen Wände und die kunstvollen Verzierungen gleiten. „Man glaubt an ihren Willen, an ihre Wahrheiten und an ihre Lehren. An etwas, das einen immer wieder aufstehen und nicht aufgeben lässt. Eine Kraft, die in uns lebt, wenn wir bereit sind zu vertrauen.“
Für einen Moment krauste sie die Nase, während sie sich nachdenklich über die Lippen fuhr. Der Wind, der den Tempel durchströmte, spielte erneut mit ihren Haaren und umschmeichelte ihre Haut. Ein Duft von Jasmin in einem Zusammenspiel mit anderen Gerüchen, die so vertraut an ihrer Nase kitzelten. Freya atmete tief ein und fuhr fort: „Ich habe sie gespürt. Seine Macht.“ Ihre Stimme war leise, fast ein sinnierender Hauch, von dem sie nicht ahnte, dass der Atem des Schöpfers ihn weitertragen könnte.
Ein unsichtbares Gewicht aus ihrer Erinnerung, das sich dennoch voller Überzeugung in dem Glanz ihrer Augen widerspiegelte, bevor ihr Blick für einen Atemzug sich daran festhaltend ins Leere glitt. Er hatte durchaus recht. Jede Wahrnehmung war anders und jeder deutet die Dinge, die er sah, hörte oder fühlte durchaus auf eine andere Weise.
Dreimal war sie vor ihn getreten und hatte ihr Leben in seine Hände gelegt, um für ihr Opfer mit seinem Segen belohnt zu werden. Sie hatte ihn gefühlt und nicht nur das. Nein, sie hatte seine donnernde Stimme vernommen, als er ihren Schwur als Adeptin beantwortet hatte. „Ich kann sie noch immer fühlen“ Ein Flüstern, das unbewusst über ihre Lippen kam, obwohl der Gedanke daran nur ihr selbst galt.
„Es war Ogrimar, der mich, als ich noch sehr klein war, zu der heutigen Priesterin führte. War es sein Wille? Ich zweifle in keiner Sekunde daran. Er gab mir eine Familie, er zeigte mir einen Weg und er gab mir eine Bestimmung und ebenso eine Bedeutung.“ Kurz nur senkte Freya ihre Lider, bevor sie sich zu dem Prinzen drehte, um sich nicht weiter selbst mit der den Bildern der Vergangenheit zu geißeln.
Als ihr Blick den seinen einfing, zeichnete bereits ein sanfter und fast unschuldiger Ausdruck ihre Züge. Ein Wimpernschlag, unter dem das Blau ihrer Augen fast neugierig schimmerte, obwohl in ihnen gleichzeitig eine deutliche Ernsthaftigkeit verborgen lag.
„Aber wäre es so einfach, den Willen eines Gottes zu erkennen, wodurch würden wir uns dann noch vor ihm als würdig erweisen. Es ist eher, wie Ihr es sagt. Es sind Ahnungen, die uns berühren – körperlos, kaum greifbar, und doch leiten sie uns. Eingebungen, die wir deuten müssen.“ Sie ließ den Blick kurz zu Boden gleiten, ehe ihre Stimme sanfter, fast nachdenklich wurde. „Es ist eine stete Prüfung, bei der wir unseren Erfolg genauso spüren wie unser Scheitern.“
Nicht ohne Grund saß sie hier fest - nicht grundlos stellte er sie vor all diese Prüfungen. Ein Hauch von Bitterkeit lag in ihren letzten Worten. Ihre zusammengezogenen Brauen waren ein Anzeichen dafür, dass Freya offensichtlich nicht nur über den Glauben selbst sprach, sondern eigene Erfahrungen dahinter lagen, die sie entscheidend geprägt hatten.
Dennoch lag auch eine leise Entschlossenheit in ihrem Blick, als Freya diesen langsam anhob. Sie blieb stehen, ließ den Wind einen Moment länger an sich ziehen, bevor sie den Prinzen erneut ansah.
Nichts geschah ohne einen Grund. Ogrimar war kein Gott, der sich einer Barmherzigkeit oder Gnade zuwandte, sondern das Chaos verkörperte. Seine Prüfungen dienten nur einem Zweck -die Stärken und den Willen all jener, die ihm dienten, zu formen. „Um ihren Willen zu erkennen, muss man bereit sein immer wieder von vorn zu beginnen, aus seinen Fehlern zu lernen und sich auch trotz der Ungewissheit leiten zu lassen. Wer dabei aufgibt, hat seinen Glauben verloren.“
Fast ein wenig verlegen, weil sie einfach ihren Gedanken mehr oder weniger unüberlegt freien Lauf gelassen hatte, blinzelte sie kurz und ließ ihre Augen über die flirrende Luft hinwegschweifen, welche den Atem des sogenannten Schöpfers fast sichtbar machte.
„Aber erzählt mir mehr von Euch. Wofür steht Euer Schöpfer oder vielmehr, was ist sein Wille, seine Lehren und wie offenbart er sich Euch, Eure Hoheit?“ Sie war jung und durchaus voller Fragen. Insbesondere, da ihr nicht nur die Kultur und die Gepflogenheiten hier fremd waren, sondern auch der Glaube. Eine stete Suche nach Antworten, die nicht nur ausschließlich dem Zweck diente, die vorherrschenden Regeln zu verstehen, um sich anzupassen, sondern in sich auch noch immer eine Verbindung zu dem ergründete, was es war, das an diesem Ort ein feines Kribbeln auf ihrer Haut hinterließ, welches sie weder erklären konnte, noch zu deuten wagte.
„Und vielleicht verratet Ihr mir auch, was Ihr in mir seht. Wenn es weder ein Mädchen noch eine Adeptin oder ein Gast sind, was ist es dann? Eine Möglichkeit? Ein Werkzeug?“ Ein leichtes Lächeln huschte über Freyas Lippen, sanft, aber auch herausfordernd, während ihr umherschweifender Blick sich forschend auf den Prinzen legte.
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
- Naheniel
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#1390
Die Morgensonne warf schräg einfallende Strahlen durch das Fenster des Zimmers, doch konnte ihre Wärme die eisige Atmosphäre die in dem Raum vorherrschend war, nicht vertreiben. In der Mitte des Zimmers kniete der zu diesem Zeitpunkt noch junge Naheniel, sein blondes Haar wild zerzaust, seine Hände auf einem kleinen Hocker ruhend und den Blick auf den Boden gesenkt.
Auch wenn er sonst zumeist ein heiteres und übermütiges Gemüt zeigte und sich dieses stets auf seinen Zügen widerspiegelte, war sein Gesicht in diesem Moment hart und angespannt. Um ihn herum schritt einer der hohen Priester und bedachte ihn mit einer zutiefst empfundenen Abscheu. Er war ein Mann, der geprägt war von Erhabenheit und Stolz, gekleidet in einer schweren Robe, die verziert war mit Symbolen der Macht und seines Status innerhalb der dunklen Kirche.
In einigen Jahren wird er als der rote Bischof bekannt werden, doch bis es so weit kommt, muss noch Zeit vergehen.
Als dieser seinen Arm hob, nur um ihn kurz darauf wieder nach unten schnellen zu lassen, erklang das kurze, pfeifende Geräusch eines dünnen Stocks, der mit hoher Geschwindigkeit die Luft zerschnitt und auf den Händen Naheniels sein Ziel fand. Der Schmerz breitete sich mit brachialer Intensität aus, zog sich über dessen Arme hinauf und nahm seinen ganzen Körper ein, jedoch ließ er es nicht zu, dass auch nur ein Aufschrei über seine Lippen kam.
Wie ein Richter, thronte der hohe Priester über dem Angeklagten und starrte mit erbarmungsloser Kälte auf ihn herab. "Ungehorsam wird nicht geduldet. Du hast die Ehre der Bruderschaft befleckt. Erneut." Und wieder schnalzte der Stock durch die Luft und landete diesmal direkt und sehr gezielt auf den Fingerknöcheln Naheniels.
"Willst Du nicht verstehen oder kannst Du es nicht?"
Naheniel hob dem Priester seinen Kopf entgegen und in seinen Augen lag ein trotziges Funkeln. "Nichts von beidem."
Auch wenn der Schmerz immer noch brennend war und ihm bereits eigentlich Lehre genug sein sollte, lag in seiner Stimme etwas Rebellisches.
"Du verhältst Dich respektlos gegenüber den Lehren, den Priestern und dem Glauben. Du bist eine Schande für das Haus, aus dem Du entstammst, genauso wie Du eine Schande für die Bruderschaft bist." Ein spöttisches Lächeln zuckte über die Lippen des hohen Priesters hinweg, als er sich auf ein Knie herunterließ und sein verachtender Blick sein Gegenüber nahezu durchbohrte.
"Denkst Du tatsächlich, Du stündest über der Bruderschaft?"
Stur hielt Naheniel der Abscheu des Priesters stand. Seine Jahre in dieser Schule waren bereits zahlreich und es war nicht das erste Mal, dass er den Unmut des Mannes neben ihm zu spüren bekam. Seit dem ersten Tag schien es, als wolle dieser Naheniel wieder loswerden. Während seine Eltern nur eines für ihn wollten: Gehorsam, Unterwürfigkeit, Disziplin. Das war es, was erreicht werden sollte, auf dass er ein treuer Krieger für die Armee des Herrn werden sollte.
Es war nicht so, dass er selbst dieses Ziel nicht auch verfolgte, denn natürlich wollte er dienen und Ogrimar sein Leben verschreiben. Doch trotzdem bemerkte er früh, dass ihm das nicht genug war.
"Seit wann interessieren Euch meine Gedanken, Hochwürden?" Naheniel spürte es bereits, noch bevor der Priester handelte. Mit rauer Brutalität knallte der Stock wieder auf seine Finger und riss Teile seiner Haut auf. Scharf sog er die Luft ein und zuckte zusammen.
Allerdings wollte er dem Priester nach wie vor nicht die Genugtuung geben und aufschreien, auch wenn das, was er spürte, höllisch und nicht zu ignorieren war.
"Du wagst es, meine Aussage zu beurteilen?" Der hohe Priester erhob sich, so dass sich seine Gestalt als eine schwarze, drohende Silhouette vor dem Licht, das durch das Fenster drang, abzeichnete. "Du wirst Buße tun, Naheniel. Nicht nur für Dich, sondern auch für den Al Saher Jungen, den Du mit Deinem Ungehorsam vergiftest. Vielleicht wird das Feuer der Sühne Dir zeigen, was wahre Disziplin bedeutet."
Die darauffolgende Nacht war klar und kühl und das Licht des Mondes erhellte die Landschaft auf eine gespenstische Weise, während zahlreiche Sterne den Himmel verzierten. Auf der Schaukel, die an einem dicken Ast befestigt war, saß, etwas nach vorn gebeugt und mit seinen langen Beinen fast den Boden berührend, Naheniel. Das dicke Seil, das die Schaukel mit dem Baum verband, knarrte leise und war vorerst das einzige, was die abendliche Stille durchbrach.
Alyssa saß vor ihm im feuchten Gras, den Kopf leicht zur Seite gelegt, wie ein kleines, scheues Reh, das etwas für alle anderen Unsichtbares in der Luft witterte. Ihr zartes und blasses Gesicht bot, wie so häufig, ein seltsames Wechselspiel aus bedrückter Ernsthaftigkeit und kindlicher Zerstreutheit. Mit ihren zierlichen Fingern wickelte sie Streifen von Stoff um Naheniels Hände, deren blutige Wunden das Resultat seines Abenteuers waren.
"Deine Hände erzählen mir eine Geschichte. Sie flüstern mir ein Geheimnis...dunkle Dinge…"
Murmelte sie, ohne ihn dabei direkt anzusehen und doch seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Während sie sprach, wirkten ihre Bewegungen ruckartig, als müsse sie sich immer und immer wieder daran erinnern, was zu tun war.
Naheniel schloss seine Augen und spürte, wie die Anspannung in seinem Körper zunahm, als Alyssa ihn vorsichtig berührte. "Verraten sie Dir auch, wie ich das nächste Mal unversehrt davonkomme?"
Die Schwester Adrians lachte leise und hell und dabei klang es so, als wäre sie gar nicht wirklich hier. Dann hielt sie plötzlich inne, immer noch mit dem Stoff zwischen ihren Fingern und sah mit ihren großen Augen zu ihm auf.
"Unversehrt? Nein, nein… das gehört nicht zu Deiner Geschichte. Du bist nicht dafür gedacht, unversehrt zu bleiben. Aber trotzdem musst Du immer vollständig sein."
Ihre Stimme war nur wie ein schwaches Echo, das über die freie Wiese, auf der der Baum stand, getragen wurde."Das werde ich auch ihm sagen."
Er öffnete die Augen und musterte Alyssa mit einer Mischung aus Verwunderung und stiller Besorgnis. Sie war seltsam, das hatte er immer gewusst, doch manchmal schien es, als hätte sie einen Zugang zu Dingen, die er nie verstehen würde. Fragend zog er seine Brauen zusammen, so dass sich einige Falten auf seiner Stirn bildeten.
"Von wem sprichst Du?"
Als Antwort aber zeigte sie ihm nur die Andeutung eines schiefen Lächelns, welches ihn in diesem Moment ein wenig an Adrian erinnerte. Langsam und überaus zärtlich strich sie ihm mit ihren kühlen Händen über die verbundenen Wunden und sprach dann, ohne sich nach dem, was sie sah, umzusehen.
"Oh schau, wer da kommt. Mein Vater und mein Bruder."
Auch wenn er sonst zumeist ein heiteres und übermütiges Gemüt zeigte und sich dieses stets auf seinen Zügen widerspiegelte, war sein Gesicht in diesem Moment hart und angespannt. Um ihn herum schritt einer der hohen Priester und bedachte ihn mit einer zutiefst empfundenen Abscheu. Er war ein Mann, der geprägt war von Erhabenheit und Stolz, gekleidet in einer schweren Robe, die verziert war mit Symbolen der Macht und seines Status innerhalb der dunklen Kirche.
In einigen Jahren wird er als der rote Bischof bekannt werden, doch bis es so weit kommt, muss noch Zeit vergehen.
Als dieser seinen Arm hob, nur um ihn kurz darauf wieder nach unten schnellen zu lassen, erklang das kurze, pfeifende Geräusch eines dünnen Stocks, der mit hoher Geschwindigkeit die Luft zerschnitt und auf den Händen Naheniels sein Ziel fand. Der Schmerz breitete sich mit brachialer Intensität aus, zog sich über dessen Arme hinauf und nahm seinen ganzen Körper ein, jedoch ließ er es nicht zu, dass auch nur ein Aufschrei über seine Lippen kam.
Wie ein Richter, thronte der hohe Priester über dem Angeklagten und starrte mit erbarmungsloser Kälte auf ihn herab. "Ungehorsam wird nicht geduldet. Du hast die Ehre der Bruderschaft befleckt. Erneut." Und wieder schnalzte der Stock durch die Luft und landete diesmal direkt und sehr gezielt auf den Fingerknöcheln Naheniels.
"Willst Du nicht verstehen oder kannst Du es nicht?"
Naheniel hob dem Priester seinen Kopf entgegen und in seinen Augen lag ein trotziges Funkeln. "Nichts von beidem."
Auch wenn der Schmerz immer noch brennend war und ihm bereits eigentlich Lehre genug sein sollte, lag in seiner Stimme etwas Rebellisches.
"Du verhältst Dich respektlos gegenüber den Lehren, den Priestern und dem Glauben. Du bist eine Schande für das Haus, aus dem Du entstammst, genauso wie Du eine Schande für die Bruderschaft bist." Ein spöttisches Lächeln zuckte über die Lippen des hohen Priesters hinweg, als er sich auf ein Knie herunterließ und sein verachtender Blick sein Gegenüber nahezu durchbohrte.
"Denkst Du tatsächlich, Du stündest über der Bruderschaft?"
Stur hielt Naheniel der Abscheu des Priesters stand. Seine Jahre in dieser Schule waren bereits zahlreich und es war nicht das erste Mal, dass er den Unmut des Mannes neben ihm zu spüren bekam. Seit dem ersten Tag schien es, als wolle dieser Naheniel wieder loswerden. Während seine Eltern nur eines für ihn wollten: Gehorsam, Unterwürfigkeit, Disziplin. Das war es, was erreicht werden sollte, auf dass er ein treuer Krieger für die Armee des Herrn werden sollte.
Es war nicht so, dass er selbst dieses Ziel nicht auch verfolgte, denn natürlich wollte er dienen und Ogrimar sein Leben verschreiben. Doch trotzdem bemerkte er früh, dass ihm das nicht genug war.
"Seit wann interessieren Euch meine Gedanken, Hochwürden?" Naheniel spürte es bereits, noch bevor der Priester handelte. Mit rauer Brutalität knallte der Stock wieder auf seine Finger und riss Teile seiner Haut auf. Scharf sog er die Luft ein und zuckte zusammen.
Allerdings wollte er dem Priester nach wie vor nicht die Genugtuung geben und aufschreien, auch wenn das, was er spürte, höllisch und nicht zu ignorieren war.
"Du wagst es, meine Aussage zu beurteilen?" Der hohe Priester erhob sich, so dass sich seine Gestalt als eine schwarze, drohende Silhouette vor dem Licht, das durch das Fenster drang, abzeichnete. "Du wirst Buße tun, Naheniel. Nicht nur für Dich, sondern auch für den Al Saher Jungen, den Du mit Deinem Ungehorsam vergiftest. Vielleicht wird das Feuer der Sühne Dir zeigen, was wahre Disziplin bedeutet."
Am Abend darauf
Die darauffolgende Nacht war klar und kühl und das Licht des Mondes erhellte die Landschaft auf eine gespenstische Weise, während zahlreiche Sterne den Himmel verzierten. Auf der Schaukel, die an einem dicken Ast befestigt war, saß, etwas nach vorn gebeugt und mit seinen langen Beinen fast den Boden berührend, Naheniel. Das dicke Seil, das die Schaukel mit dem Baum verband, knarrte leise und war vorerst das einzige, was die abendliche Stille durchbrach.
Alyssa saß vor ihm im feuchten Gras, den Kopf leicht zur Seite gelegt, wie ein kleines, scheues Reh, das etwas für alle anderen Unsichtbares in der Luft witterte. Ihr zartes und blasses Gesicht bot, wie so häufig, ein seltsames Wechselspiel aus bedrückter Ernsthaftigkeit und kindlicher Zerstreutheit. Mit ihren zierlichen Fingern wickelte sie Streifen von Stoff um Naheniels Hände, deren blutige Wunden das Resultat seines Abenteuers waren.
"Deine Hände erzählen mir eine Geschichte. Sie flüstern mir ein Geheimnis...dunkle Dinge…"
Murmelte sie, ohne ihn dabei direkt anzusehen und doch seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Während sie sprach, wirkten ihre Bewegungen ruckartig, als müsse sie sich immer und immer wieder daran erinnern, was zu tun war.
Naheniel schloss seine Augen und spürte, wie die Anspannung in seinem Körper zunahm, als Alyssa ihn vorsichtig berührte. "Verraten sie Dir auch, wie ich das nächste Mal unversehrt davonkomme?"
Die Schwester Adrians lachte leise und hell und dabei klang es so, als wäre sie gar nicht wirklich hier. Dann hielt sie plötzlich inne, immer noch mit dem Stoff zwischen ihren Fingern und sah mit ihren großen Augen zu ihm auf.
"Unversehrt? Nein, nein… das gehört nicht zu Deiner Geschichte. Du bist nicht dafür gedacht, unversehrt zu bleiben. Aber trotzdem musst Du immer vollständig sein."
Ihre Stimme war nur wie ein schwaches Echo, das über die freie Wiese, auf der der Baum stand, getragen wurde."Das werde ich auch ihm sagen."
Er öffnete die Augen und musterte Alyssa mit einer Mischung aus Verwunderung und stiller Besorgnis. Sie war seltsam, das hatte er immer gewusst, doch manchmal schien es, als hätte sie einen Zugang zu Dingen, die er nie verstehen würde. Fragend zog er seine Brauen zusammen, so dass sich einige Falten auf seiner Stirn bildeten.
"Von wem sprichst Du?"
Als Antwort aber zeigte sie ihm nur die Andeutung eines schiefen Lächelns, welches ihn in diesem Moment ein wenig an Adrian erinnerte. Langsam und überaus zärtlich strich sie ihm mit ihren kühlen Händen über die verbundenen Wunden und sprach dann, ohne sich nach dem, was sie sah, umzusehen.
"Oh schau, wer da kommt. Mein Vater und mein Bruder."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
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#1391
Währenddessen war Liadan dorthin zurückgekehrt, woher sie kam, auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte. Der Palast, ihr zu Hause, es war ihr früher schon viel zu groß gewesen und jetzt fühlte sie sich förmlich davon erschlagen. Alles war kalt und abweisend, ganz egal, wie viele Feuer man entzündete. Sie wollte hier nicht sein, aber es blieb ihr nichts anders übrig, als sich zu fügen. Naheniel hatte sie seinen Willen nicht nur sehr deutlich spüren lassen, sondern sie genau bei einer ihrer größten Ängste gepackt: Das Leben von denen, die sie aus tiefstem Herzen liebte.
Die körperlichen Schmerzen, die er ihr zugefügt hatte würden irgendwann erträglich werden und die blauen Flecken verblassen. Niemals aber die Sorge um ihre Freunde und echte Familie. Nur deshalb saß sie nun so erhaben, wie es ihr möglich war, auf ihrem furchtbar hässlichen Marmorthron inmitten einer kühlen Halle. Ihr Leben fühlte sich an wie eine Fessel aus Gold und Purpur und zwang sie dazu, all das zu tun, vor dem sie immer davon gelaufen war.
Ordentlich war ihr Haar gekämmt und fiel in sanften Wellen über ihre schmale Schulter, während die Krone ihrer Familie, die von funkelnden Rubinen und Amethysten durchsetzt war, auf ihrem Kopf saß. Starr ertrug sie die Worte und Zusammenfassungen, die durch die Hofdiener auf sie einprasselten. Bei Ogrimar, mit was für einem Schwachsinn hatte ihr Vater sich immer beschäftigen müssen? Dass er dabei nicht regelmäßig eingeschlafen war, konnte sie jetzt umso weniger verstehen, denn ihr war danach einfach ihre Augen zu schließen und in einen tiefen Schlaf zu fallen, damit sie sich nicht mit diesem Kram beschäftigen musste. Aber so war es eben als Kaiserin. Sie war nicht nur verantwortlich für eine Familie oder ein Dorf, sondern für ein ganzes Land und in diesem passierte viel.
Schon trat der nächste Mann an sie heran, in seinen Händen ein großes, zusammengerolltes Pergament. Den Kopf hielt er gesenkt, da er sich nicht traute, der Kaiserin in das Gesicht zu sehen. Er wusste schließlich, wie unansehnlich die drei alten Tanten waren, weshalb er sich nicht sicher war, ob er von Liadan mehr erwarten konnte. Außerdem schickte es sich nicht, der Kaiserin ohne Aufforderung in die Augen zu sehen. Eine ziemlich dämliche Regel, dachte Liadan, aber es gehörte nun mal zur Etikette und wurde seit Jahrhunderten so praktiziert. "Eure Majestät. Ich habe hier die Karten, um die Ihr gebeten habt. Sie ist so exakt, wie es mir als Kartograph möglich war, sie zu zeichnen." Seine Hand klammerte sich an die große Rolle, während er zu Boden sah und anscheinend nicht so recht wusste, was er weiter sagen sollte.
Für Liadan sah der Mann eigentlich recht sympathisch aus, auch wenn seine Unsicherheit komplett fehl am Platz war. Sie war schließlich nach wie vor einfach nur eine junge Frau, die ein Amt angenommen hatte, das so überhaupt nicht zu ihr passte. "Habt Dank. Wenn Ihr Zeit habt, folgt mir bitte in mein Arbeitszimmer und zeigt mir Eure Karten." Mehr sagte sie dazu vorerst nicht. Sie wusste genau, dass die Augen einer der Tanten auf ihr lagen und ihrer Meinung nach hatte sie das überhaupt nichts anzugehen, weshalb sie nach dem Kartographen verlangt hatte.
Mit einer für sie ziemlich eleganten Bewegung erhob sie sich von ihrem Thron und schritt mit erhaben in die Höhe gestreckten Kopf an dem Kartograph vorbei. Sie musste diese Fassade, die sie sich aufbaute, wahren, ganz egal, wie es in ihr aussah. Der Schöpfer durfte auf keinen Fall auch nur irgendwie misstrauisch werden oder etwas, was sie tat, in Frage stellen. Das war ihre Art und Weise, Adrian zu beschützen. So wie er es immer mit ihr getan hatte. Da war er wieder, dieser böse Stich in ihrem Herz und der Schlag in ihre Magengrube. Bevor aber nun noch zusätzlich die heißen Tränen in ihre Augen schossen, dachte sie schnell an etwas anderes.
Etwas verwirrt über die Bitte einer persönlichen Unterredung folgte der Kartograph der Kaiserin. Etwas, das von einer der Tanten, die sie versteckt in der Nähe des Throns aufgehalten hatte, streng beobachtet wurde. Noch hatten sie sich nicht damit abgefunden, das Lenken des Landes Liadan völlig zu überlassen, ihre Pläne waren dahingehend eigentlich andere gewesen und keine von den Dreien hatte damit gerechnet, dass die Kaisertochter auf ihre ganz eigene Weise die Führung übernehmen würde. Noch beobachteten sie die Handlungen mit Argusaugen, stets dazu bereit, einzugreifen.
Es gab so einige versteckte Türen in dem purpurnen Palast und eine davon wählte sie, um durch diese mit dem Mann im Schlepptau in ihr Arbeitszimmer zu gelangen. Achtsam schloss sie die Tür, nicht ohne sich nochmal genau umzusehen und sicherzugehen, das ihnen niemand gefolgt war. Vorerst schienen sie aber unter sich zu sehen, was ihr einen leisen Seufzer entlockte. Sie zeigte auf den großen Arbeitstisch, den schon ihr Vater immer für seine Pergamente und Bücher verwendet hatte und der nun ziemlich leer war und forderte den Kartograph mit einem Nicken auf, seine Karten dort auszubreiten. "Als Kaiserin muss ich die Grenzen meines Landes kennen und das, was hinter diesen liegt. Es ist meine Pflicht, die anderen Herrscher zu kennen und alte Bündnisse zu erneuern oder die Kriege am Laufen zu halten." Ihre Augen studierten die Karte, die nun vor ihr lag und sie versuchte sich einigermaßen einen Überblick zu verschaffen. Alles in dieser Welt war so furchtbar groß, was auch sie, obwohl sie von dort entstammte, manchmal ziemlich einschüchterte.
"Der Palast in der Wüste. Vater hat nur wenig über diesen erzählt und ich weiß nichts über die Beziehungen, die wir zu diesem führen. Dort soll meine Reise beginnen." Der Kartograph warf selbst einen Blick auf die von ihm gezeichnete Karte. Eigentlich unnötig, den er hatte alles davon in seinem Kopf. "Aber Kaiserin…" und nun traute er sich sogar, zu ihr aufzusehen und stellte mit Erleichterung fest, dass sie gar nicht so hässlich war, wie ihre Verwandtschaft. "warum die Wüste? Sie liegt ungünstig, ist unwirtlich und schwer zu bereisen… wäre es nicht besser, wenn Ihr…" Liadan unterbach ihn mit einer forschen Geste und tippte auf die Zeichnung, die rötliche Dünen darstellte. "Ihr habt das gemalt. Wart Ihr dort?" Der Kartograph nickte einige Male und antwortete ihr mit einem nicht zu überhörenden Stolz in der Stimme: "Ja, ich habe alles was Ihr auf den Karten seht bereist. Anders wäre es nicht möglich, diese so exakt zu zeichnen."
"Und kennt Ihr denjenigen, der dort herrscht?" Wieder nickte der Mann. "Ja, ich durfte für einige Tage als Gast bleiben, als ein Sandsturm aufkam, der es mir unmöglich machte, weiterzureisen."
"Noch besser." Endlich mal etwas, was sich für sie als praktisch in diesem Palast herausstellte. Der Kartograph hatte genau den Wert, den sie brauchte. Noch dazu konnte man sich anscheinend normal mit ihm unterhalten, was sie als äußerst praktisch und angenehm empfand. "Tut mir den Gefallen und kündigt meinen Besuch dort an. Und dann werdet Ihr die schnellste Route für mich vorbereiten und mich begleiten." Viel zu freundschaftlich klopfte sie dem Kartograph auf die Schulter und lächelte ihn an. "Gratulation: Ihr seid soeben befördert worden."
Eine Beförderung, auf die der Kartograph eigentlich überhaupt nicht scharf gewesen war. Mit der Kaiserin zu reisen war ja schließlich etwas ganz anderes, als allein auf seinem Pferd durch die Länder zu streifen und sich mit der Vervollständigung seiner Karten zu beschäftigen. Worauf er gar keine Lust hatte, war, den halben Palast hinter sich herzuziehen. Aber wenn die Kaiserin es verlangte, musste er eben hören. Was für ein Wandel seines Lebens innerhalb von nur wenigen Minuten. Naja, so war es eben das Schicksal. Gerade noch nicht einmal ins Gesicht geschaut und plötzlich wurde man befördert. Zu was auch immer.
Als der geendet hatte, übergab er Liadan das Pergament, so dass sie es mit dem Wachssiegel des purpurnen Palasts verschließen konnte. Knapp überflog sie die Zeilen, die sie als viel zu übertrieben fand, rollte das Schriftwerk dann aber zusammen. "Naja, wenns hilft…"
Die körperlichen Schmerzen, die er ihr zugefügt hatte würden irgendwann erträglich werden und die blauen Flecken verblassen. Niemals aber die Sorge um ihre Freunde und echte Familie. Nur deshalb saß sie nun so erhaben, wie es ihr möglich war, auf ihrem furchtbar hässlichen Marmorthron inmitten einer kühlen Halle. Ihr Leben fühlte sich an wie eine Fessel aus Gold und Purpur und zwang sie dazu, all das zu tun, vor dem sie immer davon gelaufen war.
Ordentlich war ihr Haar gekämmt und fiel in sanften Wellen über ihre schmale Schulter, während die Krone ihrer Familie, die von funkelnden Rubinen und Amethysten durchsetzt war, auf ihrem Kopf saß. Starr ertrug sie die Worte und Zusammenfassungen, die durch die Hofdiener auf sie einprasselten. Bei Ogrimar, mit was für einem Schwachsinn hatte ihr Vater sich immer beschäftigen müssen? Dass er dabei nicht regelmäßig eingeschlafen war, konnte sie jetzt umso weniger verstehen, denn ihr war danach einfach ihre Augen zu schließen und in einen tiefen Schlaf zu fallen, damit sie sich nicht mit diesem Kram beschäftigen musste. Aber so war es eben als Kaiserin. Sie war nicht nur verantwortlich für eine Familie oder ein Dorf, sondern für ein ganzes Land und in diesem passierte viel.
Schon trat der nächste Mann an sie heran, in seinen Händen ein großes, zusammengerolltes Pergament. Den Kopf hielt er gesenkt, da er sich nicht traute, der Kaiserin in das Gesicht zu sehen. Er wusste schließlich, wie unansehnlich die drei alten Tanten waren, weshalb er sich nicht sicher war, ob er von Liadan mehr erwarten konnte. Außerdem schickte es sich nicht, der Kaiserin ohne Aufforderung in die Augen zu sehen. Eine ziemlich dämliche Regel, dachte Liadan, aber es gehörte nun mal zur Etikette und wurde seit Jahrhunderten so praktiziert. "Eure Majestät. Ich habe hier die Karten, um die Ihr gebeten habt. Sie ist so exakt, wie es mir als Kartograph möglich war, sie zu zeichnen." Seine Hand klammerte sich an die große Rolle, während er zu Boden sah und anscheinend nicht so recht wusste, was er weiter sagen sollte.
Für Liadan sah der Mann eigentlich recht sympathisch aus, auch wenn seine Unsicherheit komplett fehl am Platz war. Sie war schließlich nach wie vor einfach nur eine junge Frau, die ein Amt angenommen hatte, das so überhaupt nicht zu ihr passte. "Habt Dank. Wenn Ihr Zeit habt, folgt mir bitte in mein Arbeitszimmer und zeigt mir Eure Karten." Mehr sagte sie dazu vorerst nicht. Sie wusste genau, dass die Augen einer der Tanten auf ihr lagen und ihrer Meinung nach hatte sie das überhaupt nichts anzugehen, weshalb sie nach dem Kartographen verlangt hatte.
Mit einer für sie ziemlich eleganten Bewegung erhob sie sich von ihrem Thron und schritt mit erhaben in die Höhe gestreckten Kopf an dem Kartograph vorbei. Sie musste diese Fassade, die sie sich aufbaute, wahren, ganz egal, wie es in ihr aussah. Der Schöpfer durfte auf keinen Fall auch nur irgendwie misstrauisch werden oder etwas, was sie tat, in Frage stellen. Das war ihre Art und Weise, Adrian zu beschützen. So wie er es immer mit ihr getan hatte. Da war er wieder, dieser böse Stich in ihrem Herz und der Schlag in ihre Magengrube. Bevor aber nun noch zusätzlich die heißen Tränen in ihre Augen schossen, dachte sie schnell an etwas anderes.
Etwas verwirrt über die Bitte einer persönlichen Unterredung folgte der Kartograph der Kaiserin. Etwas, das von einer der Tanten, die sie versteckt in der Nähe des Throns aufgehalten hatte, streng beobachtet wurde. Noch hatten sie sich nicht damit abgefunden, das Lenken des Landes Liadan völlig zu überlassen, ihre Pläne waren dahingehend eigentlich andere gewesen und keine von den Dreien hatte damit gerechnet, dass die Kaisertochter auf ihre ganz eigene Weise die Führung übernehmen würde. Noch beobachteten sie die Handlungen mit Argusaugen, stets dazu bereit, einzugreifen.
Es gab so einige versteckte Türen in dem purpurnen Palast und eine davon wählte sie, um durch diese mit dem Mann im Schlepptau in ihr Arbeitszimmer zu gelangen. Achtsam schloss sie die Tür, nicht ohne sich nochmal genau umzusehen und sicherzugehen, das ihnen niemand gefolgt war. Vorerst schienen sie aber unter sich zu sehen, was ihr einen leisen Seufzer entlockte. Sie zeigte auf den großen Arbeitstisch, den schon ihr Vater immer für seine Pergamente und Bücher verwendet hatte und der nun ziemlich leer war und forderte den Kartograph mit einem Nicken auf, seine Karten dort auszubreiten. "Als Kaiserin muss ich die Grenzen meines Landes kennen und das, was hinter diesen liegt. Es ist meine Pflicht, die anderen Herrscher zu kennen und alte Bündnisse zu erneuern oder die Kriege am Laufen zu halten." Ihre Augen studierten die Karte, die nun vor ihr lag und sie versuchte sich einigermaßen einen Überblick zu verschaffen. Alles in dieser Welt war so furchtbar groß, was auch sie, obwohl sie von dort entstammte, manchmal ziemlich einschüchterte.
"Der Palast in der Wüste. Vater hat nur wenig über diesen erzählt und ich weiß nichts über die Beziehungen, die wir zu diesem führen. Dort soll meine Reise beginnen." Der Kartograph warf selbst einen Blick auf die von ihm gezeichnete Karte. Eigentlich unnötig, den er hatte alles davon in seinem Kopf. "Aber Kaiserin…" und nun traute er sich sogar, zu ihr aufzusehen und stellte mit Erleichterung fest, dass sie gar nicht so hässlich war, wie ihre Verwandtschaft. "warum die Wüste? Sie liegt ungünstig, ist unwirtlich und schwer zu bereisen… wäre es nicht besser, wenn Ihr…" Liadan unterbach ihn mit einer forschen Geste und tippte auf die Zeichnung, die rötliche Dünen darstellte. "Ihr habt das gemalt. Wart Ihr dort?" Der Kartograph nickte einige Male und antwortete ihr mit einem nicht zu überhörenden Stolz in der Stimme: "Ja, ich habe alles was Ihr auf den Karten seht bereist. Anders wäre es nicht möglich, diese so exakt zu zeichnen."
"Und kennt Ihr denjenigen, der dort herrscht?" Wieder nickte der Mann. "Ja, ich durfte für einige Tage als Gast bleiben, als ein Sandsturm aufkam, der es mir unmöglich machte, weiterzureisen."
"Noch besser." Endlich mal etwas, was sich für sie als praktisch in diesem Palast herausstellte. Der Kartograph hatte genau den Wert, den sie brauchte. Noch dazu konnte man sich anscheinend normal mit ihm unterhalten, was sie als äußerst praktisch und angenehm empfand. "Tut mir den Gefallen und kündigt meinen Besuch dort an. Und dann werdet Ihr die schnellste Route für mich vorbereiten und mich begleiten." Viel zu freundschaftlich klopfte sie dem Kartograph auf die Schulter und lächelte ihn an. "Gratulation: Ihr seid soeben befördert worden."
Eine Beförderung, auf die der Kartograph eigentlich überhaupt nicht scharf gewesen war. Mit der Kaiserin zu reisen war ja schließlich etwas ganz anderes, als allein auf seinem Pferd durch die Länder zu streifen und sich mit der Vervollständigung seiner Karten zu beschäftigen. Worauf er gar keine Lust hatte, war, den halben Palast hinter sich herzuziehen. Aber wenn die Kaiserin es verlangte, musste er eben hören. Was für ein Wandel seines Lebens innerhalb von nur wenigen Minuten. Naja, so war es eben das Schicksal. Gerade noch nicht einmal ins Gesicht geschaut und plötzlich wurde man befördert. Zu was auch immer.
An den erlauchten Prinzen der Wüste, Yasin bin Ssaid al Sabbah,
vor Jahren begegneten wir uns und ich durfte in all Eurer Großzügigkeit für einige Tage in Eurem Palast als Gast verweilen. Gemeinsam haben wir die Karten studiert und über die Endlosigkeit der Welt und des Himmels gesprochen. Nun möchte ich Euch erneut aufsuchen. Allerdings führt mich nun der Wunsch meiner Kaiserin in Euer Reich. Der purpurne Kaiser ist verstorben und seine Tochter ist ihm auf den Thron gefolgt. Sie möchte Euch ihre Aufwartung machen und hat mich darum gebeten, sie in Euren Palast zu begleiten. Wenn Ihr in all Eurer Großzügigkeit erlaubt, würden wir die Reise antreten, damit sie die Herrlichkeit Eurer Stadt mit eigenen Augen sehen und Eure unübertroffene Gastfreundschaft kennenlernen kann. In tiefster Demut, Mercatoris Kartograph | ||
Als der geendet hatte, übergab er Liadan das Pergament, so dass sie es mit dem Wachssiegel des purpurnen Palasts verschließen konnte. Knapp überflog sie die Zeilen, die sie als viel zu übertrieben fand, rollte das Schriftwerk dann aber zusammen. "Naja, wenns hilft…"
*** Purpurne Kaiserin ***
- Adrian
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- Danksagung erhalten: 2 Mal
#1392
Der Morgen darauf
Ob sein Vater sich früher beherrscht hatte? Umso sauberer eine Weste nach außen hin wirkte, desto schmutziger waren die Geheimnisse, die sich darunter versteckten. Der alte Herr hatte keine Skrupel seinen Willen durchzusetzen, aber er hinterließ niemals Spuren. Außer er wollte ein Zeichen setzen.
Bedauerlich, dass sie erwischt worden waren. Auch wenn er den Ausdruck seines Vaters noch nachhallen spürte, traf es Naheniel sicherlich deutlich heftiger. Der Bischof war informiert worden und würde bei seinem Freund kaum weniger zurückhaltend sein.
Adrian war sich bewusst, dass sie vielleicht ein wenig übertrieben hatten. Aber es war lohnenswert gewesen. Ein verschmitztes Lächeln zeichnete sich auf seinen Zügen ab, wenn er an die Stunden zurückdachte, die nicht einmal wirklich eine Nacht zurücklagen.
Mit schnellen fließenden Schritten folgte er die Treppen hinab. Das Licht der ersten Sonnenstrahlen erhellte durch die bodenhohen Fenster bereits die Flure und tauchte sie in das rötliche Schimmern des Morgens.
Naheniel hatte recht, er wurde nach Felsriff geschickt. Ein Prozedere an Maßregelung, das ihm mittlerweile mehr als geläufig war, schien der Einfallsreichtum an Strafen für seine Begriffe doch ein wenig dürftig.
Kaum hatte er den unteren Treppenabsatz erreicht, konnte er jedoch Stimmen hören. Leicht nur blinzelte Adrian, während er nach seinem Mantel griff und seinen Blick in Richtung des Esszimmers warf.Ein kühles Schimmern überflog seine Augen, als er es zu deuten versuchte.
„Hör auf zu weinen!“ Ohne eine Form von Sanftheit klang der fordernde Tonfall seines Vaters durch den Türspalt, während ein leises Weinen den Hintergrund mit einer gedrückten Stimmung erfüllte.
„Ich kann das nicht mehr, erlöse mich. Bitte.“ Das Messer in ihrer blutigen Hand war keine leere Drohung, keine Metapher für ihre Schmerzen. Es war real. Und der Schmerz, der sie zu diesem Moment getrieben hatte, war nicht länger zu leugnen.
„Erlöse mich. Bitte“ Flüsterte sie erneut, ihre Stimme zitterte. Alles zog sich in Adrian zusammen, wobei er nicht einmal wusste, was in diesem Moment schlimmer war. Ihr seelischer Zustand oder die Tatsache, dass ihr Mann sie mit einem Blick zermalmte?
Er wusste, dass sein Vater keine Schwäche duldete. Der Mann, der keine Spuren hinterließ, der immer so perfekt und kontrolliert wirkte, hatte nie ein Zeichen von Mangel oder Zweifel gezeigt. Doch jetzt, in diesem Augenblick, war es nicht die Stärke, die durch seine Miene sprach. Es war etwas anderes. Vielleicht ein Hauch von Bedauern, vielleicht Mangel an Lösung.
„Wir können es ändern. Wissen ist Macht. Und wenn ich ihn selbst umbringe.“ Adrians Vater klang wie immer – kühl und bestimmt. Ein Mann der Kontrolle. Doch es war kein Trost in seiner Stimme, nur die kalte Erkenntnis, dass er an einem Punkt angekommen war, an dem er keine Antwort wusste.
„Nein, das können wir nicht. Niemand von uns. Auch du nicht.“ Ein leises Flüstern das verklang, aber dadurch noch viel deutlicher die unumstößliche Wahrheit in sich trug, die auch er nicht ändern konnte.
Einige Wochen später
Der Mond schien hell in sein Zimmer, als Adrian durch das offene Fenster hineinkletterte. Die Vorhänge flatterten aufgebracht im Wind, während er sich leise in das dunkle Zimmer schlich. Lautlos berührten die weichen Sohlen seiner Stiefel den Boden. Waren das die Momente, in denen er stets hellwach war, in Anbetracht des Risikos, dass jemand auf den Fluren ihn erwischen könnte.
Kühl strich der Wind über seine Arme hinweg, als er behutsam das Fenster schloss, ohne ein Geräusch dabei zu hinterlassen.
„Adrian. Komm sofort.“ Die Stimme hallte durch die Flure. Fordernd und ohne Umschweife ihr zu folgen. Adrian kannte den Tonfall ebenso wie die Bedeutung dahinter, als er den Schrei seiner Schwester hörte. „Verdammt.“ Das Flüstern war kaum mehr als ein Hauch, bevor er hastig die Stiefel abstreifte und zusammen mit seinem Mantel unter das Bett schob.
„Wo in Ogrimars Namen steckt der Junge!“ Die sonst so beherrschte Stimme seines Vaters schnitt wie ein Dolch durch die Dunkelheit. Eisig und unerbittlich.
Schnell knöpfte Adrian sein Hemd auf, zerzauste mit den Fingern die blonden Haare, bis sie unordentlich über seine Stirn fielen, während die Schritte immer lauter wurden. Schatten, die sich unter dem Türspalt abzeichneten.
Bewusst ergriff er selbst den Knauf und öffnete sein Zimmer für den Träger der Stimme, der gleichzeitig sein Erzeuger war. „Vater?“
Leise hörte er das Schluchzen. Ein Wimmern, das zwischen Schmerz, Angst und Verzweiflung schwankte. Es kam aus Alyssas Zimmer. Sein Vater sagte nichts, wandte sich ab und ließ Adrian zurück, als wäre er sich bewusst, dass er seine Verantwortung und seine Aufgaben kannte. Ein Schweigen, das zugleich jedoch Anklage und Urteil für sein verzögertes Reagieren durchklingen ließ, auch wenn Adrian glaubte, für einen Moment eine Sorge in seinen Augen erkennen zu können.
Barfuß folgte er seinem Vater über den Flur hinweg, wobei ihm nicht entging, dass dieser ein Tuch auf seinen Arm presste. Weshalb? Es war keine Frage, die er stellte, sondern die sich von selbst beantwortete, als er die Türschwelle überschritt.
Seine Augen wandten sich unmittelbar auf das Mädchen, das in der Zimmerecke kauerte. Das lange schwarze Haar hing in wirren Strähnen über ihrem panischen Gesicht, während sie nicht mehr als ein dünnes Nachthemd trug. Immer noch flüsterte sie leise Worte. Die meisten davon waren unverständlich oder in einer wirren Folge, die weder einen Satz noch einen Sinn ergaben.
Mit einem Wimpernschlag sah Adrian auf den Brieföffner, den sie zitternd in der Hand hielt. Keine wirkliche Waffe und doch konnte er das Blut daran erkennen.
„Was ist passiert?“ Er kannte das Flüstern Alyssas. Es verfolgte sie, seit er denken konnte. Genau wie bei seiner Mutter. Kryptische Worte, die für den Zuhörer selten einen Sinn ergaben. Rätselhafte Bilder, von denen sie verfolgt wurden und doch würde auch er zu einem späteren Zeitpunkt erkennen, dass sie alle in ihrer Gesamtheit eine Bedeutung finden sollten.
„Es ist schlimmer als sonst. Sie ruft die ganze Zeit nach dir.“ Ein Vorwurf, der subtil aber dennoch deutlich war, als wüsste sein Vater, dass er sich erneut mit Naheniel zusammen fortgeschlichen hatte. Ein Tadel für etwas, das er ihm bisher nicht nachweisen konnte, aber wofür er selbst auf eine unausgesprochene Weise dennoch eine Reue verspürte.
Adrians Atem ging ruhig und kontrolliert, doch seine Gedanken waren ein Chaos aus Sorge und Dringlichkeit, während sein Blick sich auf die vermeintliche Waffe in der zierlichen Hand legten.
Jetzt, da er sie so vor sich sah – zusammengekauert wie ein verängstigtes Kind, welches einem gestandenen Mann wie ihrem Vater eine Wunde mit dem Brieföffner zugefügt hatte, war auch Adrian sich darüber bewusst, dass dies kein gewöhnlicher Anfall war. Ihre Angst war greifbar, fast als hätte sie Besitz von Alyssa ergriffen.
Langsam nur trat er an seine Schwester heran, während sich seine Mutter im selben Atemzug vor ihr erhob. Ihre warme Hand strich sanft über seine Schulter, während der Blick aus ihren Augen ihm ohne ein Wort zu brauchen, Vertrauen aussprach, dass er sie aus der Dunkelheit herausführen würde.
Beherrscht folgte Adrian ihrem Schatten für einen Moment, bevor er unter einem kontrollierten Atemzug sich in einer fließenden Bewegung in die Hocke begab. „Alyssa?“
Einnehmend und warm erhob er seine Stimme, während sein Blick sich an ihren haftete. Augen, die ihn ansahen und dennoch hinter einem Schleier aus Tränen in die Leere blickten.
„Alyssa, ich bin hier. Du bist nicht allein.“ Seine Stimme war weich, ein leises Versprechen, das die brüchige Stille zwischen ihren panischen Atemzügen füllte. Ruhig streckte er seine Hand nach ihr aus, um den Vorhang aus dunklen Strähnen aus ihrem Gesicht zu streifen, bevor er sanft die Tränen von ihrer Wange strich.
„Adrian.“ Flüsterte sie leise, als sie zu ihm aufblickte. Große tiefblaue Augen, die ihn zu erkennen schienen und doch durch ihn hindurchsahen.
„Ich bin bei dir.“ Seine Stimme war ein beruhigendes Flüstern, während er sah, wie ihr Körper zitterte und jede Regung von ihr ruckartig und verkrampft gegen die Angst in ihrem Inneren ankämpfte. „Nimm meine Hand.“
Behutsam strich er über ihren Handrücken, ehe Alyssa verzweifelt und mit aller Kraft seine Hand ergriff. Ihre Nägel bohrten sich tief und schmerzhaft in seine Haut, doch er zuckte nicht zurück. Stattdessen verstärkte Adrian selbst den Druck, als würde er damit verhindern können, dass sie weiter in die Dunkelheit hinabstürzte.
Kühl schimmerte das Blau seiner Augen zu ihr. Er wollte sie herausholen, doch wusste er, dass das, was sie sah, für seinen Vater von Relevanz war. Ganz gleich, wie sehr sie darunter vielleicht leiden mochte.
Der bohrende Blick in seinem Rücken war spürbar wie eine kalte Klinge, die sich eisig und durchdringend in seine Eingeweide drängte, in der Erwartung, dass er seine Aufgabe kannte. In jeder Facette und Nuance ihrer Bedeutung. Er musste sie führen und leiten oder sogar zwingen, denn befreien konnte sie sich nur selbst, indem Alyssa sich fügte und jene Bilder annahm und sah. Etwas, das Adrian nicht interessierte, als er die Einschnitte an ihren Handgelenken sah, ebenso das Blut, das ihr Nachthemd überall befleckte. Was immer sich vor ihren Augen abspielte, musste grausam sein und folterte sie, dass sie in einen Wahnsinn glitt, um sich davon zu befreien. „Ich hab Angst, Adrian.“
Vorsichtig griff er nach der Klinge, um die sich ihre Finger krampfhaft herumschlangen. „Du musst keine Angst haben. Vor nichts und niemandem. Lass sie los.“ Blinzelnd sah sie zu ihm auf. Ein zerstreuter Blick, der nur schwer einzufangen war und scheinbar nicht zu deuten wusste, was er von ihr forderte. Seine Hand legte sich auf das spitze Ende, um ihr zu helfen und zu leiten, bevor ihre Hand sich langsam von dem Griff löste.
„Sehr gut, Alyssa und nun folge meiner Stimme und sieh mich an.“ Ihn selbst verunsicherte die Situation. Noch nie zuvor hatte ihre Eigenart eine solche Intensität gehabt. Bislang waren es nur kleine zerstreute Worte, ein Abdriften von ihrem Weg, ihrem Blick oder ihren Gedanken. Eilig ließ er die Klinge über den Boden weggleiten, ohne seinen Blick von ihr zu lösen. Stattdessen zog sie tröstend zu sich heran. Es war ihm gleich, was sein Vater von ihr hören wollte. Sie war so zerbrechlich und jeder ihrer Schübe schien die Risse in ihrem Geist schmerzhafter zu machen.
„Es ist dunkel. So dunkel.“ Als Alyssa erneut sprach, jagten ihre Worte einen Schauer durch Adrians Körper. Es war nicht die Bedeutung derer, sondern Art und Weise, wie sie panisch und zugleich fast lachend über ihre Lippen kam.
Ihre Hände schoben ihn leicht zurück, sodass ihre verklärten Augen ihn ansahen. Ein Blick, der ihn ansah und zugleich in der Leere schwebte. Noch immer war ihr Geist gefangen. Sanft schoben seine Finger die feuchten Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. „Was siehst du, kleine Schwester? Was ist in der Dunkelheit, das dir Angst macht. Erzähl es mir.“
„Brüder, die sich befehden. Es ist dunkel. So finster. Eine Sonne, die schwarz im Meer versinkt. Schwinden werden die Sterne, wenn Geschwister mit der Sippe brechen. Schatten und Finsternis und nur winziges Licht.“
Adrian sah zu, wie sie ihre Wimpern erneut senkte. Ein Lidschlag, von dem er hoffte, es würde ihren Blick klären. Stattdessen jedoch tauchte ein verzogenes Lächeln auf ihren Lippen ihre Züge zu einem surrealen Abbild ihrer sonst so zerbrechlichen Unschuld. Ruckartig fast schon grotesk krampften ihre Hände, als sie ihre angespannten verbogenen Finger an seine Wange legten. Es war unwirklich, fast schon grausam entstellt von dem, was sich scheinbar nur ihren Augen offenbarte. „Ich sehe dich Adrian.“
✟ Oberhaupt der Familie Al Saher ❖ Bruder des Verlion Al Saher ✟
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
❖ Gnade oder Mitleid haben noch nie einen Feind besiegt. ❖
❖ Wahre Finsternis herrscht nur dort, wo kein Licht durchdringt, denn sonst wäre sie nichts weiter als ein Schatten.❖
#1393
Während Tanuri sich noch darum kümmerte, dass ihr Gast sicher den Weg nach draußen fand, verweilte Lorena weiterhin im
Kaminzimmer, um über die Ereignisse des Abends nachzudenken. Anders als ihre Gildenschwester, war sie jedoch davon
überzeugt, dass die Bilder, welche sie gesehen hatten, real waren. Das Gesamtbild passte zwar noch nicht zusammen, aber sie
konnte spüren, dass ihnen langsam die Zeit davonlief, die restlichen Puzzleteile zu finden. Als sich ihre Gildenschwester erneut
neben ihr einfand und in den Raum hinein ihre Einschätzung kundtat, ebenso wie die Aufforderung Etoh zu verfolgen, ahnte sie
bereits, dass Tanuri ihre Worte nicht primär an Lorena richtete.
Erst dachte sie, dass ihre Gildenschwester möglicherweise mit ihrem neuen Raben sprach, welcher sie die ganze Zeit aus
wachsamen Augen beobachtete, doch diesen Einfall verwarf sie schnell wieder, da jener ihr wohl kaum mitteilen könnte, was
der Prediger im Schilde führte. Soweit stimmte sie jedoch mit der Priesterin überein, dass sie ihren laut ausgesprochenen
Zweifeln bzgl. Etohs Person nicht widersprach. „Vertrauen würde ich ihm ebenfalls nicht, doch leider stellt er ein weiteres
Problem da. Nächstenliebe ist bestimmt nicht der Grund, der ihn dazu treibt, Freya zu suchen.“ Daher war es wohl gut, wenn
jemand den Geistlichen verfolgte und ihnen Bericht erstattete, falls jener neue Erkenntnisse erlangen sollte.
Erst als Tanuri sich schließlich ihr direkt zuwandte, um sie von ihrer möglichen Mitschuld freizusprechen, versteifte sich ihre
Haltung instinktiv. Nach außen hin beherrscht aber nicht minder skeptisch, hörte sie ihr zu, während eine ihrer Augenbrauen
unweigerlich den Weg in ihre Stirn fand. „Da wäre ich nicht so sicher.“ Zwar war es richtig, dass Landru auf der Suche nach
etwas war, doch es war nicht zwingend die Priesterin selbst gewesen. Er hätte sich auch mit Blut zufriedengegeben, gleichgültig,
ob es das von Tanuri oder ihr selbst gewesen wäre. Aber nun nachdem Landru die Priesterin mehrere Tage in seiner Obhut
gehabt hatte, bezweifelte die Eismagierin jedoch, dass jener ihre Gildenschwester höflichst lediglich um eine Phiole davon
gebeten hatte.
„~Findest du nicht, dass sie irgendwie blass aussieht? Möglicherweise hat der böse Widergänger seine Fangzähne ohne Rücksicht
auf Verluste in die feine Porzellanhaut der Hochwürden geschlagen. Skandalös ihren Verstand infiltriert und sie zu einem lustigen
kleinen Spielzeug degradiert, welches für ihn apportieren würde, wenn er ein Stöckchen wirft. Nur um sie andernfalls mit
grausamen Illusionen zu bestrafen, wenn sie nicht ordentlich spurt. Wirklich tragisch solch ein vorbestimmtes Schicksal,
immerhin gab es ja niemanden, der es hätte verhindern können, dass es überhaupt erst so weit kam.~“
Selbstverständlich wusste keiner von ihnen, was ihrer Gildenschwester tatsächlich widerfahren war, doch sie hatte mit eigenen
Augen gesehen, in welcher mentalen und körperlichen Verfassung jene bei ihrer Rückkehr war. Eine Szenerie, die sie sich bestimmt
nicht eingebildet hatte und bei der es zudem einen ungeplanten Beobachter gegeben hatte. Eigentlich hätte die Inquisitorin
erwartet, dass jener nun eher Gesprächsthema sein würde, als der perfide Widergänger, doch vielleicht erinnerte sie sich auch
nur noch verschwommen an ihre Rückkehr in die Legion. „Es nützt nichts, lange darüber zu lamentieren. Fakt ist, ich habe gezögert
anstatt zu handeln und du warst diejenige, welche die Konsequenzen daraus ziehen musste.“
Dies war für sie eine unumstößliche Tatsache, dessen Folgen sie definitiv bei nächster Gelegenheit noch weiter ausdiskutieren
mussten. Doch eins nach dem Anderen, erst mussten sie sich um jene kümmern, welche noch als vermisst galten, Freya, Adrian und
Liadan. Wobei letztere schätzungsweise längst in ihre Heimat zurückgekehrt war, um Naheniels Anweisungen Folge zu leisten.
Demnach war sie im Moment ebenso unerreichbar für sie, wie Freya es war. Adrian war neben Liadan vermutlich also der Einzige,
der ihnen einen Weg in Naheniels Reich zeigen konnte, wenn sie nicht schnellstmöglich herausfanden, was es mit der Magie der
Spiegel auf sich hatte und wie sie diese sich zu eigen machen konnten.
„~Kannst du es nicht längst spüren? Du ahnst es seitdem die Schatten verschwunden sind. Sei nicht so naiv Lorena, er hat nach
der Macht gegriffen, gegen die du dich die ganze Zeit sträubst. Wieder hast du gezögert, hättest du auf mich gehört, wärst du
ihm zuvorkommen. Nun hast du vielleicht auch ihn durch deine Untätigkeit auf dem Gewissen.~“ Eine Möglichkeit, die tendenziell
nicht auszuschließen war, doch wäre das definitiv die letzte Option, welche sie in Betracht ziehen würde. Adrian wäre zwar ohne
mit der Wimper zu zucken für Tanuri in den Tod gegangen, doch ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass sie nicht blind den
Worten der Schattenseele folgen sollte.
„Tanuri, was ist mit Adrian geschehen und wieso seid ihr nicht zusammen zurückgekehrt, wie es geplant war?“ Eine Frage, welche
sie ihrer Gildenschwester schon bei ihrer Rückkehr hatten stellen wollen, doch aufgrund der Umstände nicht dazugekommen war.
„Möglicherweise ist er unsere einzige Chance, damit wir zu Freya finden können. Außer natürlich du weißt, wie wir uns Zugang zu
dem Reich deines Bruders verschaffen können.“ Fast schon fragend lag ihr Blick angespannt auf dem Antlitz der Priesterin.
Je nachdem wie die Antwort der Hüterin ausfallen würde, entschied sich, ob eine Reise nach Sturmkante noch von Nöten wäre
oder nicht.
„Ich für meinen Teil würde versuchen, mehr über die Magie der Spiegel in Erfahrung zu bringe.“ Den Teil mit dem Wasser
verschwieg sie vorerst bewusst. Zwar ließ dieser Gedanke sie nicht mehr los, doch nach alledem was in den letzten Tagen
möglicherweise gesehen war, konnte sie nicht vorsichtig genug sein. „Danach werden wir weitersehen. Es sei denn du hast eine
bessere Idee ?“ Sicher war das keine Antwort, welche sonderlich befriedigend war, da Tanuri bereits einen Auftrag erteilt
hatte, dem Götzenprediger zu folgen, doch die Inquisitorin hatte andere Pläne. Sie glaubte nicht, dass Etoh ihnen in dieser
Angelegenheit weiterhelfen konnte. Hatte jener immerhin zugegeben, dass diese Magie ihm bislang nur vom Hörensagen her
bekannt war. Es galt nun keine Zeit mehr zu verlieren, welche sie nicht hatten. „Was wirst du in der Zwischenzeit unternehmen?“
Kaminzimmer, um über die Ereignisse des Abends nachzudenken. Anders als ihre Gildenschwester, war sie jedoch davon
überzeugt, dass die Bilder, welche sie gesehen hatten, real waren. Das Gesamtbild passte zwar noch nicht zusammen, aber sie
konnte spüren, dass ihnen langsam die Zeit davonlief, die restlichen Puzzleteile zu finden. Als sich ihre Gildenschwester erneut
neben ihr einfand und in den Raum hinein ihre Einschätzung kundtat, ebenso wie die Aufforderung Etoh zu verfolgen, ahnte sie
bereits, dass Tanuri ihre Worte nicht primär an Lorena richtete.
Erst dachte sie, dass ihre Gildenschwester möglicherweise mit ihrem neuen Raben sprach, welcher sie die ganze Zeit aus
wachsamen Augen beobachtete, doch diesen Einfall verwarf sie schnell wieder, da jener ihr wohl kaum mitteilen könnte, was
der Prediger im Schilde führte. Soweit stimmte sie jedoch mit der Priesterin überein, dass sie ihren laut ausgesprochenen
Zweifeln bzgl. Etohs Person nicht widersprach. „Vertrauen würde ich ihm ebenfalls nicht, doch leider stellt er ein weiteres
Problem da. Nächstenliebe ist bestimmt nicht der Grund, der ihn dazu treibt, Freya zu suchen.“ Daher war es wohl gut, wenn
jemand den Geistlichen verfolgte und ihnen Bericht erstattete, falls jener neue Erkenntnisse erlangen sollte.
Erst als Tanuri sich schließlich ihr direkt zuwandte, um sie von ihrer möglichen Mitschuld freizusprechen, versteifte sich ihre
Haltung instinktiv. Nach außen hin beherrscht aber nicht minder skeptisch, hörte sie ihr zu, während eine ihrer Augenbrauen
unweigerlich den Weg in ihre Stirn fand. „Da wäre ich nicht so sicher.“ Zwar war es richtig, dass Landru auf der Suche nach
etwas war, doch es war nicht zwingend die Priesterin selbst gewesen. Er hätte sich auch mit Blut zufriedengegeben, gleichgültig,
ob es das von Tanuri oder ihr selbst gewesen wäre. Aber nun nachdem Landru die Priesterin mehrere Tage in seiner Obhut
gehabt hatte, bezweifelte die Eismagierin jedoch, dass jener ihre Gildenschwester höflichst lediglich um eine Phiole davon
gebeten hatte.
„~Findest du nicht, dass sie irgendwie blass aussieht? Möglicherweise hat der böse Widergänger seine Fangzähne ohne Rücksicht
auf Verluste in die feine Porzellanhaut der Hochwürden geschlagen. Skandalös ihren Verstand infiltriert und sie zu einem lustigen
kleinen Spielzeug degradiert, welches für ihn apportieren würde, wenn er ein Stöckchen wirft. Nur um sie andernfalls mit
grausamen Illusionen zu bestrafen, wenn sie nicht ordentlich spurt. Wirklich tragisch solch ein vorbestimmtes Schicksal,
immerhin gab es ja niemanden, der es hätte verhindern können, dass es überhaupt erst so weit kam.~“
Selbstverständlich wusste keiner von ihnen, was ihrer Gildenschwester tatsächlich widerfahren war, doch sie hatte mit eigenen
Augen gesehen, in welcher mentalen und körperlichen Verfassung jene bei ihrer Rückkehr war. Eine Szenerie, die sie sich bestimmt
nicht eingebildet hatte und bei der es zudem einen ungeplanten Beobachter gegeben hatte. Eigentlich hätte die Inquisitorin
erwartet, dass jener nun eher Gesprächsthema sein würde, als der perfide Widergänger, doch vielleicht erinnerte sie sich auch
nur noch verschwommen an ihre Rückkehr in die Legion. „Es nützt nichts, lange darüber zu lamentieren. Fakt ist, ich habe gezögert
anstatt zu handeln und du warst diejenige, welche die Konsequenzen daraus ziehen musste.“
Dies war für sie eine unumstößliche Tatsache, dessen Folgen sie definitiv bei nächster Gelegenheit noch weiter ausdiskutieren
mussten. Doch eins nach dem Anderen, erst mussten sie sich um jene kümmern, welche noch als vermisst galten, Freya, Adrian und
Liadan. Wobei letztere schätzungsweise längst in ihre Heimat zurückgekehrt war, um Naheniels Anweisungen Folge zu leisten.
Demnach war sie im Moment ebenso unerreichbar für sie, wie Freya es war. Adrian war neben Liadan vermutlich also der Einzige,
der ihnen einen Weg in Naheniels Reich zeigen konnte, wenn sie nicht schnellstmöglich herausfanden, was es mit der Magie der
Spiegel auf sich hatte und wie sie diese sich zu eigen machen konnten.
„~Kannst du es nicht längst spüren? Du ahnst es seitdem die Schatten verschwunden sind. Sei nicht so naiv Lorena, er hat nach
der Macht gegriffen, gegen die du dich die ganze Zeit sträubst. Wieder hast du gezögert, hättest du auf mich gehört, wärst du
ihm zuvorkommen. Nun hast du vielleicht auch ihn durch deine Untätigkeit auf dem Gewissen.~“ Eine Möglichkeit, die tendenziell
nicht auszuschließen war, doch wäre das definitiv die letzte Option, welche sie in Betracht ziehen würde. Adrian wäre zwar ohne
mit der Wimper zu zucken für Tanuri in den Tod gegangen, doch ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass sie nicht blind den
Worten der Schattenseele folgen sollte.
„Tanuri, was ist mit Adrian geschehen und wieso seid ihr nicht zusammen zurückgekehrt, wie es geplant war?“ Eine Frage, welche
sie ihrer Gildenschwester schon bei ihrer Rückkehr hatten stellen wollen, doch aufgrund der Umstände nicht dazugekommen war.
„Möglicherweise ist er unsere einzige Chance, damit wir zu Freya finden können. Außer natürlich du weißt, wie wir uns Zugang zu
dem Reich deines Bruders verschaffen können.“ Fast schon fragend lag ihr Blick angespannt auf dem Antlitz der Priesterin.
Je nachdem wie die Antwort der Hüterin ausfallen würde, entschied sich, ob eine Reise nach Sturmkante noch von Nöten wäre
oder nicht.
„Ich für meinen Teil würde versuchen, mehr über die Magie der Spiegel in Erfahrung zu bringe.“ Den Teil mit dem Wasser
verschwieg sie vorerst bewusst. Zwar ließ dieser Gedanke sie nicht mehr los, doch nach alledem was in den letzten Tagen
möglicherweise gesehen war, konnte sie nicht vorsichtig genug sein. „Danach werden wir weitersehen. Es sei denn du hast eine
bessere Idee ?“ Sicher war das keine Antwort, welche sonderlich befriedigend war, da Tanuri bereits einen Auftrag erteilt
hatte, dem Götzenprediger zu folgen, doch die Inquisitorin hatte andere Pläne. Sie glaubte nicht, dass Etoh ihnen in dieser
Angelegenheit weiterhelfen konnte. Hatte jener immerhin zugegeben, dass diese Magie ihm bislang nur vom Hörensagen her
bekannt war. Es galt nun keine Zeit mehr zu verlieren, welche sie nicht hatten. „Was wirst du in der Zwischenzeit unternehmen?“
~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~
❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
- Gesichtsloser Erzaehler
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#1394
Das Gespräch zwischen Prinz und Mädchen ging noch eine Weile. Was gesagt wurde? Das soll an anderer Stelle weitererzählt werden. Auch das, was danach geschah. Jetzt erstmal wollen wir den Blick ein paar Tage in die Zukunft richten, als ein Bote den Palast erreichte, braun gebrannt, voller Sand und mit seinem treuen Kamel.
Die Botschaft des Kartographen erreichte sein Ziel, wurde gelesen und auch beantwortet. Natürlich wollte man eine Kaiserin kennenlernen, der Vater war am Hof bekannt, wenn auch nicht häufig gesehen worden. Die Reise in die Wüstenlande war schließlich beschwerlich und soweit man informiert war, war der Kaiser nie jemand gewesen, der sein Amt mit dem Elan ausführte, der dem Thron eigentlich würdig gewesen wäre. Aber nun war er tot.
Auch diese Nachricht hatte die Runde gemacht. Plötzlich verstorben, mitten ihm Stehen. Gerade noch gesprochen und im nächsten Moment war ihm der Kopf zur Seite gefallen, ein lautes Knacken war zu hören gewesen und er war zusammengefallen. Natürlich hinterließ so etwas eine gewisse Rederei, aber die Gemüter würden sich irgendwann beruhigen. Das taten sie immer. Aber die Leute brauchten etwas, worüber sie sprechen konnten, um sich von ihrem eigenen, oft sehr trostlosen und gleichtönigen Leben abzulenken. Wenn dann noch ein hoher Mann starb, kam ihnen das sehr gelegen.
Nun, wie auch immer, der Kaiser war tot, die Kaiserin auf dem Thron und wollte die Welt bereisen. Nicht die ganze Welt, versteht sich, das hätte viel zu lange gedauert. Aber die wichtigsten Länder, um alte Bündnisse zu stärken und noch nicht Vorhandene zu knüpfen. Das war die Aufgabe einer Kaiserin, regieren und ihre Regentschaft kräftigen. Ihre einzige Aufgabe? Eigentlich ja, so sollte man meinen. Nicht aber für Liadan.
In den Gemächern Freyas
Eine verhüllte Frau mittleren Alters stand vor der Türe, die in das Zimmer des besonderen Gastes führen sollte. Erst seit heute war sie dem Mädchen zugeteilt worden und sie wäre nur die Erste. Je weiter Freya in der Gunst des Prinzen aufsteigen würde, desto mehr Annehmlichkeiten würde er ihr bieten. Alles, damit er bekam, was er wollte. Dafür war er bekannt für seinen Charme, genauso wie auch für seine Nachdrücklichkeit, wenn etwas sein Interesse geweckt hatte.
Der Prinz hatte wohl niemals ein richtiges "Nein" kennengelernt, genauso wenig wie Grenzen. Würde es ihm gefallen, wenn man ihm diese aufzeigte? Womöglich wäre es vielmehr eine Herausforderung für ihn, weil es ihm die Gelegenheit gab, etwas Neues kennen zu lernen. Und auf das Neue, auf das Unbekannte, auf das, was er erstmal nicht greifen konnte, war der Mann zumeist am Neugierigsten. Haya, die Dienerin, seufzte leise. Sie hatte schon einiges erlebt, hier im Palast, viele schöne Frauen gesehen, genauso wie ganz besondere Schätze. Diese konnten aus Gold und Juwelen bestehen, genauso aber aus Macht und Wissen.
Aber niemals würde jemand deswegen ein kritisches Wort erheben. Niemand stellte ihn in Frage, schon gar nicht eine Frau. Sie alle liebten ihn, manche auch, weil sie ihn lieben mussten.
Mit gesenktem Haupt und leisen Schritten trat Haya ein, ohne sich vorher bemerkbar zu machen. Im Gegensatz zu dem Prinzen mochte sie das Neue nicht und war deshalb dem Gast vorerst nicht sonderlich freundlich gestimmt. So viel durfte sie sich erlauben, schließlich war sie lange genug im Palast.
Federleicht führten ihre Schritte sie hinein und sie blickte auf den Rücken des Mädchens, welches ihr Eintreten anscheinend gar nicht bemerkte. Sie wartete, zählte innerlich bis zwanzig, denn so gebot es die Höflichkeit und die Regeln, die in der Wüste galten. Trotzdem aber erhielt sie kein Zeichen dafür, das sie bemerkt worden war. Na wunderbar.
Es war immer grenzwertig jemanden in seinen privaten Gemächern anzusprechen. Aber einfach nur hier rumstehen, dafür war wahrlich keine Zeit. Schließlich würde das Fest bald beginnen und wenn sie das so sehen konnte, trug Freya bisher noch nicht einmal passende Kleidung, geschweige den Schleier und Kopftuch.
Gäste aus fremden Landen. Es war immer wieder eine Herausforderung.
"Verzeihung, Ya Anisa Freya." Ihre Aussprache war deutlich, wenn auch hörbar gefärbt mit dem Klang der Wüstenmenschen und dem Akzent, der ihnen so speziell war. Jedes Wort, jeder Buchstabe war warm und weich und zeugte, ganz gleich von welcher Motivation man geführt war, erstmal von keiner Gefahr. "Ich wurde geschickt, um für Euch Hilfe zu sein."
Die Botschaft des Kartographen erreichte sein Ziel, wurde gelesen und auch beantwortet. Natürlich wollte man eine Kaiserin kennenlernen, der Vater war am Hof bekannt, wenn auch nicht häufig gesehen worden. Die Reise in die Wüstenlande war schließlich beschwerlich und soweit man informiert war, war der Kaiser nie jemand gewesen, der sein Amt mit dem Elan ausführte, der dem Thron eigentlich würdig gewesen wäre. Aber nun war er tot.
Auch diese Nachricht hatte die Runde gemacht. Plötzlich verstorben, mitten ihm Stehen. Gerade noch gesprochen und im nächsten Moment war ihm der Kopf zur Seite gefallen, ein lautes Knacken war zu hören gewesen und er war zusammengefallen. Natürlich hinterließ so etwas eine gewisse Rederei, aber die Gemüter würden sich irgendwann beruhigen. Das taten sie immer. Aber die Leute brauchten etwas, worüber sie sprechen konnten, um sich von ihrem eigenen, oft sehr trostlosen und gleichtönigen Leben abzulenken. Wenn dann noch ein hoher Mann starb, kam ihnen das sehr gelegen.
Nun, wie auch immer, der Kaiser war tot, die Kaiserin auf dem Thron und wollte die Welt bereisen. Nicht die ganze Welt, versteht sich, das hätte viel zu lange gedauert. Aber die wichtigsten Länder, um alte Bündnisse zu stärken und noch nicht Vorhandene zu knüpfen. Das war die Aufgabe einer Kaiserin, regieren und ihre Regentschaft kräftigen. Ihre einzige Aufgabe? Eigentlich ja, so sollte man meinen. Nicht aber für Liadan.
In den Gemächern Freyas
Eine verhüllte Frau mittleren Alters stand vor der Türe, die in das Zimmer des besonderen Gastes führen sollte. Erst seit heute war sie dem Mädchen zugeteilt worden und sie wäre nur die Erste. Je weiter Freya in der Gunst des Prinzen aufsteigen würde, desto mehr Annehmlichkeiten würde er ihr bieten. Alles, damit er bekam, was er wollte. Dafür war er bekannt für seinen Charme, genauso wie auch für seine Nachdrücklichkeit, wenn etwas sein Interesse geweckt hatte.
Der Prinz hatte wohl niemals ein richtiges "Nein" kennengelernt, genauso wenig wie Grenzen. Würde es ihm gefallen, wenn man ihm diese aufzeigte? Womöglich wäre es vielmehr eine Herausforderung für ihn, weil es ihm die Gelegenheit gab, etwas Neues kennen zu lernen. Und auf das Neue, auf das Unbekannte, auf das, was er erstmal nicht greifen konnte, war der Mann zumeist am Neugierigsten. Haya, die Dienerin, seufzte leise. Sie hatte schon einiges erlebt, hier im Palast, viele schöne Frauen gesehen, genauso wie ganz besondere Schätze. Diese konnten aus Gold und Juwelen bestehen, genauso aber aus Macht und Wissen.
Aber niemals würde jemand deswegen ein kritisches Wort erheben. Niemand stellte ihn in Frage, schon gar nicht eine Frau. Sie alle liebten ihn, manche auch, weil sie ihn lieben mussten.
Mit gesenktem Haupt und leisen Schritten trat Haya ein, ohne sich vorher bemerkbar zu machen. Im Gegensatz zu dem Prinzen mochte sie das Neue nicht und war deshalb dem Gast vorerst nicht sonderlich freundlich gestimmt. So viel durfte sie sich erlauben, schließlich war sie lange genug im Palast.
Federleicht führten ihre Schritte sie hinein und sie blickte auf den Rücken des Mädchens, welches ihr Eintreten anscheinend gar nicht bemerkte. Sie wartete, zählte innerlich bis zwanzig, denn so gebot es die Höflichkeit und die Regeln, die in der Wüste galten. Trotzdem aber erhielt sie kein Zeichen dafür, das sie bemerkt worden war. Na wunderbar.
Es war immer grenzwertig jemanden in seinen privaten Gemächern anzusprechen. Aber einfach nur hier rumstehen, dafür war wahrlich keine Zeit. Schließlich würde das Fest bald beginnen und wenn sie das so sehen konnte, trug Freya bisher noch nicht einmal passende Kleidung, geschweige den Schleier und Kopftuch.
Gäste aus fremden Landen. Es war immer wieder eine Herausforderung.
"Verzeihung, Ya Anisa Freya." Ihre Aussprache war deutlich, wenn auch hörbar gefärbt mit dem Klang der Wüstenmenschen und dem Akzent, der ihnen so speziell war. Jedes Wort, jeder Buchstabe war warm und weich und zeugte, ganz gleich von welcher Motivation man geführt war, erstmal von keiner Gefahr. "Ich wurde geschickt, um für Euch Hilfe zu sein."
- Naheniel
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#1395
Grausamkeit
Naheniel war bereits seit ein paar Jahren in der Priesterschule und hatte gerade sein zehntes Lebensjahr erreicht. Weder hatte er einen richtigen Freund noch irgendjemanden mit dem er sich gut verstand, aber das störte ihn nicht. Denn für ihn zählte nur der Glaube und der Wunsch, in diesem zu Bestehen und Ogrimar zu dienen. Sein Bestreben war, den Wünschen und den Vorstellungen, die man an ihn stellte zu entsprechen.
Das war nicht immer einfach, seine Eltern forderten viel von ihm ein, sie wollten einen Sohn, der herausstach, der es anderen zeigte, wie man vor Ogrimar bestand, auch schon in jungen Jahren. Dass der Glaube nicht zu brechen war, egal wie groß die Einflüsse aus der Welt einwirken konnten. Sein Vater war streng, aber zumeist auf dem Schlachtfeld.
Kam er zurück, so schien es für Naheniel, als hätte er dort einen Teil von sich selbst zurückgelassen. Der Tod verändert einen, zumindest irgendwie. Seine Mutter allerdings war von einer absoluten und unbedingten Härte geprägt. Sie entstammte einem Haus, das auf uralten Traditionen fußte und für die selbst die Regeln der Doktrin oft zu lasch und milde ausgelegt wurden. Dies war auch die Erziehung, die Naheniel erfuhr. Lieblos und kalt. Aber so wurden sie geformt, jene Diener, die dem dunklen Herrn bedingungslos folgten und bereit waren, einen ewigen Kampf zu führen, über den Tod hinaus.
Das war nicht immer einfach, seine Eltern forderten viel von ihm ein, sie wollten einen Sohn, der herausstach, der es anderen zeigte, wie man vor Ogrimar bestand, auch schon in jungen Jahren. Dass der Glaube nicht zu brechen war, egal wie groß die Einflüsse aus der Welt einwirken konnten. Sein Vater war streng, aber zumeist auf dem Schlachtfeld.
Kam er zurück, so schien es für Naheniel, als hätte er dort einen Teil von sich selbst zurückgelassen. Der Tod verändert einen, zumindest irgendwie. Seine Mutter allerdings war von einer absoluten und unbedingten Härte geprägt. Sie entstammte einem Haus, das auf uralten Traditionen fußte und für die selbst die Regeln der Doktrin oft zu lasch und milde ausgelegt wurden. Dies war auch die Erziehung, die Naheniel erfuhr. Lieblos und kalt. Aber so wurden sie geformt, jene Diener, die dem dunklen Herrn bedingungslos folgten und bereit waren, einen ewigen Kampf zu führen, über den Tod hinaus.
Richtig dazugehört zu seiner Familie, das hatte Naheniel nie. Manchmal fühlte er sich wie ein Fremdkörper, anders als Vater und Mutter. Genau genommen, sah er ihnen sogar nicht einmal besonders ähnlich, aber welches Kind erkennt das in diesem Alter schon oder stellt seine eigene Herkunft in Frage? Ihm war nur daran gelegen, seine Eltern so gut er konnte zufriedenzustellen. Auch wenn sein Kopf ihn oft genug dazu verführte, andere Wege zu gehen.
In die Schule hatten sie ihn gebracht, damit er geformt wurde. Denn die Priester und Mönche dort waren bekannt für ihre harte Hand und für ihre sehr bestimmte Interpretation des Glaubens. Nun war Naheniel hier, etwas verloren und vorerst ein Außenseiter. Erstmal der Kleinste und lange der Jüngste unter den Großen. Aber das war ihm egal. Er wollte lernen, alles. Und vielleicht gab es hier ja genügend Bücher und genug Wissen, um mehr über das zu erfahren, was in seinem Kopf war - diese Worte in einer Sprache, die er verstand und irgendwie doch nicht verstand.
Einmal hatte er seine Mutter danach befragt, was aber folgte waren Schläge, bis er nicht mehr sprechen konnte.
In die Schule hatten sie ihn gebracht, damit er geformt wurde. Denn die Priester und Mönche dort waren bekannt für ihre harte Hand und für ihre sehr bestimmte Interpretation des Glaubens. Nun war Naheniel hier, etwas verloren und vorerst ein Außenseiter. Erstmal der Kleinste und lange der Jüngste unter den Großen. Aber das war ihm egal. Er wollte lernen, alles. Und vielleicht gab es hier ja genügend Bücher und genug Wissen, um mehr über das zu erfahren, was in seinem Kopf war - diese Worte in einer Sprache, die er verstand und irgendwie doch nicht verstand.
Einmal hatte er seine Mutter danach befragt, was aber folgte waren Schläge, bis er nicht mehr sprechen konnte.
Es war ein Tag wie jeder andere, die ersten Stunden des Gebets und des Rezitierens der Doktrin waren vorüber und die Mittagssonne verfing sich in seinem blonden Haar, als er auf einer Bank außerhalb des Gebäudes saß, um in einem der Gebetsbücher nach Antworten zu suchen. Schon seit einiger Zeit schmiegte sich ein kleines Kätzchen an seinem Bein entlang. Ziemlich abgemagert und das Fell stumpf und teilweise ausgerissen. An seinen Ohren hatte es zahlreiche Bissspuren, sowie auch an dem Körper einige Wunden, die mit einer blutigen Kruste verschlossen waren. Naheniel hatte versucht sie sanft von sich zu schubsen, aber das Kätzchen war nicht davon zu überzeugen, dass es hier nichts verloren hatte. „Ich habe nichts für Dich.“
Erst jetzt fiel sein Blick zum ersten Mal auf das Tier und fragend legte er seinen Kopf ein wenig zur Seite.
Erst jetzt fiel sein Blick zum ersten Mal auf das Tier und fragend legte er seinen Kopf ein wenig zur Seite.
"Du siehst ziemlich mitgenommen aus.“ Er streckte dem Tier seine Hand entgegen und spürte, wie die feuchte Nase gegen seinen Zeigefinger stupste. "Und ganz alleine auch noch?" Über die jungen Züge zog sich ein aufmunterndes Lächeln, als er der Katze über den dünnen Körper und da zerzauste Fell strich.
"Denk Dir nichts, ich auch.“ Vorsichtig hob er die Katze auf seinen Schoß und betrachtete sie mit einem zurückhaltenden Lächeln etwas genauer.
"Etwas zu Essen könnte Dir gut tun.“ In der Hoffnung unentdeckt zu bleiben, schob er das Kätzchen unter sein Hemd und machte sich mit ihr auf in die Küche.
"Denk Dir nichts, ich auch.“ Vorsichtig hob er die Katze auf seinen Schoß und betrachtete sie mit einem zurückhaltenden Lächeln etwas genauer.
"Etwas zu Essen könnte Dir gut tun.“ In der Hoffnung unentdeckt zu bleiben, schob er das Kätzchen unter sein Hemd und machte sich mit ihr auf in die Küche.
Natürlich blieb die Katze bei ihm und wich ihm, solange sie nicht gesehen wurden, nicht von der Seite. Heimlich brachte er ihr zu trinken und zu essen und schlich sich in der Nacht wenn alle schliefen, hinaus, um mit seinem neuen Freund etwas Zeit zu verbringen. Tiere waren ihm ohnehin lieber als Menschen, sie forderten nichts, sie urteilten nicht, sondern sie gaben einfach nur. Das hatte etwas friedliches und wenn man aus einem Haus entstammte, welches für den Krieg lebte, konnte das sehr beruhigend wirken.
Leider war er mit dem Tier so vertieft und teilweise auch einfach unvorsichtig, dass es ihm nicht auffiel, wie er aus den Schatten heraus beobachtet wurde von einem der anderen älteren Jungen.
"Hat der Sonderling etwas zu spielen gefunden?“
Mit einem feisten Lachen trat er heran und schnappte sich die Katze, die sich zwar versuchte heftig zu wehren, aber dem Jungen natürlich nichts entgegensetzen konnte.
"Hat der Sonderling etwas zu spielen gefunden?“
Mit einem feisten Lachen trat er heran und schnappte sich die Katze, die sich zwar versuchte heftig zu wehren, aber dem Jungen natürlich nichts entgegensetzen konnte.
Naheniel versuchte, ihm das Tier zu entreißen, was ihm aber nicht gelang, da dieser größer und auch stärker war. Stattdessen landete er aufgrund eines heftigen Stoßes auf dem Boden, schlug mit seinem Kopf gegen den Stein und konnte für einige Atemzüge nichts sehen außer Schwärze.
Als seine Sicht langsam zurückkam, musste er erkennen, dass der Junge und die Katze fort waren. Er rappelte sich auf und erkannte in der Ferne gerade noch eine Silhouette, der er eilig hinterherrannte. Doch so schnell war nicht und als er ankam, unten beim Fluss, stand der Junge bereits kniehoch im Wasser und drückte die Katze mit seinen beiden Händen hinein. Mit einer Grausamkeit auf seinen Gesichtszügen hielt er das sich wehrende Tier und empfand sichtlich Freude dabei, das Ertrinken zu beobachten.
Als seine Sicht langsam zurückkam, musste er erkennen, dass der Junge und die Katze fort waren. Er rappelte sich auf und erkannte in der Ferne gerade noch eine Silhouette, der er eilig hinterherrannte. Doch so schnell war nicht und als er ankam, unten beim Fluss, stand der Junge bereits kniehoch im Wasser und drückte die Katze mit seinen beiden Händen hinein. Mit einer Grausamkeit auf seinen Gesichtszügen hielt er das sich wehrende Tier und empfand sichtlich Freude dabei, das Ertrinken zu beobachten.
Hilflos erstarrte Naheniel und schüttelte seinen Kopf. „Was tust Du? Hör auf damit und lass die Katze in Ruhe!
„Warum? Es ist nur ein Tier. Wertlos.“ Grimmig lachte der Junge, zog die nasse Katze nach oben, betrachtete das panische Tier, nur um es gleich darauf wieder unter Wasser zu drücken. Ohne weiter nachzudenken sprang Naheniel auf den Jungen zu, holte aus und ließ seine Faust mitten in dessen Gesicht nieder.
„Ich hab gesagt, Du sollst damit aufhören!“
Der Junge, sichtlich überrascht über diesen Angriff, stolperte zunächst rückwärts, erholte sich aber schnell, tat es seinem Gegner gleich und schlug mit voller Wucht zu, allerdings in den Magen. Für einen Moment blieb ihm der Atem weg und er spürte eine Welle der Übelkeit aufkommen, Zeit sich fangen blieb ihm aber nicht, da der Junge die Katze bereits wieder tief in das Wasser hielt.
Rasend schnell versuchte Naheniel sich über seine Optionen klar zu werden, viele aber gab es nicht.
Er war schmächtig, noch klein für sein Alter und noch dazu nicht besonders kräftig. Die Zeit, um zu einem Krieger ausgebildet zu werden würde erst in ein paar Wochen beginnen und so war er bisher schon froh, wenn er Schwert und Schild überhaupt längere Zeit halten konnte. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, kräftemäßig wäre er dem Jungen unterlegen und hatte ihm nichts entgegen zu setzen.
„Ich hab gesagt, Du sollst damit aufhören!“
Der Junge, sichtlich überrascht über diesen Angriff, stolperte zunächst rückwärts, erholte sich aber schnell, tat es seinem Gegner gleich und schlug mit voller Wucht zu, allerdings in den Magen. Für einen Moment blieb ihm der Atem weg und er spürte eine Welle der Übelkeit aufkommen, Zeit sich fangen blieb ihm aber nicht, da der Junge die Katze bereits wieder tief in das Wasser hielt.
Rasend schnell versuchte Naheniel sich über seine Optionen klar zu werden, viele aber gab es nicht.
Er war schmächtig, noch klein für sein Alter und noch dazu nicht besonders kräftig. Die Zeit, um zu einem Krieger ausgebildet zu werden würde erst in ein paar Wochen beginnen und so war er bisher schon froh, wenn er Schwert und Schild überhaupt längere Zeit halten konnte. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, kräftemäßig wäre er dem Jungen unterlegen und hatte ihm nichts entgegen zu setzen.
Sein Blick richtete sich auf das verzweifelt strampelnde Tier, welches ohne Hilfe diesen Kampf ums Überleben nicht gewinnen würde.
"Es ist nur ein Tier." Hallten die Worte des Jungen in seinem Kopf wider. Er hob seinen Blick seinem Gegenüber entgegen und sprach mit fester, überzeugter Stimme: "Und Du bist nur ein Mensch."
"Es ist nur ein Tier." Hallten die Worte des Jungen in seinem Kopf wider. Er hob seinen Blick seinem Gegenüber entgegen und sprach mit fester, überzeugter Stimme: "Und Du bist nur ein Mensch."
Aus den Tiefen seines Seins spürte er es, die Dunkelheit, die ihre Klaue nach ihm ausstreckte und ihn einlud, sich an ihr zu bedienen. Ein schwarzer Schatten schob sich über seine hellen Augen hinweg, während sein Atem tief und gleichmäßig eine Ruhe ausdrückte, die einen starken Kontrast zu der ganzen Situation bildete. Naheniel richtete seine Hand nach oben, in die Richtung des Jungen.
Ein Schatten schlich über die Wasseroberfläche und schlängelte sich um den Körper des Jugendlichen. Ohne eine Regung in seinem Gesicht zu zeigen, beobachtete Naheniel, wie die Dunkelheit nach dem Leben und nach der Seele suchte, und diese in genüsslicher Langsamkeit an sich zog und dem Leib des Jungen entriss.
Seine Haut wurde fahl, schrumpelte zusammen und die Haare wurden lang und grau, als seine Magie das Leben entzog. Innerhalb kürzester Zeit verkam der jugendliche Körper und wandelte sich zu dem eines Greises, krümmte sich zusammen und verlor sämtliche Stärke und Kraft, die ihm innewohnte. Weiterhin zeigte sich im Ausdruck Naheniels nichts, kein Schrecken, keine Angst, keine Zurückhaltung und keine Reue. Es war nichts, was ihn aufhalten würde. Und so drehte er seine ausgestreckte Hand ein wenig herum und zog sie dann zurück. Der Strom aus Finsternis ließ den Körper los, wenn auch nicht, ohne an diesem noch ein letztes Mal zu zehren.
Ein Schatten schlich über die Wasseroberfläche und schlängelte sich um den Körper des Jugendlichen. Ohne eine Regung in seinem Gesicht zu zeigen, beobachtete Naheniel, wie die Dunkelheit nach dem Leben und nach der Seele suchte, und diese in genüsslicher Langsamkeit an sich zog und dem Leib des Jungen entriss.
Seine Haut wurde fahl, schrumpelte zusammen und die Haare wurden lang und grau, als seine Magie das Leben entzog. Innerhalb kürzester Zeit verkam der jugendliche Körper und wandelte sich zu dem eines Greises, krümmte sich zusammen und verlor sämtliche Stärke und Kraft, die ihm innewohnte. Weiterhin zeigte sich im Ausdruck Naheniels nichts, kein Schrecken, keine Angst, keine Zurückhaltung und keine Reue. Es war nichts, was ihn aufhalten würde. Und so drehte er seine ausgestreckte Hand ein wenig herum und zog sie dann zurück. Der Strom aus Finsternis ließ den Körper los, wenn auch nicht, ohne an diesem noch ein letztes Mal zu zehren.
Als der letzte Lebensfunke aus den Augen des Jungen wich und sein ausgedorrter, mumienhaft wirkender Körper in dem Fluss zusammensackte, betrachtete Naheniel ihn mit zur Schräge geneigtem Kopf.
„Ich sagte: Hör auf.“ Aus der verkrampften Hand des jugendlichen Greises befreite er die Katze und watete mit ihr an das Ufer.
Ohne sich noch einmal nach dem Toten umzusehen, der endgültig in sich zusammenbrach und von den Wellen davongetragen wurde, streichelte Naheniel dem zitternden Tier über seinen Kopf und blickte ihm in seine leuchtenden Augen. „Hm. Jetzt muss ich Dir wohl einen Namen geben.“ Langsam ging er zurück zu dem Gelände der Schule und hielt die Katze beschützend in seinem Arm.
„Haedinn, das passt zu Dir.“
„Ich sagte: Hör auf.“ Aus der verkrampften Hand des jugendlichen Greises befreite er die Katze und watete mit ihr an das Ufer.
Ohne sich noch einmal nach dem Toten umzusehen, der endgültig in sich zusammenbrach und von den Wellen davongetragen wurde, streichelte Naheniel dem zitternden Tier über seinen Kopf und blickte ihm in seine leuchtenden Augen. „Hm. Jetzt muss ich Dir wohl einen Namen geben.“ Langsam ging er zurück zu dem Gelände der Schule und hielt die Katze beschützend in seinem Arm.
„Haedinn, das passt zu Dir.“
Gnade
(viele Jahre später)
(viele Jahre später)
Mit übereinander geschlagenen Beinen saß er am Boden gegen die Mauer eines Gewölbes gelehnt, dessen Luft durchtränkt war von dem metallischen Duft frischen Blutes und dem bitteren Gestank von Angst. Rechts und links von ihm saßen zwei Tote, namenlos und für ihn vollkommen unwichtig. Ihre glasigen Augen blickten in die Leere hinein und in einem grotesken Winkel waren die Gliedmaßen verdreht.
Sie hatten ihr Bestes gegeben, ganz bestimmt. Aber eben nicht das Beste, um gegen ihn bestehen zu können. Ihm gegenüber, nicht weniger schlimm zugerichtet aber dafür noch am Leben, saß ein älterer Mann, schwer atmend, mit von Blut getränkter Kleidung. Auch er hatte sich tapfer geschlagen, versucht ihm die Stirn zu bieten, aber niemand konnte den Kampf gegen die Dunkelheit gewinnen.
Sie hatten ihr Bestes gegeben, ganz bestimmt. Aber eben nicht das Beste, um gegen ihn bestehen zu können. Ihm gegenüber, nicht weniger schlimm zugerichtet aber dafür noch am Leben, saß ein älterer Mann, schwer atmend, mit von Blut getränkter Kleidung. Auch er hatte sich tapfer geschlagen, versucht ihm die Stirn zu bieten, aber niemand konnte den Kampf gegen die Dunkelheit gewinnen.
Naheniel betrachtete ihn mit einem leisen, zufriedenen Lächeln, das seine Lippen zart umspielte. Es war kein Trost oder Mitgefühl, das er zeigte, sondern nur eine dunkle und kalte Überzeugung. Überzeugung für sein Tun und Überzeugung, die ihm selbst galt.
"Du hast Dir Mühe gegeben, das muss ich Dir lassen. Aber der Tod ist unvermeidlich. Ich bin unvermeidlich."
Fügte er mit einem dunklen Aufglimmen in seinen Augen an und wog seinen Kopf hin und her. "Noch kannst Du Dich entscheiden."
Unpassend zu der Situation, in der er und sein Gegenüber sich befand, war seine Stimme von einer höflichen Freundlichkeit geprägt, die jedoch äußerst trügerisch sein konnte. Nachdem er keine Antwort erhielt, zog er ein kleines Messer aus seinem Gürtel und drehte es spielerisch in seiner Hand, während er seinen Kopf überstreckte und gegen den kalten Stein der Mauer lehnte.
"Nun, ich bin geduldig. Du wirst mir aber sowieso erzählen, was ich wissen will. Du weißt das, ich weiß, das. Warum also Dein zögern?"
"Du hast Dir Mühe gegeben, das muss ich Dir lassen. Aber der Tod ist unvermeidlich. Ich bin unvermeidlich."
Fügte er mit einem dunklen Aufglimmen in seinen Augen an und wog seinen Kopf hin und her. "Noch kannst Du Dich entscheiden."
Unpassend zu der Situation, in der er und sein Gegenüber sich befand, war seine Stimme von einer höflichen Freundlichkeit geprägt, die jedoch äußerst trügerisch sein konnte. Nachdem er keine Antwort erhielt, zog er ein kleines Messer aus seinem Gürtel und drehte es spielerisch in seiner Hand, während er seinen Kopf überstreckte und gegen den kalten Stein der Mauer lehnte.
"Nun, ich bin geduldig. Du wirst mir aber sowieso erzählen, was ich wissen will. Du weißt das, ich weiß, das. Warum also Dein zögern?"
Der Mann begann zu keuchen, als das Messer in Naheniels Hand sich schwarz färbte und er es gekonnt von sich warf, direkt in die Schulter des Mannes.
"Ah! Ich verstehe." Er fasste wieder nach dem Blick seines Gegenübers und nickte diesem bedächtig zu. "Du glaubst, Dein Schweigen macht Dich tapfer. Vielleicht glaubst Du sogar, es macht Dich besser, als Du bist und dass es beeindrucken würde."
Mit einem Schnippen seiner Hand entlud das Messer die Finsternis, die er auf die Klinge übertragen hatte und breitete sich in der Wunde aus. Schwarz färbte sich die Haut und die feinen Äderchen.
Für Naheniel war es eine Freude, die Macht der Dunkelheit zu beobachten, für den Mann war es eine Folter, da es sich anfühlte, als würden tausende Scherben durch seinen Körper fahren und ihn von innen aufschlitzen.
"Ah! Ich verstehe." Er fasste wieder nach dem Blick seines Gegenübers und nickte diesem bedächtig zu. "Du glaubst, Dein Schweigen macht Dich tapfer. Vielleicht glaubst Du sogar, es macht Dich besser, als Du bist und dass es beeindrucken würde."
Mit einem Schnippen seiner Hand entlud das Messer die Finsternis, die er auf die Klinge übertragen hatte und breitete sich in der Wunde aus. Schwarz färbte sich die Haut und die feinen Äderchen.
Für Naheniel war es eine Freude, die Macht der Dunkelheit zu beobachten, für den Mann war es eine Folter, da es sich anfühlte, als würden tausende Scherben durch seinen Körper fahren und ihn von innen aufschlitzen.
"Lass mich Dir eins sagen: Tapfere Männer sterben genauso leicht wie feige. Der Unterschied ist nur, wie lange sie leiden, bevor es vorbei ist."
Sein Lächeln wurde breiter, während er das Zittern des Mannes beobachtete. "Ich bin gnädig und möchte nicht, dass Du leidest. Deshalb wiederhole ich auch meine Frage nochmals für Dich:
Was weißt Du über Schlüssel?"
Sein Lächeln wurde breiter, während er das Zittern des Mannes beobachtete. "Ich bin gnädig und möchte nicht, dass Du leidest. Deshalb wiederhole ich auch meine Frage nochmals für Dich:
Was weißt Du über Schlüssel?"
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
- -Freya-
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#1396
Es war ein vollkommen neues Umfeld. Ein neues Universum, in dem Freya sich bewegte. Alles mit einer gebotenen Zurückhaltung, die sich zuweilen darauf konzentrierte, sich zurechtzufinden. Auch wenn sie nicht beabsichtigte zu bleiben, war es ein Zeichen von Respekt, sich den Umständen und Gepflogenheiten anzupassen. Zudem - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
Ihr war bei dem Rundgang mit dem Prinzen nicht entgangen, dass die wenigen Frauen, welche zumeist mehr verborgen schienen, ihr Antlitz hinter Schleiern verhüllten. Eine Erwartung, die er dahingehend ihr gegenüber nicht geäußert hatte. Dennoch bemerkte sie den feinen Unterschied, allein dadurch, dass sie selten oder vielmehr bisher kein anderes Gesicht, als das des Prinzen gesehen hatte.
Allerdings gab es niemanden, der ihr die Regeln aufzeigte, die hier herrschten. Daher war vieles ein Beobachten und Lernen.
Es war taghell und der Schein der Sonne erfüllte durch die bunten Vorhänge und Tücher den Raum in einer Vielzahl von Farben. Auf dem flachen Tisch lagen einige Bücher gestapelt, während eines offen daneben ruhte. Die Blätter wehten seicht im Wind, verschlugen die geöffneten Seiten, welche offenbarten, dass sie etwas zu übersetzen versuchte.
Tatsächlich fühlte sie sich wohl. Etwas, das niemandem besonders schwerfiel, den morgens geweckt wurde, weil die Sonne an der Nase kitzelte oder über den Dächern einer Stadt kandierte Früchte naschte, feine Stoffe trug und nachts in einem weichen Bett schlief.
Dennoch war Freya sich bewusst, dass dies nicht ewig währen würde und durfte. Der Prinz war charmant und freundlich. Niemals würde sie widersprechen, doch war er ebenso der Herrscher. Ein Mann, der Ziele verfolgte und der auch Erwartungen ihr gegenüber hatte. Immerhin würde sie die Macht besitzen oder eine Ahnung haben, wie man jene Risse erschuf, wäre sie schon lange nicht mehr hier. Zweifelsfrei war das auch dem Prinzen bewusst, aber er sah in ihr etwas, das sie selbst nicht sehen konnte oder vielmehr wollte.
Gleißend hell war das Licht gewesen, als der Dschinn erstarb und die Zeit für einen Herzschlag lang stillgestanden hatte. Sie hatte Verzweiflung gespürt und Zorn. Ein unbeschreibliches Rauschen in ihren Adern, welches sie mit einem Mal erfasst hatte. Wo immer es hergekommen war, wie auch immer es ihrem Willen gefolgt war, es hatte sich wie eine Macht angefühlt, die die Rettung versprach, auch wenn sie nichts als Verwüstung und Zerstörung hinterlassen hatte.
Schweigend kniete Freya vor einer einzelnen Kerze, die sie still betrachtete, während sie sich von dem Wind umspielen ließ. Sanft umgarnte er sie wie ein warmer Atem. Ein Hauch, der sich jedoch anders anfühle, als jener in dem Tempel. Er trug nicht denselben Duft und das Kitzeln auf der Haut fühlte sich anders an. Erklären konnte sie es sich nicht, doch es war für einen Augenblick etwas, das sie hatte spüren können - Hoffnung und Glauben.
Frei von Ketten und Angst war ihr Schlaf nicht länger von Albträumen geplagt, sodass sie durchaus eine Erholung spüren konnte. Genau genommen war er zumeist traumlos. Ob es an dem Tee lag, den sie trank oder daran, dass sie einfach ein wenig zur Ruhe kam, spielte keine Rolle.
Freyas Blick war gesenkt, während ihre Hände auf ihren Knien ruhten. Ruhig folgte das Blau ihrer Augen der kleinen Flamme, welche vor ihr tänzelte und ihre Züge mit einem warmen Schein erfüllte.
„Selbst jene, die von Freiheit träumen, tanzen im Schatten seiner Macht.“ Sie hörte das Flüstern. Eine leise Stimme, die ihr so bekannt und doch nicht mehr als ein Rauschen im Wind war. Etwas das nur sie hören konnte, als jene Gestalt die ihr so gleich und doch um einiges erfahrener erschien, ihre Gedanken berührte.
„Das Licht hilft dir, dich zu erinnern. Auf dem Weg zu bleiben.“ Warm erklangen die Worte und doch mahnend zugleich, welche jene Erscheinung vor ihrem geistigen Auge sprach. Ein Spiegelbild ihrer selbst, das sich unter dem Kerzenschein nur für ihr allein offenbarte. „Du darfst nicht vergessen, wer du bist, was du bist. Was wir sind. Es wird uns zerbrechen.“
Seicht hob jene Erscheinung, ihre Hand und strich Freya durchs, hob ihre Strähnen leicht an und ordnete sie auf verspielte Weise neu. Eine körperlose Berührung, als wäre es nur der Wind.
„Ich vergesse nicht.“ Antwortete Freya leise, während sie ihre Lider senkte und einen tiefen Atemzug nahm.
„Wir sind nicht länger allein.“ Wisperte die Stimme, woraufhin die Kerze wie von einem Luftstoß erfasst, erlosch. War es der Prinz?
Langsam nur hob Freya ihren Blick, als sie im nächsten Augenblick die Stimme hinter sich vernahm. Ruhig und doch war die Präsenz auf einmal spürbar. Ein Blick, der mit einem Mal deutlich auf ihr ruhte, sodass er einen Schauer in ihrem Nacken hinterließ. Blinzelnd erhob sich das Mädchen. Eine langsame, aber anmutige Bewegung, unter welcher der seidige Stoff ihres bodenlangen Kleides sich fließend um ihren Körper legte, ehe sie sich zu der unbekannten Stimme herumwandte. Wie lange stand sie dort schon?
„Verzeiht, ich war in Gedanken und habe Euch nicht bemerkt.“ Sie war hier ein Gast und vieles hier war ihr mehr als fremd, auch die Bewohner. Unmittelbar rief sie sich vor Augen, dass jene unter dem Schleier verborgene Frau sowohl eine Dienerin, eine Prinzessin oder möglicherweise auch eine der Gemahlinnen des Prinzen sein konnte. Es war falsch irgendwelche Fragen dahingehend zu stellen, wer sie war, auch wenn jene sie mit ihrem Namen ansprach.
Freya spürte die Spannung in der Luft, während die Frau vor ihr unbewegt verharrte. Der Schleier, der ihr Gesicht verbarg, machte es unmöglich, ihre Mimik zu lesen, doch ihre Haltung verriet trotz der ruhigen Worte, dass sie offenbar etwas anderes erwartet hatte.
Ein tiefes Schimmern durchzog das Blau, sodass jenes Licht der Sonne, welches auf ihre Augen traf, von ihnen eingefangen wurde und die Verwunderung darin sichtlich aufschimmern ließ. Sanft aber dennoch von einer leichten Verunsicherung getragen erhob sie ihre Stimme. „Ihr wollt mir helfen? Wobei?“
Ihr Blick traf auf den der Unbekannten, ehe sie diesen weiter schweifen ließ, als würde sie einen Anhaltspunkt suchen, was genau jene meinte. Tatsächlich schien ihr dabei zuvor etwas entgangen zu sein.
Kurz spürte sie, wie sich ihr Magen zusammenzog. Hatte sie etwas vergessen? Erst jetzt nahm sie die Kleidung wahr, welche man sorgsam zusammengestellt und für sie auf einem der Tische bereitgelegt hatte. War es ein Geschenk, das sie in ihrem eigenen Eifer übersehen hatte? Ein Glanz überzog das Blau ihrer Augen, als es über jene Kostbarkeiten hinwegfuhr. Eine wunderschöne reich bestickte Tunika sowie ein zarter Schleier und ein dicht gewebter Schal zusammen mit einigen glänzenden Armreifen und einem zierlichen Diadem, welche daneben auf einem Kissen drapiert waren. Was hatte das zu bedeuten?
Ihr war bei dem Rundgang mit dem Prinzen nicht entgangen, dass die wenigen Frauen, welche zumeist mehr verborgen schienen, ihr Antlitz hinter Schleiern verhüllten. Eine Erwartung, die er dahingehend ihr gegenüber nicht geäußert hatte. Dennoch bemerkte sie den feinen Unterschied, allein dadurch, dass sie selten oder vielmehr bisher kein anderes Gesicht, als das des Prinzen gesehen hatte.
Allerdings gab es niemanden, der ihr die Regeln aufzeigte, die hier herrschten. Daher war vieles ein Beobachten und Lernen.
Es war taghell und der Schein der Sonne erfüllte durch die bunten Vorhänge und Tücher den Raum in einer Vielzahl von Farben. Auf dem flachen Tisch lagen einige Bücher gestapelt, während eines offen daneben ruhte. Die Blätter wehten seicht im Wind, verschlugen die geöffneten Seiten, welche offenbarten, dass sie etwas zu übersetzen versuchte.
Tatsächlich fühlte sie sich wohl. Etwas, das niemandem besonders schwerfiel, den morgens geweckt wurde, weil die Sonne an der Nase kitzelte oder über den Dächern einer Stadt kandierte Früchte naschte, feine Stoffe trug und nachts in einem weichen Bett schlief.
Dennoch war Freya sich bewusst, dass dies nicht ewig währen würde und durfte. Der Prinz war charmant und freundlich. Niemals würde sie widersprechen, doch war er ebenso der Herrscher. Ein Mann, der Ziele verfolgte und der auch Erwartungen ihr gegenüber hatte. Immerhin würde sie die Macht besitzen oder eine Ahnung haben, wie man jene Risse erschuf, wäre sie schon lange nicht mehr hier. Zweifelsfrei war das auch dem Prinzen bewusst, aber er sah in ihr etwas, das sie selbst nicht sehen konnte oder vielmehr wollte.
Gleißend hell war das Licht gewesen, als der Dschinn erstarb und die Zeit für einen Herzschlag lang stillgestanden hatte. Sie hatte Verzweiflung gespürt und Zorn. Ein unbeschreibliches Rauschen in ihren Adern, welches sie mit einem Mal erfasst hatte. Wo immer es hergekommen war, wie auch immer es ihrem Willen gefolgt war, es hatte sich wie eine Macht angefühlt, die die Rettung versprach, auch wenn sie nichts als Verwüstung und Zerstörung hinterlassen hatte.
Schweigend kniete Freya vor einer einzelnen Kerze, die sie still betrachtete, während sie sich von dem Wind umspielen ließ. Sanft umgarnte er sie wie ein warmer Atem. Ein Hauch, der sich jedoch anders anfühle, als jener in dem Tempel. Er trug nicht denselben Duft und das Kitzeln auf der Haut fühlte sich anders an. Erklären konnte sie es sich nicht, doch es war für einen Augenblick etwas, das sie hatte spüren können - Hoffnung und Glauben.
Frei von Ketten und Angst war ihr Schlaf nicht länger von Albträumen geplagt, sodass sie durchaus eine Erholung spüren konnte. Genau genommen war er zumeist traumlos. Ob es an dem Tee lag, den sie trank oder daran, dass sie einfach ein wenig zur Ruhe kam, spielte keine Rolle.
Freyas Blick war gesenkt, während ihre Hände auf ihren Knien ruhten. Ruhig folgte das Blau ihrer Augen der kleinen Flamme, welche vor ihr tänzelte und ihre Züge mit einem warmen Schein erfüllte.
„Selbst jene, die von Freiheit träumen, tanzen im Schatten seiner Macht.“ Sie hörte das Flüstern. Eine leise Stimme, die ihr so bekannt und doch nicht mehr als ein Rauschen im Wind war. Etwas das nur sie hören konnte, als jene Gestalt die ihr so gleich und doch um einiges erfahrener erschien, ihre Gedanken berührte.
„Das Licht hilft dir, dich zu erinnern. Auf dem Weg zu bleiben.“ Warm erklangen die Worte und doch mahnend zugleich, welche jene Erscheinung vor ihrem geistigen Auge sprach. Ein Spiegelbild ihrer selbst, das sich unter dem Kerzenschein nur für ihr allein offenbarte. „Du darfst nicht vergessen, wer du bist, was du bist. Was wir sind. Es wird uns zerbrechen.“
Seicht hob jene Erscheinung, ihre Hand und strich Freya durchs, hob ihre Strähnen leicht an und ordnete sie auf verspielte Weise neu. Eine körperlose Berührung, als wäre es nur der Wind.
„Ich vergesse nicht.“ Antwortete Freya leise, während sie ihre Lider senkte und einen tiefen Atemzug nahm.
„Wir sind nicht länger allein.“ Wisperte die Stimme, woraufhin die Kerze wie von einem Luftstoß erfasst, erlosch. War es der Prinz?
Langsam nur hob Freya ihren Blick, als sie im nächsten Augenblick die Stimme hinter sich vernahm. Ruhig und doch war die Präsenz auf einmal spürbar. Ein Blick, der mit einem Mal deutlich auf ihr ruhte, sodass er einen Schauer in ihrem Nacken hinterließ. Blinzelnd erhob sich das Mädchen. Eine langsame, aber anmutige Bewegung, unter welcher der seidige Stoff ihres bodenlangen Kleides sich fließend um ihren Körper legte, ehe sie sich zu der unbekannten Stimme herumwandte. Wie lange stand sie dort schon?
„Verzeiht, ich war in Gedanken und habe Euch nicht bemerkt.“ Sie war hier ein Gast und vieles hier war ihr mehr als fremd, auch die Bewohner. Unmittelbar rief sie sich vor Augen, dass jene unter dem Schleier verborgene Frau sowohl eine Dienerin, eine Prinzessin oder möglicherweise auch eine der Gemahlinnen des Prinzen sein konnte. Es war falsch irgendwelche Fragen dahingehend zu stellen, wer sie war, auch wenn jene sie mit ihrem Namen ansprach.
Freya spürte die Spannung in der Luft, während die Frau vor ihr unbewegt verharrte. Der Schleier, der ihr Gesicht verbarg, machte es unmöglich, ihre Mimik zu lesen, doch ihre Haltung verriet trotz der ruhigen Worte, dass sie offenbar etwas anderes erwartet hatte.
Ein tiefes Schimmern durchzog das Blau, sodass jenes Licht der Sonne, welches auf ihre Augen traf, von ihnen eingefangen wurde und die Verwunderung darin sichtlich aufschimmern ließ. Sanft aber dennoch von einer leichten Verunsicherung getragen erhob sie ihre Stimme. „Ihr wollt mir helfen? Wobei?“
Ihr Blick traf auf den der Unbekannten, ehe sie diesen weiter schweifen ließ, als würde sie einen Anhaltspunkt suchen, was genau jene meinte. Tatsächlich schien ihr dabei zuvor etwas entgangen zu sein.
Kurz spürte sie, wie sich ihr Magen zusammenzog. Hatte sie etwas vergessen? Erst jetzt nahm sie die Kleidung wahr, welche man sorgsam zusammengestellt und für sie auf einem der Tische bereitgelegt hatte. War es ein Geschenk, das sie in ihrem eigenen Eifer übersehen hatte? Ein Glanz überzog das Blau ihrer Augen, als es über jene Kostbarkeiten hinwegfuhr. Eine wunderschöne reich bestickte Tunika sowie ein zarter Schleier und ein dicht gewebter Schal zusammen mit einigen glänzenden Armreifen und einem zierlichen Diadem, welche daneben auf einem Kissen drapiert waren. Was hatte das zu bedeuten?
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
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#1397
Haya
Von draußen herein, durch die bunten Tücher und großen, bodentiefen, glaslosen Fenster breitete sich die warme Luft der Wüste aus. Es war anders hier als dort, wo sie herkam. Wo man sonst das Feuer eines Kamins brauchte, um sich zu wärmen, blieb es innerhalb der Mauern immer warm, da der Sandstein die Hitze der Sonne über den Tag in sich aufnahm und in der Nacht wieder abgab. In der Stadt gab es keine Kälte und auch niemals wirkliche Dunkelheit. Der Himmel über ihnen kannte keine Wolken und keinen Regen, so waren die Tage meist durch das Brennen des gleißenden Sonnenlichts geprägt, während es in der Nacht tausende und abertausende von Sternen am Himmel zu zählen gab.
Auch wenn die Temperatur in der Wüste, gerade dann, wenn die Sonne verschwand, bedrohlich kalt werden konnte, blieben die Bewohner der Stadt von davon verschont. Sie kannten andere Gefahren, nicht aber die Kälte und die wahre Finsternis. Nicht das, was Freya begleitete. Deshalb waren auch ihre Charaktere so ganz anderes als jene, die sie aus ihrer Heimat gewohnt war. Auch wenn man hier die Hierarchie kannte und dem Prinzen und seinem Wort, respektvoll und ohne einen Zweifel zu äußern, diente, schien alles, sowohl die Sprache wie auch das, was die Wüstenmenschen vermittelten, von einer gewissen Wärme durchzogen zu sein, wie eben auch die Mauern und der Wind, der einige Sandkörner in das Zimmer hereintrug.
Trotz der eigentlichen Freundlichkeit, die die Wüstenbewohner an sich trugen, waren es vielleicht aber genau diese Unterschiede, die dazu führten, dass Haya dem Gast mit einer gewissen Distanz begegnete, da nichts an dem Mädchen war, wie sie es gewohnt war. Derartige Gedanken behielt sie aber selbstverständlich für sich.
"Es wurde nicht gesprochen mit Euch?" Aus ihren braunen Augen schimmerte eine Verwunderung hervor, die sie aber sogleich mit einem Senken eben jener wieder unterbrach. Offenbar hatte einer der anderen Hausmädchen vergessen, es zu erklären, als die Kleidung gebracht wurde oder aber, und das schien Haya gar nicht mal so abwegig, war das Mädchen ähnlich abwesend gewesen, wie gerade eben und hatte die Worte gar nicht vernommen, die mit ihr gesprochen worden waren.
Wie auch immer, das Ergebnis blieb das Gleiche. Freya war nicht vorbereitet für den Empfang, der der neuen Kaiserin gegeben wurde und das würde weder dem Prinzen noch der Gesellschaft gefallen.
Selbst gekleidet in eleganter Schlichtheit, in den gedeckten Tönen der Wüste, trat sie an das große Bett heran, auf welchem die Garderobe Freyas zurecht gelegt worden war. Während der Stoff, den Haya trug, einfach und ohne auffälligere Verzierungen war, um ihre niedere Stellung im Palast widerzuspiegeln, war die Kleidung, die dem Gast gewährt wurde, von wesentlich größerer Pracht. In leuchtenden Farben gefärbte Seide, bestickt mit goldenen Fäden, die den Reichtum und den Überfluss des Prinzen wiedergaben. Jedes Stück fein gewebt und jede Perle, die sich darauf befand, durch stundenlange Handarbeit aufgenäht.
"Der Prinz, Al-Amir, unser Herr, der Beschützer unseres Volkes, gibt ein großes Fest zu Ehren des Besuchs einer Kaiserin." Unter ihrem zarten Schleier, der von einer zarten Textur geprägt war, zeigte sich ein ehrfürchtiges Lächeln. Es war nicht nur diesem, sondern auch dem Klang ihrer Stimme anzuhören, mit welcher Überzeugung sie über Yasin sprach. Es war ihr nicht nur gelehrt worden, ihm mit absolutem Gehorsam zu begegnen, sondern sie lebte die Liebe zu ihm aus tiefster Überzeugung. Eine Liebe, die nicht von körperlicher Natur war, auch wenn seine Vorzüge und sein Charme für alle, die ihm begegneten, unübersehbar war. Die Liebe, die seine Dienerschaft für ihn empfand, ging aber weit über das hinaus, was die Gelüste der Geschlechter ausmachte. Es war Ehrfurcht, Loyalität, aber auch eine Vorsicht und das Wissen um ihre jeweilige Stellung im Palast.
"Es ist sein Wunsch, dass Ihr an dem Fest teil.." Haya brach ab und suchte nach den richtigen Worten in der Sprache des Mädchens. "geht?" Vorerst sollte es ihr Geheimnis bleiben, warum sie diese fremde Sprache beherrschte, wobei sie sie allerdings nicht mit der gleichen Perfektion des Prinzen sprach.
Etwas verärgert war Haya allerdings trotzdem, dass Freya nichts von der Veranstaltung wusste, oder es eben, je nachdem, nicht mitbekommen oder verstanden hatte. Selbstverständlich zeigte sie ihren Ärger nicht nach außen, aber dies bedeutete nun, dass sie in einer gewissen Eile waren, um das Mädchen zurecht zu machen. Bisher trug sie nichts an sich, was auch nur im Entferntesten für eine Feier angemessen wäre, ganz zu schweigen davon, dass die Pracht ihrer Haare für alle zu sehen war, genauso wie ihr Gesicht. Es würde der Dienerin keine Mühe bereiten, Freya gemäß der Gesetze einzukleiden, aber normalerweise ließen die Frauen im Palast sich gerne Zeit, um mit dem, was sie zeigen durften, beeindruckend auszusehen.
Zumindest waren alle anderen Arbeiten bereits abgeschlossen und das, obwohl sich der Besuch überraschend angekündigt hatte. Überraschend vor allem deshalb, weil der purpurne Palast und die Wüste bisher nur in einer losen Geschäftsbeziehung standen. Aber die Knappheit an Zeit stellte keinerlei Probleme für jene dar, die für den Prinzen arbeiteten. Die Dienerschaft war es gewohnt von jetzt auf gleich ein Fest auf die Beine zu stellen, sei es deshalb, weil der Prinz sich langweilte und nach einer Abwechslung suchte oder weil sich ein hoher Gast ankündigte.
Jeder, der hier lebte und dienen durfte, kannte die Abläufe und so war es möglich, innerhalb von einem Tag den Innenhof aufs prächtigste zu schmücken und köstlichste Speisen zu bereiten. Der Brief aus dem purpurnen Palast war bereits vor einigen Tagen eingetroffen, und so war es gelungen, die Besonderheiten und Vorzüge dieser Stadt in ein besonderes Licht zu rücken. Das Gold, welches dafür benötigt wurde, um den Hof des Prinzen in all seiner Herrlichkeit darzustellen, war dabei völlig gleichgültig.
Es sollte dem Besuch an nichts fehlen, genauso wie den weiteren Gästen, die geladen worden waren. Weshalb es auch umso wichtiger war, dass Freya ebenfalls den Pomp und den unendlichen Reichtum Yasins repräsentierte. Haya strich mit ihren, für eine Dienerin sehr gepflegten Händen, über das Gewand und nahm eine unterwürfige, jedoch trotzdem von innerer Würde geprägte Haltung an. "Ich entschuldige mich, dass Ihr nicht Kenntnis erlangt habt."
"Sahib As-Samou, seine Hoheit, wird davon erfahren und dafür sorgen, dass nicht geschieht nochmal." Einen Moment musterte sie das Mädchen, sich immer noch fragend, welchen Grund es haben könnte, dass sie nicht nur von den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten nichts mitbekommen hat, sondern auch von der Feier selbst und von Hayas Eintreten, wendete sich dann jedoch, ohne sich ein endgültiges Urteil zu erlauben, wieder dem zu, was für Freya bereitgelegt worden war.
"Uns wurde gesagt, dass Ihr nicht seid aus diesen Landen." Jeder, der dies nicht erkannte, musste blind sein. Allerdings war auch das nichts, worüber untereinander, außer der Prinz gestattete es, debattiert werden durfte. "Zu einem Anlass werdet Ihr aber sein wie wir. Ihr wisst um Bedeutung des Schleiers?"
- -Freya-
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#1398
Für einen Moment versuchte Freya, ihre Gedanken zu ordnen. Eine zarte Falte formte sich auf ihrer glatten Stirn, während ihr Blick in die Leere abschweifte. Nein, sie konnte sich nicht daran erinnern, dass jemand bei ihr gewesen wäre geschweige denn von einem Fest oder gar einer Kaiserin gesprochen hatte.
Bislang war es eigentlich nur der Prinz gewesen, der wirklich das Gespräch mit ihr gesucht hatte. Der Rest der Menschen hier war ihr noch fremd geblieben. Freundlich lächelnde Gesichter und höfliche Grüße, die kamen und schwanden, jedoch selten begleitet wurden von Worten. Stattdessen hinterließen sie eher ein Gefühl, dass man sie immer wieder musternd beäugte und über sie getuschelt wurde, sobald sie außer Hörweite war.
Sie war eine Fremde, gerade erst angekommen. Weder eine Gefangene, noch ein Juwel, sondern ein Gast. Dass ihre blässliche Erscheinung und jene Aufmerksamkeit sowie Mühen des Prinzen sicherlich für Gespräche sorgten, war auch dem Mädchen bewusst, ebenso, dass sie diese mit einer auferlegten Erhabenheit erdulden musste, ganz gleich, ob man über sie sprach oder nicht. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, aber andererseits wäre sie an ihrer statt sicherlich ebenso neugierig.
Unter einem zarten Wimpernschlag klärte Freya ihren Blick. Niemand hatte sie informiert, da war sich das Mädchen sicher. Andererseits, wie war das Gewand und der Schmuck hierhergekommen. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihr aus und zog ihren Magen zusammen, sollte sie vielleicht unachtsam gewesen sein. Ein Fest, ein Geschenk und sie hatte weder von dem einen noch dem anderen etwas mitbekommen. Möglicherweise kam sie sogar zu spät.
Blinzelnd sah Freya zu der Frau vor sich und deutete ein leichtes Kopfschütteln an, während sie neben sie trat. Aufmerksam lauschte das Mädchen, wobei ihr die Verehrung, welche in der Stimme lag nicht zu überhören war. Eine Wärme und Ehrfurcht zugleich. Selbst wenn ihr Gesicht von einem Schleier verhüllt war, konnte Freya sich darunter ein Lächeln vorstellen. Eine Frage wäre sicherlich, ob dieses aufrichtig oder ihr indoktriniert worden war. Eine Maske, die man sich aufsetzte, um einer Erwartung zu folgen, und die, je länger man sich dahinter verbergen musste, einen Menschen veränderte.
„Teil-nehmt.“ Fast schon unbedarft korrigierte sie mit einem anerkennenden, beinahe respektvollen Tonfall ihre Worte, ehe sie zurückhaltend ihre Mundwinkel anhob. Ein intuitives Lächeln, das die zarten Grübchen auf ihren Wangen zum Vorschein brachte, als das Mädchen den leicht fragenden Unterton wahrnahm, mit dem Haya nach den richtigen Worten suchte, um das Anliegen des Prinzen nochmals zu untermalen. Ein Wunsch, den sie nicht ablehnen durfte, auch wenn es ein leichtes Unwohlsein verursachte.
Vorsichtig streckte Freya ihre Hand nach dem Gewand aus. Eine verspielte Berührung unter der sie über den zarten Stoff hinwegfuhr, der in seiner leuchtenden Farbenpracht in der Sonne changierte.
Fasziniert folgten ihre Fingerspitzen den fein gestickten Mustern und schimmernden Perlen, die sich über das weiche Gewebe hinweg erstreckten, während das Blau ihrer Augen ehrfürchtig der Bahn langsam folgten. Es war zweifellos kostbar.
„Der Prinz ist gütig“ Erwiderte Freya leise, um die Einladung und auch die Gewandung mit gebotener Dankbarkeit zu würdigen, bevor sie ihre Lider kurz senkte. Es fühlte sich wahrlich ungewohnt an und zugleich machte breitete sich ein feiner Zweifel aus. Wann hatte sie zuletzt ein Geschenk erhalten. Eine Aufmerksamkeit, die ihr gebührte, ohne dass jene mit einer Erwartung verknüpft waren?
„Selbst jene, die von Freiheit träumen, tanzen im Schatten seiner Macht.“Es war nur ein leises Flüstern in ihren Gedanken. Worte ihrer eigenen Stimme, die ihren Geist berührten. Eine Mahnung, die wie ein warmer Windhauch an ihr vorüberzog.
Ein leichter Glanz überflog ihre Augen und ließ das Blau darin aufschimmern, als würde das Licht sich für einen Atemzug darin verfangen. Langsam aber dennoch bestimmt zog Freya ihre Hand zurückzog, ums ich nicht anmerken zu lassen, was in ihr vorging. Zudem verrann die Zeit womöglich schneller als sie annahmen. Bestimmt zeigte sie sich nicht besonders erkenntlich, indem sie zu spät kam.
Schräg sah sie zu Haya hinauf, für deren Erscheinen sie ehrlich gesagt dankbar war. Eine Anerkennung, die ihrer Stimme hörbar mitschwingen sollte. „Auch, dass er Euch schickte, um mir zu helfen.“
„Sahib … As-Samou?“ Leise und ein wenig holprig kamen die fremden Worte über ihre Lippen, während Freyas Blick weiterhin auf ihr ruhten. Leicht nur hob sich eine Augenbraue und hinterließ dabei einen fragenden Ausdruck, der nicht nur ihrer Aussprache galt, sondern auch der Bedeutung galt.
Oft waren es schon kleine Nuancen, die Bedeutungen veränderten, und solche Fehler konnte sie sich hier nicht leisten. Dennoch war das Interesse dahinter aufrichtig. Es klang wie ein Name, was dennoch nicht zwingend so sein musste. Neugierig sah sie zu Haya, wenngleich auch ein Funken von kindlicher Unsicherheit in ihren Zügen verborgen lag, die Freya unweigerlich in dieser ihr noch unbekannten Umgebung heimsuchte.
Man war bemüht, ihr jede Annehmlichkeit zu schenken und doch wusste sie selbst fast gar nichts über ihren Gastgeber, geschweige denn den Regeln, die hier galten. Kurz nur presste sie ihre Lippen aufeinander.
Was ein Fehler oder ein unbedachtes Wort in einem ebenso falschen Moment auslösen konnten, hatte sie zur Genüge erfahren. Es vermochte von jetzt auf gleich alles auf zerstörerische Weise zu verändern.
Verstört blinzelte Freya, als für einen Moment der Bischof vor ihrem inneren Auge auftauchte. Die Hand, welche ihr Suppe gereicht hatte, um im nächsten Moment brutal auf sie niederzugehen. Es einzelner Herzschlag unter dem sich ihr Körper versteifte, als sie sich an jenen unerbittlichen Zorn erinnerte, der auf sie eingeschlagen hatte.
„Es tut mir leid... ehrlich gesagt ist mir vieles noch unbekannt. Aber ich bemühe mich, zu lernen und mich anzupassen.“ Ihre Stimme hatte sich gesenkt. Ein sanftes Flüstern, das sowohl vorsichtig als auch respektvoll über ihre Lippen kam, ehe sie bemerkte, dass sich ihre Finger fast krampfhaft an den Stoff ihrer eigenen Tunika gelegt hatten, die sie vermutlich ablegen sollte, um sich umzukleiden. Kurz nur sah sie auf das Funkeln und Schimmern auf dem Tisch, ehe sie nachdenklich ihren Blick hob. Sie hatte keine Zeit für irgendwelche Zweifel. Ohne sich etwas vorzumachen, stand sowohl hinter der Einladung sowie jenem Geschenk und dem Erscheinen stand eine Erwartung, der sie folgen musste, auch wenn sie ein Gast und nicht sein Besitz war.
Unter einem Atemzug senkte Freya ihre Lider und holte Luft. Die Zeit bei der Gräfin hatte sie gelehrt, Dinge zu beobachten und zu verinnerlichen, um auch ohne Anleitung eine Rolle einzunehmen. Auch wenn sie hier nicht als eines seiner Juwelen glänzen musste, war es nicht weniger wichtig jeden Wimpernschlag und jede Bewegung so überdacht wirken zu lassen, wie seine Worte zu wählen.
Nachdenklich hob Freya ihren Blick und ließ ihn musternd über den dünnen Stoff vor dem Gesicht der Frau, von der sie nicht wusste, wen oder was sich hinter dem Schleier dahinter verbarg.
„In meiner Heimat ist es nicht üblich, das Gesicht zu verhüllen. Ich nehme daher an, dass die Bedeutung eine andere ist.“ Erklärte das Mädchen behutsam, bevor sie kurz innehielt, als ob sie in Gedanken die richtigen Worte suchte. Der Gedanke oder das Sinnbild für den Schleier war hier sicher anders. Bislang hatte sie keine Frau ohne einen solchen gesehen. „Bei uns trägt man einen solchen nur zu Hochzeiten, als ein Symbol von Reinheit, Unschuld und Demut.“
Ihre Augen hatten sich auf den zart bestickten Schleier gelegt, der für sie bereitgelegt worden. Verspielt verfingen sich die Sonnenstrahlen in ihm, sodass die kleinen Stickereien kleine Lichter umhertanzen ließen. Ob jenes binden einfach war? Vielleicht würde sie es hinbekommen, doch ein solches Experiment war nicht unbedingt zu einem solchen Anlass geeignet, bei dem sie ein makelloses Erscheinen haben sollte. Kaum wäre das Ergebnis so kunstvoll als jenes, von jemandem, der darin geübt war.
„Ich bin Euch wirklich dankbar, dass Ihr mir helfen wollt…“ Ein Anflug von Verlegenheit huschte über ihr Gesicht, als sie kurz stockte, da ihr bewusst wurde, dass sie die Frau vor sich noch immer nicht richtig angesprochen hatte.
„Verzeiht“ Freya senkte für einen Moment die Lider, bevor sie ihren wieder zu Haya anhob. Ein sanfter Wimpernschlag, der die Bewegung begleitete und beinahe schon unterstrich, während sich ein höfliches Lächeln sich auf ihren Zügen abzeichnete. Ein unschuldiger Ausdruck, der trotz einer erkennbaren Zurückhaltung eine Spur von aufrichtigem Interesse in sich trug, da Haya die erste Person war, die neben dem Prinzen selbst eigentlich mit ihr sprach. „Ihr kennt meinen Namen, aber ich den Euren leider nicht. Wie darf oder soll ich Euch nennen?“
Bislang war es eigentlich nur der Prinz gewesen, der wirklich das Gespräch mit ihr gesucht hatte. Der Rest der Menschen hier war ihr noch fremd geblieben. Freundlich lächelnde Gesichter und höfliche Grüße, die kamen und schwanden, jedoch selten begleitet wurden von Worten. Stattdessen hinterließen sie eher ein Gefühl, dass man sie immer wieder musternd beäugte und über sie getuschelt wurde, sobald sie außer Hörweite war.
Sie war eine Fremde, gerade erst angekommen. Weder eine Gefangene, noch ein Juwel, sondern ein Gast. Dass ihre blässliche Erscheinung und jene Aufmerksamkeit sowie Mühen des Prinzen sicherlich für Gespräche sorgten, war auch dem Mädchen bewusst, ebenso, dass sie diese mit einer auferlegten Erhabenheit erdulden musste, ganz gleich, ob man über sie sprach oder nicht. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, aber andererseits wäre sie an ihrer statt sicherlich ebenso neugierig.
Unter einem zarten Wimpernschlag klärte Freya ihren Blick. Niemand hatte sie informiert, da war sich das Mädchen sicher. Andererseits, wie war das Gewand und der Schmuck hierhergekommen. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihr aus und zog ihren Magen zusammen, sollte sie vielleicht unachtsam gewesen sein. Ein Fest, ein Geschenk und sie hatte weder von dem einen noch dem anderen etwas mitbekommen. Möglicherweise kam sie sogar zu spät.
Blinzelnd sah Freya zu der Frau vor sich und deutete ein leichtes Kopfschütteln an, während sie neben sie trat. Aufmerksam lauschte das Mädchen, wobei ihr die Verehrung, welche in der Stimme lag nicht zu überhören war. Eine Wärme und Ehrfurcht zugleich. Selbst wenn ihr Gesicht von einem Schleier verhüllt war, konnte Freya sich darunter ein Lächeln vorstellen. Eine Frage wäre sicherlich, ob dieses aufrichtig oder ihr indoktriniert worden war. Eine Maske, die man sich aufsetzte, um einer Erwartung zu folgen, und die, je länger man sich dahinter verbergen musste, einen Menschen veränderte.
„Teil-nehmt.“ Fast schon unbedarft korrigierte sie mit einem anerkennenden, beinahe respektvollen Tonfall ihre Worte, ehe sie zurückhaltend ihre Mundwinkel anhob. Ein intuitives Lächeln, das die zarten Grübchen auf ihren Wangen zum Vorschein brachte, als das Mädchen den leicht fragenden Unterton wahrnahm, mit dem Haya nach den richtigen Worten suchte, um das Anliegen des Prinzen nochmals zu untermalen. Ein Wunsch, den sie nicht ablehnen durfte, auch wenn es ein leichtes Unwohlsein verursachte.
Vorsichtig streckte Freya ihre Hand nach dem Gewand aus. Eine verspielte Berührung unter der sie über den zarten Stoff hinwegfuhr, der in seiner leuchtenden Farbenpracht in der Sonne changierte.
Fasziniert folgten ihre Fingerspitzen den fein gestickten Mustern und schimmernden Perlen, die sich über das weiche Gewebe hinweg erstreckten, während das Blau ihrer Augen ehrfürchtig der Bahn langsam folgten. Es war zweifellos kostbar.
„Der Prinz ist gütig“ Erwiderte Freya leise, um die Einladung und auch die Gewandung mit gebotener Dankbarkeit zu würdigen, bevor sie ihre Lider kurz senkte. Es fühlte sich wahrlich ungewohnt an und zugleich machte breitete sich ein feiner Zweifel aus. Wann hatte sie zuletzt ein Geschenk erhalten. Eine Aufmerksamkeit, die ihr gebührte, ohne dass jene mit einer Erwartung verknüpft waren?
„Selbst jene, die von Freiheit träumen, tanzen im Schatten seiner Macht.“Es war nur ein leises Flüstern in ihren Gedanken. Worte ihrer eigenen Stimme, die ihren Geist berührten. Eine Mahnung, die wie ein warmer Windhauch an ihr vorüberzog.
Ein leichter Glanz überflog ihre Augen und ließ das Blau darin aufschimmern, als würde das Licht sich für einen Atemzug darin verfangen. Langsam aber dennoch bestimmt zog Freya ihre Hand zurückzog, ums ich nicht anmerken zu lassen, was in ihr vorging. Zudem verrann die Zeit womöglich schneller als sie annahmen. Bestimmt zeigte sie sich nicht besonders erkenntlich, indem sie zu spät kam.
Schräg sah sie zu Haya hinauf, für deren Erscheinen sie ehrlich gesagt dankbar war. Eine Anerkennung, die ihrer Stimme hörbar mitschwingen sollte. „Auch, dass er Euch schickte, um mir zu helfen.“
„Sahib … As-Samou?“ Leise und ein wenig holprig kamen die fremden Worte über ihre Lippen, während Freyas Blick weiterhin auf ihr ruhten. Leicht nur hob sich eine Augenbraue und hinterließ dabei einen fragenden Ausdruck, der nicht nur ihrer Aussprache galt, sondern auch der Bedeutung galt.
Oft waren es schon kleine Nuancen, die Bedeutungen veränderten, und solche Fehler konnte sie sich hier nicht leisten. Dennoch war das Interesse dahinter aufrichtig. Es klang wie ein Name, was dennoch nicht zwingend so sein musste. Neugierig sah sie zu Haya, wenngleich auch ein Funken von kindlicher Unsicherheit in ihren Zügen verborgen lag, die Freya unweigerlich in dieser ihr noch unbekannten Umgebung heimsuchte.
Man war bemüht, ihr jede Annehmlichkeit zu schenken und doch wusste sie selbst fast gar nichts über ihren Gastgeber, geschweige denn den Regeln, die hier galten. Kurz nur presste sie ihre Lippen aufeinander.
Was ein Fehler oder ein unbedachtes Wort in einem ebenso falschen Moment auslösen konnten, hatte sie zur Genüge erfahren. Es vermochte von jetzt auf gleich alles auf zerstörerische Weise zu verändern.
Verstört blinzelte Freya, als für einen Moment der Bischof vor ihrem inneren Auge auftauchte. Die Hand, welche ihr Suppe gereicht hatte, um im nächsten Moment brutal auf sie niederzugehen. Es einzelner Herzschlag unter dem sich ihr Körper versteifte, als sie sich an jenen unerbittlichen Zorn erinnerte, der auf sie eingeschlagen hatte.
„Es tut mir leid... ehrlich gesagt ist mir vieles noch unbekannt. Aber ich bemühe mich, zu lernen und mich anzupassen.“ Ihre Stimme hatte sich gesenkt. Ein sanftes Flüstern, das sowohl vorsichtig als auch respektvoll über ihre Lippen kam, ehe sie bemerkte, dass sich ihre Finger fast krampfhaft an den Stoff ihrer eigenen Tunika gelegt hatten, die sie vermutlich ablegen sollte, um sich umzukleiden. Kurz nur sah sie auf das Funkeln und Schimmern auf dem Tisch, ehe sie nachdenklich ihren Blick hob. Sie hatte keine Zeit für irgendwelche Zweifel. Ohne sich etwas vorzumachen, stand sowohl hinter der Einladung sowie jenem Geschenk und dem Erscheinen stand eine Erwartung, der sie folgen musste, auch wenn sie ein Gast und nicht sein Besitz war.
Unter einem Atemzug senkte Freya ihre Lider und holte Luft. Die Zeit bei der Gräfin hatte sie gelehrt, Dinge zu beobachten und zu verinnerlichen, um auch ohne Anleitung eine Rolle einzunehmen. Auch wenn sie hier nicht als eines seiner Juwelen glänzen musste, war es nicht weniger wichtig jeden Wimpernschlag und jede Bewegung so überdacht wirken zu lassen, wie seine Worte zu wählen.
Nachdenklich hob Freya ihren Blick und ließ ihn musternd über den dünnen Stoff vor dem Gesicht der Frau, von der sie nicht wusste, wen oder was sich hinter dem Schleier dahinter verbarg.
„In meiner Heimat ist es nicht üblich, das Gesicht zu verhüllen. Ich nehme daher an, dass die Bedeutung eine andere ist.“ Erklärte das Mädchen behutsam, bevor sie kurz innehielt, als ob sie in Gedanken die richtigen Worte suchte. Der Gedanke oder das Sinnbild für den Schleier war hier sicher anders. Bislang hatte sie keine Frau ohne einen solchen gesehen. „Bei uns trägt man einen solchen nur zu Hochzeiten, als ein Symbol von Reinheit, Unschuld und Demut.“
Ihre Augen hatten sich auf den zart bestickten Schleier gelegt, der für sie bereitgelegt worden. Verspielt verfingen sich die Sonnenstrahlen in ihm, sodass die kleinen Stickereien kleine Lichter umhertanzen ließen. Ob jenes binden einfach war? Vielleicht würde sie es hinbekommen, doch ein solches Experiment war nicht unbedingt zu einem solchen Anlass geeignet, bei dem sie ein makelloses Erscheinen haben sollte. Kaum wäre das Ergebnis so kunstvoll als jenes, von jemandem, der darin geübt war.
„Ich bin Euch wirklich dankbar, dass Ihr mir helfen wollt…“ Ein Anflug von Verlegenheit huschte über ihr Gesicht, als sie kurz stockte, da ihr bewusst wurde, dass sie die Frau vor sich noch immer nicht richtig angesprochen hatte.
„Verzeiht“ Freya senkte für einen Moment die Lider, bevor sie ihren wieder zu Haya anhob. Ein sanfter Wimpernschlag, der die Bewegung begleitete und beinahe schon unterstrich, während sich ein höfliches Lächeln sich auf ihren Zügen abzeichnete. Ein unschuldiger Ausdruck, der trotz einer erkennbaren Zurückhaltung eine Spur von aufrichtigem Interesse in sich trug, da Haya die erste Person war, die neben dem Prinzen selbst eigentlich mit ihr sprach. „Ihr kennt meinen Namen, aber ich den Euren leider nicht. Wie darf oder soll ich Euch nennen?“
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
- Tanuri
- Geschichtenschreiber / Geschichtenschreiberin
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- Registriert: Sa 30. Dez 2017, 09:57
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#1399
Der Prediger ging ohne noch ein Wort zu verlieren. In einem gewissen Maße könnte dies enttäuschend sein, kam er doch mit so viel Kampfeswillen in ihre Hallen und verschwand hingegen sang- und klanglos wieder aus dieser hinaus. Nichts, was Tanuri auch nur in irgendeiner Form bedauerte, wohl aber bemerkte, da es offenbarend dahingehend war, was er sich anscheinend erwartet hatte und was aber zu keiner Erfüllung gekommen war.
Nun, somit wusste sie zumindest, wie viel tiefer sie ihre eigenen Erwartungen in Zukunft legen musste, wenn es um den Elan von anderen ging, sich auf etwas einzulassen - oder sollte man es lieber als "auf andere Personen als die Gewünschten einzulassen" definieren? Aber gut, das waren nun Feinheiten, die wirklich nicht weiter diskutiert werden mussten. Manches sprach eben ganz für sich - vor allem das, was nicht gezeigt wurde.
Nun, somit wusste sie zumindest, wie viel tiefer sie ihre eigenen Erwartungen in Zukunft legen musste, wenn es um den Elan von anderen ging, sich auf etwas einzulassen - oder sollte man es lieber als "auf andere Personen als die Gewünschten einzulassen" definieren? Aber gut, das waren nun Feinheiten, die wirklich nicht weiter diskutiert werden mussten. Manches sprach eben ganz für sich - vor allem das, was nicht gezeigt wurde.
Tanuris Aufmerksamkeit richtete sich deshalb auf die Worte Lorenas, genauso wie ihr sie erforschender Blick. "Nächstenliebe mag dem Prediger selbst und jenen, die ihm folgen, zwar sonst ein Antrieb sein, in diesem Falle aber bezweifle ich es genauso wie Du. Die Frage bleibt also, was ihn tatsächlich dazu bewog, hier zu erscheinen und uns seine Geschichten zu präsentieren. Können wir ihm glauben?"
Kurz hielt sie inne, ließ ihre Worte in dem Raum verklingen und schüttelte dann nahezu unmerklich ihren Kopf. "Seine Bilder zeigten mir nichts, was seine Erzählung für mich unterstrichen hätte." Es war tatsächlich von Minute zu Minute fraglicher, was Etoh mit seinem Auftritt bezweckte. Ihr Blick glitt hinüber zu jeder Stelle, an der kurz zuvor noch die Schale stand und die Habe Kennas lag. Wollte er verunsichern? Oder ihnen eine Wahrheit präsentieren? Eine Wahrheit, die er womöglich selbst schuf?
Noch war es nicht klar, was sie glauben konnten und was nicht, aber sie hoffte darauf, dass Verlion ihren Anweisungen Folge leistete und etwas über Etohs Antrieb herausfand. Mehr konnte sie selbst dahingehend vorerst nicht tun. Was gut so war, denn so konzentrierte sich ein jeder auf das, was er beherrschte. Zumindest war es das, was Tanuri bezweckte und worauf sie hoffte.
Kurz hielt sie inne, ließ ihre Worte in dem Raum verklingen und schüttelte dann nahezu unmerklich ihren Kopf. "Seine Bilder zeigten mir nichts, was seine Erzählung für mich unterstrichen hätte." Es war tatsächlich von Minute zu Minute fraglicher, was Etoh mit seinem Auftritt bezweckte. Ihr Blick glitt hinüber zu jeder Stelle, an der kurz zuvor noch die Schale stand und die Habe Kennas lag. Wollte er verunsichern? Oder ihnen eine Wahrheit präsentieren? Eine Wahrheit, die er womöglich selbst schuf?
Noch war es nicht klar, was sie glauben konnten und was nicht, aber sie hoffte darauf, dass Verlion ihren Anweisungen Folge leistete und etwas über Etohs Antrieb herausfand. Mehr konnte sie selbst dahingehend vorerst nicht tun. Was gut so war, denn so konzentrierte sich ein jeder auf das, was er beherrschte. Zumindest war es das, was Tanuri bezweckte und worauf sie hoffte.
Überrascht über die weiteren Worte Lorenas wendete sie sich wieder der Inquisitorin zu und begutachtete sie mit einer gewissen Strenge. Was meinte sie damit, dass sie gezögert hätte? Wobei und auf was bezog sich ihre Aussage? Auf den Vampir, der bereits selbst einen Hinweis dahingehend fallen gelassen hatte? Bisher hatte sie nur eine Ahnung von dem, was vor ihrem eigenen Verschwinden geschehen war und somit gab es in ihrem Kopf nur den Funken einer Idee dazu, jedoch ohne Gewissheit.
Vielleicht aber wollte Lorena etwas ganz anderes sagen, danach befragen konnte Tanuri sie aber nicht mehr, denn in jenem Moment fiel sein Name und war ihr wie ein Schlag, der sie absolut unvorbereitet traf. Plötzlich wich all die Geschäftsmäßigkeit von ihr, als würde sie sie ihr gestohlen werden und die Fassade, die sie durch die letzten Stunden gebracht hatte, um nichts von dem zu zeigen, was sie zum zerbersten aufwühlte, brach in sich zusammen.
Vielleicht aber wollte Lorena etwas ganz anderes sagen, danach befragen konnte Tanuri sie aber nicht mehr, denn in jenem Moment fiel sein Name und war ihr wie ein Schlag, der sie absolut unvorbereitet traf. Plötzlich wich all die Geschäftsmäßigkeit von ihr, als würde sie sie ihr gestohlen werden und die Fassade, die sie durch die letzten Stunden gebracht hatte, um nichts von dem zu zeigen, was sie zum zerbersten aufwühlte, brach in sich zusammen.
Erinnerungen, Worte, Geschehnisse, Bilder… Alles strömte in nur einem winzigen Atemzug, in dem Bruchteil einer Sekunde, auf sie ein und erschlug sie förmlich. Und alles, was sie ferngehalten hatte, nicht nur um sie die letzten Stunden, sondern bereits die letzten Wochen ihrer Gefangenschaft und die Monate davor überstehen zu lassen, holte sie genau jetzt ein.
Dabei war es nur ein Name. Und doch war es alles für sie.
Tanuri hörte ihre eigene Stimme, wenn auch nur in ihrem Kopf. Es waren ihre Worte, die gesprochen worden waren, einige Zeit, bevor Freya verschwunden war.
"Lass mich Dir gratulieren, Adrian. Fast hättest Du mich soweit gehabt, dass ich Dir vertraue. Hänge es mir auf meine lange Liste von Fehlleistungen und erfreue Dich daran, dass Deine Täuschung ganz hervorragend geklappt hat."
"Lass mich Dir gratulieren, Adrian. Fast hättest Du mich soweit gehabt, dass ich Dir vertraue. Hänge es mir auf meine lange Liste von Fehlleistungen und erfreue Dich daran, dass Deine Täuschung ganz hervorragend geklappt hat."
Für sie war es nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren und zu sehen, was sich einst in einem der Besprechungsräume der Gilde zutrug.
Es hallte in ihrem Geist wider, wie ein ewiges Echo, das nicht zu sterben bereit war.
Leise, leise. Immer leiser werdend und doch so erfassend, dass ihr diese Schwermut, die so lange ein Teil von ihr gewesen war, viel zu deutlich wurde und drohte, sie auf der Stelle erneut zu erdrücken.
"Mit Deinen Händen hast Du meinen Schmerz gestreichelt, nur um mich mit Deinen Worten und Taten wieder zu bestrafen. Für den Moment der Unachtsamkeit warst Du wie ein Erlöser.
Ich gab Dir alle meine Sinne und erinnere mich an jedes geflüsterte Wort und an die Berührung Deiner Haut, die mir mein Leben zurückgab.
Doch dann rann es mir durch die Finger, wie der Sand der Zeit, alle Versprechen und alles Vertrauen. Dabei gab ich mich Dir hin … Ich war Dein."
Es hallte in ihrem Geist wider, wie ein ewiges Echo, das nicht zu sterben bereit war.
Leise, leise. Immer leiser werdend und doch so erfassend, dass ihr diese Schwermut, die so lange ein Teil von ihr gewesen war, viel zu deutlich wurde und drohte, sie auf der Stelle erneut zu erdrücken.
"Mit Deinen Händen hast Du meinen Schmerz gestreichelt, nur um mich mit Deinen Worten und Taten wieder zu bestrafen. Für den Moment der Unachtsamkeit warst Du wie ein Erlöser.
Ich gab Dir alle meine Sinne und erinnere mich an jedes geflüsterte Wort und an die Berührung Deiner Haut, die mir mein Leben zurückgab.
Doch dann rann es mir durch die Finger, wie der Sand der Zeit, alle Versprechen und alles Vertrauen. Dabei gab ich mich Dir hin … Ich war Dein."
Sie schnappte nach Luft, als es ihr die Brust endgültig zuschnürte. Es - nein er - war ihr entglitten, immer und immer wieder. Je stärker sie nach seiner Nähe gesucht hatte, desto weiter war er von ihr gegangen. Seine Antworten blieben immer gleich, abweisend und einzig darauf aus, sie an ihre eigene Bestimmung zu erinnern und ihr vor Augen zu führen, wohin sie gehörte. Auf ihren Platz als Hüterin des Schlüssels.
"Warum seid ihr nicht zusammen zurückgekehrt?" Zusammen… Der Stich in ihrem Herzen war kaum zu ertragen und ergriff ihren gesamten Körper, durchfuhr sie und ließ sie stolpern.
Zusammen das waren sie gewesen. Ungesehen. Ungehört. Nur um ihr eines deutlich zu machen: Seit sie sich begegnet waren, seit dem ersten Tag, an dem Adrian die Legion betrat, besaß er die Macht, sie zu verbrennen. Die Dunkelheit, die ihn umgab, hatte sie nach und nach verführt, oder viel mehr geführt. Näher und immer näher an ihn heran. Und je näher sie ihm gekommen war, desto lauter war das leise Flüstern geworden. Eine Sehnsucht, nach der sie gegriffen hatte, als die Finsternis und sie zu Einem wurden.
Ganz so, als würde sich das Geschehen von einst wiederholen, fühlte sie etwas von seiner Anwesenheit, obwohl er selbstverständlich weit fort, womöglich schon viel zu weit fort oder womöglich gar nicht mehr war.
"Versteckt unter all meiner Angst vor Dir, da fandest Du mich…" Doch manches, so war es ihr gesagt worden, war eben nicht so, wie es schien.
Und schon folgte auf ihre eigene Stimme die seine: "Es war alles nur eine Illusion."
Die Tage darauf war sie so müde gewesen, müde von diesem Kampf, von dem sie seit Anfang an wusste, dass sie ihn nur verlieren konnte. Irgendwann aber verstand sie es.
Mancher Kampf ist es wert, verloren zu werden…
Und schon folgte auf ihre eigene Stimme die seine: "Es war alles nur eine Illusion."
Die Tage darauf war sie so müde gewesen, müde von diesem Kampf, von dem sie seit Anfang an wusste, dass sie ihn nur verlieren konnte. Irgendwann aber verstand sie es.
Mancher Kampf ist es wert, verloren zu werden…
Tief sog sie den Atem ein, als eine weitere Erinnerung sie berührte und ihr Geist ihr leise etwas zuflüsterte: Und der gleiche verlorene Kampf ist es wert, erneut ausgefochten zu werden.
Als wäre heute wieder damals, konnte sie es fühlen, die Wärme, die ihre Lippen berührte und begleitet wurde von dem Geschmack von Alkohol, den sie aber nicht selbst getrunken hatte.
"Bist Du Dir der Konsequenzen bewusst?" Eine Frage, die auf einen Kuss folgte und gestellt worden war an einem Abend, der weit nach dieser ersten gemeinsamen Nacht lag.
Eine Nacht, von der sie niemals dachte, dass sie sich wiederholen würde und die doch wieder geschah. Und an der sie sich das zurückholte, was ihr gehörte.
"Bist Du Dir der Konsequenzen bewusst?" Eine Frage, die auf einen Kuss folgte und gestellt worden war an einem Abend, der weit nach dieser ersten gemeinsamen Nacht lag.
Eine Nacht, von der sie niemals dachte, dass sie sich wiederholen würde und die doch wieder geschah. Und an der sie sich das zurückholte, was ihr gehörte.
Hingabe. Leidenschaft. Ihn.
Doch nicht jeder Kuss gehörte ihr…
Tanuri kniff ihre Augen zusammen, verscheuchte die Bilder, die sich in ihrem Innersten eine unerbittliche Schlacht boten. Eine Schlacht, die über Monate hinweg aus zwei Seiten bestand. Immer und immer wieder war er ihr Begleiter gewesen. Dieser Schmerz, der für sie so neu gewesen war und keine Worte fand.
Doch all diese Last wurde überlagert von etwas, das alles irgendwie so viel leichter machte. Sie spürte es nach wie vor und jetzt vielleicht sogar umso mehr - und das obwohl es ein Verstecken gewesen war, welches sie nahezu auseinander riss, sie aber trotzdem oder gerade deshalb bei Atem hielt: das Schöne, das Sanfte, das, was ihre Seele berührt und sie geführt hatte, in das Meer aus Dunkelheit und Licht.
Doch all diese Last wurde überlagert von etwas, das alles irgendwie so viel leichter machte. Sie spürte es nach wie vor und jetzt vielleicht sogar umso mehr - und das obwohl es ein Verstecken gewesen war, welches sie nahezu auseinander riss, sie aber trotzdem oder gerade deshalb bei Atem hielt: das Schöne, das Sanfte, das, was ihre Seele berührt und sie geführt hatte, in das Meer aus Dunkelheit und Licht.
Während das Vergangene auf sie einwirkte, sprach Lorena weiter. Vorerst aber war es Tanuri unmöglich, die Worte der Inquisitorin richtig wahrzunehmen. Es war zu viel, zu viel auf einmal und zu viel von allem. Freya, ihr Bruder, die Spiegel, Adrian… Sie blinzelte und versuchte, damit auf nahezu kindlich anmutende Art ihre eigene, sie übermannende Unsicherheit zu verbergen. Entgegen ihrer sonstigen nach außen hin präsentierten Stärke und Unnahbarkeit, wirkte sie mit einem Mal zerbrechlich und fürchterlich allein.
"Ich… ich weiß es nicht." Eine Antwort, die auf alle Fragen, die ihr gestellt worden waren, passte. Weder wusste sie, wie man das Reich ihres Bruders betrat, schon gar nicht, wie man es verlassen konnte. Noch weniger aber wusste sie zu sagen, was sie zu tun gedachte. Von was sie aber absolut gar keine Ahnung hatte, war das, was mit Adrian geschehen war. Hatte sie ihn erneut verloren?
Die Panik kroch an ihren Füßen hinauf, schlang sich um ihren Magen und ihr immer lauter pochendes Herz. War es ihre Schuld, dass er fort war? Lag es an ihren Worten, die sie zu ihm sagte, kurz bevor Landru sie fand?
Die Panik kroch an ihren Füßen hinauf, schlang sich um ihren Magen und ihr immer lauter pochendes Herz. War es ihre Schuld, dass er fort war? Lag es an ihren Worten, die sie zu ihm sagte, kurz bevor Landru sie fand?
"Für Dich verlier ich mich."
Wie lange nur war sie in diesem Käfig gesessen, fernab von dem, was in der Legion und um diese herum geschah? Sie konnte es nicht sagen, fand immer noch keinen Punkt, an den sie sich halten konnte. Auch das, was Lorena sprach, erklärte für sie nichts. Im Gegenteil. Alles wurde immer schwerer. Nicht nur zu verstehen, sondern auch zu greifen. Wieso nur musste alles, Stück für Stück, in sich zusammenbrechen? Alles, was einst ihr Halt gewesen war, wurde nun zu einer reißenden Lawine.
Es wurde wohl immer deutlicher, dass sie mit all dem überfordert war und nicht wusste, ob sie ihren Weg vorwärts oder rückwärts gehen sollte. Ein Zug an ihr, der ihr selbst völlig fremd war und der sie noch tiefer hineinzog in eine Verzweiflung, die sie so nicht kannte.
"Tu was Du tun kannst, Lorena." So fest wie sie nur konnte, krallte sie ihre Finger ineinander, drückte die Nägel in ihre Haut, damit der Schmerz, den sie sich selbst zufügte, all das überlagerte, was ihr jegliche Form des klaren Denkens nahm. "Wir müssen sie finden."
Wie passend die Wahl der Worte doch war, schließlich konnte ihre Feststellung so oder so aufgefasst werden.
~~~
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
- Gesichtsloser Erzaehler
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#1400
Da die Augen Hayas nicht bedeckt waren, war es nicht zu übersehen, dass sie das Mädchen einschätzend aber auch neugierig betrachtete. Es war natürlich nicht unbedingt das, was ihr als Dienerin des Palasts zustand, aber nun, sie war lange genug hier, um es sich herauszunehmen, sich an bestimmten Grenzen entlang zu hangeln. Dem "besonderen" Gast des Prinzen waren ganz offensichtlich nicht nur die Gebräuche des Landes fremd, sondern noch dazu erschien Freya zutiefst verunsichert zu sein. Denn eigentlich, so waren es die Regeln, musste sich bei der Dienerschaft niemals entschuldigt werden. Die Stellung des Mädchens war eine höhere und gleich, was sie falsch machen würde, sie durfte es sich zumindest gegenüber jenen, die unter ihr standen, erlauben.
"Dankbar ist nicht angebracht." Auch wenn Haya sich um die korrekte Aussprache bemühte und sich die Verbesserung Freyas merken würde, war die Sprache trotzdem nicht einfacher für sie. Zumindest aber versuchte sie bemüht zu bleiben. Dies forderte der Herrscher und das, wonach verlangt wurde, gaben ihm die Diener mit absoluter Selbstverständlichkeit.
Noch kurz verweilte der Blick Hayas auf dem Gesicht Freyas, weiterhin aber ohne ihr direkt in die Augen zu sehen, bevor sie sich abwendete und dem Mädchen deutete, sich auf eines der großen Kissen zu setzen, die in einem Kreis zurecht gelegt worden waren. Normalerweise trafen sich die Frauen in ihren privaten Gemächern, setzten sich zusammen und plauderten über dies und das und trugen nicht selten auch die Geschichten und Gerüchte des Palasts weiter.
Bisher aber durfte der Harem des Prinzen sich Freya nicht nähern und auch wenn die Frauen eine wesentlich höhere Stellung bekleideten und sehr viele Vorzüge genossen, stellten sie diesen Befehl nicht in Frage oder trauten sich gar, sich darüber hinwegzusetzen. Bestimmt waren sie neugierig auf das fremde Mädchen, welches zwar noch zu jung war, um eine von den ihren zu werden. Vorerst aber mussten sie sich wohl darauf verlassen, dass die Dienerschaft womöglich unachtsam war, irgendwo verborgen darüber sprach und sie somit womöglich den ein oder anderen Gesprächsfetzen aufschnappen konnten.
Sollte es aber dabei bleiben, dass Freya den Prinzen nicht langweilte und einige Jahre bleiben durfte und sie irgendwann inmitten der Frauen des Prinzen einen Platz fand, wäre auch ihr Gemach eines von denen, wo die Frauen zusammen kamen. Aber erstmal blieb sie allein. Niemand würde ihre Gesellschaft suchen oder ihr eine Freundschaft anbieten. Nicht ohne die Erlaubnis oder den Befehl Yasins.
Bevor Haya selbst zu den Kissen ging, nahm sie sich das zurechtgelegte Kopftuch und den Schleier, wie auch ein dünnes, dunkles Band, folgte Freya und setzte sich auf ihren Knien hinter sie. Mit äußerster Vorsicht gegenüber dem wertvollen Stoff legte sie diesen neben sich ab und begann mit geschickten Fingern das Haar des Mädchens zusammenzubinden. Keine einzige Strähne oder auch nur ein einziges Haar durfte später zu sehen sein.
"Unsere Tradition sind ein wenig ahnlich. Das Bedecken von Haare, Gesicht und Körper ist Ausdruck von Bescheidenheit. Eine Frau soll nicht unerwünschte Aufmerksamkeit auf ihr Aussehen ziehen." Nachdem sie einen festen Dutt gebunden hatte, strich die Dienerin über den Kopf Freyas, um auch die feinsten Härchen dazu zu zwingen, sich hinzulegen. Es dauerte eine Weile, bis die Frisur des Kindes dem entsprach, was Haya benötigte, um ihr in aller Ordentlichkeit das Kopftuch zu binden. Jenes bestand aus einem weichen, fließenden Stoff, der sich zart um den Kopf legte und auch die Ohren und den Hals Freyas verbarg. Vorerst aber blieb ihr Gesicht noch zu sehen, solange Haya die Knoten band, um dem Tuch einen sicheren Halt zu verleihen.
"Außerdem zeigt es Ehrbarkeit und Status." Sie unterbrach sich, um Freya nicht zu viele Informationen auf einmal zu geben. Haya glaubte nicht, dass das Kind vor ihr dumm war, aber sie war immer noch sehr verunsichert darüber, warum sie nicht über das Fest Bescheid wusste und kurz zuvor irgendwie auf seltsame Weise abwesend gewirkt hatte.
Die Dienerin betrachtete ihr Werk kurz darauf eingehend, erhob sich dann in einer einzigen Bewegung und ging zurück zu dem Bett, um von dort die restliche Kleidung zu holen. Das Anziehen einer Frau aus ihren Landen bedeutete, sich um mehrere Lagen zu kümmern, die übereinander getragen wurden. Das mochte komisch wirken für jene, die aufgrund der Hitze vermuteten, dass weniger Kleidung wesentlich praktischer war. Dabei diente eine jede Schicht tatsächlich dem Schutz vor der Hitze und der Sonne und vor unliebsamen Blicken.
Mit großer Vorsicht trug sie die Stoffe zu Freya und platzierte diese neben sie. Gerade als sie begann, die Tunika auseinanderzufalten, hörte sie das laute Schlagen von Trommeln, welches sich anhörte, als würde es aus jedem Winkel der Stadt hinauf zum Palast dringen. Verwundert legte Haya ihre Stirn in leichte Falten und wendete ihren Kopf in Richtung der tiefen Fenster, die auf einen langen und breiten Balkon führten, von dem aus man einen Teil der prächtigen und großen Stadt überblicken konnte. Die Trommelschläge waren gleichmäßig und dröhnend und schienen alle anderen Geräusche mit einem Mal verstummen zu lassen. Alles war auf irgendeine Weise auf das konzentriert, was durch die Tore der Stadt gekommen war und sich nun in Richtung des Palasts bewegte.
"Das entspricht nicht der Begrußung des Prinzen für Freunde und Gäste." Mit schnellen Schritten eilte Haya an den Balkon und betrachtete mit erstaunten Augen, welches Schauspiel sich dort unten in der Stadt bot. Auf großen Rössern bewegten sich die Reiter vorwärts. Alle gekleidet in eine schwarze Lederkluft, die bestickt war mit einem Symbol aus purpur, welches Haya allerdings von der Entfernung nicht identifizieren konnte. Zwei Frauen mit auffallend hellen Haaren, die nicht nur zu sehen waren, sondern noch dazu aufwendig geflochten waren, ritten voran.
Ihre Körper wirkten zunächst grazil, jedoch sah man ihnen bei näherer Betrachtung an, dass sie nicht davor scheuten, in jede Schlacht zu ziehen, die sich ihnen bot. Kriegerinnen. Was für die Dienerin erklärte, warum sie sich nicht gemäß der geltenden Gesetze angemessen bedeckt hielten. Hinter ihnen ritten vier Männer, deren breite Schultern und muskulösen Körper die Aufmerksamkeit aller auf sich zogen, die nun auf die Straßen gingen, um das Spektakel von Nahem zu sehen. Sie alle hielten unterschiedlich große Trommeln in ihren Händen, auf die sie im Rhythmus der Hufschläge schlugen und welches die auf den Straßen befindlichen Menschen vibrierend erfasste.
Es folgten weitere Männer und Frauen, allerdings nicht mehr als ein Dutzend und sie alle trugen Schwerter und Schilde. In ihrer Mitte ritt, mit einem teilweise verhüllten Gesicht und vollständig verborgenem Haar und einer zarten Krone auf dem erhobenen Haupt, eine Frau, deren purpurner seidener Umhang wie fließendes Wasser auf den Rücken ihres dunkelbraunen Pferdes lag. Haya seufzte schwer und schüttelte, während sie in ihrer Landessprache leise vor sich hinschimpfte, ihren Kopf. "Wenn wir nicht beeilen kommen wir zu spät, zu spät, zu spät." Die Frage nach ihrem Namen beantwortete Haya somit fürs Erste nicht.
"Dankbar ist nicht angebracht." Auch wenn Haya sich um die korrekte Aussprache bemühte und sich die Verbesserung Freyas merken würde, war die Sprache trotzdem nicht einfacher für sie. Zumindest aber versuchte sie bemüht zu bleiben. Dies forderte der Herrscher und das, wonach verlangt wurde, gaben ihm die Diener mit absoluter Selbstverständlichkeit.
Noch kurz verweilte der Blick Hayas auf dem Gesicht Freyas, weiterhin aber ohne ihr direkt in die Augen zu sehen, bevor sie sich abwendete und dem Mädchen deutete, sich auf eines der großen Kissen zu setzen, die in einem Kreis zurecht gelegt worden waren. Normalerweise trafen sich die Frauen in ihren privaten Gemächern, setzten sich zusammen und plauderten über dies und das und trugen nicht selten auch die Geschichten und Gerüchte des Palasts weiter.
Bisher aber durfte der Harem des Prinzen sich Freya nicht nähern und auch wenn die Frauen eine wesentlich höhere Stellung bekleideten und sehr viele Vorzüge genossen, stellten sie diesen Befehl nicht in Frage oder trauten sich gar, sich darüber hinwegzusetzen. Bestimmt waren sie neugierig auf das fremde Mädchen, welches zwar noch zu jung war, um eine von den ihren zu werden. Vorerst aber mussten sie sich wohl darauf verlassen, dass die Dienerschaft womöglich unachtsam war, irgendwo verborgen darüber sprach und sie somit womöglich den ein oder anderen Gesprächsfetzen aufschnappen konnten.
Sollte es aber dabei bleiben, dass Freya den Prinzen nicht langweilte und einige Jahre bleiben durfte und sie irgendwann inmitten der Frauen des Prinzen einen Platz fand, wäre auch ihr Gemach eines von denen, wo die Frauen zusammen kamen. Aber erstmal blieb sie allein. Niemand würde ihre Gesellschaft suchen oder ihr eine Freundschaft anbieten. Nicht ohne die Erlaubnis oder den Befehl Yasins.
Bevor Haya selbst zu den Kissen ging, nahm sie sich das zurechtgelegte Kopftuch und den Schleier, wie auch ein dünnes, dunkles Band, folgte Freya und setzte sich auf ihren Knien hinter sie. Mit äußerster Vorsicht gegenüber dem wertvollen Stoff legte sie diesen neben sich ab und begann mit geschickten Fingern das Haar des Mädchens zusammenzubinden. Keine einzige Strähne oder auch nur ein einziges Haar durfte später zu sehen sein.
"Unsere Tradition sind ein wenig ahnlich. Das Bedecken von Haare, Gesicht und Körper ist Ausdruck von Bescheidenheit. Eine Frau soll nicht unerwünschte Aufmerksamkeit auf ihr Aussehen ziehen." Nachdem sie einen festen Dutt gebunden hatte, strich die Dienerin über den Kopf Freyas, um auch die feinsten Härchen dazu zu zwingen, sich hinzulegen. Es dauerte eine Weile, bis die Frisur des Kindes dem entsprach, was Haya benötigte, um ihr in aller Ordentlichkeit das Kopftuch zu binden. Jenes bestand aus einem weichen, fließenden Stoff, der sich zart um den Kopf legte und auch die Ohren und den Hals Freyas verbarg. Vorerst aber blieb ihr Gesicht noch zu sehen, solange Haya die Knoten band, um dem Tuch einen sicheren Halt zu verleihen.
"Außerdem zeigt es Ehrbarkeit und Status." Sie unterbrach sich, um Freya nicht zu viele Informationen auf einmal zu geben. Haya glaubte nicht, dass das Kind vor ihr dumm war, aber sie war immer noch sehr verunsichert darüber, warum sie nicht über das Fest Bescheid wusste und kurz zuvor irgendwie auf seltsame Weise abwesend gewirkt hatte.
Die Dienerin betrachtete ihr Werk kurz darauf eingehend, erhob sich dann in einer einzigen Bewegung und ging zurück zu dem Bett, um von dort die restliche Kleidung zu holen. Das Anziehen einer Frau aus ihren Landen bedeutete, sich um mehrere Lagen zu kümmern, die übereinander getragen wurden. Das mochte komisch wirken für jene, die aufgrund der Hitze vermuteten, dass weniger Kleidung wesentlich praktischer war. Dabei diente eine jede Schicht tatsächlich dem Schutz vor der Hitze und der Sonne und vor unliebsamen Blicken.
Mit großer Vorsicht trug sie die Stoffe zu Freya und platzierte diese neben sie. Gerade als sie begann, die Tunika auseinanderzufalten, hörte sie das laute Schlagen von Trommeln, welches sich anhörte, als würde es aus jedem Winkel der Stadt hinauf zum Palast dringen. Verwundert legte Haya ihre Stirn in leichte Falten und wendete ihren Kopf in Richtung der tiefen Fenster, die auf einen langen und breiten Balkon führten, von dem aus man einen Teil der prächtigen und großen Stadt überblicken konnte. Die Trommelschläge waren gleichmäßig und dröhnend und schienen alle anderen Geräusche mit einem Mal verstummen zu lassen. Alles war auf irgendeine Weise auf das konzentriert, was durch die Tore der Stadt gekommen war und sich nun in Richtung des Palasts bewegte.
"Das entspricht nicht der Begrußung des Prinzen für Freunde und Gäste." Mit schnellen Schritten eilte Haya an den Balkon und betrachtete mit erstaunten Augen, welches Schauspiel sich dort unten in der Stadt bot. Auf großen Rössern bewegten sich die Reiter vorwärts. Alle gekleidet in eine schwarze Lederkluft, die bestickt war mit einem Symbol aus purpur, welches Haya allerdings von der Entfernung nicht identifizieren konnte. Zwei Frauen mit auffallend hellen Haaren, die nicht nur zu sehen waren, sondern noch dazu aufwendig geflochten waren, ritten voran.
Ihre Körper wirkten zunächst grazil, jedoch sah man ihnen bei näherer Betrachtung an, dass sie nicht davor scheuten, in jede Schlacht zu ziehen, die sich ihnen bot. Kriegerinnen. Was für die Dienerin erklärte, warum sie sich nicht gemäß der geltenden Gesetze angemessen bedeckt hielten. Hinter ihnen ritten vier Männer, deren breite Schultern und muskulösen Körper die Aufmerksamkeit aller auf sich zogen, die nun auf die Straßen gingen, um das Spektakel von Nahem zu sehen. Sie alle hielten unterschiedlich große Trommeln in ihren Händen, auf die sie im Rhythmus der Hufschläge schlugen und welches die auf den Straßen befindlichen Menschen vibrierend erfasste.
Es folgten weitere Männer und Frauen, allerdings nicht mehr als ein Dutzend und sie alle trugen Schwerter und Schilde. In ihrer Mitte ritt, mit einem teilweise verhüllten Gesicht und vollständig verborgenem Haar und einer zarten Krone auf dem erhobenen Haupt, eine Frau, deren purpurner seidener Umhang wie fließendes Wasser auf den Rücken ihres dunkelbraunen Pferdes lag. Haya seufzte schwer und schüttelte, während sie in ihrer Landessprache leise vor sich hinschimpfte, ihren Kopf. "Wenn wir nicht beeilen kommen wir zu spät, zu spät, zu spät." Die Frage nach ihrem Namen beantwortete Haya somit fürs Erste nicht.