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Die dunkle Prophezeiung
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2. Verstoß
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3. Verstoß
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Dieses betrifft nur eure Accounts hier im Forum und nicht eure Spielaccounts für Die 4te Offenbarung.
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- Jeremias Rabenherz
- Gelehrter / Gelehrte
- Beiträge: 408
- Registriert: Do 6. Mai 2010, 17:46
#1251
Helden oder auch Legenden. Was machte jemanden zu einem Held oder etwas Besonderem? Die Wesen und Personen die jene umgeben. Jene die um einen sind und das nicht zwingend Freunde oder Verwandte, sondern auch jene die man einfach trifft. Jene die einen begleiten und darüber reden, jene die den Lebensweg kreuzen. Legenden haben etwas geschaffen, sie sind nicht besser, nicht schlechter als andere, aber sie haben etwas geschaffen, was Inspiration, Kreativität oder auch einfach Motivation war. Das Personen inspirierte ihnen den Drall gaben ihre Wünsche und Sehnsüchte zu verfolgen. Aber wenn niemand von diesen Helden berichtet, niemand ihnen einen Wert gab, dann würden sie auch nur noch Erinnerung und Bedeutungslosigkeit verschwinden. Erst jene um diese Legenden oder Helden machen diese zu jene, seis der Schurke in einer Geschichte der bezwungen wird, oder die Begabung die am Ende viele heilt oder was ganz anderes. Legenden wurden von anderen erschaffen, nicht geboren.
Natürlich könnte man tief genug graben und auch diese Legenden zu beschmutzen. Wer lange genug sucht wird bei jedem was finden. Denn da waren sie wieder die Fehler. Niemand konnte sich von ihnen freisprechen. Nicht mal Helden und Legenden. "Manchmal dulden wir Fehler und auch Schwächen Anderer, weil die Inspiration und die Motivation größeren Wert hat, als sie für ihre Unzulänglichkeiten anzuklagen. Solange wie es möglich ist." Heute hatte das Geheimnis der Gruft keine große Bedeutung mehr und doch würde er sie immer noch wahren.
Hier waren sie nun vor den Resten ihres Hauses. Sie hatte es schon richtig erkannt. Das einzige was noch steht war ein Grundgerüst und ein Fundament, denn dies schien trotz aller Widrigkeiten unumstößlich zu bleiben. Ein fixer Punkt in ihrem Sein. Eine Konstante die sich kaum abändern ließe und nicht wird ohne das auch das letzte von ihr Zusammenbricht, was sie ausmachte. Daran änderte auch kein Vampir was bei ihr, ebenso wenig wie er einst Sajin überzeugen konnte zu Ogrimar überzulaufen. Manche Dinge waren unumstößlich in der Persönlichkeit verankert. Deshalb steht es noch. Alles andere war ausgeblendet. Sie hatte sich belogen und betrogen, sie hatte verdrängt und verschoben. Sie hatte ein abweisendes Gerüst gebaut, standgehalten und die Wahrheit der eigenen Zerbrechlichkeit dahinter versteckt. Der Druck auf ihr vom Vater, Umgebung, eigene Ansprüche, fremde Ansprüche, Konflikte, neue Feinde, alte Bürden und den eigenen Bedürfnissen war nicht gering gewesen. Trotz aller Bemühungen niemanden gerecht werden zu können war ein hässliches Gefühl. Ein Gefühl das niemand spüren will. So viel Energie die aufgewendet wurde den rechten Weg zu finden, nur um festzustellen es war erneut der schienbar falsche. Erneut in Kritik zu geraten, erneut in Zweifel gezogen zu werden, erneut sich behaupten müssen oder zu rechtfertigen. Wenn alle Bemühungen und Anstrengungen ungesehen verhallen, wird man selbst unmotiviert noch was zu versuchen.
Jetzt war die Wahrheit da. Das was noch übrig war von ihr, war der Glaube, das Fundament und vielleicht ein paar Säulen ihres Charakters die unumstößlich waren. Den ganzen Rest hatte er ihr nun weg gerissen, damit sie hinsah, damit sie der Wahrheit ins Auge blickte, damit sie sich selbst retten kann vor dem Untergang. Er hatte sie vor ihr Spiegelbild gestellt. Vor dem was noch übrig war. "Nein, es ist dein Haus. Es wird immer dein Haus sein. Du kannst es nicht ändern. Natürlich kannst du versuchen es zu leugnen. Du kannst die Tür schließen vorbei gehen und sehen ob du ein neues findest, aber es wird nie wieder das sein was du hier hattest. Oder du siehst in den Scherben noch was erhalten ist, wie nach den Kriegen und beginnst es wieder aufzubauen. Stück für Stück mit aller Zeit die du hast." Würde sie ihre Persönlichkeit alles aufgeben um wie ein leeres Blatt erneut zu beginnen? Dann wäre es ihr Haus gewesen. Aber so ist und bleibt es ihr Haus und ob sie es wieder aufbaut war jetzt die Frage. Wenn alle Schutzbarrieren weggerissen sind und alle Verblendungen, alle Masken gefallen sind, dann sieht sie das brachgelegte Innere. Der Moment an dem sie verstehen könnte, dass ihre Reise auch eine Reise zu sich selbst war.
Wer bist du?
Diesmal galt die Frage nicht Jeremias. Sondern ihr. Doch konnte sie das bereits beantworten? Die Stimme war nicht wirklich eine Stimme, es war mehr wie ein eigener Gedanke, der sie fragte, obwohl es nicht ihr Gedanke war. Es war etwas anderes. Nicht fremd, aber auch nicht bekannt. Aber es beharrt auf eine Reaktion.
Er kam ihrer Einladung nach und das ganz normal durch die Tür. Er hätte auch vorbei gehen können oder einfach über die brüchigen Wandreste steigen, aber nein er nahm die Tür. Denn sie hatte sich geöffnet. Sie öffnete sich für ihn. Es war wohl der größte Schritt für jemanden, jemanden einfach 'einzulassen'. In seine tiefsten Abgründe, wie auch Bedürfnisse, in das Konstrukt seines Selbst. Mit Glauben, mit Prägungen, mit Wunden und Narben. Schwächen die offen daliegen, weil dieses Haus sie nicht verstecken kann. Aber auch die verborgen oder verlorenen Stärken, die Dinge die einst wichtig waren und wieder wichtig werden können. Er trat bedacht in das Haus ein. Trat auf keinen Steinsplitter und hielt dann inne.
Er beugte sich vor um etwas aus dem Schutt zuziehen. Einen Rahmen, ein Bilderrahmen. Er war etwas schmutzig vom Staub aber intakt. Der Rahmen, das Glas und auch das Bild was sich in dem Rahmen befindet. "Nicht alles ist zerstört. Es gibt Dinge die hast du, auch wenn sie aus dem Blick verloren hast. Auch wenn sie vergessen hast. Dinge die noch schlummern, nicht zerstört, nur versteckt. Hier, nimm." Er drehte sich zu ihr und reichte ihr das Bildniss. Er kann nichts darauf erkennen, weil es für ihn nicht bestimmt war. Nicht sein Haus. Die Bildfläche war noch schlierenhaftes Schwarz. Doch sobald sie es nehmen würde, in die Hand, würde sich ein Bild formen. Er selbst war gespannt was sie wiedergefunden hatte. Ein kleines erstes Puzzelteil. Eines der leichteren. Vielleicht Erinnerung? Vielleicht eine Person? Vielleicht ein Gefühl. Das konnte nur sie feststellen.
"Aber du hast Recht. Es wird eine Weile dauern und nicht einfach, aber was ist schon einfach, wenn man auf den Pfaden des EINEN wandelt?" Ein leichtes Lächeln. Der Weg war noch sehr weit. Sie musste erstmal sehen wie der Moment war, damit sie sich der Zukunft widmen kann. Sie musste aufrichtig mit sich sein und ehrlich mit dem was geschehen ist. Neue Kraft schöpfen und sich bewusst werden, wie soll das Haus sein? Oder wie sah es einst aus. "Kannst du dich noch an den Moment erinnern, an dem du das Gefühl hattest, du bist mit dir und der Welt im Reinen? Versuch dich zu erinnern." Fragte er und hielt weiterhin den Rahmen hin.
Doch gerade sich erinnern ist nicht immer leicht.
Natürlich könnte man tief genug graben und auch diese Legenden zu beschmutzen. Wer lange genug sucht wird bei jedem was finden. Denn da waren sie wieder die Fehler. Niemand konnte sich von ihnen freisprechen. Nicht mal Helden und Legenden. "Manchmal dulden wir Fehler und auch Schwächen Anderer, weil die Inspiration und die Motivation größeren Wert hat, als sie für ihre Unzulänglichkeiten anzuklagen. Solange wie es möglich ist." Heute hatte das Geheimnis der Gruft keine große Bedeutung mehr und doch würde er sie immer noch wahren.
Hier waren sie nun vor den Resten ihres Hauses. Sie hatte es schon richtig erkannt. Das einzige was noch steht war ein Grundgerüst und ein Fundament, denn dies schien trotz aller Widrigkeiten unumstößlich zu bleiben. Ein fixer Punkt in ihrem Sein. Eine Konstante die sich kaum abändern ließe und nicht wird ohne das auch das letzte von ihr Zusammenbricht, was sie ausmachte. Daran änderte auch kein Vampir was bei ihr, ebenso wenig wie er einst Sajin überzeugen konnte zu Ogrimar überzulaufen. Manche Dinge waren unumstößlich in der Persönlichkeit verankert. Deshalb steht es noch. Alles andere war ausgeblendet. Sie hatte sich belogen und betrogen, sie hatte verdrängt und verschoben. Sie hatte ein abweisendes Gerüst gebaut, standgehalten und die Wahrheit der eigenen Zerbrechlichkeit dahinter versteckt. Der Druck auf ihr vom Vater, Umgebung, eigene Ansprüche, fremde Ansprüche, Konflikte, neue Feinde, alte Bürden und den eigenen Bedürfnissen war nicht gering gewesen. Trotz aller Bemühungen niemanden gerecht werden zu können war ein hässliches Gefühl. Ein Gefühl das niemand spüren will. So viel Energie die aufgewendet wurde den rechten Weg zu finden, nur um festzustellen es war erneut der schienbar falsche. Erneut in Kritik zu geraten, erneut in Zweifel gezogen zu werden, erneut sich behaupten müssen oder zu rechtfertigen. Wenn alle Bemühungen und Anstrengungen ungesehen verhallen, wird man selbst unmotiviert noch was zu versuchen.
Jetzt war die Wahrheit da. Das was noch übrig war von ihr, war der Glaube, das Fundament und vielleicht ein paar Säulen ihres Charakters die unumstößlich waren. Den ganzen Rest hatte er ihr nun weg gerissen, damit sie hinsah, damit sie der Wahrheit ins Auge blickte, damit sie sich selbst retten kann vor dem Untergang. Er hatte sie vor ihr Spiegelbild gestellt. Vor dem was noch übrig war. "Nein, es ist dein Haus. Es wird immer dein Haus sein. Du kannst es nicht ändern. Natürlich kannst du versuchen es zu leugnen. Du kannst die Tür schließen vorbei gehen und sehen ob du ein neues findest, aber es wird nie wieder das sein was du hier hattest. Oder du siehst in den Scherben noch was erhalten ist, wie nach den Kriegen und beginnst es wieder aufzubauen. Stück für Stück mit aller Zeit die du hast." Würde sie ihre Persönlichkeit alles aufgeben um wie ein leeres Blatt erneut zu beginnen? Dann wäre es ihr Haus gewesen. Aber so ist und bleibt es ihr Haus und ob sie es wieder aufbaut war jetzt die Frage. Wenn alle Schutzbarrieren weggerissen sind und alle Verblendungen, alle Masken gefallen sind, dann sieht sie das brachgelegte Innere. Der Moment an dem sie verstehen könnte, dass ihre Reise auch eine Reise zu sich selbst war.
Wer bist du?
Diesmal galt die Frage nicht Jeremias. Sondern ihr. Doch konnte sie das bereits beantworten? Die Stimme war nicht wirklich eine Stimme, es war mehr wie ein eigener Gedanke, der sie fragte, obwohl es nicht ihr Gedanke war. Es war etwas anderes. Nicht fremd, aber auch nicht bekannt. Aber es beharrt auf eine Reaktion.
Er kam ihrer Einladung nach und das ganz normal durch die Tür. Er hätte auch vorbei gehen können oder einfach über die brüchigen Wandreste steigen, aber nein er nahm die Tür. Denn sie hatte sich geöffnet. Sie öffnete sich für ihn. Es war wohl der größte Schritt für jemanden, jemanden einfach 'einzulassen'. In seine tiefsten Abgründe, wie auch Bedürfnisse, in das Konstrukt seines Selbst. Mit Glauben, mit Prägungen, mit Wunden und Narben. Schwächen die offen daliegen, weil dieses Haus sie nicht verstecken kann. Aber auch die verborgen oder verlorenen Stärken, die Dinge die einst wichtig waren und wieder wichtig werden können. Er trat bedacht in das Haus ein. Trat auf keinen Steinsplitter und hielt dann inne.
Er beugte sich vor um etwas aus dem Schutt zuziehen. Einen Rahmen, ein Bilderrahmen. Er war etwas schmutzig vom Staub aber intakt. Der Rahmen, das Glas und auch das Bild was sich in dem Rahmen befindet. "Nicht alles ist zerstört. Es gibt Dinge die hast du, auch wenn sie aus dem Blick verloren hast. Auch wenn sie vergessen hast. Dinge die noch schlummern, nicht zerstört, nur versteckt. Hier, nimm." Er drehte sich zu ihr und reichte ihr das Bildniss. Er kann nichts darauf erkennen, weil es für ihn nicht bestimmt war. Nicht sein Haus. Die Bildfläche war noch schlierenhaftes Schwarz. Doch sobald sie es nehmen würde, in die Hand, würde sich ein Bild formen. Er selbst war gespannt was sie wiedergefunden hatte. Ein kleines erstes Puzzelteil. Eines der leichteren. Vielleicht Erinnerung? Vielleicht eine Person? Vielleicht ein Gefühl. Das konnte nur sie feststellen.
"Aber du hast Recht. Es wird eine Weile dauern und nicht einfach, aber was ist schon einfach, wenn man auf den Pfaden des EINEN wandelt?" Ein leichtes Lächeln. Der Weg war noch sehr weit. Sie musste erstmal sehen wie der Moment war, damit sie sich der Zukunft widmen kann. Sie musste aufrichtig mit sich sein und ehrlich mit dem was geschehen ist. Neue Kraft schöpfen und sich bewusst werden, wie soll das Haus sein? Oder wie sah es einst aus. "Kannst du dich noch an den Moment erinnern, an dem du das Gefühl hattest, du bist mit dir und der Welt im Reinen? Versuch dich zu erinnern." Fragte er und hielt weiterhin den Rahmen hin.
Doch gerade sich erinnern ist nicht immer leicht.
Rabenvater • Stammbaum Rabenherz
"Ich diente dem HERRN bis er mich rief, jetzt diene ich ihm erneut."
<<Die Tugend nistet, wie der Rabe, mit Vorliebe in Ruinen.>>
- Yasin bin Saaid al Sabbah
- Kräuterkundiger / Kräuterkundige
- Beiträge: 15
- Registriert: Fr 2. Aug 2024, 15:18
#1252
Yasin lächelte zufrieden.
Seine Zauber hatten funktioniert. Der Sand beugte sich endlich seinem Willen. Dafür hatte es gebraucht. Die Lehren des Schöpfers waren weit verbreitet. Er kannte sie auswendig, der weise Wesir quälte ihn in seiner Jugend damit. Normal wäre er irgendwann der Erbe seines Vaters, aber dieser erfreute sich bester Gesundheit und dem Burschen war langweilig. Neben seinem Hobby mit den Sammeln von besonderen Frauen, hatte er sich überlegt, was könnte aufregend sein. Was könnte herausfordernd sein.
Seine Entscheidung fiel auf die Geschichte des Schöpfers. Viel über ihn ist nicht bekannt, nur das er der Erbauer der Welt war in der sie lebten. Niemand hatte den Schöpfer je wirklich gesehen – oder war dessen bewusst – niemand hatte einen Namen. Es war immer der Schöpfer. Was aber, wenn man den Schöpfer ersetzen kann? In dem Gehirn des Prinzen war schon lange Macht einfach eine Wortspielerei. Es gab einfach niemanden der sich ihm wagte zu widersetzen. Er war einer der reichsten Menschen in dieser Welt und was Geld nicht regelte, regelt Magie. Sei es die versklavte Magie der unzähligen Frauen in seinem Harem oder seine eigene. Doch er war ein Narzist. Bekanntlich sind solche Menschen schwer zu händeln und strotzen vor Ungerechtigkeiten.
Er hatte sämtliche Magie des Reiches studiert um die Wüste unter seine Kontrolle zu bringen und er hatte es geschafft. Er ahnte nicht das er ziemlich beschränkt nur agieren kann, da ihm wie gesagt nur die Wüste dient, aber sie tat es bedingungslos und ohne das er es wusste, hatte er den Schöpfer bereits verletzt. War also sein Plan selbst zum Schöpfer zu werden gar nicht so unmöglich?
In dem Spiegel der Sande konnte er die Wüste überblicken und als den Reiter in schwarz sah, sah er den Moment für seine Experiment gekommen. Die Hände öffneten sich und kleine wirbelnde Sande begannen in den Handflächen zu routieren. Sie wurden stärker und mächtiger bis er selbst in einem Kreis aus Sand stand und ihn weben konnte. Wie Wellen. Ein Schwung hier und die Düne fügte sich, ein Schwung nach dort, die Düne greift um sich wie eine Brecherwelle. Ja, er hatte den Reiter getötet und damit bewiesen das die Welt zerreißen konnte. Die Risse waren nicht nur in der Oase erschienen, sondern auch im Palast und noch an vielen anderen Orten. Mal heilten sie schnell mal langsam. Er stellte auch fest, dass sie irgendwo hin führten. Doch wohin? Was war das für ein Reich? Womöglich waren sie in einem Gefängnis? Fragen über Fragen auf die er noch keine Antwort hatte.
Unmöglich.
Das erste Mal hörte Yasin diese fremde Stimme. Das erste Mal klang der Schöpfer. Die Lippen zuckten leicht als er begriff und nickte. Die Stimme mit dem tiefen arabischen Akzent und vibrierendem Bariton flüsterte leise während er durch die Fäden des Sandes strich. "Ich werde dich stürzen, Schöpfer."
Sie hatte natürlich recht. Niemand weiß ob es so gewollt war oder nicht. Eher waren es die vom Land auferlegten Gesetze die ins Vibieren und schwingen geraten. Es sollte nicht sein, dass das Land bebt und Risse zeigt. Es sollten auch keine Flüsse hoch fließen. Vielleicht war das missverständlich ausgedrückt.
Der Riss hatte sich geschlossen und eine Unsichtbare Macht sie daran gehindert das Portal zu passieren. Was oder wer diese Macht ausgelöst hat dafür könnte es viele Erklärungen geben. Sie hatte den Riss nicht durchquert und dieser war nun geschlossen. Was sie erneut in diesem Land verweilen lassen würde.
Die Menschen hatten eine Weile wie gebannt zu gesehen. Dann betroffen auf das Mädchen gesehen, als diese von dieser Macht zu Boden gedrückt wurde. Sie konnten das nicht verstehen, dafür war das Volk zu primitiv. Einige nahmen sogar Reißaus, weil es befremdlich war. Es wurde getuschelt. Das war sonderbar, Freya war natürlich für sie sonderbar, denn sie war anders. Jetzt dieser Riss und dann diese 'Gewalt' die erneut die Hoffnung platzen ließ.
Es schien als hätte wirklich das gesamte Glück das Mädchen verlassen. Als hätte sich die gesamte Welt gegen sie verschworen. Ob sie je wieder auf die Beine kam?
Nach dem schließen des Risses blieben die Menschen nicht lange im Zelt. Es löste sich langsam auf. Niemand hatte anscheinend Anstoß daran genommen, einfach einzutreten, es war wohl sehr gemeinschaftlich ausgerichtet und Dinge wie meins und deins recht fließend. Der Junge musterte Freya auch nachdenklich. Nicht wissen was passiert ist.
Dann trat ein Mann ein. Sie erkannte ihn vielleicht wieder. Als sie mit Yusaf ankam war er kurz mal da gewesen. Kurz bevor der Junge seinen Großvater begrüßt hatte. "Ich bin Haaram. Ich bin Ahaats Vater." Eine warme ruhige Stimme und ein Nicken gen Jungen. Der drehte sich nun endlich um und wetzte los mit lautem Brüllen nach dem Großvater, dem er das erzählen mag was er gesehen hatte. Dieser war nämlich nicht hier gewesen. Der Fremde sprach zwar mit Akzent, aber er sprach ihre Sprache und mehr noch.
Er hielt ihr die Hand hin um ihr aufzuhelfen. Sie musste nur danach greifen.
Seine Zauber hatten funktioniert. Der Sand beugte sich endlich seinem Willen. Dafür hatte es gebraucht. Die Lehren des Schöpfers waren weit verbreitet. Er kannte sie auswendig, der weise Wesir quälte ihn in seiner Jugend damit. Normal wäre er irgendwann der Erbe seines Vaters, aber dieser erfreute sich bester Gesundheit und dem Burschen war langweilig. Neben seinem Hobby mit den Sammeln von besonderen Frauen, hatte er sich überlegt, was könnte aufregend sein. Was könnte herausfordernd sein.
Seine Entscheidung fiel auf die Geschichte des Schöpfers. Viel über ihn ist nicht bekannt, nur das er der Erbauer der Welt war in der sie lebten. Niemand hatte den Schöpfer je wirklich gesehen – oder war dessen bewusst – niemand hatte einen Namen. Es war immer der Schöpfer. Was aber, wenn man den Schöpfer ersetzen kann? In dem Gehirn des Prinzen war schon lange Macht einfach eine Wortspielerei. Es gab einfach niemanden der sich ihm wagte zu widersetzen. Er war einer der reichsten Menschen in dieser Welt und was Geld nicht regelte, regelt Magie. Sei es die versklavte Magie der unzähligen Frauen in seinem Harem oder seine eigene. Doch er war ein Narzist. Bekanntlich sind solche Menschen schwer zu händeln und strotzen vor Ungerechtigkeiten.
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In dem Spiegel der Sande konnte er die Wüste überblicken und als den Reiter in schwarz sah, sah er den Moment für seine Experiment gekommen. Die Hände öffneten sich und kleine wirbelnde Sande begannen in den Handflächen zu routieren. Sie wurden stärker und mächtiger bis er selbst in einem Kreis aus Sand stand und ihn weben konnte. Wie Wellen. Ein Schwung hier und die Düne fügte sich, ein Schwung nach dort, die Düne greift um sich wie eine Brecherwelle. Ja, er hatte den Reiter getötet und damit bewiesen das die Welt zerreißen konnte. Die Risse waren nicht nur in der Oase erschienen, sondern auch im Palast und noch an vielen anderen Orten. Mal heilten sie schnell mal langsam. Er stellte auch fest, dass sie irgendwo hin führten. Doch wohin? Was war das für ein Reich? Womöglich waren sie in einem Gefängnis? Fragen über Fragen auf die er noch keine Antwort hatte.
Unmöglich.
Das erste Mal hörte Yasin diese fremde Stimme. Das erste Mal klang der Schöpfer. Die Lippen zuckten leicht als er begriff und nickte. Die Stimme mit dem tiefen arabischen Akzent und vibrierendem Bariton flüsterte leise während er durch die Fäden des Sandes strich. "Ich werde dich stürzen, Schöpfer."
Sie hatte natürlich recht. Niemand weiß ob es so gewollt war oder nicht. Eher waren es die vom Land auferlegten Gesetze die ins Vibieren und schwingen geraten. Es sollte nicht sein, dass das Land bebt und Risse zeigt. Es sollten auch keine Flüsse hoch fließen. Vielleicht war das missverständlich ausgedrückt.
Der Riss hatte sich geschlossen und eine Unsichtbare Macht sie daran gehindert das Portal zu passieren. Was oder wer diese Macht ausgelöst hat dafür könnte es viele Erklärungen geben. Sie hatte den Riss nicht durchquert und dieser war nun geschlossen. Was sie erneut in diesem Land verweilen lassen würde.
Die Menschen hatten eine Weile wie gebannt zu gesehen. Dann betroffen auf das Mädchen gesehen, als diese von dieser Macht zu Boden gedrückt wurde. Sie konnten das nicht verstehen, dafür war das Volk zu primitiv. Einige nahmen sogar Reißaus, weil es befremdlich war. Es wurde getuschelt. Das war sonderbar, Freya war natürlich für sie sonderbar, denn sie war anders. Jetzt dieser Riss und dann diese 'Gewalt' die erneut die Hoffnung platzen ließ.
Es schien als hätte wirklich das gesamte Glück das Mädchen verlassen. Als hätte sich die gesamte Welt gegen sie verschworen. Ob sie je wieder auf die Beine kam?
Nach dem schließen des Risses blieben die Menschen nicht lange im Zelt. Es löste sich langsam auf. Niemand hatte anscheinend Anstoß daran genommen, einfach einzutreten, es war wohl sehr gemeinschaftlich ausgerichtet und Dinge wie meins und deins recht fließend. Der Junge musterte Freya auch nachdenklich. Nicht wissen was passiert ist.
Dann trat ein Mann ein. Sie erkannte ihn vielleicht wieder. Als sie mit Yusaf ankam war er kurz mal da gewesen. Kurz bevor der Junge seinen Großvater begrüßt hatte. "Ich bin Haaram. Ich bin Ahaats Vater." Eine warme ruhige Stimme und ein Nicken gen Jungen. Der drehte sich nun endlich um und wetzte los mit lautem Brüllen nach dem Großvater, dem er das erzählen mag was er gesehen hatte. Dieser war nämlich nicht hier gewesen. Der Fremde sprach zwar mit Akzent, aber er sprach ihre Sprache und mehr noch.
Er hielt ihr die Hand hin um ihr aufzuhelfen. Sie musste nur danach greifen.
Der Sand verbirgt die Erinnerungen
Der Fluss offenbart die Sünden
Der Himmel legt seinen Atem da
- Etoh
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- Registriert: Mi 12. Mai 2010, 11:14
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#1253
Einfach Freya... das waren die letzten Worte des Mädchens die er noch vernehmen konnte. Dann erstarb das Bild vor ihm. Eine Weile sah Etoh noch in die Silberschale, doch mehr als sein eigenes Spiegelbild konnte er nicht mehr sehen. Er gab dem Mädchen ein Versprechen. Dieses würde er auch halten wollen.
Seine Worte sollten nicht wie leere Hülsen verhallen. War es doch immer der Situation geschuldet, ob wir uns an Worte erinnern würden. Ob diese uns aufbauten oder niederschmettern würden. Ob sie Heilung brachten oder Narben hinterliesen. Etwas bewegten sie immer in uns. Es lag nur an dem einzelnen selber wie viel Gewicht man den Worten geben wollte.
Sie sprach von Scherben in ihrem Zimmer. Das sollte der Anhaltspunkt sein an dem er mit seiner Suche beginnen wollte. Würde es von den Scherben noch etwas geben, oder wurden sie bereits weg gefegt? Es würde nicht Einfach werden auch nur 'ein' Mitglied der Legion der Schatten davon zu Überzeugen warum er, der weiße Priester nun Zugang zu ihren Hallen erhalten sollte. Noch schwieriger würde es wohl sein das Zimmer des Mädchens zu betreten. Doch ein Schritt nach dem anderen.
In seinem Arbeitszimmer öffnet er eine Truhe, heraus nahm er die Waffen welche er Kenna abgenommen hatte. Er wickelt diese in ein Tuch und verstaut sie in seinem Beutel. Dazu schlägt er die Silberschale ebenfalls in ein Tuch ein. Die Schale band er sich direkt über den Rücken. Darüber warf er sich seinen Umhang um die, für ihn gerade wertvolle, Fracht zu verbergen.
So lange war das Mädchen schon verschwunden, doch nun schien er keine Zeit mehr zu haben.
Doch warum war ihm dieses Mädchen so wichtig geworden?
Erinnerungsfetzen suchten ihn immer wieder heim. Er konnte nicht so recht Unterscheiden aus welcher Epoche diese Erinnerungen waren. Selber war er der festen Überzeugung das er Freya bereits als Junge begegnet war. Sie war dabei als er das erste mal mit Balork sprach. Die Worte der Bischöfin Mondfels als sie Freya in seiner kindlichen Begleitung sah, hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt.
Doch warum war ihm dieses Mädchen so wichtig geworden?
Erinnerungsfetzen suchten ihn immer wieder heim. Er konnte nicht so recht Unterscheiden aus welcher Epoche diese Erinnerungen waren. Selber war er der festen Überzeugung das er Freya bereits als Junge begegnet war. Sie war dabei als er das erste mal mit Balork sprach. Die Worte der Bischöfin Mondfels als sie Freya in seiner kindlichen Begleitung sah, hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt.
„Was tut sie hier? Sie gehört hier nicht her! Ihre Zeit ist noch nicht gekommen!“
Für Etoh war es als ob es eine Erinnerung wäre, doch sein logischer Verstand sagt ihm das dies nicht sein konnte. Dennoch verspürte er zu dem Mädchen eine Freundschaft die aus seiner Kindheit herzurühren schien. Noch bevor er dem weiter nachgehen konnte, war sie Verschwunden gewesen. Doch nun hatten sie wieder eine Verbindung gefunden.
Das Anwesen der Legion der Schatten war weithin bekannt. Man kannte sich, doch ging man sich in der Regel weitestgehend aus dem Weg. Es gab wenige Schnittpunkte bei denen man Hand in Hand das gleiche Ziel verfolgen würde. Einzig bei der Verteidigung der Landmassen gegen die Sammler des Lebens, beim bezwingen des Gottes der Verkommenheit Gluriurl oder der Gefahr aus dem Süden durch den Drachenkönig Valerius, gab es so etwas wie eine stillschweigende Koexistenz der beiden großen Glaubensrichtungen.
Schon wenige Stunden nachdem Etoh das Gespräch mit Freya geführt hatte, stand der weiße Priester vor den Toren der Legion. Nichts Ahnend wer ihn als erstes begegnen würde. Wer ihn als erstes anhören würde.
War es eine Magd, ein Stallbursche oder gar einer aus der Führungsriege der Legion?
Natürlich lief er auch Gefahr das er wie einst im Tempel einfach ignoriert wurde....
War es eine Magd, ein Stallbursche oder gar einer aus der Führungsriege der Legion?
Natürlich lief er auch Gefahr das er wie einst im Tempel einfach ignoriert wurde....
Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
- Naheniel
- Dorfältester / Dorfälteste
- Beiträge: 169
- Registriert: Mo 27. Mai 2019, 19:18
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#1254
Über der Wüste auf Rabenfels schloss sich der Riss. Doch Risse heilten nicht einfach so zusammen, als wäre nichts geschehen. Wenn die Welten sich überlappen, wirkte eine gewaltige Kraft auf sie ein. Eine Kraft, die an beiden Enden zerrte. Es war durchaus Naheniels Absicht, dass dies eines Tages geschah. Er wollte seine Schöpfung mit der wirklichen Welt vereinen.
Seine Kreaturen mussten ihm gehorchen, denn ihr Leben war von ihm abhängig. Noch dazu mussten sie ihm dienen und konnten für ihn jeden versklaven und töten, der sich ihm in den Weg stellte. Gehorchten sie nicht seinen Befehlen und Gesetzen, konnte er sie vernichten, mit nur einem Atemzug.
Sie zerbrechen, so wie er es mit der Perle getan hatte.
Aber jetzt war noch nicht die Zeit, seine Macht war noch nicht stark genug, um sich beide Welten Untertan zu machen. Eine Vereinigung, die zu früh stattfand, konnte zu ungeahnten Verlusten führen.
Und derzeit gab es schon genug, was seine Aufmerksamkeit forderte.
"Wieso sollte ich etwas zulassen, vor dem ich Dich warne?" Naheniel legte seinen Kopf in die Schräge und betrachtete die Nordfrau eingehend. Vielleicht suchte er nach einem Anzeichen, der einen Funken natürlicher Furcht zeigte, oder die Panik, die er ihr versprochen hatte. Beides wäre überaus verständlich, war es schließlich kein alltägliches Geschehen, was sich ihr in ihrem Zimmer bot. Weder seine Gewaltbereitschaft noch das plötzliche Auftreten des Wüstensands. Es war aber nur das leichte Zittern in ihrer Stimme, nicht verräterisch genug, aber zumindest ein Anflug davon, dass sie nicht nur aus kühler Beherrschung bestand.
"Das wäre irgendwie sinnlos. Und mit Sinnlosigkeiten halte ich mich nicht auf."
Seine Augen fuhren an ihrem Körper entlang, als würde er sie mit diesen förmlich ihrer Kleidung entledigen. Würde er sie verzehren? Womöglich. Aber auf andere Weise.
Er war er. Naheniel und schwarzer Mann. Zwei Splitter wieder zusammengefügt zu einer Person, dem Schöpfer, aus dem er einst geschaffen worden war.
Naheniel verengte seine Augen und das Leuchten flackerte, nur um kurz darauf zu sterben und einer Düsternis Platz zu machen, die viel von seinem eigentlichen Selbst zeigte.
Ein Selbst, das von ihren Freunden durchgehend in Kritik gezogen wurde. Zu selbstverliebt, nur darauf aus, bei jeder Begegnung eine Frau sexuell zu beglücken, zu sehr in Machtspielchen verstrickt. Verstanden sie es nicht? Es waren keine Spiele.
Er war Macht.
"Alle wollen Antworten von mir, aber die, die ich gebe, gefallen nicht."
Man kann es eben niemandem recht machen. Wie lange es wohl diesmal dauerte, bis man sich über seinen Charakter versuchte lächerlich zu machen, nur damit man über eigene Unsicherheiten hinweg täuschte? Er musste zugeben, dass er sich darauf freute.
Vielleicht erhielt er eines Tages zumindest einen Dank dafür, dass sich aufgrund seiner Taten Personen zusammenrotteten, die einander eigentlich gar nicht ausstehen konnten. Der Gedanke war vergnüglich, somit wäre er gar nicht der Spalter, als der er angesehen wurde.
Noch musste er aber auf etwaige Freundlichkeiten warten und so konzentrierte sein Blick sich weierhin auf Syndra. Für einen Moment, der den ganzen Raum mit einer spürbaren Spannung auflud, überlegte er, ob er sich ihr nochmal nähern sollte. Schließlich war ihr Wunsch nicht ungehört geblieben. Trotzdem aber verlangte sie weiterhin nach Antworten.
Ob sie diese aber hören wollte? Das war eher fraglich. Er hingegen war bereit dafür, die ihrigen zu hören.
"Du willst also noch mehr Erklärungen? Aber natürlich bekommst Du sie."
Mit einem Schritt löste er sich von seiner Position, trat bestimmt durch den weichen Sand hindurch und ging näher auf Syndra zu. So nah, dass seine Aura nach ihr griff, ihren Körper vereinnahmte, sie packte und festhielt, ohne dass er sie dafür anfassen musste. Still war sein Lächeln, als er erneut auf sie herab sah und sie mit einer knappen, unvorhersehbaren Bewegung gegen die Tür in ihrem Rücken drängte, indem er sich mit einer Hand an dieser abstützte, weiterin darauf bedacht, die Nordfrau nicht ein einziges Mal in irgendeiner Form zu berühren.
Betrübt zog er seine Brauen zusammen und schnalzte dabei leise mit seiner Zunge. "Du lässt es zu, dass mein Feind sich an Deiner Anwesenheit erfreut und machst mir einen Vorwurf daraus, wenn ich nicht bereit bin, das zuzulassen? Noch dazu schlägst Du mich für mein Verhalten, das Du provoziert hast." Eine unwirkliche Form der Traurigkeit erreichte seine Augen, die mittlerweile wieder das altbekannte Blau angenommen hatten. Langsam hob er seine behandschuhte Hand und hielt mit angewinkelten Fingern knapp neben ihrer Wange inne. Der Geruch des Leders und seines Pferdes drang an Syndras Nase, genauso wie die Wärme der Wüste, die von dem Handschuh ausging.
"Du machst es mir wirklich nicht leicht, mich zurückzuhalten."
Als er sich der Versuchung higebend, hinab lehnte und sein heißer Atem ihre Lippen berührte, durchzog ein Beben den Raum.
Es war gut möglich, dass mit der Ankunft des weißen Priesters zu viele Welten aufeinandertrafen. Das Konstrukt der Reiche war ohnehin schon instabil, verwunderlich wäre es also nicht.
Zunächst war es schwer auszumachen, was das Beben verursachte, dennoch führte es dazu, dass der Sand in Syndras Raum leichte Wellen schlug, die sich ausbreiteten, ihre Füße nun vollends berührten und sich unter dem Türspalt hindurch schlängelten. Die Wüste begann erneut zu wandern und zu fließen, als wäre sie eine einzige lebende Masse.
Gleich darauf begannen die Fugen in Syndras Räumlichkeiten zu reißen und als erste große Steine des Bodens sich lockerten, drang das Vibrieren einer fremdländischen Stimme heran. "Sa'utiḥu bika, ayyuha al-khaliq."
Naheniel wandte zuerst seinen Blick und gleich darauf auch sich von Syndra ab und erkannte mit zornigem Entsetzen, wie der Riss sich durch den Raum zog, hinauf zu den Mauern und der anquellende Sand durch die geöffneten Fugen des Bodens in das untere Stockwerk hinab fiel. Ein Riss war geschlossen worden, ein anderer wurde dafür geöffnet.
Die Welten holten einander ein.
Seine Kreaturen mussten ihm gehorchen, denn ihr Leben war von ihm abhängig. Noch dazu mussten sie ihm dienen und konnten für ihn jeden versklaven und töten, der sich ihm in den Weg stellte. Gehorchten sie nicht seinen Befehlen und Gesetzen, konnte er sie vernichten, mit nur einem Atemzug.
Sie zerbrechen, so wie er es mit der Perle getan hatte.
Aber jetzt war noch nicht die Zeit, seine Macht war noch nicht stark genug, um sich beide Welten Untertan zu machen. Eine Vereinigung, die zu früh stattfand, konnte zu ungeahnten Verlusten führen.
Und derzeit gab es schon genug, was seine Aufmerksamkeit forderte.
"Wieso sollte ich etwas zulassen, vor dem ich Dich warne?" Naheniel legte seinen Kopf in die Schräge und betrachtete die Nordfrau eingehend. Vielleicht suchte er nach einem Anzeichen, der einen Funken natürlicher Furcht zeigte, oder die Panik, die er ihr versprochen hatte. Beides wäre überaus verständlich, war es schließlich kein alltägliches Geschehen, was sich ihr in ihrem Zimmer bot. Weder seine Gewaltbereitschaft noch das plötzliche Auftreten des Wüstensands. Es war aber nur das leichte Zittern in ihrer Stimme, nicht verräterisch genug, aber zumindest ein Anflug davon, dass sie nicht nur aus kühler Beherrschung bestand.
"Das wäre irgendwie sinnlos. Und mit Sinnlosigkeiten halte ich mich nicht auf."
Seine Augen fuhren an ihrem Körper entlang, als würde er sie mit diesen förmlich ihrer Kleidung entledigen. Würde er sie verzehren? Womöglich. Aber auf andere Weise.
Er war er. Naheniel und schwarzer Mann. Zwei Splitter wieder zusammengefügt zu einer Person, dem Schöpfer, aus dem er einst geschaffen worden war.
Naheniel verengte seine Augen und das Leuchten flackerte, nur um kurz darauf zu sterben und einer Düsternis Platz zu machen, die viel von seinem eigentlichen Selbst zeigte.
Ein Selbst, das von ihren Freunden durchgehend in Kritik gezogen wurde. Zu selbstverliebt, nur darauf aus, bei jeder Begegnung eine Frau sexuell zu beglücken, zu sehr in Machtspielchen verstrickt. Verstanden sie es nicht? Es waren keine Spiele.
Er war Macht.
"Alle wollen Antworten von mir, aber die, die ich gebe, gefallen nicht."
Man kann es eben niemandem recht machen. Wie lange es wohl diesmal dauerte, bis man sich über seinen Charakter versuchte lächerlich zu machen, nur damit man über eigene Unsicherheiten hinweg täuschte? Er musste zugeben, dass er sich darauf freute.
Vielleicht erhielt er eines Tages zumindest einen Dank dafür, dass sich aufgrund seiner Taten Personen zusammenrotteten, die einander eigentlich gar nicht ausstehen konnten. Der Gedanke war vergnüglich, somit wäre er gar nicht der Spalter, als der er angesehen wurde.
Noch musste er aber auf etwaige Freundlichkeiten warten und so konzentrierte sein Blick sich weierhin auf Syndra. Für einen Moment, der den ganzen Raum mit einer spürbaren Spannung auflud, überlegte er, ob er sich ihr nochmal nähern sollte. Schließlich war ihr Wunsch nicht ungehört geblieben. Trotzdem aber verlangte sie weiterhin nach Antworten.
Ob sie diese aber hören wollte? Das war eher fraglich. Er hingegen war bereit dafür, die ihrigen zu hören.
"Du willst also noch mehr Erklärungen? Aber natürlich bekommst Du sie."
Mit einem Schritt löste er sich von seiner Position, trat bestimmt durch den weichen Sand hindurch und ging näher auf Syndra zu. So nah, dass seine Aura nach ihr griff, ihren Körper vereinnahmte, sie packte und festhielt, ohne dass er sie dafür anfassen musste. Still war sein Lächeln, als er erneut auf sie herab sah und sie mit einer knappen, unvorhersehbaren Bewegung gegen die Tür in ihrem Rücken drängte, indem er sich mit einer Hand an dieser abstützte, weiterin darauf bedacht, die Nordfrau nicht ein einziges Mal in irgendeiner Form zu berühren.
Betrübt zog er seine Brauen zusammen und schnalzte dabei leise mit seiner Zunge. "Du lässt es zu, dass mein Feind sich an Deiner Anwesenheit erfreut und machst mir einen Vorwurf daraus, wenn ich nicht bereit bin, das zuzulassen? Noch dazu schlägst Du mich für mein Verhalten, das Du provoziert hast." Eine unwirkliche Form der Traurigkeit erreichte seine Augen, die mittlerweile wieder das altbekannte Blau angenommen hatten. Langsam hob er seine behandschuhte Hand und hielt mit angewinkelten Fingern knapp neben ihrer Wange inne. Der Geruch des Leders und seines Pferdes drang an Syndras Nase, genauso wie die Wärme der Wüste, die von dem Handschuh ausging.
"Du machst es mir wirklich nicht leicht, mich zurückzuhalten."
Als er sich der Versuchung higebend, hinab lehnte und sein heißer Atem ihre Lippen berührte, durchzog ein Beben den Raum.
Es war gut möglich, dass mit der Ankunft des weißen Priesters zu viele Welten aufeinandertrafen. Das Konstrukt der Reiche war ohnehin schon instabil, verwunderlich wäre es also nicht.
Zunächst war es schwer auszumachen, was das Beben verursachte, dennoch führte es dazu, dass der Sand in Syndras Raum leichte Wellen schlug, die sich ausbreiteten, ihre Füße nun vollends berührten und sich unter dem Türspalt hindurch schlängelten. Die Wüste begann erneut zu wandern und zu fließen, als wäre sie eine einzige lebende Masse.
Gleich darauf begannen die Fugen in Syndras Räumlichkeiten zu reißen und als erste große Steine des Bodens sich lockerten, drang das Vibrieren einer fremdländischen Stimme heran. "Sa'utiḥu bika, ayyuha al-khaliq."
Naheniel wandte zuerst seinen Blick und gleich darauf auch sich von Syndra ab und erkannte mit zornigem Entsetzen, wie der Riss sich durch den Raum zog, hinauf zu den Mauern und der anquellende Sand durch die geöffneten Fugen des Bodens in das untere Stockwerk hinab fiel. Ein Riss war geschlossen worden, ein anderer wurde dafür geöffnet.
Die Welten holten einander ein.
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
- -Freya-
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#1255
Tja, dann waren all die Bilder wohl nur in ihrem Kopf geschehen. Ein solches Malheur passierte öfter mal und gewiss nicht nur Freya. Man glaubte fest an irgendwelche Dinge, ließ sich leiten, nahm sich etwas vor zu tun oder war im Glauben, dass etwas geschah und schwupp, eh man sich versah, lief alles vollkommen anders.
Der Erzähler war bereits offenbar mehrfach spürbar verstimmt darüber, dass man die Handlung eingehender beeinflussen wollte und sogar Ogrimar selbst mochte erzürnt sein. Aber wer wagt es das zu hinterfragen oder zu widersprechen?
Die unaufhörlich aufkeimenden Zeichen, waren nicht zu übersehen und die Befindlichkeiten eines einzelnen waren dabei scheinbar für ein höheres Wesen kaum mehr von Belang. Egal, was man offenbar tat oder sagte, welche Entscheidung man traf, es war schlicht der falsche Weg oder die verkehrte Wahl. Irgendwann gelangte man dabei an einen Punkt der Akzeptanz, was gewiss nicht gleichbedeutend war mit einer Kapitulation. Vielleicht war einfach das Interesse des dunklen Lords an ihr geschwunden, ihre Bedeutung am Ende sogar ersetzt, sodass sie nur noch ein Spielball der Launen einer höheren Macht war?
Aber war es wichtig? Nein. So lange man selbst nicht den Glauben verlor, stand man wieder auf. Man schritt konsequent weiter voran, nur ging man die Dinge unter Umständen anders an, um auf das Unerwartete zu reagieren. Einen Weg zu finden. Wahrer Glaube bedeutete keinen Zweifel am Willen des Meisters.
Sie hatte es gehört und gespürt. Die Vibration, welche sich anfühlte, als könnte sie nach ihm greifen ohne ihn zu sehen. Das Zittern der Erde, je näher ihre Hand nach dem Portal griff und der Sand sich wie rote Fäden um ihre Finger geschlungen hatte. Keine Illusion der Welt, konnte diese Magie widerspiegeln oder vortäuschen. Diese Macht, welche sie unmittelbar davongeschleudert hatte, als sie das Gefühl hatte ihn beinahe berühren zu können.
Jene Sande, die den Riss umgeben hatten und wie der Fluss eines Stundenglases zusammenliefen, um dann am Boden zu zerfließen. Vielleicht ein sehr metaphorischer Ausdruck.
Ungläubig sah Freya auf die nackte Zeltwand, als sie ihre Wimpern anhob. Schatten von Menschen bewegten sich fort. Fremde, denen sie keine Beachtung schenkte, während die Stimme noch immer präsent in ihren Gedanken nachhallte. „Unmöglich.“
Manche Dinge taten sich vor ihrem inneren Auge auf, wie ein Gewittersturm. Und dann, dann war er da. So wie bei dem Reiter. Eine Angst die sie befiel und die Berge bröckelten aus dem Himmel hinab.
Ihr Blick war auf den Punkt gerichtet, wo der Riss sich vor ihr geschlossen hatte. Sie hatte es gehört und gesehen, doch etwas oder jemand hatte sie weggestoßen.
Fest presste sie ihre Lippen zusammen. Es war das erste Mal, wo sie nicht das Gefühl gehabt hatte, von ihren Erinnerungen betrogen zu werden. Ein wirklicher Hoffnungsschimmer, der vor ihr gelegen hatte und den nicht nur sie dieses Mal wahrgenommen hatte. Warum?
Warum verflucht? Wütend grub sie ihre Finger in den Sand, während der Atem zitternd über ihre Lippen kam, während Freya gegen die brennenden Tränen in ihren Augenwinkeln ankämpfte. Jede davon verschwendet und doch beschworen Zorn und Verzweiflung sie unerbittlich hinauf. Was verdammt nochmal erwartete Ogrimar von ihr?
Sollte sie gebrochen werden? Ihr Glaube, ihr Geist? Sie verstand es nicht. Nichts mehr um sich herum. Was wirklich geschah und was nicht, was sollte sie tun oder eben nicht.
Seufzend liess sie ihren Kopf hängen. Die dunklen Haare glitten in feinen Strähnen nach vorn über ihre Schultern hinweg, während sie auf den roten Sand vor sich blickte, um in ruhigen Atemzügen das unwiderrufliche zu akzeptieren und ihre Wut in sich zu zügeln. Der dunkle Meister würde ihr sowieso nicht antworten. War es wirklich sein Wille, ihren Geist zu foltern und ihre Seele zu brechen? Nach allem, was er ihr zuvor offenbart hatte?
Bebend holte sie Luft, während sie ihren eigenen Schatten am Boden betrachtete. Kein Ausbruch oder Schrei ebenso keine Tränen würden helfen. Freya wusste es mittlerweile.
Nein, sie musste dem trotzen bis zum letzten Atemzug. Sollte es eine Prüfung sein, so war Scheitern keine Sünde, aufgeben jedoch schon. Es war anscheinend nicht unmöglich, einen Weg zu finden. Wo ein Riss sich aufgetan hatte, um sie vielleicht nur zu erinnern, konnte auch ein zweiter erscheinen. Irgendwie und irgendwo.
Noch während sie darüber nachdachte, sah sie plötzlich eine Hand vor sich, gefolgt von einer Stimme, die sich offensichtlich an sie wandte.
Langsam nur hob Freya ihren Blick an. Das Blau darin mochte noch glasig wirken, spürte sie noch immer das Brennen in ihnen, während sie die aufkommende Vorstellung verdrängte, nur einen Schritt von Zuhause entfernt gewesen zu sein. So nah und doch so fern.
Eine Seifenblase, die zersprungen war in ihre unbedeutenden Einzelteile und sie erneut hier stranden ließ. Allein unter Fremden, die sie vermutlich nicht nur für anders, sondern vielmehr für wunderlich oder verrückt halten mochten.
Blinzelnd sah sie hinauf. Ein Lächeln, das nur Fassade war, legte sich auf ihre Lippen, bevor Freya überhaupt begriff, dass der Unbekannte ihre Sprache verstand. Ohne seine Hilfe in Anspruch zu nehmen, erhob sich das Mädchen selbst und aus eigener Kraft. Eine zarte und geschmeidige Bewegung, mit der sie sich eigenständig aus ihrer knienden Position langsam erhob.
„Danke Euch, Haaram.“ Erwiderte sie mit einer auferlegten Ruhe, seine Geste anerkennend, auch wenn sie jene nicht angenommen hatte. Sie brauchte kein Mitleid, in dem sie anschließend wieder versinken würde.
Allerdings auch wenn sie unter einfachen Menschen weilte, so war sie auf genug andere Weisen hier in der Wüste auf deren Wohlwollen angewiesen. Es war gleich, ob sie simpel gestrickt oder hochwohlgeboren waren. Gebührender Respekt und Höflichkeit durfte sie nicht vergessen, ganz gleich, wie fürchterlich die Gefühle in ihr aufwallten. Erneut blinzelte Freya, um das Beben auf ihren Lippen irgendwie unter Kontrolle zu bekommen.
„Man nennt mich Freya.“ Ein Satz, den sie bereits so oft gesagt hatte, dass sie beinahe gequält lächeln musste, als wüsste sie wie schnell ein weiteres Mal der Name Bedeutung verlieren würde. Kurz nur sah sie an sich hinab und strich den Sand aus ihrem Kleid. Ein roter Schatten, der auf dem hellen Stoff haftete, bevor sie seinen Blick aufgriff.
Ein erkennender Glanz überflog jedoch plötzlich ihre von Schmerz getränkten Augen, als sie zu ihm aufsah und sich seiner Worte bewusst wurde. „Moment, ihr sprecht meine Sprache?“
Der Erzähler war bereits offenbar mehrfach spürbar verstimmt darüber, dass man die Handlung eingehender beeinflussen wollte und sogar Ogrimar selbst mochte erzürnt sein. Aber wer wagt es das zu hinterfragen oder zu widersprechen?
Die unaufhörlich aufkeimenden Zeichen, waren nicht zu übersehen und die Befindlichkeiten eines einzelnen waren dabei scheinbar für ein höheres Wesen kaum mehr von Belang. Egal, was man offenbar tat oder sagte, welche Entscheidung man traf, es war schlicht der falsche Weg oder die verkehrte Wahl. Irgendwann gelangte man dabei an einen Punkt der Akzeptanz, was gewiss nicht gleichbedeutend war mit einer Kapitulation. Vielleicht war einfach das Interesse des dunklen Lords an ihr geschwunden, ihre Bedeutung am Ende sogar ersetzt, sodass sie nur noch ein Spielball der Launen einer höheren Macht war?
Aber war es wichtig? Nein. So lange man selbst nicht den Glauben verlor, stand man wieder auf. Man schritt konsequent weiter voran, nur ging man die Dinge unter Umständen anders an, um auf das Unerwartete zu reagieren. Einen Weg zu finden. Wahrer Glaube bedeutete keinen Zweifel am Willen des Meisters.
Sie hatte es gehört und gespürt. Die Vibration, welche sich anfühlte, als könnte sie nach ihm greifen ohne ihn zu sehen. Das Zittern der Erde, je näher ihre Hand nach dem Portal griff und der Sand sich wie rote Fäden um ihre Finger geschlungen hatte. Keine Illusion der Welt, konnte diese Magie widerspiegeln oder vortäuschen. Diese Macht, welche sie unmittelbar davongeschleudert hatte, als sie das Gefühl hatte ihn beinahe berühren zu können.
Jene Sande, die den Riss umgeben hatten und wie der Fluss eines Stundenglases zusammenliefen, um dann am Boden zu zerfließen. Vielleicht ein sehr metaphorischer Ausdruck.
Ungläubig sah Freya auf die nackte Zeltwand, als sie ihre Wimpern anhob. Schatten von Menschen bewegten sich fort. Fremde, denen sie keine Beachtung schenkte, während die Stimme noch immer präsent in ihren Gedanken nachhallte. „Unmöglich.“
Manche Dinge taten sich vor ihrem inneren Auge auf, wie ein Gewittersturm. Und dann, dann war er da. So wie bei dem Reiter. Eine Angst die sie befiel und die Berge bröckelten aus dem Himmel hinab.
Ihr Blick war auf den Punkt gerichtet, wo der Riss sich vor ihr geschlossen hatte. Sie hatte es gehört und gesehen, doch etwas oder jemand hatte sie weggestoßen.
Fest presste sie ihre Lippen zusammen. Es war das erste Mal, wo sie nicht das Gefühl gehabt hatte, von ihren Erinnerungen betrogen zu werden. Ein wirklicher Hoffnungsschimmer, der vor ihr gelegen hatte und den nicht nur sie dieses Mal wahrgenommen hatte. Warum?
Warum verflucht? Wütend grub sie ihre Finger in den Sand, während der Atem zitternd über ihre Lippen kam, während Freya gegen die brennenden Tränen in ihren Augenwinkeln ankämpfte. Jede davon verschwendet und doch beschworen Zorn und Verzweiflung sie unerbittlich hinauf. Was verdammt nochmal erwartete Ogrimar von ihr?
Sollte sie gebrochen werden? Ihr Glaube, ihr Geist? Sie verstand es nicht. Nichts mehr um sich herum. Was wirklich geschah und was nicht, was sollte sie tun oder eben nicht.
Seufzend liess sie ihren Kopf hängen. Die dunklen Haare glitten in feinen Strähnen nach vorn über ihre Schultern hinweg, während sie auf den roten Sand vor sich blickte, um in ruhigen Atemzügen das unwiderrufliche zu akzeptieren und ihre Wut in sich zu zügeln. Der dunkle Meister würde ihr sowieso nicht antworten. War es wirklich sein Wille, ihren Geist zu foltern und ihre Seele zu brechen? Nach allem, was er ihr zuvor offenbart hatte?
Bebend holte sie Luft, während sie ihren eigenen Schatten am Boden betrachtete. Kein Ausbruch oder Schrei ebenso keine Tränen würden helfen. Freya wusste es mittlerweile.
Nein, sie musste dem trotzen bis zum letzten Atemzug. Sollte es eine Prüfung sein, so war Scheitern keine Sünde, aufgeben jedoch schon. Es war anscheinend nicht unmöglich, einen Weg zu finden. Wo ein Riss sich aufgetan hatte, um sie vielleicht nur zu erinnern, konnte auch ein zweiter erscheinen. Irgendwie und irgendwo.
Noch während sie darüber nachdachte, sah sie plötzlich eine Hand vor sich, gefolgt von einer Stimme, die sich offensichtlich an sie wandte.
Langsam nur hob Freya ihren Blick an. Das Blau darin mochte noch glasig wirken, spürte sie noch immer das Brennen in ihnen, während sie die aufkommende Vorstellung verdrängte, nur einen Schritt von Zuhause entfernt gewesen zu sein. So nah und doch so fern.
Eine Seifenblase, die zersprungen war in ihre unbedeutenden Einzelteile und sie erneut hier stranden ließ. Allein unter Fremden, die sie vermutlich nicht nur für anders, sondern vielmehr für wunderlich oder verrückt halten mochten.
Blinzelnd sah sie hinauf. Ein Lächeln, das nur Fassade war, legte sich auf ihre Lippen, bevor Freya überhaupt begriff, dass der Unbekannte ihre Sprache verstand. Ohne seine Hilfe in Anspruch zu nehmen, erhob sich das Mädchen selbst und aus eigener Kraft. Eine zarte und geschmeidige Bewegung, mit der sie sich eigenständig aus ihrer knienden Position langsam erhob.
„Danke Euch, Haaram.“ Erwiderte sie mit einer auferlegten Ruhe, seine Geste anerkennend, auch wenn sie jene nicht angenommen hatte. Sie brauchte kein Mitleid, in dem sie anschließend wieder versinken würde.
Allerdings auch wenn sie unter einfachen Menschen weilte, so war sie auf genug andere Weisen hier in der Wüste auf deren Wohlwollen angewiesen. Es war gleich, ob sie simpel gestrickt oder hochwohlgeboren waren. Gebührender Respekt und Höflichkeit durfte sie nicht vergessen, ganz gleich, wie fürchterlich die Gefühle in ihr aufwallten. Erneut blinzelte Freya, um das Beben auf ihren Lippen irgendwie unter Kontrolle zu bekommen.
„Man nennt mich Freya.“ Ein Satz, den sie bereits so oft gesagt hatte, dass sie beinahe gequält lächeln musste, als wüsste sie wie schnell ein weiteres Mal der Name Bedeutung verlieren würde. Kurz nur sah sie an sich hinab und strich den Sand aus ihrem Kleid. Ein roter Schatten, der auf dem hellen Stoff haftete, bevor sie seinen Blick aufgriff.
Ein erkennender Glanz überflog jedoch plötzlich ihre von Schmerz getränkten Augen, als sie zu ihm aufsah und sich seiner Worte bewusst wurde. „Moment, ihr sprecht meine Sprache?“
Zuletzt geändert von -Freya- am Fr 27. Sep 2024, 22:25, insgesamt 1-mal geändert.
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
- Yasin bin Saaid al Sabbah
- Kräuterkundiger / Kräuterkundige
- Beiträge: 15
- Registriert: Fr 2. Aug 2024, 15:18
#1256
Ganz im Gegenteil dieser Erzähler ist erfreut darüber, dass für ihn unerwartete Wendungen geschehen. Er nimmt sich lediglich ein wenig zurück um die neuen Wendungen ihren Platz zu lassen, sich zu entfalten, damit der Geschichte Raum gegeben kann. Verstimmt ist das mit also nichten und ebenso unklar ob er gemeint war. Er war nur eine Randfigur, also nicht im Fokus um so erfreulicher, wenn mehr Ideen eingebracht wurden, welche die Geschichte bereichern.
Wie also ist es gelungen das ein Geschöpf dieser Welt die Macht an sich reißen konnte? Die Sande beeinflusste. Weit entfernt im Palast hatte der Prinz sich eingehender mit dem Riss beschäftigt. Eine Fremde Welt. Eine Auktion die abgesagt wurde, weil der Auktionator getötet wurde. Der von der Gräfin kam. Die ein Mädchen verkauft hatte mit schwarzem Haar und nicht von dieser Welt zu sein schien. Vielleicht wusste sie mehr über die Welt hinter den Rissen. Er wollte sogar eine Wache hindurchschicken, aber der Riss verschwand bevor er das vollenden konnte. Er musste also neue Risse schaffen, er musste wissen was dahinter lag. Dieses Mädchen war seine einzige Spur, selbst wenn sie nichts wusste über diese Lande, war es eine Spur. Er schickte Spione um das Mädchen vielleicht zu finden.
Er spielte mit den Fäden wie als wären es Harfenseiten. Über den Thron prankt sein Wappen. Eine liegende Acht mit einer Krone und die Umrisse von Dünen im Inneren der Acht. Er war der Prinz mit hohen Ambitionen und er hatte ganz unscheinbar die Macht erlangt, sich tatsächlich dem Schöpfer zu widersetzen.
Im Moment konnte sie hier keine Aufregung sonst erkennen. Das Reich war groß und der nächste Riss vielleicht weiter entfernt. Oder aber je nachdem wie sehr sie suchte konnte sie einen finden. Die Umgebung war bis auf die Oase kein besonders guter Ort um zu suchen, eben die Wüste war unberechenbar geworden und selbst der Schöpfer schien keine volle Kontrolle mehr über sie zu haben.
Der Mann zog neutral höflich die Hand zurück. Das Mädchen stand von alleine auf und er machte ihr keinen Vorwurf. Vermutlich war das ganze verwirrend genug oder frustrierend genug. Er wusste nichts über ihren Weg den sie bis hierhin zurück gelegt hatte. "Ja das tue ich, Freya." Wie kam es. "Ich bin Wesir, ich kenne viele Sprachen." Erklärte er ihr ohne das sie danach gefragt hat, aber er nahm ihr die Frage einfach vorweg. Ob sie damit was anfangen konnte?
Er legte den Kopf schief. "Ein Wesir ist ein Wissender oder ein Wissensucher und eure Sprache habe ich gelernt, neben vielen anderen." Es gab also die Möglichkeit die Sprachen zu lernen. Er wartete auf sie. Ob sie aus dem Zelt gehen wollte oder nicht. Seine eigenen Mimik war neutral, freundlich lächelnd, aber auch neugierig. "Ihr gehört ihr nicht her, richtig? Woher kommt ihr?" Fragte er also nach und seine Stimme war angenehm, wenn auch ziemlicher Standart unter den Menschen.
Der Vater erwies sich als Mann mittleren Alters. Er hatte volles schwarzen teils gelocktes Haar und braune Augen. Wie viele Männer hier trug er einen Vollbart. Er trug die typische Kleidung der Wüstenleute in hellen Beigetönen und einer blauen Schärpe. Auf dieser war ein Wappen zu sehen. Es war eine liegende Acht mit einer Krone. In dem inneren der Acht waren Dünen gestickt. Sehr einfach gehalten, aber man erkennt das es eine Wüste darstellen sollte. "Ich will nicht zu aufdringlich sein, Freya. Aber wisst ihr was das war?" Denn Wesir hin oder her, er wirkte durchaus so, als hätte er es zum ersten Mal gesehen.
Wie also ist es gelungen das ein Geschöpf dieser Welt die Macht an sich reißen konnte? Die Sande beeinflusste. Weit entfernt im Palast hatte der Prinz sich eingehender mit dem Riss beschäftigt. Eine Fremde Welt. Eine Auktion die abgesagt wurde, weil der Auktionator getötet wurde. Der von der Gräfin kam. Die ein Mädchen verkauft hatte mit schwarzem Haar und nicht von dieser Welt zu sein schien. Vielleicht wusste sie mehr über die Welt hinter den Rissen. Er wollte sogar eine Wache hindurchschicken, aber der Riss verschwand bevor er das vollenden konnte. Er musste also neue Risse schaffen, er musste wissen was dahinter lag. Dieses Mädchen war seine einzige Spur, selbst wenn sie nichts wusste über diese Lande, war es eine Spur. Er schickte Spione um das Mädchen vielleicht zu finden.
Er spielte mit den Fäden wie als wären es Harfenseiten. Über den Thron prankt sein Wappen. Eine liegende Acht mit einer Krone und die Umrisse von Dünen im Inneren der Acht. Er war der Prinz mit hohen Ambitionen und er hatte ganz unscheinbar die Macht erlangt, sich tatsächlich dem Schöpfer zu widersetzen.
Im Moment konnte sie hier keine Aufregung sonst erkennen. Das Reich war groß und der nächste Riss vielleicht weiter entfernt. Oder aber je nachdem wie sehr sie suchte konnte sie einen finden. Die Umgebung war bis auf die Oase kein besonders guter Ort um zu suchen, eben die Wüste war unberechenbar geworden und selbst der Schöpfer schien keine volle Kontrolle mehr über sie zu haben.
Der Mann zog neutral höflich die Hand zurück. Das Mädchen stand von alleine auf und er machte ihr keinen Vorwurf. Vermutlich war das ganze verwirrend genug oder frustrierend genug. Er wusste nichts über ihren Weg den sie bis hierhin zurück gelegt hatte. "Ja das tue ich, Freya." Wie kam es. "Ich bin Wesir, ich kenne viele Sprachen." Erklärte er ihr ohne das sie danach gefragt hat, aber er nahm ihr die Frage einfach vorweg. Ob sie damit was anfangen konnte?
Er legte den Kopf schief. "Ein Wesir ist ein Wissender oder ein Wissensucher und eure Sprache habe ich gelernt, neben vielen anderen." Es gab also die Möglichkeit die Sprachen zu lernen. Er wartete auf sie. Ob sie aus dem Zelt gehen wollte oder nicht. Seine eigenen Mimik war neutral, freundlich lächelnd, aber auch neugierig. "Ihr gehört ihr nicht her, richtig? Woher kommt ihr?" Fragte er also nach und seine Stimme war angenehm, wenn auch ziemlicher Standart unter den Menschen.
Der Vater erwies sich als Mann mittleren Alters. Er hatte volles schwarzen teils gelocktes Haar und braune Augen. Wie viele Männer hier trug er einen Vollbart. Er trug die typische Kleidung der Wüstenleute in hellen Beigetönen und einer blauen Schärpe. Auf dieser war ein Wappen zu sehen. Es war eine liegende Acht mit einer Krone. In dem inneren der Acht waren Dünen gestickt. Sehr einfach gehalten, aber man erkennt das es eine Wüste darstellen sollte. "Ich will nicht zu aufdringlich sein, Freya. Aber wisst ihr was das war?" Denn Wesir hin oder her, er wirkte durchaus so, als hätte er es zum ersten Mal gesehen.
Der Sand verbirgt die Erinnerungen
Der Fluss offenbart die Sünden
Der Himmel legt seinen Atem da
#1257
„Nein, das sehe ich anders.“ Zwar akzeptierte sie seine Sichtweise, aber ihre persönliche Wahrnehmung war eine andere. „Es ist nicht so,
dass man immer eine Wahl hat. Sicher verbirgt sich hinter jeder Narbe auch eine Geschichte. Aber manche von ihnen sind gewiss nicht für
die breite Maße gedacht.“ Das Leben selbst ist voller Herausforderungen und Prüfungen. Manche fördern die eigene Entwicklung, ließen
einen wachsen und neue Perspektiven annehmen, wohingegen andere wohl nur dazu bestimmt waren zu erkennen, dass dies nicht der richtige
Weg war. Aber auch wenn Letztere es durchaus vermochten, einen an die Grenzen des Erträglichen zu treiben, gehörten sie ebenso dazu.
Der natürliche Kreislauf des Lebens, dem niemand entkommen konnte.
Das war Ogrimars Art seine Spuren in jedem von ihnen zu hinterlassen und um zu sehen, wie glaubensfest seiner Anhänger waren. Niemand
konnte im Voraus erahnen, ob die gegenwärtige Herausforderung ein Scheitern oder Vorrankommen bedeuten würde. Doch jede einzelne von
ihnen schenkte Erfahrung, welche einen für den Rest des Lebens begleiten würde. Blickte man mit einigen Jahren Distanz auf die
Vergangenheit zurück, waren manche Begegnungen nicht mehr als verblasste Anekdoten, nostalgische Erinnerungen, welche die eigene
jugendliche Naivität in den Vordergrund stellten. Wieder Andere hingegen würden einen jedoch niemals vollends loslassen, sie prägten
nachhaltig, ließen einen vorsichtig werden und verhinderten, dass man die Fehler der Vergangenheit wiederholte.
„~ Du wirst mich doch wohl nicht als Fehler der Vergangenheit betiteln wollen? Das wäre extrem unhöflich, wenn nicht gar unverzeihlich, wo
ich deine liebreizende Gesellschaft doch so enorm schätze. Du solltest dich wirklich geehrt fühlen, dass ich da bin, es nicht leid werde dir zu
helfen und dir dabei noch Möglichkeiten der freien Entfaltung biete, also gut eigentlich nicht wirklich, aber wer wird denn hier so kleinlich
sein? Bereust du es etwa, deine Seele geopfert zu haben, um das Kind zu schützen? Ein Kind welches nun doch verloren scheint und nicht in
der Lage ist seiner Bestimmung zu folgen, wirklich tragisch sowas. Manchmal sollte man wirklich vorher prüfen, worauf man sich so einlässt. ~“
Nein sie bereute es nicht, dass sie ein Opfer gebracht hatte, um das Kind zu beschützen. Sie hatte schon immer für ihre Überzeugungen
eingestanden und war ihren Prinzipien treu geblieben. Nur wegen ihr war Freya zu jener Zeit überhaupt in dieser Hütte gewesen, aber
gleichgültig wie sie sich damals entschieden hätte, jede ihrer Optionen war bescheiden gewesen. Wenn sie nicht eingeschritten wäre,
müsste sie nun vielleicht mit den Konsequenzen ihrer Untätigkeit leben.
„~ Das hat alles ganz vorzüglich funktioniert nicht wahr? Du wolltest den Dunkelmagier davor bewahren, dass er in einem Anflug absoluter
Selbstüberschätzung Magie anwendet, welche ihm unweigerlich zum Verhängnis werden würde, ach ja und das Kind sollte unter keinen
Umständen in feindliche Hände geraten. Doch ich sehe das genauso wie du, wärst du in deiner unendlichen Selbstlosigkeit nicht eingeschritten,
hätte es die Situation für alle so viel schlechter gemacht. Sieh es endlich ein! Niemand, kann seiner Bestimmung entkommen, das Schicksal wird
dich immer wieder einholen. “~
Je eindringlicher der Dämon versuchte sich Gehör zu verschaffen, umso mehr driftete sie in ihren Gedanken ab, beinahe hätte sie dabei
sogar Stellan ausgeblendet, welcher gedachte sich eifrig ein weiteres Glas Wein zu genehmigen, während er offenbar versuchte hinter ihre
Fassade zu blicken. Allerdings kam Lorena nicht mehr dazu auf seine Fragen, bezüglich ihrer Fähigkeit zur Selbstreflektion zu reagieren,
da der alte Mann in jenem Moment von einem eigenartigen Hustenschauer gebeutelt wurde. Anscheinend gönnte ihm jemand oder etwas seinen
Gaumenschmaus wohl nicht, denn noch bevor er das Glas zu seinen Lippen führen konnte, rieselte rötlicher Sand aus seinem Mund.
Ein ungewöhnlicher Auswurf, der definitiv nicht von einer Erkältung oder seiner vorherigen Erschöpfung verursacht worden sein konnte.
Sowohl fasziniert als auch skeptisch, musterte sie den Kauz, wie er versuchte mit seiner Verwirrung und dem womöglich zwischen den Zähnen
knirschenden Sandkörnern fertig zu werden. Schon zuvor hatte Stellan sie durch seine etwas irreführende und sprunghafte Gesprächsführung
argwöhnisch werden lassen. Aber nun waren es die kleinen Zwischentöne, welche sie hellhörig werden ließen.
„Es scheint, als hättet ihr längst eine Wahl getroffen.“ Kurz hielt sie inne, um zu sehen, ob ihm selbst die Erkenntnis kam. „Ihr sprecht von
einer hysterischen Priesterin und eurem Sohn, auch wenn er nicht fehlerfrei sein mag, so ist die Verbindung zu ihm scheinbar enger geknüpft.“
Mit einem Nicken deutete sie auf die Sandkörnchen am Boden. Eure Tochter bricht am Ende ihrer Kräfte zusammen, was euch nicht sonderlich
zu tangieren scheint, obwohl dies direkt vor Euren Augen geschehen ist. Naheniel hingegen, enttäuscht Euch und eure Erwartungen offenbar
ebenfalls, wenn ich Euch und Euer Verhalten nicht missinterpretiere, aber das Ergebnis dessen, schlägt bedeutend intensivere Wellen.
All diese Anzeichen waren nicht von der Hand zu weisen, auch wenn sie versuchte ihre Vorbehalte beiseite zu legen.
„Was können meine Worte also noch bewirken? Ich bin weder eine Prophetin noch gewillt Euch in irgendeiner Form zu bekehren.“ Auch wenn dies
nicht gleichbedeutend damit war, dass sie Entscheidungen aus dem Weg ging. „Wie wir schon festgestellt haben, scheint keiner der beiden derzeit
geeignet zu sein, sich dieser Aufgabe mit der nötigen Sorgfalt zu widmen. Ich würde euch also empfehlen, dass Ihr euch selbst jener annehmt oder
alles dafür in die Wege leitet, dass die nächste Generation handlungsfähig ist, wenn ihre Zeit gekommen ist.“ Auch wenn es momentan noch absurd
klang, dass Nymeria Freya auf ihrem Weg geleiten sollte, wäre sie zumindest nicht vorbelastet oder gar von niederen Gelüsten getrieben.
„Unabhängig davon wie klein oder groß Etwas auch sein mag, viel wichtiger ist doch, zudem zu stehen, was man entfesselt hat.“ Etwas, dass nicht
vielen gegeben war. „Wie verhält sich das bei Euch? Seid Ihr in der Lage hinter eurer Wahl zu stehen oder möchtet ihr weiterhin dementieren,
wem Eure Gunst gilt?“ Da ihr Blick noch immer auf den am Boden liegenden Sandkörnern verweilte, hatte sie bemerkt, wie sich fast unmerklich
weitere feine Körnchen zu den ersten dazu gesellt hatten. Ähnlich wie im Winter, wenn die ersten Schneeflocken den Boden bedeckten.
War dies ein stummes Eingeständnis seiner eigenen Fehlbarkeit oder wollte er ihr mit einer Metapher verdeutlichen, wessen Gefolgschaft er
zugehörig war?
dass man immer eine Wahl hat. Sicher verbirgt sich hinter jeder Narbe auch eine Geschichte. Aber manche von ihnen sind gewiss nicht für
die breite Maße gedacht.“ Das Leben selbst ist voller Herausforderungen und Prüfungen. Manche fördern die eigene Entwicklung, ließen
einen wachsen und neue Perspektiven annehmen, wohingegen andere wohl nur dazu bestimmt waren zu erkennen, dass dies nicht der richtige
Weg war. Aber auch wenn Letztere es durchaus vermochten, einen an die Grenzen des Erträglichen zu treiben, gehörten sie ebenso dazu.
Der natürliche Kreislauf des Lebens, dem niemand entkommen konnte.
Das war Ogrimars Art seine Spuren in jedem von ihnen zu hinterlassen und um zu sehen, wie glaubensfest seiner Anhänger waren. Niemand
konnte im Voraus erahnen, ob die gegenwärtige Herausforderung ein Scheitern oder Vorrankommen bedeuten würde. Doch jede einzelne von
ihnen schenkte Erfahrung, welche einen für den Rest des Lebens begleiten würde. Blickte man mit einigen Jahren Distanz auf die
Vergangenheit zurück, waren manche Begegnungen nicht mehr als verblasste Anekdoten, nostalgische Erinnerungen, welche die eigene
jugendliche Naivität in den Vordergrund stellten. Wieder Andere hingegen würden einen jedoch niemals vollends loslassen, sie prägten
nachhaltig, ließen einen vorsichtig werden und verhinderten, dass man die Fehler der Vergangenheit wiederholte.
„~ Du wirst mich doch wohl nicht als Fehler der Vergangenheit betiteln wollen? Das wäre extrem unhöflich, wenn nicht gar unverzeihlich, wo
ich deine liebreizende Gesellschaft doch so enorm schätze. Du solltest dich wirklich geehrt fühlen, dass ich da bin, es nicht leid werde dir zu
helfen und dir dabei noch Möglichkeiten der freien Entfaltung biete, also gut eigentlich nicht wirklich, aber wer wird denn hier so kleinlich
sein? Bereust du es etwa, deine Seele geopfert zu haben, um das Kind zu schützen? Ein Kind welches nun doch verloren scheint und nicht in
der Lage ist seiner Bestimmung zu folgen, wirklich tragisch sowas. Manchmal sollte man wirklich vorher prüfen, worauf man sich so einlässt. ~“
Nein sie bereute es nicht, dass sie ein Opfer gebracht hatte, um das Kind zu beschützen. Sie hatte schon immer für ihre Überzeugungen
eingestanden und war ihren Prinzipien treu geblieben. Nur wegen ihr war Freya zu jener Zeit überhaupt in dieser Hütte gewesen, aber
gleichgültig wie sie sich damals entschieden hätte, jede ihrer Optionen war bescheiden gewesen. Wenn sie nicht eingeschritten wäre,
müsste sie nun vielleicht mit den Konsequenzen ihrer Untätigkeit leben.
„~ Das hat alles ganz vorzüglich funktioniert nicht wahr? Du wolltest den Dunkelmagier davor bewahren, dass er in einem Anflug absoluter
Selbstüberschätzung Magie anwendet, welche ihm unweigerlich zum Verhängnis werden würde, ach ja und das Kind sollte unter keinen
Umständen in feindliche Hände geraten. Doch ich sehe das genauso wie du, wärst du in deiner unendlichen Selbstlosigkeit nicht eingeschritten,
hätte es die Situation für alle so viel schlechter gemacht. Sieh es endlich ein! Niemand, kann seiner Bestimmung entkommen, das Schicksal wird
dich immer wieder einholen. “~
Je eindringlicher der Dämon versuchte sich Gehör zu verschaffen, umso mehr driftete sie in ihren Gedanken ab, beinahe hätte sie dabei
sogar Stellan ausgeblendet, welcher gedachte sich eifrig ein weiteres Glas Wein zu genehmigen, während er offenbar versuchte hinter ihre
Fassade zu blicken. Allerdings kam Lorena nicht mehr dazu auf seine Fragen, bezüglich ihrer Fähigkeit zur Selbstreflektion zu reagieren,
da der alte Mann in jenem Moment von einem eigenartigen Hustenschauer gebeutelt wurde. Anscheinend gönnte ihm jemand oder etwas seinen
Gaumenschmaus wohl nicht, denn noch bevor er das Glas zu seinen Lippen führen konnte, rieselte rötlicher Sand aus seinem Mund.
Ein ungewöhnlicher Auswurf, der definitiv nicht von einer Erkältung oder seiner vorherigen Erschöpfung verursacht worden sein konnte.
Sowohl fasziniert als auch skeptisch, musterte sie den Kauz, wie er versuchte mit seiner Verwirrung und dem womöglich zwischen den Zähnen
knirschenden Sandkörnern fertig zu werden. Schon zuvor hatte Stellan sie durch seine etwas irreführende und sprunghafte Gesprächsführung
argwöhnisch werden lassen. Aber nun waren es die kleinen Zwischentöne, welche sie hellhörig werden ließen.
„Es scheint, als hättet ihr längst eine Wahl getroffen.“ Kurz hielt sie inne, um zu sehen, ob ihm selbst die Erkenntnis kam. „Ihr sprecht von
einer hysterischen Priesterin und eurem Sohn, auch wenn er nicht fehlerfrei sein mag, so ist die Verbindung zu ihm scheinbar enger geknüpft.“
Mit einem Nicken deutete sie auf die Sandkörnchen am Boden. Eure Tochter bricht am Ende ihrer Kräfte zusammen, was euch nicht sonderlich
zu tangieren scheint, obwohl dies direkt vor Euren Augen geschehen ist. Naheniel hingegen, enttäuscht Euch und eure Erwartungen offenbar
ebenfalls, wenn ich Euch und Euer Verhalten nicht missinterpretiere, aber das Ergebnis dessen, schlägt bedeutend intensivere Wellen.
All diese Anzeichen waren nicht von der Hand zu weisen, auch wenn sie versuchte ihre Vorbehalte beiseite zu legen.
„Was können meine Worte also noch bewirken? Ich bin weder eine Prophetin noch gewillt Euch in irgendeiner Form zu bekehren.“ Auch wenn dies
nicht gleichbedeutend damit war, dass sie Entscheidungen aus dem Weg ging. „Wie wir schon festgestellt haben, scheint keiner der beiden derzeit
geeignet zu sein, sich dieser Aufgabe mit der nötigen Sorgfalt zu widmen. Ich würde euch also empfehlen, dass Ihr euch selbst jener annehmt oder
alles dafür in die Wege leitet, dass die nächste Generation handlungsfähig ist, wenn ihre Zeit gekommen ist.“ Auch wenn es momentan noch absurd
klang, dass Nymeria Freya auf ihrem Weg geleiten sollte, wäre sie zumindest nicht vorbelastet oder gar von niederen Gelüsten getrieben.
„Unabhängig davon wie klein oder groß Etwas auch sein mag, viel wichtiger ist doch, zudem zu stehen, was man entfesselt hat.“ Etwas, dass nicht
vielen gegeben war. „Wie verhält sich das bei Euch? Seid Ihr in der Lage hinter eurer Wahl zu stehen oder möchtet ihr weiterhin dementieren,
wem Eure Gunst gilt?“ Da ihr Blick noch immer auf den am Boden liegenden Sandkörnern verweilte, hatte sie bemerkt, wie sich fast unmerklich
weitere feine Körnchen zu den ersten dazu gesellt hatten. Ähnlich wie im Winter, wenn die ersten Schneeflocken den Boden bedeckten.
War dies ein stummes Eingeständnis seiner eigenen Fehlbarkeit oder wollte er ihr mit einer Metapher verdeutlichen, wessen Gefolgschaft er
zugehörig war?
~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~
❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
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#1258
Ein Mädchen schreibt einfach nur, was ein Mädchen denkt. Es ist das, was ihr vermittelt wird, nachdem nicht zuletzt auch ihre Worte, Gefühle und Wahrnehmungen auf die Geschehnisse in Zweifel gezogen wurden. Eine Täuschung?
Möglicherweise. Immerhin wusste sie selbst schon nicht mehr wirklich, was Wirklichkeit oder nur bloßer Schein war. Man nahm die Dinge irgendwann so, wie sie kamen und wie gesagt, hinterfragte es nicht länger. Sagen konnte es ihr sowieso niemand, denn sie war allein - vielleicht selbst mit dieser Meinung und dem Empfinden. Welten trennten sie voneinander und sie konnte nur für sich selbst sprechen.
Im Grunde wäre es dahin vielleicht nur ein winziger Schritt gewesen, um alles einfach zu beenden. Ein verdammter Fuß nach vorn. Freya stand da, ihre Gedanken wirbelten um den Ort, an dem der Riss im Raum gewesen war. Es fühlte sich wie eine verpasste Gelegenheit an.
Ein Moment, der alles hätte verändern können – und doch war sie nicht hindurchgegangen. Warum? Ihre Hand zitterte leicht, als sie sich daran erinnerte, wie nah sie dem schimmernden Portal gewesen war. Ein einziger Schritt hätte genügt. Was hatte sie aufgehalten?
Am liebsten hätte Freya sich selbst dafür geohrfeigt, während sie erneut auf die Stelle sah, wo der Spalt gewesen war. Das Flirren im Sand, welches, ohne sie mitzunehmen, verschwunden war. Doch man hielt sie sowieso schon für sonderbar genug. Kurz zog sie die Luft scharf ein und presste die Lippen aufeinander, als wollte sie die Worte und Gedanken zurückhalten, die in ihrem Inneren tosten.
Noch einmal würde sie die Möglichkeit nicht verstreichen lassen. Ein Fehler, der ihr kein zweites Mal unterlaufen würde.
„Nein, ihr habt Recht, ich gehöre nicht hierher.“ Erwiderte sie leise. Ein einfaches Eingeständnis, das wie eine Selbstverständlichkeit klang. Jeder hier konnte sehen, dass sie nicht aus dieser Oase, nicht aus diesem Teil der Welt stammte.
Unter einem zarten Wimpernschlag hob Freya ihren Blick, als sie spürte, dass Haaram sie musterte, nur um zu erkennen, dass sie sich nicht täuschte. Forschend sah sie über seine Züge hinweg, die ihr offen begegneten. Es war fast ein wenig unerwartet, dass er ihre Sprache so fließend beherrschte, aber es deutete an, dass sie nicht nur zurückgezogen in der Wüste unter sich blieben, sondern durchaus unter anderem um nach Wissen zu suchen, Kontakt außerhalb der Sande hatten.
„Ich komme aus einer Stadt namens Lichthafen.“ Ihre Stimme war gesenkt, doch antwortete sie ohne zu zögern, während das Blau ihrer Augen schimmernd zu ihm aufsah. Vermutlich war er neugierig. Sie war gerade erst angekommen. Eine Fremde, auf welche unmittelbar diese Erscheinung folgte.
Ein mystischer Riss, vor dem die einfachen Menschen erschrocken zurückgewichen waren, während sie darauf zugegangen war und ihre Hand förmlich danach ausgestreckt hatte.
Hatten sie gedacht, sie wisse mehr darüber? Vielleicht. In ihren Augen mochte sie wie jemand gewirkt haben, der mit diesem Phänomen vertraut war. Aber die Wahrheit war, dass sie nur gefolgt war – einer inneren Stimme, einem Impuls - etwas, das sie rief.
Wieder sah Freya auf den roten Sand unter ihren Füßen. Keine Spur, keine Asche, keine Veränderung. Der Ort, an dem der Spalt erschienen war, schien so unschuldig und unverändert, als wäre nie etwas geschehen.
Sie konnte beinahe spüren, wie ihre Lippen sich zu einem Lächeln verzogen – fast war es beruhigend, dass Haaram nachfragte. Hätte nur sie den Bruch gesehen, gespürt und gehört, wie Naheniels Stimme durch die Luft schwirrte, hätte sie daran und nicht zuletzt erneut an ihrem Verstand gezweifelt. Aber somit gab es einen Beweis dafür, dass sie nicht die Einzige war, die es wahrgenommen hatte.
„Ich nehme an, es war Magie.“ sagte sie ruhig. Der Klang ihrer Stimme schien im Zelt zu schweben, als ob sie die letzten Nachklänge dessen, was hier geschehen war, einfing. Es war eine einfache Schlussfolgerung, die vielleicht banal erscheinen mochte, da es auf der Hand lag, dass es kaum natürlichen Ursprungs war, doch der Tonfall des Wesirs deutete darauf hin, dass er so etwas zum ersten Mal gesehen hatte.
„Ein Fenster zu einem weit entfernten Ort.“ Freya versuchte es zu umschreiben, doch konnte sie das Nachdenken in seinen Augen sehen. Untermalt von einem leichten Zucken seiner Brauen deutete sie daraus, dass er selbst seine Gedanken womöglich sortieren musste.
Ruhig ging sie ein paar Schritte durch das Zelt, während der Saum des Kleides über den Staub hinwegschwebte und blickte nochmals über den Boden hinweg, um nicht eine Spur von dessen Existenz erkennen oder spüren zu können „Ihr habt es also auch zum ersten Mal gesehen und wisst nicht woher es kam?“
Tief holte das Mädchen Luft. Es war fort, aber dennoch ein Ansatz. Was immer dieses Portal gewesen war oder was es hervorgerufen hatte, ob von den Göttern oder einem Menschen geschaffen, es war ein Zeichen dafür, dass es einen Weg gab. Einen Pfad, den jeder hier gesehen hatte. „Seid Ihr der einzige Wissende hier?“
Möglicherweise. Immerhin wusste sie selbst schon nicht mehr wirklich, was Wirklichkeit oder nur bloßer Schein war. Man nahm die Dinge irgendwann so, wie sie kamen und wie gesagt, hinterfragte es nicht länger. Sagen konnte es ihr sowieso niemand, denn sie war allein - vielleicht selbst mit dieser Meinung und dem Empfinden. Welten trennten sie voneinander und sie konnte nur für sich selbst sprechen.
Im Grunde wäre es dahin vielleicht nur ein winziger Schritt gewesen, um alles einfach zu beenden. Ein verdammter Fuß nach vorn. Freya stand da, ihre Gedanken wirbelten um den Ort, an dem der Riss im Raum gewesen war. Es fühlte sich wie eine verpasste Gelegenheit an.
Ein Moment, der alles hätte verändern können – und doch war sie nicht hindurchgegangen. Warum? Ihre Hand zitterte leicht, als sie sich daran erinnerte, wie nah sie dem schimmernden Portal gewesen war. Ein einziger Schritt hätte genügt. Was hatte sie aufgehalten?
Am liebsten hätte Freya sich selbst dafür geohrfeigt, während sie erneut auf die Stelle sah, wo der Spalt gewesen war. Das Flirren im Sand, welches, ohne sie mitzunehmen, verschwunden war. Doch man hielt sie sowieso schon für sonderbar genug. Kurz zog sie die Luft scharf ein und presste die Lippen aufeinander, als wollte sie die Worte und Gedanken zurückhalten, die in ihrem Inneren tosten.
Noch einmal würde sie die Möglichkeit nicht verstreichen lassen. Ein Fehler, der ihr kein zweites Mal unterlaufen würde.
„Nein, ihr habt Recht, ich gehöre nicht hierher.“ Erwiderte sie leise. Ein einfaches Eingeständnis, das wie eine Selbstverständlichkeit klang. Jeder hier konnte sehen, dass sie nicht aus dieser Oase, nicht aus diesem Teil der Welt stammte.
Unter einem zarten Wimpernschlag hob Freya ihren Blick, als sie spürte, dass Haaram sie musterte, nur um zu erkennen, dass sie sich nicht täuschte. Forschend sah sie über seine Züge hinweg, die ihr offen begegneten. Es war fast ein wenig unerwartet, dass er ihre Sprache so fließend beherrschte, aber es deutete an, dass sie nicht nur zurückgezogen in der Wüste unter sich blieben, sondern durchaus unter anderem um nach Wissen zu suchen, Kontakt außerhalb der Sande hatten.
„Ich komme aus einer Stadt namens Lichthafen.“ Ihre Stimme war gesenkt, doch antwortete sie ohne zu zögern, während das Blau ihrer Augen schimmernd zu ihm aufsah. Vermutlich war er neugierig. Sie war gerade erst angekommen. Eine Fremde, auf welche unmittelbar diese Erscheinung folgte.
Ein mystischer Riss, vor dem die einfachen Menschen erschrocken zurückgewichen waren, während sie darauf zugegangen war und ihre Hand förmlich danach ausgestreckt hatte.
Hatten sie gedacht, sie wisse mehr darüber? Vielleicht. In ihren Augen mochte sie wie jemand gewirkt haben, der mit diesem Phänomen vertraut war. Aber die Wahrheit war, dass sie nur gefolgt war – einer inneren Stimme, einem Impuls - etwas, das sie rief.
Wieder sah Freya auf den roten Sand unter ihren Füßen. Keine Spur, keine Asche, keine Veränderung. Der Ort, an dem der Spalt erschienen war, schien so unschuldig und unverändert, als wäre nie etwas geschehen.
Sie konnte beinahe spüren, wie ihre Lippen sich zu einem Lächeln verzogen – fast war es beruhigend, dass Haaram nachfragte. Hätte nur sie den Bruch gesehen, gespürt und gehört, wie Naheniels Stimme durch die Luft schwirrte, hätte sie daran und nicht zuletzt erneut an ihrem Verstand gezweifelt. Aber somit gab es einen Beweis dafür, dass sie nicht die Einzige war, die es wahrgenommen hatte.
„Ich nehme an, es war Magie.“ sagte sie ruhig. Der Klang ihrer Stimme schien im Zelt zu schweben, als ob sie die letzten Nachklänge dessen, was hier geschehen war, einfing. Es war eine einfache Schlussfolgerung, die vielleicht banal erscheinen mochte, da es auf der Hand lag, dass es kaum natürlichen Ursprungs war, doch der Tonfall des Wesirs deutete darauf hin, dass er so etwas zum ersten Mal gesehen hatte.
„Ein Fenster zu einem weit entfernten Ort.“ Freya versuchte es zu umschreiben, doch konnte sie das Nachdenken in seinen Augen sehen. Untermalt von einem leichten Zucken seiner Brauen deutete sie daraus, dass er selbst seine Gedanken womöglich sortieren musste.
Ruhig ging sie ein paar Schritte durch das Zelt, während der Saum des Kleides über den Staub hinwegschwebte und blickte nochmals über den Boden hinweg, um nicht eine Spur von dessen Existenz erkennen oder spüren zu können „Ihr habt es also auch zum ersten Mal gesehen und wisst nicht woher es kam?“
Tief holte das Mädchen Luft. Es war fort, aber dennoch ein Ansatz. Was immer dieses Portal gewesen war oder was es hervorgerufen hatte, ob von den Göttern oder einem Menschen geschaffen, es war ein Zeichen dafür, dass es einen Weg gab. Einen Pfad, den jeder hier gesehen hatte. „Seid Ihr der einzige Wissende hier?“
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
-
- Landstreicher / Landstreicherin
- Beiträge: 2
- Registriert: Sa 28. Sep 2024, 11:06
#1259
Mila
die ranghöchste Angstellte und Herrin über Mägde und Knechte im Haus der Legion des Schattens
die ranghöchste Angstellte und Herrin über Mägde und Knechte im Haus der Legion des Schattens
Mila war nicht davon ausgegangen, dass die Lady van Darc mit ihrer Schwester zu Abend essen würde. Nicht nachdem sie in Begleitung durch die Tür getreten war. Auch wenn sie ihn kaum kannte, so war der blonde Mann an ihrer Seite nicht nur selbstüberzeugt und unverschämt, sondern er strahlte seit seinem ersten Erscheinen damals mit Freya eine deutliche Gefahr aus.
Nymeria mit ihm in einen Raum zu lassen, wäre unverantwortlich gewesen, selbst wenn die Magierin es so gewollt hätte.
Also hatte Mila, wie so oft, selbst für das kleine Mädchen gesorgt. Ein Teller mit weichen Broten, ein Glas mit warmer Milch. Es war nichts Besonderes, was sie in den Küchenräumen vorbereitet hatte, jedoch musste das Mädchen nicht mit dem Mann an einem Tisch sitzen, der dem Kind vor ihren ersten Worten bereits mit dem Tod drohte.
Nymeria hatte genug durchgestanden. Ihr Vater war mit hoher Wahrscheinlichkeit verstorben, ihre Mutter war spurlos verschwunden und ihre Schwester liebäugelte mit dem Mann, der alles ins Chaos stürzte.
Die Magd nahm Nymeria sanft auf den Arm und setzte sich mit ihr auf einen Stuhl. Nicht auszudenken, wohin es noch führen sollte.
"Iss doch ein bisschen" flüsterte sie leise, in der Hoffnung, das Mädchen wenigstens zu einer kleinen Reaktion bewegen zu können. Ob Nymeria sie wirklich wahrnahm? Wer konnte das schon sagen? Selbst die anderen Bediensteten hatten ihre Zweifel daran, ob das kleine Mädchen überhaupt noch bei Sinnen war oder ob ihr Geist in irgendeiner dunklen Ecke gefangen war, die man nicht erreichen konnte. Spekulationen gab es genug. Doch war sie geduldig mit dem Kind.
Vorsichtig strich die Dienstmagd mit einem Finger über die kleine, blasse Wange und hielt Nymeria ein kleines Stück Brot hin. Doch nichts – keine Reaktion. Das Mädchen starrte weiterhin ins Leere, selbst als ein Krachen im Hintergrund zu hören war. Nur ein leichtes Zucken durchfuhr den zierlichen Körper. Zumindest glaubte sie es. Was immer in den Gemächern oder privaten Räumen vor sich ging, wollte sie lieber nicht wissen. Und es war sicher nichts, das für ein Kind geeignet war.
Mila seufzte, als sie das Brot wieder auf den Teller legte. Vielleicht war das Mädchen krank. In der Hinsicht musste Mila ehrlich sein. Dies Nymeria anzusehen, war unmöglich. Ihr Blick war oft apathisch und ihr Verhalten noch nie in irgendeiner Form so gewöhnlich, dass man dem Mädchen hätte an der Nasenspitze ablesen konnte, wenn etwas nicht stimmte.
„Na komm.“ Nochmals animierte Mila Nymeria, während sie das Mädchen von ihrem Schoß hob und sie allein auf den Stuhl setzte, damit sie sich überlegen konnte, doch noch einmal abzubeißen. Die Magd hatte schließlich noch einiges zu erledigen und irgendwann musste der Hunger auch bei diesem Mädchen kommen. Das kam er immer. Sie hatte selbst eine Schar Kinder großgezogen und ganz gleich wie stur oder trotzig sie waren, irgendwann grummelten die kleinen Bäuche. Genau wie bei ihren Enkeln.
"Den Becher Milch wirst du aber trinken, das sage ich dir." bestimmte sie sanft, aber mit der Autorität, die sich in all den Jahren entwickelt hatte, während sie das restliche Geschirr einsammelte.
"Keine Widerrede, ja?" Doch sie wusste, dass keine Antwort kommen würde. Weder Widersprüche noch Trotzreaktionen. Kein ‚Ich mag das aber nicht‘ oder ‚Ich will nicht‘. Nur ein anhaltendes, lähmendes Schweigen.
Vielleicht war es mittlerweile einfach zu viel für eine so kleine Seele, die nicht wirklich verstand, was um sie herum passierte. Ein Schutz, der den zerbrechlichen Geist vielleicht irgendwo hinter diesen großen, leeren Augen in der Tiefe vor all der Lieblosigkeit verbarg.
Unter einem leisen Klirren trug Mila die Teller zum Abspülen und räumte das Brot und den Käse fort. Ein wenig einfacher Alltag konnte der kleinen sicher nicht schaden und möglicherweise holte es sie irgendwann aus ihrem Schneckenhaus hervor, wenn sie das Gefühl bekam, dass sie nicht einfach nur ein Mädchen war, das man ungeliebt hin und herreichte
In Gedanken ging Mila schon die nächsten Aufgaben durch. Als plötzlich ein Klopfen sie in den Flur blicken ließ. Wer mochte das jetzt noch sein? Ein weiterer Gast?
Kurz sah sie zu Nymeria. Besser, sie ließ das Kind nicht aus den Augen, nicht solange der Bruder der Priesterin im Haus war und das Mädchen vielleicht ohne Aufsicht einfach zu ihrer Schwester ins Zimmer hineinplatzen würde. Nicht auszudenken.
„Na komm, Kleine.“ murmelte Mila und hob das kleine Mädchen wieder auf ihren Arm, wo sie es sicher auf ihre Hüfte setzte, um mit ihr an die Eingangstür zu gehen „Schauen wir zusammen, wer da ist, und danach bring ich dich ins Bett.“
Als sie am Kaminzimmer vorbeiging, hörte sie das rasselnde Husten hinter den Türen, ebenso wie die ruhige Stimme der Inquisitorin. Offenbar war der Mann von der Treppe wach geworden. Der Greis, bei dem das Mädchen stundenlang gesessen hatte.
Kurz sah sie zu Nymeria, fast als erwarte sie einen Blick von ihr in die Richtung, nachdem sie zuletzt einen solchen Narren an ihm gefressen zu haben schien, doch reagierte sie offenbar dieses Mal nicht darauf.
Wenigstens war jemand der Herrschaften da, der sich um diesen Gast kümmerte und diese Aufgabe nicht auch an das Personal oder sie fiel. Er war nicht nur bissig, sondern, wenn man dem Medicus lauschte, auch unbelehrbar.
Somit war er sicherlich an richtiger Stelle angelangt. Mila ging durch den Flur hindurch und öffnete mit dem Kind auf dem Arm die schweren Flügeltüren am Eingang.
Die kühle Nachtluft drang herein, aber es war nicht die Kälte, welche die Dienstmagd für einen Moment lang verstummen ließ. Herrjemine. Erst ein mürrischer Greis, dann der anmaßende Bruder der Priesterin und nun das? Fast musste sie einen Schritt zurückgehen. Allerdings waren ihre persönlichen Gedanken an dieser Stelle nicht angebracht.
Mila hatte sich im Laufe der Jahre an vieles gewöhnt, an die harten Blicke, die lauten Befehle, die ständigen Veränderungen in der Legion. Sie hatte viele kommen und gehen gesehen, doch das war ihr wahrhaftig neu. Ihre Augen musterten die Gestalt des Paters, während sie instinktiv ihren Griff um Nymeria verstärkte.
„Guten Abend." Bemüht, den Ton ihrer Stimme so neutral wie möglich zu halten, sah sie dem weißen Priester in die Augen. Es stand es ihr nicht zu, die Besucher selbst infrage zu stellen, geschweige denn ihre Meinung dazu hervorzubringen. Dennoch war es mehr als ungewöhnlich ausgerechnet jenen vor dieser Tür zu sehen.
Ein unerwarteter Anblick, der sich in ihren bräunlich grauen Augen der etwas rundlich gebauten und sichtlich erfahrenen Dienstmagd widerspiegelte. Doch wie bei Naheniel zuvor bewahrte sie eine auferlegte Neutralität, die sie ihm -ihrem Stand entsprechend- entgegenbrachte. „Ihr wünscht?“
Nymeria mit ihm in einen Raum zu lassen, wäre unverantwortlich gewesen, selbst wenn die Magierin es so gewollt hätte.
Also hatte Mila, wie so oft, selbst für das kleine Mädchen gesorgt. Ein Teller mit weichen Broten, ein Glas mit warmer Milch. Es war nichts Besonderes, was sie in den Küchenräumen vorbereitet hatte, jedoch musste das Mädchen nicht mit dem Mann an einem Tisch sitzen, der dem Kind vor ihren ersten Worten bereits mit dem Tod drohte.
Nymeria hatte genug durchgestanden. Ihr Vater war mit hoher Wahrscheinlichkeit verstorben, ihre Mutter war spurlos verschwunden und ihre Schwester liebäugelte mit dem Mann, der alles ins Chaos stürzte.
Die Magd nahm Nymeria sanft auf den Arm und setzte sich mit ihr auf einen Stuhl. Nicht auszudenken, wohin es noch führen sollte.
"Iss doch ein bisschen" flüsterte sie leise, in der Hoffnung, das Mädchen wenigstens zu einer kleinen Reaktion bewegen zu können. Ob Nymeria sie wirklich wahrnahm? Wer konnte das schon sagen? Selbst die anderen Bediensteten hatten ihre Zweifel daran, ob das kleine Mädchen überhaupt noch bei Sinnen war oder ob ihr Geist in irgendeiner dunklen Ecke gefangen war, die man nicht erreichen konnte. Spekulationen gab es genug. Doch war sie geduldig mit dem Kind.
Vorsichtig strich die Dienstmagd mit einem Finger über die kleine, blasse Wange und hielt Nymeria ein kleines Stück Brot hin. Doch nichts – keine Reaktion. Das Mädchen starrte weiterhin ins Leere, selbst als ein Krachen im Hintergrund zu hören war. Nur ein leichtes Zucken durchfuhr den zierlichen Körper. Zumindest glaubte sie es. Was immer in den Gemächern oder privaten Räumen vor sich ging, wollte sie lieber nicht wissen. Und es war sicher nichts, das für ein Kind geeignet war.
Mila seufzte, als sie das Brot wieder auf den Teller legte. Vielleicht war das Mädchen krank. In der Hinsicht musste Mila ehrlich sein. Dies Nymeria anzusehen, war unmöglich. Ihr Blick war oft apathisch und ihr Verhalten noch nie in irgendeiner Form so gewöhnlich, dass man dem Mädchen hätte an der Nasenspitze ablesen konnte, wenn etwas nicht stimmte.
„Na komm.“ Nochmals animierte Mila Nymeria, während sie das Mädchen von ihrem Schoß hob und sie allein auf den Stuhl setzte, damit sie sich überlegen konnte, doch noch einmal abzubeißen. Die Magd hatte schließlich noch einiges zu erledigen und irgendwann musste der Hunger auch bei diesem Mädchen kommen. Das kam er immer. Sie hatte selbst eine Schar Kinder großgezogen und ganz gleich wie stur oder trotzig sie waren, irgendwann grummelten die kleinen Bäuche. Genau wie bei ihren Enkeln.
"Den Becher Milch wirst du aber trinken, das sage ich dir." bestimmte sie sanft, aber mit der Autorität, die sich in all den Jahren entwickelt hatte, während sie das restliche Geschirr einsammelte.
"Keine Widerrede, ja?" Doch sie wusste, dass keine Antwort kommen würde. Weder Widersprüche noch Trotzreaktionen. Kein ‚Ich mag das aber nicht‘ oder ‚Ich will nicht‘. Nur ein anhaltendes, lähmendes Schweigen.
Vielleicht war es mittlerweile einfach zu viel für eine so kleine Seele, die nicht wirklich verstand, was um sie herum passierte. Ein Schutz, der den zerbrechlichen Geist vielleicht irgendwo hinter diesen großen, leeren Augen in der Tiefe vor all der Lieblosigkeit verbarg.
Unter einem leisen Klirren trug Mila die Teller zum Abspülen und räumte das Brot und den Käse fort. Ein wenig einfacher Alltag konnte der kleinen sicher nicht schaden und möglicherweise holte es sie irgendwann aus ihrem Schneckenhaus hervor, wenn sie das Gefühl bekam, dass sie nicht einfach nur ein Mädchen war, das man ungeliebt hin und herreichte
In Gedanken ging Mila schon die nächsten Aufgaben durch. Als plötzlich ein Klopfen sie in den Flur blicken ließ. Wer mochte das jetzt noch sein? Ein weiterer Gast?
Kurz sah sie zu Nymeria. Besser, sie ließ das Kind nicht aus den Augen, nicht solange der Bruder der Priesterin im Haus war und das Mädchen vielleicht ohne Aufsicht einfach zu ihrer Schwester ins Zimmer hineinplatzen würde. Nicht auszudenken.
„Na komm, Kleine.“ murmelte Mila und hob das kleine Mädchen wieder auf ihren Arm, wo sie es sicher auf ihre Hüfte setzte, um mit ihr an die Eingangstür zu gehen „Schauen wir zusammen, wer da ist, und danach bring ich dich ins Bett.“
Als sie am Kaminzimmer vorbeiging, hörte sie das rasselnde Husten hinter den Türen, ebenso wie die ruhige Stimme der Inquisitorin. Offenbar war der Mann von der Treppe wach geworden. Der Greis, bei dem das Mädchen stundenlang gesessen hatte.
Kurz sah sie zu Nymeria, fast als erwarte sie einen Blick von ihr in die Richtung, nachdem sie zuletzt einen solchen Narren an ihm gefressen zu haben schien, doch reagierte sie offenbar dieses Mal nicht darauf.
Wenigstens war jemand der Herrschaften da, der sich um diesen Gast kümmerte und diese Aufgabe nicht auch an das Personal oder sie fiel. Er war nicht nur bissig, sondern, wenn man dem Medicus lauschte, auch unbelehrbar.
Somit war er sicherlich an richtiger Stelle angelangt. Mila ging durch den Flur hindurch und öffnete mit dem Kind auf dem Arm die schweren Flügeltüren am Eingang.
Die kühle Nachtluft drang herein, aber es war nicht die Kälte, welche die Dienstmagd für einen Moment lang verstummen ließ. Herrjemine. Erst ein mürrischer Greis, dann der anmaßende Bruder der Priesterin und nun das? Fast musste sie einen Schritt zurückgehen. Allerdings waren ihre persönlichen Gedanken an dieser Stelle nicht angebracht.
Mila hatte sich im Laufe der Jahre an vieles gewöhnt, an die harten Blicke, die lauten Befehle, die ständigen Veränderungen in der Legion. Sie hatte viele kommen und gehen gesehen, doch das war ihr wahrhaftig neu. Ihre Augen musterten die Gestalt des Paters, während sie instinktiv ihren Griff um Nymeria verstärkte.
„Guten Abend." Bemüht, den Ton ihrer Stimme so neutral wie möglich zu halten, sah sie dem weißen Priester in die Augen. Es stand es ihr nicht zu, die Besucher selbst infrage zu stellen, geschweige denn ihre Meinung dazu hervorzubringen. Dennoch war es mehr als ungewöhnlich ausgerechnet jenen vor dieser Tür zu sehen.
Ein unerwarteter Anblick, der sich in ihren bräunlich grauen Augen der etwas rundlich gebauten und sichtlich erfahrenen Dienstmagd widerspiegelte. Doch wie bei Naheniel zuvor bewahrte sie eine auferlegte Neutralität, die sie ihm -ihrem Stand entsprechend- entgegenbrachte. „Ihr wünscht?“
#1260
Alles, was geschah, schien im ersten Moment von Naheniel auszugehen. Wie sonst sollte sie es deuten? Die Schatten, die sich bedrohlich zurückgezogen hatten, der Sand, der sich um ihn herum ausbreitete. Ein Rückschluss, der sowohl unter seiner bedrohlichen Präsenz als auch seiner dunklen Versprechungen nahelag.
Die roten Sandkörner waren mit jener Spiegelung gekommen, die sich wie ein dunkler Mantel um Naheniel gelegt hatte. Ein undurchschaubarer Wandel, welcher die Bedrohung, die er ausstrahlte, wachsen ließ.
Syndras Blick hielt an ihm fest, während das Flackern in seinen Augen einer Düsternis wich, die alles andere darin für einige Momente erlischen ließ. Eine aufflammende Gefahr, welche die Finsternis selbst nahezu verkörperte.
Sollte sie da immer noch zweifeln, dass alles, was sie sah und spürte aus ihm geboren wurde? Sie spürte die Macht mehr als deutlich. Das Schwingen in den Sphären, um sie herum. Das Gefühl von Magie.
Sehr genau achtete die Tochter des Eises auf ihren Atem, der sich ungewollt beschleunigen wollte. Sah sie einer solchen Dunkelheit zum ersten Mal ins Angesicht? Ja und nein. Denn die Macht, die Naheniel verkörperte, überstieg das wonach ihr Vater einst gegriffen hatte. Es war etwas, wovor sie unausgesprochene Ehrfurcht hatte.
Nur leicht senkte Syndra für einen Herzschlag ihre Lider, doch konnte sie die Aura, die ihn umgab mit jeder Faser fühlen. Seine Entschlossenheit, die hinter all dem stand, sich zu nehmen, was er wollte. Worte, die er ihr gegenüber ebenfalls einmal gewählt hatte und von denen sie ebenso überzeugt war, wie von seinem Versprechen, dass er alles und jeden, der ihm im Weg stand, ohne zu zögern entfernen würde. Sie eingeschlossen.
Fragte Naheniel daher wirklich, warum sie glaubte, er könnte es erwägen oder zulassen? Sie hinterfragte ihn nicht. Dennoch die Entschiedenheit, mit der er durch den weichen Sand schritt unterstrich die Annahme seiner Machtdemonstration.
Es blieb nur ein Gedanke, der das Blau ihrer Augen kühl aufschimmern ließ, bevor sie ihm eine Antwort gab. Worte, die jedoch deutlich kürzer ausfielen, als es vielleicht bedurfte. „Weil du willst, dass ich Furcht spüre.“
Durch ihre Wimpern hindurch sah die junge Erzmagierin zu ihm hinauf. Auch wenn die Mauer aus Eis in ihr ungebrochen war, so spürte sie wie das Blut in ihren Adern rauschte und das Herz gegen ihre Brust schlug. Sie spürte den Schmerz und die Unsicherheit, die seine Aggression hervorgerufen hatte noch immer. Doch diese Schwäche offenbaren?
Furcht wäre ein Zweifel an seinem Wort und seinem Handeln – seinen Bekenntnissen. War es daher falsch, dass sie sich dagegen wehrte und seinem Ausbruch getrotzt hatte in dem Vertrauen darauf, dass er sein Wort hielt?
Die Oberfläche eines Ozeans mochte von Ruhe zeugen. Ein stilles weites Blau, in dessen Tiefen weit mehr lauerte und tobte, als für das bloße Auge zu erfassen war. Strömungen und Riffe, die im Verborgenen blieben. So waren es eher Feinheiten und Nuancen, die es brauchte, um zu erkennen, was unter all Unergründlichkeit Blaus tatsächlich vor sich ging.
Gefühle ließen blind werden. Sie alle. Angst führte zu Kontrollverlust und jener dazu, dass die Elemente selbst einen verzehren konnten. Ein Wissen, das ihm kaum neu war. Die Beherrschung ihrer Emotion. Man hatte sie so erzogen, dass jede Schwäche zu einem Fall führen konnte. Erst recht eine Frau, die in ein Machtgefüge geboren worden war.
Umso mehr hatte sie Naheniel von Beginn an auf eine Weise gefürchtet. Jene Macht, die er von Beginn an bereits über sie hatte, war gefährlich. Eine Anziehung, die sie nicht hatte deuten können und die sie unmittelbar entwaffnet hatte. Wie lange kannte er sie bereits, um es eigentlich besser wissen zu müssen, dass jene Kälte selbst ein Schutzwall war.
Die Macht, die er immer wieder gegen sie einsetzte, ohne es scheinbar zu bemerken. In beinahe bedingungsloser Weise reagierte Syndra auf seine Worte und seine Nähe. Intuitiv und ohne jedes Nachdenken. Sie erkannte Naheniel als das an, was er war. Seine Ambitionen, seinen Willen und seine Entschlossenheit.
Sie tat, was er sagte, fügte sich, auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen wollte. Es daher zu deuten war jedoch an Naheniel. Er musste nur hinsehen. Seine Augen öffnen. Doch stattdessen entlud er seinen Zorn und legte sie in magische Ketten, die sie ihr Bekenntnis an ihn spüren ließen.
Die Tür in ihrem Rücken fühlte sich hart und kalt an, während Naheniels Aura allein sie gegen das Holz drängte. Seine unnachgiebige Präsenz, die sie berührungslos umhüllte, wie ein unsichtbares Netz, das sich um sie legte und sie zwang, sich ihm zu beugen, ohne dass er sie anfassen musste. Als er näherkam, war es, als würde er nicht nur ihren Blick, sondern jeden Zentimeter Raum um sie herum in Besitz nehmen.
Ausnahmslos schien Naheniel zu wissen, was er tat, wie er es tat und ebenso, was er wollte. Ohne seine Hand an der Tür zu beachten, ruhte das Blau ihrer Augen ausnahmslos auf ihm. Ihre Stimme senkte sich zu einem hauchzarten Flüstern, das sich ihm entgegendrängte. Leise und dennoch von einem gefährlich schwebenden Hochmut getragen. „Du hast offenbar vergessen, dass ich an diesem Ort bin, weil du es verlangt hast.“
Wollte er ihre Ängste wirklich herausfordern? Die Schatten, der Sand - Syndra hatte das Gefühl beides auf ihre Weise sogar an dem Leder riechen zu können, welches hauchzart an ihrer Wange vorbeischwebte. Wie von einer Sehnsucht getragen, senkte sie ihre Lider.
Wie entzückend und ungerecht zugleich, dass er jedes Wort aus ihrem Mund so genau und ernst nahm und ihr dasselbe versagte. Wollte er, dass sie auf diese Weise herausfordernd, um Vergebung zu bitten?
Er blieb auf Abstand. Hauchdünn und nicht mehr als einem Atemzug. Knapp aber dennoch sehr bedacht darauf, sie selbst nicht zu berühren
Heiß wie die Sonne breiteten sich die feinen Körner über ihren Stiefelschaft hinaus und wanderten langsam an ihren Beine hinauf. Eine Hitze, die sie wie ein brennendes Kitzeln auf ihrer Haut spüren konnte und sie seiner Aura gleichkommend gefangen nahm.
„Dann hör auf damit, Naheniel.” Flüsterte Syndra leise fordernd gegen seine Lippen. Es war ein zartes Lächeln, das ihre Bitte untermalte, als sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Eine Spannung, welche das kühle Blau in ihren Augen wie Eis zum Bersten brachte, nur um einen weiteren Lidschlag darauf seinen Blick zu suchen.
Ihre Hand streckte sich ihm entgegen. Seinen Zügen, um seine raue Wange mit ihren Fingerspitzen zu berühren. Dort wo zuvor ihre Hand ihn getroffen hatte. Ein Ausbruch ihrer Wut, ihrer Gefühle und vielleicht einer Furcht davor, dass er sein Wort nicht halten würde. Ein beinahe reumütiges Lächeln zog über ihre Züge hinweg.
Allerdings war sie ihm diese Ohrfeige nicht noch schuldig gewesen von ihrer allerersten Begegnung?
Es war nicht das erste Mal, dass er sie herausforderte, ohne eine Zurückhaltung zu kennen. Syndra spürte sehr wohl, was er in ihr hervorrufen wollte. Naheniel musste nur lauschen und seine Augen dafür öffnen. Doch war es tatsächlich das, was er wirklich wollte? Leicht nur befeuchtete sie sich ihre Lippen, während sie dem Chaos in ihrem Inneren trotzend, umso entschiedener begegnete, um die Zweifel zu zerstreuen. „Ich gehöre Dir allein.“
Ein zartes Wispern unter dem Syndra seinen Atem schmecken konnte, während sie an seinem Blick festhielt. Doch bevor die Wärme seiner Lippen ihre berühren sollten, erzitterte plötzlich der Boden unter ihren Füßen. Ein Beben unter dem die Fugen im Boden langsam aber stetig begannen zu bersten und zu reißen. Als würde eine Kraft den Raum in zwei Hälften teilen wollen, zitterten die Wände um sie herum, während der Sand wie Wellen umherwogte und sich immer weiter auszubreiten schien.
Verständnisloses Entsetzen durchfuhr sie augenblicklich. Eine Verunsicherung, die ungebändigt in dem Blau ihrer Augen aufflammte, während sie zu ihm aufsah.
Von der Bedrohlichkeit erfasst, spannte sich ihr Körper an, als sie den verärgerten Ausdruck in seinen Blick aufblitzen sah. Was geschah hier um sie herum? War das alles nicht sein Werk? Naheniels Blick verriet ihr unausgesprochen die Antwort darauf. Er war es nicht.
Aber woher kam es dann? Der Sand an ihren Unterschenkeln, der sie wie seine Aura gefangen hielt. Scheinbar hatte das alles einen vollkommen anderen Ursprung. Etwas, das er ignoriert hatte? Was hatte es zu bedeuten? War das etwa Goldkind?
„Naheniel?“ Ihre Lippen formten beinahe lautlos seinen Namen. Keine Forderung nach einer Erklärung, die unbedeutend war, würde der Boden unter ihnen nachgeben. Vielmehr war es eine Frage, was sie tun sollten, während sie selbst aus einem Instinkt heraus reagierte.
Kühl nur schimmerten ihre Augen zu ihm. Sein Zorn schien aber zu wachsen. Eine Bedrohung, die sich in seiner Aura manifestierte, während eine fremde Stimme um sie herum erhallte. Fremde Worte, die eindeutig nicht dem Mädchen gehörten. Doch wem dann?
Syndra verstand nicht viel davon. Eine fremde Sprache, die an entlegenen Orten ihren Ursprung hatte. Nur ein Wort kam ihr bekannt vor. Doch war das vollkommen irrelevant in diesem Moment. Vielmehr war das, was daraus entstand von Bedeutung.
Es brauchte kaum ein großes Feingefühl dafür, um die Magie zu erspüren, die sich um sie herum wie ein chaotischer Sturm zusammenbraute, um sich einen Weg zu bahnen.
Das abstrakte Konstrukt aus Raum und Zeit, schien erschüttert. Ein Zusammenspiel der Schöpfung aus Magie, welches niemand wirklich verstand und dessen Ordnung selbst nur den Göttern allein obliegen sollte. Jahrelang hatte sie es studiert. Es war ihre einzige Quelle aus Macht gewesen. Winzige Krümmungen im Raum oder ein kurzer Moment von Zeit. Doch dies hier? Etwas hob das kosmische Gefüge aus den Angeln hob.
Mit konzentriertem Blick streckte Syndra entschlossen ihre Hände in die Richtung des berstenden Steinbodens, während ihre Finger in filigranen Bewegungen fordernd und lenkend aus einem Instinkt heraus nach der Macht des arkanen Stroms griffen.
Alles folgte einer Ordnung. Selbst das Chaos, wenn es den Raum auseinanderdriften ließ. Ein Entgegenwirken zweier Kräfte.
Als würde sie den Stein zusammenhalten können, umfassten ihre Finger die feinen Linien aus Magie, um sie mit aller Kraft im Gefüge des Raums zu halten.
Das war absolut unmöglich. Ein Wort, das es eigentlich nicht geben sollte. ‚Undenkbar‘ jedoch war zu schwach, um das Zittern der Erde und die Gewalt dahinter zu beschreiben, die daran zerrte.
Wer immer die Stimme dahinter war, was immer er wollte. Entweder war er enorm stark oder aber ihm entglitt selbst mit jedem Herzschlag die Gewalt, die er heraufbeschworen hatte.
Stoßweise ging ihr Atem, während sie nur instinktiv handelte. Nun Naheniel wollte Panik in ihren Augen sehen? Das konnte er durchaus in diesem Augenblick, auch wenn die Tochter des Eises sich versuchte zu beherrschen und ihre Konzentration auf den Punkt zu fokussieren. Aber das, was sie spürte, die Kraft, der sie entgegenwirken wollte, war wie eine absolute Urgewalt.
Die roten Sandkörner waren mit jener Spiegelung gekommen, die sich wie ein dunkler Mantel um Naheniel gelegt hatte. Ein undurchschaubarer Wandel, welcher die Bedrohung, die er ausstrahlte, wachsen ließ.
Syndras Blick hielt an ihm fest, während das Flackern in seinen Augen einer Düsternis wich, die alles andere darin für einige Momente erlischen ließ. Eine aufflammende Gefahr, welche die Finsternis selbst nahezu verkörperte.
Sollte sie da immer noch zweifeln, dass alles, was sie sah und spürte aus ihm geboren wurde? Sie spürte die Macht mehr als deutlich. Das Schwingen in den Sphären, um sie herum. Das Gefühl von Magie.
Sehr genau achtete die Tochter des Eises auf ihren Atem, der sich ungewollt beschleunigen wollte. Sah sie einer solchen Dunkelheit zum ersten Mal ins Angesicht? Ja und nein. Denn die Macht, die Naheniel verkörperte, überstieg das wonach ihr Vater einst gegriffen hatte. Es war etwas, wovor sie unausgesprochene Ehrfurcht hatte.
Nur leicht senkte Syndra für einen Herzschlag ihre Lider, doch konnte sie die Aura, die ihn umgab mit jeder Faser fühlen. Seine Entschlossenheit, die hinter all dem stand, sich zu nehmen, was er wollte. Worte, die er ihr gegenüber ebenfalls einmal gewählt hatte und von denen sie ebenso überzeugt war, wie von seinem Versprechen, dass er alles und jeden, der ihm im Weg stand, ohne zu zögern entfernen würde. Sie eingeschlossen.
Fragte Naheniel daher wirklich, warum sie glaubte, er könnte es erwägen oder zulassen? Sie hinterfragte ihn nicht. Dennoch die Entschiedenheit, mit der er durch den weichen Sand schritt unterstrich die Annahme seiner Machtdemonstration.
Es blieb nur ein Gedanke, der das Blau ihrer Augen kühl aufschimmern ließ, bevor sie ihm eine Antwort gab. Worte, die jedoch deutlich kürzer ausfielen, als es vielleicht bedurfte. „Weil du willst, dass ich Furcht spüre.“
Durch ihre Wimpern hindurch sah die junge Erzmagierin zu ihm hinauf. Auch wenn die Mauer aus Eis in ihr ungebrochen war, so spürte sie wie das Blut in ihren Adern rauschte und das Herz gegen ihre Brust schlug. Sie spürte den Schmerz und die Unsicherheit, die seine Aggression hervorgerufen hatte noch immer. Doch diese Schwäche offenbaren?
Furcht wäre ein Zweifel an seinem Wort und seinem Handeln – seinen Bekenntnissen. War es daher falsch, dass sie sich dagegen wehrte und seinem Ausbruch getrotzt hatte in dem Vertrauen darauf, dass er sein Wort hielt?
Die Oberfläche eines Ozeans mochte von Ruhe zeugen. Ein stilles weites Blau, in dessen Tiefen weit mehr lauerte und tobte, als für das bloße Auge zu erfassen war. Strömungen und Riffe, die im Verborgenen blieben. So waren es eher Feinheiten und Nuancen, die es brauchte, um zu erkennen, was unter all Unergründlichkeit Blaus tatsächlich vor sich ging.
Gefühle ließen blind werden. Sie alle. Angst führte zu Kontrollverlust und jener dazu, dass die Elemente selbst einen verzehren konnten. Ein Wissen, das ihm kaum neu war. Die Beherrschung ihrer Emotion. Man hatte sie so erzogen, dass jede Schwäche zu einem Fall führen konnte. Erst recht eine Frau, die in ein Machtgefüge geboren worden war.
Umso mehr hatte sie Naheniel von Beginn an auf eine Weise gefürchtet. Jene Macht, die er von Beginn an bereits über sie hatte, war gefährlich. Eine Anziehung, die sie nicht hatte deuten können und die sie unmittelbar entwaffnet hatte. Wie lange kannte er sie bereits, um es eigentlich besser wissen zu müssen, dass jene Kälte selbst ein Schutzwall war.
Die Macht, die er immer wieder gegen sie einsetzte, ohne es scheinbar zu bemerken. In beinahe bedingungsloser Weise reagierte Syndra auf seine Worte und seine Nähe. Intuitiv und ohne jedes Nachdenken. Sie erkannte Naheniel als das an, was er war. Seine Ambitionen, seinen Willen und seine Entschlossenheit.
Sie tat, was er sagte, fügte sich, auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen wollte. Es daher zu deuten war jedoch an Naheniel. Er musste nur hinsehen. Seine Augen öffnen. Doch stattdessen entlud er seinen Zorn und legte sie in magische Ketten, die sie ihr Bekenntnis an ihn spüren ließen.
Die Tür in ihrem Rücken fühlte sich hart und kalt an, während Naheniels Aura allein sie gegen das Holz drängte. Seine unnachgiebige Präsenz, die sie berührungslos umhüllte, wie ein unsichtbares Netz, das sich um sie legte und sie zwang, sich ihm zu beugen, ohne dass er sie anfassen musste. Als er näherkam, war es, als würde er nicht nur ihren Blick, sondern jeden Zentimeter Raum um sie herum in Besitz nehmen.
Ausnahmslos schien Naheniel zu wissen, was er tat, wie er es tat und ebenso, was er wollte. Ohne seine Hand an der Tür zu beachten, ruhte das Blau ihrer Augen ausnahmslos auf ihm. Ihre Stimme senkte sich zu einem hauchzarten Flüstern, das sich ihm entgegendrängte. Leise und dennoch von einem gefährlich schwebenden Hochmut getragen. „Du hast offenbar vergessen, dass ich an diesem Ort bin, weil du es verlangt hast.“
Wollte er ihre Ängste wirklich herausfordern? Die Schatten, der Sand - Syndra hatte das Gefühl beides auf ihre Weise sogar an dem Leder riechen zu können, welches hauchzart an ihrer Wange vorbeischwebte. Wie von einer Sehnsucht getragen, senkte sie ihre Lider.
Wie entzückend und ungerecht zugleich, dass er jedes Wort aus ihrem Mund so genau und ernst nahm und ihr dasselbe versagte. Wollte er, dass sie auf diese Weise herausfordernd, um Vergebung zu bitten?
Er blieb auf Abstand. Hauchdünn und nicht mehr als einem Atemzug. Knapp aber dennoch sehr bedacht darauf, sie selbst nicht zu berühren
Heiß wie die Sonne breiteten sich die feinen Körner über ihren Stiefelschaft hinaus und wanderten langsam an ihren Beine hinauf. Eine Hitze, die sie wie ein brennendes Kitzeln auf ihrer Haut spüren konnte und sie seiner Aura gleichkommend gefangen nahm.
„Dann hör auf damit, Naheniel.” Flüsterte Syndra leise fordernd gegen seine Lippen. Es war ein zartes Lächeln, das ihre Bitte untermalte, als sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Eine Spannung, welche das kühle Blau in ihren Augen wie Eis zum Bersten brachte, nur um einen weiteren Lidschlag darauf seinen Blick zu suchen.
Ihre Hand streckte sich ihm entgegen. Seinen Zügen, um seine raue Wange mit ihren Fingerspitzen zu berühren. Dort wo zuvor ihre Hand ihn getroffen hatte. Ein Ausbruch ihrer Wut, ihrer Gefühle und vielleicht einer Furcht davor, dass er sein Wort nicht halten würde. Ein beinahe reumütiges Lächeln zog über ihre Züge hinweg.
Allerdings war sie ihm diese Ohrfeige nicht noch schuldig gewesen von ihrer allerersten Begegnung?
Es war nicht das erste Mal, dass er sie herausforderte, ohne eine Zurückhaltung zu kennen. Syndra spürte sehr wohl, was er in ihr hervorrufen wollte. Naheniel musste nur lauschen und seine Augen dafür öffnen. Doch war es tatsächlich das, was er wirklich wollte? Leicht nur befeuchtete sie sich ihre Lippen, während sie dem Chaos in ihrem Inneren trotzend, umso entschiedener begegnete, um die Zweifel zu zerstreuen. „Ich gehöre Dir allein.“
Ein zartes Wispern unter dem Syndra seinen Atem schmecken konnte, während sie an seinem Blick festhielt. Doch bevor die Wärme seiner Lippen ihre berühren sollten, erzitterte plötzlich der Boden unter ihren Füßen. Ein Beben unter dem die Fugen im Boden langsam aber stetig begannen zu bersten und zu reißen. Als würde eine Kraft den Raum in zwei Hälften teilen wollen, zitterten die Wände um sie herum, während der Sand wie Wellen umherwogte und sich immer weiter auszubreiten schien.
Verständnisloses Entsetzen durchfuhr sie augenblicklich. Eine Verunsicherung, die ungebändigt in dem Blau ihrer Augen aufflammte, während sie zu ihm aufsah.
Von der Bedrohlichkeit erfasst, spannte sich ihr Körper an, als sie den verärgerten Ausdruck in seinen Blick aufblitzen sah. Was geschah hier um sie herum? War das alles nicht sein Werk? Naheniels Blick verriet ihr unausgesprochen die Antwort darauf. Er war es nicht.
Aber woher kam es dann? Der Sand an ihren Unterschenkeln, der sie wie seine Aura gefangen hielt. Scheinbar hatte das alles einen vollkommen anderen Ursprung. Etwas, das er ignoriert hatte? Was hatte es zu bedeuten? War das etwa Goldkind?
„Naheniel?“ Ihre Lippen formten beinahe lautlos seinen Namen. Keine Forderung nach einer Erklärung, die unbedeutend war, würde der Boden unter ihnen nachgeben. Vielmehr war es eine Frage, was sie tun sollten, während sie selbst aus einem Instinkt heraus reagierte.
Kühl nur schimmerten ihre Augen zu ihm. Sein Zorn schien aber zu wachsen. Eine Bedrohung, die sich in seiner Aura manifestierte, während eine fremde Stimme um sie herum erhallte. Fremde Worte, die eindeutig nicht dem Mädchen gehörten. Doch wem dann?
Syndra verstand nicht viel davon. Eine fremde Sprache, die an entlegenen Orten ihren Ursprung hatte. Nur ein Wort kam ihr bekannt vor. Doch war das vollkommen irrelevant in diesem Moment. Vielmehr war das, was daraus entstand von Bedeutung.
Es brauchte kaum ein großes Feingefühl dafür, um die Magie zu erspüren, die sich um sie herum wie ein chaotischer Sturm zusammenbraute, um sich einen Weg zu bahnen.
Das abstrakte Konstrukt aus Raum und Zeit, schien erschüttert. Ein Zusammenspiel der Schöpfung aus Magie, welches niemand wirklich verstand und dessen Ordnung selbst nur den Göttern allein obliegen sollte. Jahrelang hatte sie es studiert. Es war ihre einzige Quelle aus Macht gewesen. Winzige Krümmungen im Raum oder ein kurzer Moment von Zeit. Doch dies hier? Etwas hob das kosmische Gefüge aus den Angeln hob.
Mit konzentriertem Blick streckte Syndra entschlossen ihre Hände in die Richtung des berstenden Steinbodens, während ihre Finger in filigranen Bewegungen fordernd und lenkend aus einem Instinkt heraus nach der Macht des arkanen Stroms griffen.
Alles folgte einer Ordnung. Selbst das Chaos, wenn es den Raum auseinanderdriften ließ. Ein Entgegenwirken zweier Kräfte.
Als würde sie den Stein zusammenhalten können, umfassten ihre Finger die feinen Linien aus Magie, um sie mit aller Kraft im Gefüge des Raums zu halten.
Das war absolut unmöglich. Ein Wort, das es eigentlich nicht geben sollte. ‚Undenkbar‘ jedoch war zu schwach, um das Zittern der Erde und die Gewalt dahinter zu beschreiben, die daran zerrte.
Wer immer die Stimme dahinter war, was immer er wollte. Entweder war er enorm stark oder aber ihm entglitt selbst mit jedem Herzschlag die Gewalt, die er heraufbeschworen hatte.
Stoßweise ging ihr Atem, während sie nur instinktiv handelte. Nun Naheniel wollte Panik in ihren Augen sehen? Das konnte er durchaus in diesem Augenblick, auch wenn die Tochter des Eises sich versuchte zu beherrschen und ihre Konzentration auf den Punkt zu fokussieren. Aber das, was sie spürte, die Kraft, der sie entgegenwirken wollte, war wie eine absolute Urgewalt.
Tochter des Erzmagus Vaboris van Darc & Miradoria
~ Erstgeborene & rechtmäßige Erbin des Hauses van Darc ~
~ Schwester der Nymeria var Aesir ~ Mitglied der Legion des Schattens ~
~ Wir können zwar das Blut nicht leugnen, aber es ist an jedem selbst zu entscheiden, wie viel Macht oder Einfluß man diesem gewährt die Gegenwart noch zu beeinflußen. ~
❖Niemand kann sehen, was verborgen liegt. Niemand vermag es zu stehlen, was dir gehört.❖
- Tanuri
- Geschichtenschreiber / Geschichtenschreiberin
- Beiträge: 283
- Registriert: Sa 30. Dez 2017, 09:57
- Danksagung erhalten: 2 Mal
#1261
Für einen zögerlichen Augenblick sträubte sie sich, in das Haus einzutreten. Auch wenn sie Jeremias eingeladen hatte, verblieb eine Unsicherheit, die nicht so leicht zu übergehen war. Es war nicht zu durchschauen, was geschehen konnte, wenn man jemanden einen Einblick in sein Innerstes gewährte und erlaubte, hinter eine Fassade zu sehen, tief hinab in die Seele.
Tanuri hatte schon einmal zuvor einer Person diesen Einblick erlaubt. Völlig frei und ohne Zwang, war es ihr Wunsch gewesen, das zu zeigen, was dort lag. War es richtig gewesen? Die Antwort kannte sie nicht und derzeit konnte sie nicht einmal sagen, ob sie jemals danach fragen konnte.
Aber nein, von derartigen Gedanken durfte sie sich jetzt zu diesem Zeitpunkt nicht vereinnahmen lassen. Denn sie kannte die Schwere, die sie gleich darauf ins Dunkel ziehen würde und das wäre wohl etwas, was sie in diesem Reich, dessen Gesetze sie nicht kannte, viel zu wenig kontrollieren konnte. Wobei, wie viel Kontrolle besaß sie eigentlich in Wahrheit?
"Wir sind, wer wir sind." Erhob sie, nach einer Ewigkeit der eigenen Stille wieder ihre Stimme und folgte Jeremias, dem sie, so wie es sich gehörte, den Vortritt gelassen hatte, hinein in ihr Haus, von dem kaum noch etwas übrig war. Aber trotzdem war das mehr, als sie erhofft hatte. Dinge konnten brechen, zusammenfallen, zerstört werden, sich zu Staub und Schutt verwandeln. Aber etwas, selbst wenn es noch so winzig und mit dem bloßen Augen vielleicht nicht mehr zu erkennen war, blieb.
"Wir werden nicht mit nichts geboren. Sondern alle von uns beginnen mit etwas in sich. Auch wenn es nur ein kleiner Funke und der erste Stein von etwas ist, aber es ist da. Was aber daraus erwächst, ist nicht mehr abhängig nur von uns allein - es sind Begegnungen, Wendungen und Entscheidungen. Auch wenn es uns nicht gefallen mag, das eigene Schicksal wird niemals von einem allein geschrieben.
Aber können wir uns deshalb auf den Miseren und Schlägen des Lebens ausruhen und anderen die Schuld geben an," ihre Augen wanderten umher, flogen über die zerstörten Mauern und den Schutt hinweg, der sich zu ihren Füßen ausbreitete, "dem hier?" Tanuri schüttelte ihren Kopf und suchte dabei den Blick von Jeremias.
"Natürlich, das wäre einfach. Und es wäre bequem. Weil ich mich dann nicht infrage stellen müsste. Mein Scheitern und den Zerfall meines Selbst jemandem anderen aufzulasten - es wäre tatsächlich praktisch. Aber vor würde es meine Schwäche offenbaren und wäre vor dem dunklen Herrn ein Zeugnis meiner wahren Armut, diese muss nämlich nicht nur von materieller Art sein. Versteift man sich auf die Annahme, dass alle Schuld sind, nur man selber nicht, kann man niemals 'jemand' sein."
Aber können wir uns deshalb auf den Miseren und Schlägen des Lebens ausruhen und anderen die Schuld geben an," ihre Augen wanderten umher, flogen über die zerstörten Mauern und den Schutt hinweg, der sich zu ihren Füßen ausbreitete, "dem hier?" Tanuri schüttelte ihren Kopf und suchte dabei den Blick von Jeremias.
"Natürlich, das wäre einfach. Und es wäre bequem. Weil ich mich dann nicht infrage stellen müsste. Mein Scheitern und den Zerfall meines Selbst jemandem anderen aufzulasten - es wäre tatsächlich praktisch. Aber vor würde es meine Schwäche offenbaren und wäre vor dem dunklen Herrn ein Zeugnis meiner wahren Armut, diese muss nämlich nicht nur von materieller Art sein. Versteift man sich auf die Annahme, dass alle Schuld sind, nur man selber nicht, kann man niemals 'jemand' sein."
Sie griff nach dem Bilderrahmen und fuhr zunächst mit ihrem Daumen darüber, um ihn von etwaigem Staub zu befreien. "Ich bin wer ich bin, aber ich kann nur diejenige sein, die ich aus mir mache."
Zunächst spiegelte sich ihr Abbild in dem Glas, das seltsamerweise trotz des Einsturzes noch intakt war. Wer aber war es, der ihr entgegen sah? Nur ein verzerrtes Spiegelbild, das immer noch sich selbst suchte und nichts mit dem gleich hatte, was sie einst verkörperte zu einer Zeit, als für sie nur das eine galt: Der Glaube und die Durchsetzung von dem Wort des Meisters. Mit aller Härte. Ohne Nachsicht. Ohne Gnade.
Zunächst spiegelte sich ihr Abbild in dem Glas, das seltsamerweise trotz des Einsturzes noch intakt war. Wer aber war es, der ihr entgegen sah? Nur ein verzerrtes Spiegelbild, das immer noch sich selbst suchte und nichts mit dem gleich hatte, was sie einst verkörperte zu einer Zeit, als für sie nur das eine galt: Der Glaube und die Durchsetzung von dem Wort des Meisters. Mit aller Härte. Ohne Nachsicht. Ohne Gnade.
Einige Augenblicke verharrte Tanuri und versuchte dabei, eine Antwort auf die Frage des Priesters zu finden. Kann ich mich an den Moment erinnern, an dem ich das Gefühl hatte, ich wäre eins mit mir?
Ja, sie wusste es, sehr genau sogar. Aber sie musste zugeben, dass sie die Antwort nicht geben konnte, obwohl sie diese sehr genau kannte. Stattdessen suchte sie vorerst nach einem Weg um diese herum. Nicht um Zeit zu schinden, das wäre unnötig in einem Raum, n dem diese nicht zu existieren schien, sondern um sich zu entscheiden, ob sie dieser Worte gab. Denn das, was man aussprach, wurde zu etwas Bekanntem und konnte weitergetragen werden. Nie wieder konnte es ungesagt gemacht werden und wäre nicht länger verborgen und verschlossen in einem, in Sicherheit vor allen anderen. Bis man Gedanken durch die Stimme zu etwas Hörbaren formte, waren sie ein Geheimnis und gehörten nur einem selbst. Danach aber konnten sie das nie wieder sein.
"Könnt Ihr Euch daran erinnern, als ich Euch mit scharfzüngigen Worten für Euer Wirken kritisierte? Als ich Euch und Euer Amt in Zweifel zog und nicht müde wurde, jede Eurer Entscheidungen mit einem Kopfschütteln zu quittieren?"
Es war vieles gewesen, was sie Jeremias zu seinen Lebzeiten vorgeworfen hatte. Auch wenn dies stets mit dem Respekt geschehen war, der ihm nicht nur aufgrund seines Amtes, sondern auch wegen seiner Geschichte und wegen seinem Schaffen gebührte.
"Ich war jung, arrogant, hitzköpfig und dachte, ich wüsste und könnte es besser als Ihr." Wieder hob sich ihr Mund zu einem knappen Lächeln, welches weiterhin jegliche Kälte vermissen ließ.
"Bis auf das 'jung' bin ich alles andere nach wie vor. Aber, und dies sind einige dieser Steine, die auf dem Fundament, welches ich durch meine Geburt bekam, lagen: Ich habe Erfahrungen gesammelt und durch diese gelernt, Euch zu verstehen. Ich entschuldige mein Verhalten nicht, denn nach wie vor denke ich, dass ich im Recht war. Aber ich weiß jetzt, warum Ihr sein musstet, wie wir wart."
Versunken auf der Suche, nach den Worten die folgen mussten, strich sie erneut über das Glas des Rahmens. Zunächst kaum spürbar, dann jedoch immer deutlicher, begann dieses zu vibrieren, als Stimmen zu hören waren. Stimmen, die von vergangenen Ereignissen zeugten, aber dennoch nicht klar zu verstehen waren, da sie sich miteinander überschnitten.
Versunken auf der Suche, nach den Worten die folgen mussten, strich sie erneut über das Glas des Rahmens. Zunächst kaum spürbar, dann jedoch immer deutlicher, begann dieses zu vibrieren, als Stimmen zu hören waren. Stimmen, die von vergangenen Ereignissen zeugten, aber dennoch nicht klar zu verstehen waren, da sie sich miteinander überschnitten.
Dennoch kannte sie jede einzelne davon. Manche sprachen leiser, wieder andere lauter. Alle hatten ihren speziellen Klang, sowohl in ihrer Betonung, so wie auch in dem, was sie zu sagen hatten. Es waren so viele, dass Tanuri sich zunächst nicht traute, einen Blick auf das Bildnis zu werfen. Als könnte sie somit vermeiden, die Personen zu den Stimmen sehen zu müssen, denn ein Gesicht würde es so viel fassbarer machen.
Weder das Bild, noch das was es darstellen sollte, war zerstört und vielleicht war genau das die Tatsache, die sie am meisten fürchtete. War etwas fort, unwiederbringlich vernichtet, musste sie nicht mehr hoffen und konnte es in ihrem Innersten verschließen. Abe solange es noch da war - und genau das schien Jeremias ihr zeigen zu wollen - blieb alles, auch das, was Tanuri vor sich selbst verbarg, greifbar. Es war eine niemals endende Sehnsucht, die verführerisch wie auch gefährlich war.
Denn wenn die Priesterin es zuließ, dass diese nach ihr griff, wäre dies ein erneutes Zugeständnis dafür, wie weit sie immer noch davon entfernt war, über sich hinauszuwachsen. Nach wie vor wären es dann ihre Wünsche und Bedürfnisse, die sie vereinnahmten und ihren klaren Geist trübten. Das war etwas, was der Glauben, so wie sie ihn interpretierte und definierte, nicht zuließ.
Denn wenn die Priesterin es zuließ, dass diese nach ihr griff, wäre dies ein erneutes Zugeständnis dafür, wie weit sie immer noch davon entfernt war, über sich hinauszuwachsen. Nach wie vor wären es dann ihre Wünsche und Bedürfnisse, die sie vereinnahmten und ihren klaren Geist trübten. Das war etwas, was der Glauben, so wie sie ihn interpretierte und definierte, nicht zuließ.
Aber Tanuri wusste, dass sie nicht entkommen konnte. Sie war auf einer Suche und wollte etwas finden, dann musste sie auch das sehen, was die Macht hatte, sie und ihre Seele am Leben zu halten, ohne dass sie es wollte. Kurz schloss sie die Augen, nur um daraufhin entschlossen auf den Rahmen zu blicken. Für einen Moment packte sie die Bildgewalt, die sich ihr präsentierte und ja, es überraschte sie nicht, was sie sah. Sie hatte es gewusst, sie hatte es vermutet und doch wäre es einfacher gewesen, nichts zu sehen. Denn vor "Nichts" hatte man nichts zu befürchten.
Wäre dort ein leerer Bilderrahmen, wäre das ihre Bestätigung, dass es nichts gab, was sie angreifbar machte. Dem war aber nicht so. Denn dann wäre sie kein Mensch. Nach außen hin konnte man Kälte suggerieren, doch niemand, auch kein Psychopath, schaffte es zu einer vollkommenen Emotionslosigkeit. Und mit dem, was sie sah und was nur ihr Ohr allein hörte, wurde ihr erneut schmerzlich bewusst, was man ihr nehmen konnte.
Es war dieser Anflug eines Gedankens, der die Abbildung verfärbte und die Stimmen verstummen ließ. Weit riss sie ihre Augen auf, als zähflüssiges Blut aus dem Rahmen über ihre Finger hinweg sickerte und in dicken Tropfen auf den Boden fiel. Reflexartig wollte sie das Bild von sich werfen, doch etwas wirkte auf sie ein, machte sie willenlos und zwang sie, weiter hinzusehen.
Wie gebannt starrte sie auf das, was sich ihr zeigte. Das war keine Vergangenheit und keine Erinnerung. Es war etwas, das sich in ihren Kopf genistet hatte und diesen langsam und in perfider Freude verderbte. "Er sieht Dich. Er findet Dich. Er findet alle. Er wird sie töten." Ein Echo, dass sich hallend zwischen dem Rahmen hin und her warf und dafür sorgte, dass die Schwingungen, die auf das Glas einwirkten, immer stärker wurden. Aus dem Blut, das sich dunkler und dunkler färbte und schon bald so wirkte, als wäre es dicker Teer, schob sich ihr eine Hand entgegen, bereit, zuzupacken und sie hineinzuziehen, in eine tiefe Schlucht, die kein Anfang und kein Ende kannte.
Die Worte von Jeremias klangen in ihren Ohren wider, als würde er sie genau in diesem Augenblick nochmals warnend aussprechen: "Es gibt Orte und Zeiten, an denen du aus dem Zwielicht gezogen werden könntest…"
Hinaus aus dem Zwielicht, doch wohin? Das hatte er nicht gesagt. Mit einem Wissen und einer Ahnung womöglich? Eilig warf sie endlich den Rahmen von sich, dieser aber zerbarst nach wie vor nicht, obwohl der Klang seines Aufpralls darauf hinwies. Die Hand zog sich sogleich zurück und nahm die zähe Masse wieder mit sich, hinein dorthin, was ein Teil ihres Innersten war.
Reglos blieb Tanuri stehen und starrte noch länger auf den Bilderrahmen am Boden, der nun wieder stumm und leer geworden war. "Ihr hattet Recht, Jeremias. Es gefällt mir nicht, was ich sehe."
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Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
Ja, mein Herr und Meister, ich bin Deine Dienerin!
Lege Deine Finger auf meine Lippen und berühre mit Deiner Hand meine Zunge
auf dass ich Deinen Willen und Dein Wort verkünde!
~~ Priesterin der dunklen Kirche und Mentorin ihrer Adeptin Freya Chakai ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
~~ Anführerin der Legion des Schattens ~~
~~ Mutter der Nymeria var Aesir ~~
#1262
Er nickte. Er hatte auch nichts anderes behauptet, als das es mehr Wege gibt Narben zu tragen, aber sagte nichts weiter dazu. Wieso wiederholen was er selbst gesagt hatte und sie im Grunde bestätigte seine Aussage nur eben erstmal mit einem: Bin dagegen! Er unterbrach sie nicht mal. Mit jeder Minute die er mit ihr sprach oder eben auch nicht, lernte er mehr über sie und wie sie funktionierte und vor allem auch über die Macken, die sie glaubt verborgen zu haben. Je mehr man versucht zu verbergen um so offensichtlicher wurde es und er passte sich an. Jedenfalls soweit es seine eigenen Rahmenbedingungen und Persönlichkeit nicht gänzlich verbiegen und zerbrechen würde. Dann aber wurde es einen Moment still zwischen ihnen. Er sah auf die Tischplatte, schob das Korn hin, während Lorena wohl in ihre Gedanken versank.
Ihre Zwiegespräche mit dem Untermieter bekam er nicht mit, wenn er es wüsste, würde er sie darum nicht beneiden und so wird da auch jegliche Reaktion ausbleiben, genau wie auch etwaige Gedanken die nicht erkenntbar sind. Er fokussierte und blieb sich selbst einfach treu. Einfach Stellan bleiben, egal das er durchaus mitbekam das irgendwas im Argen lag. Er schob das Korn über den Tisch. Sagte immer noch kein Ton. Erst als sie wieder angekommen war bei ihm und ihr sei diese kleine 'Auszeit' oder Gedankliche Reise gegönnt, reagierte er auch wieder auf sie. Vorher gabs einfach nichts, denn wie Lorena selbst stets beschrieb, in ihrem Gesicht und Haltung erkennt man nichts. Aus Nichts kann er nur leider auch nichts lesen und entsprechend entstand wohl eine kurze Schweigespanne. Erst dann brach er sein Schweigen mit einem leichten Bedauern in der Stimme.
"Ich kritisiere meine beiden Kinder aufs Heftigste und ihr macht daraus eine bevorzugte Wahl? Ihr glaubt es zu wissen und versucht es nicht mal. In Ordnung." Sie war niemand der bekehrte, niemand der bettelt, niemand der etwas preisgibt. So überzeugte man leider auch niemanden von einer anderen Ansicht. Dabei gehts nicht um bekehren, sondern darum seine Meinung überzeugend zu vertreten und vielleicht sogar Einfluss auf eine andere Meinung zu nehmen. "Schade mich hätte einfach eure Meinung echt interessiert und wie ihr dazu steht. Kennt ihr sowas wie Blindheit aus Gewohnheit? Wenn man eine Sache immer wieder tut und damit erfolgreich war und dann nicht sieht, wenn einmal dieser Lösungsweg der falsche ist? Also fragt man jemand anderen um Rat, um eine Meinung. Aber ich seh schon, dass funktioniert auch nicht. Mh."
Er wiegte den Kopf. "Wenn ich überzeugt von einer Wahl bin? Der Versuch aber lohnt sich immer. Es gibt auf der Welt Ansichten und Meinungen, die man nicht erkennt, wenn man nicht darüber spricht. Wenn man nur in seiner Komfortzone bleibt und sie nicht mal anhört. Ich wollte euch die Chance geben, eure Meinung zu teilen, aber ich werde euch nicht überreden es zu tun. Ich denke das habe ich in den letzten Minuten oft genug getan. Euch zum reden oder teilen zu bewegen ist schwerer als ein Weißherz davon zu überzeugen zu Ogrimar zu konvertieren."
Ein erneutes Beben ließ die Mauern erzittern. Stellan wirkte nachdenklich. Sollte er sich geirrt haben? Zweifel, ja doch sie können einen ergreifen. Es hat nichts mit Schwäche zu tun, an seinem eigenen Vorgehen zu zweifeln, es noch mal zu hinterfragen und dann andere Wege unter neuen Gesichtspunkten einzuschlagen. Er dachte über die Zeilen nach, die seine Entscheidung stützten. Er hob die Hand leicht als rechnete er damit noch mehr Sand zu sehen. Aber nichts. Das Beben hatte andere Gründe. Das Beben war nicht Naheniel. "Oh." Eine Erkenntnis die auch den Alten jetzt traf. Er drückte sich am Tisch hoch. "Irgendwas stimmt nicht." Aber es klang nicht so als wüsste er was. Für Panik war er aber nicht gemacht, eher für Pragmatismus. Er wirkte auch nicht aufgeregt, eher besorgt.
In all dem Wirren hier klopfte es laut. Das kurz danach das Hausmädchen am Zimmer vorbei lief. Er hatte hier nichts zu sagen, also würde er sich kaum bequmen zur Tür zu gehen. Aber Lorena wäre wohl in der Lage dazu. "Ich geh mich endlich anziehen und komme dann zurück." Erklärte er also und schickte sich an, den Weg zu dem Raum aufzunehmen um sich endlich wieder würdevoller angekleidet präsentieren zu können. Scheinbar hatte Lorena gleich einen anderen Gast und dem will er nicht im Wege stehen, da er da keine Entscheidung fällen darf.
Ihre Zwiegespräche mit dem Untermieter bekam er nicht mit, wenn er es wüsste, würde er sie darum nicht beneiden und so wird da auch jegliche Reaktion ausbleiben, genau wie auch etwaige Gedanken die nicht erkenntbar sind. Er fokussierte und blieb sich selbst einfach treu. Einfach Stellan bleiben, egal das er durchaus mitbekam das irgendwas im Argen lag. Er schob das Korn über den Tisch. Sagte immer noch kein Ton. Erst als sie wieder angekommen war bei ihm und ihr sei diese kleine 'Auszeit' oder Gedankliche Reise gegönnt, reagierte er auch wieder auf sie. Vorher gabs einfach nichts, denn wie Lorena selbst stets beschrieb, in ihrem Gesicht und Haltung erkennt man nichts. Aus Nichts kann er nur leider auch nichts lesen und entsprechend entstand wohl eine kurze Schweigespanne. Erst dann brach er sein Schweigen mit einem leichten Bedauern in der Stimme.
"Ich kritisiere meine beiden Kinder aufs Heftigste und ihr macht daraus eine bevorzugte Wahl? Ihr glaubt es zu wissen und versucht es nicht mal. In Ordnung." Sie war niemand der bekehrte, niemand der bettelt, niemand der etwas preisgibt. So überzeugte man leider auch niemanden von einer anderen Ansicht. Dabei gehts nicht um bekehren, sondern darum seine Meinung überzeugend zu vertreten und vielleicht sogar Einfluss auf eine andere Meinung zu nehmen. "Schade mich hätte einfach eure Meinung echt interessiert und wie ihr dazu steht. Kennt ihr sowas wie Blindheit aus Gewohnheit? Wenn man eine Sache immer wieder tut und damit erfolgreich war und dann nicht sieht, wenn einmal dieser Lösungsweg der falsche ist? Also fragt man jemand anderen um Rat, um eine Meinung. Aber ich seh schon, dass funktioniert auch nicht. Mh."
Er wiegte den Kopf. "Wenn ich überzeugt von einer Wahl bin? Der Versuch aber lohnt sich immer. Es gibt auf der Welt Ansichten und Meinungen, die man nicht erkennt, wenn man nicht darüber spricht. Wenn man nur in seiner Komfortzone bleibt und sie nicht mal anhört. Ich wollte euch die Chance geben, eure Meinung zu teilen, aber ich werde euch nicht überreden es zu tun. Ich denke das habe ich in den letzten Minuten oft genug getan. Euch zum reden oder teilen zu bewegen ist schwerer als ein Weißherz davon zu überzeugen zu Ogrimar zu konvertieren."
Ein erneutes Beben ließ die Mauern erzittern. Stellan wirkte nachdenklich. Sollte er sich geirrt haben? Zweifel, ja doch sie können einen ergreifen. Es hat nichts mit Schwäche zu tun, an seinem eigenen Vorgehen zu zweifeln, es noch mal zu hinterfragen und dann andere Wege unter neuen Gesichtspunkten einzuschlagen. Er dachte über die Zeilen nach, die seine Entscheidung stützten. Er hob die Hand leicht als rechnete er damit noch mehr Sand zu sehen. Aber nichts. Das Beben hatte andere Gründe. Das Beben war nicht Naheniel. "Oh." Eine Erkenntnis die auch den Alten jetzt traf. Er drückte sich am Tisch hoch. "Irgendwas stimmt nicht." Aber es klang nicht so als wüsste er was. Für Panik war er aber nicht gemacht, eher für Pragmatismus. Er wirkte auch nicht aufgeregt, eher besorgt.
In all dem Wirren hier klopfte es laut. Das kurz danach das Hausmädchen am Zimmer vorbei lief. Er hatte hier nichts zu sagen, also würde er sich kaum bequmen zur Tür zu gehen. Aber Lorena wäre wohl in der Lage dazu. "Ich geh mich endlich anziehen und komme dann zurück." Erklärte er also und schickte sich an, den Weg zu dem Raum aufzunehmen um sich endlich wieder würdevoller angekleidet präsentieren zu können. Scheinbar hatte Lorena gleich einen anderen Gast und dem will er nicht im Wege stehen, da er da keine Entscheidung fällen darf.
- Yasin bin Saaid al Sabbah
- Kräuterkundiger / Kräuterkundige
- Beiträge: 15
- Registriert: Fr 2. Aug 2024, 15:18
#1263
Die Fäden des Sandes fühlten sich kühl an und doch heiß. Es war ein schönes Gefühl. Und jedes Wirken auf die Fäden war eine Gewalt in der Wüste. Er hatte gebrochen damit Dinge stumm zu akzeptieren. Gebrochen damit einfach nur zu funktionieren. Tag ein und Tag aus. Weib, Wein und Gesang. Es gab nichts worauf er sich freute, wenn er die Augen aufschlug. Es wurde monoton und langweilig. Also suchte er neue Impulse. Einen neuen Sinn und gab sich dem Studium hin. Der Schöpfer hatte das Reich erschaffen und sicher alles was darin war - Freya ausgeschlossen, ihre Herkunft war eine andere.
Also war auch der Prinz eine Schöpfung Naheniels. Aber eine unbewusste, nicht wirklich kreierte. Wenn man eine Welt erschaffte, erschaffte man eine Dynamik. Selbst einen Gott wäre es unmöglich alles im Blick zu behalten. Zu wissen wie sich jeder Baum neigt, wie jeder Mensch entscheidet und lebt. Menschen gebären neue Menschen von denen der Schöpfer nicht mal was weiß, so geht seinen Gang, der Funken war seinen Fingern entsprungen, seinem Geist, aber die Dynamik war eigenständig. So viele Wesen und Begebenheiten kann niemand im Auge behalten. Nicht so jedenfalls. Für gewöhnlich war das auch nicht nötig, weil es wie ein eigenes System funktionierte in sich geschlossen. Aber es änderte sich durch nur einen winzigen Gedanken. Dieser Impuls in dem Prinzen der für das Studium sorgte und für die Forschung über die Magie war für alles verantwortlich. Er war aus seinem Trott getreten, hatte die Zügel in die Hand genommen und begonnen zu wachsen. Trotz der Angst zu scheitern war er wider Erwarten Erfolgreich. Der Schöpfer muss ihn lokalisieren und finden, dann könnte es mit einem Gedanken vorbei sein. Yasin war nur ein Produkt dieser Welt, aber manchmal laufen Produkte aus der Reihe.
Er will mehr über die Risse wissen. Mehr über das schwarzhaarige Mädchen, dass dem Auktionator den Tod brachte und ihm seine Auktion genommen hatte. Wer ahnte schon das ihre Wege sich vielleicht kreuzen würden. Vielleicht, wenn sie wollte, wenn das Schicksal das wollte. Vielleicht hatte dieses Mädchen mehr über diese Welt hinter dem Riss zu sagen. Er wusste nun wie er sie öffnete.
"Noch nicht." Flüsterte er leise. Die Hand zog sich von den Sanden zurück. Er wusste zu wenig und wenn er jetzt zu viele davon erschuf, könnte am Ende alles kollidieren, aber das wollte er ja nicht, er wollte nur die Kontrolle übernehmen. Ihm war klar das dem Schöpfer sein Eingreifen nicht unbemerkt geblieben ist. Aber das erste mal, nachdem er seine Rolle verlassen hat, einfach mal einen Schritt abseits des gewohnten Weges ging, das erste mal war es wieder aufregend und er fühlte sich frei.
"Ya Amir." Der geduckte Mann dessen Gesicht man nicht sah näherte sich demütig dem Prinzen. "Es ist bestätigt. Der Auktionator ist tot. Die Gräfin hat ihn mit dem Mädchen fahren lassen. Schwarzes Haar, Blaue Augen, tief wie das Meer. Die Gräfin sagt einer der besten Juwelen die sie hatte. Sie sagte aber auch, etwas ist mit dem Mädchen anders, sie formulierte es wie: Nicht von dieser Welt." Der Prinz wandte sich langsam gen Mann zu, was hörte er da? In der momentanen Situation klang das sehr interessant. Der verhüllte hob den Kopf, man sah blinde Augen, ein narbiges Gesicht, als hätte man ihm mit einem Messer das Gesicht in Scheiben geschnitten und wieder zusammen gefügt. Keine Zähne mehr. Yasin dachte nach. "Ein Mädchen das anders ist noch dazu ein toter Auktionator. Findet sie und bringt sie her. Ich will wissen wer das ist, wenn gar die Gräfin sagt, sie ist anders. Aber ihr darf nichts passieren." Der Alte nickte und schickte sich an zu gehen. Ein Handzeichen zeigte das der Prinz noch nicht fertig war. "Spione und Späher bringen hier nichts, wenn sie wirklich so eine Besonderheit ist brauchen wir was mächtigeres. Schick die Dschinn."
Hörbar schluckte der Alte und nickte. Er wandte sich langsam und verließ den Saal, um diesen Befehl auszuführen.
Haaram musterte das Mädchen wachsam, aber neugierig. Er versuchte sie zu lesen, aber auf ihn wirkte sie einfach müde, frustriert und allein. Er stellte sich sicherlich die Frage, als Fremder für sie, wie sie hergekommen war. Mitten in die Wüste, mitten in dieses Land. Wie sie in die Oase kam wusste er bereits. Er runzelte die Stirn als er den Namen hörte.
"Lichthafen. Klingt nach See und Schifffahrt. Ihr müsst von sehr weit weg kommen. Hier gibt es in alle Richtungen Tagelang keinen See oder Meer. Nur den Sand." Stellte er für sich fest. Natürlich ein paar Oasen gab es, aber die waren weit auseinander. Das Land der Wüste war schlimmer als ein Labyrinth. Am Labyrinth kann man vielleicht noch an den Wänden ein Ende erahnen, in der Wüste verliert man in wenigen Stunden die Orientierung. Kam man von Westen, von Osten, eine falsche Drehung und man weiß nicht mehr ob man im Kreis lief.
Er nickte zu ihren Worten. Sie schien bedrückt und in sich gekehrt. Er kennt aber ihren Weg nicht und wollte auch nicht bohren. Sondern beließ es dabei. Wenn sie drüber reden will wird sie das tun, so glaubte er. "Magie war es ja. Eine die noch nie zu vor aufgetreten ist. Mh.. Ya Amir, also mein Prinz, muss davon erfahren." Haaram wusste nicht, dass der Prinz der Auslöser war. Das Wappen auf der Schärpe ließ schließen, dass dieser Mann mit dem Palast in der Bindung stand. "Oh es gibt viele Wissende. Aber hier bin ich der einzige. Im Palast und der Stadt der Endlosen Sande sind mehr. Da gibt es eine Universität und eine Bibliothek, ganz viele Orte des Wissens. Auch ein Krankenhaus." Er lächelte sachte und ließ es so im Raum stehen. Eine Stadt, eine große Stadt in der Wüste. "Wenn ihr soweit gereist seid..." Kurz dachte er nach. "Warum? Was sucht ihr in dieser Ferne? Oder sucht ihr den Weg nach Hause? Oder was ist eurer Ziel?" Er hoffte sie würde ihn nicht ganz ohne Antwort lassen.
Die Augen schimmerten trotz dem Braun sehr lebendig, er hatte eine angenehme Art sich zu unterhalten. Seine Haltung war freundlich, aber auch irgendwie diszipliniert. Er wirkte als achte er genau darauf was er sagte und tat, vielleicht weil er vom Hofe des Prinzen kam. Möglicherweise war er eine Chance und Reisemöglichkeit für Freya, je nachdem welches Ziel sie sich gesetzt hatte, voran zu kommen.
Wer weiß wer schneller ist, die geschickten Schergen des Prinzen oder Haaram der sie in die Stadt mitnimmt, wo der Prinz residiert. Beide Wege führen zum gleichen Ziel, aber die Frage war war wollte sie das überhaupt oder wollte sie lieber woanders entlang? Vielleicht alleine es versuchen oder mit anderen Menschen? Oder einfach hier bleiben, wobei sie dann sicher auf kurz oder lang die Dschinn finden werden. Welchen Weg mag sie gehen?
Also war auch der Prinz eine Schöpfung Naheniels. Aber eine unbewusste, nicht wirklich kreierte. Wenn man eine Welt erschaffte, erschaffte man eine Dynamik. Selbst einen Gott wäre es unmöglich alles im Blick zu behalten. Zu wissen wie sich jeder Baum neigt, wie jeder Mensch entscheidet und lebt. Menschen gebären neue Menschen von denen der Schöpfer nicht mal was weiß, so geht seinen Gang, der Funken war seinen Fingern entsprungen, seinem Geist, aber die Dynamik war eigenständig. So viele Wesen und Begebenheiten kann niemand im Auge behalten. Nicht so jedenfalls. Für gewöhnlich war das auch nicht nötig, weil es wie ein eigenes System funktionierte in sich geschlossen. Aber es änderte sich durch nur einen winzigen Gedanken. Dieser Impuls in dem Prinzen der für das Studium sorgte und für die Forschung über die Magie war für alles verantwortlich. Er war aus seinem Trott getreten, hatte die Zügel in die Hand genommen und begonnen zu wachsen. Trotz der Angst zu scheitern war er wider Erwarten Erfolgreich. Der Schöpfer muss ihn lokalisieren und finden, dann könnte es mit einem Gedanken vorbei sein. Yasin war nur ein Produkt dieser Welt, aber manchmal laufen Produkte aus der Reihe.
Er will mehr über die Risse wissen. Mehr über das schwarzhaarige Mädchen, dass dem Auktionator den Tod brachte und ihm seine Auktion genommen hatte. Wer ahnte schon das ihre Wege sich vielleicht kreuzen würden. Vielleicht, wenn sie wollte, wenn das Schicksal das wollte. Vielleicht hatte dieses Mädchen mehr über diese Welt hinter dem Riss zu sagen. Er wusste nun wie er sie öffnete.
"Noch nicht." Flüsterte er leise. Die Hand zog sich von den Sanden zurück. Er wusste zu wenig und wenn er jetzt zu viele davon erschuf, könnte am Ende alles kollidieren, aber das wollte er ja nicht, er wollte nur die Kontrolle übernehmen. Ihm war klar das dem Schöpfer sein Eingreifen nicht unbemerkt geblieben ist. Aber das erste mal, nachdem er seine Rolle verlassen hat, einfach mal einen Schritt abseits des gewohnten Weges ging, das erste mal war es wieder aufregend und er fühlte sich frei.
"Ya Amir." Der geduckte Mann dessen Gesicht man nicht sah näherte sich demütig dem Prinzen. "Es ist bestätigt. Der Auktionator ist tot. Die Gräfin hat ihn mit dem Mädchen fahren lassen. Schwarzes Haar, Blaue Augen, tief wie das Meer. Die Gräfin sagt einer der besten Juwelen die sie hatte. Sie sagte aber auch, etwas ist mit dem Mädchen anders, sie formulierte es wie: Nicht von dieser Welt." Der Prinz wandte sich langsam gen Mann zu, was hörte er da? In der momentanen Situation klang das sehr interessant. Der verhüllte hob den Kopf, man sah blinde Augen, ein narbiges Gesicht, als hätte man ihm mit einem Messer das Gesicht in Scheiben geschnitten und wieder zusammen gefügt. Keine Zähne mehr. Yasin dachte nach. "Ein Mädchen das anders ist noch dazu ein toter Auktionator. Findet sie und bringt sie her. Ich will wissen wer das ist, wenn gar die Gräfin sagt, sie ist anders. Aber ihr darf nichts passieren." Der Alte nickte und schickte sich an zu gehen. Ein Handzeichen zeigte das der Prinz noch nicht fertig war. "Spione und Späher bringen hier nichts, wenn sie wirklich so eine Besonderheit ist brauchen wir was mächtigeres. Schick die Dschinn."
Hörbar schluckte der Alte und nickte. Er wandte sich langsam und verließ den Saal, um diesen Befehl auszuführen.
Haaram musterte das Mädchen wachsam, aber neugierig. Er versuchte sie zu lesen, aber auf ihn wirkte sie einfach müde, frustriert und allein. Er stellte sich sicherlich die Frage, als Fremder für sie, wie sie hergekommen war. Mitten in die Wüste, mitten in dieses Land. Wie sie in die Oase kam wusste er bereits. Er runzelte die Stirn als er den Namen hörte.
"Lichthafen. Klingt nach See und Schifffahrt. Ihr müsst von sehr weit weg kommen. Hier gibt es in alle Richtungen Tagelang keinen See oder Meer. Nur den Sand." Stellte er für sich fest. Natürlich ein paar Oasen gab es, aber die waren weit auseinander. Das Land der Wüste war schlimmer als ein Labyrinth. Am Labyrinth kann man vielleicht noch an den Wänden ein Ende erahnen, in der Wüste verliert man in wenigen Stunden die Orientierung. Kam man von Westen, von Osten, eine falsche Drehung und man weiß nicht mehr ob man im Kreis lief.
Er nickte zu ihren Worten. Sie schien bedrückt und in sich gekehrt. Er kennt aber ihren Weg nicht und wollte auch nicht bohren. Sondern beließ es dabei. Wenn sie drüber reden will wird sie das tun, so glaubte er. "Magie war es ja. Eine die noch nie zu vor aufgetreten ist. Mh.. Ya Amir, also mein Prinz, muss davon erfahren." Haaram wusste nicht, dass der Prinz der Auslöser war. Das Wappen auf der Schärpe ließ schließen, dass dieser Mann mit dem Palast in der Bindung stand. "Oh es gibt viele Wissende. Aber hier bin ich der einzige. Im Palast und der Stadt der Endlosen Sande sind mehr. Da gibt es eine Universität und eine Bibliothek, ganz viele Orte des Wissens. Auch ein Krankenhaus." Er lächelte sachte und ließ es so im Raum stehen. Eine Stadt, eine große Stadt in der Wüste. "Wenn ihr soweit gereist seid..." Kurz dachte er nach. "Warum? Was sucht ihr in dieser Ferne? Oder sucht ihr den Weg nach Hause? Oder was ist eurer Ziel?" Er hoffte sie würde ihn nicht ganz ohne Antwort lassen.
Die Augen schimmerten trotz dem Braun sehr lebendig, er hatte eine angenehme Art sich zu unterhalten. Seine Haltung war freundlich, aber auch irgendwie diszipliniert. Er wirkte als achte er genau darauf was er sagte und tat, vielleicht weil er vom Hofe des Prinzen kam. Möglicherweise war er eine Chance und Reisemöglichkeit für Freya, je nachdem welches Ziel sie sich gesetzt hatte, voran zu kommen.
Wer weiß wer schneller ist, die geschickten Schergen des Prinzen oder Haaram der sie in die Stadt mitnimmt, wo der Prinz residiert. Beide Wege führen zum gleichen Ziel, aber die Frage war war wollte sie das überhaupt oder wollte sie lieber woanders entlang? Vielleicht alleine es versuchen oder mit anderen Menschen? Oder einfach hier bleiben, wobei sie dann sicher auf kurz oder lang die Dschinn finden werden. Welchen Weg mag sie gehen?
Der Sand verbirgt die Erinnerungen
Der Fluss offenbart die Sünden
Der Himmel legt seinen Atem da
- Etoh
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#1264
Etoh wusste nicht wer alles in der Halle der Legion zugegen sein würde. Nicht Ahnend das die Priesterin bereits gefunden wurde, geschweige denn wo man sie gefunden hatte. Wäre sie wohl die erste gewesen der er von seiner Begegnung mit Freya berichtet hätte. Immerhin war sie bis zu Letzt ihre Mentorin gewesen. Auch wenn sie selber in der letzten Zeit vermehrt mit Abwesenheit glänzte. Doch lag es nicht an ihm das zu bewerten. Dennoch war es wohl schon lange an der Zeit gewesen das die Priester der gegensätzlichen Glaubensrichtungen sich bei einem gemeinsamen Interesse auf Augenhöhe begegnen würden.
Irgendwie hatte er ein wenig darauf spekuliert Kenna anzutreffen um mit ihr über ein Angebot und die Verhandlung über die Rückgabe ihrer Waffen zu einer Zusammenarbeit bewegen zu können.
Auf Lorena die Inquisitorin würde er durchaus gut verzichten können. Ihre letzte Begegnung war bei dem gescheiterten Tribunal gewesen. Zugleich hatten sie beide noch eine Rechnung miteinander offen. Von ihr versprach er sich wenig Gegenliebe und erwartete eher eine Spitze Zunge die jegliches Vorankommen in seinem Anliegen im Keim zu ersticken drohte.
Ebenso wenig Entgegenkommen erwartete er vom dunklen General Adrian. Auch dieses letzte Treffen verlief eher suboptimal. Wobei Etohs Suche Adrian wohl weit mehr interessieren dürfte, als sein Anliegen seinerzeit Etoh gegenüber die verschwundene Priesterin Ogrimars zu finden.
Natürlich war es eine Magd die ihn als erstes Empfang. Würde ihm das nun zugute kommen? In diesem Fall war sie die erste Instanz die darüber entschied ob er weiter kommen würde. Sollte jegliches Personal genau so offen sein, wie jene Magd die ihren Weg in die weiße Halle gefunden hatte, sollten seine Chancen wohl nicht zu schlecht abschneiden.
Kurz weiteten sich seine Augen als er sah dass auch die Tochter der Priesterin zum Empfangskomitee gehören sollte, überraschte ihn dies ein wenig. Auf der anderen Seite erkannte er die Fürsorge die diese Magd dem Kind entgegenbrachte. Etoh hegte also die Hoffnung darin dass sie sich um das Wohlergehen von Freya gewiss ebenso Interessieren würde. Vielleicht war es in diesem Fall sogar einfacher eine Magd von seinem Anliegen zu überzeugen, bevor er nach einer anderen ihn bekannten Person aus der Legion fragen würde.
Leicht neigt Etoh seinen Kopf zur Begrüßung. Er sah Mila mit dem gleichen Respekt an den er jedem anderen in dieser Situation ebenso entgegengebracht hätte.
„Guten Abend.“ erwidert er im ruhigen Ton.
„Mein Name ist Etoh Lucis, doch ich nehme an das wusstet ihr bereits.“
Er stellte sich kurz Mila vor um sie von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen. Er hatte nichts zu verbergen. Auch wenn es genügend andere in der Legion gab, die dies nur zu gerne in Zweifel ziehen wollten. Mila mochte eine Magd in der Legion sein, doch mit Sicherheit bei weitem keine einfältige Frau. Etoh konnte allein an ihrer Haltung und ihrer Garderobe erkennen das sie unter den Mägden wohl diejenige war die mehr zu sagen hatte.
„Mein Anliegen mag euch ein wenig ungewöhnlich, wenn nicht gar Anmaßend wirken.“
Er wollte nicht lange um den heißem Brei herum reden. Er hatte keine Zeit zu verschwenden und es würde mit Sicherheit eh noch schwer genug werden sie von seinem Anliegen zu überzeugen.
„Es geht um Freya!
So unwahrscheinlich es euch vorkommen mag, doch ich habe sie nicht nur gesehen, sonder konnte sie auch sprechen. Sie sprach davon das ich mich an Scherben in ihrem Zimmer erinnern sollte. Wisst ihr etwas darüber?“
Sein Blick ging kurz zu Nymeria rüber. Noch verhielt sich das Kind Augenscheinlich ruhig auf Milas Arm. Doch hatte Etoh das Gefühl als ob die Kleine wirklich jede seiner Gesten und Aussagen aufsaugen und studieren würde. Bei manchen Begegnungen mit ihr hatte er oft das Gefühl als ob ein viel zu alter Geist in einem viel zu jungen Körper wohnen würde. Doch war dies ein Geheimnis das es an einem anderen Tag zu Lösen gäbe.
Er wand seine Aufmerksamkeit Mila wieder zu während er fortfuhr.
„Ich bin gekommen, weil ich das Zimmer von Freya sehen muss. So fern darin alles so belassen wurde seit ihrem verschwinden.“
Irgendwie hatte er ein wenig darauf spekuliert Kenna anzutreffen um mit ihr über ein Angebot und die Verhandlung über die Rückgabe ihrer Waffen zu einer Zusammenarbeit bewegen zu können.
Auf Lorena die Inquisitorin würde er durchaus gut verzichten können. Ihre letzte Begegnung war bei dem gescheiterten Tribunal gewesen. Zugleich hatten sie beide noch eine Rechnung miteinander offen. Von ihr versprach er sich wenig Gegenliebe und erwartete eher eine Spitze Zunge die jegliches Vorankommen in seinem Anliegen im Keim zu ersticken drohte.
Ebenso wenig Entgegenkommen erwartete er vom dunklen General Adrian. Auch dieses letzte Treffen verlief eher suboptimal. Wobei Etohs Suche Adrian wohl weit mehr interessieren dürfte, als sein Anliegen seinerzeit Etoh gegenüber die verschwundene Priesterin Ogrimars zu finden.
Natürlich war es eine Magd die ihn als erstes Empfang. Würde ihm das nun zugute kommen? In diesem Fall war sie die erste Instanz die darüber entschied ob er weiter kommen würde. Sollte jegliches Personal genau so offen sein, wie jene Magd die ihren Weg in die weiße Halle gefunden hatte, sollten seine Chancen wohl nicht zu schlecht abschneiden.
Kurz weiteten sich seine Augen als er sah dass auch die Tochter der Priesterin zum Empfangskomitee gehören sollte, überraschte ihn dies ein wenig. Auf der anderen Seite erkannte er die Fürsorge die diese Magd dem Kind entgegenbrachte. Etoh hegte also die Hoffnung darin dass sie sich um das Wohlergehen von Freya gewiss ebenso Interessieren würde. Vielleicht war es in diesem Fall sogar einfacher eine Magd von seinem Anliegen zu überzeugen, bevor er nach einer anderen ihn bekannten Person aus der Legion fragen würde.
Leicht neigt Etoh seinen Kopf zur Begrüßung. Er sah Mila mit dem gleichen Respekt an den er jedem anderen in dieser Situation ebenso entgegengebracht hätte.
„Guten Abend.“ erwidert er im ruhigen Ton.
„Mein Name ist Etoh Lucis, doch ich nehme an das wusstet ihr bereits.“
Er stellte sich kurz Mila vor um sie von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen. Er hatte nichts zu verbergen. Auch wenn es genügend andere in der Legion gab, die dies nur zu gerne in Zweifel ziehen wollten. Mila mochte eine Magd in der Legion sein, doch mit Sicherheit bei weitem keine einfältige Frau. Etoh konnte allein an ihrer Haltung und ihrer Garderobe erkennen das sie unter den Mägden wohl diejenige war die mehr zu sagen hatte.
„Mein Anliegen mag euch ein wenig ungewöhnlich, wenn nicht gar Anmaßend wirken.“
Er wollte nicht lange um den heißem Brei herum reden. Er hatte keine Zeit zu verschwenden und es würde mit Sicherheit eh noch schwer genug werden sie von seinem Anliegen zu überzeugen.
„Es geht um Freya!
So unwahrscheinlich es euch vorkommen mag, doch ich habe sie nicht nur gesehen, sonder konnte sie auch sprechen. Sie sprach davon das ich mich an Scherben in ihrem Zimmer erinnern sollte. Wisst ihr etwas darüber?“
Sein Blick ging kurz zu Nymeria rüber. Noch verhielt sich das Kind Augenscheinlich ruhig auf Milas Arm. Doch hatte Etoh das Gefühl als ob die Kleine wirklich jede seiner Gesten und Aussagen aufsaugen und studieren würde. Bei manchen Begegnungen mit ihr hatte er oft das Gefühl als ob ein viel zu alter Geist in einem viel zu jungen Körper wohnen würde. Doch war dies ein Geheimnis das es an einem anderen Tag zu Lösen gäbe.
Er wand seine Aufmerksamkeit Mila wieder zu während er fortfuhr.
„Ich bin gekommen, weil ich das Zimmer von Freya sehen muss. So fern darin alles so belassen wurde seit ihrem verschwinden.“
Heiler zum Beruf - Priester aus Berufung
"Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst"
- -Freya-
- Bürger / Bürgerin
- Beiträge: 312
- Registriert: Mo 5. Feb 2018, 19:11
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#1265
Freya lächelte, aber es war ein kurzes Lächeln – eine Geste der Freundlichkeit, die jedoch nicht wirklich das tiefe Blau ihrer Augen erreichte. Ihre Gedanken verweilten in Erinnerungen, die wie Schatten unter der Oberfläche schimmerten, kaum greifbar. Vielleicht würde sie Lichthafen nie wiedersehen. Nie wieder vom Duft der Äpfel bei Iris angelockt werden, Tanuri mit ihren Fragen in den Wahnsinn treiben oder die Stufen zur Legion hinaufschreiten.
Das alles war möglicherweise so nahe gewesen und nun lag es abermals in weiter Ferne.
Blinzelnd streifte sie die Gedanken fort, bevor sie ein letztes Mal auf die Stelle mit dem roten Sand sah. Der Gedanke, dass es noch einmal aufflammen würde war, unwahrscheinlich. Zumindest, wenn sie den Worten des Wesirs Glauben schenkte, dass er etwas Vergleichbares bislang noch nicht gesehen hatte.
„Lichthafen ist eine Stadt. Weit entfernt auf einer Insel.“ sagte sie schließlich und lenkte ihren Blick endgültig vom roten Sand unter ihren Füßen ab, um Haaram anzusehen. Seine Züge wirkten freundlich, beinahe einnehmend in ihrer Art. Doch auch wenn er höflich erschien, so erweckte er ebenfalls den Eindruck, dass seine Wissbegier durchaus geweckt war und er nur geduldig darauf wartete, dass sie mehr erzählen würde.
Wie verwirrend die Wüste war, davon hatte Freya eine Kostprobe erhalten. Unvergleichbar mit jener, die sie von Rabenfels kannte. Die endlose Weite der roten Sande, der Durst und die brennende Sonne waren eine gnadenlose Prüfung gewesen, von der sie noch immer nicht wusste, wie sie überhaupt hineingeraten war.
Der schwarze Mann, der an ihrer Seite gewesen war, erschien ihr fast wie ein Traum von dem sie nicht wusste, ob er wirklich existiert und die Wüste ihn verschlungen hatte oder ob sie selbst in blinder Panik und von einem Überlebenswillen getrieben einfach nur gelaufen war.
Ein kurzes Flimmern lag in ihrem Blick, während das helle Blau seiner Augen sie einholte, das sie für einen kurzen Moment unter seiner Kapuze glaubte gesehen zu haben. Mit einem sanften Wimpernschlag schob Freya diese Gedanken beiseite, entschlossen, den quälenden Fragen keinen Raum zu geben.
„Ich suche einen Weg nach Hause. Mein Begleiter und ich wurden nach einem Sturm von der Wüste überrascht.“ Ihre Stimme zögerte einen Augenblick, als sie an die verworrenen Stunden dachte, in denen sie sich zwischen Illusionen der Wüste in die Irre hatte leiten lassen. Momente, in denen sie kurz davor gewesen war, zu kapitulieren, als plötzlich der fremde Mann mit seinem Kamel vor ihr gestanden hatte „Und wäre Yusaf nicht gewesen, wäre meine Hoffnung sicherlich vergebens, jemals wieder nach Hause zu gelangen.“
Freyas Worte waren die Wahrheit, aber sie gab bewusst nicht alles wieder oder preis. Weder über ihre Herkunft und ihren Weg hierher, noch über ihr Wissen oder ihre Gedanken. Dass sie immerhin nicht aus diesen Regionen stammte, sah man ihr an der Nasenspitze an, und dass ihr Verhalten der Erscheinung gegenüber unter Umständen einige Fragen aufwarf, war ebenso zu erahnen.
Ihr Blick wanderte kurz zu dem Jungen, der sie zu diesem Zelt geführt hatte und nun wieder zu seinem Großvater gelaufen war. Sein unbedarftes Lächeln schien in starkem Kontrast zu der Schwere ihrer Worte zu stehen.
Mit einem kurzen Wimpernschlag sah Freya zurück zu Haaram und blickte kurz auf das Wappen seiner Schärpe. Ob oder welche Bedeutung es haben mochte, war ihr fremd. Aber vielleicht gehörte es zu einem Zirkel oder Orden und die Stadt war der Ort, wo er selbst sein Wissen erweiterte.
Selbst wenn dieses Portal für die Gelehrten ein Mysterium war. Dort konnte es jemanden geben, der mehr wusste über die Risse, Spiegel, den Herrscher der Welten oder aber die Prinzessin. Eine Bibliothek und eine Universität versprachen vielleicht Aufzeichnungen.
„Ist die Stadt weit von hier entfernt?“ Ihre Frage kam fast beiläufig über ihre Lippen, doch lag eine leise Dringlichkeit darin verborgen. In ihrem Inneren hing jedoch bedeutend mehr daran als nur reine Neugier, was ich in einem leichten Schimmern in ihren Augen abzeichnete. Eine Stadt bedeutete Wissen, wie er selbst einräumte.
Das alles war möglicherweise so nahe gewesen und nun lag es abermals in weiter Ferne.
Blinzelnd streifte sie die Gedanken fort, bevor sie ein letztes Mal auf die Stelle mit dem roten Sand sah. Der Gedanke, dass es noch einmal aufflammen würde war, unwahrscheinlich. Zumindest, wenn sie den Worten des Wesirs Glauben schenkte, dass er etwas Vergleichbares bislang noch nicht gesehen hatte.
„Lichthafen ist eine Stadt. Weit entfernt auf einer Insel.“ sagte sie schließlich und lenkte ihren Blick endgültig vom roten Sand unter ihren Füßen ab, um Haaram anzusehen. Seine Züge wirkten freundlich, beinahe einnehmend in ihrer Art. Doch auch wenn er höflich erschien, so erweckte er ebenfalls den Eindruck, dass seine Wissbegier durchaus geweckt war und er nur geduldig darauf wartete, dass sie mehr erzählen würde.
Wie verwirrend die Wüste war, davon hatte Freya eine Kostprobe erhalten. Unvergleichbar mit jener, die sie von Rabenfels kannte. Die endlose Weite der roten Sande, der Durst und die brennende Sonne waren eine gnadenlose Prüfung gewesen, von der sie noch immer nicht wusste, wie sie überhaupt hineingeraten war.
Der schwarze Mann, der an ihrer Seite gewesen war, erschien ihr fast wie ein Traum von dem sie nicht wusste, ob er wirklich existiert und die Wüste ihn verschlungen hatte oder ob sie selbst in blinder Panik und von einem Überlebenswillen getrieben einfach nur gelaufen war.
Ein kurzes Flimmern lag in ihrem Blick, während das helle Blau seiner Augen sie einholte, das sie für einen kurzen Moment unter seiner Kapuze glaubte gesehen zu haben. Mit einem sanften Wimpernschlag schob Freya diese Gedanken beiseite, entschlossen, den quälenden Fragen keinen Raum zu geben.
„Ich suche einen Weg nach Hause. Mein Begleiter und ich wurden nach einem Sturm von der Wüste überrascht.“ Ihre Stimme zögerte einen Augenblick, als sie an die verworrenen Stunden dachte, in denen sie sich zwischen Illusionen der Wüste in die Irre hatte leiten lassen. Momente, in denen sie kurz davor gewesen war, zu kapitulieren, als plötzlich der fremde Mann mit seinem Kamel vor ihr gestanden hatte „Und wäre Yusaf nicht gewesen, wäre meine Hoffnung sicherlich vergebens, jemals wieder nach Hause zu gelangen.“
Freyas Worte waren die Wahrheit, aber sie gab bewusst nicht alles wieder oder preis. Weder über ihre Herkunft und ihren Weg hierher, noch über ihr Wissen oder ihre Gedanken. Dass sie immerhin nicht aus diesen Regionen stammte, sah man ihr an der Nasenspitze an, und dass ihr Verhalten der Erscheinung gegenüber unter Umständen einige Fragen aufwarf, war ebenso zu erahnen.
Ihr Blick wanderte kurz zu dem Jungen, der sie zu diesem Zelt geführt hatte und nun wieder zu seinem Großvater gelaufen war. Sein unbedarftes Lächeln schien in starkem Kontrast zu der Schwere ihrer Worte zu stehen.
Mit einem kurzen Wimpernschlag sah Freya zurück zu Haaram und blickte kurz auf das Wappen seiner Schärpe. Ob oder welche Bedeutung es haben mochte, war ihr fremd. Aber vielleicht gehörte es zu einem Zirkel oder Orden und die Stadt war der Ort, wo er selbst sein Wissen erweiterte.
Selbst wenn dieses Portal für die Gelehrten ein Mysterium war. Dort konnte es jemanden geben, der mehr wusste über die Risse, Spiegel, den Herrscher der Welten oder aber die Prinzessin. Eine Bibliothek und eine Universität versprachen vielleicht Aufzeichnungen.
„Ist die Stadt weit von hier entfernt?“ Ihre Frage kam fast beiläufig über ihre Lippen, doch lag eine leise Dringlichkeit darin verborgen. In ihrem Inneren hing jedoch bedeutend mehr daran als nur reine Neugier, was ich in einem leichten Schimmern in ihren Augen abzeichnete. Eine Stadt bedeutete Wissen, wie er selbst einräumte.
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
- Gesichtsloser Erzaehler
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#1266
In gebückter Haltung und mit eingezogenem Kopf ging der Alte durch den majestätischen Palast, hinüber in den verbotenen Bereich. Er war nur wenigen zugänglich, denn dort war es gefährlich. Man hörte sie bereits von weitem, die rasselnden Ketten und das Zischen derer, die durch sie gefangen waren. Nicht nur gefangen, sondern gleichzeitig an den Palast und an den Prinzen gebunden.
Langsam setzte der Alte seinen Weg fort, bis er schließlich an einem Gitter zu seinen Füßen stehen blieb, durch das einzelne Sonnenstrahlen fielen.
Schwarzgrüne Augen sahen herauf, wild und ungezähmt. In ihnen lebte die Wüste und die Magie, aus der die Wesen geschaffen worden waren. Geschöpfe, geformt aus Sand und rauchendem Feuer, waren rastlos und ungestüm wie die Wüstenstürme, die sich aufbäumten, um auf die Haut derer peitschen, die so unvorsichtig waren und sich ungeschützt durch diese bewegen. Ihre Körper waren fließend, niemals nahmen sie eine feste Struktur an und doch konnte man sie sehen. Es gab zahlreiche Geschichten und Märchen, die die Kinderbücher füllten. Und doch war nichts davon wahr.
Einst waren sie frei gewesen und folgten nur ihrem eigenen Willen. Jene, die eine Begegnung überlebten, vergaßen nie, was sie sehen mussten, denn kein Wort und keine Zeichnung konnte wiedergeben, was sie waren. Ihre Natur war grausam und schonungslos. Städte und Oasen, die einst blühten, wurden durch ihre Hand zu Ruinen und die Körper, die sie zerfetzten, waren Zeugnis des Schreckens, den sie brachten.
Hart traf es auch diejenigen, die durch die Wüste wanderten. Diese waren ihnen schutzlos ausgeliefert, ohne ein Haus, in welchem sie sich verstecken oder ein Wasser, in dem sie untertauchen konnten. Denn dieses Element, so sagt man, war etwas, das die Dschinns fürchteten. Seltsam, wie so etwas Einfaches wie Wasser, solches bestialischen Wesen eine schier unerträgliche Angst einjagte. Die Schriften der Gelehrten besagten, dass sie sich vor ihrem Spiegelbild fürchteten, da das, was ihnen in die eigenen Augen blicken würde, das Einzige war, was sie nicht ertragen konnten.
Aber selbst wenn ihnen einer entkam, sich im Wasser oder in einem Unterschlupf versteckte, fanden sie zahlreiche andere, die sie hinrichteten. Gnadenlos fuhren sie mit ihren Klauen in die Körper der Menschen, entrissenen ihnen ihre Organe, leckten mit ihren langen, ledrigen, dickfleischigen, schwarzen Zungen daran und labten sich an diesen, solange sie noch warm waren, nur um kurz darauf weiterzuziehen. Die Dschinns waren nicht nur eine Plage, sie waren die Pest.
Trotzdem aber waren sie nicht unbesiegbar. Alte Legenden erzählten davon, dass der, der sie fangen kann und wer sie zu bändigen weiß, eine Macht gewinnt, die jenseits aller menschenmöglichen liegt. Ein leichtes Unterfangen aber war es nicht, diese Wesen zu versklaven, wer es versuchte, ging ein Risiko für Leib und Leben ein. Genau das Richtige für einen gelangweilten Prinzen also. Aber er war nicht nur gelangweilt, sondern noch dazu ehrgeizig. Außerdem dazu war der Prinz es gewohnt, alles zu bekommen, was er wollte. Es war eine gefährliche Mischung, die in diesem Mann lebte.
Er kannte kein "Nein" - und deshalb holte er sich, was er begehrte. Wie er sie einst in seinen Dienst zwang, soll aber trotzdem an einer anderen Stelle erzählt werden, denn jetzt wollen wir unser Augenmerk wieder auf den Alten richten.
Sein Weg hatte ihn hinab zu einer dicken Tür geführt. Das Zischen und das Flüstern wurde durchdringender und die Ketten schepperten laut, als zwei der Dschinns wütend gegen ihr Gefängnis schlugen. Es waren die Ketten, die sie hielten, geschmiedet aus purer Magie. Ein Weg, sie zu unterwerfen und ihnen den Willen des Prinzen aufzuzwingen. Die Schellen um ihre Gelenke waren markiert mit seinem Zeichen, damit es jeder wusste: Dort wo sie auftauchten, war es der Prinz, der sie befehligte.
"Euer Meister verlangt nach einem besonderen Mädchen. Sie ist anders als die, die hier leben, weshalb ihr sie schnell erkennen werdet, denn ihre Spuren hat sie nicht verwischt. Findet sie." Mit einer plötzlichen Selbstsicherheit baute der Alte sich vor den Dschinns auf, worauf diese tatsächlich zurückwichen. Dem Prinzen mochten sie gehorchen, er war ihr Meister, den Alten aber fürchteten sie, denn er war der Kettenschmied.
"Sein Wunsch ist ausdrücklich: Ihr darf nichts geschehen." Aus einer der Taschen seiner weiten Hose zog er einen eisernen Schlüssel hervor, mit dem er die Schlösser an den Schellen öffnete, um die schweren Ketten zu lösen. Man könnte meinen, es wäre in diesem Moment ein Einfaches für die Dschinns, ihre Macht gegen den Alten zu erheben, aber sie waren und blieben Gefangene, gebunden durch die breiten Schellen mit der Gravur an ihren Handgelenken. Vier Dschinns waren es, die der Prinz besaß und vier wurden ausgeschickt, um das Mädchen für ihn zu holen, für jede Himmelsrichtung einer. Einer der Dschinns würde sie finden und das Verlangen des Prinzen, Freya zu besitzen erfüllen, denn der Prinz bekam immer, was er wollte. In einer Eile, die das menschliche Auge nicht fassen konnte, verließen sie die Stadt und begannen zielorientiert, die Wüste zu durchstreifen.
Und noch während die freundliche Unterhaltung zwischen Haaram und Freya vonstatten ging, nahm die Farbe des Himmels eine grünliche Farbe an. Es war nur ein Schimmern, als wäre es einzig eine Täuschung der Sinne, doch die Bewohner der Oase wussten, was es bedeutete. Plötzlich verstummten die Gespräche, das Lachen der Kinder und das rege Treiben, welches Freya gerade noch umgeben hatte. Die Strahlen der Sonne fielen brennend heiß auf die Szenerie, während der Wüstensand mit einem Mal eiskalt wurde.
Langsam setzte der Alte seinen Weg fort, bis er schließlich an einem Gitter zu seinen Füßen stehen blieb, durch das einzelne Sonnenstrahlen fielen.
Die Kettendschinns
Schwarzgrüne Augen sahen herauf, wild und ungezähmt. In ihnen lebte die Wüste und die Magie, aus der die Wesen geschaffen worden waren. Geschöpfe, geformt aus Sand und rauchendem Feuer, waren rastlos und ungestüm wie die Wüstenstürme, die sich aufbäumten, um auf die Haut derer peitschen, die so unvorsichtig waren und sich ungeschützt durch diese bewegen. Ihre Körper waren fließend, niemals nahmen sie eine feste Struktur an und doch konnte man sie sehen. Es gab zahlreiche Geschichten und Märchen, die die Kinderbücher füllten. Und doch war nichts davon wahr.
Einst waren sie frei gewesen und folgten nur ihrem eigenen Willen. Jene, die eine Begegnung überlebten, vergaßen nie, was sie sehen mussten, denn kein Wort und keine Zeichnung konnte wiedergeben, was sie waren. Ihre Natur war grausam und schonungslos. Städte und Oasen, die einst blühten, wurden durch ihre Hand zu Ruinen und die Körper, die sie zerfetzten, waren Zeugnis des Schreckens, den sie brachten.
Hart traf es auch diejenigen, die durch die Wüste wanderten. Diese waren ihnen schutzlos ausgeliefert, ohne ein Haus, in welchem sie sich verstecken oder ein Wasser, in dem sie untertauchen konnten. Denn dieses Element, so sagt man, war etwas, das die Dschinns fürchteten. Seltsam, wie so etwas Einfaches wie Wasser, solches bestialischen Wesen eine schier unerträgliche Angst einjagte. Die Schriften der Gelehrten besagten, dass sie sich vor ihrem Spiegelbild fürchteten, da das, was ihnen in die eigenen Augen blicken würde, das Einzige war, was sie nicht ertragen konnten.
Aber selbst wenn ihnen einer entkam, sich im Wasser oder in einem Unterschlupf versteckte, fanden sie zahlreiche andere, die sie hinrichteten. Gnadenlos fuhren sie mit ihren Klauen in die Körper der Menschen, entrissenen ihnen ihre Organe, leckten mit ihren langen, ledrigen, dickfleischigen, schwarzen Zungen daran und labten sich an diesen, solange sie noch warm waren, nur um kurz darauf weiterzuziehen. Die Dschinns waren nicht nur eine Plage, sie waren die Pest.
Trotzdem aber waren sie nicht unbesiegbar. Alte Legenden erzählten davon, dass der, der sie fangen kann und wer sie zu bändigen weiß, eine Macht gewinnt, die jenseits aller menschenmöglichen liegt. Ein leichtes Unterfangen aber war es nicht, diese Wesen zu versklaven, wer es versuchte, ging ein Risiko für Leib und Leben ein. Genau das Richtige für einen gelangweilten Prinzen also. Aber er war nicht nur gelangweilt, sondern noch dazu ehrgeizig. Außerdem dazu war der Prinz es gewohnt, alles zu bekommen, was er wollte. Es war eine gefährliche Mischung, die in diesem Mann lebte.
Er kannte kein "Nein" - und deshalb holte er sich, was er begehrte. Wie er sie einst in seinen Dienst zwang, soll aber trotzdem an einer anderen Stelle erzählt werden, denn jetzt wollen wir unser Augenmerk wieder auf den Alten richten.
Sein Weg hatte ihn hinab zu einer dicken Tür geführt. Das Zischen und das Flüstern wurde durchdringender und die Ketten schepperten laut, als zwei der Dschinns wütend gegen ihr Gefängnis schlugen. Es waren die Ketten, die sie hielten, geschmiedet aus purer Magie. Ein Weg, sie zu unterwerfen und ihnen den Willen des Prinzen aufzuzwingen. Die Schellen um ihre Gelenke waren markiert mit seinem Zeichen, damit es jeder wusste: Dort wo sie auftauchten, war es der Prinz, der sie befehligte.
"Euer Meister verlangt nach einem besonderen Mädchen. Sie ist anders als die, die hier leben, weshalb ihr sie schnell erkennen werdet, denn ihre Spuren hat sie nicht verwischt. Findet sie." Mit einer plötzlichen Selbstsicherheit baute der Alte sich vor den Dschinns auf, worauf diese tatsächlich zurückwichen. Dem Prinzen mochten sie gehorchen, er war ihr Meister, den Alten aber fürchteten sie, denn er war der Kettenschmied.
"Sein Wunsch ist ausdrücklich: Ihr darf nichts geschehen." Aus einer der Taschen seiner weiten Hose zog er einen eisernen Schlüssel hervor, mit dem er die Schlösser an den Schellen öffnete, um die schweren Ketten zu lösen. Man könnte meinen, es wäre in diesem Moment ein Einfaches für die Dschinns, ihre Macht gegen den Alten zu erheben, aber sie waren und blieben Gefangene, gebunden durch die breiten Schellen mit der Gravur an ihren Handgelenken. Vier Dschinns waren es, die der Prinz besaß und vier wurden ausgeschickt, um das Mädchen für ihn zu holen, für jede Himmelsrichtung einer. Einer der Dschinns würde sie finden und das Verlangen des Prinzen, Freya zu besitzen erfüllen, denn der Prinz bekam immer, was er wollte. In einer Eile, die das menschliche Auge nicht fassen konnte, verließen sie die Stadt und begannen zielorientiert, die Wüste zu durchstreifen.
***
Und noch während die freundliche Unterhaltung zwischen Haaram und Freya vonstatten ging, nahm die Farbe des Himmels eine grünliche Farbe an. Es war nur ein Schimmern, als wäre es einzig eine Täuschung der Sinne, doch die Bewohner der Oase wussten, was es bedeutete. Plötzlich verstummten die Gespräche, das Lachen der Kinder und das rege Treiben, welches Freya gerade noch umgeben hatte. Die Strahlen der Sonne fielen brennend heiß auf die Szenerie, während der Wüstensand mit einem Mal eiskalt wurde.
- Naheniel
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#1267
Stein um Stein rückte zurück auf seine ursprüngliche Position und die Mauer webte sich wieder zusammen, während der Riss sich langsam, aber kontinuierlich schloss. Weiterhin mochte zwar der feine Sand durch die Fugen rinnen, hinab in das untere Stockwerk, wo sich das Aufeinandertreffen von unterschiedlichsten Protagonisten förmlich zu überschlagen schien, aber am Ende blieben nur noch einige letzte Rinnsale.
In einem letzten Wirbel sammelte sich der Sand zu einer dichten Masse, fegte durch den Raum und hüllte Syndra und Naheniel ein, bevor er auseinander barst und lautlos zu Boden fiel. Und dann war es vorbei. Die Bedrohung, die soeben noch so greifbar gewesen war, war mit dem Riss verschwunden, als wäre sie in diesen gefallen und von diesem verschluckt worden. Naheniel wusste aber, dass dies nur ein Schein war und der Schein trügte schließlich zumeist. Auch wenn er die Stimme nicht gekannt hatte, so hatte er sie verstanden.
Wie konnte es nur möglich sein, dass die Wüste ihr Eigenleben entwickelte und sich noch dazu gegen ihn stellte?
Mit einer leichten Drehung wendete er seinen Blick wieder in Richtung Syndra. Die Versuchung, seinen Arm zu heben und den Fluss ihrer Magie mit einem einzigen, entschlossenen Griff zu unterbrechen, war da, doch er hielt inne. Es war unklug, weiterhin ausgeübte Magie zu unterbrechen, egal welcher Form sie war. Eine Störung konnte ungeahnte Konsequenzen mit sich ziehen. Naheniel hatte es schon gesehen, was ein Eingreifen zu bewirken vermochte. Dass es den Zaubernden, aufgrund der Kraft, die man versuchte zu unterbrechen, in Stücke reißen konnte.
"Syndra." Es war deshalb vorerst einzig ihr Name, mit dem er versuchte, sie aus der Magie zurück zu sich zu holen. "Es ist vorbei."
Naheniel verharrte noch für einen Augenblick in ihrer Nähe und betrachtete aus den Augenwinkeln ihr Gesicht, bevor er sich langsam nach vorn bewegte und sich dann auf eines seiner Knie herabließ. Mit seinen Fingern fuhr er am Boden entlang und griff in einen der kleinen Haufen, die der letzte tanzende Sturm hinterlassen hatte. Mit Daumen und Zeigefinger zerrieb er den Sand und ließ ihn hinab rieseln.
Der Reiter war wieder zu ihm geworden, weshalb Naheniel auch ohne irgendwelche glitzernde Zauberei wusste, was in den letzten Tagen geschehen war. Der tote Auktionator auf seinem Kutschbock, der Ritt durch den Sumpf, die Nacht in der Einöde und die wandernde Wüste. Alles sah er, als hätte er es selbst erlebt. Wobei er das, nahm man es genau, auch getan hatte.
Allerdings wusste er nicht, ob Freya ihre Wanderung durch die Wüste überlebt hatte. Der Reiter war in den Dünen versunken, nachdem er das Mädchen von sich gestoßen hatte. Nachdenklich blieb sein Blick auf den Wüstensand am Boden fixiert und etwas unsichtbares schien ihn vorerst zurückzuhalten. Es war immer gefährlich, Dinge aus seiner Welt in diese zu bringen. Das Risiko, ungewollte Verbindungen zu schaffen, Brücken, die nicht existieren sollten, war zu groß. Womöglich hatte auch Liadans lange Anwesenheit die Grenzen geschwächt und den Riss zwar nicht verursacht, aber durchaus begünstigt. Es war aber keine Zeit, darüber genauer nachzudenken. Zumindest nicht jetzt.
Eines aber, das war eines der Gesetze, die sich seine Schöpfung selbst geschrieben hatte. Alles, was diese Welt betrat, wollte dorthin, wenn auch nicht bewusst, zurück, woher es kam. Von allein konnten die gewanderten Objekte das nicht bewerkstelligen, das wäre doch etwas abwegig. Aber die Dinge waren und blieben verbunden mit ihrer Herkunft und dies wollte Naheniel für sich nutzen. Seine Kreation mochte in gewissen Phasen ein Eigenleben entwickeln und sich gegen ihn richten, aber noch war er der Herr über sie.
Seine flache Hand fuhr über den Sand und breitete diesen vor sich auf dem Stein aus.
"Du willst wissen, was das zu bedeuten hat? Erklären kann ich es Dir nicht, aber hinsehen kannst Du." Über seine Schulter hinweg warf er Syndra einen Blick aus seinen Augenwinkeln zu und deutete ihr wortlos heranzutreten. Es war nicht ungefährlich, etwas von dort für hier zu nutzen. Aber seine Möglichkeiten waren eingeschränkt, weshalb er dieses Risiko in Kauf nahm.
"Wo ist sie?" Befehlend erhob sich seine Stimme, die sich nicht in Richtung Syndra, sondern auf den Sand richtete.
Es dauerte einen Augenblick, als müsste sich das Stück Wüste überlegen, ob es auch in dieser Welt zu gehorchen hatte. Dann aber baute sich in der Größe einer kleinen Puppe der schemenhafte Umriss Freyas auf, wie er sich durch die sengende Wüste kämpfte.
Das Bild zerfiel und erneut war das Kind zu erkennen, auf einem Kamel, welche sich stur in Richtung einer kleinen Oase bewegte. Helfende Hände, die sich ihr entgegen reckten, ein nettes Gesicht hier, ein anderes dort. Naheniel konnte nicht sagen, wo Freya sich genau aufhielt, wie auch. Es wäre dumm anzunehmen, dass er über die Größe, die seine Welt mittlerweile angenommen hatte, den Überblick behielt. Bisher galt eben immer noch: Er war kein Gott. Er war nur ein Schöpfer.
Aber zumindest hatte er einen Anhaltspunkt, wo die Suche nach ihr fortgesetzt werden konnte. Da der Reiter zurückgekehrt und Haedinn seit zu langer Zeit verstummt war, musste er nun selbst dafür Sorge tragen, dass das Kind keinen weiteren Schaden in seiner Kreation anrichtete.
Das, was bereits zerbrach, war schon mehr als genug. Gerade als er sich abwenden wollte, huschte die kleine Sandpuppe zu einem kleinen See, der sich schon kurz danach zu dem Umriss eines Gesichts wandelte. Ein schmales Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als er mit seinen Fingerspitzen den Sand verwischte und somit das kleine Schauspiel aus der Erinnerung des Wüstensands unterbrach.
"Sieh an, das Goldkind wird flügge. Das wird meiner Schwester gar nicht gefallen." Zumindest hatte er nun etwas, was ihn zufrieden stimmte. In aller Ruhe erhob er sich und sah mit einem entschlossenen Blick zu Syndra. "Fordere keine Erklärungen von mir, sondern nutze das, was Du gesehen hast."
Naheniels Hand hob sich, als würde er sie berühren wollen, doch er tat es nicht. Stattdessen strich er eine lose Strähne aus ihrem Gesicht, ließ sie durch seine Finger gleiten und richtete sie vor Syndras Brust, ohne ihren Körper dabei anzufassen.
"Ich muss nun gehen." Es gefiel ihm außerordentlich, wenn Freya ins Wanken geriet und ihre Grenzen, wer Freund und wer Feind war, immer mehr zu verschwimmen schienen. Wenn sie begann, den falschen Personen zu vertrauen und stattdessen ihrem Heim misstraute, zerbrach das Schutzschild, das um sie aufgebaut worden war, immer mehr. Dies würde es ihm umso einfacher machen, seine Pläne auszuführen. Und wo er konnte, half er gerne etwas nach.
Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf die Schatten und die Dunkelheit, er rief nach ihr und sprach den stummen Befehl aus, seinem Ruf zu folgen, damit er durch sie hindurchtreten konnte, in die Zwischenwelt, die eine Brücke in seine Welt schuf. Doch nichts geschah. Er spürte sie nicht, die Kälte der Schatten und die schleichende Finsternis, die sich sonst um ihn sammelte und sich auf ihn legte.
Alles blieb wie es war und als Naheniel seine Augen wieder öffnete und das Licht der tanzenden Flammen auf den Kerzen und den Fackeln nach wie vor im gleichen Schein erstrahlte, hob er ungläubig seine Brauen in die Höhe, bevor er seinen Kopf mit einem leichten und verstehenden Schütteln senkte.
"Anscheinend muss ich wohl die Tür nehmen." Murmelte er leise.
Seine wahren Gedanken mochte er nicht aussprechen, aber ein Hauch von Überraschung mischte sich in seine kühlen Züge, bevor ein leises Lächeln auf seinen Mundwinkeln erschien. "Dieser Idiot."
In einem letzten Wirbel sammelte sich der Sand zu einer dichten Masse, fegte durch den Raum und hüllte Syndra und Naheniel ein, bevor er auseinander barst und lautlos zu Boden fiel. Und dann war es vorbei. Die Bedrohung, die soeben noch so greifbar gewesen war, war mit dem Riss verschwunden, als wäre sie in diesen gefallen und von diesem verschluckt worden. Naheniel wusste aber, dass dies nur ein Schein war und der Schein trügte schließlich zumeist. Auch wenn er die Stimme nicht gekannt hatte, so hatte er sie verstanden.
Wie konnte es nur möglich sein, dass die Wüste ihr Eigenleben entwickelte und sich noch dazu gegen ihn stellte?
Mit einer leichten Drehung wendete er seinen Blick wieder in Richtung Syndra. Die Versuchung, seinen Arm zu heben und den Fluss ihrer Magie mit einem einzigen, entschlossenen Griff zu unterbrechen, war da, doch er hielt inne. Es war unklug, weiterhin ausgeübte Magie zu unterbrechen, egal welcher Form sie war. Eine Störung konnte ungeahnte Konsequenzen mit sich ziehen. Naheniel hatte es schon gesehen, was ein Eingreifen zu bewirken vermochte. Dass es den Zaubernden, aufgrund der Kraft, die man versuchte zu unterbrechen, in Stücke reißen konnte.
"Syndra." Es war deshalb vorerst einzig ihr Name, mit dem er versuchte, sie aus der Magie zurück zu sich zu holen. "Es ist vorbei."
Naheniel verharrte noch für einen Augenblick in ihrer Nähe und betrachtete aus den Augenwinkeln ihr Gesicht, bevor er sich langsam nach vorn bewegte und sich dann auf eines seiner Knie herabließ. Mit seinen Fingern fuhr er am Boden entlang und griff in einen der kleinen Haufen, die der letzte tanzende Sturm hinterlassen hatte. Mit Daumen und Zeigefinger zerrieb er den Sand und ließ ihn hinab rieseln.
Der Reiter war wieder zu ihm geworden, weshalb Naheniel auch ohne irgendwelche glitzernde Zauberei wusste, was in den letzten Tagen geschehen war. Der tote Auktionator auf seinem Kutschbock, der Ritt durch den Sumpf, die Nacht in der Einöde und die wandernde Wüste. Alles sah er, als hätte er es selbst erlebt. Wobei er das, nahm man es genau, auch getan hatte.
Allerdings wusste er nicht, ob Freya ihre Wanderung durch die Wüste überlebt hatte. Der Reiter war in den Dünen versunken, nachdem er das Mädchen von sich gestoßen hatte. Nachdenklich blieb sein Blick auf den Wüstensand am Boden fixiert und etwas unsichtbares schien ihn vorerst zurückzuhalten. Es war immer gefährlich, Dinge aus seiner Welt in diese zu bringen. Das Risiko, ungewollte Verbindungen zu schaffen, Brücken, die nicht existieren sollten, war zu groß. Womöglich hatte auch Liadans lange Anwesenheit die Grenzen geschwächt und den Riss zwar nicht verursacht, aber durchaus begünstigt. Es war aber keine Zeit, darüber genauer nachzudenken. Zumindest nicht jetzt.
Eines aber, das war eines der Gesetze, die sich seine Schöpfung selbst geschrieben hatte. Alles, was diese Welt betrat, wollte dorthin, wenn auch nicht bewusst, zurück, woher es kam. Von allein konnten die gewanderten Objekte das nicht bewerkstelligen, das wäre doch etwas abwegig. Aber die Dinge waren und blieben verbunden mit ihrer Herkunft und dies wollte Naheniel für sich nutzen. Seine Kreation mochte in gewissen Phasen ein Eigenleben entwickeln und sich gegen ihn richten, aber noch war er der Herr über sie.
Seine flache Hand fuhr über den Sand und breitete diesen vor sich auf dem Stein aus.
"Du willst wissen, was das zu bedeuten hat? Erklären kann ich es Dir nicht, aber hinsehen kannst Du." Über seine Schulter hinweg warf er Syndra einen Blick aus seinen Augenwinkeln zu und deutete ihr wortlos heranzutreten. Es war nicht ungefährlich, etwas von dort für hier zu nutzen. Aber seine Möglichkeiten waren eingeschränkt, weshalb er dieses Risiko in Kauf nahm.
"Wo ist sie?" Befehlend erhob sich seine Stimme, die sich nicht in Richtung Syndra, sondern auf den Sand richtete.
Es dauerte einen Augenblick, als müsste sich das Stück Wüste überlegen, ob es auch in dieser Welt zu gehorchen hatte. Dann aber baute sich in der Größe einer kleinen Puppe der schemenhafte Umriss Freyas auf, wie er sich durch die sengende Wüste kämpfte.
Das Bild zerfiel und erneut war das Kind zu erkennen, auf einem Kamel, welche sich stur in Richtung einer kleinen Oase bewegte. Helfende Hände, die sich ihr entgegen reckten, ein nettes Gesicht hier, ein anderes dort. Naheniel konnte nicht sagen, wo Freya sich genau aufhielt, wie auch. Es wäre dumm anzunehmen, dass er über die Größe, die seine Welt mittlerweile angenommen hatte, den Überblick behielt. Bisher galt eben immer noch: Er war kein Gott. Er war nur ein Schöpfer.
Aber zumindest hatte er einen Anhaltspunkt, wo die Suche nach ihr fortgesetzt werden konnte. Da der Reiter zurückgekehrt und Haedinn seit zu langer Zeit verstummt war, musste er nun selbst dafür Sorge tragen, dass das Kind keinen weiteren Schaden in seiner Kreation anrichtete.
Das, was bereits zerbrach, war schon mehr als genug. Gerade als er sich abwenden wollte, huschte die kleine Sandpuppe zu einem kleinen See, der sich schon kurz danach zu dem Umriss eines Gesichts wandelte. Ein schmales Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als er mit seinen Fingerspitzen den Sand verwischte und somit das kleine Schauspiel aus der Erinnerung des Wüstensands unterbrach.
"Sieh an, das Goldkind wird flügge. Das wird meiner Schwester gar nicht gefallen." Zumindest hatte er nun etwas, was ihn zufrieden stimmte. In aller Ruhe erhob er sich und sah mit einem entschlossenen Blick zu Syndra. "Fordere keine Erklärungen von mir, sondern nutze das, was Du gesehen hast."
Naheniels Hand hob sich, als würde er sie berühren wollen, doch er tat es nicht. Stattdessen strich er eine lose Strähne aus ihrem Gesicht, ließ sie durch seine Finger gleiten und richtete sie vor Syndras Brust, ohne ihren Körper dabei anzufassen.
"Ich muss nun gehen." Es gefiel ihm außerordentlich, wenn Freya ins Wanken geriet und ihre Grenzen, wer Freund und wer Feind war, immer mehr zu verschwimmen schienen. Wenn sie begann, den falschen Personen zu vertrauen und stattdessen ihrem Heim misstraute, zerbrach das Schutzschild, das um sie aufgebaut worden war, immer mehr. Dies würde es ihm umso einfacher machen, seine Pläne auszuführen. Und wo er konnte, half er gerne etwas nach.
Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf die Schatten und die Dunkelheit, er rief nach ihr und sprach den stummen Befehl aus, seinem Ruf zu folgen, damit er durch sie hindurchtreten konnte, in die Zwischenwelt, die eine Brücke in seine Welt schuf. Doch nichts geschah. Er spürte sie nicht, die Kälte der Schatten und die schleichende Finsternis, die sich sonst um ihn sammelte und sich auf ihn legte.
Alles blieb wie es war und als Naheniel seine Augen wieder öffnete und das Licht der tanzenden Flammen auf den Kerzen und den Fackeln nach wie vor im gleichen Schein erstrahlte, hob er ungläubig seine Brauen in die Höhe, bevor er seinen Kopf mit einem leichten und verstehenden Schütteln senkte.
"Anscheinend muss ich wohl die Tür nehmen." Murmelte er leise.
Seine wahren Gedanken mochte er nicht aussprechen, aber ein Hauch von Überraschung mischte sich in seine kühlen Züge, bevor ein leises Lächeln auf seinen Mundwinkeln erschien. "Dieser Idiot."
Sieh mir in die Augen und sag mir, wen Du dort siehst.
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
Bist es immer noch Du? Oder bin es nun ich?
Spürst Du den Hunger nach der Dunkelheit, schreit er bereits in Dir?
Sag, mache ich Dir Angst oder fühlst Du Dich erst lebendig wegen mir?
- Yasin bin Saaid al Sabbah
- Kräuterkundiger / Kräuterkundige
- Beiträge: 15
- Registriert: Fr 2. Aug 2024, 15:18
#1268
Sie hatte gar nicht so unrecht. Der Wesir war ein freundlicher Mann, dass strahlte er aus, aber er war auch ein Wissenssucher und trug ein Wappen. Diese Männer waren angehalten jedes Wissen zu suchen und zu sammeln. Sie waren es die es möglich machten, dass sich eine Schöpfung erheben konnte, sie sammelten die Möglichkeiten die Ketten zu schmieden, die Magie zu beugen und die Vorkehrungen zu treffen. Alles für einen Mann, dem seine Welt nicht genug war und grotesker Weise zeigte Yasin damit durchaus Ähnlichkeiten zu Naheniel. Sie unterschieden sich dennoch in einen Belangen. Die Wesire waren ebenso Mittel zum Zweck, wie der Harem mit den besonderen Frauen. Sie waren nicht nur besonders schön, sondern auch begabt. Jede von ihnen hatte eine Gabe und jede dieser Gaben war wie auch die Dschinn an ihn gebunden worden. Jede dieser Frauen war an ihn gebunden worden. Kein Zufall, kein Vertrauen und keine Freiheit wurde zugelassen ohne das der Prinz es genehmigte.
Dieser Wesir bei Freya war aber im Grundwesen wie die meisten normalen Menschen und Bevölkerung neutral freundlich. Aber er war auch interessiert. Er war sehr interessiert an dem was geschehen ist und woher das Mädchen kam. Ihm war lange nicht bewusst, was es bedeuten würde, sie zu dem Prinzen zu bringen. Sie alle kennen es nicht anders von diesem Mann beherrscht zu werden und auch wenn er es lustig in Angst und Schrecken versetzt zu werden.
"Eine Insel sogar. Ich habe sie mal gesehen auf einer Karte. Da war das Meer und darum viele Inseln." Sowas gab es hier sicher auch, aber es war eben nicht Freyas Heimat. "Könnt ihr eure Heimat auf Papier bringen?" War daher auch eine nicht abgewegige Frage. Wenn es ein Reich gab, wollte er es festhalten, mehr darüber wissen und damit im Grunde genau das schon tun was der Prinz wollte. Das Wissen der Welt erlangen was hinter den Rissen lag. "Vielleicht finden wir dann auch einen Weg, dass du nach Hause findest?" Der Satz war ehrlich gemeint, er wollte ihr auch helfen. Ihm lag schließlich nichts daran das Mädchen in einen Palast eingesperrt zu sehen. Er nickte also und setzte an was zu sagen, als dieser Hauch über den Sand fegte. "Oh.. nein." Kam es leise.
Es war als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Die Menschen die eben noch völlig normal waren, waren jetzt gehetzt und rannten umher. Sie alle hatten das gleiche Ziel. Den See. Es war grotesk wie die Menschen in diesen stolperten. Sie alle wussten was kommt. "Die Reise muss warten. Wir müssen zum Wasser." Er winkte ihr zu folgen. Doch dann sperrten einige junge Männer beiden den Weg. Sie diskutierten heftig in der anderen Sprache. Es war ein hitziges Wortgefecht und mehr als einmal wurde dabei auch zu Freya gesehen. Die Blicke hatten sich gewandelt. Das Mädchen wurde nicht angegriffen, aber es schien als würden die Einheimischen sie verantwortlich machen. Es gab weder vorher je einen Riss oder diese merkwürdige Magie, ein fremdes Mädchen kehrte ein und dann noch zu wissen, dass die Dschinn auf Jagd waren, war für die meisten ein Zeichen, dass sie irgendwas damit zu tun haben musste. Sie wollten es glauben und die Augen nicht länger verschließen, dass der Gast ihnen wohl Unheil bringen würde. Zumindest konnte sie das aus der Körpersprache deuten.
Haaram schien zwiegespalten. Er sah in ihr einfach ein verlorenes Mädchen.
Er wusste das Wasser war der einzige Ort an dem sie sicher waren, der einzige Ort der wie eine Bannmeile wirkte, aber wenn sie nicht hinein kamen waren sie offen ausgeliefert. Weg zulaufen hatte keinen Sinn, die Dschin waren der Atem der Wüste, sie können nicht weg laufen. Sie waren schneller als ein Wimpernschlag. Aber die Leute ließen ihn nicht durch. Nicht mit Freya im Rücken. Auch wenn sie nicht alles verstehen konnte war offensichtlich, dass sie jene opfern wollten. Ein Opfer für die Mehrheit. Wenn zwei sterben, war es besser als wenn alle anderen sterben. Das Gebaren wurde hässlicher, die Abweisung kälter und brutaler. Männer schubsten Haaram und Freya fort sobald sie versuchten in den See zu kommen. Sie wollten es um jeden Preis verhindern. Das ganz nahm die Dynamik eines Mobs.
Eine der Frauen sah zu Freya und hob den Finger. "Saahira". Es klang anklagend. Weiter weg im See stand auch Yusaf, aber er wirkte ängstlich und eher erschrocken über das was passierte. Doch er wandte sich dann ab, beteiligte sich aber auch nicht an dem Mob. Bei ihm sein Enkel, der einfach nur mit großen Augen in den Himmel starrte. Er sah es zum ersten Mal, aber verstand nicht was um ihn passierte und wieso alle nun so wütend auf Freya schienen.
Als eine das ausgesprochen hatte stimmte eine zweite und dann eine dritte. Es wurde ein Chor. "Saahira, Saahira, Saahira!"
Männer versuchten Haaram von Freya zu trennen. Ihn zu überreden in den See zu steigen. Aber Haaram blieb stehen. Er verteidigte sie, versuchte die aufgebrachten Kerle von Freya fern zu halten, die das Mädchen greifen wollten. Nicht um sie in den See zu bringen sondern um sie festzusetzen, sie an den Palmen festzubinden, damit die Dschinn ihr Opfer bekommen. Haaram versuchte die Menschen zu überzeugen, dass es nicht Freya war und das mit Händen und Füssen. Aber es funktionierte nicht. Sie wollten einen Schuldigen, sie wollten einen der sie alle rettet. Vor dem was kommt. Menschen waren herzlicher, einfacher und auch geselliger, wenn sie primitiver Natur waren, aber sie waren genau anfällig für Aberglaube und Manipulation. Wenn etwas unerklärlich erscheint und sie den Zorn der Götter auf sich gezogen haben, den Zorn des Schöpfers oder des Prinzen, dann fürchten sie sich und greifen nach jeder Lösung, auch Opfer. Auch wenn es ein unschuldiges Kind war.
Sie kannte das Wort nicht, sie kannte die Sprache nicht. Aber sie konnte das Wort fühlen. Denn es hatte den gleichen Klang wie überall wo es im Chor gesungen wurde. Der gleiche Klang wenn Menschen Angst hatten.
"Hexe!"
Dieser Wesir bei Freya war aber im Grundwesen wie die meisten normalen Menschen und Bevölkerung neutral freundlich. Aber er war auch interessiert. Er war sehr interessiert an dem was geschehen ist und woher das Mädchen kam. Ihm war lange nicht bewusst, was es bedeuten würde, sie zu dem Prinzen zu bringen. Sie alle kennen es nicht anders von diesem Mann beherrscht zu werden und auch wenn er es lustig in Angst und Schrecken versetzt zu werden.
"Eine Insel sogar. Ich habe sie mal gesehen auf einer Karte. Da war das Meer und darum viele Inseln." Sowas gab es hier sicher auch, aber es war eben nicht Freyas Heimat. "Könnt ihr eure Heimat auf Papier bringen?" War daher auch eine nicht abgewegige Frage. Wenn es ein Reich gab, wollte er es festhalten, mehr darüber wissen und damit im Grunde genau das schon tun was der Prinz wollte. Das Wissen der Welt erlangen was hinter den Rissen lag. "Vielleicht finden wir dann auch einen Weg, dass du nach Hause findest?" Der Satz war ehrlich gemeint, er wollte ihr auch helfen. Ihm lag schließlich nichts daran das Mädchen in einen Palast eingesperrt zu sehen. Er nickte also und setzte an was zu sagen, als dieser Hauch über den Sand fegte. "Oh.. nein." Kam es leise.
Es war als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Die Menschen die eben noch völlig normal waren, waren jetzt gehetzt und rannten umher. Sie alle hatten das gleiche Ziel. Den See. Es war grotesk wie die Menschen in diesen stolperten. Sie alle wussten was kommt. "Die Reise muss warten. Wir müssen zum Wasser." Er winkte ihr zu folgen. Doch dann sperrten einige junge Männer beiden den Weg. Sie diskutierten heftig in der anderen Sprache. Es war ein hitziges Wortgefecht und mehr als einmal wurde dabei auch zu Freya gesehen. Die Blicke hatten sich gewandelt. Das Mädchen wurde nicht angegriffen, aber es schien als würden die Einheimischen sie verantwortlich machen. Es gab weder vorher je einen Riss oder diese merkwürdige Magie, ein fremdes Mädchen kehrte ein und dann noch zu wissen, dass die Dschinn auf Jagd waren, war für die meisten ein Zeichen, dass sie irgendwas damit zu tun haben musste. Sie wollten es glauben und die Augen nicht länger verschließen, dass der Gast ihnen wohl Unheil bringen würde. Zumindest konnte sie das aus der Körpersprache deuten.
Haaram schien zwiegespalten. Er sah in ihr einfach ein verlorenes Mädchen.
Er wusste das Wasser war der einzige Ort an dem sie sicher waren, der einzige Ort der wie eine Bannmeile wirkte, aber wenn sie nicht hinein kamen waren sie offen ausgeliefert. Weg zulaufen hatte keinen Sinn, die Dschin waren der Atem der Wüste, sie können nicht weg laufen. Sie waren schneller als ein Wimpernschlag. Aber die Leute ließen ihn nicht durch. Nicht mit Freya im Rücken. Auch wenn sie nicht alles verstehen konnte war offensichtlich, dass sie jene opfern wollten. Ein Opfer für die Mehrheit. Wenn zwei sterben, war es besser als wenn alle anderen sterben. Das Gebaren wurde hässlicher, die Abweisung kälter und brutaler. Männer schubsten Haaram und Freya fort sobald sie versuchten in den See zu kommen. Sie wollten es um jeden Preis verhindern. Das ganz nahm die Dynamik eines Mobs.
Eine der Frauen sah zu Freya und hob den Finger. "Saahira". Es klang anklagend. Weiter weg im See stand auch Yusaf, aber er wirkte ängstlich und eher erschrocken über das was passierte. Doch er wandte sich dann ab, beteiligte sich aber auch nicht an dem Mob. Bei ihm sein Enkel, der einfach nur mit großen Augen in den Himmel starrte. Er sah es zum ersten Mal, aber verstand nicht was um ihn passierte und wieso alle nun so wütend auf Freya schienen.
Als eine das ausgesprochen hatte stimmte eine zweite und dann eine dritte. Es wurde ein Chor. "Saahira, Saahira, Saahira!"
Männer versuchten Haaram von Freya zu trennen. Ihn zu überreden in den See zu steigen. Aber Haaram blieb stehen. Er verteidigte sie, versuchte die aufgebrachten Kerle von Freya fern zu halten, die das Mädchen greifen wollten. Nicht um sie in den See zu bringen sondern um sie festzusetzen, sie an den Palmen festzubinden, damit die Dschinn ihr Opfer bekommen. Haaram versuchte die Menschen zu überzeugen, dass es nicht Freya war und das mit Händen und Füssen. Aber es funktionierte nicht. Sie wollten einen Schuldigen, sie wollten einen der sie alle rettet. Vor dem was kommt. Menschen waren herzlicher, einfacher und auch geselliger, wenn sie primitiver Natur waren, aber sie waren genau anfällig für Aberglaube und Manipulation. Wenn etwas unerklärlich erscheint und sie den Zorn der Götter auf sich gezogen haben, den Zorn des Schöpfers oder des Prinzen, dann fürchten sie sich und greifen nach jeder Lösung, auch Opfer. Auch wenn es ein unschuldiges Kind war.
Sie kannte das Wort nicht, sie kannte die Sprache nicht. Aber sie konnte das Wort fühlen. Denn es hatte den gleichen Klang wie überall wo es im Chor gesungen wurde. Der gleiche Klang wenn Menschen Angst hatten.
"Hexe!"
Der Sand verbirgt die Erinnerungen
Der Fluss offenbart die Sünden
Der Himmel legt seinen Atem da
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- Landstreicher / Landstreicherin
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- Registriert: Sa 28. Sep 2024, 11:06
#1269
Milas Augen fuhren über die Schwingen des Paters. Ein Gesicht, das sie selbst durchaus kannte, auch wenn es nur aus der Ferne war. Es war ein neutrales Mustern, mit dem sie Etoh bedachte, während er sich vorstellte. Allerdings verfestigte sich ihr Griff ein wenig um das Kind, das darauf jedoch keinerlei Reaktion zeigte.
„Ich kenne Euch.“ Erwiderte sie höflich. Freundlich wäre dabei vermutlich ein übertriebenes Wort. Das warme Braun ihrer Augen flackerte ein wenig überrascht bei seinem Anblick, bevor er sein Anliegen vorbrachte. Ein Grund, der eine deutliche Skepsis auf ihre Züge legte.
Kurz senkte sie ihre Lider, als im nächsten Augenblick ein Krachen aus den oberen Geschosse zu hören war. Ein Geräusch, das nun schon zum dritten oder vierten Mal die Möbel und Vasen Zittern ließ. Leicht zuckte auch die Dienstmagd zusammen und drückte das kleine Mädchen instinktiv schützend näher an sich heran.
Er wollte das Mädchen gesehen und sogar mit ihr gesprochen haben? Sie verstand zwar nicht viel von all den Dingen, welche die Herrschaften bei ihrer Suche nach der jungen Adeptin ausgetauscht hatten. Doch konnte man sagen, sie schien wie vom Erdboden verschluckt. Wie viele Tage und Nächte suchten sie alle bereits nach dem Kind, das von einem Augenblick auf den anderen verschwunden war? Und nun stand dieser Priester Artherks vor der Tür der Legion und behauptete, ausgerechnet er hätte sie gesehen?
„Ihr habt die Adeptin gesehen?“ Kurz nur blinzelte Mila, wollte sie das nicht glauben. Das war mehr als unwahrscheinlich. Doch sprach Etoh bereits weiter, bevor sie einen Einwand bringen konnte.. Er wollte Zutritt zu den Gemächern des Kindes? Zu dem Zimmer der Adeptin? Das war nicht nur anmaßend, sondern fernab jeder Vorstellung.Er glaubte doch nicht etwa, dass man ihm diesen gewähren würde.
Kurz musste sie stutzen. Woher wusste er von den Scherben? Nur die wenigsten hatten davon etwas gehört oder mitbekommen. Das Zimmer war seit dem Tag verschlossen worden durch Tanuri selbst und niemand hatte Zutritt dort.
Nur die Priesterin der General und Kenna hatten es gesehen. Und auch sie wusste nur davon, weil sie beiläufig ein Gespräch gehört hatte. Vermutlich hatte auch die Inquisitorin Kenntnis darüber, aber das erklärte noch immer nicht das Wissen des Mannes vor ihr. „Ich kann Euch nichts sagen.“
Leicht nur verengte Mila ihre Augen. Was war nun richtig oder falsch. Die Möglichkeit außer Acht zu lassen, dass seine Worte keine Lüge waren, bestand. Die Wege des Lords waren unergründlich. Ebenso wie sein Wille selbst.
Einen Moment lang schien sie in ihrer Haltung zu verharren, die Hand noch immer am Türgriff, als könnte sie so eine unsichtbare Schranke zwischen dem Gast und dem Inneren des Hauses bewahren.
Dennoch zwang Milla sich, die Tür weiter zu öffnen, und trat einen Schritt zurück, um den Gast einzulassen. Ihre Züge blieben von einer höflichen Förmlichkeit erfüllt, aber es fehlte ihnen die Wärme. Spürbar ließ sie Etoh nicht aus den Augen, beobachtete mit einem kaum merklichen Hauch von Anspannung sein Eintreten in die weitläufige Eingangshalle der Legion selbst.
„Wartet bitte hier. Ich werde umgehend die Herrschaften informieren.“ Erwiderte sie mit einer formellen Ruhe, bevor sie mit dem Kind auf dem Arm sich dem Flur zuwandte, wo sie eben noch die Inquisitorin gehört hatte. Knapp nur nickte sie einer Wache zu, die ein Auge auf den Besucher haben sollte, während sie weitereilte. Die Lady Zar war die greifbarste Person. Nur wenige Meter entfernt, denn auch wenn er ein Priester war, so war er im Herzen der Legion. Was die Sache vermutlich umso heikler machte. Aber wenn seine Worte die Wahrheit sprachen, mussten die Herrschaften es erfahren. Nein sie mussten selbst darüber urteilen.
Knapp ließ sie ihren Fingerknöchel an den Rahmen der dicken Eichentür klopfen, nachdem Stellan diese selbst offengelassen hatte. Ihr Blick richtete sich pflichtbewusst auf Lorena, doch die Verwunderung über all die Begebenheiten stand in ihren Augen geschrieben.
„Inquisitorin, ihr solltet in die Eingangshalle kommen. Der Priester der weißen Kirche erwartet Euch dort in einer dringlichen Angelegenheit. Es geht um die Adeptin.“
„Ich kenne Euch.“ Erwiderte sie höflich. Freundlich wäre dabei vermutlich ein übertriebenes Wort. Das warme Braun ihrer Augen flackerte ein wenig überrascht bei seinem Anblick, bevor er sein Anliegen vorbrachte. Ein Grund, der eine deutliche Skepsis auf ihre Züge legte.
Kurz senkte sie ihre Lider, als im nächsten Augenblick ein Krachen aus den oberen Geschosse zu hören war. Ein Geräusch, das nun schon zum dritten oder vierten Mal die Möbel und Vasen Zittern ließ. Leicht zuckte auch die Dienstmagd zusammen und drückte das kleine Mädchen instinktiv schützend näher an sich heran.
Er wollte das Mädchen gesehen und sogar mit ihr gesprochen haben? Sie verstand zwar nicht viel von all den Dingen, welche die Herrschaften bei ihrer Suche nach der jungen Adeptin ausgetauscht hatten. Doch konnte man sagen, sie schien wie vom Erdboden verschluckt. Wie viele Tage und Nächte suchten sie alle bereits nach dem Kind, das von einem Augenblick auf den anderen verschwunden war? Und nun stand dieser Priester Artherks vor der Tür der Legion und behauptete, ausgerechnet er hätte sie gesehen?
„Ihr habt die Adeptin gesehen?“ Kurz nur blinzelte Mila, wollte sie das nicht glauben. Das war mehr als unwahrscheinlich. Doch sprach Etoh bereits weiter, bevor sie einen Einwand bringen konnte.. Er wollte Zutritt zu den Gemächern des Kindes? Zu dem Zimmer der Adeptin? Das war nicht nur anmaßend, sondern fernab jeder Vorstellung.Er glaubte doch nicht etwa, dass man ihm diesen gewähren würde.
Kurz musste sie stutzen. Woher wusste er von den Scherben? Nur die wenigsten hatten davon etwas gehört oder mitbekommen. Das Zimmer war seit dem Tag verschlossen worden durch Tanuri selbst und niemand hatte Zutritt dort.
Nur die Priesterin der General und Kenna hatten es gesehen. Und auch sie wusste nur davon, weil sie beiläufig ein Gespräch gehört hatte. Vermutlich hatte auch die Inquisitorin Kenntnis darüber, aber das erklärte noch immer nicht das Wissen des Mannes vor ihr. „Ich kann Euch nichts sagen.“
Leicht nur verengte Mila ihre Augen. Was war nun richtig oder falsch. Die Möglichkeit außer Acht zu lassen, dass seine Worte keine Lüge waren, bestand. Die Wege des Lords waren unergründlich. Ebenso wie sein Wille selbst.
Einen Moment lang schien sie in ihrer Haltung zu verharren, die Hand noch immer am Türgriff, als könnte sie so eine unsichtbare Schranke zwischen dem Gast und dem Inneren des Hauses bewahren.
Dennoch zwang Milla sich, die Tür weiter zu öffnen, und trat einen Schritt zurück, um den Gast einzulassen. Ihre Züge blieben von einer höflichen Förmlichkeit erfüllt, aber es fehlte ihnen die Wärme. Spürbar ließ sie Etoh nicht aus den Augen, beobachtete mit einem kaum merklichen Hauch von Anspannung sein Eintreten in die weitläufige Eingangshalle der Legion selbst.
„Wartet bitte hier. Ich werde umgehend die Herrschaften informieren.“ Erwiderte sie mit einer formellen Ruhe, bevor sie mit dem Kind auf dem Arm sich dem Flur zuwandte, wo sie eben noch die Inquisitorin gehört hatte. Knapp nur nickte sie einer Wache zu, die ein Auge auf den Besucher haben sollte, während sie weitereilte. Die Lady Zar war die greifbarste Person. Nur wenige Meter entfernt, denn auch wenn er ein Priester war, so war er im Herzen der Legion. Was die Sache vermutlich umso heikler machte. Aber wenn seine Worte die Wahrheit sprachen, mussten die Herrschaften es erfahren. Nein sie mussten selbst darüber urteilen.
Knapp ließ sie ihren Fingerknöchel an den Rahmen der dicken Eichentür klopfen, nachdem Stellan diese selbst offengelassen hatte. Ihr Blick richtete sich pflichtbewusst auf Lorena, doch die Verwunderung über all die Begebenheiten stand in ihren Augen geschrieben.
„Inquisitorin, ihr solltet in die Eingangshalle kommen. Der Priester der weißen Kirche erwartet Euch dort in einer dringlichen Angelegenheit. Es geht um die Adeptin.“
- Etoh
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#1270
Ein Krachen das die Legion in einen desolaten Zustand erscheinen lassen mochte, ließ auch Etoh kurz zusammen zucken. Daher war es nicht verwunderlich dass er einen kurzen Moment zögerte Milas großzügige Einladung in das innere des Gebäudes zu folgen.
Mila schien die Beherrschung in Person zu sein. Weder das sie sich nach dem Krachen umwendete, im Gegenteil, sie vermittelte Etoh den Eindruck das sie derlei Vorkommnisse wohl bereits kannte und als eine natürliche Begebenheit in diesem Hause hin nahm. Noch unterbrach sie das Gespräch oder die nötige Höflichkeit in der Aufmerksamkeit die sie Etoh entgegenbrachte.
Ebenso der Höflichkeit geschuldet, legte Etoh die Zeichen seines Gottes zusammengefaltet auf den Rücken. Er hätte sie durchaus auch komplett verschwinden lassen können. Doch käme es genau in diesem Hause wohl einem leugnen seines eigenen Glaubens gleich.
So wie Mila ihn argwöhnisch weiter musternd im Auge behielt, sah er sich mit Interesse im Eingangsbereich der Legion um. Er war dabei den Zustand des Gebäudes zu überprüfen. Er wollte es nicht riskieren aus den Trümmern einer eingestürzten Legion geborgen werden zu müssen.
Am Ende des Flurs meinte er noch einen alten Mann im Nachthemd ausgemacht zu haben, doch war dieser schon um die nächste Ecke abgebogen, ehe Etoh ihn richtig Wahr nehmen konnte. Auch schienen die Wachen ihre Aufgabe sehr ernst zu nehmen und positionierten sich so das er wenig Einblick in das innere des Hauses erhaschen konnte.
Dankend nickt er Mila zu.
„Natürlich werde ich hier warten... Wenn ihr vielleicht nach Kenna de Vil ausschau hal....“
„Natürlich werde ich hier warten... Wenn ihr vielleicht nach Kenna de Vil ausschau hal....“
In dem Moment war Mila mit Nymeria auf dem Arm aber auch schon weg.
Sie rief nach der Inquisitorin. Nicht seine erste Wahl. Doch er würde nehmen müssen was er bekommen konnte. Abwartend stand er in der Eingangshalle und besah sich die Wände. Lauschend und darauf lauernd ob er erneut ein Rumpeln oder einen Knall geben würde.
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#1271
Eine Stadt. Freya spürte, wie ihre Gedanken abdrifteten, als sie erneut auf Haarams Schärpe sah. Es wäre zu unglaublich, um wahr zu sein, genau wie der Riss, den sie gesehen hatte. Ein zartes Leuchten erfüllte das Blau ihrer Augen, während sie auf seine Antwort wartete.
Sicher, es war nicht Lichthafen, es war nicht die Legion. Nicht einmal annähernd. Aber es war ein erster Schritt in die richtige Richtung, nachdem der Spalt ihr den einzigen Schritt direkt dorthin versagt hatte. Das Portal war verschwunden, und mit ihm die Gelegenheit.
Haaram sprach davon, dass sein Prinz erfahren müsse, was geschehen war. Sollte es bedeuten, dass er bald reisen würde? Vielleicht, nur vielleicht, könnte sie ihn begleiten. Die Möglichkeit klang verheißungsvoll, ein leiser Hoffnungsschimmer inmitten der fremden Welt, die sie umgab.
Ein zartes Lächeln huschte über ihre Lippen, während sie sich die Worte auf der Zunge zergehen ließ. Eine Karte oder eine Zeichnung anfertigen, vielleicht wäre er im Gegenzug einverstanden, dass sie sich ihm anschließen durfte.
Freya wollte zustimmen. Es versuchen, bevor jedoch nur ein einziges Wort über ihre Lippen kam, nahm sie die Veränderung ebenso wahr, wie die Menschen um sie herum.
Offenbar war es keine, die Täuschung, die das Licht zu trüben schien und in einen fast kränklichen Schein hüllte. Es war, als wäre die Welt selbst von einem erstarrenden Hauch ergriffen worden. Die Stille war bedrückend, fast greifbar, und jeder Atemzug schien schwer und unnatürlich.
Erkennend, dass etwas vor sich ging weiteten sich ihre blauen Augen, während die Farbe des Himmels sich schleichend veränderte. Ein seltsames, unheilvolles Grün breitete sich am Horizont aus und kroch wie ein Fluch über das Firmament, bis es alles einnahm, was das Licht berührte.
„Oh nein?“ Leise formten ihre Lippen die Worte gen Haaram, als die Menschen um sie herum plötzlich in Bewegung gerieten, als hätte jemand einen unsichtbaren Befehl gegeben. Was hatte das zu bedeuten? Eine Frage, die sich in ihrer Stimme widerspiegelte, „Haaram?“
Freya spürte, wie der Boden unter ihren Füßen sich abkühlte. Eine Kälte, die durch ihre Schuhsohlen in ihren Körper drang, bis dieser unwillkürlich zu zittern begann.
Ihre Augen glitzerten verunsichert, während sie unmittelbar den Himmel beobachtete. Was war das? Alles färbte sich auf einmal in ein unnatürliches Grün, welches ihr augenblicklich die Kehle zuschnürte. Ein eisiger Schauer lief ihren Rücken hinab. Kalt und bedrohlich kroch es schleichend über Freyas Nacken, als sich eine unbestimmte Furcht in ihrem Inneren breitmachte.
Als würde die Zeit einfrieren herrschte für einen Moment um sie herum eine absolute Starre. Nur wenige Herzschläge, die schmerzhaft in ihrer Brust trommelten, ehe alles von einem Atemzug zum anderen in der Oase in ein Chaos stürzte.
Die Menschen stürmten kopflos ins Wasser. In blinder Panik warfen sie sich in den See, als wäre es der einzige Ausweg, um einem Feuersturm oder Flammen zu entkommen, die sie unaufhaltsam einholen würden.
Freya stand unschlüssig da, während ihr Blick suchend zu Haaram wanderte. Er sah genauso verwirrt aus wie sie. Gefangen zwischen Instinkt und Vernunft scheinbar, sah er zu den Männern, die sich zwischen ihnen und dem See aufbauten und lautstark mit fremden Worten harsch diskutierten, als würden sie ihnen den Weg verweigern wollen. Stimmen voller Angst und Zorn, die durcheinanderwirbelten, ohne dass sie einen Sinn ergaben. Es war, als hätte der Himmel selbst ihnen den Verstand geraubt. Stimmen die zunahmen, wie eine Welle. Ein Sturm, der sich vor ihnen aufbaute. Freya konnte die Blicke spüren, die sich mit einem Mal immer mehr auf sie richteten. „Saahira!“
Überall spürte Freya Augen voller Misstrauen und Unverständnis auf sich lasten, als sei sie selbst das Zentrum des Geschehens, die Ursache des Fluches, der über sie und die Wüste gekommen war. Grausam und zugleich ängstlich, wie eine Anklage, wie ein Urteil hörte sie den zunehmenden Chor vor sich immer wieder nur ein Wort rufen. Ein Hall, der mit jedem Mal lauter wurde. „Saahira!“
Unwillkürlich wich Freya zurück, unsicher, wohin sie sich wenden sollte. Ein Blick so fragend und voller Unverständnis dafür, was geschah, was sie sagten, was sie tun sollten. Doch das Wort schallte immer lauter und fordernder und trieb sie mit langsamen Schritten weiter rückwärts. Was wollten sie von ihr?
Ihre Augen suchten erneut den Himmel. Das unnatürliche Grün flimmerte wie ein drohendes Omen. Nein, das durfte nicht sein. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Rippen, als hätte es versucht, aus ihrem Brustkorb zu entkommen. War sie entdeckt worden? War das hier alles ein Trugbild? Eine weitere Täuschung, die sie zwingen wollte aufzugeben? Ihr Atem stockte, und ihre Finger verkrampften sich an den Schläfen, als sie krampfhaft versuchte, die Vorstellung zu verdrängen.
„Nein… Nein, das kann nicht sein,“ flüsterte sie und schüttelte heftig den Kopf, als könnte sie damit die bedrohlichen Gedanken vertreiben. Oder waren es Erinnerungen, die über ihr zusammenbrachen? Ihre Lippen bebten, während sie den Kopf weiterhin schüttelte, immer wieder. Ihre Gedanken jagten einander, unkontrolliert, und der Wahnsinn war greifbar nah.
Ein entsetzlicher Verdacht kroch in ihre Gedanken und manifestierte sich dort immer mehr, je länger sie hinaufblickte. Der Himmel wirkte so fremd und gleichzeitig erschreckend vertraut – wie die grünen Augen der Gräfin. Ein unvergleichlicher, grausamer Blick, der sie verfolgte.
Sie konnte die Kälte bis in ihren Geist dringen spüren. Ein Gefühl, als würde sie von innen heraus erstarren. Verzweifelt rieb sie ihre Arme, als könnte sie die Kälte abstreifen, und starrte weiter auf den Himmel. Ein Traum. Vielleicht war das alles nur ein grausamer, irreführender Traum, und sie war nie wirklich in Freiheit gewesen. Die Stimme Naheniels, der Riss, das Gefühl, Freya zu sein – alles eine Lüge? Sie blinzelte heftig, während Tränen unwillkürlich in ihre Augen stiegen.
Rückwärts taumelte sie zwischen die Stoffbahnen des Zeltes, ohne den Himmel aus den Augen zu lassen. Nein, sie konnte jetzt nicht aufgeben. Sie durfte sich von diesen Bildern nicht zerbrechen lassen.
„Lauft…“ hauchte sie Haaram zu. Ihre Stimme war kaum mehr als ein forderndes Flüstern. Ganz gleich, ob er real war oder nicht, wiederholte sie sich. Bestimmend, während die Verzweiflung und der Zorn sich in ihrem entschiedenen Tonfall vermischten „Lauft!“
Ob er auf sie hörte? Sie wusste es nicht. Sie spürte nur die Angst, die sie immer mehr übermannte. Eine Furcht, der Freya versuchte zu trotzen. Offenbar wollte man sie nicht durchlassen. Man versperrte ihr den Ausweg. Verwehrte ihn, als wollte jemand ihr vor Augen führen, wie allein sie war und sich alle Welt gegen sie wandte. Ein Bild, das so wirklich wirkte, dass Freya es fast glauben sollte.
„Das ist nicht real. Ihr seid nicht real Du bist nicht real!“ Sie schloss die Augen fest und presste die Hände an ihre Schläfen, während die Schatten der Männer sich ihr noch immer unerbittlich in den Weg stellten. Sie konnte vielleicht laufen. In irgendeine Richtung. Doch zu welchem Zweck?
„Du bist nicht meine Herrin.“ Ihre Stimme war brüchig, aber in ihr lag ein unbändiger Trotz, der sich weigerte der Angst nachzugeben. Dunkelheit flackerte am Rande ihres Bewusstseins auf, als gleichzeitig die Sonne hinter dem grünen Schleier des Himmels verschwand, als würden finstere Wolken sich vor ihren gnadenlosen Blick legen. „Ich habe nur einen Meister!“
Die Welt um sie herum verdunkelte sich, als hätte ihr jemand das Licht geraubt. Die Wärme auf der Haut schwand, als würde sich ein kalter Zorn über sie legen. Eine unbeständige Wut, welche die Sande aufwehen ließ. Heiß und drängend wehte er an ihrem Kleid vorüber und ließ die losen Strähnen auftanzen, während ihre Augen unter der aufgestauten Angst und Zorn zugleich schmerzhaft brannten. Die Stimmen wandelten sich zu einem entfernten Grollen, das um sie herum widerhallte.
War es ein Sturm, der um sie aufzog? Ein Unwetter, das die Luft in Spannung versetzte? Die Kälte umschloss sie wie ein eisiger Mantel, während sie von Panik erfüllt die Lider senkte, als könnte sie ihre Furcht dahinter verbergen. Ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihre Schwächen. Alles, was sie in diesem Moment sich erlaubte zu sehen, war Dunkelheit.
Dunkelheit, in der sie das Bild der dämonisch grünen Augen mit allem Willen zu verdrängen versuchte. Ein tosendes Chaos aus Erinnerungen, die sie nicht loslassen wollten und ebenso einholten. Es konnte nicht wahr sein. Das alles nicht.
„Unmöglich“ hörte sie Naheniels Stimme erneut in ihrem Geist, als würde er ihren Gedanken aussprechen. Ein kurzer Atemzug, in dem sie das stechende Blau seines Blickes auf sich zu spüren glaubt.
„Nein!“ Flüsterte sie leise, als könnte ein Wort alles verändern und das, was ihre Augen sie sehen lassen wollten, seiner Macht berauben. Sie war nicht hier. Das konnte nicht sein. Ein Atemzug, in dem ein grelles Leuchten durch ihre Lider hindurch die Dunkelheit durchschnitt und ein tosendes Krachen um sie herum, ihr die Luft raubte. „Du hast keine Macht über mich."
War das der Sand, der in einer feurigen Wolke um sie herum aufstieg? Waren es ihre Tränen, die wie glühender Regen über ihre Wangen liefen? Das Grollen in der Ferne, das Knirschen und Reiben – war das das Flüstern der Gräfin oder das Rufen eines Sturms?
Freya wusste es nicht mehr. Der Augenblick, in denen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Wahnsinn verschwammen, und sie sich fühlte, als wäre sie eins mit der Welt und zugleich darin vollkommen verloren.
Sicher, es war nicht Lichthafen, es war nicht die Legion. Nicht einmal annähernd. Aber es war ein erster Schritt in die richtige Richtung, nachdem der Spalt ihr den einzigen Schritt direkt dorthin versagt hatte. Das Portal war verschwunden, und mit ihm die Gelegenheit.
Haaram sprach davon, dass sein Prinz erfahren müsse, was geschehen war. Sollte es bedeuten, dass er bald reisen würde? Vielleicht, nur vielleicht, könnte sie ihn begleiten. Die Möglichkeit klang verheißungsvoll, ein leiser Hoffnungsschimmer inmitten der fremden Welt, die sie umgab.
Ein zartes Lächeln huschte über ihre Lippen, während sie sich die Worte auf der Zunge zergehen ließ. Eine Karte oder eine Zeichnung anfertigen, vielleicht wäre er im Gegenzug einverstanden, dass sie sich ihm anschließen durfte.
Freya wollte zustimmen. Es versuchen, bevor jedoch nur ein einziges Wort über ihre Lippen kam, nahm sie die Veränderung ebenso wahr, wie die Menschen um sie herum.
Offenbar war es keine, die Täuschung, die das Licht zu trüben schien und in einen fast kränklichen Schein hüllte. Es war, als wäre die Welt selbst von einem erstarrenden Hauch ergriffen worden. Die Stille war bedrückend, fast greifbar, und jeder Atemzug schien schwer und unnatürlich.
Erkennend, dass etwas vor sich ging weiteten sich ihre blauen Augen, während die Farbe des Himmels sich schleichend veränderte. Ein seltsames, unheilvolles Grün breitete sich am Horizont aus und kroch wie ein Fluch über das Firmament, bis es alles einnahm, was das Licht berührte.
„Oh nein?“ Leise formten ihre Lippen die Worte gen Haaram, als die Menschen um sie herum plötzlich in Bewegung gerieten, als hätte jemand einen unsichtbaren Befehl gegeben. Was hatte das zu bedeuten? Eine Frage, die sich in ihrer Stimme widerspiegelte, „Haaram?“
Freya spürte, wie der Boden unter ihren Füßen sich abkühlte. Eine Kälte, die durch ihre Schuhsohlen in ihren Körper drang, bis dieser unwillkürlich zu zittern begann.
Ihre Augen glitzerten verunsichert, während sie unmittelbar den Himmel beobachtete. Was war das? Alles färbte sich auf einmal in ein unnatürliches Grün, welches ihr augenblicklich die Kehle zuschnürte. Ein eisiger Schauer lief ihren Rücken hinab. Kalt und bedrohlich kroch es schleichend über Freyas Nacken, als sich eine unbestimmte Furcht in ihrem Inneren breitmachte.
Als würde die Zeit einfrieren herrschte für einen Moment um sie herum eine absolute Starre. Nur wenige Herzschläge, die schmerzhaft in ihrer Brust trommelten, ehe alles von einem Atemzug zum anderen in der Oase in ein Chaos stürzte.
Die Menschen stürmten kopflos ins Wasser. In blinder Panik warfen sie sich in den See, als wäre es der einzige Ausweg, um einem Feuersturm oder Flammen zu entkommen, die sie unaufhaltsam einholen würden.
Freya stand unschlüssig da, während ihr Blick suchend zu Haaram wanderte. Er sah genauso verwirrt aus wie sie. Gefangen zwischen Instinkt und Vernunft scheinbar, sah er zu den Männern, die sich zwischen ihnen und dem See aufbauten und lautstark mit fremden Worten harsch diskutierten, als würden sie ihnen den Weg verweigern wollen. Stimmen voller Angst und Zorn, die durcheinanderwirbelten, ohne dass sie einen Sinn ergaben. Es war, als hätte der Himmel selbst ihnen den Verstand geraubt. Stimmen die zunahmen, wie eine Welle. Ein Sturm, der sich vor ihnen aufbaute. Freya konnte die Blicke spüren, die sich mit einem Mal immer mehr auf sie richteten. „Saahira!“
Überall spürte Freya Augen voller Misstrauen und Unverständnis auf sich lasten, als sei sie selbst das Zentrum des Geschehens, die Ursache des Fluches, der über sie und die Wüste gekommen war. Grausam und zugleich ängstlich, wie eine Anklage, wie ein Urteil hörte sie den zunehmenden Chor vor sich immer wieder nur ein Wort rufen. Ein Hall, der mit jedem Mal lauter wurde. „Saahira!“
Unwillkürlich wich Freya zurück, unsicher, wohin sie sich wenden sollte. Ein Blick so fragend und voller Unverständnis dafür, was geschah, was sie sagten, was sie tun sollten. Doch das Wort schallte immer lauter und fordernder und trieb sie mit langsamen Schritten weiter rückwärts. Was wollten sie von ihr?
Ihre Augen suchten erneut den Himmel. Das unnatürliche Grün flimmerte wie ein drohendes Omen. Nein, das durfte nicht sein. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Rippen, als hätte es versucht, aus ihrem Brustkorb zu entkommen. War sie entdeckt worden? War das hier alles ein Trugbild? Eine weitere Täuschung, die sie zwingen wollte aufzugeben? Ihr Atem stockte, und ihre Finger verkrampften sich an den Schläfen, als sie krampfhaft versuchte, die Vorstellung zu verdrängen.
„Nein… Nein, das kann nicht sein,“ flüsterte sie und schüttelte heftig den Kopf, als könnte sie damit die bedrohlichen Gedanken vertreiben. Oder waren es Erinnerungen, die über ihr zusammenbrachen? Ihre Lippen bebten, während sie den Kopf weiterhin schüttelte, immer wieder. Ihre Gedanken jagten einander, unkontrolliert, und der Wahnsinn war greifbar nah.
Ein entsetzlicher Verdacht kroch in ihre Gedanken und manifestierte sich dort immer mehr, je länger sie hinaufblickte. Der Himmel wirkte so fremd und gleichzeitig erschreckend vertraut – wie die grünen Augen der Gräfin. Ein unvergleichlicher, grausamer Blick, der sie verfolgte.
Sie konnte die Kälte bis in ihren Geist dringen spüren. Ein Gefühl, als würde sie von innen heraus erstarren. Verzweifelt rieb sie ihre Arme, als könnte sie die Kälte abstreifen, und starrte weiter auf den Himmel. Ein Traum. Vielleicht war das alles nur ein grausamer, irreführender Traum, und sie war nie wirklich in Freiheit gewesen. Die Stimme Naheniels, der Riss, das Gefühl, Freya zu sein – alles eine Lüge? Sie blinzelte heftig, während Tränen unwillkürlich in ihre Augen stiegen.
Rückwärts taumelte sie zwischen die Stoffbahnen des Zeltes, ohne den Himmel aus den Augen zu lassen. Nein, sie konnte jetzt nicht aufgeben. Sie durfte sich von diesen Bildern nicht zerbrechen lassen.
„Lauft…“ hauchte sie Haaram zu. Ihre Stimme war kaum mehr als ein forderndes Flüstern. Ganz gleich, ob er real war oder nicht, wiederholte sie sich. Bestimmend, während die Verzweiflung und der Zorn sich in ihrem entschiedenen Tonfall vermischten „Lauft!“
Ob er auf sie hörte? Sie wusste es nicht. Sie spürte nur die Angst, die sie immer mehr übermannte. Eine Furcht, der Freya versuchte zu trotzen. Offenbar wollte man sie nicht durchlassen. Man versperrte ihr den Ausweg. Verwehrte ihn, als wollte jemand ihr vor Augen führen, wie allein sie war und sich alle Welt gegen sie wandte. Ein Bild, das so wirklich wirkte, dass Freya es fast glauben sollte.
„Das ist nicht real. Ihr seid nicht real Du bist nicht real!“ Sie schloss die Augen fest und presste die Hände an ihre Schläfen, während die Schatten der Männer sich ihr noch immer unerbittlich in den Weg stellten. Sie konnte vielleicht laufen. In irgendeine Richtung. Doch zu welchem Zweck?
„Du bist nicht meine Herrin.“ Ihre Stimme war brüchig, aber in ihr lag ein unbändiger Trotz, der sich weigerte der Angst nachzugeben. Dunkelheit flackerte am Rande ihres Bewusstseins auf, als gleichzeitig die Sonne hinter dem grünen Schleier des Himmels verschwand, als würden finstere Wolken sich vor ihren gnadenlosen Blick legen. „Ich habe nur einen Meister!“
Die Welt um sie herum verdunkelte sich, als hätte ihr jemand das Licht geraubt. Die Wärme auf der Haut schwand, als würde sich ein kalter Zorn über sie legen. Eine unbeständige Wut, welche die Sande aufwehen ließ. Heiß und drängend wehte er an ihrem Kleid vorüber und ließ die losen Strähnen auftanzen, während ihre Augen unter der aufgestauten Angst und Zorn zugleich schmerzhaft brannten. Die Stimmen wandelten sich zu einem entfernten Grollen, das um sie herum widerhallte.
War es ein Sturm, der um sie aufzog? Ein Unwetter, das die Luft in Spannung versetzte? Die Kälte umschloss sie wie ein eisiger Mantel, während sie von Panik erfüllt die Lider senkte, als könnte sie ihre Furcht dahinter verbergen. Ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihre Schwächen. Alles, was sie in diesem Moment sich erlaubte zu sehen, war Dunkelheit.
Dunkelheit, in der sie das Bild der dämonisch grünen Augen mit allem Willen zu verdrängen versuchte. Ein tosendes Chaos aus Erinnerungen, die sie nicht loslassen wollten und ebenso einholten. Es konnte nicht wahr sein. Das alles nicht.
„Unmöglich“ hörte sie Naheniels Stimme erneut in ihrem Geist, als würde er ihren Gedanken aussprechen. Ein kurzer Atemzug, in dem sie das stechende Blau seines Blickes auf sich zu spüren glaubt.
„Nein!“ Flüsterte sie leise, als könnte ein Wort alles verändern und das, was ihre Augen sie sehen lassen wollten, seiner Macht berauben. Sie war nicht hier. Das konnte nicht sein. Ein Atemzug, in dem ein grelles Leuchten durch ihre Lider hindurch die Dunkelheit durchschnitt und ein tosendes Krachen um sie herum, ihr die Luft raubte. „Du hast keine Macht über mich."
War das der Sand, der in einer feurigen Wolke um sie herum aufstieg? Waren es ihre Tränen, die wie glühender Regen über ihre Wangen liefen? Das Grollen in der Ferne, das Knirschen und Reiben – war das das Flüstern der Gräfin oder das Rufen eines Sturms?
Freya wusste es nicht mehr. Der Augenblick, in denen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Wahnsinn verschwammen, und sie sich fühlte, als wäre sie eins mit der Welt und zugleich darin vollkommen verloren.
Geboren aus dem Wissen einer dunklen Vergangenheit - verblasst mein altes Leben im Schatten einer neuen Zeit
Fühlst Du die Macht? Kannst Du sie spüren?
- Gesichtsloser Erzaehler
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#1272
Ein Kettendschinn
Das Rufen der Bewohner interessierte den Dschinn nicht. Die Menschen, sie schrien, wie sie es immer taten. Gab es ihnen Hoffnung? Dachten sie, sie könnten dadurch etwas ändern? Ihre Schicksal vermeiden?
Wenn ja, waren diese Wesen aus Fleisch und Blut ziemlich dumm. Denn die Schreie lenkten nur die Aufmerksamkeit in ihre Richtung. Auch würde es ihnen nur wenig helfen, wenn sie einen Schuldigen suchten. Vielleicht spendete dies ihren verlorenen Seelen noch etwas Trost, es war schließlich so einfach, die ganze Last auf einen anderen zu legen. Dabei trug niemals jemand die Schuld, wenn einer von ihnen sich den Weg durch die Wüste bahnte. War es nicht ihr Wille, gehorchten sie dem Willen ihres Meisters.
In einem für ihn gleichklingenden Sing-Sang schwollen die Stimmen der Oasenbewohner an und lockten das grün-blaue Geschöpf heran. Näher und immer näher, bis seine Präsenz die kleine, bis gerade eben noch sehr friedliche Oase mit ihren freundlichen Bewohnern und Händlern vollends einnahm. Ein kalter Wind, ungewöhnlich für die heiße Wüste, genauso wie der gefrierende Sand, wehte durch die Palmen und wog sie hin und her, sodass die weiten Wedel der Blätter raschelten. Einige der Menschen hatten sich bereits ins Wasser geflüchtet, wieder andere hatten es nicht gewagt ihre Häuser zu verlassen und sprachen dort, auf dem Boden gekauert, wispernde Gebete. Alle hofften sie darauf, auf ihre eigene Weise unsichtbar zu bleiben und dass die anklagenden Rufe für genug Ablenkung sorgten.
Zuerst war von der Kreatur nichts weiter zu sehen, als ein weiter Schatten. Doch dann wurde aus dem Schatten ein Schemen und aus diesem ein Umriss bis hin zu einer Gestalt. Sein Körper formte sich wie Nebel aus grünlich-blauen Wellen, die in einem ständigen Fluss waren und niemals still standen. Bevor der Dschinn aber tat, was gewünscht worden war, musste er seinen eigenen Hunger stillen. Das war keiner nach fleischlicher Lust, sondern einer, der weitaus tiefer saß.
Mit einem seiner langen, sehnigen Arme schnappte er sich einen kleinen Jungen, der sich in einen Haufen Kameldung zu verstecken versuchte. Anscheinend war er nicht schnell genug gewesen, um besseren Schutz zu finden und hatte wohl die Hoffnung gehabt, der strenge Geruch würde seinen eigenen überdecken. Hoffnung. Wieder einmal. Wann lernten die Menschen endlich, dass ihnen diese nichts brachte?
Ohne wirklich hinzusehen durchbrach der Dschinn mit seinen Klauen den weichen Brustkorb des Jungen. Ob er dabei Schmerz empfand, schnell starb oder nicht, kümmerte ihn nicht. Diese Gattung an fantastischen Wesen besaß keine Gefühle. Deshalb waren sie aber nicht dumm, ganz im Gegenteil. Die Seinigen waren äußerst intelligent, weshalb es für sie umso unerträglicher war, in Gefangenschaft zu geraten und sich den Launen eines einfachen Menschen unterwerfen zu müssen.
Für einen Moment schlug es noch, das kleine Herz. Pochte gegen die Hand des Dschinns, bevor er die Aorta mühelos mit seinem messerscharfen Fingernagel durchtrennte. Das strömende heiße Blut störte ihn nicht, da es seinen Körper nicht beschmutzen konnte. Es war unrein und alles was unrein war, blieb nicht an ihm haften und floss einfach durch ihn hindurch. Einer der Gründe, warum es so schwer war, einen Dschinn zu fangen, denn es gab nur wenige, die sie mit ihren bloßen Händen berühren konnten, ohne durch sie hindurch zu fallen.
Noch war er aber nicht zufrieden, er hatte lange gehungert und musste stillen, was man ihm in seinem unterirdischen Käfig versagte. Der Meister, der Prinz, folterte seine magischen Kreaturen nicht, aber er wusste sehr gut, wie man sie für sich unter Kontrolle hielt und zu gnadenlosen Biestern formte, die ganze Landstriche mit einem Klauenschwung vernichten konnten. Das was Hunger und Durst aus einem Lebewesen machen konnte, war eben für jedes Geschöpf gleich.
Gekonnt riss der Dschinn die Leber und die Niere aus dem Kind und warf den kleinen Körper danach achtlos auf den Haufen Kameldung. Er öffnete seinen lippenlosen Mund und versenkte seine spitzen Zähne in eines der Organe, während seine schwarze Zunge sich um dieses schlang. Gesättigt war er nicht, vorerst aber war die erste Gier gestillt, sodass er seine Suche in der Oase fortsetzen konnte.
Man mochte sich fragen, wie es so schnell vonstatten gehen konnte, dass er genau auf dieses kleine Versteck traf. Schließlich war die Wüste groß und weit gestreckt. Es war eben alles ein wenig Magie, und ein Dschinn war sehr viel davon.
Lautlos durchstreifte er schwebend die Oase und folgte den rasenden Herzschlägen, die für ihn so laut waren, als würden tausende wilde Araberhengste durch die Wüste in einem wilden Galopp fliegen. Selbst wenn die Männer das Kind durchgelassen hätten, wäre es unausweichlich gewesen, dass er Freya fand, aber so machte es ihm die Mauer aus Menschen nur noch leichter und er musste das Kind nicht zuerst verfolgen und sie einfangen.
Je näher er ihr kam, desto kälter und lebloser wurde diese kleine Welt der Oase, die für Freya die Rettung hätte sein können und es erneut nicht war. Aber das Schicksal eines Kindes interessierte einen Dschinn kaum. Er war nur auf sich selbst fixiert und durch die Ketten zusätzlich darauf, seinem Meister zu dienen. Wenn auch nicht freiwillig.
Der letzte Ausruf "Saahira!" erstarb und die Kreatur nahm Freya vollends wahr. Lautlos schwebte er zu ihr, während er einen Sturm als Frost mit sich brachte, der sich weiter über den sandigen Boden zog. Welch Unschuld und Reinheit das doch war, die dort in der Form einer heranreifenden jungen Frau vor ihm stand. Und von welcher menschlicher Torheit es zeugte, dass der Prinz sie begehrte. Ein Dschinn würde solche niederen Triebe niemals verstehen. Aber warum sollte er sich darüber auch Gedanken machen, es war der Wunsch des Meisters gewesen und er war dazu versklavt, die Wünsche als einen Befehl zu verstehen.
"Ich trage die Macht eines Kosmos in mir. Also habe ich auch Macht über Dich." Die Stimme, mit der er zu Freya sprach und die zwischen unsichtbaren Mauern widerhallte, war fremdartig und klang wie das Wispern des Wüstenwinds, das sich paarte mit dem Knistern von Flammen. Man könnte es beschreiben als eine Mischung aus bedrohlichen zischenden Lauten und einem tiefen, grollenden Donner.
Noch bevor die Männer aber eine Flucht ergreifen konnten oder womöglich doch noch das Mädchen beschützen würden, hob der Dschinn seine Hand und spreizte seine Finger. Die messerscharfen Nägel nahmen an Länge zu und ohne noch länger zu warten, köpfte er die ersten drei Männer, die in seiner Nähe standen. Die Körper brachen zusammen, während zwei der Köpfe genau vor Freyas Füße rollten. Weit waren die braunen Augen aufgerissen, genauso wie ihre Münder, die ihr nun wieder "Saahira! Saahira!" zuriefen. Bewegten sich die Lippen aber tatsächlich oder war es ebenfalls nur ein Trugbild, erschaffen von dem Geist des Kindes, der sie mehr und mehr das Fürchten lehrte?
Ein bösartiges Lächeln zuckte über seinen Mund, während er seine Hand langsam wieder sinken ließ und sich die Sonne, oder war es das Licht eines Sturms, sich auf den Handschellen brach. Sogleich fegte ein weiterer Schwall kalter Luft durch die Oase und der Dschinn wandte seine schwarzgrünen Augen auf den Wesir, der sichtbar die Symbole seines Meisters trug. "Mein Meister verlangt nach ihr."
Wenn ja, waren diese Wesen aus Fleisch und Blut ziemlich dumm. Denn die Schreie lenkten nur die Aufmerksamkeit in ihre Richtung. Auch würde es ihnen nur wenig helfen, wenn sie einen Schuldigen suchten. Vielleicht spendete dies ihren verlorenen Seelen noch etwas Trost, es war schließlich so einfach, die ganze Last auf einen anderen zu legen. Dabei trug niemals jemand die Schuld, wenn einer von ihnen sich den Weg durch die Wüste bahnte. War es nicht ihr Wille, gehorchten sie dem Willen ihres Meisters.
In einem für ihn gleichklingenden Sing-Sang schwollen die Stimmen der Oasenbewohner an und lockten das grün-blaue Geschöpf heran. Näher und immer näher, bis seine Präsenz die kleine, bis gerade eben noch sehr friedliche Oase mit ihren freundlichen Bewohnern und Händlern vollends einnahm. Ein kalter Wind, ungewöhnlich für die heiße Wüste, genauso wie der gefrierende Sand, wehte durch die Palmen und wog sie hin und her, sodass die weiten Wedel der Blätter raschelten. Einige der Menschen hatten sich bereits ins Wasser geflüchtet, wieder andere hatten es nicht gewagt ihre Häuser zu verlassen und sprachen dort, auf dem Boden gekauert, wispernde Gebete. Alle hofften sie darauf, auf ihre eigene Weise unsichtbar zu bleiben und dass die anklagenden Rufe für genug Ablenkung sorgten.
Zuerst war von der Kreatur nichts weiter zu sehen, als ein weiter Schatten. Doch dann wurde aus dem Schatten ein Schemen und aus diesem ein Umriss bis hin zu einer Gestalt. Sein Körper formte sich wie Nebel aus grünlich-blauen Wellen, die in einem ständigen Fluss waren und niemals still standen. Bevor der Dschinn aber tat, was gewünscht worden war, musste er seinen eigenen Hunger stillen. Das war keiner nach fleischlicher Lust, sondern einer, der weitaus tiefer saß.
Mit einem seiner langen, sehnigen Arme schnappte er sich einen kleinen Jungen, der sich in einen Haufen Kameldung zu verstecken versuchte. Anscheinend war er nicht schnell genug gewesen, um besseren Schutz zu finden und hatte wohl die Hoffnung gehabt, der strenge Geruch würde seinen eigenen überdecken. Hoffnung. Wieder einmal. Wann lernten die Menschen endlich, dass ihnen diese nichts brachte?
Ohne wirklich hinzusehen durchbrach der Dschinn mit seinen Klauen den weichen Brustkorb des Jungen. Ob er dabei Schmerz empfand, schnell starb oder nicht, kümmerte ihn nicht. Diese Gattung an fantastischen Wesen besaß keine Gefühle. Deshalb waren sie aber nicht dumm, ganz im Gegenteil. Die Seinigen waren äußerst intelligent, weshalb es für sie umso unerträglicher war, in Gefangenschaft zu geraten und sich den Launen eines einfachen Menschen unterwerfen zu müssen.
Für einen Moment schlug es noch, das kleine Herz. Pochte gegen die Hand des Dschinns, bevor er die Aorta mühelos mit seinem messerscharfen Fingernagel durchtrennte. Das strömende heiße Blut störte ihn nicht, da es seinen Körper nicht beschmutzen konnte. Es war unrein und alles was unrein war, blieb nicht an ihm haften und floss einfach durch ihn hindurch. Einer der Gründe, warum es so schwer war, einen Dschinn zu fangen, denn es gab nur wenige, die sie mit ihren bloßen Händen berühren konnten, ohne durch sie hindurch zu fallen.
Noch war er aber nicht zufrieden, er hatte lange gehungert und musste stillen, was man ihm in seinem unterirdischen Käfig versagte. Der Meister, der Prinz, folterte seine magischen Kreaturen nicht, aber er wusste sehr gut, wie man sie für sich unter Kontrolle hielt und zu gnadenlosen Biestern formte, die ganze Landstriche mit einem Klauenschwung vernichten konnten. Das was Hunger und Durst aus einem Lebewesen machen konnte, war eben für jedes Geschöpf gleich.
Gekonnt riss der Dschinn die Leber und die Niere aus dem Kind und warf den kleinen Körper danach achtlos auf den Haufen Kameldung. Er öffnete seinen lippenlosen Mund und versenkte seine spitzen Zähne in eines der Organe, während seine schwarze Zunge sich um dieses schlang. Gesättigt war er nicht, vorerst aber war die erste Gier gestillt, sodass er seine Suche in der Oase fortsetzen konnte.
Man mochte sich fragen, wie es so schnell vonstatten gehen konnte, dass er genau auf dieses kleine Versteck traf. Schließlich war die Wüste groß und weit gestreckt. Es war eben alles ein wenig Magie, und ein Dschinn war sehr viel davon.
Lautlos durchstreifte er schwebend die Oase und folgte den rasenden Herzschlägen, die für ihn so laut waren, als würden tausende wilde Araberhengste durch die Wüste in einem wilden Galopp fliegen. Selbst wenn die Männer das Kind durchgelassen hätten, wäre es unausweichlich gewesen, dass er Freya fand, aber so machte es ihm die Mauer aus Menschen nur noch leichter und er musste das Kind nicht zuerst verfolgen und sie einfangen.
Je näher er ihr kam, desto kälter und lebloser wurde diese kleine Welt der Oase, die für Freya die Rettung hätte sein können und es erneut nicht war. Aber das Schicksal eines Kindes interessierte einen Dschinn kaum. Er war nur auf sich selbst fixiert und durch die Ketten zusätzlich darauf, seinem Meister zu dienen. Wenn auch nicht freiwillig.
Der letzte Ausruf "Saahira!" erstarb und die Kreatur nahm Freya vollends wahr. Lautlos schwebte er zu ihr, während er einen Sturm als Frost mit sich brachte, der sich weiter über den sandigen Boden zog. Welch Unschuld und Reinheit das doch war, die dort in der Form einer heranreifenden jungen Frau vor ihm stand. Und von welcher menschlicher Torheit es zeugte, dass der Prinz sie begehrte. Ein Dschinn würde solche niederen Triebe niemals verstehen. Aber warum sollte er sich darüber auch Gedanken machen, es war der Wunsch des Meisters gewesen und er war dazu versklavt, die Wünsche als einen Befehl zu verstehen.
"Ich trage die Macht eines Kosmos in mir. Also habe ich auch Macht über Dich." Die Stimme, mit der er zu Freya sprach und die zwischen unsichtbaren Mauern widerhallte, war fremdartig und klang wie das Wispern des Wüstenwinds, das sich paarte mit dem Knistern von Flammen. Man könnte es beschreiben als eine Mischung aus bedrohlichen zischenden Lauten und einem tiefen, grollenden Donner.
Noch bevor die Männer aber eine Flucht ergreifen konnten oder womöglich doch noch das Mädchen beschützen würden, hob der Dschinn seine Hand und spreizte seine Finger. Die messerscharfen Nägel nahmen an Länge zu und ohne noch länger zu warten, köpfte er die ersten drei Männer, die in seiner Nähe standen. Die Körper brachen zusammen, während zwei der Köpfe genau vor Freyas Füße rollten. Weit waren die braunen Augen aufgerissen, genauso wie ihre Münder, die ihr nun wieder "Saahira! Saahira!" zuriefen. Bewegten sich die Lippen aber tatsächlich oder war es ebenfalls nur ein Trugbild, erschaffen von dem Geist des Kindes, der sie mehr und mehr das Fürchten lehrte?
Ein bösartiges Lächeln zuckte über seinen Mund, während er seine Hand langsam wieder sinken ließ und sich die Sonne, oder war es das Licht eines Sturms, sich auf den Handschellen brach. Sogleich fegte ein weiterer Schwall kalter Luft durch die Oase und der Dschinn wandte seine schwarzgrünen Augen auf den Wesir, der sichtbar die Symbole seines Meisters trug. "Mein Meister verlangt nach ihr."
- Jeremias Rabenherz
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#1273
Er verfolgte sie mit wachsamen Blick. Ein verständliches Nicken. Seine Hand streckte sich aus um nach einem Staubkorb zu fangen, dass noch in der Luft schwebte und langsam dem Boden nahe kam. „Das ist richtig. Dieser Funke, ist das ungedachte Wissen, es ist das was jene hinterließen, die bereits gelebt haben und gegangen sind. Es ist die Erfahrung die in den Kern der Existenz gespeist wird. Es gibt nichts was nicht schon mal gesagt wurde, nichts was schon mal gedacht wurde, nichts was nicht schon mal getan wurde und sei es von Wesen die uns nichts sagen. Alles was kommt wird sein und in dem Moment schon Vergangenheit.“ Er betrachtete den Staub in seiner Hand. „In diesem Staub liegt ein ganzes Leben. Der HERR lässt uns nicht sterben und unser Wissen vergehen. Es geht ein in den Strom und wird wiedergeboren, als ein Teil von etwas neuem mit mehr wissen, Tanuri. Du kennst das Gefühl, wenn du in der Schwärze stehst, die Flügel und du weißt automatisch was du tun musst. Das Ungedachte Wissen ist der Instinkt, der uns von Geburt an gegeben ist. Niemand brachte uns das bei das man die Augen schließt, wenn etwas zu nahe kommt, niemand brachte uns bei selbst zu krabbeln oder irgendwann aufzustehen und zu laufen. Niemand lehrte es uns. Aber wir wissen es einfach, weil der HERR uns die Erfahrung der Ahnen gab. Damit sind sie nie verloren, ein Teil von ihnen ist stets bei uns. Natürlich gutes wie schlechtes. Das bedeutet ein Teil von uns ist immer ein Teil derer die vor uns da waren.“ Sprach er.
„Das Leben besteht aus Tod.“ Das war wohl bei beiden Göttern gleich. Alles was verging hatte einen erneuten Sinn. Soviel zum Naturgesetz.
„Aber es heißt nicht, dass wir unserem Schicksal nicht mitbestimmen können. Ogrimar lehrt uns, tadelt uns, formt und aber er tut es nicht für uns, wir müssen es selbst tun. Du kennst die Aspekte die er verkörpert. Die natürliche Auslese. Der Sieg des Stärkeren. Hilfe zur Selbsthilfe. Zerstörung für die neue Schöpfung. Wie dieses Staubkorn. Es wird Teil von was neuem.“ Genau darin lag ein großer Unterschied in den Göttern.
Artherk baute auf Nächstenliebe und Güte und - für ihn - schlechtem Gewissen auf, auf Hilfe von außen und selbstlose Unterstützung. Ogrimar aber war die Auslese. Ein Wesen das sich selbst nicht helfen kann, sich selbst nicht schützen kann ist zu schwach um im Leben zu bestehen. Es geht um Selbststärkung, Kräftigung aus dem Ich und dem Innern. Sicherlich nicht geprägt von dem üblichem Mitleid und damit offenes Tor für Missbrauch und Ausnutzung. Das was andere als Böse empfinden, war ein Weg zu überleben und Selbsterhalt, Selbsthilfe und Selbstschutz waren Methoden ohne auf Anderer angewiesen zu sein. Dazu gehörte sicherlich auch sich ab und zu durchzusetzen ob das mit Wort oder Waffe geschah. Auf den Pfad der Selbstheilung und des moralischen Chaoses zu wandeln statt sie weiter in dem Rahmen der Ordnung einfach ihre Treuekarte stempeln zu lassen. Heute wieder Gutes getan? Wie viele gerettet, wie viele geheilt, von wie vielen ausgenutzt worden, weil sie zu schwach waren sich selbst zu helfen und darauf vertrauen Andere werden es für sie richten, klären oder sogar tun. Die sogar das schlechte Gewissen nutzen um sich nur nicht selbst um ihre Sorgen kümmern zu müssen. Nur das am Ende man ausgelaugt und leer war und sich viel zu wenig um die eigenen eigene Bedürfnisse gekümmert hatte. Und genau darum war es sehr wichtig zu wissen wer man ist.
Sich selbst erkennen.
Er nickte langsam. „Oh ja, ich erinnere mich daran. Du hast aber dazu gestanden, was du dachtest. Du hast versucht mich davon zu überzeugen. Und du wurdest nicht müde es zu tun. Du warst hartnäckig.“ Natürlich war alles gesagte eine Theorie, denn die Praxis war nicht so einfach. Meinungen können falsch sein oder sich ändern. Persönlichkeiten ändern sich und auch in den Reihen des dunklen Herrn gab es Hilfe. Familien die sich stützen, sie sollten nur nicht alles vorgeben sondern den Nachwuchs fördern. Es war nicht alles blutig und in Dunkelheit getaucht, aber deutlich näher am Wahnsinn der Natur, die nun mal die beste Mörderin der Welt ist. Keiner erfand so kreative Arten Wesen zu töten, zu schützen und zu quälen wie sie. Unbarmherzig, grausam und ohne Gnade. Um in ihrem Spielfeld zu überleben musste man sich für eine Strategie entscheiden.
„Und habe ich je dich dafür angeklagt oder eingesperrt, dich geschlagen?“ Er legte den Kopf. „Dafür das du einfach eine andere Meinung hattest? Mh, ich denke heute kannst du nachvollziehen wieso ich damals Dinge entschieden habe. Ob sie richtig oder falsch waren weiß nur der Herr, aber meine Gründe wieso ich diese Entscheidung fällte, die hast du verstanden. Du kannst das Wissen des HERRN auswendig aus allen Büchern kennen und doch wirst du immer wieder feststellen, es ist nicht so einfach wie es sich zunächst anhört und wirkt.“ Ihre unzähligen Debatten. Ihre Diskussionen und teilweise auch hitzig und spitzzüngig. Er hatte sie nie abgestraft dafür eine andere Ansicht zu haben.
Ihre Reaktion war heftig. Wie er feststellen musste. Das Bildnis war für ihn nur ein Rahmen. Selbst hier, er sieht nicht was sie sieht. Aber er sieht ihren Schreck als sie den Rahmen von sich wirft. Trotzdem will er zunächst nicht fragen. Er schritt auf den Rahmen hin und hob ihn auf. Für jeden war der Rahmen was anderes. Wenn er hineinsieht, sieht er wie er eine Frau verbrennt. Eine die er sehr geliebt hat. Nicht wie Lunata, sie war sein Mond über die Jahrzehnte hinweg. Aber als die Erinnerung ihn einst betrogen hatte, weil das Haus Rabenherz nie sonderlich friedlich in Familiendingen war, es eine starke Konkurrenz gab und auch diese nicht vor Intrige und anderen Methoden zurück schreckten sich irgendwie zu festigen. So lange er den Rahmen hielt, sieht Tanuri darin nichts, nur eine schwarze Fläche. Es war ein Spiegel als mehr ein Bild. Es konnte eine Schuld sein, wie in seinem Fall. Es konnte Angst sein oder ein Alptraum, es konnte so vieles sein. Er legte das Bild zurück.
Doch kaum hatte er das getan, begann es sich erneut zu regen. Keine Hand aber diesmal sah er es auch. Aus dem Bild quillt zähflüssig Blut. Es quillt über den Rahmen, über den Boden und schien nicht aufzuhören. „Mh das kenn ich noch nicht.“ Sprach der Greis überrascht und wich zurück bis zu Tanuri um ihre Hand zu greifen. Seine Verwunderung schien echt, Tanuri Geist schien mehr Einfluss zu haben auf das Zwielicht als er dachte. Das könnte sicherlich das ein oder andere mal problematisch werden. „Nicht loslassen.“ Sie spürt den festen Griff des Mannes, knöcherige Finger aber erstaunlich fest war der Griff. Die Hand war etwas kühl, aber nicht eisig. Für so alte faltige Haut fühlte er sich sogar recht weich an.
Aus der immer größer werdenden Pfütze schob sich erneut eine Hand. Aber diesmal schlug sie außerhalb des Rahmens auf den Boden und Blut auf. Die Krallen bohren sich knirschend in den Boden. Etwas schob sich aus dem Rahmen, Stück für Stück, aus dem Blut um sich zu erheben. „Halt es aus.“ Flüstert er leise.
Tanuris Alpträume waren ebenfalls hier und wie es aussieht, können sie Gestalt annehmen. Diesmal sah er die Gestalt auch.
„Das Leben besteht aus Tod.“ Das war wohl bei beiden Göttern gleich. Alles was verging hatte einen erneuten Sinn. Soviel zum Naturgesetz.
„Aber es heißt nicht, dass wir unserem Schicksal nicht mitbestimmen können. Ogrimar lehrt uns, tadelt uns, formt und aber er tut es nicht für uns, wir müssen es selbst tun. Du kennst die Aspekte die er verkörpert. Die natürliche Auslese. Der Sieg des Stärkeren. Hilfe zur Selbsthilfe. Zerstörung für die neue Schöpfung. Wie dieses Staubkorn. Es wird Teil von was neuem.“ Genau darin lag ein großer Unterschied in den Göttern.
Artherk baute auf Nächstenliebe und Güte und - für ihn - schlechtem Gewissen auf, auf Hilfe von außen und selbstlose Unterstützung. Ogrimar aber war die Auslese. Ein Wesen das sich selbst nicht helfen kann, sich selbst nicht schützen kann ist zu schwach um im Leben zu bestehen. Es geht um Selbststärkung, Kräftigung aus dem Ich und dem Innern. Sicherlich nicht geprägt von dem üblichem Mitleid und damit offenes Tor für Missbrauch und Ausnutzung. Das was andere als Böse empfinden, war ein Weg zu überleben und Selbsterhalt, Selbsthilfe und Selbstschutz waren Methoden ohne auf Anderer angewiesen zu sein. Dazu gehörte sicherlich auch sich ab und zu durchzusetzen ob das mit Wort oder Waffe geschah. Auf den Pfad der Selbstheilung und des moralischen Chaoses zu wandeln statt sie weiter in dem Rahmen der Ordnung einfach ihre Treuekarte stempeln zu lassen. Heute wieder Gutes getan? Wie viele gerettet, wie viele geheilt, von wie vielen ausgenutzt worden, weil sie zu schwach waren sich selbst zu helfen und darauf vertrauen Andere werden es für sie richten, klären oder sogar tun. Die sogar das schlechte Gewissen nutzen um sich nur nicht selbst um ihre Sorgen kümmern zu müssen. Nur das am Ende man ausgelaugt und leer war und sich viel zu wenig um die eigenen eigene Bedürfnisse gekümmert hatte. Und genau darum war es sehr wichtig zu wissen wer man ist.
Sich selbst erkennen.
Er nickte langsam. „Oh ja, ich erinnere mich daran. Du hast aber dazu gestanden, was du dachtest. Du hast versucht mich davon zu überzeugen. Und du wurdest nicht müde es zu tun. Du warst hartnäckig.“ Natürlich war alles gesagte eine Theorie, denn die Praxis war nicht so einfach. Meinungen können falsch sein oder sich ändern. Persönlichkeiten ändern sich und auch in den Reihen des dunklen Herrn gab es Hilfe. Familien die sich stützen, sie sollten nur nicht alles vorgeben sondern den Nachwuchs fördern. Es war nicht alles blutig und in Dunkelheit getaucht, aber deutlich näher am Wahnsinn der Natur, die nun mal die beste Mörderin der Welt ist. Keiner erfand so kreative Arten Wesen zu töten, zu schützen und zu quälen wie sie. Unbarmherzig, grausam und ohne Gnade. Um in ihrem Spielfeld zu überleben musste man sich für eine Strategie entscheiden.
„Und habe ich je dich dafür angeklagt oder eingesperrt, dich geschlagen?“ Er legte den Kopf. „Dafür das du einfach eine andere Meinung hattest? Mh, ich denke heute kannst du nachvollziehen wieso ich damals Dinge entschieden habe. Ob sie richtig oder falsch waren weiß nur der Herr, aber meine Gründe wieso ich diese Entscheidung fällte, die hast du verstanden. Du kannst das Wissen des HERRN auswendig aus allen Büchern kennen und doch wirst du immer wieder feststellen, es ist nicht so einfach wie es sich zunächst anhört und wirkt.“ Ihre unzähligen Debatten. Ihre Diskussionen und teilweise auch hitzig und spitzzüngig. Er hatte sie nie abgestraft dafür eine andere Ansicht zu haben.
Ihre Reaktion war heftig. Wie er feststellen musste. Das Bildnis war für ihn nur ein Rahmen. Selbst hier, er sieht nicht was sie sieht. Aber er sieht ihren Schreck als sie den Rahmen von sich wirft. Trotzdem will er zunächst nicht fragen. Er schritt auf den Rahmen hin und hob ihn auf. Für jeden war der Rahmen was anderes. Wenn er hineinsieht, sieht er wie er eine Frau verbrennt. Eine die er sehr geliebt hat. Nicht wie Lunata, sie war sein Mond über die Jahrzehnte hinweg. Aber als die Erinnerung ihn einst betrogen hatte, weil das Haus Rabenherz nie sonderlich friedlich in Familiendingen war, es eine starke Konkurrenz gab und auch diese nicht vor Intrige und anderen Methoden zurück schreckten sich irgendwie zu festigen. So lange er den Rahmen hielt, sieht Tanuri darin nichts, nur eine schwarze Fläche. Es war ein Spiegel als mehr ein Bild. Es konnte eine Schuld sein, wie in seinem Fall. Es konnte Angst sein oder ein Alptraum, es konnte so vieles sein. Er legte das Bild zurück.
Doch kaum hatte er das getan, begann es sich erneut zu regen. Keine Hand aber diesmal sah er es auch. Aus dem Bild quillt zähflüssig Blut. Es quillt über den Rahmen, über den Boden und schien nicht aufzuhören. „Mh das kenn ich noch nicht.“ Sprach der Greis überrascht und wich zurück bis zu Tanuri um ihre Hand zu greifen. Seine Verwunderung schien echt, Tanuri Geist schien mehr Einfluss zu haben auf das Zwielicht als er dachte. Das könnte sicherlich das ein oder andere mal problematisch werden. „Nicht loslassen.“ Sie spürt den festen Griff des Mannes, knöcherige Finger aber erstaunlich fest war der Griff. Die Hand war etwas kühl, aber nicht eisig. Für so alte faltige Haut fühlte er sich sogar recht weich an.
Aus der immer größer werdenden Pfütze schob sich erneut eine Hand. Aber diesmal schlug sie außerhalb des Rahmens auf den Boden und Blut auf. Die Krallen bohren sich knirschend in den Boden. Etwas schob sich aus dem Rahmen, Stück für Stück, aus dem Blut um sich zu erheben. „Halt es aus.“ Flüstert er leise.
Tanuris Alpträume waren ebenfalls hier und wie es aussieht, können sie Gestalt annehmen. Diesmal sah er die Gestalt auch.
Rabenvater • Stammbaum Rabenherz
"Ich diente dem HERRN bis er mich rief, jetzt diene ich ihm erneut."
<<Die Tugend nistet, wie der Rabe, mit Vorliebe in Ruinen.>>
#1274
Die Ebenen der Kommunikation, ein überaus vielschichtiges und nicht minder kompliziertes Gebilde. Ein Gedanke, welcher ihr abermals bei diesem Gespräch
in den Sinn kam. Gewiss war sie selbst ebenfalls keine einfache Gesprächspartnerin, aber anscheinend sollte diese Unterredung für beide Parteien nicht
sonderlich konstruktiv sein. Es schien als würden sie immer wieder aneinander vorbeireden, egal wie sie sich auch drehten und wendeten. Er hatte nach ihrer
Meinung gebeten und die hatte er auch erhalten, aber offenbar es nicht als solches aufgefasst, sondern anders interpretiert.
Allerdings blieb sie bei ihrem Standpunkt, aktuell erschienen weder Naheniel noch Tanuri für diese überaus wichtige Aufgabe geeignet zu sein. Der Eine
wollte den Schlüssel nur für seine eigenen perfiden und egoistischen Zwecke missbrauchen, während die Andere, so leid es ihr auch tat, momentan nicht
Herrin ihrer Sinne war, undenkbar ihr in dieser Lage eine solche Bürde aufzuerlegen. Niemand konnte bislang wissen, ob ihr Zustand von kurzer Dauer war
oder aber ob der Unhold irreparable Schäden hinterlassen hatte.
Zugegeben Lorenas Überlegungen bezüglich Stellans Positionierung waren eine reine Spekulation, doch da sie keinen Zugang zu seinen Gedankenspielen
finden konnte, musste sie eben versuchen mit dem Bild zu arbeiten, welches sich aufzeichnete. Sie verließ sich dies bezüglich einzig und allein auf ihren
Instinkt, folgte Hinweisen, hörte auf Zwischentöne und interpretierte das was sie sah. Möglicherweise durchaus auch behaftet von dem ein oder anderen
Vorurteil, doch wer konnte sich von eben jenen schon freisprechen?
„Ein frischer Denkansatz, ist nur von Nutzen, wenn man ihm gestattet sich zu entfalten. Ich habe versucht Euch meine Meinung darzulegen, aber wie
meine Worte gedeutet oder wahrgenommen werden obliegt nicht mir.“ Sie wollte ihren Gedanken gerade weiter ausführen, als das Gemäuer abermals eine
heftige Erschütterung erlitt. In diesem Fall musste sie eindeutig der Einschätzung des Alten folgen. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Aber was
vermochte es, diese Beben zu verursachen? Das erste war zu erklären gewesen, der Rest jedoch nicht. Ein Rätsel, für dessen Entschlüsselung die Zeit
aber noch nicht gekommen zu sein schien.
Als sie sah, dass Stellan sich anschickte das Kaminzimmer zu verlassen, gab sie ihm dennoch einige Worte mit auf den Weg, ohne eine unmittelbare
Reaktion darauf zu erwarteten. Möglicherweise würden sie Gehör finden, anderenfalls eben in einem weiteren potentiellen Beben verklingen. „Mir scheint
es so, als würdet Ihr unbedingt an etwas festhalten wollen, von dem ihr insgeheim wisst, dass es falsch ist. Euer Verstand und nun offenbar auch Euer
Körper schicken Euch immer und immer wieder alarmierende Warnsignale, welche Ihr ignoriert. Aber Ihr solltet dabei nicht aus dem Blick verlieren, dass
die Zeit einem stetigen Wandel unterliegt, die Sanduhren drehen sich weiter.“
Ob er diesen Rat beherzigen würde oder aber sich im Nachgang nochmal ihre Worte mit ein wenig Abstand und einer neutraleren Sichtweise durch den
Kopf gehen lassen würde, vermochte die Inquisitorin nicht zu beurteilen. In Anbetracht dessen, dass das Anwesen eine Erschütterung nach der anderen
erlitt, sollte dies momentan aber auch nicht ihre Hauptsorge sein.
Sorgenvoll wandte sie den Blick zur Zimmerdecke während ihr Kopf gedanklich schon ein Horrorszenario nach dem anderen entwarf. Nachdem Stellan
den Raum verlassen hatte, wollte sie eigentlich erneut ins obere Stockwerk eilen, um zu sehen, welche Hiobsbotschaft sie dort erwarten würde, doch
stattdessen wartete schon eine andere eher unwillkommene Herausforderung auf sie. Unter normalen Umständen, wäre der Götzenprediger sicher kein
willkommener Gast, dessen Worten Gehör geschenkt werden würde, aber in diesem Fall heiligte der Zweck wohl die Mittel.
Bereits seit mehreren Wochen, wenn nicht gar Monaten waren sie jedem sich bietenden Hinweis gefolgt, um Freya zu finden. Zuletzt war es Liadan
gewesen, die ihnen offenbart hatte, wo in Naheniels Reich, sich die Adeptin aufhalten sollte. Von daher schien es eigentlich absurd zu sein, dass
ausgerechnet Etoh nun hilfreiche Informationen liefern könnte, doch bevor sie denselben Fehler zweimal hintereinander begehen würde, nickte sie der
Dienstmagd zu, um ihr zu signalisieren, dass sie sich der Angelegenheit annehmen würde. „Ich kümmere mich darum. Bringt Ihr derweil das Kind fort,
es ist hier nicht mehr länger sicher.“ Ihre Stimme, war dabei jedoch nicht lauter als ein eisiges Flüstern, damit niemand ihrer Besucher hörte,
was sie im Sinn hatte.
Mochte Tanuri auch noch so hysterisch gewesen sein, als sie zurückgekehrt war, dennoch hegte Lorena keinen Zweifel daran, dass in ihren Worten auch
ein Fünkchen Wahrheit versteckt sein könnte. Landru selbst hatte der Eismagierin verraten, dass er auf der Suche nach der Priesterin war, und die
jüngsten Ereignisse zeigten, dass er bei seiner Fahndung nicht untätig geblieben war. Allerdings bezweifelte sie, dass Tanuri dieselben Konditionen
unterbreitet wurden, wie ihr seiner Zeit, um an Wissen über die Adeptin zu gelangen.
Die Inquisitorin musste also davon ausgehen, dass er das Anwesen und die umliegenden Gebäude längst ausgekundschaftet hatte. Die Rückkehr von
ihrer Gildenschwester würde ihn vermutlich nach Rache sehnen lassen. Zwar kannte sie selbst noch nicht die näheren Umstände, doch da Adrian ihm sein
Spielzeug offenbar gewaltsam entrissen hatte, war dies die einzig logische Schlussfolgerung. Demnach wäre das Anwesen der Legion vermutlich seine
erste Anlaufstelle.
„~Die Legion einst eine Festung des Chaos verwandelt sich immer mehr zu einem Irrenhaus. Heimgesucht von einem Blutsauger, beherbergt sie eine um
den Verstand gebrachte Dienerin der Kirche, welche in ihrem Wahnsinn möglicherweise gerade die Grundfesten des Hauses zerstört. Dazu ein
gebrechlicher, seniler Alter, dessen Gefolgschaft ebenfalls fraglich ist und zudem noch das Weißherz, welches dem ganzen Irrsinn die Krone aufsetzen
soll, bis du wirklich davon überzeugt, dass die Verdammnis dir nicht mehr zu bieten hat? ~“
Definitiv war es in der Legion momentan nicht sicher, für keinen von ihnen und vermutlich am Wenigsten für ein kleines Kind, welches als Druckmittel
zwischen die Fronten geraten konnte. „Nehmt zwei Wachen mit, welche Euch sicheres Geleit verschaffen, aber passt auf, dass niemand Euch oder das
Kind erkennt.“ Mehr Anweisungen würde die Dienstmagd wohl nicht brauchen, sie stand lang genug im Dienste der Legion, um zu wissen, was nun zu tun war.
War es nun ohnehin an der Zeit, sich ihrem nächsten ‘Gast‘ zu widmen. Festen Schrittes verließ sie also das Kaminzimmer, um in die Eingangshalle zu
gelangen, in der Etoh bereits umgeben von Wachen wartete. Geringschätzig musterte sie seine Silhouette und versuchte abzuschätzen, was sie nun wohl
als nächstes erwarten würde. „So sieht man sich wieder.“ Ihre Arme verschränkte sie vor der Brust, während sie den Priester auffordernd ansah.
„Welcher Umstand, verschafft uns die Ehre Eures Besuches, was wollt ausgerechnet Ihr über unsere Adeptin wissen?“
in den Sinn kam. Gewiss war sie selbst ebenfalls keine einfache Gesprächspartnerin, aber anscheinend sollte diese Unterredung für beide Parteien nicht
sonderlich konstruktiv sein. Es schien als würden sie immer wieder aneinander vorbeireden, egal wie sie sich auch drehten und wendeten. Er hatte nach ihrer
Meinung gebeten und die hatte er auch erhalten, aber offenbar es nicht als solches aufgefasst, sondern anders interpretiert.
Allerdings blieb sie bei ihrem Standpunkt, aktuell erschienen weder Naheniel noch Tanuri für diese überaus wichtige Aufgabe geeignet zu sein. Der Eine
wollte den Schlüssel nur für seine eigenen perfiden und egoistischen Zwecke missbrauchen, während die Andere, so leid es ihr auch tat, momentan nicht
Herrin ihrer Sinne war, undenkbar ihr in dieser Lage eine solche Bürde aufzuerlegen. Niemand konnte bislang wissen, ob ihr Zustand von kurzer Dauer war
oder aber ob der Unhold irreparable Schäden hinterlassen hatte.
Zugegeben Lorenas Überlegungen bezüglich Stellans Positionierung waren eine reine Spekulation, doch da sie keinen Zugang zu seinen Gedankenspielen
finden konnte, musste sie eben versuchen mit dem Bild zu arbeiten, welches sich aufzeichnete. Sie verließ sich dies bezüglich einzig und allein auf ihren
Instinkt, folgte Hinweisen, hörte auf Zwischentöne und interpretierte das was sie sah. Möglicherweise durchaus auch behaftet von dem ein oder anderen
Vorurteil, doch wer konnte sich von eben jenen schon freisprechen?
„Ein frischer Denkansatz, ist nur von Nutzen, wenn man ihm gestattet sich zu entfalten. Ich habe versucht Euch meine Meinung darzulegen, aber wie
meine Worte gedeutet oder wahrgenommen werden obliegt nicht mir.“ Sie wollte ihren Gedanken gerade weiter ausführen, als das Gemäuer abermals eine
heftige Erschütterung erlitt. In diesem Fall musste sie eindeutig der Einschätzung des Alten folgen. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Aber was
vermochte es, diese Beben zu verursachen? Das erste war zu erklären gewesen, der Rest jedoch nicht. Ein Rätsel, für dessen Entschlüsselung die Zeit
aber noch nicht gekommen zu sein schien.
Als sie sah, dass Stellan sich anschickte das Kaminzimmer zu verlassen, gab sie ihm dennoch einige Worte mit auf den Weg, ohne eine unmittelbare
Reaktion darauf zu erwarteten. Möglicherweise würden sie Gehör finden, anderenfalls eben in einem weiteren potentiellen Beben verklingen. „Mir scheint
es so, als würdet Ihr unbedingt an etwas festhalten wollen, von dem ihr insgeheim wisst, dass es falsch ist. Euer Verstand und nun offenbar auch Euer
Körper schicken Euch immer und immer wieder alarmierende Warnsignale, welche Ihr ignoriert. Aber Ihr solltet dabei nicht aus dem Blick verlieren, dass
die Zeit einem stetigen Wandel unterliegt, die Sanduhren drehen sich weiter.“
Ob er diesen Rat beherzigen würde oder aber sich im Nachgang nochmal ihre Worte mit ein wenig Abstand und einer neutraleren Sichtweise durch den
Kopf gehen lassen würde, vermochte die Inquisitorin nicht zu beurteilen. In Anbetracht dessen, dass das Anwesen eine Erschütterung nach der anderen
erlitt, sollte dies momentan aber auch nicht ihre Hauptsorge sein.
Sorgenvoll wandte sie den Blick zur Zimmerdecke während ihr Kopf gedanklich schon ein Horrorszenario nach dem anderen entwarf. Nachdem Stellan
den Raum verlassen hatte, wollte sie eigentlich erneut ins obere Stockwerk eilen, um zu sehen, welche Hiobsbotschaft sie dort erwarten würde, doch
stattdessen wartete schon eine andere eher unwillkommene Herausforderung auf sie. Unter normalen Umständen, wäre der Götzenprediger sicher kein
willkommener Gast, dessen Worten Gehör geschenkt werden würde, aber in diesem Fall heiligte der Zweck wohl die Mittel.
Bereits seit mehreren Wochen, wenn nicht gar Monaten waren sie jedem sich bietenden Hinweis gefolgt, um Freya zu finden. Zuletzt war es Liadan
gewesen, die ihnen offenbart hatte, wo in Naheniels Reich, sich die Adeptin aufhalten sollte. Von daher schien es eigentlich absurd zu sein, dass
ausgerechnet Etoh nun hilfreiche Informationen liefern könnte, doch bevor sie denselben Fehler zweimal hintereinander begehen würde, nickte sie der
Dienstmagd zu, um ihr zu signalisieren, dass sie sich der Angelegenheit annehmen würde. „Ich kümmere mich darum. Bringt Ihr derweil das Kind fort,
es ist hier nicht mehr länger sicher.“ Ihre Stimme, war dabei jedoch nicht lauter als ein eisiges Flüstern, damit niemand ihrer Besucher hörte,
was sie im Sinn hatte.
Mochte Tanuri auch noch so hysterisch gewesen sein, als sie zurückgekehrt war, dennoch hegte Lorena keinen Zweifel daran, dass in ihren Worten auch
ein Fünkchen Wahrheit versteckt sein könnte. Landru selbst hatte der Eismagierin verraten, dass er auf der Suche nach der Priesterin war, und die
jüngsten Ereignisse zeigten, dass er bei seiner Fahndung nicht untätig geblieben war. Allerdings bezweifelte sie, dass Tanuri dieselben Konditionen
unterbreitet wurden, wie ihr seiner Zeit, um an Wissen über die Adeptin zu gelangen.
Die Inquisitorin musste also davon ausgehen, dass er das Anwesen und die umliegenden Gebäude längst ausgekundschaftet hatte. Die Rückkehr von
ihrer Gildenschwester würde ihn vermutlich nach Rache sehnen lassen. Zwar kannte sie selbst noch nicht die näheren Umstände, doch da Adrian ihm sein
Spielzeug offenbar gewaltsam entrissen hatte, war dies die einzig logische Schlussfolgerung. Demnach wäre das Anwesen der Legion vermutlich seine
erste Anlaufstelle.
„~Die Legion einst eine Festung des Chaos verwandelt sich immer mehr zu einem Irrenhaus. Heimgesucht von einem Blutsauger, beherbergt sie eine um
den Verstand gebrachte Dienerin der Kirche, welche in ihrem Wahnsinn möglicherweise gerade die Grundfesten des Hauses zerstört. Dazu ein
gebrechlicher, seniler Alter, dessen Gefolgschaft ebenfalls fraglich ist und zudem noch das Weißherz, welches dem ganzen Irrsinn die Krone aufsetzen
soll, bis du wirklich davon überzeugt, dass die Verdammnis dir nicht mehr zu bieten hat? ~“
Definitiv war es in der Legion momentan nicht sicher, für keinen von ihnen und vermutlich am Wenigsten für ein kleines Kind, welches als Druckmittel
zwischen die Fronten geraten konnte. „Nehmt zwei Wachen mit, welche Euch sicheres Geleit verschaffen, aber passt auf, dass niemand Euch oder das
Kind erkennt.“ Mehr Anweisungen würde die Dienstmagd wohl nicht brauchen, sie stand lang genug im Dienste der Legion, um zu wissen, was nun zu tun war.
War es nun ohnehin an der Zeit, sich ihrem nächsten ‘Gast‘ zu widmen. Festen Schrittes verließ sie also das Kaminzimmer, um in die Eingangshalle zu
gelangen, in der Etoh bereits umgeben von Wachen wartete. Geringschätzig musterte sie seine Silhouette und versuchte abzuschätzen, was sie nun wohl
als nächstes erwarten würde. „So sieht man sich wieder.“ Ihre Arme verschränkte sie vor der Brust, während sie den Priester auffordernd ansah.
„Welcher Umstand, verschafft uns die Ehre Eures Besuches, was wollt ausgerechnet Ihr über unsere Adeptin wissen?“
~ Großinquisitorin der dunklen Kirche~
~ Mitglied der Familie Zar ~
❖Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sicher sein, dass er gut schwimmen kann, andernfalls wird er vom ewigen dunklen Meer verschlungen.❖
- Yasin bin Saaid al Sabbah
- Kräuterkundiger / Kräuterkundige
- Beiträge: 15
- Registriert: Fr 2. Aug 2024, 15:18
#1275
Die Harfe der Sande, die geschaffen worden war um die Wüste besser lenken zu können glitzert in ihrem eigenen Licht. So viele Werkzeuge, geschaffen von den größten Magier des Reiches und mit dem Wissen so vieler gespeist. Er hatte Vorkehrungen getroffen. Für den Fall der Fälle. Yasin hat Zeit und sein Vater ihn gut geschult. Was sollte er mit dem Burschen auch sonst machen als ihn durch Taktik, Kriegswesen und Planung zu jagen. Theoretisch würde er irgendwann den Posten antreten, aber das will er gar nicht. Soll doch sein Vater auf dem Thron verrotten der ihm in seiner Sterblichkeit gegeben war. Er strebte nach mehr. Jetzt wo er weiß, dass er die Welt zerreißen kann. Was für Möglichkeiten gab es da? Vielleicht konnte man dieses andere Land erobern. Vielleicht die Welten verschmelzen? Vielleicht auch einfach Gott spielen und die Bewohner sind die Puppen im Puppenhaus.
Seine Schritte lenkten ihn aus dem verbotenen Bereich zurück in die gewöhnlichen Bereiche des Palastes. In den verbotenen Bereich kam man nur durch ein Portal. Keine Tür, keine andere Möglichkeit. Der Kettenschmied hatte einen Zugang und er. Weil sie beide brauchten die Magie die dort verborgen war. Die Werkzeuge die er benutzte.
Der Kaftan blähte durch den Windstoß auf und er näherte sich dem Harem. Die Tücher wehten im warmen Wüstenwind und tanzen zu den Strahlen der Sonne. Vor einer Frauen blieb er stehen. Sie alle waren recht ähnlich. Eine unerträgliche Anspannung als er die Hand nach dem Gesicht ausstreckte, verborgen von einem hauchdünnen Schleier. "Du hast versucht mich zu betrügen." Ein Raunen ging durch die Damen. Sie sagte nichts. Schwieg und dann zückte die Hand vor um mit einem kleinen Dolch nach ihm zu stechen. Sie erwischte ihn an der Seite, weil er versuchte reflexartig auszuweiche. Es blutete leicht. Sie musterte ihn voller Hass und Verachtung. "Eher sterbe ich als das ihr erneut Hand an mich legt Ya Amir." Raunte sie und ihre Augen kamen was funkelndes. "Ah, ihr wollt für mich sterben. Was für ein großzügiges Opfer von euch. Was für ein Geschenk." Die anderen Frauen erhoben sich langsam und verließen den Raum. Es ist nicht so als hätten sie es nicht auf die ein oder andere Weise versucht und wurden zurecht gewiesen.
Die Klinge blitzte im Sonnenlicht. Sie war entschlossen, sie war energisch. Er umkreiste sie wie ein Geier in der Wüste das Aas. Dann sprang sie erneut auf ihn zu. Doch diesmal war er vor bereitet. Seine Hand griff nach der Waffenhand, der Dolch war zu klein um eine gute Reichweite zu haben und erwischte ihn nicht erneut. Er drehte das Gelenk und es knack scheußlich gepaart mit einem schrillen Schrei. Die Klinge schlitterte über den Boden. Durch die Drehung gab ihr Körper nach, ihre Rückseite schmiegte sich an seine Brust. Es hatte was von einem tödlichen Tanz. Seine zweite Hand griff nach ihrem Gesicht. Die Finger bohrten sich in ihre Wangen. Sie begann zu würgen und zu husten als ihr Sand aus der Nase und Tränendrüsen rann. Sie windet sich. Doch gegen die Magie kam sie nicht an und ihr Blick brach. Nach wenigen Minuten ließ er ihren leblosen Körper gen Boden sinken. Erstick am Sand.
"Siehst du wie gnädig bin, deinem Wunsch zu entsprechen?"
Obwohl sie es nicht mehr hören kann.
Haaram war entsetzt. Er wollte das Mädchen nicht im Stich lassen. Er hatte durchaus Mitleid und doch die Angst und ihre Aufforderung zu laufen war der letzte Impuls. Er rannte als einer der letzten in den See. Die anderen Männer hielten Freya auch nicht auf, es war ohnehin zu spät. Die wenigen die nicht im See waren und damit in einer vorläufigen Sicherheit, versuchten sich so zu verstecken. Sie versuchen nicht die Aufmerksamkeit des Dschinn zu erlangen.
Möglicherweise war das Dorf verloren, denn die Erscheinungen vergiften das Land. Bald schon dürfte der See ausgetrocknet sein und das letzte Grün dem Sand zum Opfer fallen.
Der Dschinn hat sie nun gefunden.
Seine Schritte lenkten ihn aus dem verbotenen Bereich zurück in die gewöhnlichen Bereiche des Palastes. In den verbotenen Bereich kam man nur durch ein Portal. Keine Tür, keine andere Möglichkeit. Der Kettenschmied hatte einen Zugang und er. Weil sie beide brauchten die Magie die dort verborgen war. Die Werkzeuge die er benutzte.
Der Kaftan blähte durch den Windstoß auf und er näherte sich dem Harem. Die Tücher wehten im warmen Wüstenwind und tanzen zu den Strahlen der Sonne. Vor einer Frauen blieb er stehen. Sie alle waren recht ähnlich. Eine unerträgliche Anspannung als er die Hand nach dem Gesicht ausstreckte, verborgen von einem hauchdünnen Schleier. "Du hast versucht mich zu betrügen." Ein Raunen ging durch die Damen. Sie sagte nichts. Schwieg und dann zückte die Hand vor um mit einem kleinen Dolch nach ihm zu stechen. Sie erwischte ihn an der Seite, weil er versuchte reflexartig auszuweiche. Es blutete leicht. Sie musterte ihn voller Hass und Verachtung. "Eher sterbe ich als das ihr erneut Hand an mich legt Ya Amir." Raunte sie und ihre Augen kamen was funkelndes. "Ah, ihr wollt für mich sterben. Was für ein großzügiges Opfer von euch. Was für ein Geschenk." Die anderen Frauen erhoben sich langsam und verließen den Raum. Es ist nicht so als hätten sie es nicht auf die ein oder andere Weise versucht und wurden zurecht gewiesen.
Die Klinge blitzte im Sonnenlicht. Sie war entschlossen, sie war energisch. Er umkreiste sie wie ein Geier in der Wüste das Aas. Dann sprang sie erneut auf ihn zu. Doch diesmal war er vor bereitet. Seine Hand griff nach der Waffenhand, der Dolch war zu klein um eine gute Reichweite zu haben und erwischte ihn nicht erneut. Er drehte das Gelenk und es knack scheußlich gepaart mit einem schrillen Schrei. Die Klinge schlitterte über den Boden. Durch die Drehung gab ihr Körper nach, ihre Rückseite schmiegte sich an seine Brust. Es hatte was von einem tödlichen Tanz. Seine zweite Hand griff nach ihrem Gesicht. Die Finger bohrten sich in ihre Wangen. Sie begann zu würgen und zu husten als ihr Sand aus der Nase und Tränendrüsen rann. Sie windet sich. Doch gegen die Magie kam sie nicht an und ihr Blick brach. Nach wenigen Minuten ließ er ihren leblosen Körper gen Boden sinken. Erstick am Sand.
"Siehst du wie gnädig bin, deinem Wunsch zu entsprechen?"
Obwohl sie es nicht mehr hören kann.
Haaram war entsetzt. Er wollte das Mädchen nicht im Stich lassen. Er hatte durchaus Mitleid und doch die Angst und ihre Aufforderung zu laufen war der letzte Impuls. Er rannte als einer der letzten in den See. Die anderen Männer hielten Freya auch nicht auf, es war ohnehin zu spät. Die wenigen die nicht im See waren und damit in einer vorläufigen Sicherheit, versuchten sich so zu verstecken. Sie versuchen nicht die Aufmerksamkeit des Dschinn zu erlangen.
Möglicherweise war das Dorf verloren, denn die Erscheinungen vergiften das Land. Bald schon dürfte der See ausgetrocknet sein und das letzte Grün dem Sand zum Opfer fallen.
Der Dschinn hat sie nun gefunden.
Der Sand verbirgt die Erinnerungen
Der Fluss offenbart die Sünden
Der Himmel legt seinen Atem da